NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland

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NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
2 6 .   J a h r g a n g   •   A u s g a b e   4   /   2 0 1 5   •   W i n t e r

NATUR & UMWELT
i m       P a n n o n i s c h e n                               R a u m

                                                                       Modern
                                              Die neue Biologische
                                                  Station in Illmitz

                                                                      Regional
                                                         Masterplan
                                                      Land und Leben

                                                                    Erfolgreich
                                                 Naturschutzbund
                                              zieht positive Bilanz

        Umweltenzyklika
         Laudato si von Papst Franziskus
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
In dieser Ausgabe:
                                         Am Wort ist ...                       Burgenländischer Müllverband
                                    04   DI Lois Berger                   29   Box stärkt Re-Use-Gedanken
                                         Erneuerbare Energie                   WLV Nördliches Burgenland
                                    05   PV-Anlage des UDP in Gols        30   Nachhaltige Wasserversorgung
 06 Die neue Biologische Station
    Neusiedler See in Illmitz       06
                                         Modern und neu:
                                         Biologische Station in Illmitz   31
                                                                               Das ökoEnergieland
                                                                               BU.G.S. - Building Green Skills
                                         Tipps von der Expertin                Diözese Eisenstadt
                                    08   Wasserkreislauf im Garten        32   Laudato si von Papst Franziskus
                                         Regionalität stärken                  Burgenländischer Forstverein
                                    10   Masterplan Land und Leben        33   Rückblick Forsttag 2015
                                         Chancen für bgld. Bauern              BIO AUSTRIA Burgenland
                                    11   Bio beginnt im Kopf              34   Gefahr TTIP
                                         Umweltbildung                         Verein Initiative Welterbe
                                    12   Projekt ARA4Kids                 35   Kooperation und Aktivitäten
                                         Nachruf                               Energieagentur Burgenland
                                    13   Klara Köttner-Benigni            36   Sonnenkraftwerk Burgenland
                                         Vergleichen macht sicher              Verein Bgld. Naturschutzorgane
                                    13   Mehrweg ist bessere Lösung       37   H. Frühstück neuer Obmann

 16 JHV 2015 des Naturschutzbunds
    Burgenland: Positive Bilanz
                                                                          38
                                                                               Burgenland Tourismus
                                                                               Neu: Burgenland Card
                                         Grundlagenerhebung: Fische
                                    14   und Fischotter an der Lafnitz
                                         Naturschutzbund Bgld.                 Verein Wieseninitiative
                                    16   JHV 2015 in Illmitz              40   Seit 20 Jahren aktiv
                                         Natur entdecken
                                    18   Kinder-Ferienwoche Purbach
                                                                                                n Titelfoto:
                                                                           Im weitgehend milden Dezember
                                                                                 2015 war der Anblick eines
                                         Verein Genuss Burgenland                   Löwenzahns (Taraxacum
                                    19   Können/dürfen wir genießen?               officinale) im Stadium des
                                                                               Aussamens auf grüner Wiese
                                         Dreiländer Naturpark Raab
                                    20   Ein Schatz im Naturpark          keine Seltenheit. Drastischer wirkt
                                                                          sich der Klimawandel hingegen in
 25 Naturpark  Rosalia-Kogelberg:
    Der fliegende Bienenkorb        21
                                         Naturpark in der Weinidylle
                                         Uhudler, Weinfrühling & Co.
                                                                              vielen anderen Bereichen aus.

                                         Naturpark Geschriebenstein
                                    22   Ereignisreich: Naturparkherbst
                                         Naturpark Landseer Berge
                                    23   Natur und Kultur hautnah
                                         Welterbe Naturpark
                                    24   Winterwandern im Naturpark
                                         Naturpark Rosalia-Kogelberg
                                    25   Der fliegende Bienenkorb
                                         Verband der Naturparke
                                    26   20 Jahr-Jubiläum
                                         Gelungenes Schulprojekt
                                    27   Bester Apfelsaft aus Streuobst

37 VBNO:  Hermann Frühstück steht
   neuer Vereinsführung vor
                                    28
                                         NP Neusiedler See-Seewinkel
                                         Rastplatz tausender Kraniche

N+U 2
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
editorial
Geschätzte Leserinnen und Leser!

  Freitag, 20. November 2015, 15 Uhr, Biologische
Station in Illmitz: Genau zu diesem Zeitpunkt wurde                           Mag. Dr.
die Jahreshauptversammlung 2015 des Naturschutz-                      Ernst Breitegger
bundes Burgenland eröffnet. Statutengemäß ist
diese Veranstaltung einmal im Jahr durchzuführen.
Dieses Treffen erfordert von den Damen und Herrn
des Sekretariats immer wieder einen besonderen
Einsatz. Gilt es doch die Mitglieder einzuladen, die
Partner und Freunde zu verständigen, den Referen-
ten für den Festvortrag zu organisieren und einen
gebührenden Rahmen für diese Veranstaltung bereit-        lung der Naturschutzorgane mit Neuwahl des Vor-
zustellen. Wir waren sehr froh und es war uns eine gro-   stands. Mag. Anton Koó legte nach Jahrzehnten seiner
ße Ehre, die Sitzung im Vortragssaal der Biologischen     Tätigkeit die Verantwortung in die Hände von Mag.
Station abhalten zu dürfen. Dem Leiter des Hauses,        Hermann Frühstück, der durch seine Pensionierung
Dr. Thomas Zechmeister, gebührt dafür besonderer          jetzt neue Kapazitäten und Energien zur Verfügung
Dank. Es war immerhin die zweite große Veranstal-         hat. Wir dürfen annehmen, dass viel Wissen vom ehe-
tung nach der feierlichen Eröffnung am 5. November        maligen Umweltanwalt in die neue und für das Land
2015. Eine Jahreshauptversammlung bedeutet nicht          so wichtige Tätigkeit einfließen wird.
nur Mühe und Plage für die Geschäftsführung; sie er-
möglicht auch die Bestimmung des aktuellen Stand-            In der Zeit, da ich diese Zeilen schreibe, wird von
orts. Werden doch die Fragen beleuchtet: „Was ist         Frankreichs Präsident Francois Hollande die UN-
im letzten Jahr gut gelaufen?“. „Was braucht unbe-        Klimaschutzkonferenz in Paris eröffnet (United Na-
dingt noch Einsatz und Energie?“. „Was sind die Ziele     tions Framework Convention on Climate Change,
der nächsten Zeit?“. Bedingt durch die Wahlen des         21st Conference of the Parties, kurz COP 21, als
Burgenländischen Landtags entstand ein nicht un-          21. UN-Klimakonferenz und gleichzeitig 11. Tref-
erheblicher Stau bei der Genehmigung und Abrech-          fen zum Kyoto-Protokoll 11th Meeting of the Par-
nung der „Sonstigen Maßnahmen Projekte“. Da mit           ties to the 1997 Kyoto Protocol, kurz CMP 11). Es
2015 eine neue Förderperiode begonnen hat, konn-          stehen unbestreitbar schwerwiegende Probleme
ten vor allem die saisonabhängigen Vorhaben nicht         für die Menschheit auf der ganzen Erde an: Dür-
in Angriff genommen werden. Das erste Gespräch            rekatastrophen, Überschwemmungen, Hurrikans,
mit Frau Landesrätin Eisenkopf (darüber wurde in          Gletscherschwund, Hangrutschungen und daraus
N&U schon berichtet) brachte Gott sei Dank richtig        resultierende Kriege und Flüchtlinge. 100.000e Be-
Schwung in die Angelegenheit. Wir werden uns wei-         wohner von Inselstaaten werden ihren Grund und
terhin vor allem um die hoch sensiblen Lebensräume        Boden verlieren, der Tourismus wird sich auf der
kümmern, die nicht durch Wirtschaftlichkeit gesichert     gesamten Erde umstellen müssen, (pro Grad Erwär-
sind, wie Trockenrasen, Niedermoore und Feucht-           mung steigt die Schneegrenze um 150 m an) und
wiesen. Wir wollen auch weiterhin die Gemeinden           Aufgrund der Hochs und der Wärme aus Afrika wer-
des Landes über Artenschutzprojekte in Form von           den bei uns Olivenhaine anstelle der Wälder wach-
„Gemeindeschutzgebieten“ kontaktieren, die ein            sen. In der Natur stellen sich entsprechend der Fak-
besonderes Anliegen der Landesregierung sind. Ein         toren immer Gleichgewichte ein. Ich stelle in Zweifel,
besonderer Schwerpunkt wird weiterhin im Fisch-           dass die veränderten Bedingungen für uns angenehm
otter- und Bibermanagement liegen. Wir konnten bei        werden. Nach zwei Wochen wird der Klimagipfel
der Jahreshauptversammlung zahlreiche Interessier-        wieder zu Ende sein (auf jeden Fall, wenn Sie die
te und als Ehrengäste den Ehrenpräsident des Natur-       Zeilen lesen). Es wird wohl der einzige Erfolg darin
schutzbundes Österreich Prof. Dr. Dr. Eberhard Stüber,    liegen, dass diesmal erstmalig die USA und Chi-
Umweltanwalt a.D. Mag. Hermann Frühstück, Eh-             na, die zwei größten CO2-Emittenten, mit am Tisch
renpräsident des Naturschutzbundes Burgenland             sitzen. Halten wir uns aber vor Augen, dass die
Rudi Triebl, die Abgeordneten zum Burgenländi-            Entscheidungen selten durch die Politik gefallen sind.
schen Landtag Wolfgang Spitzmüller und Kilian             Die letzten Entscheidungen treffen Konzerne mit
Brandstätter (als Vertretung des Landeshauptmanns),       ihrem Geld und ihren Aktien.
Alois Lang als Vizepräsident des Naturschutzbundes
Burgenland und Leiter des Infozentrums des                  Ich wünsche Ihnen im Namen des gesamten
Nationalparks Neusiedlersee/Seewinkel und natürlich       Redaktionsteams mit allen seinen Partnern und
den Hausherrn, Dr. Thomas Zechmeister, begrüßen.          Freunden angenehme und besinnliche Feiertage und
                                                          einen guten Start in das neue Jahr 2016.
  Einen Tag später, am Samstag, dem 21. November
2015, fand in Hornstein eine besondere Veranstaltung                                  Ernst BREITEGGER
für das Burgenland statt; die Jahreshauptversamm-                       Obmann Naturschutzbund Burgenland

