NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland

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NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
3 0 .   J a h r g a n g   •   A u s g a b e   1   /   2 0 2 0   •   F r ü h l i n g

NATUR & UMWELT
i m         P a n n o n i s c h e n                                 R a u m

BIODIVERSITÄT
Artensterben
und Wandel
der Land
      ndschaft
          haft
                                                           NEUORIENTIERUNG
                                                             Forstinventur
                                                             in Zeiten des
                                                            Klimawandels

                                                          NATURSCHUTZBUND
                                                               Projekte zu
HANDLUNGSBEDARF                                             Fischotter und
Biologische Vielfalt                                         Wechselkröte
erhalten und
nachhaltig nutzen

    Biodiversität im Fokus
           Lebensgrundlage für Menschheit
                                   chheit
                  in akuter Gefahr
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
In dieser Ausgabe:
                                              Editorial                                Biologische Station Illmitz
                                         03   Mag. Hermann Frühstück              30   Freiwilliges Umweltjahr
                                              Biodiversität in der Krise?              Mobilitätszentrale Burgenland
                                         06   Prof. Dr. Thomas Wrbka
                                                                                  31   Radfahren und Gesundheit
 06   Artensterben, Landschaftswandel:
      Biodiversität in der Krise?        08   Erhalt der biologischen Vielfalt
                                                                                  32
                                                                                       Diözese Eisenstadt
                                                                                       Kirchturmtiere beobachten
                                              DI Stejskal-Tiefenbach, Mag. Igel
                                              Fachdienst Naturschutz                   Burgenländischer Forstverein
                                         10   Amtliche Sachverständige
                                                                                  33   Forsteinrichtung, Forstinventur
                                              Förderaktion Klimaschutz                 Burgenländischer Müllverband
                                         11   für burgenländische Gemeinden
                                                                                  34   NAREG trifft MA 48 in Wien
                                              Messungen bestätigen:                    WLV Nördliches Burgenland
                                         12                                       35   Versorgung in öffentlicher Hand
                                              Beste Luftgüte im Burgenland
                                              Energiemanagementsystem                  Innovationslabor act4.energy
                                         13                                       36   Auf dem Weg zur Energiewende
                                              ISO 50001-Zertifikat
                                              Biodiversität                            Burgenland Tourismus
                                         14                                       37   Abenteuer mit Sonne
                                              Mehr als Artenvielfalt
                                                                                       Naturparke Burgenland
                                                                                  38   Naturparkprogramm 2020

 15   Wird es um den Fischotter ruhig
      im Burgenland?                     15   Fischotter-Ombudsmann
                                              Fördertopf neu gefüllt
                                                                                  38
                                                                                       Welterbetag 2020
                                                                                       zu Gast in St. Margarethen
                                              Naturschutzbund-Projekt
                                         16   Kampagne für Wechselkröte
                                                                                                   n TITELFOTO:
                                              Naturschutzbund-Projekt             Fotokünstlerin Sabine KÖNIG
                                         17   Naturwaldinventar Bgld.                         aus Winden am See
                                                                                        konnte eine faszinierende,
                                                                                     frühsommerlich anmutende
                                                                                              Szenerie einfangen.
                                              BIO AUSTRIA Burgenland                 Der Hintergrund ist weniger
                                         18   Wissenschaftlich, humorvoll                sonnig: Es verschwinden
                                              Biolandgut Esterhazy                     immer mehr Lebensräume
                                         19   Biofeldtage erst 2021                        und mit ihnen die darin
                                                                                            vorkommenden Arten.
                                              Verein BERTA
                                         20   SuttenREICH Burgenland
                                                                                  Ein bedrohlicher Kreislauf, den
                                                                                     es möglichst schnell in sein
 20   SuttenREICH Burgenland:
      Comeback der Urzeitkrebse          22
                                              Naturpark Geschriebenstein
                                              Frühlingserwachen
                                                                                      Gegenteil umzukehren gilt.

                                              Naturpark Landseer Berge
                                         23   Kinder erforschen Natur
                                              Welterbe-Naturpark
                                         24   Entdecken, lernen, pflegen
                                              Naturpark Rosalia-Kogelberg
                                         25   Vieles neu im Naturpark
                                              Dreiländer-Naturpark Raab
                                         26   Weiden blühen, Bienen fliegen
                                              Naturpark in der Weinidylle
                                         27   Neues und Wiederkehrendes
                                              NP Neusiedler See – Seewinkel
                                         28   Exkursionen im Nationalpark
                                              Verein Initiative Welterbe
 28   Nationalpark Neusiedler See –
      Seewinkel: Exkursionsprogramm
                                         29   Umdenken statt umlernen

N+U 2
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
editorial

DAS ARTENSTERBEN IST
DER NEUE KLIMAWANDEL                                          Mag. Hermann Frühstück

    „Das Artensterben ist der neue Klimawandel“ –         durch ein sich änderndes Klima, dann sind alle Maß-
diese Aussage des Evolutionsbiologen und Biodiver-        nahmen, die im Hinblick auf den Klimawandel über-
sitätsforschers Matthias Glaubrecht habe ich unlängst     legt und angedacht werden, unnötig und umsonst.
in einem Artikel gefunden. „Wir verlieren gerade alle         Mittlerweile spricht man davon, dass in den letz-
Mitlebewesen, mit denen wir in den letzten Jahrmilli-     ten 50 Jahren die Anzahl der Wirbeltiere weltweit um
onen unsere Evolution geteilt haben“, sagt er weiter.     60 % zurückgegangen ist, in Österreich laut WWF
    Dadurch hatten sich auf unserer Erde Verbindun-       zwischen 1986 und 2015 sogar um 70 %. In unserer
gen, Vernetzungen und Abhängigkeiten aller Lebe-          Kulturlandschaft sollen laut der Vogelschutzorganisa-
wesen, aller Pilze, Pflanzen und Tiere, also aller Mit-   tion Birdlife in nur 20 Jahren 42 % der Brutvögel ver-
lebewesen des Menschen, entwickelt und es ist ein         loren gegangen sein. Bei den Insekten, die weltweit
fein ausgeklügeltes System entstanden, das wir als        60 % aller Tierarten ausmachen, ist es so ähnlich.
„Ökologisches Gleichgewicht“ bezeichnen. Dieses           In Mitteleuropa sind beispielsweise bis zu 68 % der
System ist zwar im Grunde sehr stabil, aber auch          Wildbienen gefährdet und 52 % der Tagfalter.
sensibel und verletzlich, vor allem, wenn die Zusam-          Wenn Insekten, wie Bienen, Schmetterlinge, Käfer
mensetzung der Arten, die dieses System ergeben,          etc., unsere Pflanzen nicht bestäuben, werden keine
nicht mehr in der ausreichenden Anzahl vorhanden          Früchte und Samen gebildet, schlimmstenfalls wach-
sind. Dies gilt für das große Ökosystem Erde mit sei-     sen nur noch Gräser, die vom Wind bestäubt werden.
nen Vegetationszonen, Ozeanen, Gebirgsketten und          Dadurch haben samen- und früchtefressende Tiere
Klimazonen, wie auch für jede kleinere und kleinste       keine Nahrungsgrundlage mehr, auch der Mensch
Einheit, wie z. B. ein Ökosystem See, Wiese, Wald         würde an Nahrungsmangel leiden. Das Nützlings-
oder Hecke.                                               Schädlings-Gleichgewicht würde nicht mehr gege-
    Nun sind diese Ökosysteme in den letzten Jahr-        ben sein, Schädlinge würden überhand nehmen. Da-
zehnten schwer beeinträchtigt worden, das einst sehr      runter hätte gerade die biologische Landwirtschaft zu
stabile Gleichgewicht droht zu kippen, aus der Waa-       leiden, würde unter Umständen verunmöglicht wer-
ge zu geraten. Die Folgen wären katastrophal und          den. Zuerst sterben die größeren Tiere, weil sie den
irreversibel, zumindest solange, bis sich wieder ein      Lebensraum verlieren bzw. sich nicht so gut auf neue
anderes Gleichgewicht einstellt. Der bekannte Natur-      Situationen einstellen können, später auch die kleine-
journalist Horst Stern hat einmal gesagt, dass „er sich   ren und kleinsten.
um die Natur keine Sorgen macht, denn diese wird in           Am Beispiel des bekannten und beliebten Weiß-
irgendeiner Weise weiter existieren, er macht sich nur    storchs möchte ich das kurz aufzeigen. In den Jah-
Sorgen um die Menschheit, ob diese so schwerwie-          ren 1955 bis 1974 ist der Bestand des Weißstorchs in
gende Beeinträchtigungen überstehen wird können.“         manchen Gegenden Deutschlands um 60 bis 100 %
    Derzeit ist alles auf den Klimawandel, die Klima-     zurückgegangen, d. h. in manchen Gebieten ist er so-
erwärmung mit ihren dramatischen Folgen sowie             gar ausgestorben. Ich selbst habe durch meine Un-
auf die Energiewende fokussiert. Das sind Themen,         tersuchungen am Weißstorch im Burgenland feststel-
die längst aufgegriffen gehörten, Maßnahmen sind          len müssen, dass gerade im Südburgenland, speziell
höchst notwendig, längst überfällig und kommen            in den Bezirken Güssing und Jennersdorf, der Be-
hoffentlich nicht zu spät.                                stand des Weißstorchs in den Jahren 1981 bis 1993
    Aber weit dramatischer und folgenschwerer ist         um 36 % zurückgegangen ist. So wie in Deutschland
das Artensterben, der Verlust der Artenvielfalt, der      war auch im Südburgenland der Verlust an Lebens-
seit Jahrzehnten zu beobachten ist. Das leise Ster-       und Nahrungsraum die Ursache. In großem Umfang
ben der Arten hat inzwischen ein Ausmaß erreicht,         sind feuchte Talwiesen entwässert und zu Feldern,
das nicht nur das Ökologische Gleichgewicht in ein-       meist Maisäckern, umgewandelt worden – so, wie
zelnen Lebensräumen und lokalen Ökosystemen be-           ich es selbst im Stremtal, im Pinkatal, im Lafnitz- und
droht, sondern allmählich auf die großen Ökosysteme       im Raabtal verfolgt und beobachtet habe. Wunder-
der Kontinente und der gesamten Erde überzugrei-          schöne Wiesen mit Weidenbüschen dazwischen sind
fen droht. Wenn diese Ökosysteme aus dem Gleich-          sukzessive verschwunden, wohl auch durch den
gewicht geraten, auch noch gefördert und verstärkt                              Fortsetzung auf Seite 5 ➔

