Multireligiöse Seelsorge - Die Armee öffnet sich - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - forumKirche
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Nummer 11 29. Mai bis 11. Juni 2021 Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau Multireligiöse Seelsorge Die Armee öffnet sich
Editorial … Inhalt 3+4 Armeeseelsorge: Diversität im Blick Die Armee auf dem Weg zu einer multireligiösen Seelsorge 5 Thurgau: Ärmere sterben häufiger an Corona Pastoralkonferenz zu den sozialen Folgen der Pandemie Sarah Stutte 6 Thurgau: Um aktueller und spontaner zu sein Die Jugendzeitschrift IMPULS wird eingestellt Bis 2003 bezeichnete die Armee ihre Armeeseelsorger Bild: Judith Keller noch als Feldprediger und meinte damit ihre katho- lischen und evangelischen Militärgeistlichen. Ein solcher war auch der Luzerner Eduard Herzog (1841– 1924), der während des Deutsch-Französischen Kriegs im Berner Jura diente. Schon damals war er bestrebt, ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter Armeeange- hörigen verschiedenster konfessioneller Herkunft zu schaffen. Als im Sommer 1870 deutschschweizerische Truppen zur Grenzbesetzung einrücken mussten, gab es unter ihnen viele Söhne von Vätern, die einander zwei Jahrzehnte zuvor im Sonderbundskrieg noch ver- feindet gegenübergestanden hatten. Herzog rief des- 7 Schaffhausen: Die (Un)Vergänglichkeit von Gräbern halb alle Armeeangehörigen dazu auf, ihre kulturellen, Eine archäologische Sonderausstellung in Schaffhausen religiösen und mentalitätsbedingten Differenzen zu- rückzustellen, um in der Einheit die Stärke zu finden. 8 Gedankenimpuls von Heraklit von Ephesus TUELLEN 2019 schrieb der Berner Religionsexperte und Berater D DER AK für Religionspolitik und Religionsdiversität, Dr. Matthias AUFGRUN TE DIE WEBSEITEN BIT Inniger, in der Internationale Kirchliche Zeitschrift (IKZ), PFARREIMITTEILUNGEN SITUATION REIEN BEACHTEN! DER PFAR dass «dieses ökumenische Miteinander in der Armee- seelsorge im 19. Jahrhundert eine Pionierleistung war, 9 Den Glauben feiern: die so kurz nach den massiven Spannungen zwischen Gottesdienste und Gedanken zum Sonntag katholischen und protestantischen Kantonen im Son- derbundskrieg (1847) der ökumenischen Zusammen- 10 Thurgau: Den Gärten die Seele zurückgeben arbeit in Pfarreien, Kirchgemeinden und Kantonal- Mehr über Biodiversität erfahren kirchen um Jahrzehnte voraus war». Bild: Romina Monferrini Bis heute hat sich unsere Religionslandschaft stark verändert, auch die Religionsvielfalt innerhalb der Armee ist gewachsen. Diese Entwicklung hat die Frage danach, wie sich möglichst alle Armeeangehörigen an- gemessen betreut fühlen können, nochmals stärker ins Zentrum gerückt, da in einigen Situationen eine glaubensspezifische Armeeseelsorge notwendig ist. Zuletzt wurden deshalb auch Armeeseelsorger mit christkatholischem Hintergrund in den Dienst genom- men. Der Weg hin zu einer tatsächlich multireligiösen Armeeseelsorge scheint nun mit der Bereitschaft, auch Seelsorgekräfte mit muslimischem sowie jüdischem 10+11 Kirche ohne Grenzen: Loretto auch in der Schweiz Hintergrund auszubilden, geebnet. Ein Schritt in die Eucharistisch – Charismatisch – Marianisch Zukunft und zu einem friedlichen Zusammenleben von Armeeangehörigen verschiedener Religionsgemein- 12 Schaffhausen: Der schönste Beruf schaften im Geiste Eduard Herzogs. Erinnerungen an Pater Peter Traub 12 News 13 Aus dem Bistum · Thurgau · Inserat 14+15 Tipps aus der Redaktion: Veranstaltungen und Medien 16 Cartoon & Zum Schluss Titelbild: Kameradschaft der Armeeselsorger. In der Mitte: Josef Bernadic. Bild: © Josef Bernadic 2 forumKirche | 11-2021
Armeeseelsorge Diversität im Blick Die Armee auf dem Weg zu einer multireligiösen Seelsorge TGEISCTHICEHLTE Die Armee will, dass sich die Armee- tieren. Zudem bringen sie bereits militäri- seelsorge künftig anderen Konfessionen sche Erfahrung mit oder sind bereit, sich öffnet. Dazu hat sie die Grundlagen diese anzueignen. In den Wochen der Aus- geschaffen, dass neben katholischen, bildung werden sie in verschiedenen Mo- reformierten, christkatholischen und frei- dulen beispielsweise in der Gesprächs- kirchlichen Seelsorger*innen neu auch führung geschult und ihnen wird vermittelt, Armeeseelsorger*innen mit muslimi- was im speziellen Setting Militär seelsorg- schem und jüdischem Hintergrund ihren liche Begleitung überhaupt bedeutet. «Im Dienst leisten können. Spital oder im Gefängnis gehen die Seel- sorger*innen primär zu Einzelpersonen, «Unsere Gesellschaft wird immer diverser die Armeeseelsorgenden nehmen aber oft und die Armee ist in gewisser Hinsicht ein auch Aufgaben zugunsten des Kollektivs Spiegelbild davon. Obwohl sich nicht alle wahr, beispielsweise Ansprachen bei einer Bevölkerungsgruppen im Militärdienst Beförderungsfeier oder einen Feldbesuch wiederfinden, ist er trotzdem ein bunter und suchen niederschwellige Begegnungs- Schmelztiegel von Menschen», sagt Stefan möglichkeiten», führt Stefan Junger aus. Junger, der seit 2014 Chef der Armeeseel- Da man generell in der Armeeseelsorge sorge ist. Diese Entwicklung zu mehr Viel- immer auf Nachwuchssuche sei, ist das falt sollte deshalb seiner Meinung nach oberste Ziel, in erster Linie gute künftige auch in der seelsorgerlichen Betreuung Armeeseelsorger*innen zu finden, die der Armeeangehörigen zum Ausdruck kom- einen breiten konfessionellen Hintergrund men, weshalb die Armee will, dass sich mit bringen und diesen bei Bedarf ein- die Armeeseelsorge auch für nichtchristli- setzen können. «Die Anliegen der Armee- che Religionsgemeinschaften öffnet. Aus angehörigen an die Armeeseelsorge sind diesem Grund ist sie nun zwei weitere extrem vielfältig und mitunter auch reli- Partnerschaften eingegangen. Zum einen giöser Natur. Dass der Anteil muslimischer mit dem grössten muslimischen Verband Angehöriger der Armee in den letzten des Landes, der Föderation Islamischer Jahren zugenommen hat, provoziert auch Dachorganisationen (FIDS) sowie dem vermehrt konkrete Fragestellungen, wie Stefan Junger, Chef der Armeeseelsorge Schweizerischen Israelitischen Gemeinde- beispielsweise kürzlich zum Fastenmonat seit 2014. bund (SIG), der eine Mehrheit der jüdi- Ramadan und wie dieser mit dem militäri- schen Gemeinden in der Schweiz reprä- schen Alltag in Einklang gebracht werden sentiert. «Wir sehen darin die Chance, kann. Bisher haben wir bei solchen Anfra- stülpen. Im Fokus stehe immer die Per- dass uns die Organisationen geeignete gen einen externen Rat hinzugezogen. Das son, die ein Bedürfnis habe, völlig un- Kandidat*innen vorschlagen, die wir nach macht uns aber nicht sehr glaubwürdig», abhängig