Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.

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Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
| N r. 1 7
                                                                    ja h   r 2012
                                                       | 1 . H a lb
                                    9.   Ja h rg a n g
                          3-2815
                  ISSN 161

Wiesenweihen
in der Heubachniederung

Torffreie Gartenerde

Der NAJU-Garten
in Münster

Trockenmauer
in Neuenkirchen

NAJU neu in Telgte

Naturnahe Gärten
im Münsterland

                                                                                                                   rträgen
                                                                                              E  x k u rsionen, Vo
                                                                              60+ Tipp s  zu                     nsterland
                                                                                   e ra n st a lt u ngen im Mü
                                                                              und V

                                                                                                       nnen in
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                                                                              Einladunge           gen!
                                                                                         ersammlun
                                                                              Mitgliederv

 Das NABU-Magazin für die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt, Warendorf und die Stadt Münster
Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
NABU-Kreisverband Steinfurt e. V.

                                                                     EDITORIAL
                                                                     Liebe Leserinnen und Leser,

                                                Edmund Bischoff          in Zeiten, in denen im landwirtschaftlich geprägten Außenbereich Monotonie
                                                                     herrscht und sich die Agrarlandschaft immer mehr zur ökologischen Wüste entwickelt,
           NABU-Stadtverband Münster e. V.

                                                                     gewinnen unsere Gärten eine verstärkte Bedeutung für den Erhalt von wildlebenden
                                                                     Tieren und Pflanzen.

                                                                         Der Garten… – wer träumt nicht von einem Fleckchen Erde in fußläufiger Entfernung,
                                                                     in dem Vielfalt herrscht, in dem gesunde Lebensmittel mit hundertprozentig sicherer
                                                                     Herkunft wachsen und in dem die Kinder in behütetem Umfeld kleine Naturerfahrungen
                                                                     sammeln können.

                                                  Peter Hlubek           Der Garten, das muss heute nicht mehr zwangsläufig der Golfrasen mit „grünem
                                                                     Beton“ aus Kirschlorbeer sein – die miefigen Zeiten, in denen Ordnung und Sauberkeit
           NABU-Kreisverband Coesfeld e. V.

                                                                     für den gestrengen Blick der Nachbarn das oberste Gebot waren, scheinen gottlob zu
                                                                     Ende zu gehen. Gerade viele junge Familien haben die Chance erkannt, die einem
                                                                     ein eigener Garten oder gar ein Schrebergarten bietet. Und sie werden dafür reich
                                                                     entschädigt: mit tollen Naturbeobachtungen, dem Gesang der Vögel und farbenfroher
                                                                     Vielfalt zu allen Jahreszeiten.

                                                                          Je naturnäher ein Garten gestaltet ist, desto wertvoller wird er für die Natur,
                                                                     aber auch für seine Besitzer. Mit diesem Heft wollen wir zahlreiche Beispiele bringen,
                                               Dr. Jürgen Baumanns   persönliche Erfahrungsberichte ebenso wie eine Übersicht über die Mitgeschöpfe,
                                                                     die sich in naturnahen Gärten ansiedeln. Freuen Sie sich daher auf einen weiteren
                                                                     fulminanten Beitrag von Kurt Kuhnen und all die anderen vielfältigen Beiträge zum
                                                                     Titelthema. Dazu kommen weitere lesenswerte Beiträge aus der Naturschutzarbeit vor
NABU-Naturschutzstation

                                                                     Ort im Münsterland. Und falls Sie bereits NABU-Mitglied sein sollten: bitte beachten Sie
                                                                     die Einladungen zu den Mitgliederversammlungen Ihres Kreis- bzw. Stadtverbandes in
Münsterland e. V.

                                                                     diesem Heft.

                                                                         Der NABU setzt sich intensiv für eine naturnahe Gestaltung unserer Gärten ein
                                                                     – sowohl auf politischer Ebene in Bund, Land, Kreisen und Kommunen als auch als
                                                Dr. Gerhard Bülter   Ansprechpartner vor Ort. Damit wir uns auch weiterhin für Natur und Umwelt einsetzen
                                                                     können, benötigen wir – mehr denn je – Ihre Unterstützung: durch Ihre Mitgliedschaft,
           NABU-Kreisverband Warendorf e. V.

                                                                     das Anwerben weiterer Mitglieder, die aktive Mitarbeit in unseren Gruppen, durch
                                                                     Spenden für die Projekte des NABU oder vielleicht sogar über ein Vermächtnis zu
                                                                     Gunsten des Naturschutzes.

                                                                        Helfen Sie mit – machen Sie den
                                                                        NABU im Münsterland stark!
                                                Daniel Kebschull

                                                                     Nur gemeinsam können wir es schaffen, naturnahe Gärten in
           NABU-Kreisverband Borken e. V.

                                                                     einer gesunden Natur und Umwelt im Münsterland zu erhalten
                                                                     – für uns und unsere Kinder.

                                                                                                        Ihr Dr. Thomas Hövelmann,
                                                                                                                 Redaktion Naturzeit
                                                  Rolf Souilljee

                  2 NATURZEIT.org
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INHALT
                                                                Titelthema
                                                                   04 Wohl dem, der einen Garten hat!
                                                                   06 IN & OUT im Garten
                                                                NABU-Kreisverband Borken
                                                                   07 Die Wiesenweihe zu Besuch in der Heubachniederung
                                                                NABU-Kreisverband Coesfeld
                                                                   08 Kolibris an Frühblühern im Garten: Die Hummelschweber
                                                                   09 Gärtnern ohne Torf – wie wär’s mit eigenem Kompost?
                                                                   10 Spannender als Fernsehen: ein Garten voller Vögel
                                                                   11 Der „Auf-Spießer“ macht sich rar
                                                                   12 Zwischen Giersch und Wilder Rose
Wohl dem, der einen Garten hat!                           [4]      13 30 Jahre NABU Kreisverband Coesfeld
                                                                NABU-Stadtverband Münster
Naturnahes Gärtnern – eine Chance in der heutigen Zeit             14 Selbst versorgt mit dem NAJU-Garten
                                                                   15 Grünfrösche erobern den NAJU-Garten
                                                                   16 Birnengitterrost hat sich im Münsterland breit gemacht
                                                                   17 Gesucht und gefunden – Rezepte aus Großmutters Zeiten
                                                                   17 Dülmener Rose und Rote Sternrenette
                                                                   18 Der NABU Münster trauert um den „Eulen-Rudolf“ Poets

                                                                Veranstaltungen, Exkursionen, Vorträge

                                                                NABU-Kreisverband Steinfurt
                                                                  23 Wildbienen – Solitärbienen mit zahlreichen Feinden
                                                                  24 Natursteinmauern aus Ibbenbürener Sandstein
                                                                  26 „Naturschutz mit Biss“
                                                                  27 Wir bauen unsere eigene Pflanzenpresse
                                                                NABU-Kreisverband Warendorf
                                                                  28 Häuslicher Garten als Biotop für Mensch und Tier
                                                                  29 5-tägiger Bildungsurlaub30 Im Land der Elche
                                                                  31 Erste „Bufdis“ beim NABU Warendorf
                                                                  31 Landschaftspflege mit Sicherheit
Kolibris an Frühblühern im Garten:                        [8]     32 Jubiläum bei der NAJU
                                                                  32 Ab Februar soll es auch in Telgte eine NAJU geben
Die Hummelschweber                                              NABU-Naturschutzstation Münsterland
                                                                  33 Wildbienen in der Umweltbildung
                                                                Magazin
                                                                  34 Vögel des Jahres 2012: Dohlen
                                                                  36 Pilze im Garten
                                                                  37 Etappensieg für die Natur am FMO
                                                                  38 Laubsauger: „Überflüssig wie ein Kropf!“
                                                                  39 Jugendleiterschulungen der NAJU NRW in Münster
                                                                  40 „Recycling-Sammelstelle“ im Umwelthaus
                                                                  41 Startpakete für neue Jugendgruppen
                                                                  42 Letzte Meldung

                                                                AnsprechpartnerInnen, Kontakte, Webseiten

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                                                                  NATURZEIT im Münsterland – ISSN 1613-2815
30 Jahre NABU Kreisverband Coesfeld                      [13]     Herausgeber: NABU (Naturschutzbund Deutschland),
                                                                  Kreisverbände im Münsterland und NABU-Naturschutzstation
                                                                  Münsterland e. V., c/o NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
                                                                  Westfalenstraße 490, 48165 Münster
                                                                  Tel. 02501 9719433, Fax 02501 9719438
                                                                  E-Mail: info@naturzeit.org, www.naturzeit.org

                                                                  Redaktion: Dr. Thomas Hövelmann (verantwortlich),
                                                                  Edmund Bischoff, Rainer Gildhuis, Daniel Kebschull,
                                                                  Karin Rietman, Kurt Kuhnen, Christian Giese, Ilka Menebröcker

                                                                  Erscheinungsweise: 2 x jährlich
                                                                  Die Redaktion behält sich vor, Artikel zu kürzen und zu überar-
                                                                  beiten. Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht
                                                                  unbedingt die Meinung der Redaktion oder des NABU wieder.