                                                                                                              3 N+U
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
Impressum + Offenlegung                                                         Im ReUse-Shop geht so
                                                                                        manchem ein Licht auf!
   Verleger, Inhaber, Herausgeber:       • Die Zeitschrift transportiert
   • Verein der Burgenländischen         im wesentlichen die Inhalte des
                                                                                                                                        Große Auswahl und
   Naturschutzorgane – VBNO              Natur- und Umweltschutzes im
   Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt
                                                                                                                                        lauter tolle Sachen –
                                         Pannonischen Raum und dient als
   T 057 600 2812 (Karin Wild)
                                                                                                                                          gebraucht, bestens
                                         Sprachrohr sowie Koordinations-
   • Co-Herausgeber:
                                                                                                                                           erhalten und
                                         und Informations-Drehscheibe
   - Amt der Burgenländischen                                                                                                              super günstig.
                                         aller mit Natur- und Umweltschutz
   Landesregierung, Abteilung 4,         befassten burgenländischen Insti-                                                     In den ReUse-Shops erwarten
   Hauptref. Natur- und Klimaschutz      tutionen.Das gemeinsame Ziel ist                                                      dich Kleidung, Spielzeug,
   - Landesumweltanwaltschaft            die Gewährleistung einer verstärk-                                                    Sportartikel, Hausrat und
   Burgenland                            ten Zusammenarbeit und mehr                                                           andere Dinge. Stöbern in den
                                         Effizienz in der Arbeit für den                                                       guten alten Sachen macht
   Redaktionsbeirat:                     Natur- und Umweltschutz.                                                              sich bezahlt. Und mit ein
   Lois Berger,                                                                                                                bisschen Glück findest du
   Johann Binder,                        • „Natur & Umwelt im Pannoni-                                                         deinen persönlichen Schatz.
   Thomas Böhm,                          schen Raum” erscheint vier Mal
   Ernst Breitegger,                                                                                                           Die ReUse-Shops gibtʹs im
                                         pro Jahr und wird in enger Zusam-
   Hermann Fercsak,                                                                                                            ganzen Burgenland. Und
                                         menarbeit mit den folgenden
   Hermann Frühstück,                                                                                                          natürlich auf bmv.at
                                         Vereinen und Institutionen erstellt:
   Christian Horvath,
   Thomas Knoll,                         • Naturschutzbund Burgenland,
   Anton Koo,
                                         • Bgld. Naturschutzorgane,
   Alois Lang,
                                         • Verein B.E.R.T.A.
   Andreas Leitgeb,
                                         • Bio Austria Burgenland,
   Ernst Leitner,
                                         • Welterbe-Naturpark,
   Markus Malits,
                                         • NuP Rosalia-Kogelberg,
   Verena Münzenrieder                                                                             European Regional Development Fund
                                                                                                                                                 www.bmv.at
                                         • NuP Landseer Berge,
   Michael Niederkofler
                                         • NuP Geschriebenstein-Irottkö,
   Gottfried Reisner,
                                         • NuP In der Weinidylle,
   Nikolaus Sauer,
   Ramona Schmidt,
                                         • NuP Raab-Örsèg-Gori˘cko,
                                         • Bgld. Müllverband,
                                                                                Information für bgld. Umwelt-
   Thomas Schneemann,
   Andrea Sedlatschek,
   Doris Seel,
                                         • NP Neusiedler See – Seewinkel,
                                         • WLV Nördliches Burgenland
                                                                                Gemeinderätinnen und -räte
   Ernst Trettler,
                                         • Verein „Initiative Welterbe”             Unsere burgenländischen Umweltgemeinderätinnen
                                         • „Hianzenverein”                      und -räte sind wichtige Partner im Umwelt- und Natur-
   Thomas Zechmeister,
                                         • Burgenland Tourismus
   Markus Zechner                                                               schutz. Sie tragen den Gedanken des verantwortungs-
   Christine Zopf-Renner                 • Biolog. Station Neusiedler See
                                         • Diözese Eisenstadt                   vollen Umgangs mit unseren natürlichen Ressourcen in
                                         • Bgld. Forstverein                    die Gemeinden sowie zu den Bürgerinnen und Bürgern.
   Redaktion, Produktion:
   DIE SCHREIBMEISTER OG                 • Esterházy Betriebe                   Um ihrer Aufgabe gerecht zu werden, ist es von großer
   Manfred Murczek                       • Innovationslabor act4.energy         Bedeutung, sie regelmäßig über aktuelle Entwicklungen
   2491 Neufeld/L., Lisztgasse 2         • Forschung Burgenland                 und Initiativen zu informieren. Neben dem bestehenden
   T +43 676 6106297                     • Mobilitätszentrale Burgenland
                                                                                Format der „Informationsabende“ bekommen daher
   murczek@speed.at
                                         • „Natur & Umwelt im Pannoni-
                                                                                alle Umweltgemeinderätinnen und -räte ab sofort die
   www.schreibmeister.info
                                         schen Raum” ist ein grenzüber-         Zeitschrift „Natur & Umwelt im Pannonischen Raum“
   Auflage: 7.500 Stück                  schreitendes – A, HU, SK, SLO,         persönlich zugestellt.
                                         HR ... – Informationsmedium und            Ich wünsche Ihnen
   • Es wird ausdrücklich darauf         auch das offizielle Mitglieder-        ein informatives Lesever-
   hingewiesen, dass die Inhalte         magazin des Naturschutzbunds
                                                                                gnügen und danke Ihnen
   der Artikel nicht in allen Fällen     Burgenland. Mitgliedsgemeinden
                                         des Naturschutzbunds Burgen-
                                                                                von ganzem Herzen für
   die Meinung des Verlegers bzw.
   des Herausgebers wiedergeben.         land: Leithaprodersdorf, Stotzing,     Ihren wichtigen Beitrag,
   Für die Inhalte sind die jeweiligen   Müllendorf, Baumgarten, Gols,          den Sie zum Natur- und
   Autoren direkt verantwortlich.        Pöttelsdorf, Zemendorf-Stöttera,       Umweltschutz im Bur-
                                         Mattersburg, Forchtenstein,            genland leisten!
   • Bezahlte, redaktionell gestaltete   Eberau, Rohr i. Bgld., Ollersdorf,
   Anzeigen oder Beiträge, für die       Burgauberg-Neudauberg, Markt
   ein Druckkostenbeitrag geleistet      Allhau, Wolfau, Grafenscha-
   wurde, sind entsprechend              chen, Oberschützen, Bernstein,               Ihre Umwelt- und
   gekennzeichnet.                       Rechnitz, Mogersdorf, Neusiedl          Naturschutzlandesrätin
                                         am See, Tadten, Unterrabnitz-             Astrid EISENKOPF
                                         Schwendgraben, Draßmarkt.