                                                                                                              3 N+U
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
am wort ist ...

                          DI Lois Berger

   Laudato Si - Die erste Umweltenzyklika ist da!

       Das Lehrschreiben „Laudato si“ von Papst Fran-     und andere „Energiewendenverhinderer“ kritisierten
   ziskus ist sehnsüchtig erwartet worden. Viele im Um-   vor allem die eindeutigen Worte des Papstes zum
   weltbereich engagierte Katholiken haben seit Jahren    Menschen als Hauptverursacher des Klimawandels
   angesichts der globalen Umweltprobleme deutliche       heftig. Franziskus erteilt allen „Klimaskeptikern“ eine
   Worte seitens der Kirchenführung erhofft. Jahrelang    klare Abfuhr indem er sich der Sichtweise der großen
   sind ihre Vorschläge und Anliegen für die Bewahrung    Mehrheit der Wissenschafter anschließt.
   der Schöpfung häufig als überzogen und kirchlich          Kardinal Schönborn nennt „Laudato si“ einen
   nicht relevant übergangen worden. Die Bewahrung        „Meilenstein“, Umweltbischof Schwarz spricht von
   der Schöpfung sei zwar wichtig, Maßnahmen dafür        einem „Gesamtkunstwerk zum Thema Zukunft des
   seien aber nicht das „Kerngeschäft“ der Kirche, so     gesamten Globus und ein Impuls in Richtung einer
   hieß es oft.                                           ganzheitlichen Ökologie“.
       Das ist nun vorbei. Papst Franziskus stellt mit       Papst Franziskus würdigt die vielen im Umwelt-
   „Laudato si“ eindeutig fest, dass „die Sorge um        bereich engagierten Personen und Organisationen
   das gemeinsame Haus“ (unsere Erde) sehr wohl zu        und dankt ihnen für ihre wertvolle Arbeit. In Zukunft
   den zentralen Aufgaben eines Christen gehört. Er       soll es vermehrt zu einer Zusammenarbeit zwischen
   nennt die wesentlichen Probleme beim Namen und         den verschiedenen Stellen der Kirche und diesen
   sagt auch ganz konkret, welche Änderungen es           NGO´s kommen.
   braucht, damit unser wunderschöner Planet mit uns         Zu Aufbau und Inhalt der Enzyklika finden Sie in
   Menschen eine Zukunft hat. Franziskus sagt deut-       diesem Heft einen eigenen Artikel auf Seite 32.
   lich, dass für Christen die Sorge um die Welt kein        Ich darf Sie, verehrte Leserinnen und Leser, ermu-
   mögliches Zusatzengagement ist, sondern eine           tigen: Erkunden Sie „Laudato Si“ unseres Papstes
   Pflicht aus dem Glauben heraus. Die Schöpfungs-        Franziskus! Er richtet seine Worte an alle Menschen
   verantwortung ist damit in der Mitte des Christseins   dieses Planeten, nicht nur an die Mitglieder der
   angekommen.                                            katholischen Kirche. Sein Anliegen ist zu wichtig!
       Sehr schnell war anhand der internationalen
   Reaktionen klar, wie brisant dieses Lehrschreiben                                          Lois BERGER
   ist. Manche prominente Vertreter der Ölindustrie                Umweltbeauftragter der Diözese Eisenstadt

N+U 4
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
Impressum + Offenlegung
  Richtig Müll trennen bringt´s!
                                                                Verleger, Inhaber, Herausgeber:         • „Natur & Umwelt im Pannoni-
                                                                • Naturschutzbund Burgenland            schen Raum” ist das Informati-
                                                                Esterhazystraße 15 (LWK),               onsmedium der Landesumwelt-
Also ehrlich, sortenrein Mülltrennen ist echt kinderleicht:     7000 Eisenstadt,                        anwaltschaft Burgenland. Es
                                                                Tel. 0664/8453048                       erscheint vier Mal pro Jahr und
 Die Zeitung zum Altpapier, die Speisereste in die Biotonne,
                                                                                                        wird in Zusammenarbeit mit den
                Plastikverpackung in den Gelben Sack, usw.
                                                                Co.-Herausgeber:                        folgenden Vereinen und Institutio-
                                      Nur wenn die Altstoffe    • Land Burgenland, Abteilung 5          nen erstellt:
                                        richtig getrennt sind   Hauptreferat Natur- und                 • Naturschutzbund Burgenland,
                                      können sie auch sinn-     Umweltschutz, Europaplatz 1,            • Bgld. Naturschutzorgane,
                                      voll verwertet werden.    7000 Eisenstadt                         • Verein B.E.R.T.A.
                                                                                                        • Bio Austria Burgenland,
                                       Alle Trenninfos findet   Redaktionsbeirat:                       • Int. Clusius-Gesellschaft,
                                             Ihr übrigens auf   Franz Bauer,                            • Energieagentur Burgenland,
                                             www.bmv.at         Lois Berger,                            • Welterbe-Naturpark,
                                                                Thomas Böhm,                            • NuP Rosalia-Kogelberg,
                                                                Ernst Breitegger,                       • NuP Landseer Berge,
                                                                Maria Busch,                            • NuP Geschriebenstein-Irottkö,
                                                                Bernhard Deutsch,                       • NuP In der Weinidylle,
                                                                Hermann Fercsak,                        • NuP Raab-Örsèg-Gori˘cko,
                                                                Sonja Fischer,                          • Bgld. Müllverband,
                                                                Hermann Frühstück,                      • NP Neusiedler See – Seewinkel,
                                                                Thomas Knoll,                           • WLV Nördliches Burgenland
                                                                Anton Koo,                              • Verein „Initiative Welterbe”
                                                                Alois Lang,                             • „Hianzenverein”
                                 BIOABFALL                      Ernst Leitner,                          • Das öko-Energieland
                                                                Paul Mayerhofer,                        • Burgenland Tourismus
                                                                Klaus Michalek,                         • Biolog. Station Neusiedler See
                                                                Elisabeth Pfeiffer,                     • Diözese Eisenstadt
                                                                Gottfried Reisner,                      • Bgld. Forstverein
                                                                Nikolaus Sauer,                         • Verein Genuss Burgenland
                                                                Thomas Schneemann,
                                                                Doris Seel,                             • „Natur & Umwelt im Panno-
                                                                Ernst Trettler,                         nischen Raum” ist das offizielle
                                                                Thomas Zechmeister                      Mitgliedermagazin des Natur-
                                                                Markus Zechner                          schutzbundes Burgenland

