Strom Linie - Neue Energie für Österreich elektrisch, sauber, sicher, smart - Oesterreichs Energie

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Strom Linie - Neue Energie für Österreich elektrisch, sauber, sicher, smart - Oesterreichs Energie
Strom
Linie.

Neue Energie für Österreich
elektrisch, sauber, sicher, smart.
                                     II/2019
Strom Linie - Neue Energie für Österreich elektrisch, sauber, sicher, smart - Oesterreichs Energie


                                              Verantwortung
                                                                zeigen

                           Meteorologisch kalt, politisch brennheiß – der Mai 2019 hatte es in sich: Knapp bevor
                        Europa ein neues Parlament wählen konnte, fiel in Österreich der Beschluss, das Parlament
                       aufzulösen und im Herbst ein neues zu wählen. Somit beginnt auch für die drängenden Fragen
                         der Energiepolitik eine neue Ära. Es ist nicht zu erwarten, dass Österreich zeitgerecht jene
                            Energiegesetze beschließen wird, die eigentlich zu Jahresbeginn 2020 in Kraft treten
                              sollten, damit wir unsere Verpflichtungen auf Basis der europäischen Aufgaben-
                                   teilung und der Beschlüsse des Klimagipfels von Paris erfüllen können.

                               Die europäische Energie- und Klimapolitik erhielt noch unter österreichischem
                            Ratsvorsitz im zweiten Halbjahr 2018 mit der Finalisierung des Clean Energy Package
                          einen neuen Rahmen, der abzuarbeiten ist. Eigentlich müsste es Schlag auf Schlag gehen,
                       wenn wir nicht ins Hintertreffen geraten wollen: Erneuerbaren Ausbau Gesetz, neues ElWOG,
                      Novelle zum E-Control-Gesetz, Modernisierung der Netztarifstruktur, Festlegungen bezüglich des
                       künftigen Flexibilitäts- und Speicherbedarfs, Unterstützungsrahmen für Sektorkopplung und
                         zündende Funken für die in #mission2030 vorgesehenen Leuchtturmprojekte. Oesterreichs
                       Energie hat zu vielen dieser Themen Ideen und Konzepte entwickelt und wird diese natürlich
                           im Rahmen der kommenden Wahlauseinandersetzung auf die politische Bühne bringen.

                            Schon in zehn Jahren sollen wir in Österreich hundert Prozent des Stromverbrauchs
                          aus erneuerbaren Ressourcen abdecken. Das duldet keinen Aufschub und deshalb zeigen
                             wir schon heute Verantwortung mit innovativen Projekten und smarten Systemen!
                              Österreichs E-Wirtschaft arbeitet schon längst aktiv für die saubere und sichere
                              Stromversorgung der Zukunft. Damit wir richtig durchstarten können, brauchen
                              wir aber dringend neue Rahmenbedingungen – und hier ist die Politik gefordert.

                       Energie gibt es auch nicht zum Nulltarif, nicht einmal die Energie, die wir aus der Kraft der
                        Sonne, des Windes und des Wassers gewinnen können. Das erfordert hohe Investitionen in
                        Erzeugungsanlagen, Netze, Speicher und Flexibilität. Wie soll das alles finanziert werden?
                      Darüber diskutieren hochrangige Experten in diesem Heft, das mit vielen Beiträgen die Zukunft
                         schon heute sichtbar macht. Österreichs E-Wirtschaft ist bereit zum Start in die saubere
                           und sichere Energiezukunft, für eine Stromversorgung aus erneuerbaren Ressourcen
                            im Inland und zu fairen Preisen. Dafür werden wir uns weiter intensiv einsetzen.

                                       Ihr Leonhard Schitter                      Ihre Barbara Schmidt

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Strom Linie - Neue Energie für Österreich elektrisch, sauber, sicher, smart - Oesterreichs Energie
Inhalt
     2    Editorial.

     4    ElektrischFliegen. Fliegen mit Strom sicher, sauber und effizient

     17   People&Places.

4    18   Facts&Figures.

     20   Europa. Energie für Europa

     28   House of Green.

     32   InDiskussion. Grünes  Geld für  grüne Projekte

20   40   EnergieTrends. Unterwegs mit dem e

     42   FachtagungSektorkopplung. Hindernislauf der Energie

     50   StromMarkt. Erwin Mair: Das System braucht lange für Veränderungen

     56   SchwerpunktSmart. Land am smarten Strome ...

32   67   Kommentar. Brigitte Ederer: Ohne Netze keine Energieunion

     70   ObervermuntwerkII. Tropfenweise Wasserreise

                                                                    Exklusiv
     74   Termine.
                                                                 für Mitglieder
                                                              von Oesterreichs Energie:

                                                           Aktuelle Themen und Entwicklungen der
                                                             Branche, Event-Tipps & vieles mehr.
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                                                                    Melden Sie sich hier
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42                     50                            56                                70

                                                                                   StromLinie        3
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ElektrischFliegen

Fliegen mit Strom
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sicher, sauber
und effizient
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                                      „Unmöglich“ – das ist häufig die erste Reaktion auf die Frage,
                                      ob der Luftverkehr in Zukunft so wie der Landverkehr auf elektri-
                                      sche Antriebe umstellen könnte. Das ist richtig, wenn man an die
                                      großen Langstrecken-Passagierjets denkt. Leistet doch bereits ein
                                      Triebwerk eines großen Jets ungefähr 42 MW, knapp ein Viertel
                                      der installierten Leistung des Donaukraftwerks Wien-Freudenau.
                                      400 Megawattstunden Strom für einen Langstreckenflug – die da-
                                      für erforderliche Batterie würde bei einem aktuellen Leistungs-
                                      gewicht von 100 Wattstunden pro Kilogramm rund 4.000 Tonnen
                                      wiegen.

                                      Dennoch ist die Frage des elektrischen Fliegens hochaktuell,
    Das Ziel ist klar, der Weg        denn die CO2-Emissionen müssen weiter sinken. Als erste Branche

    dorthin ist aber weit. Elektri-   überhaupt hat sich die Luftfahrtindustrie ja auch auf nachprüf-
                                      bare Klimaziele verpflichtet. Zudem sind erste Kleinflugzeuge mit
    sche Antriebsformen werden        Elektroantrieb bereits im Einsatz.

    die Zukunft der Luftfahrt prä-    Die Luftfahrt-Branche nimmt seit vielen Jahren enorme Summen
                                      in die Hand, um Fliegen noch umweltfreundlicher zu machen.
    gen. Nicht ob, sondern wann       Neue Triebwerke – übrigens das teuerste Einzelstück an einem
                                      Flugzeug –, bessere Aerodynamik, moderne Systeme für effizien-
    die elektrischen Antriebe die     teres Fliegen und vieles mehr haben die CO2-Emissionen zwar

    Luftfahrt revolutionieren         reduziert, doch mit dem Wachstum des Flugverkehrs hebt sich
                                      diese Reduktion vergleichsweise wieder auf. Allein Österreich
    werden, ist die Frage.            verzeichnete 2018 im Sommer 4.000 Überflüge täglich, am 29. Juni
                                      flogen 11.015 Flugzeuge über Deutschland. So viele wie noch nie
                                      an einem Tag. Im Jahr 2017 verbrauchten die Flugzeuge der deut-
                                      schen Fluggesellschaften durchschnittlich 3,58 Liter Kerosin
                                      pro 100 Personenkilometer. Im Vergleich zu 1990 sind das um
                                      43 Prozent weniger.

                                      Europas großer Flugzeughersteller Airbus erwartet, dass der
                                      Flugverkehr in den kommenden 20 Jahren um durchschnittlich
                                      4,4 Prozent pro Jahr wachsen wird, der US-Hersteller Boeing
                                      rechnet sogar mit 4,6 Prozent. Rund 48.000 Flugzeuge sollen 2037
                                      im Einsatz sein. Die Wirtschaft läuft gut, und immer mehr Men-
                                      schen können und wollen sich das Fliegen leisten. Auch ein Grund
                                      für das Angebot und das Wachstum von Billigfluglinien.