N+U 4
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
Rückgang der Viehwirtschaft in         der Frühjahrsausgabe wollen wir       es nicht schaffen, uns von all die-
diesen Gebieten. Der Weißstorch        das Thema allgemein behandeln,        sen schön geredeten Illusionen zu
sozusagen als Indikator für die        die Sommernummer wird sich            befreien, werden wir keinen kla-
Güte von Trockenlegungen, soge-        speziell dem Artenschutz widmen,      ren Blick auf das bekommen, was
nannten Meliorationen.                 im Herbst wird die Artenvielfalt im   notwendig ist, um zu verhindern,
    In diesen Jahrzehnten, be-         Siedlungsraum, v. a. in den Berei-    dass noch mehr Arten aussterben.
ginnend nach Ende des Zweiten          chen rund ums Haus und in den         Es wird zwar so oder so kaum
Weltkriegs, wurde angesichts des       Gärten, im Fokus stehen und in        möglich sein, die großen, globalen
Flächengewinns in der Landwirt-        der Winterausgabe soll das The-       Entwicklungen aufzuhalten, aber
schaft durch umfassende Tro-           ma im Zusammenhang mit Land-          wenn wir weiterhin alle hierfür
ckenlegungen von Feuchtgebie-          und Forstwirtschaft betrachtet        maßgeblichen Probleme in post-
ten und Begradigung von Bächen         werden.                               faktischer Manier schön- oder gar
und Flüssen von der „Schaffung             Bekannte und anerkannte Ex-       wegreden und nur das tun, was
des 10. Bundeslands“ gespro-           pertinnen und Experten werden         nicht weh tut und leicht umsetzbar
chen. Die Intensivierung der Land-     Fachartikel zum Schwerpunkt-          ist, dann wird uns das dem Über-
wirtschaft, der Einsatz von immer      thema Biodiversität verfassen.        leben der Arten (uns eingeschlos-
mehr Dünge- und Spritzmitteln,         Selbstverständlich werden auch        sen) keinen Schritt näher bringen.“
die Verwendung von immer größe-        alle Partner unserer Zeitschrift          In diesem Sinne lasst uns be-
ren, schnelleren und leistungsstär-    ihre Beiträge in bewährter Manier     ginnen, setzen wir Maßnahmen
keren Maschinen, der Flächenver-       veröffentlichen, sodass wir Ihnen     und Schritte zum Wohle unserer
brauch durch das Ausweiten der         weiterhin attraktiven und hoch-       Natur, zur Erhaltung der Arten und
Siedlungen und die Vermehrung          qualitativen Lesestoff anbieten       Artenvielfalt und letztendlich zum
von       Infrastruktureinrichtungen   können.                               Nutzen von uns selbst, meint Ihr
führen zu immer mehr Lebens-               Abschließend noch ein Aus-
raumverlust und schlechteren           zug aus einem Artikel der Zeit-                Hermann FRÜHSTÜCK
Lebensbedingungen für unsere           schrift „ÖKO.L“, Ausgabe 3 – 4/                           Landesleiter
Mitlebewesen. Und das führte           2019, mit dem Titel „Können wir          Naturschutzorgane Burgenland
und führt zum Verlust von Biodi-       so weitermachen?“, verfasst von
versität, der Artenvielfalt und der    Michael Strauch von der Abtei-
Artenzahlen. Unsere Natur wird         lung Naturschutz beim Amt der
ärmer, ausgedünnter, empfind-          OÖ Landesregierung: „Es gibt
licher, instabiler und kränklicher.    kein Zurück mehr und wenn wir
    Die Stabilität der Ökosysteme
beginnt zu wanken, droht zu kip-
pen. Letztendlich leidet die Le-
bensqualität darunter, nicht nur
unserer Mitlebewesen, sondern
                                        Natur & Umwelt im Pannon. Raum
vor allem auch von uns Menschen.
    Ich wollte hier keine Horrors-          Einige technische Informa-       und Institutionen in bewährter
zenarien aufzeigen und Angst ma-        tionen zur künftigen Herausgabe      Weise weiterhin informative und
chen. Was ich schon wollte und          der Zeitschrift „Natur & Umwelt      lesenswerte Beiträge publizie-
will, ist Betroffenheit erzeugen,       im Pannonischen Raum“: Her-          ren. Und auch Sie, werte Lese-
damit endlich konkrete und effizi-      ausgeber, Inhaber und Verleger       rinnen und Leser, sind eingela-
ente Maßnahmen gegen das Ar-            der Zeitschrift „Natur & Umwelt      den, an der Gestaltung unserer
tensterben und für die Artenvielfalt    im Pannonischen Raum“ ist ab         Zeitschrift aktiv mitzuwirken,
gesetzt werden.                         der Ausgabe 1-2020 der „Ver-         sei es durch konstruktive Anre-
    Im Regierungsprogramm der           ein der Bgld. Naturschutzorgane      gungen und/oder Beiträge, wie
neuen Burgenländischen Lan-             (VBNO)“. Mitherausgeber sind         z. B. Leserbriefe.
desregierung sind Hinweise und          das Amt der Bgld. Landesre-              So wird es uns gemeinsam
Ansätze dafür genannt. Es gilt,         gierung, Abt. 4, Hauptreferat        gelingen, eine attraktive, wert-
diese in die Tat umzusetzen – von       Natur- und Klimaschutz, sowie        volle, interessante und inhalts-
uns allen. Die Regierung und der        die Landesumweltanwaltschaft         reiche Zeitschrift zu produzieren.
Landtag des Burgenlands werden          Burgenland.                          Davon sind wir überzeugt!
die rechtlichen und verwaltungs-            Als Landesleiter der Bgld.
technischen Voraussetzungen da-         Naturschutzorgane werde ich                 Hermann FRÜHSTÜCK
für schaffen, den Rest müssen wir       mich wieder vermehrt um die                            Landesleiter
selber machen.                          fachliche Betreuung der Zeit-         Naturschutzorgane Burgenland
    Die Zeitschrift „Natur & Um-        schrift kümmern. Die Qualität
welt im Pannonischen Raum“ hat          einer Zeitschrift lebt von deren               Manfred MURCZEK
deshalb in den vier Ausgaben            Inhalten. So werden alle betei-               Redaktion / Produktion
2020 bewusst die Biodiversität als      ligten Organisationen, Vereine                Natur & Umwelt i. P. R.
Schwerpunktthema gewählt. In

                                                                                                                  5 N+U
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
Artensterben, Landschaftswandel
   - die Biodiversität in der Krise?Teil 1                                                                       3

   Biodiversität wird oft mit Artenreichtum – also der Zahl unterschiedlicher Organismen-
   arten – eines Gebiets gleichgesetzt. Doch schon in der 1992 in Rio de Janeiro verabschie-
   deten Biodiversitätskonvention wurde festgelegt, dass dieses wichtige Konzept auch die
   Vielfalt von Lebensräumen und Ökosystemen beinhalten soll.

       Für den Naturschutz hat dies       oder gewerblich-industrielle Ak-      die aufgrund ihrer Seltenheit und
   zweierlei Konsequenzen: erstens        tivitäten oder die Siedlungs- und     Gefährdung einen hohen Natur-
   beschränkt sich der Katalog der        Verkehrsinfrastruktur eine Rolle.     schutzwert aufweisen. Als Bei-
   Schutzgüter nicht mehr auf Arten       Vielmehr weisen viele Kulturland-     spiele dafür ließen sich etwa die
   alleine, sondern muss auch deren       schaften auch noch ein erheb-         Weinterrassen des Rechnitzer
   Lebensstätten, also die Habitate       liches Maß an Relikten histori-       Weingebirges oder der Leithage-
   (auch: Biotope) umfassen. Zwei-        scher Landnutzungspraktiken und       birgshänge, Heckenlandschaften
   tens muss sich der Naturschutz         -traditionen auf, die in vielerlei    im Mittelburgenland und der an-
   nun auch mit der Frage der räum-       Hinsicht das gewohnte Bild un-        grenzenden Buckligen Welt oder
   lichen Verteilung von Landschafts-     serer Landschaften prägen, aber       die Wiesengebiete in den breiten
   elementen befassen, denn es            auch lokale „hot spots“ der Arten-    Flusstälern von Leitha, Lafnitz und
   kann große Unterschiede geben          vielfalt sein können.                 Strem anführen.
   zwischen Landschaften mit einer            Der Zusammenhang zwischen
   hohen Dichte artenreicher Le-          Biodiversität und Landschafts-        w Kulturlandschaften im Wandel
   bensräume und den sogenannten          struktur wird nachvollziehbar,            Was haben nun die genannten
   „ausgeräumten“       Agrarregionen     wenn man sich klar macht, dass        Kulturlandschaften gemeinsam?
   oder Forstplantagen. Dies wird         in den modernen, für den Einsatz      In erster Linie wohl die Tatsache,
   in der Wissenschaft als „Land-         immer größerer Maschinen „aus-        dass sich in ihnen trotz intensiver
   schaftsstruktur“ beschrieben und       geräumten“       Agrarlandschaften    Nutzung der eigentlichen land-
   in mitteleuropäischen Kulturland-      nur mehr eine Handvoll robuster       wirtschaftlichen      Kulturflächen
   schaften – wie beispielsweise den      Allerweltsarten ihr Auskommen         (Weingärten, Wiesen, Äcker) viele
   burgenländischen Naturparken –         hat. Andererseits finden sich in      störungsempfindliche Arten fin-
   weitestgehend von der Landnut-         den noch traditionell geprägten,      den, die an und in den Rändern
   zung bestimmt. Dabei spielt nicht      kleinteiligen      Kulturlandschaf-   und Grenzen der Nutzparzellen
   nur die aktuelle Intensität der In-    ten immer noch zahlreiche Arten       überleben konnten. Historisch
   anspruchnahme von Flächen für          an heimischen Wildtieren und          betrachtet, handelt es sich also
   landwirtschaftliche,      forstliche   -pflanzen, darunter nicht wenige,     zumeist um Grenzlinien, die der
                                                                                Abgrenzung oder Markierung
                                                                                des Landbesitzes oder einer Nut-
                                                                                zungseinheit dienten. Aus ökolo-
                                                                                gischer Sicht stellen solche Land-
                                                                                schaftselemente aber sogenannte
                                                                                „Ökotone“, also Übergangszonen
                                                                                zwischen unterschiedlichen Öko-
                                                                                systemen dar. Dies erklärt dann
                                                                                auch das Vorkommen von Tier-
                                                                                und Pflanzenarten mit höchst
                                                                                unterschiedlichen, z. T. sogar ge-
                                                                                gensätzlichen Lebensansprüchen
                                                                                auf engstem Raum. Während also
                                                                                beispielsweise auf Äckern wegen
                                                                                der regelmäßigen Bodenbearbei-
                                                                                tung, der Düngung und gegebe-
                                                                                nenfalls auch der Ausbringung
                                                                                von Bioziden nur sehr wenige,
                                                                                zumeist kurzlebige und nährstoff-
                                                                                liebende Pflanzenarten gedeihen,
                                                                                kann der dazwischenliegende
                                                                                schmale Feldrain eine wahre Fülle

