Logistik und Transport - Trends und Consulting Best Practices Branchendossier

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Logistik und Transport - Trends und Consulting Best Practices Branchendossier
Branchendossier

      Logistik und Transport
Trends und Consulting Best Practices

                Eine Publikation der Lünendonk GmbH
                                    in Kooperation mit

                                        in fachlicher
                                  Zusammenarbeit mit
Logistik und Transport - Trends und Consulting Best Practices Branchendossier
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B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Inhaltsverzeichnis

Vorwort .......................................................................................................................................................... 4
Wachstumsmarkt Deutschland und Europa......................................................................................................... 8
Global Logistics – Märkte in Entwicklung........................................................................................................ 10
Strukturen in Bewegung.................................................................................................................................... 13
Exzellenz³ – Balance von Operations, Ökonomie und Ökologie...................................................................... 18
Steigende Bedeutung der IT für die Logistik..................................................................................................... 22
Beratung hat strategische Bedeutung für Logistik............................................................................................. 25
Logistik 2020 – effiziente und automatisierte Logistiknetzwerke..................................................................... 28
High Performers in Logistik und Transport wachsen mit bis zu 13,4 Prozent.................................................. 31
Logistik agiert global, regional und lokal – der Großteil der Effizienzpotenziale
liegt aber vor allem vor Ort................................................................................................................................ 34
Exzellente Verknüpfung der Stakeholder in der Logistik – Closing the IT-Gap............................................... 37
Von der Economy of Scale zur Economy of Flexibility.................................................................................... 40

Interviews, Best Practices & Case Studies..................................................................................... 42
Exzellent vernetzt............................................................................................................................................... 43
M&A in Fracht und Logistik – Wachstumschancen richtig nutzen................................................................... 46
„Auch in schwierigen Zeiten in Wachstum investieren“ .................................................................................. 50
Distributionskosten nachhaltig reduzieren......................................................................................................... 53
Risiken von Transportdienstleistungen besser bewerten................................................................................... 56
Carl Zeiss AG: Supply-Chain-Optimierung zur Qualitäts- und Service-Verbesserung..................................... 60
Supply Chain Transformation der AFL Fashion Limited.................................................................................. 64
Logistikimmobilien – strategische Herausforderung......................................................................................... 68

Glossar.......................................................................................................................................................... 72

Unternehmensprofile.............................................................................................................................. 75
Accenture GmbH............................................................................................................................................... 76
h&z Unternehmensberatung AG........................................................................................................................ 77
Miebach Consulting GmbH............................................................................................................................... 78
Logistik HEUTE........................................................................................................................................... 79
Lünendonk GmbH............................................................................................................................................. 80

Quellenverzeichnis.................................................................................................................................. 81

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Vorwort

                                                          Waren­fluss der Zukunft mit reduzierter Lagerhaltung.
                                                          Der International Transport Forum Summit 2013 in
                                                          Leipzig greift eine damit verbundene Herausforde-
                                                          rung auf: Die Finanzierung von effizienten Logis-
                                                          tiknetzwerken und -infrastrukturen. Wer kann und
                   Markus Matschiner,                     soll sich hier sinnvoll beteiligen? Hier stellen sich
                   Partner Lünendonk GmbH                 Fragen nach Kooperation und Synergie, bei deren
                                                          Lösung auch die öffentliche Hand eine wesentliche
                                                          Rolle spielt. So ist es auch die im Sinne der Ökolo-
Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrter Leser,             gie und Ökonomie nachhaltige Gestaltung der Logis­
                                                          tikinfrastrukturen und -netzwerke, bei der die Betei­
Logistik und Transport ist eine Zukunftsbranche!          ligung der Politik für die Branche wesentliche Impulse
Einerseits bieten Globalisierung oder der Trend zum       setzen kann.
Outsourcing gute Möglichkeiten für Wachstum der
Logistikdienstleister – andererseits generieren zu-       Entsprechend der Zunahme der Bedeutung der
nehmender Effizienzdruck und ökologische Zwänge           Logistik für die Unternehmen steigt auch die Bedeu-
hohen Entwicklungbedarf für Lösungen zur Optimie-         tung der Logistik für die Unternehmensberatungen
rung der Kosten und Umweltbelastungen. Somit sind         und IT-Dienstleister – auf Logistik spezialisierte
die von den Entscheidern in der Logistik zu bewäl­        Hidden Champions wachsen seit Jahren mit bis zu
tigenden Herausforderungen durchaus respektabel           20 Prozent pro Jahr.
und erfordern ambitioniertes strategisches Handeln.
                                                          In dem Ihnen vorliegenden Branchendossier geht
In der gemeinsamen Entwicklung von Lösungen und           die Lünendonk GmbH, Kaufbeuren, in Zusammen-
Innovationen haben Logistik und Transport bedeuten-       arbeit mit den Unternehmensberatungen Accenture,
den Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft. Für die     h&z Unternehmensberatung und Miebach Consul-
Zukunft können hochintegrierte und, wo sinnvoll, au-      ting auf wichtige Entwicklungen und Trends für die
tomatisierte Logistikinfrastrukturen und -netzwerke       Branche Logistik und Transport ein. Dabei wurde
– weltweit wie auch lokal – wichtige Veränderungen        Wert darauf gelegt, aktuelle Herausforderungen und
begleiten oder sogar beschleunigen. Rohstoffe, Ma-        Lösungsansätze darzustellen, die aus Sicht beider
terial und Waren werden zukünftig noch mehr „im           Akteure in diesem Feld – die der Verlader und der Lo-
Fluss“ sein, statt in Lagern zu liegen. Dafür entschei-   gistikdienstleister – von strategischer Bedeutung sind.
dend sind hocheffiziente Prozesse und Strukturen –
geplant und gesteuert durch intelligente IT-Lösungen.     Wir wünschen Ihnen durch die Lektüre interessante
Dynamik-robuste Supply Chains, die Störungen wie          Perspektiven und anregende Impulse.
Naturkatastrophen schnell kompensieren können,
sind aber gleichzeitig Voraussetzung für diesen

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Vorwort

                                                          diese fünf Determinanten der Branchenzukunft,
                                                          mit der sich Wissenschaft und Forschung derzeit
                                                          intensiv beschäftigen?

                                                          Die erste von ihnen hat sich zwar als geflügeltes
                                                          Wort im Sprachgebrauch niedergeschlagen: Glo-
                   Prof. Dr. Evi Hartmann                 balisierung. Doch Studien zeigen, dass viele der
                                                          über die offensichtlichen Implikationen hinausge-
                                                          henden Konsequenzen der Globalisierung (noch)
Leiterin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre      nicht großflächig in der Praxis gesehen und gezo-
– insbesondere Supply Chain Management (SCM) –            gen werden. Drastische Zunahme der Komplexität
an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-          in den Strukturen der Supply Chains, zunehmende
Erlangen, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats         Dynamisierung der Unternehmensumwelt, resultie-
der Bundesvereinigung Logistik.                           rende Zunahme der Demand and Supply Volatility,
                                                          rasante Technologieentwicklung und damit immer
                                                          kürzere Produkt­  lebenszyklen, konstante Tendenz
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,                zum Outsourcing und wachsende Fragmentierung
                                                          der Value Chain führen nicht nur zu höherer Kom-
Es wird nicht einfacher in der Logistik. Einerseits       plexität und stärkeren Anforderungen als weite Tei-
wird die Branche immer stärker gezwungen, quali-          le der Praxis bisher vermuten. Nein, sie bereiten
tativ hochwertige Logistikdienstleistungen bereitzu-      aus Sicht der Wissenschaft einen unumgänglichen
stellen. Andererseits wird der Kostendruck immer          Paradigmenwechsel vor, den einige Pioniere der
größer. In diesem sich zunehmend verschärfenden           Best Practices bereits vollziehen: Logistik und
Spannungsfeld bewegen sich Logistik und Transport         Transport müssen sich in den kommenden Jahren
– was allgemein bekannt ist. Weit weniger bekannt ist     noch viel stärker vom Kostenfaktor zum Differen-
die wissenschaftliche Sichtweise dieses Dilemmas.         zierungsvorteil im globalen Wettbewerb entwickeln.
Die Wissenschaft sagt: Das ist kein Dilemma. Das          Studien zeigen schon heute, dass die Märkte und
Spannungsfeld wird nicht von zwei Polen aus auf-          Kunden der Zukunft nicht mehr von überlegenen
gespannt, sondern von sieben – und fünf davon wer-        Produkten gewonnen werden, sondern von über­
den mehr oder weniger übersehen. Dies ist riskant.        legenen Supply Chains.
Denn diese fünf nach neuesten Forschungen ganz
sicher auf die Branche zukommenden Entwick­lungen         Was die Forschung zweitens zeigt: Angesichts der
werden Strategie, unternehmerischen Entschei-             wachsenden Globalisierung und Fraktalisierung der
dungsspielraum und die operativen Gegebenheiten           Supply Chains muss die Supply Chain Integration
im Supply Chain Management in den kommenden               deutlich schneller vorankommen, und zwar sowohl
Monaten und Jahren extrem beeinflussen. Was sind          auf informationeller als auch auf Ebene der opera-

