NATUR & UMWELT - Naturschutzbund Burgenland
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3 0 . J a h r g a n g • A u s g a b e 1 / 2 0 2 0 • F r ü h l i n g NATUR & UMWELT i m P a n n o n i s c h e n R a u m BIODIVERSITÄT Artensterben und Wandel der Land ndschaft haft NEUORIENTIERUNG Forstinventur in Zeiten des Klimawandels NATURSCHUTZBUND Projekte zu HANDLUNGSBEDARF Fischotter und Biologische Vielfalt Wechselkröte erhalten und nachhaltig nutzen Biodiversität im Fokus Lebensgrundlage für Menschheit chheit in akuter Gefahr
In dieser Ausgabe: Editorial Biologische Station Illmitz 03 Mag. Hermann Frühstück 30 Freiwilliges Umweltjahr Biodiversität in der Krise? Mobilitätszentrale Burgenland 06 Prof. Dr. Thomas Wrbka 31 Radfahren und Gesundheit 06 Artensterben, Landschaftswandel: Biodiversität in der Krise? 08 Erhalt der biologischen Vielfalt 32 Diözese Eisenstadt Kirchturmtiere beobachten DI Stejskal-Tiefenbach, Mag. Igel Fachdienst Naturschutz Burgenländischer Forstverein 10 Amtliche Sachverständige 33 Forsteinrichtung, Forstinventur Förderaktion Klimaschutz Burgenländischer Müllverband 11 für burgenländische Gemeinden 34 NAREG trifft MA 48 in Wien Messungen bestätigen: WLV Nördliches Burgenland 12 35 Versorgung in öffentlicher Hand Beste Luftgüte im Burgenland Energiemanagementsystem Innovationslabor act4.energy 13 36 Auf dem Weg zur Energiewende ISO 50001-Zertifikat Biodiversität Burgenland Tourismus 14 37 Abenteuer mit Sonne Mehr als Artenvielfalt Naturparke Burgenland 38 Naturparkprogramm 2020 15 Wird es um den Fischotter ruhig im Burgenland? 15 Fischotter-Ombudsmann Fördertopf neu gefüllt 38 Welterbetag 2020 zu Gast in St. Margarethen Naturschutzbund-Projekt 16 Kampagne für Wechselkröte n TITELFOTO: Naturschutzbund-Projekt Fotokünstlerin Sabine KÖNIG 17 Naturwaldinventar Bgld. aus Winden am See konnte eine faszinierende, frühsommerlich anmutende Szenerie einfangen. BIO AUSTRIA Burgenland Der Hintergrund ist weniger 18 Wissenschaftlich, humorvoll sonnig: Es verschwinden Biolandgut Esterhazy immer mehr Lebensräume 19 Biofeldtage erst 2021 und mit ihnen die darin vorkommenden Arten. Verein BERTA 20 SuttenREICH Burgenland Ein bedrohlicher Kreislauf, den es möglichst schnell in sein 20 SuttenREICH Burgenland: Comeback der Urzeitkrebse 22 Naturpark Geschriebenstein Frühlingserwachen Gegenteil umzukehren gilt. Naturpark Landseer Berge 23 Kinder erforschen Natur Welterbe-Naturpark 24 Entdecken, lernen, pflegen Naturpark Rosalia-Kogelberg 25 Vieles neu im Naturpark Dreiländer-Naturpark Raab 26 Weiden blühen, Bienen fliegen Naturpark in der Weinidylle 27 Neues und Wiederkehrendes NP Neusiedler See – Seewinkel 28 Exkursionen im Nationalpark Verein Initiative Welterbe 28 Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel: Exkursionsprogramm 29 Umdenken statt umlernen N+U 2
editorial DAS ARTENSTERBEN IST DER NEUE KLIMAWANDEL Mag. Hermann Frühstück „Das Artensterben ist der neue Klimawandel“ – durch ein sich änderndes Klima, dann sind alle Maß- diese Aussage des Evolutionsbiologen und Biodiver- nahmen, die im Hinblick auf den Klimawandel über- sitätsforschers Matthias Glaubrecht habe ich unlängst legt und angedacht werden, unnötig und umsonst. in einem Artikel gefunden. „Wir verlieren gerade alle Mittlerweile spricht man davon, dass in den letz- Mitlebewesen, mit denen wir in den letzten Jahrmilli- ten 50 Jahren die Anzahl der Wirbeltiere weltweit um onen unsere Evolution geteilt haben“, sagt er weiter. 60 % zurückgegangen ist, in Österreich laut WWF Dadurch hatten sich auf unserer Erde Verbindun- zwischen 1986 und 2015 sogar um 70 %. In unserer gen, Vernetzungen und Abhängigkeiten aller Lebe- Kulturlandschaft sollen laut der Vogelschutzorganisa- wesen, aller Pilze, Pflanzen und Tiere, also aller Mit- tion Birdlife in nur 20 Jahren 42 % der Brutvögel ver- lebewesen des Menschen, entwickelt und es ist ein loren gegangen sein. Bei den Insekten, die weltweit fein ausgeklügeltes System entstanden, das wir als 60 % aller Tierarten ausmachen, ist es so ähnlich. „Ökologisches Gleichgewicht“ bezeichnen. Dieses In Mitteleuropa sind beispielsweise bis zu 68 % der System ist zwar im Grunde sehr stabil, aber auch Wildbienen gefährdet und 52 % der Tagfalter. sensibel und verletzlich, vor allem, wenn die Zusam- Wenn Insekten, wie Bienen, Schmetterlinge, Käfer mensetzung der Arten, die dieses System ergeben, etc., unsere Pflanzen nicht bestäuben, werden keine nicht mehr in der ausreichenden Anzahl vorhanden Früchte und Samen gebildet, schlimmstenfalls wach- sind. Dies gilt für das große Ökosystem Erde mit sei- sen nur noch Gräser, die vom Wind bestäubt werden. nen Vegetationszonen, Ozeanen, Gebirgsketten und Dadurch haben samen- und früchtefressende Tiere Klimazonen, wie auch für jede kleinere und kleinste keine Nahrungsgrundlage mehr, auch der Mensch Einheit, wie z. B. ein Ökosystem See, Wiese, Wald würde an Nahrungsmangel leiden. Das Nützlings- oder Hecke. Schädlings-Gleichgewicht würde nicht mehr gege- Nun sind diese Ökosysteme in den letzten Jahr- ben sein, Schädlinge würden überhand nehmen. Da- zehnten schwer beeinträchtigt worden, das einst sehr runter hätte gerade die biologische Landwirtschaft zu stabile Gleichgewicht droht zu kippen, aus der Waa- leiden, würde unter Umständen verunmöglicht wer- ge zu geraten. Die Folgen wären katastrophal und den. Zuerst sterben die größeren Tiere, weil sie den irreversibel, zumindest solange, bis sich wieder ein Lebensraum verlieren bzw. sich nicht so gut auf neue anderes Gleichgewicht einstellt. Der bekannte Natur- Situationen einstellen können, später auch die kleine- journalist Horst Stern hat einmal gesagt, dass „er sich ren und kleinsten. um die Natur keine Sorgen macht, denn diese wird in Am Beispiel des bekannten und beliebten Weiß- irgendeiner Weise weiter existieren, er macht sich nur storchs möchte ich das kurz aufzeigen. In den Jah- Sorgen um die Menschheit, ob diese so schwerwie- ren 1955 bis 1974 ist der Bestand des Weißstorchs in gende Beeinträchtigungen überstehen wird können.