Masterplan Handwerk 2020 - Handlungsfelder, Maßnahmen und Appelle Fortschreibung 2017 - HWK Saarland
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Masterplan Handwerk 2020 Handlungsfelder, Maßnahmen und Appelle Fortschreibung 2017
2 Masterplan Handwerk 2020
HWK-Präsident Bernd Wegner (5. v.l.) und HWK-
Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes (7.
v.l.) mit den HWK-Vorstandsmitgliedern (v.l.n.r.)
Bernd Burgard, Michael Christmann, Vizepräsident Vorwort
Peter Becker, Vizepräsident Holger Kopp und Karl-
Friedrich Hodapp
Wer etwas erreichen möchte, braucht eine Strategie. Man muss
sich Ziele setzen, die richtigen Mittel wählen und regelmäßig die
Zielerreichung überprüfen. Genau das macht unsere Handwerks-
kammer mit dem Masterplan Handwerk 2020. Er ist Maßnahme
und Teil der Gesamtstrategie unseres Hauses, die acht Handlungs-
felder und rund hundert Maßnahmen umfasst. Und er ist Aus-
druck unseres Selbstverständnisses, das sich mit drei Begriffen
zusammenfassen lässt: politisch, effizient, nahbar.
Masterplan Handwerk 2020 3
Wir sehen den Masterplan als ein lebendiges Regierungsparteien von CDU und SPD. Darin
Dokument an, das stetig angepasst, aktuali- finden sich zentrale handwerkspolitische
siert und erweitert wird. Das geschieht mit der Themen wieder wie etwa der Meisterbonus
vorliegenden Fortschreibung, die die Vollver- und ein klares Bekenntnis zur Saarländischen
sammlung der Handwerkskammer des Saar- Meister- und Technikerschule (SMTS).
landes am 30. November 2017 einstimmig
verabschiedet hat. Dieser Wertschätzung des Handwerks seitens
der Politik haben wir bei der Überarbeitung
Der Masterplan ist ein bedeutendes Instru- unseres Masterplans Rechnung getragen.
ment unserer handwerkspolitischen Arbeit. Neben Stimmen zum Koalitionsvertrag wur-
In Gesprächen mit Vertretern aus Politik, Ver- den zwei Interviews eingefügt, die das Deut-
waltung und Wirtschaft ist er eine wichtige sche Handwerksblatt (DHB) mit der Saar-
Unterstützung, um die Anliegen des Hand- ländischen Ministerpräsidentin Annegret
werks zu verdeutlichen. Auf diese Weise trägt Kramp-Karrenbauer und der Wirtschaftsmi-
er dazu bei, dass das Handwerk noch stärker nisterin Anke Rehlinger geführt hat.
in den Fokus der Aufmerksamkeit von Politik
und Öffentlichkeit rückt. Die Politik weiß um Wir danken allen, die an der Fortschreibung
die wichtige Bedeutung des Handwerks für des Masterplans mitgewirkt haben und
das Saarland. Das zeigt sich beispielsweise dazu beitrugen, den Masterplan Handwerk
auch im Koalitionsvertrag der saarländischen zukunftsorientiert weiterzuentwickeln.
Bernd Wegner Dr. Arnd Klein-Zirbes
Präsident Hauptgeschäftsführer
4 Masterplan Handwerk 2020
Masterplan Handwerk 2020 5
Inhalt
8 Einleitung
12 Stimmen zum Koalitionsvertrag
13 Perspektive Handwerk
14 ó Bernd Wegner
14 ó Harald Becken
14 ó Michael Peter
15 ó Nicklas Burmester
15 ó Hans-Jörg Kleinbauer
15 ó Peter Becker
16 1. Infrastruktur und regionale Entwicklung
18 1.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2020 Zur Infrastruktur gehört heute schnelles
18 Infrastruktur Internet. Gerade im ländlichen Raum gibt es
beim Breitbandausbau Handlungsbedarf.
18 Digitalisierung des Handwerks
19 Digitalisierung und Ausstattung der Ausbildungswerkstätten
20 Digitalisierungsberatung
20 Einheitlicher Ansprechpartner Saar (EA-Saar)
21 Regionalentwicklung
21 Mobilitätsmanagement
23 1.2 Appelle
23 Breitbandausbau
23 Regionalentwicklung
24 Mobilität
24 Straßeninfrastruktur
25 Flächenpolitik
26 DHB-Interview mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer
30 2. Fachkräftesicherung und Qualifizierung
32 2.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2020 Die demografische Entwicklung greift im
32 Fachkräftesicherung Saarland besonders früh und hart. Dem gilt
es, mit einer gezielten Ansprache junger
32 ó Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen
Menschen zu begegnen.
32 ó Unterstützung der Imagekampagne
32 ó Information für Schüler, Eltern, Lehrer und Multiplikatoren
32 ó Ansprache Jugendlicher in jugendaffinen Medien
33 ó Frauen in Männerberufen
33 ó Mentoren
33 ó Ansprache von Neuorientierern
33 ó Vermittlungsprojekte
34 ó Flüchtlinge
6 Masterplan Handwerk 2020
34 Qualifizierung
34 ó Zukunftsprojekt Berufsbildungszentrum
35 ó Kompetenzzentren im Handwerk
35 ó Saarländische Meister- und Technikerschule
36 2.2 Appelle
36 Förderung der beruflichen Bildung weiter stärken
36 Saarländische Meister- und Technikerschule
37 Flüchtlinge in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt bringen
37 Gleichwertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung vertreten
39 Abbau bürokratischer Hemmnisse in der gemeinsamen Projektarbeit
40 DHB-Interview mit Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger
46 3. Unternehmensförderung
47 3.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2020
47 Unternehmensberatung
47 ó Stärkung des Gründergeistes
47 ó Betriebswirtschaftliche und technische Beratung
In zahlreichen 47 ó Unternehmensnachfolge und Generationswechsel
Gesprächen berät 48 ó Arbeits- und Gesundheitsschutz
die HWK ihre
48 ó Barrierefreiheit und Generationenfreundlichkeit
Mitglieder und
48 ó Innovations- und Technologieberatung
Zielgruppen wie
Existenzgründer. 48 ó Umwelt- und Klimaschutz-Beratung
49 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
49 ó Außenwirtschafts- und Messeberatung
49 ó Beseitigung von Hindernissen des Binnenmarktes
49 ó Grenzüberschreitende Ausbildung und Beschäftigung
50 3.2 Appelle
50 Förderung der Unternehmensberatung
50 Finanzierung der Beauftragten für Innovation und Technologie
50 Einrichtung einer öffentlich zugänglichen Normeneinsichtsstelle
51 Entlastung der Handwerksunternehmen durch kontinuierliche Entbürokratisierung
Masterplan Handwerk 2020 7
52 4. Umwelt, Klimaschutz, Ressourceneffizienz
54 4.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2020
54 Umwelt- und Klimaschutz
54 Energie- und Ressourceneffizienz/erneuerbare Energien
55 Klimaschutzkonzepte
55 Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz
56 Umweltmanagement und Nachhaltigkeit
57 Umweltpolitische Arbeit
58 4.2 Appelle
58 Saar-Lor-Lux Umweltzentrum
58 Ausbau der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz Umweltressourcen sind endlich. Nachhaltigkeit
58 Qualifizierungs- und Kommunikationsoffensive Energie- und gehört zum Wesen des Handwerks.
Ressourceneffizienz im Handwerk; Klimaschutz im Saarland
58 Förderprogramme
59 Umweltmanagementsysteme
59 Umweltpakt Saar
605. Großregion Saar-Lor-Lux-Wallonie,
Internationale Zusammenarbeit
62 5.1 Handlungsfelder und Maßnahmen bis 2020
62 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit
62 Entwicklungszusammenarbeit (Umweltzentrum)
63 5.2 Appelle
63 Grenzüberschreitendes Umweltprojekt
63 Internationale Zusammenarbeit
64 Zusammenfassung
Die HWK unterstützt die Frankreichstrategie
der Landesregierung und macht sich für die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit stark.
