Strom Linie - Neue Energie für Österreich elektrisch, sauber, sicher, smart - Oesterreichs Energie
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Verantwortung zeigen Meteorologisch kalt, politisch brennheiß – der Mai 2019 hatte es in sich: Knapp bevor Europa ein neues Parlament wählen konnte, fiel in Österreich der Beschluss, das Parlament aufzulösen und im Herbst ein neues zu wählen. Somit beginnt auch für die drängenden Fragen der Energiepolitik eine neue Ära. Es ist nicht zu erwarten, dass Österreich zeitgerecht jene Energiegesetze beschließen wird, die eigentlich zu Jahresbeginn 2020 in Kraft treten sollten, damit wir unsere Verpflichtungen auf Basis der europäischen Aufgaben- teilung und der Beschlüsse des Klimagipfels von Paris erfüllen können. Die europäische Energie- und Klimapolitik erhielt noch unter österreichischem Ratsvorsitz im zweiten Halbjahr 2018 mit der Finalisierung des Clean Energy Package einen neuen Rahmen, der abzuarbeiten ist. Eigentlich müsste es Schlag auf Schlag gehen, wenn wir nicht ins Hintertreffen geraten wollen: Erneuerbaren Ausbau Gesetz, neues ElWOG, Novelle zum E-Control-Gesetz, Modernisierung der Netztarifstruktur, Festlegungen bezüglich des künftigen Flexibilitäts- und Speicherbedarfs, Unterstützungsrahmen für Sektorkopplung und zündende Funken für die in #mission2030 vorgesehenen Leuchtturmprojekte. Oesterreichs Energie hat zu vielen dieser Themen Ideen und Konzepte entwickelt und wird diese natürlich im Rahmen der kommenden Wahlauseinandersetzung auf die politische Bühne bringen. Schon in zehn Jahren sollen wir in Österreich hundert Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Ressourcen abdecken. Das duldet keinen Aufschub und deshalb zeigen wir schon heute Verantwortung mit innovativen Projekten und smarten Systemen! Österreichs E-Wirtschaft arbeitet schon längst aktiv für die saubere und sichere Stromversorgung der Zukunft. Damit wir richtig durchstarten können, brauchen wir aber dringend neue Rahmenbedingungen – und hier ist die Politik gefordert. Energie gibt es auch nicht zum Nulltarif, nicht einmal die Energie, die wir aus der Kraft der Sonne, des Windes und des Wassers gewinnen können. Das erfordert hohe Investitionen in Erzeugungsanlagen, Netze, Speicher und Flexibilität. Wie soll das alles finanziert werden? Darüber diskutieren hochrangige Experten in diesem Heft, das mit vielen Beiträgen die Zukunft schon heute sichtbar macht. Österreichs E-Wirtschaft ist bereit zum Start in die saubere und sichere Energiezukunft, für eine Stromversorgung aus erneuerbaren Ressourcen im Inland und zu fairen Preisen. Dafür werden wir uns weiter intensiv einsetzen. Ihr Leonhard Schitter Ihre Barbara Schmidt 2 StromLinie
Inhalt 2 Editorial. 4 ElektrischFliegen. Fliegen mit Strom sicher, sauber und effizient 17 People&Places. 4 18 Facts&Figures. 20 Europa. Energie für Europa 28 House of Green. 32 InDiskussion. Grünes Geld für grüne Projekte 20 40 EnergieTrends. Unterwegs mit dem e 42 FachtagungSektorkopplung. Hindernislauf der Energie 50 StromMarkt. Erwin Mair: Das System braucht lange für Veränderungen 56 SchwerpunktSmart. Land am smarten Strome ... 32 67 Kommentar. Brigitte Ederer: Ohne Netze keine Energieunion 70 ObervermuntwerkII. Tropfenweise Wasserreise Exklusiv 74 Termine. für Mitglieder von Oesterreichs Energie: Aktuelle Themen und Entwicklungen der Branche, Event-Tipps & vieles mehr. 40 Melden Sie sich hier zum Newsletter an: info@oesterreichsenergie.at 42 50 56 70 StromLinie 3
ElektrischFliegen „Unmöglich“ – das ist häufig die erste Reaktion auf die Frage, ob der Luftverkehr in Zukunft so wie der Landverkehr auf elektri- sche Antriebe umstellen könnte. Das ist richtig, wenn man an die großen Langstrecken-Passagierjets denkt. Leistet doch bereits ein Triebwerk eines großen Jets ungefähr 42 MW, knapp ein Viertel der installierten Leistung des Donaukraftwerks Wien-Freudenau. 400 Megawattstunden Strom für einen Langstreckenflug – die da- für erforderliche Batterie würde bei einem aktuellen Leistungs- gewicht von 100 Wattstunden pro Kilogramm rund 4.000 Tonnen wiegen. Dennoch ist die Frage des elektrischen Fliegens hochaktuell, Das Ziel ist klar, der Weg denn die CO2-Emissionen müssen weiter sinken. Als erste Branche dorthin ist aber weit. Elektri- überhaupt hat sich die Luftfahrtindustrie ja auch auf nachprüf- bare Klimaziele verpflichtet. Zudem sind erste Kleinflugzeuge mit sche Antriebsformen werden Elektroantrieb bereits im Einsatz. die Zukunft der Luftfahrt prä- Die Luftfahrt-Branche nimmt seit vielen Jahren enorme Summen in die Hand, um Fliegen noch umweltfreundlicher zu machen. gen. Nicht ob, sondern wann Neue Triebwerke – übrigens das teuerste Einzelstück an einem Flugzeug –, bessere Aerodynamik, moderne Systeme für effizien- die elektrischen Antriebe die teres Fliegen und vieles mehr haben die CO2-Emissionen zwar Luftfahrt revolutionieren reduziert, doch mit dem Wachstum des Flugverkehrs hebt sich diese Reduktion vergleichsweise wieder auf. Allein Österreich werden, ist die Frage. verzeichnete 2018 im Sommer 4.000 Überflüge täglich, am 29. Juni flogen 11.015 Flugzeuge über Deutschland. So viele wie noch nie an einem Tag. Im Jahr 2017 verbrauchten die Flugzeuge der deut- schen Fluggesellschaften durchschnittlich 3,58 Liter Kerosin pro 100 Personenkilometer. Im Vergleich zu 1990 sind das um 43 Prozent weniger. Europas großer Flugzeughersteller Airbus erwartet, dass der Flugverkehr in den kommenden 20 Jahren um durchschnittlich 4,4 Prozent pro Jahr wachsen wird, der US-Hersteller Boeing rechnet sogar mit 4,6 Prozent. Rund 48.000 Flugzeuge sollen 2037 im Einsatz sein. Die Wirtschaft läuft gut, und immer mehr Men- schen können und wollen sich das Fliegen leisten. Auch ein Grund für das Angebot und das Wachstum von Billigfluglinien. Ab 2020, so das Target, soll das gesamte Luftfahrt-Wachstum klimaneutral sein. Neben effizienterer Technik wird der Einsatz alternativer Treibstoffe und neuer Technologie immer aktueller. Der Generaldirektor des Weltluftfahrtverbandes IATA Alexandre 6 StromLinie