“ manchen Gegenden Deutschlands um 60 bis 100 % Derzeit ist alles auf den Klimawandel, die Klima- zurückgegangen, d. h. in manchen Gebieten ist er so- erwärmung mit ihren dramatischen Folgen sowie gar ausgestorben. Ich selbst habe durch meine Un- auf die Energiewende fokussiert. Das sind Themen, tersuchungen am Weißstorch im Burgenland feststel- die längst aufgegriffen gehörten, Maßnahmen sind len müssen, dass gerade im Südburgenland, speziell höchst notwendig, längst überfällig und kommen in den Bezirken Güssing und Jennersdorf, der Be- hoffentlich nicht zu spät. stand des Weißstorchs in den Jahren 1981 bis 1993 Aber weit dramatischer und folgenschwerer ist um 36 % zurückgegangen ist. So wie in Deutschland das Artensterben, der Verlust der Artenvielfalt, der war auch im Südburgenland der Verlust an Lebens- seit Jahrzehnten zu beobachten ist. Das leise Ster- und Nahrungsraum die Ursache. In großem Umfang ben der Arten hat inzwischen ein Ausmaß erreicht, sind feuchte Talwiesen entwässert und zu Feldern, das nicht nur das Ökologische Gleichgewicht in ein- meist Maisäckern, umgewandelt worden – so, wie zelnen Lebensräumen und lokalen Ökosystemen be- ich es selbst im Stremtal, im Pinkatal, im Lafnitz- und droht, sondern allmählich auf die großen Ökosysteme im Raabtal verfolgt und beobachtet habe. Wunder- der Kontinente und der gesamten Erde überzugrei- schöne Wiesen mit Weidenbüschen dazwischen sind fen droht. Wenn diese Ökosysteme aus dem Gleich- sukzessive verschwunden, wohl auch durch den gewicht geraten, auch noch gefördert und verstärkt Fortsetzung auf Seite 5 ➔ 3 N+U
Impressum + Offenlegung Im ReUse-Shop geht so manchem ein Licht auf! Verleger, Inhaber, Herausgeber: • Die Zeitschrift transportiert • Verein der Burgenländischen im wesentlichen die Inhalte des Große Auswahl und Naturschutzorgane – VBNO Natur- und Umweltschutzes im Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt lauter tolle Sachen – Pannonischen Raum und dient als T 057 600 2812 (Karin Wild) gebraucht, bestens Sprachrohr sowie Koordinations- • Co-Herausgeber: erhalten und und Informations-Drehscheibe - Amt der Burgenländischen super günstig. aller mit Natur- und Umweltschutz Landesregierung, Abteilung 4, befassten burgenländischen Insti- In den ReUse-Shops erwarten Hauptref. Natur- und Klimaschutz tutionen.Das gemeinsame Ziel ist dich Kleidung, Spielzeug, - Landesumweltanwaltschaft die Gewährleistung einer verstärk- Sportartikel, Hausrat und Burgenland ten Zusammenarbeit und mehr andere Dinge. Stöbern in den Effizienz in der Arbeit für den guten alten Sachen macht Redaktionsbeirat: Natur- und Umweltschutz. sich bezahlt. Und mit ein Lois Berger, bisschen Glück findest du Johann Binder, • „Natur & Umwelt im Pannoni- deinen persönlichen Schatz. Thomas Böhm, schen Raum” erscheint vier Mal Ernst Breitegger, Die ReUse-Shops gibtʹs im pro Jahr und wird in enger Zusam- Hermann Fercsak, ganzen Burgenland. Und menarbeit mit den folgenden Hermann Frühstück, natürlich auf bmv.at Vereinen und Institutionen erstellt: Christian Horvath, Thomas Knoll, • Naturschutzbund Burgenland, Anton Koo, • Bgld. Naturschutzorgane, Alois Lang, • Verein B.E.R.T.A. Andreas Leitgeb, • Bio Austria Burgenland, Ernst Leitner, • Welterbe-Naturpark, Markus Malits, • NuP Rosalia-Kogelberg, Verena Münzenrieder European Regional Development Fund www.bmv.at • NuP Landseer Berge, Michael Niederkofler • NuP Geschriebenstein-Irottkö, Gottfried Reisner, • NuP In der Weinidylle, Nikolaus Sauer, Ramona Schmidt, • NuP Raab-Örsèg-Gori˘cko, • Bgld. Müllverband, Information für bgld. Umwelt- Thomas Schneemann, Andrea Sedlatschek, Doris Seel, • NP Neusiedler See – Seewinkel, • WLV Nördliches Burgenland Gemeinderätinnen und -räte Ernst Trettler, • Verein „Initiative Welterbe” Unsere burgenländischen Umweltgemeinderätinnen • „Hianzenverein” und -räte sind wichtige Partner im Umwelt- und Natur- Thomas Zechmeister, • Burgenland Tourismus Markus Zechner schutz. Sie tragen den Gedanken des verantwortungs- Christine Zopf-Renner • Biolog. Station Neusiedler See • Diözese Eisenstadt vollen Umgangs mit unseren natürlichen Ressourcen in • Bgld. Forstverein die Gemeinden sowie zu den Bürgerinnen und Bürgern. Redaktion, Produktion: DIE SCHREIBMEISTER OG • Esterházy Betriebe Um ihrer Aufgabe gerecht zu werden, ist es von großer Manfred Murczek • Innovationslabor act4.energy Bedeutung, sie regelmäßig über aktuelle Entwicklungen 2491 Neufeld/L., Lisztgasse 2 • Forschung Burgenland und Initiativen zu informieren. Neben dem bestehenden T +43 676 6106297 • Mobilitätszentrale Burgenland Format der „Informationsabende“ bekommen daher murczek@speed.at • „Natur & Umwelt im Pannoni- alle Umweltgemeinderätinnen und -räte ab sofort die www.schreibmeister.info schen Raum” ist ein grenzüber- Zeitschrift „Natur & Umwelt im Pannonischen Raum“ Auflage: 7.500 Stück schreitendes – A, HU, SK, SLO, persönlich zugestellt. HR ... – Informationsmedium und Ich wünsche Ihnen • Es wird ausdrücklich darauf auch das offizielle Mitglieder- ein informatives Lesever- hingewiesen, dass die Inhalte magazin des Naturschutzbunds gnügen und danke Ihnen der Artikel nicht in allen Fällen Burgenland. Mitgliedsgemeinden des Naturschutzbunds Burgen- von ganzem Herzen für die Meinung des Verlegers bzw. des Herausgebers wiedergeben. land: Leithaprodersdorf, Stotzing, Ihren wichtigen Beitrag, Für die Inhalte sind die jeweiligen Müllendorf, Baumgarten, Gols, den Sie zum Natur- und Autoren direkt verantwortlich. Pöttelsdorf, Zemendorf-Stöttera, Umweltschutz im Bur- Mattersburg, Forchtenstein, genland leisten! • Bezahlte, redaktionell gestaltete Eberau, Rohr i. Bgld., Ollersdorf, Anzeigen oder Beiträge, für die Burgauberg-Neudauberg, Markt ein Druckkostenbeitrag geleistet Allhau, Wolfau, Grafenscha- wurde, sind entsprechend chen, Oberschützen, Bernstein, Ihre Umwelt- und gekennzeichnet. Rechnitz, Mogersdorf, Neusiedl Naturschutzlandesrätin am See, Tadten, Unterrabnitz- Astrid EISENKOPF Schwendgraben, Draßmarkt. N+U 4
Rückgang der Viehwirtschaft in der Frühjahrsausgabe wollen wir es nicht schaffen, uns von all die- diesen Gebieten. Der Weißstorch das Thema allgemein behandeln, sen schön geredeten Illusionen zu sozusagen als Indikator für die die Sommernummer wird sich befreien, werden wir keinen kla- Güte von Trockenlegungen, soge- speziell dem Artenschutz widmen, ren Blick auf das bekommen, was nannten Meliorationen. im Herbst wird die Artenvielfalt im notwendig ist, um zu verhindern, In diesen Jahrzehnten, be- Siedlungsraum, v. a. in den Berei- dass noch mehr Arten aussterben. ginnend nach Ende des Zweiten chen rund ums Haus und in den Es wird zwar so oder so kaum Weltkriegs, wurde angesichts des Gärten, im Fokus stehen und in möglich sein, die großen, globalen Flächengewinns in der Landwirt- der Winterausgabe soll das The- Entwicklungen aufzuhalten, aber schaft durch umfassende Tro- ma im Zusammenhang mit Land- wenn wir weiterhin alle hierfür ckenlegungen von Feuchtgebie- und Forstwirtschaft betrachtet maßgeblichen Probleme in post- ten und Begradigung von Bächen werden. faktischer Manier schön- oder gar und Flüssen von der „Schaffung Bekannte und anerkannte Ex- wegreden und nur das tun, was des 10. Bundeslands“ gespro- pertinnen und Experten werden nicht weh tut und leicht umsetzbar chen. Die Intensivierung der Land- Fachartikel zum Schwerpunkt- ist, dann wird uns das dem Über- wirtschaft, der Einsatz von immer thema Biodiversität verfassen. leben der Arten (uns eingeschlos- mehr Dünge- und Spritzmitteln, Selbstverständlich werden auch sen) keinen Schritt näher bringen.