davon, was der*die Armeeseel- einem standardisierten Prüfverfahren meint Junger. Auch aus diesem Grund sei sorger*in selbst für richtig und wahr aufnehmen, ausbilden und danach als es wichtig, die Armeeseelsorge so aufzu- empfinde. «Die Kunst besteht darin, dem Offiziere bei den Truppen einsetzen kön- stellen, dass sie der Breite der Bedürf- Anliegen Raum zu geben und gemeinsam nen», erklärt Stefan Junger. nisse bestmöglich gerecht werde. nach der besten Lösung zu suchen», er- klärt Stefan Junger. Das sieht auch der Bedürfnissen gerecht werden Eigene Verwurzelung wichtig Horgner Seelsorger und Diakon Josef Wie schnell dies realisiert werden könne, Obwohl sich die Armeeseelsorger*innen Bernadic so, der seit 2001 als Armeeseel- hänge von der FIDS und dem SIG ab, sagt um alle Soldaten kümmern, unabhängig sorger mit katholischem Hintergrund auf der oberste Armeeseelsorger. Er kann sich von deren Konfession und Glauben, findet verschiedenen Waffenplätzen tätig war. vorstellen, dass muslimische oder jüdi- Stefan Junger es nach wie vor essenziell, «Missionieren geht nicht. Das ist nicht sche Seelsorger*innen schon den Ausbil- dass die Seelsorger*innen selbst sich ei- meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es, dungslehrgang im nächsten Jahr besuchen ner Religion zugehörig fühlen und persön- dem Menschen, der mir mit einem An- könnten. Das gemeinsame Seelsorgever- lich sowie institutionell verwurzelt sind. liegen entgegentritt, gegenüber offen ständnis wird durch die Grundanforderun- «Es ist wichtig, eine eigene Verwurzelung zu sein», sagt der Jakobsoffizier Bernadic gen gewährleistet und in der dreiwöchigen zu haben. Nur so kann man seinem (forumKirche 18/2019). Für ihn ist die Ausbildung gefestigt. Der freiwillige Dienst Gegenüber ehrlich vermitteln, dass man Armeeseelsorge eine Art «Geh-Hin-Kirche». in der Armeeseelsorge setzt voraus, dass die Hoffnung und Zuversicht aus diesen «Wir kommen zu den Berufs- und Miliz- die Anwärter*innen einen seelsorger- Wurzeln zieht und ihm dadurch Kraft soldaten, weshalb die Begegnungen und lichen und theologischen Hintergrund mit- schenken», ist der Chef der Armeeseel- Gespräche oft auch an ungewöhnlichen bringen, über Selbst- und Sozialkompetenz sorge überzeugt. Die persönliche Ansicht Orten stattfinden, beispielsweise im verfügen und die Prinzipien sowie die dürfe man dem*der Armeeangehörigen Speisesaal oder am Schiessstand. Armee- Arbeitsweise der Armeeseelsorge akzep- aber im vertraulichen Gespräch nicht über- (Fortsetzung nächste Seite) forumKirche | 11-2021 3
Armeeseelsorge (Fortsetzung von Seite 3) Bild: zVg seelsorger*innen werden aber auch im Ausland eingesetzt und begleiten etwa die Swisscoy im Kosovo. Der grosse Unter- schied zur Pfarreiseelsorge ist auch der, dass sich das militärische Umfeld ständig wandelt und neue Rekruten, Unteroffiziere und Offiziere hinzukommen», erzählt Bernadic. Seine Arbeit beschreibt er mit den Worten «Begleitung» und «Vertrauen». Das grosse Plus eines Armeeseelsorgers sei zudem, dass er Zeit habe. Zeit zum Zuhören, zum Reden, aber auch zum Mit- lachen, wenn die Soldaten in einer geselli- gen Runde zusammensitzen würden. «Man ist einfach für sie da. An den guten Tagen, wenn sie Erfolgserlebnisse teilen wollen, aber natürlich auch dann, wenn sie Proble- me und Sorgen haben», berichtet Josef Bernadic. Oftmals, meint der Armeeseel- sorger, würden die Soldaten ganz spontan erzählen, was sie beschäftigt. Von indivi- duell empfundenen Leerläufen bei mili- tärischen Übungen über den grossen Er- wartungs- und Leistungsdruck, den sie spüren, bis zum persönlichen Familien- und Berufsleben, das sie nicht einfach vor der Kasernentüre ablegen können. Die Trauer annehmen «Die Soldaten sind Teil einer Schicksals- gemeinschaft und der Armeeseelsorger muss sensibel genug sein, um ihr Anlie- Josef Bernadic, Armeeseelsorger mit katholischem Hintergrund, der auf verschiedenen gen aufzunehmen und zu analysieren». Als Waffenplätzen tätig war. solcher hat Josef Bernadic selbst schon schwierige Momente durchlebt. «Während eines Wiederholungskurses im Kanton Uri was gibt ein*eine Armeeseelsorger*in jun- delt hat und wir heute eine Vielzahl von starb ein höherer Offizier. Am Abend zuvor gen Soldaten mit auf den Weg, die in Aus- Konfessionen haben, die man in den Blick hatte er mir noch strahlend von seinen übung ihres Militärdienstes mit herausfor- nehmen muss». Es sei wichtig, dass zwei kleinen Kindern erzählt, die sich im- dernden Situationen konfrontiert werden? sowohl der ökumenische wie auch der mer freuen würden, wenn er nach Hause «Als Armeeseelsorger musste ich im Falle interreligiöse Dialog gepflegt werde. Nach komme. Am nächsten Morgen haben wir des verstorbenen höheren Offiziers auch seiner Einschätzung bleibe jedoch abzu- ihn dann in der Zivilschutzanlage tot auf- mit der Trauer der ganzen Einheit umge- warten, wie viele muslimische und jüdi- gefunden», erzählt er. Die Überbringung hen, die diesem unterstand. Der Tod ge- sche Anwärter*innen tatsächlich in den dieser Nachricht an die Frau und die Kin- hört zum Leben und sollte kein Tabuthema Armeeseelsorge-Dienst eintreten würden. der sei keine einfache Aufgabe gewesen. sein. Doch für einen jungen Menschen ist Stefan Junger meint auf die Frage, ob die Das bewege einen. Auch müsse man ak- das natürlich schwierig, weil er sein gan- Armee mit einer multireligiösen Seelsorge zeptieren, dass die Familie vielleicht keine zes Leben noch vor sich hat und dann die- auch eine Vorreiterrolle in Bezug auf Diver- militärische Trauerfeier möchte, weil der se Bilder in seinem Kopf irgendwie verar- sität im öffentlichen Leben insgesamt ein- geliebte Mensch genau hier zu Tode kam. beiten muss. Als Seelsorger muss man nehme: «Das wäre sicher schön, ist aber Solche belastenden Erfahrungen versuche die Trauer der betroffenen Soldaten in nicht die Motivation. Darüber hinaus gibt er aufzufangen, das Gebet sei wichtig, jenen Augenblicken annehmen», erzählt es, bezogen auf die Spital- oder Gefängnis- dass man sich zurückziehe und die Sorgen Bernadic. seelsorge ähnliche Überlegungen. Die Ar- auch in andere Hände lege. «Hilfreich ist mee muss am Schluss für ihre eigenen für mich ebenso das Gespräch mit den Den interreligiösen Dialog pflegen Rahmenbedingungen die besten Lösungen Kameraden und die Frage danach, wie sie Josef Bernadic unterstützt die Öffnung der finden.» in bestimmten Situationen reagiert haben Armeeseelsorge für andere Konfessionen, oder hätten», sagt Josef Bernadic. Und da «sich die religiöse Landschaft gewan- Sarah Stutte 4 forumKirche | 11-2021
