NAJU Naturerlebnis-Camps 2010 - Der NABU in Schleswig-Holstein

Die Seite wird erstellt Aaron-Arvid Jordan
 
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NAJU Naturerlebnis-Camps 2010 - Der NABU in Schleswig-Holstein
14. Jahrgang · Heft 1/2010

                                                                                                                     Fotos: NAJU-Archiv

NAJU
Naturerlebnis-Camps 2010
Diesen Sommer ist es wieder so weit: Die NAJU Schleswig-Hol-        Außerdem werden wir den Geheimnissen des Waldes auf den
stein quartiert sich Anfang August im Zeltlager Adlerhorst ein      Grund gehen und entdecken, was ein Wald außer Bäumen noch
und bietet dieses Mal gleich zwei Ferienfreizeiten an. Das Natur-   so zu bieten hat. Eine spannende Nachtwanderung auf der
erlebnis-Camp richtet sich an naturbegeisterte Kinder zwischen      Suche nach Fledermäusen und anderen nachtaktiven Tieren
8 und 11 Jahren und findet vom 31. Juli – 6. August 2010 statt.     werden wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. Außerdem
Anschließend startet das Camp für die Älteren. Die 12 bis 15-       ist ein Strandtag an der Ostsee geplant. Aber damit es noch ein
jährigen werden vom 8. August – 15. August 2010 ihre Zelte          bisschen spannend bleibt, wird jetzt natürlich noch nicht alles
beziehen.                                                           verraten! Nur so viel ist sicher: Langeweile kommt im Adler-
                                                                    horst nie auf, auch nicht, wenn es regnet!
Sieben bzw. acht Tage lang dreht sich dann wieder alles ums
Erleben und Erforschen der umliegenden Natur. Auf dem               Neben dem Forschen wird auch noch viel Zeit zum Spielen,
Programm stehen jeden Tag verschiedene Aktionen, Spiele und         Toben und Ausspannen bleiben. Das Zeltlager Adlerhorst bietet
Entdeckungstouren. So dreht sich zum Beispiel einen Tag lang        viele Möglichkeiten für sportliche und spielerische Aktivitäten
alles um den Lebensraum Wasser. Wir werden Teichlupen oder          wie Kanu fahren, Trampolinspringen oder Tischtennis spielen.
eigene kleine Boote basteln, keschern und entdecken, welche         Außerdem gibt es eine Lagerfeuerstelle, eine kindgerechte Bade-
Tiere und Pflanzen in den verschiedenen Gewässern der Umge-         stelle mit Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich, einen
bung leben oder uns mit den Kanus des Adlerhorstes zu einer         halboffenen Speisesaal, der auch für regnerische Stunden              • „Gute Seele“ des NABU verabschiedet sich
kleinen Tour aufmachen.                                             und Basteleien genutzt werden kann. Für unser leibliches Wohl
                                                                    sorgen die Mitarbeiter des Zeltlagers und verpflegen uns mit          • Editorial: Die Glaubwürdigkeit ist dahin
                                                                    Vollpension, auf Wunsch auch vegetarisch.
                                                                                                                                          • Gestörtes Verhältnis der Landesregierung
                                                                    Weitere Infos unter www.NAJU-SH.de
                                                                                                                                            zum Naturschutz
                                                                    Anmeldung
                                                                    NABU-Landesgeschäftsstelle                                            • Sieg für den Knickschutz
                                                                    Färberstraße 51
                                                                    24534 Neumünster                                                      • Praxis der Gewässerunterhaltung
                                                                    Telefon: 04321-53734 oder per
                                                                    E-Mail: Freizeit@NAJU-SH.de                                           • Libellen in Schleswig-Holstein
                                                                                                                                          • NAJU-Erlebnis-Camp 2010

                                                                                                                                                                  Magazin des
                                                                                                                                                       NABU Schleswig-Holstein
NAJU Naturerlebnis-Camps 2010 - Der NABU in Schleswig-Holstein
1/10                                                                                                                                                                                                                                                              1/10

IMPRESSUM                               Telse Wartenberg verlässt nach 24 Jahren die                                                         Editorial
Herausgeber:                            NABU Landesgeschäftsstelle – Nikola Vagt freut sich
NABU Schleswig-Holstein
Färberstraße 51, 24534 Neumünster
                                        auf die Büroleitung
                                                                                                                                             Die Glaubwürdigkeit ist dahin
Tel. 04321-53734, Fax 5981
Internet: www.NABU-SH.de
E-Mail: Redaktion.BN@NABU-SH.de
                                        It’s time to say
Spendenkonto:
Sparkasse Südholstein
                                        good bye …                                                                                                                                             – Die Schwerpunktgebiete des Naturschutzes
                                                                                                                                                                                                 befinden sich in einem stabilen Zustand
                                                                                                                                                                                                                                                 zur Erweiterung der Startbahn für den A380
                                                                                                                                                                                                                                                 nicht zuließ.
BLZ 230 510 30                                                                                                                                                                                   und sind vernetzt, (…)                             Außerdem verzichtet das jetzt verabschie-
Konto-Nr. 285 080                                                                                                                                                                              – Unzerschnittene, störungsarme Räume wer-        dete Landesnaturschutzgesetz auf das im

