Multireligiöse Seelsorge - Die Armee öffnet sich - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche

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Multireligiöse Seelsorge - Die Armee öffnet sich - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Nummer 11
29. Mai bis 11. Juni 2021

                            Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau

Multireligiöse Seelsorge
Die Armee öffnet sich
Multireligiöse Seelsorge - Die Armee öffnet sich - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Editorial
    …                                                                             Inhalt

                                                                             3+4       Armeeseelsorge: Diversität im Blick
                                                                                       Die Armee auf dem Weg zu einer multireligiösen Seelsorge

                                                                             5         Thurgau: Ärmere sterben häufiger an Corona
                                                                                       Pastoralkonferenz zu den sozialen Folgen der Pandemie

                             Sarah Stutte                                    6         Thurgau: Um aktueller und spontaner zu sein
                                                                                       Die Jugendzeitschrift IMPULS wird eingestellt

Bis 2003 bezeichnete die Armee ihre Armeeseelsorger

                                                                                                                                                  Bild: Judith Keller
noch als Feldprediger und meinte damit ihre katho-
lischen und evangelischen Militärgeistlichen. Ein
solcher war auch der Luzerner Eduard Herzog (1841–
1924), der während des Deutsch-Französischen Kriegs
im Berner Jura diente. Schon damals war er bestrebt,
ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter Armeeange-
hörigen verschiedenster konfessioneller Herkunft zu
schaffen. Als im Sommer 1870 deutschschweizerische
Truppen zur Grenzbesetzung einrücken mussten, gab
es unter ihnen viele Söhne von Vätern, die einander
zwei Jahrzehnte zuvor im Sonderbundskrieg noch ver-
feindet gegenübergestanden hatten. Herzog rief des-                          7         Schaffhausen: Die (Un)Vergänglichkeit von Gräbern
halb alle Armeeangehörigen dazu auf, ihre kulturellen,                                 Eine archäologische Sonderausstellung in Schaffhausen
religiösen und mentalitätsbedingten Differenzen zu-
rückzustellen, um in der Einheit die Stärke zu finden.                       8         Gedankenimpuls von Heraklit von Ephesus

                                                                                                                                  TUELLEN
2019 schrieb der Berner Religionsexperte und Berater                                                                      D DER AK
für Religionspolitik und Religionsdiversität, Dr. Matthias                                                       AUFGRUN TE DIE WEBSEITEN
                                                                                                                         BIT
Inniger, in der Internationale Kirchliche Zeitschrift (IKZ),
                                                                             PFARREIMITTEILUNGEN               SITUATION REIEN BEACHTEN!
                                                                                                                  DER PFAR
dass «dieses ökumenische Miteinander in der Armee-
seelsorge im 19. Jahrhundert eine Pionierleistung war,                       9         Den Glauben feiern:
die so kurz nach den massiven Spannungen zwischen                                      Gottesdienste und Gedanken zum Sonntag
katholischen und protestantischen Kantonen im Son-
derbundskrieg (1847) der ökumenischen Zusammen-                              10        Thurgau: Den Gärten die Seele zurückgeben
arbeit in Pfarreien, Kirchgemeinden und Kantonal-                                      Mehr über Biodiversität erfahren
kirchen um Jahrzehnte voraus war».

                                                                                                                                                  Bild: Romina Monferrini
Bis heute hat sich unsere Religionslandschaft stark
verändert, auch die Religionsvielfalt innerhalb der
Armee ist gewachsen. Diese Entwicklung hat die Frage
danach, wie sich möglichst alle Armeeangehörigen an-
gemessen betreut fühlen können, nochmals stärker
ins Zentrum gerückt, da in einigen Situationen eine
glaubensspezifische Armeeseelsorge notwendig ist.
Zuletzt wurden deshalb auch Armeeseelsorger mit
christkatholischem Hintergrund in den Dienst genom-
men. Der Weg hin zu einer tatsächlich multireligiösen
Armeeseelsorge scheint nun mit der Bereitschaft, auch
Seelsorgekräfte mit muslimischem sowie jüdischem                             10+11 Kirche ohne Grenzen: Loretto auch in der Schweiz
Hintergrund auszubilden, geebnet. Ein Schritt in die                               Eucharistisch – Charismatisch – Marianisch
Zukunft und zu einem friedlichen Zusammenleben von
Armeeangehörigen verschiedener Religionsgemein-                              12        Schaffhausen: Der schönste Beruf
schaften im Geiste Eduard Herzogs.                                                     Erinnerungen an Pater Peter Traub

                                                                             12        News

                                                                             13        Aus dem Bistum · Thurgau · Inserat

                                                                             14+15 Tipps aus der Redaktion: Veranstaltungen und Medien

                                                                             16        Cartoon & Zum Schluss
Titelbild: Kameradschaft der Armeeselsorger. In der Mitte: Josef Bernadic.
Bild: © Josef Bernadic

2   forumKirche | 11-2021
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Armeeseelsorge

Diversität im Blick
Die Armee auf dem Weg zu einer multireligiösen Seelsorge                                                                 TGEISCTHICEHLTE
Die Armee will, dass sich die Armee-           tieren. Zudem bringen sie bereits militäri-
seelsorge künftig anderen Konfessionen         sche Erfahrung mit oder sind bereit, sich
öffnet. Dazu hat sie die Grundlagen            diese anzueignen. In den Wochen der Aus-
geschaffen, dass neben katholischen,           bildung werden sie in verschiedenen Mo-
reformierten, christkatholischen und frei-     dulen beispielsweise in der Gesprächs-
kirchlichen Seelsorger*innen neu auch          führung geschult und ihnen wird vermittelt,
Armeeseelsorger*innen mit muslimi-             was im speziellen Setting Militär seelsorg-
schem und jüdischem Hintergrund ihren          liche Begleitung überhaupt bedeutet. «Im
Dienst leisten können.                         Spital oder im Gefängnis gehen die Seel-
                                               sorger*innen primär zu Einzelpersonen,
«Unsere Gesellschaft wird immer diverser       die Armeeseelsorgenden nehmen aber oft
und die Armee ist in gewisser Hinsicht ein     auch Aufgaben zugunsten des Kollektivs
Spiegelbild davon. Obwohl sich nicht alle      wahr, beispielsweise Ansprachen bei einer
Bevölkerungsgruppen im Militärdienst           Beförderungsfeier oder einen Feldbesuch
wiederfinden, ist er trotzdem ein bunter       und suchen niederschwellige Begegnungs-
Schmelztiegel von Menschen», sagt Stefan       möglichkeiten», führt Stefan Junger aus.
Junger, der seit 2014 Chef der Armeeseel-      Da man generell in der Armeeseelsorge
sorge ist. Diese Entwicklung zu mehr Viel-     immer auf Nachwuchssuche sei, ist das
falt sollte deshalb seiner Meinung nach        oberste Ziel, in erster Linie gute künftige
auch in der seelsorgerlichen Betreuung         Armeeseelsorger*innen zu finden, die
der Armeeangehörigen zum Ausdruck kom-         einen breiten konfessionellen Hintergrund
men, weshalb die Armee will, dass sich         mit bringen und diesen bei Bedarf ein-
die Armeeseelsorge auch für nichtchristli-     setzen können. «Die Anliegen der Armee-
che Religionsgemeinschaften öffnet. Aus        angehörigen an die Armeeseelsorge sind
diesem Grund ist sie nun zwei weitere          extrem vielfältig und mitunter auch reli-
Partnerschaften eingegangen. Zum einen         giöser Natur. Dass der Anteil muslimischer
mit dem grössten muslimischen Verband          Angehöriger der Armee in den letzten
des Landes, der Föderation Islamischer         Jahren zugenommen hat, provoziert auch
Dachorganisationen (FIDS) sowie dem            vermehrt konkrete Fragestellungen, wie        Stefan Junger, Chef der Armeeseelsorge
Schweizerischen Israelitischen Gemeinde-       beispielsweise kürzlich zum Fastenmonat       seit 2014.
bund (SIG), der eine Mehrheit der jüdi-        Ramadan und wie dieser mit dem militäri-
schen Gemeinden in der Schweiz reprä-          schen Alltag in Einklang gebracht werden
sentiert. «Wir sehen darin die Chance,         kann. Bisher haben wir bei solchen Anfra-     stülpen. Im Fokus stehe immer die Per-
dass uns die Organisationen geeignete          gen einen externen Rat hinzugezogen. Das      son, die ein Bedürfnis habe, völlig un-
Kandidat*innen vorschlagen, die wir nach       macht uns aber nicht sehr glaubwürdig»,       abhängig davon, was der*die Armeeseel-
einem standardisierten Prüfverfahren           meint Junger. Auch aus diesem Grund sei       sorger*in selbst für richtig und wahr
aufnehmen, ausbilden und danach als            es wichtig, die Armeeseelsorge so aufzu-      empfinde. «Die Kunst besteht darin, dem
Offiziere bei den Truppen einsetzen kön-       stellen, dass sie der Breite der Bedürf-      Anliegen Raum zu geben und gemeinsam
nen», erklärt Stefan Junger.                   nisse bestmöglich gerecht werde.              nach der besten Lösung zu suchen», er-
                                                                                             klärt Stefan Junger. Das sieht auch der
Bedürfnissen gerecht werden                    Eigene Verwurzelung wichtig                   Horgner Seelsorger und Diakon Josef
Wie schnell dies realisiert werden könne,      Obwohl sich die Armeeseelsorger*innen         Bernadic so, der seit 2001 als Armeeseel-
hänge von der FIDS und dem SIG ab, sagt        um alle Soldaten kümmern, unabhängig          sorger mit katholischem Hintergrund auf
der oberste Armeeseelsorger. Er kann sich      von deren Konfession und Glauben, findet      verschiedenen Waffenplätzen tätig war.
vorstellen, dass muslimische oder jüdi-        Stefan Junger es nach wie vor essenziell,     «Missionieren geht nicht. Das ist nicht
sche Seelsorger*innen schon den Ausbil-        dass die Seelsorger*innen selbst sich ei-     meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es,
dungslehrgang im nächsten Jahr besuchen        ner Religion zugehörig fühlen und persön-     dem Menschen, der mir mit einem An-
könnten. Das gemeinsame Seelsorgever-          lich sowie institutionell verwurzelt sind.    liegen entgegentritt, gegenüber offen
ständnis wird durch die Grundanforderun-       «Es ist wichtig, eine eigene Verwurzelung     zu sein», sagt der Jakobsoffizier Bernadic
gen gewährleistet und in der dreiwöchigen      zu haben. Nur so kann man seinem              (forumKirche 18/2019). Für ihn ist die
Ausbildung gefestigt. Der freiwillige Dienst   Gegenüber ehrlich vermitteln, dass man        Armeeseelsorge eine Art «Geh-Hin-Kirche».
in der Armeeseelsorge setzt voraus, dass       die Hoffnung und Zuversicht aus diesen        «Wir kommen zu den Berufs- und Miliz-
die Anwärter*innen einen seelsorger-           Wurzeln zieht und ihm dadurch Kraft           soldaten, weshalb die Begegnungen und
lichen und theologischen Hintergrund mit-      schenken», ist der Chef der Armeeseel-        Gespräche oft auch an ungewöhnlichen
bringen, über Selbst- und Sozialkompetenz      sorge überzeugt. Die persönliche Ansicht      Orten stattfinden, beispielsweise im
verfügen und die Prinzipien sowie die          dürfe man dem*der Armeeangehörigen            Speisesaal oder am Schiessstand. Armee-
Arbeitsweise der Armeeseelsorge akzep-         aber im vertraulichen Gespräch nicht über-                          (Fortsetzung nächste Seite)