      UDB: PV-Anlage Gols                                       Redaktion, Produktion:
                                                                DIE SCHREIBMEISTER OG
                                                                                                        und als solches ein grenzüber-
                                                                                                        schreitendes – A, HU, SK, SLO,
                                                                                                        HR ... – Informationsmedium.
         Am Gelände der Umweltdienst Burgenland GmbH            Manfred Murczek                         Mitgliedsgemeinden des Natur-
      in Oberpullendorf wurde Ende 2014 eine der größten        2491 Neufeld/L., Lisztgasse 2           schutzbundes Burgenland:
      Photovoltaikanlagen des Burgenlands eröffnet. Die         murczek@speed.at                        Leithaprodersdorf, Stotzing,
      zweite Anlage, jene im Sammelzentrum Gols, wur-                                                   Müllendorf, Baumgarten, Pöt-
      de kürzlich von Natur- und Umweltschutzreferentin         Druck: DANEK-Druck                      telsdorf, Zemendorf-Stöttera,
      Landesrätin Maga Astrid Eisenkopf sowie den bei-          7053 Hornstein                          Mattersburg, Forchtenstein,
                                                                                                        Eberau, Rohr i. Bgld., Ollersdorf,
      den UDB-Geschäftsführern, DI Alexander Predl und
                                                                Auflage: 7.500 Stück                    Burgauberg-Neudauberg, Markt
      DI Rudolf Haider, offiziell ihrer Bestimmung überge-                                              Allhau, Wolfau, Grafenscha-
      ben. Die 105 Module erreichen eine Spitzenleistung        • Es wird ausdrücklich darauf           chen, Oberschützen, Bernstein,
      von 22 kWp. Positioniert sind sie auf der südseitigen     hingewiesen, dass die Inhalte           Rechnitz, Mogersdorf, Neusiedl
      Dachfläche der Umladehalle. Die Baukosten von ins-        der Artikel nicht in allen Fällen die   am See, Tadten, Unterrabnitz-
      gesamt 440.000 Euro sollen sich im zeitlichen Rah-        Meinung des Verlegers bzw. des          Schwendgraben, Draßmarkt.
      men von etwa acht Jahren refinanzieren.                   Herausgebers
         Mit den Photovoltaikanlagen in Gols und Ober-          wiedergeben. Für die Inhalte            • Die Zeitschrift transportiert
      pullendorf liegt das Unternehmen UDB nunmehr bei          sind die jeweiligen Autoren direkt      die Inhalte des Natur- und
      einer Gesamtkapazität von 406 kWp, was etwa der           verantwortlich.                         Umweltschutzes im Pannonischen
      Jahresversorgung von 115 Haushalten entspricht.                                                   Raum und dient als Sprachrohr
                                                                • Bezahlte, redaktionell                sowie Koordinations- und Informa-
                                                                gestaltete Anzeigen oder Beiträge,      tions-Drehscheibe aller mit Natur-
                                                                für die ein Druckkostenbeitrag ge-      und Umweltschutz befassten
                                                                leistet wurde, sind entsprechend        burgenländischen Institutionen.
                                                                gekennzeichnet.                         Das gemeinsame Ziel ist die
                                                                                                        Gewährleistung einer verstärkten
                                                                                                        Zusammenarbeit und mehr
                                                                                                        Effizienz in der Arbeit für den
                                                                                                        Natur- und Umweltschutz.

                                                                                                                                         5 N+U
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
themenschwerpunkt wasser

   Willkommen in der Biolog.
         Station in Illmitz
                                         eindrucksvolle, seeseitige Holz-      das EU-Projekt „Vogelwarte“ ins
                                         konstruktion.      Architektonisch    Auge, denn ein erheblicher Teil
                                         wird dadurch einerseits ein Ver-      der wissenschaftlich ausgelegten
        Biegt man von der Illmitzer      schwinden der dahinterliegenden,      Räumlichkeiten im Erdgeschoss
   Seestraße kurz nach der Zick-         großen Glasflächen des Vortrags-      wurde mit Mitteln aus der Europä-
   lacke in Richtung Norden ab, so       saals und des Seminarraums er-        ischen Union finanziert.
   trifft man an der Stelle der ehema-   reicht, weiters wird bei Sonnen-
   ligen Biologischen Station unver-     hochstand durch die Anordnung         w Moderne Technik
   mutet auf einen repräsentativen       eine effektive Beschattung der        und Vogelwarte
   Neubau. Im Vergleich zur alten        dahinter liegenden Räumlichkei-          Betritt man die Station durch
   Station, die eher an einen Platten-   ten bewirkt.                          das wuchtige Stahlportal, wird
   bau aus einer vergangenen Epo-            Das „Tüpfelchen auf dem i“        dem Besucher sofort die moder-
   che erinnerte, fügt sich das zwei-    ist auch räumlich ausgeführt.         ne Gebäude- und Haustechnik
   geschoßige Bauwerk harmonisch         So befindet sich am Flachdach         vergegenwärtigt. So verfügt die
   in die Landschaft ein. Die Fassade    das Lifthäuschen, wodurch auch        Station über ein ausgeklügeltes
   ist mit vertikalen Längslatten aus    Mess- und Forschungsarbeiten          Lüftungssystem, allein für die EDV
   Lärchenholz verkleidet und erin-      mit schwerem Gerät in erhöhter        wurden 14 km Kabel verlegt –
   nert an eine Schilfstruktur.          Position im Seewinkel ermöglicht      und diese Errungenschaften sol-
        Auffallend ist das nach Süden    werden.                               len gesehen und wahrgenommen
   über den Seekanal hinausragen-            Bemerkenswert ist das lamel-      werden und nicht überall hinter
   de Obergeschoss. Dadurch wird         lenartig angeordnete, vertikale       einer eingezogenen Decke oder
   einerseits ein „offenes“ Bootshaus    Fenster-Beschattungssystem,           Verkleidung verschwinden!
   mit Raum für Forschungsboote          das scherengitterartig eine parti-       Dennoch wirkt die Aula hell
   und Lagercontainer geschaffen,        elle Abdunkelung der Büro- und        und einladend. Blickfang ist ein
   andererseits erlaubt die im Vorbau    Laborräumlichkeiten ermöglicht,       2.000-Liter-Aquarium, in dem sich
   integrierte Terrasse mit Blick in     aber – bei genauer funktionel-        Bewohner tummeln, die sich auch
   das Seevorgelände des National-       ler Betrachtung – vor allem einer     im Neusiedler See wohlfühlen
   parks gute Beobachtungsmög-           schönen Architektonik dienlich ist.   (würden).
   lichkeiten der Vogelwelt.                 Am Weg zum Haupteingang              Flankiert wird die Aula von
        Ein weiterer Blickfang ist die   sticht ein Schild mit Hinweis auf     einer Reihe von Räumlichkeiten,

N+U 6
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
die als Projekt „Vogelwarte“ über    reichen Naturschutz, Raumord-            w Dienststelle des Amts der
EFRE finanziert und errichtet wur-   nung, Abfallwirtschaft, ländliche        Bgld. Landesregierung
den. Diese Infrastruktur umfasst     Neuordnung, Wasserrecht, Bä-                 Die Biologische Station ist
drei Büroräume, einen Vogelberin-    derhygiene, Lebensmittelsicher-          nachgereihte Dienststelle des
gungsraum, ein Labor, einen Auf-     heit und Verbraucherschutz und           Amts der Burgenländischen Lan-
enthaltsraum, einen Seminarraum      stellt eine unverzichtbare Stütze        desregierung, Abt. 5 Anlagen-
sowie zwei Schlafräume und soll      der Behörde dar.                         recht, Umweltschutz und Verkehr
in den kommenden Jahren die Vo-          Den größeren Teil des Ober-          – Hauptreferat Natur- und Um-
raussetzung für eine angewandte      geschoßes macht der akkreditier-         weltschutz.
wissenschaftliche Tätigkeit und      te Laborbereich aus. Die Station             Erste Überlegungen seitens
Forschung im Interesse des Lan-      verfügt seit 2008 über das einzi-        der Landesamtsdirektion und der
des Burgenland darstellen.           ge akkreditierte burgenländische         BELIG Beteiligungs- und Liegen-
    Ergänzend findet man im Erd-     Labor mit Untersuchungsschwer-           schafts-GmbH für einen Neubau
geschoss die einladend gestaltete    punkt Trinkwasser, Mineralwasser,        der Biologischen Station gab es
Bibliothek sowie einen großzü-       Heilwasser, Badewasser (Hallen-          2012, als sich herausgestellt hat,
gig angelegten Sammlungsraum         und Freibäder, Whirlpool, Tauch-         dass notwendige Sanierungs-
für floristische und faunistische    becken), Oberflächenwasser (Ba-          maßnahmen am Altobjekt teurer
Belege, wobei hiervon die Lan-       degewässer,        Kleinbadeteiche,      kämen als ein Neubau mit glei-
desforschung sowie die Amts-         Landschaftsteiche, Fischteiche),         cher Nutzfläche. 2013 wurde das
sachverständigen gleichermaßen       sowie Grundwasser. Hier werden           Bauvorhaben seitens der Landes-
profitieren.                         die Qualität und die Unbedenk-           regierung beschlossen und die
    Im Haustechnikraum befindet      lichkeit eines Großteils der bur-        BELIG mit der Umsetzung beauf-
sich unter anderem die Wärme-        genländischen Wässer gemäß der           tragt. Aus einem Ideenwettbewerb
pumpe, denn geheizt wird mit         gesetzlichen Verordnungen über-          ging das Architekturbüro Lang als
Geothermie.                          prüft. Der Status „akkreditiert“         Sieger hervor.
                                     bedeutet, dass die Gutachten                 Mit dem teilweisen Abriss des
w Im Obergeschoß der                 EU-weit anerkannt werden. Somit          Südtrakts der alten Station wur-
Biologischen Station                 leistet die Biologische Station eine     de im Frühjahr 2014 begonnen.
    Begibt sich der Besucher über    wesentliche Dienstleistung für           Der Neubau erfolgte am Standort
die Treppe ins Obergeschoß, so       Wassergenossenschaften, Betrei-          des ehemaligen Südtrakts sowie
wird er sofort der wunderbaren       ber von Badeeinrichtungen und            des Parkplatzes und dauerte bis
Aussicht des Vortragsraums ge-       Hotels, Gemeinden und Teichbe-           zur Übergabe im Oktober 2015
wahr. Je nach Wetterlage sind        sitzer. Untersucht werden alle not-      eineinhalb Jahre. Danach wurde
hinter dem Neusiedler See die        wendigen chemischen Parameter            der Nordtrakt der alten Station
Wiener Hausberge sowie das           wie Härte, Nitrat, Phosphat u.a.,        komplett geschleift. Als einziges
Ödenburger- und Günsergebirge        sowie mikrobielle Parameter. Im          Bauobjekt von 1971 blieb der Be-
eindrucksvoll zu sehen. Der Vor-     Rahmen des Neubaus wurde der             tonblock mit der Inschrift „Biologi-
tragsraum fasst bis zu 65 Perso-     akkreditierte Bereich beträchtlich       sche Station“ bestehen – er wurde
nen und ist für thematisch pas-      erweitert und mit neuer Laborein-        in den Parkplatzbereich integriert.
sende Veranstaltungen in dieser      richtung nach zeitgemäßen Stan-              Für Wasseranalysen treten Sie
Größenordnung bestens geeignet.      dards ausgestattet. Hervorzuhe-          bitte unter Telefon 02175/2328
    An den Vortragssaal angren-      ben ist in diesem Zusammenhang           bzw. labor.bs-illmitz@bgld.gv.at
zend befinden sich die Büros der     ein ausgeklügeltes Zu- und Ab-           mit der Biologischen Station in
Verwaltung und des Fachdienstes      luftsystem, das für eine relativ         Kontakt.
des Amts der Burgenländischen        konstante Raumtemperatur für
Landesregierung. Der Fachdienst      die Untersuchungen und gleich-           Mag. Dr. Thomas ZECHMEISTER
leistet    Amtssachverständigen-     zeitig für genug frische Luft für alle                   Geschäftsführer
und Gutachtertätigkeit in den Be-    21 Mitarbeiter sorgt.                     Biologische Station Burgenland