Vertrieb:
Beilage Naturschutz heute &
                                        A     m 02. Mai 2010 sind es 24 Jahre, in denen
                                              Telse Wartenberg in ganz hervorragen-
                                        der Weise die damalige DBV- und heutige
                                                                                           NABU Aktive aus den Gruppen, Referentin-
                                                                                           nen und Referenten und der Landesvorstand
                                                                                           ganz herzlich, sprachen ihr große Anerken-
                                                                                                                                                                                                 den erhalten sowie neue geschaffen oder
                                                                                                                                                                                                 verbunden. (…)
                                                                                                                                                                                               Unsere Instrumente sind das Fördern (Finan-
                                                                                                                                                                                                                                                 Bundesnaturschutzgesetz vorgesehene Vor-
                                                                                                                                                                                                                                                 kaufsrecht des Naturschutzes für ökologisch
                                                                                                                                                                                                                                                 wertvolle Flächen.
NABU Schleswig-Holstein                 NABU Landesgeschäftsstelle geleitet hat. Erst      nung für ihre Lebensleistung beim NABU aus                                                          zierung) und das Fordern (Gesetze) um den            Darüber hinaus wird das gerade von Minis-
Auflage: 15.500 Exemplare               im Forsthaus in Oelixdorf bei Itzehoe, dann        und wünschten ihr alles Gute für den nun                                                            Verlust der Vielfalt bis 2020 zu stoppen und      terpräsident Peter Harry Carstensen immer
Internet: www.Betrifft-Natur.de         in den Räumen der Umweltakademie in Neu-           kommenden Ruhestand.                                                                                umzukehren.“                                      wieder hoch gelobte Ehrenamt im Landes-
                                        münster und jetzt in der Villa Ihle ebenfalls in                                                                                                          Der NABU ging davon aus, dass diese            naturschutzgesetz entscheidend eingeschränkt.
Redaktion:                              Neumünster.                                             Unsere Neue – Nikola Vagt                                                                      Punkte nun auch – so wie vor der Wahl ange-       Die Einrichtung der bisher gesetzlich vor-
Hermann Schultz                            Telse Wartenberg war immer präsent, so                                                                                                              kündigt – in dem nach der Wahl verabschie-        geschriebenen Beiräte für Naturschutz ist nun
Prof. Dr. Rudolf Abraham                gut wie nie krank, immer freundlich, immer            Am Anfang war das Ei – in diesem Zusam-                                                          deten Landesnaturschutzgesetz übernommen          ins Belieben der Behörden gestellt worden.
Ingo Ludwichowski                       fröhlich, immer klar, sicher und selbst-           menhang bitte ich darum, diese Aussage                                                              werden.                                           Man kann sich gut vorstellen, dass zukünftig
Carsten Pusch                           bewusst. Sie sorgte dafür, dass in der NABU        wörtlich zu nehmen und nicht auf eventuell                                                             Doch nach der Wahl sah es ganz anders          die eine oder andere Verwaltungsbehörde ger-
                                        Landesgeschäftsstelle nie Langeweile aufkam.       vorhandene Hennen zu verweisen, die da                                                              aus! Das von der CDU/FDP verabschiedete           ne auf das (manchmal auch unbequeme)
Gestaltung und Herstellung:             Die anfallende Arbeit erledigte sie mit hoher      auch noch mitmischen. Denn da war wirklich                                                          Landesnaturschutzgesetz ist mit Abstand das       Fach- und Sachwissen des ehrenamtlichen
Lürssen Brügmann Werbeagentur           Geschwindigkeit und großer Präzision und           ein Ei: Ein hübsch geflecktes, lebendig warmes                                                      schlechteste, das je in Schleswig-Holstein ver-   Naturschutzes verzichten wird.
                                        das NABU Archiv führte sie so, dass sie zeit-      Möwenei, das mir ein Betreuer des Graswar-                                                          abschiedet wurde. Es bleibt teilweise sogar          Der Landesnaturschutzbeauftragte Klaus
Der NABU Schleswig-Holstein
übernimmt keine Gewähr für
unaufgefordert eingesandte
                                        nah auf jeden abgelegten Vorgang zurück-
                                        greifen konnte.
                                           Telse Wartenberg hat durch ihre humor-
                                                                                           ders in Heiligenhafen in die Hand drückte –
                                                                                           und eine Leidenschaft für die Ornithologie
                                                                                           entflammte. Seit diesem Ausflug bin ich regel-
                                                                                                                                             D    ie neue Landesregierung aus CDU und
                                                                                                                                                  FDP ist seit einiger Zeit im Amt. Ins-
                                                                                                                                             besondere die CDU war fest entschlossen, der
                                                                                                                                                                                               weit hinter dem ersten seinerzeit unter CDU –
                                                                                                                                                                                               Landwirtschaftsminister Ernst Engelbrecht-
                                                                                                                                                                                               Greve 1973 verabschiedeten Landschafts-
                                                                                                                                                                                                                                                 Dürkop (noch ist er im Amt) hat diese Miss-
                                                                                                                                                                                                                                                 stände vor wenigen Tagen öffentlich ange-
                                                                                                                                                                                                                                                 prangert – wofür wir von dieser Stelle herz-
Manuskripte, Fotos und andere           volle und verbindliche Art, ihre rasche Ent-       mäßig an den Hot Spots der Vogelwelt unter-       Natur zukünftig einen hohen Stellenwert           pflegegesetz und den Standards des derzeit        lichen Dank sagen!
Unterlagen. Die Redaktion behält        scheidungsfähigkeit und ihre hohe Kompe-           wegs, ausgestattet mit dem Svensson und           einzuräumen. Der damalige Umweltminister          geltenden Bundesnaturschutzgesetzes zurück.          Das soeben verabschiedete Landesnatur-
sich Kürzungen und die journa-          tenz in allen NABU Angelegenheiten den             einem Fernglas. Nichts liegt da näher, als nach   und heutige CDU-Fraktionsvorsitzende Chri-           Noch im November 2009 hatte Umwelt-            schutzgesetz trägt eindeutig die Handschrift
listische Bearbeitung aller Beiträge    NABU Schleswig-Holstein entscheidend mit           Wallnau zu reisen, mitzuarbeiten, das alles aus   stian von Bötticher hatte in dem Zukunfts-        ministerin Dr. Juliane Rumpf auf dem Natur-       der Klientel, die nach Auffassung führender
vor. Mit Verfassernamen gekenn-         geprägt und darüber hinaus dafür gesorgt,          nächster Nähe zu betrachten und kräftig mit-      programm „Weiterentwicklung der Natur-            schutztag in Kiel erklärt, dass die geplanten     Wissenschaftler für das Artensterben an aller
zeichnete Beiträge müssen nicht         dass innerhalb des NABU Schleswig-Holstein         zumischen. Dies war der Beginn meiner             schutzpolitik in Schleswig-Holstein – 20 Punkte   Abweichungen bei der Novellierung des             erster Stelle verantwortlich ist: die intensive
die Meinung des NABU Schleswig-         seit Jahren ein offenes und herzliches             NABU-Geschichte und nun geht die Reise            für die natürliche Vielfalt“ vor der Wahl er-     Landesnaturschutzgesetzes nicht zu Lasten         Landwirtschaft.
Holstein oder der Redaktion             Betriebsklima herrscht. Sie hat die NABU           weiter. Auch das flauschigste Küken will mal      klärt:                                            der Natur gehen würden. Mit ihrer Auf-               Dieses in einem Naturschutzgesetz nicht
wiedergeben.                            Landesgeschäftsstelle zu einem Qualitätsstan-      fliegen lernen! Am ersten März 2010 habe             „Die biologische Vielfalt in Schleswig-Hol-    fassung hat sie sich in der Diskussion um         unterbunden, sondern sogar noch gefördert
                                        dard geführt, der ohne sie niemals erreicht        ich meine Zelte in Südniedersachsen abge-         stein zu erhalten und den Lebensraum für          die Novellierung des Landesnaturschutz-           zu haben, wird in der Geschichte des schles-
Erscheinungsweise:                      worden wäre.                                       brochen und mein neues NABU-Zuhause in            Pflanzen und Tiere zu sichern ist eine Auf-       gesetzes innerhalb der CDU-Fraktion und           wig-holsteinischen Naturschutzes als ewiger
Vierteljährlich                            Anlässlich der Landesvertreterversamm-          Neumünster bezogen. Ich freue mich auf alle       gabe, die angesichts der zunehmenden Be-          der FDP-Fraktion wohl nicht durchsetzen           Makel an dieser CDU/FDP-Regierung hängen
                                        lung am 14. März 2010 dankten ihr Mitarbei-        Menschen, die mein Faible für den Natur-          drohung und des wachsenden Rückganges             können. So wird die bisher gültige und auch       bleiben.
Redaktionsschluss der nächsten          terinnen und Mitarbeiter,                          schutz teilen, die sich – wie auch immer –        von Arten und Habitaten immer wichtiger           im Bundesnaturschutzgesetz geförderte Aus-           Wie hieß es doch in dem Programm
Ausgabe: 1. Juni 2010                                                                      für kleine und große Projekte auf die Beine       wird.“ Deshalb verfolge das Land Schleswig-       gleichsregelung drastisch eingeschränkt. Bis-     „Naturschutz 2020“? „Die biologische Vielfalt
                                                                                           stellen, und darauf, nach und nach auch die       Holstein in diesem Zusammenhang folgende          her musste bei Eingriffen in Natur und Land-      zu erhalten ist eine ethische Verpflichtung, da
                                                                                           Gebiete zu besuchen, die ich bisher nur durch     Ziele: „ …                                        schaft diese dadurch ausgeglichen werden,         wir unsere Lebensräume und Umwelt als Erbe
Titelbild:                                                                                 die Lektüre der Berichte kenne. Auf eine gute     – Der anhaltende Rückgang natürlicher und         dass entsprechende Flächen aus der Nutzung        für künftige Generationen schützen müssen.“
                                                                                           Zusammenarbeit mit allen ehren- und haupt-          naturnaher Lebensräume und der wild-            genommen und der Natur wieder zurück-                Krasser kann der Widerspruch zwischen
Das Männchen der Gebänderten
Prachtlibelle ist mit seinen getönten                                                      amtlichen Mitarbeitern des NABU.                    lebenden Arten in Schleswig-Holstein wird       gegeben wurden. Das soeben verabschiedete         politischen Absichtserklärungen vor der Wahl
Flügeln und der breiten schwarzblau                                                                                                            gestoppt.                                       Landesnaturschutzgesetz fordert, dass dieser      und politischem Handeln nach der Wahl gar
schillernden Binde unverkennbar                                                            Nikola Vagt                                       – Der Anteil vom Aussterben bedrohter bzw.        Ausgleich vorrangig auf Flächen stattfinden       nicht dokumentiert werden!
gekennzeichnet. Die Art zeigt ein
                                                                                           NABU Landesgeschäftsstelle                          stark gefährdeter Arten wird verringert.        soll, die nicht land- oder forstwirtschaftlich
ausgeprägtes Balzverhalten. Die
Männchen besetzen Reviere, die                                                             Färberstr. 51                                     – Einzelne Arten, die einst in Schleswig-         genutzt werden. Die Auffassung widerspricht         Herzliche Grüße
sie energisch gegen Eindringlinge                                                          24534 Neumünster                                    Holstein heimisch waren, wandern wieder         der gängigen Rechtsprechung und öffnet
verteidigen.                                                                               Nikola.Vagt@NABU-SH.de                              ein oder können erneut in ihren einstigen       dem weiteren Artensterben in unserer Land-
Sobald ein Weibchen auftaucht, wird                                                        Tel. 04321-53734                                    Lebensräumen angesiedelt werden.                schaft Tür und Tor. In diesem Zusammen-
dies mit einem Balzflug umworben.                                                                                                            – Gefährdete Arten und Lebensräume, für die       hang sei an das Urteil des Oberverwaltungs-         Hermann Schultz
Nach der Paarung werden die Eier in
flutende Wasserpflanzen abgelegt,                                                                                                              Schleswig-Holstein international eine be-       gerichtes in Schleswig erinnert, dass den           NABU-Landesvorsitzender
hierzu taucht es vielfach unter die                                                                                                            sondere Verantwortung trägt, werden in          geplanten Ausgleich für den Eingriff in das
Wasseroberfläche ab.                                                                                                                           ihrem Zustand gesichert und können sich         Süßwasserwatt „Mühlenberger Loch“ im
Foto: Thomas Behrends                                                                                                                          weiterentwickeln.                               Naturschutzgebiet Haseldorfer Binnenelbe

2                                                                                                                                                                                                                                                                                             3
NAJU Naturerlebnis-Camps 2010 - Der NABU in Schleswig-Holstein
1/10                                                                                                                                                                                                                                                                                             1/10

Ohne Einsicht: Fehler ignoriert statt korrigiert

                                                                                                                                                                                                                                                         Foto: Wikipedia
                                                                                                                                                                                                                                                                           nicht enthaltene Bestimmung zum Brutplatz-
                                                                                                                                                                                                                                                                           schutz seltener Großvogelarten kurzerhand

Vom gestörten Verhältnis der                                                                                                                                                                                                                                               wieder ins LNatSchG eingefügt – gut gemeint,
                                                                                                                                                                                                                                                                           aber verfassungswidrig und deshalb von
                                                                                                                                                                                                                                                                           jedem Betroffenen ohne weiteres vor Gericht