                                                                                                                forumKirche | 11-2021       3
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Armeeseelsorge

(Fortsetzung von Seite 3)

                                                                                                                                                Bild: zVg
seelsorger*innen werden aber auch im
Ausland eingesetzt und begleiten etwa die
Swisscoy im Kosovo. Der grosse Unter-
schied zur Pfarreiseelsorge ist auch der,
dass sich das militärische Umfeld ständig
wandelt und neue Rekruten, Unteroffiziere
und Offiziere hinzukommen», erzählt
Bernadic. Seine Arbeit beschreibt er mit
den Worten «Begleitung» und «Vertrauen».
Das grosse Plus eines Armeeseelsorgers
sei zudem, dass er Zeit habe. Zeit zum
Zuhören, zum Reden, aber auch zum Mit-
lachen, wenn die Soldaten in einer geselli-
gen Runde zusammensitzen würden. «Man
ist einfach für sie da. An den guten Tagen,
wenn sie Erfolgserlebnisse teilen wollen,
aber natürlich auch dann, wenn sie Proble-
me und Sorgen haben», berichtet Josef
Bernadic. Oftmals, meint der Armeeseel-
sorger, würden die Soldaten ganz spontan
erzählen, was sie beschäftigt. Von indivi-
duell empfundenen Leerläufen bei mili-
tärischen Übungen über den grossen Er-
wartungs- und Leistungsdruck, den sie
spüren, bis zum persönlichen Familien-
und Berufsleben, das sie nicht einfach vor
der Kasernentüre ablegen können.

Die Trauer annehmen
«Die Soldaten sind Teil einer Schicksals-
gemeinschaft und der Armeeseelsorger
muss sensibel genug sein, um ihr Anlie-        Josef Bernadic, Armeeseelsorger mit katholischem Hintergrund, der auf verschiedenen
gen aufzunehmen und zu analysieren». Als       Waffenplätzen tätig war.
solcher hat Josef Bernadic selbst schon
schwierige Momente durchlebt. «Während
eines Wiederholungskurses im Kanton Uri        was gibt ein*eine Armeeseelsorger*in jun-        delt hat und wir heute eine Vielzahl von
starb ein höherer Offizier. Am Abend zuvor     gen Soldaten mit auf den Weg, die in Aus-        Konfessionen haben, die man in den Blick
hatte er mir noch strahlend von seinen         übung ihres Militärdienstes mit herausfor-       nehmen muss». Es sei wichtig, dass
zwei kleinen Kindern erzählt, die sich im-     dernden Situationen konfrontiert werden?         sowohl der ökumenische wie auch der
mer freuen würden, wenn er nach Hause          «Als Armeeseelsorger musste ich im Falle         interreligiöse Dialog gepflegt werde. Nach
komme. Am nächsten Morgen haben wir            des verstorbenen höheren Offiziers auch          seiner Einschätzung bleibe jedoch abzu-
ihn dann in der Zivilschutzanlage tot auf-     mit der Trauer der ganzen Einheit umge-          warten, wie viele muslimische und jüdi-
gefunden», erzählt er. Die Überbringung        hen, die diesem unterstand. Der Tod ge-          sche Anwärter*innen tatsächlich in den
dieser Nachricht an die Frau und die Kin-      hört zum Leben und sollte kein Tabuthema         Armeeseelsorge-Dienst eintreten würden.
der sei keine einfache Aufgabe gewesen.        sein. Doch für einen jungen Menschen ist         Stefan Junger meint auf die Frage, ob die
Das bewege einen. Auch müsse man ak-           das natürlich schwierig, weil er sein gan-       Armee mit einer multireligiösen Seelsorge
zeptieren, dass die Familie vielleicht keine   zes Leben noch vor sich hat und dann die-        auch eine Vorreiterrolle in Bezug auf Diver-
militärische Trauerfeier möchte, weil der      se Bilder in seinem Kopf irgendwie verar-        sität im öffentlichen Leben insgesamt ein-
geliebte Mensch genau hier zu Tode kam.        beiten muss. Als Seelsorger muss man             nehme: «Das wäre sicher schön, ist aber
Solche belastenden Erfahrungen versuche        die Trauer der betroffenen Soldaten in           nicht die Motivation. Darüber hinaus gibt
er aufzufangen, das Gebet sei wichtig,         jenen Augenblicken annehmen», erzählt            es, bezogen auf die Spital- oder Gefängnis-
dass man sich zurückziehe und die Sorgen       Bernadic.                                        seelsorge ähnliche Überlegungen. Die Ar-
auch in andere Hände lege. «Hilfreich ist                                                       mee muss am Schluss für ihre eigenen
für mich ebenso das Gespräch mit den           Den interreligiösen Dialog pflegen               Rahmenbedingungen die besten Lösungen
Kameraden und die Frage danach, wie sie        Josef Bernadic unterstützt die Öffnung der       finden.»
in bestimmten Situationen reagiert haben       Armeeseelsorge für andere Konfessionen,
oder hätten», sagt Josef Bernadic. Und         da «sich die religiöse Landschaft gewan-                                          Sarah Stutte

4   forumKirche | 11-2021
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Thurgau

Ärmere sterben häufiger an Corona
Pastoralkonferenz zu den sozialen Folgen der Pandemie

