Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
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| N r. 1 7 ja h r 2012 | 1 . H a lb 9. Ja h rg a n g 3-2815 ISSN 161 Wiesenweihen in der Heubachniederung Torffreie Gartenerde Der NAJU-Garten in Münster Trockenmauer in Neuenkirchen NAJU neu in Telgte Naturnahe Gärten im Münsterland rträgen E x k u rsionen, Vo 60+ Tipp s zu nsterland e ra n st a lt u ngen im Mü und V nnen in chpartnerI Ihre Anspre chutz“ in Ih rer Nähe e n „N atu rs Sach n zu den Einladunge gen! ersammlun Mitgliederv Das NABU-Magazin für die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt, Warendorf und die Stadt Münster
NABU-Kreisverband Steinfurt e. V. EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, Edmund Bischoff in Zeiten, in denen im landwirtschaftlich geprägten Außenbereich Monotonie herrscht und sich die Agrarlandschaft immer mehr zur ökologischen Wüste entwickelt, NABU-Stadtverband Münster e. V. gewinnen unsere Gärten eine verstärkte Bedeutung für den Erhalt von wildlebenden Tieren und Pflanzen. Der Garten… – wer träumt nicht von einem Fleckchen Erde in fußläufiger Entfernung, in dem Vielfalt herrscht, in dem gesunde Lebensmittel mit hundertprozentig sicherer Herkunft wachsen und in dem die Kinder in behütetem Umfeld kleine Naturerfahrungen sammeln können. Peter Hlubek Der Garten, das muss heute nicht mehr zwangsläufig der Golfrasen mit „grünem Beton“ aus Kirschlorbeer sein – die miefigen Zeiten, in denen Ordnung und Sauberkeit NABU-Kreisverband Coesfeld e. V. für den gestrengen Blick der Nachbarn das oberste Gebot waren, scheinen gottlob zu Ende zu gehen. Gerade viele junge Familien haben die Chance erkannt, die einem ein eigener Garten oder gar ein Schrebergarten bietet. Und sie werden dafür reich entschädigt: mit tollen Naturbeobachtungen, dem Gesang der Vögel und farbenfroher Vielfalt zu allen Jahreszeiten. Je naturnäher ein Garten gestaltet ist, desto wertvoller wird er für die Natur, aber auch für seine Besitzer. Mit diesem Heft wollen wir zahlreiche Beispiele bringen, Dr. Jürgen Baumanns persönliche Erfahrungsberichte ebenso wie eine Übersicht über die Mitgeschöpfe, die sich in naturnahen Gärten ansiedeln. Freuen Sie sich daher auf einen weiteren fulminanten Beitrag von Kurt Kuhnen und all die anderen vielfältigen Beiträge zum Titelthema. Dazu kommen weitere lesenswerte Beiträge aus der Naturschutzarbeit vor NABU-Naturschutzstation Ort im Münsterland. Und falls Sie bereits NABU-Mitglied sein sollten: bitte beachten Sie die Einladungen zu den Mitgliederversammlungen Ihres Kreis- bzw. Stadtverbandes in Münsterland e. V. diesem Heft. Der NABU setzt sich intensiv für eine naturnahe Gestaltung unserer Gärten ein – sowohl auf politischer Ebene in Bund, Land, Kreisen und Kommunen als auch als Dr. Gerhard Bülter Ansprechpartner vor Ort. Damit wir uns auch weiterhin für Natur und Umwelt einsetzen können, benötigen wir – mehr denn je – Ihre Unterstützung: durch Ihre Mitgliedschaft, NABU-Kreisverband Warendorf e. V. das Anwerben weiterer Mitglieder, die aktive Mitarbeit in unseren Gruppen, durch Spenden für die Projekte des NABU oder vielleicht sogar über ein Vermächtnis zu Gunsten des Naturschutzes. Helfen Sie mit – machen Sie den NABU im Münsterland stark! Daniel Kebschull Nur gemeinsam können wir es schaffen, naturnahe Gärten in NABU-Kreisverband Borken e. V. einer gesunden Natur und Umwelt im Münsterland zu erhalten – für uns und unsere Kinder. Ihr Dr. Thomas Hövelmann, Redaktion Naturzeit Rolf Souilljee 2 NATURZEIT.org
INHALT Titelthema 04 Wohl dem, der einen Garten hat! 06 IN & OUT im Garten NABU-Kreisverband Borken 07 Die Wiesenweihe zu Besuch in der Heubachniederung NABU-Kreisverband Coesfeld 08 Kolibris an Frühblühern im Garten: Die Hummelschweber 09 Gärtnern ohne Torf – wie wär’s mit eigenem Kompost? 10 Spannender als Fernsehen: ein Garten voller Vögel 11 Der „Auf-Spießer“ macht sich rar 12 Zwischen Giersch und Wilder Rose Wohl dem, der einen Garten hat! [4] 13 30 Jahre NABU Kreisverband Coesfeld NABU-Stadtverband Münster Naturnahes Gärtnern – eine Chance in der heutigen Zeit 14 Selbst versorgt mit dem NAJU-Garten 15 Grünfrösche erobern den NAJU-Garten 16 Birnengitterrost hat sich im Münsterland breit gemacht 17 Gesucht und gefunden – Rezepte aus Großmutters Zeiten 17 Dülmener Rose und Rote Sternrenette 18 Der NABU Münster trauert um den „Eulen-Rudolf“ Poets Veranstaltungen, Exkursionen, Vorträge NABU-Kreisverband Steinfurt 23 Wildbienen – Solitärbienen mit zahlreichen Feinden 24 Natursteinmauern aus Ibbenbürener Sandstein 26 „Naturschutz mit Biss“ 27 Wir bauen unsere eigene Pflanzenpresse NABU-Kreisverband Warendorf 28 Häuslicher Garten als Biotop für Mensch und Tier 29 5-tägiger Bildungsurlaub30 Im Land der Elche 31 Erste „Bufdis“ beim NABU Warendorf 31 Landschaftspflege mit Sicherheit Kolibris an Frühblühern im Garten: [8] 32 Jubiläum bei der NAJU 32 Ab Februar soll es auch in Telgte eine NAJU geben Die Hummelschweber NABU-Naturschutzstation Münsterland 33 Wildbienen in der Umweltbildung Magazin 34 Vögel des Jahres 2012: Dohlen 36 Pilze im Garten 37 Etappensieg für die Natur am FMO 38 Laubsauger: „Überflüssig wie ein Kropf!“ 39 Jugendleiterschulungen der NAJU NRW in Münster 40 „Recycling-Sammelstelle“ im Umwelthaus 41 Startpakete für neue Jugendgruppen 42 Letzte Meldung AnsprechpartnerInnen, Kontakte, Webseiten Impressum NATURZEIT im Münsterland – ISSN 1613-2815 30 Jahre NABU Kreisverband Coesfeld [13] Herausgeber: NABU (Naturschutzbund Deutschland), Kreisverbände im Münsterland und NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V., c/o NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V. Westfalenstraße 490, 48165 Münster Tel. 02501 9719433, Fax 02501 9719438 E-Mail: info@naturzeit.org, www.naturzeit.org Redaktion: Dr. Thomas Hövelmann (verantwortlich), Edmund Bischoff, Rainer Gildhuis, Daniel Kebschull, Karin Rietman, Kurt Kuhnen, Christian Giese, Ilka Menebröcker Erscheinungsweise: 2 x jährlich Die Redaktion behält sich vor, Artikel zu kürzen und zu überar- beiten. Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des NABU wieder. Gestaltung und Satz: Dieses Magazin PIXTURA Werbeagentur e. K. ist gedruckt auf Christian Giese, Recyclingpapier „Naturschutz mit Biss“ [26] Bahnhofstr. 8, 46414 Rhede mit dem Blauen Engel. Tel. 02872 9485-25, Fax. -26 Nachwuchs bei den Hochlandrindern www.pixtura.de Auflage: 9.150 Stück Druck: Druckerei Demming, Holtkamp 17, 46414 Rhede Erfüllungsort und Gerichtsstand: Münster Bankverbindung: Sparkasse Münsterland Ost BLZ 400 501 50, Konto-Nr. 26 00 52 15 Titelbild: „Naturnahe Gärten“ Foto: Hans Glader Vögel des Jahres 2012: Dohlen [34] Eine persönliche Referenz an einen klugen Vogel NATURZEIT.org 3