                                      Ab 2020, so das Target, soll das gesamte Luftfahrt-Wachstum
                                      klimaneutral sein. Neben effizienterer Technik wird der Einsatz
                                      alternativer Treibstoffe und neuer Technologie immer aktueller.
                                      Der Generaldirektor des Weltluftfahrtverbandes IATA Alexandre

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ElektrischFliegen

de Juniac erläuterte am Rande einer Luftfahrttagung in Mauritius,     erteilt. Man möchte bis Mitte der 2020er ein Flugzeug mit einem
dass radikal neue Konzepte für Flugzeuge und den Lufttransport        neuen technischen Konzept fliegen können. Dabei ist man aber
nötig sein müssten, um die CO2-Emissionen bis 2050 wie geplant        auch an einem Null-Emissions-Konzept interessiert, das etwa
auf das Niveau von 2005 zu halbieren. Aus jeder Tonne Kerosin,        auf Wasserstoff basiert.
welches verbrannt wird, entstehen etwas mehr als drei Tonnen
CO2 und 1,25 Tonnen Wasser. Das macht verständlich, dass bei
bestimmten atmosphärischen Wetterbedingungen durch den                Erste Einsätze gibt es bereits
Wasserdampf der Triebwerke durchaus zusätzliche Auswirkungen          In Europa gelten vor allem Slowenien, die Schweiz und Frankreich
auf das Klima entstehen. Biotreibstoffe erzeugen weniger Ruß­         als Vorreiter im Bereich Elektroflugzeuge, berichtet das schwei-
partikel, sind aber zum Teil extrem teuer in der Produktion.          zerische Luftfahrtmagazin SkyNews. So ist bei der Flugschule
30 bis 40 Prozent der Betriebskosten einer Fluglinie müssen           Ecoflight im schweizerischen Mollis der Flugbetrieb mit Elektro-
für Treibstoff aufgewendet werden.                                    flugzeugen bereits angelaufen. In 45 Minuten ist die Batterie eines
                                                                      einmotorigen Alpha-Electro-Propeller-Flugzeuges geladen. Das
                                                                      reicht für eine geplante Flugzeit von 45 Minuten, dann geht es
Elektrisches Fliegen                                                  wieder an die Steckdose. Aber diese Reichweite ist natürlich für
Dem elektrischen Fliegen stehen im Vergleich zum Kerosin die          andere Einsätze zu wenig, für die Ecoflight-Flugschule dennoch
eingangs erwähnte geringe Energiedichte und das hohe Gewicht          ausreichend, und so kann sie mit geringen Emissionen arbeiten.
der Batterien gegenüber. „Wie lade ich Batterien auf, oder wie        Noch sind die Flugzeuge wegen der fehlenden europäischen Zu-
tausche ich diese nach der Landung aus? Ich denke, da liegt noch      lassung als Prototypen im Einsatz.
ein langer Weg vor uns. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, aber
in Bezug auf effizienten Flotteneinsatz und eine große Menge an       Der Alpha Electro erzeugt eine Startleistung von 70 Kilowatt (KW),
Passagieren, die über weite Strecken zu befördern sind, werden         für den weiteren Steigflug wird die Leistung auf 40 KW reduziert,
wir noch viele Jahre benötigen, um eine wirtschaftliche Lösung        rund 20 KW werden für den Reiseflug benötigt. Aber der Alpha
zu haben“, erläutert Tim Clark, Präsident der Emirates Airline        Trainer ist mit 380 Kilogramm deutlich schwerer, als wenn die-
und einer der einflussreichsten Airline-Chefs weltweit. Zudem hat     ser mit einem konventionellen Motor ausgerüstet ist und dann
Clark Sicherheitsbedenken bezüglich Lithium-Ionen-Akkus und           290 Kilogramm wiegt. Pro Flug sind zwar nur zwei Euro Strom-
nennt als Beispiel etwa den Brand einer Batterie an Bord einer        kosten zu veranschlagen, andererseits machen die Batterien einen
Ethiopian Airlines Boeing 787 vor einigen Jahren in London.           signifikanten Teil der Flugzeugkosten aus, erläutert SkyNews.
                                                                      Konservativ geschätzt müsse eine Batterie nach 500 Ladezyklen
In den USA hat das Argonne National Laboratory ein Projekt            ersetzt werden. Zudem muss noch herausgefunden werden, wie
entwickelt, Strom ähnlich wie Kerosin zu tanken. Deren Wissen-        sich der Elektroantrieb in kalten Jahreszeiten bewährt.
schafter haben eine Flüssigbatterie entwickelt, in der elektrische
Energie in Nanopartikeln gespeichert wird, die sich in einer Flüs­
sigkeit befinden. Nach der Landung würde diese Speicherflüssig-       Airbus und Boeing
keit wieder ausgetauscht werden.                                      Die Großen der Branche wie Airbus und Boeing bleiben natür-
                                                                      lich nicht untätig. Millionenschwere Programme sollen in den
Die großen Flugzeughersteller Airbus und Boeing entwickeln            nächsten Jahren Versuchsträger elektrisch zum Fliegen bringen.
Elektroflugzeuge, aber sie brauchen dafür natürlich auch Märkte.      So hat Airbus an seinem Standort in Taufkirchen/Ottobrunn
Norwegen hat bereits angekündigt, hier Vorreiter sein zu wollen:      bei München ein Richtfest für das E-Aircraft-System Test House
Das Land will bis 2040 zumindest im Inlandsverkehr auf elektri-       gefeiert. Die Einrichtung wird die Infrastruktur bereitstellen,
sche Fliegerei umstellen. Es kann durchaus möglich sein, dass die     die erforderlich ist, um im Rahmen des E-Aircraft-Systems-
lokale Fluglinie Widerøe in ein bis zwei Jahren eine Ausschreibung    Programms von Airbus hybrid-elektrische Antriebssysteme mit
für den Kauf von Elektroflugzeugen mit 12 bis 50 Sitzplätzen          einer Gesamtleistung von bis zu 2 x 20 Megawatt zu installieren.

                                                                                                                    Fortsetzung Seite 12

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ElektrischFliegen

    Die Luft-Taxis
    heben                             Elektrische Antriebsformen werden die Zukunft der Luftfahrt
                                      prägen. Nicht ob, sondern wann die elektrischen Antriebe die

    ab
                                      Luftfahrt revolutionieren, werden ist die Frage. Welche Ent-
                                      wicklung erwarten Sie?
                                      Elektrisches Fliegen wird für kurze bzw. mittlere Strecken in
                                      den kommenden 20 Jahren den Luftraum prägen – renommierte
                                      Triebwerkshersteller forschen bereits an solchen Antriebssyste-
                                      men. Auf der Langstrecke wird es andere Lösungen geben müssen,
                                      zum Beispiel synthetische Treibstoffe oder Hybridantrieb. Sehr
                                      wohl Anwendung finden Elektroantriebe bei der neuen Form der
                                      Mobilität – autonomes Fliegen mit elektrischen Flugtaxis im
    FACC, Österreichs industri-       urbanen Raum wird in naher Zukunft möglich sein.

    elles Paradeunternehmen im        Ab 2020, so das Target, soll das gesamte Luftfahrt-Wachstum
    Luftzeugsektor, hat die Span-     klimaneutral sein. Was bedeutet das für die Branche?
                                      Eine große, aber bewältigbare Herausforderung. An der Zielerrei-
    nung der elektrischen Luftfahrt   chung arbeitet die gesamte Industrie, von den großen Flugzeug-
                                      herstellern über Airlines und Flughäfen bis hin zur Zulieferkette
    längst hochgetrieben. Robert      – mit eingeschlossen FACC als ein führender Technologiepartner

    Machtlinger, CEO von FACC,        der globalen Aerospace-Indus­trie. Die Luftfahrtindustrie hat sich
                                      zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 bei einer prognostizierten Ver-
    sieht eine große Zukunft für      dreifachung der Passagiere den CO2-Ausstoß zu halbieren. Mit
                                      ihren Leichtbauteilen leistet FACC einen wichtigen Beitrag, um
    das elektrische Fliegen.          Flugzeuge leichter und damit treibstoffsparender zu machen.

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Dem elektrischen Fliegen stehen im Vergleich zum Kerosin die
geringe Energiedichte und das hohe Gewicht der Batterien
gegenüber. Wie könnte elektrisches Fliegen schrittweise einge-
führt werden, welche Entwicklungen sind dafür notwendig?
Das Gewicht der Fluggeräte senken, ihre Aerodynamik verbes-
sern – hier arbeitet FACC mit ihrer Leichtbaukompetenz ganz
vorne mit. An der Leistungssteigerung der Batterien wird kein
Weg vorbeiführen – auch hier bin ich zuversichtlich, dass die
Industrie mittelfristig gute Lösungen anbieten wird können.
Aktuell sind die elektrisch angetriebenen Flugobjekte noch sehr
klein und mit wenig Sitzmöglichkeiten ausgestattet. Eine weitere
Innovationsstoßrichtung sind synthetische Treibstoffe, Antriebe
mit Brennstoffzellen oder hybrid-elektrische Technologien für
größere Flugzeuge. Bis 2030 sollen Technologien verfügbar sein,
die zwischen 25 und 30 Personen befördern können. Für Kurz­
strecken sollte dies ausreichen.