8 Masterplan Handwerk 2020
Einleitung
Das Handwerk ist das Rückgrat des deutschen wurde neu justiert und Projektbestandteile wie
Mittelstandes, bedeutender Wirtschaftsfaktor, Ausstattungen oder Entwicklung von Kompe-
„Ausbilder der Nation“ und aufgrund seiner tenzzentren zeitlich priorisiert. So wurde ein
oftmals familiär geprägten Unternehmens- erster Ausstattungsantrag gestellt und positiv
struktur mit entsprechenden Wert- und Füh- begutachtet. Mithilfe dieser von Bund und Land
rungsvorstellungen gesellschaftspolitischer geförderten Ausstattungsbeschaffung in Höhe
Stabilisierungsfaktor. von etwa 4,3 Millionen Euro sollen die beste-
henden Räumlichkeiten aufgerüstet und bis
Im Saarland beschäftigt das Handwerk etwa zum Abschluss des anstehenden Bauprojektes
67.000 Menschen1 und ist damit eine starke in Betrieb gehalten werden. Die Entscheidungs-
Säule für die Wirtschaftsentwicklung des Lan- grundlagen über den Standort des anstehen-
des. Die Handwerksunternehmen sind bereit, den Bauprojektes wurden nach der Konzen
sich künftigen Herausforderungen zu stellen tration auf nur noch wenige Standorte weiter
und diese erfolgreich zu bewältigen. Das gilt ausgebaut. Insbesondere die Diskussion über
auch für die Handwerkskammer des Saarlan- eine Umsetzung am bestehenden Standort
des (HWK). Ein sich ständig wandelndes Umfeld konnte mit der Stadt Saarbrücken auf Grund-
macht Anpassungen erforderlich. Daher setzt lage der Ergebnisse eines städtebaulichen
unsere HWK einen Strategieprozess um, der Wettbewerbes weitergeführt werden. Die Pro-
bereits in eine neue Organisationsstruktur jektanträge für die Kompetenzzentren Ambi-
gemündet ist und acht Handlungsfelder mit ent Assisted Living und Intelligentes Wohnen
rund 100 Maßnahmen umfasst. Dazu gehö- (KomZet AAL/IW) sowie Personal- und Unter-
ren unter anderem der vorliegende Master- nehmensführung (KomZet PuU) sollen an die
plan, Formate der internen Kommunikation bestehenden Räumlichkeiten angepasst und in
und die Neuausrichtung der Bildungsstätten der Umsetzung vorgezogen werden.
(Zukunftsprojekt). Unser Zukunftsprojekt
1
Eigene Hochrechnung, vorläufig.
Masterplan Handwerk 2020 9
Um als verlässlicher Partner das saarländische Qualifizierung“, „Unternehmensförderung“,
Handwerk unterstützen, fördern und auf allen „Umwelt, Klimaschutz und Ressourceneffizi-
Ebenen vertreten zu können, definiert der enz“ und „Großregion Saar-Lor-Lux-Wallonie,
vorliegende Masterplan für uns die wichtigs- Internationale Zusammenarbeit“. Innerhalb
ten strategischen Handlungsfelder der nahen dieser Schwerpunkte finden sich übergreifende
Zukunft. Er ist keine umfassende Leistungsbe- Themen wie Diversity, Arbeitsschutz, Corporate
schreibung der Tätigkeiten einer HWK, sondern Social Responsibility (CSR) oder Gesundheits-
skizziert Schwerpunkte, thematische Entwick- management in vielen Maßnahmen wieder,
lungslinien und die damit verbundenen Her- auch wenn sie nicht überall explizit genannt
ausforderungen bis zum Jahr 2020. Um zu jus- werden. Sie sind – ebenso wie die Verbindung
tieren, Ziele und Zielerreichung zu überprüfen der Interessen von Arbeitgebern und Arbeit-
sowie neuen Entwicklungen gerecht zu wer- nehmern – die Basis unseres Handelns.
den, evaluieren wir diesen Masterplan regel-
mäßig und schreiben ihn fort. Dies geschieht Das Handwerk zeichnet sich durch ein hohes
mit der nun vorliegenden dritten Auflage des Maß an Verantwortung gegenüber den
Masterplans Handwerk 2020. Beschäftigten aus. Die Sozialpartnerschaft ist
Auf die geschlechterspezifi-
eine Grundlage für den Erfolg im Wettbewerb
sche Sprach-Differenzierung
Er dient unserer HWK als Richtschnur, um ihre und die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte. mit Verwendung weiblich-
vielfältigen Aktivitäten für die Unternehmen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind sich einig, männlicher Doppelformen
des Saarlandes für die kommenden Jahre zu dass Tarifautonomie und -bindung weiter wird in diesem Text aus
priorisieren, zu fokussieren und mit Blick auf gestärkt werden müssen. Passgenaue Tarifver- Gründen der Lesbarkeit
verzichtet. Wo gewohnheits-
relevante Schwerpunkte miteinander zu ver- träge spielen bei der Schaffung guter Ausbil-
mäßig nur die männliche
zahnen. Das erfolgt anhand der strategischen dungs-, Einkommens- und Arbeitsbedingungen Form zum Einsatz kommt,
Handlungsfelder „Infrastruktur und regiona- eine wichtige Rolle. Die gelebte vertrauensvolle sind implizit alle Geschlech-
le Entwicklung“, „Fachkräftesicherung und Tarifpartnerschaft leistet ihren Beitrag für ein ter gemeint.
10 Masterplan Handwerk 2020
erfolgreiches Bewältigen der Herausforde- Tarifverträge schützen beide Seiten. Sie geben
rungen der Zukunft, vor denen das Handwerk allen Beteiligten tarifpolitische Sicherheit und
steht. Es bedarf durchsetzungsstarker Tarif- sozialen Frieden, um sich der Leistung des
partner auf beiden Seiten: mitgliederstarke eigentlichen Handwerks und der Sicherung
Gewerkschaften ebenso wie mitgliederstarke des wirtschaftlichen Erfolgs widmen zu kön-
Innungen. Handwerksbetriebe, die Mitglied nen. Es gilt, die Sozialpartnerschaft zu stärken,
einer tarifgebundenen Innung sind, gehen mit um die große Handwerks-Familie zusammen-
gutem Beispiel voran. Über ihre Innung oder zuhalten. Die Weichenstellung für die Zukunft
ihren Fachverband können die Unternehmen des Handwerks kann nur gemeinsam an einem
auf die tarifpolitischen Aktivitäten Einfluss Tisch erfolgreich gemeistert werden.
nehmen und damit zu ihrer Wettbewerbsfähig-
keit beitragen. Daher ist uns die Mitgliedschaft Nicht alle der in diesem Masterplan genann-
in Innungen mit Tarifbindung ein wichtiges ten Ziele kann und will unsere HWK alleine
Anliegen. realisieren. Erst die Einbettung in eine starke
Handwerksorganisation, die partnerschaftliche
In vielen Handwerksbetrieben ist ein erfolg- Verbundenheit mit Fachverbänden, Innungen,
reiches Arbeiten nur durch das gute Zusam- anderen Interessensverbänden und die Unter-
menwirken von Meister und Gesellen möglich. stützung des Landes schaffen eine Allianz für
Dies ist im alltäglichen Betrieb ein normaler ein langfristig wirtschaftlich starkes Saarland.
Vorgang. Doch ist es auch auf anderen Ebenen
wichtig für die Zukunft des Handwerks, dass Die enorme Bedeutung, die der Wirtschafts-
Meister und Gesellen, Arbeitgeber und Arbeit- bereich Handwerk für die wirtschaftliche und
nehmer Hand in Hand arbeiten. Diese Überzeu- gesellschaftliche Stabilität unseres Landes
gung findet sich in den Gremienstrukturen der hat, ist wieder stärker in den Fokus des öffent-
Handwerkskammer oder auch in Prüfungsaus- lichen und politischen Interesses gerückt. Das
schüssen wieder. Ebenso wichtig wie das gute zeigt sich darin, dass die HWK ein gefragter
Verhältnis aller im Betrieb ist ein gesundes Ansprechpartner auf der Ebene des Landes
Verhältnis zwischen den Tarif-/Sozial-Partnern. wie auch der Kommunen ist, so beispielsweiseMasterplan Handwerk 2020 11
bei den Fragen der beruflichen Integration von identifizieren und nach Möglichkeit vermeiden.