                                                                                                           5
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tiven Abläufe. Um eine Prognose zu wagen: Das             Der vierte aktuelle Forschungsgegenstand der Wis-
Management großer Datenvolumen („Big Data“)               senschaft hat sich ebenfalls bereits als Schlagwort
– unterstützt durch Cloud Computing – wird sich           etabliert: Nachhaltigkeit. Leider zeigen Studien,
innerhalb der Supply Chains die Bahn brechen und          dass Sinn und Zweck hinter diesem Schlagwort
die Minimierung der Differenz zwischen Forecast und       noch nicht ganz in der Praxis angekommen sind:
tatsächlichem Bedarf wird in großen Schritten voran-      Grüne Logistik heißt eben nicht nur „gut für die
schreiten. Was die Forschung ebenfalls aufzeigt: Die      Umwelt“. Eine nachhaltige Supply Chain muss
bisherige Zusammenarbeit von Lieferanten, Herstel-        unter dem Stichwort „Triple Bottom Line“ sowohl
lern und Logistikern reicht nicht aus für die Bewäl-      ökologisch, sozial wie auch ökonomisch gleicher-
tigung der kommenden Aufgaben in hochkomplexen            maßen nachhaltig sein, in Produkten, Produktion
Wertschöpfungsnetzwerken. Studien belegen: Die            und Prozessen. Wie die Forschung zeigt, konzent-
Unternehmen der Best Practice haben recht, wenn sie       rieren sich viele Unternehmen jedoch noch stark
auf gesteigerte Formen der Zusammenarbeit wie In-         auf die Marketing-Aspekte der Nachhaltigkeit. Das
novationskooperationen oder strategische Allianzen        ist gefährlich. Denn erste schwache Signale aus der
setzen, die bis hin zum echten Collaborative Manage-      Forschungslandschaft deuten darauf hin, dass Nach-
ment reichen können.                                      haltigkeit sich vom trendigen Gebot der Stunde zum
                                                          Gütekriterium des Prozessmanagements und des
Die Forschung zeigt, drittens, auch deutlich: Globali­    Versorgungsauftrags der Logistik entwickeln wird.
sierung hat ihren Preis in Form des Risikos. Das er-      Schon jetzt bewegen sich Best Practices in eine
kennen große Teile der Praxis auch. Doch viel zu oft      Richtung, bei der selbst kleinste Prozessteilschritte
bleibt diese Erkenntnis folgenlos: Die Supply Chain       an der Rampe, im Lager oder im Transit routinemä-
Resilience wächst nicht so schnell wie die Risiko­        ßig auf ihre dreifache Nachhaltigkeit hin geprüft
zunahme in den Netzwerken. Dabei werden die Dy-           und optimiert werden.
namik der Globalisierung, die Unsicherheiten im
Marktumfeld, die Ansprüche der Kunden und die             Dass sich bei diesen vier aus wissenschaftlicher
Häufigkeit sowie Intensität und Virulenz von exoge-       Sicht prägenden Herausforderungen der Branche
nen Schocks weiter zunehmen. Die Empfehlung der           noch so viele Verbesserungspotenziale ausmachen
Wissenschaft ist eindeutig: Unternehmen sollten ihre      lassen, liegt leider zu ganz großen Teilen an einem
Supply Chain Manager schnellstmöglich in Richtung         fünften Mega-Trend: Talent. Die Supply Chain
Risiko- und Krisenmanager weiterentwickeln – nicht        Resilience ist in vielen Unternehmen und Liefer-
nur wegen der Risiko- und Krisenbewältigung. Das          ketten noch schwach, was klar begründbar am stark
unmittelbare Ziel der Supply Chain Resilience wird        zunehmenden Mangel an qualifizierten Mitarbei-
zwar die schnellstmögliche und möglichst effiziente       tern und Managern liegt. Extrapoliert der Forscher,
Wiederherstellung des Vor-Schock-Zustands sein.           ergibt sich aus diesem aktuellen und akuten Mangel
Doch der professionelle Supply Chain Manager wird         in den kommenden Jahren ein business-bedrohlicher
darüber hinaus auch aus vordergründig krisenhaften        Engpass. Das gilt heute schon für gut ausgebil­dete
Nachteilen noch tragende Vorteile für sich und seine      und unternehmensloyale Logistikexperten in den
Supply Chain zu gewinnen suchen.                          Emerging Markets. Gerade in diesen wichtigen

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Märkten sind Knappheit und Fluktuation auf dem            Posten“ ist, tun sich schwer im War for Talents. Weitaus
Arbeitsmarkt extrem. Aktuelle Forschungen zeigen          erfolgreicher sind Logistikdienstleister, die Manage-
auch keine Tendenz zur Trendumkehr.                       ment Development und Personalentwicklung zu
                                                          zentralen Hebeln ihres Supply Chain Managements
Doch die Wissenschaft gibt auch Lösungen für die-         erheben. Es geht eben nicht in erster Linie um Frach-
ses Problem an die Hand, zum Beispiel in Form des         ten, Tarife und Prozesse. In erster Linie gilt: It’s a
modernen Diversity Managements oder mit glo-              people’s business. Die Wissenschaft weist in die-
bal abgestimmten und kulturspezifisch angepass-           sem Punkt auf das Window of Opportunity hin: Eine
ten Qualifizierungs-Offensiven, die nicht nur, wie        funktionierende Personalentwicklung auf- oder aus-
bisher praktiziert, fachlich und persönlich aus- und      zubauen benötigt mindestens zwei Jahre. Die Zukunft
weiterbilden, sondern auch Employability und Kar-         der Branche beginnt also heute. Das ist die zentrale
rierechancen ihrer Teilnehmer wesentlich steigern.        Botschaft der fünf Mega-Trends und des Branchen-
Studien zeigen, dass diese Maßnahmen weitaus              dossiers, das Sie in Ihren Händen halten. Doch diese
besser für Talent Recruitment und Retention sind          Herausforderungen können und werden erfolgreich
als die üblichen Incentives. Die wissenschaftliche        gemeistert werden von allen, die den Wegweisern fol-
Sicht auf das Problem zeigt auch: Unternehmen,            gen. Und ideale Wegweiser in Richtung des Erfolgs
für die Qualifizierung lediglich ein „mitlaufender        sind immer noch Best Practices.