Thurgau Ärmere sterben häufiger an Corona Pastoralkonferenz zu den sozialen Folgen der Pandemie Wie hat sich die Corona-Pandemie in (2003) auf 25,8 Prozent (2019) und einer einbussen betroffen», führte Odilo Noti sozialer Hinsicht ausgewirkt? Und wie Steigerung des BIP im gleichen Zeitraum weiter aus. Gemäss Schätzungen hätten gilt es darauf zu reagieren? Diesen Fragen um ca. 62 Prozent wären für solche Mass- die untersten Einkommensklassen brutto gingen die Thurgauer Seelsorger*innen nahmen ausreichend Mittel zur Verfügung rund 300 Franken pro Monat weniger zur in ihrer digitalen Pastoralkonferenz nach. gestanden. Verfügung gehabt, während obere Lohn- Odilo Noti, der bis zu seiner Pensionierung Besorgt äusserte sich der Theologe zur klassen sogar einen Anstieg von ca. 300 2018 Mitglied der Geschäftsleitung von Lage in Ländern des globalen Südens. Auf- Franken verzeichnet hätten. Caritas Schweiz war, versuchte ein Bild grund hoher Arbeitslosigkeit und fehlender Auch aus gesundheitspolitischer Perspekti- aus nationaler Perspektive zu entwerfen. Sozialsysteme seien dort grosse Bevölke- ve hat Covid-19 die Ungleichheit in der Judith Meier-Inhelder, Leiterin von Caritas rungsteile durch die Krise in ihrer Existenz Bevölkerung verschärft. Nach einer Studie Thurgau, fügte ihre Erfahrungen aus der bedroht. Zudem würden in diesen Ländern starben in der Schweiz ärmere Menschen Arbeit vor Ort hinzu. Impfdosen fehlen, 35 von ihnen hätten häufiger an Corona als wohlhabendere. noch gar keine erhalten. Deshalb forderte Auf den Intensivstationen mussten mehr Die Corona-Krise führte zum stärksten Wirt- er, dass sich die Länder des Nordens für als doppelt so viele Covid-Erkrankte aus schaftseinbruch seit der Erdölkrise 1975. kostengünstige und schnelle Impflieferun- den zehn Prozent der ärmsten Bürger*in- Gegenüber dem Vorjahr ging das Brutto- gen stark machen sollen. nen behandelt werden als Erkrankte aus inlandsprodukt (BIP) 2020 um 2,9 Prozent den zehn Prozent der Reichsten. zurück. Schätzungen gehen von einem Bisherige Mängel verschärft Rückgang von 30 bzw. 15 Milliarden Fran- Im Blick auf die soziale Situation in der Mindestlohn einführen ken in 2020 und 2021 gegenüber einem Schweiz schickte Odilo Noti voraus, dass Angesichts dieser Entwicklungen gewinne ungestörten Verlauf aus. Trotzdem kam die das Auftreten des Virus viele Mängel ans das Postulat eines Mindestlohns, das Schweiz vergleichsweise glimpflich davon. Tageslicht brachte, die vorher schon da 2014 noch an der Urne abgelehnt worden «Die Wirtschaft hat weniger gelitten als bei- waren. So hätte die Arbeitslosigkeit, die sei, deutlich an Boden, so Noti: «Auch spielsweise in Österreich, Frankreich oder durch Corona um 50'000 auf 160'000 Per- Ökonomen wird bewusst, dass durch einen Italien», führte Odilo Noti aus. Ökonomen sonen angestiegen sei, ältere Menschen Mindestlohn die Kaufkraft gestärkt wird, würden sogar eine rasche Erholung trotz und Tieflohnsegmente stärker betroffen. was für eine wirtschaftliche Erholung not- mancher Unabwägbarkeiten nicht aus- Ausserdem hätten sich Prekarisierungs- wendig ist.» Darüber hinaus forderte er Job- schliessen. Tendenzen verstärkt. Durch vermehrte Es- garantien, Unterstützung von Ausbildungs- Auf diesem Hintergrund übte Noti Kritik senslieferungen kamen z. B. Kuriere zum absolvent*innen bei der Stellensuche und am Vorgehen der Regierung in der zweiten Einsatz, die oft zu tieferen Löhnen und un- im Blick auf Sans Papiers die Entkopplung Welle: «Wir hätten uns konsequentere sicheren Bedingungen angestellt wurden des Rechts auf Sozialhilfe von der Aufent- Massnahmen zum Schutz älterer Men- als zuvor das Servicepersonal. haltsbewilligung. schen leisten können, wollten es aber «Arbeitnehmer*innen in Tieflohn-Branchen nicht.» Angesichts der Senkung der Staats- waren aufgrund von Arbeitslosigkeit und Gipfel noch nicht erreicht verschuldung von 46,3 Prozent des BIP Kurzarbeit überdurchschnittlich von Lohn- Judith Meier-Inhelder war froh, dass Caritas Thurgau mit den zur Verfügung stehenden Bild: © Daniel Kellenberger, Caritas Schweiz Mitteln «schnell und unbürokratisch» finan- zielle Unterstützung gewähren konnte: «Wir haben bis 22. März 35'800 Franken Sofort- hilfe geleistet.» Sie hätten zum Teil mit Menschen zu tun gehabt, die von den Sozialämtern abgewiesen worden seien oder aus Angst vor Ausweisung oder dem Verlust des Eigentums keine Sozialhilfe be- antragt hatten. Für die Sozialpädagogin ist der Gipfel des Bergs noch nicht erreicht: «Ich rechne damit, dass nach dem Wegfall der staatlichen Unterstützungen Ende Juni die Not noch wachsen wird.» Die teilneh- menden Seelsorger*innen bat sie, Be- dürftige auf die Hilfen von Caritas und die Verantwortlichen der Kirchgemeinden auf die Möglichkeit der finanziellen Unter- stützung dieser wichtigen Massnahmen aufmerksam zu machen. Es könnte sein, dass der Bedarf an Schuldenberatung durch die Corona-Krise zunimmt. Detlef Kissner forumKirche | 11-2021 5
Thurgau Um aktueller und spontaner zu sein Die Jugendzeitschrift IMPULS wird eingestellt Die 116. Ausgabe des IMPULS, die im Juni Redaktionsteam er von 2002 bis 2019 Aus des Hefts sei für ihn schmerzhaft erscheint, wird die letzte sein. Nach fast leitete. gewesen: «Ich habe viel Herzblut in das 30 Jahren beendet die JUSESO Thurgau die Heft gesteckt. Doch wichtiger als die Form Herausgabe ihrer Jugendzeitschrift. Von Jugendlichen für Jugendliche ist, dass die kirchliche Jugendarbeit auch forumKirche blickt auf die Entwicklung IMPULS ging auf neue Trends, Glaubens- weiterhin Impulse für Jugendliche setzen des Blatts und fragt nach den Gründen für und Lebensthemen ein, die junge Men- kann.» sein Aus. schen beschäftigen. Politische Diskussio- nen und die grossen Kirchenfragen waren Auch etwas zum Anfassen Seit Dezember 1991 erscheint das IMPULS weniger angesagt. «Manche Themen wie Die Fachstelle Kinder und Jugend hat sich vier Mal pro Jahr, zum Schluss in einer Auf- Zukunft, Freundschaft und Liebe wieder- ihre Entscheidung nicht leichtgemacht. lage von ca. 800 Exemplaren. Das 20 Sei- holten sich auch, da die Leser*innen nach «Zunächst haben wir die Produktion des ten starke Heft richtet sich vor allem an zwei bis drei Jahren ja gewechselt hatten», Hefts unterbrochen, um zu prüfen, wie das Jugendliche. «Die grössten Abnehmer sind sagt Manuel Bilgeri, heute Leiter der Fach- Heft daherkommt», sagt Murielle Egloff. Pfarreien im Thurgau, die das IMPULS vor stelle Kommunikation. Seine Aufgabe war Man habe auch mit der Redaktion der allem an Firmand*innen oder die Schüler*- es, zusammen mit einem Team aus jungen St. Galler Jugendzeitschrift Kontakt aufge- innen der 3. Sek weitergeben», erklärt Erwachsenen