                                                                  Gestaltung und Satz:                             Dieses Magazin
                                                                  PIXTURA Werbeagentur e. K.                       ist gedruckt auf
                                                                  Christian Giese,                                 Recyclingpapier
„Naturschutz mit Biss“                                   [26]     Bahnhofstr. 8, 46414 Rhede                            mit dem
                                                                                                                    Blauen Engel.
                                                                  Tel. 02872 9485-25, Fax. -26
Nachwuchs bei den Hochlandrindern                                 www.pixtura.de

                                                                  Auflage: 9.150 Stück

                                                                  Druck: Druckerei Demming,
                                                                  Holtkamp 17, 46414 Rhede

                                                                  Erfüllungsort und
                                                                  Gerichtsstand: Münster

                                                                  Bankverbindung:
                                                                  Sparkasse Münsterland Ost
                                                                  BLZ 400 501 50,
                                                                  Konto-Nr. 26 00 52 15
                                                                                                       Titelbild:
                                                                                                       „Naturnahe Gärten“
                                                                                                       Foto: Hans Glader
Vögel des Jahres 2012: Dohlen                            [34]
Eine persönliche Referenz an einen klugen Vogel
                                                                                                     NATURZEIT.org 3
Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
Naturnahes Gärtnern – eine Chance in der heutigen Zeit
  Wohl dem, der einen Garten hat!

  Die Militarisierung der Sprache hat mittlerweile auch die Gartenpforte er-
  reicht: Man steht an der „Gartenfront“ und auf „Kriegsfuß mit Goldnessel
  und Felberich“, nachzulesen im auflagenstarken Wohlfühl-Hochglanzma-
  gazin „Landlust“ (Mai/Juni 2010). Verbissen kämpft man gegen „Unkräu-
  ter“, Schädlinge und giftige Einwanderer (Tagespresse: „Kampf gegen Her-
  kulesstaude“ oder Fernsehzeitschrift: „Gefährliche Giftpflanze auf dem Vor-
  marsch“).

  Selbstverständlich darf da die gärtne-     wahrlost, sondern voller Leben. Aber        stück verfüge. Denn in Zeiten globaler
  rische Untergrundszene nicht zurück-       die Geschmäcker sind bekanntlich ver-       und lokaler Naturzerstörung und der
  stehen: „Guerilla Gardening – ein          schieden. Betont ordnungsliebende Mit-      damit einhergehenden Naturentfrem-
  botanisches Manifest – mit großem          bürger ahnden jedes Wildnis-Inselchen       dung bietet die eigene Freifläche nicht
  Handbuchteil zu Taktik, Ausrüstung und     als sträfliche Vernachlässigung und op-     zu unterschätzende Möglichkeiten. Auf
  Wahl der botanischen Waffen“ titelt das    fern viel Freizeit für wohnzimmertaugli-    eigener Scholle lassen sich Maßnah-
  2009 erschienene Buch von Richard          che, mitunter klinische Sauberkeit. Was     men zum Wohle der Artenvielfalt und
  Reynolds. Logisch, dass die Süddeut-       dabei herauskommt, ist alles andere         der eigenen Gesundheit umsetzen.
  sche Zeitung von „botanische Briga-        als naturverträglich.                       Naturnahe Gärten wirken wie Mag-
  den“ schwafelt.                                                                        nete auf Tiere und Pflanzen, die aus
                                             Gärten als Spiegelbild der Zeit             der ausgeräumten, lebensfeindlichen,
  Aber es geht auch weniger martialisch:     Gärten sind nicht nur Spiegelbilder ih-     intensiv genutzten Agrarlandschaft in
  an eine häusliche Tätigkeit erinnert die   rer Besitzer, sondern auch des Zeitgeis-    Dörfer und Städte flüchten.
  Umschreibung „Frühjahrsputz im Gar-        tes. Denken wir an ummauerte, vor
  ten“ und eine sportliche Note verbrei-     der Öffentlichkeit verborgene Klos-         Sorge bereitet mir, dass selbst die Ju-
  tet die Überschrift meiner Lokalzeitung,   tergärten. Oder an die pompösen,            gend auf dem Lande keinen echten
  wenn sie stolz verkündet, Aktivisten       streng getrimmten Barockgärten des          Zugang mehr zur Natur findet. Häufig
  einer Kirchengemeinde machen die           Hochadels, eine Demonstration ihrer         fehlen die simpelsten Artenkenntnisse.
  „Grünanlagen fit für den Winter“, in       gefühlten absolutistischen Machtfül-        Wissen über Wachsen und Vergehen in
  dem sie die Beete von Laub, „Unkraut“      le über Natur und Wildwuchs. Später         der Natur erfahren die meisten Jugend-
  und Abfall „befreien“.                     besann man sich zu mehr Naturnähe           lichen mittlerweile nur noch aus roman-
                                             und schuf romantisch verbrämte, pe-         tisierenden Kinderbüchern oder vom
  Naturoasen im Garten                       nibel geplante Landschaftsgärten, die       Bildschirm. Kinder im Kindergarten-
  Mit der Laubbefreiung ist das so eine      mit künstlichen Ruinen und Lusttempeln      und Grundschulalter wissen gar nicht
  Sache. Bei Frost isolieren Blätter, wie    ausgestattet wurden. Heute sind diese       mehr, wie unverarbeitete Nutzpflanzen
  eine Dämmschicht den kahlen Boden          Oasen alten Baumbestandes unver-            aussehen, wie sie gesät, geerntet und
  so perfekt, dass er nur bei arktischen     zichtbar für den Artenschutz. Schließ-      häuslich verarbeitet werden. Entwe-
  Tieftemperaturen durchhärtet. Die          lich entstand im Zuge der Industrialisie-   der haben ihre Eltern kein Interesse,
  überwinternden Gartenvögel wissen          rung die Schrebergartenbewegung mit         weil sie das Thema für unwichtig halten
  das. Sie finden in und unter der locke-    ihren reglementierten Ansammlungen          oder ihnen fehlen die Kenntnisse, weil
  ren Erde genügend Nahrung. Da kann         kleiner Gärten für die Grundbesitzlo-       es schon in ihrer Jugend an Anleitung
  man getrost auf die käufliche Winterfüt-   sen. Schrebergärten kommen wieder in        und eigener Erfahrung mangelte.
  terung verzichten.                         Mode. Selbst Intellektuelle empfinden       Es ist unendlich wichtig, dass Kinder-
                                             diese nicht mehr als spießig.               gärten und Schulen einen Garten be-
  Vor Jahren eröffnete mir einmal ein Be-                                                ackern. Wir müssen dem Trend der
  sucher aus der Schweiz, dass ich in sei-   Gärten als Chance                           Naturentfremdung entgegen steuern,
  nem Heimatland wohl mindestens zwei        Wenn ich mit pessimistischem Unterton       wir dürfen die Vermittlung von Wissen
  Nachbarschaftsklagen am Hals hätte,        gefragt werde, was man denn tun kön-        über Natur und Lebensmittel nicht nur
  angesichts des „Wildwuchses“ auf mei-      ne angesichts der fortschreitenden Na-      dem Werbefernsehen oder dem Inter-
  nem naturnahen Grundstück. Dabei           turverarmung, so erkundige ich mich,        net überlassen.
  finde ich meinen Garten gar nicht ver-     ob man denn über ein freies Grund-