Naturnahes Gärtnern – eine Chance in der heutigen Zeit Wohl dem, der einen Garten hat! Die Militarisierung der Sprache hat mittlerweile auch die Gartenpforte er- reicht: Man steht an der „Gartenfront“ und auf „Kriegsfuß mit Goldnessel und Felberich“, nachzulesen im auflagenstarken Wohlfühl-Hochglanzma- gazin „Landlust“ (Mai/Juni 2010). Verbissen kämpft man gegen „Unkräu- ter“, Schädlinge und giftige Einwanderer (Tagespresse: „Kampf gegen Her- kulesstaude“ oder Fernsehzeitschrift: „Gefährliche Giftpflanze auf dem Vor- marsch“). Selbstverständlich darf da die gärtne- wahrlost, sondern voller Leben. Aber stück verfüge. Denn in Zeiten globaler rische Untergrundszene nicht zurück- die Geschmäcker sind bekanntlich ver- und lokaler Naturzerstörung und der stehen: „Guerilla Gardening – ein schieden. Betont ordnungsliebende Mit- damit einhergehenden Naturentfrem- botanisches Manifest – mit großem bürger ahnden jedes Wildnis-Inselchen dung bietet die eigene Freifläche nicht Handbuchteil zu Taktik, Ausrüstung und als sträfliche Vernachlässigung und op- zu unterschätzende Möglichkeiten. Auf Wahl der botanischen Waffen“ titelt das fern viel Freizeit für wohnzimmertaugli- eigener Scholle lassen sich Maßnah- 2009 erschienene Buch von Richard che, mitunter klinische Sauberkeit. Was men zum Wohle der Artenvielfalt und Reynolds. Logisch, dass die Süddeut- dabei herauskommt, ist alles andere der eigenen Gesundheit umsetzen. sche Zeitung von „botanische Briga- als naturverträglich. Naturnahe Gärten wirken wie Mag- den“ schwafelt. nete auf Tiere und Pflanzen, die aus Gärten als Spiegelbild der Zeit der ausgeräumten, lebensfeindlichen, Aber es geht auch weniger martialisch: Gärten sind nicht nur Spiegelbilder ih- intensiv genutzten Agrarlandschaft in an eine häusliche Tätigkeit erinnert die rer Besitzer, sondern auch des Zeitgeis- Dörfer und Städte flüchten. Umschreibung „Frühjahrsputz im Gar- tes. Denken wir an ummauerte, vor ten“ und eine sportliche Note verbrei- der Öffentlichkeit verborgene Klos- Sorge bereitet mir, dass selbst die Ju- tet die Überschrift meiner Lokalzeitung, tergärten. Oder an die pompösen, gend auf dem Lande keinen echten wenn sie stolz verkündet, Aktivisten streng getrimmten Barockgärten des Zugang mehr zur Natur findet. Häufig einer Kirchengemeinde machen die Hochadels, eine Demonstration ihrer fehlen die simpelsten Artenkenntnisse. „Grünanlagen fit für den Winter“, in gefühlten absolutistischen Machtfül- Wissen über Wachsen und Vergehen in dem sie die Beete von Laub, „Unkraut“ le über Natur und Wildwuchs. Später der Natur erfahren die meisten Jugend- und Abfall „befreien“. besann man sich zu mehr Naturnähe lichen mittlerweile nur noch aus roman- und schuf romantisch verbrämte, pe- tisierenden Kinderbüchern oder vom Naturoasen im Garten nibel geplante Landschaftsgärten, die Bildschirm. Kinder im Kindergarten- Mit der Laubbefreiung ist das so eine mit künstlichen Ruinen und Lusttempeln und Grundschulalter wissen gar nicht Sache. Bei Frost isolieren Blätter, wie ausgestattet wurden. Heute sind diese mehr, wie unverarbeitete Nutzpflanzen eine Dämmschicht den kahlen Boden Oasen alten Baumbestandes unver- aussehen, wie sie gesät, geerntet und so perfekt, dass er nur bei arktischen zichtbar für den Artenschutz. Schließ- häuslich verarbeitet werden. Entwe- Tieftemperaturen durchhärtet. Die lich entstand im Zuge der Industrialisie- der haben ihre Eltern kein Interesse, überwinternden Gartenvögel wissen rung die Schrebergartenbewegung mit weil sie das Thema für unwichtig halten das. Sie finden in und unter der locke- ihren reglementierten Ansammlungen oder ihnen fehlen die Kenntnisse, weil ren Erde genügend Nahrung. Da kann kleiner Gärten für die Grundbesitzlo- es schon in ihrer Jugend an Anleitung man getrost auf die käufliche Winterfüt- sen. Schrebergärten kommen wieder in und eigener Erfahrung mangelte. terung verzichten. Mode. Selbst Intellektuelle empfinden Es ist unendlich wichtig, dass Kinder- diese nicht mehr als spießig. gärten und Schulen einen Garten be- Vor Jahren eröffnete mir einmal ein Be- ackern. Wir müssen dem Trend der sucher aus der Schweiz, dass ich in sei- Gärten als Chance Naturentfremdung entgegen steuern, nem Heimatland wohl mindestens zwei Wenn ich mit pessimistischem Unterton wir dürfen die Vermittlung von Wissen Nachbarschaftsklagen am Hals hätte, gefragt werde, was man denn tun kön- über Natur und Lebensmittel nicht nur angesichts des „Wildwuchses“ auf mei- ne angesichts der fortschreitenden Na- dem Werbefernsehen oder dem Inter- nem naturnahen Grundstück. Dabei turverarmung, so erkundige ich mich, net überlassen. finde ich meinen Garten gar nicht ver- ob man denn über ein freies Grund- 4 NATURZEIT.org
Obst und Gemüse material, erhöhen damit aus dem eigenen Garten den Nährstoffgehalt des Legen Sie sich einen Gemüsegarten an. Bodens und ermöglichen Der braucht nicht groß zu sein. Laien die Ansiedlung von Bäu- sind immer wieder erstaunt, was auf men und Sträuchern. Letzt- ein paar Quadratmetern Gartener- endlich mündet alles in de alles wächst. Sie erzeugen für sich Wald, jedenfalls auf den und ihre Nachkömmlinge giftspritzfreie meisten Flächen in unseren „Lebens“mittel, die diesen Namen auch Breiten. Und den möchte verdienen. Sie können dem Einheitsbrei man natürlich im Garten der industriehörigen EU-Sortenliste ein verhindern. Schnippchen schlagen, indem Sie alte Nutzpflanzensorten anbauen. Eine der Hecken im Garten Bezugsquellen finden Sie unter: Gartenhecken schaffen www.dreschflegel-saatgut.de eine maßvolle Balance zwi- schen Kultur und Wildnis. Eigene Gartenprodukte schenken Ge- Leider verschwinden diese schmackserlebnisse, die man nicht Grundstückseinfassungen mehr missen möchte. Träumen Sie von immer mehr, weil sie nach knackigem, delikatem, frisch geernte- herrschender Volksmei- ten Salat auf Ihrem Teller. Da können nung „so viel Arbeit“ ma- Sie auf industrielle Geschmacksverstär- chen. Lassen Sie z. B. den ker und künstliche Aromastoffe getrost heimischen Weißdorn in verzichten. den Garten zurückkehren. Ich habe jede Menge