                                                                                                                7
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Wachstumsmarkt Deutschland und Europa

    250
          223,0                      Deutschland ist 2011 Logistik-Europameister                                                                                                                                                                                                                                                         223
                                     mit einem Anteil von 23,5% an 950 Mrd. €
                                                                                                                                                                                                 Der Logistikmarkt wuchs
    200                              Marktvolument (Binnen- und Outbound)                                                                                                                                                                                                                                         218
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  210
                                                                                                                                                                                                 von 2001 bis 2011 jährlich                                                                                 206
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         200
                                                                                                                                                                                                 um etwa 3,9% auf 223 Mrd. €.                                                                       189

                                                                                                                                                                                                                                                    160                         170
                                                                                                                                                                                                                                                                                         174
    150                                                                                                                                                                                                                                                                  161
                         131,0                                                                                                                                                                                                                154             156
                                                                                                                                                                                                                                        149

                                                                                                                                                                                                                               133
                                        93,0                                                                                                                                                      123 121             124
    100                                                83,7
                                                                 76,2                                                                                                                            1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

                                                                            56,8
                                                                                        43,2
     50                                                                                          33,8 31,9
                                                                                                                      22,4 22,3 21,5 19,7
                                                                                                                                          16,9 14,9
                                                                                                                                                    10,5 9,6 9,3 6,6 5,5
                                                                                                                                                                         4,9 3,8 3,4 2,7 2,9 2,2 1,5 0,7 0,3
      0
                                                                                                                                                                       Schweiz
                                                                                                                                                                                 Dänemark
                                                                                                                                                                                            Tschechien
                                                                                                                                                                                                         Rumänien
                                                                                                                                                                                                                    Portugal
                                                                                                                                                                                                                               Irland
                                                                                                                                                                                                                                         Ungarn
                                                                                                                                                                                                                                                  Bulgarien
                                                                                                                                                                                                                                                              Slowakei
                                                                                                                                                                                                                                                                         Luxemburg
                                                                                                                                                                                                                                                                                     Slowenien
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Lettland
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Litauen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Estland
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Zypern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Malta
          Deutschland

                                                                Spanien
                                                                          Niederlande
                                                                                        Polen
                                                                                                Belgien
                                                                                                          Schweden
                                                                                                                     Norwegen
                                                                                                                                Finnland
                                                                                                                                           Österreich
                                                                                                                                                        Griechenland
                        Frankreich
                                     Großbritannien
                                                      Italien

Abbildung 1: Logistikwachstum in Deutschland und Europa
Quelle: In Anlehnung an: C. Kille, M. Schwemmer, (2012), Die Top 100 der Logistik 2012/2013.
Hamburg: DVV Media Group GmbH

Wachstum in der Logistik seit zehn                                                                                                                                                Deutschland ist Logistik-Europameister
Jahren überdurchschnittlich – Logistik                                                                                                                                            Mit 950 Milliarden Euro Volumen ist Europa
bleibt weiterhin Wachstumsbranche                                                                                                                                                 weltweit größter Binnenmarkt
Der Markt für Logistik und Transport wächst seit 2002                                                                                                                             Mit 223 Milliarden Euro Marktvolumen ist Deutsch-
mit durchschnittlich 3,9 Prozent in Deutschland fast                                                                                                                              land in Europa mit deutlichem Abstand „Europa-
doppelt so schnell wie die Gesamtwirtschaft (2,0%).                                                                                                                               meister“ – 23,5 Prozent des europäischen Logistik­
Mit diesen Wachstumsraten und 223 Milliarden Euro                                                                                                                                 volumens werden von Deutschland umgesetzt, gefolgt
Umsatz im Jahr 2011 gehört Logistik und Transport                                                                                                                                 von Frankreich mit 131 Milliarden Euro (13,8%) und
zu den größten Branchen in Deutschland (nach Auto-                                                                                                                                Großbritannien mit 91 Milliarden Euro (9,6%).
motive mit 363 Mrd. Euro) und erwirtschaftet dabei
circa 8,7 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.                                                                                                                            Effekte des EU-Binnenmarktes auf Markt
Diese Entwicklung wird weitergehen und der Branche                                                                                                                                und Logistik
bis 2015 eine Wachstumsrate zwischen 3 und 4 Pro-                                                                                                                                 Im Jahr 2012 feiert der EU-Binnenmarkt sein 20-jäh-
zent bescheren. Diese liegt damit weiterhin deutlich                                                                                                                              riges Bestehen. Mit analytischem Rückblick auf die
über derjenigen des geschätzten BIP-Wachstums.                                                                                                                                    Entwicklung der Jahre 1992 bis 2008 werden laut
Logistik bleibt also eine Wachstumsbranche, deren                                                                                                                                 EU-Binnenmarkt-Akte 06.2012 dem Binnenmarkt
Bedeutung noch weiter steigen wird.                                                                                                                                               und der damit verbundenen Intensivierung der grenz-

8
Logistik und Transport - Trends und Consulting Best Practices Branchendossier
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

überschreitenden Zusammenarbeit folgende Effekte          einfachung von Verwaltung und Zoll) und der Luft-
zugeschrieben: Die Schaffung von etwa 2,8 Millionen       verkehre (Vereinheitlichung der Regelungen). Und
zusätzlicher Arbeitsplätze und eine zusätzliche Stei-     zweitens ist die Unterstützung der „digitalen Wirt-
gerung von 2,1 Prozent des Bruttoinlands­produkts         schaft“ in ganz Europa zu nennen – insbesondere
(EU-weit). Im Gesamtblick erhalten damit über             die Förderung eines digitalen Binnenmarkts, in dem
23 Millionen Unternehmen einen verbesserten Zu-           Bürger ungehindert grenzüberschreitende Online-
gang zu einem Markt mit einem Bruttoinlands­produkt       Geschäfte abschließen können.
von circa 12,6 Billionen Euro (2011) sowie zu über
500 Millionen Verbrauchern.                               Daraus folgen für die Zukunft eine deutliche Zunah-
                                                          me grenzüberschreitender Warentransporte (verstärkt
Wichtige Motoren für neues Wachstum                       im Paketversand) oder – wo sinnvoll – Distributions-
Von den vier in der Binnenmarkt-Akte genannten            partnerschaften mit gemeinsam genutzten Infrastruk-
Maßnahmen zur Förderung weiteren Wachstums sind           turen. Unternehmen und Logistikdienstleister, die
für die Logistik folgende zwei wesentlich: Erstens        Geschäftsmodelle mit Versandhandels- und Logistik­
der Ausbau vollständig integrierter Netze (Transport,     infrastrukturen rechtzeitig ins Auge fassen, können
Energie, Kommunikation) im Binnenmarkt – für die          von der immer stärker vernetzten EU-Wirtschaft
Logistik dabei im Bereich der EU-Seeverkehre (Ver-        zusätzlich profitieren.

                                                                                                            9
Logistik und Transport - Trends und Consulting Best Practices Branchendossier
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Global Logistics – Märkte in Entwicklung

                                                              413

                                                              801

                                                                             308
                                                                             180         GUS
                                                                                         109
                                         416                                                           85
             NORD-                                                                                          88
            AMERIKA                     330               WEST-EUROPA                      524
              956                                            3.998

                                                                                           808
                                                                                                                    ASIEN

                                                                             108
                                                                     168                                            2.464
                                                      7
                                                   53 9                      Mittlerer           471
            138

                                                                              Osten
                                       10 8
                                         8
                                         9

                                                                               89              198
                  165

                                                            177
                                                               184

                                              85
                                                                                         128         123
                         MITTEL- UND                                AFRIKA
                        SÜD-AMERIKA
                                                                     62
                           148

      100                                                            148
                                                                    134                              Anteil Binnenwarenhandel
            Warenhandelsvolumen der Region                                                           Warenhandel mit anderen Regionen

Abbildung 2: Weltweiter Warenhandel 2010 (in Milliarden US-Dollar)
Quelle: WTO International Trade Statistics 2011