“ die Verwendung von immer größe- alle Partner unserer Zeitschrift In diesem Sinne lasst uns be- ren, schnelleren und leistungsstär- ihre Beiträge in bewährter Manier ginnen, setzen wir Maßnahmen keren Maschinen, der Flächenver- veröffentlichen, sodass wir Ihnen und Schritte zum Wohle unserer brauch durch das Ausweiten der weiterhin attraktiven und hoch- Natur, zur Erhaltung der Arten und Siedlungen und die Vermehrung qualitativen Lesestoff anbieten Artenvielfalt und letztendlich zum von Infrastruktureinrichtungen können. Nutzen von uns selbst, meint Ihr führen zu immer mehr Lebens- Abschließend noch ein Aus- raumverlust und schlechteren zug aus einem Artikel der Zeit- Hermann FRÜHSTÜCK Lebensbedingungen für unsere schrift „ÖKO.L“, Ausgabe 3 – 4/ Landesleiter Mitlebewesen. Und das führte 2019, mit dem Titel „Können wir Naturschutzorgane Burgenland und führt zum Verlust von Biodi- so weitermachen?“, verfasst von versität, der Artenvielfalt und der Michael Strauch von der Abtei- Artenzahlen. Unsere Natur wird lung Naturschutz beim Amt der ärmer, ausgedünnter, empfind- OÖ Landesregierung: „Es gibt licher, instabiler und kränklicher. kein Zurück mehr und wenn wir Die Stabilität der Ökosysteme beginnt zu wanken, droht zu kip- pen. Letztendlich leidet die Le- bensqualität darunter, nicht nur unserer Mitlebewesen, sondern Natur & Umwelt im Pannon. Raum vor allem auch von uns Menschen. Ich wollte hier keine Horrors- Einige technische Informa- und Institutionen in bewährter zenarien aufzeigen und Angst ma- tionen zur künftigen Herausgabe Weise weiterhin informative und chen. Was ich schon wollte und der Zeitschrift „Natur & Umwelt lesenswerte Beiträge publizie- will, ist Betroffenheit erzeugen, im Pannonischen Raum“: Her- ren. Und auch Sie, werte Lese- damit endlich konkrete und effizi- ausgeber, Inhaber und Verleger rinnen und Leser, sind eingela- ente Maßnahmen gegen das Ar- der Zeitschrift „Natur & Umwelt den, an der Gestaltung unserer tensterben und für die Artenvielfalt im Pannonischen Raum“ ist ab Zeitschrift aktiv mitzuwirken, gesetzt werden. der Ausgabe 1-2020 der „Ver- sei es durch konstruktive Anre- Im Regierungsprogramm der ein der Bgld. Naturschutzorgane gungen und/oder Beiträge, wie neuen Burgenländischen Lan- (VBNO)“. Mitherausgeber sind z. B. Leserbriefe. desregierung sind Hinweise und das Amt der Bgld. Landesre- So wird es uns gemeinsam Ansätze dafür genannt. Es gilt, gierung, Abt. 4, Hauptreferat gelingen, eine attraktive, wert- diese in die Tat umzusetzen – von Natur- und Klimaschutz, sowie volle, interessante und inhalts- uns allen. Die Regierung und der die Landesumweltanwaltschaft reiche Zeitschrift zu produzieren. Landtag des Burgenlands werden Burgenland. Davon sind wir überzeugt! die rechtlichen und verwaltungs- Als Landesleiter der Bgld. technischen Voraussetzungen da- Naturschutzorgane werde ich Hermann FRÜHSTÜCK für schaffen, den Rest müssen wir mich wieder vermehrt um die Landesleiter selber machen. fachliche Betreuung der Zeit- Naturschutzorgane Burgenland Die Zeitschrift „Natur & Um- schrift kümmern. Die Qualität welt im Pannonischen Raum“ hat einer Zeitschrift lebt von deren Manfred MURCZEK deshalb in den vier Ausgaben Inhalten. So werden alle betei- Redaktion / Produktion 2020 bewusst die Biodiversität als ligten Organisationen, Vereine Natur & Umwelt i. P. R. Schwerpunktthema gewählt. In 5 N+U
Artensterben, Landschaftswandel - die Biodiversität in der Krise?Teil 1 3 Biodiversität wird oft mit Artenreichtum – also der Zahl unterschiedlicher Organismen- arten – eines Gebiets gleichgesetzt. Doch schon in der 1992 in Rio de Janeiro verabschie- deten Biodiversitätskonvention wurde festgelegt, dass dieses wichtige Konzept auch die Vielfalt von Lebensräumen und Ökosystemen beinhalten soll. Für den Naturschutz hat dies oder gewerblich-industrielle Ak- die aufgrund ihrer Seltenheit und zweierlei Konsequenzen: erstens tivitäten oder die Siedlungs- und Gefährdung einen hohen Natur- beschränkt sich der Katalog der Verkehrsinfrastruktur eine Rolle. schutzwert aufweisen. Als Bei- Schutzgüter nicht mehr auf Arten Vielmehr weisen viele Kulturland- spiele dafür ließen sich etwa die alleine, sondern muss auch deren schaften auch noch ein erheb- Weinterrassen des Rechnitzer Lebensstätten, also die Habitate liches Maß an Relikten histori- Weingebirges oder der Leithage- (auch: Biotope) umfassen. Zwei- scher Landnutzungspraktiken und birgshänge, Heckenlandschaften tens muss sich der Naturschutz -traditionen auf, die in vielerlei im Mittelburgenland und der an- nun auch mit der Frage der räum- Hinsicht das gewohnte Bild un- grenzenden Buckligen Welt oder lichen Verteilung von Landschafts- serer Landschaften prägen, aber die Wiesengebiete in den breiten elementen befassen, denn es auch lokale „hot spots“ der Arten- Flusstälern von Leitha, Lafnitz und kann große Unterschiede geben vielfalt sein können. Strem anführen. zwischen Landschaften mit einer Der Zusammenhang zwischen hohen Dichte artenreicher Le- Biodiversität und Landschafts- w Kulturlandschaften im Wandel bensräume und den sogenannten struktur wird nachvollziehbar, Was haben nun die genannten „ausgeräumten“ Agrarregionen wenn man sich klar macht, dass Kulturlandschaften gemeinsam? oder Forstplantagen. Dies wird in den modernen, für den Einsatz In erster Linie wohl die Tatsache, in der Wissenschaft als „Land- immer größerer Maschinen „aus- dass sich in ihnen trotz intensiver schaftsstruktur“ beschrieben und geräumten“ Agrarlandschaften Nutzung der eigentlichen land- in mitteleuropäischen Kulturland- nur mehr eine Handvoll robuster wirtschaftlichen Kulturflächen schaften – wie beispielsweise den Allerweltsarten ihr Auskommen (Weingärten, Wiesen, Äcker) viele burgenländischen Naturparken – hat. Andererseits finden sich in störungsempfindliche Arten fin- weitestgehend von der Landnut- den noch traditionell geprägten, den, die an und in den Rändern zung bestimmt. Dabei spielt nicht kleinteiligen Kulturlandschaf- und Grenzen der Nutzparzellen nur die aktuelle Intensität der In- ten immer noch zahlreiche Arten überleben konnten. Historisch anspruchnahme von Flächen für an heimischen Wildtieren und betrachtet, handelt es sich also landwirtschaftliche, forstliche -pflanzen, darunter nicht wenige, zumeist um Grenzlinien, die der Abgrenzung oder Markierung des Landbesitzes oder einer Nut- zungseinheit dienten. Aus ökolo- gischer Sicht stellen solche Land- schaftselemente aber sogenannte „Ökotone“, also Übergangszonen zwischen unterschiedlichen Öko- systemen dar. Dies erklärt dann auch das Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten mit höchst unterschiedlichen, z. T. sogar ge- gensätzlichen Lebensansprüchen auf engstem Raum. Während also beispielsweise auf Äckern wegen der regelmäßigen Bodenbearbei- tung, der Düngung und gegebe- nenfalls auch der Ausbringung von Bioziden nur sehr wenige, zumeist kurzlebige und nährstoff- liebende Pflanzenarten gedeihen, kann der dazwischenliegende schmale Feldrain eine wahre Fülle N+U 6
