Motets & Organ Works Andrea Gabrieli - WESER-RENAISSANCE Manfred Cordes - Chandos Records
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Klangpracht an San Marco 16 Angelus ad pastores ait à 4 1, 3, 4, 6 1' 34 Andrea Gabrieli 1533–1585 17 Angelus ad pastores Intavolierung E. Bellotti 16 2' 53 Motets, Psalms & Organ Works 18 Domine Deus meus à 7 2–4, 6, 9, 10, 13 3' 34 1 Deus misereatur nostri à 12 2–15 4' 06 19 Benedicam Dominum à 12 1–15 4' 03 2 Toccata primi toni 16 4' 01 Total time: 69' 07 3 Kyrie eleison à 5 3–7 5' 32 Christe eleison à 8 2, 6, 8–13 Kyrie eleison à 12 1–3, 5–15 Edoardo Bellotti Pradella-Orgel solo WESER-RENAISSANCE Bremen 4 Recercare arioso 16 4' 29 Manfred Cordes 5 Egredimini à 8 1, 6, 8–15 2'17 6 O gloriosa Domina à 6 1, 3, 4, 6, 7, 13, 15 3'18 1 Marie-Luise Werneburg Diskant 9 Gebhard David Zink 7 Sancta Maria à 6 1–4, 6, 7 3' 04 2 Mark Williams Diskant 10 Juan Martinez Posaune 3 Marnix de Cat Alt 11 Christine Brand Posaune 8 Ave regina à 7 1, 3, 4, 6, 7, 11–15 2' 06 4 Bernd Oliver Fröhlich Tenor 12 Tural Ismaylov Posaune 5 Christian Volkmann Tenor 13 Eva-Maria Horn Dulzian 9 Ricercare in C 16 5' 08 6 Jan van Elsacker Tenor 14 Thomas Ihlenfeldt Chitarrone 7 Dominik Wörner Bass 15 Detlef Bratschke Orgelcontinuo 10 Iubilate Deo à 8 2–8, 10, 14, 15 3' 21 8 Veronika Skuplik Violine 16 Edoardo Bellotti Orgel solo 11 Sanctus à 12 1–4, 6–15 2' 29 Pradella-Orgel Disposition Prozessionsorgel, Norditalien Anfang Principale (8' ) 12 Canzon Ariosa 16 2' 55 17. Jahrhundert. Es handelt sich um Ottava (4' ) den modifizierten Nachbau eines (heute Flauto in Duodecima (2 ²⁄₃) 13 Domine, ne in furore tuo à 6 2–7 7'46 weitgehend zerstörten) Instrumentes Quintadecima (2' ) des norditalienischen Meisters Carlo Fiffaro (Voce umana 8' im Diskant) 14 Deus, qui beatum Marcum à 8 1, 3–8, 13–15 2'44 Prati (1617–1700). Orgelbauer: Giovanni Bordone di legno (Gedackt 8' ) Pradella (Sondrio/Valtellina) Manualumfang CDEFG (»kurze 15 Exultate iusti à 10 3–5, 7–15 3' 36 Oktave«) – c’’’
All rights of the producer and of the owner of the work reserved. Unauthorized copying, hiring, renting, public performance and broad casting of this record prohibited. cpo 555 291–2 Co-Production: cpo/Radio Bremen Recording: Stiftskirche Bassum, November 16–18, 2018 Recording Producer, editing & mastering: Renate Wolter-Seevers (Radio Bremen) Recording Engineer: Siegbert Ernst Executive Producers: Burkhard Schmilgun/Renate Wolter-Seevers Cover: Antonio Canal (Canaletto), »Piazza San Marco« Venedig (Italien), 1723/24, Madrid, Museo Thyssen-Bornemisza © akg-images, 2021; Design: Lothar Bruweleit cpo, Lübecker Straße 9, D–49124 Georgsmarienhütte ℗ 2021 – Made in Germany
»Venetia città nobilissima et singolare« Berechnung, Diplomatie und kriegerischer Potenz hat Enrico Dandolo, den Titel »Dominator quatre partis et die Republik immer voran gebracht. Der heilige Mar- dimidie totius imperii Romaniae« einbringt. Sümpfe, Brackwasser, Teiche und sehr viele Inseln in kus löst den ehemaligen Schutzpatron Theodor mehr 1347/48 rafft die große Pestepidemie nahezu die der Lagune, da, wo das Mare Adriaticum im Norden oder weniger ab. Fortan wird er zum Markenzeichen halbe Bevölkerung hinweg, auch andere Regionen wer- nicht weitergeht. Und trotzdem oder gerade deshalb der Stadt und ist aus dem Staatswesen nicht mehr weg- den nicht verschont. suchen Menschen in der Zeit der Völkerwanderung hier zudenken. Er ziert Friese, ist auf Münzen, Siegeln und Schon Ende des 14. Jahrhunderts hatte die Republik Schutz, bleiben nicht nur vorübergehend, sondern wer- Passionsbannern präsent und erhebt sich als sicht- viele Kolonien in Griechenland und der Ägäis. Auf dem den sesshaft. Über Jahrhunderte bearbeiten sie ihre bare Skulpturen im Inselreich wie auf den späteren Festland, der Terra ferma, annektierten Condottieri mit Umgebung, legen trocken, schütten auf und bauen auf Besitzungen des venetischen Festlandes. Der von Car- ihren Söldnertruppen in der ersten Hälfte des 15. Jahr- Pfählen gegründet ihre Häuser. In Sicherheit und Abge- paccio abgebildete Löwe (auf dem Flyer) zeigt deutlich hunderts viele Städte wie z. B. Padua, Brescia, Bergamo, schiedenheit entwickelt sich ein Gemeinwesen, das worauf es der Stadt ankommt: zwei Pfoten des Tieres Ravenna. Diese Festlandsbesitzungen waren vor allem politisch, sozial und ökonomisch zu einer Weltmacht befinden sich im Wasser, die beiden anderen (imperia- auch für die Lebensmittelversorgung wichtig, da sonst heranwächst. Venedig ist Teil des Byzantinischen Rei- listisch) an Land. Venedig als Herrscherin des Stato da keine Landmassen zum Anbau vorhanden waren. Es ist ches. Der Patriarch, der zuständige obere kirchliche Mar und des Stato da Terra. die Zeit der größten Flächenausdehnung der Republik Würdenträger, hat lange Zeit seinen Sitz außerhalb der Venedig. Ansiedlung: Die Hauptstadt des Reiches, Konstantino- Im Mai 1453 wurde Konstantinopel nun von den Tür- pel, liegt weit entfernt, bleibt aber deutlich im Hinter- »Mundus alter« ken unter der Führung Sultan Mehmeds II. eingenom grund tonangebend. Venedig verselbständigt sich: erst- men. mals wird Ende des 7. Jahrhunderts ein Dux, der italieni- Zukünftig geht es um die Machtstellung Venedigs Der Krieg gegen die Liga von Cambrai (Frankreich, sche Doge, als Führer des Inselreiches Venedig gewählt. gegenüber den angrenzenden Gebieten, zu allererst Aragon, Ungarn, England, den Papst und den Kaiser) 811 wird das venetische Dogat nach Rialto (Rivus altus, steht aber die Sicherung der Handelspositionen. Privi- fügt 1509 Venedig in der Schlacht von Agnadello große als »hohes Ufer«) verlegt. Hier manifestiert sich das legien helfen, aber trotzdem sind immer wieder krie- Verluste zu, die aber schon 1517 fast vergessen sind! Herz der kommenden Handelsmetropole, unweit des gerische Auseinandersetzungen und geschlossene und politischen und kirchlichen Machtzentrums. Venedig ist wieder