Emerging Markets im Global Business                               Informations- und Telekommunikationstechnik
Von einer globalen Perspektive aus betrachtet entwi-              (ITK), Fast moving consumer goods (FMCG)) legen
ckeln sich folgende Märkte bis 2030 in besonderem                 transnationale Logistikdienstleister in den Emerging
Maße: China, Brasilien, Indien, Mexiko, Russland,                 Markets vor allem auch durch Kooperationen oder
Südafrika und die Türkei sind „Emerging Markets“                  Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions
und von hoher Bedeutung für die Strategie von inter-              (M&A)) zu.
national agierenden Logistikdienstleistern.
                                                                  Wachstumspfade in der internationalen
Diese Wachstumsregionen sind für regional wie                     Logistik
inter­national aufgestellte Logistikunternehmen stra-             Länderspezifische rechtliche Bestimmungen und die
tegische Märkte, an deren Wachstum partizipiert                   vorhandene sowie geplante Logistikinfrastruktur sind
werden kann. Neben dem organischen Wachstum                       wesentlich für die Entwicklungsmöglichkeiten aus-
als Dienstleister für andere Branchen (Automo­tive,               ländischer Logistikunternehmen in den aufstreben-

10
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Abbildung 3: Horizontale und vertikale Wachstumspfade
Quelle: Lünendonk, 2012

den Wachstumsregionen. Dabei sind die Strategien          tegisches Ziel ist dabei der Ausbau des Logistiknetz-
Kooperation und Synergie erfolgsversprechende             werks in Europa. Durch M&A können operative wie
Katalysatoren für die Partizipation am Wachstum in        administrative Strukturen effizienter genutzt und
Emerging Markets.                                         Effi­zienzpotenziale gehoben werden.

M&As oder Kooperationen erweitern das                     Weltweit agierende
Netzwerk und die Effizienzpotenziale                      Logistikunternehmen wachsen
Transnationale Logistikdienstleister wachsen seit         durchschnittlich mit neun Prozent
Jahren auch über M&As. Beispielsweise kaufte 2004         Die Top-20-Logistikunternehmen weltweit aus dem
Exel Logistics (USA) für 710 Millionen US-Dollar          Jahr 2011 erwirtschafteten 2007 zusammen 263 Mil-
Tibbett & Britten (UK). Deutsche Post World Net (D)       liarden Euro. Bis 2011 stieg dieser Wert auf 364,0 Mil­-
übernahm 2005 Exel (USA und UK) für 5,5 Milliar-          liarden Euro – das Wachstum lag bei durchschnittlich
den Euro und Bax Global (USA) wurde 2006 durch            9,2 Prozent und übertraf damit den Durchschnitt in
die Deutsche Bahn für 1,1 Milliarden Euro gekauft         der Branche Logistik und Transport in Deutschland
sowie 2007 in die DB Schenker AG (D) integriert.          (3,9%) um das Doppelte.

Auch in Europa werden Fusionen und Akquisitionen          Transportnation USA
zunehmen – Ende 2012 meldete beispielsweise Dach-         Unter den weltweiten Top 20 stammen sechs Logistik­
ser (Deutschland) den Kauf von Akzar (Spanien)            dienstleister aus den USA – mit einem Umsatz von
und steigert somit den Umsatz um etwa 8,6 Prozent         117,5 Milliarden Euro haben diese einen Anteil von
und die Mitarbeiterzahl um etwa 14,0 Prozent. Stra-       32,3 Prozent unter den Top 20. Der US-Logistikmarkt

                                                                                                               11
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

gehört mit etwa 790 Milliarden Euro (2009) weltweit         Als Vorreiter für Entwicklungen und durch das enge
zu den größten – mit einem Anteil von circa 9,4 Prozent     Zusammenspiel von Handel und Logistik sind die
am BIP weisen die USA mit den höchsten Anteil der           USA wichtiger Indikator für Marktpotenziale – der
Logistik am BIP weltweit aus. Hoher Kosumgüterver-          Blick auf diesen Markt lohnt sich, um Trends recht-
brauch, eine höhere Mobilität der Gesellschaft und die      zeitig zu erkennen und auf ihre Umsetzbarkeit in
niedrigeren Kraftstoffpreise erklären zum Teil den im       Europa hin zu bewerten.
Vergleich zu Deutschland (8,7%) etwas höheren Wert.

 Die Top 20 Logistikdienstleister wachsen zwischen 2007 und 2011 circa 9,6 Prozent pro Jahr
 Logistikumsätze in Milliarden Euro

 Unternehmen                      Land                2011       2007     Änderung in %       Unternehmenstyp
 Deutsche Post DHL                Deutschland          43,2      41,1               5,1       diversifiziert
 UPS                              USA                  41,0      33,8              21,3       KEP
 FedEx                            USA                  30,3      20,5              47,8       KEP
 Maersk A/S                       Dänemark             29,3      18,0              62,8       Seefracht
 RZD                              Russland             26,4      12,4             112,9       Eisenbahn
 DB Mobility Logistics AG         Deutschland          19,4      17,9               8,4       diversifiziert
 Kühne + Nagel (AG & Co.) KG      Schweiz              16,0      12,5              28,0       diversifiziert
 Nippon Express                   Japan                16,0      12,0              33,3       diversifiziert
 NYK Line                         Japan                15,9       11,2             41,9       Seefracht
 Chinesische Eisenbahn            China                15,0      13,0              15,4       Eisenbahn
 Zwischensumme TOP 10                                 252,6
 CMA-CGM                          Frankreich           14,9        8,6             73,2       Seefracht
 Union Pacific                    USA                  14,3       11,0             30,0       Eisenbahn
 BNSF                             USA                  14,2      10,7              32,7       Eisenbahn
 Mitsui OSK                       Japan                13,2        7,6             73,7       Seefracht
 Yamato Transport                 Japan                   9,9      6,4             54,6       diversifiziert
 Indian Railway                   Indien                  9,7      3,9             48,7       Eisenbahn
 SNCF (inkl. Geodis)              Frankreich              9,4      6,0             56,6       diversifiziert
 CSX                              USA                     9,1      5,9             54,2       Eisenbahn
 Norfolk Southern                 USA                     8,6      5,3             62,2       Eisenbahn
 Sagawa Express                   Japan                   8,1      5,2             55,8       Eisenbahn
 Summe Top 20                                         364,0     263,0              38,4

Abbildung 4: Die Top-20-Logistikdienstleister weltweit nach Umsatz
Quellen: C. Kille, M. Schwemmer, (2012), Die Top 100 der Logistik 2012/2013 und P. Klaus, C. Kille; (2008),
Die Top 100 der Logistik 2007. Hamburg: DVV Media Group GmbH

12
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Strukturen in Bewegung

                                              Warenfluss                                                Warenfluss            B2C

                                           Informationsfluss                                          Informationsfluss        B2B

                    Zulieferer                                             Produzent

                      SCM                                                    SCM                                            CRM

                        ERP                                                 ERP
   Verlader
              WMS

                                   WMS

                                                                   WMS

                                                                                       WMS

                                         TMS                                                    TMS
                                                    WMS

                                                                   WMS

                                                                                       WMS

                             TMS                           TMS                                      TMS           WMS      TMS
               TMS, WMS der Logistikdienstleister                                 TMS, WMS der Logistikdienstleister
                                                                                                  Tracking                Tracking

     WMS = Warehouse Management System                    TMS = Transport Management System

Abbildung 5: IT-Systeme und Stakeholder in Logistik und Transport
Quelle: Lünendonk, 2012

Von Lager und Transport zu                                                    Planungsfehlern oder länger anhaltendem Bedarf
intelligenten und flexiblen                                                   durch Umlagerungen oder Ersatzmaterialien kurzfris-
Warenflussnetzwerken                                                          tig gedeckt werden können. Kosten waren dabei eher
Logistik – Herkunft und Zukunft                                               von untergeordneter Priorität.
Logistik wurde im Militärwesen als eigene Disziplin
entwickelt und war Teil der Nachschuborganisation –                           Heute ist Logistik eine hoch technisierte, stark infor-
heute noch ist die Prämisse „das richtige Material zur                        mationsbasierte Disziplin und wird von Wirtschafts-
rechten Zeit am richtigen Ort“ aktuell. Zentrale Auf-                         wissenschaftlern und Ingenieuren weiterentwickelt.
gaben waren die Planung und Verwaltung der Lager­-                            Mit verbesserten Werkzeugen wurde sie erweitert um
standorte, ausreichender Bestände und des Trans-                              die Prämissen „zu den geringsten Kosten“ (Bestän-
ports. Der Nachschub musste im Ernstfall „spon-                               de, Handling und Transport), „schnell und flexibel“
tan“ und „in ausreichender Menge“ aus vorher mit                              (Lieferzeiten von unter 24 oder gar 6 Stunden) und
hohen Reserven geplanten und produzierten Be-                                 aktuell „nachhaltig“ (Green Logistics) und „robust“
ständen schnell und ohne Störungen abgewickelt                                (gegen nicht planbare Störungen).
werden können. Materialengpässe mussten nur bei

