OÖ MUSEUMSINFO - Österreichisches SATTLERMUSEUM
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OÖ I 03/04 2021 MUSEUMSINFO Neuigkeiten aus der oberösterreichischen Museumslandschaft Bibliothek der Dinge im Österreichischen Sattlermuseum Eisenbahnjubiläen im Jahr 2021 Stimmen aus der Museumslandschaft: Johannes Weidinger, K-Hof Kammerhof Museum Gmunden Rückblick auf Tagungen im Herbst
EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen! 2 3 Museumsarbeit besteht nicht nur aus dem Konzipieren uns der Kunstvermittlung vor allem in Regionalmuseen von Sonderausstellungen und im Erarbeiten von Ver- und wir stellten uns dabei auch die Frage, ob und auf mittlungsprogrammen, sondern auch aus vielfältigen welche Weise zeitgenössische Kunst vermehrt in regi- Tätigkeiten hinter den Kulissen. Dazu zählen besonders onalen Museen Einzug halten kann. So knüpften alle das Erfassen der Sammlungsbestände und ein sorgsa- diese Tagungsformate an gegenwärtige Themenstel- mer und weitsichtiger Umgang mit den Objekten. Doch lungen an. Und Museen tun gut daran, sich in ihrer Ar- über adäquate Depots zu verfügen, ist keineswegs eine beit immer auch dem Hier und Heute zuzuwenden. Selbstverständlichkeit. Das Österreichische Sattler- museum nennt nunmehr solch gut ausgestattete Depot- In der vorliegenden Ausgabe unserer OÖ Museumsinfo räumlichkeiten sein Eigen, die im Sommer eröffnet bieten wir zudem einen kleinen Ausblick auf Tagungen, wurden. Über diese Bibliothek der Dinge können Sie Veranstaltungen und verschiedene Projekte im Bereich mehr auf den folgenden Seiten lesen. der Öffentlichkeitsarbeit im kommenden Jahr. Wir hof- fen, unsere Pläne wie vorgesehen auch umsetzen zu In den Sommer- und Herbstmonaten konnten erfreuli- können. Darüber hinaus bringen wir unter Kurz notiert cherweise auch wieder zahlreiche Veranstaltungen einen kleinen Streifzug durch das durchaus umfangrei- stattfinden – natürlich unter Berücksichtigung be- che aktuelle Angebot an Sonderausstellungen in den stimmter Auflagen. So finden Sie in der aktuellen Aus- Museen Oberösterreichs. gabe der OÖ Museumsinfo Nachlesen sowohl zum Ös- terreichischen als auch zum Bayerischen Museumstag. Am Ende des Jahres ist es uns auch ein Anliegen, Ihnen Beide Tagungen widmeten sich aktuellen Themen: allen für Ihren so engagierten Einsatz in den Museen Während sich in Graz alles um die Nachhaltigkeit in Mu- herzlich zu danken – in Anbetracht der Einschränkun- seen drehte, behandelte der Bayerische Museumstag gen und Auflagen, die auch heuer zu berücksichtigen die Frage, wie Museen heute gezielt und nachhaltig waren, ist Ihr Engagement nicht hoch genug einzu- sammeln können und sollen. Gerade mit Blick auf be- schätzen. Ein Dank gilt auch all unseren Kooperations- grenzte Depotkapazitäten in den Museen ist das über- partnern und allen, die uns bei der Arbeit für die Museen legte Sammeln ein zentraler Aspekt, der immer mehr an und Sammlungen Oberösterreichs in diesem Jahr un- Impressum Relevanz gewinnt. terstützt haben. Herausgeber: Verbund Oberösterreichischer Museen; ZVR: 115130337 Redaktionsteam: Mag. Dr. Christian Hemmers, Mag.a Elisabeth Kreuzwieser, Mag. Dr. Klaus Landa; In Oberösterreich fanden im September der Tag der OÖ Wir wünschen Ihnen frohe und friedvolle Weihnachten Layout: Claudia Erblehner, Linz: www.erblehner.com; Druck: Druckerei Bad Leonfelden Regional- und Heimatforschung und Anfang November sowie ein