Menschen Flughafen-Wien-Vorstand Christian Domany Reportage Raiffeisen-Leasing International top Immobilien Logieren in nobler Umgebung - DAS ...

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2 JUNI 2006          DA S KU N D E N M A G A Z I N D E R R A I F F E I S E N - L E A S I N G

                                                                                               Postgebühr bar bezahlt, Verlagspostamt 2380 Perchtoldsdorf

        Menschen
        Flughafen-Wien-Vorstand Christian Domany
        Reportage
        Raiffeisen-Leasing International top
        Immobilien
        Logieren in nobler Umgebung
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INHALT Leas•mich                                                  NUMMER 2| JUNI 2006

                       Durchstarter & Überflieger:
                       Ein Jahr nach der Ankündigung,
                       Skandinavien als Markt für Leasing-
                       finanzierungen zu sondieren,
                       gründete Raiffeisen-Leasing in
                       Stockholm die erste nordische
                       Tochtergesellschaft RL-NORDIC.
                       Nächste Destination: Helsinki.

    MENSCHEN Flughafen-Wien-                                                                   RECHT Das Bundesvergabe-                                                           LIFESTYLE Die Nord- und Ost-
    Vorstand Mag. Christian Domany                                                             gesetz wurde der EuGH-Judikatur                                                    seeregion lockt immer mehr er-
    ist ein Manager mit großem                                                                 angepasst. Die prägnantesten                                                       holungs- und rückzugsbedürftige
    humanitären Engagement. SEITE 4                                                            Änderungen ab SEITE 6                                                              Zeitgenossen an. SEITE 32
    IMPRESSUM Medieninhaber: Raiffeisen-Leasing GmbH., Hollandstraße 11–13, 1020 Wien, Tel.: O1/716 01 DW 8440, Fax: DW 8448, Internet-Adresse: http://www.raiffeisen-leasing.at, E-Mail-Adresse: leasing@rl.co.at Herausgeber: Prok. Andrea Weber
    Produzent: Verlagsgruppe NEWS Gesellschaft m.b.H., FN 183971 HG, Taborstr. 1–3, 1020 Wien Geschäftsführung: Dkfm. Helmut Hanusch Objektleitung: Klaus Edelhofer Redaktionsbüro: Vojtisek KEG, E-Mail-Adresse: act.vojtisek@aon.at
    Grafische Gestaltung: Greiner & Greiner, 1050 Wien Fotos: Buenos Dias, Alexander Wulz, Michael Appelt, Bernhard Michal Herstellung: Sibylle Bauer Druck: Druckerei Berger, 2580 Horn Vertrieb: Mediaprint-Zeitschriftenvertriebsgesellschaft, 1235 Wien
    Die Raiffeisen-Leasing GmbH übernimmt keine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen.

2                                                                                                                                                                                                                                            Leas•mich
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EDITORIAL     Andrea Weber                3   EDITORIAL
Ô MENSCHEN
Christian Domany im Leas•mich-Interview. 4

Ô RECHT
Ein Überblick über Neuerungen des
Bundesvergabegesetzes 2006.               6
                                              nordic
Ô STEUER
Das Abgabenänderungsgesetz birgt
                                              working                                                   ANDREA WEBER
                                                                                                    Leiterin Marketing und PR
                                                                                                    in der Raiffeisen-Leasing

zahlreiche Verschärfungen.                9

Ô KOMMENTAR
GF Mag. Michael Ohner zur Entwicklung
                                              2005            war ein Raiffeisen-Leasing-Team auf fact finding mission in
                                                              Nordeuropa. Der Auftrag lautete: Ausloten des Marktpoten-
                                              zials für innovative Leasinglösungen. Schließlich sind einige namhafte
des österreichischen Leasingmarktes.  11      schwedische und finnische Unternehmen schon seit Jahren Raiffeisen-Lea-
                                              sing-Kunden, ein genauerer Blick auf den Heimmarkt von Ikea, Volvo und
Ô COVERSTORY                                  Co. könnte sich also lohnen. Und dem war auch so, wie die im Zuge der
Raiffeisen-Leasing gründete die erste         Recherchen erstellte Marktstudie ergab.
Niederlassung in Nordeuropa.             12      Nicht nur das freundliche Umfeld, auch die äußerst positiven makro-
                                              ökonomischen Bedingungen sowie die rege Investitionstätigkeit gaben den
Ô MEINUNG                                     Ausschlag, sich in Nordeuropa ein weiteres Standbein zu schaffen. Lea-
GF Mag. Peter Engert:                         singfinanzierungen haben insbesondere in Schweden und Finnland noch
Dienstwagen statt Gehaltserhöhung.       19   viel Potenzial, da es nur wenige Anbieter gibt. Speziell der Bereich Immobi-
                                              lienleasing ist noch ausbaufähig, und auch die Kommunen sind für die
Ô REPORTAGE                                   Raiffeisen-Leasing eine interessante Zielgruppe.
Österreichs größtes Bedarfsflugunter-            Dazu kommt die spezielle geografische Position. Stockholm und Helsinki
nehmen vertraut auf Raiffeisen-Leasing. 20    erhalten immer mehr Bedeutung als logistisches Zentrum für Nordeuropa,
                                              da viele Unternehmen diese beiden Länder als Ausgangspunkt für ihre Lie-
Back to the future:                           ferungen in die neuen Märkte des Baltikums sowie nach Polen ansehen.
Die Antriebstechnologien von morgen.     22   Umgekehrt sollen und werden skandinavische Unternehmen das starke
                                              Netzwerk der Raiffeisen-Leasing in den CEE-Ländern nützen. In unserer
Raiffeisen-Leasing International
                                              Coverstory lesen Sie mehr über die lokalen Besonderheiten der nordischen
ist international top.                   24
                                              Länder, die unser Autor Ronald Lausch, seines Zeichens Geschäftsführer
Energieeffizientes Bauen und Sanieren:        der RL-Nordic, für Sie zusammengetragen hat. Sollten Sie nun mit dem Ge-
Ein Modell macht Schule.               25     danken spielen, Skandinavien erst einmal aus der Urlauberperspektive zu
                                              prüfen, dann sei Ihnen auch die Lifestylegeschichte ab Seite 32 ans Herz
Die HAK Gänserndorf hat die erste Uni-        gelegt.
versalleasing-Übungsfirma gegründet.     26      Mit dem neuen Bundesvergabegesetz 2006 wurde das so genannte „Le-
                                              gislativpaket“ der EU in nationales Recht umgesetzt. Zudem mussten die
Neuer Lehrgang für „Erneuerbare               jüngere Rechtsprechung des EuGH, der österreichischen Höchstgerichte
Energien“ an der TU Wien.                27   sowie nationaler Vergaberechtsschutzbehörden berücksichtigt werden. Die
                                              einzelnen Bestimmungen sind nun verständlicher formuliert, aber dafür
Ô IMMOBILIEN
                                              doppelt so umfangreich, berichtet unser Rechtsexperte Stefan Piechl (ab
PPP-Projekt in Laxenburg.                28   Seite 6). Zusätzliche Hürden für Unternehmer erkennt unsere Steuerfach-
                                              frau Sandra Sedlaczek-Riederer auch im Abgabenänderungsgesetz 2005,
Kommunalleasing in Breitenau.            29
                                              dass im Dezember 2005 beschlossen wurde (ab Seite 9).
Immobilienleasing international.         30

Ô KUNDENPORTRÄT                                 Dass Ihnen dabei die Urlaubslaune trotzdem erhalten bleibt, hofft
Falkensteiner Michaeler Tourism Group 31

Ô LIFESTYLE
Entspannung! Ja, natürlich.              32

FACTS & FIGURES                          34              Ihre Andrea Weber

NUMMER 2| JUNI 2006                                                                                                             3
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MENSCHEN

                 Karriere mit vielen
                   Wendungen
    MAG. CHRISTIAN DOMANY, Vorstandsdirektor Flughafen Wien AG: Ein Manager mit humanitärem Engagement