aktuelle Themen aufzuspüren nommen und eine mögliche Zusammenar- Murielle Egloff, Leiterin der Fachstelle und in ansprechende Formate umzusetzen. beit erwogen. Doch schliesslich hätten sich Kinder und Jugend der katholischen Lan- «Das IMPULS war nicht nur für Jugendliche, grundsätzliche Fragen nach der Zielgruppe deskirche Thurgau. Die Leiter*innen, die sondern kam auch von ihnen. Die Produk- und nach dem Auftrag der Jugendarbeit ge- für die Fachstelle an Schulendkursen, Mini- tion in der Redaktion war selbst eine Form stellt. «Wir wollten aktuelle Themen sponta- leiterkursen oder anderen Projekten mit- von Jugendarbeit», so Bilgeri. Als «grössten ner und flexibler aufgreifen können, als das wirken, erhalten das Heft gratis. Wenige Meilenstein» erlebte er den Wechsel von mit einem Heft möglich ist», so Egloff. Einzelabonnements gehen an «Ehemalige». grauem Umweltschutzpapier mit Schwarz- Das Team der Fachstelle dachte dabei Das IMPULS war aus dem BUMERANG her- Weiss-Druck auf weisses Papier mit Vierfar- nicht nur an digitale Angebote. Mit «Impul- vorgegangen, der seit 1975 als einfaches bendruck: «Das hat das Heft viel attraktiver sen» in ganz unterschiedlichen Formen und Informationsschreiben und ab 1982 als gemacht.» zu aktuellen Themen oder den christlichen gedrucktes Heft versendet wurde. Der Mit wachsender Bedeutung der digitalen Feiertagen sollen die Jugendlichen zum informative Charakter wurde im IMPULS Kommunikation stand auch immer wieder Nachdenken angeregt werden und die beibehalten. Im hinteren Teil finden sich die Frage nach der Berechtigung eines Jugendarbeiter*innen ein Hilfsmittel für ih- Hinweise auf verschiedene Anlässe und Printprodukts im Raum. Zwei grosse Um- re Arbeit erhalten. Das «neue Produkt» soll Rückblicke mit Fotogalerien. «Im Mittel- fragen hätten allerdings gezeigt, dass das sich auch eher an Jugendliche nach der punkt steht jeweils ein Thema, das aus ver- Heft von vielen Leser*innen geschätzt Schulzeit wenden, die von den Pfarreien schiedenen Perspektiven beleuchtet wird», werde, gerade weil es sich vom Virtuellen kaum noch erreicht werden. «Wir hatten ge- beschreibt Manuel Bilgeri das Heft, dessen abhebe, sagt Bilgeri. Die Nachricht vom plant, den Leser*innen im letzten IMPULS eine konkrete Idee mitzugeben von dem, was folgen wird. Doch durch unsere Vakanz Bild: Detlef Kissner auf der Fachstelle sind wir nicht mehr so weit gekommen», sagt Murielle Egloff. Zwei in einem Dafür wird die letzte Ausgabe von IMPULS in einem besonderen Format erscheinen. «Man kann es von zwei Seiten her aufschla- gen», sagt Murielle Egloff. Im einen Teil wird wie gewohnt ein Thema behandelt. Dieses Mal soll es passend zum Anlass um «Ver- änderung» gehen. Der andere Teil widmet sich dem Abschied vom IMPULS. Ehemali- ge Redaktor*innen blicken auf das Heft und seine Bedeutung zurück. Ausserdem wird die letzte Ausgabe auf hochwertigerem Papier gedruckt und in Kuverts verschickt. «Schliesslich soll es einen würdigen Abschluss geben», so Murielle Egloff, «als Start für etwas Neues.» Auf die letzten vier Ausgaben des IMPULS wird nun noch die Schlussnummer folgen. Detlef Kissner 6 forumKirche | 11-2021
Schaffhausen Die (Un)Vergänglichkeit von Gräbern Eine archäologische Sonderausstellung in Schaffhausen Bild: Judith Keller Eine sensationelle Ausstellung unter dem Titel «Bis auf die Knochen. Was Gräber er- zählen» bietet das Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen bis zum 28. November. Von der Jungsteinzeit bis ins Mittelalter (4. Jt. v. Chr. bis 16. Jh. n. Chr.) werden an- hand von regionalen, teils neuen Funden verschiedene Untersuchungsmethoden vorgestellt. Interaktive Stationen laden zum Forschen und Staunen ein. Angespro- chen werden insbesondere Kinder, aber auch interessierte Erwachsene. «Was bleibt von uns im Grab übrig?» Durch diese Einstiegsfrage werden die Besu- cher*innen mit der Problematik archäologi- scher Quellen und auch mit unserer Bestat- tungsform konfrontiert. Am Beispiel einer Illustration einer verstorbenen Frau in Jeans und Turnschuhen, mit Mobiltelefon und Schmuck sind nach zehn und hundert Jah- ren nur noch Knochen, Metalle, Kunststoffe und das Handy im Grab zu entdecken. Die Kuratorin Franziska Pfenninger beim Skelett des «Riesen von Schaffhausen» Was würden Wissenschaftler*innen nach etlichen Jahrhunderten über diese Verstor- bene und ihre Kultur wohl aussagen? Mann vor. Sein privilegierter Bestattungsort reihe stellen die «schlafenden» Kinder dar, lässt auf eine wichtige Persönlichkeit im was sie gerne mit in ihr Grab nehmen Alte Gräber erzählen mittelalterlichen Schaffhausen schliessen. würden. Die Fotos vermitteln eine vertrau- In der archäologischen Forschung sind Grä- Der Hüne lag mit seinen Füssen nach ensvolle und optimistische «Bestattung» – ber eine wichtige und häufige Informations- Osten, wo nach christlicher Auffassung die Hut ab! Zukünftige Archäolog*innen quelle zu Menschen aus einer anderen Auferstehung Jesu Christi erwartet wird. können über diese Kinder sehr viel er- Epoche. Bis zur Christianisierung im Früh- Am Jüngsten Tag werden alle Toten wieder fahren! Sie auch! mittelalter verrieten Grabbeigaben viel über auferstehen und können somit dem den gesellschaftlichen Stand, die Kultur Wiederkehrenden entgegensehen. Archäo-Detektiv*in werden und den Grabritus. «Das ist ein Kulturerbe, Einen weiteren prominenten Platz in der Per Videobotschaften werden insbesondere dass es in unserer christlich geprägten Sonderausstellung erhält ein spätrömi- junge Besucher*innen angesprochen ar- Gesellschaft nicht mehr gibt», berichtet sches Kindergrab aus dem 5. Jahrhundert. chäologische Rätsel zu lösen. Mit scharfer Franziska Pfenninger, Kuratorin regionale 2019 haben es Archäolog*innen auf der Beobachtung und geschickten Händen Archäologie. Heute können Grabfunde aus Ausgrabung Stein am Rhein-Hofwise ent- gelangen sie zu weiteren Fragen. Spiele- ur- und frühgeschichtlicher Zeit durch mo- deckt. Besondere Aufmerksamkeit erhielt risch lernen sie verschiedene Epochen und dernste Analysemethoden aus verschiede- es durch die Auffälligkeiten am Skelett und archäologische Arbeitsmethoden wie Aus- nen Fachgebieten Neues offenbaren. «Die den Reichtum an Grabbeigaben. Spezi- grabung, Blockbergung, Lebensbilder sowie Objekte sind nicht das Ziel», verrät die fische Analysen der Knochen und Acces- die Bestimmung von Knochen kennen. Kuratorin, «wir wollen den Menschen ver- soires liefern spannende Erkenntnisse zur Erfolgreiche Archäo-Detektiv*innen er- stehen. Wie hat er gelebt? Wie ist er mit Bestattung dieses vermutlich männlichen halten eine Urkunde. Veränderungen