Nov. 2021 - theologie aktuell - KURS IN WIEN FERNKURS SPEZIALKURSE - Die Zeitschrift der THEOLOGISCHEN KURSE - Theologische Kurse

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theologie aktuell
                    Die Zeitschrift der THEOLOGISCHEN KURSE.

                                     KURS IN WIEN
                                     FERNKURS
                                     SPEZIALKURSE
                                     AKADEMIE am DOM

  Nov. 2021
Heft 02 / 37. Jg. 2021/22
im Fokus: Messiaserwartungen
Nov. 2021 - theologie aktuell - KURS IN WIEN FERNKURS SPEZIALKURSE - Die Zeitschrift der THEOLOGISCHEN KURSE - Theologische Kurse
theologie aktuell                                                                                02           03
                                                                                                                                                                      THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                                      KURSE

                                                                                                              Editorial – Reizthema Impfung

Inhalt                                                                                                                               Liebe Leserin! Lieber Leser! ten Erkenntnisse der Wissenschaft auf Basis
                                                                                                                                    Anders als sonst gab es auf empirischer, methodisch objektivierbarer
                                                                                                                                     mein Editorial „Gefährdete Fakten. Ernstzunehmende Wissenschaftler
                                                                                                                                     Demokratie“ einige Rück- behaupten nicht, absolute Wahrheiten zu
                                                                                                                                     meldungen. Nicht wegen besitzen und sind sich der Falsifizierbarkeit
Editorial		                                                                                         Seite 03                         des Befunds, dass die De- Ihrer Ergebnisse bewusst. Positionen, die
                                                                                                                                     mokratie in hohem Maß ge- am wissenschaftliche Diskurs in einer Hal-
Nachlese 81 Jahre THEOLOGISCHE KURSE 		 Seite 04                                                                  fährdet ist – wobei sich dieses Problem in tung der Fundamentalopposition nicht teil-
                                                                                                                  Österreich nach dem 6. Oktober 2021 noch nehmen, neigen zu problematischen bis fal-
Vatikanexperte Marco Politi in der AKADEMIE am DOM                                                  Seite 06      einmal zugespitzt hat –, sondern wegen schen Aussagen. Diese müssen auch als sol-
                                                                                                                  meines Satzes „Impfgegner gefährden nicht che benannt werden, denn sie gefährden
im Fokus:                                                                                                         nur sich, sondern auch die Allgemeinheit.“      Menschenleben und die positive Entwick-
                                                                                                                      Es ist richtig, dass sich auch Geimpfte in- lung der Gesellschaften.
Wo wird das Heil uns kommen her …?                                                                                fizieren können. Aber die Wahrscheinlich-
Messiaserwartungen		                                                                                Seite 08      keit liegt bei ca. 15 % gegenüber ca. 85 % bei
                                                                                                                                                                            Vom Kommen des Messias
zusammengestellt von Ingrid FISCHER                                                                               Ungeimpften. Zudem sind infizierte Geimpf-          Mit Blick auf das „Ende“ des Kirchen-
                                                                                                                  te viel kürzer ansteckend und weisen eine jahres hat Ingrid Fischer im Fokus (S. 8) ei-
                                                                                                                  wesentlich geringere Virenlast auf. Schließ- nige religiöse und politische Zugänge zu
KURS IN WIEN / FERNKURS                                                                             Seite 18      lich haben sie selten einen schweren Ver- den Themenfeldern „Messias“ und „Parusie“
Martin HASITSCHKA im Gespräch                                                                                     lauf und finden sich noch seltener auf Inten- – meist verfälschend mit „Wiederkunft Chri-
                                                                                                                  sivstationen.                                   sti“ übersetzt – zusammengestellt.
Spezialkurse WIEN & ÖSTERREICH – Jänner bis März 21/22                                              Seite 21          Jede nicht verabreichte Impfung verlän-         Neben Hinweisen auf thematisch ver-
                                                                                                                  gert die Pandemie. Darum ging es mir. Der wandte Veranstaltungen der AKADEMIE am
Studienreisen 2022                                                                                  Seite 38      Blick auf Länder wie Dänemark, Norwegen DOM (S. 17) finden Sie ab S. 21 Details zu
                                                                                                                  und Portugal zeigt, wie sich ein hohe Impf- den bevorstehenden Spezialkursen:
Basisinfo Christentum Online                                                                        Seite 42      quote auswirkt. In Österreich werden schon          Begegnung mit dem Judentum, Der Wein,
                                                                                                                  wieder geplante Operationen verschoben. Judit (alle in Wien), Der Streit um Gott (Linz),
                                                                                                                  Völlig zutreffend nennt Papst Franziskus die Gott und Mensch in der Krise? (Tainach),
                                                                                                                  Impfung eine „Geste der Liebe“ und eine ein- Letzte Dinge – Letzte Fragen (Wörgl), Apo-
                                                                                                                  fache, aber starke Möglichkeit sich für das kryphe Schriften (Online) sowie Eros und
                                                                                                                  Gemeinwohl und für die besonders Verletz- Hingabe in den Religionen (St. Pölten).
Impressum: theologie aktuell. Die Zeitung der THEOLOGISCHEN KURSE.
                                                                                                                  lichen einzusetzen (18.8.21).                       Ich freue mich, wenn das eine oder ande-
Medieninhaber: Erzdiözese Wien & Österreichische Bischofskonferenz, 1010, Wollzeile 2;
                                                                                                                                                                  re Angebot  Ihr Interesse findet!
Herausgeber: Wiener Theologische Kurse & Institut Fernkurs für theologische Bildung                                       Impfung eine »Geste der Liebe«
f.d.I.v.: Mag. Erhard Lesacher; alle 1010, Stephansplatz 3/3 Tel.: +43 1 51552-3703, office@theologischekurse.at;                                                 Herzlich,
Grundlegende Richtung:                                                                                                Leider stellen in unserem Land viele
Informationsorgan für TeilnehmerInnen, AbsolventInnen und FREUNDE der THEOLOGISCHEN KURSE;                        Menschen ihre – von Facebook, Servus TV
Fotos, wenn nicht anders angegeben: Benjamin Paul und privat; Druck: Gröbner Druck, Oberwart;                     usw. geprägte – Meinung über die gesicher- Ihr Erhard Lesacher
www.theologischekurse.at
P.b.b. Verlagspostamt: 1010 Wien; Erscheinungsort Wien; MZ „theologie aktuell“, GZ 02Z033241 M
Nov. 2021 - theologie aktuell - KURS IN WIEN FERNKURS SPEZIALKURSE - Die Zeitschrift der THEOLOGISCHEN KURSE - Theologische Kurse
v.l.n.r.: Oliver Achilles, Oskar Antolí & Milos Todorovski, Ingrid Fischer, Karoline Feyertag, Yuval Katz, Amani Abuzahra
81 Jahre THEOLOGISCHE KURSE                                                          04    Podium: Roman Siebenrock, Christa Schnabl, Heinz Fischer, Hans Rauscher, Erhard Lesacher – alle Fotos: © Christoph Merth

Theologische Bildung
relevant für die
Zukunft
81 Jahre THEOLOGISCHE KURSE
„81 Jahre und kein bisschen alt“ war das
 Motto des coronabedingt verschobenen 80
 Jahr-Jubiläums der THEOLOGISCHEN KUR- lischen“ Haltung des Dialogs zwischen ein-
 SE am 30. September. Gefeiert wurde nicht zelnen „Schulen“, wie das auch in der jü-
 im Zentrum am Stephansplatz, sondern dischen Tradition zu finden sei.
 in dem architektonisch „egalitären“ Raum        Christa Schnabl, Vizerektorin der Uni-
 der Donaucitykirche: eingangs im Hören versität Wien und frühere Mitarbeiterin
 auf die aus unterschiedlichen religiösen und Lehrende bei den THEOLOGISCHEN
 und weltanschaulichen Traditionen for- KURSEN ortete die Herausforderung,
 mulierten persönlichen „Perspektiven der „Sprachformen zu finden, die interessiert
 Hoffnung“. Hoffnung heiße, so u. a. die Phi- Fragende anspreche“, ohne sie zu verein-
 losophin und Muslima Amani Abuzahra, „in nahmen. Im kritischen Austausch seien die
 Zuversicht zu handeln, ohne zu wissen, wie THEOLOGISCHEN KURSE eine wichtige
 dies ausgeht.“ Oder „in möglichst vielen Schnittstelle zwischen theologischer For-
 Sprachen“ davon zu erzählen wie wir „mit schung, Kirche und Gesellschaft – ein Ort,
 allem Lebendigen und – in zunehmendem wo Theologie relevant wird.
 Maß – Nicht-Lebendigen gut und fried-           Auch der Journalist Hans Rauscher
 lich zusammenleben können“, meinte die („Der Standard”) konstatierte eine man-
 agnostische Philosophin Karoline Feyertag. gelnde kirchliche Reflexion auf den Verlust
     Theologische Bildung ist relevant für religiöser Sprachfähigkeit. Demgegenüber
 die Zukunft: Darüber war man sich in den seien THEOLOGISCHE KURSE und AKADE-
 anschließenden Impulsen mit Gespräch ei- MIE am DOM engagiert, „ihre spannenden
 nig: „Was können andere von uns erwar- Geschichten unter die Leute zu bringen“.
 ten?“ fragte der Innsbrucker Dogmatiker         Altbundespräsident Heinz Fischer
 Roman Siebenrock in seinem Hauptreferat. sprach abschließend vom tröstlichen „Ge-
 Die nicht widerspruchslose christliche Ant- setz der Erhaltung von geistiger Energie“:
 wort auf die mit Corona gescheiterte Kon- Zwar gehe, was gedacht und errungen wer-
 tingenzbesiegung erfordere Bildung und de, nicht immer sofort auf, aber das „Enga-
 Verstehen. Christ*innen besitzen nicht die gement in Sachen Humanität, Philosophie
 Wahrheit, sie „reflektieren im Glauben, was und Religion hat Wirkung, auch wenn man
 in der Hoffnung dynamisch und in der sie nicht unmittelbar sieht“.
 Liebe wirksam wird.“ – in einer „katho-                               Quelle: kathpress
www.theologischekurse.at
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AKADEMIE am DOM                                                                         06         07
                                                                                                                                                                         THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                                         KURSE