ElektrischFliegen de Juniac erläuterte am Rande einer Luftfahrttagung in Mauritius, erteilt. Man möchte bis Mitte der 2020er ein Flugzeug mit einem dass radikal neue Konzepte für Flugzeuge und den Lufttransport neuen technischen Konzept fliegen können. Dabei ist man aber nötig sein müssten, um die CO2-Emissionen bis 2050 wie geplant auch an einem Null-Emissions-Konzept interessiert, das etwa auf das Niveau von 2005 zu halbieren. Aus jeder Tonne Kerosin, auf Wasserstoff basiert. welches verbrannt wird, entstehen etwas mehr als drei Tonnen CO2 und 1,25 Tonnen Wasser. Das macht verständlich, dass bei bestimmten atmosphärischen Wetterbedingungen durch den Erste Einsätze gibt es bereits Wasserdampf der Triebwerke durchaus zusätzliche Auswirkungen In Europa gelten vor allem Slowenien, die Schweiz und Frankreich auf das Klima entstehen. Biotreibstoffe erzeugen weniger Ruß als Vorreiter im Bereich Elektroflugzeuge, berichtet das schwei- partikel, sind aber zum Teil extrem teuer in der Produktion. zerische Luftfahrtmagazin SkyNews. So ist bei der Flugschule 30 bis 40 Prozent der Betriebskosten einer Fluglinie müssen Ecoflight im schweizerischen Mollis der Flugbetrieb mit Elektro- für Treibstoff aufgewendet werden. flugzeugen bereits angelaufen. In 45 Minuten ist die Batterie eines einmotorigen Alpha-Electro-Propeller-Flugzeuges geladen. Das reicht für eine geplante Flugzeit von 45 Minuten, dann geht es Elektrisches Fliegen wieder an die Steckdose. Aber diese Reichweite ist natürlich für Dem elektrischen Fliegen stehen im Vergleich zum Kerosin die andere Einsätze zu wenig, für die Ecoflight-Flugschule dennoch eingangs erwähnte geringe Energiedichte und das hohe Gewicht ausreichend, und so kann sie mit geringen Emissionen arbeiten. der Batterien gegenüber. „Wie lade ich Batterien auf, oder wie Noch sind die Flugzeuge wegen der fehlenden europäischen Zu- tausche ich diese nach der Landung aus? Ich denke, da liegt noch lassung als Prototypen im Einsatz. ein langer Weg vor uns. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, aber in Bezug auf effizienten Flotteneinsatz und eine große Menge an Der Alpha Electro erzeugt eine Startleistung von 70 Kilowatt (KW), Passagieren, die über weite Strecken zu befördern sind, werden für den weiteren Steigflug wird die Leistung auf 40 KW reduziert, wir noch viele Jahre benötigen, um eine wirtschaftliche Lösung rund 20 KW werden für den Reiseflug benötigt. Aber der Alpha zu haben“, erläutert Tim Clark, Präsident der Emirates Airline Trainer ist mit 380 Kilogramm deutlich schwerer, als wenn die- und einer der einflussreichsten Airline-Chefs weltweit. Zudem hat ser mit einem konventionellen Motor ausgerüstet ist und dann Clark Sicherheitsbedenken bezüglich Lithium-Ionen-Akkus und 290 Kilogramm wiegt. Pro Flug sind zwar nur zwei Euro Strom- nennt als Beispiel etwa den Brand einer Batterie an Bord einer kosten zu veranschlagen, andererseits machen die Batterien einen Ethiopian Airlines Boeing 787 vor einigen Jahren in London. signifikanten Teil der Flugzeugkosten aus, erläutert SkyNews. Konservativ geschätzt müsse eine Batterie nach 500 Ladezyklen In den USA hat das Argonne National Laboratory ein Projekt ersetzt werden. Zudem muss noch herausgefunden werden, wie entwickelt, Strom ähnlich wie Kerosin zu tanken. Deren Wissen- sich der Elektroantrieb in kalten Jahreszeiten bewährt. schafter haben eine Flüssigbatterie entwickelt, in der elektrische Energie in Nanopartikeln gespeichert wird, die sich in einer Flüs sigkeit befinden. Nach der Landung würde diese Speicherflüssig- Airbus und Boeing keit wieder ausgetauscht werden. Die Großen der Branche wie Airbus und Boeing bleiben natür- lich nicht untätig. Millionenschwere Programme sollen in den Die großen Flugzeughersteller Airbus und Boeing entwickeln nächsten Jahren Versuchsträger elektrisch zum Fliegen bringen. Elektroflugzeuge, aber sie brauchen dafür natürlich auch Märkte. So hat Airbus an seinem Standort in Taufkirchen/Ottobrunn Norwegen hat bereits angekündigt, hier Vorreiter sein zu wollen: bei München ein Richtfest für das E-Aircraft-System Test House Das Land will bis 2040 zumindest im Inlandsverkehr auf elektri- gefeiert. Die Einrichtung wird die Infrastruktur bereitstellen, sche Fliegerei umstellen. Es kann durchaus möglich sein, dass die die erforderlich ist, um im Rahmen des E-Aircraft-Systems- lokale Fluglinie Widerøe in ein bis zwei Jahren eine Ausschreibung Programms von Airbus hybrid-elektrische Antriebssysteme mit für den Kauf von Elektroflugzeugen mit 12 bis 50 Sitzplätzen einer Gesamtleistung von bis zu 2 x 20 Megawatt zu installieren. Fortsetzung Seite 12 StromLinie 7
ElektrischFliegen Die Luft-Taxis heben Elektrische Antriebsformen werden die Zukunft der Luftfahrt prägen. Nicht ob, sondern wann die elektrischen Antriebe die ab Luftfahrt revolutionieren, werden ist die Frage. Welche Ent- wicklung erwarten Sie? Elektrisches Fliegen wird für kurze bzw. mittlere Strecken in den kommenden 20 Jahren den Luftraum prägen – renommierte Triebwerkshersteller forschen bereits an solchen Antriebssyste- men. Auf der Langstrecke wird es andere Lösungen geben müssen, zum Beispiel synthetische Treibstoffe oder Hybridantrieb. Sehr wohl Anwendung finden Elektroantriebe bei der neuen Form der Mobilität – autonomes Fliegen mit elektrischen Flugtaxis im FACC, Österreichs industri- urbanen Raum wird in naher Zukunft möglich sein. elles Paradeunternehmen im Ab 2020, so das Target, soll das gesamte Luftfahrt-Wachstum Luftzeugsektor, hat die Span- klimaneutral sein. Was bedeutet das für die Branche? Eine große, aber bewältigbare Herausforderung. An der Zielerrei- nung der elektrischen Luftfahrt chung arbeitet die gesamte Industrie, von den großen Flugzeug- herstellern über Airlines und Flughäfen bis hin zur Zulieferkette längst hochgetrieben. Robert – mit eingeschlossen FACC als ein führender Technologiepartner Machtlinger, CEO von FACC, der globalen Aerospace-Industrie. Die Luftfahrtindustrie hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 bei einer prognostizierten Ver- sieht eine große Zukunft für dreifachung der Passagiere den CO2-Ausstoß zu halbieren. Mit ihren Leichtbauteilen leistet FACC einen wichtigen Beitrag, um das elektrische Fliegen. Flugzeuge leichter und damit treibstoffsparender zu machen. 8 StromLinie
Dem elektrischen Fliegen stehen im Vergleich zum Kerosin die geringe Energiedichte und das hohe Gewicht der Batterien gegenüber. Wie könnte elektrisches Fliegen schrittweise einge- führt werden, welche Entwicklungen sind dafür notwendig? Das Gewicht der Fluggeräte senken, ihre Aerodynamik verbes- sern – hier arbeitet FACC mit ihrer Leichtbaukompetenz ganz vorne mit. An der Leistungssteigerung der Batterien wird kein Weg vorbeiführen – auch hier bin ich zuversichtlich, dass die Industrie mittelfristig gute Lösungen anbieten wird können. Aktuell sind die elektrisch angetriebenen Flugobjekte noch sehr klein und mit wenig Sitzmöglichkeiten ausgestattet. Eine weitere Innovationsstoßrichtung sind synthetische Treibstoffe, Antriebe mit Brennstoffzellen oder hybrid-elektrische Technologien für größere Flugzeuge. Bis 2030 sollen Technologien verfügbar sein, die zwischen 25 und 30 Personen befördern können. Für Kurz strecken sollte dies ausreichen. In Europa gelten vor allem Slowenien, die Schweiz und Frankreich als Vorreiter im Bereich Elektroflugzeuge, be- richtet das schweizerische Luftfahrtmagazin SkyNews. So ist bei der Flugschule Ecoflight im schweizerischen Mollis der Flugbetrieb mit Elektroflugzeugen bereits an gelaufen. In 45 Minuten ist die Batterie eines einmotorigen Alpha-Electro-Propeller-Flugzeuges geladen. Das reicht für StromLinie 9