    C
                 hristian Domany, 54, wuss-        Studium und Unterhalt finanzieren zu    ger Bereichsleiter glaubte nicht ganz
                 te sich bereits in früher Ju-     können, betätigte er sich unter ande-   an dieses neue Segment und stellte
                 gend durchzusetzen. Weil          rem als Ausfahrer für eine Brauerei.    fest: „Wir sind doch Bankiers, warum
                 seine beiden Geschwister          Weitere Stationen in seinem Studen-     sollen wir um Kinder werben?“ Sie-
    deutlich älter waren als er und es             tenleben waren die Caritas socialis,    ben Jahre blieb Domany im Bankge-
    kaum gleichaltrige Kinder in der Ge-           was seinen schon damals stark aus-      schäft. „Der Job hat Spaß gemacht,
    gend gab, bekniete er seine Eltern             geprägten humanitären Ambitionen        aber ich wollte als junger Mensch
    so lange, bis sie ihm erlaubten, in ein        sehr entgegenkam, und das Or-           eine neue Herausforderung.“ Diese
    Internat zu übersiedeln. „Ich wollte           thopädische Spital, wo er sehen         kam in Gestalt des legendären Ge-
    einfach in einer gleichaltrigen Ge-            konnte, wie gerade „kleine Patien-      neralsekretärs der Industriellenverei-
    meinschaft leben, ich habe mich im             ten“ unter der Angst vor Operationen    nigung (IV), Herbert Krejci, der die
    Internat in Kirchberg am Wechsel               leiden. „Heute will ich mithelfen,      Weichen für die nächste berufliche
    sehr wohl gefühlt.“ Ein Jugendlicher,          diese psychische Belastung vor ei-      Station Domanys stellte. Er wurde
    der freiwillig von Wien in die Provinz         nem Eingriff zu minimieren.“ Domany     dessen persönlicher Assistent, spä-
    zieht. Sehr ungewöhnlich. Das Le-              ist Ehrenpräsident eines Vereines       ter Leiter der Bereiche Personal,
    ben in der Gemeinschaft hat ihn früh           („Operation EDDY“), der sich der        Finanzen und Organisation, zum
    geprägt und genau hier wurde ihm               Vorbereitung von Kindern und An-        Schluss auch stellvertretender Gene-
    klar, dass er einen Beruf ergreifen            gehörigen auf operative Eingriffe       ralsekretär der IV. An seinem 45. Ge-
    will, wo er viel mit Menschen zu tun           widmet. Daneben engagiert sich der      burtstag nahm seine Karriere eine
    hat, vielleicht als Personalchef eines         „Netzwerker“ unter anderem noch im      neue Wendung: Auf Anregung von
    Unternehmens. Nach der Matura be-              Präsidium des Behindertensportver-      Andreas Treichl und Gerhard Randa,
    gann er das Studium der Betriebs-              bandes und im Vorstand des Hilfs-       den beiden Generaldirektoren der
    wirtschaft. Durch den frühen Tod des           werks Austria. Soziales Engagement      größten österreichischen Sparkassen,
    Vaters ergab sich die Notwendigkeit,           ist für ihn der Ausgleich zum tägli-    wurde er zum Generalsekretär des
    einen Nebenjob anzunehmen. Um                  chen Business.                          Sparkassenverbandes vorgeschlagen.
                                                      Nach dem Studium wurde er Mit-       Diese Entscheidung musste inner-
                                                   arbeiter der damals größten öster-      halb eines Wochenendes fallen, so
                                                   reichischen Bank. Nach eineinhalb       die Bedingung. Der Sonntagabend
                                                   Jahren am Schalter einer Filiale        brachte ein klares „Ja“ von Domany
                                                   wurde er in die Zentrale berufen, um    und vier Jahre im Sparkassenver-
                                                   eine von dieser Bank bis dato ver-      band.
                                                   nachlässigte Zielgruppe zu betreuen:       Im Jahr 2000 folgte die nächste
                                                   Jugend und Studenten. Sein damali-      Veränderung. Der neu gewählte Prä-

                                                 FACT SHEET: FLUGHAFEN WIEN GRUPPE

                                                 MITARBEITER                                                                     3581
                                                 PASSAGIERZAHLEN                                                              16 Mio.
                                                 CARGO                                                              235.000 Tonnen
                                                 START/LANDUNGEN                                                             231.000
                                                                                                           Zahlen: Geschäftsbericht 2005

4                                                                                                                        Leas•mich
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sident der Wirtschaftskammer Öster-
reich, Christoph Leitl, der Domany
aus der Zeit in der Industriellenverei-
nigung gut kannte, suchte einen
„Umsetzer“ seines ambitionierten
Programms: 30 Prozent mehr Ser-
vice, 30 Prozent niedrigere Mitglieds-
beiträge. Christian Domany erschien
ihm als richtige Besetzung für den
Posten des Generalsekretärs der
Wirtschaftskammer Österreich. „Für
mich war immer klar, eine Interessen-
vertretung der Wirtschaft muss ein
Abbild der jeweiligen Wirtschaftssi-
tuation sein. Der Markt verlangt
schließlich auch Flexibilität von den
Unternehmern. Wenn es nicht ge-
lingt, die Strukturen den heutigen Er-
fordernissen anzupassen, haben
diese Institutionen keine Zukunft.“
Das Beharren von Leitl und Domany
auf eine Reform hat schließlich dazu
geführt, dass die Wirtschaftskammer
heute von den Unternehmern mehr-
heitlich wieder als wichtige Interes-
senvertretung wahrgenommen wird.
    Vom Generalsekretär zum Vor-
stand: Nach Abschluss der Reform
in der Wirtschaftskammer Österreich
ist Domany seit Oktober 2004 Vor-
stand der Flughafen Wien AG und
zuständig für die Geschäftsbereiche
Immobilien und Center Manage-
ment, Planung und Bau, Finanz- und
Rechnungswesen sowie Personal.
    In seinen Aufgabenbereich fallen
auch Betriebsansiedelungsprojekte.
„Der Flughafen ist nicht nur für Spedi-
teure, sondern auch für Unternehmen
mit einer hohen Anzahl an Geschäfts-
reisen die ideale Location.“ Beispiels-                     »In punkto Flexibilität, Kreativität und
weise wird die AUA Mitte 2007 in ihr                      Qualität der Betreuung hat letztlich alles
neues Headquarter am Flughafen-                           für die Raiffeisen-Leasing gesprochen.«
areal einziehen. In weiterer Folge
                                                                 VORSTANDSDIREKTOR MAG. CHRISTIAN DOMANY
könnten Kunden wie beispielsweise
der Flugzeugausstatter FACC die Bil-
dung eines Clusters vorbereiten. Im          Kreativität und Qualität der Betreuung    mensch ist zum zweiten Mal verhei-
Zuge der Betriebsansiedelungen kam           hat letztlich alles für die Raiffeisen-   ratet und hat einen 24-jährigen Sohn
man auch mit der Raiffeisen-Leasing          Leasing gesprochen.“                      aus erster Ehe. „Er studiert medizini-
ins Gespräch und ins Geschäft. Im               Wenn Zeit bleibt, widmet sich Do-      sche Informatik, hat aber das soziale
Dezember des vorigen Jahres er-              many seiner Lieblingspassion, und         Engagement von mir geerbt.“ Der
folgte der Abschluss eines Sale-and-         zwar „dem Versuch, Golf zu spielen”,      Junior ist Gruppenleiter der Jung-
lease-back-Vertrages mit einem Inve-         wie er es in sympathischer Offenheit      schar der Dompfarre St. Stefan und
stitionsvolumen von über 100 Millio-         formuliert. Zum morgendlichen Ritual      dokumentiert bereits jetzt, dass er in
nen Euro. „Die Anforderungen waren           gehört für den Frühaufsteher Joggen       dieser Hinsicht seinem Vater um
relativ schwierig. In punkto Flexibilität,   rund um's Belvedere. Der Familien-        nichts nachsteht.

NUMMER 2| JUNI 2006                                                                                                             5
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RECHT & STEUER

          Neues Bundes-
        vergabegesetz 2006
                    Zahlreiche Bestimmungen wurden verändert und u. a. an die EuGH-JUDIKATUR
                    angepasst. Das Ergebnis: verständlicher, aber doppelt so umfangreich wie zuvor.

                    MAG. STEFAN PIECHL, RECHTSABTEILUNG RAIFFEISEN-LEASING

    A
               m 1. 2. 2006 ist das Bun-        Im Folgenden soll kurz und präg-
               desvergabegesetz               nant ein Überblick über wichtige
               (BVergG) 2006 in Kraft ge-     Neuerungen im BVergG 2006 gege-
               treten. Der Gesetzgeber        ben werden:
    hat es damit geschafft, innerhalb von
    12 Jahren bereits das vierte (!) Bun-
    desvergabegesetz vorzulegen, was          1. SCHWELLENWERTE
    die Dynamik dieses Rechtsgebiets          Die Schwellenwerte wurden im Ver-
    mehr als verdeutlicht.                    gleich zu den Regelungen des
        Mit dem BVergG 2006 wurde in ers-     BVergG 2002 leicht angehoben. Eine
    ter Linie das so genannte „Legislati-     Festsetzung der Schwellenwerte in
    vpaket“ der EU (die Reform der EG-        Sonderziehungsrechte (SZR) erfolgt
    Vergaberichtlinien) in nationales Recht   nicht mehr, sie sind ausschließlich in
    umgesetzt. Darüber hinaus war es          Euro angegeben.
    aber auch notwendig, in der Neukodi-
    fikation die jüngere Rechtsprechung
    des EuGH, der österreichischen            2. NEUE AUSNAHMEN VOM
    Höchstgerichte sowie nationaler Ver-      VERGABEREGIME
    gaberechtsschutzbehörden zu be-
    rücksichtigen. Zudem hat man ver-         a) Inhouse-Vergaben
    sucht, das BVergG 2006 verständli-        (§ 10 Z. 7 BVergG 2006)
    cher und leichter lesbar zu fassen, in-   Die Regelung über die Inhouse-Ver-
    dem weitgehend auf Verweisungen           gabe wurde sprachlich leicht verän-
    verzichtet wurde, was jedoch durch        dert und an die EuGH-Judikatur zu
    die damit verbundenen Doppelrege-         diesem Thema angepasst. Faktisch
    lungen eine erhebliche Vergrößerung       wurde der entsprechende Wortlaut
    des Umfangs zur Folge hatte. Das          des „Teckal“-Urteils (Rs. C-107/98)
    BVergG 2006 enthält mit 351 Paragra-      nahezu gleichlautend übernommen.
    fen fast doppelt so viele Regelungen      Im Gegensatz zur Vorgängerbestim-
    wie das – abgelöste – BVergG 2002         mung im BVergG 2002 wird aller-
    (192 Paragrafen). Das liegt vor allem     dings nun nicht mehr geregelt, was
    an der geänderten Gesetzessystema-        gemeinschaftsrechtlich zulässig sein
    tik, da nunmehr die Regelungen des        könnte, sondern das, was gemein-
    so genannten „klassischen“ Bereichs       schaftsrechtlich gesichert zulässig
    und des Sektorenbereichs völlig von-      ist. Problematisch in diesem Zusam-
    einander getrennt wurden und im Ver-      menhang ist allerdings, dass sich
    gleich zum BVergG 2002 wesentlich         ohne genaue Kenntnis der neueren
    weniger Verweise erfolgen.                EuGH-Judikatur zur Inhouse-Ver-