In Europa gelten vor allem Slowenien, die Schweiz und
Frankreich als Vorreiter im Bereich Elektroflugzeuge, be-
richtet das schweizerische Luftfahrtmagazin SkyNews.
So ist bei der Flugschule Ecoflight im schweizerischen
Mollis der Flugbetrieb mit Elektroflugzeugen bereits an­
gelaufen. In 45 Minuten ist die Batterie eines einmotorigen
Alpha-Electro-Propeller-Flugzeuges geladen. Das reicht für

                                                                   StromLinie        9
Strom Linie - Neue Energie für Österreich elektrisch, sauber, sicher, smart - Oesterreichs Energie
ElektrischFliegen

 eine geplante Flugzeit von 45 Minuten, dann geht es wieder          Standards in den nächsten zwei bis drei Jahren vorhanden sind.
 an die Steckdose. Ist das ein Modell für die Zukunft?               Wir sehen hier eine Chance für Österreich und ganz Europa, sich
 Für kürzere Flugstrecken und niedrige Kapazitäten stellen Elek-     als Vorreiter zu positionieren. In Dubai wird es 2020 bei der Expo
 troflugzeuge eine mögliche Variante des Fliegens dar, der Einsatz   Flugtaxis erstmals für eine breitere Öffentlichkeit als Shuttle
 elektrischer Antriebsformen bei Luftfahrzeugen verspricht zudem     geben. Flugtaxis sollen zukünftig helfen, unter Nutzung des
 einen leiseren, emissionsärmeren und CO2-freien Betrieb, sofern     Luftraums als „3. Dimension“ die Verkehrsprobleme hoch-
 Strom nicht durch fossile Brennstoffe erzeugt wird.                 urbaner Regionen zu lösen.

 Laut einer Studie von Roland Berger (Aircraft Electrical Pro-       Dazu ein paar vielversprechende Zahlen: Aktuelle Studien gehen
 pulsion – The next Chapter of Aviation) darf man nicht nur          davon aus, dass der globale Markt für autonome Fluggeräte in der
 den weithin bekannten Bereich des Luftverkehrs mit größeren         Mitte des nächsten Jahrzehnts eine Größe von mehr als 2 Milliar-
 Einheiten in die Überlegungen einbeziehen. In Ballungszent-         den USD erreichen könnte. Bis zu 100.000 Passagiere werden welt-
 ren der Welt steigt wegen der Verkehrsprobleme am Boden die         weit bis 2025 jährlich so transportiert werden. Bereits fünf Jahre
 Nachfrage nach Luft-Taxis. Dafür sind elektrisch betriebene         später, also im Jahr 2030, wird sich das Marktpotenzial voraus-
 Geräte optimal geeignet – weniger Lärmbelastung, keine Abga-        sichtlich um das 15-Fache auf 30 Milliarden USD p. a. erhöht haben.
 se, kürzeste Strecken, kleine Fluggeräte, Ladepunkte einfach
 zu installieren. FACC ist hier bereits innovativ tätig. Können      Wie ist Österreich, insbesondere FACC, im Bereich dieser
 Sie uns die Schwerpunkte und Ihre Erwartungen schildern?            neuen Technologien aufgestellt, und welche wirtschaftlichen
 Wie auch bereits in vielen anderen Bereichen ist FACC auch beim     Chancen sehen Sie?
 autonomen Fliegen ein Frontrunner und Gamechanger – wir sind        Es ist sehr realistisch, dass im Jahr 2025 Lufttaxis in Österreich
 in Europa gemeinsam mit unserem chinesischen Partner EHang          unterwegs sein werden. Die Entwicklung ist sehr rasant, und
 unter den ersten Unternehmen, die sich mit dem Thema grundle-       technisch funktionieren sie bereits hervorragend. Die wirtschaft-
 gend auseinandersetzen. Die strategische Kooperation von FACC       lichen Chancen sind für uns als Hersteller sehr gut. FACC wird die
 und EHang ist ein großer Schritt in Richtung Technologiefüh-        EHang anfangs in Österreich produzieren, die Exportquote wird
 rerschaft im Bereich Urban Air Mobility. Gemeinsam mit dem          vorerst bei 100 Prozent liegen – vornehmlich in den asiatisch-
 chinesischen Technologieunternehmen arbeiten wir aktuell daran,     pazifischen Raum. Die Auftragsbücher sind schon gut gefüllt,
 Flugtaxis zu optimieren und zur Serienreife zu bringen. Die erste   es gibt bereits Tausende von Bestellungen für das Flugtaxi.
 von uns gebaute Drohne wird man Ende 2019 sehen. Bereits bis
 zum nächsten Jahr sollen 300 Einheiten der Air Taxis hergestellt    Wie müssen die politischen und rechtlichen Rahmenbedingun-
 werden. Die ersten 500 von FACC gefertigten Einheiten werden        gen gestaltet werden, damit das Thema ein Erfolg für unser
 allesamt nach Asien exportiert und kommen dort zum Einsatz.         Land wird?
                                                                     Eine Herausforderung stellt dabei sicherlich die Regulierung
 Luftverkehr wird sich in naher Zukunft nicht nur auf den            dar – je früher diese aufgesetzt ist, desto erfolgreicher kann sich
 Personentransport beschränken. Mehrere Anbieter arbeiten            Österreich mit seinen Leitbetrieben im Bereich Urban Air Mobility
 an Konzepten für Drohnenzustellung von Waren und Paketen.           positionieren. Zur Umsetzbarkeit der Mobilitätslösungen im Luft-
 Die Drohnentechnologie hat zudem ein Reifestadium erreicht,         raum stehen FACC und EHang als Anbieter von Flugtaxis bereits
 das automatisierte Personentransporte über kurze Distanzen          in intensivem Austausch mit Industriepartnern und Luftfahrtbe-
 ins Licht rückt. Was können wir hier erwarten?                      hörden, um möglichst rasch auch die nötigen rechtlichen Vor-
 Autonomes Fliegen – sowohl für den Personen- als auch Güter-        aussetzungen zu schaffen. Wenn wir die geballte österreichische
 transport – wird aus Expertensicht früher möglich sein als au-      Kompetenz im Bereich Entwicklung, Leichtbau, Kommunikation,
 tonomes Fahren, da die Ausgestaltung der Verkehrswege weniger       Connectivity, Sensorik sowie Zertifizierung und Regulierung ge-
 komplex ist. Die hierfür notwendigen Regularien sind erst am        zielt einsetzen, dann haben Österreich und seine Leitbetriebe das
 Entstehen, es scheint aber durchaus vorstellbar, dass solche        Potenzial, die Mobilität der Zukunft wesentlich mitzugestalten.

10     StromLinie
ElektrischFliegen

Wie können E-Wirtschaft und Luftfahrtwirtschaft zusammen-
arbeiten, um dem elektrischen Fliegen zum Durchbruch zu
verhelfen?
Die Zusammenarbeit aller Akteure rund ums elektrische Fliegen
ist extrem wichtig, dabei geht es um eine flächendeckende Ener-
gieversorgung – idealerweise aus erneuerbaren Quellen und zu
leistbaren Preisen – genauso wie die Schaffung der notwendigen
Infrastrukturen. Die E-Wirtschaft kann die Marktintegration des
elektrischen Fliegens mit ihrer Erfahrung beim Ausbau der Ener-
gie-Infrastruktur, wie eines intelligenten, digitalen Stromnetzes,
bedarfsgerechter Ladesysteme oder auch bei der Ausgestaltung
der E-Mobilitätsstrategie sowie der rechtlichen Rahmenbedin-
gungen, sehr gut unterstützen.