                                                                                                               7 N+U
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
themenschwerpunkt wasser

   Wasserkreislauf im Garten
       „Seit Mitte der 1990er-Jahre         Aber was geht uns das an? Es     Landwirtschaft, auch fleißig. Welt-
   merken wir eine Häufung heißer        geht hier ja um Wasser im Gar-      weit gesehen braucht die Land-
   Sommer und zu warmer Win-             ten, nicht um das globale Problem   wirtschaft 69 Prozent des Was-
   ter. 2015 ist das bislang weltweit    Klimawandel. Allerdings ist unser   sers. Wundert mich auch nicht,
   wärmste Jahr seit Beginn der Auf-     Garten keine Insel, auch wir müs-   wenn man sieht, dass oft in der
   zeichnungen. Wir haben eine sig-      sen uns auf Veränderungen ein-      ärgsten Mittagshitze mit Sprüh-
   nifikante Häufung von Tagen über      stellen.                            regnern beregnet wird.
   35 Grad“ (Marcus Wadsak, ORF-                                                Das zweite Problem sind die
   Wetterchef)                           w Gießen oder vertrocknen           immer häufigeren Starkregen
       Wenn man regelmäßig die           lassen?                             (mehr als fünf Liter auf den Qua-
   Nachrichten beobachtet, entsteht         Das erste Problem stellen die    dratmeter in fünf Minuten, mehr
   der Eindruck, dass sich Starkre-      längeren, extrem heißen Trocken-    als zehn Liter auf den Quadrat-
   gen, Überschwemmungen und             perioden dar. Dies bedeutet für     meter in zehn Minuten oder mehr
   Murenabgänge häufen. Leider ist       den liebenden Gartenbesitzer:       als 17 Liter pro Quadratmeter und
   dies nicht nur ein subjektives Ge-    gießen oder vertrocknen lassen.     Stunde). Kein Boden, besonders
   fühl, es ist, „dank“ Klimawandel,     Gießen scheint die bessere Alter-   kein ausgetrockneter, kann so viel
   auch tatsächlich so.                  native, allerdings kostet es Zeit   Wasser auf einmal aufnehmen.
       Nach seriösen Prognosen wer-      und Geld.                           Auch werden immer mehr Bö-
   den die Niederschläge bis zum            Gießen mit Leitungswasser        den durch Verkehrsflächen und
   Jahr 2100 im Herbst und Winter        kostet zirka 3,– Euro pro Kubik-    Gebäude versiegelt, sodass dort
   um bis zu 15 Prozent zunehmen.        meter und wir verbrauchen Trink-    Regen nicht ins Grundwasser
   Im Sommer hingegen ist ein Rück-      wasser, das auch im gesegneten      versickern kann. Starkregenereig-
   gang von bis zu minus 30 Prozent      Mitteleuropa zwar nicht Mangel-     nisse sind oft zu viel für Kanäle,
   zu erwarten. Außerdem werden          ware, aber knapper und teurer       Kläranlagen und schließlich auch
   im Sommer diese verminderten          werden wird.                        Bäche und Flüsse, es kommt da-
   Niederschläge nicht schön regel-         Noch gibt es ja genug Grund-     her zu Überschwemmungen.
   mäßig verteilt auftreten, es wird     wasserreserven in Österreich, da       Ich weiß, man sollte Artikel
   eher vermehrt zu Starkregengüs-       unser Land im Alpenraum liegt.      nicht mit negativen Informationen
   sen kommen, die dann zu Über-         Allerdings verbrauchen wir, be-     beginnen, aber wer bis hierher
   schwemmungen führen.                  sonders für die Beregnung in der    durchgehalten hat, erntet jetzt ein
                                                                             paar Tipps, die das Gärtnerleben
                                                                             erleichtern können.

                                                                             w Tipps für ein leichteres
                                                                             Gärtnerleben
                                                                                 Tipp 1: Wir wählen die richtigen
                                                                             Pflanzenarten, die robust sind,
                                                                             und auch einiges an Trockenheit
                                                                             aushalten. Generell kann man
                                                                             sagen, dass heimische Pflanzen
                                                                             und alte Sorten mehr aushalten
                                                                             als Exoten und stark züchterisch
                                                                             veränderte.
                                                                                 Für Hecken in trockenen Lagen
                                                                             wählt man z. B. Sanddorn, Weiß-
                                                                             dorn, Ölweide und Schlehe – und
                                                                             mäht brav die zahlreichen Ausläu-
                                                                             fer weg. Für fettere Böden in mitt-
                                                                             leren Lagen eignen sich u. a. gel-
                                                                             ber und roter Hartriegel, Holunder,
                                                                             Schneeball und Geißblatt. Neu-
                                                                             angelegte Staudenbeete können
                                                                             durchaus auch mal als Kiesbeet
                                                                             angelegt werden, mit heimischen
                                                                             Stauden der Trockenstandorte,
   n Ein schönes Beispiel für den Einsatz von Trockenpflanzen im Garten      wie Federnelke, Kartäusernelke,