Wie hat sich die Corona-Pandemie in              (2003) auf 25,8 Prozent (2019) und einer                                                      einbussen betroffen», führte Odilo Noti
sozialer Hinsicht ausgewirkt? Und wie            Steigerung des BIP im gleichen Zeitraum                                                       weiter aus. Gemäss Schätzungen hätten
gilt es darauf zu reagieren? Diesen Fragen       um ca. 62 Prozent wären für solche Mass-                                                      die untersten Einkommensklassen brutto
gingen die Thurgauer Seelsorger*innen            nahmen ausreichend Mittel zur Verfügung                                                       rund 300 Franken pro Monat weniger zur
in ihrer digitalen Pastoralkonferenz nach.       gestanden.                                                                                    Verfügung gehabt, während obere Lohn-
Odilo Noti, der bis zu seiner Pensionierung      Besorgt äusserte sich der Theologe zur                                                        klassen sogar einen Anstieg von ca. 300
2018 Mitglied der Geschäftsleitung von           Lage in Ländern des globalen Südens. Auf-                                                     Franken verzeichnet hätten.
Caritas Schweiz war, versuchte ein Bild          grund hoher Arbeitslosigkeit und fehlender                                                    Auch aus gesundheitspolitischer Perspekti-
aus nationaler Perspektive zu entwerfen.         Sozialsysteme seien dort grosse Bevölke-                                                      ve hat Covid-19 die Ungleichheit in der
Judith Meier-Inhelder, Leiterin von Caritas      rungsteile durch die Krise in ihrer Existenz                                                  Bevölkerung verschärft. Nach einer Studie
Thurgau, fügte ihre Erfahrungen aus der          bedroht. Zudem würden in diesen Ländern                                                       starben in der Schweiz ärmere Menschen
Arbeit vor Ort hinzu.                            Impfdosen fehlen, 35 von ihnen hätten                                                         häufiger an Corona als wohlhabendere.
                                                 noch gar keine erhalten. Deshalb forderte                                                     Auf den Intensivstationen mussten mehr
Die Corona-Krise führte zum stärksten Wirt-      er, dass sich die Länder des Nordens für                                                      als doppelt so viele Covid-Erkrankte aus
schaftseinbruch seit der Erdölkrise 1975.        kostengünstige und schnelle Impflieferun-                                                     den zehn Prozent der ärmsten Bürger*in-
Gegenüber dem Vorjahr ging das Brutto-           gen stark machen sollen.                                                                      nen behandelt werden als Erkrankte aus
inlandsprodukt (BIP) 2020 um 2,9 Prozent                                                                                                       den zehn Prozent der Reichsten.
zurück. Schätzungen gehen von einem              Bisherige Mängel verschärft
Rückgang von 30 bzw. 15 Milliarden Fran-         Im Blick auf die soziale Situation in der                                                     Mindestlohn einführen
ken in 2020 und 2021 gegenüber einem             Schweiz schickte Odilo Noti voraus, dass                                                      Angesichts dieser Entwicklungen gewinne
ungestörten Verlauf aus. Trotzdem kam die        das Auftreten des Virus viele Mängel ans                                                      das Postulat eines Mindestlohns, das
Schweiz vergleichsweise glimpflich davon.        Tageslicht brachte, die vorher schon da                                                       2014 noch an der Urne abgelehnt worden
«Die Wirtschaft hat weniger gelitten als bei-    waren. So hätte die Arbeitslosigkeit, die                                                     sei, deutlich an Boden, so Noti: «Auch
spielsweise in Österreich, Frankreich oder       durch Corona um 50'000 auf 160'000 Per-                                                       Ökonomen wird bewusst, dass durch einen
Italien», führte Odilo Noti aus. Ökonomen        sonen angestiegen sei, ältere Menschen                                                        Mindestlohn die Kaufkraft gestärkt wird,
würden sogar eine rasche Erholung trotz          und Tieflohnsegmente stärker betroffen.                                                       was für eine wirtschaftliche Erholung not-
mancher Unabwägbarkeiten nicht aus-              Ausserdem hätten sich Prekarisierungs-                                                        wendig ist.» Darüber hinaus forderte er Job-
schliessen.                                      Tendenzen verstärkt. Durch vermehrte Es-                                                      garantien, Unterstützung von Ausbildungs-
Auf diesem Hintergrund übte Noti Kritik          senslieferungen kamen z. B. Kuriere zum                                                       absolvent*innen bei der Stellensuche und
am Vorgehen der Regierung in der zweiten         Einsatz, die oft zu tieferen Löhnen und un-                                                   im Blick auf Sans Papiers die Entkopplung
Welle: «Wir hätten uns konsequentere             sicheren Bedingungen angestellt wurden                                                        des Rechts auf Sozialhilfe von der Aufent-
Massnahmen zum Schutz älterer Men-               als zuvor das Servicepersonal.                                                                haltsbewilligung.
schen leisten können, wollten es aber            «Arbeitnehmer*innen in Tieflohn-Branchen
nicht.» Angesichts der Senkung der Staats-       waren aufgrund von Arbeitslosigkeit und                                                       Gipfel noch nicht erreicht
verschuldung von 46,3 Prozent des BIP            Kurzarbeit überdurchschnittlich von Lohn-                                                     Judith Meier-Inhelder war froh, dass Caritas
                                                                                                                                               Thurgau mit den zur Verfügung stehenden
                                                                                                Bild: © Daniel Kellenberger, Caritas Schweiz

                                                                                                                                               Mitteln «schnell und unbürokratisch» finan-
                                                                                                                                               zielle Unterstützung gewähren konnte: «Wir
                                                                                                                                               haben bis 22. März 35'800 Franken Sofort-
                                                                                                                                               hilfe geleistet.» Sie hätten zum Teil mit
                                                                                                                                               Menschen zu tun gehabt, die von den
                                                                                                                                               Sozialämtern abgewiesen worden seien
                                                                                                                                               oder aus Angst vor Ausweisung oder dem
                                                                                                                                               Verlust des Eigentums keine Sozialhilfe be-
                                                                                                                                               antragt hatten. Für die Sozialpädagogin ist
                                                                                                                                               der Gipfel des Bergs noch nicht erreicht:
                                                                                                                                               «Ich rechne damit, dass nach dem Wegfall
                                                                                                                                               der staatlichen Unterstützungen Ende Juni
                                                                                                                                               die Not noch wachsen wird.» Die teilneh-
                                                                                                                                               menden Seelsorger*innen bat sie, Be-
                                                                                                                                               dürftige auf die Hilfen von Caritas und die
                                                                                                                                               Verantwortlichen der Kirchgemeinden auf
                                                                                                                                               die Möglichkeit der finanziellen Unter-
                                                                                                                                               stützung dieser wichtigen Massnahmen
                                                                                                                                               aufmerksam zu machen.

Es könnte sein, dass der Bedarf an Schuldenberatung durch die Corona-Krise zunimmt.                                                                                          Detlef Kissner

                                                                                                                                                                 forumKirche | 11-2021    5
Multireligiöse Seelsorge - Die Armee öffnet sich - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Thurgau