aufgekündigte Koalitionen nötig. Karl der Große aufgrund des nassen Geländes nicht wie andere italie- ist ein Kontrahent, jedoch obstinat gibt es ein Hin- und »Felici d’Adria« nische Städte auf Ruinen und der Bedeutung der Anti- Her mit dem Konkurrenten Genua und vor allem den ke gegründet. Für die weitere Expansion und bewuss- nimmermüden Osmanen. Venedig ist der Knotenpunkt In diesem Venedig nun, wird Andrea Gabrieli, laut Rück- te Außendarstellung benötigt man eine aristokratische für den Ost-Westhandel mit garantiertem Stapel- und schlüssen durch den Nekrolog, 1532/1533 geboren. Legitimation, und so kreiert man einerseits die Legen- Umschlagrecht. Die Stadt wird bunt, kosmopolitisch und Immer wieder findet sich auch der Zusatz »da Can- de, Venedig sei aus dem Wasser heraus geboren, mit reich. Schon Petrarca nennt sie Mundus alter und ist fas- nareggio«, das Quartier nördlich des Canal Grande, der deutlichen Verquickung des feuchten Elementes, ziniert von ihrer Andersartigkeit. das in seinem Namen deutlich auf die einst sumpfige das auch im Fest der Sensa gefeiert wird und anderer- Im vierten Kreuzzug beteiligt sich nun auch Vene- Grundlage weist und noch heute aus 33 Inseln besteht! seits in dem man als Symbol des Staates und dessen dig und darf, da die Republik der vorrangige Ausrüster Andreas Familie gehörte zur dortigen Pfarrgemeinde Schutz um 829 den Heiligen Markus erwählt und die des Unternehmens ist, die Route bestimmen. 1204 wird S. Geremia. Nach dem Tod des Vaters wurde er als Reliquien des Evangelisten aus Alexandrien nach Vene- so Konstantinopel erobert und schrecklich geplündert, Oberhaupt der übrigen Familie angesehen und so auch dig »transloziert«. Diese Mischung aus Konstruktivität, was dem herrschenden steinalten Dogen der Republik, zuständig für seinen Neffen Giovanni Gabrieli. Andrea
ist als Organist in der Heimatgemeinde in den Jah- Finanzzentrum der Metropole: alles dicht beieinander Register. Die Pfeifen sind durchweg alle offen, und der ren 1555 bis 1557 nachweisbar. Als eine Vakanz einer und von beeindruckender Schönheit. Da der Doge Winddruck wird als eher niedrig für diese Instrumen- Organistenstelle an S. Marco durch den Tod des Stellen- weltliche wie kirchliche Funktionen wahrnahm, galt San te beschrieben. Dieser Orgeltypus mit seiner Klangdis- inhabers Girolamo Parabosco entstand, bewarb sich Marco als seine Kirche, die angestellten Musiker nah- position ist spätestens im 16. Jahrhundert für die italieni- Andrea – leider vergeblich. Der Misserfolg bewog ihn, men so auch wie selbstverständlich die wichtige Doppel- sche Orgel i. A. verbindlich und hatte oft bis ins 19. Jahr- die Republik zu verlassen. Sein Verbleib ist bisher nicht funktion ein und waren für die zeremoniell-sakralen wie hundert noch seine Gültigkeit. endgültig zu klären, aber es hat nachweislich Kontakte auch profanen Angelegenheiten zuständig. zu Orlando di Lasso gegeben. Vielleicht begegneten sie Die »Basilika« S. Marco war im 9. Jahrhundert sich noch in Italien, aber auf jeden Fall im Gefolge zur begonnen worden, dem Reichsgedanken Byzanz’ ent- »Andate in Trionfo« Krönung Maximilians II. auf dem Weg nach Frankfurt sprechend in Anlehnung an die dortige Apostelkirche. und wahrscheinlich noch eine Zeit danach im Umfeld Mehrfach umgestaltet wurde sie vor allem nach der Maestro di cappella war zu Zeiten Andreas der Kom- Herzog Albrechts V. von München. Hier war Lasso ja Plünderung Konstantinopels durch die Venezianer, die ponist und bedeutende Theoretiker Gioseffo Zarlino, später als Sänger und dann als bedeutender Kapell- ihre Trophäen nun in ihrer Stadt deutlich sichtbar innen kurz vor ihm ins Amt berufen und für die Wirkungszeit meister ab 1563 bis zu seinem Tod 1594 verpflichtet. Spä- wie außen integrierten. Diese Spolien fanden in der an S. Marco sein Vorgesetzter. Der Organist Andrea testens 1566 reiste Andrea zurück nach Venedig, denn ganzen Stadt Verwendung und galten als Ausdruck von Gabrieli durfte gewisse Freiheiten für seine musikalische nun erhielt er die ersehnte Position als einer der Orga- Reichtum und Machtüberlegenheit der Lagunenstadt. Betätigung genießen. Natürlich tritt er in der Kirche mit nisten an S. Marco: nachweislich mit Reisekosten und Emaillen und Mosaike reflektieren das Licht und tragen seinem Spiel in der Messe in Erscheinung, er begleitet entsprechendem Gehalt! zur besonders prächtigen Atmosphäre der Stadt bei. Im die Zeremonien, betätigt sich aber auch in einem über- Innenraum von S. Marco trifft man auf zahlreiche Empo- lieferten Wettstreit mit seinem Kollegen Claudio Merulo ren, die als Aufführungsort zum Musizieren der Kapel- an den Tasteninstrumenten im Kirchenraum. Er bekommt »Commune Veneciarum« le gewählt wurden. Seit dem 14. Jahrhundert befinden Aufträge für weltliche wie geistliche Kompositionen und sich auch zwei Orgeln unterschiedlicher Instrumenten- ist in der Öffentlichkeit so präsent bei den unterschied- Die Kirche San Marco ist Teil eines Gebäudekomplexes: bauer im Abstand von einigen Jahrzehnten entstanden, lichsten Anlässen: Nicht nur solistisch, sondern im Ver- Legt man vom Bacino di S. Marco, dem Haupthafen im Gebäude. bund mit der anwachsenden Kapelle aus Bläsern, die erst kommend an und betritt die Piazzetta, begrüßen und etwas später auch mit Streichern vervollständigt wird. beschützen die Ankommenden zwei Säulen mit dem Prächtige Klänge werden möglich, die in Besetzungs- heiligen Theodor und dem Markuslöwen (schon als »Istrumenti da tasti« stärke und Farbenreichtum bis zur Mehrchörigkeit geflügeltes Wesen in der Apokalypse so dargestellt) anwachsen können. Andrea bewegt sich auch auf der als Eingangssituation. Vorbei am Palazzo Ducale öff- Orgelinstrumente dieser Zeit sind einmanualig konzi- Terra ferma für Aufträge in Verona und Vicenza. Musik net sich eine einzigartige Pracht, linker Hand der knapp piert und verfügen über ein Pedal, welches mit 12–17 ist in Venedig