ElektrischFliegen eine geplante Flugzeit von 45 Minuten, dann geht es wieder Standards in den nächsten zwei bis drei Jahren vorhanden sind. an die Steckdose. Ist das ein Modell für die Zukunft? Wir sehen hier eine Chance für Österreich und ganz Europa, sich Für kürzere Flugstrecken und niedrige Kapazitäten stellen Elek- als Vorreiter zu positionieren. In Dubai wird es 2020 bei der Expo troflugzeuge eine mögliche Variante des Fliegens dar, der Einsatz Flugtaxis erstmals für eine breitere Öffentlichkeit als Shuttle elektrischer Antriebsformen bei Luftfahrzeugen verspricht zudem geben. Flugtaxis sollen zukünftig helfen, unter Nutzung des einen leiseren, emissionsärmeren und CO2-freien Betrieb, sofern Luftraums als „3. Dimension“ die Verkehrsprobleme hoch- Strom nicht durch fossile Brennstoffe erzeugt wird. urbaner Regionen zu lösen. Laut einer Studie von Roland Berger (Aircraft Electrical Pro- Dazu ein paar vielversprechende Zahlen: Aktuelle Studien gehen pulsion – The next Chapter of Aviation) darf man nicht nur davon aus, dass der globale Markt für autonome Fluggeräte in der den weithin bekannten Bereich des Luftverkehrs mit größeren Mitte des nächsten Jahrzehnts eine Größe von mehr als 2 Milliar- Einheiten in die Überlegungen einbeziehen. In Ballungszent- den USD erreichen könnte. Bis zu 100.000 Passagiere werden welt- ren der Welt steigt wegen der Verkehrsprobleme am Boden die weit bis 2025 jährlich so transportiert werden. Bereits fünf Jahre Nachfrage nach Luft-Taxis. Dafür sind elektrisch betriebene später, also im Jahr 2030, wird sich das Marktpotenzial voraus- Geräte optimal geeignet – weniger Lärmbelastung, keine Abga- sichtlich um das 15-Fache auf 30 Milliarden USD p. a. erhöht haben. se, kürzeste Strecken, kleine Fluggeräte, Ladepunkte einfach zu installieren. FACC ist hier bereits innovativ tätig. Können Wie ist Österreich, insbesondere FACC, im Bereich dieser Sie uns die Schwerpunkte und Ihre Erwartungen schildern? neuen Technologien aufgestellt, und welche wirtschaftlichen Wie auch bereits in vielen anderen Bereichen ist FACC auch beim Chancen sehen Sie? autonomen Fliegen ein Frontrunner und Gamechanger – wir sind Es ist sehr realistisch, dass im Jahr 2025 Lufttaxis in Österreich in Europa gemeinsam mit unserem chinesischen Partner EHang unterwegs sein werden. Die Entwicklung ist sehr rasant, und unter den ersten Unternehmen, die sich mit dem Thema grundle- technisch funktionieren sie bereits hervorragend. Die wirtschaft- gend auseinandersetzen. Die strategische Kooperation von FACC lichen Chancen sind für uns als Hersteller sehr gut. FACC wird die und EHang ist ein großer Schritt in Richtung Technologiefüh- EHang anfangs in Österreich produzieren, die Exportquote wird rerschaft im Bereich Urban Air Mobility. Gemeinsam mit dem vorerst bei 100 Prozent liegen – vornehmlich in den asiatisch- chinesischen Technologieunternehmen arbeiten wir aktuell daran, pazifischen Raum. Die Auftragsbücher sind schon gut gefüllt, Flugtaxis zu optimieren und zur Serienreife zu bringen. Die erste es gibt bereits Tausende von Bestellungen für das Flugtaxi. von uns gebaute Drohne wird man Ende 2019 sehen. Bereits bis zum nächsten Jahr sollen 300 Einheiten der Air Taxis hergestellt Wie müssen die politischen und rechtlichen Rahmenbedingun- werden. Die ersten 500 von FACC gefertigten Einheiten werden gen gestaltet werden, damit das Thema ein Erfolg für unser allesamt nach Asien exportiert und kommen dort zum Einsatz. Land wird? Eine Herausforderung stellt dabei sicherlich die Regulierung Luftverkehr wird sich in naher Zukunft nicht nur auf den dar – je früher diese aufgesetzt ist, desto erfolgreicher kann sich Personentransport beschränken. Mehrere Anbieter arbeiten Österreich mit seinen Leitbetrieben im Bereich Urban Air Mobility an Konzepten für Drohnenzustellung von Waren und Paketen. positionieren. Zur Umsetzbarkeit der Mobilitätslösungen im Luft- Die Drohnentechnologie hat zudem ein Reifestadium erreicht, raum stehen FACC und EHang als Anbieter von Flugtaxis bereits das automatisierte Personentransporte über kurze Distanzen in intensivem Austausch mit Industriepartnern und Luftfahrtbe- ins Licht rückt. Was können wir hier erwarten? hörden, um möglichst rasch auch die nötigen rechtlichen Vor- Autonomes Fliegen – sowohl für den Personen- als auch Güter- aussetzungen zu schaffen. Wenn wir die geballte österreichische transport – wird aus Expertensicht früher möglich sein als au- Kompetenz im Bereich Entwicklung, Leichtbau, Kommunikation, tonomes Fahren, da die Ausgestaltung der Verkehrswege weniger Connectivity, Sensorik sowie Zertifizierung und Regulierung ge- komplex ist. Die hierfür notwendigen Regularien sind erst am zielt einsetzen, dann haben Österreich und seine Leitbetriebe das Entstehen, es scheint aber durchaus vorstellbar, dass solche Potenzial, die Mobilität der Zukunft wesentlich mitzugestalten. 10 StromLinie
ElektrischFliegen Wie können E-Wirtschaft und Luftfahrtwirtschaft zusammen- arbeiten, um dem elektrischen Fliegen zum Durchbruch zu verhelfen? Die Zusammenarbeit aller Akteure rund ums elektrische Fliegen ist extrem wichtig, dabei geht es um eine flächendeckende Ener- gieversorgung – idealerweise aus erneuerbaren Quellen und zu leistbaren Preisen – genauso wie die Schaffung der notwendigen Infrastrukturen. Die E-Wirtschaft kann die Marktintegration des elektrischen Fliegens mit ihrer Erfahrung beim Ausbau der Ener- gie-Infrastruktur, wie eines intelligenten, digitalen Stromnetzes, bedarfsgerechter Ladesysteme oder auch bei der Ausgestaltung der E-Mobilitätsstrategie sowie der rechtlichen Rahmenbedin- gungen, sehr gut unterstützen. StromLinie 11