Flüchtlingen, bei Aspekten des Gründungsge- Wir begrüßen dies ausdrücklich.
schehens oder in allen Fragen der Aus- und Wei-
terbildung im Handwerk bis hin zur wichtigen Im Frühjahr dieses Jahres wurde der Saarlän-
Bedeutung des Meisterbriefs. So ist es möglich, dische Landtag neu gewählt. CDU und SPD
aktiv die Belange der Handwerksbetriebe zu haben sich auf eine gemeinsame Regierungs-
vertreten. Es ist uns wichtig, ein Bewusstsein koalition verständigt. Die politisch Verantwort-
dafür zu schaffen, dass Aktivitäten zur Stär- lichen haben in Gesprächen bestätigt, dass der
kung des Handwerks auch eine Stärkung des Masterplan Handwerk 2020 eine gute Unter-
Saarlandes bedeuten. Dies haben wir auch vor stützung in den Koalitionsverhandlungen war,
der Landtagswahl mit den Regierungspartei- wenn es um die Abstimmungsarbeit hinsicht-
en besprochen und setzen diesen Dialog in lich der Positionen des Handwerks ging. Im Koa-
Zukunft fort. litionsvertrag finden sich zentrale handwerks-
politische Themen wie etwa der Meisterbonus
Unsere HWK hat partnerschaftlich verbun- und ein klares Bekenntnis zur Saarländischen
dene Organisationen ebenso wie die Landes- Meister- und Technikerschule (SMTS) wieder.
regierung in den vergangenen Jahren als dis- Dies ist auch ein Erfolg der politischen Arbeit
kussionsbereite und offene Partner erlebt. Das der Handwerksorganisation.
Miteinander unseres Wirtschaftsbereichs mit
der Landesregierung wurde auch deutlich bei Die Partnerschaft mit Politik und anderen
der Gestaltung des Gesetzentwurfes zur Förde- Wirtschaftsvertretungen setzen wir fort, um
rung der Unternehmen der mittelständischen gemeinsam die Rahmenbedingungen so zu
Wirtschaft. Kernstück dieses Mittelstandsför- gestalten, dass die Handwerksunternehmen
derungsgesetzes ist die Einrichtung der Clea- den jetzigen und künftigen Herausforderun-
ringstelle Mittelstand. Mit ihrer Hilfe kann der gen in ihrer Vielfalt und mit ihrer ökonomi-
Gesetzgeber frühzeitig die Belastungen, die schen und gesellschaftspolitischen Bedeutung
durch den Erlass neuer Vorschriften entstehen, gerecht werden können.12 Masterplan Handwerk 2020
Stimmen zum
Koalitionsvertrag
Auszug aus dem Koalitionsvertrag für die 16. Legislaturperiode des
Landtages des Saarlandes (2017-2022) zwischen der Christlich
Demokratischen Union, Landesverband Saar, und der Sozialdemo
kratischen Partei Deutschlands, Landesverband Saar:Masterplan Handwerk 2020 13
» Perspektive Handwerk
Das Handwerk leistet mit seinen 65.000 – auch beim Erwerb mehrerer beruflicher Qua-
Beschäftigten einen wichtigen Beitrag zur lifikationen – finanziell zu unterstützen.
Innovation und zum Strukturwandel im Saar-
land. Die Stärke der handwerklichen Betriebe An der bis 2020 geregelten Finanzierung der Saar-
wollen wir im Rahmen unseres bestehen- ländischen Meister- und Technikerschule halten
den Instrumentariums der Landesförderung wir bis zum Ende der Legislaturperiode fest.
sichern, z. B. bei der Unterstützung der Unter-
nehmensnachfolge. Um die Perspektiven, die das Handwerk bietet,
deutlich zu machen, werden wir eine spezielle
Meister sind die Stütze des Handwerks. Daher Zuschussregelung („Meisterbonus“) schaffen.
«
wollen die Koalitionspartner bestehende Sti- Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akade-
pendiensysteme und das Meister-BAföG aus- mischer Bildung wird damit noch stärker sichtbar.
bauen, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Nicht zuletzt wollen wir hiermit auch die duale
bei Berufsgängen der „Höheren Berufsbildung“ Berufsausbildung noch attraktiver machen.
Auszug aus: „Für die Zukunft unseres Landes. Solide wirtschaften – mutig gestalten – mehr investieren.“
Koalitionsvertrag für die 16. Legislaturperiode des Landtages des Saarlandes (2017 – 2022), S. 15.14 Masterplan Handwerk 2020
Bernd Wegner Harald Becken Michael Peter
Präsident der Handwerkskammer Präsident des Arbeitgeberverbandes Geschäftsführer des Wirtschaftsverbands
des Saarlandes des Saarländischen Handwerks e. V. Holz und Kunststoff Saar e. V.
Bernd Wegner
»
Präsident der Handwerkskammer des Saarlandes
Der Masterplan ist ein wichtiges Instrument, als thematische Grundlage bei den Koalitions-
um die Anliegen des Handwerks Politik und verhandlungen. Wichtige handwerkspolitische
«
Öffentlichkeit nahezubringen. Gerade in den Themen wurden im Koalitionsvertrag verein-
Gesprächen mit den politisch Verantwortlichen bart. Beispielhaft sei hier der Meisterbonus
ist er eine wichtige Argumentationshilfe. Ganz genannt, der meines Erachtens auch eine Grün-
besonders bewährt hat sich unser Masterplan derprämie enthalten sollte.
Harald Becken
»
Präsident des Arbeitgeberverbandes des Saarländischen Handwerks e. V.
Der Koalitionsvertrag beinhaltet wichtige wandels durch die Einführung des Meisterbo-
«
Akzente zur Gestaltung der Zukunft eines nus gewürdigt und damit ein wichtiger Schritt
eigenständigen Saarlandes. Ganz besonders zur Herstellung der Gleichwertigkeit zwischen
begrüßen wir, dass der herausragende Beitrag akademischer und beruflicher Bildung unter-
des Handwerks zur Gestaltung des Struktur- nommen wird.
Michael Peter
»
Geschäftsführer des Wirtschaftsverbands Holz und Kunststoff Saar e. V.
Es ist erfreulich, dass die Koalitionspartner von dann einsetzenden Finanzhilfen für das Saar-
CDU und SPD in ihrem Vertrag dem Handwerk land rechnen wir fest damit, dass danach die
eine Perspektive einräumen, insbesondere finanzielle Ausstattung für die Meisterschule
unter dem Bildungsaspekt. Der Ausbau des vom Land erst recht weiterhin sichergestellt
«
Meister-BAFöGs ist ebenso positiv zu bewerten wird. Denn eins ist klar: Das Saarland braucht
wie die feste Zusage, bis Ende 2020 die saar- mindestens so sehr Facharbeiter und Meister
ländische Meister- und Technikerschule in der im Handwerk wie Akademiker und eine Meis-
bisherigen Form zu finanzieren. Angesichts der terschule genauso wie eine Uni!Masterplan Handwerk 2020 15
Nicklas Burmester Hans-Jörg Kleinbauer Peter Becker
Geschäftsführer des Saarländischen Landesinnungsmeister des Vizepräsident – Arbeitnehmerseite der
Kraftfahrzeug-Verbands Bäckerinnungsverbandes Saarland e. V. Handwerkskammer des Saarlandes
Niklas Burmester
»
Geschäftsführer des Saarländischen Kraftfahrzeug-Verbands
Mit einer Feststellung haben die Koalitionäre zen treu. Jetzt braucht es Mut zum schnellen
auf jeden Fall recht – Handwerk hat Perspekti- Handeln mit den richtigen Prioritäten und in
ve. Auf diese Feststellung kann das Handwerk der richtigen Reihenfolge. Massive Investiti-
«
stolz sein – der Masterplan Handwerk 2020 hat onen in die analoge und digitale Infrastruk-
gewirkt. tur und eine dazu notwendige, maximal leis-
Ansonsten bleibt sich die große Koalition mit tungsfähige Verwaltung sind für uns wichtige
sorgfältig ausgewogenen Gestaltungsansät- Schwerpunkte.