N+U 8
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
Berg-Lauch, Zwerg-Schwertlilie
und Co.
    Tipp 2: Wir nutzen das Pro-
blem „Starkregen“ zur Minderung
des Problems „Trockenphasen“.
Regenwasser, das von unserem
Hausdach rinnt, wird nicht mehr
dem Kanal zugeführt, von wo aus
es zu Überschwemmungen bei-
tragen würde. Stattdessen sam-
meln wir es und gießen damit Ge-
müse und Blumen.
    Technische Sammelsysteme
gibt es genug, von Plastikampho-
ren bis im Boden vergrabenen
Zisternen. Eine Kunststoffzister-
ne mit einem Fassungsvermögen
von zwei Kubikmetern reicht für
ein durchschnittliches Einfamili-
enhaus. Sie kostet rund 2.000,–
Euro, dazu kommen noch die
Kosten fürs Vergraben und für           n Wasser im Garten fasziniert Kinder und Erwachsene gleichermaßen
den Abtransport der ausgehobe-
nen Erde.                                  Will man nur versickern und        der im Trockenen stehen, aber
    Sympathischer und vielseitiger      nicht nutzen, genügt eine einfache    einige gibt es da schon. Kombi-
finde ich den Sickerteich. Es wird      Sickermulde. Als Faustformel gilt:    niert wie in einem Staudenbeet,
ein Teich angelegt, der bis zirka       die Fläche der Sickermulde sollte     bieten sie auch einen schönen
30 cm unter den Rand auch ab-           rund 20 Prozent der Dachfläche        Anblick. Da diese anpassungs-
gedichtet ist. Er wird gebaut wie       betragen. Eine Sickermulde ist        fähigen Stauden alle heimisch
ein Teich, mit Teichsubstrat auf        eine flache, an der tiefsten Stelle   sind, ziehen sie auch Bienen und
der Folie und der richtigen Be-         nicht mehr als 30cm tiefe Mulde       Schmetterlinge an. Besonders
pflanzung. Dachwasser wird in           im Garten, die eine Humusschicht      gut eignen sich Blutweiderich,
den Teich eingeleitet, was zu viel      aufweist und mit den richtigen        Eibisch, Wasserdost, davor pflanzt
ist, versickert über die nicht ab-      Stauden bepflanzt ist. Die Humus-     man Mädesüß, Schwertlilien, Heil-
gedichteten Seiten. Zum Gießen          schicht ist nötig, um das Regen-      ziest und Bach-Nelkenwurz.
kann das Wasser aus dem Teich           wasser zu reinigen, bevor es ins           In vielen Gemeinden spart
entnommen werden. Die Bepflan-          Grundwasser gelangt.                  man auch noch Abwasser-
zung im Randbereich ist so ge-             Nicht alle Pflanzen mögen es,      gebühr, wenn man nachweist,
wählt, dass sie den schwanken-          wenn sie abwechselnd mit den          dass die Dachwässer nicht in
den Wasserspiegel verkraftet.           Füßen im Wasser und dann wie-         den Kanal fließen, sondern auf
                                                                              eigenem Grund versickern. Und
                                                                              so nebenbei gestalten wir unsere
                                                                              Wege und Plätze sickerfähig: als
                                                                              wassergebundene Decke oder mit
                                                                              Pflaster im Splittbett.
                                                                                   So tragen wir dazu bei, dass
                                                                              Wasser im ewigen Kreislauf bleibt:
                                                                              es regnet, versickert in den Grund-
                                                                              wasserkörper, wird von Pflanzen
                                                                              genutzt und teilweise verdunstet,
                                                                              tritt als Quellen wieder aus, fließt
                                                                              über Bäche und Flüsse ins Meer
                                                                              und verdunstet wieder.
                                                                                   Mit einem naturnah gestalteten
                                                                              Garten sind wir Teil des Kreislaufs.

                                                                                 DI Paula POLAK Text + Fotos
                                                                                             Ingenieurbüro für
                                                                                          Landschaftsplanung
                                                                                               Auf der Sulz 51
                                                                                           A-3001 Mauerbach
n Der Heilziest eignet sich für die Bepflanzung einer Sickermulde                        www.paulapolak.com

                                                                                                               9 N+U
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
thema ländlicher raum

     Masterplan Land und Leben
     Regionalität hält die Wertschöpfung im Land, sichert                            w Heimische Wirtschaft stärken
     Jobs und erhöht die Lebensqualität: Landeshauptmann                                Der Einkauf bei heimischen
     Hans Niessl und Agrarlandesrätin Verena Dunst kündigen                          Lebensmittelproduzenten        hilft
                                                                                     nicht nur den burgenländischen
     Masterplan „Land und Leben‘ zur Stärkung des ländlichen
                                                                                     Produzenten, sondern trifft auch
     Raums an.                                                                       den Geschmack der Burgenlän-
                                                                                     derinnen und Burgenländer. Die
         „Wer regionale Lebensmittel         Perspektiven auf. Es geht um            Herkunft der Produkte ist oft kauf-
     kauft, erhält nicht nur qualitativ      Wertschöpfung, um Arbeitsplät-          entscheidend. Wer regionale Pro-
     hochwertige und gesunde Pro-            ze, um Kaufkraft, um die Stärkung       dukte kaufen will, ist heute nicht
     dukte, sondern stärkt auch die          des ländlichen Raums und nicht          nur bei den Direktvermarktern gut
     heimische Wirtschaft. Wertschöp-        zuletzt um gesunde, qualitativ          aufgehoben, auch große Han-
     fung bleibt im Land, damit sichern      hochwertige Lebensmittel.               delsketten setzen auf regionale
     und schaffen wir Jobs. Nicht nur            Gemeinsam mit 40 Expertin-          Produkte, „darunter sind auch
     die Bevölkerung profitiert von der      nen und Experten aus verschie-          viele Produkte burgenländischer
     Regionalität, auch für den Tou-         densten Wissensgebieten wurden          Produzenten“, so Niessl. Auch im
     rismus und die Wirtschaft ist die       zentrale Arbeitsthemen festgelegt.      eigenen Bereich setze das Land
     Regionalität ein wichtiger Erfolgs-     In einem nächsten Schritt sind          auf den Kauf regionaler Lebens-
     faktor“, so Niessl.                     regionale Workshops geplant. Ziel       mittel.
         Der „Masterplan Land und            ist es, die bis 2020 zur Verfügung         Wer regionale Lebensmittel
     Leben“ wird Kernstück der poli-         stehenden Mittel aus dem ELER-          kauft, erhält nicht nur hochwertige
     tischen Arbeit in der Agrarpolitik      Programm burgenlandweit opti-           Produkte, sondern stärkt auch die
     und in der Entwicklung des länd-        mal einzusetzen. „Das Potential,        heimische Wirtschaft. Wie groß
     lichen Raums im Burgenland. Er          das es hier gibt, wollen wir heben.     der Wirtschaftsfaktor ist, beweist
     bietet bis zum Jahr 2020 einen          Das Ziel muss die Belebung und          eine Studie der Johannes Kep-
     Rahmen, um regionale Schwer-            Vermarktung einer ganzen Region         ler Universität Linz. Diese weist
     punkte zu setzen, er definiert die      sein und nicht nur der Verkauf von      nach: Wenn die österreichische
     Potentiale und zeigt realistische       isolierten Produkten“ so Dunst.         Bevölkerung nur um 10 Prozent
                                                                                     mehr regionale Produkte kaufen
                                                                                     würde, würden 10.000 zusätzliche
                                                                                     Arbeitsplätze geschaffen werden.
                                                                                     Das Bruttoinlandsprodukt würde
                                                                                     um mehr als eine Milliarde Euro
                                                                                     wachsen.
                                                                                        Die Regionalität sehen Niessl
                                                                                     und Dunst als erfolgreichen und
                                                                                     wichtigen Gegenpol zur „oft
                                                                                     hirnlosen Globalisierung“. „Die
                                                                                     Menschen sollen die Möglich-
                                                                                     keit haben, in der Region gesun-
                                                                                     de Produkte aus der Region zu
                                                                                     kaufen. Um das zu unterstützen,
                                                                                     werden wir noch viele Aktivitäten
                                                                                     setzen.“

                                                                                     w Regionalität bei der Vergabe
                                                                                     öffentlicher Aufträge
                                                                                         Auch bei der Vergabe öffentli-
                                                                                     cher Aufträge setzt das Burgen-
                                                                                     land auf Regionalität und ist Vor-
                                                                                     reiter. Damit werden heimische
                                                                                     Betriebe unterstützt, bestehende
                                                                                     Arbeitsplätze abgesichert und
                                                                                     neue Arbeitsplätze im Land ge-
     n Erstellten Masterplan Land & Leben – v. l.: LR Verena Dunst, LH Hans Niessl   schaffen.“ Ein Blick auf landesna-

N + U 10
n Im Hofladen der Familie
    Preisegger in Wiesen – v. l. n. r.:
       LK-Präs. HR DI Franz Stefan
       Hautzinger, Betriebsführerin
                Daniela Preisegger,
                 LRin Verena Dunst,
       Biobauer Johann Preisegger

 Bio beginnt im Kopf
    „Bioprodukte    liegen   voll         Biobetriebe zeige deutlich das         das Streben nach möglichst
 im Trend. Sie werden von den             gestiegene Interesse an der bio-       großer Unabhängigkeit von ex-
 Konsumenten als gesundheits-             logischen Produktion. „Seit dem        ternen Betriebsmitteln – „die
 fördernd, naturbelassen und              Jahr 2000 hat sich die Anzahl der      Umstellung auf Bio beginnt trotz
 schmackhaft wahrgenommen.                Biobetriebe auf mehr als 900 fast      unterschiedlichster Anreize im-
 Die höheren Preise für Bio-Pro-          verdreifacht“ so Hautzinger.           mer im Kopf“.
 dukte werden als gerechtfertigt                                                     Voraussetzung ist die Einhal-
 angesehen“, weiß Landesrätin             w Bio ist die Königsklasse             tung der Bio-Richtlinien, zu der
 Verena Dunst, die auch für Kon-          in der Landwirtschaft                  sich der Betrieb durch den Ab-
 sumentenschutz zuständig ist. 