Landesregierung zum Naturschutz                                                                                                                                                                                                                                            anzufechten. Besonderen Ehrgeiz entfalteten
                                                                                                                                                                                                                                                                           die Regierungsfraktionen hauptsächlich, als
                                                                                                                                                                                                                                                                           es um die Durchsetzung von Interessen der
Landesnaturschutzgesetz, Landesjagdzeitenverordnung, Knickschutz, Fangjagd- und Kormoranverordnung – kaum ein Bereich des Umwelt-                                                                                                                                          eigenen Klientel ging. Zuletzt wurde auch die
rechts blieb in der letzten Legislaturperiode von einem erheblichen Abbau der Standards verschont. Die teils drastischen Auswirkungen für                                                                                                                                  Verpflichtung der Kreise, Naturschutzbeauf-
unser Naturerbe sind allen Orts für aufmerksame Beobachter deutlich erkennbar. Nach mehreren Jahren unheilvollen Wirkens ist es daher                                                                                                                                      tragte und Beiräte zu ernennen, gekippt.
angebracht, Bilanz zu ziehen, die Auswirkungen der tiefen Einschnitte in das Naturschutzrecht zu überprüfen und darauf fußend dringend                                                                                                                                     Damit wurde ein Instrument des Ausgleichs
notwendige Korrekturen vorzunehmen. Doch die neue Landesregierung weicht der Diskussion aus – indem sie ganz einfach Effekte des eigenen                                                                                                                                   zwischen staatlichem und privatem Engage-
Handelns schön redet und auslaufende Verordnungen ohne Überprüfung stillschweigend verlängert. Der Schutz der Natur als eigenständiges                Der schleswig-holsteinische Landtag – in den letzten Jahren wendete sich die Gesetzgebung                            ment, das sich in Deutschland über alle poli-
                                                                                                                                                      gegen den Naturschutz.
Politikziel rückt zusehends in den Hintergrund – zu Gunsten von Jagd, Fischerei und Landwirtschaft. Statt in Rechtsbestimmungen den                                                                                                                                        tischen Grenzen hinweg seit fast 80 Jahren
effektiven Erhalt der biologischen Vielfalt in den Mittelpunkt zu stellen, geraten diese immer mehr zu Vorschriften zum Schutz 'vor der Natur'.                                                                                                                            eingespielt hatte und das bis heute für teils
Im Internationalen Jahr der Biodiversität ein Lehrstück für das vorbehaltlose Bedienen der eigenen Klientel.                                          Schleswig-Holstein der LNatSchG-Entwurf          unteren Naturschutzbehörden im Schleswig-                           herausragende Persönlichkeiten in der Natur-
                                                                                                                                                      den beteiligten Verbänden erst Mitte De-         Holsteinischen Landkreistag, haben hierzu                           schutzarbeit den organisatorischen Rückhalt
                                                                                                                                                      zember zur Sichtung überlassen – dem             viele Anregungen gegeben, so zur Verbesse-                          bot, Naturschutz in der Region voranzubrin-

W       er mit offenen Augen durch Schleswig-
        Holstein streift und die Bericht-
erstattung in den Medien aufmerksam ver-
                                                  lung durchaus noch weiter geführt, die Stif-
                                                  tung Naturschutz mit ihren Gebietsankäufen
                                                  – obwohl teils wegen des Flächenanspruchs
                                                                                                     ob die Aufforderung, den Wolf bei uns will-
                                                                                                     kommen zu heißen, auch bei der Jägerschaft
                                                                                                     wirklich angekommen ist. Das Moorschutz-
                                                                                                                                                      Bauernverband allerdings deutlich früher,
                                                                                                                                                      wie das Datum seiner Kurzstellungnahme
                                                                                                                                                      (11. Dezember 2009) deutlich belegt. Weil der
                                                                                                                                                                                                       rung des Knickschutzes, zur Ergänzung der
                                                                                                                                                                                                       Liste der geschützten Biotope, zur Wieder-
                                                                                                                                                                                                       einführung der sogenannten Positivliste für
                                                                                                                                                                                                                                                                           gen, der Beliebigkeit der Landräte überlassen.
                                                                                                                                                                                                                                                                           Selbst in Naturschutzgebieten wird zudem
                                                                                                                                                                                                                                                                           nun jeglichen Nutzungen neuer Raum ge-
folgt, dem bieten nicht nur die Folgen des        durchaus angefeindet – noch nicht ausge-           programm der Landesregierung setzt zwar          Anhörungstermin bereits fünf Wochen später       Eingriffe, zum Schutz von landschaftsbestim-                        boten, die nicht den eigentlichen Schutz-
mangelhaften Knickschutzes, der mit dem           bremst. Den Aktivitäten liegt aber vor allem       nicht nur als Beitrag für den Schutz von         stattfand, mussten der NABU und andere           menden Einzelbäumen, zu den Landschafts-                            zwecken dienen, und damit den Kernflächen
seitlichen Schlägeln einem charakteristischen     eine einseitige und unvollständige Sichtweise      Lebensräumen, sondern auch beim Klima-           Verbände ihre Stellungnahme „unterm Weih-        rahmenplänen und zur Wiederherstellung                              des Naturschutzes ihre Funktion als ungestör-
Naturelement der Kulturlandschaft Schles-         über die Komplexität von Biodiversität zu-         schutz ein positives Signal, doch bleibt frag-   nachtsbaum“ erarbeiten. Auch die Unteren         des Vorkaufsrechtes für naturschutzrelevante                        te Entwicklungsräume der Natur immer mehr
wig-Holsteins flächig zusetzt, ein mittlerweile   grunde: Ein Artenschutz ohne Lebensraum-           lich, ob sich das Ziel, größere Moorkomplexe     Naturschutzbehörden der Kreise, die als Ar-      Flächen. Diese Punkte wurden von den Regie-                         der Boden entzogen. Es obliegt den Natur-
allzu vertrautes Bild. Kormorane verschwin-       schutz und die zunehmende Einteilung der           für die Regeneration zu erwerben, ohne das       beitsebene die Schwächen des Gesetzes am         rungsfraktionen allerdings nicht aufgegriffen                       schutzbehörden in der Folge nun, immer
den als Folge der fachlich nie begründeten        Landesfläche in „Schutz- und Schmutzräu-           im Zuge der Landesnaturschutzgesetz (LNat-       besten kennen, erhielten kaum Gelegenheit        – man wollte schließlich das Eingeständnis                          nachweisen zu müssen, warum eine Nutzung
Kormoranverordnung als Brutvögel aus dem          me“ prägen inzwischen das Bild. Dabei war es       SchG)-Novelle von 2005 gekippte Vorkaufs-        Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten.         der Mangelhaftigkeit des Gesetzes von 2007                          schädlich ist – wer mit begrenztem Zeit- und