ElektrischFliegen Das Projekt liegt im Zeitplan und soll noch dieses Jahr fertigge- bekannten Bereich des Luftverkehrs mit größeren Einheiten in die stellt werden und bereit für Tests am Prüfstand sein. Das E-Air- Überlegungen einbeziehen. Einige wichtige Punkte hier: craft-System Test House ist ein wichtiger Bestandteil der Airbus- Strategie zur Entwicklung hybrid-elektrischer Antriebssysteme. ■■ In Ballungszentren der Welt steigt wegen der Verkehrsprobleme Es soll vor allem der Integration einzelner Teilsysteme dienen. Die am Boden die Nachfrage nach Luft-Taxis. Dafür sind elektrisch Einrichtung wird mit Prüfständen für die Tests von Batterien und betriebene Geräte optimal geeignet – weniger Lärmbelastung, Gasturbinen, Energieverteilungssystemen und elektrischen An- keine Abgase, kürzeste Strecken, kleine Fluggeräte, Ladepunkte trieben ausgestattet sein. Ziel ist es auch, das in wenigen Jahren einfach zu installieren. hybrid-elektrische Flugzeuge im Bereich der 20-Sitzer abheben. ■■ Luftverkehr wird sich in naher Zukunft nicht nur auf den Personentransport beschränken. Mehrere Anbieter arbeiten an Luft-Hybride Konzepten für Drohnenzustellung von Waren und Paketen. Der Triebwerkshersteller Rolls Royce arbeitet an einer Gasturbi- ne, die über einen Generator den Strom produziert, der für elek- ■■ Die Drohnentechnologie hat zudem ein Reifestadium erreicht, trischen Motoren und die Bordfunktionen benutzt werden soll. das automatisierte Personentransporte über kurze Distanzen ins Ziel ist es, durch ein verändertes Flugzeugdesign mit zahlreichen Licht rückt. Es wurden bereits Konzepte vorgestellt, erste Tests kleinen, elektrisch angetriebenen Propellern so bis zu 35 Prozent sollen demnächst stattfinden. der Emissionen eines Flugzeugs einzusparen. Auch Siemens ent- wickelt solche Antriebe – und zielt damit vor allem auf kurze und ■■ Insgesamt wird auch die Drohnentechnologie nicht nur für die mittellange Strecken, denn 42 Prozent aller Emissionen werden Sicherheit des Luftraums, sondern auch in Bezug auf die Ener- durch Flüge von unter 1.000 Meilen erzeugt. Auch der Lärm gieversorgung der Geräte zur Herausforderung, sobald größere könne durch die Technik deutlich reduziert werden. Geräte breit zum Einsatz kommen. In zwei Jahren wollen Siemens und Rolls Royce Das beflügelt die Ingenieure: Über 130 Projekte sind bereits ein erstes Passagierflugzeug abheben lassen, bei global in Entwicklung, der Großteil davon dem eines von vier Triebwerken mit einem Hyb- im Bereich Kurzstrecke ridmotor ausgestattet ist. Ein ähnliches Projekt und urbane Luftmobilität mit einem kleineren Flugzeug, einer Dornier DO 228, (On-Demand-Kurzstre- verfolgt Siemens unter anderem zusammen mit dem ckenflüge, Flughafen Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Dem elektri- shuttle, Intercityflüge). schen Fliegen sind derzeit zwar noch Grenzen gesetzt, die Luft- 75 Unternehmen arbeiten weltweit aktuell an der Entwick- fahrt hat aber schon in den vergangenen Jahrzehnten für viele lung von Passagierdrohnen. Und 2032, so die Abschätzung der Meilensteine gesorgt. Sei es, das größte Verkehrsflugzeug der Welt Experten von Roland Berger, wird das erste Jahr sein, in dem in die Luft zu bringen – Boeing 747 oder Airbus A380 – oder die Passagierflüge zwischen London und Paris gewinnbringend Tatsache, heute mit nur zwei Triebwerken über den Pazifik oder mit elektrischen Flugzeugantrieben durchgeführt werden. Atlantik zu jetten anstatt mit deren Vieren – ein Faktum, welches zu Beginn des Jet-Zeitalters als undenkbar und nicht machbar galt. Drohnen und Lufttaxis Als erstes werden neben privaten Kleinflugzeugen wahrscheinlich elektrische Flugtaxis, eventuell sogar selbststeuernde Drohnen Kurzstrecken-Mobilität in der Luft kommen. Sie benötigen nur 100 bis 800 KW Leistung und können Laut einer Studie von Roland Berger (Aircraft Electrical Propulsi- zwei bis acht Passagiere auf Kurzstrecken transportieren. Batte- on – The next Chapter of Aviation) darf man nicht nur den weithin riegewicht und Ladezeiten sind durchaus in machbarer Range. 12 StromLinie
ElektrischFliegen Die regionale Luftfahrt für Kurz- und Mittelstrecken mit Flug- Der Luftfahrtzulieferer FACC mit Sitz in Oberösterreich hat mit zeugen für 20 bis maximal 100 Passagiere ist der nächste Schritt. dem Start-up EHang aus China eine strategische Partnerschaft Hier sind elektrische Leistungen zwischen 450 KW und 12 MW geschlossen, um pilotenlose Lufttaxis zu entwickeln. Ziel ist gefragt. In diesen beiden Sektoren kann elektrisches Fliegen seine es, die Lufttaxis zur Serienreife zu bringen sowie die Technolo- Vorteile ausspielen: keine Treibhausgas-Emissionen, geringere gie weltweit nutzbar zu machen. Vorgesehen ist ein Testfeld in Geräuschentwicklung, potenziell größere Sicherheit Österreich. Daraus ergeben sich große Zukunftschancen: Arbeits- und potenziell günstigere Gesamtkosten. Große Langstreckenflugzeuge sind keineswegs der Fokus, den elektrische Antriebe haben. Hier sind eher syn- thetische Treibstoffe und hybride Systeme wichtig. Urbane Luftmobilität mit einer Reichweite von 50 bis 100 km hat jedenfalls das Potenzial, die Mobilität im Nahverkehrsbereich zu ergänzen. Kurz- bis mittelfristig realisierbarer Radius elekt- risch betriebener Flugtaxis in Schwechat als nahverkehrstech- nischem Knotenpunkt im Umkreis von 80 km sind Wien sowie relevante Städte in Niederösterreich als auch Bratislava. Das Designer Outlet Parndorf sowie weitere Business-, Kultur- und Freizeit-Spots liegen innerhalb eines Radius von 80 km. Denkbare Einsatzmöglichkeiten sind Zubringerverkehr, Freizeitverkehr oder Shoppingtourismus. plätze in modernen Gebieten, getragen von elektrischem Strom als vernetzendes Medium. Österreichs Industrie könnte hier eine Kurzstreckenflüge von bis zu 500 km, die längerfristig realisierba- führende internationale Rolle übernehmen. Dafür sind fördern- re Reichweite elektrisch angetriebener Flugzeuge, könnten bereits de Rahmenbedingungen zu definieren und von den involvierten verkehrsstarke Destinationen benachbarter Länder bedienen, Stakeholdern zu implementieren. ■ denn Größe des Staatgebiets und zentrale Lage in Europa sind für Österreich eine ideale Grundvoraussetzung. Neben Inlands- destinationen liegen Dresden, Leipzig, Krakau, Nürnberg, Prag Emissionen München, Bratislava, Budapest, Ljubljana, Zagreb, Venedig oder Pro Personenkilometer verursacht ein Belgrad innerhalb eines Radius von rund 500 km. Flugzeug etwa 31-mal so viel CO2 wie die Bahn in Österreich und doppelt so viel wie ein durchschnittlicher Pkw. Nach Chancen für Österreich Zahlen des Umweltministeriums haben Bedingt durch die geografische Lage ergeben sich auch Chancen Flugzeuge in Österreich 831.000 Tonnen für Österreichs Industrie, Technologieführerschaft zu erlangen. Kerosin getankt, um rund 91.500 Tonnen Circa 60 Prozent der Entwicklung erfolgt zudem in Start-up- mehr als im Jahr 2017. Mit rund 2,61 Mio. Unternehmen. Aktuell findet der Großteil der Entwicklung der Tonnen hat der Flugverkehr mit Sprit elektrischen Luftfahrt in den traditionellen Zentren der Luft- und aus Österreich damit 2018 so hohe CO2- Raumfahrttechnik statt. Es gibt jedoch auch interessante Projekte Emissionen wie nie zuvor verursacht. In in anderen Regionen, z. B. Israel, aber auch in Österreich. Es sind der EU stiegen die CO2-Emissionen des bereits Technologien weitgehend verfügbar, die den Leistungsbe- Flugverkehrs im Vorjahr um rund fünf reich abdecken, der für die E-Mobilität der allgemeinen Luftfahrt Prozent. erforderlich ist. StromLinie 13