als unbedingtes Mittel zur Repräsentation 100 m hohe Campanile und rechter Hand die Kirche San Tasten an das Manual angehängt ist. Diese Koppelung und Unterhaltung anerkannt. Jeder Feiertag eines Hei- Marco. Hier auf dem Markusplatz, in seinem Freiraum bedeutet, dass es kein selbständiges Register für das ligen, oder großer Kirchenritus, ebenso politische Ver- zur Wirkung als Aushängeschild der Stadt inszeniert, Pedal gibt, lediglich ein »Mitlaufen«. Die Beschaffen- anstaltungen werden zum Fest. Es wird in der Öffentlich- konzentriert sich das politisch-religiöse Leben der Sere- heit des Prospekts ist zumeist eher flach und nicht keit gefeiert, Prozessionen in der Innenstadt auf dem nissima. Unweit durch die Merceria verbunden, gelangt geschwungen. Gerne wird das Werk in fünf Pfeifen- Markusplatz abgehalten und Messen in den Kirchen man nach Rialto, neben dem Handels- auch das felder strukturiert. Im Schnitt haben diese Orgeln neun und Scuole der Stadt zelebriert. Musik gehört dazu,
ist unmittelbarer Bestandteil, wie an einigen Beispielen ausgestattet. Drei Tage wurde hinterher gefeiert. Zu die- von zehn Tagen im Juli wird das volle Programm auf- darzulegen ist. An 17 Tagen im Jahr begeht man »Anda- sem Anlass schmückte die Zunft der Textilkaufleute die gefahren: temporäre Bauten werden eigens inszeniert, te in trionfo«, das Triumphieren wird vor allem durch Rialtobrücke mit Markisen und Beleuchtung, prächtig der Patriarch ist zugegen. Im großartigen Schiff des feierliche Prozessionen begangen. Zu diesen Aktivi- wurden die Seiten mit wertvollen Stoffen ausstaffiert. Ein Dogen, dem rot-goldenen Bucintoro, wird am Heck ein täten an festen Tagen, die über das Jahr verteilt sind, Te Deum mit Begleitung der Orgel stellte die Wichtigkeit Thron errichtet, so dass der König das fantastische Pan- gehören zum Beispiel auch der 25. und 26. Dezember. des Ereignisses dar. Dieser Sieg wird jährlich gefeiert, orama besser genießen kann. Die Palazzi werden feier- Doge, samt Signoria, Prokuratoren, Senatoren, Kano- stärkt er doch das Prestige der Lagunenstadt. Erhaltene lich beleuchtet; kurzweilig unterhält man den Potenta- nikern und Gesandten schritten feierlich voran – mit Kompositionen für dieses grandiose Ereignis dienen ten mit Rigatten, Theaterdarbietungen, Konzerten, Bäl- Herrscherinsignien und den Bläsern von San Marco. als Staatspropaganda. Drei Kompositionen kamen zu len und Banketten! Die Musik ist fast ständig beteiligt, Natürlich nicht zu vergessen: die beweglichen Feste wie Gehör als Begleitmusik auf beweglichen Plattformen zusätzlich wird die Bedeutung des Besuches durch feier- Ostersonntag, weißer Sonntag, Himmelfahrt und Fron- beispielsweise während der Mascherata 1572, die zur liches langandauerndes Glockenläuten, Feuerwerk und leichnam. Historische Ereignisse gehen am Jahrestag Erinnerungsfeier auf dem Markusplatz umhergetragen Böller herausgestellt. Der Festberichterstatter erwähnt eine Verbindung mit den entsprechenden Heiligen- wurden. Der Fondaco dei Tedeschi, die Niederlassung ein Te Deum in San Marco, bei dem »due famosi orga- verehrungen ein und werden zusätzlich überhöht: Die der deutschen Kaufleute in Venedig, feierte 1571 mit ni, suonati da due piu famosi organisti Claudio Meru- Rückeroberung Paduas 1509 fällt somit zusammen mit Feuerwerk und Musik die Sensation. lo da Correggio, et Andrea Gabrieli Vinitiano a far dol- Santa Maria auf den 17. Juli, die gewonnene Schlacht 1574 bemühte sich der Wittelsbacher Herzog Wil- cissimo concento …«. um Lepanto vom 7. Oktober generiert eine Feier mit der helm V., wohl auf Empfehlung Lassos, Andrea für die Andrea Gabrieli ist zwar nicht in die Organisation Verehrung der Santa Giustina. bayrische Hofkapelle abzuwerben, doch Venedig blieb der Feierlichkeiten involviert, aber er ist kompositorisch sein Lebensmittelpunkt. mit zwei Titeln greifbar: das Madrigal »Hor che nel suo bel seno« und (…) »Ecco Vinegia bella«, beide Stücke »Benedictus Dominus Deus« sind konzipiert für einen Konzertauftritt im Freien und »Il glorioso Henrico« wurden mit großer Wahrscheinlichkeit auf einem Pon- Schon ab 1570 laufen im venezianischen Arsenal die ton vor der Casa Foscari, dem Quartier Heinrichs, auf- Arbeiten auf Hochtouren. Innerhalb von zwei Mona- In dieses Jahr fällt auch der Antrittsbesuch Heinrichs III. geführt. Diese groß besetzten Stücke finden sich 1587 in ten werden 100 Galeeren gebaut, denn der Krieg von Frankreich. Kaum im Juni als Thronfolger pro- der Sammlung der »Concerti« wieder. gegen die Türken steht bevor. Eine Liga aus Papst, Spa- klamiert, wurde in Venedig angefragt und eine formale nien und Venedig formiert sich. Es geht eigentlich um Zustimmung zum Besuch erbeten. Der Weg des Königs Zypern, die venezianische Besitzung, aber das Vor- von Polen nach Reims, wo die Krönung zum französi- »Sponsalizio del Mare« dringen der Osmanen muss kontrolliert werden. Der Ort schen König erst im Februar stattfinden sollte, wird als Lepanto, eigentlich das griechische Naupaktos, am Ein- Via triumphalis inszeniert. Für beide Seiten jedoch inte- Das Fest der Senza, so die Kurzform, geht auf die gang des Golfes von Korinth, wird anvisiert. 1571, ein ressant, denn auch Venedig, nicht Kosten und Mühen Anwesenheit Papst Alexander III. im Jahr 1177 zum Frie- großes Ereignis für Venedig, das in zahlreichen sehr scheuend, sieht seine Chance auf Außendarstellung den von Venedig zurück. Dieser schenkte der Repub- großformatigen Bildern (z. B. 1571 Jacopo Tintoretto, und in dem Maß, wie Heinrich III. prunkvoll begrüßt lik einen goldenen Ring. Aus der ursprünglich schlich- 1595 von Andrea Vicentino) festgehalten wurde: die und ehrerbietig behandelt wird, fällt das Gebaren auch ten Zeremonie entwickelte die Stadt, wie stets im Laufe Liga gewinnt die Schlacht, obwohl zahlenmäßig unter- auf die Metropole positiv zurück. Das Repräsentieren der Zeit, überbordende Feste, die in die Geschich- legen, jedoch sind die Galeeren mit Artilleriegeschossen kommt also auch der Serenissima zugute. Innerhalb te eingingen. Bei der Umsetzung der Senza sind