Binnenland. Tausende Mauswiesel und Her-          gerade ein über die Landesgrenze hinaus            recht des Landes überhaupt noch realisieren         Einige der im neuen LNatSchG vorgenom-        vermeiden.                                                          Personalaufwand in der Verwaltung dies lei-
meline, Baum- und Steinmarder, Schwäne            anerkanntes Gütezeichen schleswig-holsteini-       lässt.                                           menen Anpassungen an das BNatSchG sind              Das Gesetz macht zudem den Eindruck                              sten soll, ist nicht erkennbar. Deutlich aber
und Möwen werden durch drastisch erwei-           scher Naturschutzaktivitäten, möglichst das           Zwei Beispiele mögen exemplarisch die         rechtlich unbestritten notwendig. Im Hin-        eines Torsos, mit dem sich die Regierungs-                          wird, dass das Konfliktpotential weiter steigt –
terte Jagdzeiten ohne einen nach dem Tier-        gesamte Land im Sinne einer vernetzten             Kritik des NABU an einer falschen Weichen-       blick auf die Ausformung eines konsequen-        fraktionen offensichtlich hinter dem BNat-                          dies ist weder im Sinne einer schlankeren
schutzrecht geforderten „vernünftigen Grund“      Betrachtung im Blick zu haben. Davon bleibt        stellung in der Gesetzgebung und einer rein      teren Naturschutzes, die das BNatSchG vor        SchG verstecken, um dem Bekenntnis zu ent-                          Verwaltung, noch einer geforderten Bürger-
geschossen oder verenden in Fallen. Der           wenig übrig. Hauptsächlich das EU-Recht hält       an der Klientel bezogenen Interessenpolitik      der Situation der konkurrierenden Gesetz-        gehen, dass ein effektiver Naturschutz einer                        freundlichkeit. Nicht nur hier zeigt sich: Diese
gesetzliche Schutz für landschaftsprägende        hier noch einen Mindeststandard aufrecht.          verdeutlichen:                                   gebung durchaus gewährt, fehlt es dem am         klaren, fachlich begründeten Rechtsgrundlage                        Argumente zählen nicht, wenn Ansprüche der
Einzelbäume wird mit dem Verzicht auf die         Die zur Umsetzung der Schutzziele in Natura-                                                        1. März 2010 in Kraft getretenen Gesetz          bedarf. Das neue Landesnaturschutzgesetz                            Klientel zu befriedigen sind. Die wenigen
„Eingriffsliste“ im Landesnaturschutzgesetz       2000-Flächen gegründeten „Lokalen Aktio-                Landesnaturschutzgesetz                     jedoch erheblich an Substanz. Der NABU           beschränkt sich auf den Habitus einer dürren                        positiven Ansätze im Gesetz wie der Erhalt der
gekippt. Alte Überhälter werden in einigen        nen“ können zwar im Idealfall für diese                                                             widerspricht zudem der seitens der Regie-        Ergänzungsvorschrift zum BNatSchG und be-                           ‚Roten Listen’ und der Schutz von Nistplätzen
Regionen bereits zur Rarität. Die Möglichkeit     Flächen das Erreichen von Schutzzielen er-         Nach der letzten Novelle des LNatSchG im         rungsfraktionen verkündeten Behauptung,          steht überwiegend aus zusammenhanglosen                             bedrohter Vogelarten können, weil eigentlich
für den Erwerb von Naturschutzflächen wird        leichtern, sind aber ungeeignet, die allgemein     Jahr 2007 stand vor dem Hintergrund, dass        die derzeit geltende Gesetzesfassung habe sich   Formulierungen und einer Flut von alleinigen                        selbstverständlich und zuvor bereits im Gesetz
zudem extrem eingeschränkt. Wie auf diese         notwendigen Standards etwa in der Flächen-         mittlerweile das Bundesnaturschutzgesetz         „bewährt“. Eine Evaluation der teils drasti-     Verweisen auf das BNatSchG. Nicht zuletzt                           enthalten, das Bild kaum verbessern.
Weise heute noch die Ziele der EU-Wasser-         bewirtschaftung zu sichern. Ihr Auftrag            BNatSchG geändert wurde, eine erneute            schen Einschnitte, wie sie mit der Gesetzes-     vor dem Hintergrund der gebotenen Transpa-
rahmenrichtlinie oder des Moorschutzpro-          erstreckt sich zudem nur auf einen Teil der        Überarbeitung der wichtigsten Gesetzes-          änderung gegenüber den Bestimmungen des          renz sollte das LNatSchG jedoch für sich allein                                Landesjagdzeiten
gramms erreicht werden sollen, ist schwerlich     Natura-Flächen. Außerhalb dieser Kulisse gibt      grundlage des Landes für den Naturschutz im      LNatSchG von 1993 bzw. 2003 vorgenommen          stehend so weit wie möglich geschlossen sein.
erkennbar. Hinzu kommt eine sich immer            es kaum noch Unterstützung für den Natur-          Land zwischen den Meeren an. Die Notwen-         wurden, hat nie stattgefunden, wurde wie         Die dargebotene erneute radikale Verkürzung                         Heftig war im Jahr 2005 die Kritik von Natur-
mehr wandelnde Landwirtschaft, die nicht          schutz – weder durch das MLUR, noch durch          digkeit ergab sich aus dem Umstand, dass das     beim Knickschutz durch Intervention von          des bisherigen Gesetzestextes kommt dem                             schutzverbänden wie dem NABU am Rückfall
nur für einen massenhaften Umbruch wert-          eine entsprechende Gesetzgebung. Positive          neue BNatSchG den Ländern teils weitrei-         Interessenverbänden wie dem Bauernverband        Anspruch, verständlich und damit auch                               in alte Zeiten, in denen Tierarten allein
vollen Grünlands zu öden Maisplantagen            Zeichen setzen fast nur einige Artenschutz-        chende Gestaltungsspielräume einräumt, um-       aktiv verhindert. Bereits heute sind die Aus-    bürgerfreundlich zu sein, in keiner Weise ent-                      nach Nützlich- und Schädlichkeitskriterien
sorgt, sondern insgesamt die Intensität der       projekte, so die Finanzierung der von der          gekehrt aber auch neue unveränderliche           wirkungen der erheblichen Defizite des im        gegen. Selbst rechtskundigen Verwaltungs-                           betrachtet und zum Abschuss freigegeben
Landnutzung so steigert, dass Kiebitz und         Stiftung Naturschutz initiierten Amphibien-        Bestandteile im Naturschutzrecht festlegt. Das   März 2007 in Kraft getretenen LNatSchG in        organen wird in der Praxis eine gleichzeitige,                      wurden. Bekannt war, dass vor allem Minis-
Sumpfdotterblume, Feldlerche und Acker-           schutzvorhaben. Bei zukünftigen Munitions-         novellierte BNatSchG hätte ab dem 1. März        der Landschaft erkennbar. Die positive Dar-      vielbezügige Sichtung des BNatSchG abver-                           terpräsident Peter Harry Carstensen die maß-
wildkräuter keine Chance mehr haben, außer-       sprengungen werden mit Unterstützung des           2010 in Schleswig-Holstein unmittelbar ge-       stellung des LNatSchG aus dem Jahr 2007 in       langt.                                                              lose Ausweitung der Jagdzeiten und die Neu-
halb von Schutzgebieten langfristig bei uns zu    schleswig-holsteinischen Innenministeriums         golten, wenn das Land bis dahin nicht sein       der Begründung zur Gesetzesnovellierung             Mit der selbst verschuldeten Eile im Gesetz-                     aufnahme teils bedrohter Arten in die Liste
überleben. Ein Konzept, dagegen anzusteu-         zum Schutz von Schweinswalen zukünftig             LNatSchG diesbezüglich angepasst haben           hinterlässt nicht nur bei vielen Naturfreunden   gebungsverfahren setzten sich CDU und FDP                           der jagdbaren Tiere protegierte und seinen
ern, ist selbst ansatzweise nicht zu erkennen     Blasenvorhänge eingesetzt werden. Der              würde. Quasi in letzter Minute, nämlich am       daher einen faden Beigeschmack. Das Gesetz-      allerdings auch selbst unter Druck. Noch kurz                       Jagdgenossen damit sein versprochenes Wahl-
und dessen Einführung beim von CDU und            „Managementplan Wolf“, auf dessen Erstel-          24. Februar 2010, verabschiedete der Landtag     gebungsverfahren hätte hier die Chance gebo-     vor der Beschlussfassung brachten sie eine                          geschenk machte. Starke politische Bedenken
FDP geforderten ‚Primat der Freiwilligkeit‘       lung der NABU maßgeblich gedrängt hatte            das neue Gesetz.                                 ten, Fehlentscheidungen seit der Aufhebung       lange Liste mit Änderungswünschen ein.                              nicht nur der Opposition, sondern auch bis
auch nicht zu erwarten.                           und an dessen Erarbeitung er besonders               Obwohl der Bundestag das neue BNatSchG         des alten, aus dem Jahre 2003 stammenden         Dabei missachteten sie, dass Teile des BNat-                        weit ins Spektrum der damaligen Regierungs-
   Dabei werden – bislang – einige seit langem    beteiligt war, setzt auch bundesweit ein deutli-   schon Ende Juli 2009 beschlossen hatte und       LNatSchG zu korrigieren.                         SchG abweichungsfest sind, d. h. auch nicht                         partei SPD, konnten ebenfalls nicht verhin-
bewährte Instrumente des Artenschutzes und        ches und vorbildliches Signal für den Arten-       dessen wesentliche Änderungen den Ländern           Der NABU und andere Naturschutzver-           ergänzt werden dürfen. So wurde die im                              dern, dass die unsinnige Verordnung Ende
der Schutzgebietsbetreuung und -entwick-          schutz. In der Praxis bleibt aber abzuwarten,      bereits vorher bekannt waren, wurde in           bände, aber auch die Arbeitsgemeinschaft der     Artenschutzabschnitt des BNatSchG – leider –                        2005 in Kraft gesetzt wurde. Die auf Grund