umgegangen?» Jugendlichen. Neueste Ergebnisse der Das vielseitige Begleitprogramm während laufenden Forschung werden in der Sonder- der Ausstellungszeit ist sehr zu empfehlen! Der Riese von Schaffhausen ausstellung aktualisiert. In der Sonderausstellung kann man bei- Bei den aktuellen Grabungen im Stadthaus- spielsweise einmal im Monat dem Kon- geviert entdeckten Mitarbeiter*innen der (Un)Vergänglichkeit? servator-Restaurator der Kantonsarchäo- Kantonsarchäologie Schaffhausen 2020 Während wir heute kaum über Sterben, logie bei der Freilegung eines Urnengrabes ein spektakuläres Grab in der ehemaligen Tod und Bestattung sprechen, haben über die Schulter schauen. Klosterkirche der Barfüsser. Phänomenal Schüler*innen aus Stein am Rhein sich ist die Grösse des Bestatteten von über intensiv mit den Fragen «Was soll die Nach- Judith Keller 190 cm. In einer Instagram-Liveführung welt von mir wissen? Welche Objekte stellt die Anthropologin Viviane Mee den zeigen, was mir wichtig ist?» auseinander- Nähere Infos auf Seite 15 Verstorbenen als grossen, muskulösen gesetzt. In einer beeindruckenden Foto- forumKirche | 11-2021 7
Gedankenimpuls Bild: pixabay.com «Nichts ist so beständig wie der Wandel.» Heraklit von Ephesus, griechischer Philosoph · um 520 – 460 v. Chr. 8 forumKirche | 11-2021
Den Glauben feiern Bild: dodo71/pixabay.com Gottesdienste anderssprachige Missionen Albanische Mission So, 6. Juni 13.00 Uhr St.Nikolaus Wil Kroatische Mission Sa, 29. Mai 19.00 Uhr St.Martin Arbon So, 30. Mai 09.30 Uhr Klosterkirche Münsterlingen 11.45 Uhr St.Nikolaus Frauenfeld 17.00 Uhr St.Peter Schaffhausen 18.15 Uhr St.Peter Schaffhausen Sa, 5. Juni 19.00 Uhr St.Martin Arbon Alle zu Jünger*innen Jesu machen So, 6. Juni 09.30 Uhr Klosterkirche Münsterlingen Gedanken zum Evangelium Mt 28,16-20 11.45 Uhr St.Nikolaus Frauenfeld 17.00 Uhr St.Peter Schaffhausen Die letzten Worte, die ein Mensch spricht, bevor er diese Welt 18.15 Uhr St.Peter Schaffhausen verlässt, haben oft besondere Bedeutung. Wenn der*die Sterbende bewusst Abschied nimmt, ist es die letzte Chance, noch einmal et- Polnische Mission was zu betonen, seine Liebe auszudrücken, jemandem zu vergeben So, 30. Mai 13.00 Uhr St.Martin Arbon oder um Vergebung zu bitten oder der nächsten Generation einen So, 6. Juni 13.00 Uhr St.Martin Arbon Auftrag zu geben. Wenn Sie schon einmal beim Sterben eines Men- schen dabei waren, können Sie auf eigene Erfahrungen schauen. Portugiesische Mission Sa, 5. Juni 19.00 Uhr Klösterli Frauenfeld Im Sonntagsevangelium wird von den letzten Worten Jesu im Matthäusevangelium berichtet. Nicht etwa die letzten Worte am Spanische Mission Kreuz, bevor er seinen Geist aushaucht, sondern von den letzten Sa, 5. Juni 18.30 Uhr St.Maria Schaffhausen Worten, die er nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern spricht. So, 6. Juni 10.30 Uhr Klösterli Frauenfeld Jesus fasst die Bedeutung seiner Person noch einmal zusammen 12.00 Uhr St.Stefan Kreuzlingen und der Evangelist betont damit noch einmal für alle, die es immer noch nicht verstanden haben: «Ich habe von Gott alle Macht im Tamilische Mission Himmel und auf der Erde erhalten». Jesus, als Sohn Gottes, als Der nächste Gottesdienst findet am 24. Juli statt. Messias, als Lehrer und Herr, der über allem steht und seinem Namen alle Ehre macht: Jesus – Gott rettet! Heraus aus Sünde Ungarische Mission und Tod. So, 6. Juni 17.00 Uhr Bruder Klaus Tägerwilen Aber dabei bleibt es nicht. Wir schauen als Christ*innen nicht nur bewundernd auf unseren Gott, denn mit Jesu Auferstehung hat etwas begonnen, das weitergeführt werden muss! Jesus sendet seine Jünger in die ganze Welt hinaus. Jesu Worte und Taten sollen weitererzählt werden – damals durch die Jünger und heute durch uns! «Geht hin in die ganze Welt und verkündet das Evangelium! Gottesdienste in Radio & Fernsehen Macht alle Menschen zu meinen Jüngern und tauft sie im Namen Sonntag, 30. Mai, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.» Röm.-kath. Predigt – Mit dem Theologen Mathias Burkart Mit unserer Taufe haben wir den «Nachlass» unseres Herrn mit- Sonntag, 6. Juni, 10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur bekommen. Es ist unser Auftrag, der immer wieder neue, kreative, Christ.-kath. Predigt – Mit Susanne Cappus mutige Wege braucht, damit Menschen um uns herum den Glauben an Jesus kennenlernen und neugierig werden auf unseren Sonntag, 30. Mai, 9.30 Uhr, ZDF Gott. Es ist unser Auftrag, Menschen zu Jünger*innen Jesu zu ma- Evang. Gottesdienst – In der Mitte ein Garten chen, sie zu begleiten und auch sie zu befähigen, den Auftrag Jesu Aus dem Kloster Eberbach in Eltville weiterzuführen. Davon, dass es leicht sein wird, hat Jesus kein Sonntag, 6. Juni, 9.30 Uhr, ZDF Wort gesagt – aber er hat uns versprochen bei uns zu sein, für Katholischer Gottesdienst – Neue Familienzugehörigkeit immer und bis zum Ende. Aus der Kapelle des St.Katharinen-Krankenhauses in Frankfurt a.M. Simone Zierof, Arbon Regionale Sendungen Sonntagslesungen Radio TOP: TOP Kick und TOP Church: www.topchurch.ch 30. Mai – Dreifaltigkeitssonntag Erste Lesung: Dtn 4,32-34.39-40 Radio Munot: Gedanken zum Tag Zweite Lesung: Röm 8,14-17 Montag bis Freitag 6.50 Uhr Evangelium: Mt 28,16-20 Unterwegs – ein kirchliches Magazin aus Schaffhausen 6. Juni – 10. Sonntag im Jahreskreis Montag bis Freitag 6.50 Uhr Erste Lesung: Gen 3,9-15 Schaffhauser Fernsehen SHf: Gedanke am Wuchenänd Zweite Lesung: 2 Kor 4,13-5,1 Samstag, 18.55 Uhr bis Sonntag, 18 Uhr, stdl. Wiederholung Evangelium: Mk 3,20-35 forumKirche | 11-2021 9
Thurgau · Kirche ohne Grenzen – Englisch Den Gärten die Seele zurückgeben Loretto auch i Mehr über Biodiversität erfahren Eucharistisch – Charismatisch Bild: Claudia Koch sind Rasenflächen, die einfach nur gemäht Loretto, die Gemeinschaft mit österreichi- würden. Der Bio-Gärtner sagt dazu: «Gera- schen Wurzeln (seit 1987), zählt zu den de diese Flächen sind prädestiniert dazu, Erneuerungsbewegungen und fasst seit mehr Natur zuzulassen.» Wichtig ist ihm, 2016 auch in der Schweiz Fuss. Kirche bei seinem Gartenrundgang den Leuten ohne Grenzen besuchte die Schweizer Sub- den abstrakten Begriff der Biodiversität regionalleiterin Tanja Pürro (42) im Geist- näher zu bringen und die Zusammenhänge lichen Zentrum Loretto Solothurn, um aufzuzeigen. Als Beispiel nennt er die mehr über ihre Spiritualität, das Wirken Esparsette, ein Schmetterlingsblütler, und Wesen von Loretto zu erfahren. deren Pollen von der Mauerbiene für ihre Brutzellen gesammelt werden. Mit dieser Was ist Loretto? anspruchslosen Pflanze kann sogar auf Loretto ist eine geistliche Gemeinschaft einem Balkon innert einem