diverse Personen und Personengruppen beteiligt, die Große Aufmerksamkeit gehört selbstverständlich in der Übersetzung von Orsatto Giustiniani wurde erst- quasi inszeniert und choreographiert werden und auch dem Namenstag des heiligen Markus, der am mals im März 1585 aufgeführt, 1588 erfolgte die Druck- dadurch an Bedeutung gewinnen. An Himmelfahrt, die- 25. April prächtig begangen wird. An der großen Pro- legung in Stimmbüchern. Es ist außerdem bekannt, dass sem beweglichen christlichen Feiertag, verbinden sich zession zu Ehren des Schutzpatrons, nehmen alle fein ein Teil der umfassenden Madrigalproduktion And- quasi gefeierte Staatsgründung und Aufsteigen Christi. geschmückten Scuole teil, allen voran die Scuola di San rea Gabrielis nicht nur zu offiziellen staatlichen Ereig- Die Elemente Wasser, Erde und Luft werden ins Gesamt- Marco und natürlich der Doge. Motetten wie »Deus, qui nissen verwendet, sondern auch im szenischen Kontext kunstwerk mit einbezogen. Der Doge besteigt sein beatum Marcum, die Gabrieli für diesen Anlass mehr- im Dogenpalast aufgeführt wurde. Wunderfahrzeug (erstmals erwähnt 1253), den Bucin- fach vertonte, sind Bestandteil der feierlichen Messe an Große Einbußen in der Bevölkerung forderte eine toro. Gemeinsam mit ihm befinden sich die Signoria diesem Tag in der Kirche S. Marco und ebenso bei der weitere Pestepidemie in den Jahren 1575 bis 1577. Dazu und ganz wichtig für die Propaganda, ausländische Inthronisation des Dogen. kam einer der vielen Brände in der Stadt, der 1577 Gesandte bei dem Ereignis. Die Staatsgaleere begibt Bußpsalmen, wie die Vertonung »Domine, ne in furo- den Versammlungsraum des Großen Rates im Dogen- sich in Richtung Lido, diese langgestreckte vorgelagerte re tuo«, die in die Sammlung des Komponisten von 1583 palast betraf, ein verheerendes Ereignis. Lange Bau- Insel. Während der Fahrt werden von Sängern der gehören (übrigens liegt die Drucklegung der Sammlun- zeiten waren von Nöten, um das Gebäude noch präch- Cappella Madrigale oder auch Motetten gesungen. gen der »Psalmi Davidis poenitentiales« zwischen And- tiger neu zu gestalten. Beteiligt waren die bedeutenden Unzählige prächtig geschmückte Boote folgen und ver- rea Gabrieli und Orlando di Lasso lediglich ein Jahr venezianischen Maler Veronese und Vater und Sohn dichten und verquirlen das Meer. Auf Höhe der Insel auseinander), finden ihre Verwendung zur Bußzeit. Tintoretto. Sant’Elena treffen sie auf eine kleinere(!) Ausbildung eines Bucintoro, die Piatta, auf der sich Patriarch und Klerus befinden. Bevor der Doge mit Gefolge zur offe- »O agapimu glicchimu« … »tum omnis generis instrumentis …« nen Adria schwenkt , kommt der Patriarch an Bord und segnet sowohl den Dogen als auch seine Signoria und Andrea Gabrieli hat nachweislich auch Zugang zu Es ist die Zeit, in der sich die Instrumentalmusik weiter im Anschluss das Meer mit geweihtem Wasser. Durch theatralischen Veranstaltungen und speziell zur Com- etabliert und nun an den Spezifika der idiomatischen die Meerenge von S. Nicolò hindurch, wirft der Doge media dell’Arte gefunden. Der Tausendsasser Antonio Lösung gefeilt wird. Gabrieli verfasst Stücke für konkrete mit den feierlichen Worten »Wir vermählen uns dem Molino, mit Künstlernamen Manoli Blessi, hatte auch als Verwendung im kirchlichen Ritus und auch Standartfor- Meer als Zeichen unserer wahrhaftigen und ewigen Schauspieler eine Vorliebe für Volkssprache und Dia- men, die sich im Laufe des 16. Jahrhunderts ausgeprägt Herrschaft« den goldenen Ring ins Wasser. Gemeinsam lekt. Er kontaktierte den Musiker, und eine Zusammen- haben. Unter den liturgischen Orgelwerken finden sich begibt man sich dann in die Kirche S. Nicolò, deren arbeit kam zustande: die Texte lieferte Manoli, die Ver- diverse Intonazioni, kurze fast improvisierte Stücke, die Schutzpatron die Seefahrer beschützt und feiert dort tonungen fertigte Gabrieli. Dieser ließ die Komposi- nach Modi gruppiert sind. Ähnlich aphoristisch sind die gemeinsam eine Messe. Ohne den Patriarchen wird im tionen der dreistimmigen Gregesche et Iustiniane 1571 Versetten, kleinteilige Gebilde, zu drei Messen gehörig. Anschluss im Dogenpalast ein großes Bankett gegeben. drucken; teil hatte er bereits vorher an der Samm- Für den Sakralbereich werden ebenso Motetten kompo- Der Ablauf ist so im 1564 erstellten »Ritum ecclesiastico- lung Molinos von 1564, bei der unter diversen Stücken niert, die vokaliter erklingend, zunehmend durch Blas- rum« beschrieben. Der venezianische Maler Canaletto, venezianischer Meister auch sechs Kompositionen aus instrumente im Klang erweitert, oder zur Bearbeitungs- hat 1734 treffend das Motiv als Vedute gemalt. Zusätz- Gabrielis Feder zu finden sind. Zur Eröffnung des von grundlage in übertragender Form für Orgel ihren Platz lich um das Tagesereignis findet ein zweiwöchiger Andrea Palladio in Vicenza gebauten Theaters steuerte finden. Die vierstimmige Komposition »Angelus ad pas- Markt statt. Die Serenissima ist voll von Waren und Gabrieli »IV Chori in Musica (…) sopra li chori della tra- tores ait« ist so eine Motette, die über die dritte Anti- überbordend in Fülle und Farbigkeit. gedia di Edippo tiranno« bei. Das Stück von Sophocles phon zum Weihnachtsfest am 25. Dezember nach zwei