4                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        5
NAJU Naturerlebnis-Camps 2010 - Der NABU in Schleswig-Holstein
1/10                                                                                                                                                                                                                                                                                              1/10

                                                                                                                                                                          Verwaltungsgericht fordert größeren Abstand

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Foto: Ingo Ludwichowski
                                                                        und heimlich die Landesjagdzeitenverord-         ringer werden zu lassen. Dabei ließe sich der

                                                    Foto: NABU Archiv
                                                                        nung verlängert, die am 31. März 2010 ausge-     effektivste Schutz der Natur auch kostengün-     beim seitlichen Aufputzen
                                                                        laufen wäre, ohne eine einzige der dringend      stig erreichen durch ein sinnhaftes, an den
                                                                        notwendigen und seit längerem erkennbar
                                                                        gebotenen Korrekturen vorzunehmen. Eine
                                                                        Evaluation der Auswirkungen der 2005 stark
                                                                                                                         Belangen der Natur orientiertes Naturschutz-
                                                                                                                         recht, das klare, nachvollziehbare Vorgaben
                                                                                                                         macht. Denn schon der Rat der Sachverstän-
                                                                                                                                                                          Ein Sieg für den
                                                                        ausgeweiteten Jagdzeiten hat nicht stattgefun-
                                                                        den.
                                                                           Statt „Korrigieren“ steht bei der Landes-
                                                                                                                         digen für Umweltfragen RSU als Beratungs-
                                                                                                                         organ der Bundesregierung hat in seinem
                                                                                                                         Gutachten festgestellt: Nicht Gesetze an sich
                                                                                                                                                                          Knickschutz
                                                                        regierung „Ignorieren“ auf der Tagesordnung,     sind das Problem im Naturschutz, sondern         Von der Schlägelmaschine massakriert, schmal und durchlässig, wie eine Gartenhecke
Illegale Fangjagd: Mit Getreide bestückt                                wenn es um dringend notwendige Anpassun-         schlecht gemachte Rechtsverordnungen. Die        zurückgestutzt – dieses traurige Erscheinungsbild unserer Knicks ist in schleswig-holstei-
wurden hier im Jahr 2010 Fasane gefangen.                               gen der rechtlichen Grundlagen zugunsten         Gesetzgebungsverfahren der Landesregierun-       nischen Ackerlandschaften mittlerweile gang und gäbe, obwohl es in krassem Gegensatz zur
                                                                        des Naturschutzes geht. Begründet wurden         gen seit 2005 sind dafür ein Musterbeispiel.     natürlichen Wuchsform der Wallhecke sowie zu den Ansprüchen der meisten in ihr lebenden
                                                                        die überaus weitgehenden jagdlichen Frei-           Ob die jetzige, CDU/FDP-geführte Landes-      Tierarten steht. Der NABU hat die Praxis des übermäßigen seitlichen Rückschnitts immer
der anhaltenden Kritik vorgetragene Behaup-                             gaben im Übrigen mit einem hohen „Ver-           regierung sich in Sachen Naturschutz be-         wieder angeprangert, bislang ohne Erfolg. Denn das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt
tung, dies alles in Anpassung an die entspre-                           antwortungsbewusstsein“, das seitens der         sinnen wird, erscheint angesichts der ersten     und ländliche Räume (MLUR) hat diesen rabiaten Umgang mit unseren Knicks ausdrücklich
chende Verordnung des Bundes vornehmen                                  Landesregierung weiten Kreisen der Jagd          sechs Monate Regierungszeit äußerst fraglich     gestattet. Doch nun hat der Naturschutz Rückendeckung vom Schleswig-Holsteinischen
zu müssen, erwies sich als haltlos. Liegen                              unterstellt wird. Die hohen Zahlen sinnlos       – zu offensichtlich wurde das diesbezügliche     Verwaltungsgericht erhalten, dessen Urteil die Landesregierung in erhebliche Schwierigkeiten         Die Früchte des Weißdorns sind eine
landesspezifische Gründe vor, ist ein Ab-                               getöteter Tiere und mehrfach nachgewiesene,      Desinteresse demonstriert. Positive Signale      bringen dürfte.                                                                                      wichtige Nahrungsquelle auch für Drosseln.
weichen – wie in anderen Bundesländern seit                             teils drastische jagdliche Verfehlungen zeich-   dürften am ehesten von der neuen Landwirt-
langem ohne Probleme praktiziert – rechtlich                            nen allerdings ein deutlich anderes Bild und     schafts- und Umweltministerin Dr. Juliane
ohne weiteres möglich.
   Als Folge der Verordnung, die nun bereits
seit fünf Jahren die Jagd auf sinnlos viele Tier-
                                                                        hätten vielfach Anlass geboten, korrigierend
                                                                        einzugreifen.
                                                                                                                         Rumpf zu erwarten sein. Sie hat mit dem Bild
                                                                                                                         des glatt geschliffenen, karrierebewussten und
                                                                                                                         populistisch orientierten Politikers wenig ge-
                                                                                                                                                                          S    eit Inkrafttreten eines ministeriellen
                                                                                                                                                                               Erlasses mit dem verharmlosenden Titel
                                                                                                                                                                          „Vereinbarung über die Durchführung der
                                                                                                                                                                                                                             treter des Bauernverbands erklärt hat. Insbe-
                                                                                                                                                                                                                             sondere der NABU, aber auch andere Natur-
                                                                                                                                                                                                                             schutzorganisationen, Wissenschaftler und
                                                                                                                                                                                                                                                                               dings kaum ein Landwirt gehalten. Nicht sel-
                                                                                                                                                                                                                                                                               ten wurden schon damals Knicks bis auf die
                                                                                                                                                                                                                                                                               Linie des Wallfußes zurückgeschlägelt – das
arten möglich macht, wurden laut den Jagd-                                     Ideologisches Konzept                     mein, scheint eher nüchternen Bilanzen als       maschinellen Knickpflege unter Berücksichti-       Fachbehörden haben wiederholt auf die fata-       war aber unbestritten illegal. Obwohl der
und Artenschutzberichten des MLUR bei-                                               gescheitert                         großspurig fordernden Worten zu trauen und       gung ökologischer Belange“ im September            len ökologischen Folgen dieses starken seitli-    Knickerlass bereits äußerst freizügig mit