            Die Bioproduktion erfordere         schluss eines Kontrollvertrags
    LK-Präsident Franz Stefan             aber auch mehr Auseinander-            mit einer der akkreditierten Kon-
 Hautzinger schlägt in die sel-           setzung mit dem Boden, mit den         trollstellen verpflichtet. Bis zur
 be Kerbe: „Die Bioproduktion             Produktionsbedingungen,         mit    Anerkennung als Bio-Betrieb
 ist längst der Nischenfunkti-            dem Verkauf, sie sei „die Königs-      muss eine Umstellungszeit von
 on entwachsen und hat sich zu            klasse in der Landwirtschaft“.         24 bzw. 36 Monaten bei Dau-
 einem attraktiven Segment mit               „Es gibt viele Gründe für           erkulturen durchlaufen werden.
 einem sehr hohen Image entwi-            einen Umstieg auf biologische          Erst danach können Bio-Produk-
 ckelt. Deshalb ist der Bioland-          Produktion“, stellt Dunst fest. Ob     te vermarktet werden.
 bau ein wichtiger Bereich der            betriebswirtschaftliche Aspekte,                               Linktipps:
 agrarischen Produktion im Bur-           das Bemühen um eine möglichst                         www.bio-austria.at
 genland.“ Die Entwicklung der            nachhaltige Landwirtschaft oder                                bgld.lko.at

he Unternehmen belegt dies: Zum           Familie gestartet. Der Fokus liegt     vom Kleinkindalter an sowie zum
Beispiel vergibt die BELIG rund           auf regionalen Produkten und de-       regionalen Einkaufen, zum scho-
90 Prozent ihrer Aufträge an regi-        ren Vorteilen“, erklärt Dunst. Diese   nenden Umgang mit unseren Res-
onale Firmen. Die KRAGES setzt            Projektreihe wird im Jahr 2016 un-     sourcen und zum Geld sparen.
bei ihren Bauprojekten zu 70 –            ter dem neuen Titel „Die regionale        Das Kochbuch kann kosten-
80 Prozent auf heimische Firmen           Familie“ fortgeführt und erweitert.    los beim Familienreferat der Bur-
und bezieht etwa 80 Prozent der               Mit dem Thema Ernährung            genländischen Landesregierung
Lebensmittel     bei    regionalen        und Kochen beschäftigt sich das        angefordert werden oder direkt
Produzenten.                              Projekt „Kochen erleben. Die           unter www.familienland-bgld.at
                                          Region beleben. Die Natur scho-        heruntergeladen werden.
w Kochen erleben, die Region              nen“. Herzstück dieses Projekts
beleben, die Natur schonen                ist ein Kochbuch, das gemeinsam                   Landesmedienservice
   „Schon zu Beginn des Jahres            mit der Umweltberatung erarbei-                           Burgenland
habe ich eine Projektreihe unter          tet wurde. Das Kochbuch enthält                          Text und Foto
dem Titel Die umweltfreundliche           Tipps zur richtigen Ernährung

                                                                                                                 11 N + U
recycling

        n Vorstellung ARA4kids in der VS
       Eisenstadt. v. l. n. r.: VS-Dir. Char-
        lotte Toth-Kanyak, ARA Vorstand
          Werner Knausz, LH HansNiessl,
        LSR-Präs. Mag. Heinz Josef Zitz,
        Kindergarteninspektorin Kornelia
            Berlakovich, LRin Maga Astrid
     Eisenkopf, BMV-GF Johann Janisch
              mit Kindern der Volksschule
                                  Foto: BLMS

     Umweltbildung: ARA4Kids
     Das Burgenland ist Vorreiter in Sachen Umweltbildung.                            beraterinnen und Abfallberatern,
                                                                                      die den Schulen als Umweltexper-
     Das aktuelle Projekt ARA4Kids will das Bewusstsein für
                                                                                      ten zur Verfügung stehen und Un-
     Nachhaltigkeit schärfen.                                                         terrichtseinheiten anbieten. Lan-
                                                                                      desschulratspräsident Mag. Heinz
        Jährlich sammeln die Burgen-            bildung: „Frühes Lernen verankert     Zitz: „ARA4kids wird seit kurzem
     länderinnen und Burgenländer               nachhaltig das verantwortungs-        in den 142 burgenländischen Kin-
     142 kg Verpackungen und Altpa-             volle Denken und Handeln im Sin-      dergärten und 181 Volksschulen
     pier pro Kopf und sind damit ein           ne der Erhaltung einer intakten       angeboten. Wir erreichen damit
     Vorreiter bei der Mülltrennung.            Umwelt. Das Projekt ARA4kids          mehr als 17.000 Kinder zwischen
     Das Land ist Qualitätssieger bei           setzt genau da an. Die Kinder er-     4 und 10 Jahren. Die Kinder fun-
     der Leichtverpackungssammlung              fahren dabei auch die Konsequen-      gieren auch als Multiplikatoren,
     und liegt mit einer jährlichen Sam-        zen von richtigem oder falschem       denn sie tragen das neu erwor-
     melmenge von 26,7 kg pro Ein-              Handeln. Das Projekt bindet aber      bene Umweltwissen auch in die
     wohner weit vorne, österreichweit          auch die LehrerInnen und Eltern in    Familien.“
     sind es im Schnitt 17,2 kg. Auch           diesen Bewusstseinsbildungspro-           ARA Vorstand Werner Knausz
     die Fehlwurfquote ist mit 12 %             zess umfassend ein. Projekte wie      verweist auf den hohen Nutzen
     gegenüber dem österreichwei-               dieses werden auch im Rahmen          der Mülltrennung für die Umwelt,
     ten Wert von 16,2 % sehr gering.           der nächsten EU-Förderperiode         der den Kindern nähergebracht
     „Das ist eine Bestätigung für den          umgesetzt werden“, so Eisenkopf       werden müsse: „Deshalb freue
     erfolgreichen Weg, den wir im Bur-         weiter.                               ich mich, dass wir mit dem Bur-
     genland bei der Mülltrennung ein-              Altersgerecht und auf spiele-     genland gleich ein ganzes Bun-
     geschlagen haben“, betont Lan-             rische Art wird nun mit dem von       desland für ARA4kids begeistern
     deshauptmann Hans Niessl. Dass             der ARA entwickelten Programm         können“. „Hinter dem Projekt
     die Sammelergebnisse deutlich              Abfallvermeidung,       getrenntes    steht ein gut durchdachtes Kon-
     über dem Bundesdurchschnitt lie-           Sammeln und Recycling vermit-         zept, das ganz sicher von den
     gen, hat gute Gründe: 98 % der             telt. Den PädagogInnen wird um-       Kindergärten und Schulen sehr
     Haushalte sind an die Sammlung             fangreiches Unterrichtsmaterial       gut angenommen werden wird“,
     mit dem Gelben Sack ab Haus                zur Verfügung gestellt. Ein Materi-   ist auch der Geschäftsführer des
     angeschlossen. Das sorgt für ein           alienkoffer kommt als Unterrichts-    BMV, Johann Janisch überzeugt.
     Höchstmaß an Bequemlichkeit für            tool für Volksschulen zum Einsatz,
     die Bürgerinnen und Bürger.                dazu gibt es Recyclingtage in                               Linktipps:
        „Das Bewusstsein muss weiter            Kooperation mit Entsorgungsun-                      www.burgenland.at
     geschärft und in die Kinder- und           ternehmen, einen Flurreinigungs-                      www.ara4kids.at
     Jugendarbeit eingebaut werden“,            Aktionstag und ein Gewinnspiel.                           www.bmv.at
     plädiert auch Umwelt- und Na-                                                                   www.lsr-bgld.gv.at
     turschutzlandesrätin Maga Astrid           w Unterstützung durch BMV
     Eisenkopf für eine möglichst                  Der Burgenländische Müllver-
     früh beginnende Bewusstseins-              band (BMV) unterstützt mit Abfall-