                                                                                               Zeugnisfeiern 2021: Graz mit Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl (17.9.21) –
                                                                                               Salzburg mit Erzbischof Dr. Franz Lackner (18.9.21) – Wien mit Weihbischof Dr. Anton Leichtfried (9.6.21)

Papst Franziskus                                Politi, „wie
                                                eine Politik

im Auge des Sturms                              des Identi-
                                                tätssupre-
Vatikanexperte Marco Politi                     matismus
                                                und auch ein
in der AKADEMIE am DOM                          Bündnis zwi-
Der jüngste Papstbesuch in Budapest und         schen kleri-
der Slowakei hat die Vision von Papst Fran-     kal-funda-
ziskus für Gesellschaft und Christentum ein-    mentalisti-
mal mehr zum Ausdruck gebracht. „Christus       schen Kräften
breitet die Arme aus, das Kreuz ist offen für   mit rechtsex-
alle, und man soll seine Identität nicht ver-   tremen Kräf-
teidigen, indem man feindselig zu den ande-     ten sich nega-
ren wird.” – Dieses vom Papst unermüdlich       tiv auswirken
beschriebene Bild sowie seine Forderung         konnte”. Fun-
einer Gesellschaft für alle, einer Wirtschaft   damentalistisch Konservative gebe es da-
im Dienst des Gemeinwohls und einer Po-         bei unter Evangelikalen, aber auch unter ka-
litik, die den Schwächsten eine Stimme gibt,    tholischen Kräften bis in die höchste Ebene.
macht seine Begegnungen mit Staats- und              Franziskus habe sehr früh die Gefahr
Regierungschefs zu einer heiklen Angele-        eines neuen klerikalen Nationalismus er-
genheit. Sein innerkirchlich angestoßenes       kannt, der sich in Europa etwa in Polen
Reformprogramm bringt ihn zudem in er-          und Ungarn ausgebreitet hat, sagte Politi.
bitterte Gegnerschaft im engsten Kreis: Ein     In Polen sei vor einigen Jahren eine große
Papst „im Auge des Sturms” resümierte der       Rosenkranz-Gebetsaktion an den Grenzen
Vatikanexperte und Buchautor Marco Poli-        organisiert worden, erinnerte der Journa-
ti in einer Veranstaltung der AKADEMIE am       list. „Eine Million Gläubige beteten, um Po-
DOM am Stephansplatz.                           len zu beschützen vor einer Islaminvasion,
     Beim Thema Migration fordere der           vor einer atheistischen Invasion.” Die Va-
Papst, dass jedes Land so viele Menschen        tikanzeitung „Osservatore Romano” habe
aufnehmen soll, wie es kann. Für viele Men-     diesem Treffen keine Zeile gewidmet, so
schen sei ihre Flucht eine „Sache des Über-     Politi: „Denn der Papst ist absolut dage-
lebens”. Papst Franziskus habe in den ver-      gen, dass man Religion manipuliert und für
gangenen Jahren immer unterstrichen, dass       einen klerikalen Nationalismus ausnützt.”
Europa für seinen inneren Zusammenhalt          Die Kirche musste – auch auf höchste Wei-
arbeiten – aber dabei offen für seine Rolle     sung – die Komfortzone verlassen: Schlim-
in der Weltpolitik bleiben muss. Vor allem      mer als Kritik und Krisen wäre nur, die
seit der Regie­rungszeit von Donald Trump       Chancen, die sie bieten, ungenutzt verstrei-
in den USA, in der man gesehen habe, so         chen zu lassen.            Quelle: kathpress
www.theologischekurse.at
Nov. 2021 - theologie aktuell - KURS IN WIEN FERNKURS SPEZIALKURSE - Die Zeitschrift der THEOLOGISCHEN KURSE - Theologische Kurse
theologie aktuell                                                                                08   09
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                                                                                                                                                              KURSE

                                                                                                       er die Jünger: Für wen halten mich die Men-  zung für das griechische Wort parousia mit
Wo wird das Heil uns                                                                                   schen? (Mt 8,27)                            „Wiederkunft“ legt den Gedanken nahe, Jesus
                                                                                                                                                    sei jetzt irgendwie fern von uns oder abwe-
kommen her …?                                                                                         Christen glauben, dass in Jesus von Naza-
                                                                                                      reth das Himmelreich schon „nahegekom-
                                                                                                                                                    send und er würde am Ende als Individuum
                                                                                                                                                    noch einmal erscheinen. Wörtlich übersetzt
Messiaserwartungen                                                                                    men“ (angebrochen) ist und in einer schein-
                                                                                                                                                    heißt parousia freilich: Gegenwart, Anwesen-
                                                                                                      bar heillosen Welt an Kraft und Sichtbarkeit
                                                                                                                                                    heit, Da[bei]sein – kein fernes Ereignis, das
Nicht erst heute haben spirituelle und poli­tische                                                    gewinnt. Im Hier und Heute „zwischen schon
                                                                                                                                                    man auf sich beruhen lassen könnte, sondern
Heilsbringer aller Art Konjunktur. Sie bieten Halt,                                                   und noch nicht“ stellen Bilder von Gericht
                                                                                                                                                    eine Begegnung, die schon jetzt zur entschei-
Orientierung, Sinnstiftung, Optimierungsversprechen –                                                 und Trost das „Ende“ als Durchbruch zum
                                                                                                                                                    denden Wende wird:
                                                                                                      neuen Leben vor Augen:
und manchmal auch nur simple Lösungen für                                                              Danach wird das Zeichen des Menschen-
                                                                                                                                                        Denn der Herr selbst wird vom Himmel he-
komplexe Probleme.                                                                                                                                      rabkommen, wenn der Befehl ergeht, der
                                                                                                       sohnes am Himmel erscheinen; dann wer-
                                                                                                                                                        Erzengel ruft und die Posaune Gottes er-
                                                                                                       den alle Völker der Erde wehklagen und
„Es ist das Heil uns kommen her“, weiß eines        ter politischer und religiöser Annäherungen                                                         schallt. Zuerst werden die in Christus Ver-
                                                                                                       man wird den Menschensohn auf den Wol-
 der ältesten lutherischen Kirchenlieder zu         an „den Himmel (auf Erden?)“. Welche Hoff-         ken des Himmels kommen sehen, mit groß-
                                                                                                                                                        storbenen auferstehen; dann werden wir,
 singen, denn „der Glaub' sieht Jesus Christus      nungen, Verheißungen, Zusagen, Visionen            er Kraft und Herrlichkeit. (Mt 24,30)
                                                                                                                                                        die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich
 an“. Doch so einfach ist die Sache längst nicht,   und Versprechen verbinden Menschen mit                                                              mit ihnen auf den Wolken in die Luft ent-
 denn selbst unter gläubigen Christ*innen           Rettung und Heil für sich und andere? Was         Viele „Erneuerer der Menschheit“ verlangen        rückt zur Begegnung mit dem Herrn. Dann
 besteht keine Einmütigkeit über das histo-         macht einen „Messias“, seine Verkündigung         den Bruch mit der Vergangenheit, leugnen          werden wir immer beim Herrn sein. Tröstet
 rische, gegenwärtige oder erwartete Kom-           und sein „Ankommen“ aus?                          die Geschichte, löschen Erinnerung aus. Er        also einander mit diesen Worten!
 men des Messias. Und nicht jeder politische                                                          aber, der Eine, „der auf dem Thron saß“,          (1 Thess 4, 16-18)
 oder religiöse Retter widersteht unheilvollen      Wen oder was erwarten die Menschen?               wirkt das Neue aus dem Vergangenen: es           Dieses Kommen ist nicht einfach auf den Be-
 Zugeständnissen an Macht- und Gewinnstre-                                                            wird (an)erkannt, geborgen und verwandelt.       griff zu bringen Es hat, so Walter Kasper, kei-
                                                    Israels Erlöser ist biblisch nur der Eine:         Er wird alle Tränen von ihren Augen abwi-
 ben, nicht jede Gesinnungsgemeinschaft der          So spricht der HERR, dein Erlöser, der Hei-                                                       nen Zeitpunkt: „So wie die Welt nicht in der
Versuchung von Manipulation oder populis-                                                              schen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine
                                                     lige Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der                                                    Zeit, sondern mit der Zeit geschaffen wur-
 tischer Vereinnahmung. Begründete irdische                                                            Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was
                                                     dich lehrt, was Nutzen bringt, und der dich                                                       de, so wird sie bei der Neuschöpfung nicht
 wie transzendente Heilserwartungen gibt es                                                            früher war, ist vergangen. Er, der auf dem
                                                     auf den Weg führt, den du gehen sollst.                                                           in der Zeit, sozusagen an einem Kalender-
                                                                                                       Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.
 viele, manche führen in Sackgassen, ande-           (Jes 48,17)                                                                                       tag X, sondern mit der Zeit vollendet. So we-
                                                                                                       (Offb 21,4f)
 re erweisen sich als Täuschung oder Schlim-                                                                                                           nig der Anfang einfach der erste Punkt ei-
 meres; werden zur Gefahr für das eigene            Dieser Eine erwählt Menschen, in seinem Na-
                                                                                                      Parusie: „volle Gegenwart“ „offenbare            ner Zeitlinie ist, so wenig ist das Ende ein-
 oder das Leben des anderen … führen in Ka-         men zu sprechen. Doch der Erfolg ihrer Bot-
                                                                                                                                                       fach der letzte. Insofern gibt es keine letzte
 tastrophen.                                        schaft ist nicht garantiert, und oft haben ab-    Anwesenheit“
                                                                                                                                                       Generation, die der Ankunft Christi sozusa-
                                                    weichende Erwartungen über das Schicksal
Im Folgenden finden Sie eine kommentierte                                                             Christ*innen bekennen den Menschen Jesus         gen zuschauen kann. Alles wird vielmehr
                                                    von Propheten, Mahnern und Gesandten ent-
Zusammenstellung einiger theologischer As-                                                            als den mit Gottes Geist gesalbten Retter und    geschehen ,wie der Blitz‘ (Mt 24,27). Es
                                                    schieden.
pekte zum Thema „Wiederkunft Christi“ so-                                                             Erlöser Israels und der ganzen Schöpfung         geht bei der Parusie nicht um ein erneutes
                                                     Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer
wie eine kleine Auswahl unterschiedlichs-                                                             (Messias), der „kommen“ wird, um die Voll-       Einrücken Christi in die Zeit, sondern um
                                                     bei Cäsarea Philippi. Auf dem Weg fragte
                                                                                                      endung zu offenbaren. Die übliche Überset-       das herrscherliche Umgreifen und Durch-
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theologie aktuell                                                                             10   11
                                                                                                                                                        THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                        KURSE