spielsweise erschreckend hohe Zahlen an                                                                                  lässt durchaus Verständnis für die Belange von   2007 ist ein seitlicher Rückschnitt bis an den     chen Rückschnitts vor allem für Vögel und         der gesetzlichen Vorgabe des 1m-Abstands
Schwänen, Möwen und Wieseln getötet – und                               Aufhänger für die Durchsetzung des Abbaus        Natur und Umwelt erkennen.                       Wallfuß gestattet; im Februar 2009 ist auch        Insekten hingewiesen (siehe z.B. Betrifft:        umging, drängte der Bauernverband 2005 das
zwar ohne den tierschutzrechtlich geforderten                           von Naturschutzstandards war die zunächst           So weit sind allerdings die Mehrheiten in     die „Landesverordnung über gesetzlich              Natur, Ausgaben 4/2002 und 1/2008).               mittlerweile CDU-geführte Umweltministeri-
„vernünftigen Grund“ – wie eine Auswertung                              beim Bürger durchaus Anklang findende            den Fraktionen von CDU und FDP längst            geschützte Biotope“ entsprechend ergänzt                                                             um erfolgreich, den Erlass zu streichen. Weil
des NABU zeigt. Der ökologische Nutzen der                              Forderung, zu „entbürokratisieren“ und zu        nicht. Sie widmen sich weiterhin vor allem der   worden. Folglich dürfen alle über den Ansatz           Nach dem Gesetz verboten,                     aber die geplante Änderung des Landesnatur-
Verfolgung von Tierarten wie Mauswiesel                                 „entschlacken“, um der Privatinitiative mehr     Klientelpolitik, wie etwa die Begleitumstände    des Knickwalls hinausragenden Äste und                 vom MLUR dennoch erlaubt                      schutzgesetzes, mit der auch die Abstands-
und Dachs, Bleßralle und Höckerschwan,                                  Raum zu geben. Dem mag heute in der              bei der Novellierung des Landesnaturschutz-      Zweige der Knickgehölze beseitigt werden.                                                            regelung zum Knickschutz entfallen sollte,
Lachmöwe und Elster wurde bis heute vom                                 Öffentlichkeit vor dem Hintergrund des er-       gesetzes gezeigt haben. Auch das Vorhaben,       Erodiert und randlich abgepflügt, sind viele       Das Problem des starken seitlichen Rück-          längst noch nicht abgeschlossen war, galt auf
MLUR nicht belegt. Selbst gesetzte Ziele bei                            heblichen Qualitätsverlustes beim flächigen      im Landesentwicklungsplan LEP kaum noch          Knickwälle über die Jahrzehnte immer               schnitts beschäftigt den Naturschutz bereits      einmal der § 15 b mit seiner Vorgabe zum
Neubürgern wie das Eindämmen des Be-                                    Schutz der biologischen Vielfalt wie der         Vorgaben zu machen und damit der hem-            schmaler geworden, manche sind nur noch            seit etlichen Jahren. Mit dem Landesnatur-        seitlichen Rückschnitt unmittelbar. Jedes
standanstiegs beim Marderhund oder bei der                              erkennbaren missbräuchlichen Anwendung           mungslosen Zersiedelung der Landschaft           eineinhalb Meter breit – die Sträucher werden      schutzgesetz von 1993 versuchte der Gesetzge-     Überschreiten dieses Abstands bedeutete
Nilgans wurden trotz stetig steigender Ab-                              aufgeweichter Schutzvorschriften kaum noch       Vorschub zu leisten, spricht gegen eine aus-     dieser Entwicklung sozusagen maschinell            ber es in den Griff zu bekommen, indem dort       nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern
schusszahlen erkennbar nicht erreicht.                                  jemand ernsthaft folgen.                         gewogene Gewichtung von Naturschutz-             angepasst. In Angeln ist inzwischen sogar ein      nach § 15 b das seitliche Einkürzen der Zweige    inzwischen auch einen Verstoß gegen die
   Einige der betroffenen Tiere wie manche                                 Abgesehen davon, dass eine an fachlichen      notwendigkeiten. Dass die Ministerin den         alljährliches (!) Schlägeln üblich, wie ein Ver-   erst außerhalb eines Abstands von einem           Cross-Compliance-Vorschriften „über die
Möwenarten gehen dabei deutlich im Bestand                              Sachverhalten orientierte Gesetzgebung pri-      Naturschutzverbänden wenige Monate vor                                                              Meter zum Wallfuß erlaubt wurde. Auf Druck        Erhaltung der Flächen in gutem landwirt-
zurück. Bedrohte Arten wie Singschwan,                                  vates Engagement im Naturschutz nie ernst-       Verabschiedung des Gesetzes noch guten                                                              des Bauernverbands wurde im Knickerlass           schaftlichen und ökologischem Zustand“
Zwerggans oder Schwarzkopfmöwe geraten                                  haft behindern konnte – u. a. die über 2.000     Glaubens zusagte, die Standards des LNat-                                                           von 1996 jedoch die Möglichkeit eines soge-       gemäß EU-Verordnung Nr. 1782/2003, mit
ins Visier der Jagd, da sie von vielen Jägern                           Aktiven des NABU in Schleswig-Holstein           SchG von 2007 würden im neuen Gesetz nicht                                                          nannten Schrägschnitts angeboten, d.h. der        denen die EU die Agrarprämienzahlung an
nicht von zum Abschuss freigegebenen                                    zeigen über unterschiedliche politische An-      weiter reduziert werden, berührte die Regie-                                                        seitliche Rückschnitt durfte nun auf Höhe des     die Einhaltung u. a. der gesetzlichen Natur-
Arten unterschieden werden. Geschossene                                 sichten hinweg dies immer wieder deutlich        rungsfraktionen wenig. Diese ungute Situa-                                                          Wallfußes beginnen, musste aber schräg nach       schutzstandards knüpfte. So wurde erst mit
Tiere bleiben ungenutzt, werden anschließend                            auf – unterschlägt das Konzept der reinen        tion hat jetzt selbst den Landesnaturschutz-                                                        außen verlaufen, um in der Höhe von drei          dem neuen Landesnaturschutzgesetz von
schlicht weggeworfen oder vergraben – Jagd                              Freiwilligkeit – naiv oder bewusst? – die er-    beauftragten Klaus Dürkop, der sonst eher die                                                       Metern den gesetzlichen 1m-Abstand einzu-         2007, das den Knick zwar weiterhin als gesetz-
als reiner Schießsport auf die lebende Ziel-                            heblichen, durchsetzungsstarken, konträren       leise Arbeitsweise bevorzugt, veranlasst, das                                                       halten. An diese Schnitttechnik hat sich aller-   lich geschütztes Biotop führte, aber auf die
scheibe. Gelegentlich in Reaktion auf die                               wirtschaftlichen Interessen Einzelner, denen     gestörte Verhältnis der Landesregierung zum                                                                                                           Abstandsbestimmung verzichtete, das bis an
Kritik des NABU behauptete Nutzungen                                    ein noch so starkes freiwilliges Engagement      Naturschutz öffentlich und mit Vehemenz zu                                                                                                            den Wallfuß reichende Schlägeln wieder
mancher Tierarten („Dachsschinken“ und                                  kaum etwas Vergleichbares entgegensetzen         kritisieren. Dem Vorwurf von Dürkop, die                                                                                                              rechtlich möglich – meinten jedenfalls der
„Höckerschwanbraten“) geben die jagdliche                               kann. Dem Instrument der Freiwilligkeit          Landesregierung betreibe eine beispiellose,                                                                                                           Minister für Landwirtschaft, Umwelt und
Realität in keiner Weise wieder. Kaum ins                               fehlt ohne ausreichende gesetzliche Grund-       konträr zum Naturschutz laufende Rücksicht-                                                                                                           ländliche Räume sowie der Bauernverband
Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen                                lage schlicht die „Waffengleichheit“ in der      nahme auf die Interessen der Agrarwirtschaft,                                                                                                         und fügten eine entsprechende Formulierung
scheint dabei, dass viele besorgte Bürger                               Auseinandersetzung.                              kann sich der NABU nur anschließen.
sich im strengen Winter 2009/2010 um die                                   Zukünftig werden bei der überaus schlech-
Fütterung gerade von hungernden Höcker-                                 ten Haushaltslage des Landes vor allem           Weitere Informationen im Internet unter
schwänen und Bleßrallen bemühten, jedes                                 Fragen der Finanzierbarkeit im Vordergrund       www.NABU-SH.de.
Jahr aber Hunderte dieser Vögel ohne einen                              stehen – und die zunehmende Verhandel-
vernünftigen Grund abgeschossen werden.                                 barkeit von Standards trägt sicher in der
   Offenbar in Kenntnis der fachlich dünnen                             Verwaltung nicht dazu bei, den eigenen orga-     Vorstand und Geschäftsführung des NABU
Grundlage hat das MLUR vor kurzem still                                 nisatorischen und finanziellen Aufwand ge-       Schleswig-Holstein