6                                                                                                     Leas•mich
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gabe, insbesondere zur Entschei-         dieser Ausnahme wird es der zentra-       den. Sachliche Gründe liegen bei-
dung in der Rechtssache „Stadt           len Beschaffungsstelle (z. B. der Bun-    spielsweise vor, wenn in einem
Halle“ (Rs. C-26/03), auf die jedoch     desbeschaffungsgmbH) ermöglicht,          Marktsegment nur eine begrenzte
immerhin in den Erläuternden Be-         Leistungen im eigenen Namen unter         Anzahl von Bietern existiert und da-
merkungen ausdrücklich verwiesen         Einhaltung der Bestimmungen des           durch der Wettbewerb gesichert wer-
wird, aus dem Gesetzestext alleine       2. Teils des BVergG 2006 auszu-           den soll. Neu ist auch, dass nunmehr
die Reichweite dieser Ausnahmebe-        schreiben und dann an andere (klas-       ausdrücklich Arbeits- und Bieterge-
stimmung kaum ergründen lässt.           sische) öffentliche Auftraggeber – ver-   meinschaften als solche parteifähig
                                         gaberechtsfrei – weiterzuverkaufen.       zur Geltendmachung ihrer Rechte
b) Zentrale Beschaffungsstellen                                                    nach dem BVergG sind, womit den
(§ 10 Z. 14 BVergG 2006)                                                           Anforderungen des EuGH und des
Neu ist die Privilegierung für die Be-   3. ARBEITS- UND BIETERGEMEIN-             VwGH Rechnung getragen wird.
auftragung von zentralen Beschaf-        SCHAFTEN (§ 20 ABS. 2 BVERGG 2006)
fungsstellen mit der Beschaffung von     Die Bildung von Arbeits- und Bieter-
Bau-, Liefer- oder Dienstleistungsauf-   gemeinschaften in der Ausschrei-          4. NEUE VERGABEVERFAHRENSARTEN
trägen, wenn die zentrale Beschaf-       bung kann „aus sachlichen Grün-           BZW. ÄNDERUNGEN
fungsstelle ihrerseits die Leistungen    den“ für unzulässig erklärt oder de-      (§§ 25 ff. BVERGG 2006)
ordnungsgemäß ausschreibt. Mit           ren Mitgliederzahl beschränkt wer-
                                                                                   a) Rahmenvereinbarung
                                                                                   Die bisherige Beschränkung auf den
                                                                                   Unterschwellenbereich besteht nicht
                                                                                   mehr. Rahmenvereinbarungen kön-
                                                                                   nen somit erstmals auch im Ober-
                                                                                   schwellenbereich        abgeschlossen
                                                                                   werden. Aufträge können aufgrund
                                                                                   einer Rahmenvereinbarung verge-
                                                                                   ben werden, wenn diese Rahmen-
                                                                                   vereinbarung nach Durchführung ei-
                                                                                   nes offenen Verfahrens, eines nicht
                                                                                   offenen Verfahrens nach vorheriger
                                                                                   Bekanntmachung oder eines Ver-
                                                                                   handlungsverfahrens abgeschlossen
                                                                                   worden ist. Die Laufzeit einer Rah-
                                                                                   menvereinbarung darf drei Jahre
                                                                                   nicht überschreiten, ausnahmsweise
                                                                                   – bei Vorliegen sachlich gerechtfer-
                                                                                   tigter Gründe – darf eine Maximal-
                                                                                   dauer von fünf Jahren vorgesehen
                                                                                   werden. Die Bestimmungen über die
                                                                                   Rahmenvereinbarung treten jedoch
                                                                                   erst mit 1. 1. 2007 in Kraft.

                                                                                   b) Dynamisches Beschaffungssystem
                                                                                   Dabei handelt es sich um ein voll-
                                                                                   elektronisches Verfahren für die Be-
                                                                                   schaffung von „marktüblichen“ Leis-
                                                                                   tungen. Voraussetzung dafür ist die
                                                                                   vorherige Durchführung eines offe-

                                                                                   IST EIN ÖFFENTLICHER AUFTRAG
                                                                                   „besonders komplex“ – als möglicher
                                                                                   Anwendungsfall gelten insbesondere
                                                                                   PPP-Projekte wie beispielsweise die Ab-
                                                                                   fallentsorgung –, erlaubt der wettbewerb-
                                                                                   liche Dialog ab 2007, dass der Auftrag-
                                                                                   geber auch mit ausschließlich „handsor-
                                                                                   tierten“ Bewerbern verhandeln darf.