Um aktueller und spontaner zu sein
Die Jugendzeitschrift IMPULS wird eingestellt

Die 116. Ausgabe des IMPULS, die im Juni         Redaktionsteam er von 2002 bis 2019                                   Aus des Hefts sei für ihn schmerzhaft
erscheint, wird die letzte sein. Nach fast       leitete.                                                              gewesen: «Ich habe viel Herzblut in das
30 Jahren beendet die JUSESO Thurgau die                                                                               Heft gesteckt. Doch wichtiger als die Form
Herausgabe ihrer Jugendzeitschrift.              Von Jugendlichen für Jugendliche                                      ist, dass die kirchliche Jugendarbeit auch
forumKirche blickt auf die Entwicklung           IMPULS ging auf neue Trends, Glaubens-                                weiterhin Impulse für Jugendliche setzen
des Blatts und fragt nach den Gründen für        und Lebensthemen ein, die junge Men-                                  kann.»
sein Aus.                                        schen beschäftigen. Politische Diskussio-
                                                 nen und die grossen Kirchenfragen waren                               Auch etwas zum Anfassen
Seit Dezember 1991 erscheint das IMPULS          weniger angesagt. «Manche Themen wie                                  Die Fachstelle Kinder und Jugend hat sich
vier Mal pro Jahr, zum Schluss in einer Auf-     Zukunft, Freundschaft und Liebe wieder-                               ihre Entscheidung nicht leichtgemacht.
lage von ca. 800 Exemplaren. Das 20 Sei-         holten sich auch, da die Leser*innen nach                             «Zunächst haben wir die Produktion des
ten starke Heft richtet sich vor allem an        zwei bis drei Jahren ja gewechselt hatten»,                           Hefts unterbrochen, um zu prüfen, wie das
Jugendliche. «Die grössten Abnehmer sind         sagt Manuel Bilgeri, heute Leiter der Fach-                           Heft daherkommt», sagt Murielle Egloff.
Pfarreien im Thurgau, die das IMPULS vor         stelle Kommunikation. Seine Aufgabe war                               Man habe auch mit der Redaktion der
allem an Firmand*innen oder die Schüler*-        es, zusammen mit einem Team aus jungen                                St. Galler Jugendzeitschrift Kontakt aufge-
innen der 3. Sek weitergeben», erklärt           Erwachsenen aktuelle Themen aufzuspüren                               nommen und eine mögliche Zusammenar-
Murielle Egloff, Leiterin der Fachstelle         und in ansprechende Formate umzusetzen.                               beit erwogen. Doch schliesslich hätten sich
Kinder und Jugend der katholischen Lan-          «Das IMPULS war nicht nur für Jugendliche,                            grundsätzliche Fragen nach der Zielgruppe
deskirche Thurgau. Die Leiter*innen, die         sondern kam auch von ihnen. Die Produk-                               und nach dem Auftrag der Jugendarbeit ge-
für die Fachstelle an Schulendkursen, Mini-      tion in der Redaktion war selbst eine Form                            stellt. «Wir wollten aktuelle Themen sponta-
leiterkursen oder anderen Projekten mit-         von Jugendarbeit», so Bilgeri. Als «grössten                          ner und flexibler aufgreifen können, als das
wirken, erhalten das Heft gratis. Wenige         Meilenstein» erlebte er den Wechsel von                               mit einem Heft möglich ist», so Egloff.
Einzelabonnements gehen an «Ehemalige».          grauem Umweltschutzpapier mit Schwarz-                                Das Team der Fachstelle dachte dabei
Das IMPULS war aus dem BUMERANG her-             Weiss-Druck auf weisses Papier mit Vierfar-                           nicht nur an digitale Angebote. Mit «Impul-
vorgegangen, der seit 1975 als einfaches         bendruck: «Das hat das Heft viel attraktiver                          sen» in ganz unterschiedlichen Formen und
Informationsschreiben und ab 1982 als            gemacht.»                                                             zu aktuellen Themen oder den christlichen
gedrucktes Heft versendet wurde. Der             Mit wachsender Bedeutung der digitalen                                Feiertagen sollen die Jugendlichen zum
informative Charakter wurde im IMPULS            Kommunikation stand auch immer wieder                                 Nachdenken angeregt werden und die
beibehalten. Im hinteren Teil finden sich        die Frage nach der Berechtigung eines                                 Jugendarbeiter*innen ein Hilfsmittel für ih-
Hinweise auf verschiedene Anlässe und            Printprodukts im Raum. Zwei grosse Um-                                re Arbeit erhalten. Das «neue Produkt» soll
Rückblicke mit Fotogalerien. «Im Mittel-         fragen hätten allerdings gezeigt, dass das                            sich auch eher an Jugendliche nach der
punkt steht jeweils ein Thema, das aus ver-      Heft von vielen Leser*innen geschätzt                                 Schulzeit wenden, die von den Pfarreien
schiedenen Perspektiven beleuchtet wird»,        werde, gerade weil es sich vom Virtuellen                             kaum noch erreicht werden. «Wir hatten ge-
beschreibt Manuel Bilgeri das Heft, dessen       abhebe, sagt Bilgeri. Die Nachricht vom                               plant, den Leser*innen im letzten IMPULS
                                                                                                                       eine konkrete Idee mitzugeben von dem,
                                                                                                                       was folgen wird. Doch durch unsere Vakanz
                                                                                                Bild: Detlef Kissner

                                                                                                                       auf der Fachstelle sind wir nicht mehr so
                                                                                                                       weit gekommen», sagt Murielle Egloff.

                                                                                                                       Zwei in einem
                                                                                                                       Dafür wird die letzte Ausgabe von IMPULS
                                                                                                                       in einem besonderen Format erscheinen.
                                                                                                                       «Man kann es von zwei Seiten her aufschla-
                                                                                                                       gen», sagt Murielle Egloff. Im einen Teil wird
                                                                                                                       wie gewohnt ein Thema behandelt. Dieses
                                                                                                                       Mal soll es passend zum Anlass um «Ver-
                                                                                                                       änderung» gehen. Der andere Teil widmet
                                                                                                                       sich dem Abschied vom IMPULS. Ehemali-
                                                                                                                       ge Redaktor*innen blicken auf das Heft
                                                                                                                       und seine Bedeutung zurück. Ausserdem
                                                                                                                       wird die letzte Ausgabe auf hochwertigerem
                                                                                                                       Papier gedruckt und in Kuverts verschickt.
                                                                                                                       «Schliesslich soll es einen würdigen
                                                                                                                       Abschluss geben», so Murielle Egloff,
                                                                                                                       «als Start für etwas Neues.»

Auf die letzten vier Ausgaben des IMPULS wird nun noch die Schlussnummer folgen.                                                                      Detlef Kissner

6   forumKirche | 11-2021
Multireligiöse Seelsorge - Die Armee öffnet sich - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Schaffhausen

Die (Un)Vergänglichkeit von Gräbern
Eine archäologische Sonderausstellung in Schaffhausen

                                                  Bild: Judith Keller
Eine sensationelle Ausstellung unter dem
Titel «Bis auf die Knochen. Was Gräber er-
zählen» bietet das Museum zu Allerheiligen
in Schaffhausen bis zum 28. November.
Von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter
(4. Jt. v. Chr. bis 16. Jh. n. Chr.) werden an-
hand von regionalen, teils neuen Funden
verschiedene Untersuchungsmethoden
vorgestellt. Interaktive Stationen laden
zum Forschen und Staunen ein. Angespro-
chen werden insbesondere Kinder, aber
auch interessierte Erwachsene.

«Was bleibt von uns im Grab übrig?» Durch
diese Einstiegsfrage werden die Besu-
cher*innen mit der Problematik archäologi-
scher Quellen und auch mit unserer Bestat-
tungsform konfrontiert. Am Beispiel einer
Illustration einer verstorbenen Frau in Jeans
und Turnschuhen, mit Mobiltelefon und
Schmuck sind nach zehn und hundert Jah-
ren nur noch Knochen, Metalle, Kunststoffe
und das Handy im Grab zu entdecken.                                     Die Kuratorin Franziska Pfenninger beim Skelett des «Riesen von Schaffhausen»
Was würden Wissenschaftler*innen nach
etlichen Jahrhunderten über diese Verstor-
bene und ihre Kultur wohl aussagen?                                     Mann vor. Sein privilegierter Bestattungsort     reihe stellen die «schlafenden» Kinder dar,
                                                                        lässt auf eine wichtige Persönlichkeit im        was sie gerne mit in ihr Grab nehmen
Alte Gräber erzählen                                                    mittelalterlichen Schaffhausen schliessen.       würden. Die Fotos vermitteln eine vertrau-
In der archäologischen Forschung sind Grä-                              Der Hüne lag mit seinen Füssen nach              ensvolle und optimistische «Bestattung» –
ber eine wichtige und häufige Informations-                             Osten, wo nach christlicher Auffassung die       Hut ab! Zukünftige Archäolog*innen
quelle zu Menschen aus einer anderen                                    Auferstehung Jesu Christi erwartet wird.         können über diese Kinder sehr viel er-
Epoche. Bis zur Christianisierung im Früh-                              Am Jüngsten Tag werden alle Toten wieder         fahren! Sie auch!
mittelalter verrieten Grabbeigaben viel über                            auferstehen und können somit dem
den gesellschaftlichen Stand, die Kultur                                Wiederkehrenden entgegensehen.                   Archäo-Detektiv*in werden
und den Grabritus. «Das ist ein Kulturerbe,                             Einen weiteren prominenten Platz in der          Per Videobotschaften werden insbesondere
dass es in unserer christlich geprägten                                 Sonderausstellung erhält ein spätrömi-           junge Besucher*innen angesprochen ar-
Gesellschaft nicht mehr gibt», berichtet                                sches Kindergrab aus dem 5. Jahrhundert.         chäologische Rätsel zu lösen. Mit scharfer
Franziska Pfenninger, Kuratorin regionale                               2019 haben es Archäolog*innen auf der            Beobachtung und geschickten Händen
Archäologie. Heute können Grabfunde aus                                 Ausgrabung Stein am Rhein-Hofwise ent-           gelangen sie zu weiteren Fragen. Spiele-
ur- und frühgeschichtlicher Zeit durch mo-                              deckt. Besondere Aufmerksamkeit erhielt          risch lernen sie verschiedene Epochen und
dernste Analysemethoden aus verschiede-                                 es durch die Auffälligkeiten am Skelett und      archäologische Arbeitsmethoden wie Aus-
nen Fachgebieten Neues offenbaren. «Die                                 den Reichtum an Grabbeigaben. Spezi-             grabung, Blockbergung, Lebensbilder sowie
Objekte sind nicht das Ziel», verrät die                                fische Analysen der Knochen und Acces-           die Bestimmung von Knochen kennen.
Kuratorin, «wir wollen den Menschen ver-                                soires liefern spannende Erkenntnisse zur        Erfolgreiche Archäo-Detektiv*innen er-
stehen. Wie hat er gelebt? Wie ist er mit                               Bestattung dieses vermutlich männlichen          halten eine Urkunde.
Veränderungen umgegangen?»                                              Jugendlichen. Neueste Ergebnisse der             Das vielseitige Begleitprogramm während
                                                                        laufenden Forschung werden in der Sonder-        der Ausstellungszeit ist sehr zu empfehlen!
Der Riese von Schaffhausen                                              ausstellung aktualisiert.                        In der Sonderausstellung kann man bei-
Bei den aktuellen Grabungen im Stadthaus-                                                                                spielsweise einmal im Monat dem Kon-
geviert entdeckten Mitarbeiter*innen der                                (Un)Vergänglichkeit?                             servator-Restaurator der Kantonsarchäo-
Kantonsarchäologie Schaffhausen 2020                                    Während wir heute kaum über Sterben,             logie bei der Freilegung eines Urnengrabes
ein spektakuläres Grab in der ehemaligen                                Tod und Bestattung sprechen, haben               über die Schulter schauen.
Klosterkirche der Barfüsser. Phänomenal                                 Schüler*innen aus Stein am Rhein sich
ist die Grösse des Bestatteten von über                                 intensiv mit den Fragen «Was soll die Nach-                                      Judith Keller
190 cm. In einer Instagram-Liveführung                                  welt von mir wissen? Welche Objekte
stellt die Anthropologin Viviane Mee den                                zeigen, was mir wichtig ist?» auseinander-          Nähere Infos auf Seite 15
Verstorbenen als grossen, muskulösen                                    gesetzt. In einer beeindruckenden Foto-