da- Unvergessliche Erlebnisse, vor allem von, weil ich ihn wunder- für Kinder, sind die ersten selbst gezo- schön finde. Er grünt zeitig genen Radieschen. Kein Vergleich zum im Jahr und behält sein Griff in das Discounterregal mit seinen Laub bis in den Spätherbst chemisch behandelten Produkten, die hinein. Weißdornhecken unter Plastik-, Metall-, und Papierverpa- blühen, wenn sie nicht zu ckungsmüll verschwinden. stark gestutzt werden. Sie liefern Nahrung und Un- Gartenarbeit an frischer Luft befreit den terschlupf für Vieles, was Kopf und bewegt Muskeln, die Sie vor- da kreucht und fleucht. Verzichten Sie Paula freut sich her noch gar nicht kannten. Das spart auf Thuja und Konsorten. Pflanzen Sie über den Ernteerfolg. den Weg zum kostenpflichtigen Fitness- einheimische Heckensträucher. Hecken Foto: K. Kuhnen Studio. Außerdem entschleunigt Gar- aus dem oben gepriesenen Weißdorn tenarbeit. Man schaltet ab, vergisst die bieten einmalige Naturerlebnisse – und Hektik des Alltages und findet zurück zu das vor der Haustür! Ruhe und Ausgeglichenheit. Do-it-your- self-Bio hält fit und gesund. Frieden im Garten Scharlatane aus Politik und Wirtschaft, Machen wir uns nichts vor: der Garten die uns das täglich in den Medien weis- Gartenarbeit sollte auf jeden Fall ist ein Ort, wo die Natur reglementiert machen wollen. stressfrei bleiben. Bloß keine Jagd auf und gezähmt wird. Aber man kann, Ertragsrekorde, gehen Sie die Sache wenn man will, weitgehend Frieden mit „Erden“ wir unseren Nachwuchs. Das locker an. Beispielsweise die „Unkraut- der Natur schließen und geeignete Le- hat nichts mit Blut- und Bodenpolitik zu bekämpfung“. Lassen Sie abgeerntete bensräume für Tiere und Pflanzen be- tun. Ohne echte Naturerfahrungen ver- Beete nicht zu lange unbedeckt. War- reitstellen. Und außerdem noch viel für lieren wir – im wahrsten Sinne des Wor- um? Weil offene, rohe Böden in Win- das eigene Wohlbefinden tun. tes – die „Bodenhaftung“. In diesem deseile die viel geschmähten Wildkräu- Sinne, packen Sie es an – ab 2012 und ter auf den Plan rufen. Die sind darauf Als Gärtner spüren sie hautnah den na- in den folgenden Jahren. programmiert, rohe Böden schleunigst türlichen Zyklus der Natur von Wachsen Kurt Kuhnen zu bedecken und bereiten so den Bo- und Vergehen, von Blühen, Samen und den für Grasbewuchs vor. Gräser wie- Verwelken. Kein unendliches Wachs- derum binden herabfallendes Pflanzen- tum. Das gibt es nur für die lautstarken NATURZEIT.org 5
IN & OUT im Garten von Rainer Gildhuis IN OUT Gänseblümchen im Rasen „Daisy-Killer": Geräte zum Ausstechen wachsen lassen von Gänseblümchen Salat aus Giersch, Löwenzahn, sich über "Un-Kräuter" ärgern Bärlauch und Co. Wildkräuter im Garten haben sie als Unkräuter beschimpfen Wildblumenwiese Golf-Rasen sich über Vögel freuen, sich über Blattläuse ärgern wenn sie Blattläuse verspeisen natürliche Mittelchen oder gar keine Gift im Garten (MEGA-out!!) Komposthaufen Dünger kaufen Vielfältiges Leben im Teich ohne Fische exotische Fische im Gartenteich Hecken aus heimischen Arten Thuja-Hecken Schwerstarbeit mit Hacken, Leben und wachsen lassen Zupfen, Jäten, Kratzen Wildgarten der Natur zuliebe Hochglanzgarten der Nachbarn wegen Haben Sie noch weitere Ideen? Bitte melden! Schönes Buch zur Vielfalt der Kleingärten Paradies mit Laube Bei Schrebergärten denkt man zu- es dem bekannten Gartenjournalisten erst immer noch an pedantische Stefan Leppert, die wechselvolle Ge- Unkrauthasser, an millimeter- schichte der Kleingartenbewegung in genaue Rasenkantenperfektionisten Deutschland und die Entwicklung unter oder Offiziere der chemischen Gar- unterschiedlichen sozialen Bedingun- tenkriegsführung. Dass Kleingär- gen aufzuzeigen. In gut verdaulichen ten aber auch eine nicht zu unter- Kapiteln werden z. B. die unterschied- schätzende ökologische, ästhetische lichen Gärten im Ruhrgebiet und im und soziologische Vielfalt zu bieten Osten Deutschlands und deren jewei- haben, zeigt ein schönes Buch von lige Bedeutung für die Versorgung der Stefan Leppert aus Münster. Bevölkerung deutlich. Viele persönliche Während sich der landwirtschaftlich ge- Erfahrungsberichte zeigen, wie unter- prägte Freiraum immer mehr zu öko- schiedlich und vielfältig die Nutzung Stefan Leppert logischen Wüsten entwickelt, gestalten der Kleingärten sein kann. Paradies mit Laube – Das Buch sich die städtischen Kleingartenanla- Ein schönes Buch zum Ausspannen über Deutschlands Schrebergärten gen als Oasen der biologischen Vielfalt und mit vielen Anregungen – auch zum Deutsche Verlags-Anstalt – zumal heute immer mehr junge und Nutzen unserer Natur. Es kommt halt ISBN 978-3-421-03689-6 aufgeschlossene Familien diese für sich immer darauf an, was man daraus 19,95 EUR entdecken. Mit seinem schön bebilder- macht. ten Buch „Paradies mit Laube“ gelingt Dr. Thomas Hövelmann 6 NATURZEIT.org
Wiesenweihe Der erste Brutnachweis seit über 50 Jahren im Flug. NABU-Kreisverband BOR Die Wiesenweihe zu Besuch Foto: K. Lütke Sunderhaus in der Heubachniederung Es war schon eine kleine Sensation, als Mitglieder des NABU Coesfeld und die Mitarbeiter der Biologischen Station Zwillbrock Mitte Mai 2011 ein Wiesen- weihen-Pärchen bei der Brut im Naturschutzgebiet Heubachwiesen zwischen Gescher-Hochmoor und Reken entdeckten. Nach über 50 Jahren ist dies der erste Brutnachweis für den Kreis Borken und die Heubachniederung. Die Wiesenweihe (Circus pygargus) fig spektakulär im Flug übergeben. Das werden die Biologischen Stationen der ist ein Greifvogel aus der Familie der Männchen übernahm es auch, durch- Kreise Borken und Coesfeld gemein- Habichtartigen. Sie hat – ähnlich wie ziehende Rohrweihen, Mäusebussarde sam mit dem NABU Coesfeld in der ein Mäusebussard – eine beachtliche und Krähen zu vertreiben. Heubachniederung ab Mai genaue Be- Spannweite von ca. 1,1 bis 1,4 Metern, obachtungen durchführen. Dabei soll ist dabei aber deutlich schlanker und Nach ca. 28 Bruttagen, am 21. Juni, der Bestand von Rohr- und Wiesenwei- leichter. Das Männchen ist grau mit waren die ersten zwei und am 27. Juni he ermittelt werden, um Maßnahmen schwarzen Flügelspitzen und schwarzer insgesamt vier Küken geschlüpft. Mit zum Gelegeschutz zu ermöglichen. Flügelbinde sowie braun gestreifter Un- zunehmender Nestlingsdauer betei- Elke Happe, Christian Prost terseite. Das Weibchen ist dunkelbraun ligte sich auch das Weibchen wieder mit einem auffälligen weißen Bürzel. an