ElektrischFliegen Die Consultinggesellschaft Roland Berger hat eine um fangreiche Studie zur Zukunft der Luftfahrt erstellt. Im Ge- spräch mit StromLinie zeigt Vladimir Preveden, Managing Partner Roland Berger Austria, Entwicklungschancen des Sektors und Chancen für die E-Wirtschaft auf. Schlüsselposition der E-Wirtschaft 14 StromLinie
ElektrischFliegen Was ist die wichtigere Frage: Ob die E-Mobilität in der Luft werden. In den ersten Jahren werden Passagierdrohnen kommt oder wann sie kommt? Welche Einschätzung können hauptsächlich als Airport-Shuttles eingesetzt werden. Obwohl Sie uns hier geben? dieser Dienst auch in Zukunft ein wichtiger Anwendungsfall Die relevante Frage ist eindeutig nicht, ob, sondern wann die bleiben wird, wird die Mehrheit der Passagierdrohnen später E-Mobilität in der Luft kommt. Die Elektrifizierung der Luft die Rolle von Punkt-zu-Punkt-Lufttaxis übernehmen. Drohnen wird ohne Zweifel das nächste große Kapitel nicht nur in der für kurze Intercity-Flüge werden den Passagierdrohnenmarkt Luftfahrt, sondern auch in der Elektrifizierung der Gesellschaft mittelfristig ergänzen. Die Ausdehnung auf Langstreckenflüge sein. Beginnen wird das Kapitel im Bereich „Urban Air Mobility“. hängt dabei stark von Innovationen im Batteriebereich ab. Zu- Darunter versteht man den Einsatz von (autonomen) Flugtaxis sätzlich werden Hybridantriebe als Zwischentechnologie zwischen Knotenpunkten im urbanen Raum. So verkündete etwa eine Rolle spielen. Verkehrsminister Norbert Hofer am 4. April 2019, dass noch vor ■■ Boeing, Airbus, Google, Volkswagen und Volocopter (Investment der Nationalratswahl 2022 der österreichischen Bevölkerung von Daimler) sind nur einige wenige Unternehmen, die Flugtaxis erste Flüge mit pilotenlosen Passagierdrohnen angeboten werden entwickeln. Das chinesische Unternehmen EHang lässt in den sollen. Somit wird das neue Kapitel der Luftfahrt bereits schneller nächsten zwei Jahren bereits 300 serienreife Flugtaxis bei beginnen, als von vielen Experten angenommen. Was wir von den FACC in Österreich bauen. Erkenntnissen der letzten beiden Jahre sagen können ist, dass die Entwicklungen schneller voranschreiten als ursprünglich Was sind die Vorteile der Elektrifizierung des Luftverkehrs? gedacht. ■■ In Megacitys wie São Paulo und New York pendeln bereits sehr vermögende Einzelpersonen und Top-Führungskräfte per Welche Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen Hubschrauber vom Flughafen ins Stadtzentrum oder zwischen (Drohnen, Flugtaxis, Kurzstecke ...) lässt sich aus heutiger verschiedenen Knotenpunkten. Die Umstellung auf einen Elektro- Sicht erwarten? antrieb beim Flugbetrieb wird die Herstell- und Betriebskosten ■■ Zusammengefasst lässt sich formulieren, dass die Entwicklungen senken und das städtische Flugerlebnis für eine viel breitere Ziel- im Bereich E-Mobilität in der Luft rasanter stattfinden, als von gruppe ermöglichen. Airbus möchte Kurzstreckenflüge zu Preisen vielen Experten angenommen – wir reden bereits von serienrei- anbieten, die einer Auto- oder Bahnreise entsprechen. fen Flugtaxis. Flugtaxis, die auch als eVTOL-(Electric vertical ■■ Die Elektrifizierung des Luftverkehrs wird eine Entlastung, aber Take-off and Landing-)Fluggeräte bezeichnet werden, sind Pas- nicht die Lösung für überfüllte Straßen sein. Sie bietet viel eher sagierdrohnen, die entweder von einem Piloten gesteuert werden eine Ergänzung zu aktuellen intermodalen Mobilitätskonzepten oder autonom fliegen. Bis zu acht Personen finden in einer im Nahverkehr und ermöglicht den Fahrgästen eine nahtlose Passagierdrohne Platz. Sie sind für den Einsatz im Nahver- Verbindung von A nach B. kehr mit einem Flugradius von maximal 100 km ausgelegt. ■■ Zudem wird es zu einer deutlichen CO2-Reduktion der Luftfahrt ■■ Das internationale Expertenteam von Roland Berger geht kommen und zu einem zusätzlichen Anschub zur Steigerung der zudem auch davon aus, dass im Jahr 2025 die ersten kom- Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen. merziell genutzten Luftfahrtrouten in Betrieb genommen wer- den. Erste Pilotprojekte werden für das Jahr 2020 erwartet. Wie ist unsere Ausgangslage, und wie sollte sich unser Weiterhin ist davon auszugehen, dass im Jahr 2050 bis zu Land hier positionieren? 100.000 Passagierdrohnen weltweit in der Luft sein werden. ■■ Die Ausgangslage für Österreich ist gut. Österreich als for- In etwa 100 Städten weltweit werden sich bis dahin verschie- schungsaffines Industrieland hat die Möglichkeit, sich als dene Services für den Transport von Passagieren etablieren. internationaler Technologieführer zu positionieren. Es spre- Durchschnittlich werden 1.000 Passagierdrohnen je Stadt im chen einige Gründe dafür, dass Österreich weit vorne im Einsatz sein. Basierend auf diesem Szenario werden Drohnen Bereich „Urban Air Mobility“ mitspielen kann: in den nächsten drei Jahrzehnten zu einem integralen Bestand- ■■ In den nächsten zwei Jahren werden 300 serienreife Flugtaxis teil des städtischen (und supra-städtischen) Mobilitätsangebotes in Österreich produziert. Österreichische Unternehmen haben StromLinie 15
ElektrischFliegen bereits Schlüsselkompetenzen, z. B. bei der Herstellung von zen hervorragend als Pilotregionen. Wir haben daher die nationale Komponenten für Flugtaxis. Initiative Elektrisch Fliegen angeregt, bei der Stakeholder wie die ■■ Österreich kann Strom aus erneuerbaren Energien zur Industrie, die Ministerien, der Flughafen Wien-Schwechat, Austro Verfügung stellen, durch die #mission2030 ist ein Ziel von Control, die AUA, die Technische sowie die Wirtschaftsuniversität, 100 Prozent Erneuerbarer (bilanziell) anvisiert und realistisch Vertreter des Start-up-Ökosystems sowie Oesterreichs Energie umsetzbar. zusammenkommen, um sich zu diesem für Österreichs Wirtschaft ■■ Zudem verfügt Österreich über einen innovativen Automobil- wichtigen Thema zu koordinieren und die richtigen Initiativen Cluster. Die Automobilbranche ist eine entscheidende und schneller als andere Pilotregionen anzustoßen und umzusetzen. weisungsgebende Branche für die Elektrifizierung der Luft. Österreichs Automobilcluster bietet somit vielversprechende Welche Rolle könnte die E-Wirtschaft dabei übernehmen? Möglichkeiten, neue Wertschöpfungsketten aufzubauen und Die Elektrifizierung der Luft ist eine Herausforderung der bestehende zu ergänzen. Durch Synergien in den Forschungs- Zukunft. Die österreichische E-Wirtschaft muss entsprechend bereichen Elektromobilität, Leichtbau, autonome Steuersys- Rahmenbedingungen schaffen, um sich für diese