Hans-Jörg Kleinbauer
»
Landesinnungsmeister des Bäckerinnungsverbandes Saarland e. V.
Ich begrüße den vorliegenden Koalitionsver- zu unterstützen und zu fördern, findet bei
«
trag für die 16. Legislaturperiode des Landtages unseren Innungsmitgliedern großen Anklang.
des Saarlandes (2017-2022) in hohem Maße. Die Koalition zeigt mit ihrem Ansatz, dass sie
Insbesondere die Absicht, das Handwerk im dem saarländischen Handwerk einen ange-
Rahmen des Konzepts: ‚Perspektive Handwerk‘ messenen Stellenwert einzuräumen gedenkt.
Peter Becker
»
Vizepräsident – Arbeitnehmerseite der Handwerkskammer des Saarlandes
Die Arbeitnehmer in der Handwerkskammer tät Einzug hält und ein weiterer Preiskampf auf
des Saarlandes begrüßen den geplanten Wie- dem Rücken der Belegschaften verhindert wird.
dereinstieg in den sozialen Wohnungsbau Insgesamt lässt sich zusammenfassend sagen,
durch die Gründung eines Bündnisses für dass die Regierungsparteien zwar an mehreren
bezahlbares Bauen und Wohnen. Stellen des Koalitionsvertrages bemüht waren,
Besonders erfreulich sehen wir das Vorhaben der auch die kleinen und mittleren Unternehmen
«
Landesregierung, für einen fairen Wettbewerb aufzugreifen, bleibt im Resümee aber leider zu
zu sorgen. Wir verbinden damit die Hoffnung, sagen, dass das Handwerk im aktuellen Regie-
dass insbesondere bei öffentlichen Vergaben ein rungsprogramm gegenüber anderen Branchen
Wettbewerb der Wirtschaftlichkeit und Quali- und Themenfeldern abfällt.16 Masterplan Handwerk 2020
1. Infrastruktur und
regionale Entwicklung
Infrastruktur: Das sind Straßen, Brücken, Bahn- und Schifffahrtsstre-
cken, Flug-Slots, Pipelines und Kabel, Mobil- und Navigationsfunk.
Ohne funktionierende Infrastruktur läuft im wahrsten Wortsinn
gar nichts. Erst eine gut ausgebaute und verlässliche Infrastruktur
erlaubt die im heutigen Wirtschaftsleben notwendige Erreichbarkeit
und Vernetzung. Leistungsstarke Verbindungen sind eine unerlässli-
che Grundlage für den Erfolg einer Wirtschaftsregion.Masterplan Handwerk 2020 17 Zur Infrastruktur gehören aber auch ein breit seine Wirtschaftskraft entfalten kann, wer- gefächertes und vielfältige Chancen bietendes den die zu unserer HWK gehörenden Betriebe Bildungssystem mit entsprechenden Schul- durch Beratung und Bildung für die Chancen und Berufsschulangeboten sowie die techni- der Digitalisierung fit gemacht und über die schen Voraussetzungen für schnelle, intelli- Risiken informiert. Für die Handwerksbetrie- gente Kommunikation, um die Chancen der be gilt es, die Chancen der Digitalisierung zu Digitalisierung nutzen zu können. Die Digitali- nutzen, um Effizienzgewinne ebenso wie neue sierung eröffnet auch dem Wirtschaftsbereich Wertschöpfungs- und Geschäftsmodelle zu Handwerk neue Möglichkeiten. Innovative indi- realisieren. Der Zugriff und die Nutzung von viduelle Lösungen werden orts- und zeitunab- Cloud-Lösungen gehen dabei weit über die hängig möglich, und die Flexibilität der Hand- Betriebsinfrastruktur hinaus und erfordern im werksbetriebe wird gestärkt. Da ohne digitale Land die Bereitstellung einer ausreichenden Verbindungen künftig kaum ein Unternehmen Netzinfrastruktur.
18 Masterplan Handwerk 2020
1.1 H
andlungsfelder und
Maßnahmen bis 2020
Infrastruktur Digitalisierung des Handwerks
Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit der Die Digitalisierung verändert das Handwerk
Infrastruktur eines Wirtschaftsstandortes sind nachhaltig. So erlaubt eine Vernetzung ver-
entscheidende Faktoren dafür, dass die Hand- schiedener betrieblicher Arbeitsplätze und
werksbetriebe im Saarland ihren wirtschaftli- Prozessschritte bis hin zum Kunden die enge
chen Erfolg zukunftsfähig gestalten können. Zusammenarbeit auch bei räumlicher Tren-
Unsere HWK bringt sich mit ihrem Sachver- nung. Gerade in der Bau- und Ausbaubranche
stand überall dort ein, wo es darum geht, die können durch Einsatz und Vernetzung mithilfe
infrastrukturellen Voraussetzungen für ein digitaler Medien und Speicherlösungen schnel-
erfolgreiches Wirtschaften der Handwerksun- ler Aufträge erfasst und im Betrieb kommu-
ternehmen zu verbessern. Wir machen mit den niziert werden. Betriebs- und Auftragsdaten
uns zur Verfügung stehenden Mitteln auf die stehen in Echtzeit dort zur Verfügung, wo sie
Anliegen der Unternehmen und ihrer Beschäf- gebraucht werden – zur Angebotskalkulation,
tigten in Sachen Infrastruktur aufmerksam Auftragsplanung oder zur Qualitätssicherung.
und stehen unseren Betrieben als zentraler Die effektive Zusammenarbeit im vernetzten
Ansprechpartner mit unserem Beratungsan- Betrieb erstreckt sich von der Baustelle bis zur
gebot zur Seite. Das gilt beispielsweise bei der Buchhaltung ohne Medienbruch. Beispiels-
Gewerbeflächenplanung und der Verkehrspo- weise führt die CE-Kennzeichnungspflicht bei
litik. Bauprodukten zur Einführung einer werksei-
Es ist uns wichtig, den politischen Entschei- genen Produktionskontrolle (WPK), mit deren
dungsträgern Verbesserungspotenziale bei der Hilfe eine Transparenz und Nachvollziehbar-
Infrastruktur aufzuzeigen. Exemplarisch sei auf keit durch entsprechende Dokumentation des
den Investitionsbedarf zur Sicherung der Qua- Materialflusses und der Arbeitsschritte aufge-
lität der Verkehrswege und den notwendigen baut wird. Hier ist es sinnvoll, die Anforderun-
Ausbau der Breitbandinfrastruktur hingewie- gen softwareunterstützt abzuarbeiten und die
sen. Aber auch die Qualität der öffentlichen Dokumentation teilautomatisiert zu erstellen.
Verwaltung beeinflusst die wirtschaftliche Zu den Herausforderungen der Digitalisierung
Leistungsfähigkeit einer Region. Hier ist es die zählt die sichere Datenerfassung und Daten-
Aufgabe der öffentlichen Hände, in einem steti- haltung im Betrieb mithilfe externer Speicher-
gen Verbesserungsprozess die Effektivität und lösungen und Verschlüsselungswerkzeugen.