                                                                                                                                     13
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Die mit diesen Zielen oft verbundenen Zielkonflikte       Lead Logistics Provider –
(z.B. niedrige Bestände versus hohe Verfügbarkeit)        komplexe Warenflusssysteme
führten zur Entwicklung von die Logistik und Ma-          Logistikanbieter sind über die Transporte, Lagerhal-
terialbestände optimierenden Disziplinen wie Supply       tung und weitere Dienstleistungen Bindeglieder viel-
Chain Management. Neueste Erweiterung des Be-             fältiger Organisationen. Komplex und komplementär
griffs ist hier Sustainable SCM (SSCM) im Sinne von       aufgestellte Logistikunternehmen vernetzen sich über
nachhaltigem Supply Chain Management.                     die Konzepte Third Party Logistics Provider (3PL)
                                                          und Fourth Party Logistics Provider (4PL) zusätzlich
Die Definition der Bundesvereinigung Logistik e. V.       auch mit internen Bereichen der Kundenunterneh-
(BVL) erweitert den Begriff „Logistik“ um die Be-         men, beispielsweise mit Planung und IT.
griffe „Netzwerke“ und „Flüsse“ und bildet aktuelle
Trends damit ab:                                          Outsourcing oder Kontraktlogistik werden immer
                                                          wichtigere Hebel für Logistikdienstleister, um als
 „Logistik ist eine anwendungsorientierte Wissen­         Wertschöpfungspartner zu agieren. Verlader (Indus-
 schaftsdisziplin. Sie analysiert und modelliert          trie und Handel) können sich auf ihre jeweiligen
 arbeitsteilige Wirtschaftssysteme als Flüsse von         Kernkompetenzen konzentrieren. Das hängt aller-
 Objekten (v.a. Güter und Personen) in Netzwerken         dings stark vom Geschäftsmodell ab und kann sich
 durch Zeit und Raum und liefert Handlungsemp-            im Laufe der Zeit auch wieder ändern (Insourcing).
 fehlungen zu ihrer Gestaltung und Implementie-           Für Versandhandelsunternehmen beispielsweise ist
 rung. Die primären wissenschaftlichen Frage-             die Logistik in zunehmendem Maße eine erfolgs­
 stellungen der Logistik beziehen sich somit auf          bestimmende Kernkompetenz.
 die Konfiguration, Organisation, Steuerung oder
 Regelung dieser Netzwerke und Flüsse mit dem             Lead Logistics Provider bieten in Zukunft für ihre
 Anspruch, dadurch Fortschritte in der ausgewo-           Kunden verstärkt komplexe Leistungssysteme ent-
 genen Erfüllung ökonomischer, ökologischer und           lang einer fluss- und absatzmarktorientierten Supply
 sozialer Zielsetzungen zu ermöglichen.“                  Chain in einer klugen Kombination von 3PL- und
                                                          4PL-Leistungen an und werden so zum „Business
                                                          Accelerator“ insbesondere für Emerging Markets.
Mit Blick in die Zukunft sind intelligente Netzwerke
auf globaler und regionaler Ebene sowie innovative        Effiziente Logistikinfrastrukturen
Geschäftsmodelle wichtige Entwicklungen. Logis-           für mehr Wohlstand
tik wird sich vom Dienstleister für Branchen zum          Vorhandene und geplante Logistikinfrastrukturen
Betreiber von Warenflusssystemen – gegebenenfalls         werden wichtiger für den aktuellen oder geplanten
mit zunehmender Integration von produktions­nahen         Geschäftserfolg in der Logistik – ein direkter Bezug
Dienstleistungsangeboten (einfache Montagen,              zwischen ökonomischem Wohlstand und vorhande-
Reparaturen, Recycling, etc.) – sogar verstärkt als       ner Infrastruktur eines Landes wird in einer Studie
wertschöpfende Dienstleistungsbranche (Logistik           der Unternehmensberatung Miebach bestätigt.
der letzten Meile/Citylogistik) etablieren und sich
somit etwas unabhängiger von den wirtschaftlichen         Dabei spielen die Planungen der Öffentlichen Hand
Entwicklungen (Volatilität) in Industrie und Handel       des jeweiligen Landes eine erhebliche Rolle. Eine
positionieren können.                                     Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Logis­

14
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

tik­
   dienstleistern und beispielsweise Handwerks-           hinsichtlich der Stärken der wichtigsten Dienstleis-
kammern oder den zuständigen Ministerien bringt           ter können etwa durch Dienstleisterwechsel oder die
strategisch durch gemeinsame Konzepte Vorteile. In        Entwicklung einer strategischen Partnerschaft oder
Deutschland sind für mittelständische Unternehmen         durch die gemeinsam umgesetzte Geschäftsprozess­
Logistik-Cluster wichtige Organe, die diese Aufgabe       optimierung für die Geschäftsstrategie optimierte
unterstützen können. Die Förderung der Bedeutung          Logistiknetzwerke organisiert werden.
der Mittelmeerhäfen sowie die Weiterentwicklung der
Bahnverbindungen von Italien nach Süddeutschland          Für Beratungsprojekte mit globaler Perspektive
sind hier beispielhaft zu nennen.                         sind aus Sicht der Verlader seitens der Unterneh-
                                                          mensberatung länderspezifische Erfahrungen und
Im internationalen Kontext arbeiten führende              auch Standorte vor Ort wichtig – viele führende
Logistik­dienstleister länderspezifisch bereits er-       Management­  beratungen für Logistik/SCM haben
folgreich mit Staatsvertretern, einflussreichen Ge-       aus diesem Grund bereits Niederlassungen in den
schäftspartnern oder Lobbyisten in der Entwicklung        Wachstums­ regionen gegründet oder bauen diese
von Konzepten zusammen. Der ITF Summit (In-               Standorte strategisch aus.
ternational Transport Forum) führt Entscheider der
wichtigsten Nationen in internationalen Kontexten         Das Risikomanagement komplexer,
zusammen – etwa Climate Change (2008), Globa-             schlanker Netzwerke gewinnt an Bedeutung
lisation (2009), Innovation (2010), Society (2011),       Insbesondere bei global aufgestellten Logistiknetz-
Seamlessness (2012). Im Mai 2013 stehen in Leip-          werken (Versorgung, Distribution) und angesichts
zig unter dem Thema „Funding Transport“ neue              des Zieles möglichst geringer Bestände in der Sup-
Finanzierungs­konzepte von regionalen oder globalen       ply Chain werden nach den Erfahrungen von Fu-
Logistik­infrastrukturen im Mittelpunkt.                  kushima (2011) oder der zu erwartenden Zunahme
                                                          von klimatisch bedingten Naturereignissen die ge-
Logistik agiert global, regional und lokal –              naue Betrachtung und das Management möglicher
Optimierungen werden meist lokal umgesetzt                Risiken, die zu Störungen oder gar Ausfällen führen,
Die Planung und Optimierung der Logistikinfrastruk-       wichtiger.
turen (Lagerstandorte und Transportwege) unter Be-
rücksichtigung der Abhängigkeit vom Ziel der stra-        So bestehen regional unterschiedlich hohe Risiken
tegischen Geschäftsziele führt aus Sicht führender        – Südamerika und Osteuropa beispielsweise gelten
Managementberatungen für Logistik/SCM meist zu            für durchschnittlich über 30 Prozent der Befragten
erheblichen Verbesserungen der Qualität, der Ge-          Logistikverantwortlichen als risikoreiche Regionen.
schwindigkeit und der Kosten in der Größenordnung
von teilweise bis zu 30 Prozent.                          Gemeinsam mit Logistikdienstleistern und Verladern
                                                          entwickeln Managementberatungen verstärkt Kon-
Zur Optimierung werden lokale, regionale und globale      zepte und Werkzeuge, um diese Risiken rechtzeitig
Analysen und entsprechende Maßnahmen durchge-             zu erkennen und mögliche negative Folgen zu redu-
führt. Hier haben die Erfahrungen der Unternehmen         zieren. Die Früherkennung von Ausfall-, Qualitäts-
wie auch der Managementberatungen mit Logistik-           und Kostenrisiken bei den eingesetzten Transport-
dienstleistern oft einen wesentlichen Einfluss auf die    unternehmen sowie die rechtzeitige Einleitung von
Art der Lösung. Durch die Erfahrungen der Berater         Gegenmaßnahmen werden wichtiger.