                                                                                                                                             forumKirche | 11-2021     7
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Gedankenimpuls

                                                     Bild: pixabay.com

    «Nichts ist so beständig
    wie der Wandel.»
    Heraklit von Ephesus, griechischer Philosoph ·
    um 520 – 460 v. Chr.

8   forumKirche | 11-2021
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Den Glauben feiern

                                                                                                                                       Bild: dodo71/pixabay.com
Gottesdienste anderssprachige Missionen
  Albanische Mission
So, 6. Juni        13.00 Uhr        St.Nikolaus Wil

  Kroatische Mission
Sa, 29. Mai        19.00 Uhr        St.Martin Arbon
So, 30. Mai        09.30 Uhr        Klosterkirche Münsterlingen
                   11.45 Uhr        St.Nikolaus Frauenfeld
                   17.00 Uhr        St.Peter Schaffhausen
                   18.15 Uhr        St.Peter Schaffhausen
Sa, 5. Juni        19.00 Uhr        St.Martin Arbon               Alle zu Jünger*innen Jesu machen
So, 6. Juni        09.30 Uhr        Klosterkirche Münsterlingen   Gedanken zum Evangelium Mt 28,16-20
                   11.45 Uhr        St.Nikolaus Frauenfeld
                   17.00 Uhr        St.Peter Schaffhausen         Die letzten Worte, die ein Mensch spricht, bevor er diese Welt
                   18.15 Uhr        St.Peter Schaffhausen         verlässt, haben oft besondere Bedeutung. Wenn der*die Sterbende
                                                                  bewusst Abschied nimmt, ist es die letzte Chance, noch einmal et-
  Polnische Mission                                               was zu betonen, seine Liebe auszudrücken, jemandem zu vergeben
So, 30. Mai         13.00 Uhr       St.Martin Arbon               oder um Vergebung zu bitten oder der nächsten Generation einen
So, 6. Juni         13.00 Uhr       St.Martin Arbon
                                                                  Auftrag zu geben. Wenn Sie schon einmal beim Sterben eines Men-
                                                                  schen dabei waren, können Sie auf eigene Erfahrungen schauen.
  Portugiesische Mission
Sa, 5. Juni        19.00 Uhr        Klösterli Frauenfeld          Im Sonntagsevangelium wird von den letzten Worten Jesu im
                                                                  Matthäusevangelium berichtet. Nicht etwa die letzten Worte am
  Spanische Mission                                               Kreuz, bevor er seinen Geist aushaucht, sondern von den letzten
Sa, 5. Juni        18.30 Uhr        St.Maria Schaffhausen         Worten, die er nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern spricht.
So, 6. Juni        10.30 Uhr        Klösterli Frauenfeld          Jesus fasst die Bedeutung seiner Person noch einmal zusammen
                   12.00 Uhr        St.Stefan Kreuzlingen         und der Evangelist betont damit noch einmal für alle, die es immer
                                                                  noch nicht verstanden haben: «Ich habe von Gott alle Macht im
  Tamilische Mission                                              Himmel und auf der Erde erhalten». Jesus, als Sohn Gottes, als
Der nächste Gottesdienst findet am 24. Juli statt.                Messias, als Lehrer und Herr, der über allem steht und seinem
                                                                  Namen alle Ehre macht: Jesus – Gott rettet! Heraus aus Sünde
  Ungarische Mission
                                                                  und Tod.
So, 6. Juni        17.00 Uhr        Bruder Klaus Tägerwilen
                                                                  Aber dabei bleibt es nicht. Wir schauen als Christ*innen nicht nur
                                                                  bewundernd auf unseren Gott, denn mit Jesu Auferstehung hat
                                                                  etwas begonnen, das weitergeführt werden muss! Jesus sendet
                                                                  seine Jünger in die ganze Welt hinaus. Jesu Worte und Taten sollen
                                                                  weitererzählt werden – damals durch die Jünger und heute durch
                                                                  uns! «Geht hin in die ganze Welt und verkündet das Evangelium!
 Gottesdienste in Radio & Fernsehen                               Macht alle Menschen zu meinen Jüngern und tauft sie im Namen
 Sonntag, 30. Mai, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur                     des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.»
 Röm.-kath. Predigt – Mit dem Theologen Mathias Burkart           Mit unserer Taufe haben wir den «Nachlass» unseres Herrn mit-
 Sonntag, 6. Juni, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur                     bekommen. Es ist unser Auftrag, der immer wieder neue, kreative,
 Christ.-kath. Predigt – Mit Susanne Cappus                       mutige Wege braucht, damit Menschen um uns herum den
                                                                  Glauben an Jesus kennenlernen und neugierig werden auf unseren
 Sonntag, 30. Mai, 9.30 Uhr, ZDF                                  Gott. Es ist unser Auftrag, Menschen zu Jünger*innen Jesu zu ma-
 Evang. Gottesdienst – In der Mitte ein Garten                    chen, sie zu begleiten und auch sie zu befähigen, den Auftrag Jesu
 Aus dem Kloster Eberbach in Eltville
                                                                  weiterzuführen. Davon, dass es leicht sein wird, hat Jesus kein
 Sonntag, 6. Juni, 9.30 Uhr, ZDF                                  Wort gesagt – aber er hat uns versprochen bei uns zu sein, für
 Katholischer Gottesdienst – Neue Familienzugehörigkeit           immer und bis zum Ende.
 Aus der Kapelle des St.Katharinen-Krankenhauses
 in Frankfurt a.M.                                                                                              Simone Zierof, Arbon

 Regionale Sendungen                                               Sonntagslesungen
 Radio TOP: TOP Kick und TOP Church: www.topchurch.ch              30. Mai – Dreifaltigkeitssonntag
                                                                   Erste Lesung: Dtn 4,32-34.39-40
 Radio Munot: Gedanken zum Tag                                     Zweite Lesung: Röm 8,14-17
 Montag bis Freitag 6.50 Uhr                                       Evangelium: Mt 28,16-20
 Unterwegs – ein kirchliches Magazin aus Schaffhausen
                                                                   6. Juni – 10. Sonntag im Jahreskreis
 Montag bis Freitag 6.50 Uhr
                                                                   Erste Lesung: Gen 3,9-15
 Schaffhauser Fernsehen SHf: Gedanke am Wuchenänd                  Zweite Lesung: 2 Kor 4,13-5,1
 Samstag, 18.55 Uhr bis Sonntag, 18 Uhr, stdl. Wiederholung        Evangelium: Mk 3,20-35

                                                                                                           forumKirche | 11-2021   9
Multireligiöse Seelsorge - Die Armee öffnet sich - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
Thurgau · Kirche ohne Grenzen – Englisch

Den Gärten die Seele zurückgeben                                                                                    Loretto auch i
Mehr über Biodiversität erfahren                                                                                    Eucharistisch – Charismatisch