Effizienz des Verwaltungshandelns zu steigern Schließlich verändert die Digitalisierung auch
und dafür Sorge zu tragen, dass die erforderli- die Kommunikation sowohl im Betrieb als auch
chen Kompetenzen jederzeit vorhanden sind. mit den Kunden und schafft neue Möglichkei-Masterplan Handwerk 2020 19 ten im Bereich der Kundenwerbung und -bin- Arbeitswelt müssen einfach und nachvollzieh- dung. So sind positive Bewertungen von Kun- bar entwickelt und geschult werden. Die digi- den in sozialen Netzwerken Werbung für die tale Welt kann den handwerklichen Arbeits- Leistungsfähigkeit des eigenen Betriebs. prozess nur dann revolutionieren, wenn der Digitalisierung und Ausstattung der Ausbildungswerkstätten Zur Förderung der digitalen Kompetenzen unserer Auszubildenden hat der Bund mit dem Sonderförderprogramm Digitalisierung ein attraktives Förderinstrument für die Aus- stattung von Ausbildungswerkstätten beim Schwerpunkt Digitalisierung geschaffen. Auch die handwerklichen Bildungszentren im Saar- land werden das Sonderförderprogramm Digi- talisierung nutzen und haben entsprechende Förderanträge gestellt oder werden entspre- chende Förderanträge noch stellen. Unsere Handwerkskammer hat ihren Zuwendungsbe- scheid bereits erhalten und wird die Werkstät- ten in den Bereichen Augenoptik, Friseur und Kosmetik sowie Bäcker und Konditor digital aufrüsten. Mit der Beschaffung digitaler Endgeräte allei- ne wird der Weg zur digitalen Zukunft aber nicht geebnet. Es ist vielmehr notwendig, die Digitalisierung in die Maßnahmen der Überbe- trieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) erleb- bar einzubauen. So muss der Nutzen digitaler Werkzeuge oder digitalisierter Arbeitsprozesse deutlich werden und die Zugänge zur digitalen
20 Masterplan Handwerk 2020
Übergang in diese Welt umfassend und schnell konkretisiert die Vorgehensweisen im Betrieb.
umgesetzt wird. Denn zur Digitalisierung Aktuelle Themen der Digitalisierung sind zum
gehören Steckdosen zur Laptopversorgung Beispiel die Schaffung einer vernetzten IT-
am Arbeitstisch in den Theorieräumen genau- Grundausstattung im Betrieb und die gute
so wie entsprechende Schweißgeräte in den Sichtbarkeit der betrieblichen Leistungsfähig-
Werkstätten. Zusätzlich zu diesen Ausstattun- keit im Internet, beispielsweise durch die Nut-
gen im Rahmen des Sonderförderprogramms zung der neuen Top Level Domain .saarland.
Digitalisierung war es uns wichtig, ein weiteres Um den Mittelstand bei der Bewältigung der
Ausstattungspaket in Höhe von rund 4,3 Milli- mit der Digitalisierung einhergehenden Her-
onen Euro als Vorgriff auf die Neuausrichtung ausforderungen zu unterstützen, ist unsere
unserer Bildungsstätten (Zukunftsprojekt) auf HWK im Gespräch mit der Landesregierung, um
den Weg zu bringen. Die Bewilligung unseres sogenannte Digitalisierungsberater zu imple-
Ausstattungsvorhabens ist mit Zustellung mentieren. Die genaue Ausgestaltung gilt es in
der entsprechenden Zuwendungsbescheide den kommenden Monaten zusammen mit der
bereits erfolgt. Jetzt gilt es, die Modernisierung Landesregierung und weiteren Partnern abzu-
der Ausstattung in den Haushaltsjahren 2018 stimmen. Eine weitere Aufschlussberatung für
und 2019 zu realisieren. unsere Mitgliedsbetriebe sehen wir als wichti-
Die Entwicklung der digitalen Kompetenzen ge Aufgabe zur Erhaltung der Wettbewerbsfä-
hat gezeigt, dass das HWK-Bildungszentrum higkeit der regionalen Handwerksbetriebe.
grundlegend neu erdacht und modernisiert
werden muss. Dazu bedarf es auch entspre-
Einheitlicher Ansprechpartner
chender Investitionen in die baulichen Anlagen.
Saar (EA-Saar)
Der Einheitliche Ansprechpartner Saar (EA-
Digitalisierungsberatung
Saar) wurde auf der Grundlage der Richtlinie
Unsere HWK begleitet ihre Betriebe auf dem 2006/123/EG des Europäischen Parlaments
Weg zur Digitalisierung durch Information, und des Rates über Dienstleistungen im Bin-
Beratung und Schaffung von Entscheidungs- nenmarkt („EU-Dienstleistungsrichtlinie“,
hilfen. Unsere Beauftragten für Innovation nachfolgend EU-DLR genannt) in Verbindung
und Technologie (BIT) zeigen neue Trends mit dem Gesetz Nr. 1705 über den Einheitli-
und bewerten diese aus den Erfahrungen des chen Ansprechpartner für das Saarland (EA-
Handwerks. Die Ergebnisse handwerksnaher Gesetz Saarland) umgesetzt. Inzwischen wurde
Forschung werden in Informationsveranstal- die Laufzeit des Landesgesetzes bis zum 31.
tungen interessierten Betrieben zugäng- Dezember 2020 verlängert.
lich gemacht. Die individuelle Beratung der
Betriebe bei der Einführung von Innovationen Der EA-Saar, gemeinsame Geschäftsstellen
ergänzt die Informationsveranstaltungen und angesiedelt bei HWK und IHK, hat die ihmMasterplan Handwerk 2020 21
übertragenen Aufgaben von Beginn an vollum- werk ist gerade hier ein Garant für Arbeits- und
fänglich erfüllt. Die Fallzahlen liegen auf einem Ausbildungsplätze, ein wichtiger regionaler
hohen Niveau, sodass der EA-Saar bundesweit Versorger und Zulieferer mit Produkten und
in der Spitzengruppe rangiert. Die Kooperation Dienstleistungen und engagiert sich für die
mit den saarländischen Behörden war und ist aktive Umsetzung der Klimaschutzmaßnah-
durch eine außergewöhnlich gute Zusammen- men. HWK und Umweltzentrum werden sich
arbeit geprägt. Die Tätigkeit des EA-Saar führte bei der Ausarbeitung lokaler Entwicklungsstra-
von Beginn an zu keinerlei Beanstandung sei- tegien für den ländlichen Raum aktiv beteiligen
tens der Dienstleistungserbringer oder Dienst- und gemeinsam mit den regionalen Akteuren
leistungsempfänger, es wurde auch in keinem Projekte entwickeln und umsetzen. Die Aktivi-
einzigen Fall ein Haftungsanspruch gegen den täten sollen in die Maßnahmen der Landkreise,
EA-Saar gestellt. Kommunen und der Landesregierung einbezo-
gen werden, um eine integrierte nachhaltige
Ziel ist es, den Mitgliedsunternehmen von HWK Regionalentwicklung unter Beteiligung des
und IHK auch über den 31. Dezember 2020 Handwerks sicherzustellen und damit den Fol-
hinaus die Möglichkeit zu bieten, aus einer gen des demografischen Wandels im Saarland
Hand alle Formalitäten zur Existenzgründung entgegenzuwirken sowie aktiv regionale Wirt-
abzuwickeln. Flankierend ist dazu notwendig, schaftsförderung zu betreiben. Die Ergebnisse
dass von Seiten des Landes die Aktionen des der Projekte „Unsere Dörfer, fit für die Zukunft“
Bundes in der EU unterstützt werden, um den und „Hände hoch fürs Handwerk“ sind mit
EA-Saar weiter bekannt zu machen, das bislang Unterstützung der Landesregierung saarland-
begrenzte Angebot von Verfahren zu erweitern, weit zu verbreiten. Im Sinne einer nachhaltigen
fehlende fremdsprachliche Abwicklung von Regionalentwicklung sollen bei der Umsetzung
Verfahren abzustellen sowie medienbruchfreie der Maßnahmen die kleinen und mittleren
elektronische Abwicklung zu gewährleisten. Unternehmen (KMU) der Region berücksichtigt
Dazu werden insbesondere die Initiativen aus werden.
dem EA 2.0 beitragen können.