                                                                                                           15
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Supply Chain Event Management (SCEM) auf                  Outsourcing, De- oder Zentralisierung
Material- und Prozessebene sowie GPS-Tracking             sind abhängig von Markt und Branche
auf Fördermittelebene sind bewährte Methoden zur          Gründe und Bereiche für Outsourcing
frühzeitigen Wahrnehmung von Störungen im beste-          Verlader werden weiterhin Teile der logistischen
henden Materialfluss. Alternativhersteller in anderen     Kette outsourcen – wenn es Sinn macht. Als wich-
Regionen stellen bei Produkten mit relativ schnellen      tigste Gründe für Outsourcing benennen Logistik-
Fertigungszeiten eine Möglichkeit dar, eine Erhö-         verantwortliche folgende Benefits: Reduzierung
hung von Sicherheitsbeständen zu vermeiden. Die           notwendiger Investitionen (83%), Konzentration auf
Art der entwickelten Konzepte im Supply Chain Risk        Kernkompetenzen (73%), Kostenreduktion (71%),
Management (SCRM) hängt von den jeweiligen                Steigerung der Flexibilität (68%) und weitere Syn-
regionsspezifischen Risiken ab.                           ergieeffekte (67%).

Beispiel Versandhandel: veränderte                        In folgenden Bereichen wollen von 100 Verladern in
Distributionsstrukturen in Deutschland                    Zukunft noch outsourcen: Retouren (18%), Inven­tory
Am Beispiel der Internet-Versandhändler Amazon,           Management (12%), Ersatzteile (10%) und Order
Zalando und neuerdings DHL (investiert seit 2011 in       Management (4%).
einen Internet-Lebensmittelversandhandel) können im
Handel wichtige Veränderungen in der Logistik ausge-      De- oder Zentralisierung –
macht werden.                                             abhängig von der Branche
                                                          Ob in- oder outgesourced respektive zentralisiert
Amazon sieht die Logistik als Kernkompetenz und           oder dezentralisiert wird, hängt stark von der Bran-
betreibt die Logistikstandorte professionell mit in       che ab. Hightech-Branchen neigen mehr zur Zen-
den USA üblichen Management-Methoden selbst.              tralisierung und die Pharma-Branche zeigt eher
Die aktuelle Anzahl der Standorte kann sich mittel-       Tendenzen zum Dezentralisieren.
fristig in Deutschland verdoppeln, um dem Markt-
wachstum zu folgen – dadurch sind auch innovative         Gerade, wenn es um hohe lokale Geschwindigkeit in
Lieferkonzepte (z.B. Lieferzeiten von sechs Stunden)      Logistikprozessen geht, ist die Devise „go local for
von den Distanzen her effizient möglich. Eine enge        performance“ die richtige Wahl.
strategische Zusammenarbeit mit KEP-Dienstleistern
(Kurier-, Express- und Paketdienstleister) bringt Ver-    Fusionen und Übernahmen,
sandhändlern und Logistikdienstleistern weitere Vor-      Netzwerke und Kooperationen
teile: in der Distribution günstige Stopp-Kosten und      entwickeln Strukturen weiter
ein flächendeckendes Netz an Standorten für die Re-
tourenannahme. Aktuell testet Amazon in den USA           M&As, Kooperationen und Joint Ventures
ein der Packstation ähnliches Modell – wenn sich          brauchen eine gemeinsame Basis
dieses bewährt, sind auch für Europa der Ausbau die-      Kooperationen von global agierenden Logistik­
ser Distributionsstrecke und damit verbundene Syner-      unternehmen mit in den jeweiligen Wachstumsmärk-
gieeffekte zu erwarten.                                   ten regional tätigen Logistikdienstleistern sind von
                                                          hoher Bedeutung. Ganz im Sinne einer Win-Win-
Für den Einzelhandel und Vollsortimenter verändert        Situation für beide Unternehmen „vernetzen“ diese
sich hierdurch mittelfristig ihr Markt. Gleichzeitig      Partner ihre jeweiligen Kompetenzen – wobei der re-
wandelt sich auch der Markt derjeniger Logistik-          gionale Anbieter nicht Gefahr läuft, vom Markt ver-
dienstleister, die regionale Transporte bedienen.         drängt zu werden.

16
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Die Zusammenarbeit muss aber auf Augenhöhe                päischen Logistikstrukturen weiter signifikant mit­
funktionieren, soll diese gerade in global gespann-       entwickeln. Ausgehend von aktuell gemeinsamer
ten Logistiknetzwerken für den gemeinsamen Kun-           Abwicklung der überregionalen Systemverkehre
den zufriedenstellend in Qualität, Kosten und Art der     (für Stück- und Sammelgut) sowie Beschaffungs-,
Leistungsinhalte sein.                                    Distributions- und Kontraktlogistik baut beispiel-
                                                          weise Cargoline die Zusammenarbeit mit Logistik-
Für die Zukunft sind hier die Angleichung und Syn-        unternehmen innerhalb Europas (aktuell circa 25)
chronisierung operativer sowie IT-technischer Stan-       strategisch aus, um den Entwicklungen der europäi-
dards wichtige Aufgabenstellungen. So kann ein neu        schen Wirtschaft zu folgen.
aufgebauter regionaler Logistikdienstleister nur mit
übertragenem Know-how die Anforderungen eines             Logistik-Cluster wirken als Katalysatoren
global agierenden Automotive-Unternehmens mittel-         Auf regionaler Ebene können Initiativen wie
fristig erfüllen. Die Entwicklung von internationalen     Logistik-Cluster die gemeinsame Arbeit und Zusam-
Standards für Transporthilfsmittel, Prozessabläufe,       menschaltung von Ressourcen für wichtige Projekte
Dokumente sowie IT-Schnittstellen wird gefordert.         fördern – beispielsweise gemeinsames Personalmar-
                                                          keting und -entwicklung, Verbands- und Öffentlich-
Logistiknetzwerke bauen grenzüberschreitende              keitsarbeit, Steigerung der Zahl von in Kooperation
Kooperationen weiter aus                                  umgesetzten Aufträgen (Unique-Pitches).
Auf nationaler Ebene werden Logistiknetz­    werke
– beispielsweise Kooperationen mittelständischer          Zudem können Verbände und Logistik-Cluster durch
Logistikdienstleister wie Cargoline (1,4 Mrd. Euro        eine vergrößerte Lobby gemeinsam wirksam auf Pro-
Netzwerkumsatz 2011) oder Mischformen aus                 jekte wie den Ausbau von Logistikinfrastrukturen
Mittelstand und Konzernen wie IDS (1,7 Mrd. Euro          (Straße, Bahn), die Entwicklung von Standardisie­
Netzwerkumsatz 2011) – die nationalen wie euro-           rungen oder eine Gesetzesänderung Einfluss nehmen.