NUMMER 2| JUNI 2006                                                                                                            7
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RECHT & STEUER
    nen Verfahrens. Dabei wird eine un-       eigenen Vertragstyp mehr dar, son-        dings die Möglichkeit, so genannte
    beschränkte Anzahl von Unterneh-          dern wird nur noch als Teilabschnitt      Abänderungsangebote abzugeben
    mern öffentlich zur Abgabe von un-        bestimmter Vergabeverfahren nor-          (und zwar auch beim Billigstbieter-
    verbindlichen Erklärungen zur Leis-       miert. Wie die Rahmenvereinbarung         prinzip). Unter einem Abänderungs-
    tungserbringung aufgefordert. Alle        wird auch die elektronische Auktion       angebot ist ein Angebot zu verste-
    geeigneten Unternehmer, die solche        nunmehr im Oberschwellenbereich           hen, das in Hinblick auf die ausge-
    zulässigen Erklärungen abgegeben          zugelassen.                               schriebene Leistung eine lediglich
    haben, müssen zum System zuge-                                                      geringfügige technische, jedoch
    lassen werden. Eine Bindung für die       e) Verhandlungsverfahren                  gleichwertige Änderung, etwa bei
    Unternehmer tritt erst nach einer         Der Ablauf eines Verhandlungsver-         der Materialwahl, in der Regel auf
    konkreten Aufforderung zur Ange-          fahrens ist zwar etwas konkreter als      Positionsebene, beinhaltet, das von
    botsabgabe ein. Die Laufzeit eines        bisher geregelt, dafür wurde dem          der ausgeschriebenen Leistung aber
    dynamischen Beschaffungssystems           Auftraggeber aber auch ein größerer       nicht in einem so weitgehenden Aus-
    darf vier Jahre nicht überschreiten,      Spielraum eingeräumt. So darf er          maß wie ein Alternativangebot ab-
    außer eine längere Laufzeit wäre          das Verhandlungsverfahren in meh-         weicht.
    sachlich gerechtfertigt. Die Bestim-      rere Phasen gliedern und während
    mungen über das dynamische Be-            dieser Phasen die Anzahl der Bieter
    schaffungssystem treten ebenfalls         anhand der bekannt gegebenen Zu-          7. RECHTSSCHUTZ
    erst 2007 in Kraft.                       schlagskriterien verringern. Es ist da-   Die Bundes-Vergabekontrollkommis-
                                              her möglich und zulässig, dass am         sion wurde abgeschafft. Der Widerruf
    c) Wettbewerblicher Dialog                Ende nur noch das Angebot eines           wurde – wie seinerzeit der Zuschlag
    Beim wettbewerblichen Dialog führt        verbliebenen Bieters verhandelt wird.     – in eine Widerrufsentscheidung ge-
    der öffentliche Auftraggeber, nach-                                                 trennt, welche nunmehr gesondert
    dem eine unbeschränkte Anzahl von                                                   anfechtbar ist. Ein großes Rechts-
    Unternehmern öffentlich zur Abgabe        5. VERGABEVERFAHREN IM                    schutzdefizit im bisherigen Vergabe-
    von Teilnahmeanträgen aufgefordert        UNTERSCHWELLENBEREICH                     recht wurde geschlossen, indem
    wurde, mit ausgewählten Bewerbern         Die Auftragsvergabe unterhalb der         nunmehr eine Direktvergabe, an wel-
    einen Dialog über alle Aspekte des        Schwellenwerte wurde erleichtert.         cher nur ein Unternehmer beteiligt
    Auftrags. Ziel des Dialogs ist es, eine   Als Beispiel sei hier genannt, dass       war, zwingend zur zivilrechtlichen
    oder mehrere den Bedürfnissen und         Bauaufträge mit einem Auftragswert        Nichtigkeit des abgeschlossenen
    Anforderungen des Auftraggebers           von weniger als EUR 120.000,– und         Leistungsvertrages führt. Damit sind
    entsprechende Lösung(en) zu ermit-        Liefer- bzw. Dienstleistungsaufträge      sämtliche Verträge, die unter Umge-
    teln, auf deren Grundlagen die jewei-     mit einem Auftragswert von weniger        hung des Vergaberechts, obwohl
    ligen Bewerber zur Angebotsabgabe         als EUR 80.000,– im nicht offenen         dieses anzuwenden gewesen wäre,
    aufgefordert werden. Der wettbe-          Verfahren ohne vorherige Bekannt-         abgeschlossen wurden, mit Nichtig-
    werbliche Dialog ist nur bei besonde-     machung vergeben werden dürfen.           keit bedroht.
    rer Komplexität des zu vergebenden        Neu ist auch, dass der Auftraggeber
    Auftrags anwendbar. Ein öffentlicher      im Unterschwellenbereich völlig frei
    Auftrag gilt dann als „besonders          zwischen Bestbieter- und Billigstbie-     FAZIT
    komplex“, wenn der Auftraggeber           terprinzip wählen kann.                   Das BVergG 2006 stellt insgesamt
    objektiv nicht in der Lage ist, techni-                                             trotz des doch immensen Gesetzes-
    sche Spezifikationen zur Erfüllung                                                  umfanges einen Fortschritt zu den
    seiner Bedürfnisse und Anforderun-        6. ALTERNATIVANGEBOTE/                    bisherigen Kodifikationen dar. Vor al-
    gen oder die rechtlichen oder finan-      ABÄNDERUNGSANGEBOTE                       lem durch die weitgehende Vermei-
    ziellen Konditionen des Vorhabens         Das bisher sehr „alternativangebots-      dung von Verweisen wurde die Les-
    anzugeben. In den Erläuternden Be-        freundliche“ österreichische Verga-       barkeit deutlich erhöht. Auf der ande-
    merkungen hierzu werden als mögli-        berecht wurde bedeutend einge-            ren Seite wurde den öffentlichen Auf-
    cher Anwendungsfall ausdrücklich          schränkt. Nach dem BVergG 2006            traggebern ein größerer Freiraum bei
    PPP-Projekte genannt. Auch die Be-        sind Alternativangebote grundsätz-        der Beschaffung eingeräumt, ohne
    stimmungen über den wettbewerbli-         lich unzulässig. Nur bei Ausschrei-       allerdings den Rechtsschutz für die
    chen Dialog treten erst im Jänner         bungen, die nach dem Bestbieterver-       Bieter wesentlich zu verbessern. Im
    2007 in Kraft.                            fahren geführt werden und in denen        Endeffekt wird aber entscheidend
                                              Alternativangebote ausdrücklich zu-       sein, wie das neue Gesetz von den
    d) Elektronische Auktion                  gelassen wurden, kann der Bieter          handelnden Personen – Auftragge-
    Die elektronische Auktion stellt im       noch Alternativen anbieten.               ber wie Auftragnehmer – „gelebt“
    Gegensatz zum BVergG 2002 keinen             Neu hinzugekommen ist aller-           wird.

8                                                                                                                 Leas•mich
Menschen Flughafen-Wien-Vorstand Christian Domany Reportage Raiffeisen-Leasing International top Immobilien Logieren in nobler Umgebung - DAS ...
Zusätzliche Hürden
                 Das ABGABENÄNDERUNGSGESETZ 2005 (AbgÄG 2005), das im Dezember 2005
                 beschlossen wurde, bringt so manche Verschärfung.

                 MAG. SANDRA SEDLACZEK-RIEDERER, STEUERABTEILUNG RAIFFEISEN-LEASING

                                                                                  NEUE AUFLAGEN bei der Mindest-

S
         o sind unter anderem im         gungskapital) erhöht. Die Neurege-
                                                                                  körperschaftsteuer, der Umsatzsteuer
         Umgründungssteuergesetz         lung sieht daher nur für den Fall ei-    und dem Gebührengesetz erhöhen den
         mit 1. 2. 2006 einige Ände-     nes negativen Buchwertes des Ein-        bürokratischen und finanziellen Aufwand
         rungen in Kraft getreten.       bringungsvermögens vor, dass der         für Unternehmer.
Das AbgÄG 2005 sieht weitere Ver-        Betrag barer und unbarer Entnah-
schärfungen und dadurch Ver-             men im Höchstausmaß des negati-
schlechterungen im Bereich der Ein-      ven Einbringungskapitals als Aus-        gung der unbaren Entnahme, dem
bringungen vor. Bereits bei vorheri-     schüttung gilt (Ausschüttungsfiktion).   Beschluss auf Auflösung oder dem
gen Steuerreformen war vor allem         Die Ausschüttung gilt mit dem Tag        Beschluss auf Verschmelzung, Um-
der Bereich der baren und unbaren        der Anmeldung beim Firmenbuch            wandlung oder Aufspaltung. Die der
Entnahmen unter Beschuss geraten.        bzw. mit dem Tage der Meldung            Ausschüttungsfiktion und damit der
Nun werden bare und unbare Ent-          beim zuständigen Finanzamt als er-       Kapitalertragsteuer unterliegenden
nahmen der Kapitalertragsteuer un-       folgt. Die Kapitalertragsteuer ist im    Beträge erhöhen die Anschaffungs-
terworfen, wenn und soweit durch         Falle von baren Entnahmen binnen         kosten der einbringungsgeborenen
diese ein negativer Buchwert des         einer Woche nach der Firmenbuch-         Anteile.
Einbringungsvermögens         entsteht   anmeldung bzw. Finanzamtsmel-               Weiters wurde der maximal zuläs-
oder sich ein negativer Buchwert des     dung abzuführen, im Falle von unba-      sige Betrag der unbaren Entnahmen
Einbringungsvermögens        (Einbrin-   ren Entnahmen eine Woche nach Til-       weiter eingeschränkt. Künftig können