Versen des Lukasevangeliums zur Laudes ad nonam bei verweist? Eine Komposition ohne thematische Vor- Zusammenstellungen der beiden. Andrea Gabrieli ist Tagesanbruch ursprünglich ihre gregorianische Ver- wegnahme im Titel ist frei oder stellt eine Paraphrase Teil des großen Musikgebildes Venedig, das der Zeit- wendung fand. Da der venezianische Ritus gegen- dar oder verwendet nur noch die Manier einer sol- genosse Francesco Sansovino so treffend benennen über dem römischen gewisse Abweichungen zeigt, sind chen? Nicht nur auf diesem Gebiet, sondern im auto- konnte: »La Musica hà la sua propria sede in questa diese auch in der mehrstimmigen Komposition zu regis- nomeren Bereich der Toccaten (wenn sie nicht doch città«. trieren. Wie damals wird der konzertierende Organist, eine Liaison mit der Chanson eingehen) hat Gabrie- heute Edoardo Belotto, eine eigene Bearbeitung in Form li großartige Ergebnisse erzielt mit seinen weitläufigen Veronika Greuel einer Intavolierung über diese Motette liefern. Nicht nur kontinuierlichen Passaggi, dem Wechsel von homo- diese Gattung wurde im 16. Jahrhundert als Basis der phonen Abschnitten und kolorierten Floskeln. Schon Improvisation gewählt, genauso kamen Madrigale und 1565 gibt Gabrieli in Venedig seine erste Sammlung Chansons infrage, die diminuiert und figuriert auf Tas- Cantiones sacrae heraus. Zwei Huldigungsmotetten, teninstrumenten (auch Lauten) ihre Liebhaber fanden. in einer Sammlung 1568 gedruckt für das Haus Habs- Im weltlichen Bereich gibt es regelrecht Modedestücke, burg, zeigen seine frühe Könnerschaft und die stilisti- die von diversen Komponisten – so auch Venezianern sche Verbindung zu Orlando di Lasso auf. Großartig der Zeit – bearbeitet wurden. Besondere Beliebtheit sind auch seine vielfältigen Werke innerhalb der Samm- erfahren die französischen Vokalstücke, die dank der lung »Concerti«, die der Neffe für den Onkel posthum Publikationen in Frankreich, schnell auch in Italien Ver- herausgab. Andrea Gabrieli hinterließ, allein was die breitung finden. Diese Chansons verselbständigen sich Quantität angeht, ein umfangreiches Oeuvre, zu dem im von der Vokalvorlage und generieren eine Instrumental- geistlichen Vokalbereich Messen, Motetten und Psalm- form mit charakteristischem Kopfmotiv und Wieder- vertonungen zählen, flankiert durch eine bedeutende holungspassagen. Bei der Canzone, anfangs vor allem Madrigalproduktion. Bis auf das Erscheinen von Wer- der Ensemble-Canzone, löst man sich zunehmend von ken in diversen Anthologien, sind seine Publikatio- der Vokalvorlage und komponiert Canzon da sonar, nen vor allem in Venedig im Druck herausgekommen. Canzon francese oder Aria francese z. B. dann als Gat- Andrea braucht sich qualitativ nicht hinter seinem tung für Tasteninstrument mit einer gewissen Reminis- berühmteren Neffen zu verstecken. Für vieles war er zenz an eine mögliche Vorlage. Gerade die sechs spä- Vorbild, prägte bereits die Polychorie, brachte die Inst- ten Drucke Andrea Gabrielis, zwischen 1593 und 1605 rumentalmusik voran. Auch er könnte sich gut das Attri- posthum bei Gardano in Venedig erschienen, bringen but »tedescho« verdienen, denn viele seiner Werke, ver- neue Aspekte des Instrumentalrepertoires, darunter sog. breitet durch die deutschen Schüler Gregor Aichinger Ricercari ariosi (1605), Canzon ariosa (1596) oder eine und Hans Leo Hassler, kursierten noch lange innerhalb Fantasia allegra (1596). Deutschlands und hatten Vorbildfunktion. Es gab viele Am Ende des 16. Jahrhunderts durchdringen sich Nachdrucke seiner Werke und auch noch Abschriften manche Formen mehr und mehr, die Gattungstermini des frühen 17. Jahrhunderts. Schon ein bedeutender verschwimmen und nähren so die Ambivalenz des Teil des Œuvres wurde nach dem Tod durch den Nef- Erscheinungsbildes. Wie eigenständig ist ein Stück tat- fen Giovanni Gabrieli postum herausgebracht, zum Teil sächlich, auch wenn es im Titel noch auf eine Vorlage in Individualdrucken Gabrielis aber auch in gemischten
WESER-RENAISSANCE Bremen Manfred Cordes Das Ensemble WESER-RENAISSANCE Bremen gehört Manfred Cordes studierte Schul- und Kirchenmusik, zu den international renommierten Ensembles für die Klassische Philologie und Gesangspädagogik in Han- Musik des 16. und 17. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der nover und Berlin. Nach dem Studium folgte eine Gast- Arbeit steht das Repertoire zwischen Josquin Desprez dozentur für Musiktheorie in Groningen (Niederlande). und Dieterich Buxtehude. Seit 1985 in Bremen, übernahm Cordes das Vokal- Mit immer wieder neuen Entdeckungen musikali- ensemble des Forums Alte Musik Bremen und begann scher Schätze ist das Ensemble gern gesehener Gast mit ihm eine umfangreiche Konzerttätigkeit. Durch noch auf den bedeutenden Festivals für Alte Musik und hat weitergehende Spezialisierung auf das Repertoire des eine beeindruckende Anzahl von CD-Einspielungen 16. und 17. Jahrhunderts sowie durch das Hinzuziehen vorgelegt, die von der Fachwelt enthusiastisch aufge historischer Instrumente wurde 1993 das Ensemble nommen wurden. WESER-RENAISSANCE Bremen gebildet. Die Besetzung des Ensembles ist sehr variabel Cordes versteht sich als Mittler zwischen Musik- und allein auf die optimale Darstellung des jeweiligen wissenschaft und musikalischer Praxis und war 1986 Repertoires ausgerichtet. Neben international gefragten an der Gründung der Akademie für Alte Musik Bre- Gesangssolisten werden hochspezialisierte Instrumen- men beteiligt. 1991 wurde er promoviert mit einer Arbeit talisten für die Originalinstrumente der jeweiligen Epo- über den Zusammenhang von Tonart und Affekt in der che verpflichtet. Ziel ist die lebendige und zugleich Musik der Renaissance und 1994 als Professor (Musik- musikologisch einwandfreie Wiedergabe der Werke theorie, Kontrapunkt und Ensemble) an die Hochschule aus Renaissance und Frühbarock. für Künste Bremen berufen. Dort leitete er als Dekan Im 25. Jahr seines Bestehens blickt WESER-RENAIS- von 1996 bis 2005 den Fachbereich Musik den Fach- SANCE auf eine stolze Zahl ausgewählter Konzert- und bereich Musik und war von 2007 bis 2012 Rektor der CD-Programme, internationaler Einladungen und pro- Hochschule. minenter Auftritte zurück. Er engagiert sich in der Institutsleitung des Arp-Schnitger-Instituts für Orgel und Orgelbau und ist Gründer und künstlerischer Leiter des Europäischen Hanse-Ensembles, das sich insbesondere der Förde- rung des musikalischen Nachwuchses widmet.