                                                Bild: Claudia Koch
                                                                     sind Rasenflächen, die einfach nur gemäht      Loretto, die Gemeinschaft mit österreichi-
                                                                     würden. Der Bio-Gärtner sagt dazu: «Gera-      schen Wurzeln (seit 1987), zählt zu den
                                                                     de diese Flächen sind prädestiniert dazu,      Erneuerungsbewegungen und fasst seit
                                                                     mehr Natur zuzulassen.» Wichtig ist ihm,       2016 auch in der Schweiz Fuss. Kirche
                                                                     bei seinem Gartenrundgang den Leuten           ohne Grenzen besuchte die Schweizer Sub-
                                                                     den abstrakten Begriff der Biodiversität       regionalleiterin Tanja Pürro (42) im Geist-
                                                                     näher zu bringen und die Zusammenhänge         lichen Zentrum Loretto Solothurn, um
                                                                     aufzuzeigen. Als Beispiel nennt er die         mehr über ihre Spiritualität, das Wirken
                                                                     Esparsette, ein Schmetterlingsblütler,         und Wesen von Loretto zu erfahren.
                                                                     deren Pollen von der Mauerbiene für ihre
                                                                     Brutzellen gesammelt werden. Mit dieser        Was ist Loretto?
                                                                     anspruchslosen Pflanze kann sogar auf          Loretto ist eine geistliche Gemeinschaft
                                                                     einem Balkon innert einem Jahr die Bio-        innerhalb der katholischen Kirche, ein Zu-
                                                                     diversität Einzug halten. Auch Flachdächer     sammenschluss katholischer Christ*innen,
                                                                     bieten sich für Begrünungen an und lassen      welche mehr suchen und ersehnen, als den
                                                                     mit geeigneten Pflanzen Leben entstehen.       wöchentlichen Sonntagsgottesdienst. Men-
                                                                     Neubauers grosses Ziel besteht darin, den      schen, welche in ihrem persönlichen Glau-
                                                                     Leuten die Angst vor einem naturnahen          ben wachsen möchten, noch mehr in die
                                                                     Garten – egal ob Balkon, Garten oder           Tiefe gehen, dies in einer Gemeinschaft
                                                                     Gelände – zu nehmen.                           Gleichgesinnter. Unsere Gemeinschaft
                                                                                                                    sehnt sich danach, Orte zu schaffen, wo
                                                                     Viele offen für Neues                          möglichst viele Menschen Gott begegnen
                                                                     Der grösste Gegenspieler der Biodiversität     können. Wir bringen uns, jede*r seinem*ih-
                                                                     ist laut Neubauer der Ordentlichkeitswahn.     rem Charisma entsprechend, in der Orts-
Markus Neubauer hat Freude an einem                                  Kein Unkraut, kein Blümchen soll im Rasen      kirche und bei eigenen Apostolaten aktiv
vielfältigen Garten.                                                 oder zwischen den Verbundsteinen unkon-        ein. Es ist uns ein zentrales Anliegen, Gott,
                                                                     trolliert wachsen. «Mit dieser Einstellung     die Kirche und den Glauben in unserer Ge-
Kirchenvertreter*innen und weitere Inter-                            raubt man dem Garten die Seele, macht          sellschaft wieder relevant zu machen. Daher
essierte für mehr Biodiversität auf ihren                            ihn armselig», sagt Neubauer bedauernd.        wirken wir auch missionarisch, aber nicht im
Grünflächen zu sensibilisieren, ist Ziel der                         Viele Leute haben Respekt vor der Wildnis      überstülpenden Sinn, sondern um den Mis-
Führung und Gesprächsrunde Anfang Juni                               oder es fehlt ihnen die Gelassenheit, ein-     sions-Auftrag Jesu ernst zu nehmen, jeweils
in der Biogärtnerei Neubauer, Erlen.                                 fach mal etwas wachsen zu lassen, zu ex-       vor Ort – dort wo wir Leben, Arbeiten und
                                                                     perimentieren. Der Ordentlichkeitswahn         uns auch kirchlich beheimatet fühlen.
Markus Neubauer bewirtschaftet die Gärt-                             zeigt sich unter anderem auch darin, dass
nerei in Erlen bereits seit mehr als 30 Jah-                         im Herbst alles zurückgeschnitten wird.        Der grosse Sendungsauftrag ist Loretto
ren biologisch. Anfangs noch belächelt, liegt                        Dabei können gerade in stehengelassenen        eminent wichtig, wie zeigt sich dies im
das Bio-Gärtnern heute voll im Trend. Be-                            Stängeln Eier oder Larven überwintern. Ein     Wirken vor Ort? Welche Gefässe hat Loretto
sonders junge Familien fühlen sich von die-                          weiteres Hindernis hin zu mehr Natur im        dafür entwickelt?
ser grünen Welle angesprochen. «Noch vor                             Garten ist die Unkenntnis. Es gebe viele       Einerseits pflegen wir die Gemeinschaft im
10 Jahren haben wir jedes Jahr zahlreiche                            Menschen, die offen für Neues sind, aber       Innern, sprich nach Innen. Wir nennen dies
Gemüsegärten wegen mangelnder Bewirt-                                nicht recht wissen, wie sie es angehen         «Nazareth». In Hausgemeinschaften mit Ge-
schaftung aufgehoben. Jetzt wird wieder ge-                          sollen, sagt Neubauer. Hier bietet er mit      bet, Essen und Austausch, in Schulungen,
pflanzt. Gemüse, Kräuter und einheimische                            seinem kompetenten Team gerne Hand mit         Katechesen, Leiterschaftsschulungen, dem
Wildstauden sorgen für neues Leben und                               einer qualifizierten Beratung. Und natürlich   Feiern von Gottesdiensten teilen jene, wel-
neue Fragen», sagt Markus Neubauer. Denn                             darf in einem Garten auch mal gejätet oder     che sich durch ein sich jährlich erneuerndes
mit dem Bewusstsein ums Bio-Gärtnern                                 vor dem Versamen geschnitten werden,           Versprechen zur Mitgliedschaft bei Loretto
steigt auch das Bewusstsein für die Bio-                             wenn eine Pflanze überhandnimmt. Ein           verpflichtet haben, ihren Glauben und vertie-
diversität. «Das Thema ist viel präsenter                            Garten soll und darf sich verändern, nur       fen ihn. Parallel dazu wirken wir bewusst
als noch vor 10 Jahren. Die Leute wollen                             leben sollte er!                               und aktiv auch gegen Aussen und nehmen
die Zusammenhänge kennenlernen», sagt                                                                Claudia Koch   so diesen grossen Sendungsauftrag wahr.
er. Denn viele Menschen nehmen den Rück-                                                                            Wir bezeichnen dies als das «Pfingsten». Da-
gang von Insekten und Vögeln wahr und                                                                               bei organisieren wir Gebetsanlässe, Jünger-
sind gewillt, etwas dagegen zu tun.                                    Rundgang Biodiversität am 7. Juni,           schaftsschulungen, Gottesdienste, engagie-
                                                                       19 Uhr in Erlen und Entdeckungsreise         ren uns innerhalb der kirchlichen Strukturen
Zusammenhänge aufzeigen                                                «Garten auch für Tiere» am 21. August,       – an jenen Orten, wo es uns möglich ist und
Viele Grünflächen der Kirchgemeinden sind                              9.30 bis 12 Uhr in Arbon. Nähere Infos       es auch unseren Gaben entspricht. So ist
noch immer sehr artenarm bepflanzt oder                                unter www.keb.kath-tg.ch                     Loretto an einem Ort in Österreich beispiels-

10 forumKirche | 11-2021
Kirche ohne Grenzen – Englisch

n der Schweiz
– Marianisch

                                                     Bild: Romina Monferrini
                                                                               dern ein stets gegenwärtiges Ereignis ist.        mittlerweile vier bis fünf Hausgemeinschaf-
                                                                               Der Heilige Geist wirkt auch heute noch und       ten. Diese sind so gut es geht regional orga-
                                                                               sendet uns zugleich mit unseren Charismen         nisiert. Beim «Pfingstlichen», sprich eben
                                                                               aus, in der Gesellschaft, der Kirche, dieser      unsere Apostolate, haben wir diverse Ange-
                                                                               Welt zu wirken. Marianisch deshalb, weil der      bote. So findet beispielsweise in Brig jähr-
                                                                               Grundstein der Gemeinschaft nach einer            lich ein Gebetswochenende statt. Zudem
                                                                               Wallfahrt nach Međugorje – einer Ortsge-          werden im Wallis Familienwochenenden wie
                                                                               meinschaft in Bosnien und Herzegowina –           das «Simple Love» durchgeführt. In Solo-
                                                                               gelegt wurde. Maria ist unsere Fürspreche-        thurn befindet sich ein Geistliches Zentrum,
                                                                               rin, Schutzherrin und wichtigste Mittlerin.       bei welchem auch diverse Gebets-, Lobpreis-
                                                                                                                                 und Schulungsanlässe stattfinden. In
                                                                               Loretto trifft man mittlerweile auch in           Dietikon finden ebenfalls regelmässige
                                                                               Deutschland, Italien, Frankreich, England,        Gottesdienste mit Lobpreis statt. Und
                                                                               Ungarn und seit 2016 auch in der Schweiz          auch im Dom in St. Gallen gibt es diverse
                                                                               an, wie ist Loretto in der Schweiz organisiert?   Angebote von Loretto Schweiz.
                                                                               In der Schweiz sind wir sozusagen vom
                                                                               Bodensee bis zum Matterhorn vertreten.                           Interview: Romina Monferrini
                                                                               Intern, im sogenannten «Nazareth», sind wir               Übersetzung: Monika Freund Schoch