NUMMER 2| JUNI 2006                                                                                                         9
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RECHT & STEUER
     maximal 50 % des positiven Verkehrs-     leitung im Inland wurde die bisherige     KEINE ERBSCHAFTSTEUER
     wertes am Einbringungsstichtag ab-       Regelung        der    Mindestkörper-     AUF EU-SPARBÜCHER
     züglich aller anderen Veränderungen      schaftsteuer von unbeschränkt steu-       Gegenstand der Berufung war ein
     des Einbringungsvermögens als un-        erpflichtigen inländischen Kapitalge-     ausländisches Sparguthaben (Spar-
     bare Entnahme angesetzt werden.          sellschaften auch auf vergleichbare       buch), welches gemäß den gesetz-
        Eine weitere nicht unwesentliche      steuerpflichtige ausländische Kapi-       lichen Bestimmungen der vollen
     Änderung ist, dass ab dem 1. 2.          talgesellschaften ausgedehnt. So-         Erbschaftsteuerpflicht unterworfen
     2006 eine Zurückbehaltung von Wirt-      weit daher bei einer ausländischen        wurde. Ein entsprechendes inländi-
     schaftsgütern ohne gleichzeitige         Rechtsform kein Mindestkapital vor-       sches Sparguthaben (z. B. Spar-
     Zurückbehaltung von damit zusam-         gesehen ist bzw. die Mindestkapital-      buch bei einer inländischen Bank)
     menhängendem Fremdkapital nicht          ausstattung niedriger ist als die einer   bleibt dagegen weiterhin erb-
     mehr möglich ist. Eine kleine Erleich-   GmbH in Österreich, ist jedenfalls        schaftsteuerfrei. Die Differenzierung
     terung wird dadurch ermöglicht,          der für die österreichische GmbH          zwischen inländischen und auslän-
     dass bei Wirtschaftsgütern, die län-     geltende Steuerbetrag (EUR 1.750          dischen Sparguthaben wurde sei-
     ger als sieben Jahre durchgehend         p. a.) zu entrichten. Die Regelung ist    tens des Erbschaftsteuerpflichtigen
     dem Anlagevermögen zugeordnet            auf Zeiträume nach dem 31. 1. 2006        nicht so einfach hingenommen und
     waren, von einem unmittelbaren Zu-       anzuwenden.                               Berufung mit dem Verweis, dass die
     sammenhang zwischen Fremdkapi-                                                     österreichische Regelung dem eu-
     tal und Wirtschaftsgut nicht mehr        ÄNDERUNG IN DER UMSATZSTEUER              ropäischen Gemeinschaftsrecht wi-
     auszugehen ist.                          Zur Erinnerung soll hier noch einmal      derspricht, erhoben. Das Finanzamt
                                              darauf hingewiesen werden, dass ab        für Gebühren und Verkehrsteuern
     ERWEITERUNG DER BESCHRÄNKTEN             dem 1. 6. 2006 auf der Rechnung           hat vor kurzem der Berufung ohne
     STEUERPFLICHT                            auch die Umsatzsteuer-Identifika-         Vorlage an den Unabhängigen Fi-
     Bisher war es möglich, inländisches      tionsnummer des Leistungsempfän-          nanzsenat antragsgemäß und voll-
     Immobilienvermögen, welches ei-          gers angeführt wird, wenn der leis-       inhaltlich mit Berufungsvorentschei-
     nem ausländischen Betrieb zuzu-          tende (liefernde) Unternehmer im In-      dung unter Berufung auf die unmit-
     rechnen war, nach Ablauf der Speku-      land einen Wohnsitz (Sitz), seinen        telbare Anwendung der europa-
     lationsfrist steuerfrei zu verkaufen.    gewöhnlichen Aufenthalt oder eine         rechtlichen Bestimmungen stattge-
     Durch die Neuregelung werden Er-         Betriebstätte hat und der Umsatz an       geben.
     träge aus solche inländischen Immo-      einen Unternehmer für dessen Unter-
     bilien, unabhängig davon, ob es sich     nehmen ausgeführt wird. Die neue          VERSCHÄRFUNG DER
     um eine natürliche Person oder um        Regelung gilt jedoch nur dann, wenn       GEBÜHRENPFLICHT
     eine Körperschaft handelt, den Ein-      der Rechnungsbetrag auf der Rech-         Unter bestimmten Voraussetzungen
     künften aus Gewerbebetrieb zuge-         nung EUR 10.000,– übersteigt.             unterliegen Schriftstücke, die im Ge-
     rechnet. Dadurch sind auch Ver-             Da diese Regelung einen zusätzli-      bührengesetz genannte Rechtsge-
     äußerungsgewinne, und zwar unab-         chen administrativen und finanziellen     schäfte beurkunden (z. B. Bestand-
     hängig von der Behaltedauer, steuer-     Aufwand durch Abfrage der Umsatz-         vertrag, Kreditvertrag, Darlehensver-
     pflichtig. Um die Neuregelung nicht      steuer-Identifikationsnummer     aller    trag, Zessionen, Bürgschaftserklä-
     auch auf solche stille Reserven, wel-    Abnehmer und Einbindung in die            rungen usw.), einer Gebühr.
     che bis zur Inkrafttretung dieser an-    EDV verursacht, sollte dieses Thema          Bislang war es Praxis der öster-
     gefallen sind, anzuwenden, wurde         bereits angegangen worden sein.           reichischen Finanzverwaltung, dass
     eine Übergangsregelung eingeführt.          Weiters sollte berücksichtigt wer-     Dokumente, die elektronisch signiert
     Diese sieht vor, dass alle stillen Re-   den, dass per Telefax (oder per E-        wurden und nicht in Papierform vor-
     serven, welche bis zum 1. 1. 2006        Mail ohne fortgeschrittene Signatur)      lagen, solange keine Gebühren-
     entstanden sind, dann nicht einer        übermittelte Rechnungen nicht zum         pflicht auslösten, als diese Doku-
     Besteuerung unterliegen, sofern die      Vorsteuerabzug berechtigen. Infolge       mente nicht ausgedruckt wurden.
     Veräußerung der Immobilie erst nach      der bestehenden Umstellungsschwie-           Dies scheint sich jetzt zu ändern,
     Ablauf der Spekulationsfrist erfolgt.    rigkeiten bei zahlreichen Unterneh-       da das BMF in dem kürzlich veröf-
                                              men wurde durch eine Information          fentlichten Protokoll betreffend Ge-
     ERWEITERUNG DER MINDEST-                 vom 29. November 2005 des BMF             bühren und Verkehrsteuern die Ge-
     KÖRPERSCHAFTSTEUER                       die in Rz 1564 Umsatzsteuerrichtli-       bührenpflicht unabhängig von einem
     Aufgrund zunehmender Maßnahmen           nien 2000 eingeräumte Möglichkeit,        Ausdruck und unabhängig von der
     zur Vermeidung der Mindestkörper-        Rechnungen noch bis zum Ende des          Art der Signatur (daher nicht nur si-
     schaftsteuer durch Gründung einer        Jahres 2005 mittels Telefax übermit-      chere Signatur!), bei Vorliegen aller
     z. B. englischen privat company limi-    teln zu können, bis zum Ende des          sonstigen Voraussetzungen, von ei-
     ted by shares mit Ort der Geschäfts-     Jahres 2006 verlängert.                   ner Gebührenpflicht ausgeht.

10                                                                                                               Leas•mich
KOMMENTAR

  Neues All-time-high
  Der österreichische Leasingmarkt entwickelte sich auch im Vorjahr                                       MAG. MICHAEL OHNER
                                                                                                           Geschäftsführer der
  überproportional gut. Das Rekordjahr 2004 konnte nochmals getoppt werden.                                 Raiffeisen-Leasing

  Die Erwartungen für die Entwicklung des Leasingmark-        auf zwei knapp vor Jahresende erfolgreich abgeschlos-
  tes in Österreich waren für das Jahr 2005 nicht allzu       sene Großprojekte zurückgeführt werden. Es handelt
  hoch gesteckt. Der Grund hierfür lag im Wegfall der In-     sich hierbei um die Errichtung des Kaufhauses Tyrol in
  vestitionszuwachsprämie, die in den Jahren davor, ins-      Innsbruck sowie um eine Finanzierung diverser Vorfeld-
  besondere im Jahr 2004, den Leasinggesellschaften           einrichtungen am Flughafen Wien-Schwechat für die
  eine außerordentliche Belebung des Geschäftes im Be-        Flughafen Wien AG.
  reich der Finanzierung von Lkw und Mobilien gebracht        Dieses erfolgreiche Agieren am österreichischen Markt
  hatte. So zeigte das Jahr 2004 einen Zuwachs des Neu-       hat der Raiffeisen-Leasing im Jahr 2005 in allen Katego-
  geschäftsvolumens um 21 % auf 6,2 Mrd. EUR und eine         rien, mit Ausnahme des Kfz-Geschäftes, die Position des
  Erhöhung des Vertragsbestandes um 17 % auf 19,3             Marktführers eingebracht. Bezogen auf das gesamte
  Mrd. EUR. Im Jahr 2004 konnte die österreichische Lea-      Neugeschäft liegt Raiffeisen-Leasing mit einem Marktan-
  singwirtschaft durch die direkte oder indirekte Weiter-     teil von 16,2 % vor der Bank Austria/Creditanstalt Lea-
  gabe der staatlichen Investitionszuwachsprämie viele        sing mit 13,5 % und der Porsche Bank mit 8,2 %. In den
  neue Kunden gewinnen bzw. die geschäftlichen Bezie-         Sparten Mobilien und Immobilien weist Raiffeisen-Lea-
  hungen bei bestehenden Kunden intensivieren.                sing als Marktführer Marktanteile von 23,2 % bzw. 26 %
  Umso erfreulicher stellt sich die Branchenentwicklung       auf.
  im Jahr 2005 dar, wo entgegen den Prognosen und Er-         Die Geschäftsentwicklung im Jahr 2005 verlief aber
  wartungen abermals deutliche Zuwächse beim Finanzie-        nicht nur in Österreich, sondern auch in sämtlichen Aus-
  rungsvolumen erreicht wurden. So konnte das Neuge-          landsleasingtöchtern sehr erfolgreich. So konnte auch
  schäft um 8,7 % auf 6,7 Mrd. EUR, der Vertragsbestand       die Spitzenposition aller österreichischen Leasinggesell-
  um 10,9 % auf 21,4 Mrd. EUR und die insgesamt in Ver-       schaften, bezogen auf das gesamte Inlands- und Aus-
  waltung stehende Vertragsanzahl um 8,9 % auf rund           landsvolumen, mit einem Marktanteil von knapp 20 %
  490.000 gesteigert werden.                                  erreicht werden.
  Betrachtet man die einzelnen Geschäftssparten, zeigt        Für das laufende Jahr hat sich die Raiffeisen-Leasing
  sich eine sehr differenzierte Entwicklung. Während das      vorgenommen, die führende Position im Inland weiter
  Neugeschäftsvolumen im Gesamtmarkt um 3 % zulegen           abzusichern und im Ausland auf den bestehenden wie
  konnte, erreichten die Kfz- und Immobiliensparte Zu-        auf den neuen Märkten – wie der Nordic Region – weiter-
  wächse von 6 % bzw. 21 %. Dagegen musste der Mobi-          zuwachsen.
  lienbereich einen Rückgang um 15 % hinnehmen, was
  sicherlich auf den Wegfall der Investitionszuwachsprä-       LEASINGMARKT IN ÖSTERREICH UND RAIFFEISEN-
  mie zurückgeführt werden kann. Das gesamte Leasing-                 LEASING IM VERGLEICH ZU 2004
  geschäft in Österreich, bezogen auf die Bruttoanlage-         80%
                                                                      ó Österreich                        71%
  investitionen, erhöhte sich von 17,8 % auf 19 %.              70%   ó Raiffeisen-Leasing

                                                                60%
  ENTWICKLUNG DER RAIFFEISEN-LEASING 2005                       50%

  Aus Sicht der Raiffeisen-Leasing stellt sich das abgelau-     40%
  fene Jahr äußerst erfolgreich dar. So konnte das In-          30%
  lands-Neugeschäft um 20 % auf 990 Mio. EUR gestei-                                                21%                20%
                                                                20%
  gert werden. Während das Mobilienvolumen aus bereits          10%    6%     5%                                  3%
  erwähnten Gründen stagnierte, wurden im Kfz-Bereich             0
                                                                                       –15%    0%
  mit einem 5%igen Zuwachs und im Immobilienbereich
                                                               –10%
  mit einer Steigerung um 71 % ein absolut außergewöhn-
                                                               -20%       KFZ                MOB     IMMO        GESAMT
  liches Ergebnis erzielt. Dies kann zu einem guten Teil

NUMMER 2| JUNI 2006                                                                                                              11
COVERSTORY

RL-NORDIC
     VON SCHWEDEN B
            Durchstarter & Überflieger:
          Ein Jahr nach der Ankündigung,
        Skandinavien als Markt für Leasing-
      finanzierungen zu sondieren, gründete
        Raiffeisen-Leasing in Stockholm die
        erste nordische Tochtergesellschaft.
           Nächste Destination: Helsinki.