                                                                                StromLinie        11
ElektrischFliegen

 Das Projekt liegt im Zeitplan und soll noch dieses Jahr fertigge-     bekannten Bereich des Luftverkehrs mit größeren Einheiten in die
 stellt werden und bereit für Tests am Prüfstand sein. Das E-Air-      Überlegungen einbeziehen. Einige wichtige Punkte hier:
 craft-System Test House ist ein wichtiger Bestandteil der Airbus-
 Strategie zur Entwicklung hybrid-elektrischer Antriebssysteme.        ■■ In Ballungszentren der Welt steigt wegen der Verkehrsprobleme
 Es soll vor allem der Integration einzelner Teilsysteme dienen. Die     am Boden die Nachfrage nach Luft-Taxis. Dafür sind elektrisch
 Einrichtung wird mit Prüfständen für die Tests von Batterien und        betriebene Geräte optimal geeignet – weniger Lärmbelastung,
 Gasturbinen, Energieverteilungssystemen und elektrischen An-            keine Abgase, kürzeste Strecken, kleine Fluggeräte, Ladepunkte
 trieben ausgestattet sein. Ziel ist es auch, das in wenigen Jahren      einfach zu installieren.
 hybrid-elektrische Flugzeuge im Bereich der 20-Sitzer abheben.
                                                                       ■■ Luftverkehr wird sich in naher Zukunft nicht nur auf den
                                                                         Personentransport beschränken. Mehrere Anbieter arbeiten an
 Luft-Hybride                                                            Konzepten für Drohnenzustellung von Waren und Paketen.
 Der Triebwerkshersteller Rolls Royce arbeitet an einer Gasturbi-
 ne, die über einen Generator den Strom produziert, der für elek-      ■■ Die Drohnentechnologie hat zudem ein Reifestadium erreicht,
 trischen Motoren und die Bordfunktionen benutzt werden soll.            das automatisierte Personentransporte über kurze Distanzen ins
 Ziel ist es, durch ein verändertes Flugzeugdesign mit zahlreichen       Licht rückt. Es wurden bereits Konzepte vorgestellt, erste Tests
 kleinen, elektrisch angetriebenen Propellern so bis zu 35 Prozent       sollen demnächst stattfinden.
 der Emissionen eines Flugzeugs einzusparen. Auch Siemens ent-
 wickelt solche Antriebe – und zielt damit vor allem auf kurze und     ■■ Insgesamt wird auch die Drohnentechnologie nicht nur für die
 mittellange Strecken, denn 42 Prozent aller Emissionen werden           Sicherheit des Luftraums, sondern auch in Bezug auf die Ener-
 durch Flüge von unter 1.000 Meilen erzeugt. Auch der Lärm               gieversorgung der Geräte zur Herausforderung, sobald größere
 könne durch die Technik deutlich reduziert werden.                      Geräte breit zum Einsatz kommen.

 In zwei Jahren wollen Siemens und Rolls Royce                         Das beflügelt die Ingenieure: Über 130 Projekte sind bereits
 ein erstes Passagierflugzeug abheben lassen, bei                                         global in Entwicklung, der Großteil davon
 dem eines von vier Triebwerken mit einem Hyb-                                                                 im Bereich Kurzstrecke
 ridmotor ausgestattet ist. Ein ähnliches Projekt                                                              und urbane Luftmobilität
 mit einem kleineren Flugzeug, einer Dornier DO 228,                                                           (On-Demand-Kurzstre-
 verfolgt Siemens unter anderem zusammen mit dem                                                               ckenflüge, Flughafen­
 Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Dem elektri-                                                       shuttle, Inter­cityflüge).
 schen Fliegen sind derzeit zwar noch Grenzen gesetzt, die Luft-             75 Unternehmen arbeiten weltweit aktuell an der Entwick-
 fahrt hat aber schon in den vergangenen Jahrzehnten für viele         lung von Passagierdrohnen. Und 2032, so die Abschätzung der
 Meilensteine gesorgt. Sei es, das größte Verkehrsflugzeug der Welt    Experten von Roland Berger, wird das erste Jahr sein, in dem
 in die Luft zu bringen – Boeing 747 oder Airbus A380 – oder die       Passagierflüge zwischen London und Paris gewinnbringend
 Tatsache, heute mit nur zwei Triebwerken über den Pazifik oder        mit elektrischen Flugzeugantrieben durchgeführt werden.
 Atlantik zu jetten anstatt mit deren Vieren – ein Faktum, welches
 zu Beginn des Jet-Zeitalters als undenkbar und nicht machbar
 galt.                                                                 Drohnen und Lufttaxis
                                                                       Als erstes werden neben privaten Kleinflugzeugen wahrscheinlich
                                                                       elektrische Flugtaxis, eventuell sogar selbststeuernde Drohnen
 Kurzstrecken-Mobilität in der Luft                                    kommen. Sie benötigen nur 100 bis 800 KW Leistung und können
 Laut einer Studie von Roland Berger (Aircraft Electrical Propulsi-    zwei bis acht Passagiere auf Kurzstrecken transportieren. Batte-
 on – The next Chapter of Aviation) darf man nicht nur den weithin     riegewicht und Ladezeiten sind durchaus in machbarer Range.

12     StromLinie
ElektrischFliegen

Die regionale Luftfahrt für Kurz- und Mittelstrecken mit Flug-        Der Luftfahrtzulieferer FACC mit Sitz in Oberösterreich hat mit
zeugen für 20 bis maximal 100 Passagiere ist der nächste Schritt.     dem Start-up EHang aus China eine strategische Partnerschaft
Hier sind elektrische Leistungen zwischen 450 KW und 12 MW            geschlossen, um pilotenlose Lufttaxis zu entwickeln. Ziel ist
gefragt. In diesen beiden Sektoren kann elektrisches Fliegen seine    es, die Lufttaxis zur Serienreife zu bringen sowie die Technolo-
Vorteile ausspielen: keine Treibhausgas-Emissionen, geringere         gie weltweit nutzbar zu machen. Vorgesehen ist ein Testfeld in
Geräuschentwicklung, potenziell größere Sicherheit                    Österreich. Daraus ergeben sich große Zukunftschancen: Arbeits-
und potenziell günstigere Gesamtkosten. Große
Langstreckenflugzeuge sind keineswegs der Fokus,
den elektrische Antriebe haben. Hier sind eher syn-
thetische Treibstoffe und hybride Systeme wichtig.

Urbane Luftmobilität mit einer Reichweite von 50 bis 100 km
hat jedenfalls das Potenzial, die Mobilität im Nahverkehrsbereich
zu ergänzen. Kurz- bis mittelfristig realisierbarer Radius elekt-
risch betriebener Flugtaxis in Schwechat als nahverkehrstech-
nischem Knotenpunkt im Umkreis von 80 km sind Wien sowie
relevante Städte in Niederösterreich als auch Bratislava. Das
Designer Outlet Parndorf sowie weitere Business-, Kultur- und
Freizeit-Spots liegen innerhalb eines Radius von 80 km. Denkbare
Einsatzmöglichkeiten sind Zubringerverkehr, Freizeitverkehr oder
Shoppingtourismus.                                                    plätze in modernen Gebieten, getragen von elektrischem Strom
                                                                      als vernetzendes Medium. Österreichs Industrie könnte hier eine
Kurzstreckenflüge von bis zu 500 km, die längerfristig realisierba-   führende internationale Rolle übernehmen. Dafür sind fördern-
re Reichweite elektrisch angetriebener Flugzeuge, könnten bereits     de Rahmenbedingungen zu definieren und von den involvierten
verkehrsstarke Destinationen benachbarter Länder bedienen,            Stakeholdern zu implementieren. ■
denn Größe des Staatgebiets und zentrale Lage in Europa sind
für Österreich eine ideale Grundvoraussetzung. Neben Inlands-
destinationen liegen Dresden, Leipzig, Krakau, Nürnberg, Prag          Emissionen
München, Bratislava, Budapest, Ljubljana, Zagreb, Venedig oder         Pro Personenkilometer verursacht ein
Belgrad innerhalb eines Radius von rund 500 km.                        Flugzeug etwa 31-mal so viel CO2 wie die
                                                                       Bahn in Österreich und doppelt so viel
                                                                       wie ein durchschnittlicher Pkw. Nach
Chancen für Österreich                                                 Zahlen des Umweltministeriums haben
Bedingt durch die geografische Lage ergeben sich auch Chancen          Flugzeuge in Österreich 831.000 Tonnen
für Österreichs Industrie, Technologieführerschaft zu erlangen.        Kerosin getankt, um rund 91.500 Tonnen
Circa 60 Prozent der Entwicklung erfolgt zudem in Start-up-            mehr als im Jahr 2017. Mit rund 2,61 Mio.
Unternehmen. Aktuell findet der Großteil der Entwicklung der           Tonnen hat der Flugverkehr mit Sprit
elektrischen Luftfahrt in den traditionellen Zentren der Luft- und     aus Österreich damit 2018 so hohe CO2-
Raumfahrttechnik statt. Es gibt jedoch auch interessante Projekte      Emissionen wie nie zuvor verursacht. In
in anderen Regionen, z. B. Israel, aber auch in Österreich. Es sind    der EU stiegen die CO2-Emissionen des
bereits Technologien weitgehend verfügbar, die den Leistungsbe-        Flugverkehrs im Vorjahr um rund fünf
reich abdecken, der für die E-Mobilität der allgemeinen Luftfahrt      Prozent.
erforderlich ist.