an Organismen beherbergen. Die Palette der Arten reicht dabei von Wiesenblumen über magerkeits- liebende Kräuter und Kleinsträu- cher (z. B. Feld-Thymian) bis hin zu echten botanischen Raritäten der Trockenrasen. Verläuft ein solcher Rain entlang einer Bö- schung, wie dies bei terrassierten Acker- und Weingartenfluren ja der Fall ist, kann sich die Arten- zahl noch erheblich erhöhen, weil sich hier Lebensgemeinschaften entwickeln können, die vor dem Eintrag schädlicher Stoffe aus den Nutzflächen zumindest teilweise geschützt sind. Auch Hecken stellen ursprüng- lich wohl Grenzstrukturen dar, wurden sie doch an Parzellen- grenzen als „lebende Zäune“ ge- pflanzt, um die intensiver genutz- n oben: typische Landschaftsform im Seewinkel ten Flächen einzufrieden und sie n unten: Iris sibirica auf einer Wiese bei Dt. Bieling, Südburgenland solcherart vor dem Weidevieh zu n linke Seite, unten: Im Frühling erwacht ein Weinberg im Südburgenland schützen. In weiterer Folge haben sich Baum- und Strauchhecken zu echten Modellen für „multifunkti- nell auch Fruchtsträucher genutzt dar, deren ursprüngliche Habitate onelle Landnutzung“ entwickelt. (z. B. Dirndlstrauch – gelber Hart- durch die Anlage der Weinterras- Sie wurden regelmäßig „auf Stock riegel) und entsprechend geför- sen stark reduziert wurden. Aber gesetzt“ also zurückgeschnitten, dert. In vielen Fällen sind den auch die Regulierung des Klein- um Brenn- oder Werkholz zu Gehölzen der Hecken auch noch klimas durch Wärmespeicherung gewinnen. Je nach Häufigkeit und Säume und Grasfluren vorgela- ist ein nicht zu unterschätzender Ziel dieser Holznutzung verän- gert, die je nach Ausrichtung aus Effekt, den auch wärmebedürftige dert sich die Artenzusammenset- feuchte- oder wärmeliebenden Tierarten (z. B. Smaragdeidech- zung, sodass man verschiedene Arten – darunter zahlreiche Heil- se und Schlingnatter) zu nutzen Heckentypen (z. B. Haselhecken, pflanzen bestehen. Die Lebens- wissen. Dornstrauchhecken) unterschei- gemeinschaften vieler Hecken Text und Fotos den kann. Zudem wurden traditio- zeigen einen Übergangscharakter Ass.Prof. Dr. Thomas WRBKA zwischen Wäldern und dem Of- Universität Wien fenland. Aus ökologischer Sicht Dept. Botanik & Biodiversität können diese linearen Gehölz- strukturen daher als „doppelte Teil 2 dieses Artikels lesen Sie Waldränder“ aufgefasst werden. in der kommenden Ausgabe Hecken erbringen auch zahlreiche regulative Ökosystemdienstleis- tungen, wie beispielsweise Schutz vor Wind und Bodenerosion. Zuletzt seien noch jene Klein- strukturen erwähnt, die durch das Über den Autor Aufschichten von Steinen zu Mau- Ass.Prof. Mag. ern und Wällen oder das langfris- Dr. Thomas tige Deponieren von Lesesteinen WRBKA lehrt – etwa in Weinbaurieden – ent- und forscht als standen sind. Auch solche Tro- Vegetations- und ckenmauern und Lesesteinriegel Landschafts- haben eine Fülle von landschaft- ökologe an sökologischen Funktionen, die der Universität weit über deren ursprünglichen Wien am Institut für Botanik und Zweck hinausgeht. Oftmals stel- Biodiversität und ist Vorsitzender len sie Rückzugsgebiete für wär- des Wissenschaftlichen Beirats meliebende- und trockenheits- im Nationalpark Neusiedlersee – ertragende Tier- und Pflanzenarten Seewinkel 7 N+U
Handlungsbedarf für den Erhalt der biologischen Vielfalt Die biologische Vielfalt, der Begriff ist ein Synonym für die genetische Vielfalt und die Vielfalt an Arten und Ökosystemen, ist für unsere Wirtschaft und für unser Wohlergehen von grundlegender Bedeutung. Der Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt sind eine wichtige Grundlage, damit die Natur jene Güter und Leistungen bereit- stellen kann, von denen wir existenziell abhängen. Pflanzen, Tiere, Pilze und Mi- wie der Zunahme der Schutzge- w Erhalt und nachhaltige Nutzung kroorganismen versorgen uns mit bietsflächen und der Flächen mit Dass die Natur mit ihrer gesam- Sauerstoff, reinigen Wasser und biologischer Landwirtschaft sowie ten Vielfalt schutzwürdig ist, wur- Luft, speichern klimaschädliche der Agrar-Umweltmaßnahmen, de schon vor Jahrzehnten erkannt Gase, stellen fruchtbare Böden mit den internationalen Befun- und als gesellschaftliche Aufgabe und Nahrung bereit, schützen vor den. Der Erhaltungszustand der festgelegt. 1993 trat das Über- Hochwasser und Erosion, liefern Lebensraumtypen der Fauna- einkommen der Vereinten Natio- Baustoffe, Fasern und viele an- Flora-Habitat-Richtlinie ist für nen über die biologische Vielfalt dere Materialien und nicht zuletzt den Zeitraum 2013 – 2018 für in Kraft. Es zielt auf den Schutz lebenserhaltende Medikamente. 44 % ungünstig-schlecht, für 35 und die nachhaltige Nutzung der Sie sind Grundlage für Erholung % ungünstig-inadäquat und für 18 biologischen Vielfalt sowie den und Tourismus, Vorbilder für Ar- % als günstig eingestuft. Bei den Zugang und die faire Aufteilung chitektur, technische Innovationen Arten ist die Situation wie folgt: der Vorteile aus der Nutzung ge- und vieles mehr. Die biologische 34 % ungünstig-schlecht, 48 % netischer Ressourcen ab. Die Vielfalt hat neben dem ökologi- ungünstig-inadäquat und 14 % 196 Vertragsparteien des Über- schen somit auch einen erhebli- günstig. einkommens haben im Rahmen chen sozialen und ökonomischen Der Farmland Bird Index bildet von nationalen Strategien Ziele Wert. die Bestandstrends von charakte- und Maßnahmen festzulegen, die Weltweit sind rund 25 % der ristischen Vogelarten der Kultur- zur Erreichung der globalen Ziele bewerteten Tier- und Pflanzen- landschaft ab und ist rückläufig. beitragen. Österreich ist seit 1994 gruppen vom Aussterben bedroht. Insgesamt sind 40 % der Be- Vertragspartei. 