dringen aller Zeit, das verborgen bereits in      der Eucharistie immerfort kommt und ge-          kalyptische Szenarien ausdrücken lassen.           Die breite Resonanz neorechter Ideolo-
Kreuz und Erhöhung geschehen ist, dann            rade so der Kommende bleibt […] [J]ede           Diese Narrative können auch populistisch       gien in evangelikalen und konservativ-ka-
aber in Herrlichkeit offenbar sein wird.”1        Eucharistie ist Parusie, Kommen des Herrn,       aufgegriffen werden und entsprechende          tholischen Kreisen, die in den letzten Jahr-
                                                  und jede Eucharistie ist doch erst recht         Stimmungen auslösen oder verstärken.           zehnten vor unser aller Augen langsam
Ähnlich beschreibt Karl Rahner Parusie als
                                                  Spannung der Sehnsucht, dass er seinen               Religionen haben insgesamt eine rei-       und kontinuierlich gewachsen ist, muss
prozesshaftes „Ankommen in Christus“: Pa-
                                                  verborgenen Glanz offenbare.”3                   che Erfahrung mit irrationalen Dimensi-        konfessionsübergreifend zum Thema eines
rusie geschieht nicht erst am Weltende,
                                                                                                   onen individuellen und kollektiven Han-        ernsthaften innerchristlichen Disputs ge-
sondern jetzt schon – jeweils durch den           Wider die Instrumentalisierung des               delns und sind, sofern sie sich den He-        macht werden. Die schonungslose Kritik
Tod der einzelnen: 'Parusie' bedeutet, dass
der Gekreuzigte und Auferstandene 'wie-
                                                  Christentums                                     rausforderungen der Aufklärung gestellt        an eigenen antidemokratischen Traditi-
                                                                                                   haben, auf einem Niveau der Selbstrefle-       onen ist heute eine der zentralen Aufga-
derkommt‘, insofern alle bei ihm ankom-           Das Streben nach dem Reich Gottes „(wie im       xivität angekommen, das sie zu interes-        ben in der je neu zu leistenden Selbstauf-
men'. 'Wiederkunft' Christi ist also ein Pro-     Himmel so) auf Erden“ bleibt angefochten         santen Gesprächspartnern macht, wenn es        klärung des Christentums, die nicht länger
zess, der schon im Gange ist: Immer dann,         von Ungeduld, zweifelhaften Kompromissen,        um den Umgang mit populistischen Verein-       durch falsche Rücksichten aufgeschoben
wenn ein Mensch stirbt, hoffen wir, dass er       der Wahl unredlicher „Mittel zum Zweck“:         fachungsstrategien geht.”4                     werden darf. Denn unheilige Allianzen mit
bei Christus angekommen, dass er endgül-            Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und                                                       neorechten Bewegungen werden – dies
tig in einer befreienden und beglückenden           führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er       In prophetischer (Selbst-)Kritik sieht der
                                                                                                                                                  kann schon jetzt mit Sicherheit gesagt wer-
Gemeinschaft mit ihm und dem Vater im Hl.           zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer      christliche Philosoph Hans Schelkshorn ein
                                                                                                                                                  den – die Glaubwürdigkeit des Christen-
Geist aufgehoben ist. Zu diesem Menschen            Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich    wichtiges Korrektiv gegen wiederkehrende
                                                                                                                                                  tums in Europa auf Jahrzehnte hin beschä-
ist Christus dann bereits unverborgen 'wie-         dir geben, wenn du dich vor mir nieder-        populistische Versuchungen: „Auf den christ-
                                                                                                                                                  digen. […]
dergekommen'. Und wenn einmal alle Men-             wirfst und mich anbetest. (Mt 4,8f)            lichen Kirchen lastet noch heute das schwe-
                                                                                                                                                      Die lateinamerikanischen Theologien
schen ihren Tod gestorben und bei Christus                                                         re Erbe der Allianzen mit den faschisti-
                                                  Visionen locken: Brot aus Steinen gegen                                                         der Befreiung haben bereits vor Jahr-
angekommen sind, ist er zu allen wieder-                                                           schen Systemen des 20. Jahrhunderts. Die
                                                   den Welthunger, eine überwältigende Per-                                                       zehnten die christlichen Quellen prophe-
gekommen; dann ist der 'Jüngste Tag' er-                                                           Neue Rechte stellt das Christentum erneut
                                                   formance statt mühsamer Argumentations-                                                        tischer Kritik neu erschlossen. Vor die-
reicht. Wann und wie das sein wird, wissen                                                         vor eine historische Herausforderung, in
                                                   und Überzeugungsarbeit, Weltherrschaft                                                         sem Hintergrund ist es wohl kein Zufall,
wir nicht. Es ist auch zweitrangig. Wieder-                                                        der nicht weniger als der universalistische
                                                  – selbstverständlich zum Wohl der Völker.                                                       sondern eher ein bemerkenswertes „Ge-
kunft ist also gerade nicht ein erneutes Ein-                                                      Kern christlicher Moral auf dem Spiel steht.
                                                   Die Folge: Unheilige Allianzen, Einfalt statt                                                  schichtszeichen“, dass Franziskus, d. h. der
rücken Christi in unsere jetzige Raumzeit-                                                         Darüber hinaus stellen die neorechten Ver-
                                                  Vielfalt, schneller vergänglicher Erfolg statt                                                  erste Papst aus Lateinamerika, die europä-
lichkeit ... soll sie nicht mythologisch aufge-                                                    teidiger des „Christlichen Abendlandes“ pa-
                                                  „Frucht, die bleibt“. An ihren Früchten aber                                                    ische Christenheit an die menschenrecht-
fasst werden, sondern deren Aufhebung in                                                           radoxerweise die zentralen Errungenschaf-
                                                   sind sie zu erkennen …                                                                         lichen Grundlagen der europäischen De-
der Verklärung.“2                                                                                  ten europäischer Kultur, nämlich rechts-
                                                                                                                                                  mokratie und an den Kerngehalt der christ-
                                                                                                   staatliche Demokratie und Menschenrechte,
Joseph Ratzinger erkennt in der Euchari- Vor der tendenziösen Instrumentalisierung                                                                lichen Moral erinnern muss.”5
                                                                                                   in Frage. Die Antwort auf den politischen
stie den „kommenden Herrn“: „Auferstehung bild- und gefühlsstarker christlicher Erzäh-
                                                                                                   Islam kann jedoch nicht in einer völkischen    Religion will und soll dem Leben dienen;
und Parusieerwartung stehen im engen Zu- lungen warnt der Theologe Walter Lesch:
                                                                                                   Ideologie und einem christlichen Autorita-     die Entfaltung des Mensch-Seins erstreben
sammenhang und sind zusammengebun- „Die Geschichte des Christentums verfügt
                                                                                                   rismus bestehen, die die späte Versöhnung      und fördern. Woran aber bemisst sich das
den ... in der Gestalt des Herrn, der als Auf- über ein Repertoire von Narrativen, mit de-
                                                                                                   zwischen Christentum und Demokratie de-        ersehnte „Gute“ im Diesseits oder Jenseits?
erstandener schon wiedergekommen ist, in nen sich Heilsversprechen ebenso wie Pro-
                                               phezeiungen des Unheils und düstere apo-            savouieren.                                    Der Religionswissenschaftler Michael Staus-
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theologie aktuell                                                                         12    13
                                                                                                                                                         THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                         KURSE