                                                                                                                        StromLinie        13
ElektrischFliegen

                    Die Consultinggesellschaft
                    Roland Berger hat eine um­
                    fangreiche Studie zur Zukunft
                    der Luftfahrt erstellt. Im Ge-
                    spräch mit StromLinie zeigt
                    Vladimir Preveden, Managing
                    Partner Roland Berger Austria,
                    Entwicklungschancen des
                    Sektors und Chancen für
                    die E-Wirtschaft auf.

     Schlüsselposition
     der E-Wirtschaft
14
      StromLinie
ElektrischFliegen

Was ist die wichtigere Frage: Ob die E-Mobilität in der Luft             werden. In den ersten Jahren werden Passagierdrohnen
kommt oder wann sie kommt? Welche Einschätzung können                    hauptsächlich als Airport-Shuttles eingesetzt werden. Obwohl
Sie uns hier geben?                                                      dieser Dienst auch in Zukunft ein wichtiger Anwendungsfall
Die relevante Frage ist eindeutig nicht, ob, sondern wann die            bleiben wird, wird die Mehrheit der Passagierdrohnen später
E-Mobilität in der Luft kommt. Die Elektrifizierung der Luft             die Rolle von Punkt-zu-Punkt-Lufttaxis übernehmen. Drohnen
wird ohne Zweifel das nächste große Kapitel nicht nur in der             für kurze Intercity-Flüge werden den Passagierdrohnenmarkt
Luftfahrt, sondern auch in der Elektrifizierung der Gesellschaft         mittelfristig ergänzen. Die Ausdehnung auf Langstreckenflüge
sein. Beginnen wird das Kapitel im Bereich „Urban Air Mobility“.         hängt dabei stark von Innovationen im Batteriebereich ab. Zu-
Darunter versteht man den Einsatz von (autonomen) Flugtaxis              sätzlich werden Hybridantriebe als Zwischentechnologie
zwischen Knotenpunkten im urbanen Raum. So verkündete etwa               eine Rolle spielen.
Verkehrsminister Norbert Hofer am 4. April 2019, dass noch vor        ■■ Boeing, Airbus, Google, Volkswagen und Volocopter (Investment
der Nationalratswahl 2022 der österreichischen Bevölkerung               von Daimler) sind nur einige wenige Unternehmen, die Flugtaxis
erste Flüge mit pilotenlosen Passagierdrohnen angeboten werden           entwickeln. Das chinesische Unternehmen EHang lässt in den
sollen. Somit wird das neue Kapitel der Luftfahrt bereits schneller      nächsten zwei Jahren bereits 300 serienreife Flugtaxis bei
beginnen, als von vielen Experten angenommen. Was wir von den            FACC in Österreich bauen.
Erkenntnissen der letzten beiden Jahre sagen können ist, dass
die Entwicklungen schneller voranschreiten als ursprünglich           Was sind die Vorteile der Elektrifizierung des Luftverkehrs?
gedacht.                                                              ■■ In Megacitys wie São Paulo und New York pendeln bereits
                                                                         sehr vermögende Einzelpersonen und Top-Führungskräfte per
Welche Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen                      Hubschrauber vom Flughafen ins Stadtzentrum oder zwischen
(Drohnen, Flugtaxis, Kurzstecke ...) lässt sich aus heutiger             verschiedenen Knotenpunkten. Die Umstellung auf einen Elektro-
Sicht erwarten?                                                          antrieb beim Flugbetrieb wird die Herstell- und Betriebskosten
■■ Zusammengefasst lässt sich formulieren, dass die Entwicklungen        senken und das städtische Flugerlebnis für eine viel breitere Ziel-
   im Bereich E-Mobilität in der Luft rasanter stattfinden, als von      gruppe ermöglichen. Airbus möchte Kurzstreckenflüge zu Preisen
   vielen Experten angenommen – wir reden bereits von serienrei-         anbieten, die einer Auto- oder Bahnreise entsprechen.
   fen Flugtaxis. Flugtaxis, die auch als eVTOL-(Electric vertical    ■■ Die Elektrifizierung des Luftverkehrs wird eine Entlastung, aber
   Take-off and Landing-)Fluggeräte bezeichnet werden, sind Pas-         nicht die Lösung für überfüllte Straßen sein. Sie bietet viel eher
   sagierdrohnen, die entweder von einem Piloten gesteuert werden        eine Ergänzung zu aktuellen intermodalen Mobilitätskonzepten
   oder autonom fliegen. Bis zu acht Personen finden in einer            im Nahverkehr und ermöglicht den Fahrgästen eine nahtlose
   Passagierdrohne Platz. Sie sind für den Einsatz im Nahver-            Verbindung von A nach B.
   kehr mit einem Flugradius von maximal 100 km ausgelegt.            ■■ Zudem wird es zu einer deutlichen CO2-Reduktion der Luftfahrt
■■ Das internationale Expertenteam von Roland Berger geht                kommen und zu einem zusätzlichen Anschub zur Steigerung der
   zudem auch davon aus, dass im Jahr 2025 die ersten kom-               Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen.
   merziell genutzten Luftfahrtrouten in Betrieb genommen wer-
   den. Erste Pilotprojekte werden für das Jahr 2020 erwartet.        Wie ist unsere Ausgangslage, und wie sollte sich unser
   Weiterhin ist davon auszugehen, dass im Jahr 2050 bis zu           Land hier positionieren?
   100.000 Passagierdrohnen weltweit in der Luft sein werden.         ■■ Die Ausgangslage für Österreich ist gut. Österreich als for-
   In etwa 100 Städten weltweit werden sich bis dahin verschie-          schungsaffines Industrieland hat die Möglichkeit, sich als
   dene Services für den Transport von Passagieren etablieren.           internationaler Technologieführer zu positionieren. Es spre-
   Durchschnittlich werden 1.000 Passagierdrohnen je Stadt im            chen einige Gründe dafür, dass Österreich weit vorne im
   Einsatz sein. Basierend auf diesem Szenario werden Drohnen            Bereich „Urban Air Mobility“ mitspielen kann:
   in den nächsten drei Jahrzehnten zu einem integralen Bestand-         ■■ In den nächsten zwei Jahren werden 300 serienreife Flug­taxis
   teil des städtischen (und supra-städtischen) Mobilitätsangebotes         in Österreich produziert. Österreichische Unternehmen haben