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Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
Obst und Gemüse                             material, erhöhen damit
aus dem eigenen Garten                      den Nährstoffgehalt des
Legen Sie sich einen Gemüsegarten an.       Bodens und ermöglichen
Der braucht nicht groß zu sein. Laien       die Ansiedlung von Bäu-
sind immer wieder erstaunt, was auf         men und Sträuchern. Letzt-
ein paar Quadratmetern Gartener-            endlich mündet alles in
de alles wächst. Sie erzeugen für sich      Wald, jedenfalls auf den
und ihre Nachkömmlinge giftspritzfreie      meisten Flächen in unseren
„Lebens“mittel, die diesen Namen auch       Breiten. Und den möchte
verdienen. Sie können dem Einheitsbrei      man natürlich im Garten
der industriehörigen EU-Sortenliste ein     verhindern.
Schnippchen schlagen, indem Sie alte
Nutzpflanzensorten anbauen. Eine der        Hecken im Garten
Bezugsquellen finden Sie unter:             Gartenhecken schaffen
    www.dreschflegel-saatgut.de             eine maßvolle Balance zwi-
                                            schen Kultur und Wildnis.
Eigene Gartenprodukte schenken Ge-          Leider verschwinden diese
schmackserlebnisse, die man nicht           Grundstückseinfassungen
mehr missen möchte. Träumen Sie von         immer mehr, weil sie nach
knackigem, delikatem, frisch geernte-       herrschender Volksmei-
ten Salat auf Ihrem Teller. Da können       nung „so viel Arbeit“ ma-
Sie auf industrielle Geschmacksverstär-     chen. Lassen Sie z. B. den
ker und künstliche Aromastoffe getrost      heimischen Weißdorn in
verzichten.                                 den Garten zurückkehren.
                                            Ich habe jede Menge da-
Unvergessliche Erlebnisse, vor allem        von, weil ich ihn wunder-
für Kinder, sind die ersten selbst gezo-    schön finde. Er grünt zeitig
genen Radieschen. Kein Vergleich zum        im Jahr und behält sein
Griff in das Discounterregal mit seinen     Laub bis in den Spätherbst
chemisch behandelten Produkten, die         hinein. Weißdornhecken
unter Plastik-, Metall-, und Papierverpa-   blühen, wenn sie nicht zu
ckungsmüll verschwinden.                    stark gestutzt werden. Sie
                                            liefern Nahrung und Un-
Gartenarbeit an frischer Luft befreit den   terschlupf für Vieles, was
Kopf und bewegt Muskeln, die Sie vor-       da kreucht und fleucht. Verzichten Sie                  Paula freut sich
her noch gar nicht kannten. Das spart       auf Thuja und Konsorten. Pflanzen Sie                   über den Ernteerfolg.
den Weg zum kostenpflichtigen Fitness-      einheimische Heckensträucher. Hecken                                 Foto: K. Kuhnen
Studio. Außerdem entschleunigt Gar-         aus dem oben gepriesenen Weißdorn
tenarbeit. Man schaltet ab, vergisst die    bieten einmalige Naturerlebnisse – und
Hektik des Alltages und findet zurück zu    das vor der Haustür!
Ruhe und Ausgeglichenheit. Do-it-your-
self-Bio hält fit und gesund.               Frieden im Garten                          Scharlatane aus Politik und Wirtschaft,
                                            Machen wir uns nichts vor: der Garten      die uns das täglich in den Medien weis-
Gartenarbeit sollte auf jeden Fall          ist ein Ort, wo die Natur reglementiert    machen wollen.
stressfrei bleiben. Bloß keine Jagd auf     und gezähmt wird. Aber man kann,
Ertragsrekorde, gehen Sie die Sache         wenn man will, weitgehend Frieden mit      „Erden“ wir unseren Nachwuchs. Das
locker an. Beispielsweise die „Unkraut-     der Natur schließen und geeignete Le-      hat nichts mit Blut- und Bodenpolitik zu
bekämpfung“. Lassen Sie abgeerntete         bensräume für Tiere und Pflanzen be-       tun. Ohne echte Naturerfahrungen ver-
Beete nicht zu lange unbedeckt. War-        reitstellen. Und außerdem noch viel für    lieren wir – im wahrsten Sinne des Wor-
um? Weil offene, rohe Böden in Win-         das eigene Wohlbefinden tun.               tes – die „Bodenhaftung“. In diesem
deseile die viel geschmähten Wildkräu-                                                 Sinne, packen Sie es an – ab 2012 und
ter auf den Plan rufen. Die sind darauf     Als Gärtner spüren sie hautnah den na-     in den folgenden Jahren. 
programmiert, rohe Böden schleunigst        türlichen Zyklus der Natur von Wachsen                                 Kurt Kuhnen
zu bedecken und bereiten so den Bo-         und Vergehen, von Blühen, Samen und
den für Grasbewuchs vor. Gräser wie-        Verwelken. Kein unendliches Wachs-
derum binden herabfallendes Pflanzen-       tum. Das gibt es nur für die lautstarken

                                                                                                            NATURZEIT.org 5
Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
IN & OUT im Garten
  von Rainer Gildhuis

                      IN                                          OUT
          Gänseblümchen im Rasen                 „Daisy-Killer": Geräte zum Ausstechen
              wachsen lassen                              von Gänseblümchen

        Salat aus Giersch, Löwenzahn,
                                                      sich über "Un-Kräuter" ärgern
               Bärlauch und Co.

         Wildkräuter im Garten haben                  sie als Unkräuter beschimpfen

               Wildblumenwiese                                  Golf-Rasen

           sich über Vögel freuen,
                                                       sich über Blattläuse ärgern
        wenn sie Blattläuse verspeisen

     natürliche Mittelchen oder gar keine              Gift im Garten (MEGA-out!!)

                Komposthaufen                                 Dünger kaufen

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          Leben und wachsen lassen
                                                         Zupfen, Jäten, Kratzen

         Wildgarten der Natur zuliebe            Hochglanzgarten der Nachbarn wegen

        Haben Sie noch weitere Ideen?                          Bitte melden!

  Schönes Buch zur Vielfalt der Kleingärten
  Paradies mit Laube
  Bei Schrebergärten denkt man zu-          es dem bekannten Gartenjournalisten
  erst immer noch an pedantische            Stefan Leppert, die wechselvolle Ge-
  Unkrauthasser, an millimeter-             schichte der Kleingartenbewegung in
  genaue Rasenkantenperfektionisten         Deutschland und die Entwicklung unter
  oder Offiziere der chemischen Gar-        unterschiedlichen sozialen Bedingun-
  tenkriegsführung. Dass Kleingär-          gen aufzuzeigen. In gut verdaulichen
  ten aber auch eine nicht zu unter-        Kapiteln werden z. B. die unterschied-
  schätzende ökologische, ästhetische       lichen Gärten im Ruhrgebiet und im
  und soziologische Vielfalt zu bieten      Osten Deutschlands und deren jewei-
  haben, zeigt ein schönes Buch von         lige Bedeutung für die Versorgung der
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  Während sich der landwirtschaftlich ge-   Erfahrungsberichte zeigen, wie unter-
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  ten Buch „Paradies mit Laube“ gelingt                      Dr. Thomas Hövelmann

6 NATURZEIT.org
Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
Wiesenweihe
Der erste Brutnachweis seit über 50 Jahren                                                                         im Flug.

                                                                                                                                         NABU-Kreisverband BOR
Die Wiesenweihe zu Besuch
                                                                                                                        Foto: K. Lütke
                                                                                                                          Sunderhaus

in der Heubachniederung
Es war schon eine kleine Sensation, als Mitglieder des NABU Coesfeld und die
Mitarbeiter der Biologischen Station Zwillbrock Mitte Mai 2011 ein Wiesen-
weihen-Pärchen bei der Brut im Naturschutzgebiet Heubachwiesen zwischen
Gescher-Hochmoor und Reken entdeckten. Nach über 50 Jahren ist dies der
erste Brutnachweis für den Kreis Borken und die Heubachniederung.