N+U 6
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
an Organismen beherbergen. Die
Palette der Arten reicht dabei von
Wiesenblumen über magerkeits-
liebende Kräuter und Kleinsträu-
cher (z. B. Feld-Thymian) bis hin
zu echten botanischen Raritäten
der Trockenrasen. Verläuft ein
solcher Rain entlang einer Bö-
schung, wie dies bei terrassierten
Acker- und Weingartenfluren ja
der Fall ist, kann sich die Arten-
zahl noch erheblich erhöhen, weil
sich hier Lebensgemeinschaften
entwickeln können, die vor dem
Eintrag schädlicher Stoffe aus den
Nutzflächen zumindest teilweise
geschützt sind.
    Auch Hecken stellen ursprüng-
lich wohl Grenzstrukturen dar,
wurden sie doch an Parzellen-
grenzen als „lebende Zäune“ ge-
pflanzt, um die intensiver genutz-   n oben: typische Landschaftsform im Seewinkel
ten Flächen einzufrieden und sie     n unten: Iris sibirica auf einer Wiese bei Dt. Bieling, Südburgenland
solcherart vor dem Weidevieh zu      n linke Seite, unten: Im Frühling erwacht ein Weinberg im Südburgenland
schützen. In weiterer Folge haben
sich Baum- und Strauchhecken zu
echten Modellen für „multifunkti-    nell auch Fruchtsträucher genutzt     dar, deren ursprüngliche Habitate
onelle Landnutzung“ entwickelt.      (z. B. Dirndlstrauch – gelber Hart-   durch die Anlage der Weinterras-
Sie wurden regelmäßig „auf Stock     riegel) und entsprechend geför-       sen stark reduziert wurden. Aber
gesetzt“ also zurückgeschnitten,     dert. In vielen Fällen sind den       auch die Regulierung des Klein-
um     Brenn- oder Werkholz zu       Gehölzen der Hecken auch noch         klimas durch Wärmespeicherung
gewinnen. Je nach Häufigkeit und     Säume und Grasfluren vorgela-         ist ein nicht zu unterschätzender
Ziel dieser Holznutzung verän-       gert, die je nach Ausrichtung aus     Effekt, den auch wärmebedürftige
dert sich die Artenzusammenset-      feuchte- oder wärmeliebenden          Tierarten (z. B. Smaragdeidech-
zung, sodass man verschiedene        Arten – darunter zahlreiche Heil-     se und Schlingnatter) zu nutzen
Heckentypen (z. B. Haselhecken,      pflanzen bestehen. Die Lebens-        wissen.
Dornstrauchhecken) unterschei-       gemeinschaften vieler Hecken                            Text und Fotos
den kann. Zudem wurden traditio-     zeigen einen Übergangscharakter          Ass.Prof. Dr. Thomas WRBKA
                                     zwischen Wäldern und dem Of-                            Universität Wien
                                     fenland. Aus ökologischer Sicht             Dept. Botanik & Biodiversität
                                     können diese linearen Gehölz-
                                     strukturen daher als „doppelte             Teil 2 dieses Artikels lesen Sie
                                     Waldränder“ aufgefasst werden.              in der kommenden Ausgabe
                                     Hecken erbringen auch zahlreiche
                                     regulative Ökosystemdienstleis-
                                     tungen, wie beispielsweise Schutz
                                     vor Wind und Bodenerosion.
                                         Zuletzt seien noch jene Klein-
                                     strukturen erwähnt, die durch das     Über den Autor
                                     Aufschichten von Steinen zu Mau-      Ass.Prof. Mag.
                                     ern und Wällen oder das langfris-     Dr.     Thomas
                                     tige Deponieren von Lesesteinen       WRBKA       lehrt
                                     – etwa in Weinbaurieden – ent-        und forscht als
                                     standen sind. Auch solche Tro-        Vegetations- und
                                     ckenmauern und Lesesteinriegel        Landschafts-
                                     haben eine Fülle von landschaft-      ökologe       an
                                     sökologischen Funktionen, die         der Universität
                                     weit über deren ursprünglichen        Wien am Institut für Botanik und
                                     Zweck hinausgeht. Oftmals stel-       Biodiversität und ist Vorsitzender
                                     len sie Rückzugsgebiete für wär-      des Wissenschaftlichen Beirats
                                     meliebende- und trockenheits-         im Nationalpark Neusiedlersee –
                                     ertragende Tier- und Pflanzenarten    Seewinkel

                                                                                                               7 N+U
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
Handlungsbedarf für den
   Erhalt der biologischen Vielfalt
   Die biologische Vielfalt, der Begriff ist ein Synonym für die genetische Vielfalt und die
   Vielfalt an Arten und Ökosystemen, ist für unsere Wirtschaft und für unser Wohlergehen
   von grundlegender Bedeutung. Der Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen
   Vielfalt sind eine wichtige Grundlage, damit die Natur jene Güter und Leistungen bereit-
   stellen kann, von denen wir existenziell abhängen.

      Pflanzen, Tiere, Pilze und Mi-        wie der Zunahme der Schutzge-        w Erhalt und nachhaltige Nutzung
   kroorganismen versorgen uns mit          bietsflächen und der Flächen mit         Dass die Natur mit ihrer gesam-
   Sauerstoff, reinigen Wasser und          biologischer Landwirtschaft sowie    ten Vielfalt schutzwürdig ist, wur-
   Luft, speichern klimaschädliche          der     Agrar-Umweltmaßnahmen,       de schon vor Jahrzehnten erkannt
   Gase, stellen fruchtbare Böden           mit den internationalen Befun-       und als gesellschaftliche Aufgabe
   und Nahrung bereit, schützen vor         den. Der Erhaltungszustand der       festgelegt. 1993 trat das Über-
   Hochwasser und Erosion, liefern          Lebensraumtypen der Fauna-           einkommen der Vereinten Natio-
   Baustoffe, Fasern und viele an-          Flora-Habitat-Richtlinie ist für     nen über die biologische Vielfalt
   dere Materialien und nicht zuletzt       den Zeitraum 2013 – 2018 für         in Kraft. Es zielt auf den Schutz
   lebenserhaltende Medikamente.            44 % ungünstig-schlecht, für 35      und die nachhaltige Nutzung der
   Sie sind Grundlage für Erholung          % ungünstig-inadäquat und für 18     biologischen Vielfalt sowie den
   und Tourismus, Vorbilder für Ar-         % als günstig eingestuft. Bei den    Zugang und die faire Aufteilung
   chitektur, technische Innovationen       Arten ist die Situation wie folgt:   der Vorteile aus der Nutzung ge-
   und vieles mehr. Die biologische         34 % ungünstig-schlecht, 48 %        netischer Ressourcen ab. Die
   Vielfalt hat neben dem ökologi-          ungünstig-inadäquat und 14 %         196 Vertragsparteien des Über-
   schen somit auch einen erhebli-          günstig.                             einkommens haben im Rahmen
   chen sozialen und ökonomischen               Der Farmland Bird Index bildet   von nationalen Strategien Ziele
   Wert.                                    die Bestandstrends von charakte-     und Maßnahmen festzulegen, die
      Weltweit sind rund 25 % der           ristischen Vogelarten der Kultur-    zur Erreichung der globalen Ziele
   bewerteten Tier- und Pflanzen-           landschaft ab und ist rückläufig.    beitragen. Österreich ist seit 1994
   gruppen vom Aussterben bedroht.          Insgesamt sind 40 % der Be-          Vertragspartei. 2010 wurde bei
   Natürliche Ökosysteme sind im            stände seit 1998 verschwunden.       der Vertragsstaatenkonferenz in
   Schnitt um 47 % zurückgegan-             Für die Jahre 2013 – 2018 zeigt      der japanischen Provinz Aichi der
   gen. Der Verlust an Biodiversität        der Indikator eine Stabilisierung,   „Strategische Plan für Biodiver-
   wird neben dem Klimawandel als           allerdings auf niedrigem Niveau.     sität 2011 – 2020“ beschlossen.
   die bedeutendste globale Um-             Gezielte Schutzmaßnahmen für         Der Plan beinhaltet fünf strategi-
   weltbedrohung gesehen.                   Arten oder Lebensraumtypen,          sche Ziele, die durch 20 konkrete
      Die Situation in Österreich deckt     z. B. Großtrappe oder Moore          Handlungsziele, die sogenannten
   sich trotz positiver Entwicklungen,      wirken.                              „Aichi-Ziele“, spezifiziert werden.
                                                                                 Diese sollen den Verlust an bio-
                                                                                 logischer Vielfalt stoppen und
   n Intakte, mit biologischer Vielfalt ausgestattete                            sicherstellen, dass im Jahr 2020
   Lebensräume sind essentielle Grundlagen.                                      die Ökosysteme widerstandsfähig
                                                                                 sind und die essenziellen Öko-
                                                                                 systemleistungen für die gesamte
                                                                                 Menschheit bereitstehen.
                                                                                     Die     Biodiversitäts-Strategie
                                                                                 der Europäische Union defi-
                                                                                 niert als übergeordnetes Ziel für
                                                                                 2020: Aufhalten des Verlustes
                                                                                 an biologischer Vielfalt und der
                                                                                 Verschlechterung der Ökosys-
                                                                                 temdienstleistungen in der EU
                                                                                 und deren weitest mögliche Wie-
                                                                                 derherstellung bei gleichzeitiger
                                                                                 Erhöhung des Beitrags der Euro-
                                                                                 päischen Union zur Verhinderung