 berg hat in seinem Buch „Die Heilsbringer“      glaubens beispielsweise sei die Lösung zur       In jeder Generation gibt es einen Menschen,     Gegenwart (schechina) in die Welt herein-
 (2020) 47 Persönlichkeiten des 20. Jahrhun-     Beseitigung der Minderwertigkeitskom-            der der Moschiach sein könnte. Wenn G-tt        zubringen. Diese Naherwartung erforderte
 derts porträtiert, deren je eigene Antworten    plexe, unter denen wohl auch Peale in sei-       entschieden hat, dass die Zeit reif ist, dann   frommen Aktivismus. Die Zunahme der in
 Geschichte – teils zum Heil, teils zum Unheil   ner Jugend gelitten hatte. Das Anfüllen des      wird er diesem Menschen die nötige Macht        die Tat umgesetzten religiösen Vorschrif-
– geschrieben haben. Hier einige wenige in       Bewusstseins mit Vorstellungen von Gottes        geben, um die Erlösung herbeizuführen.          ten – gerade vonseiten zuvor nichtprakti-
 kurzen Auszügen.                                Gegenwart, Hilfe und Unterstützung besei-        Sein Beispiel und seine Führungsqualitäten      zierender Juden – könne das Kommen des
                                                 tige Unsicherheitsgefühle und bewirke die        werden die Menschen dazu anregen, sich zu       Messias beschleunigen. […] In den letzten
Eine einfache, praktikable Philosophie                                                            ändern.7
                                                 Freisetzung der eigenen Potenziale und                                                           Lebensjahren des Rebbe verstärkte sich die
des Lebens                                       Handlungsmacht. Die mentale Verinner-          „[Menachem Mendel Schneerson (1902–               messianische Erwartungsatmosphäre noch
                                                 lichung von Bibelzitaten und die Praxis        1994) war ab 1951 siebter Rebbe der or-           weiter. […]
Die Fähigkeit des Menschen aus sich heraus       des Gebets erzeugten Energie und souve-                                                               Schneerson hatte nie beansprucht,
                                                                                                 thodoxen jüdischen Lubawitscher Cha-
das Gute zu tun, ist in der christlichen Theo-   räne Selbstermächtigung. […] Peales 'posi-                                                       selbst der Messias zu sein, auch mitten
                                                                                                 bad-Bewegung8 in Brooklyn.] Zwar hatte
logie ebenso umstritten wie die unfehlbare       tives' Denken macht nicht die Idee der Sün-                                                      im messianischen Wirbel lehnte er eine
                                                                                                 Menachem Mendel Schneerson keine leib-
Anwendung bestimmter Übungen und Mittel          de zum Ausgangspunkt der Anthropologie,                                                          von seinen Anhängern an ihn herangetra-
                                                                                                 lichen Kinder, dafür aber galten die shlu-
zur Erlangung des Heils. Evangelikale Kreise     sondern menschliche Potenziale. […] In der                                                       gene Identifikation als moshiach offiziell
                                                                                                 chim [seine 'Ausgesandten'] als seine geis­
jedoch versprechen eine zwingend wirk-           akademischen Theologie, in religiösen Zeit-                                                      ab. Das hinderte viele messianische Eiferer
                                                                                                 tigen Kinder: Junge, dem Rebbe persönlich
same methodische Glückssicherung durch           schriften und bei führenden Kirchenleuten                                                        jedoch nicht daran, genau dies zu glauben.
                                                                                                 ergebene Chabad-chassidische Ehepaare
bestimmte religiöse Handlungsweisen.             stieß The Power of Positive Thinking weit-                                                       Im März 1992 indes erhielt die Messias-Zu-
                                                                                                 sollen an Orten außerhalb der Lebenssphä-
„In The Power of Positive Thinking skiz-         gehend auf Ablehnung. Der 'Pealeismus' sei      re der Lubawitscher als dauerhafte Reprä-        schreibung einen tragischen Dämpfer, als
 ziert [der amerikanische Pastor Norman          eine 'easy religion', eine Art 'Schattenre-     sentanten oder Vorposten des Judentums           der Rebbe einen schweren Schlaganfall er-
 Vincent] Peale eine Reihe von angeb-            ligion', die Gott auf menschliches Maß zu-      wirken. Dabei stellen Juden aller Glaubens-      litt; für die letzten zwei Jahre seines Lebens
 lich wissenschaftlichen und praktisch be-       rechtstutze und in den Dienst des Men-          richtungen oder auch nichtgläubige Juden         konnte er nicht sprechen und war halbsei-
 währten Techniken zur Selbstoptimierung.        schen stelle … – [Jim Bakker, ein ehemaliger    die Zielgruppen dar. […] Die Aussendung          tig gelähmt. Dies und der Tod des Rebbe am
 Jesus Christus, den 'größten Lehrer aller       Anhänger resümiert], dass er im Gefängnis       von Getreuen war keine Neuerung des sieb-        12. Juni 1994 – bei seiner Beerdigung sollen
 Zeiten', sieht er als die Quelle seines Sys-    die Prosperitätstheologie als Irrtum durch-     ten Rebbe, erreichte mit ihm aber eine           an die 100 000 Menschen anwesend gewe-
 tems, das er als 'angewandtes Christentum'      schaut habe: 'Gott verspricht nicht, dass       neue systematische Qualität.                     sen sein – führten indes dazu, dass viele Lu-
 bezeichnet. Peale zufolge kann der Mensch       wir alle reich und erfolgreich sein werden,         Ein vom kinderlosen Rebbe gespro-            bawitscher diesen Glauben aufgaben, denn
 durch klug gewählte und konsequent be-          wie ich einst predigte. Als ich im Gefäng-      chener Segen soll vielen Paaren zu Nach-         ein toter Messias ist aus der Sicht vieler Ju-
 folgte Strategien und Techniken alle seine      nis wirklich die Bibel studierte, wurde mir     wuchs verholfen haben. Seine Kinderlosig-        den kein Messias. Andere hingegen hielten
 Ziele erreichen. Ausschließlich das Subjekt     klar, dass kein Mann und keine Frau – noch      keit galt darüber hinaus als Indiz der mes-      an seinem messianischen Status fest. Me-
 selbst ist der Schlüssel zur eigenen Glück-     nicht einmal die Propheten Gottes – ein Le-     sianischen Statur des Rebbe. […] Schon bei       nachem Mendel Schneerson hatte keinen
 seligkeit. Keine Hindernisse sind unüber-       ben ohne Leiden führten.'“6                     seiner Amtsübernahme hob der neue Reb-           Nachfolger auserkoren, und es wurde auch
 windbar. Religion wird bei Peale zu einem                                                       be die Bedeutung der siebten Generation          niemand sonst als Nachfolger lanciert. Der
 Mittel, um individuelle Ziele wie Gesund-       Moshiach an der Zeitenwende                     hervor. Nun stehe das Kommen des Mes-            siebte sollte der letzte Rebbe bleiben, was
 heit, Glück, Energie und Stressfreiheit zu                                                      sias (moshiach) kurz bevor, und die Auf-         seinen ultimativen Status – gleich ob als
                                                 Die jüdische Hoffnung ruht auf dem Moschi-
 erlangen. Die Verinnerlichung des Gottes-                                                       gabe seiner Generation sei es, die göttliche     moshiach oder nicht – bestätigte und eine
                                                 ach/Messias:
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                                                                                                                                                       KURSE