den Beuteflügen. Die Wiesenwei- Die Wiesenweihe ist ein außerordent- he gaukelt dazu in geringer Höhe mit lich seltener Vogel, von dem in NRW V-förmig gestellten Flügeln gern über lediglich 30 bis 40 Brutpaare nachge- Wiesenränder und stürzt sich auf Mäu- wiesen sind. Deshalb ist die vom Aus- sterben bedrohte Art streng geschützt se und Insekten. Dank der guten Fütte- rung gediehen die vier Küken präch- Einladung und steht auf der Roten Liste der Brut- tig und nach ca. 30 Tagen, am 22.Juli, zur Mitgliederversammlung vögel in NRW. war das erste flügge. Seine Geschwister des NABU Kreisverbandes Borken e.V. folgten bald. Als Bodenbrüter findet man die Wie- Alle Mitglieder lade ich senweihe im Moor- und Sumpfgelände, Um künftig mehr über den Aufent- herzlich ein zur immer häufiger auch in offenem Ag- halt und Verbleib der im Heubach ge- Jahres-Mitgliederversammlung rarland. Dort brütet sie dann bevorzugt schlüpften Wiesenweihen zu erfahren, am Sa., 24. März 2012, in der Wintergerste. Umso erstaunli- wurden sie mit freundlicher Genehmi- Beginn 17:00 Uhr, cher ist es, dass sich das Pärchen in gung der Unteren Landschaftsbehör- Vereinsheim des NABU Rhede, der Heubachniederung eine Wiese als de im Kreis Borken von Herrn Jöbges Lindenstraße 7 (nähe Aldi). Brutplatz ausgesucht hat. Zum Schutz (LANUV) am 13. Juli beringt. Die vier Tagesordnung: des Geleges vereinbarte die Biologi- Jungvögel blieben noch bis Mitte Au- 1. Begrüßung der Mitglieder sche Station, die das Gebiet natur- gust am Brutplatz und machten sich schutzfachlich betreut, mit dem sehr ko- dann auf die weite Reise in ihr Über- Tätigkeitsbericht: operativen Eigentümer der Wiese, den winterungsgebiet südlich der Sahara in 2. Berichte aus den Ortsgruppen 3. Kassenbericht Bereich rund um das Nest weiträumig Afrika. 4. Bericht der Kassenprüfer und bei der Mahd auszusparen. Außerdem Entlastung des Vorstandes schützte ein Elektrozaun die Brut vor Nicht nur auf ihrem Zug dorthin ist die 5. Neuwahl eines Kassenprüfers Füchsen und anderen Raubsäugern. Wiesenweihe großen Gefahren aus- 6. Wahl der Delegierten zur LVV gesetzt. In unserer Region erleidet sie 7. Verschiedenes 8. Vortrag über die aktive Natur- Am 23. Mai 2011 lagen die ersten häufig Brutverluste, da die Bodennester schutzarbeit des Kreisverban- zwei Eier im Nest und am 30. Mai war durch Erntemaschinen ausgemäht wer- des Borken e.V. das Gelege mit fünf Eiern vollstän- den. Will man die Wiesenweihe – aber dig. In den folgenden Wochen brüte- auch ihre Verwandte, die Rohrweihe te das Weibchen allein und ließ sich in – schützen, ist es zunächst besonders Rolf Souilljee dieser Zeit vom Männchen mit Mäu- wichtig, das Nest zu finden. Damit dies 1. Vorsitzender sen füttern. Dabei wird die Beute häu- im Jahr 2012 erneut gelingen kann, NATURZEIT.org 7
Exotisch anmutender Wildbienen-Parasit NABU-Kreisverband COE Kolibris an Frühblühern im Garten: Die Hummelschweber Kolibris in unseren Gärten? Das kann doch nicht sein. Natürlich sind die eleganten Schwirrvögel aus Südamerika bei uns nicht zu erwarten. Aber eine Nummer kleiner: Unter den großen, hummelähnlich stark behaarten Fliegen gibt es vergleichbare Blütenbesucher. Gemeint sind die Hummelschweber, auch Wollschweber genannt (z. B. Bom- bylius, zu einer eigenen Familie, den Bombyliiden, gehörend). Sie sind leicht an den dreieckförmig abgestellten Flü- geln mit dunkler Binde am Vorderrand, einem lang vorgestreckten Saugrüssel und langen, dünnen Beinen zu erken- nen. Im Flug werden die Hinterbeine nach hinten gestreckt, die Füße stehen oft hoch, Vorder- und Mittelbeine ragen nach vorne. Hummelschweber können auch für eine Schwebfliege gehalten werden, Schwebfliegen klappen oder ziehen jedoch ihren Rüssel ein und le- gen im Flug die Beine an. Hummelschweber sind Frühlingsbo- ten. Sie fliegen am sonnigen Waldrand, wenn die ersten Kräuter mit längeren Kronröhren blühen (wie Gundermann, Primeln oder Lerchensporn). Sie kom- Spannend ist auch ihre Fortpflanzung. Ein Hummelschweber beim men gern auch in die Stadtgärten mit Wichtig sind dafür Sandbienen, die an Kolibri-ähnlichen Anflug an einem entsprechenden Blumenange- eher offenen Blüten Pollen und Nek- Blaukissen im Garten. bot wie Trauben-Hyazinthen, Garten- tar sammeln. Die Tracht wird vor allem Foto: E. Schmidt primeln oder Blaukissen. Sie schweben an den lang behaarten Beinen zu dem an die Blüten heran, rütteln vor ihnen Nest getragen. Das Nest liegt in einer und strecken den Rüssel in die Kron- selbst gegrabenen Röhre im Sandbo- röhre zum Nektarsaugen. Oft stützen den, ist in der Stadt sogar in Pflaster- sie sich mit den Vorderbeinen an der ritzen angelegt. Dorthin kommen die Blüte ab, können sich auch ganz an Hummelschweber zur Eiablage. Typi- die Blüte setzen, schwirren aber auch scherweise haben sie am Hinterende zunächst den Futterbrei aus durch Nek- dann meistens noch mit den Flügeln. mit einem Härchenkranz Sand aufge- tar verklebten Pollen auf, den die Biene Ruckartig, nicht so gleichmäßig wie nommen. Der Sand beschmiert die aus- für ihre Brut eingetragen hat. Nach der Hummeln oder Bienen, wechseln sie tretenden, klebrigen Eier. Sie werden nächsten Häutung wird die Fliegenlar- von Blüte zu Blüte, können auch eine im Rüttelflug in den Röhren-Eingang ve madenhaft und saugt die Bienen-Ma- längere Strecke wie der Blitz durch- geworfen, Kenner sprechen regelrecht den von außen her aus. Die Fliegenlar- sausen. Gern setzen sie sich zwischen- vom Schießen in den Nesteingang. Die ve überwintert im Bienennest und wird durch an besonnte, bodennahe Blätter Sandverkleidung der Eier läßt sie im in der Bienenzelle zur Puppe. Sie trägt (oder ähnliche Substrate), vor allem im Umfeld verschwimmen (Tarnung), soll Dornen am Vorderende und Borsten Windschutz von Strauchgruppen. Es aber auch vor Überhitzung durch den am Hinterende, mit denen sie sich aus ist spannend, sie zu beobachten. Zum Sonnenschein schützen. Aus den Eiern dem Bienennest herausarbeiten und die Nachmittag hin werden die Ruhepau- schlüpfen kleine, auf fünf Stummelfuß- Bodenoberfläche erreichen kann. Dort sen länger. Abends sind die Fliegen Paaren behände kriechende Larven. schlüpft der Hummelschweber und be- verschwunden. Sie dringen in das Nest ein und fressen ginnt das Leben als kleiner Kolibri. 8 NATURZEIT.org