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des Verlusts an biologischer Viel-      Um die Herausforderungen und           Teil von relevanten und verwand-
falt weltweit.                          Erwartungen der verschiedenen          ten Fachstrategien oder Aktions-
    Die aktuelle Biodiversitäts-        Sektoren im Biodiversitätsschutz       plänen verstanden werden (z. B.
Strategie Österreich 2020+ ist hin-     zu diskutieren, startete das Bun-      Klimaschutz, Biodiversität & Ge-
sichtlich ihrer Ziele auch an den       desministerin für Klimaschutz,         sundheit etc.). Maximierung der
internationalen und EU-weiten           Umwelt, Energie, Mobilität, In-        Synergien und Vermeidung von
Zielen orientiert.                      novation und Technologie (BMK)         Zielkonflikten sind daher wesent-
w Bedeutung der Biodiversität ist       gemeinsam mit dem Umweltbun-           liche Prinzipien. Eine Intensivie-
von der Gesellschaft anerkannt;         desamt, weiteren Akteuren, Be-         rung der Schutzbemühungen wird
w Biodiversitätsforschung und           troffenen und Stakeholdern einen       entscheidend für den Status der
Biodiversitätsmonitoring sind           nationalen Dialog zur biologischen     Biodiversität und die Erhaltung
ausgebaut;                              Vielfalt, den „Biodiversitäts-Dialog   der Lebensgrundlagen in Öster-
w Land- und Forstwirtschaft             2030“.                                 reich sein. Die finale Erarbeitung
tragen zur Erhaltung und Verbes-             Im Herbst 2019 wurden in vier     und Diskussion über die konkre-
serung der Biodiversität bei;           Workshops mit etwa 200 Teilneh-        ten Ziele und Maßnahmen erfolgt
w Wildtierbestand und Fisch-            mern und Teilnehmerinnen alle          in Abstimmung mit der beim BMK
bestand sind an naturräumliche          wesentlichen Sektoren und Be-          ressortierenden Nationalen Biodi-
Verhältnisse angepasst;                 reiche in Bezug auf Biodiversität      versitäts-Kommission, in welcher
w Tourismus und Freizeit-               und Ökosystemleistungen behan-         alle beteiligten Sektoren, Akteure
aktivitäten erfolgen im Einklang        delt. Statements für die zukünf-       und Stakeholder vertreten sind.
mit Biodiversitätszielen;               tige Entwicklung aus sektoraler
w Energieversorgung erfolgt             Sicht wurden vorgetragen und                              Autorinnen
biodiversitätsschonend;                 Vorschläge für die Weiterentwick-        Maria STEJSKAL-TIEFENBACH
w Schadstoffeinträge sind               lung der nationalen Biodiversitäts-                     Viktoria IGEL
reduziert;                              Strategie intensiv diskutiert. Auf
w negative Auswirkungen                 diese Weise wurden erste Stra-                                       Fotos
invasiver gebietsfremder Arten          tegieelemente zu den Themen                               Bernhard GRÖGER
sind reduziert;                         Naturschutz, Klimaschutz, For-                             Umweltbundesamt
w biodiversitätsgefährdende             schung und Bildung (Workshop 1
                                                                                     LITERATUR- und QUELLENVERZEICHNIS
Anreize, einschließlich                 „Grundlagen“), zu Konsum, Mobi-                             auf Anfrage erhältlich bei:
Subventionen, sind abgebaut             lität, Tourismus/Freizeit, Gesund-                        DIE SCHREIBMEISTER OG
oder umgestaltet;                       heit,      Entwicklungszusammen-                                GF Manfred Murczek
                                                                                                      Tel.: +43 676 6106297
w Arten und Lebensräume sind            arbeit, Medien (Workshop 2                                 e-Mail: murczek@speed.at
erhalten;                               „Jede/Jeder ist Akteur“), zu Land-                           www.schreibmeister.info
w Biodiversität & Ökosystem-            wirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd,
leistungen sind in Raumordnung/         Fischerei (Workshop 3 „Nach-           Über die Autorinnen
Verkehr/Mobilität berücksichtigt;       haltige Landnutzung“) und in           DI         Maria
w Beitrag zur Bewältigung der           Workshop 4 „Integration in die         STEJSKAL-
globalen Biodiversitätskrise ist        Wirtschaft“ zu Energie, Verkehr,       TIEFENBACH,
geleistet.                              Raumplanung, Finanzwirtschaft,         Umweltbun-
    Ein Umsetzungsbericht zur           Industrie, Gewerbe und Bergbau         desamt, Team
Biodiversitäts-Strategie     Öster-     gesammelt. Neben zahlreichen           Naturschutz
reich 2020+ zeigt, dass eine Fülle      konkreten Vorschlägen wurde            & Biologische
von Maßnahmen bereits gesetzt           auch der Wunsch nach der Quan-         Vielfalt, unter-
worden ist. Die bewerteten (Unter)      tifizierbarkeit der Ziele mehrfach     stützt    aktuell
Ziele weisen auf einen weiteren         geäußert, um eine klare Evaluie-       das Bundesministerium für Klima-
Handlungsbedarf hin. Zwei von           rung der Zielerreichung sicher-        schutz bei der Entwicklung der
neun Evaluierungsparameter wur-         zustellen. Die Ergebnisse der          Biodiversitäts-Strategie 2030+.
den positiv bewertet; erfreulich ist,   Workshops werden derzeit aus-
dass fünf Parameter eine positive       gewertet und bilden die Basis für      Mag. Viktoria
Veränderung aufzeigen. Die Eva-         eine öffentliche Konsultation, die     IGEL, Umwelt-
luierungsparameter zur Situation        nach Bewältigung der Corona-           bundesamt,
von Arten und Lebensraumtypen           viruskrise starten wird.               Team       Natur-
zeigen allerdings keine positive             Darauf aufbauend soll die neue    schutz & Biolo-
Entwicklung.                            Biodiversitäts-Strategie für Ös-       gische Vielfalt,
                                        terreich entwickelt werden. Die        ist auf Vegeta-
w Neue Biodiversitäts-Strategie         Entwicklungen auf internationaler      tionsökologie
   Sowohl im Rahmen des Über-           sowie EU-Ebene betreffend neu-         und      Moorle-
einkommens über die biologische         er Biodiversitäts-Ziele für 2030       bensräume spezialisiert. Sie be-
Vielfalt als auch auf EU-Ebene          werden laufend in diesen Prozess       schäftigt sich mit EU-Naturschutz,
werden Biodiversitätsziele für das      einbezogen. Die neue nationale         Green Financing und Themen der
kommende Jahrzehnt erarbeitet.          Biodiversitäts-Strategie soll als      Biodiversität.