12                                             Leas•mich
IS INS BALTIKUM

NUMMER 2| JUNI 2006   13
COVERSTORY RL-Nordic

     W
                     arum es die Raiffeisen-                in Stockholm und Helsinki sowie die
                     Leasing in den Norden                  Invest in Sweden Agency (ISA).
                     zieht, wo doch in den                     Auch wenn man die nordeuropäi-
                     CEE-Ländern nach wie                   schen Länder nicht in einen Topf wer-
     vor Goldgräberstimmung herrscht,                       fen kann, so hat sich bei den Erhe-
     ist leicht erklärt. „Think global, act lo-             bungen gezeigt, dass die Marktteil-
     cal“ – die Tochtergesellschaften in                    nehmer sehr offen und auskunftsfreu-
     Italien, der Schweiz und in Deutsch-                   dig waren. „Mitbewerber sind immer
     land entwickeln sich so prächtig,                      willkommen“ war die Aussage so
     dass man diesen Weg auch in Nord-                      mancher lokaler Branchenexperten.
     europa einschlagen musste.                                Nicht nur das freundliche Umfeld,
         Bereits seit Jahren werden die                     auch die äußerst positiven makro-
     Wirtschaftbedingungen in den ein-                      ökonomischen Bedingungen sowie
     zelnen Ländern beobachtet, auch ei-                    die rege Investitionstätigkeit waren
     nige Akquisitionen wurden bereits                      wesentliche Kriterien für den Weg
     von Wien aus getätigt. Einige nam-                     nach Norden. Leasingfinanzierungen
     hafte schwedische und finnische Un-                    sind insbesondere in Schweden und
     ternehmen sind seit Jahren Raiff-                      Finnland noch ausbaufähig. Die ge-
     eisen-Leasing-Kunden (Ikea, Volvo,                     ringe Nachfrage liegt daran, dass es
     Stora Enso, etc.). Schließlich machte                  nur wenige Anbieter in diesem Ge-
     sich im Vorjahr ein Team auf den                       schäftsfeld gibt. Das Marktpotenzial
     Weg, um die genauen lokalen Gege-                      liegt aber wesentlich höher.
     benheiten auszuloten und eine
     Marktstudie zu erstellen. Wichtige                     WIRTSCHAFTLICHE
     Informationslieferanten waren die                      RAHMENBEDINGUNGEN
     österreichischen Handelsdelegierten                    Schweden bietet ausländischen Fir-

       IDEALER STÜTZPUNKT FÜR DEN OSTSEERAUM
       Was sind die Aufgaben der ISA?                                                 102 internationale Unternehmen kam zu dem Ergebnis, dass 65 dieser „Mul-
       Die ISA (Invest in Sweden Agency) ist die zentrale schwedische Investitions-   tis“ eine nordeuropäische Organisation errichtet hatten. 63 % von diesen Fir-
       förderungsorganisation. Sie untersteht unmittelbar dem schwedischen            men hatten Schweden als Standort für ihre Hauptverwaltung gewählt.
       Außenministerium. Ihre Aufgabe ist es, ausländische Direktinvestitionen in
       Schweden zu initiieren, zu fördern und professionell und pragmatisch mit       Wie entwickelt sich der Immobilienmarkt in Schweden?
       Rat und Tat kostenlos zu unterstützen. ISA hat ihren Hauptsitz in Stock-       Innerhalb der gewerblichen Immobilien sind neben Büroflächen vor allem
       holm sowie eigene Büros in London, New York, Shanghai und Tokio und            Logistik- und Einzelhandelsimmobilien gefragt. Auch die schwedische
       Repräsentanzen in Dänemark, Deutschland, Finnland, Island, Italien, Nieder-    Baubranche befindet sich weiterhin in einer hervorragenden Verfassung.
       lande, Südkorea und Taiwan.                                                    Besonders starke Zuwächse verzeichnet der Wohnungsbau dank der
                                                                                      äußerst niedrigen Zinsen als Voraussetzung für günstige Bankkredite. Bei
       Wie viele Kunden werden von ISA betreut, wie viele österreichische             Neu- und Umbau, wie auch bei den Modernisierungen von Wohnungen
       Firmen?                                                                        und Einfamilienhäusern, ist kein Ende des Aufschwungs in Sicht.
       ISA betreut jährlich hunderte von potentiellen ausländischen Investoren.
       2003 bearbeitete ISA über 600 neue qualifizierte Anfragen, 2004 waren          Was sagen Sie zur Expansion der Raiffeisen-Leasing nach Nordeuropa?
       es rund 880. Für 2005 liegen noch keine Angaben vor. Die Zahl der durch        Die Deutsch-Schwedische Handelskammer als offizielle Deutschlandver-
       aktive Unterstützung von ISA getätigten ausländischen Investitionen stieg      tretung von ISA wurde frühzeitig in die Investitionspläne der Raiffeisen-
       von 132 im Jahre 2003 auf 165 (2004) und belief sich im Jahr 2005 auf          Leasing eingebunden und hat deren Expansion nach Nordeuropa sehr be-
       140. Unter den ausländischen Investitionen findet sich auch die öster-         grüßt. Insbesondere, dass die Raiffeisen-Leasing ein breites Spektrum
       reichische Superfund Asset Management GmbH, die im vergangenen                 von finanziellen Dienstleistungen anbieten kann, ist für die internationale
       Jahr in Stockholm eine Niederlassung gründete. Derzeit befinden sich           Expansion schwedischer Unternehmen nach Ost- und Südosteuropa von
       10 österreichische Firmen in der „Aktiv-Pipline“ von ISA. Neben der Ex-        großer Bedeutung.
       pansion der Raiffeisen-Leasing GmbH hat sich auch die KLH Massivholz
       GmbH für Schweden als Standort für eine verstärkte Positionierung in
       Nordeuropa entschieden.                                                                              DR. JÖRN GALLWITZ
                                                                                                            Deutschland-Beauftragter der Invest in Sweden Agency (ISA)
       Welche Anreize bietet Schweden ausländischen Firmen?                                                 c/o Deutsch-Schwedische Handelskammer
       Schweden gilt als idealer Standort zur Errichtung von Kompetenzzentren,                              Narvavägen 12, 11522 Stockholm
                                                                                                            www.isa.se, www.handelskammer.se
       Hauptverwaltungen und Logistikzentralen, nicht nur für Skandinavien und
       Finnland, sondern den gesamten Ostseeraum. Eine aktuelle Studie über

14                                                                                                                                                        Leas•mich
STARK UMWORBENER MARKT
                                               Wie ist die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Schweden?
                                               Schweden ist aufgrund seiner positiven Wirtschaftsentwicklung weiterhin ein attraktives Land.
                                               Neben staatlichen Investitionen im Infrastrukturbereich sind es vor allem die steigenden Investitio-
                                               nen privater Firmen in verschiedenen Branchen, die für die gute Wirtschaftsentwicklung mitver-
                                               antwortlich sind. Die EU-Erweiterung brachte den Schweden vor allem mit den baltischen Län-
                                               dern, aber auch mit Polen Vorteile. Diese Staaten zählten schon historisch zu den „home markets“
                                               Schwedens und bildeten nach der Ostöffnung wichtige Plattformen für schwedische Produktions-
                                               niederlassungen und darüber hinaus Sprungbretter für die Ausweitung schwedischer Aktivitäten in
                                               mittel- und osteuropäische Länder.

                                               Wie ist die Situation im Energiebereich?
                                               Schweden hat mittlerweile das zweite Atomkraftwerk abgeschaltet und forciert den Ausbau von
                                               Windkraftanlagen. Innerhalb der nächsten 10 Jahre will Schweden eine Produktionskapazität von
                                               10.000 MW mit Windkraftwerken erzielen. Außerdem hat sich Schweden zum Ziel gesetzt, inner-
                                               halb von 15 Jahren ohne Rohölimporte auszukommen und auf erneuerbare Energien und Bio-
                                               Brennstoffe umzusteigen.