Die Wiesenweihe (Circus pygargus)          fig spektakulär im Flug übergeben. Das    werden die Biologischen Stationen der
ist ein Greifvogel aus der Familie der     Männchen übernahm es auch, durch-         Kreise Borken und Coesfeld gemein-
Habichtartigen. Sie hat – ähnlich wie      ziehende Rohrweihen, Mäusebussarde        sam mit dem NABU Coesfeld in der
ein Mäusebussard – eine beachtliche        und Krähen zu vertreiben.                 Heubachniederung ab Mai genaue Be-
Spannweite von ca. 1,1 bis 1,4 Metern,                                               obachtungen durchführen. Dabei soll
ist dabei aber deutlich schlanker und      Nach ca. 28 Bruttagen, am 21. Juni,       der Bestand von Rohr- und Wiesenwei-
leichter. Das Männchen ist grau mit        waren die ersten zwei und am 27. Juni     he ermittelt werden, um Maßnahmen
schwarzen Flügelspitzen und schwarzer      insgesamt vier Küken geschlüpft. Mit      zum Gelegeschutz zu ermöglichen. 
Flügelbinde sowie braun gestreifter Un-    zunehmender Nestlingsdauer betei-                       Elke Happe, Christian Prost
terseite. Das Weibchen ist dunkelbraun     ligte sich auch das Weibchen wieder
mit einem auffälligen weißen Bürzel.       an den Beuteflügen. Die Wiesenwei-
Die Wiesenweihe ist ein außerordent-       he gaukelt dazu in geringer Höhe mit
lich seltener Vogel, von dem in NRW        V-förmig gestellten Flügeln gern über
lediglich 30 bis 40 Brutpaare nachge-      Wiesenränder und stürzt sich auf Mäu-
wiesen sind. Deshalb ist die vom Aus-
sterben bedrohte Art streng geschützt
                                           se und Insekten. Dank der guten Fütte-
                                           rung gediehen die vier Küken präch-
                                                                                                      Einladung
und steht auf der Roten Liste der Brut-    tig und nach ca. 30 Tagen, am 22.Juli,                     zur Mitgliederversammlung
vögel in NRW.                              war das erste flügge. Seine Geschwister                     des NABU Kreisverbandes
                                                                                                              Borken e.V.
                                           folgten bald.
Als Bodenbrüter findet man die Wie-                                                                       Alle Mitglieder lade ich
senweihe im Moor- und Sumpfgelände,        Um künftig mehr über den Aufent-                                   herzlich ein zur
immer häufiger auch in offenem Ag-         halt und Verbleib der im Heubach ge-                       Jahres-Mitgliederversammlung
rarland. Dort brütet sie dann bevorzugt    schlüpften Wiesenweihen zu erfahren,
                                                                                                    am Sa., 24. März 2012,
in der Wintergerste. Umso erstaunli-       wurden sie mit freundlicher Genehmi-                        Beginn 17:00 Uhr,
cher ist es, dass sich das Pärchen in      gung der Unteren Landschaftsbehör-                    Vereinsheim des NABU Rhede,
der Heubachniederung eine Wiese als        de im Kreis Borken von Herrn Jöbges                    Lindenstraße 7 (nähe Aldi).
Brutplatz ausgesucht hat. Zum Schutz       (LANUV) am 13. Juli beringt. Die vier
                                                                                                 Tagesordnung:
des Geleges vereinbarte die Biologi-       Jungvögel blieben noch bis Mitte Au-                  1. Begrüßung der Mitglieder
sche Station, die das Gebiet natur-        gust am Brutplatz und machten sich
schutzfachlich betreut, mit dem sehr ko-   dann auf die weite Reise in ihr Über-                        Tätigkeitsbericht:
operativen Eigentümer der Wiese, den       winterungsgebiet südlich der Sahara in                2.     Berichte aus den Ortsgruppen
                                                                                                 3.     Kassenbericht
Bereich rund um das Nest weiträumig        Afrika.
                                                                                                 4.     Bericht der Kassenprüfer und
bei der Mahd auszusparen. Außerdem                                                                      Entlastung des Vorstandes
schützte ein Elektrozaun die Brut vor      Nicht nur auf ihrem Zug dorthin ist die               5.     Neuwahl eines Kassenprüfers
Füchsen und anderen Raubsäugern.           Wiesenweihe großen Gefahren aus-                      6.     Wahl der Delegierten zur LVV
                                           gesetzt. In unserer Region erleidet sie               7.     Verschiedenes
                                                                                                 8.     Vortrag über die aktive Natur-
Am 23. Mai 2011 lagen die ersten           häufig Brutverluste, da die Bodennester
                                                                                                        schutzarbeit des Kreisverban-
zwei Eier im Nest und am 30. Mai war       durch Erntemaschinen ausgemäht wer-                          des Borken e.V.
das Gelege mit fünf Eiern vollstän-        den. Will man die Wiesenweihe – aber
dig. In den folgenden Wochen brüte-        auch ihre Verwandte, die Rohrweihe
te das Weibchen allein und ließ sich in    – schützen, ist es zunächst besonders                       Rolf Souilljee
dieser Zeit vom Männchen mit Mäu-          wichtig, das Nest zu finden. Damit dies                           1. Vorsitzender
sen füttern. Dabei wird die Beute häu-     im Jahr 2012 erneut gelingen kann,

                                                                                                            NATURZEIT.org 7
Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
Exotisch anmutender Wildbienen-Parasit
NABU-Kreisverband COE

                          Kolibris an Frühblühern im Garten:
                          Die Hummelschweber
                          Kolibris in unseren Gärten? Das kann doch nicht sein. Natürlich sind die
                          eleganten Schwirrvögel aus Südamerika bei uns nicht zu erwarten. Aber
                          eine Nummer kleiner: Unter den großen, hummelähnlich stark behaarten
                          Fliegen gibt es vergleichbare Blütenbesucher.

                          Gemeint sind die Hummelschweber,
                          auch Wollschweber genannt (z. B. Bom-
                          bylius, zu einer eigenen Familie, den
                          Bombyliiden, gehörend). Sie sind leicht
                          an den dreieckförmig abgestellten Flü-
                          geln mit dunkler Binde am Vorderrand,
                          einem lang vorgestreckten Saugrüssel
                          und langen, dünnen Beinen zu erken-
                          nen. Im Flug werden die Hinterbeine
                          nach hinten gestreckt, die Füße stehen
                          oft hoch, Vorder- und Mittelbeine ragen
                          nach vorne. Hummelschweber können
                          auch für eine Schwebfliege gehalten
                          werden, Schwebfliegen klappen oder
                          ziehen jedoch ihren Rüssel ein und le-
                          gen im Flug die Beine an.

                          Hummelschweber sind Frühlingsbo-
                          ten. Sie fliegen am sonnigen Waldrand,
                          wenn die ersten Kräuter mit längeren
                          Kronröhren blühen (wie Gundermann,
                          Primeln oder Lerchensporn). Sie kom-      Spannend ist auch ihre Fortpflanzung.             Ein Hummelschweber beim
                          men gern auch in die Stadtgärten mit      Wichtig sind dafür Sandbienen, die an             Kolibri-ähnlichen Anflug an
                          einem entsprechenden Blumenange-          eher offenen Blüten Pollen und Nek-               Blaukissen im Garten.
                          bot wie Trauben-Hyazinthen, Garten-       tar sammeln. Die Tracht wird vor allem                        Foto: E. Schmidt
                          primeln oder Blaukissen. Sie schweben     an den lang behaarten Beinen zu dem
                          an die Blüten heran, rütteln vor ihnen    Nest getragen. Das Nest liegt in einer
                          und strecken den Rüssel in die Kron-      selbst gegrabenen Röhre im Sandbo-
                          röhre zum Nektarsaugen. Oft stützen       den, ist in der Stadt sogar in Pflaster-
                          sie sich mit den Vorderbeinen an der      ritzen angelegt. Dorthin kommen die
                          Blüte ab, können sich auch ganz an        Hummelschweber zur Eiablage. Typi-
                          die Blüte setzen, schwirren aber auch     scherweise haben sie am Hinterende         zunächst den Futterbrei aus durch Nek-
                          dann meistens noch mit den Flügeln.       mit einem Härchenkranz Sand aufge-         tar verklebten Pollen auf, den die Biene
                          Ruckartig, nicht so gleichmäßig wie       nommen. Der Sand beschmiert die aus-       für ihre Brut eingetragen hat. Nach der
                          Hummeln oder Bienen, wechseln sie         tretenden, klebrigen Eier. Sie werden      nächsten Häutung wird die Fliegenlar-
                          von Blüte zu Blüte, können auch eine      im Rüttelflug in den Röhren-Eingang        ve madenhaft und saugt die Bienen-Ma-
                          längere Strecke wie der Blitz durch-      geworfen, Kenner sprechen regelrecht       den von außen her aus. Die Fliegenlar-
                          sausen. Gern setzen sie sich zwischen-    vom Schießen in den Nesteingang. Die       ve überwintert im Bienennest und wird
                          durch an besonnte, bodennahe Blätter      Sandverkleidung der Eier läßt sie im       in der Bienenzelle zur Puppe. Sie trägt
                          (oder ähnliche Substrate), vor allem im   Umfeld verschwimmen (Tarnung), soll        Dornen am Vorderende und Borsten
                          Windschutz von Strauchgruppen. Es         aber auch vor Überhitzung durch den        am Hinterende, mit denen sie sich aus
                          ist spannend, sie zu beobachten. Zum      Sonnenschein schützen. Aus den Eiern       dem Bienennest herausarbeiten und die
                          Nachmittag hin werden die Ruhepau-        schlüpfen kleine, auf fünf Stummelfuß-     Bodenoberfläche erreichen kann. Dort
                          sen länger. Abends sind die Fliegen       Paaren behände kriechende Larven.          schlüpft der Hummelschweber und be-
                          verschwunden.                             Sie dringen in das Nest ein und fressen    ginnt das Leben als kleiner Kolibri.

                        8 NATURZEIT.org
Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
Die Wildbienen-Populationen werden         unterschiedlichen Wirten parasitieren.