                                                                                                                           9 N+U
NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
Der Fachdienst Naturschutz an der Biologischen Station Neusiedler See

     Amtliche Sachverständige sorgen
     für Bewahrung der Biodiversität
         Die Biologische Station Neusied-      beitsplatz ist die Bezirkshauptmann-   mit: dem Interreg-Projekt Vogelwar-
     ler See in Illmitz ist eine nachgereih-   schaft Jennersdorf. Aufgrund seiner    te II, dem Stechmückenmonitoring
     te Dienststelle des Hauptreferats         langjährigen Erfahrung in der natur-   gemeinsam mit der VetMedUni Wien
     Natur-, Klima- und Umweltschutz           schutzfachlichen Planung ist ihm die   sowie einem internationalen Bar-
     und des Referats Naturschutz und          Abwicklung von Naturschutz-ange-       codingprojekt von Hautflüglern (Bar-
     Landschaftspflege des Amts der            legenheiten im Konsens mit den Pro-    coding = Artnachweis über geneti-
     Burgenländischen Landesregierung.         jektwerbern ein Anliegen. Er steht     sche Verfahren). Carina Suchentrunk
     Neben dem Bereich Wasserunter-            daher gerne bereits in der Planungs-   betreut auch die insektenkundliche
     suchungen bei Trinkwasser, Bädern,        phase von Projekten als Ansprech-      Sammlung an der Biologischen Sta-
     Teichen u. a. kümmert sich die Bio-       partner zur Verfügung. Weiters ist     tion Neusiedler See.
     logische Station durch naturschutz-       Mag. Möslinger auch Ansprechpart-
     fachliche Sachverständigentätigkeit       ner im Interreg-Projekt WeCon.
     bei Behördenverfahren um die Er-
     haltung der Artenvielfalt in unserem
     Land. Das Naturschutzgesetz und
     die Naturschutzverordnung sowie
     die     Schutzgebietsverordnungen,
     der Landesentwicklungsplan und
     verschiedene        Managementpläne,
     z. B. für Natura-2000-Gebiete, stel-
     len die Beurteilungsgrundlage für
     die naturschutzfachliche Bewertung
     von Änderungsverfahren in Bezug
     auf den Flächenwidmungsplan,
     Bauprojekten im Grünland, For-
     schungsvorhaben und Eingriffen in                                                n Carina Suchentrunk
     den Naturhaushalt aller Art für die
     Sachverständigen dar.                     n Markus Möslinger
         Derzeit sind vier Sachverständige                                            w Victoria Werner, MSc.
     für Naturschutz an der Biologischen                                                  Victoria Werner, MSc., arbeitet
     Station in Illmitz tätig. Sie stehen in   w Carina Suchentrunk, MSc.             seit Oktober 2018 als Amtssachver-
     engem Kontakt mit der Naturschutz-            Carina Suchentrunk, MSc., ist      ständige für Naturschutz an der Bio-
     behörde in der Landesregierung            seit Mai 2019 an der Biologischen      logischen Station Neusiedler See.
     bzw. den Naturschutzreferaten in          Station als Amtssachverständige im     Die Naturschutzfachfrau mit Spezi-
     den einzelnen Bezirkshauptmann-           Bereich Naturschutz mit Schwer-        alisierung auf Vegetationsökologie
     schaften sowie den Freistädten Rust       punkt Zoologie tätig. Die gebürtige    und Botanik ist hauptsächlich mit
     und Eisenstadt. Da es in den letzten      Donnerskirchnerin ist ausgebildete     Naturschutzangelegenheiten in den
     anderthalb Jahren zu drei Neuauf-         Wildtierökologin und hat ihren Inte-   drei Bezirken des Nordburgenlands
     nahmen gekommen ist, werden die           ressensschwerpunkt im Bereich In-      befasst. Dazu zählen u. a. die natur-
     Sachverständigen hier vorgestellt:        sekten und Amphibien. Sie betreut      schutzfachliche Begutachtung von
                                               vorrangig den Bezirk Oberpullen-       Flächenwidmungsplänen sowie von
     w Mag. Markus Möslinger                   dorf, weiters auch die Bezirke des     naturschutzrechtlich bewilligungs-
         Mag. Markus Möslinger ist seit        Nordburgenlands. Ihr Tätigkeits-       pflichtigen Vorhaben aller Art. Auf-
     Oktober 2019 als Amtssachverstän-         profil umfasst die Bewertung von       grund des vielfältigen Vorkommens
     diger für Naturschutz im Dienst des       Anfragen für Sammlungs- und Be-        von Gewässern (z. B. Leitha, Wul-
     Landes Burgenland tätig. Der fach-        tretungsgenehmigungen, Flügen mit      ka, Neusiedler See und Salzlacken)
     liche Schwerpunkt des gebürtigen          Drohnen sowie die Errichtung von       und anderen Feuchtlebensräumen
     Steirers liegt in den Bereichen des       Photovoltaik- und Außenbeleuch-        (z. B. Feuchtwiesen und Nieder-
     Pflanzenarten- und Lebensraum-            tungsanlagen.                          moore) im Hauptzuständigkeits-
     schutzes. Er betreut vorrangig die            Carina Suchentrunk arbeitet auch   gebiet liegt einer ihrer wesentlichen
     drei südlichen Bezirke Oberwart,          bei internationalen und nationalen     Arbeitsschwerpunkte im Feucht-
     Güssing und Jennersdorf. Sein Ar-         Projekten der Biologischen Station     gebietsschutz. Neben ihrer Tätig-

N + U 10
keit als Sachverständige betreut sie     Projekten in Europaschutzgebieten       w Kontaktaufnahme erwünscht
das vegetationsökologische Bewei-        zu seinen Aufgaben. Er bearbeitet           Sollten Sie selbst ein Vorhaben
dungsmonitoring im Nationalpark          hauptsächlich die drei nördlichen       verfolgen, das einen Einfluss auf
Neusiedler See – Seewinkel sowie         Bezirke Neusiedl am See, Eisen-         die Natur haben könnte (z. B. Bau-
die botanische Sammlung, das Her-        stadt-Umgebung und Mattersburg.         projekt im Grünland, betriebliche
bar, an der Biologischen Station.        Berufliche Schwerpunkte waren in        Drohnenflüge, die Errichtung einer
                                         den vergangenen Jahren das Prüfen       Photovoltaikanlage, die Entfernung
                                         von Auswirkungen im Bereich von         von Hecken in der freien Landschaft,
                                         Abbaustätten (z. B. Schotterabbau)      Errichtung eines Drainagegrabens,
                                         sowie naturschutzfachliche Heraus-      Verfüllung eines Grabens etc.), tre-
                                         forderungen im Bereich der Wind-        ten Sie bitte via E-Mail oder telefo-
                                         kraftnutzung. Gilbert Hafner betreut    nisch mit der Naturschutzbehörde in
                                         fachlich das Interreg-Projekt Vogel-    Eisenstadt bzw. den Bezirkshaupt-
                                         warte II und steht als Ansprechper-     mannschaften in Kontakt. Die Be-
                                         son für zoologische Fragestellungen     hörden stellen dann je nach Fachbe-
                                         zur Verfügung.                          reich und Bezirk den Kontakt zu den
                                                                                 genannten Sachverständigen oder
                                                                                 anderen Experten her. Ziel soll es
                                                                                 sein, dass Sie als Bürgerin und Bür-
                                                                                 ger bzw. Gemeindevertreterin und
                                                                                 Gemeindevertreter die Behörde be-
n Victoria Werner                                                                reits in der Vorplanungsphase über
                                                                                 ein Projekt informieren. Durch die
                                                                                 frühe behördliche Einbindung aller
w Gilbert Hafner, MSc.                                                           notwendigen Arbeitsgruppen gelingt
    Gilbert Hafner, MSc., ist seit De-                                           es dann zumeist, die Bewilligungs-
zember 2016 als Amtssachverstän-                                                 verfahren rasch und ohne Komplika-
diger für Naturschutz im Dienst des                                              tionen abzuwickeln.
Landes Burgenland tätig. Er studier-
te an der Universität für Bodenkultur                                                              Text und Fotos
„Wildtierökolgie und Wildtierma-                                                           Gilbert HAFNER, MSc.
nagement“. Sein fachlicher Schwer-                                                    Mag. Markus MÖSLINGER
punkt liegt im Bereich der Vogel-                                                 Carina SUCHENTRUNK, MSc.
kunde. Diesbezüglich zählt unter                                                         Victoria WERNER, MSc.
anderem das Prüfen von Plänen und        n Gilbert Hafner                        Mag. Dr. Thomas ZECHMEISTER