Herausforde- teme, Sensorik etc. profitieren österreichische Unternehmen. rung zu rüsten. Neben der schon fortschreitenden Umstellung auf Zusätzlich werden ausländische Investoren und Arbeitnehmer 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energiequellen gilt es auch, angelockt. die neu zu erwartenden Strommengen zeitgerecht sicherzustellen ■■ Als EU-Land kann Österreich von Forschungsinitiativen der – dies wird eine herausfordernde Aufgabe werden. Zudem gilt es, Europäischen Kommission im Bereich „Urban Air Mobility“ Technologien zur Speicherung und Flexibilisierung des Strom- profitieren. systems großflächig einzuführen. Die Aufgabe der E-Wirtschaft wird zudem auch darin liegen, die Herausforderungen für ihre Welcher Bonus könnte sich daraus für unsere Volkswirtschaft Mitgliederunternehmen zu definieren und gegenüber politischen ergeben? Entscheidungsträgern zu vertreten. Die E-Wirtschaft kann somit Die monetäre Erfassung eines Bonus für die österreichische eine Schlüsselposition in der Wertschöpfungskette der „Urban Air Volkswirtschaft lässt sich aktuell nur sehr schwer in Zahlen Mobility“ einnehmen und einen starken Einfluss auf eine erfolg- greifen. Fest steht jedoch, dass die Wirtschaft durch den Aufbau reiche Elektrifizierung des österreichischen Luftraums und zur einer starken Exportwirtschaft in diesem global stark wachsen- Stärkung des Wirtschaftsstandorts haben. ■ den neuen Technologiezweig profitieren wird und somit neue Ar- beitsplätze im Forschungs- und Hochtechnologiebereich schaffen wird. Investitionen im Bereich Elektrifizierung der Luft würden Österreichs Image als Technologiestandort im Ausland weiter stärken und dadurch ausländische Investoren sowie Fachkräfte nach Österreich locken. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Stärkung des Start-up-Ökosystems, wenn wir es richtig machen. Um diese Effekte zu generieren, ist es allerdings wichtig, sämtli- che Stakeholder zusammenzubringen und in einen strukturierten Dialog zu involvieren. Neben den technologischen Herausfor- derungen liegen die Schwerpunkte für erfolgreiches E-Fliegen auch im regulatorischen Bereich sowie in der Akzeptanz bei der Bevölkerung und der Passagiere. Nur indem wir diese drei The- menbereiche systematisch und abgestimmt angehen, werden wir schneller und erfolgreicher sein. Wien, Nieder- und Oberösterreich eignen sich durch die Dichte an Industrie, Städten und der Distan- 16 StromLinie
People&Places Klagenfurter Stadtwerke. Thomas Schmid. Erwin Smole und Harald Tschurnig Der Generalsekretär im Finanz haben am 8. April 2019 ihre Tätigkeit ministerium wird ab 1. April als neue Vorstände der Klagenfurter Alleingeschäftsführer der neuen Stadtwerke aufgenommen. Smole ist Staatsholding ÖBAG. Zur ÖBAG gelernter Elektrotechniker und seit gehören neben dem Verbund auch die Telekom Austria, die rund 25 Jahren in der Energiewirt- Immobilien des Bundes und die schaft tätig, bei den Stadtwerken Casinos. Schmid, 43, stammt aus ist er für den technischen Bereich einer Kitzbüheler Mittelstandsfa- zuständig. Die kaufmännischen Agenden milie, Schule und Matura im Bundes- übernahm Tschurnig. Die beiden bezeich- land, das Studium, Jus und Politikwis- senschaft, in Wien. Schmid begann bei Paul neten die Errichtung des neuen Hallenbades Rübig im EU-Parlament und arbeitete in der und die Umsetzung des Smart-City-Projektes Folge für Wolfgang Schüssel, Michael Spin- als größte Herausforderung, außerdem möch- delegger, Hans Jörg Schelling, Hartwig Löger. te man eine Initiative zur Rückgewinnung Schmid will eine kleine, schlagkräftige ÖBAG- von Stromkunden starten. Holding mit 15 bis 20 Mitarbeitern aufbauen, die „Best-Practice-Beispiel in Europa wird“. Markus Achleitner. Corinna Tinkler. Der oberösterreichische Wirt- Corinna Tinkler übernahm am schafts- und Energielandesrat 1. April die Bereichsleitung Markus Achleitner (ÖVP) ist Unternehmenskommunikation bei zum neuen Aufsichtsrats- Verbund. Sie verantwortet dort die vorsitzenden der Energie Bereiche Public Relations, Brand AG Oberösterreich gewählt Management/Advertising, Event/ worden. Achleitner löste in der Landesregierung den früheren Sponsoring und Public Affairs, die Landeshauptmannstellvertreter zum Ressort des Vorstandsbereichs Michael Strugl ab, der mit Jahres- von Michael Strugl, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender wechsel Vorstand des Energiekonzerns Verbund bei Verbund, zählen. Tinkler blickt auf eine langjährige Kar- wurde. Als Wirtschaftsreferent ist er ihm auch riere in der Kommunikations- und Marketingbranche zurück. als Zuständiger für die Beteiligungen des Landes Auf Unternehmensseite war sie zuletzt als Direktorin Unter- und somit nun auch als Vorsitzender des Auf- nehmenskommunikation der REWE International AG für den sichtsrates nachgefolgt. Bereich Corporate Communications zuständig. Elisabeth Köstinger. Hubert Aiwanger. Als „nationales Anliegen“ und nicht nur eine Frage einiger Erzeuger oder als Der bayerische Staatsminister für reines Preisthema der Konsumenten Wirtschaft, Landesentwicklung will Österreichs Nachhaltigkeits- und Energie fand im Rahmen einer ministerin Elisabeth Köstinger Diskussion in Wien einen treffen- das Energiethema sehen. Um die den Vergleich für die überbordende Klimaziele zu erreichen, müsse Österreich alle zukunftsweisenden Belastung von Strom durch Abgaben, Technologien noch intensiver nutzen Gebühren und Steuern, die inzwischen als bisher, erklärte Köstinger zum Start oft höher ist als der Energiepreis: „… und der Wasserstoff-Strategie. Deren Ziele am Ende ist die Soße teurer als der Bra- und Maßnahmen sollen in den nationalen ten.“ Aiwanger sieht das als Anlass, dass Klima- und Energieplan einfließen, welcher bis Ende dieses Jahres an die Europäische der Staat steuernd eingreifen sollte, um Kommission übermittelt und bereits teil- die Wirtschaftlichkeit von Investitionen weise im Erneuerbaren Ausbau Gesetz der E-Wirtschaft wiederherzustellen. (EAG) 2020 umgesetzt wird. StromLinie 17
Facts&Figures 71,34 Milliarden Kilowattstunden 6,196 elektrische Energie wurden Cent 2018 in Österreich verbraucht. Das entspricht einer Steigerung zahlten Haushaltskunden 2018 in Österreich im Schnitt für die Kilowattstunde Strom (Energieanteil). 0,3 %. um Insgesamt lag der Endkundenpreis inklusive Netz, Steuern und Abgaben im Schnitt bei 19,874 im zweiten Halbjahr. Cent Quelle: ECA 59,78 Mrd. kWh 84 Strom wurden 2018 in Österreich erzeugt. Prozent Strom aus erneuerbaren Energieträgern und 28,01 Mrd. kWh wurden importiert. 16 Prozent Strom aus fossilen Energieträgern erhielten Österreichs Stromkunden 18,86 Mrd. kWh wurden erxportiert. laut Stromkennzeichnungsbericht 2018 der ECA. 18 StromLinie