Die Wildbienen-Populationen werden unterschiedlichen Wirten parasitieren. NABU-Kreisverband COE durch die Brutparasiten nicht wirklich Darunter sind nicht nur verschiedene geschädigt, Wirt und Parasit stehen in Wildbienen-Arten, sondern auch Grab- einem ausgewogenen Gleichgewicht. wespen, selbst an Schmetterlingsrau- Bei den Sandbienen parasitieren über- pen gehen einige Arten (z.T. als Hyper- dies auch noch Kuckucksbienen. Auf parasit, d.h. nicht direkt an der Raupe, den Blüten begegnen sich die Sandbie- sondern an einer an der Raupe para- ne und der Hummelschweber dagegen sitierenden Schlupfwespenlarve). Im na- kaum, denn die Sandbiene befliegt mit turnahen, an Frühlingsblühern reichen ihrem kurzen Rüssel Blüten mit leicht Stadtgarten können wir die spannen- Eine Sandbiene im Garten zugänglicher Tracht (wie Obstbäume, den Fliegen gut beobachten ebenso wie an Hasenglöckchen mit ei- Löwenzahn), der Hummelschweber be- in Parks und am Waldrand, und uns an nem dicken Pollenpaket an vorzugt dagegen Blüten mit tieferen der (oft kuriosen) Vielfalt des Lebendi- den lang behaarten Hinter- Kronröhren. gen erfreuen. schienen. Prof. Dr. Eberhard Schmidt Foto: E. Schmidt Insgesamt haben wir bei uns etwa 100 z. T. wärmebedürftige Arten, die bei Alternativen zur Naturzerstörung Gärtnern ohne Torf – wie wär’s mit eigenem Kompost? Hätten Sie es gewusst? In einer Hand sucht – und es nie bereut. Die Kompostie- voll gutem Kompost leben so viele rung der Abfälle aus Küche (nur „Grün- Organismen, wie es Menschen auf zeug“ – keine Essenreste!) und Garten in der Erde gibt! Und inzwischen gibt einem Plastikgehäuse mag hier und da es so viele Bücher, die das „braune die Ersatzlösung sein. Gold“ des Gärtners loben, beschrei- ben und seine Herstellung und Ver- Zurück zur industriell hergestellten Gar- wendung im eigenen Garten erklä- tenerde ohne Torf: Die Firma Neudorff ren, dass man ganze Bücherregale bietet gleich eine ganze Reihe verschie- damit füllen könnte. dener torffreier Spezial- und Universa- lerden an. Neudorff ist offizieller NABU- In meinem Plädoyer für den Kauf torf- Kooperationspartner und auf der Website freier Gartenerde in den letzten beiden des Unternehmens sind die regionalen Ausgaben der Naturzeit habe ich ver- Bezugsquellen leicht zu finden. sucht, dem verantwortungsbewussten So schön kann sich ein Kom- „Naturgärtner“ Alternativen zur torfge- Also, fragen Sie nach und recherchieren posthaufen verstecken (o). schwängerten Einheitserde aus Baumarkt Sie – der Natur zuliebe! Und lesen Sie Foto: R. Gildhuis oder Gartencenter aufzuzeigen. Erfreu- genau, was drauf steht auf den Verpa- lich, dass dieses Bemühen noch durch ei- ckungen. Der Gipfel der Verbrauchertäu- Der Stoff aus dem die Moore nen Leserbrief von Ursula Baumanns un- schung ist erreicht, wenn im Supermarkt waren. (u.) terstützt und ergänzt wurde. fett die Buchstaben „BIO“ auf dem Sack Foto: K. Kuhnen prangen und trotzdem jede Menge Torf Dass ein eigener Komposthaufen zur drin ist. Diese Säcke bitte nicht bewegen. Grundausstattung eines naturnahen Gar- Und noch ein Tipp: Unter www.nabu.de/ tens gehört, dürfte sich herumgesprochen themen/moorschutz finden Sie viel Inter- haben. Nur wird bei vielen von uns, die essantes zum Thema Moor. Und mit dem gerne ihre eigene wertvolle Gartenerde engagierten NABU-Moorexperten und herstellen würden, der Schrumpfungspro- bekennendem Berliner Felix Grützmacher zess unserer Gärten hin zu Badetuchgrö- über „sein“ Thema zu sprechen, ist ein ße die Anlage eines Komposthaufens ver- Vergnügen obendrein. hindern. Auf meinem 250 qm-Fleckchen Rainer Gildhuis habe ich es vor 17 Jahren dennoch ver- NATURZEIT.org 9
Vielfalt durch Naturnähe – ein persönlicher Rückblick NABU-Kreisverband COE Spannender als Fernsehen: ein Garten voller Vögel Es ist ein Garten mit vielerlei Lebensräumen, vergessenen Ecken, Blumen das ganze Jahr über und eben mit vielen Vögeln. Und so fing es an: 1979: Ein Neubaugebiet in Dülmen ten Haubenlerchen (!) und „wippten“ Vögel in naturnahen Gärten – auch wir wollen hier bauen. Einige die Bachstelzen. Der aufgeschobene (v. l.).: Blaumeise, Grünfink, Häuser sind schon bezogen; doch bei Mutterboden-Blumenberg lockte vie- Grünspecht, Rotkehlchen, uns gibt es rund um den Keller 800 m² le Kleinvögel an. Insekten und Samen Schwanzmeise. Lehm und riesige Pfützen. Mit unserer fanden sie hier reichlich, doch Woh- Foto: J. Baumanns älteren Tochter – drei Jahre alt – besu- nungen brauchten sie ja auch. chen wir die Baustelle. Sogleich sind zwei Mädchen da und wollen Kontakt Die ersten Nistkästen – für Meise, Sper- aufnehmen. Sie zeigen uns: Da woh- ling und Hausrotschwanz – konnten wir nen wir – „und ich habe eine Katze – am Haus anbringen; die Bäume wa- und ich einen Hund.“ Nur kurz können ren noch zu klein, aber ein Stützpfahl sie unsere Tochter beeindrucken, auch konnte schon einen Nistkasten tragen. sie kann „angeben“: „Und wir kriegen Der Garten entwickelte sich gut: Bäume da Vögel!“. Sie zeigt auf die Mondland- und Sträucher veränderten das Bild und Die Hausbegrünung aus Feuerdorn schaft, die einmal ein Garten werden schufen einen anderen Lebensraum. und Efeu hielt unseren Keller trocken soll. Lotte kannte ihre Eltern sehr gut. Die Bachstelze verschwand – sie sucht und lud Amseln, Heckenbraunellen, Die behielten die Bedürfnisse der Vö- offene Flächen – dafür kamen Vögel, Singdrosseln, Zaunkönig und Schwanz- gel bei der Gartengestaltung sehr wohl die den Waldrand oder das Gebüsch meisen zum Nestbau ein. Nahrung im im Blick: Wildgehölze, Wasser, Blumen- lieben. Bemerkenswert ist sicher, dass Herbst gibt es hier reichlich. wiese, Trockenmauern, Gemüsebeete, bei uns seit ca. 20 Jahren drei Arten auch fürs Rotkehlchen, das darauf war- der Grasmücken brüten. Wir beobach- Gift hat unser Garten nie gesehen. In- tete, dass wir bei der Arbeit den Boden ten die Gartengrasmücke gelegentlich, sektennahrung für Vögel, Igel, Frösche, „öffneten“ und Würmchen freilegten. wie sie wie ein Kolibri reife Samenstän- Molche und Waldeidechsen war und ist Die Vögel kamen schneller als wir er- de vom Gras umschwirrt, auf der Jagd daher immer reichlich vorhanden und wartet hatten: Auf dem Boden trippel- nach Insekten. wir ernten trotzdem genug. Viele Gartenbewohner kommen an Brutvögel in unserem Garten: Nahrungsgäste in unserem Garten: unseren Teich. Wildgehölze liefern Blaumeise, Kohlmeise, Schwanzmei- Sperber, Elster, Grünspecht, Bunt- Nahrung und Nistmöglichkeiten; Tro- se, Sumpfmeise, Rotkehlchen, Zaun- specht, Dompfaff, Kleiber, Stieglitz, ckenmauern bieten vielerlei Getier Un- könig, Amsel, Singdrossel, Grün- Bergfink, Birkenzeisig, Bluthänfling, terschlupf. Die Insektenvielfalt erfreut ling, Buchfink, Gartengrasmücke, Weidenmeise, Tannenmeise, Hau- nicht nur die Vögel. Samentragende Mönchsgrasmücke, Klappergrasmü- benmeise, Waldohreule, Ringeltaube Gartenblumen bleiben auch im Win- cke, Heckenbraunelle (3 x als Ku- ter stehen, z. B. Sonnenhut und Cos- ckuckseltern), Feldsperling meen für Stieglitz und Grünfink. Der 10 NATURZEIT.org