  Klimaschutz in burgenländischen Gemeinden
      Gemeinden sollen im Bereich der Energie-              der Energieerzeugung, der Sanierung und auch
  erzeugung, der Sanierung oder auch im Mobilitäts-         im Mobilitätsbereich eine Vorreiterrolle einnehmen.
  bereich eine Vorreiterrolle einnehmen. Gemeinsam          „Bei der Erarbeitung der Förderung haben wir be-
  mit der Forschung Burgenland und dem Regional-            sonderen Wert darauf gelegt, dass Maßnahmen
  management Burgenland (RMB) wurde dazu ein                kombiniert umgesetzt werden sollen, um eine effi-
  Maßnahmenpaket geschnürt, um Anreize für Inves-           ziente Abwicklung der Förderung sicherzustellen“,
  titionen in Energie- und Klimaschutzmaßnahmen in          betont Eisenkopf.
  den Gemeinden zu schaffen. Für diese Förderpe-
  riode stehen 1,7 Mio. Euro zur Verfügung. Förder-         n Präsentation der Förderaktion, die am 1. 2. 2020
  nehmer sollen burgenländische Gemeinden und               startete: Sodoma, Eisenkopf, Binder, Horvath (v. l.)
  Verbünde von Gemeinden bzw. Organisationen
  sein, die zu 100 % im Eigentum von burgenländi-
  schen Gemeinden stehen. Das neue EFRE-Förder-
  paket wurde im Jänner 2020 von LRin Mag.a Astrid
  Eisenkopf, Mag. (FH) Harald Horvath, GF RMB,
  und Prok. DI Johann Binder, Forschung Burgen-
  land GmbH, vorgestellt.
      Die neue Klima- und Energiestrategie des Lan-
  des legt 75 konkrete Maßnahmen in zehn themati-
  schen Feldern bis zum Jahr 2050 fest. Ein wichtiger
  Eckpfeiler der neuen Strategie sind die zahlreichen
  Maßnahmen im Wirkungskreis der Gemeinden.
  Burgenländische Gemeinden sollen im Bereich

                                                                                                                   11 N + U
Beste Luftgüte im Burgenland
     Die gesetzten Maßnahmen zeigen Wirkung, freut sich                              w Luftgütemessnetz ausgebaut
     Landesrätin Eisenkopf: Seit Beginn der Luftgütemessungen                           Im Jahr 1993 wurden in Ober-
     im Jahr 1993 waren die Werte noch nie so gut wie heute.                         wart und Eisenstadt die ersten
                                                                                     von der Burgenländischen Lan-
                                                                                     desregierung betriebenen Luft-
        2019 kam es an nur fünf Ta-              Auch Maßnahmen bei der              gütemessstellen errichtet. 1999
     gen zu einer Überschreitung des         Landwirtschaft würden zur po-           folgten eine Station in Kittsee und
     Grenzwertes für Feinstaub. „Zum         sitiven Entwicklung beitragen,          eine mobile Messstation, mit der
     Vergleich: Im Jahr 2003 hatten wir      beispielsweise die Verpflichtung,       Messungen im gesamten Land
     53 Überschreitungstage, jetzt sind      dass ausgebrachte Gülle oder            möglich sind. Mittlerweile sind
     wir bei fünf, also weniger als ein      Jauche innerhalb weniger Stun-          drei fixe – Kittsee, Eisenstadt und
     Zehntel“, zieht die für Natur- und      den in den Boden eingearbei-            Oberschützen – und drei mobi-
     Umweltschutz zuständige Lan-            tet werden muss. Eine weitere           le Messstationen im Burgenland
     desrätin, Mag.a Astrid Eisenkopf,       Maßnahme sei die Bestimmung             dauerhaft im Einsatz, um die Luft-
     Bilanz.                                 zur Verwendung von Streugut im          qualität zu überprüfen und die
        Die Gründe für die positive          Verkehrsbereich. Hier habe man          Bevölkerung sowie die Umwelt
     Entwicklung seien vielfältig, er-       Korngrößen und zugelassene              vor schädlichen Einflüssen durch
     klärt Eisenkopf. „Wir haben in          Stoffe festgelegt und außerdem          Luftverschmutzung zu schützen.
     den letzten Jahren eine Reihe von       eine rasche Reinigung der Stra-         Die mobilen Messstationen die-
     Maßnahmen zur Reduktion der             ßen vorgeschrieben.                     nen für Spezialmessungen – bei-
     Feinstaubbelastung getroffen und                                                spielsweise vor Straßenbaupro-
     diese damit sukzessive senken           w Moderne Heizungssysteme               jekten, zur Anlagenüberprüfung
     können.“                                   Auch der Tausch der Heizun-          oder in Kurorten.
                                             gen auf modernere Alternativen             Das Luftgüte-Referat des Lan-
     w LKW-Fahrverbote                       wird gefördert und trägt somit zu       des besteht derzeit aus einem
        „Ein Meilenstein war dabei die       Verbesserungen in der Luft bei.         vierköpfigen Team. Zu seinen Auf-
     Erlassung von Fahrverboten für          Dies sei eine wichtige Maßnahme,        gaben gehören die Überwachung
     LKW für bestimmte Abgasklas-            sei doch der Hausbrand neben            und Auswertung der Luftgüte-
     sen wie EURO 0, EURO I und              dem Verkehr erwiesenermaßen             Daten, das Warten und Betreuen
     EURO II bereits im Jahr 2016.           einer der Hauptverursacher für          der Luftgütemessstellen sowie die
     2019 haben wir Fahrverbote für          Feinstaubemissionen.                    Information der Bevölkerung im
     den LKW-Schwerverkehr an den                                                    Falle von Emissionsüberschrei-
     Grenzübergängen Klingenbach,            w Feinstaub-Maßnahmenkatalog            tungen. Informationen über die
     Deutschkreutz und Bonisdorf er-         wird evaluiert                          Luftqualität gibt es unter
     lassen und so die Luftverschmut-           Ziel ist es, die hohe Luftqualität          www.burgenland.at/themen/
     zung und Lärmbelästigung in den         zu halten und weiter zu verbes-                           umwelt/luftguete/
     Grenzgemeinden reduziert“, be-          sern. Daher wird eine Evaluierung                    per Teletext (621, 622)
     tont die Landesrätin.                   des Feinstaub-Maßnahmenkata-                    sowie von April bis Oktober
                                             logs durchgeführt. Damit beauf-             über Ozon per Telefontonband
                                             tragt wurde die Zentralanstalt für                         02682 600 2835
                                             Meteorologie und Geodynamik
                                             sowie die Emissionsforschung                In den Burgenländischen Sta-
                                             Austria. Eisenkopf: „Wir wollen         tionen werden Schadstoffe, wie
                                             durch die Evaluierung im Detail         Ozon, Stickstoffoxide, Feinstaub
                                             sehen, welche Maßnahmen gut             (PM10, PM2.5), Schwefeldioxid,
                                             gegriffen haben und wo wir noch         Kohlenstoffmonoxid, Staubdepo-
                                             nachschärfen müssen.“ Investiert        sition, BTEX (Benzol, Toluol, Ethyl-
                                             wird auch in die Modernisierung         benzol, Xylol), Benzo(a)pyren ge-
                                             der technischen Ausstattung des         messen, außerdem im Anlassfall
                                             Lüftgüte-Referats.                      weitere Stoffe wie Schwermetalle
                                                Darüber hinaus werden in             und Ammoniak. Diese Stoffe wur-
                                             nächster Zeit viele Maßnahmen           den als gesundheitsschädigend
                                             aus der Klimastrategie folgen, von      bzw. krebserregend eingestuft.
     n Freuen sich über gute Luftwerte –     denen natürlich auch die Luft-
     v. r. n. l.: Natur- und Umweltlandes-   güte profitieren wird, wie zum Bei-                         Quelle Text und Foto:
     rätin Mag.a Astrid Eisenkopf, Ing.in    spiel Heizungstausch, Förderung                       Bgld. Landesmedienservice
     Gabriele Wieger (Referat-Luftgüte)      der E-Mobilität und des Radver-
     und Johannes Schweiger, MSc             kehrs im Alltag.

N + U 12
n DI Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, DI Christian Rezner, Lead-Auditor von
TÜV Süd, Landesholding-Geschäftsführer Mag. Hans Peter Rucker und Landesrätin Maga Astrid Eisenkopf sowie
das für das EMS verantwortliche Projektteam mit dem ISO 50001-Zertifikat.