Jahr die Bio- innerhalb der katholischen Kirche, ein Zu- diversität Einzug halten. Auch Flachdächer sammenschluss katholischer Christ*innen, bieten sich für Begrünungen an und lassen welche mehr suchen und ersehnen, als den mit geeigneten Pflanzen Leben entstehen. wöchentlichen Sonntagsgottesdienst. Men- Neubauers grosses Ziel besteht darin, den schen, welche in ihrem persönlichen Glau- Leuten die Angst vor einem naturnahen ben wachsen möchten, noch mehr in die Garten – egal ob Balkon, Garten oder Tiefe gehen, dies in einer Gemeinschaft Gelände – zu nehmen. Gleichgesinnter. Unsere Gemeinschaft sehnt sich danach, Orte zu schaffen, wo Viele offen für Neues möglichst viele Menschen Gott begegnen Der grösste Gegenspieler der Biodiversität können. Wir bringen uns, jede*r seinem*ih- ist laut Neubauer der Ordentlichkeitswahn. rem Charisma entsprechend, in der Orts- Markus Neubauer hat Freude an einem Kein Unkraut, kein Blümchen soll im Rasen kirche und bei eigenen Apostolaten aktiv vielfältigen Garten. oder zwischen den Verbundsteinen unkon- ein. Es ist uns ein zentrales Anliegen, Gott, trolliert wachsen. «Mit dieser Einstellung die Kirche und den Glauben in unserer Ge- Kirchenvertreter*innen und weitere Inter- raubt man dem Garten die Seele, macht sellschaft wieder relevant zu machen. Daher essierte für mehr Biodiversität auf ihren ihn armselig», sagt Neubauer bedauernd. wirken wir auch missionarisch, aber nicht im Grünflächen zu sensibilisieren, ist Ziel der Viele Leute haben Respekt vor der Wildnis überstülpenden Sinn, sondern um den Mis- Führung und Gesprächsrunde Anfang Juni oder es fehlt ihnen die Gelassenheit, ein- sions-Auftrag Jesu ernst zu nehmen, jeweils in der Biogärtnerei Neubauer, Erlen. fach mal etwas wachsen zu lassen, zu ex- vor Ort – dort wo wir Leben, Arbeiten und perimentieren. Der Ordentlichkeitswahn uns auch kirchlich beheimatet fühlen. Markus Neubauer bewirtschaftet die Gärt- zeigt sich unter anderem auch darin, dass nerei in Erlen bereits seit mehr als 30 Jah- im Herbst alles zurückgeschnitten wird. Der grosse Sendungsauftrag ist Loretto ren biologisch. Anfangs noch belächelt, liegt Dabei können gerade in stehengelassenen eminent wichtig, wie zeigt sich dies im das Bio-Gärtnern heute voll im Trend. Be- Stängeln Eier oder Larven überwintern. Ein Wirken vor Ort? Welche Gefässe hat Loretto sonders junge Familien fühlen sich von die- weiteres Hindernis hin zu mehr Natur im dafür entwickelt? ser grünen Welle angesprochen. «Noch vor Garten ist die Unkenntnis. Es gebe viele Einerseits pflegen wir die Gemeinschaft im 10 Jahren haben wir jedes Jahr zahlreiche Menschen, die offen für Neues sind, aber Innern, sprich nach Innen. Wir nennen dies Gemüsegärten wegen mangelnder Bewirt- nicht recht wissen, wie sie es angehen «Nazareth». In Hausgemeinschaften mit Ge- schaftung aufgehoben. Jetzt wird wieder ge- sollen, sagt Neubauer. Hier bietet er mit bet, Essen und Austausch, in Schulungen, pflanzt. Gemüse, Kräuter und einheimische seinem kompetenten Team gerne Hand mit Katechesen, Leiterschaftsschulungen, dem Wildstauden sorgen für neues Leben und einer qualifizierten Beratung. Und natürlich Feiern von Gottesdiensten teilen jene, wel- neue Fragen», sagt Markus Neubauer. Denn darf in einem Garten auch mal gejätet oder che sich durch ein sich jährlich erneuerndes mit dem Bewusstsein ums Bio-Gärtnern vor dem Versamen geschnitten werden, Versprechen zur Mitgliedschaft bei Loretto steigt auch das Bewusstsein für die Bio- wenn eine Pflanze überhandnimmt. Ein verpflichtet haben, ihren Glauben und vertie- diversität. «Das Thema ist viel präsenter Garten soll und darf sich verändern, nur fen ihn. Parallel dazu wirken wir bewusst als noch vor 10 Jahren. Die Leute wollen leben sollte er! und aktiv auch gegen Aussen und nehmen die Zusammenhänge kennenlernen», sagt Claudia Koch so diesen grossen Sendungsauftrag wahr. er. Denn viele Menschen nehmen den Rück- Wir bezeichnen dies als das «Pfingsten». Da- gang von Insekten und Vögeln wahr und bei organisieren wir Gebetsanlässe, Jünger- sind gewillt, etwas dagegen zu tun. Rundgang Biodiversität am 7. Juni, schaftsschulungen, Gottesdienste, engagie- 19 Uhr in Erlen und Entdeckungsreise ren uns innerhalb der kirchlichen Strukturen Zusammenhänge aufzeigen «Garten auch für Tiere» am 21. August, – an jenen Orten, wo es uns möglich ist und Viele Grünflächen der Kirchgemeinden sind 9.30 bis 12 Uhr in Arbon. Nähere Infos es auch unseren Gaben entspricht. So ist noch immer sehr artenarm bepflanzt oder unter www.keb.kath-tg.ch Loretto an einem Ort in Österreich beispiels- 10 forumKirche | 11-2021
Kirche ohne Grenzen – Englisch n der Schweiz – Marianisch Bild: Romina Monferrini dern ein stets gegenwärtiges Ereignis ist. mittlerweile vier bis fünf Hausgemeinschaf- Der Heilige Geist wirkt auch heute noch und ten. Diese sind so gut es geht regional orga- sendet uns zugleich mit unseren Charismen nisiert. Beim «Pfingstlichen», sprich eben aus, in der Gesellschaft, der Kirche, dieser unsere Apostolate, haben wir diverse Ange- Welt zu wirken. Marianisch deshalb, weil der bote. So findet beispielsweise in Brig jähr- Grundstein der Gemeinschaft nach einer lich ein Gebetswochenende statt. Zudem Wallfahrt nach Međugorje – einer Ortsge- werden im Wallis Familienwochenenden wie meinschaft in Bosnien und Herzegowina – das «Simple Love» durchgeführt. In Solo- gelegt wurde. Maria ist unsere Fürspreche- thurn befindet sich ein Geistliches Zentrum, rin, Schutzherrin und wichtigste Mittlerin. bei welchem auch diverse Gebets-, Lobpreis- und Schulungsanlässe stattfinden. In Loretto trifft man mittlerweile auch in Dietikon finden ebenfalls regelmässige Deutschland, Italien, Frankreich, England, Gottesdienste mit Lobpreis statt. Und Ungarn und seit 2016 auch in der Schweiz auch im Dom in St. Gallen gibt es diverse an, wie ist Loretto in der Schweiz organisiert? Angebote von Loretto Schweiz. In der Schweiz sind wir sozusagen vom Bodensee bis zum Matterhorn vertreten. Interview: Romina Monferrini Intern, im sogenannten «Nazareth», sind wir Übersetzung: Monika Freund Schoch «Wir haben eine informative Homepage und Loretto as well in Switzerland sind selbstverständlich auch auf Social Media Eucharistic – Charismatic – Marian zu finden», so die Loretto Schweiz-Subregional- Loretto is a movement with Austrian roots found in 1987. It counts as a new spiritual leiterin Tanja Pürro. community. Since 2016 it is also active in Switzerland. Kirche ohne Grenzen visited the sub-regional leader Tanja Pürro (42) in the official Loretto-Switzerland Prayer Center in Solothurn to learn more about her spirituality, the work