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NAJU Naturerlebnis-Camps 2010 - Der NABU in Schleswig-Holstein
1/10                                                                                                                                                                                                                                                                                            1/10

                                                                                                                                                                         gen Rückschnitt kann bis an den Knickwall-       den aus dem gesetzlichen Biotopschutz resul-    ten gesetzlichen Anspruch anzupassen, d. h.

                                                                                                                                                    Foto: Holger Gerth
                                                                                                                                                                         fuß heran Ackernutzung erfolgen und              tierenden Anforderungen genügt. Sie läuft       dort den vom Gericht offenbar als ausrei-
                                                                                                                                                                         dadurch wird Dünger- und Pestizideintrag         dem gesetzlichen Verbot der erheblichen Be-     chend betrachteten 1m-Abstand anstelle der
                                                                                                                                                                         auf den Knickwall erleichtert, so dass sich in   einträchtigung von Knicks zuwider, das so-      Wallfußlinie zu fixieren. Damit darf sich das
                                                                                                                                                                         der Folge auch die Vegetation auf dem Knick-     wohl im damaligen wie auch im heutigen          MLUR nicht allzu viel Zeit lassen. Denn die
                                                                                                                                                                         wall verändert. In der Folge kommt es vor        Landesnaturschutzgesetz enthalten ist.          Richter haben dezidiert dargelegt, dass das bis
                                                                                                                                                                         allem in der Krautschicht zu einem deutlichen       Bezüglich der Beweislast hat das Verwal-     zum Wallfuß praktizierte seitliche Einkürzen
                                                                                                                                                                         Pflanzenartenschwund und eine knickuntypi-       tungsgericht einen wichtigen Aspekt klar-       nicht nur im Missverhältnis zum Landesrecht
                                                                                                                                                                         sche nährstoff- und lichtliebende Vegetation     gestellt: „Das Eintreten der Beeinträchtigung   steht, sondern auch gegen die Cross-Compli-
                                                                                                                                                                         kann sich entwickeln. Bei derart behandelten     muss nicht nachgewiesen werden; vielmehr        ance-Vorgaben der EU verstößt. Sollte sich
                                                                                                                                                                         Knicks sinkt die ökologische Qualität für den    bedarf es der Darlegung einer begründeten       das Land weiterhin weigern, seine Rechtsvor-
                                                                                                                                                                         Naturhaushalt rapide. Darüber hinaus wird        Wahrscheinlichkeit des Eintretens („können“,    schriften zum Knickschutz entsprechend den
                                                                                                                                                                         durch übermäßig zurückgeschnittene Knicks        S. 18).“ Es muss also nicht im Detail belegt    Vorgaben des Verwaltungsgerichts zu korri-
                                                                                                                                                                         die physikalische und klimatologische Wir-       werden, welche Tier- und Pflanzenarten in       gieren, dürfte es wegen Missachtung von EU-
                                                                                                                                                                         kung unter anderem durch die Erhöhung der        welchem Umfang und mit welchen Folgen für       rechtlichen Normen selbst zur Rechenschaft
                                                                                                                                                                         Winddurchlässigkeit erheblich beeinträchtigt.    die Population bei einem bestimmten Eingriff    gezogen werden. Denn aus Sicht der EU wür-
                                                                                                                                                                         Auch der landschaftsästhetische Wert des         in ein geschütztes Biotop denn nun tatsäch-     de sich das Land damit sozusagen der Beihilfe
                                                                                                                                                                         Knicks leidet durch diesen übermäßigen           lich betroffen waren. An solchen praxis-        zum Agrarsubventionsmissbrauch schuldig
                                                                                                                                                                         Rückschnitt, der ein untypisches heckenähnli-    fremden Forderungen – welche UNB könnte         machen. Auf diesem Gebiet kennt Brüssel
                                                                                                                                                                         ches Bild entstehen lässt“ (VG Urteil S. 15).    beweiskräftig darlegen, dass exakt im be-       kein Pardon. Sollte sich das Land weiterhin
                                                                                                                                                                         Diese intensive Auseinandersetzung mit den       troffenen Knickabschnitt vor dem Eingriff       stur stellen, dürfte eine Beschwerde bei der
                                                                                                                                                                         ökologischen Folgen eines weitreichenden         beispielsweise die Haselmaus vorkam? – waren    EU-Kommission hervorragende Erfolgsaus-
                                                                                                                                                                         seitlichen Rückschnitts fassen die Richter mit   vor dem Amtsgericht Plön bisher mehrere         sichten haben.
                                                                                                                                                                         dem Satz: „Es ist durch den Rückschnitt zu       Verfahren wegen Verstoßes gegen den gesetz-        Der Vorstand des NABU Schleswig-Hol-
                                                                                                                                                                         einer erheblichen Beeinträchtigung des Land-     lichen Knickschutz gescheitert.                 stein erinnert sich in diesem Zusammenhang
                                                                                                                                                                         schaftselements Knick gekommen.“ (S. 18)                                                         noch gut an ein Gespräch mit dem damaligen
Ein größerer Abstand der Nutzung vom Fuß gibt dem Knick den notwendigen Raum, auch Blüten und Früchte auszubilden.                                                       zusammen und leiten damit zur rechtlichen           Biotopverordnung und Knick-                  Landwirtschafts- und Umweltminister von
                                                                                                                                                                         Bewertung über: „Beeinträchtigungen im               erlass sind nachzubessern                   Boetticher, bei dem dieser, konfrontiert mit
                                                                                                                                                                         Sinne des Naturschutzrechts sind erkennbare                                                      Fotos von bis an den Wallfuß zurückgeschlä-
in die kurz darauf kreierte „Vereinbarung zur   von Ackerbau dominierten östlichen Landes-        ALR. Nach der Verhandlung Ende 2009 wurde                              oder prognostizierbare Veränderungen der         Das Ministerium wird nicht umhin kommen,        gelten Wallhecken, spontan sein Entsetzen
maschinellen Knickpflege“ ein.                  teilen mit ministerieller Duldung weiterhin       die Klage vom Verwaltungsgericht abge-                                 Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes oder      die Biotopverordnung und den Knickerlass        über diesen Naturfrevel äußerte und partout
   Dabei berührte es das MLUR nicht, dass       stark deformiert.                                 wiesen, d. h. die wegen Verstoßes gegen die                            des Landschaftsbildes, welche einen existie-     dem von den Schleswiger Richtern festgestell-   nicht glauben wollte, dass die Beispiele mit
nach wie vor entsprechend § 25 (seit März                                                         Knickschutzvorgaben erfolgte Prämienkür-                               renden Zustand bzw. eine bestimmte Ausprä-
2010: § 21) Landesnaturschutzgesetz alle              Ein wegweisendes Urteil                     zung für rechtmäßig erklärt. Denn der Land-                            gung oder Qualität negativ verändern.“ (S.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Foto: Carsten Pusch
„Maßnahmen, die zu einer ... erheblichen                                                          wirt habe mit dem starken seitlichen Rück-                             18). Das diesbezügliche Fazit des Gerichts
Beeinträchtigung von Knicks führen können,      Diese Ignoranz dürfte jetzt kräftig erschüttert   schnitt dem Knick eine verbotene „erhebliche                           lautet: „Bei Knicks (handelt es sich) um Land-
verboten (sind)“. Da aber die weitgehende       worden sein – und zwar durch ein wegweisen-       und nachhaltige Beeinträchtigung“ zugefügt,                            schaftselemente mit besonderer Bedeutung
Beseitigung des seitlichen Gehölzüberhangs      des Urteil des Schleswig-Holsteinischen Ver-      die einer „Teilbeseitigung“, wie es im EU-                             für den Naturhaushalt, die Artenvielfalt und
die Wallhecken nicht nur äußerlich verstüm-     waltungsgerichts (Az.: 1 A 35/07), das sich mit   Deutsch heißt, gleichkommt, so das Gericht in                          das Landschaftsbild in Schleswig-Holstein.
melt, sondern auch deren Lebensraumfunk-        einer Auseinandersetzung zwischen einem           seiner Urteilsbegründung.                                              Eine Beeinträchtigung dieser gesetzlich ge-
tionen verkümmern lässt, handelt es sich        Landwirt und dem Kreis Plön bzw. dem LLUR            Die eigentliche ‘Sprengkraft’ des Urteils                           schützten Biotope ist daher grundsätzlich
beim Rückschnitt bis zum Wallfuß nach Auf-      befassen musste.                                  besteht jedoch darin, dass sich das Verwal-                            erheblich. (…) Nach den bereits oben ange-
fassung des NABU sehr wohl um eine erhebli-        Die Sache reicht bis in das Jahr 2005 zurück   tungsgericht in seiner Begründung der „Teil-                           führten Auswirkungen, die ein Rückschnitt
che Beeinträchtigung im Sinne des Gesetzes.     und begann eigentlich ganz unauffällig.           beseitigung“ nicht nur auf die formale rechtli-                        auf die im Knick vorhandenen Lebensräume
Kurzum: Der als ‘Vereinbarung’ bezeichnete      Damals wurde ein Landwirt aus dem Kreis           che Situation – zum Zeitpunkt des Verstoßes                            haben kann, steht für die Kammer auch auf-
Knickpflegeerlass sowie die neue Biotopver-     Plön von der unteren Naturschutzbehörde           schrieb das Landesrecht ausdrücklich den                               grund der eigenen Sachkunde im Zusammen-
ordnung stehen mit ihrer Abstandsregelung       verwarnt, weil er zum wiederholten Mal einen      1m-Abstand vor – stützt, sondern die natur-                            hang mit der Bearbeitung einer Vielzahl von
nicht im Einklang mit dem Gesetz. Da einem      Knick bis weit über den zulässigen Abstand        schutzfachliche Argumentation zur Notwen-                              Fällen betreffend den übermäßigen Knick-
Naturschutzverband allerdings keine Klage-      von einem Meter zum Wallfuß (wie es zu der        digkeit des Abstandshaltens bestätigt: „Je                             rückschnitt eine erhebliche Beeinträchtigung
befugnis gegen Erlass und Verordnung            Zeit nach § 15 b LNatSchG vorgeschrieben          schmaler die Knicks geschnitten werden,                                dieses besonderen Landschaftselements fest“
zusteht, brauchte sich das Ministerium um       war) zurückschneiden ließ. Da aufgrund der        desto weniger Lebensraum bleibt für die dort                           (S. 18).
die fehlende Gesetzeskonformität bislang        gerade erfolgten Aufhebung des Knickerlasses      befindlichen Vögel und Insekten, so dass sich                             Die Verwaltungsrichter haben also ohne
nicht zu scheren. Die miserable Situation des   (siehe oben) dem Landwirt die Rechtslage          sowohl deren Anzahl als auch Vielfalt verrin-                          Wenn und Aber zum Ausdruck gebracht, dass
Knicknetzes wurde schlicht ausgeblendet,        offenbar unklar war, verzichtete die UNB auf      gert. Durch das übermäßige Abschneiden von                             zu einem Knick das Breitenwachstum der
obwohl Landesamt für Landwirtschaft,            ein Ordnungsgeld, meldete den Sachverhalt         Fruchtholz und Blütenknospenzweigen des                                Gehölze gehört, weil damit wichtige ökologi-
Umwelt und ländliche Räume (LLUR), untere       aber pflichtgemäß dem Amt für ländliche           Knicks geht außerdem ein großes Nahrungs-                              sche Funktionen verbunden sind, und dass es
Naturschutzbehörden (UNB) und Verbände          Räume (ALR) als Verstoß gegen die Cross-          potenzial für Vögel und Insekten verloren und                          somit Aufgabe des gesetzlichen Biotopschut-
bis hin zum Heimatbund sie immer wieder         Compliance-Bestimmungen. Daraufhin wur-           verringert sich auch für die Folgejahre. Ein                           zes ist, dieses Breitenwachstum zu gewähren.
thematisierten. Beispielsweise wurde eine       de dem Bauern die Betriebsprämie, wie nach        übermäßiger seitlicher Rückschnitt führt                               Ohne konkret die derzeitigen Fassungen des
vom LLUR vorbereitete Zustandsevaluation        dem EU-Recht vorgeschrieben, um letztlich         auch dazu, dass nicht schnittverträgliche                              Knickerlasses und der Biotopverordnung zu
anhand ausgewählter Untersuchungsflächen        ein Prozent gekürzt. Der Landwirt ging gegen      Gehölze der Knicks absterben und sich                                  erwähnen, haben sie unmissverständlich fest-
nach Intervention des Bauernverbands abge-      die Prämienreduzierung vor und beklagte           dadurch die Artenvielfalt der Knicks dauer-                            gestellt, dass die darin enthaltene Erlaubnis
sagt. So werden die Knicks vor allem in den     schließlich das LLUR als Rechtsnachfolger des     haft verringern wird. Durch einen übermäßi-                            für ein Aufputzen bis zum Wallfuß keineswegs     Das vom Knickfuß senkrechte Hochschlägeln kommt einer Teilbeseitigung des Knicks gleich.