                                                                                                          17
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Exzellenz³ – Balance von Operations,
Ökonomie und Ökologie

 Das bisherige Exzellenz-Dreieck Kosten-Qualität-Zeit … erweitert um die Dimension Nachhaltigkeit

                    Nachhaltigkeit                                                                   Nachhaltigkeit
                                                                                                                    5
                                                                                                                    4
                                                                                                                    3
                                                                                                                    2
                                                                                                                    1
                                                                                                                    0
                                                                                                                   -1
                                                                                                                   -2
                                                                                                                   -3
                                                                                                                   -4
                                                                                                                   -5

                                              Kosten                       Qualität   5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5        -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5   Zeit
                                                                                                                   -5
                                                                                                                   -4
                                                                                                                   -3
                                                                                                                   -2
                                                                                                                   -1
                                                                                                                    0
                                                                                                                    1
                                                                                                                   -2
                                                                                                                    3                         Durchschnitt
                                                                                                                    4
                                                                                                                    5                         Beispiel:
     Qualität                                  Zeit
                                                                                                            Kosten                            Unternehmens-
                                                                                                                                              benchmark

                                 Herausforderung im Logistikmanagement der Zukunft ist Exzellenz³

                                                       Optimale Logistikqualität
                                                        zu minimalen Kosten
                                                           in kürzester Zeit

                                                      mit nachhaltigen Systemen

Abbildung 6: Das Exzellenz-Dreieck, erweitert um Nachhaltigkeit
Quelle: Lünendonk, 2012

Gehen Veränderungen von Industrie und Handel                         dienstleister – kurzfristig angeordnete Korrektur-
(Verlader) aus, greifen sie meistens auf Vertrags-                   maßnahmen seitens der Verlader reduzieren helfen.
oder Prozessbeschreibungsebene ein. Management­                      Verlader werden diesen Service als Value Added
beratungen analysieren zunehmend im Auftrag der                      Service aufnehmen und schätzen lernen. Passt die
Verlader dabei rückwirkend das Geschehen, ent­                       Preisstruktur aufgrund ineffizienter interner Kosten-
wickeln Prognosen und zeigen Einsparungspotenziale                   strukturen aber nicht, sind kompensatorische Anpas-
auf. Neben Kostenzielen (Potenziale aus Benchmarks)                  sungen oder sogar der Verlust des Auftrags aufgrund
werden oft Prozess- und Qualitätsoptimierungsziele                   der zunehmenden Markt-Preis-Transparenz nicht zu
aufgrund von in der Vergangenheit erfolgten Stö-                     vermeiden.
rungen bearbeitet. Operational Excellence in der
gesamten logistischen Kette ist ein wichtiger Hebel                  Transportkostenoptimierung
für Logistikdienstleister.                                           der Verlader
                                                                     Bis zu 28 Prozent der Verlader kennen die genauen
Für die Logistikunternehmen kann hier in Zukunft                     Transportkosten und das Marktpreisgefüge nicht.
eine proaktive Vorgehensweise – beispielsweise                       Dabei zeigen Frachtratenausschreibungen Preisdiffe-
durch Beratung des Verladers durch den Logistik-                     renzen von bis zu 30 Prozent, selbst bei namhaften

18
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Speditionen auf Standardrelationen. Die Einkaufs-         teme der Logistikdienstleister an diejenigen der
preise beispielsweise für Lkw-Transporte, Luft-           Verlader. Prozessvarianten der unterschiedlichen
und Seefrachtleistungen, Kraftstoffe und Personal         Branchen erfordern aber auch eine IT-Landschaft,
schwanken oft stark und bei starren Vertragsverein-       die flexibles Workflow Management und gute Kon-
barungen haben beide Seiten – Verlader und Logistik-      figurierbarkeit in den Systemen der Logistikdienst-
dienstleister – hier ein hohes Kostenrisiko.              leister ermöglicht.

Unternehmensberatungen unterstützen Verlader in           Lean Logistics und Operational
Projekten zur Transportkostenoptimierung mit dem          Excellence
Ansatz „Activity Based Costing“, zeigen Potenziale        Kostendruck seitens der Verlader zwingt Logistik-
auf und setzen gemeinsam mit dem Verlader in Ab-          dienstleister zu Effizienzsteigerung auf operativer
stimmung mit dem Logistikdienstleister neue Ver-          Ebene, da auf die Kostentreiber Kraftstoffe und Ener-
tragsmodelle auf. Für die Logistikdienstleister sind      gie nur begrenzt Einfluss genommen werden kann.
eine marktgerechte Kostenstruktur und hohe interne
Kostentransparenz bei solchen Modellen wichtig, um        Zunehmend starten Logistiker Projekte wie Lean
für den Verlader weiterhin attraktiv zu bleiben.          Warehouse oder Lean Logistics und setzen dabei auf
                                                          bewährte Methoden wie Kaizen, Lean Management
Die Verlader legen zunehmend Wert auf eine einfache       und Total Quality Mangement (TQM). Einige Ma-
und nachvollziehbare Preisstruktur sowie langfris­        nagementberatungen definieren verstärkt gemeinsam
tigere Vertragsabschlüsse mit entsprechenden Diesel­      mit den Logistikunternehmen Projekte in dieser Rich-
preisgleitklauseln. Dabei bedienen sich Verlader          tung – Qualitätssteigerungen um bis zu 30 Prozent
zunehmend des Know-hows von Unternehmensbe-               und Kostenreduktionen um bis zu 10 Prozent sind
ratungen, um den Ausschreibungsprozess zu profes­         keine Ausnahme. Mit schlank aufgestellten Opera-
sionalisieren.                                            tions (Strukturen und Geschäftsprozesse) in Waren-
                                                          umschlag und Lager können Logistikdienstleister
Gemeinsame Optimierung von Planung,                       ihre Services nachweislich zu Best-Practices-Kosten
Steuerung und Operations                                  anbieten und bleiben damit wettbewerbsfähig.
Dem Optimierungsansatz des Supply Chain Manage-
ment folgend, weiten die Verlader zunehmend die           Supply Chain Risk Management
Planung und Steuerung auf die externen Dienstleis-        erfordert höhere Transparenz
ter aus – hierzu gehören natürlich auch die Logis-        Im Management globaler Supply Chains rücken nach
tikdienstleistungen Transport, Lagerung und Value         Fukushima Ausfall- und Störungsrisiken stärker in
Added Services.                                           den Fokus der Supply Chain Manager der Verlader
                                                          – und damit auch die Logistikdienstleister und deren
Als Folge müssen die Statusdaten ausgetauscht wer-        Infra-, Service- sowie Finanzstrukturen.
den – die Anbindungen an die Verlader-IT-Systeme
via Schnittstellen zur Übermittlung von Bestands-         40 Prozent der Verlader sehen bei ihren Logistik-
und Statusdaten werden zunehmen. Alternativ arbei-        dienstleistern hohe Risiken. Landverkehre stufen
ten die Logistikdienstleister direkt auf den Systemen     circa 70 Prozent der Verlader als störungsanfällig
des Verladers, sofern sie die Daten nicht für eigene      ein, die Seeverkehre 30 Prozent und die Lagerhal-
Prozesse – etwa Abrechnungen – benötigen.                 tung durch den Logistikdienstleister immerhin noch
                                                          24 Prozent der Verlader. Besonders sensibel betrach-
Branchentypische Electronic-Data-Interchange-Stan­­­      ten dies Logistikverantwortliche in den Branchen
dards (EDI) vereinfachen die Anbindung der IT-Sys­        Pharma und Hightech.