Dezentralisierung von Chabad-Lubawitsch           von Martin Luther King in den USA bis Nel-      Der Maoismus als Religion                      ben. Die Worte und ihre Materialisierung
förderte. Der weltweite Erfolg von Cha-           son Mandela in Südafrika. Mandela hielt                                                        als Buch sollen diverse Wunder vollbracht
bad wurde auch in anderen Richtungen des          nach eigener Aussage so lange es eben ging,     In den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts     haben. Das bevorzugte Mao-Symbol war
amerikanischen Judentums wahrgenom-               an Gandhis Ideal der Gewaltlosigkeit fest,      ist der messianisch-pseudoreligiöse An-        die Sonnenblume, und die Rhetorik war
men; mitunter wird der Wandel der ameri-          musste die Strategie dann aber in Anbe-         spruch politischer Ideologien auf die Spitze   von Sonnenmetaphorik durchzogen. Die
kanischen Orthodoxie von einem Fokus auf          tracht der Brutalität der Gegner aufgeben.      getrieben worden – weitgehend entlarvt, ist    Bilder versetzten Mao in eine überirdische
Isolation und Überleben hin zu expansio-          Gandhi, so Mandela, sei der einzige verblie-    die Macht einiger „Führer“ immer noch un-      Sphäre, und es war üblich, von den Mao-
nistischen Strategien als 'Chabadisierung'        bene Kritiker der gegenwärtigen Industrie-      gebrochen: Religion im Spiegel ihres Miss-     Bildern in religiösen Begriffen zu spre-
des orthodoxen Judentums bezeichnet.              gesellschaften, und in Zeiten von 'jobless      brauchs.                                       chen. […]
    Im November 1994 wurde Menachem               economies' sei es an der Zeit, als Alternati-   „Im Laufe der Jahre entstanden mehrere             Der Maoismus teilt einige Eigenschaften
Mendel Schneerson postum die Goldene              ve wieder mit Gandhi zu denken.                  Zusammenstellungen von Mao-Zitaten, die       mit gängigen Religionen: Es gibt besondere
Ehrenmedaille des Amerikanischen Kon-                 Jawaharlal Nehru (1889–1964), der            schließlich 1965 in der als Rotes Buch        Schriften, Riten, Rituale, Feste, Symbole,
gresses verliehen, eine der höchsten Aus-         erste Premierministier des unabhängigen          oder Kleines Rotes Buch bekannten Schrift     Mythen, einen Verhaltenskodex, Kleider-
zeichnungen der Vereinigten Staaten.”9            Indien, bezeichnete Gandhi in seiner aus         Worte des Vorsitzenden Mao Tsetung ver-       vorschriften, Askese, Beichte, Verfolgung
                                                  dem Stegreif gehaltenen und live im Radio        breitet wurden (erste deutsche Ausgabe        von Häretikern, Götterbilder, Heilsverspre-
Mahatma Gandhi: Inspiration –                     übertragenen Rede, nach dessen Ermor-           1967). Über eine Milliarde Exemplare al-       chen, eine Heilandfigur, Glaube und Anbe-
Lichtgestalt – Held der Menschlichkeit            dung am 30. Januar 1948 als 'Father of the       lein der offiziellen Ausgabe der Worte wur-   tung. […] Die Frage, ob der Maoismus eine
                                                  Nation'. Diesen Titel teilt er mit Herzl und     den gedruckt: das Kleine Rote Buch wur-       Religion war, soll hier nicht entschieden
 Gewaltlosigkeit, Verzicht, Selbstbeherr-         Iqbal, die allerdings die Gründung 'ihrer'                                                     werden. Die Antwort wird je nach dem, was
 schung waren für ihn der Weg der Wahrheit                                                         de in 36 Sprachen übersetzt und etwa 110
                                                  Staaten [der islamischen Republik Paki-          Millionen fremdsprachige Exemplare wur-       man unter einer Religion versteht, anders
– ein Ergebnis seiner multireligiösen Prä-        stan und des jüdischen Staates Israel] nicht                                                   ausfallen. Interessanter als diese Frage ist
 gung, erprobt im Widerstand gegen den Im-                                                         den von Peking aus vertrieben. Aufgrund
                                                  mehr erlebten.                                   der ihnen zugeschriebenen Bedeutung und       die Beobachtung, dass die Figur Mao gän-
 perialismus:                                         In seiner berühmten Rede, die gleich an                                                    gige Grenzen zwischen Göttern und Men-
                                                                                                   Wirkung sowie ihrer Verbreitung wurden
„Gandhi [wollte] nicht, dass aus seinen Ex-       Gandhis Fama strickte, machte Nehru aus          die Worte auch als 'Maobibel' bezeichnet.     schen verwischt. Mao war der Inbegriff
 perimenten ein geistiges Gefängnis errich-       Gandhi eine übermenschliche Lichtfigur:          Dass die Mao-Texte durchaus als Ablösung      der möglichen befreienden Transformation
 tet wurde. Gandhi hat dem Hinduismus            '… the light that shone in this country was       religiöser Texte gesehen werden konnten,      von Mensch und Gesellschaft. Mao wurde
 eine höchst eigenwillige Neudeutung gege-        no ordinary light …'. Bei seinem Indienbe-       kommt in einem Zeitungsartikel der Jah-       ein transzendenzloser Gesellschafts-Gott,
 ben, ohne dass sich ein Gandhi-Hinduismus        such griff Johannes Paul II. auf diese Rede      re 1968/69 über die Situation in Tibet zum    an dessen Bild und mit dessen Wort sich In-
 formiert hätte. International aber hat Gan-      Nehrus zurück […]: 'Yes, the light is still      Ausdruck: 'Während früher das tibetische      dividuen und Kollektive ausrichteten. 'Mit
 dhi zu einer positiven Wahrnehmung des           shining, and the heritage of Mahatma Gan-        Volk Bündel von buddhistischen Schriften      Mao-Zedongs-Denken wagen wir sogar ge-
 Hinduismus als friedliche und tolerante Re-      dhi speaks to us still […] I have come here      herumtrug, hält jetzt jeder das »kostbare     gen Gott zu kämpfen. Wir können sogar ge-
 ligion beigetragen. Seine religiöse Botschaft    to pay homage to Mahatma Gandhi, hero of         rote Buch« in der Hand. Amulette, die den     gen Gott gewinnen,' meinte ein tibetischer
 sprach Menschen weltweit an. Die west-           humanity.' Der Papst machte Gandhi also          Segen Buddhas herabziehen sollten, sind       Viehzüchter.”11
 lichen Protestbewegungen und Befreiungs-         nicht zu einem Heiligen, aber zu einem           durch rote Beutel mit den »Worten des
 bewegungen in den 1950er und 60er Jah-           Menschheitshelden.”10                            Vorsitzenden Mao« ersetzt.' Maos Worten
 ren verdanken ihm wesentliche Impulse,                                                            wurde eine Eigenwirksamkeit zugeschrie-