Mobilitätsmanagement
Regionalentwicklung
Vor dem Hintergrund der demografischen Ver-
Dem saarländischen Handwerk kommt bei der änderungen, der zukünftigen Finanzierung des
Entwicklung insbesondere auch des ländlichen öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), der
Raums im Saarland und in der Großregion Saar- Klimaschutzziele der Bundes- und Landesre-
Lor-Lux-Wallonie eine bedeutende Rolle zu. Bei gierung sowie der örtlichen Stadt- und Orts-
handwerklichen Lösungen bleibt ein großer entwicklung und der Ziele der kommunalen
Teil der Wertschöpfung im Land und stärkt flä- Lärmaktionspläne setzt sich das Handwerk
chendeckend die Wirtschaftskraft. Das Hand- intensiv mit dem Thema Mobilität auseinan-22 Masterplan Handwerk 2020
der. Die saarländischen Handwerksbetriebe auszubauen, in Zusammenarbeit mit der Lan-
sind bezüglich dieses Themas in mehrfacher desregierung über regionale Projekte sowie
Hinsicht gefragt. Die Betriebsinhaber müssen bundesweite Ansätze (Mobilitätsberatung
ihren Mitarbeitern attraktive und kostengüns- der Mittelstandsinitiative Energiewende und
tige Möglichkeiten aufzeigen, wie der Betrieb Klimaschutz) zu informieren und diese aktiv
erreicht werden kann. Das Handwerk ist aber bei ihrer Umsetzung zu unterstützen. Das
auch wichtiger regionaler und überregionaler Handwerk schlägt vor, die existierenden Fort-
Dienstleister, der seine Kunden erreichen muss. bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen im
Zudem spielt das Thema Mobilität zum Beispiel Bereich Mobilität gezielt weiterzuentwickeln
für die Kraftfahrzeug- und Elektro-Gewerke sowie die Ausbildungspotenziale, insbesonde-
eine wichtige Rolle, da sie von Wartung und re im Kontext des Zukunftsthemas E-Mobilität,
Service der Fahrzeuge profitieren. konsequent zu heben. Dabei kann die aufgrund
der räumlichen Nähe besonders einfache Ver-
Das Umweltzentrum unserer HWK arbeitet netzung maßgeblicher Akteure aus Industrie,
aktiv im Netzwerk Mobilität Saar mit und Hochschulen und handwerklichen Bildungs-
stellt so den Zugang zu den Handwerksbe- zentren als besondere Chance im Sinne einer
trieben sicher. Es gilt, das Informations- und beschleunigten Umsetzung innovativer Mobi-
Beratungsangebot zum betrieblichen Mobili- litätskonzepte in nicht akademische Bildungs-
tätsmanagement im Umweltzentrum weiter maßnahmen gewertet werden.Masterplan Handwerk 2020 23 1.2 Appelle Breitbandausbau Wie eine Umfrage unserer HWK im Sommer 2015 gezeigt hat, ist die flächendeckende Ver- sorgung mit (mobilem) Breitband-Internet ein wichtiger Standortfaktor für die Handwerksun- ternehmen. Auf die Frage, welche Bedeutung ein schneller Internetzugang für ihr Unterneh- men hat, antworteten 58,3 Prozent der befrag- ten Unternehmen mit „sehr wichtig“ und 34 Prozent bewerteten es als „wichtig“. Die Landesregierung möchte laut Koalitions- vertrag den Ausbau der Breitbandinfrastruktur vorantreiben. Das Handwerk fordert, dass das gesamte Saarland schnellstmöglich mit einer Internet-Geschwindigkeit von mindestens 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) versorgt wird. Das wäre ein erster wichtiger Schritt, um die Digitalisierung zu beschleunigen. Das Hand- werk setzt auf mehr Ehrgeiz der Landesregie- rung bei der Schaffung einer zukunftsfesten digitalen Infrastruktur. Regionalentwicklung Die Landesregierung erkennt das Handwerk als integralen Bestandteil einer nachhaltigen ländlichen Entwicklung an. Das saarländische Handwerk sollte noch aktiver in die Prozesse zur Regionalentwicklung im Saarland einbe- zogen werden, um effizient an der Erstellung lokaler Entwicklungsstrategien mitarbeiten zu können. Die Förderprogramme der Landes- regierung sollten daher konsequent auf die Umsetzung von Projekten, und hier insbeson- dere unter Beteiligung des saarländischen Handwerks, ausgerichtet werden.
24 Masterplan Handwerk 2020
Mobilität Prozent hat sich der Zustand der Straßeninfra-
Unsere HWK und das Umweltzentrum regen struktur im Saarland in den vergangenen zehn
eine Erweiterung ihrer Beratungsangebote mit Jahren verschlechtert oder ist er sogar deutlich
Unterstützung der Landesregierung an. Das schlechter geworden; im Gegensatz hierzu
Thema Mobilität soll durch die HWK unter akti- nahmen lediglich 13,3 Prozent eine Verbesse-
ver Beteiligung der Fachverbände gezielt in die rung wahr. Auch belegt die Umfrage, dass eine
Aus- und Weiterbildungsaktivitäten einbezogen ungenügend instand gehaltene Straßeninfra-
werden. Das erfordert auch eine entsprechende struktur den Geschäftsbetrieb negativ beein-
Ausstattung der gewerkspezifischen Berufsbil- flusst. Ein Drittel (32,5 Prozent) der befragten
dungs- bzw. Kompetenzzentren. Mit Unterstüt- Handwerksbetriebe ist davon überzeugt, dass
zung der Landesregierung wird unsere HWK das der schlechte Zustand der Straßeninfrastruk-
Mobilitätsnetzwerk im Saarland durch Beratung tur ihre Geschäftstätigkeit beeinträchtigt. Um
und handwerkliche Dienstleistungen planvoll Beeinträchtigungen und Zeitverluste künftig
unterstützen. In diesem Zusammenhang weist zu verringern, fordern die Handwerksbetriebe
die HWK ausdrücklich auf die Bedeutung der die verstärkte Reparatur und eine insgesamt
Unternehmen aus den Branchen Kraftfahrzeug bessere Instandhaltung der bestehenden
und Elektro als Multiplikatoren im direkten Kon- Straßeninfrastruktur; 46,8 Prozent der Betrie-
takt mit den Endverbrauchern hin. be sehen hier die vordringlichste Aufgabe der
Verkehrspolitik. An zweiter Stelle steht mit 35
Prozent der Abbau von Verkehrsengpässen.
Straßeninfrastruktur
Die Straßeninfrastruktur ist ein wichtiges Im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit des
Thema für das Handwerk. Viele Handwerksbe- saarländischen Handwerks hat sich die Voll-
triebe mit Lieferverpflichtungen, Baustellen- versammlung der HWK in einer am 30. Juni
verkehr und Kundendiensten sind auf ein gut 2016 verabschiedeten Resolution für eine kon-
funktionierendes Straßennetz angewiesen. sequente Stärkung der Verkehrsinfrastruktur
Doch leider mehren sich in letzter Zeit die Anzei- ausgesprochen. Die Unternehmen im Saar-
chen dafür, dass die in die Jahre gekommene land sind auf eine leistungsfähige Verkehrs-
Straßeninfrastruktur dringend einer Sanierung infrastruktur angewiesen. Eine reibungslose
bedarf. Eine Umfrage der Handwerkskammer Mobilität im Personen- und Güterverkehr muss
des Saarlandes im ersten Quartal 2016 hat sowohl im Inland als auch grenzüberschreitend
gezeigt, dass 33,8 Prozent der Handwerksun- sichergestellt sein.
ternehmen den Straßenzustand im Saarland
mit ausreichend bis mangelhaft beurteilen. Im gesamten Saarland gibt es Straßen und
Nur knapp ein Fünftel der Betriebe (19,3 Pro- Brücken, die dringend sanierungsbedürftig
zent) bewertet den Zustand des saarländischen sind oder bald sein werden. Das gilt nicht nur
Straßennetzes mit gut bis sehr gut. Rund ein für Bundesautobahnen und -straßen, sondern
Viertel (24,5 Prozent) stellen der Beschaf- auch für viele Landes- und Gemeindestraßen.
fenheit der von ihnen genutzten Straßen ein Die Qualität dieser Straßen beeinflusst auch die
befriedigendes Zeugnis aus. Für insgesamt 44,3 Erreichbarkeit des ländlichen Raums und damitMasterplan Handwerk 2020 25
die Wettbewerbsfähigkeit der dort ansässigen óó Für Handwerksunternehmen im Allgemei-
Unternehmen. Wir appellieren an Bund, Land nen und für als störend empfundene Hand-
und Kommunen, verstärkt in die Straßen- werksunternehmen im Besonderen sollte
verkehrsinfrastruktur zu investieren. Hierbei ein konfliktfreies Unternehmensumfeld mit
bedarf es einer zielgerichteten Verwendung Expansionsmöglichkeiten (Erweiterungspo-
der vorhandenen Einnahmen aus dem Straßen- tenzial) zur Verfügung stehen.
verkehr. Die saarländische Landesregierung hat óó Bei der Planung neuer Gewerbeflächen soll-
sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, te beachtet werden, dass nicht vornehmlich
eine „Investitionsoffensive Saar“ zu starten, größer parzellierte Flächen – ab 10.000 Qua-
in der auch die Verkehrsinfrastruktur gestärkt dratmeter oder größer – für eine industriel-
werden soll. Die Aufstellung einer Prioritäten- le Nutzung ausgewiesen werden, sondern
liste und natürlich deren Realisierung sollte in auch kleiner parzellierte Flächen bis 2.000
Abstimmung mit den Wirtschaftskammern so Quadratmeter für Handwerksbetriebe.
rasch wie möglich in Angriff genommen wer- óó Im Koalitionsvertrag ist zudem die Weiter-
den. entwicklung der bestehenden Plattform zur
Flächenvermarktung zu einem landeswei-
ten, umfassenden Gewerbeflächen- und
Flächenpolitik
Immobilienkataster als Ziel formuliert.