   «Wir haben eine informative Homepage und
                                                                                Loretto as well in Switzerland
   sind selbstverständlich auch auf Social Media                                Eucharistic – Charismatic – Marian
   zu finden», so die Loretto Schweiz-Subregional-
                                                                                Loretto is a movement with Austrian roots found in 1987. It counts as a new spiritual
   leiterin Tanja Pürro.
                                                                                community. Since 2016 it is also active in Switzerland. Kirche ohne Grenzen visited
                                                                                the sub-regional leader Tanja Pürro (42) in the official Loretto-Switzerland Prayer Center
                                                                                in Solothurn to learn more about her spirituality, the work and essence of Loretto.
   weise mittlerweile verantwortlich für einen
   Firmweg. Wir verstehen uns nicht als Kon-                                    What is Loretto?
   sumierende der Kirche, sondern aktive Mit-                                   Loretto is a spiritual community within the Catholic Church, an association of Catholic
   gestalter*innen. Wir sind und wollen keine                                   Christians who seek and long for more than the weekly Sunday service. People who want
   abgesonderte Gemeinschaft der Kirche                                         to grow in their personal faith and reach another depth of it together with like-minded
   sein, daher ist es uns ein zentrales Anlie-                                  people. Our community has a huge longing that as many people as possible can get to
   gen, dass dieses prophetische Element der                                    know God. We accompany other people in faith, each of us according to his*her charism.
   Kirche, wie wir es bezeichnen, von der Amts-                                 It is our central concern to make God, the church and faith relevant again in our society.
   kirche bestätigt wird und ist. So sind bei-                                  Therefore, we also do the missionary work, but not in a superimposing sense, but in the
   spielsweise unsere Statuten von der öster-                                   meaning of taking seriously the missionary order of Jesus; always on the spot: where we
   reichischen Bischofskonferenz anerkannt,                                     live, work and also feel at home in the church.
   weitere Bestätigungen werden folgen.
                                                                                In the meantime, Loretto is active in Germany, Italy, France, England, Hungary, and since
                                                                                2016, also in Switzerland. How is Loretto organized in Switzerland?
   Wie würden Sie die Spiritualität von Loretto
                                                                                In Switzerland, we are represented from the Lake of Constance to the Matterhorn, so to
   beschreiben?
                                                                                speak. Internally, in the so-called «Nazareth», we are now 4-5 house communities. These
   Eucharistisch – Charismatisch – Marianisch.
                                                                                are organized as regionally as possible. In the «Pentecostal» area, i.e. our apostolates,
   Die Eucharistie ist klar unsere Quelle und
                                                                                which work against and for the «outside», we have various offers. For example, an annual
   Höhepunkt. Wir gehen in die Anbetung,
                                                                                prayer weekend takes place in Brig, or the family weekends and «Fire Camps» like «Simple
   feiern Eucharistie. Charismatisch des-
                                                                                Love» in Valais. The spiritual center is located in Solothurn, where various prayer, worship
   wegen, da wir fest davon überzeugt sind,
                                                                                and training events take place. Regular worship services are held in Dietikon. Also in the
   dass Pfingsten kein geschichtliches, son-
                                                                                St. Gallen Cathedral our community has various offers.

                                                                                How would you describe the spirituality of Loretto?
                                                     Bild: zVg

    Romina Monferrini (33) ist                                                  Eucharistic – Charismatic – Marian. We go to adoration, we celebrate the Eucharist,
    Theologin und stammt aus                                                    which is clearly our source and summit. Charismatic because we are firmly convinced that
    dem Dorf Monteroni di                                                       Pentecost is not a historical event, but an ever present one – the Holy Spirit is still
    Lecce (Süditalien). Sie                                                     working today & sends us with our charisms out to work in the society, the Church, this
    arbeitet in der Pfarrei Heilig                                              world. Marian because the foundation stone of the community was laid in Međugorje in
    Geist in Hünenberg.                                                         Bosnia-Herzegovina. Mary is our intercessor, patroness and most important Mediatrix.

                                                                                                                                                    forumKirche | 11-2021 11
Schaffhausen

Der schönste Beruf                                                                                        News
Erinnerungen an Pater Peter Traub                                                                            Missio ohne Predigteinschränkung
                                                                                                          Im Bistum Chur mussten Laien in ihrem
                                                                                                          Missio-Dokument den Satz hinnehmen,

                                                                                              Bild: zVg
Am 3. Mai 2021 ist P. Peter Traub im Alter                                                                dass «mit dieser Beauftragung keine Pre-
von 81 Jahren gestorben. Da er während                                                                    digterlaubnis innerhalb der Eucharistie-
vielen Jahren in den Kantonen Schaffhausen                                                                feier verbunden» ist. Diese von Rom gefor-
und Thurgau tätig war und ihn unzählige                                                                   derte Einschränkung passt schon länger
Leute in dieser Region gekannt haben,                                                                     nicht mehr zur pastoralen Realität in der
möchten wir mit diesem Text an ihn                                                                        Schweiz, in der seit Jahrzehnten Laien die
zurückdenken.                                                                                             Gemeindeleitung innehaben und in Got-
                                                                                                          tesdiensten predigen. Bischof Joseph
Wenn man P. Peter fragte, welche Aufgabe                                                                  Bonnemain hat nun nach Beratung mit
er in seinem vielfachen Wirken am liebsten                                                                dem Bischofsrat diesen umstrittenen
gemacht habe, antwortete er ohne zu                                                                       Passus in der Missio gestrichen.
zögern: «Die Jugendarbeit». So hatte für ihn
                                                                                                             Aufruf zum Frieden im Nahen Osten
nicht nur als Jugendseelsorger, sondern
                                                                                                          Der Schweizerische Rat der Religionen
auch als späterer Pfarrer die Jugendseel-
                                                                                                          (SCR) ist tief besorgt über den Krieg in
sorge stets Vorrang. «Bei den Jugendlichen
                                                                                                          Israel und Gaza. Er bedauert den Tod von
müssen wir immer von orange auf grün
                                                                                                          Zivilisten. Der Missbrauch ziviler Einrich-
schalten!» Dieses Bild aus dem Strassen-
                                                                                                          tungen sei inakzeptabel und widerspreche
verkehr hat er oft verwendet. Die jungen
                                                                                                          religiösen Auffassungen, schreibt der Rat.
Menschen haben ihn immer sehr geschätzt
                                                                                                          Moscheen, Synagogen und Kirchen müss-
und ihm liebevoll den Namen «Pape» gege-
                                                                                                          ten unter allen Umständen respektiert
ben. Vor allem auch eine gute Zusammen-
                                                                                                          und geschützt werden. Der SCR appelliert
arbeit mit Jungwacht und Blauring lag Pape
                                                                                                          an die Parteien, den Dialog aufzunehmen
immer sehr am Herzen. So war er auch           P. Peter Traub († 3. Mai 2021)
                                                                                                          und den Weg des Friedens zu gehen. Dies
in den Sommerlagern stets ein gern ge-
                                                                                                          sei trotz kultureller Unterschiede möglich.
sehener Gast.
                                               gehende Einsichten aufmerksam wie bei-                        Neuer Bischof in Hongkong
In seiner Zeit als Pfarrer in Neuhausen-       spielsweise: «Verantwortung kann man ei-                   Nach vier Jahren Interimszeit ernannte
Hallau begleitete er verschiedene Theo-        gentlich nicht delegieren, man kann andere                 Papst Franziskus den Oberen der Jesuiten-
logen in der Berufseinführung: vom Pasto-      nur daran teilhaben lassen.» Und wenn die                  provinz in China, Stephen Chow Sau-yan
ralassistenten über den Diakon bis zum         Diskussion dann einmal ins Stocken kam,                    (61), zum neuen Bischof von Hongkong.
Priester. Wir ehemaligen Vikare von Pape       war seine Aussage: «Mier wey nid grüble».                  Seitdem das Regime in Peking Hongkong
durften bei ihm viel lernen. Er hatte eine     Auf der Todesanzeige der Franziskaner                      dem eigenen politischen System an-
ausgeprägte seelsorgerliche Erfahrung,         stand gemäss ausdrücklichem Wunsch von                     gleicht, geraten auch kirchliche Vertreter*-
war auf allen Ebenen äusserst grosszügig,      P. Peter der alte Pfadi-Spruch: «Ich habe                  innen und Gläubige unter Druck. Wohl aus
konnte herzhaft mit uns lachen und war         meine Aufgabe erfüllt und bin nach Hause                   Rücksicht auf das 2018 geschlossene vor-
mit seiner liebenswürdigen Art stets ein       gegangen.»                                                 läufige Abkommen des Heiligen Stuhls mit
grosses Vorbild für uns. Pape hat immer                                                                   Peking hat der Vatikan bisher fast jeg-
das Positive betont: er hat uns gelobt,        Lieber Pape, aus unserer Sicht hast Du                     lichen Kommentar zu den Repressionen
unterstützt und gefördert. Und dabei hat er    Deine Aufgabe ausgezeichnet erfüllt. Wir                   in Hongkong vermieden.
immer wieder darauf hingewiesen, dass wir      danken Dir von ganzem Herzen für alles,
                                                                                                             Messe für Menschen in Myanmar
Seelsorger den «schönsten Beruf haben,         was Du uns geschenkt und beigebracht
                                                                                                          Papst Franziskus feierte einen Gottes-
den es gibt, weil wir Menschen auf ihren       hast. Und vor allem danken wir Dir auch für
                                                                                                          dienst in Solidarität mit den Menschen in
Lebenswegen begleiten dürfen – in guten        die schöne Freundschaft, die uns mit Dir
                                                                                                          Myanmar, die seit dem Militärputsch am
wie auch in schwierigen Zeiten».               und untereinander verbindet. Wir werden
                                                                                                          1. Februar unter Repression leiden. Er rief
                                               uns in Zukunft immer wieder mal als «Dein
                                                                                                          die Menschen dort angesichts anhalten-
Neben der beruflichen Zusammenarbeit im        altes Neuhauser-Team» treffen und sicher
                                                                                                          der Gewalt auf, sich «von unten» für Frie-
Seelsorgeteam haben wir jedes Jahr auch        auch an Dich zurückdenken. Im Vertrauen
                                                                                                          den und Geschwisterlichkeit einzusetzen.
eine Reise unternommen, sind regelmässig       darauf, dass Du nun zu Hause im Himmel
                                                                                                          Dabei sollten sie «nicht der Logik des
miteinander essen gegangen und haben           glücklich sein darfst, verabschieden wir
                                                                                                          Hasses und der Rache nachgeben, son-
dabei immer mit gutem Wein angestossen.        Dich mit den Worten, die Du selber oft
                                                                                                          dern «fest auf den Gott der Liebe» blicken,
«Das Leben ist zu kurz, um schlechten          verwendet hast: «Ciao, leb wohl! Adieu!»
                                                                                                          «während auf Erden gekämpft und un-
Wein zu trinken» sagte Pape oft beim
                                                                                                          schuldiges Blut vergossen wird». An der
Zuprosten – und: «Mir mached’s nomol!»                           Deine ehemaligen Vikare –
                                                                                                          Messe nahmen auch birmanische
Natürlich haben wir miteinander auch häu-                   in chronologischer Reihenfolge:
                                                                                                          Ordensfrauen teil.
fig theologisch diskutiert sowie auch zu an-                   Urs Elsener, Stefan Kemmler,
deren Themen debattiert. P. Peter machte        Br. Martin Hieronymi OSB, Beat Kaufmann,                                                kath.ch/Red.
uns dabei auch immer wieder auf tief-                         Fidelis Den, Matthias Neufeld