                                                                                                            19
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Durch einen Ansatz aus vergangenheitsbezogener              Transparenz und des Monitoring können die Komple-
Störungsanalyse, Failure Mode and Effects Analy-            xität und damit verbundene Kosten deutlich steigern.
sis (FMEA) sowie ein daraus abgeleitetes Kontroll-          Durch Standards in Software und Schnittstellen sind
und Kennzahlensystem können gemeinsam mit dem               laufende Anpassungen und damit verbundene hohe
Logistikdienstleister die ermittelten Risikofaktoren        Wartungsaufwendungen sowie Produktkosten teil-
engmaschig überwacht oder für besonders sensible            weise gut zu reduzieren.
Transportstrecken oder Lagerstandorte entsprechen-
de Backup-Konzepte entwickelt werden.                       Die Entwicklung einer Standardanwendung für
                                                            Transport und Logistik für Logistikdienstleister ha-
Erfahrungen zeigen, dass viele Verlader zu Dual-/Mul-       ben beispielsweise ein Joint Venture aus den Unter-
tiple-Source-Strategien übergehen, um Performance-,         nehmen Arvato, Quentia und ABE mit dem Produkt
Ausfall- und Kostenrisiken besser zu managen.               best4log-X gestartet. Das auf Basis von SAP entwi-
                                                            ckelte Produkt soll breit einsetzbar sein und allen Be-
Steigende Innovationsgeschwindigkeit                        teiligten in der Logistikkette die gleichen Standards
nach Krisen                                                 bieten, die sie als SAP-Anwender bereits gewohnt
Krisen haben Auswirkungen und die Zahl der Innova-          sind. Ein weiterer Effizienzhebel kann hierbei sein,
tionen in der Logistik steigt respektive die Entwick-       bereits auf SAP-Basis entwickelte Werkzeuge der
lungszeiten nehmen ab. Die Bereitschaft, nach Krisen        Verlader oder Logistikdienstleister beiden Seiten zur
verstärkt in Innovationen zu investieren, hat sich bei      Verfügung zu stellen.
bis zu 32 Prozent der Verlader signifikant in Richtung
Beschleunigung verlagert.                                   Fachkräftesicherung erfordert
                                                            neue Modelle
Ausbau der Software-Standards für die                       Fachkräftesicherung ist in der Branche der Logistik-
Logistik reduziert Komplexitätskosten                       dienstleister ein wichtiges Thema – bei im Vergleich
Die Zunahme der EDV-Anbindungen zwischen Ver-               zu Industrie und Handel teilweise niedrigerem Lohn-
ladern und Logistikdienstleistern zum Zwecke der            niveau, gekoppelt mit vereinzelt höheren Anforde-

 Entwicklung der Innovationsgeschwindigkeit aus Sicht der Verlader
 Angabe der Befragten (in Prozent)

                              Zeitpunkt: Wirtschaftskrise

                                           VOR                     WÄHREND                      NACH

         Nimmt deutlich ab                                  6%
           Nimmt leicht ab                                   11%                        6%
              Bleibt gleich                   44%                17%                    6%

           Nimmt wenig zu               28%                            33%                    28%

         Nimmt deutlich zu              28%                            33%                             60%

Abbildung 7: Innovationsgeschwindigkeit und Wirtschaftskrise
Quelle: h&z, 2012

20
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

rungen an Flexibilität, ist es nicht einfach, gute und        Forschungs- und Innovationsprojekte von zentraler
leistungsfähige Mitarbeiter für die Logistik zu be-           Bedeutung. Vorhandene Technologien wie Hybrid-
geistern. Insbesondere für gewerbliche Kräfte und             antriebe, Bremsenergierückgewinnung, Geschwin-
kaufmännische Lehrberufe sind innovative Konzepte             digkeitsoptimierung im Verbund mit Telematik und
in der Ausbildung und Mitarbeiterbindung gefragt.             Routenoptimierung zur Staureduzierung bieten erste
                                                              deutliche Einsparungspotenziale. Die größten Ein-
Bei Führungskräften und Projektverantwortlichen ist           sparungspotenziale werden bei den Landverkehren
der Fachkräftemangel aktuell nicht akut – allerdings          gesehen.
wird die für die Logistik wichtige Kompetenzen-
Kombination aus Betriebswirtschaft und Technik                Beim nachhaltigen Betrieb von Logistikstandorten
für Projektleiter-Positionen künftig im Arbeitsmarkt          sind der Ausbau der Anwendung regenerativer Ener-
schwerer zu finden sein.                                      gien und verbrauchsoptimierender Technik sowie
                                                              Verbundprojekte der regenerativen Energienutzung
Nachhaltige Logistik durch                                    in Industriegebieten für die Zukunft wichtig.
Technologien und kluge Standortwahl
Nachhaltige Logistik ist eine große Herausforderung           Die Prognose der 2012 veröffentlichten DHL-Studie
für die Branche, die gerade in den Landverkehren              „Logistik 2050“ sieht klar eine Konzentration von
einen hohen Verbrauch an fossiler Energie aufweist.           Logistikstandorten nahe bei Ballungszentren und gro-
Steigen die Energiepreise, gerät die Transportbran-           ßen Städten. In Verbindung mit einer Last-Mile-Dis-
che als einer der ersten Wirtschaftszweige unter              tribution über Elektrofahrzeuge oder Fahrradkurieren,
Druck. Insofern sind gemeinsam mit den Fahrzeug-              können so signifikant der Energieverbrauch reduziert
herstellern und den Verkehrsministerien betriebene            und eine nachhaltige Logistik betrieben werden.

            Freight Consolidation                                                                  83%

             Green Warehousing                               35%

        Increased Delivery Times                       24%

  De-centralization of Distribution                    23%

        Reversal of Globalization         10%

                             Other          12%

                                      0           20          40              60              80             100

Abbildung 8: Key Measures in CO2-Reduction
Quelle: Miebach, 2012

                                                                                                                   21
B r a n che n d o s s i e r „ L o g i s t i k u n d T r a n s p o r t “

Steigende Bedeutung der IT für die Logistik

                                       CLOUD                                                        CLOUD                  Big Data in der Logistik

                    Zulieferer                                        Produzent
                                                   Warenfluss                                    Warenfluss                     B2C

                                              Informationsfluss                               Informationsfluss                 B2B

                           SCM                                              SCM                                          CRM

                       ERP                                                   ERP
              WMS

                                 WMS

                                                                      WMS

                                                                                      WMS
 Annäherung

                                       TMS
                                                                                              TMS
                                                  WMS

                                                                      WMS

                                                                                      WMS

                                                                                                              WMS
                           TMS                              TMS                                 TMS                       TMS
              TMS, WMS der Logistikdienstleister                              TMS, WMS der Logistikdienstleister
                                       Tracking            Tracking                            Tracking                 Tracking

                                             Verkehrsleitsysteme                                          Verkehrsleitsysteme

      WMS = Warehouse Management System                 TMS = Transport Management System

Abbildung 9: Sich annähernde IT-Systemlandschaften in der Logistik
Quelle: Lünendonk, 2012

Heterogener Anbietermarkt und hohes                                          aus­zugehen – insbesondere, da die Logistik inter-
Marktpotenzial                                                               nationaler wird und Anwender auch bei länderüber-
Die Top-100-Anbieter, die IT-Lösungen für die                                greifend eingesetzten Lösungen möglichst auf einen
Logistik im Portfolio haben, erwirtschafteten laut                           universalen Standard setzen.
einer Studie des BVL im Jahr 2011 einen Gesamt-
umsatz von etwa 145 Milliarden Euro.                                         Einzig Oracle (19,6 Mrd. Euro), SAP (12,5 Mrd.
                                                                             Euro) und Infor (1,3 Mrd. Euro) positionieren sich
69,4 Prozent des Marktes werden von 75 Prozent                               als ganzheitliche Anbieter von Enterprise-Resource-
der Anbieter besetzt – damit ist der Anbietermarkt                           Planning- (ERP), Logistik- und SCM-Lösungen und
heterogen aufgeteilt und Spezialanbieter dominieren                          haben einen Marktanteil von 22,5 Prozent unter den
in der Anzahl. Von einer Zunahme an Konzentration                            Top 100, so die aktuelle BVL-Studie.
oder Kooperationen ist in den kommenden Jahren

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