Mit Sorge beobachtet unsere HWK, dass auf-
grund enger werdender Siedlungsräume Planer
und Gemeinden neue Wohnbebauung dichter
an Gewerbegebiete und damit an vermeintlich
störende Handwerksunternehmen heranrü-
cken und entsprechende Konflikte provozieren.
Darüber hinaus wird die Nachfrage nach einem
ungestörten, ruhigen Wohnen im Grünen stär-
ker. Diese Nachfrage veranlasst Gemeinden
zunehmend, reine Wohngebiete auszuweisen.
Die Ausweisung reiner Wohngebiete verschärft
jedoch das vorgenannte Konfliktpotenzial zwi-
schen Wohn- und gewerblicher Nutzung. Des-
halb konstatiert unsere Handwerkskammer:
óó Zur Vermeidung von Konfliktpotenzialen, zur
Sicherung der gewerblichen Wirtschaft und
damit zur Sicherstellung der Versorgung der
Ortschaften mit handwerklichen Produkten
und Dienstleistungen sollte grundsätzlich
auf weitere Ausweisungen reiner Wohnge-
biete verzichtet werden.26 Masterplan Handwerk 2020
Die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer
„Wichtige Eckpunkte für
die Zukunft des Saarlandes“
Im Gespräch mit dem Deutschen Handwerksblatt (DHB), Ausgabe
Nr. 11/2017, spricht sich die saarländische Ministerpräsidentin
Annegret Kramp-Karrenbauer für die Gleichstellung der beruflichen
mit der akademischen Bildung aus.Masterplan Handwerk 2020 27
DHB: Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, Hochschulen sehr über 15 Millionen Euro mehr
herzlichen Glückwunsch zur Wahl zur Minis- freuen. Wie intensiv wurde über diesen Milli-
terpräsidentin. Wie zufrieden sind Sie mit der onenbetrag in den Koalitionsverhandlungen
Koalitionsvereinbarung? diskutiert?
Kramp-Karrenbauer: Der Koalitionsvertrag Kramp-Karrenbauer: Wir wissen um die Bedeu-
wurde von den Delegierten beider Parteien fast tung der Hochschulen für das Saarland und
ohne Gegenstimmen angenommen. Das zeigt deshalb war es auch ein Herzensanliegen für
sicherlich, dass es eine gute und ausgewogene mich, nach harten Sparanstrengungen an der
Vereinbarung geworden ist. Auch persönlich Uni jetzt wieder mehr Spielräume zu ermög-
bin ich damit zufrieden, denn wir haben sowohl lichen. Außerdem profitiert von einem star-
den weiterhin notwendigen Konsolidierungs- ken saarländischen Wissenschafts- und For-
pfad festgeschrieben als auch die Investitions- schungsstandort auch das Handwerk. So haben
strategie ab 2020 auf den Weg gebracht. Das wir im Januar ein neues Mittelstandszentrum
sind wichtige Eckpunkte für die Zukunft des an der htw saar (Hochschule für Technik und
Saarlandes. Wirtschaft) eingerichtet.
DHB: Manch einer meint, es lasse sich im Koa- DHB: Stichwort: Meisterbonus. Er findet sich
litionsvertrag die deutliche Handschrift der im Koalitionsvertrag wieder. Er soll ein Schritt
Gewerkschaften erkennen. So findet sich im in Richtung Gleichstellung beruflicher und aka-
Vertrag die Aussage wieder, die Einführung demischer Bildung sein und eine weitgehend
einer Ausbildungsumlage sei zu prüfen. Wie kostenfreie Ausbildung zum Handwerksmeis-
bewerten Sie diese Einschätzung? ter ermöglichen. Ab wann können unsere Meis-
ter von morgen mit einer kostenfreien Meister-
Kramp-Karrenbauer: Der Koalitionsvertrag ausbildung im Saarland rechnen?
ist von vielen Seiten gelobt worden, auch von
den Wirtschaftskammern und Gewerkschaf- Kramp-Karrenbauer: Für mich sind akademi-
ten, was mich freut. Die breite Zustimmung ist sche und Berufsausbildung gleichwertig. Des-
sicherlich auch Ausdruck davon, dass wir bei halb werden wir mit dem Ausbau der bestehen-
wichtigen Entscheidungen schon in der letzten den Stipendiensysteme und des Meister-BAföG
Legislaturperiode den Konsens mit den Betrof- und mit der Einführung einer speziellen
fenen gesucht haben. Zuschussregelung unter dem Stichwort „Meis-
terbonus“ die Attraktivität der dualen Berufs-
DHB: Haben sich die Hochschulen schon bei ausbildung steigern. Wir planen den Einstieg
Ihnen gemeldet, um Ihnen zu danken? In der schon zum Haushaltsjahr 2018.
Presse war kaum davon zu lesen, dass sich die28 Masterplan Handwerk 2020
DHB: Im Saarland ist die Unternehmensgrün- in der Saar-Gemeinschafts-Initiative gesucht.
dungsquote relativ gering. Aktuell rangiert Das werden wir auch tun, wenn es um Investi-
unser Bundesland laut KfW-Gründungsmoni- tionen in die Zukunft des Landes geht. Letzten
tor 2016 bundesweit auf dem vorletzten Platz. Endes obliegt es aber der Landesregierung, die
Andere Bundesländer wie Sachsen-Anhalt Schwerpunkte für die Investitionen verant-
setzen Mittel wie eine Gründungsprämie für wortlich zu setzen.
Handwerksmeister ein, um die Gründungs-
quote zu erhöhen. Unsere Handwerkskammer DHB: Investitionen in die Infrastruktur sind gut.
fordert auch bei uns eine solche Prämie als Teil Straßen und Brücken müssen in Schuss sein.
des Meisterbonus einzuführen. Ab wann und Mindestens genauso wichtig ist die digitale
in welcher Höhe kommt die Gründungsprämie Infrastruktur. Wie sieht der Fahrplan der Lan-
für Handwerksmeister im Saarland? desregierung aus, um die ländlichen Regionen
mit schnellem Internet zu versorgen?