                                                                                                                         NABU-Kreisverband COE
durch die Brutparasiten nicht wirklich     Darunter sind nicht nur verschiedene
geschädigt, Wirt und Parasit stehen in     Wildbienen-Arten, sondern auch Grab-
einem ausgewogenen Gleichgewicht.          wespen, selbst an Schmetterlingsrau-
Bei den Sandbienen parasitieren über-      pen gehen einige Arten (z.T. als Hyper-
dies auch noch Kuckucksbienen. Auf         parasit, d.h. nicht direkt an der Raupe,
den Blüten begegnen sich die Sandbie-      sondern an einer an der Raupe para-
ne und der Hummelschweber dagegen          sitierenden Schlupfwespenlarve). Im na-
kaum, denn die Sandbiene befliegt mit      turnahen, an Frühlingsblühern reichen
ihrem kurzen Rüssel Blüten mit leicht      Stadtgarten können wir die spannen-            Eine Sandbiene im Garten
zugänglicher Tracht (wie Obstbäume,        den Fliegen gut beobachten ebenso wie          an Hasenglöckchen mit ei-
Löwenzahn), der Hummelschweber be-         in Parks und am Waldrand, und uns an           nem dicken Pollenpaket an
vorzugt dagegen Blüten mit tieferen        der (oft kuriosen) Vielfalt des Lebendi-       den lang behaarten Hinter-
Kronröhren.                                gen erfreuen.                                 schienen.
                                                           Prof. Dr. Eberhard Schmidt                 Foto: E. Schmidt
Insgesamt haben wir bei uns etwa 100
z. T. wärmebedürftige Arten, die bei

Alternativen zur Naturzerstörung
Gärtnern ohne Torf – wie wär’s mit eigenem Kompost?
Hätten Sie es gewusst? In einer Hand       sucht – und es nie bereut. Die Kompostie-
voll gutem Kompost leben so viele          rung der Abfälle aus Küche (nur „Grün-
Organismen, wie es Menschen auf            zeug“ – keine Essenreste!) und Garten in
der Erde gibt! Und inzwischen gibt         einem Plastikgehäuse mag hier und da
es so viele Bücher, die das „braune        die Ersatzlösung sein.
Gold“ des Gärtners loben, beschrei-
ben und seine Herstellung und Ver-         Zurück zur industriell hergestellten Gar-
wendung im eigenen Garten erklä-           tenerde ohne Torf: Die Firma Neudorff
ren, dass man ganze Bücherregale           bietet gleich eine ganze Reihe verschie-
damit füllen könnte.                       dener torffreier Spezial- und Universa-
                                           lerden an. Neudorff ist offizieller NABU-
In meinem Plädoyer für den Kauf torf-      Kooperationspartner und auf der Website
freier Gartenerde in den letzten beiden    des Unternehmens sind die regionalen
Ausgaben der Naturzeit habe ich ver-       Bezugsquellen leicht zu finden.
sucht, dem verantwortungsbewussten                                                        So schön kann sich ein Kom-
„Naturgärtner“ Alternativen zur torfge-    Also, fragen Sie nach und recherchieren        posthaufen verstecken (o).
schwängerten Einheitserde aus Baumarkt     Sie – der Natur zuliebe! Und lesen Sie                    Foto: R. Gildhuis
oder Gartencenter aufzuzeigen. Erfreu-     genau, was drauf steht auf den Verpa-
lich, dass dieses Bemühen noch durch ei-   ckungen. Der Gipfel der Verbrauchertäu-        Der Stoff aus dem die Moore
nen Leserbrief von Ursula Baumanns un-     schung ist erreicht, wenn im Supermarkt        waren. (u.)
terstützt und ergänzt wurde.               fett die Buchstaben „BIO“ auf dem Sack                     Foto: K. Kuhnen
                                           prangen und trotzdem jede Menge Torf
Dass ein eigener Komposthaufen zur         drin ist. Diese Säcke bitte nicht bewegen.
Grundausstattung eines naturnahen Gar-     Und noch ein Tipp: Unter www.nabu.de/
tens gehört, dürfte sich herumgesprochen   themen/moorschutz finden Sie viel Inter-
haben. Nur wird bei vielen von uns, die    essantes zum Thema Moor. Und mit dem
gerne ihre eigene wertvolle Gartenerde     engagierten NABU-Moorexperten und
herstellen würden, der Schrumpfungspro-    bekennendem Berliner Felix Grützmacher
zess unserer Gärten hin zu Badetuchgrö-    über „sein“ Thema zu sprechen, ist ein
ße die Anlage eines Komposthaufens ver-    Vergnügen obendrein. 
hindern. Auf meinem 250 qm-Fleckchen                                    Rainer Gildhuis
habe ich es vor 17 Jahren dennoch ver-

                                                                                                     NATURZEIT.org 9
Naturnahe Gärten im Münsterland - NABU-Naturschutzstation Münsterland e. V.
Vielfalt durch Naturnähe – ein persönlicher Rückblick
NABU-Kreisverband COE

                          Spannender als Fernsehen:
                          				 ein Garten voller Vögel
                          Es ist ein Garten mit vielerlei Lebensräumen, vergessenen Ecken, Blumen
                          das ganze Jahr über und eben mit vielen Vögeln. Und so fing es an:

                          1979: Ein Neubaugebiet in Dülmen           ten Haubenlerchen (!) und „wippten“                Vögel in naturnahen Gärten
                          – auch wir wollen hier bauen. Einige       die Bachstelzen. Der aufgeschobene                 (v. l.).: Blaumeise, Grünfink,
                          Häuser sind schon bezogen; doch bei        Mutterboden-Blumenberg lockte vie-                 Grünspecht, Rotkehlchen,
                          uns gibt es rund um den Keller 800 m²      le Kleinvögel an. Insekten und Samen               Schwanzmeise.
                          Lehm und riesige Pfützen. Mit unserer      fanden sie hier reichlich, doch Woh-                            Foto: J. Baumanns
                          älteren Tochter – drei Jahre alt – besu-   nungen brauchten sie ja auch.
                          chen wir die Baustelle. Sogleich sind
                          zwei Mädchen da und wollen Kontakt         Die ersten Nistkästen – für Meise, Sper-
                          aufnehmen. Sie zeigen uns: Da woh-         ling und Hausrotschwanz – konnten wir
                          nen wir – „und ich habe eine Katze –       am Haus anbringen; die Bäume wa-
                          und ich einen Hund.“ Nur kurz können       ren noch zu klein, aber ein Stützpfahl
                          sie unsere Tochter beeindrucken, auch      konnte schon einen Nistkasten tragen.
                          sie kann „angeben“: „Und wir kriegen       Der Garten entwickelte sich gut: Bäume
                          da Vögel!“. Sie zeigt auf die Mondland-    und Sträucher veränderten das Bild und     Die Hausbegrünung aus Feuerdorn
                          schaft, die einmal ein Garten werden       schufen einen anderen Lebensraum.          und Efeu hielt unseren Keller trocken
                          soll. Lotte kannte ihre Eltern sehr gut.   Die Bachstelze verschwand – sie sucht      und lud Amseln, Heckenbraunellen,
                          Die behielten die Bedürfnisse der Vö-      offene Flächen – dafür kamen Vögel,        Singdrosseln, Zaunkönig und Schwanz-
                          gel bei der Gartengestaltung sehr wohl     die den Waldrand oder das Gebüsch          meisen zum Nestbau ein. Nahrung im
                          im Blick: Wildgehölze, Wasser, Blumen-     lieben. Bemerkenswert ist sicher, dass     Herbst gibt es hier reichlich.
                          wiese, Trockenmauern, Gemüsebeete,         bei uns seit ca. 20 Jahren drei Arten
                          auch fürs Rotkehlchen, das darauf war-     der Grasmücken brüten. Wir beobach-        Gift hat unser Garten nie gesehen. In-
                          tete, dass wir bei der Arbeit den Boden    ten die Gartengrasmücke gelegentlich,      sektennahrung für Vögel, Igel, Frösche,
                          „öffneten“ und Würmchen freilegten.        wie sie wie ein Kolibri reife Samenstän-   Molche und Waldeidechsen war und ist
                          Die Vögel kamen schneller als wir er-      de vom Gras umschwirrt, auf der Jagd       daher immer reichlich vorhanden und
                          wartet hatten: Auf dem Boden trippel-      nach Insekten.                             wir ernten trotzdem genug.