WESER-RENAISSANCE Bremen © Foppe Schut
“ Venetia città nobilissima et singolare” adorns friezes, he was put on coins, seals and passion mainland, the terra ferma, the condottieri and their mer- banners, and is seen as visible sculptures throughout the cenaries annexed many cities including Padua, Brescia, Swamps, brackish water, ponds, and lots of islands island empire as well as later possessions of the Vene- Bergamo, and Ravenna in the first half of the 15th centu- in the lagoon at the northern end of the Mare Adriat- tian mainland. The lion (on the flyer) depicted by Car- ry. These mainland possessions were above all impor- icum. And despite this or even because of it, people in paccio clearly shows the city’s stance: two of the ani- tant for the food supply, since otherwise there was no the time of mass migration sought protection here, not mal’s paws are in water and the other are (imperialisti- landmass available for agriculture. It is the time of the only temporarily, but to settle down. Over the centuries, cally) on land – Venice as the ruler of Stato da Mar and greatest territorial expansion of the Venetian Republic. they shaped their surroundings – draining, filling in, and Stato da Terra. In May of 1453, Constantinople was taken by the building their homes on stilts. A community developed Turks under the leadership of Sultan Mehmed II. in safety and isolation, and grew politically, social- The war of the League of Cambrai (France, Aragon, ly and economically into a world power. Venice was “Mundus alter” Hungary, England, the Papal States and the emperor) part of the Byzantine Empire. The patriarch, the head inflicted great losses on Venice at the Battle of Agnadel- of the high clergy, had his residence far from the set- Soon, the dominant position Venice had over adjacent lo in 1509, which were already almost all regained by tlement for a long time. The capital of the empire, Con- areas became important, above all to secure its trade 1517! stantinople, was far away, but set the tone in the back- position. Privileges helped, but there were also frequent ground. Venice became independent. For the first time, military conflicts and coalitions necessary. These were in the 7th century, a Dux, the Italian doge, was cho- forged only to be broken. Charles the Great was an “Felici d’Adria” sen as the leader of the island empire of Venice. In 811, adversary, but also the back and forth with Genoa, an the seat of the Venetian doge was relocated to Rialto obstinate competitor, and the untiring Ottomans. Venice Andrea Gabrieli, according to conclusions drawn from (Rivus altus, or “high shore”). The heart of the rising com- was a hub of trade between East and West with guar- the death registry, was born into this Venice in 1532 mercial metropolis manifested not far from the political anteed staple rights and transfer rights. The city became or 1533. The suffix “da Cannareggio” is often written, and ecclesiastical centres of power. Due to its wetlands, colourful, cosmopolitan and wealthy. Already Petrarca meaning the quarter north of the Canal Grande, whose Venice was not built upon ruins or important ancient named it Mundus alter and was fascinated by its oth- name clearly refers to its once swampy foundation. It is sites like other Italian cities. Aristocratic legitimacy was erness. still comprised of 33 islands today! Andrea’s family were needed for its further expansion and self-confident pub- Venice also participated in the Fourth Crusade and members of the S. Geremia parish. After his father’s lic image, and so the legend was created that Venice was granted the right to determine the route, since the death, he was regarded as the head of the remaining was born as it emerged from the water as a coagula- republic was the leading supplier of the undertaking. family and as a result, he was also responsible for his tion of wet elements. This is also celebrated during the In 1204, Constantinople was conquered and horribly nephew Giovanni Gabrieli. Andrea is documented as Senza festival. Also, St. Mark was selected as the state’s plundered, which earned the ruling ancient doge of the having been the organist in his home parish from 1555 to emblem and patron protector in 829, and the evange- republic, Enrico Dandolo, the title “Dominator quatre 1557. Andrea unsuccessfully applied for an organ posi- list’s relics were then “translocated” from Alexandria to partis et dimidie totius imperii Romaniae”. tion at S. Marco after the death of organist Girolamo Venice. This mixture of construct, calculation, diploma- From 1347–48, the Great Plague decimated near- Parabosco. This failure moved him to leave the repub- cy and military might made the republic thrive. St. Mark ly half of the population, and other regions were not lic. The reason why he eventually stayed is not entirely more or less replaced the former patron saint Theodor. spared either. clear, but it is documented that he had contact to Orlan- From then on, he became one of the hallmarks of the Already by the end of the 14th century, the republic do di Lasso. They may have met in Italy, but definitely as city and was indispensable to the political system. He had many colonies in Greece and in the Aegean. On the part of the entourage of the coronation of Maximilian
II on the way to Frankfurt and probably also a time lat- who very visibly integrated their trophies into their city his musical activities. Of course he performed in church er in the milieu of Duke Albrecht V of Munich. There, both indoors and out. The spoils were used throughout during mass and accompanied ceremonies, but it was Lasso was later employed as a singer and then as an the entire city and were regarded as the expression of also documented that he took part in a keyboard instru- important conductor from 1563 until his death in 1594. wealth and the lagoon city’s superior power. Enamels ment competition against his colleague Claudio Meru- Andrea returned to Venice in 1566 at the latest, because and mosaics reflect the light and contribute to the espe- lo in the church. He obtained commissions for sacred he finally received the appointment he had longed for – cially magnificent ambient of the city. In the interior of and secular compositions and was very active on many as one of the organists at S. Marco, complete with trav- S. Marco, you can see numerous galleries that were diverse occasions, not only as a soloist, but also togeth- el expenses and salary! chosen as performance venues for orchestral music. er with the growing ensemble of wind players, which Since the 14th century, there have been two organs in was later expanded to include strings. Splendid sounds the church, built decades apart and constructed by dif- were possible, and the instrumentation and richness in “Commune Veneciarum” ferent organ builders. colour all the way to multiple choirs was expanding. Andrea was also active on terra ferma with commis- The church of San Marco is part of a complex of build- sions in Verona and Vicenza. In Venice, music is rec- ings. Landing at Bacino di S. Marco, the main port, and “Istrumenti da tasti” ognised as an indispensable means of representation entering the piazzetta, arrivals are greeted and protect- and entertainment. Every saint’s holiday, large church ed by the two columns of St. Theodor and the lions of Organs of that time had one manual and the pedals rite or political event became a festival. There were Mark (already depicted as winged beings of the apoc- connected to the manual had 12–17 keys. This coupling public celebrations and processions in the city centre alypse) upon entering. Going past the palazzo ducale, meant that there was no independent register for the on St. Mark’s Square and masses were celebrated in a unique and magnificent sight awaits. The Campani- pedals, it could only “play along”. The facades were churches and scuole of the city. Music was a part of it, le, almost 100 m high, on the left, and the church of San mostly rather flat and not curved. The organ work was an indispensable component, as several events docu- Marco on the right. The political and religious life of the often organised into five different groups of pipes. These ment. On 17 days during the year, the andate in tron- serenissima is focused here on St. Mark’s Square. This organs had an average of nine registers. The pipes fo takes place. The exultation takes place above all in space is staged to have the effect of the flagship of the were open without exception, and the air pressure was the form of solemn processions. These activities are on city. Connected by the merceria not far away, you can described as being quite low. This type of organ with its feast days divided throughout the year, which include get to Rialto, the commercial and financial centre of sound disposition was mandatory for Italian organs by December 25 and 26. The doge with his Signoria, proc- the metropolis – everything close together and impres- the 16th century at the latest and often continued until urators, senators, canons and ministers walk forward sively beautiful. Since the doge had both secular and the 19th century. solemnly bearing the ruler’s insignia and along with the ecclesiastical functions, San Marco was regarded as wind players of San Marco. Not to be forgotten are his church. The musicians he employed also played in the moveable feast days like Easter Sunday, Octave of both important functions and were responsible for both “Andate in Trionfo” Easter, Ascension and the Feast of Corpus Christi. Anni- sacred ceremonial duties as well as secular matters. versaries of historical events were connected to venera- Construction began on the Basilica S. Marco in During Andrea’s time, the maestro di cappella was the tion of the relevant saint and became increasingly exor- the 9th century with the Byzantine Empire in mind and composer and important theorist Gioseffo Zarlino, who bitant. The recapture of Padua in 1509 was celebrated was modelled accordingly after the orthodox church- was appointed shortly before him and was his superi- together with the feast of Santa Maria on 17 July, and es there. It was altered several times, above all after or during his time at S. Marco. As an organist, Andrea the victorious battle for Lepanto on 7 October was cel- the plundering of Constantinople by the Venetians, Gabrieli likely enjoyed a certain amount of freedom in ebrated together with the veneration of Saint Giustina.