Dompfaff ist ein Feinschmecker: Die schaffen und Pflanzen und Tiere zu NABU-Kreisverband COE noch unreifen, milchweißen Samen schützen – nicht nur in unserem Gar- vom Stiefmütterchen bekommen im ten. Mit der Liebe zur Natur sind sie Frühsommer die Jungen im Nest; flüg- gründlich infiziert worden. ge geworden plündern die „Halbstar- Ursula und Jürgen Baumanns ken“ die Beeren des Geißblattes. Buchfinken sammeln erst im Frühjahr die flauschigen Samenstände der Cle- matis als Nahrung und zum Nest-Aus- Die vielfältige Hausbegrü- polstern! nung fördert die Artenviel- falt. Solche Beobachtungen und Erlebnisse Foto: J. Baumanns waren für uns und vor allem für unse- re Töchter immer spannend – span- nender als Fernsehen! Sie haben en- gagiert mitgeholfen, Lebensraum zu Der „Auf-Spießer“ macht sich rar Im September 2011 erschien in der beit mit dem Naturschutzzentrum Coes- selten gewordenen Vogels. Coesfelder „Allgemeinen Zeitung“ ein feld berichtet wurde. Das Foto zeigt die AZ-Redakteur Detlef Scherle hat aus Artikel mit der Überschrift „Das spießi- beiden Hauptakteure Matthias Olthoff diesem Anlass auch einen sehr poin- ge Leben des Neuntöters“, in dem über (l.) vom Naturschutzzentrum und Rein- tierten Kommentar geschrieben, den eine Kartierungsaktion des NABU-Kreis- hard Trautmann vom NABU mit der ak- er der NATURZEIT im Münsterland als verbandes Coesfeld in Zusammenar- tuellen Verbreitungskarte des bei uns Gast-Beitrag zur Verfügung gestellt hat: Ersatz gibt‘s nicht zu kaufen Neuntöter? Bachneunauge? Laub- auch unsere Bedürfnisse erfüllt wer- frosch? „Was habe ich davon?“ fragen den. Sterben immer mehr Arten aus, sich viele Zeitgenossen und belächeln, kann das ungeahnte Folgen haben für wenn sich Naturschützer für diese das sensible Gefüge des Lebens – vor Tiere einsetzen, die Startbahnverlän- allem auch für uns Menschen. Nie- gerungen, Gewerbegebietserweiterun- mand würde auf die Idee kommen, gen oder Straßenneubauten weichen bei seinem Automotor irgendwelche sollen. „Wir brauchen doch Industrie, Teile auszubauen und wegzuwerfen, Arbeitsplätze, eine gute Infrastruktur deren Nutzen sich ihm nicht sofort und Wachstum, sonst läuft der Laden erschließt. Ähnlich willkürlich grei- nicht. Aber wer braucht schon Tiere fen wir aber in die Natur ein, ohne die mit so komischen Namen?“ Nicht sel- Folgen zu bedenken. Auch im Kreis ten gipfelt das dann in dem Ausspruch Coesfeld haben wir schon viel zu viel „Menschen sind doch wohl wichti- kaputt gemacht. Die Natur wurde in ger als Frösche“. Wer so argumentiert, vergleichsweise winzige Reservate zu- lässt außer Acht, dass es die Natur ist, rückgedrängt. die letztlich sogar besser ohne den Wir haben allen Grund, die Reste Menschen auskommen kann. Aber der Vielfalt, die es bei uns noch gibt, der Mensch kann nicht ohne die Na- zu verteidigen. Denn „Ersatzteile“, Matthias Olthoff (l.) vom Na- tur, die ihm in einer atemberaubenden wie beim Automotor, hat niemand turschutzzentrum und Rein- Vielfalt alle Ressourcen zur Verfügung auf Lager. hard Trautmann vom NABU stellt, die er benötigt. Die Biodiversi- Detlef Scherle, mit der aktuellen Verbrei- tät, so nennen Fachleute die Vielfalt, Allgemeine Zeitung Coesfeld tungskarte des Neuntöters. ist letztlich der Garant dafür, dass die Foto: AZ/Detlef Scherle Ökosysteme funktionieren und damit NATURZEIT.org 11
Gedanken über den Naturgarten NABU-Kreisverband COE Zwischen Giersch und Wilder Rose – eine nicht alltägliche Gartenhecke Was tun, wenn das gerade fertig bebaute Grundstück „volle Breitseite“ an einer wenn auch verkehrsberuhigten Straße liegt? Maschendraht, Lattenzaun oder wilde Hecke? Na klar, es sollte ja schließlich ein „Naturgarten“ das Haus umgrünen, und somit wurde die Hecke damals zum Startprojekt für unser grünes Wohnzimmer, wie man ja gemeinhin einen hausnahen Wohlfühlgarten nennt. Ziel der Anlage war und ist die botanische Vielfalt und nicht das Standort-Optimum. Unsere rund 20 Meter lange Gartenhe- Dafür sind neue hinzugekommen, denn räume für unsere Mitgeschöpfe, son- cke besteht aus 50 verschiedenen Ge- der begeisterte Naturgärtner findet ja dern auch ein endloses Experimentier- hölzarten, vornehmlich einheimischen, bekanntlich immer eine Lücke und sei feld für den Gärtner. und noch viel mehr Individuen. Dazu sein Garten noch so „voll“. Schön wäre es übrigens, wenn die er- gehört eine begleitende artenreiche Habe ich mit meiner Aufzählung Lust folgreiche NABU-Aktion „Offene Gär- Kraut- und Blumenvegetation. auf einen artenreichen, naturnahen ten, Thema Naturnaher Garten“, die es Im Laufe der nunmehr 17 Jahre haben Garten geweckt? Ein Garten, in dem vor einigen Jahren im Kreis Coesfeld sich wenige Gehölze – wie der Sand- Giftspritzen tabu ist und in dem mit der gegeben hat, wieder aufleben würde. dorn – verabschiedet, weil es ihnen Natur und nicht gegen sie gearbeitet Dazu demnächst vielleicht mehr. vielleicht doch zu bunt (eng) wurde. wird, bietet nicht nur wichtige Lebens- Rainer Gildhuis Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf botanische sythie, Weigelie, Weinrebe, Wilder Wein, Efeu, Schling-Knö- Korrektheit und ist, wie die Hecke selbst, bunt zusam- terich, Clematis montana, Clematis vitalba, Wald-Geißblatt, mengestellt: Liguster, Gold-Liguster, Wildrose, diverse Ramblerrosen, Bir- Hainbuche, Rotbuche, Blutbuche, Weißdorn, Schwarzdorn, ke, Ranunkel, Deutzie, Lavendel, Hortensie, Kirschlorbeer, Eberesche, Mispel, Eibe, Stechpalme, Berberitze, Schneeball, Blasenspiere,Salweide, Korkenzieherweide. Hasel, Hartriegel, Johannisbeere, Stachelbeere, Himbeere, Brombeere, Kornelkirsche, amerik. Traubenkirsche (Prunus Mit ihrem Blühen erfreuen uns als Begleitung mehr serotina) Seidelbast, Pfaffenhütchen, falscher Jasmin, Win- als 50 Schönheiten aus der heimischen Kraut- und terjasmin, Ahorn, Eiche, Faulbaum, Flieder, Felsenbirne, For- Blumenflora – manchmal sogar der Giersch. Köstliche Früchte liefert die Wilde Hecke außen „hui“ Hecke auch, nicht nur für die (oben) und innen noch Vögel. schöner (rechts). Fotos: R. Gildhuis 12 NATURZEIT.org