12 forumKirche | 11-2021
Aus dem Bistum · Thurgau · Inserat

Der Dreifaltige                                               Eine Oase für Asylsuchende
Was mich bewegt: ein Beitrag                                  Das Bundesasylzentrum hat einen Raum der Stille
von Hansruedi Huber

                                                                                                              Bild: Meike Ditthardt
                                                              Im Bundesasylzentrum (BaZ) in Kreuzlingen
Unsere Multikultur hat Vorteile. Einer davon                  wohnen hauptsächlich Asylsuchende ohne
ist, dass man auch etwas über sich lernt,                     Verfahren, die zurück in ihr Heimatland
wenn man sich mit «den Anderen» beschäf-                      oder gemäss der Dublin-Verordnung in den
tigt: z. B. mit unseren jüdischen und musli-                  Staat zurückgeschickt werden, der für die
mischen Glaubensbrüdern und -schwestern.                      Prüfung des Asylantrages zuständig ist.
Zwar glauben wir alle an den Einen, den                       Sie erhalten dort eine besondere seelsor-
biblischen Gott Abrahams, Mose und Jesu.                      gerliche Begleitung. Die katholischen und
Trotzdem gibt es Unterschiede: Der Klassi-                    evangelischen Asylseelsorger*innen wur-
ker ist die Frage, inwiefern der Glaube an                    den mit der Aufgabe betreut, in Absprache
den dreifaltigen Gott auch monotheistisch                     mit dem Staatssekretariat für Migration
sein kann?                                                    und dem Betreuungsteam einen Raum der
Wie ist es möglich, dass Jesus zu seinem                      Stille einzurichten.                                                    Neuer Meditationsraum im Bundesasylzentrum
Vater betet und gleichzeitig Gott ist? Dann
die theologischen Debatten, die 1745 damit                    Die Vision der Seelsorger*innen war, einen                              Menschen zu treten. Da die Asylsuchenden
gipfelten, dass Papst Benedikt lV. die figürli-               Raum zu gestalten, der eine Atmosphäre                                  in Mehrbettzimmern untergebracht sind und
che Darstellung der drei göttlichen Personen                  der Geborgenheit mit «Wohnzimmerfeeling»                                wenig Privatsphäre haben, ist der Raum der
verbot, weil Gott unermesslich viel mehr ist,                 vermittelt und zugleich das Göttliche, König-                           Stille auch eine gute Rückzugsmöglichkeit.
als wir uns vorstellen können. Aber Gott                      liche in Form einer goldenen Wand und ed-                               Von Seiten der Seelsorge wird es dort
offenbart sich immer wieder: Zum Beispiel                     lem Samtmobiliar widerspiegelt. Für die Ge-                             spezielle Gesprächs- und Gemeinschafts-
in der Natur, in den Propheten und dann                       staltung der Wanddekoration konnte Jango                                angebote geben – insbesondere für Frauen,
eben in Jesus, «dem göttlichen Wort, das                      Mousa, ein syrischer Künstler aus Stein am                              um ihrem Bedürfnis nach einem geschütz-
Mensch geworden ist».                                         Rhein, gewonnen werden. Sowohl Asylsu-                                  ten Raum und Frauentreffen entgegen-
In einer Bibliothek fand ich kürzlich eine                    chende als auch Mitarbeiter*innen im BaZ                                zukommen.
Metapher, die von den Theologen des Mittel-                   sind begeistert vom Ergebnis.
alters benutzt wurde, um den Muslimen den                                                                                             Ein Stück Normalität
christlichen Monotheismus zu erklären: Sie                    Begegnung mit Gott und Menschen                                         Zur Freude der Seelsorger*innen konnten
verglichen Gott-Vater, den Schöpfer, mit der                  Die Asylsuchenden haben Krieg, Terror und                               im Raum bereits wertvolle Gespräche mit
Sonne, die uns als Licht und Wärme erfahr-                    seelische Verletzungen erlebt und sollen in                             Asylsuchenden geführt werden. In dieser
bar ist. Das Licht kann mit Jesus und die                     diesem Raum innerlich zur Ruhe kommen                                   warmen Atmosphäre fühlen sich die Men-
Wärme mit dem Heiligen Geist verglichen                       können, Frieden finden und ein Stück                                    schen geborgen und können sich eher
werden. Beide Wirkweisen sind voneinander                     Menschenwürde zurückerlangen. Der Raum                                  öffnen, um Belastendes loszuwerden oder
und von der Quelle unterschiedlich und doch                   ist für alle Asylsuchenden und Mitarbeiter*-                            auch, um einmal in eine andere Welt einzu-
nichts anderes als die Quelle selbst.                         innen offen und soll zum Relaxen, Träumen,                              tauchen – fernab von der harten Asylrealität.
                                                              Beten, Bibletalk, Gottesbegegnungen, Auf-                               Ein Stück Normalität und zurückgegebene
                                                  Bild: zVg

                                                              tanken und für seelsorgerliche Gespräche                                Würde mitten in Trostlosigkeit.
    Hansruedi Huber,                                          genutzt werden. Die Asylsuchenden haben                                 Möge dieser Raum und die Menschen in
    Kommunikations-                                           hier die Möglichkeit, aus ihrem sonst eher                              diesem Raum besonders gesegnet sein!
     verantwortlicher                                         monotonen, traurigen Alltag herauszukom-
   des Bistums Basel                                          men und in Beziehung zu Gott und anderen                                       Meike Ditthardt, Asylseelsorgerin/Red.

                                                                       Gutes tun,
                                                                                                     Hoffnung hinterlassen.
                                                                                          Testament-Ratgeber
                                                                            Wer seine Nachlassregelung rechtzeitig plant, bestimmt selbst über die

                                                                                                                                          Ratgeber
                                                                            *0"172+$0"&+"/Ų+0 %"&+!"/2(2+ƞǽ2/*&1"&+"*"01*"+1
                                                                            0&+!&"0& %"/Ǿ!00 %/ %)00&+ %/"*&++"3"/1"&)14&/!ǽ
                                                                            Bestellen Sie unseren Testament-Ratgeber:
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