2010 wurde bei Natürliche Ökosysteme sind im stände seit 1998 verschwunden. der Vertragsstaatenkonferenz in Schnitt um 47 % zurückgegan- Für die Jahre 2013 – 2018 zeigt der japanischen Provinz Aichi der gen. Der Verlust an Biodiversität der Indikator eine Stabilisierung, „Strategische Plan für Biodiver- wird neben dem Klimawandel als allerdings auf niedrigem Niveau. sität 2011 – 2020“ beschlossen. die bedeutendste globale Um- Gezielte Schutzmaßnahmen für Der Plan beinhaltet fünf strategi- weltbedrohung gesehen. Arten oder Lebensraumtypen, sche Ziele, die durch 20 konkrete Die Situation in Österreich deckt z. B. Großtrappe oder Moore Handlungsziele, die sogenannten sich trotz positiver Entwicklungen, wirken. „Aichi-Ziele“, spezifiziert werden. Diese sollen den Verlust an bio- logischer Vielfalt stoppen und n Intakte, mit biologischer Vielfalt ausgestattete sicherstellen, dass im Jahr 2020 Lebensräume sind essentielle Grundlagen. die Ökosysteme widerstandsfähig sind und die essenziellen Öko- systemleistungen für die gesamte Menschheit bereitstehen. Die Biodiversitäts-Strategie der Europäische Union defi- niert als übergeordnetes Ziel für 2020: Aufhalten des Verlustes an biologischer Vielfalt und der Verschlechterung der Ökosys- temdienstleistungen in der EU und deren weitest mögliche Wie- derherstellung bei gleichzeitiger Erhöhung des Beitrags der Euro- päischen Union zur Verhinderung N+U 8
des Verlusts an biologischer Viel- Um die Herausforderungen und Teil von relevanten und verwand- falt weltweit. Erwartungen der verschiedenen ten Fachstrategien oder Aktions- Die aktuelle Biodiversitäts- Sektoren im Biodiversitätsschutz plänen verstanden werden (z. B. Strategie Österreich 2020+ ist hin- zu diskutieren, startete das Bun- Klimaschutz, Biodiversität & Ge- sichtlich ihrer Ziele auch an den desministerin für Klimaschutz, sundheit etc.). Maximierung der internationalen und EU-weiten Umwelt, Energie, Mobilität, In- Synergien und Vermeidung von Zielen orientiert. novation und Technologie (BMK) Zielkonflikten sind daher wesent- w Bedeutung der Biodiversität ist gemeinsam mit dem Umweltbun- liche Prinzipien. Eine Intensivie- von der Gesellschaft anerkannt; desamt, weiteren Akteuren, Be- rung der Schutzbemühungen wird w Biodiversitätsforschung und troffenen und Stakeholdern einen entscheidend für den Status der Biodiversitätsmonitoring sind nationalen Dialog zur biologischen Biodiversität und die Erhaltung ausgebaut; Vielfalt, den „Biodiversitäts-Dialog der Lebensgrundlagen in Öster- w Land- und Forstwirtschaft 2030“. reich sein. Die finale Erarbeitung tragen zur Erhaltung und Verbes- Im Herbst 2019 wurden in vier und Diskussion über die konkre- serung der Biodiversität bei; Workshops mit etwa 200 Teilneh- ten Ziele und Maßnahmen erfolgt w Wildtierbestand und Fisch- mern und Teilnehmerinnen alle in Abstimmung mit der beim BMK bestand sind an naturräumliche wesentlichen Sektoren und Be- ressortierenden Nationalen Biodi- Verhältnisse angepasst; reiche in Bezug auf Biodiversität versitäts-Kommission, in welcher w Tourismus und Freizeit- und Ökosystemleistungen behan- alle beteiligten Sektoren, Akteure aktivitäten erfolgen im Einklang delt. Statements für die zukünf- und Stakeholder vertreten sind. mit Biodiversitätszielen; tige Entwicklung aus sektoraler w Energieversorgung erfolgt Sicht wurden vorgetragen und Autorinnen biodiversitätsschonend; Vorschläge für die Weiterentwick- Maria STEJSKAL-TIEFENBACH w Schadstoffeinträge sind lung der nationalen Biodiversitäts- Viktoria IGEL reduziert; Strategie intensiv diskutiert. Auf w negative Auswirkungen diese Weise wurden erste Stra- Fotos invasiver gebietsfremder Arten tegieelemente zu den Themen Bernhard GRÖGER sind reduziert; Naturschutz, Klimaschutz, For- Umweltbundesamt w biodiversitätsgefährdende schung und Bildung (Workshop 1 LITERATUR- und QUELLENVERZEICHNIS Anreize, einschließlich „Grundlagen“), zu Konsum, Mobi- auf Anfrage erhältlich bei: Subventionen, sind abgebaut lität, Tourismus/Freizeit, Gesund- DIE SCHREIBMEISTER OG oder umgestaltet; heit, Entwicklungszusammen- GF Manfred Murczek Tel.: +43 676 6106297 w Arten und Lebensräume sind arbeit, Medien (Workshop 2 e-Mail: murczek@speed.at erhalten; „Jede/Jeder ist Akteur“), zu Land- www.schreibmeister.info w Biodiversität & Ökosystem- wirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, leistungen sind in Raumordnung/ Fischerei (Workshop 3 „Nach- Über die Autorinnen Verkehr/Mobilität berücksichtigt; haltige Landnutzung“) und in DI Maria w Beitrag zur Bewältigung der Workshop 4 „Integration in die STEJSKAL- globalen Biodiversitätskrise ist Wirtschaft“ zu Energie, Verkehr, TIEFENBACH, geleistet. Raumplanung, Finanzwirtschaft, Umweltbun- Ein Umsetzungsbericht zur Industrie, Gewerbe und Bergbau desamt, Team Biodiversitäts-Strategie Öster- gesammelt. Neben zahlreichen Naturschutz reich 2020+ zeigt, dass eine Fülle konkreten Vorschlägen wurde & Biologische von Maßnahmen bereits gesetzt auch der Wunsch nach der Quan- Vielfalt, unter- worden ist. Die bewerteten (Unter) tifizierbarkeit der Ziele mehrfach stützt aktuell Ziele weisen auf einen weiteren geäußert, um eine klare Evaluie- das Bundesministerium für Klima- Handlungsbedarf hin. Zwei von rung der Zielerreichung sicher- schutz bei der Entwicklung der neun Evaluierungsparameter wur- zustellen. Die Ergebnisse der Biodiversitäts-Strategie 2030+. den positiv bewertet; erfreulich ist, Workshops werden derzeit aus- dass fünf Parameter eine positive gewertet und bilden die Basis für Mag. Viktoria Veränderung aufzeigen. Die Eva- eine öffentliche Konsultation, die IGEL, Umwelt- luierungsparameter zur Situation nach Bewältigung der Corona- bundesamt, von Arten und Lebensraumtypen viruskrise starten wird. Team Natur- zeigen allerdings keine positive Darauf aufbauend soll die neue schutz & Biolo- Entwicklung. Biodiversitäts-Strategie für Ös- gische Vielfalt, terreich entwickelt werden. Die ist auf Vegeta- w Neue Biodiversitäts-Strategie Entwicklungen auf internationaler tionsökologie Sowohl im Rahmen des Über- sowie EU-Ebene betreffend neu- und Moorle- einkommens über die biologische er Biodiversitäts-Ziele für 2030 bensräume spezialisiert. Sie be- Vielfalt als auch auf EU-Ebene werden laufend in diesen Prozess schäftigt sich mit EU-Naturschutz, werden Biodiversitätsziele für das einbezogen. Die neue nationale Green Financing und Themen der kommende Jahrzehnt erarbeitet. Biodiversitäts-Strategie soll als Biodiversität. 9 N+U