                                               Wie sind die aktuellen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Schweden und Österreich?
                                               Die wichtigsten österreichischen Exporte nach Schweden liegen im Sektor Maschinen, Eisen und
                                               Stahl sowie Zulieferungen für den schwedischen Automobilsektor. Auch bei den schwedischen Ex-
                                               porten Richtung Österreich stellt der Maschinensektor den wichtigsten Bereich dar, weitere wich-
                                               tige schwedische Exportpositionen sind traditionell Papier und Zellstoff, Karton und Papierwaren.

                                               Worauf müssen österreichische Firmen, die nach Schweden expandieren wollen, achten?
                                               Der schwedische Markt ist wegen seiner Kaufkraft und Homogenität international stark umworben.
                                               Daher stellen die Schweden auch sehr hohe Anforderungen an den ausländischen Geschäfts-
                                               partner – auf fachlicher, aber auch auf persönlicher Ebene.
                                               Für die Geschäftsanbahnung und in weiterer Folge Aufrechterhaltung einer funktionierenden Ge-
INNOVATIV UND MODERN: Die Schweden             schäftsbeziehung ist die „Chemie“ zwischen beiden Geschäftspartnern fast noch wichtiger – und
geben neuen Konzepten und Lösungen             anfangs viel schwieriger herzustellen – als auf anderen Märkten: schwedische Geschäftsleute
immer eine Chance, auch bei der Stadt-         sind anfangs meist kühl, reserviert, nüchtern, sachlich – gleichzeitig aber auch äußerst fort-
planung (im Bild der Stockholmer Stadt-
                                               schrittsbewusst, demokratisch und aufgeschlossen für neue Entwicklungen und Lösungen.
teil Globe City).
                                               Wie sehen Sie die Schritte der Raiffeisen-Leasing nach Schweden?
men zahlreiche Anreize. Die rund               Die Gründung einer Tochtergesellschaft in Schweden ist ein richtiger Schritt. Aufgrund der hohen
neun Millionen Einwohner zählende              Nachfrage nach Immobilien- und Infrastrukturfinanzierungen und alternativen Energieprojekten kann
                                               die Raiffeisen-Leasing mit ihrer Erfahrung und Kompetenz punkten. Zudem kann sie schwedischen
Nation zeichnet eine ungewöhnlich
                                               Firmen bei deren Expansion nach Zentral- und Osteuropa ein umfassendes Netzwerk anbieten.
starke internationale Wettbewerbs-
fähigkeit aus. Der Unternehmenssek-
tor ist einzigartig hinsichtlich der Viel-                           MAG. PETER SEDLMAYER
zahl multinationaler Unternehmen im                                  Österreichischer Handelsdelegierter für Schweden
Verhältnis zum relativen Umfang der                                  Aussenwirtschaft Österreich/WKÖ
                                                                     E-Mail: Stockholm@wko.at
Volkswirtschaft. Das World Economic
Forum (WEF) stufte 2004 in seiner
Untersuchung über 104 Volkswirt-
schaften und deren Wachstumskapa-
zität auf mittelfristige Sicht Schweden      der. Die Arbeitsproduktivität in Schwe-                   und Fertigungswerkleiter liegen be-
auf dem dritten Rang ein. Das Land           den gehört weltweit zu den besten.                        trächtlich unter jenen, die in Japan,
ist bekannt für seine Bereitschaft,          Die jährliche durchschnittliche Steige-                   Deutschland und Frankreich anfal-
neue Technologien zu erproben und            rung betrug zwischen 1994 und 2003                        len. Weitere Anreize sind die niedrige
mit neuen Konzepten und Lösungen             5,5 % (Deutschland 2,1 %).                                Körperschaftsteuer (28 %), Freistel-
zu arbeiten. Daher wird Schweden                Im Laufe der letzten Jahre ist die                     lung von Kapitalerträgen aus den
von zahlreichen international operie-        Kostenlage      zunehmend        wettbe-                  Verkäufen von Tochtergesellschaf-
renden Unternehmen als besonders             werbsfähiger geworden. Die schwe-                         ten, steuerfreie konzerninterne Divi-
geeigneter Testmarkt genutzt. Schwe-         dischen Gesamtlohnkosten für einen                        denden, volle Steuererleichterung für
den investiert auch wesentlich mehr          Korb von 15 verschiedenen Firmen-                         Zinsen, Steuererleichterung für aus-
in Relation zum BIP in Forschung und         positionen wie Geschäftsführer, Pro-                      ländische Experten sowie wettbe-
Entwicklung als andere OECD-Län-             jektmanager, Controller, Einkäufer                        werbsfähige Steuerabkommen zur

NUMMER 2| JUNI 2006                                                                                                                                   15
COVERSTORY RL-Nordic

       STORA ENSO VERTRAUT
       AUF RAIFFEISEN
                            Stora Enso zählt zu den weltweit führenden Forstindustriekonzernen mit
                            finnisch-schwedischen Wurzeln. Das Produktionsprogramm des Unter-
                            nehmens umfasst Presse- und Katalogpapiere, Feinpapiere, Ver-
                            packungskartons und Holzprodukte. Im Zuge der Fusion von Stora Enso
                            und der österreichischen Firma Schweighofer im Jahre 1998 kam Mag.
                            PETER KICKINGER in den Konzern. Er war einige Jahre in Finnland tätig
                            und ist als Executive Vice President für die Holzproduktionssparte (Stora
                            Enso Timber) verantwortlich. Kickinger ist das erste Mitglied im Top-Ma-
       nagement, das nicht aus Nordeuropa kommt. Die Produktionsstätten von Stora Enso Timber
       sind in Finnland, Schweden, Baltikum, Russland, Deutschland, Tschechien und Österreich zu
       finden, die Zentrale von Stora Enso Timber ist seit dem Jahr 2005 in Wien.

       Wie waren Ihre Erfahrungen in Finnland?
       Meine Erfahrungen waren ausschließlich positiv. Finnland ist, was die Natur betrifft, ein wunder-
       schönes Land und auch die Rahmenbedingungen machen das Land sehr lebenswert. Ich war mit
       meiner Familie mehr als zwei Jahre in Helsinki und wir haben uns sehr wohl gefühlt und die Frei-
       zeit und Urlaube genutzt, das Land kennen zu lernen. Die Finnen sind ein sehr offenes, hilfsberei-
       tes und neugieriges Volk, auch wenn sie auf den ersten Blick etwas zurückhaltend und introver-
       tiert wirken. Spätestens nach dem ersten Saunabesuch ändert sich das. Lediglich die Sprache ist
       sehr gewöhnungsbedürftig. Aber dank der Sprachbegabung der Finnen kann man sich sehr gut in
       Englisch unterhalten. Auch Schwedisch wird in Finnland als zweite Sprache in der Schule unter-
       richtet.

       Wie sehen Sie die Entwicklung des Landes?
       Finnland ist ja ein relativ junges Land (Unabhängigkeit seit 1917) und hatte es durch schwedische
       und später russische Herrschaften in den letzten Jahrhunderten nicht einfach. Daher sind die Fin-
       nen auf ihre Nation auch sehr stolz, was insbesondere an den „Fahnentagen“ zelebriert wird. Bis          FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
       zur EU-Mitgliedschaft war Finnland ein sehr isoliertes Land, mit einer langen Grenze zu Russland.        haben in den nordischen Ländern einen
       Seit dem EU-Beitritt hat sich Finnland jedoch geöffnet und hat sich in sehr kurzer Zeit zu einem         hohen Stellenwert. Schweden und Finn-
                                                                                                                land investieren auch wesentlich mehr in
       Musterschüler innerhalb der EU entwickelt. Holz gehört nach wie vor zur Schlüsselindustrie in
                                                                                                                Forschung und Entwicklung als andere
       Finnland, jedoch haben Konzerne wie Nokia Finnland zu einem wichtigen Player in der Telekom-             OECD-Länder.
       munikationsbranche gemacht.