                                                                                                                            StromLinie        15
ElektrischFliegen

        bereits Schlüsselkompetenzen, z. B. bei der Herstellung von       zen hervorragend als Pilotregionen. Wir haben daher die nationale
        Komponenten für Flugtaxis.                                        Initiative Elektrisch Fliegen angeregt, bei der Stakeholder wie die
     ■■ Österreich kann Strom aus erneuerbaren Energien zur               Industrie, die Ministerien, der Flughafen Wien-Schwechat, Austro
        Verfügung stellen, durch die #mission2030 ist ein Ziel von        Control, die AUA, die Technische sowie die Wirtschaftsuniversität,
        100 Prozent Erneuerbarer (bilanziell) anvisiert und realistisch   Vertreter des Start-up-Ökosystems sowie Oesterreichs Energie
        umsetzbar.                                                        zusammenkommen, um sich zu diesem für Österreichs Wirtschaft
     ■■ Zudem verfügt Österreich über einen innovativen Automobil-        wichtigen Thema zu koordinieren und die richtigen Initiativen
        Cluster. Die Automobilbranche ist eine entscheidende und          schneller als andere Pilotregionen anzustoßen und umzusetzen.
        weisungsgebende Branche für die Elektrifizierung der Luft.
        Österreichs Automobilcluster bietet somit vielversprechende       Welche Rolle könnte die E-Wirtschaft dabei übernehmen?
        Möglichkeiten, neue Wertschöpfungsketten aufzubauen und           Die Elektrifizierung der Luft ist eine Herausforderung der
        bestehende zu ergänzen. Durch Synergien in den Forschungs-        Zukunft. Die österreichische E-Wirtschaft muss entsprechend
        bereichen Elektromobilität, Leichtbau, autonome Steuersys-        Rahmenbedingungen schaffen, um sich für diese Herausforde-
        teme, Sensorik etc. profitieren österreichische Unternehmen.      rung zu rüsten. Neben der schon fortschreitenden Umstellung auf
        Zusätzlich werden ausländische Investoren und Arbeitnehmer        100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energiequellen gilt es auch,
        angelockt.                                                        die neu zu erwartenden Strommengen zeitgerecht sicherzustellen
     ■■ Als EU-Land kann Österreich von Forschungsinitiativen der         – dies wird eine herausfordernde Aufgabe werden. Zudem gilt es,
        Europäischen Kommission im Bereich „Urban Air Mobility“           Technologien zur Speicherung und Flexibilisierung des Strom-
        profitieren.                                                      systems großflächig einzuführen. Die Aufgabe der E-Wirtschaft
                                                                          wird zudem auch darin liegen, die Herausforderungen für ihre
 Welcher Bonus könnte sich daraus für unsere Volkswirtschaft              Mitgliederunternehmen zu definieren und gegenüber politischen
 ergeben?                                                                 Entscheidungsträgern zu vertreten. Die E-Wirtschaft kann somit
 Die monetäre Erfassung eines Bonus für die österreichische               eine Schlüsselposition in der Wertschöpfungskette der „Urban Air
 Volkswirtschaft lässt sich aktuell nur sehr schwer in Zahlen             Mobility“ einnehmen und einen starken Einfluss auf eine erfolg-
 greifen. Fest steht jedoch, dass die Wirtschaft durch den Aufbau         reiche Elektrifizierung des österreichischen Luftraums und zur
 einer starken Exportwirtschaft in diesem global stark wachsen-           Stärkung des Wirtschaftsstandorts haben. ■
 den neuen Technologiezweig profitieren wird und somit neue Ar-
 beitsplätze im Forschungs- und Hochtechnologiebereich schaffen
 wird. Investitionen im Bereich Elektrifizierung der Luft würden
 Österreichs Image als Technologiestandort im Ausland weiter
 stärken und dadurch ausländische Investoren sowie Fachkräfte
 nach Österreich locken. Nicht zu vernachlässigen ist auch die
 Stärkung des Start-up-Ökosystems, wenn wir es richtig machen.

 Um diese Effekte zu generieren, ist es allerdings wichtig, sämtli-
 che Stakeholder zusammenzubringen und in einen strukturierten
 Dialog zu involvieren. Neben den technologischen Herausfor-
 derungen liegen die Schwerpunkte für erfolgreiches E-Fliegen
 auch im regulatorischen Bereich sowie in der Akzeptanz bei der
 Bevölkerung und der Passagiere. Nur indem wir diese drei The-
 menbereiche systematisch und abgestimmt angehen, werden wir
 schneller und erfolgreicher sein. Wien, Nieder- und Oberösterreich
 eignen sich durch die Dichte an Industrie, Städten und der Distan-

16     StromLinie
People&Places

        Klagenfurter Stadtwerke.                                                    Thomas Schmid.
          Erwin Smole und Harald Tschurnig                                              Der Generalsekretär im Finanz­
             haben am 8. April 2019 ihre Tätigkeit                                        ministerium wird ab 1. April
              als neue Vorstände der Klagenfurter                                          Alleingeschäftsführer der neuen
               Stadtwerke aufgenommen. Smole ist                                           Staatsholding ÖBAG. Zur ÖBAG
               gelernter Elektrotechniker und seit                                         gehören neben dem Verbund
                                                                                           auch die Telekom Austria, die
               rund 25 Jahren in der Energiewirt-
                                                                                          Immobilien des Bundes und die
               schaft tätig, bei den Stadtwerken                                         Casinos. Schmid, 43, stammt aus
              ist er für den technischen Bereich                                       einer Kitzbüheler Mittelstandsfa-
            zuständig. Die kaufmännischen Agenden                                   milie, Schule und Matura im Bundes-
         übernahm Tschurnig. Die beiden bezeich-                                land, das Studium, Jus und Politikwis-
                                                                           senschaft, in Wien. Schmid begann bei Paul
        neten die Errichtung des neuen Hallenbades
                                                                           Rübig im EU-Parlament und arbeitete in der
        und die Umsetzung des Smart-City-Projektes                         Folge für Wolfgang Schüssel, Michael Spin-
        als größte Herausforderung, außerdem möch-                         delegger, Hans Jörg Schelling, Hartwig Löger.
        te man eine Initiative zur Rückgewinnung                           Schmid will eine kleine, schlagkräftige ÖBAG-
        von Stromkunden starten.                                           Holding mit 15 bis 20 Mitarbeitern aufbauen,
                                                                           die „Best-Practice-Beispiel in Europa wird“.

              Markus Achleitner.                        Corinna Tinkler.
                 Der oberösterreichische Wirt-          Corinna Tinkler übernahm am
                  schafts- und Energielandesrat         1. April die Bereichsleitung
                   Markus Achleitner (ÖVP) ist          Unternehmenskommunikation bei
                   zum neuen Aufsichtsrats-
                                                        Verbund. Sie verantwortet dort die
                   vorsitzenden der Energie
                                                        Bereiche Public Relations, Brand
                   AG Oberösterreich gewählt
                                                        Management/Advertising, Event/
                  worden. Achleitner löste in der
                 Landesregierung den früheren
                                                        Sponsoring und Public Affairs, die
              Landeshauptmannstellvertreter
                                                        zum Ressort des Vorstandsbereichs
          Michael Strugl ab, der mit Jahres-
                                                        von Michael Strugl, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender
wechsel Vorstand des Energiekonzerns Verbund            bei Verbund, zählen. Tinkler blickt auf eine lang­jährige Kar-
wurde. Als Wirtschaftsreferent ist er ihm auch          riere in der Kommunikations- und Marketingbranche zurück.
als Zuständiger für die Beteiligungen des Landes        Auf Unternehmensseite war sie zuletzt als Direktorin Unter-
und somit nun auch als Vorsitzender des Auf-            nehmenskommunikation der REWE International AG für den
sichtsrates nachgefolgt.                                Bereich Corporate Communications zuständig.

                                                                           Elisabeth Köstinger.
           Hubert Aiwanger.                                                    Als „nationales Anliegen“ und nicht nur
                                                                                 eine Frage einiger Erzeuger oder als
             Der bayerische Staatsminister für
                                                                                  reines Preisthema der Konsumenten
               Wirtschaft, Landesentwicklung                                       will Österreichs Nachhaltigkeits-
               und Energie fand im Rahmen einer                                    ministerin Elisabeth Köstinger
               Diskussion in Wien einen treffen-                                   das Energiethema sehen. Um die
               den Vergleich für die überbordende                                  Klimaziele zu erreichen, müsse
                                                                                  Österreich alle zukunftsweisenden
              Belastung von Strom durch Abgaben,
                                                                                Technologien noch intensiver nutzen
             Gebühren und Steuern, die inzwischen                             als bisher, erklärte Köstinger zum Start
           oft höher ist als der Energiepreis: „… und                      der Wasserstoff-Strategie. Deren Ziele
           am Ende ist die Soße teurer als der Bra-                        und Maßnahmen sollen in den nationalen
           ten.“ Aiwanger sieht das als Anlass, dass                       Klima- und Energieplan einfließen, welcher
                                                                           bis Ende dieses Jahres an die Europäische
           der Staat steuernd eingreifen sollte, um                        Kommission übermittelt und bereits teil-
           die Wirtschaftlichkeit von Investitionen                        weise im Erneuerbaren Ausbau Gesetz
           der E-Wirtschaft wiederherzustellen.                            (EAG) 2020 umgesetzt wird.

                                                                                                          StromLinie        17
Facts&Figures

                                                                71,34                       Milliarden
                                                                                            Kilowattstunden

                   6,196
                                                                elektrische Energie wurden

                                               Cent             2018            in Österreich
                                                                                verbraucht.
                                                                Das entspricht einer Steigerung
                   zahlten Haushaltskunden 2018
                   in Österreich im Schnitt für die
                   Kilowattstunde Strom (Energieanteil).
                                                                 0,3 %.
                                                                um

                   Insgesamt lag der Endkundenpreis inklusive
                   Netz, Steuern und Abgaben im Schnitt bei

                   19,874
                   im zweiten Halbjahr.
                                                      Cent

                           Quelle: ECA

                                                                        59,78           Mrd. kWh

                   84
                                                                 Strom wurden 2018 in Österreich erzeugt.

                                  Prozent Strom aus
                   erneuerbaren Energieträgern und
                                                                        28,01          Mrd. kWh
                                                                            wurden importiert.