Der Fachdienst Naturschutz an der Biologischen Station Neusiedler See Amtliche Sachverständige sorgen für Bewahrung der Biodiversität Die Biologische Station Neusied- beitsplatz ist die Bezirkshauptmann- mit: dem Interreg-Projekt Vogelwar- ler See in Illmitz ist eine nachgereih- schaft Jennersdorf. Aufgrund seiner te II, dem Stechmückenmonitoring te Dienststelle des Hauptreferats langjährigen Erfahrung in der natur- gemeinsam mit der VetMedUni Wien Natur-, Klima- und Umweltschutz schutzfachlichen Planung ist ihm die sowie einem internationalen Bar- und des Referats Naturschutz und Abwicklung von Naturschutz-ange- codingprojekt von Hautflüglern (Bar- Landschaftspflege des Amts der legenheiten im Konsens mit den Pro- coding = Artnachweis über geneti- Burgenländischen Landesregierung. jektwerbern ein Anliegen. Er steht sche Verfahren). Carina Suchentrunk Neben dem Bereich Wasserunter- daher gerne bereits in der Planungs- betreut auch die insektenkundliche suchungen bei Trinkwasser, Bädern, phase von Projekten als Ansprech- Sammlung an der Biologischen Sta- Teichen u. a. kümmert sich die Bio- partner zur Verfügung. Weiters ist tion Neusiedler See. logische Station durch naturschutz- Mag. Möslinger auch Ansprechpart- fachliche Sachverständigentätigkeit ner im Interreg-Projekt WeCon. bei Behördenverfahren um die Er- haltung der Artenvielfalt in unserem Land. Das Naturschutzgesetz und die Naturschutzverordnung sowie die Schutzgebietsverordnungen, der Landesentwicklungsplan und verschiedene Managementpläne, z. B. für Natura-2000-Gebiete, stel- len die Beurteilungsgrundlage für die naturschutzfachliche Bewertung von Änderungsverfahren in Bezug auf den Flächenwidmungsplan, Bauprojekten im Grünland, For- schungsvorhaben und Eingriffen in n Carina Suchentrunk den Naturhaushalt aller Art für die Sachverständigen dar. n Markus Möslinger Derzeit sind vier Sachverständige w Victoria Werner, MSc. für Naturschutz an der Biologischen Victoria Werner, MSc., arbeitet Station in Illmitz tätig. Sie stehen in w Carina Suchentrunk, MSc. seit Oktober 2018 als Amtssachver- engem Kontakt mit der Naturschutz- Carina Suchentrunk, MSc., ist ständige für Naturschutz an der Bio- behörde in der Landesregierung seit Mai 2019 an der Biologischen logischen Station Neusiedler See. bzw. den Naturschutzreferaten in Station als Amtssachverständige im Die Naturschutzfachfrau mit Spezi- den einzelnen Bezirkshauptmann- Bereich Naturschutz mit Schwer- alisierung auf Vegetationsökologie schaften sowie den Freistädten Rust punkt Zoologie tätig. Die gebürtige und Botanik ist hauptsächlich mit und Eisenstadt. Da es in den letzten Donnerskirchnerin ist ausgebildete Naturschutzangelegenheiten in den anderthalb Jahren zu drei Neuauf- Wildtierökologin und hat ihren Inte- drei Bezirken des Nordburgenlands nahmen gekommen ist, werden die ressensschwerpunkt im Bereich In- befasst. Dazu zählen u. a. die natur- Sachverständigen hier vorgestellt: sekten und Amphibien. Sie betreut schutzfachliche Begutachtung von vorrangig den Bezirk Oberpullen- Flächenwidmungsplänen sowie von w Mag. Markus Möslinger dorf, weiters auch die Bezirke des naturschutzrechtlich bewilligungs- Mag. Markus Möslinger ist seit Nordburgenlands. Ihr Tätigkeits- pflichtigen Vorhaben aller Art. Auf- Oktober 2019 als Amtssachverstän- profil umfasst die Bewertung von grund des vielfältigen Vorkommens diger für Naturschutz im Dienst des Anfragen für Sammlungs- und Be- von Gewässern (z. B. Leitha, Wul- Landes Burgenland tätig. Der fach- tretungsgenehmigungen, Flügen mit ka, Neusiedler See und Salzlacken) liche Schwerpunkt des gebürtigen Drohnen sowie die Errichtung von und anderen Feuchtlebensräumen Steirers liegt in den Bereichen des Photovoltaik- und Außenbeleuch- (z. B. Feuchtwiesen und Nieder- Pflanzenarten- und Lebensraum- tungsanlagen. moore) im Hauptzuständigkeits- schutzes. Er betreut vorrangig die Carina Suchentrunk arbeitet auch gebiet liegt einer ihrer wesentlichen drei südlichen Bezirke Oberwart, bei internationalen und nationalen Arbeitsschwerpunkte im Feucht- Güssing und Jennersdorf. Sein Ar- Projekten der Biologischen Station gebietsschutz. Neben ihrer Tätig- N + U 10
keit als Sachverständige betreut sie Projekten in Europaschutzgebieten w Kontaktaufnahme erwünscht das vegetationsökologische Bewei- zu seinen Aufgaben. Er bearbeitet Sollten Sie selbst ein Vorhaben dungsmonitoring im Nationalpark hauptsächlich die drei nördlichen verfolgen, das einen Einfluss auf Neusiedler See – Seewinkel sowie Bezirke Neusiedl am See, Eisen- die Natur haben könnte (z. B. Bau- die botanische Sammlung, das Her- stadt-Umgebung und Mattersburg. projekt im Grünland, betriebliche bar, an der Biologischen Station. Berufliche Schwerpunkte waren in Drohnenflüge, die Errichtung einer den vergangenen Jahren das Prüfen Photovoltaikanlage, die Entfernung von Auswirkungen im Bereich von von Hecken in der freien Landschaft, Abbaustätten (z. B. Schotterabbau) Errichtung eines Drainagegrabens, sowie naturschutzfachliche Heraus- Verfüllung eines Grabens etc.), tre- forderungen im Bereich der Wind- ten Sie bitte via E-Mail oder telefo- kraftnutzung. Gilbert Hafner betreut nisch mit der Naturschutzbehörde in fachlich das Interreg-Projekt Vogel- Eisenstadt bzw. den Bezirkshaupt- warte II und steht als Ansprechper- mannschaften in Kontakt. Die Be- son für zoologische Fragestellungen hörden stellen dann je nach Fachbe- zur Verfügung. reich und Bezirk den Kontakt zu den genannten Sachverständigen oder anderen Experten her. Ziel soll es sein, dass Sie als Bürgerin und Bür- ger bzw. Gemeindevertreterin und Gemeindevertreter die Behörde be- n Victoria Werner reits in der Vorplanungsphase über ein Projekt informieren. Durch die frühe behördliche Einbindung aller w Gilbert Hafner, MSc. notwendigen Arbeitsgruppen gelingt Gilbert Hafner, MSc., ist seit De- es dann zumeist, die Bewilligungs- zember 2016 als Amtssachverstän- verfahren rasch und ohne Komplika- diger für Naturschutz im Dienst des tionen abzuwickeln. Landes Burgenland tätig. Er studier- te an der Universität für Bodenkultur Text und Fotos „Wildtierökolgie und Wildtierma- Gilbert HAFNER, MSc. nagement“. Sein fachlicher Schwer- Mag. Markus MÖSLINGER punkt liegt im Bereich der Vogel- Carina SUCHENTRUNK, MSc. kunde. Diesbezüglich zählt unter Victoria WERNER, MSc. anderem das Prüfen von Plänen und n Gilbert Hafner Mag. Dr. Thomas ZECHMEISTER Klimaschutz in burgenländischen Gemeinden Gemeinden sollen im Bereich der Energie- der Energieerzeugung, der Sanierung und auch erzeugung, der Sanierung oder auch im Mobilitäts- im Mobilitätsbereich eine Vorreiterrolle einnehmen. bereich eine Vorreiterrolle einnehmen. Gemeinsam „Bei der Erarbeitung der Förderung haben wir be- mit der Forschung Burgenland und dem Regional- sonderen Wert darauf gelegt, dass Maßnahmen management Burgenland (RMB) wurde dazu ein kombiniert umgesetzt werden sollen, um eine effi- Maßnahmenpaket geschnürt, um Anreize für Inves- ziente Abwicklung der Förderung sicherzustellen“, titionen in Energie- und Klimaschutzmaßnahmen in betont Eisenkopf. den Gemeinden zu schaffen. Für diese Förderpe- riode stehen 1,7 Mio. Euro zur Verfügung. Förder- n Präsentation der Förderaktion, die am 1. 2. 2020 nehmer sollen burgenländische Gemeinden und startete: Sodoma, Eisenkopf, Binder, Horvath (v. l.) Verbünde von Gemeinden bzw. Organisationen sein, die zu 100 % im Eigentum von burgenländi- schen Gemeinden stehen. Das neue EFRE-Förder- paket wurde im Jänner 2020 von LRin Mag.a Astrid Eisenkopf, Mag. (FH) Harald Horvath, GF RMB, und Prok. DI Johann Binder, Forschung Burgen- land GmbH, vorgestellt. Die neue Klima- und Energiestrategie des Lan- des legt 75 konkrete Maßnahmen in zehn themati- schen Feldern bis zum Jahr 2050 fest. Ein wichtiger Eckpfeiler der neuen Strategie sind die zahlreichen Maßnahmen im Wirkungskreis der Gemeinden. Burgenländische Gemeinden sollen im Bereich 11 N + U