                                                                                                                Viele Gartenbewohner kommen an
                          Brutvögel in unserem Garten:               Nahrungsgäste in unserem Garten:           unseren Teich. Wildgehölze liefern
                          Blaumeise, Kohlmeise, Schwanzmei-          Sperber, Elster, Grünspecht, Bunt-         Nahrung und Nistmöglichkeiten; Tro-
                          se, Sumpfmeise, Rotkehlchen, Zaun-         specht, Dompfaff, Kleiber, Stieglitz,      ckenmauern bieten vielerlei Getier Un-
                          könig, Amsel, Singdrossel, Grün-           Bergfink, Birkenzeisig, Bluthänfling,      terschlupf. Die Insektenvielfalt erfreut
                          ling, Buchfink, Gartengrasmücke,           Weidenmeise, Tannenmeise, Hau-             nicht nur die Vögel. Samentragende
                          Mönchsgrasmücke, Klappergrasmü-            benmeise, Waldohreule, Ringeltaube         Gartenblumen bleiben auch im Win-
                          cke, Heckenbraunelle (3 x als Ku-                                                     ter stehen, z. B. Sonnenhut und Cos-
                          ckuckseltern), Feldsperling                                                           meen für Stieglitz und Grünfink. Der

                        10 NATURZEIT.org
Dompfaff ist ein Feinschmecker: Die          schaffen und Pflanzen und Tiere zu

                                                                                                                                     NABU-Kreisverband COE
noch unreifen, milchweißen Samen             schützen – nicht nur in unserem Gar-
vom Stiefmütterchen bekommen im              ten. Mit der Liebe zur Natur sind sie
Frühsommer die Jungen im Nest; flüg-         gründlich infiziert worden. 
ge geworden plündern die „Halbstar-                     Ursula und Jürgen Baumanns
ken“ die Beeren des Geißblattes.

Buchfinken sammeln erst im Frühjahr
die flauschigen Samenstände der Cle-
matis als Nahrung und zum Nest-Aus-                 Die vielfältige Hausbegrü-
polstern!                                           nung fördert die Artenviel-
                                                    falt.
Solche Beobachtungen und Erlebnisse                             Foto: J. Baumanns
waren für uns und vor allem für unse-
re Töchter immer spannend – span-
nender als Fernsehen! Sie haben en-
gagiert mitgeholfen, Lebensraum zu

Der „Auf-Spießer“ macht sich rar
Im September 2011 erschien in der            beit mit dem Naturschutzzentrum Coes-       selten gewordenen Vogels.
Coesfelder „Allgemeinen Zeitung“ ein         feld berichtet wurde. Das Foto zeigt die    AZ-Redakteur Detlef Scherle hat aus
Artikel mit der Überschrift „Das spießi-     beiden Hauptakteure Matthias Olthoff        diesem Anlass auch einen sehr poin-
ge Leben des Neuntöters“, in dem über        (l.) vom Naturschutzzentrum und Rein-       tierten Kommentar geschrieben, den
eine Kartierungsaktion des NABU-Kreis-       hard Trautmann vom NABU mit der ak-         er der NATURZEIT im Münsterland als
verbandes Coesfeld in Zusammenar-            tuellen Verbreitungskarte des bei uns       Gast-Beitrag zur Verfügung gestellt hat:

  Ersatz gibt‘s nicht zu kaufen

  Neuntöter? Bachneunauge? Laub-             auch unsere Bedürfnisse erfüllt wer-
  frosch? „Was habe ich davon?“ fragen       den. Sterben immer mehr Arten aus,
  sich viele Zeitgenossen und belächeln,     kann das ungeahnte Folgen haben für
  wenn sich Naturschützer für diese          das sensible Gefüge des Lebens – vor
  Tiere einsetzen, die Startbahnverlän-      allem auch für uns Menschen. Nie-
  gerungen, Gewerbegebietserweiterun-        mand würde auf die Idee kommen,
  gen oder Straßenneubauten weichen          bei seinem Automotor irgendwelche
  sollen. „Wir brauchen doch Industrie,      Teile auszubauen und wegzuwerfen,
  Arbeitsplätze, eine gute Infrastruktur     deren Nutzen sich ihm nicht sofort
  und Wachstum, sonst läuft der Laden        erschließt. Ähnlich willkürlich grei-
  nicht. Aber wer braucht schon Tiere        fen wir aber in die Natur ein, ohne die
  mit so komischen Namen?“ Nicht sel-        Folgen zu bedenken. Auch im Kreis
  ten gipfelt das dann in dem Ausspruch      Coesfeld haben wir schon viel zu viel
  „Menschen sind doch wohl wichti-           kaputt gemacht. Die Natur wurde in
  ger als Frösche“. Wer so argumentiert,     vergleichsweise winzige Reservate zu-
  lässt außer Acht, dass es die Natur ist,   rückgedrängt.
  die letztlich sogar besser ohne den        Wir haben allen Grund, die Reste
  Menschen auskommen kann. Aber              der Vielfalt, die es bei uns noch gibt,
  der Mensch kann nicht ohne die Na-         zu verteidigen. Denn „Ersatzteile“,                     Matthias Olthoff (l.) vom Na-
  tur, die ihm in einer atemberaubenden      wie beim Automotor, hat niemand                         turschutzzentrum und Rein-
  Vielfalt alle Ressourcen zur Verfügung     auf Lager.                                              hard Trautmann vom NABU
  stellt, die er benötigt. Die Biodiversi-                             Detlef Scherle,               mit der aktuellen Verbrei-
  tät, so nennen Fachleute die Vielfalt,                 Allgemeine Zeitung Coesfeld                 tungskarte des Neuntöters.
  ist letztlich der Garant dafür, dass die                                                                 Foto: AZ/Detlef Scherle
  Ökosysteme funktionieren und damit

                                                                                                            NATURZEIT.org 11
Gedanken über den Naturgarten
NABU-Kreisverband COE

                          Zwischen Giersch und Wilder Rose
                          – eine nicht alltägliche Gartenhecke
                          Was tun, wenn das gerade fertig bebaute Grundstück „volle Breitseite“ an einer wenn auch verkehrsberuhigten
                          Straße liegt? Maschendraht, Lattenzaun oder wilde Hecke? Na klar, es sollte ja schließlich ein „Naturgarten“ das
                          Haus umgrünen, und somit wurde die Hecke damals zum Startprojekt für unser grünes Wohnzimmer, wie man ja
                          gemeinhin einen hausnahen Wohlfühlgarten nennt. Ziel der Anlage war und ist die botanische Vielfalt und nicht
                          das Standort-Optimum.

                          Unsere rund 20 Meter lange Gartenhe-        Dafür sind neue hinzugekommen, denn         räume für unsere Mitgeschöpfe, son-
                          cke besteht aus 50 verschiedenen Ge-        der begeisterte Naturgärtner findet ja      dern auch ein endloses Experimentier-
                          hölzarten, vornehmlich einheimischen,       bekanntlich immer eine Lücke und sei        feld für den Gärtner.
                          und noch viel mehr Individuen. Dazu         sein Garten noch so „voll“.                 Schön wäre es übrigens, wenn die er-
                          gehört eine begleitende artenreiche         Habe ich mit meiner Aufzählung Lust         folgreiche NABU-Aktion „Offene Gär-
                          Kraut- und Blumenvegetation.                auf einen artenreichen, naturnahen          ten, Thema Naturnaher Garten“, die es
                          Im Laufe der nunmehr 17 Jahre haben         Garten geweckt? Ein Garten, in dem          vor einigen Jahren im Kreis Coesfeld
                          sich wenige Gehölze – wie der Sand-         Giftspritzen tabu ist und in dem mit der    gegeben hat, wieder aufleben würde.
                          dorn – verabschiedet, weil es ihnen         Natur und nicht gegen sie gearbeitet        Dazu demnächst vielleicht mehr. 
                          vielleicht doch zu bunt (eng) wurde.        wird, bietet nicht nur wichtige Lebens-                             Rainer Gildhuis

                            Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf botanische               sythie, Weigelie, Weinrebe, Wilder Wein, Efeu, Schling-Knö-
                            Korrektheit und ist, wie die Hecke selbst, bunt zusam-          terich, Clematis montana, Clematis vitalba, Wald-Geißblatt,
                            mengestellt:                                                    Liguster, Gold-Liguster, Wildrose, diverse Ramblerrosen, Bir-
                            Hainbuche, Rotbuche, Blutbuche, Weißdorn, Schwarzdorn,          ke, Ranunkel, Deutzie, Lavendel, Hortensie, Kirschlorbeer,
                            Eberesche, Mispel, Eibe, Stechpalme, Berberitze, Schneeball,    Blasenspiere,Salweide, Korkenzieherweide.
                            Hasel, Hartriegel, Johannisbeere, Stachelbeere, Himbeere,
                            Brombeere, Kornelkirsche, amerik. Traubenkirsche (Prunus        Mit ihrem Blühen erfreuen uns als Begleitung mehr
                            serotina) Seidelbast, Pfaffenhütchen, falscher Jasmin, Win-     als 50 Schönheiten aus der heimischen Kraut- und
                            terjasmin, Ahorn, Eiche, Faulbaum, Flieder, Felsenbirne, For-   Blumenflora – manchmal sogar der Giersch.