30 Jahre NABU Kreisverband Coesfeld NABU-Kreisverband COE Am 11.09.2011 feierte der Kreis- der Gründungsmitglieder Hans Haufe Stolz auf drei Jahrzehnte er- verband Coesfeld sein 30-jähriges und Winfried Rusch. Zu den weiteren folgreiche Naturschutzarbeit: Bestehen. Zuerst ging es jedoch ins Gästen zählten Mitglieder vom NABU der NABU im Kreis Coesfeld. Naturschutzgebiet „Plümer Feld“, Kreisverband Warendorf, NABU Kreis- Foto: J. Baumanns wo Hans Körholz einen kurzen verband Steinfurt, NABU Haltern und Überblick zur Entstehungsgeschich- dem BUND, Kreis Coesfeld. te gab. Fleißige Helfer sorgten mit Speisen Mit regenfester Kleidung und bei leich- und Getränken für das leibliche Wohl. tem Nieselregen ging es über Pfade Ideen und Informationen wurden aus- des „Grünen Bandes“, ein Naturschutz- zu den einzelnen Naturschutzflächen, getauscht und an den aufgestellten gebiet auf dem ehemaligen innerdeut- wo in den Monaten April bis Juni die Stellwänden waren Fotos und alte Pres- schen Grenzstreifen. Laubfrösche ihre Stimmen ertönen las- seberichte angeheftet, die einen Ein- sen. Der gemütliche Teil fand dann in blick in die Naturschutzmaßnahmen Herzlichen Dank auch an dieser Stelle den Räumlichkeiten des Biologischen der einzelnen Arbeitsgruppen seit Be- – und auch noch einmal an alle Helfer, Zentrums Lüdinghausen statt. Etwa 50 ginn des Kreisverbandes gaben. Der die zu diesem gelungenen Fest ihren Personen sind der Einladung gefolgt. BUND Kreis Coesfeld überreichte ein Beitrag geleistet haben. Erfreulich war auch das Erscheinen überraschendes Geschenk: zwei Anteile Tagesordnung: 9. Wahl der Kassenprüfer Einladung 1. Feststellung der Beschlussfähigkeit 10. Wahl der Delegierten für die Landes- 2. Wahl des Versammlungsleiters vertreterversammlung zur Mitgliederversammlung des 3. Tätigkeitsbericht des Vorstandes 11. Verschiedenes NABU Kreisverband Coesfeld e.V 4. Berichte über die Aktivitäten der Ar- beitsgruppen Für den Vorstand am Dienstag, 6. März 2012 5. Bericht des Kassenwartes und der Dr. Jürgen Baumanns im Hotel „Zum Wildpferd“ Kassenprüfer 1. Vorsitzender Münsterstr. 52, 48249 Dülmen 6. Aussprache über die Punkte 3 bis 5 Beginn 19:30 Uhr 7. Entlastung des Vorstandes 8. Wahl des Vorstandes NATURZEIT.org 13
Wer gärtnern kann, ist klar im Vorteil NABU Münster Selbst versorgt mit dem NAJU-Garten Haben Sie schon von den weltweiten Entwicklungen im Nahrungsmittelsektor gehört? Die Lebensmittelindustrie be- merkt, dass Zucker und Fleisch im Einkauf knapp werden. Es ist weltweit attraktiver, Flächen für die Erzeugung von Biosprit zu nutzen als in die Lebensmittelproduktion zu investieren. Rapsanbau statt Weideland und Vieh- nicht den Interessen bzw. Nutzungsge- auch täglich. Belohnung? Schwelgen haltung, Bioethanolproduktion statt wohnheiten entspricht. Da hilft auch in frischen Radieschen, Mangold, Zuc- Zuckerherstellung – dieser Markt das Argument der unberührten Natur chini, Gurke, Kürbis, Salat, Möhre, To- boomt, es gibt Geld zu verdienen. nicht viel. Brennnesseln, Brombeer- mate, Paprika, Kartoffel und … Was Spinnt man diese Tatsache weiter, ranken, Kaninchenlöcher ist die Ant- fehlt noch im NAJU-Garten? Obst- kommen irgendwann deprimieren- wort der Natur auf Nicht-Pflege. Der bäume, Beerensträucher, Küchenkräu- de Gedanken an Lebensmittelknapp- Holunder wird von der Brombeere er- ter? Ein Sitzplatz, eine Gartenhütte, heit, Preisanstieg, künstliche Produkte. stochen, die Nessel erstickt, was sich ein Teich? Ein Blumenbeet? Abwechs- Da tröstet die Idee vom Selbstversor- sonst am Boden regt und die Kanin- lungsreichtum, Blütenfülle, Farbkleck- ger mit dem guten alten „Pottstück” chen fressen das, was Brennnessel und se und Duftoasen erfreuen die Sinne (Nutzgarten)! Wer selber Gemüse und Brombeere nicht erlegen konnten. Auf und machen es spannend. Rasen? Kartoffeln anbauen kann, wird dann einem solchen Grundstück Kindern Wiese? Passionierte Gärtner bekom- zu den Gesunden mit „richtigem” Es- und Jugendlichen einen Zugang zur men leuchtende Augen beim Gedan- sen gehören. Ob Nutzgarten, Ziergar- Natur zu eröffnen, ist schwierig, denn ken an englischen Rasen – Natur- ten oder Naturgarten – kontinuierliche wer will schon gerne gestochen, ge- freunde kräuseln die Nase und Kinder Arbeit und Pflege machen einen Gar- piekt oder verbrannt werden? lieben ihre Wiese mit Löwenzahn, ten zu dem, was er sein soll. Dabei ist Margeriten, Klee, Sauerampfer, Gän- eines wichtig: vorher überlegen, was Brennnessel und Brombeere wird Ein- seblümchen und unzähligen Flug- und aus dem Garten werden soll! Nichts ist halt geboten – sie bleiben in ihrer Krabbeltieren. Welche Insekten besu- ärgerlicher, arbeitsintensiver und über- Ecke, und tun das, wofür sie in diesem chen welche Blüte? Wann blüht wel- flüssiger als eine Gartenanlage, die Garten stehen: Sie sind Nahrungs- che Pflanze? Ob unsere Kinder mit der pflanze für Raupen, Lupe botanische und tierische Studien Futterpflanze für In- anstellen oder einen bunten Strauß mit sekten und Nutzpflan- nach Hause nehmen – Belohnung gibt ze für Leckermäuler es in Hülle und Fülle, das ganze Jahr. (Brombeermarmela- de). Unser Hochbeet im Statt Natur zu „gebrauchen” lernen NAJU-Garten schützt schon die Kinder auf sie hören. Lernen vor Kaninchen- und heißt nicht nur beobachten, zählen, Schneckenfraß. Das aufzeichnen, es ist mehr als entde- Gemüsebeet ist Wind cken, erforschen und erkennen. Ler- und Wetter ausgesetzt nen in und von der Natur funktioniert und braucht regelmä- nur mit Ausdauer, Zeit und Geduld. ßige Begutachtung, Wer Interesse hat es zu lernen, möge Wasser und Pflege. Re- die Verantwortung für einen Garten gelmäßig heißt nicht übernehmen und wird für seine Arbeit „jeden Mittwoch von mehrfach reich belohnt – in Obst, Ge- drei bis fünf”, sondern müse, Blüten, Erholung und einer gu- mindestens jeden zwei- ten Portion Zufriedenheit. ten, dritten Tag – gern Ellen Theis Obstbäume im NAJU-Garten. Foto: M. Kimmina 14 NATURZEIT.org