Beste Luftgüte im Burgenland Die gesetzten Maßnahmen zeigen Wirkung, freut sich w Luftgütemessnetz ausgebaut Landesrätin Eisenkopf: Seit Beginn der Luftgütemessungen Im Jahr 1993 wurden in Ober- im Jahr 1993 waren die Werte noch nie so gut wie heute. wart und Eisenstadt die ersten von der Burgenländischen Lan- desregierung betriebenen Luft- 2019 kam es an nur fünf Ta- Auch Maßnahmen bei der gütemessstellen errichtet. 1999 gen zu einer Überschreitung des Landwirtschaft würden zur po- folgten eine Station in Kittsee und Grenzwertes für Feinstaub. „Zum sitiven Entwicklung beitragen, eine mobile Messstation, mit der Vergleich: Im Jahr 2003 hatten wir beispielsweise die Verpflichtung, Messungen im gesamten Land 53 Überschreitungstage, jetzt sind dass ausgebrachte Gülle oder möglich sind. Mittlerweile sind wir bei fünf, also weniger als ein Jauche innerhalb weniger Stun- drei fixe – Kittsee, Eisenstadt und Zehntel“, zieht die für Natur- und den in den Boden eingearbei- Oberschützen – und drei mobi- Umweltschutz zuständige Lan- tet werden muss. Eine weitere le Messstationen im Burgenland desrätin, Mag.a Astrid Eisenkopf, Maßnahme sei die Bestimmung dauerhaft im Einsatz, um die Luft- Bilanz. zur Verwendung von Streugut im qualität zu überprüfen und die Die Gründe für die positive Verkehrsbereich. Hier habe man Bevölkerung sowie die Umwelt Entwicklung seien vielfältig, er- Korngrößen und zugelassene vor schädlichen Einflüssen durch klärt Eisenkopf. „Wir haben in Stoffe festgelegt und außerdem Luftverschmutzung zu schützen. den letzten Jahren eine Reihe von eine rasche Reinigung der Stra- Die mobilen Messstationen die- Maßnahmen zur Reduktion der ßen vorgeschrieben. nen für Spezialmessungen – bei- Feinstaubbelastung getroffen und spielsweise vor Straßenbaupro- diese damit sukzessive senken w Moderne Heizungssysteme jekten, zur Anlagenüberprüfung können.“ Auch der Tausch der Heizun- oder in Kurorten. gen auf modernere Alternativen Das Luftgüte-Referat des Lan- w LKW-Fahrverbote wird gefördert und trägt somit zu des besteht derzeit aus einem „Ein Meilenstein war dabei die Verbesserungen in der Luft bei. vierköpfigen Team. Zu seinen Auf- Erlassung von Fahrverboten für Dies sei eine wichtige Maßnahme, gaben gehören die Überwachung LKW für bestimmte Abgasklas- sei doch der Hausbrand neben und Auswertung der Luftgüte- sen wie EURO 0, EURO I und dem Verkehr erwiesenermaßen Daten, das Warten und Betreuen EURO II bereits im Jahr 2016. einer der Hauptverursacher für der Luftgütemessstellen sowie die 2019 haben wir Fahrverbote für Feinstaubemissionen. Information der Bevölkerung im den LKW-Schwerverkehr an den Falle von Emissionsüberschrei- Grenzübergängen Klingenbach, w Feinstaub-Maßnahmenkatalog tungen. Informationen über die Deutschkreutz und Bonisdorf er- wird evaluiert Luftqualität gibt es unter lassen und so die Luftverschmut- Ziel ist es, die hohe Luftqualität www.burgenland.at/themen/ zung und Lärmbelästigung in den zu halten und weiter zu verbes- umwelt/luftguete/ Grenzgemeinden reduziert“, be- sern. Daher wird eine Evaluierung per Teletext (621, 622) tont die Landesrätin. des Feinstaub-Maßnahmenkata- sowie von April bis Oktober logs durchgeführt. Damit beauf- über Ozon per Telefontonband tragt wurde die Zentralanstalt für 02682 600 2835 Meteorologie und Geodynamik sowie die Emissionsforschung In den Burgenländischen Sta- Austria. Eisenkopf: „Wir wollen tionen werden Schadstoffe, wie durch die Evaluierung im Detail Ozon, Stickstoffoxide, Feinstaub sehen, welche Maßnahmen gut (PM10, PM2.5), Schwefeldioxid, gegriffen haben und wo wir noch Kohlenstoffmonoxid, Staubdepo- nachschärfen müssen.“ Investiert sition, BTEX (Benzol, Toluol, Ethyl- wird auch in die Modernisierung benzol, Xylol), Benzo(a)pyren ge- der technischen Ausstattung des messen, außerdem im Anlassfall Lüftgüte-Referats. weitere Stoffe wie Schwermetalle Darüber hinaus werden in und Ammoniak. Diese Stoffe wur- nächster Zeit viele Maßnahmen den als gesundheitsschädigend aus der Klimastrategie folgen, von bzw. krebserregend eingestuft. n Freuen sich über gute Luftwerte – denen natürlich auch die Luft- v. r. n. l.: Natur- und Umweltlandes- güte profitieren wird, wie zum Bei- Quelle Text und Foto: rätin Mag.a Astrid Eisenkopf, Ing.in spiel Heizungstausch, Förderung Bgld. Landesmedienservice Gabriele Wieger (Referat-Luftgüte) der E-Mobilität und des Radver- und Johannes Schweiger, MSc kehrs im Alltag. N + U 12
n DI Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, DI Christian Rezner, Lead-Auditor von TÜV Süd, Landesholding-Geschäftsführer Mag. Hans Peter Rucker und Landesrätin Maga Astrid Eisenkopf sowie das für das EMS verantwortliche Projektteam mit dem ISO 50001-Zertifikat. Energiemanagement geprüft Das Energiemanagementsys- für uns bereits seit längerer Zeit sauberen Energiezukunft. Gerade tem (EMS) der Landesholding ein zentrales Thema. Es geht um für ein Unternehmen mit vielen Burgenland erhielt durch die Wirtschaftlichkeit, um Effizienz, unterschiedlichen Betrieben – wie österreichische Landesstelle des aber natürlich auch um Verant- die Landesholding Burgenland – renommierten deutschen Prüf- wortung gegenüber dem Land, ist ein Energiemanagementsys- instituts TÜV Süd das ISO der Umwelt und den Menschen tem daher Grundvoraussetzung, 50001-Zertifikat. Die für Klima- aller Generationen, die bei uns um die Energieeffizienz laufend schutz im Burgenland zustän- leben. Wir haben 2018 mit einer verbessern zu können. Denn nur dige Landesrätin, Maga Astrid neuen Energiestrategie gestartet. mit einem strukturierten Blick auf Eisenkopf, sagte dazu: „ Die Zer- Es freut mich, dass uns nun auch Energieverbrauch und Energie- tifizierung des EMS ist ein wich- von renommierten Experten be- kennzahlen lassen sich Einspar- tiger Schritt, um das Burgenland scheinigt wird, dass wir auf dem potentiale identifizieren und die klimaneutral zu machen.