                                 Köstliche Früchte liefert die                  Wilde Hecke außen „hui“
                                 Hecke auch, nicht nur für die                  (oben) und innen noch
                                 Vögel.                                         schöner (rechts).
                                                                                           Fotos: R. Gildhuis

                        12 NATURZEIT.org
30 Jahre NABU Kreisverband Coesfeld

                                                                                                                                      NABU-Kreisverband COE
Am 11.09.2011 feierte der Kreis-          der Gründungsmitglieder Hans Haufe                 Stolz auf drei Jahrzehnte er-
verband Coesfeld sein 30-jähriges         und Winfried Rusch. Zu den weiteren                folgreiche Naturschutzarbeit:
Bestehen. Zuerst ging es jedoch ins       Gästen zählten Mitglieder vom NABU                 der NABU im Kreis Coesfeld.
Naturschutzgebiet „Plümer Feld“,          Kreisverband Warendorf, NABU Kreis-                           Foto: J. Baumanns
wo Hans Körholz einen kurzen              verband Steinfurt, NABU Haltern und
Überblick zur Entstehungsgeschich-        dem BUND, Kreis Coesfeld.
te gab.
                                          Fleißige Helfer sorgten mit Speisen
Mit regenfester Kleidung und bei leich-   und Getränken für das leibliche Wohl.
tem Nieselregen ging es über Pfade        Ideen und Informationen wurden aus-         des „Grünen Bandes“, ein Naturschutz-
zu den einzelnen Naturschutzflächen,      getauscht und an den aufgestellten          gebiet auf dem ehemaligen innerdeut-
wo in den Monaten April bis Juni die      Stellwänden waren Fotos und alte Pres-      schen Grenzstreifen.
Laubfrösche ihre Stimmen ertönen las-     seberichte angeheftet, die einen Ein-
sen. Der gemütliche Teil fand dann in     blick in die Naturschutzmaßnahmen           Herzlichen Dank auch an dieser Stelle
den Räumlichkeiten des Biologischen       der einzelnen Arbeitsgruppen seit Be-       – und auch noch einmal an alle Helfer,
Zentrums Lüdinghausen statt. Etwa 50      ginn des Kreisverbandes gaben. Der          die zu diesem gelungenen Fest ihren
Personen sind der Einladung gefolgt.      BUND Kreis Coesfeld überreichte ein         Beitrag geleistet haben. 
Erfreulich war auch das Erscheinen        überraschendes Geschenk: zwei Anteile

                                               Tagesordnung:                               9. Wahl der Kassenprüfer
               Einladung                       1. Feststellung der Beschlussfähigkeit      10. Wahl der Delegierten für die Landes-
                                               2. Wahl des Versammlungsleiters                 vertreterversammlung
        zur Mitgliederversammlung des          3. Tätigkeitsbericht des Vorstandes         11. Verschiedenes
      NABU Kreisverband Coesfeld e.V           4. Berichte über die Aktivitäten der Ar-
                                                   beitsgruppen                                        Für den Vorstand
          am Dienstag, 6. März 2012            5. Bericht des Kassenwartes und der               Dr. Jürgen Baumanns
            im Hotel „Zum Wildpferd“               Kassenprüfer                                         1. Vorsitzender
          Münsterstr. 52, 48249 Dülmen         6. Aussprache über die Punkte 3 bis 5
               Beginn 19:30 Uhr                7. Entlastung des Vorstandes
                                               8. Wahl des Vorstandes

                                                                                                        NATURZEIT.org 13
Wer gärtnern kann, ist klar im Vorteil
NABU Münster

                 Selbst versorgt mit dem NAJU-Garten
                 Haben Sie schon von den weltweiten Entwicklungen im Nahrungsmittelsektor gehört? Die Lebensmittelindustrie be-
                 merkt, dass Zucker und Fleisch im Einkauf knapp werden. Es ist weltweit attraktiver, Flächen für die Erzeugung von
                 Biosprit zu nutzen als in die Lebensmittelproduktion zu investieren.

                 Rapsanbau statt Weideland und Vieh-        nicht den Interessen bzw. Nutzungsge-    auch täglich. Belohnung? Schwelgen
                 haltung, Bioethanolproduktion statt        wohnheiten entspricht. Da hilft auch     in frischen Radieschen, Mangold, Zuc-
                 Zuckerherstellung – dieser Markt           das Argument der unberührten Natur       chini, Gurke, Kürbis, Salat, Möhre, To-
                 boomt, es gibt Geld zu verdienen.          nicht viel. Brennnesseln, Brombeer-      mate, Paprika, Kartoffel und … Was
                 Spinnt man diese Tatsache weiter,          ranken, Kaninchenlöcher ist die Ant-     fehlt noch im NAJU-Garten? Obst-
                 kommen irgendwann deprimieren-             wort der Natur auf Nicht-Pflege. Der     bäume, Beerensträucher, Küchenkräu-
                 de Gedanken an Lebensmittelknapp-          Holunder wird von der Brombeere er-      ter? Ein Sitzplatz, eine Gartenhütte,
                 heit, Preisanstieg, künstliche Produkte.   stochen, die Nessel erstickt, was sich   ein Teich? Ein Blumenbeet? Abwechs-
                 Da tröstet die Idee vom Selbstversor-      sonst am Boden regt und die Kanin-       lungsreichtum, Blütenfülle, Farbkleck-
                 ger mit dem guten alten „Pottstück”        chen fressen das, was Brennnessel und    se und Duftoasen erfreuen die Sinne
                 (Nutzgarten)! Wer selber Gemüse und        Brombeere nicht erlegen konnten. Auf     und machen es spannend. Rasen?
                 Kartoffeln anbauen kann, wird dann         einem solchen Grundstück Kindern         Wiese? Passionierte Gärtner bekom-
                 zu den Gesunden mit „richtigem” Es-        und Jugendlichen einen Zugang zur        men leuchtende Augen beim Gedan-
                 sen gehören. Ob Nutzgarten, Ziergar-       Natur zu eröffnen, ist schwierig, denn   ken an englischen Rasen – Natur-
                 ten oder Naturgarten – kontinuierliche     wer will schon gerne gestochen, ge-      freunde kräuseln die Nase und Kinder
                 Arbeit und Pflege machen einen Gar-        piekt oder verbrannt werden?             lieben ihre Wiese mit Löwenzahn,
                 ten zu dem, was er sein soll. Dabei ist                                             Margeriten, Klee, Sauerampfer, Gän-
                 eines wichtig: vorher überlegen, was       Brennnessel und Brombeere wird Ein-      seblümchen und unzähligen Flug- und
                 aus dem Garten werden soll! Nichts ist     halt geboten – sie bleiben in ihrer      Krabbeltieren. Welche Insekten besu-
                 ärgerlicher, arbeitsintensiver und über-   Ecke, und tun das, wofür sie in diesem   chen welche Blüte? Wann blüht wel-
                 flüssiger als eine Gartenanlage, die       Garten stehen: Sie sind Nahrungs-        che Pflanze? Ob unsere Kinder mit der
                                                                          pflanze für Raupen,        Lupe botanische und tierische Studien
                                                                          Futterpflanze für In-      anstellen oder einen bunten Strauß mit
                                                                          sekten und Nutzpflan-      nach Hause nehmen – Belohnung gibt
                                                                          ze für Leckermäuler        es in Hülle und Fülle, das ganze Jahr.
                                                                          (Brombeermarmela-
                                                                          de). Unser Hochbeet im     Statt Natur zu „gebrauchen” lernen
                                                                          NAJU-Garten schützt        schon die Kinder auf sie hören. Lernen
                                                                          vor Kaninchen- und         heißt nicht nur beobachten, zählen,
                                                                          Schneckenfraß. Das         aufzeichnen, es ist mehr als entde-
                                                                          Gemüsebeet ist Wind        cken, erforschen und erkennen. Ler-
                                                                          und Wetter ausgesetzt      nen in und von der Natur funktioniert
                                                                          und braucht regelmä-       nur mit Ausdauer, Zeit und Geduld.
                                                                          ßige Begutachtung,         Wer Interesse hat es zu lernen, möge
                                                                          Wasser und Pflege. Re-     die Verantwortung für einen Garten
                                                                          gelmäßig heißt nicht       übernehmen und wird für seine Arbeit
                                                                          „jeden Mittwoch von        mehrfach reich belohnt – in Obst, Ge-
                                                                          drei bis fünf”, sondern    müse, Blüten, Erholung und einer gu-
                                                                          mindestens jeden zwei-     ten Portion Zufriedenheit. 
                                                                          ten, dritten Tag – gern                                 Ellen Theis

                                                                              Obstbäume im
                                                                              NAJU-Garten.
                                                                                      Foto: M. Kimmina

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Abenteuer mit und in der Natur

                                                                                                                                    NABU Münster
Grünfrösche erobern
den NAJU-Garten
Die Naturschutzjugend des NABU Münster besitzt einen eigenen
1000qm großen urigen Garten in der Nähe des Wienburgparks. Dort
treffen sich jede Woche Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, die Lust ha-
ben, die Natur zu entdecken, die aktiv den Naturschutz unterstützen
wollen und Freude an Naturerlebnissen mit allen Sinnen haben.