Facts&Figures Bis zu 80 Euro kostete Strom 2018 am Spotmarkt. 50 Euro Bis zu betrugen die Preisveränderungen für Base-Stromlieferungen pro Tag. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien insbesondere in Deutschland schwanken die Strompreise an den Börsen immer stärker. 31,88 Minuten betrugen die ungeplanten Versorgungsunterbrechungen in Österreich 2017. Die Versorgungssicherheit liegt damit erneut bei 99,99 4,9 Gigawatt beträgt die offiziell Österreich Prozent. zustehende grenzüberschreitende Leitungskapazität von und nach Deutschland. 3,5 Gigawatt waren es aufgrund des Flow Based Market Coupling tatsächlich. 1.060.000 Smart Meter waren Ende 2018 in Österreich bereits installiert. Das entspricht einer Roll-Out-Quote von 17 Prozent. StromLinie 19
Europa Energie für Europa 20 StromLinie
Europa Europa hat gewählt, jetzt beginnt wieder die Arbeit an der Zukunft. Mit einem 10-Punkte-Programm positioniert sich Oesterreichs Energie zur Fragen der Energieversorgung und der Versorgungssicherheit in der Europäischen Union. StromLinie 21
Europa Fragen der Energieversorgung und der Versorgungssicherheit sind Wettbewerbsbereich so schlank wie möglich zu halten, bürokra- seit Jahrzehnten Kernthemen der Europäischen Union. Die Klima- tischen Mehraufwand zu vermeiden und keinen Eingriff in die und Energiepolitik als eine der großen Herausforderungen kann unternehmerische Freiheit zu setzen. Bei der Implementierung nur durch Zusammenarbeit innerhalb der EU und durch weltweite der EU-Vorgaben muss darauf geachtet werden, dass diese Kooperation zu einem Erfolg geführt werden. möglichst kohärent in der gesamten EU stattfindet, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Dieser ist auch notwendig, Die Energiestrategie der EU ist darauf ausgerichtet, langfristig um den Wirtschaftsstandort Europa für die künftigen, globa- drei Ziele zugleich erreichen zu wollen: Durch die Erhöhung des An- len Herausforderungen fit zu machen. Als Schlüsselinstrument teils an erneuerbaren Energien soll der Klimawandel bekämpft, der zur Umsetzung der Klima- und Energieziele 2030 dient die Wettbewerb im Energiebereich durch die Vollendung des Binnen- Governance-VO zur Steuerung der Energieunion. Hier sollte marktes gestärkt und gleichzeitig der hohe Grad an Versorgungs- darauf geachtet werden, dass alle EU-Mitgliedstaaten ihren sicherheit gewährleistet bleiben. Auf diese Weise sollen leistbare fairen Beitrag zu den 2030-Zielen leisten. Preise, eine sichere Energieversorgung sowie Wachstum und Be- schäftigung in der EU generiert werden. Übergeordnetes Ziel ist die Schaffung einer Energieunion. Im Energiebereich ist Österreich insbesondere bei der Strom 2. Fördern, aber richtig! Die Dekarbonisierung des Energiesystems setzt vielfach erzeugung Erneuerbarer Vorreiter und im Spitzenfeld der EU. auf Technologien, die unter Marktbedingungen ohne staatlich Bis 2030 soll die Stromerzeugung bilanziell zu 100 Prozent gesetzte Anreize nicht implementiert werden könnten. Dadurch aus erneuerbaren Quellen stammen. verschieben sich auch die Grenzen des Wettbewerbs, bisher marktkonforme Technologien geraten ebenfalls unter Druck. Oesterreichs Energie setzt sich für eine Abgabenentlastung von 1. Fairer Binnenmarkt für Strom Oesterreichs Energie setzt sich für eine Fortentwicklung der Anlagen ein, die für die Versorgungssicherheit erforderlich sind bzw. deren Wettbewerbsfähigkeit durch Förderung anderer Technologien leidet. Konkret fordert Oesterreichs Energie die Rahmenbedingungen im Strombinnenmarkt ein, die durch das Abschaffung der doppelten Netzentgelte für Speicher. Anreize Clean Energy Package geschaffen wurden. Zielsetzungen sind für netzdienliches Verhalten, um eine gleichmäßige Netzauslas- mehr Wettbewerb in einem funktionierenden, gemeinsamen tung zu ermöglichen, sind so zu gestalten, dass der Wettbewerb Markt, fairer Marktzugang für alle Beteiligten und eine lang- nicht verzerrt wird. Die Infrastruktur für den Roll-out der fristig stabile, vorhersehbare Marktentwicklung. Einem vollen- Elektromobilität benötigt eine klare Finanzierungsbasis. deten Energiebinnenmarkt stehen aber teilweise noch immer Hemmnisse und Marktbarrieren wie beispielsweise regulierte Preise und Kapazitätsengpässe entgegen. Oesterreichs Energie bekennt sich zur Schaffung von großen und liquiden Preiszonen und zu einem notwendigen Ausbau der Netzinfrastruktur, um 3. Gleiche Spielregeln für alle Marktteilnehmer Im Hinblick auf die künftige Umgestaltung des Energiesystems von den Synergien der Märkte zu profitieren. hat Oesterreichs Energie bereits diverse Konzepte und Vorschlä- ge ausgearbeitet und steht als Manager der Energiewende für Oesterreichs Energie fordert eine zeitgemäße Modernisierung neue Herausforderungen bereit. der Rahmenbedingungen für den regulierten Bereich, die auf die neuen Erzeugungs- und Netzstrukturen Rücksicht neh- Ein gerechtes Level Playing Field für alle auf dem Markt tätigen men, die sich durch die Maßnahmen zur Dekarbonisierung Akteure ist von entscheidender Bedeutung. Im Rahmen der und durch neue technische Entwicklungen ergeben haben bzw. Schaffung der Energieunion, insbesondere durch Umsetzung werden. Weiters ist darauf zu achten, die Vorgaben für den des Clean Energy Package, werden neue Marktakteure wie 22 StromLinie
Europa beispielsweise Bürgerenergiegemeinschaften, Erneuerbaren- Oesterreichs Energie verweist auf den massiven Inves Energiegemeinschaften und Aggregatoren auf den Energie- titionsbedarf für die Dekarbonisierung der E-Wirtschaft und märkten auftreten. Oesterreichs Energie begrüßt diese Entwick- die Steigerung der Elektrifizierung des gesamten Energiesys- lung grundsätzlich, macht jedoch darauf aufmerksam, dass alle tems. Die Europäische Kommission geht von rund 180 Mrd. Marktteilnehmer gleichberechtigt behandelt werden sollen. Es Euro an zusätzlichen Investitionen pro Jahr zur Verwirklichung soll weder eine nicht sachgerechte Bevorzugung der etablierten der Energie- und Klimaziele aus. Deckt man in Österreich den in Marktakteure noch unsachliche Vorteile für neu eintretende Par- der #mission2030 geforderten Zubau an Erneuerbaren (Wasser- teien geben. Dies trifft insbesondere auf einen adäquaten Sys- kraft, Windenergie und PV) um rund 30 TWh, stehen im Mittel temkostenbeitrag und Netzentgelte sowie Fragen der Bilanz- jährliche Investitionen in Höhe von rund 2,6 Mrd. Euro für die kreisverantwortung zu. nächsten 10 Jahre an. Inklusive der notwendigen Infrastruktur investitionen im Bereich Netze ergibt sich daraus in Österreich ein Investitionsvolumen von rund 50 Mrd. Euro. 4. „Turbo“ für Investitionen ins Energiesystem Oesterreichs Energie begrüßt, dass die Europäische Kom- mission der