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Charisma und Medien                              Der Aufstieg Hitlers wäre ohne seine Mit-      5
                                                                                                      Hans Schelkshorn, Wider die Instrumen-          10
                                                                                                                                                           Aus: Ders., Wahrheit als Lebensexperi-
                                                 streiter nicht möglich gewesen: wir haben            talisierung des Christentums, in: Walter             ment, in: Ders., Heilsbringer, 172–184,
Die genannten (und noch mehr ungenann-           gesehen, wie er eine enge Beziehung zu               Lesch (Hg.), Christentum und Populismus,             hier 183f.
te) Führer, Gurus, Lehrer und Meister haben      seinem Volk suggerierte. Aus seiner Bega-            Freiburg-Basel-Wien 2017, 26–37, hier 36f.      11
                                                                                                                                                           Aus: Ders., Religionsdemontage und Ver-
sich oder wurden von ihren „Gläubigen“ als
                                                                                                6
                                                                                                      Michael Stausberg, Religion als Lebens-              götterung, in: Ders., Heilsbringer, 364376,
                                                 bung als Redner wurde sein Charisma sys­             hilfe, in: Ders., Die Heilsbringer. Eine Glo-        hier 373–375.
begnadet-charismatische Heilsmittler prä-        tematisch aufgebaut. Ästhetik, Choreogra-            balgeschichte der Religionen im 20. Jahr-       12
                                                                                                                                                           Aus: Ders. Religion ist auch nicht mehr,
sentiert. Welcher Mittel haben sie sich be-      phie und Inszenierung sind entscheidende             hundert, München 2020, 318–326, hier                 was sie einmal war, in: Ders., Heilsbrin-
dient? Verdankt sich ihr Erfolg ihrer natür-     Kriterien; viele Charismatiker und Medi-             322f und 326.                                        ger, 667–676, hier 669f.
lichen oder einer gekonnt inszenierten Au-       enprofis, nicht nur Hitler, der einen eige-    7
                                                                                                      https://de.chabad.org, aufgerufen am
torität? Verkörpern sie selbst das Heil oder     nen Fotografen hatte und von Leni Riefen-            20.9.2021                                       Buchtipps:
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                                                                                                      Selbstbezeichnung der chassidischen Grup­       Walter Lesch (Hg.), Christentum und Popu-
verfügbare? Bewegen sie Massen oder wirkt        beispielsweise auch Billy Graham und Jo-             pe der Lubawitscher aus den Anfangsbuch-
                                                                                                                                                      lismus, Freiburg-Basel-Wien 2017.
ihre Botschaft auch diskret? Gibt es ein Regu-                                                        staben von hebräisch: ch(och­ma, Weisheit)
                                                 hannes Paul II. Unsere Religionsgeschichte          – b(ina, Erkenntnis) – d(aat, Wissen).           Michael Stausberg, Die Heilsbringer. Eine
lativ ihrer Macht …?                             ist daher auch eine Mediengeschichte.          9
                                                                                                      Aus: Michael Stausberg, Der Messias und         Globalgeschichte der Religionen im 20.
„Ein Charismatiker ist einem gängigen                Bei diesem Papst stoßen wir auf eine             seine Ausgesandten, in: Ders., Heilsbrin-       Jahrhundert, München 2020.
 Verständnis zufolge jemand, dem es ge-          weitere Facette des Charisma-Begriffs,               ger, 490–503, hier 500–503.
 lingt, frenetische Begeisterung hervorzu-       die der Soziologe Max Weber beschrie-
 rufen und sein Publikum oder seine Zu-          ben hat. Charisma ist demzufolge eine re-      Vorträge zum Thema in der AKADEMIE am DOM
 hörer durch seine Präsenz und seine Rede        volutionäre Form der Autorität oder der
                                                 Herrschaft, die entweder später von büro-          Mittwoch, 17. November 2021, 16.00 Uhr
 mitzureißen. Von ihren Anhängern werden
 Charismatikern außergewöhnliche, im Ex-         kratischen oder legalistischen Verfahren           Politische Messiaserwartungen. Das moderne heftige Begehren nach Großen
                                                 gebändigt wird oder sich aus solchen Um-           OR Dr. Andreas Pribersky, Universität Wien
 tremfall gar übermenschliche Eigenschaf-
                                                 klammerungen befreit.”12                           Perioden der Krise produzieren Heils- und mehr noch Unheilserwartungen, anhand
 ten zugeschrieben, beispielsweise die Gabe
                                                                                                    derer die politischen Akteure bewertet werden. Dabei spielen Image und Inszenierung
 zu heilen, unverwundbar zu sein oder in ANMERKUNGEN                                                eine bedeutende Rolle.
 die Zukunft zu schauen. Charisma zu ha- 1 Walter Kasper, Die Hoffnung auf die end-
 ben ist keine natürliche, angeborene Eigen-                                                        Mittwoch, 17. November 2021, 18.30 Uhr
                                                 gültige Ankunft Jesu Christi in Herrlich-
 schaft von Personen – anders als die früh-      keit, in: Internationale Katholische Zeit-     Zwischen Euphorie und Ernüchterung. Biblische Messiaserwartungen
 christliche Genealogie des Begriffs vermu-      schrift 14 (1985) 13.                              MMag. Dr. Alexander Kraljic, Nationaldirektor für die katholische anderssprachige
 ten lassen könnte, handelt es sich nicht um
                                              2
                                                 Karl Rahner, Kirche und Parusie Christi,           Seelsorge in Österreich
                                                 in: Schriften zur Theologie VI, Einsiedeln         Die Hoffnung Israels auf Gottes rettendes Handeln konkretisiert sich u. a. in der
 göttliche Gnadengaben, sondern um Zu-
                                                 1965, 348.                                         Erwartung eines gottgesandten Erlösers, der das Volk von Grund auf erneuern und ein
 schreibungen als Resultate sozialer Pro- 3 Joseph Ratzinger, Eschatologie – Tod und                dauerhaftes Reich des Friedens begründen wird.
 zesse. Entscheidend dafür ist die Fähigkeit,    ewiges Leben, in: JRGS 10 (1977) 31–276,
 enge und vertrauensvolle soziale Bezie-         hier 4 und 207.
                                                                                                    Donnerstag, 18. November 2021, 19.00 Uhr
 hungen zu ihren Unterstützern aufzubauen      4
                                                 Walter Lesch, Religion und Populismus.         ... und Er kommt. Doch. Die endzeitliche Dimension der Weihnacht
 […]. Diese Beziehungsresonanz kann weit         Blinde Flecken der Wahrnehmung, in:            Ass.-Prof. MMag. Dr. Florian Wegscheider, Universität Wien
 über das soziale Umfeld hinausgehen. […]        Ders. (Hg.), Christentum und Populismus,       Die Liturgie in den Wochen vor Weihnachten entwirft ein Bild der ersehnten Ankunft
                                                    Freiburg-Basel-Wien 2017, 12–25, hier 22.   Christi am „Ende der Zeiten“. Wird dieses im gemeindlichen Feiern wahrgenommen?
www.theologischekurse.at
Lehrenden-Interview                                                                   18    19
                                                                                                                                                 THEOLOGISCHE
                                                                                                                                                 KURSE

… wurde auch zum                                                                            meiner eigenen Lebensgeschichte und an
                                                                                            ihrem Ende ereignen wird?
                                                                                                                                          Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit?
                                                                                                                                           Aufgewachsen im steirischen Dachstein-
Lernenden                                                                                   Von welcher/welchem Theologin/Theologen
                                                                                            haben Sie am meisten gelernt?
                                                                                                                                           Tauerngebiet und seit mehr als 50 Jahren
                                                                                                                                           in Tirol gehört das Wandern in den Ber-
                                                                                                                                           gen zur bevorzugten Freizeitgestaltung
Martin HASITSCHKA im Gespräch                                                               Es sind vor allem zwei Theologen und zu- im Sommer wie im Winter. Bergwande-
                                                                                            gleich meine Mitbrüder im Jesuitenorden. rungen haben für mich weitgehend auch
                                                                                            Ein Semester lang (1974-1975) konnte ich meditativen Charakter.
                                                                                            noch P. Karl Rahner SJ hören, und zwar
Wie lange lehren Sie schon bei den THEOLO-                                                  Vorlesungen über Christologie. Als Assi- Wo fühlen Sie sich kirchlich zu Hause?
GISCHEN KURSEN?                                                                             stent Von P. Klemens Stock SJ, dem ehema- Als Mitglied des Jesuitenordens fühle ich
                                                                                            ligen Innsbrucker Neutestamentler, habe mich kirchlich beheimatet in den pasto-
Seit mehr als 20 Jahren bin ich tätig als Refe-
                                                                                            ich von ihm vor allem sorgfältiges metho- ralen Aufgabenbereichen unserer Ordens-
rent bei Studienwochen und fallweise auch         Moment nicht beantworten konnte, die
                                                                                            disches Arbeiten mit dem Text gelernt. Un- gemeinschaft. Zugleich weiß ich mich in-
bei Studienzirkeln. Mein Fachgebiet ist das       mich aber zu weiterer Auseinanderset-
                                                                                            vergessen sind für mich die zahlreichen tegriert in die Diözese Innsbruck und
Neue Testament.                                   zung mit ihnen motivierten. So war ich
                                                                                            Studienreisen mit ihm in biblische Länder. übernehme gern Aufgaben in der Got-
                                                  nicht nur Lehrender, sondern wurde auch
Was ist Ihnen im Theologischen Kurs in Ih-        zum Lernenden.                                                                           tesdienstaushilfe und in der Bibelpasto-
                                                                                            Ihre aufregendste Bibelstelle?
rem Fach besonders wichtig?                                                                                                                ral. Ich wirke z. B. mit bei Bibelrunden im
                                                                                            Auf der Einladung zu meiner Priesterweihe Innsbrucker Seelsorgeraum Pradl, Neu-
Gestützt auf die guten Fernkurs-Skrip- Welche Erfahrung bei den Theologischen Kur­          vor bald 50 Jahren war Joh 3,16 abgedruckt, Pradl und St. Norbert.
ten versuche ich zunächst die Einsicht zu sen haben Sie in besonders guter Erinnerung?      ein Schriftwort, das mich bis heute nicht los-
verstärken, dass die Schriften des Neuen Gern denke ich zurück an anregende Ge-             lässt. Immer neu beschäftigt mich der Ge- Mit wem würden Sie gerne einmal einen
Testaments historische Dokumente sind, spräche und Diskussionen im Kreis de-                danke, dass Jesus der Beweis dafür ist, wie ganzen Tag verbringen?
die sich alle auf Jesus beziehen. Hohen rer, die aus verschiedenen Berufs- und              sehr Gott die Welt liebt, und das unüberbiet- Mit dem „Jünger, den Jesus liebte“, der an-
Stellenwert hat die Frage nach dem histo- Altersgruppen zur Studienwoche gekom-             bare Geschenk Gottes an uns.
rischen / irdischen Jesus, seinem Evange- men sind. Beeindruckt hat mich stets ihr                                                         onym bleibt, aber „der all das bezeugt und
lium und seinem Wirken.                    großes Interesse an Theologie, speziell an       Welches Buch lesen Sie gerade?                der es aufgeschrieben hat“, was wir im Jo-
  Wichtig sind mir dann die Zeugnisse über der Heiligen Schrift.                                                                          hannesevangelium lesen (Joh 21,24). Er hat
                                                                                            Das neue Buch von Peter Trummer, „Den
den von den Toten auferstandenen Jesus.                                                                                                   vermutlich in jungen Jahren Jesus persön-
                                           Welche theologische Frage beschäftigt Sie        Herzschlag Jesu erspüren. Seinen Glau-
Die Vertiefung in das Leben und Wirken                                                                                                    lich kennengelernt. Ich würde gern über
                                           zurzeit am intensivsten?                         ben leben“. Es ist 2021 im Verlag Herder
des irdischen Jesus soll dazu helfen, den                                                                                                 seine Erinnerungen an Jesus sprechen und
                                                                                            erschienen, kurz vor seinem 80. Geburts-
besser kennenzulernen, der als der Auf- Das Kommen / Wiederkommen Jesu, sei-                                                              warum er die Worte und Reden Jesu in ei-
                                                                                            tag. Ich schätze auch die früheren Bücher
erstandene heute und alle Tage bei uns ist ne Parusie. Paulus war anfänglich erfüllt                                                      ner Weise wiedergibt, die sich von den an-
                                                                                            meines Fachkollegen in Graz sehr.
(Mt 28,20).                                von glühender Naherwartung. Das Kom-                                                           deren Evangelien unterscheidet.
                                           men Jesu wird sich bald und noch zu sei-         Welche Musik hören Sie gerne?
Haben Sie selbst beim Lehren im Theologi­                                                                                                 Welches Ziel wollen Sie noch erreichen?
                                           nen Lebzeiten ereignen. Aber heute? Muss         Klassiker wie Johann Sebastian Bach und
schen Kurs auch neue Einsichten gewonnen?  ich an eine Parusie am Ende der Weltge-                                                        Gemeinsam mit einem Kollegen arbeite
                                                                                            Ludwig van Beethoven, aber auch alpen-
Die Teilnehmenden an den Studienwochen schichte denken? Oder darf ich davon aus-                                                          ich an einem besonderen Forschungspro-
                                                                                            ländische Volksmusik und Lieder.
kamen manchmal mit Fragen, die ich im gehen, dass sich das Kommen Jesu auch in                                                            jekt. Wir wollen den ältesten Kommentar