Abenteuer mit und in der Natur NABU Münster Grünfrösche erobern den NAJU-Garten Die Naturschutzjugend des NABU Münster besitzt einen eigenen 1000qm großen urigen Garten in der Nähe des Wienburgparks. Dort treffen sich jede Woche Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, die Lust ha- ben, die Natur zu entdecken, die aktiv den Naturschutz unterstützen wollen und Freude an Naturerlebnissen mit allen Sinnen haben. So haben wir im letzten Frühling bei herrlichem Wetter den schon etwas eingewachsenen und morschen Bar- fußpfad im Garten zu neuem Leben erweckt. Mit viel Freude und Elan be- freiten „die Grünfrösche“ (die Kinder- gruppe der NAJU Münster) den Pfad von Erde, Gras und Wildkraut. Da- nach wurden die Umrandung erneu- ert, Materialien zusammengesucht und die einzelnen Felder neu bestückt. Beim Umgang mit Handsäge, Spaten und Rebschere konnte sich jeder auspro- bieren und kam teilweise ganz schön ins Schwitzen. Die Belohnung am Ende war eine hervorragende, natürliche Fußmassage, als wir alle nacheinander über den neugestalteten Pfad laufen konnten. Apfelsaft aus den reifen Äpfeln zu pres- Fußmassage nach sen. Dafür sammelten die Schüler gan- getaner Arbeit. Die Grünfrösche betätigen sich auch ze Eimer voll mit Äpfeln. Diese wurden Foto: M. Kimminas als Gärtner in unserem Garten. Im dann in einer Apfelpresse zu Saft ver- Frühling wird gesät und gepflanzt. Im arbeitet. Jeder durfte mal kräftig drü- Sommer werden die kleinen Pflänz- cken und drehen, sodass für Jeden Ap- chen gegossen, gepflegt und beob- felsaft zum probieren abgefüllt werden achtet. Dabei ist natürlich besonders konnte. Unsere FÖJler und die Leiterin spannend, welche Pflanze am schnells- der Arbeitsgruppe Obstwiesenschutz Falls Du auch Lust hast dich zu enga- ten wächst, wie sie sich entwickeln und haben uns dabei geholfen. gieren: die Kindergruppe „Die Grünfrö- was sie außer unserer Ernährung noch sche“ (für Kinder zwischen 6 und 12 für weitere Bedeutung in unserem Le- Im NAJU-Garten kann man noch vie- Jahren) trifft sich einmal in der Woche ben haben können. Zum Beispiel als le weitere tolle Sachen entdecken und je nach Jahreszeit im NAJU-Garten Medizin oder auch als Pollenlieferant erleben: Mal geht es um die Tiere in oder im Umwelthaus, um Tiere zu be- für Bienen. Am Ende der warmen Jah- heimischen Wäldern, mal testen wir die obachten, Pflanzen zu erforschen, um reszeit, wenn die Früchte der Arbeit reif Qualität des Wassers im angrenzenden zu basteln oder zu experimentieren, um sind, darf der Geschmackssinn getestet Wienburgpark oder wir stellen selber auf Entdeckungsreise zu gehen oder werden. Dann ernten und essen wir all recyceltes Papier her. Manchmal unter- einfach um zu spielen und gemeinsam das, was die Kaninchen uns bis dahin nehmen die Grünfrösche auch klei- am Lagerfeuer zu sitzen. Wir freuen noch nicht weg gefuttert haben. Ende ne Ausflüge. Im Mai hat uns Prof. Dr. uns über engagierte Helfer und natür- September wurden zum Beispiel die rei- Klemm im Institut für Landschaftsökolo- lich über neue Naturforscher für unsere fen Äpfel von den Bäumen gepflückt gie der Universität Münster empfangen, Grünfroschgruppe! Alle weiteren Fra- und direkt über dem Lagerfeuer in ei- uns die Entstehung von Wetter erklärt gen könnt ihr gerne an naju@nabu- nem Topf zu Apfelmus gekocht – lecker! und die Klimastation auf dem Dach des muenster.de senden. Eine Woche später kam die Natur-AG Instituts gezeigt. Ute Lüers der Mauritzschule in den Garten, um NATURZEIT.org 15
Mittlerweile fast jeder Birnbaum befallen NABU Münster Birnengitterrost hat sich im Münsterland breit gemacht Seitdem in unseren Gärten verschiedene Wacholder Einzug gehalten ha- ben, verbreitet sich der Wacholderrost, besser bekannt als Birnengitterrost, rasant. Verursacher ist der Pilz Gymnosporangium sabinae, der in der Rin- de von Wacholderarten überwintert. Auf den spindelförmig verdickten Gelegentlich entstehen an Fruchtstiel Wacholderzweigen bilden sich Spo- und Trieben krebsartige Verdickun- renlager, die bei feuchtem Wetter im gen. Bei sehr starkem Befallsdruck April/Mai aufbrechen, ihre Sporen zeigen sich auch auf den Früchten ausstreuen und die Birnen infizie- unappetitliche Gitterkörbchen. Be- ren. Bei Temperaturen von 13°-15° C sonders auffallend ist z. B. bei der im und Feuchtigkeit – hier reicht schon Münsterland sehr verbreiteten Birne der Morgentau – keimen die Sporen „Köstliche von Charneux“. auf den Birnenblätter und nach neun bis 26 Tagen zeigt sich die Infektion Die Ausprägung des Befalls wird von durch orangerote, bis zu 1 cm große der Witterung zur Infektionszeit ver- Flecken auf den Blattoberseiten. Auf ursacht und kann deshalb von Jahr den Blattunterseiten bilden sich ab zu Jahr verschieden sein. 2010 wa- August gelblich bis hellbraune Ge- ren der April und Mai im Münster- webewucherungen mit kegelförmigen land sehr heiß und trocken, sodass Gitterkörbchen, die dieser Birnener- in diesem Jahr die Sporenlager auf krankung den Namen geben. Sind den Wacholderpflanzen vertrocknet 20-30 % der Blätter befallen, vermin- sein dürften und deshalb fast kein dert dies die Assimilationsleistung Befall der Birnen auftrat. Vor allem und kann durch das Abstoßen der der Abstand der beiden Wirtspflan- jungen Früchte bald nach der Blüte zen zueinander beeinflusst den Grad zu Ertragsausfällen führen. Wieder- der Infektion. Heute wird angenom- holt sich der hohe Infektionsdruck men, dass sich die Sporen durch über mehrere Jahre, beginnen die Wind und Thermik bis zu 5 km weit Birnbäume zu kränkeln, die Frucht- ausbreiten können. Besonders anfäl- barkeit geht zurück oder die Bäume lige Wirtspflanzen sind verschiedene sterben sogar ab. Sorten der folgende Wacholderarten: Juniperus sabina, J. chinensis, J. foe- tidissima, J oxycedrus, J. phoenicea, Birnbaum in Blüte. J. sphaerica und J. virginiana. Foto: K. Rietman Die gelbliche Variante von Juniperus chinensis steht heute in fast jedem dritten Garten. Eine Lösung zur Ein- grenzung der Verbreitung wäre die J. horizontalis ebenso wie Lebens- rigorose Entfernung der anfälligen baum (Thuja spp.) und Scheinzypres- Wacholderpflanzen aus den Gär- se (Chamaecyparis spp.). ten und das Angebot in den Baum- schulen und Gartencentern auf die Der Pomologenverein Deutschland unproblematischen Wacholderarten erarbeitet zurzeit eine Liste der zu zu beschränken. In der Schweiz ist meidenden Arten und Sorten. Weite- das Inverkehrbringen von anfälligen re Auskunft erteilt: Karin Rietman, Juniperus-Arten bereits untersagt. streuobst@muenster.de Tolerant sind z.B. der Gewöhnliche Karin Rietman Wacholder (Juniperus communis) und 16 NATURZEIT.org
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