N + U 12
Klara Köttner-Benigni: 1928 – 2015
Die österreichische Schrift-          1971 mit einem „Pro“-Landtags-        nisse war eine umfangreiche „Do-
stellerin und engagierte              beschluss begann, endete 1975         kumentation zum Kampf gegen
Naturschützerin im Kampf              im Verzicht des Landes Burgen-        die Brücke“ 2005, die auch beim
gegen eine Brücke über                land auf eine Brücke über den         Naturschutzbund-Bundesver-
den Neusiedler See verab-             Neusiedler See.                       band in Salzburg aufbewahrt wird.
                                         Klara Köttner-Benigni leistete             Ingrid Hagenstein Text
schiedete sich nach langer
                                      auch Pionierarbeit bei der Völ-
Krankheit am 26. Juli 2015            kerverständigung, in dem sie mit
aus dem Leben.                        Vorträgen und ihren Lyrikbänden
    Die Liebe zur Natur, besonders    kulturelle Beziehungen zwischen
zum Neusiedler See, entstand          dem Burgenland, Tschechien und
in ihrer Zeit als Mitarbeiterin der   der Slowakei aufbaute – und da-
Biologischen Station Wilheminen-      für auch geehrt wurde. Sie war
berg, denn mit Otto König kam         u. a. Mitglied des PEN-Clubs und
sie erstmals an den Steppensee.       des Österr. Schriftstellerverban-
Ohne jahrelanges Engagement           des. Zahlreiche Ehrenzeichen und
des von ihr federführend geleite-     Preise – Theodor-Körner-Preis,
ten „Komitee zum Schutze des          Österreichisches Ehrenkreuz für
Neusiedler Sees“ wäre dieser          Wissenschaft und Kunst, Ehren-
heute durch ein Brücke verunstal-     zeichen des Landes Burgenland
tet und seine Erklärung zum Nati-     – sind Zeugen für die Wertschät-
onalpark wahrscheinlich nie mehr      zung, die man ihrem Wirken ent-
möglich gewesen. Das kostete sie      gegenbrachte – wenn auch sei-
letztendlich ihre Beamtenanstel-      tens des Landes Burgenland recht
lung, war aber erfolgreich: Was       spät. Eines ihrer letzten Vermächt-

 „Mehrweg ist die bessere Lösung“
     Im Bemühen um Abfallvermeidung ist das The-         rund 38.000 LKW mit Anhängern.
 ma Mehrweg, insbesondere bei den Getränke-
 verpackungen ein wichtiges – und auch ein guter         Negative Auswirkungen des Einweg-Anstiegs
 Indikator, wie ernst man es wirklich mit der Abfall-    w Äußerst beschränkte Wahlfreiheit für Konsumenten
 vermeidung meint.                                       w Steigende Umweltbelastungen, Abfallmengen und
     Eindeutig belegt ist, dass in Relation zur Füll-    Ressourcenverbräuche durch EWGV
 gutmenge Einweggetränkeverpackungen (EWGV)              w Zunahme des Litterings (achtloses Wegwerfen)
 deutlich mehr Ressourcen und Energie ver-               durch nicht bepfandete EWGV
 brauchen als Mehrweggetränkeverpackungen                w Zunehmender wirtschaftlicher Druck auf Abfüller,
 (MWGV). Dadurch tragen EWGV mehr zur Belas-             die in Mehrweggebinden abfüllen
 tung der Umwelt und zum Klimawandel bei.                w Gefährdung von regionalen Arbeitsplätzen im
     Dies zeigen Studien, wie z. B. jene der Pricewa-    Mehrwegbereich
 terhouseCoopers AG WPG: Albrecht, et. al. 2011:
 Mehrweg- und Recyclingsysteme für ausgewählte           Dringender Handlungsbedarf
 Getränkeverpackungen aus Nachhaltigkeitssicht.             Um für die Zukunft ein Mehrweg-System in
      Da MWGV nach wie vor ein ungeliebtes Kind          Österreich sichern zu können, müssen gesetzliche
 der Wirtschaft sind, ist es nicht verwunderlich,        Rahmenbedingungen geschaffen werden:
 dass das Mehrwegangebot im Handel immer                 w Verbindliche und sanktionierbare Regelungen zum
 mehr zurückgefahren wird. Inzwischen liegt der          Erhalt und Ausbau von Mehrwegsystemen, insbe-
 Einweganteil bereits über 70 %, wobei Getränke-         sondere rechtliche Verankerung quantifizierbarer
 arten wie Wein, Spirituosen und Milch, die praktisch    und messbarer Ziele für Mehrweg
 ausschließlich in Einweg angeboten werden, in der-      w Kennzeichnung der Getränkegebinde, um den
 Quotenentwicklung nicht berücksichtigt sind.            Konsumenten eine klare Unterscheidbarkeit zwi-
     Jährlich werden in Österreich Getränke in etwa      schen Ein- und Mehrweggebinden zu ermöglichen
 4.000.000.000 Stück Dosen, Einwegplastikflaschen                                    DI Alfred BREZANSKY
 und anderen Einwegverpackungen verkauft und                                       Umweltanwaltschaft Wien
 fallen als Abfall an. Um dieses Volumen an Verpa-
 ckungsabfällen zu transportieren, bräuchte man                             Linktipp: www.oekokauf.wien.at

                                                                                                         13 N + U
Wechselwirkung Fischotter
     und Fische an der Lafnitz
                                            Experimentelle Grundlagenerhebung zum nachhaltigen
                                            Erhalt des FFH-Schutzgutes Fischotter in der Äschen-
                                            region des Europaschutzgebietes Lafnitz: Begründung,
                                            Ziele und Inhalte der Vorstudie 2015-2016

         Die Lafnitz ist in weiten Be-      wünschenswert ist, liegt auf der       sentlichen Einfluss auf die Fisch-
     reichen zwischen Neustift an der       Hand. Nun bestehen sogar be-           bestände haben. Die Hypothese
     Lafnitz und Markt Allhau ein Vor-      gründete Zweifel, dass Fischotter      lautet: Entweder er war ursächlich
     zeigebeispiel natürlicher Fluss-       dort noch ihren Lebensunterhalt        am Rückgang der Fische beteiligt
     dynamik. Das rund zehn Meter           bestreiten können. Wenn das der        und/oder seine Präsenz verhin-
     breite Gewässer darf dort noch         Fall ist, wird die Lafnitz nur noch    dert nun die natürliche Erholung
     tun was es will. Die Folge ist ein     zum Wanderkorridor für Otter und       der Bestände.
     sich kontinuierlich verändernder       das widerspricht grundlegend den           In dem gegenständlichen Pro-
     Flusslauf mit offensichtlich guten     Intentionen des Europaschutz-          jekt soll der Fischotterbestand
     Reproduktionsbedingungen        für    gebiets!                               durch Lebendfang örtlich gesenkt
     die Äsche, der Leitfischart in die-       Es ist sehr wahrscheinlich,         werden, um zu prüfen, ob, in wel-
     sem Bereich der Lafnitz.               dass der Rückgang der Fisch-           chem Ausmaß und in welchem
         Dennoch sind die Fischbestän-      bestände mehrere Ursachen hat.         Zeitraum dies zu einer Erholung
     de im Verlauf der letzten 15 Jahre     Neben physikalischen und che-          der Fischbestände führt. Um die-
     gesunken und haben nun mit im          mischen Veränderungen im Was-          sen Nachweis zu führen, ist ein
     Schnitt 20 bis 30 kg Fischbiomas-      ser durch Einträge aus dem Um-         aussagekräftiges Monitoring der
     se am Hektar ein dramatisches          land, allfälligen Veränderungen im     Fischbestände, des Otterbestan-
     Ausmaß erlangt. Dass auch aus          Nahrungsangebot der Fische und         des und des Prädationsverhaltens
     fischökologischer Sicht ein der-       steigenden Wassertemperaturen          der Otter unerlässlich.
     art niedriger Fischbestand nicht       dürfte der Fischotter einen we-            Das zirka 15 km lange Gebiet
                                                                                   zwischen Neustift an der Lafnitz
                                                                                   und der Großschedlmühle bei
                                                                                   Markt Allhau stellt einen Ganz-
                                                                                   jahreslebensraum der Fische dar,
                                                                                   das heißt, sie können hier alle Le-
                                                                                   benszyklen durchleben. Neben
                                                                                   der Äsche sind Bachforelle und
                                                                                   Koppe Leitarten, typische Begleit-
                                                                                   arten sind beispielsweise Aitel
                                                                                   und Schneider. In diesem Gebiet
                                                                                   sollen ab Herbst 2016 über einen
                                                                                   Zeitraum von drei Jahren kontinu-
                                                                                   ierlich Fischotter entnommen wer-
                                                                                   den, um den Einfluss dieser Art auf
                                                                                   die Fische zu testen. Die übrigen
                                                                                   Einflussfaktoren auf die Fischbe-
                                                                                   stände werden, soweit in der Hand
                                                                                   der Menschen, nicht verändert,
                                                                                   um den Effekt des Fischotterweg-
                                                                                   fangs nicht zu überlagern, sprich:
                                                                                   es wird nur an einer Schraube
                                                                                   gedreht; insbesondere an der
                                                                                   fischereilichen Bewirtschaftung in
                                                                                   diesem Bereich soll für die Dauer
                                                                                   des Projektes möglichst nichts
     n Die Fischbestände in der Lafnitz sind im Bereich zwischen Neustift/L. und   geändert werden.
     Markt Allhau in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten zurückgegangen.            Will man den Effekt einer Maß-