Kramp-Karrenbauer: Es gibt im Saarland
bereits die Offensive für Gründerinnen und Kramp-Karrenbauer: Aus meinen regelmäßi-
Gründer, die auch ein Startkapitalprogramm gen Kontakten mit den saarländischen Hand-
für Firmengründer anbietet. Sicherlich wäre werksbetrieben weiß ich um die Bedeutung
eine höhere Unternehmensgründungsquote von schnellem Internet für eine erfolgreiche
wünschenswert. Darüber hinaus sollten wir „Digitalisierung im Handwerk“. Ein starkes
alles vorbehaltlos prüfen, was helfen kann. „Handwerk 4.0“ kann es ohne den flächende-
ckenden Breitbandausbau im Saarland nicht
DHB: Das Ziel, zusätzlich Mittel aus dem Län- geben. Vom Internet der Dinge abgehängt zu
derfinanzausgleich ab 2020 überwiegend für sein, würde für viele Betriebe gerade auch im
Investitionen auszugeben, findet größtenteils ländlichen Raum mittelfristig das Aus bedeu-
positive Resonanz. Wichtig ist dabei, eine kon- ten. Auch deshalb treibt unsere Landesregie-
krete Bestandsaufnahme und einen mittel- rung das Thema mit Energie voran. Wir befin-
fristigen Investitionsplan zu erstellen. Wie will den uns auf einem sehr guten Weg. Unter den
die neue Landesregierung sicherstellen, dass Flächenländern im Bund liegen wir derzeit auf
hierbei transparent vorgegangen und die Wirt- einem der Spitzenplätze und wollen die Ersten
schaft aktiv beteiligt wird? sein, die Vollzug melden. Ende 2018 soll es so
weit sein. Wir haben gerade eine Vereinbarung
Kramp-Karrenbauer: Wir haben schon in den mit den Unternehmen Deutsche Telekom, VSE-
letzten fünf Jahren immer wieder den engen Net und Inexio getroffen, die rund 50 Millionen
Austausch mit den Interessenvertretern von Euro investieren werden, um die verbliebenen
Wirtschaft und Gesellschaft, etwa mit den unterversorgten Gebiete mit schnellem Inter-
Kammern, Verbänden und Gewerkschaften, net auszustatten. Die konkrete UmsetzungMasterplan Handwerk 2020 29 läuft also. Das verschafft unseren Handwerks- betrieben einen Vorsprung, damit die „Digita- lisierung der realen Wertschöpfung“ ein Erfolg wird. Unser mittelfristiges Ziel ist dann sogar der möglichst flächendeckende Zugang zu Gigabit-Netzen, die Download- und Upload- Geschwindigkeiten von 1.000 Megabit pro Sekunde bereitstellen. DHB: Mit Blick auf unsere Nachbarn: Welche Wirtschaftspolitik erwarten Sie von der neuen französischen Regierung? Kennen Sie Herrn Macron persönlich? Kramp-Karrenbauer: Ich habe Emmanuel Mac- ron noch als französischen Wirtschaftsminister beim Deutsch-Französischen Ministerrat in Metz kennengelernt. Sein Bekenntnis zu einem star- ken und gelebten Europa begrüße ich. Damit ver- bunden ist die Hoffnung, dass die deutsch-fran- zösische Zusammenarbeit weiter gestärkt wird. Wenn Macron es ernst meint mit mehr Europa, dann bieten sich gerade die Grenzregionen für erfolgversprechende Projekte an. Das Saarland möchte besonders die grenzüberschreitenden Kooperationen intensivieren und hofft hier auf Unterstützung vom neuen französischen Präsi- denten. Wir wünschen uns mehr Möglichkeiten, weitergehende Formen der Zusammenarbeit auf beiden Seiten der Grenze unbürokratisch zu testen oder auch Grenzgeschäfte für Händ- ler und Handwerker zu erleichtern. Ein Thema könnten Ausnahmen und Vereinfachungen im Rahmen der Entsende-Richtlinie in der Grenzre- gion sein. Das würde auch vielen saarländischen Handwerkern das Leben erleichtern.
30 Masterplan Handwerk 2020
2. Fachkräftesicherung
und Qualifizierung
Die demografische Entwicklung im Saarland hat derzeit einen klaren
Trend: Die Bevölkerung wird im Durchschnitt älter, die Bevölkerungs-
zahl geht allmählich zurück. Diese Entwicklung wird die Sicherung
des Fachkräftebedarfs für die Handwerksunternehmen in den kom-
menden Jahren weiter erschweren. Immer mehr Handwerksbetriebe
berichten, dass sie freie Stellen nicht qualifiziert besetzen können,
bei den Lehrstellen bleiben rund zehn Prozent offen.Masterplan Handwerk 2020 31 Der Fachkräftemangel im Handwerk gefährdet Beschäftigungsstruktur. Das tradierte Rollenbild erfolgreiche Unternehmensentwicklungen und verhindert oft Karrieren im Handwerk – wie bei- beeinträchtigt die Wachstumschancen der Regi- spielsweise von Frauen in technischen Berufen. on. Auf zwei Ebenen muss gegengesteuert wer- Dabei sind es meist gar nicht die Betroffenen den: Zum einen ist die Zahl derjenigen zu stei- selbst, die das Handwerk als Perspektive ableh- gern, die sich für eine Ausbildung und Tätigkeit nen, sondern deren soziales Umfeld. Schüle- im Handwerk interessieren, zum anderen muss rinnen, die im Rahmen der Berufsorientierung die Qualifikation der Bewerber und der hand- beispielsweise das Metallhandwerk interes- werklichen Fachkräfte gesichert werden. Für die sant finden und in der Familie darüber berich- weitere positive Entwicklung des Wirtschafts- ten, müssen dann manchmal erleben, dass bereichs Handwerk sind daher das Werben um von Eltern, Verwandten oder Freunden dieser Nachwuchskräfte und eine qualitativ hochwer- Berufswunsch zurückgewiesen wird. Dadurch tige betriebliche Aus-, Fort- und Weiterbildung wird einerseits für Frauen die Vielfalt beruflicher von entscheidender Bedeutung. Karrierewege eingeschränkt und andererseits Mit Blick auf die Zuwanderung von Flücht- entgehen dem Handwerk so dringend benötig- lingen leistet das Handwerk einen wichtigen te Fachkräfte. Beitrag zur Integration, indem es die Chancen Diversität der Beschäftigungsstruktur meint aufzeigt, die die duale Berufsausbildung bietet, nicht nur die sogenannte „Gender-Thematik“, und Hilfestellung bei der Suche nach Praktika also die Gleichberechtigung von Frauen und und Ausbildungsplätzen gibt. Dabei streben wir Männern. Hier geht es auch darum, möglichst an, den geflüchteten Menschen eine dauerhaf- die vollständige Vielfalt der Gesellschaft auch te Perspektive anzubieten, die ihre Potenziale in der Arbeitswelt abzubilden. Eine Karriere im berücksichtigt und ihnen nachhaltige Chancen Handwerk steht jedem offen, unabhängig von ermöglicht. Zertifizierte Qualifikationen unter- Alter, Geschlecht, Religion und anderen Merk- halb der Gesellenebene wie Teilqualifikationen malen. Es entscheiden alleine das Interesse, das oder Bausteine sind deshalb grundsätzlich keine Wissen und das Können. Diese Botschaft wollen Lösung. Die einzige Hürde für eine vollwertige wir noch intensiver kommunizieren. duale Ausbildung ist oftmals ein ausreichendes Im Zuge der Neuausrichtung unserer Organisa- Beherrschen der deutschen Sprache. Wenn keine tionsstruktur haben wir das Bildungsmarketing sonstigen Defizite vorhanden sind, gibt es kaum auch personell verstärkt. Zur Verbesserung der Argumente gegen eine vollwertige Ausbildung. Ansprache Bildungsinteressierter sind neue Ins- Allerdings haben wir in den ersten Jahren der trumente zu entwickeln. Dabei sollen stärker besonderen Flüchtlingssituation festgestellt, als bisher moderne Kommunikationskanäle wie dass die Vorstellungen und Erwartungen vieler beispielsweise soziale Medien genutzt werden. Menschen, die zu uns gekommen sind, nicht Ergänzend dazu sind auch die klassischen For- immer zu den ökonomischen und beruflichen mate, wie zum Beispiel Messen, Anzeigen und Realitäten in Deutschland passen. Ebenso schät- Plakate, an neue Erfordernisse anzupassen. zen viele Menschen ihre eigenen Vorkenntnisse und beruflichen Erfahrungen nicht zwangsläu- fig richtig ein. Hier ist noch Aufklärung und Bera- tung erforderlich, insbesondere weil es in den Herkunftsländern kein vergleichbares berufli- ches Bildungssystem gibt. Unsere HWK unterstützt bereits mit zahlreichen Maßnahmen, Aktivitäten und Dienstleistungen das Werben um den Nachwuchs, die Integrati- on von Flüchtlingen sowie die Qualifizierung der Handwerksunternehmen. Eine Herausforde- rung ist hierbei die Steigerung der Diversität der
Sie können auch lesen