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NAJU Naturerlebnis-Camps 2010 - Der NABU in Schleswig-Holstein
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seinem Knickpflege-Erlass konform waren.              Revision vor dem Oberverwaltungsgericht            Angesichts dieser Situation hilft der Landesre-   Praxis der Gewässerunterhaltung in Schleswig-Holstein
Dennoch hat er den rabiaten seitlichen Rück-          oder dass der regierungsamtlich betriebene         gierung nur eines: Nicht länger gegen berech-
schnitt weiterhin protegiert, indem er auch
die Neufassung der Biotopverordnung mit
einer entsprechenden Regelung versah. Mini-
                                                      Gesetzes- und Cross-Compliance-Verstoß
                                                      von der EU schlicht übersehen werden könn-
                                                      te. Vielleicht denkt der eine oder andere auch
                                                                                                         tigte Naturschutzbelange antrotzen, sondern
                                                                                                         größeren Abstand beim seitlichen Aufputzen
                                                                                                         einhalten lassen! Den Bauern wird das übri-
                                                                                                                                                           Dat hebbt wi jümmers
sterin Rumpf als seine Nachfolgerin scheint
hier mehr Sensibilität zu besitzen und das
Urteil ernst zu nehmen. Bei der jüngst erfolg-
                                                      an eine Gesetzesänderung, mit der § 21
                                                      LNatSchG um eine explizite Erlaubnis für das
                                                      Schlägeln bis zum Knickfuß ergänzt werden
                                                                                                         gens nicht weh tun, denn der häufige seitliche
                                                                                                         Rückschnitt rechnet sich ökonomisch ohne-
                                                                                                         hin nicht.
                                                                                                                                                           soo mookt ...
ten LNatSchG-Novellierung sollte das Gesetz           könnte. Doch diese Vorstellungen sind sämt-                                                          Fließgewässer haben eine ganz besondere Bedeutung für den Naturhaushalt, unterliegen aber
auf Wunsch des Ministeriums um einen Arti-            lich irreal. Die Urteilsbegründung ist in jedem                                                      jedoch zugleich auch vielfältigen Nutzungsansprüchen. Oft werden Bäche und Flüsse
kel zur entsprechenden Änderung der Biotop-           Satz konsequent, die EU-rechtlichen Anforde-                                                         nur noch als Vorfluter wahrgenommen, deren Aufgabe es ist, einen möglichst reibungslosen
verordnung erweitert werden. Das haben die            rungen sind präzise definiert und mit den                                                            Wasserabfluss zu gewährleisten. Über 500 Wasser- und Bodenverbände (WBV) üben in
Regierungsfraktionen mit ihrer parlamentari-          ökologisch-fachlichen Belangen in lückenlo-                                                          Schleswig-Holstein eine regelmäßige Gewässerunterhaltung aus. Mit Einführung der Euro-
schen Mehrheit jedoch abgelehnt. Dass sie             sen Verbund gebracht. Jedes Verwaltungsge-                                                           päischen Wasserrahmenrichtlinie EG-WRRL besteht europaweit ein modernes Wasserrecht.
damit nicht nur zur weiteren Verschandelung           richtsurteil zu analoger Sachlage würde                                                              Dieses hat zum Ziel, einerseits die Ansprüche der Wasserwirtschaft und andererseits die
der Knicklandschaft beigetragen, sondern              gleichlautend sein. Die Revision, sofern sie                                                         des Naturschutzes zu vereinen. Oberstes Ziel ist die Erreichung eines guten ökologischen
auch einen gerichtlich attestierten Rechts-           denn überhaupt zugelassen werden wird,                                                               Zustandes für alle Gewässer. Soviel zur Theorie – und in der Praxis?
missbrauch der Landesregierung gedeckt                dürfte dem Kläger außer erneuten Kosten
haben, mag angesichts ihrer engen Verbun-             nichts bringen. Das Landesnaturschutzgesetz
denheit mit dem Bauernverband nicht ver-              kann nicht zugunsten des extremen Rück-                                                                     Weit entfernt vom guten                   Aushubhaufen am Gewässerufer nachgewie-
wunderlich sein. Dass sie aber sehenden               schnitts geändert werden, weil das Bundesna-       Fritz Heydemann                                          ökologischen Zustand                      sen. Damit ist in einem explizit für die Bach-
Auges Schleswig-Holstein dem hohen Risiko             turschutzgesetz eine solche Verwässerung des       Stellv. NABU-Landesvorsitzender                                                                    muschel ausgewiesenem Schutzgebiet eine
aussetzen, von finanziellen Sanktionsmaß-             gesetzlichen Biotopschutzes nicht zulässt und      Lütjenburger Str. 33                              Trotz unbestritten guter Ansätze und vorbild-    völlig unsachgemäße und überdimensionierte
nahmen der EU getroffen zu werden, die nicht          zudem die EU den Erhalt der Feldhecken zur         24306 Plön                                        licher Initiativen verschiedener Wasser- und     Grundräumung durchgeführt worden. Dies
zuletzt auch den Landwirten und damit ihrer           Vorbedingung für die vollständige Agrarprä-        Fritz.Heydemann@NABU-SH.de                        Bodenverbände (WBV) geht in der Praxis der       ist umso unverständlicher, als die Alster sich
eigenen Klientel schaden könnten, erstaunt            mienzahlung erhoben hat. Und mit Sicherheit                                                          Gewässerunterhaltung noch viel daneben –         im Jahre 2007 noch in der Unterhaltungs-
allerdings.                                           wird Brüssel bald Kenntnis von dem merk-                                                             und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: am        hoheit des Landes befand.
   Offenbar meinen die Parlamentarier von             würdigen Rechtsgebaren erhalten, das man in                                                          Gewässerrand finden sich häufig ausgebag-
CDU und FDP wie der Bauernverband, sich               Kiel zur Knickpflege – „unter Berücksich-                                                            gerte Muscheln, zappelnde Fische und Neun-             Massiver Verstoß gegen
vor den ihnen nicht ins Konzept passenden             tigung ökologischer Belange“, wie der Erlass                                                         augen. Aber auch das aus den Bachbetten                 rechtliche Vorgaben
Tatsachen einfach wegdrücken zu können – in           dreist für sich in Anspruch nimmt – ent-                                                             geräumte Totholz sowie entnommener Kies
der Hoffnung auf gegenläufige Urteile, eine           wickelt hat.                                                                                         und Steine stehen dem Ökosystem Fließ-              Derartige Vorgehensweisen stellen einen
                                                                                                                                                           gewässer dann nicht mehr zur Verfügung. Die      massiven Verstoß gegen naturschutzrechtliche
                                                                                                                                                           Konsequenz sind vielerorts verarmte und          Vorgaben dar und so ermittelte im Fall der
                                                                                                                                                           ausgeräumte Gewässer – weit entfernt vom         Alster auch die Staatsanwaltschaft.
     Cross Compliance und                                                                                                                                  angestrebten „guten ökologischen Zustand“           Artenschutzrechtliche Vorschriften des Bun-
     Knickschutz                                                                                                                                           im Sinne der EG-WRRL. Überdimensionier-          desnaturschutzgesetzes (BNatschG) gelten
                                                                                                                                                           tes oder schlichtweg ungeeignetes Gerät für      bei der Gewässerunterhaltung grundsätzlich
     Seit 2005 wird in der EU unter der Bezeich-      Die Einhaltung der CC-Bedingungen ist             Für nicht rechtskonformes Knickschlägeln           die Gewässerunterhaltungsmaßnahme schä-          immer für alle oberirdischen Gewässer, unab-
     nung Cross Compliance (CC) ein neues             vom Land über jährliche Stichproben zu            in größerem Ausmaß sind in der Regel               digt das Gewässerbett und seine Ufer zu-         hängig davon, ob es sich zudem um ein Land-
     agrarpolitisches Instrument angewendet, mit      kontrollieren. Des weiteren sind die zustän-      Abzüge von 3 % fällig. Bei einem durch-            sätzlich. Dafür gibt es leider landesweit eine   schafts- oder Naturschutzgebiet oder gar ein
     dem die den Landwirten gewährten Direkt-         digen Fachbehörden, bezüglich Knickschutz         schnittlich großen Landwirtschaftsbetrieb          Vielzahl von Beispielen. Ein besonders bru-      europäisches Schutzgebiet handelt. Geltendes
     zahlungen an die Einhaltung von Mindest-         also die unteren Naturschutzbehörden der          macht dies grob geschätzt etwa 1.000 Euro          tales Beispiel verfehlter Gewässerunterhaltung   Artenschutzrecht und entsprechende Verbots-
     standards in den Bereichen Umwelt-,              Kreise, verpflichtet, entdeckte CC-Verstöße       aus; eine Sanktion in dieser Höhe wirkt in         war der Einsatz einer „amphibischen multi-       tatbestände sind daher immer von den für die
     Tier- und Verbraucherschutz gebunden             an die Prämienzahlungsbehörde (in Schles-         der Regel abschreckender als ein verhängtes        funktionalen Arbeitsmaschine“ im Jahr 2009,      Gewässerunterhaltung Verantwortlichen im
     sind. Grundlage dafür bildet die EG-Ver-         wig-Holstein inzwischen das Landesamt für         Ordnungsgeld. Im dem Gerichtsurteil zu-            welche in der Trave bei Niedrigwasser mit den    Rahmen ihrer Tätigkeit zu beachten.
     ordnung Nr. 1782/2003 mit ihren An-              Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räu-         grunde liegenden Fall wurde dem betroffe-          Laufketten im Bachbett herumgefahren wur-
     hängen. In Anhang IV sind Standards zur          me) zu melden. Ermessensspielräume gibt           nen Landwirt das damalige Hin und Her der          de. Dies hat das bedeutsame Lückensystem                 Was ist zu beachten?
     Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen in        es dabei nicht. Das Land ist gegenüber der        Rechtslage zugute gehalten, so dass er nur         der Gewässersohle zerstört und die darin
     „gutem landwirtschaftlichen und ökologi-         EU für die ordnungsgemäße Abwicklung              1 % Kürzung erhielt. – Sobald das Land             steckende Lebewelt zermalmt – und das in         Sehr vereinfacht dargestellt spricht man vom
     schen Zustand“ angeführt, zu denen neben         rechenschaftspflichtig, bei Missachtung ist       seine Abstandsregelung im Sinne des VG-            einem FFH-Gebiet! Aber auch die Aus-             Tötungs- (1.), Störungs- (2.) und Zugriffs-
     z.B. Bodenschutz auch die Erhaltung von          mit Konventionalstrafe zu rechnen.                Urteils reformiert hat, wird das Schlägeln in      baggerung der oberen Alster im Jahr 2007,        verbot (3.). So ist es verboten, wild lebenden
     Landschaftselementen gehört, die entweder           Bei nachgewiesenen Verstößen werden            seiner zur Zeit bis an den Wallfuß prakti-         ebenfalls in einem FFH-Gebiet, die als eines     Tieren besonders geschützter Arten nachzu-
     dort konkret gelistet sind oder für die in den   den betroffenen Bauern die Direktzahlun-          zierten Form als CC-Verstoß gelten. Vorher         der wenigen Gewässer in Schleswig-Holstein       stellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu
     Mitgliedsstaaten besondere Schutzvorschrif-      gen für den gesamten Betrieb je nach Schwe-       können die Landwirte nicht sanktioniert            noch einen Bestand der Bachmuschel auf-          töten oder ihre Entwicklungsformen (z. B.
     ten bestehen. Für Knicks und andere Feld-        re zwischen 1 und 5 % gekürzt. Im Wieder-         werden – jedoch das Land, falls es die             weist, ist ein eklatantes Beispiel unsachge-     Jungtiere, Larven) aus der Natur zu entneh-      Nicht jede Gewässerunterhaltung ist
     hecken trifft beides zu: Sie sind nach § 21      holungsfall innerhalb von drei Jahren wird        Abstandsbestimmungen nicht bald ändert.            mäßer Gewässerunterhaltung. Dabei ist der        men, zu beschädigen oder zu zerstören. Bei       notwendig (Abb. 1, Foto: Sabine Reichle).
                                                                                                                                                                                                                                                             Die Folgen unsachgemäßer Gewässer-
     LNatSchG unter Bezug auf § 30 BNatSchG           der Kürzungssatz verdreifacht. Bei Vorsatz,                                                          Bachlauf nicht nur als Naturschutzgebiet aus-    besonders geschützten Arten handelt es sich      unterhaltung sind tot am Ufer zu finden:
     nach nationalem Recht geschützt und über-        also bei z.B. einer ungenehmigten Knick-                                                             gewiesen, sondern die obere Alster gerade        um alle europäischen Vogelarten, alle Tier-      Ausgebaggerte Großmuscheln (Abb. 2, Foto:
     dies im Anhang der CC-Verordnung als ab          beseitigung, erhöhen sich die Abzüge auf                                                             wegen des Vorkommens der streng geschütz-        arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie          Thomas Behrends), Flussneunauge (Abb. 3,
     einer Mindestlänge von 20 m zu erhaltendes       mindestens 15 %, in schweren Fällen kann                                                             ten Art auch als FFH-Gebiet gemeldet             sowie der in der Bundesartenschutzverord-        Foto: Gabriele Stiller) sowie Stichlinge und
                                                                                                                                                                                                                                                             Flusskrebs (Abb. 4, Foto: Gabriele Stiller)
     Landschaftselement angeführt.                    die Prämienzahlung ganz versagt werden.                                                              worden. Etliche dieser streng geschützten        nung genannten „besonders geschützten“           geben eindeutige Hinweise auf den angerich-
                                                                                                                                                           Tiere wurden anschließend in den großen          Arten. Für die Gewässerunterhaltung sind         teten ökologischen Schaden am Gewässer.

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