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Lehrenden-Interview                                                                      20

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                                                                                                              KURSE

zur Offenbarung des Johannes, den Bischof         Verfolgung als Märtyrer den Tod erlitten.
Victorinus von Pettau im dritten Jahr-            Eine besondere Beziehung zu ihm habe ich
hundert in lateinischer Sprache verfasst          auch, weil Pettau, das heutige Ptuj an der
hat, in deutscher Übersetzung und ver-            Drau, in der Nähe meiner steirischen Hei-
bunden mit einem Kommentar publizie-              mat liegt.
ren. Victorinus hat in der diokletianischen
                                                  Herzlichen Dank für Ihre Antworten!
Zur Person:
em. Univ.-Prof. P. Dr. Martin HASITSCHKA SJ, geb. 1943, gehört dem Jesuitenorden an und war
bis 2011 Professor für Neutestamentliche Bibelwissenschaft an der Katholisch-Theologischen
Fakultät Innsbruck. Seit seiner Emeritierung ist er weiterhin in der biblischen Fortbildung
und in der Seelsorge aktiv. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Johannesevangelium; Offen-
barung des Johannes; neutestamentliche Christologie bzw. Bibeltheologie. Seit vielen Jahren
lehrt Martin Hasitschka bei den THEOLOGISCHEN KURSEN Neues Testament.

   Vortrag – AKADEMIE am DOM
   Mittwoch, 12. Januar 2022, 18:30 – 20:00 Uhr
                                                                                                                  SPEZIALKURSE
  Die „Schmidin“ vieler Werke.
  Zum 25. Todestag von Margarete Schmid                                                                 Begegnung mit dem Judentum (Wien)
   Prof. Ingeborg Schödl, Publizistin & Autorin                                                                              Der Wein (Wien)
   Sie gehörte zu jenen selbstbewussten Frauen, die
   mutig erste Schritte setzten, um sich mit ihren
                                                                                                                                  Judit (Wien)
   Fähigkeiten in einer männlich dominierten Kir-
   che einzubringen:
                                                                                                                     Der Streit um Gott (Linz)
   Margarete Schmid, Theologin und Germanistin,                                                       Gott und Mensch in der Krise? (Tainach)
   brachte sich ein mit ihren Gedanken und Ideen, ob gelegen oder ungelegen. Durch
   die von ihr geleiteten THEOLOGISCHEN KURSE wurden den Laien neue Zugänge                              Letzte Dinge – Letzte Fragen (Wörgl)
   zum Glauben und eine andere Sichtweise auf die Kirche eröffnet. Theologie war ihr
  „Standbein” und ihr Engagement für Literatur ihr „Spielbein”.                                                 Apokryphe Schriften (ONLINE)
   Buchempfehlung: Ingeborg Schödl, Gottes starke Töchter. 12 Frauen in der Kirche
   von heute, Mödling 1998.
                                                                                               Eros und Hingabe in den Religionen (St. Pölten)
                                                                                                                                Studienreisen
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SPEZIALKURSE WIEN                                                                22   23
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                                                                                                                                        KURSE

WIEN, Jänner – März 2022

Begegnung mit dem                                                                     Montag, 14. Februar 2022, 19.00 – 21.00 Uhr
                                                                                      Thema:        Das Judentum und Israel
Judentum                                                                              Referent:     Em. Univ.-Prof. Moshe ZIMMERMANN, Hebrew University of Jerusalem
                                                                                                    (per Video)
Wer die Bibel auslegt, interpretiert jüdische
Texte und wer Psalmen betet, spricht jüdische                                         Montag, 21. Februar 2022, 19.00 – 21.00 Uhr
Gebete. Jesus von Nazaret und die ersten Christen waren und blieben Juden. Die
Beschäftigung mit dem Judentum ist deshalb für Christen und Christinnen eine          Thema:        Geschichte der Juden in Österreich
Begegnung mit dem Ursprung des eigenen Glaubens.                                      Referentin: Dr. Martha KEIL, Institut für jüdische Geschichte Österreichs, St. Pölten
Um eine möglichst authentische Sicht der wichtigsten Grundlagen der jüdischen
Re­li­gion zu gewinnen, haben in diesem Kurs überwiegend jüdische Referierende
                                                                                      Montag, 28. Februar 2022, 19.00 – 21.00 Uhr
das Wort.                                                                             Thema:       Der Gottesdienst im Judentum
                                                                                      Referent:    Dr. Willy WEISZ, Wien
Montag, 10. Jänner 2022, 19.00 – 21.00 Uhr
Thema:        Die jüdischen Schriften                                                 Freitag, 4. März 2022 (nach Sonnenuntergang, Schabbatbeginn)
Referent:     Mag. Awi BLUMENFELD, KPH Wien                                           Exkursion: Besuch des Abendgottesdienstes in der Seitenstettengasse

Montag, 17. Jänner 2022, 19.00 – 21.00 Uhr                                            Montag, 7. März 2022, 19.00 – 21.00 Uhr
Thema:        Feste und Feiern im Judentum                                            Thema:       Das Judentum der Gegenwart und die Kirche
Referentin:   Dr. Ruth WINKLER, Kultusgemeinde Wien                                   Referentin: Assoc. Prof. MMag. Dr. Regina Polak, MAS, Universität Wien

Montag, 24. Jänner 2022, 19.00 – 21.00 Uhr                                            Kursort:         THEOLOGISCHE KURSE, 1010 Wien, Stephansplatz 3
Thema:        Ethnische Gemeinschaften und Strömungen im heutigen Judentum            Kosten:          155,- / 139,- für Mitglieder der FREUNDE (inklusive Begleitbuch)
Referent:     Yuval KATZ-WILFING PhD., MA., BSc.,                                     Anmeldung:       bis spätestens 13.12.21 (begrenzte Teilnehmerzahl!)
              Christlich-Jüdischer Koordinierungsausschuss Wien                                        per Anmeldekarte (S. 41) oder online: www.theologischekurse.at
                                                                                                       Mag. Susanne Fischer berät Sie gerne persönlich: 01 51552-3708
Montag, 31. Jänner 2022, 19.00 – 21.00 Uhr                                                             oder: spezialkurse-wien@theologischekurse.at
Thema:        Die Halacha - tägliches Leben im Judentum                               Kurskonzept: Mag. Oliver ACHILLES, Yuval KATZ-WILFING PhD., MA., BSc.
Referent:     Roi FERDINARO MA, Lauder Business School Vienna                         Mitveranstalter: Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit
www.theologischekurse.at
SPEZIALKURSE WIEN                                                                     24   25
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                                                                                                                                            KURSE

WIEN, Jänner 2022                                                                          Freitag, 14. Jänner 2022, 16.00 – 21.00 Uhr

Der Wein                                                                                   Thema:
                                                                                           Referent:
                                                                                                           Der Wein in der Kultur- und Kunstgeschichte
                                                                                                           Dr. Walter ECKENSPERGER, Dozent der THEOLOGISCHEN KURSE
Kulturgeschichtliche und
theologische Zugänge                                                                       Thema:          Der Winzer und seine Arbeit – mit Weinverkostung
                                                                                           Referent:       Josef UMATHUM, Weingut UMATHUM, Frauenkirchen