Energiemanagement geprüft
     Das Energiemanagementsys-        für uns bereits seit längerer Zeit     sauberen Energiezukunft. Gerade
tem (EMS) der Landesholding           ein zentrales Thema. Es geht um        für ein Unternehmen mit vielen
Burgenland erhielt durch die          Wirtschaftlichkeit, um Effizienz,      unterschiedlichen Betrieben – wie
österreichische Landesstelle des      aber natürlich auch um Verant-         die Landesholding Burgenland –
renommierten deutschen Prüf-          wortung gegenüber dem Land,            ist ein Energiemanagementsys-
instituts TÜV Süd das ISO             der Umwelt und den Menschen            tem daher Grundvoraussetzung,
50001-Zertifikat. Die für Klima-      aller Generationen, die bei uns        um die Energieeffizienz laufend
schutz im Burgenland zustän-          leben. Wir haben 2018 mit einer        verbessern zu können. Denn nur
dige Landesrätin, Maga Astrid         neuen Energiestrategie gestartet.      mit einem strukturierten Blick auf
Eisenkopf, sagte dazu: „ Die Zer-     Es freut mich, dass uns nun auch       Energieverbrauch und Energie-
tifizierung des EMS ist ein wich-     von renommierten Experten be-          kennzahlen lassen sich Einspar-
tiger Schritt, um das Burgenland      scheinigt wird, dass wir auf dem       potentiale identifizieren und die
klimaneutral zu machen.“              richtigen Weg sind.“                   entsprechenden Maßnahmen set-
                                          Die landeseigenen Unterneh-        zen, mit denen eindeutige Kosten-
w Landesklimastrategie                men des Burgenlands leisten            reduktionen verbunden sind.“
   Die kürzlich vorgestellte Lan-     einen wesentlichen Beitrag zum              DI Christian Rezner, Lead-
desklimastrategie – Natur & Um-       Klimaschutz – und das systema-         Auditor für Managementsysteme
welt im Pannonischen Raum be-         tisch und technisch gut, wie jetzt     und Umweltgutachter in der Zer-
richtete in der Ausgabe 4-2019        der TÜV Süd auch mit dem Zerti-        tifizierungsstelle des TÜV Süd in
ausführlich – ist mit über 75         fikat bestätigt. „Es zeigt sich ge-    Österreich, zeigte sich erfreut:
Klimaschutzmaßnahmen in den           rade beim Energiesparen einmal         „Ich freue mich sehr, die Einfüh-
verschiedensten Bereichen ein         mehr, dass wir Dinge besser tun,       rung eines Energiemanagement-
sehr konkreter Fahrplan für eine      wenn wir sie als Landesholding         systems gemäß ISO 50001 in der
klimafreundliche Entwicklung Bur-     gemeinsam und vernetzt tun“, so        Landesholding Burgenland mit
genlands. „Wenn wir von Klima-        Rucker.                                der Zertifikatsübergabe abschlie-
schutz im Burgenland sprechen,                                               ßen zu können. Zugleich freut es
dann dürfen wir nicht nur auf den     w Schlüsselelement Effizienz           mich, die Weiterentwicklung des
Einsatz und das Engagement der           Fachlich unterstützt wurde die      Managementsystems sowie die
Burgenländerinnen und Burgen-         Landesholding bei der ISO-Zertifi-     Erreichung der Ziele im Rahmen
länder hoffen, sondern müssen         zierung durch die Österreichische      der jährlichen Überwachungs-
auch selbst in der Landesverwal-      Energieagentur. Deren Geschäfts-       audits begleiten zu dürfen. Das
tung tätig werden“, so Eisenkopf.     führer, Peter Traupmann, betonte:      EMS der Landesholding wird bis
   Mag. Hans Peter Rucker, Ge-        „Mit weniger Energie dasselbe          zur Rezertifizierung in zwei Jahren
schäftsführer der Landesholding       Ergebnis oder sogar mehr errei-        regelmäßig kontrolliert.“
Burgenland, erklärte: „Klima-         chen – das ist Effizienz. Effizienz
                                                                                                 Quelle Text und Foto:
schutz und Energiesparen sind         ist ein Schlüsselelement einer
                                                                                           Bgld. Landesmedienservice

                                                                                                               13 N + U
Biodiversität: Mehr als Artenvielfalt
         Obwohl die Biodiversität ein breit    und zu Schäden im Erbgut und ver-         desto mehr Arten kommen in ihm
     gefächertes Themengebiet ist, wird        ringerter Fruchtbarkeit führen kann.      vor. Ökosysteme können u. a. Wäl-
     bei Diskussionen oft der Schwer-                                                    der, Flüsse oder Wiesen sein, bei der
     punkt auf das Gebiet der Artenviel-       w Artenvielfalt                           Betrachtung kleinräumiger Struktu-
     falt gesetzt. Gemäß der Biodiversi-           Die Voraussetzung für die der-        ren können aber etwa auch abge-
     tätskonvention ist die biologische        zeit bestehende Artenvielfalt ist die     storbene Baumstämme oder Was-
     Vielfalt jedoch die Variabilität unter    Aufspaltung einer Art in zwei unter-      serpfützen beinhaltet werden.
     lebenden Organismen und der öko-          schiedliche Arten. Dies kann etwa             Obwohl die Biodiversität am an-
     logischen Komplexe zu denen sie           dann vorkommen, wenn zwei Grup-           schaulichsten durch die Artenvielfalt
     gehören. Somit umfasst sie die Viel-      pen einer Art sich räumlich weiter        erklärt werden kann, stehen alle drei
     falt innerhalb und zwischen den Ar-       voneinander entfernen und/oder            genannten Faktoren miteinander in
     ten und die Vielfalt der Ökosysteme.      verschiedenen      Umweltbedingun-        Beziehung und sind für den Erhalt
                                               gen ausgesetzt sind. Im Zuge der          der Biodiversität von Bedeutung.
     w Genetische Vielfalt                     natürlichen Auswahl bilden sich in            Für die derzeitige Reduktion der
          Diese Vielfalt beruht darauf, dass   den Gruppen unterschiedliche ge-          Biodiversität spielen unterschied-
     sich Vertreter derselben Art in ihrem     netische Merkmale aus, was dazu           liche Gründe wie etwa der Klima-
     Erbgut unterscheiden. Diese Vari-         führt, dass sich die Gruppen gene-        wandel, die Ausbreitung von ge-
     abilität entsteht zum einem durch         tisch so sehr unterscheiden, dass         bietsfremden Arten, der Dünge- und
     die Neukombination der Gene bei           sie sich untereinander nicht mehr         Pestizideinsatz, sowie die Bodenver-
     der Fortpflanzung und zum anderen         fortpflanzen können und somit als         siegelung durch Siedlungs- und In-
     etwa durch Fehler bei der Zellteilung     unterschiedliche Arten angesehen          frastrukturbaumaßnahmen, welche
     (Mutationen). Die genetische Varia-       werden. Die Artenvielfalt wird von        zur Fragmentierung wichtiger Le-
     bilität ist Voraussetzung, damit sich     diversen Faktoren u.a. der Geologie       bensräume führt, eine Rolle.
     Lebewesen auf unterschiedliche            und dem Klima beeinflusst. Durch              Um der Forderung zum Schutz
     Umweltbedingungen anpassen kön-           die Vielseitigkeit der Landschaft in      der Biodiversität nachzukommen,
     nen. Die derzeitige Zersiedelung des      Österreich, welche von der panno-         ist es nötig alle drei genannten Be-
     Lebensraumes der Tiere begünstigt         nischen Tiefebene bis zum alpinen         reiche in den Schutzmaßnahmen zu
     jedoch die Bildung kleiner Populati-      Hochgebirge reicht, hat Österreich        beachten, wie es etwa in der Bio-
     onen. Zusätzlich können Individuen        eine relativ hohe Artenvielfalt. Die      diversitätskonvention, welche von
     derselben Art durch das Vorhan-             Artenanzahl in Österreich wird auf      Österreich 1993 ratifiziert wurde, der
     densein von Barrieren, zum Bei-              68.000 geschätzt, aufgeteilt auf       Fall ist. Darauf aufbauend wurde die
     spiel Straßen, von Wanderun-                   etwa 46.000 Tier- sowie 21.000       Biodiversitäts-Strategie Österreich
     gen zwischen den einzelnen                      Pflanzen- und Pilzarten.            2020+ ausgearbeitet, welche von
     Gruppen gehindert werden,                                                           der Nationalen Biodiversitäts-Kom-
     wodurch kein genetischer                          w Vielfalt der Ökosysteme         mission beschlossen wurde und in
     Austausch mehr stattfin-                              Ein Ökosystem besteht         einer Vielzahl von rechtlichen und
     den kann. Bei einer zu                              aus dem Lebensraum              politischen      Rahmenbedingungen
     kleinen       Populations-                           einer      Lebensgemein-       (FFH-Richtlinie, Vogelschutzrichtli-
     größe kann dadurch                                    schaft (Biotop) und den       nie, Wasserrahmenrichtlinie Natur-
     Inzucht      entstehen,                                 Lebensgemeinschaf-          schutzgesetze der Bundesländer, …)
     welche die Anpas-                                        ten von Lebewesen          eingebettet ist.
     sungsfähigkeit an                                          innerhalb des Bio-                                     Autorin
     Krankheitserre-                                              tops (Biozönose).            Mag.a Elisabeth BRAUNÖDER
     ger bzw. an sich                                               Je unterschied-              Amt d. Bgld. Landesregierung
     ändernde Um-                                                    licher       der                                   Grafik
     welteinflüsse                                                     Lebensraum                                wabe.design
     schwächen                                                          gestaltet ist,

                                                                                              ... SCHON GEHÖRT?
                                                                                                Datenaktualisierungen
                                                                                              haben ergeben, dass im
                                                                                               Burgenland mittlerweile
                                                                                               rund 40 % der Landes-
                                                                                              fläche unter Natur- bzw.
                                                                                            Landschaftsschutz stehen!

N + U 14
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