       Wie sehen Sie die Expansion der Raiffeisen-Leasing nach Nordeuropa?                                      gen. Überdurchschnittlich stark wird
       Es freut mich sehr, dass ein österreichisches Unternehmen den Schritt nach Nordeuropa macht              dabei die Einfuhr von Investitionsgü-
       und bewusst auch einen Kontrapunkt zu den CEE-Ländern setzt. Die Österreich-Community in                 tern anziehen, wovon nicht zuletzt
       Finnland ist relativ klein, aber Österreich hat in Finnland einen sehr guten Ruf, und das sicher nicht
       nur aufgrund der guten Weine, die in Finnland sehr geschätzt werden.
                                                                                                                Österreich als wichtiger Lieferant
                                                                                                                profitieren sollte.
       Sind Sie mit der Raiffeisen-Leasing als Finanzierungspartner zufrieden?                                     Der private Konsum, der seit meh-
       Ja sehr, bereits mit der Firma Schweighofer standen wir in Geschäftsverbindung und das hat sich          reren Jahren die finnische Konjunk-
       nach der Fusion fortgesetzt, mit dem Schwerpunkt Österreich und Tschechien. Weiters zählt die            tur stützt, wird auch in diesem Jahr
       Raiffeisen Zentralbank zu unseren Hausbanken in Österreich. Raiffeisen ist ein Unternehmen mit
                                                                                                                weiter – um voraussichtlich 2,8 % –
       Handschlagqualität und passt daher sehr gut zu unseren Werten.
                                                                                                                zunehmen. Der Optimismus der fin-
                                                                                                                nischen Verbraucher ist ungebro-
     Vermeidung einer Doppelbesteue-                        nen in Forschung und Entwicklung                    chen und hat sich bislang auch nicht
     rung mit den meisten Ländern.                          sowie eine „nordische Pragmatik“ im                 durch Meldungen über den Perso-
        Finnland ist für viele ausländische                 Umgang zwischen Politik und Wirt-                   nalabbau in der Papier- oder auch
     Unternehmen in den letzten Jahren                      schaft zählen zu den weiteren Vorzü-                Zulieferindustrie beeinträchtigen las-
     ebenfalls ein attraktiver Wirtschafts-                 gen. Die erfolgreiche Wirtschaftsent-               sen. In der Tat hat sich die Zahl der
     und Investitionsstandort geworden.                     wicklung sowie die Nähe zu den dy-                  Beschäftigten in den letzten Jahren
     Bereits zum vierten Mal in Folge reiht                 namisch wachsenden Märkten in                       in Finnland auch nicht vermindert,
     der „Global Competitiveness Report“                    Russland und im Baltikum sind Vor-                  sondern insgesamt sogar erhöht. Für
     Finnland trotz hoher Steuern und                       teile im Rahmen der Standortfrage.                  das laufende Jahr rechnet man so-
     Löhne an die Weltspitze bei der                        Wachstumsmotor wird auch 2006 die                   gar mit insgesamt 30.000 neuen Ar-
     Wettbewerbsfähigkeit. Erstklassige                     hohe Exportquote (8 %) bleiben, die                 beitsplätzen, die vor allem im Dienst-
     Ausbildungsstätten, hohe Investitio-                   Importe werden um gut 6 % anstei-                   leistungssektor entstehen sollen.

16                                                                                                                                          Leas•mich
Auch Dänemark und Norwegen                       lienmarkt und als einer der transpa-
                                                      sind aufgrund der guten makroöko-                    rentesten und effizientesten in Eu-
                                                      nomischen Bedingungen interes-                       ropa. Die Ballungsräume der schwe-
                                                      sante Märkte. Doch Norwegen ist                      dischen Wirtschaft werden von den
                                                      nicht EU-Mitglied und aufgrund der                   drei Großstädten Stockholm, Göte-
                                                      Erdölvorkommen sehr autark, was es                   borg und Malmö/Lund gebildet, wel-
                                                      für ausländische Investoren schwer                   che jede für sich ein ökonomisches
                                                      macht, in diesem Land Fuß zu fas-                    Zentrum für die betreffende Region
                                                      sen. Außerdem sind norwegische Im-                   darstellen. Wirtschaftliches Wachs-
                                                      mobilien extrem hochpreisig. Nicht                   tum außerhalb dieser Regionen ist
                                                      umsonst ist Oslo eine der teuersten                  überschaubar und beschränkt sich
                                                      Städte der Welt. Dänemark wiederum                   im Wesentlichen auf die zehn Univer-
                                                      ist ein sehr kompetitiver Markt, insbe-              sitätsstädte Luleå, Umeå, Uppsala,
                                                      sondere im Bereich Immobilienfinan-                  Karlstad, Västerås, Örebro, Norr-
                                                      zierungen. Es gibt auch einige steu-                 köping, Linköping, Växjö, Karls-
                                                      erliche Nachteile, die einen Eintritt in             krona, Kristianstad und Helsingborg.
                                                      den Markt erschweren.                                   Unabhängig von einer speziellen
                                                                                                           geografischen Position sind zwei
                                                      IMMOBILIENLEASING IN SCHWEDEN                        weitere Schwerpunktaktivitäten am
                                                      Der schwedische Immobilienmarkt                      Immobilienmarkt erkennbar. Einer-
                                                      verfügt über eine hohe Liquidität, die               seits erhält Schweden immer mehr
                                                      in Europa nur durch die Länder Spa-                  Bedeutung als logistisches Zentrum
                                                      nien und Großbritannien übertroffen                  für Nordeuropa, da viele Unterneh-
                                                      wird. Schweden gilt neben Großbri-                   men das Land auch als Ausgangs-
                                                      tannien, Frankreich, Niederlande und                 punkt für ihre Lieferungen in die
                                                      Deutschland als attraktiver Immobi-                  neuen Märkte des Baltikums sowie

          KLEINER MARKT MIT STARKEN „PLAYERS“
  Wie ist die wirtschaftliche Entwicklung in Finnland?                         Zeit. Gerade am Markt für Immobilienleasing dürfte sich in Finnland in den
  Die aktuellen Wirtschaftsprognosen versprechen für das Jahr 2006 eine        kommenden Jahren einiges in Bewegung setzen. Einerseits profitiert der
  ausgesprochen positive Entwicklung. Für das laufende Jahr wird mit ei-       Sektor von der allgemein positiven Wirtschaftsentwicklung, andererseits
  nem realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,7 % gerechnet. Diese       locken etwas höhere Ertragserwartungen immer mehr ausländische Im-
  stattliche Wachstumsprognose erklärt sich allerdings zum Teil durch das      mobilieninvestoren nach Finnland. Für 2006 rechnet man mit Immobilie-
  niedrigere Ausgangsniveau des Vorjahres, in dem das ursprüngliche            ninvestitionen im Ausmaß von 3 Mrd. Euro. Auch im öffentlichen Bereich,
  Wachstumsziel aufgrund des Arbeitskampfes in der Papierindustrie ver-        z. B. bei gemeindeeigenen Schulen, lässt sich Marktpotential für Immobilien-
  fehlt wurde. Nach wie vor gehört Finnland zu den wenigen Ländern der         leasing-Transaktionen erkennen.
  Eurozone, die die Maastricht-Kriterien problemlos erfüllen. In diesem Jahr
  dürfte die öffentliche Verschuldungsquote (gemessen am Bruttoinlands-        Welche Ratschläge geben Sie Raiffeisen-Leasing mit auf den Weg?
  produkt) sogar unter die 40-Prozent-Grenze sinken, d. h. um mehr als         Manchmal bedarf die Marktbearbeitung in Finnland typisch „finnischer Eigen-
  zwanzig Prozentpunkte unter dem entsprechenden Maastricht-Kriterium          schaften“. Mut, Nerven und Herz – diese drei Eigenschaften machen das finni-
  liegen. Zurückzuführen ist der weitere Rückgang der Verschuldungsquote       sche Wort „sisu“ aus. Das Lexikon übersetzt „sisu“ mit Beharrlichkeit, Härte,
  auf den Finanzierungsüberschuss (!) der öffentlichen Haushalte, der wie      Ausdauer. „sisu“ ist aber mehr: es ist eine typisch finnische Grundüberzeu-
  schon im Vorjahr bei gut 2,5 % des Bruttoinlandsproduktes liegt.             gung, eine Lebenshaltung, die man nur anhand von Beispielen erläutern kann:
                                                                               ein Beispiel ist der Sieg des viermaligen Olympiasiegers Lasse Virén über
  Worauf müssen österreichische Firmen, die nach Finnland                      10.000 Meter bei den Olympischen Spielen 1972 in München, als er trotz
  expandieren wollen, achten?                                                  eines Sturzes mit Weltrekordzeit die Goldmedaille gewann. Wenn Raiffeisen-
  Finnland ist mit rund 5,3 Mio. Einwohnern kein sehr großer Markt. Ein-       Leasing mit der erforderlichen Portion „sisu“ an die Herausforderungen des
  zelne Sektoren werden hier sehr bald durch einige wenige „Players“ be-       finnischen Marktes herangeht, dann wird sich auch der gewünschte Erfolg
  herrscht. Gleichzeitig ist die Markttransparenz dadurch sehr hoch. Ein be-   einstellen. Dazu wünsche ich Raiffeisen-Leasing schon heute alles Gute.
  kannter finnischer Geschäftsmann bezeichnete sein Land einmal als
  „Klub“. Jeder kennt jeden in seiner Branche, einfach weil man entweder
  gemeinsam die Hochschule besucht oder früher bei derselben Firma ge-                               MAG. JOHANNES BRUNNER, M.B.L.
  arbeitet hat. Daher kommt der Auswahl des richtigen Vertriebspartners                              Österreichischer Handelsdelegierter für Finnland
  oder Repräsentanten ganz besonders große Bedeutung zu.                                             und das Baltikum
                                                                                                     Außenwirtschaft Österreich/WKÖ
                                                                                                     E-Mail: helsinki@wko.at
  Wie sehen Sie die Schritte von Raiffeisen-Leasing nach Finnland?
  Das Engagement von Raiffeisen-Leasing in Finnland kommt zur richtigen

NUMMER 2| JUNI 2006                                                                                                                                            17
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