                   16              Prozent Strom aus
                   fossilen Energieträgern erhielten
                   Österreichs Stromkunden
                                                                        18,86           Mrd. kWh
                                                                            wurden erxportiert.

                   laut Stromkennzeichnungsbericht
                   2018 der ECA.

18
      StromLinie
Facts&Figures

      Bis zu   80 Euro
                 kostete Strom

          2018         am Spotmarkt.

           50 Euro
       Bis zu                    betrugen
die Preisveränderungen für Base-Stromlieferungen

                pro Tag.
      Durch den Ausbau der erneuerbaren
     Energien insbesondere in Deutschland
        schwanken die Strompreise an
          den Börsen immer stärker.

                                                               31,88
                                                               Minuten
                                                               betrugen die ungeplanten
                                                               Versorgungsunterbrechungen
                                                               in Österreich 2017.
                                                               Die Versorgungssicherheit liegt
                                                               damit erneut bei

                                                               99,99
   4,9                Gigawatt

   beträgt die offiziell Österreich
                                                               Prozent.

   zustehende grenzüberschreitende
   Leitungskapazität von und
   nach Deutschland.

   3,5                Gigawatt

   waren es aufgrund des Flow Based
   Market Coupling tatsächlich.                    1.060.000                             Smart
                                                                                         Meter
                                                   waren Ende 2018 in Österreich bereits installiert.
                                                   Das entspricht einer Roll-Out-Quote von

                                                   17           Prozent.

                                                                                        StromLinie        19
Europa

 Energie
 für Europa
20     StromLinie
Europa

Europa hat gewählt, jetzt beginnt
wieder die Arbeit an der Zukunft.
Mit einem 10-Punkte-Programm
positioniert sich Oesterreichs Energie
zur Fragen der Energieversorgung und
der Versorgungssicherheit in der
Europäischen Union.

                                          StromLinie        21
Europa

 Fragen der Energieversorgung und der Versorgungssicherheit sind         Wettbewerbsbereich so schlank wie möglich zu halten, bürokra-
 seit Jahrzehnten Kernthemen der Europäischen Union. Die Klima-          tischen Mehraufwand zu vermeiden und keinen Eingriff in die
 und Energiepolitik als eine der großen Herausforderungen kann           unternehmerische Freiheit zu setzen. Bei der Implementierung
 nur durch Zusammenarbeit innerhalb der EU und durch weltweite           der EU-Vorgaben muss darauf geachtet werden, dass diese
 Kooperation zu einem Erfolg geführt werden.                             möglichst kohärent in der gesamten EU stattfindet, um einen
                                                                         fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Dieser ist auch notwendig,
 Die Energiestrategie der EU ist darauf ausgerichtet, langfristig        um den Wirtschaftsstandort Europa für die künftigen, globa-
 drei Ziele zugleich erreichen zu wollen: Durch die Erhöhung des An-     len Herausforderungen fit zu machen. Als Schlüsselinstrument
 teils an erneuerbaren Energien soll der Klimawandel bekämpft, der       zur Umsetzung der Klima- und Energieziele 2030 dient die
 Wettbewerb im Energiebereich durch die Vollendung des Binnen-           Governance-VO zur Steuerung der Energieunion. Hier sollte
 marktes gestärkt und gleichzeitig der hohe Grad an Versorgungs-         darauf geachtet werden, dass alle EU-Mitgliedstaaten ihren
 sicherheit gewährleistet bleiben. Auf diese Weise sollen leistbare      fairen Beitrag zu den 2030-Zielen leisten.
 Preise, eine sichere Energieversorgung sowie Wachstum und Be-
 schäftigung in der EU generiert werden. Übergeordnetes Ziel
 ist die Schaffung einer Energieunion.

 Im Energiebereich ist Österreich insbesondere bei der Strom­
                                                                        2.   Fördern,
                                                                             aber richtig!
                                                                         Die Dekarbonisierung des Energiesystems setzt vielfach
 erzeugung Erneuerbarer Vorreiter und im Spitzenfeld der EU.             auf Technologien, die unter Marktbedingungen ohne staatlich
 Bis 2030 soll die Stromerzeugung bilanziell zu 100 Prozent              gesetzte Anreize nicht implementiert werden könnten. Dadurch
 aus erneuerbaren Quellen stammen.                                       verschieben sich auch die Grenzen des Wettbewerbs, bisher
                                                                         marktkonforme Technologien geraten ebenfalls unter Druck.
                                                                         Oesterreichs Energie setzt sich für eine Abgabenentlastung von

 1.        Fairer Binnenmarkt
           für Strom
       Oesterreichs Energie setzt sich für eine Fortentwicklung der
                                                                         Anlagen ein, die für die Versorgungssicherheit erforderlich sind
                                                                         bzw. deren Wettbewerbsfähigkeit durch Förderung anderer
                                                                         Technologien leidet. Konkret fordert Oes­terreichs Energie die
       Rahmenbedingungen im Strombinnenmarkt ein, die durch das          Abschaffung der doppelten Netzentgelte für Speicher. Anreize
       Clean Energy Package geschaffen wurden. Zielsetzungen sind        für netzdienliches Ver­halten, um eine gleichmäßige Netzauslas-
       mehr Wettbewerb in einem funktionierenden, gemeinsamen            tung zu ermöglichen, sind so zu gestalten, dass der Wettbewerb
       Markt, fairer Marktzugang für alle Beteiligten und eine lang-     nicht verzerrt wird. Die Infrastruktur für den Roll-out der
       fristig stabile, vorhersehbare Marktentwicklung. Einem vollen-    Elektromobilität benötigt eine klare Finanzierungsbasis.
       deten Energiebinnenmarkt stehen aber teilweise noch immer
       Hemmnisse und Marktbarrieren wie beispielsweise regulierte
       Preise und Kapazitätsengpässe entgegen. Oesterreichs Energie
       bekennt sich zur Schaffung von großen und liquiden Preiszonen
       und zu einem notwendigen Ausbau der Netzinfrastruktur, um
                                                                        3.   Gleiche Spielregeln für
                                                                             alle Marktteilnehmer
                                                                         Im Hinblick auf die künftige Umgestaltung des Energiesystems
       von den Synergien der Märkte zu profitieren.                      hat Oesterreichs Energie bereits diverse Konzepte und Vorschlä-
                                                                         ge ausgearbeitet und steht als Manager der Energiewende für
       Oesterreichs Energie fordert eine zeitgemäße Modernisierung       neue Herausforderungen bereit.
       der Rahmenbedingungen für den regulierten Bereich, die auf
       die neuen Erzeugungs- und Netzstrukturen Rücksicht neh-           Ein gerechtes Level Playing Field für alle auf dem Markt tätigen
       men, die sich durch die Maßnahmen zur Dekarbonisierung            Akteure ist von entscheidender Bedeutung. Im Rahmen der
       und durch neue technische Entwicklungen ergeben haben bzw.        Schaffung der Energieunion, insbesondere durch Umsetzung
       werden. Weiters ist darauf zu achten, die Vorgaben für den        des Clean Energy Package, werden neue Marktakteure wie

22        StromLinie
Europa

  beispielsweise Bürgerenergiegemeinschaften, Erneuerbaren-          Oesterreichs Energie verweist auf den massiven Inves­
  Energiegemeinschaften und Aggregatoren auf den Energie-            titionsbedarf für die Dekarbonisierung der E-Wirtschaft und
  märkten auftreten. Oesterreichs Energie begrüßt diese Entwick-     die Steigerung der Elektrifizierung des gesamten Energiesys-
  lung grundsätzlich, macht jedoch darauf aufmerksam, dass alle      tems. Die Europäische Kommission geht von rund 180 Mrd.
  Marktteilnehmer gleichberechtigt behandelt werden sollen. Es       Euro an zusätzlichen Investitionen pro Jahr zur Verwirklichung
  soll weder eine nicht sachgerechte Bevorzugung der etablierten     der Energie- und Klimaziele aus. Deckt man in Österreich den in
  Marktakteure noch unsachliche Vorteile für neu eintretende Par-    der #mission2030 geforderten Zubau an Erneuerbaren (Wasser-
  teien geben. Dies trifft insbesondere auf einen adäquaten Sys-     kraft, Windenergie und PV) um rund 30 TWh, stehen im Mittel
  temkostenbeitrag und Netzentgelte sowie Fragen der Bilanz-         jährliche Investitionen in Höhe von rund 2,6 Mrd. Euro für die
  kreisverantwortung zu.                                             nächsten 10 Jahre an. Inklusive der notwendigen Infrastruktur­
                                                                     investitionen im Bereich Netze ergibt sich daraus in Österreich
                                                                     ein Investitionsvolumen von rund 50 Mrd. Euro.