“Benedictus Dominus Deus” “Il glorioso Henrico” “Sponsalizio del Mare” Already starting in 1570, work in the Venetian armoury This year also marked the inaugural visit of Henry III The Senza festival, for short, can be traced back to the was at full speed. 100 galleys were built within two from France. He was hardly proclaimed successor to the presence of Pope Alexander III in 1177 on the occasion months, since war with the Turks was imminent. An alli- throne in June when Venice inquired and requested a of the Peace of Venice. He gave a golden ring to the ance between Papal forces, Spain and Venice formed. formal visit. The king’s path from Poland to Reims, where republic. Out of this originally simple ceremony, the Cyprus, the Venetian possession, was the actual issue, his coronation to become the French king was to take city, as so often throughout its history, developed exu- but the advance of the Ottomans had to be put in check. place in February, was orchestrated as via triumpha- berant festivals that went down in history. Various peo- The town of Lepanto, actually the Greek Naupaktos at lis. However, this was interesting to both sides, because ple and groups participate in the transfer of the sen- the mouth of the Gulf of Corinth was in their sights. In 1571, Venice, eschewing no expenditure, seized its opportu- za, which was quasi staged and choreographed, thus there was a great event involving Venice that was doc- nity to enhance its public image. The splendour and def- increasing its importance. The state’s founding was con- umented in numerous very large-scale paintings (like erence with which Henry III was received also reflected nected to the rise of Christ by celebrating it on Ascen- those of Jacopo Tintoretto of 1571 and Andrea Vicenti- favourably on the city. This representation also benefited sion Day, the moveable Christian holiday. The elements no of 1595). The League won the battle. Although they the Serenissima. Within ten days in July, the full program of water, earth and wind were incorporated into a total were smaller in number, their galleys were equipped was cranked up. Temporary buildings were staged and work of art. The doge climbed aboard his marvellous with artillery shells. Afterwards, there was a three-day the patriarch was in attendance. A throne was built on craft (first mentioned in 1253), the Bucintoro. Togeth- celebration. The guild of textile merchants decorated the the stern of the splendid ship of the doge, the red and er with him were his signoria and – very important for Rialto Bridge with marquees and lighting for the occa- gold Bucintoro, so that the king could enjoy the fantastic propaganda – foreign emissaries during the event. sion, and the sides were decked out with valuable mate- panorama better. The palazzi were festively illuminated; The state galley sailed towards the Lido, the elongated rials. A Te Deum with organ accompaniment empha- the potentates were entertained with regattas, theatre island upstream. Madrigals or also motets were sung sised the importance of the event. This victory became performances, concerts, balls and banquettes! There by singers of the Capella during the journey. Innumera- an annual celebration and strengthened the prestige of was almost constant music. In addition, the importance ble magnificently decorated boats followed and made the lagoon city. Compositions written for this magnifi- of the visit was underscored by solemn, long, and con- the sea thick with ships. Near the island Sant’Elena, they cent event served as state propaganda. Three composi- tinuous sounding of the bells, fireworks and gun salutes. came upon a smaller version of the bucintoro, the piat- tions were performed as accompanying music on move- A correspondent of the spectacle mentions a Te Deum in ta, where the patriarch and clergy were waiting. Before able platforms, for example during the Mascherata of San Marco by the “due famosi organi, suonati da due the doge and his entourage sail to the open Adriat- 1572, which were taken around the streets to St. Mark’s piu famosi organisti Claudio Merulo da Correggio, et ic Sea, the patriarch came on board to bless both the Square for the commemoration. The Fondaco dei Tede- Andrea Gabrieli Vinitiano a far dolcissimo concento . . .” doge and his signoria and afterwards the sea with holy schi, an organisation of German merchants in Venice, Andrea Gabrieli was not involved in organizing the water. After travelling through the strait of S. Nicolò, the celebrated the sensational event in 1571 with fireworks festivities, but two of his compositions are specifically doge threw the golden ring into the water with the sol- and music. mentioned – the madrigals “Hor che nel suo bel seno” emn words, “We are wedded to the sea as a sign of our In 1574, the Duke of Wittelsberg, Wilhelm V, likely and (. . .) “Ecco Vinegia bella“. Both pieces were con- true and eternal dominion.” They would then go togeth- at Lasso’s recommendation, tried to recruit Andrea for ceived for outdoor performance and in all probability er to the Church S. Nicolò, whose patron saint protects the Bavarian Court Orchestra, but he remained true to were performed on the pontoon before the Casa Fosc- seafarers and they celebrated a mass together. After- Venice. ari, Henry’s residence. These pieces for large ensemble wards, there was a great banquet in the doge’s palace appear again in the 1587 collection of “Concerti“. without the patriarch. The proceedings are described
in Ritum ecclesiasticorum, issued in 1564. The Venetian (. . .) sopra li chori della tragedia di Edippo tiranno” to the Christmas day on 25 December. The Venetian rituals painter Canaletto fittingly painted the motif as a view or the opening of the theatre built by Andrea Palladio in had certain deviations from the Roman rites, which can vedute in 1734. In addition, a two-week market would Vicenza. The work by Sophocles in the translation of be heard in the multi-voiced compositional style. Just as take place around the event. The Serenissima was full Orsatto Giustiniani was performed for the first time in back then, the organist, today Edoardo Belotto, would of goods and brimming with abundance and colours. March 1585. The partbooks were printed in 1588. More- provide his own arrangement in the form of an intabu- Of course there was great attention placed on the over, it is known that a part of the comprehensive mad- lation on these motets. Not only was this genre chosen name day of St. Mark, which is opulently celebrated on rigal output of Andrea Gabrieli was not only used at as the basis for improvisation in the 16th century, musi- 25 April. All of the finely decorated scuole participated official government events, but was also performed as cians were also fond of madrigals and chansons, which in the great procession to honour the patron saint, first staged works in the doge’s palace. they also condensed and adapted to keyboard instru- and foremost the Scuola di San Marco and naturally the Another outbreak of the plague decimated the pop- ments (and also lutes). In secular music, there were pop- doge. Motets like “Deus, qui beatum Marcum”, which ulation from 1575 to 1577. One of the many fires in the ular pieces arranged by various composers – includ- Gabrieli set to music several times, are components of city affected the conference room of the Great Coun- ing the Venetians of the time. French vocal pieces were the solemn mass on this day in the church of S. Marco cil in the doge’s palace in 1577, a disastrous event. Long especially popular. Thanks to their publication in France, and also at the enthronement of the