and essence of Loretto. weise mittlerweile verantwortlich für einen Firmweg. Wir verstehen uns nicht als Kon- What is Loretto? sumierende der Kirche, sondern aktive Mit- Loretto is a spiritual community within the Catholic Church, an association of Catholic gestalter*innen. Wir sind und wollen keine Christians who seek and long for more than the weekly Sunday service. People who want abgesonderte Gemeinschaft der Kirche to grow in their personal faith and reach another depth of it together with like-minded sein, daher ist es uns ein zentrales Anlie- people. Our community has a huge longing that as many people as possible can get to gen, dass dieses prophetische Element der know God. We accompany other people in faith, each of us according to his*her charism. Kirche, wie wir es bezeichnen, von der Amts- It is our central concern to make God, the church and faith relevant again in our society. kirche bestätigt wird und ist. So sind bei- Therefore, we also do the missionary work, but not in a superimposing sense, but in the spielsweise unsere Statuten von der öster- meaning of taking seriously the missionary order of Jesus; always on the spot: where we reichischen Bischofskonferenz anerkannt, live, work and also feel at home in the church. weitere Bestätigungen werden folgen. In the meantime, Loretto is active in Germany, Italy, France, England, Hungary, and since 2016, also in Switzerland. How is Loretto organized in Switzerland? Wie würden Sie die Spiritualität von Loretto In Switzerland, we are represented from the Lake of Constance to the Matterhorn, so to beschreiben? speak. Internally, in the so-called «Nazareth», we are now 4-5 house communities. These Eucharistisch – Charismatisch – Marianisch. are organized as regionally as possible. In the «Pentecostal» area, i.e. our apostolates, Die Eucharistie ist klar unsere Quelle und which work against and for the «outside», we have various offers. For example, an annual Höhepunkt. Wir gehen in die Anbetung, prayer weekend takes place in Brig, or the family weekends and «Fire Camps» like «Simple feiern Eucharistie. Charismatisch des- Love» in Valais. The spiritual center is located in Solothurn, where various prayer, worship wegen, da wir fest davon überzeugt sind, and training events take place. Regular worship services are held in Dietikon. Also in the dass Pfingsten kein geschichtliches, son- St. Gallen Cathedral our community has various offers. How would you describe the spirituality of Loretto? Bild: zVg Romina Monferrini (33) ist Eucharistic – Charismatic – Marian. We go to adoration, we celebrate the Eucharist, Theologin und stammt aus which is clearly our source and summit. Charismatic because we are firmly convinced that dem Dorf Monteroni di Pentecost is not a historical event, but an ever present one – the Holy Spirit is still Lecce (Süditalien). Sie working today & sends us with our charisms out to work in the society, the Church, this arbeitet in der Pfarrei Heilig world. Marian because the foundation stone of the community was laid in Međugorje in Geist in Hünenberg. Bosnia-Herzegovina. Mary is our intercessor, patroness and most important Mediatrix. forumKirche | 11-2021 11
Schaffhausen Der schönste Beruf News Erinnerungen an Pater Peter Traub Missio ohne Predigteinschränkung Im Bistum Chur mussten Laien in ihrem Missio-Dokument den Satz hinnehmen, Bild: zVg Am 3. Mai 2021 ist P. Peter Traub im Alter dass «mit dieser Beauftragung keine Pre- von 81 Jahren gestorben. Da er während digterlaubnis innerhalb der Eucharistie- vielen Jahren in den Kantonen Schaffhausen feier verbunden» ist. Diese von Rom gefor- und Thurgau tätig war und ihn unzählige derte Einschränkung passt schon länger Leute in dieser Region gekannt haben, nicht mehr zur pastoralen Realität in der möchten wir mit diesem Text an ihn Schweiz, in der seit Jahrzehnten Laien die zurückdenken. Gemeindeleitung innehaben und in Got- tesdiensten predigen. Bischof Joseph Wenn man P. Peter fragte, welche Aufgabe Bonnemain hat nun nach Beratung mit er in seinem vielfachen Wirken am liebsten dem Bischofsrat diesen umstrittenen gemacht habe, antwortete er ohne zu Passus in der Missio gestrichen. zögern: «Die Jugendarbeit». So hatte für ihn Aufruf zum Frieden im Nahen Osten nicht nur als Jugendseelsorger, sondern Der Schweizerische Rat der Religionen auch als späterer Pfarrer die Jugendseel- (SCR) ist tief besorgt über den Krieg in sorge stets Vorrang. «Bei den Jugendlichen Israel und Gaza. Er bedauert den Tod von müssen wir immer von orange auf grün Zivilisten. Der Missbrauch ziviler Einrich- schalten!» Dieses Bild aus dem Strassen- tungen sei inakzeptabel und widerspreche verkehr hat er oft verwendet. Die jungen religiösen Auffassungen, schreibt der Rat. Menschen haben ihn immer sehr geschätzt Moscheen, Synagogen und Kirchen müss- und ihm liebevoll den Namen «Pape» gege- ten unter allen Umständen respektiert ben. Vor allem auch eine gute Zusammen- und geschützt werden. Der SCR appelliert arbeit mit Jungwacht und Blauring lag Pape an die Parteien, den Dialog aufzunehmen immer sehr am Herzen. So war er auch P. Peter Traub († 3. Mai 2021) und den Weg des Friedens zu gehen. Dies in den Sommerlagern stets ein gern ge- sei trotz kultureller Unterschiede möglich. sehener Gast. gehende Einsichten aufmerksam wie bei- Neuer Bischof in Hongkong In seiner Zeit als Pfarrer in Neuhausen- spielsweise: «Verantwortung kann man ei- Nach vier Jahren Interimszeit ernannte Hallau begleitete er verschiedene Theo- gentlich nicht delegieren, man kann andere Papst Franziskus den Oberen der Jesuiten- logen in der Berufseinführung: vom Pasto- nur daran teilhaben lassen.» Und wenn die provinz in China, Stephen Chow Sau-yan ralassistenten über den Diakon bis zum Diskussion dann einmal ins Stocken kam, (61), zum neuen Bischof von Hongkong. Priester. Wir ehemaligen Vikare von Pape war seine Aussage: «Mier wey nid grüble». Seitdem das Regime in Peking Hongkong durften bei ihm viel lernen. Er hatte eine Auf der Todesanzeige der Franziskaner dem eigenen politischen System an- ausgeprägte seelsorgerliche Erfahrung, stand gemäss ausdrücklichem Wunsch von gleicht, geraten auch kirchliche Vertreter*- war auf allen Ebenen äusserst grosszügig, P. Peter der alte Pfadi-Spruch: «Ich habe innen und Gläubige unter Druck. Wohl aus konnte herzhaft mit uns lachen und war meine Aufgabe erfüllt und bin nach Hause Rücksicht auf das 2018 geschlossene vor- mit seiner liebenswürdigen Art stets ein gegangen.» läufige Abkommen des Heiligen Stuhls mit grosses Vorbild für uns. Pape hat immer Peking hat der Vatikan bisher fast jeg- das Positive betont: er