  4.     „Turbo“ für Investitionen
         ins Energiesystem
  Oesterreichs Energie begrüßt, dass die Europäische Kom-
  mission der Finanzierung nachhaltiger Projekte wachsende
  Bedeutung beimisst und dem Finanzsystem eine Schüsselrolle
                                                                    5.   Starke Netze für
                                                                         sichere Versorgung
                                                                     Der Ausbau der Netzinfrastruktur ist Grundvoraussetzung
  zukommen lässt. Viele der für den Umbau des Energiesystems         für das Gelingen der Energiewende. Die Netzbetreiber werden
  notwendigen Maßnahmen (wie massiver Ausbau Erneuerbarer,           als Market Facilitators digitale Plattformen betreiben, die z. B.
  Sektorkopplung, Power-2-X) sind derzeit wirtschaftlich noch        Verbrauchs- und Einspeisedaten aus dem Netz auslesen, sicher
  nicht darstellbar und be­nötigen finanzielle Unterstützung.        und zuverlässig verwahren und an die Kunden sowie, falls
  Neben öffentlichen Geldern muss auch privates Kapital              gewünscht, an die Marktteilnehmer weitergeben. Gleichzeitig
  mobilisiert werden.                                                muss das Netz mit neuen Instrumenten und Technologien für
                                                                     die geänderten Rahmenbedingungen fit sein.
  Um Investitionen in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken, sehen
  wir die Einführung einer Standardisierung für die Klassifizie-     Heute und im zukünftigen Marktmodell steht der Verteilernetz-
  rung von nachhaltigen Produkten positiv. Überregulierung und       betreiber für:
  damit einhergehende höhere Kosten sollten vermieden werden,
  bestehende Systeme (wie die Global Reporting Initiative) bieten    ■■ flächendeckende Infrastruktur bis hin zu Kundenanschlüssen
  eine gute Basis.                                                     für Verbraucher zur Nutzung von erneuerbarer und konventi-
                                                                       oneller Energie

Europas Energiepolitik                                               ■■ zuverlässige Planung, Errichtung, Wartung, Instandhaltung
Die Energiestrategie der EU ist darauf ausgerichtet, langfristig       und zuverlässigen Betrieb dieser Infrastruktur
drei Ziele zugleich erreichen zu wollen: Durch die Erhöhung
des Anteils an erneuerbaren Energien soll der Klimawandel            ■■ hohe Versorgungssicherheit und Netzstabilität auch
bekämpft, der Wettbewerb im Energiebereich durch die Voll-             durch Engpassmanagement im lokalen Verteilernetz
endung des Binnenmarktes gestärkt und gleichzeitig der hohe
Grad an Versorgungssicherheit gewährleistet bleiben. Auf diese       ■■ effizientes Messwesen und sicheres Datenmanagement für
Weise sollen leistbare Preise, eine sichere Energieversorgung          die Netzkunden
sowie Wachstum und Beschäftigung in der EU generiert wer-
den. Übergeordnetes Ziel ist die Schaffung einer Energieunion.       Die Übernahme dieser Aufgaben ist nur möglich, wenn
                                                                     die regulatorischen Rahmenbedingungen stimmen.

                                                                                                                        StromLinie        23
Europa

       Kern­element der Forderungen der E-Wirtschaft ist eine dem
       Verursacherprinzip entsprechende Kostenzuordnung. Kos-
       ten sollen von jenen bezahlt werden, die sie auch verursacht
                                                                         7.   Sinnvoller Rahmen
                                                                              für Sektorkopplung
                                                                          Die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft lässt sich nur
       haben. Die Kostenzuordnung kann dabei nach Kundengruppen,          durch das systematische Zusammenwirken von Energieträgern
       qualitativen und quantitativen Anforderungen, Nutzungsarten,       und -formen über unterschiedliche Einsatzbereiche hinweg
       Netzebenen etc. vorgenommen werden.                                bewerkstelligen. Diese Themen werden unter dem Begriff
                                                                          Sektorkopplung zusammengefasst. Um eine volkswirtschaftlich
                                                                          effiziente Sektorkopplung zu erreichen, sind technologieoffene

 6.        Österreichs Wasserkraft –
           ein Vorbild für Europa
       Wasserkraft liefert wesentliche Beiträge zur Errei-
                                                                          Rahmenbedingungen, die Wett­bewerbsverzerrungen zwischen
                                                                          einzelnen Sektoren und Technologien verhindern, unerlässlich.

       chung nicht nur der österreichischen Ausbauziele der               Das Energiesystem der Zukunft erfordert unter anderem einen
       #mission2030, sondern auch der europäischen Klima-                 koordinierten Ausbau der Netzinfrastruktur, eine Angleichung
       und Energieziele. Sowohl der Bestand an Wasserkraftwerken          zwischen den Sektoren Wärme, Mobilität und Elektrizität
       als auch der Ausbau der Wasserkraft und der österreichischen       hinsichtlich der Anreize, Abgaben und Steuern vorzunehmen,
       Pumpspeicher bieten neben CO2-freier Energie zu­sätzlich           um ein Level Playing Field im Bereich der Tarifierung, Abgaben/
       wertvolle Beiträge zur Netzstabilität, Versorgungssicherheit,      Umlagen sowie der CO2-Bepreisung im Non-ETS-Bereich zu
       Erhaltung von Lebensräumen sowie zur wirtschaftlichen              schaffen.
       Entwicklung unseres Landes. Oesterreichs Energie sieht für
       Österreich bis 2030 Ausbaupotenziale im Ausmaß zwischen
       6 bis 8 TWh in Form von Neubauten und vor allem auch durch
       erzeugungssteigernde Maßnahmen an Bestandsanlagen. Diese
       sind aber nur dann machbar, wenn die notwendigen rechtli-
                                                                         8.   Europaweite Speicher- und
                                                                              Flexibilisierungsoffensive
                                                                          Oesterreichs Energie sieht einen Bedarf an einer europaweit
       chen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen             koordinierten Speicher- und Flexibilitätsoffensive. Versorgungs-
       werden. Praktisch alle Neubauprojekte und auch die meisten         sicherheit muss stets die wichtigste Leitlinie des Stromsystems
       erzeugungssteigernden Maßnahmen bei Bestandsanlagen                bleiben. Die Stromversorgung muss unter allen Wetterbedin-
       haben Gestehungskosten, die deutlich über den aktuellen            gungen, also auch in einem schlechten Wasserjahr, bei niedrigen
       Strompreisen und Strompreistrends liegen.                          Speicherständen und limitierten Möglichkeiten zum Stromaus-
                                                                          tausch mit den Nachbarstaaten gewährleistet werden.
       Im österreichischen Energiesystem liefert Wasserkraft einen
       wesentlichen Beitrag für die notwendige Flexibilität und Spei-     In einem 100 Prozent erneuerbaren Stromsystem, das zu großen
       cherfähigkeit, um die Integration des stetig steigenden Anteils    Teilen auf Strom aus Wind und Photovoltaik setzt, verändert
       von variablen Erneuerbaren wie Wind und Solar zu ermög-            sich die Stromerzeugung sowohl im Tagesverlauf als auch
       lichen. Die besonderen Eigenschaften der langlebigen Was-          im Jahresverlauf stark. Diese Schwankungen müssen durch
       serkraft, wie gute Planbarkeit, Flexibilität und Jahresdurch-      Flexibilitäten ausgeglichen werden. Im Jahresschnitt müssen
       gängigkeit, Steuerbarkeit und Schwarzstartfähigkeit, tragen        in Österreich 2030 laut einer Studie des Austrian Insitute of
       zur Frequenz- und Netzstabilität bei und machen sie für die        Technology und der TU Wien im Auftrag von Oesterreichs Ener-
       angestrebte Transformation des Energiesystems unabdingbar.         gie insgesamt bis zu 10 TWh Strom zum flexiblen Ausgleich von
                                                                          Schwankungen bereitgestellt werden.
       Die Wasserkraft hat zudem zahlreiche positive Sekundärnut-
       zeneffekte für die Gesellschaft in den Bereichen Hochwasser-       Bereitgestellt werden können Flexibilitäten vor allem
       schutz bzw. -management, Sohlstabilisierung, Lebens- und           durch Speicher, hocheffiziente GuD-Anlagen, Biomasse-
       Erholungsraum, Tourismus und Schifffahrt.                          Anlagen, neue Sektorkopplungstechnologien (Power-2-X),

24        StromLinie
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