doge. construction times were necessary to make the build- they were also distributed throughout Italy. These chan- Psalms of repent such as the setting of “Domine, ne ing even more magnificent. Important Venetian paint- sons became independent from the vocal model and in furore tuo”, which are included in the composer’s col- ers including Veronese and Tintoretto and son took part. generated an instrumental form with characteristic ini- lection of 1583 (on a side note, the printing of the col- tial motifs and repeated passages. The Canzon, initially lections of “Psalmi Davidis poenitentiales” of Andrea above all the Ensemble-Canzon, increasingly diverged Gabrieli and Orlando di Lasso are only one year apart), . . . “tum omnis generis instrumentis . . .” from the vocal model and genres such as Canzon da are used during Lent. sonar, Canzon francese or Aria francese were com- This was the time that instrumental music became further posed for keyboard instruments with a certain remi- established and solutions for this specific idiom were niscence of the model. Especially the six late prints by “O agapimu glicchimu” honed. Gabrieli composed pieces for specific use in Andrea Gabrieli, published posthumously between 1593 ecclesiastical rites and also standard forms that devel- and 1605 by Gardano in Venice, bring new aspects to It is documented that Andrea Gabrieli also had access oped in the course of the 16th century. Among his litur- the instrumental repertoire, among others the so-called to theatre performances and specifically the Comme- gical organ works are diverse intonazioni, which were Ricercari ariosi (1605), Canzon ariosa (1596) and a Fan- dia dell’Arte. The incredibly versatile Antonio Molino, short, almost improvised pieces grouped according to tasia allegra (1596). whose artist’s name was Manoli Blessi, was an actor mode. The versette, miniature forms included in three At the end of the 16th century, some forms became with a predilection for the vernacular and dialects. He masses, were similarly aphoristic. He composed sacred more and more pervasive. The terminology of genres contacted the musician and they started collaborating. sung motets, whose sound were increasingly expanded became blurred and fed the ambivalence of typecast- Manoli wrote the texts and Gabrieli set them to music. using wind instruments. They also found their place figu- ing. How separate can a piece actually be if its title still He had the compositions of the three-part Gregesche et ratively as a basis for arrangements for organ. The four- refers to a model? Is a composition without thematic Iustiniane printed in 1571; parts were already published voice composition “Angelus ad pastores ait ” is one such anticipation in the title free, or is it just a paraphrase, in Molino’s collection in 1564, in which six of Gabrieli’s motet which originally had a Gregorian liturgical use or does it only use its mannerisms? Gabrieli not only compositions appeared next to various pieces of Vene- at daybreak, and after two verses from the Gospel of achieved outstanding results in this area, but also in the tian masters. Gabrieli contributed “IV Chori in musica Luke for laudes ad nonam, a third antiphon was used for autonomous field of toccatas (when they do not show
an interest in a liaison with a chanson) with his spa- The WESER-RENAISSANCE Bremen Manfred Cordes cious continuous passaggi, a change from homopho- nic sections and decorated clichés. Gabrieli already The WESER-RENAISSANCE Ensemble numbers among Manfred Cordes studied music education, sacred music, published his first collection Cantiones sacrae in Venice the renowned ensembles specializing in the music of the classical philology, and voice teaching in Hanover and in 1565. Two motets of homage in a collection of 1568 sixteenth and seventeenth centuries. The repertoire from Berlin. After his studies he served as a visiting instructor printed for the House of Habsburg show his early mas- Josquin Desprez to Dieterich Buxtehude forms the focus in music theory in Groningen in the Netherlands. In Bre- tery and his stylistic connection to Orlando di Lasso. His of its work. men since 1985, Cordes took charge of the vocal ensem- diverse works within the collection “Concerti”, which his The ensemble regularly makes new discoveries ble of the Bremen Early Music Forum and began exten- nephew published for him posthumously, are also out- bringing hidden musical treasures to light. Its work has sive concertizing with it. standing. Just in terms of quantity, Andrea Gabrieli left made it a welcome guest at prestigious early music festi- More extensive specialization in the repertoire of behind a comprehensive oeuvre including sacred mass- vals and is documented by an impressive number of CD the sixteenth and seventeenth centuries and the incorpo- es, motets and psalm settings as wells as a substantial recordings that have met with an enthusiastic response ration of historical instruments led in 1993 to the found- body of madrigals. Until the works appeared in various in the music press. ing of the WESER-RENAISSANCE Bremen, an ensem- anthologies, his publications were above all printed in The makeup of WESER-RENAISSANCE is highly ble that has gone on to become a regular guest at the Venice. Andrea need not hide behind his more famous variable and geared solely toward the optimal presen- leading European early music festivals. The handsome nephew in terms of quality. For many he was a role mod- tation of the particular repertoire. The ensemble calls on number of CDs presented by Manfred Cordes and his el. He had an influence on composing for multiple choirs internationally sought-after vocal soloists and on high- ensemble have met with enthusiastic acclaim in the and furthered instrumental music. He was also able to ly specialized instrumentalists to perform on the orig- music world. earn the attribute “tedescho”, since many of his works, inal instruments from the particular epoch. Its goal is Cordes regards himself as a mediator between distributed by his German pupils Gregor Aichinger the vibrant and musicologically flawless presentation of musicology and musical performance and was involved and Hans Leo Hassler, were long known within Ger- works from the Renaissance and Early Baroque. in the founding of the Bremen Academy of Early Music many and had a role model function. There were many in 1986. He received his doctorate in 1991 with a disser- reprints of his works and also transcripts from the early tation on the connection between key and affect in the 17th century. An important part of his oeuvre was pub- music of the Renaissance and was appointed to a pro- lished posthumously by his nephew Giovanni Gabrieli, fessorship (music theory, counterpoint, and ensemble) including some individual works by Andrea Gabrieli but at the Bremen College of the Arts in 1994. He served as also in compilations of both relatives’ works together. dean of the music faculty there from 1996 to 2005 and Andrea Gabrieli is a part of the great musical entity of was the artistic director of the Heinrich Schutz Interna- Venice, of which his contemporary Francesco Sansovi- tional Festival in Bremen in 2003. Since 2007 until 2012 no so aptly noted, “La Musica hà la sua propria sede he was the college’s president. in questa città”. He is an active member of the executive board of the Arp-Schnitger-Institut für Orgel und Orgelbau and Veronika Greuel the founder and artistic director of the European Hanse Translated by Daniel Costello Ensemble, which focuses its work in particular on the support of young musicians.
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