                                                                                           Samstag, 15. Jänner 2022, 9.00 – 16.00 Uhr
Die Kultur des Weins reicht zurück in vorgeschichtliche Zeit und verbindet sich mit
ältesten religiösen Vorstellungen. Von alters her ist der Wein verknüpft mit einer         Interview:      Der Wein als Ware. Aspekte des Weinmarktes
besonderen Symbolik und Verehrung. Er ist immer ein besonderes Getränk, was                                (Lifestyle, Wein als Statussymbol usw.)
nicht zuletzt mit seiner Fähigkeit der Berauschung zu tun hat. Darüber hinaus ver-         Referent:       Interview mit Alexander LUPERSBÖCK, Weinjournalist,
knüpft sich Wein mit eigenen Ritualen bis hin zur geradezu kultischen Verehrung                            Genuss-Magazin, Chefredakteur für den Bereich Wein
mancher Gewächse in der Connaisseur-Kultur unserer Tage.
                                                                                           Thema:          Der Wein in Bibel und Liturgie
Entstehung, Kultivierung und Genuss des Weines werden von einem Kranz von Sagen
und Mythen umgeben, die von den alten Geschichten rund um Dionysos bis zum                 Referentin:     Mag. DDr. Ingrid FISCHER, THEOLOGISCHE KURSE
gleichsam kultischen Geschehen moderner Weinverkostungen mit ihrem geraunten
Fachvokabular reichen.                                                                     Thema:          Rausch und Abstinenz in den Religionen
                                                                                           Referent:       Dipl.-Theol. Mag. Lothar HANDRICH,
Die christliche Religion integriert sowohl die Symbolkraft des Weinstocks und                              Dozent der THEOLOGISCHEN KURSE
der Traube als auch die Kultur des Weines an sich. Die Eucharistie verwendet das
Zeichen des Weines, und aus dieser kultischen Notwendigkeit erwächst das Interesse
an der Technologie, wird doch Wein gebraucht, um das Mysterium feiern zu können.           Kursort:        THEOLOGISCHE KURSE, 1010 Wien, Stephansplatz 3
Der Spezialkurs lotet verschiedene Facetten des Weins aus, von einer phänome-              Kosten:         125,- / 112,- für Mitglieder der FREUNDE (inklusive Skriptum)
nologischen Betrachtung seines Kults und seiner Kultur über die verschiedenen
Symboldimensionen in Religion und Kunst. Darüber hinaus wird das Thema Wein                Anmeldung:      bis spätestens 27.11.21 (begrenzte Teilnehmerzahl!)
eingeschrieben in die religionswissenschaftliche Frage nach dem (kultischen)                               per Anmeldekarte (S. 41) oder online: www.theologischekurse.at
Rausch und dem Gegenentwurf einer religiös motivierten Abstinenz. Ein besonderes                           Mag. Susanne Fischer berät Sie gerne persönlich: 01 51552-3708
Augenmerk gilt der biblischen und liturgischen Dimension.                                                  oder: spezialkurse-wien@theologischekurse.at
                                                                                           Kurskonzept:    Dr. Walter ECKENSPERGER, Mag. Erhard LESACHER
                                                                                           Mitveranstalter: Weingut UMATHUM

www.theologischekurse.at
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WIEN, Jänner 2022

Judit. Von der biblischen
Heldin zur Femme fatale                                                                 Freitag, 28. Jänner 2022, 16.00 - 20.30 Uhr
Die biblische Judit genießt heutzutage keinen                                           Thema:          Biblische Parallelen, männlich: David, Mose
guten Ruf. Zu abschreckend wirkt das Bild einer im                                      Referent:       Dipl.-Theol. Friedrich BERNACK, Domberg-Akademie, Freising
wahrsten Sinne des Wortes männermordenden Frau. Dabei stellt sich die schöne
und weise Witwe mit ihrer Tat in eine Reihe mit Mose, David oder Debora und setzt       Thema:          Biblische Parallelen, weiblich: Debora, Ester, Salome
mit Gottes Hilfe Kriegen ein Ende. In früheren Zeiten als Urbild Marias gepriesen,      Referentin:     Univ.-Prof. Dr. Annette SCHELLENBERG, Universität Wien
wurde sie in späteren Zeiten als Femme fatale verdammt.
                                                                                        Samstag, 29. Jänner 2022, 9.00 - 16.00 Uhr
In diesem Spezialkurs begegnen Sie der biblischen Judit und ihrer spannenden
Auslegungs- und Wirkungsgeschichte rund um die Themen Glaube, Macht,                    Thema:          Judit in Literatur und Musik
Widerstand und Kampf der Geschlechter.                                                  Referentin:     Dr. Elisabeth BIRNBAUM, Direktorin des Österreichischen
                                                                                                        Katholischen Bibelwerks
Freitag, 21. Jänner 2022, 16.00 - 20.30 Uhr
                                                                                        Exkursion:      Judit in der Kunst. Exklusion in das Kunsthistorische Museum Wien
Thema:           Einführung ins Juditbuch: Inhalt, Probleme, Theologische Linien        Referierende:   Dr. Elisabeth BIRNBAUM, Direktorin des Österreichischen
Thema:          Judit in Septuaginta und Vulgata: Kleine Verschiebungen, große                          Katholischen Bibelwerks
                Wirkung                                                                                 N.N.
Referentin:     Dr. Elisabeth BIRNBAUM, Direktorin des Österreichischen
                Katholischen Bibelwerks
                                                                                        Kursort:         THEOLOGISCHE KURSE, 1010 Wien, Stephansplatz 3
Samstag, 22. Jänner 2022, 9.00 - 16.00 Uhr                                              Kosten:          145,- / 130,- für Mitglieder der FREUNDE
Thema:          Dimensionen des Juditbuches I:                                                           (inklusive Unterlagen, exklusive Eintritt ins KHM)
                Judit als Besiegerin des Bösen und Typos Mariae                         Anmeldung:       bis spätestens 17.12.21 (begrenzte Teilnehmerzahl!)
                Dimensionen des Juditbuches II: Die politische Ebene –                                   per Anmeldekarte (S. 41) oder online: www.theologischekurse.at
                Judit als Tyrannenmörderin                                                               Mag. Susanne Fischer berät Sie gerne persönlich: 01 51552-3708
                Dimensionen des Juditbuches III: Der Kampf der Geschlechter –                            oder: spezialkurse-wien@theologischekurse.at
                Judit als Frau, die einen Mann tötet.                                   Kurskonzept: Dr. Elisabeth BIRNBAUM
Referentin:     Dr. Elisabeth BIRNBAUM, Direktorin des Österreichischen                 Mitveranstalter: Österreichisches Katholisches Bibelwerk
                Katholischen Bibelwerks
www.theologischekurse.at
SPEZIALKURSE ÖSTERREICH                                                         28    29
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                                                                                                                                       KURSE

LINZ, Jänner – Februar 2022

Der Streit um Gott                                                                    Samstag, 29. Jänner 2022, 9.00 – 16.30 Uhr
Zeitgenössische atheistische Positionen                                               und
                                                                                      Samstag, 26. Februar 2022, 9.00 – 16.30 Uhr
                                                                                      Themen:         - Atheistischer Zweifel in der Literatur (Douglas Adams)
                                                                                                      - Religion als Ursprung der Gewalt in der Geschichte
Religion ist wieder ein Thema – so scheint es, wenn man diversen Medien und Blogs                       (Christopher Hitchens)
folgt. Doch es geht dabei nicht um den Glauben, der eine Hilfe für ein gelingendes                    - Überwindung des Glaubens durch Evolutionstheorie
Leben darstellt. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts schreiben Autoren gegen                             (Richard Dawkins)
die Religion(en) an und bezeichnen ihre Bewegung selbst als „Neuen Atheismus“.                        - Religion als natürliches Phänomen (Daniel Dennett)
Glaube wird dabei als Ausdruck einer Haltung beschrieben, die in der frühkindlichen                   - Glaube als vorpubertäre Haltung (Martin Urban)
Entwicklung stehen geblieben ist. Religion erscheint als ein gefährlicher Versuch,
Menschen zu beherrschen und generell als Ursache von Gewalt. „Religion vergiftet                      - Atheismus und die eigene Lebensgeschichte (Kurt Flasch)
die Welt“, behauptet einer der Autoren, deshalb muss sie im Namen der Vernunft                        - Ein neuer Umgang mit dem Atheismus
und des Fortschritts bekämpft werden.                                                                   (Zweites Vatikanisches Konzil)
Der Spezialkurs gibt einen Überblick über das Phänomen des Neuen Atheismus.
                                                                                      Referent:       Univ.-Lekt. Dr. Hubert Philipp WEBER,
Die sachlichen Argumente gegen Religion werden ernst genommen und von einem
                                                                                                      Erzbischöfliches Sekretariat der Erzdiözese Wien
christlichen Standpunkt aus diskutiert.

                                                                                      Kursort:        Haus der Frau, 4020 Linz, Volksgartenstraße 18
               Zur Person:
               Hubert Philipp WEBER leitet das erzbischöfliche Sekretariat der        Kosten:         95,- / 85,- für Mitglieder der FREUNDE (inklusive Unterlagen)
               Erzdiözese Wien und ist Lehrbeauftragter am Institut für Dogma­        Anmeldung:      bis spätestens 18.12.21 (begrenzte Teilnehmerzahl!)
               tische Theologie der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien.                        per Anmeldekarte (S. 41) oder online: www.theologischekurse.at
               Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind das Verhältnis von Theologie                      Sabine Scherbl berät Sie gerne persönlich: 01 51552-3703
               und Naturwissenschaften, insbesondere nach den Texten des I. und                       oder: fernkurs@theologischekurse.at
               II. Vaticanums, die Theologie des Augustinus, Grundfragen der theo-
               logischen Erkenntnislehre sowie die mittelalterliche Theologie.        Kurskonzept:    Mag. Erhard LESACHER, Dr. Hubert Philipp WEBER
                                                                                      Mitveranstalter: Haus der Frau, Linz

www.theologischekurse.at
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