“ richtigen Weg sind.“ entsprechenden Maßnahmen set- Die landeseigenen Unterneh- zen, mit denen eindeutige Kosten- w Landesklimastrategie men des Burgenlands leisten reduktionen verbunden sind.“ Die kürzlich vorgestellte Lan- einen wesentlichen Beitrag zum DI Christian Rezner, Lead- desklimastrategie – Natur & Um- Klimaschutz – und das systema- Auditor für Managementsysteme welt im Pannonischen Raum be- tisch und technisch gut, wie jetzt und Umweltgutachter in der Zer- richtete in der Ausgabe 4-2019 der TÜV Süd auch mit dem Zerti- tifizierungsstelle des TÜV Süd in ausführlich – ist mit über 75 fikat bestätigt. „Es zeigt sich ge- Österreich, zeigte sich erfreut: Klimaschutzmaßnahmen in den rade beim Energiesparen einmal „Ich freue mich sehr, die Einfüh- verschiedensten Bereichen ein mehr, dass wir Dinge besser tun, rung eines Energiemanagement- sehr konkreter Fahrplan für eine wenn wir sie als Landesholding systems gemäß ISO 50001 in der klimafreundliche Entwicklung Bur- gemeinsam und vernetzt tun“, so Landesholding Burgenland mit genlands. „Wenn wir von Klima- Rucker. der Zertifikatsübergabe abschlie- schutz im Burgenland sprechen, ßen zu können. Zugleich freut es dann dürfen wir nicht nur auf den w Schlüsselelement Effizienz mich, die Weiterentwicklung des Einsatz und das Engagement der Fachlich unterstützt wurde die Managementsystems sowie die Burgenländerinnen und Burgen- Landesholding bei der ISO-Zertifi- Erreichung der Ziele im Rahmen länder hoffen, sondern müssen zierung durch die Österreichische der jährlichen Überwachungs- auch selbst in der Landesverwal- Energieagentur. Deren Geschäfts- audits begleiten zu dürfen. Das tung tätig werden“, so Eisenkopf. führer, Peter Traupmann, betonte: EMS der Landesholding wird bis Mag. Hans Peter Rucker, Ge- „Mit weniger Energie dasselbe zur Rezertifizierung in zwei Jahren schäftsführer der Landesholding Ergebnis oder sogar mehr errei- regelmäßig kontrolliert.“ Burgenland, erklärte: „Klima- chen – das ist Effizienz. Effizienz Quelle Text und Foto: schutz und Energiesparen sind ist ein Schlüsselelement einer Bgld. Landesmedienservice 13 N + U
Biodiversität: Mehr als Artenvielfalt Obwohl die Biodiversität ein breit und zu Schäden im Erbgut und ver- desto mehr Arten kommen in ihm gefächertes Themengebiet ist, wird ringerter Fruchtbarkeit führen kann. vor. Ökosysteme können u. a. Wäl- bei Diskussionen oft der Schwer- der, Flüsse oder Wiesen sein, bei der punkt auf das Gebiet der Artenviel- w Artenvielfalt Betrachtung kleinräumiger Struktu- falt gesetzt. Gemäß der Biodiversi- Die Voraussetzung für die der- ren können aber etwa auch abge- tätskonvention ist die biologische zeit bestehende Artenvielfalt ist die storbene Baumstämme oder Was- Vielfalt jedoch die Variabilität unter Aufspaltung einer Art in zwei unter- serpfützen beinhaltet werden. lebenden Organismen und der öko- schiedliche Arten. Dies kann etwa Obwohl die Biodiversität am an- logischen Komplexe zu denen sie dann vorkommen, wenn zwei Grup- schaulichsten durch die Artenvielfalt gehören. Somit umfasst sie die Viel- pen einer Art sich räumlich weiter erklärt werden kann, stehen alle drei falt innerhalb und zwischen den Ar- voneinander entfernen und/oder genannten Faktoren miteinander in ten und die Vielfalt der Ökosysteme. verschiedenen Umweltbedingun- Beziehung und sind für den Erhalt gen ausgesetzt sind. Im Zuge der der Biodiversität von Bedeutung. w Genetische Vielfalt natürlichen Auswahl bilden sich in Für die derzeitige Reduktion der Diese Vielfalt beruht darauf, dass den Gruppen unterschiedliche ge- Biodiversität spielen unterschied- sich Vertreter derselben Art in ihrem netische Merkmale aus, was dazu liche Gründe wie etwa der Klima- Erbgut unterscheiden. Diese Vari- führt, dass sich die Gruppen gene- wandel, die Ausbreitung von ge- abilität entsteht zum einem durch tisch so sehr unterscheiden, dass bietsfremden Arten, der Dünge- und die Neukombination der Gene bei sie sich untereinander nicht mehr Pestizideinsatz, sowie die Bodenver- der Fortpflanzung und zum anderen fortpflanzen können und somit als siegelung durch Siedlungs- und In- etwa durch Fehler bei der Zellteilung unterschiedliche Arten angesehen frastrukturbaumaßnahmen, welche (Mutationen). Die genetische Varia- werden. Die Artenvielfalt wird von zur Fragmentierung wichtiger Le- bilität ist Voraussetzung, damit sich diversen Faktoren u.a. der Geologie bensräume führt, eine Rolle. Lebewesen auf unterschiedliche und dem Klima beeinflusst. Durch Um der Forderung zum Schutz Umweltbedingungen anpassen kön- die Vielseitigkeit der Landschaft in der Biodiversität nachzukommen, nen. Die derzeitige Zersiedelung des Österreich, welche von der panno- ist es nötig alle drei genannten Be- Lebensraumes der Tiere begünstigt nischen Tiefebene bis zum alpinen reiche in den Schutzmaßnahmen zu jedoch die Bildung kleiner Populati- Hochgebirge reicht, hat Österreich beachten, wie es etwa in der Bio- onen. Zusätzlich können Individuen eine relativ hohe Artenvielfalt. Die diversitätskonvention, welche von derselben Art durch das Vorhan- Artenanzahl in Österreich wird auf Österreich 1993 ratifiziert wurde, der densein von Barrieren, zum Bei- 68.000 geschätzt, aufgeteilt auf Fall ist. Darauf aufbauend wurde die spiel Straßen, von Wanderun- etwa 46.000 Tier- sowie 21.000 Biodiversitäts-Strategie Österreich gen zwischen den einzelnen Pflanzen- und Pilzarten. 2020+ ausgearbeitet, welche von Gruppen gehindert werden, der Nationalen Biodiversitäts-Kom- wodurch kein genetischer w Vielfalt der Ökosysteme mission beschlossen wurde und in Austausch mehr stattfin- Ein Ökosystem besteht einer Vielzahl von rechtlichen und den kann. Bei einer zu aus dem Lebensraum politischen Rahmenbedingungen kleinen Populations- einer Lebensgemein- (FFH-Richtlinie, Vogelschutzrichtli- größe kann dadurch schaft (Biotop) und den nie, Wasserrahmenrichtlinie Natur- Inzucht entstehen, Lebensgemeinschaf- schutzgesetze der Bundesländer, …) welche die Anpas- ten von Lebewesen eingebettet ist. sungsfähigkeit an innerhalb des Bio- Autorin Krankheitserre- tops (Biozönose). Mag.a Elisabeth BRAUNÖDER ger bzw. an sich Je unterschied- Amt d. Bgld. Landesregierung ändernde Um- licher der Grafik welteinflüsse Lebensraum wabe.design schwächen gestaltet ist, ... SCHON GEHÖRT? Datenaktualisierungen haben ergeben, dass im Burgenland mittlerweile rund 40 % der Landes- fläche unter Natur- bzw. Landschaftsschutz stehen! N + U 14
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