N + U 14
nahme sehen, muss man vorher
aber genau wissen, wie die Aus-
gangslage war. Diese wird zum
Maß des Erfolgs und deshalb sind
hier detaillierte IST-Zustandserhe-
bungen notwendig. Sie betreffen
sowohl den Fischotter, seine An-
wesenheitshäufigkeit und seine
Nahrungsgewohnheiten als auch
den Fischbestand, die Arten, Grö-
ßen und Biomassen.
    Da der Fischotter selbst ge-
mäß FFH-Richtlinie (Anhang II und
IV) streng geschützt ist, dürfen
diese Aktivitäten keine nachhalti-
gen negativen Auswirkungen auf
den Erhaltungszustand im Natura        so wiederum als Referenzwer-          Gefördert wird das Projekt „Zum
2000 Gebiet selbst wie im geogra-      te für die nachfolgenden Jahre        Einfluss des Fischotters auf Fisch-
phisch weiteren Umfeld des Pro-        des Entnahmeexperiments (drei-        bestände der Lafnitz – Vorstudie“
jekts nach sich ziehen, weshalb        jährige Hauptstudie im Rahmen         durch den Landschaftspflege-
ein entsprechendes Monitoring          der Ländlichen Entwicklung) zur       fonds im Rahmen des Burgen-
notwendig ist.                         Verfügung.                            ländischen Arten- und Lebens-
    In der Vorstudie werden daher         Abschließend sei noch darauf       raumschutzprogramms, Projekt-
nun folgende Arbeiten durchge-         hingewiesen, dass das Totfund-        träger ist der Naturschutzbund
führt: Die Fischbestände werden        monitoring in den Bezirken Hart-      Burgenland.
über Watbefischungen mit Elek-         berg-Fürstenfeld und Oberwart
troaggregaten an acht Beispiel-        deutlich intensiviert wird. Wenn                  Dr Andreas KRANZ
strecken im Herbst 2015 und im         man schon Otter experimentell                    Dr. Georg WOLFRAM
Frühling 2016 quantitativ ermittelt.   entnimmt, ist es nicht unerheblich                      Text und Fotos
Begleitend wird die fischereiliche     zu wissen, wie viele Otter in die-
Bewirtschaftung genau doku-            ser Zeit auf andere Art und Wei-
mentiert. Die Anwesenheit des          se dem Bestand verloren gehen.
Fischotters wird über Fotofallen,      Daher die Bitte, jeden Otter, auch
indirekte Spuren und Losungs-          wenn er noch so platt gefahren ist,
nachweise dokumentiert. Da die         umgehend an den Fischotterom-
Nachweisbarkeit im Jahresverlauf       budsmann, Dr. Andreas Kranz,
sehr starken Schwankungen un-          Telefon 0664 2522017, zu melden.
terworfen ist, ist es notwendig, für
jeden Monat einen Referenzwert
zu ermitteln. Das Otter-Monitoring
wird sich nicht nur auf das engere
Untersuchungsgebiet beschrän-
ken, sondern auch auf die Laf-
nitz im Bereich 15 km ober- und
unterhalb des Eingriffsgebiets.
Darüber hinaus findet ein groß-
flächigeres Monitoring im Herbst
2015 statt: auf einer Fläche von
2.000 km2 werden die Anwesen-
heitsnachweise unter knapp 200
Brücken dokumentiert, um allfäl-
lige Auswirkungen der Otterent-
nahme im Großraum dokumen-
tieren zu können. Bezüglich des
Prädationsverhaltens des Fisch-
otters, Häufigkeit, Art und Größe
der gefressenen Fische im enge-
ren 15-km-Untersuchungsgebiet
werden Losungen monatlich ge-
sammelt und analysiert. Diese          n Um herauszufinden, wer oder was und in welchem Umfang für den
Daten werden dann je Jahreszeit        Rückgang des Fischbestands verantwortlich ist, werden umfangreiche
zusammengefasst und stehen             Erhebungen durchgeführt. Ist‘s wirklich der Fischotter?

                                                                                                            15 N + U
aktuell

     Jahreshauptversammlung 2015
     Am 20. November 2015 fand in der neuen Biologischen Station in Illmitz die Jahreshaupt-
     versammlung des Naturschutzbundes Burgenland statt.

     n JHV 2015 Naturschurzbund Burgenland – v. l. n. r.: Dr. Joachim Tajmel, Mag. Hermann Frühstück, Prof. Dr. Dr. Eber-
     hard Stüber, Dir. Rudi Triebl, LAbg. Wolfgang Spitzmüller, Mag. Dr. Ernst Breitegger, Mag. Dr. Thomas Zechmeister,
     LAbg. Kilian Brandstätter, Mag. Dr. Klaus Michalek, Alois Lang, Elisabeth Wuketich, DI Stefan Weiss, Dietmar Igler

                     Die interessier-       Wegränder als Hotspots der Bio-         Der Schilfgürtel des Neusiedler
                     ten Gäste wur-         diversität im Naturpark Geschrie-       Sees: Lebensraum für Kleinlebe-
                     den über die           benstein – Irottkö, Naturerlebnis       wesen und Fische, Handbuch Na-
                     Tätigkeiten des        Ramsargebiet Lafnitztal, Streu-         turnahe Pflege von Begleitgrün,
     vergangenen Jahres informiert.         obstkartierung Südburgenland,           Revitalisierung von Niedermooren
     Im Jahr 2014 wurden unter der          Revitalisierung von Niedermoo-          und Feuchtgrünland im Südbur-
     Leitung von Obmann Dr. Ernst           ren und Feuchtgrünland im Süd-          genland, Serpentinstandorte im
     Breitegger 16 Lebensraum- und          burgenland, Biologische Vielfalt        Südburgenland, Waldumweltpro-
     Artenschutz-Projekte über die          durch Trockenrasenerhaltung im          gramm Burgenland (Broschüren).
     „Ländliche Entwicklung“ abgewi-        Südburgenland, Serpentinstand-             Im Rahmen der Projekte wur-
     ckelt. Dazu gehören neun ELER-         orte im Südburgenland – Erhe-           den zwei neue Websites und eine
     und sieben LEADER-Projekte. Im         bung, Management, Schutz und            facebook-Seite erstellt: www.
     selben Jahr umgesetzte ELER            Öffentlichkeitsarbeit und Manage-       burgenlandflora.at, www.naturer-
     Projekte waren das Waldumwelt-         ment Ramsargebiet Güssinger             lebnis-lafnitztal.at und www.face-
     programm Burgenland – Projekt-         Teiche. Mitgearbeitet wurde bei         book.com/naturerlebnis-lafnitztal.
     begleitung, Managementplan St.         den drei Gemeindeschutzgebie-              In Kittsee, Donnerskirchen,
     Margarethener Kogel – Römer-           ten Donnerskirchen, Kittsee und         St. Margarethen, Bernstein, Un-
     steinbruch, Fischotter im Burgen-      Mörbisch.                               terkohlstätten, Markt Neuhodis,
     land, Äschenprojekt Lafnitz – Mo-                                              Rechnitz und Bonisdorf wurden
     nitoring 2013-2014, Pflanzenwelt       w Öffentlichkeitsarbeit & Medien        in Summe 14 neue Informations-
     des Burgenlandes – Online, Ar-            Im Zuge der Projekte wurden          tafeln installiert.
     tenschutzprogramm        Tagfalter     folgende Broschüren und Folder             Im Rahmen des Landschafts-
     im Burgenland – Schwerpunkt            herausgegeben: Wegränder als            pflegefonds wurden folgende
     Europaschutzgebiete, Trocken-          Hotspots der Biodiversität im Na-       Projekte bewilligt und umgesetzt:
     rasenerhaltung im Burgenland           turpark Geschriebenstein-Irottkö,       Projektentwicklung, Interessens-
     2014, Neusiedler See Fische-           Trockenstandort St. Margarethe-         ausgleich, Bewusstseinsbildung
     rei – Nahrungsgrundlagen und           ner Kogel, Gemeindeschutzgebiet         und Dokumentation von Natur-
     Fachgrundlage für Pflegemaß-           Kittsee, Naturerlebnis Lafnitztal       schutzprojekten im Burgenland,
     nahmen in den naturschutzrecht-        (Folder), Die Lafnitz als Lebens-       Fischottermanagement Burgen-
     lich geschützten Gebieten des          raum für Fische, Fischotter im          land, Zum Einfluss des Fischot-
     Burgenlandes. Zu den umgesetz-         Burgenland,       Artenschutzpro-       ters auf Fischbestände der Lafnitz
     ten LEADER-Projekten gehören           gramm Tagfalter im Burgenland,          – Vorstudie, Managementkonzept

N + U 16
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