So haben wir im letzten Frühling bei
herrlichem Wetter den schon etwas
eingewachsenen und morschen Bar-
fußpfad im Garten zu neuem Leben
erweckt. Mit viel Freude und Elan be-
freiten „die Grünfrösche“ (die Kinder-
gruppe der NAJU Münster) den Pfad
von Erde, Gras und Wildkraut. Da-
nach wurden die Umrandung erneu-
ert, Materialien zusammengesucht und
die einzelnen Felder neu bestückt. Beim
Umgang mit Handsäge, Spaten und
Rebschere konnte sich jeder auspro-
bieren und kam teilweise ganz schön
ins Schwitzen. Die Belohnung am Ende
war eine hervorragende, natürliche
Fußmassage, als wir alle nacheinander
über den neugestalteten Pfad laufen
konnten.                                    Apfelsaft aus den reifen Äpfeln zu pres-           Fußmassage nach
                                            sen. Dafür sammelten die Schüler gan-              getaner Arbeit.
Die Grünfrösche betätigen sich auch         ze Eimer voll mit Äpfeln. Diese wurden                      Foto: M. Kimminas
als Gärtner in unserem Garten. Im           dann in einer Apfelpresse zu Saft ver-
Frühling wird gesät und gepflanzt. Im       arbeitet. Jeder durfte mal kräftig drü-
Sommer werden die kleinen Pflänz-           cken und drehen, sodass für Jeden Ap-
chen gegossen, gepflegt und beob-           felsaft zum probieren abgefüllt werden
achtet. Dabei ist natürlich besonders       konnte. Unsere FÖJler und die Leiterin
spannend, welche Pflanze am schnells-       der Arbeitsgruppe Obstwiesenschutz         Falls Du auch Lust hast dich zu enga-
ten wächst, wie sie sich entwickeln und     haben uns dabei geholfen.                  gieren: die Kindergruppe „Die Grünfrö-
was sie außer unserer Ernährung noch                                                   sche“ (für Kinder zwischen 6 und 12
für weitere Bedeutung in unserem Le-        Im NAJU-Garten kann man noch vie-          Jahren) trifft sich einmal in der Woche
ben haben können. Zum Beispiel als          le weitere tolle Sachen entdecken und      je nach Jahreszeit im NAJU-Garten
Medizin oder auch als Pollenlieferant       erleben: Mal geht es um die Tiere in       oder im Umwelthaus, um Tiere zu be-
für Bienen. Am Ende der warmen Jah-         heimischen Wäldern, mal testen wir die     obachten, Pflanzen zu erforschen, um
reszeit, wenn die Früchte der Arbeit reif   Qualität des Wassers im angrenzenden       zu basteln oder zu experimentieren, um
sind, darf der Geschmackssinn getestet      Wienburgpark oder wir stellen selber       auf Entdeckungsreise zu gehen oder
werden. Dann ernten und essen wir all       recyceltes Papier her. Manchmal unter-     einfach um zu spielen und gemeinsam
das, was die Kaninchen uns bis dahin        nehmen die Grünfrösche auch klei-          am Lagerfeuer zu sitzen. Wir freuen
noch nicht weg gefuttert haben. Ende        ne Ausflüge. Im Mai hat uns Prof. Dr.      uns über engagierte Helfer und natür-
September wurden zum Beispiel die rei-      Klemm im Institut für Landschaftsökolo-    lich über neue Naturforscher für unsere
fen Äpfel von den Bäumen gepflückt          gie der Universität Münster empfangen,     Grünfroschgruppe! Alle weiteren Fra-
und direkt über dem Lagerfeuer in ei-       uns die Entstehung von Wetter erklärt      gen könnt ihr gerne an naju@nabu-
nem Topf zu Apfelmus gekocht – lecker!      und die Klimastation auf dem Dach des      muenster.de senden. 
Eine Woche später kam die Natur-AG          Instituts gezeigt.                                                          Ute Lüers
der Mauritzschule in den Garten, um

                                                                                                           NATURZEIT.org 15
Mittlerweile fast jeder Birnbaum befallen
NABU Münster

                 Birnengitterrost hat sich im
                 Münsterland breit gemacht
                 Seitdem in unseren Gärten verschiedene Wacholder Einzug gehalten ha-
                 ben, verbreitet sich der Wacholderrost, besser bekannt als Birnengitterrost,
                 rasant. Verursacher ist der Pilz Gymnosporangium sabinae, der in der Rin-
                 de von Wacholderarten überwintert.

                 Auf den spindelförmig verdickten        Gelegentlich entstehen an Fruchtstiel
                 Wacholderzweigen bilden sich Spo-       und Trieben krebsartige Verdickun-
                 renlager, die bei feuchtem Wetter im    gen. Bei sehr starkem Befallsdruck
                 April/Mai aufbrechen, ihre Sporen       zeigen sich auch auf den Früchten
                 ausstreuen und die Birnen infizie-      unappetitliche Gitterkörbchen. Be-
                 ren. Bei Temperaturen von 13°-15° C     sonders auffallend ist z. B. bei der im
                 und Feuchtigkeit – hier reicht schon    Münsterland sehr verbreiteten Birne
                 der Morgentau – keimen die Sporen       „Köstliche von Charneux“.
                 auf den Birnenblätter und nach neun
                 bis 26 Tagen zeigt sich die Infektion   Die Ausprägung des Befalls wird von
                 durch orangerote, bis zu 1 cm große     der Witterung zur Infektionszeit ver-
                 Flecken auf den Blattoberseiten. Auf    ursacht und kann deshalb von Jahr
                 den Blattunterseiten bilden sich ab     zu Jahr verschieden sein. 2010 wa-
                 August gelblich bis hellbraune Ge-      ren der April und Mai im Münster-
                 webewucherungen mit kegelförmigen       land sehr heiß und trocken, sodass
                 Gitterkörbchen, die dieser Birnener-    in diesem Jahr die Sporenlager auf
                 krankung den Namen geben. Sind          den Wacholderpflanzen vertrocknet
                 20-30 % der Blätter befallen, vermin-   sein dürften und deshalb fast kein
                 dert dies die Assimilationsleistung     Befall der Birnen auftrat. Vor allem
                 und kann durch das Abstoßen der         der Abstand der beiden Wirtspflan-
                 jungen Früchte bald nach der Blüte      zen zueinander beeinflusst den Grad
                 zu Ertragsausfällen führen. Wieder-     der Infektion. Heute wird angenom-
                 holt sich der hohe Infektionsdruck      men, dass sich die Sporen durch
                 über mehrere Jahre, beginnen die        Wind und Thermik bis zu 5 km weit
                 Birnbäume zu kränkeln, die Frucht-      ausbreiten können. Besonders anfäl-
                 barkeit geht zurück oder die Bäume      lige Wirtspflanzen sind verschiedene
                 sterben sogar ab.                       Sorten der folgende Wacholderarten:
                                                         Juniperus sabina, J. chinensis, J. foe-
                                                         tidissima, J oxycedrus, J. phoenicea,            Birnbaum in Blüte.
                                                         J. sphaerica und J. virginiana.                            Foto: K. Rietman

                                                         Die gelbliche Variante von Juniperus
                                                         chinensis steht heute in fast jedem
                                                         dritten Garten. Eine Lösung zur Ein-
                                                         grenzung der Verbreitung wäre die         J. horizontalis ebenso wie Lebens-
                                                         rigorose Entfernung der anfälligen        baum (Thuja spp.) und Scheinzypres-
                                                         Wacholderpflanzen aus den Gär-            se (Chamaecyparis spp.).
                                                         ten und das Angebot in den Baum-
                                                         schulen und Gartencentern auf die         Der Pomologenverein Deutschland
                                                         unproblematischen Wacholderarten          erarbeitet zurzeit eine Liste der zu
                                                         zu beschränken. In der Schweiz ist        meidenden Arten und Sorten. Weite-
                                                         das Inverkehrbringen von anfälligen       re Auskunft erteilt: Karin Rietman,
                                                         Juniperus-Arten bereits untersagt.        streuobst@muenster.de 
                                                         Tolerant sind z.B. der Gewöhnliche                                  Karin Rietman
                                                         Wacholder (Juniperus communis) und

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