Finanzierung nachhaltiger Projekte wachsende Bedeutung beimisst und dem Finanzsystem eine Schüsselrolle 5. Starke Netze für sichere Versorgung Der Ausbau der Netzinfrastruktur ist Grundvoraussetzung zukommen lässt. Viele der für den Umbau des Energiesystems für das Gelingen der Energiewende. Die Netzbetreiber werden notwendigen Maßnahmen (wie massiver Ausbau Erneuerbarer, als Market Facilitators digitale Plattformen betreiben, die z. B. Sektorkopplung, Power-2-X) sind derzeit wirtschaftlich noch Verbrauchs- und Einspeisedaten aus dem Netz auslesen, sicher nicht darstellbar und benötigen finanzielle Unterstützung. und zuverlässig verwahren und an die Kunden sowie, falls Neben öffentlichen Geldern muss auch privates Kapital gewünscht, an die Marktteilnehmer weitergeben. Gleichzeitig mobilisiert werden. muss das Netz mit neuen Instrumenten und Technologien für die geänderten Rahmenbedingungen fit sein. Um Investitionen in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken, sehen wir die Einführung einer Standardisierung für die Klassifizie- Heute und im zukünftigen Marktmodell steht der Verteilernetz- rung von nachhaltigen Produkten positiv. Überregulierung und betreiber für: damit einhergehende höhere Kosten sollten vermieden werden, bestehende Systeme (wie die Global Reporting Initiative) bieten ■■ flächendeckende Infrastruktur bis hin zu Kundenanschlüssen eine gute Basis. für Verbraucher zur Nutzung von erneuerbarer und konventi- oneller Energie Europas Energiepolitik ■■ zuverlässige Planung, Errichtung, Wartung, Instandhaltung Die Energiestrategie der EU ist darauf ausgerichtet, langfristig und zuverlässigen Betrieb dieser Infrastruktur drei Ziele zugleich erreichen zu wollen: Durch die Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien soll der Klimawandel ■■ hohe Versorgungssicherheit und Netzstabilität auch bekämpft, der Wettbewerb im Energiebereich durch die Voll- durch Engpassmanagement im lokalen Verteilernetz endung des Binnenmarktes gestärkt und gleichzeitig der hohe Grad an Versorgungssicherheit gewährleistet bleiben. Auf diese ■■ effizientes Messwesen und sicheres Datenmanagement für Weise sollen leistbare Preise, eine sichere Energieversorgung die Netzkunden sowie Wachstum und Beschäftigung in der EU generiert wer- den. Übergeordnetes Ziel ist die Schaffung einer Energieunion. Die Übernahme dieser Aufgaben ist nur möglich, wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen stimmen. StromLinie 23
Europa Kernelement der Forderungen der E-Wirtschaft ist eine dem Verursacherprinzip entsprechende Kostenzuordnung. Kos- ten sollen von jenen bezahlt werden, die sie auch verursacht 7. Sinnvoller Rahmen für Sektorkopplung Die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft lässt sich nur haben. Die Kostenzuordnung kann dabei nach Kundengruppen, durch das systematische Zusammenwirken von Energieträgern qualitativen und quantitativen Anforderungen, Nutzungsarten, und -formen über unterschiedliche Einsatzbereiche hinweg Netzebenen etc. vorgenommen werden. bewerkstelligen. Diese Themen werden unter dem Begriff Sektorkopplung zusammengefasst. Um eine volkswirtschaftlich effiziente Sektorkopplung zu erreichen, sind technologieoffene 6. Österreichs Wasserkraft – ein Vorbild für Europa Wasserkraft liefert wesentliche Beiträge zur Errei- Rahmenbedingungen, die Wettbewerbsverzerrungen zwischen einzelnen Sektoren und Technologien verhindern, unerlässlich. chung nicht nur der österreichischen Ausbauziele der Das Energiesystem der Zukunft erfordert unter anderem einen #mission2030, sondern auch der europäischen Klima- koordinierten Ausbau der Netzinfrastruktur, eine Angleichung und Energieziele. Sowohl der Bestand an Wasserkraftwerken zwischen den Sektoren Wärme, Mobilität und Elektrizität als auch der Ausbau der Wasserkraft und der österreichischen hinsichtlich der Anreize, Abgaben und Steuern vorzunehmen, Pumpspeicher bieten neben CO2-freier Energie zusätzlich um ein Level Playing Field im Bereich der Tarifierung, Abgaben/ wertvolle Beiträge zur Netzstabilität, Versorgungssicherheit, Umlagen sowie der CO2-Bepreisung im Non-ETS-Bereich zu Erhaltung von Lebensräumen sowie zur wirtschaftlichen schaffen. Entwicklung unseres Landes. Oesterreichs Energie sieht für Österreich bis 2030 Ausbaupotenziale im Ausmaß zwischen 6 bis 8 TWh in Form von Neubauten und vor allem auch durch erzeugungssteigernde Maßnahmen an Bestandsanlagen. Diese sind aber nur dann machbar, wenn die notwendigen rechtli- 8. Europaweite Speicher- und Flexibilisierungsoffensive Oesterreichs Energie sieht einen Bedarf an einer europaweit chen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen koordinierten Speicher- und Flexibilitätsoffensive. Versorgungs- werden. Praktisch alle Neubauprojekte und auch die meisten sicherheit muss stets die wichtigste Leitlinie des Stromsystems erzeugungssteigernden Maßnahmen bei Bestandsanlagen bleiben. Die Stromversorgung muss unter allen Wetterbedin- haben Gestehungskosten, die deutlich über den aktuellen gungen, also auch in einem schlechten Wasserjahr, bei niedrigen Strompreisen und Strompreistrends liegen. Speicherständen und limitierten Möglichkeiten zum Stromaus- tausch mit den Nachbarstaaten gewährleistet werden. Im österreichischen Energiesystem liefert Wasserkraft einen wesentlichen Beitrag für die notwendige Flexibilität und Spei- In einem 100 Prozent erneuerbaren Stromsystem, das zu großen cherfähigkeit, um die Integration des stetig steigenden Anteils Teilen auf Strom aus Wind und Photovoltaik setzt, verändert von variablen Erneuerbaren wie Wind und Solar zu ermög- sich die Stromerzeugung sowohl im Tagesverlauf als auch lichen. Die besonderen Eigenschaften der langlebigen Was- im Jahresverlauf stark. Diese Schwankungen müssen durch serkraft, wie gute Planbarkeit, Flexibilität und Jahresdurch- Flexibilitäten ausgeglichen werden. Im Jahresschnitt müssen gängigkeit, Steuerbarkeit und Schwarzstartfähigkeit, tragen in Österreich 2030 laut einer Studie des Austrian Insitute of zur Frequenz- und Netzstabilität bei und machen sie für die Technology und der TU Wien im Auftrag von Oesterreichs Ener- angestrebte Transformation des Energiesystems unabdingbar. gie insgesamt bis zu 10 TWh Strom zum flexiblen Ausgleich von Schwankungen bereitgestellt werden. Die Wasserkraft hat zudem zahlreiche positive Sekundärnut- zeneffekte für die Gesellschaft in den Bereichen Hochwasser- Bereitgestellt werden können Flexibilitäten vor allem schutz bzw. -management, Sohlstabilisierung, Lebens- und durch Speicher, hocheffiziente GuD-Anlagen, Biomasse- Erholungsraum, Tourismus und Schifffahrt. Anlagen, neue Sektorkopplungstechnologien (Power-2-X), 24 StromLinie
Sie können auch lesen