hat uns gelobt, Lieber Pape, aus unserer Sicht hast Du lichen Kommentar zu den Repressionen unterstützt und gefördert. Und dabei hat er Deine Aufgabe ausgezeichnet erfüllt. Wir in Hongkong vermieden. immer wieder darauf hingewiesen, dass wir danken Dir von ganzem Herzen für alles, Messe für Menschen in Myanmar Seelsorger den «schönsten Beruf haben, was Du uns geschenkt und beigebracht Papst Franziskus feierte einen Gottes- den es gibt, weil wir Menschen auf ihren hast. Und vor allem danken wir Dir auch für dienst in Solidarität mit den Menschen in Lebenswegen begleiten dürfen – in guten die schöne Freundschaft, die uns mit Dir Myanmar, die seit dem Militärputsch am wie auch in schwierigen Zeiten». und untereinander verbindet. Wir werden 1. Februar unter Repression leiden. Er rief uns in Zukunft immer wieder mal als «Dein die Menschen dort angesichts anhalten- Neben der beruflichen Zusammenarbeit im altes Neuhauser-Team» treffen und sicher der Gewalt auf, sich «von unten» für Frie- Seelsorgeteam haben wir jedes Jahr auch auch an Dich zurückdenken. Im Vertrauen den und Geschwisterlichkeit einzusetzen. eine Reise unternommen, sind regelmässig darauf, dass Du nun zu Hause im Himmel Dabei sollten sie «nicht der Logik des miteinander essen gegangen und haben glücklich sein darfst, verabschieden wir Hasses und der Rache nachgeben, son- dabei immer mit gutem Wein angestossen. Dich mit den Worten, die Du selber oft dern «fest auf den Gott der Liebe» blicken, «Das Leben ist zu kurz, um schlechten verwendet hast: «Ciao, leb wohl! Adieu!» «während auf Erden gekämpft und un- Wein zu trinken» sagte Pape oft beim schuldiges Blut vergossen wird». An der Zuprosten – und: «Mir mached’s nomol!» Deine ehemaligen Vikare – Messe nahmen auch birmanische Natürlich haben wir miteinander auch häu- in chronologischer Reihenfolge: Ordensfrauen teil. fig theologisch diskutiert sowie auch zu an- Urs Elsener, Stefan Kemmler, deren Themen debattiert. P. Peter machte Br. Martin Hieronymi OSB, Beat Kaufmann, kath.ch/Red. uns dabei auch immer wieder auf tief- Fidelis Den, Matthias Neufeld 12 forumKirche | 11-2021
Aus dem Bistum · Thurgau · Inserat Der Dreifaltige Eine Oase für Asylsuchende Was mich bewegt: ein Beitrag Das Bundesasylzentrum hat einen Raum der Stille von Hansruedi Huber Bild: Meike Ditthardt Im Bundesasylzentrum (BaZ) in Kreuzlingen Unsere Multikultur hat Vorteile. Einer davon wohnen hauptsächlich Asylsuchende ohne ist, dass man auch etwas über sich lernt, Verfahren, die zurück in ihr Heimatland wenn man sich mit «den Anderen» beschäf- oder gemäss der Dublin-Verordnung in den tigt: z. B. mit unseren jüdischen und musli- Staat zurückgeschickt werden, der für die mischen Glaubensbrüdern und -schwestern. Prüfung des Asylantrages zuständig ist. Zwar glauben wir alle an den Einen, den Sie erhalten dort eine besondere seelsor- biblischen Gott Abrahams, Mose und Jesu. gerliche Begleitung. Die katholischen und Trotzdem gibt es Unterschiede: Der Klassi- evangelischen Asylseelsorger*innen wur- ker ist die Frage, inwiefern der Glaube an den mit der Aufgabe betreut, in Absprache den dreifaltigen Gott auch monotheistisch mit dem Staatssekretariat für Migration sein kann? und dem Betreuungsteam einen Raum der Wie ist es möglich, dass Jesus zu seinem Stille einzurichten. Neuer Meditationsraum im Bundesasylzentrum Vater betet und gleichzeitig Gott ist? Dann die theologischen Debatten, die 1745 damit Die Vision der Seelsorger*innen war, einen Menschen zu treten. Da die Asylsuchenden gipfelten, dass Papst Benedikt lV. die figürli- Raum zu gestalten, der eine Atmosphäre in Mehrbettzimmern untergebracht sind und che Darstellung der drei göttlichen Personen der Geborgenheit mit «Wohnzimmerfeeling» wenig Privatsphäre haben, ist der Raum der verbot, weil Gott unermesslich viel mehr ist, vermittelt und zugleich das Göttliche, König- Stille auch eine gute Rückzugsmöglichkeit. als wir uns vorstellen können. Aber Gott liche in Form einer goldenen Wand und ed- Von Seiten der Seelsorge wird es dort offenbart sich immer wieder: Zum Beispiel lem Samtmobiliar widerspiegelt. Für die Ge- spezielle Gesprächs- und Gemeinschafts- in der Natur, in den Propheten und dann staltung der Wanddekoration konnte Jango angebote geben – insbesondere für Frauen, eben in Jesus, «dem göttlichen Wort, das Mousa, ein syrischer Künstler aus Stein am um ihrem Bedürfnis nach einem geschütz- Mensch geworden ist». Rhein, gewonnen werden. Sowohl Asylsu- ten Raum und Frauentreffen entgegen- In einer Bibliothek fand ich kürzlich eine chende als auch Mitarbeiter*innen im BaZ zukommen. Metapher, die von den Theologen des Mittel- sind begeistert vom Ergebnis. alters benutzt wurde, um den Muslimen den Ein Stück Normalität christlichen Monotheismus zu erklären: Sie Begegnung mit Gott und Menschen Zur Freude der Seelsorger*innen konnten verglichen Gott-Vater, den Schöpfer, mit der Die Asylsuchenden haben Krieg, Terror und im Raum bereits wertvolle Gespräche mit Sonne, die uns als Licht und Wärme erfahr- seelische Verletzungen erlebt und sollen in Asylsuchenden geführt werden. In dieser bar ist. Das Licht kann mit Jesus und die diesem Raum innerlich zur Ruhe kommen warmen Atmosphäre fühlen sich die Men- Wärme mit dem Heiligen Geist verglichen können, Frieden finden und ein Stück schen geborgen und können sich eher werden. Beide Wirkweisen sind voneinander Menschenwürde zurückerlangen. Der Raum öffnen, um Belastendes loszuwerden oder und von der Quelle unterschiedlich und doch ist für alle Asylsuchenden und Mitarbeiter*- auch, um einmal in eine andere Welt einzu- nichts anderes als die Quelle selbst. innen offen und soll zum Relaxen, Träumen, tauchen – fernab von der harten Asylrealität. Beten, Bibletalk, Gottesbegegnungen, Auf- Ein Stück Normalität und zurückgegebene Bild: zVg tanken und für seelsorgerliche Gespräche Würde mitten in Trostlosigkeit. Hansruedi Huber, genutzt werden. Die Asylsuchenden haben Möge dieser Raum und die Menschen in Kommunikations- hier die Möglichkeit, aus ihrem sonst eher diesem Raum besonders gesegnet sein! verantwortlicher monotonen, traurigen Alltag herauszukom- des Bistums Basel men und in Beziehung zu Gott und anderen Meike Ditthardt, Asylseelsorgerin/Red. Gutes tun, Hoffnung hinterlassen. Testament-Ratgeber Wer seine Nachlassregelung rechtzeitig plant, bestimmt selbst über die Ratgeber *0"172+$0"&+"/Ų+0 %"&+!"/2(2+ƞǽ2/*&1"&+"*"01*"+1 0&+!&"0& %"/Ǿ!00 %/ %)00&+ %/"*&++"3"/1"&)14&/!ǽ Bestellen Sie unseren Testament-Ratgeber: T 041 410 46 70 oder online im Shop: www.kirche-in-not.ch/shop forumKirche | 11-2021 13
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