gutes und gesundes neues Jahr. Welser Straße 20 | 4060 Leonding | +43 (0) 732/68 26 16 | info@ooemuseen.at 2021 der Oberösterreichische Museumstag statt. Bei www.ooemuseen.at | www.ooegeschichte.at Die OÖ Museumsinfo ist keine Druckschrift im Sinne des Gesetzes und ergeht an einen im Titel genannten Personenkreis. unserem jährlichen Museumstag, zu dem wir heuer ins Ihr Team des Verbundes Titelfoto: Keramikkrippe von Robert Himmelbauer im Bauernmöbelmuseum Hirschbach (Foto: Herbert Schauer) Museum Angerlehner eingeladen haben, widmeten wir Oberösterreichischer Museen
INHALT 13 NEUES SCHAUDEPOT 20 STIMMEN AUS DER 27 MUSEUM: NACHHALTIG! 30 DAS ÖSTERREICHISCHE Eine „Bibliothek der Dinge“ für das MUSEUMSLANDSCHAFT 32. Österreichischer MUSEUMSGÜTESIEGEL Sattlermuseum Direktor Johannes Weidinger Museumstag Generalüberholt für weitere Jahre über einen Sensationsfund im 28 K-Hof Kammerhof Museum Gmunden 4 5 06 NAGELSCHMIEDZIMMER 22 TAG DER OÖ REGIONAL- UND GEZIELT / NACHHALTIG / SAMMELN 21. Bayerischer Museumstag LOSENSTEIN HEIMATFORSCHUNG 2021 in Friedberg Der Nagelschmiedkultur Eine Nachlese auf der Spur 09 24 31 KUNST ZUM SPRECHEN BRINGEN MUSEUM DER HEIMAT- Ein Nachbericht zum 19. Ober- 16 VERTRIEBENEN österreichischen Museumstag Volksgruppen aus Alt-Österreich VERANSTALTUNGEN, TAGUNGEN UND WEITERBILDUNGSANGEBOTE EISENBAHNJUBILÄEN 2022 IM JAHR 2021 Ein Überblick Ein Streifzug 33 KURZ NOTIERT Neuigkeiten aus Oberösterreichs Museen
Im alten Zunftlokal, dem Gasthaus „Taverne auf der Leithen" war während der OÖ Landesausstellung 1998 das Nagelschmiedzimmer ursprünglich untergebracht. (Foto: Gottfried Schuh) AUSSTELLEN | VERMITTELN die alte Liegenschaft, richteten die Schmiede ein und Über das Freizeit- und Familienleben der Nagelschmie- gestalteten das Nagelmuseum im ersten Stock des Ge- de informieren die Vitrinen im anderen Teil der kleinen bäudes im Stiedelsbachtal, zu dem Besucherinnen und Schau: Jagd und Wilderei, Tanz, Scheibenschießen, Besucher in geführten Touren über den Nagelschmied- Zeidlerei (Imkerei), Kripperlbauen und eine Zeichnung weg gelangen, der im Ortskern beginnt. des Aloysienbades im Schwarzengraben, der ersten Freizeiteinrichtung dieser Art im Dorf Losenstein, sind Im alten Zunftlokal, dem Gasthaus Taverne auf der Leit- hier zu sehen. Auch dem bekannten Heimatdichter An- hen entstand das so genannte Nagelschmiedzimmer ton Schosser haben wir eine Vitrine gewidmet. mit vielen Artefakten aus dem Zunftleben, der Religi- onsausübung und des soziokulturellen Lebens der Die Nagelschmiedzunft zeigen wir mit einer Gesellenla- Ortsgemeinschaft (Familienleben, Freizeit, Kultur). Die- de aus dem Jahr 1799, mit Schriftstücken zum Vereins- 6 7 se Ausstellung musste nach der Oberösterreichischen leben und mit dem einzigen erhaltenen Zunftzeichen Landesausstellung 1998 aber aus der Taverne entfernt aus dem 19. Jahrhundert, das 1830 nach Losenstein AUSSTELLEN | VERMITTELN und – allerdings in abgespeckter Form – in ein gemein- gelangt ist. deeigenes Haus im Ortszentrum verbracht werden. Ab 2020 benötigte nunmehr die Gemeinde den Raum Den „Erben der Nagelschmiede“, den jetzt in Losenstein NAGELSCHMIED- als Teil des neuen Amtsgebäudes – das Nagelschmied- tätigen Firmen, deren Existenz den Bewohnerinnen und zimmer musste wieder übersiedeln. Der ehemalige Bewohnern des Ortes Arbeit und Wohlstand bringt, sind Heizöltankraum der Neuen Mittelschule wurde dessen zwei informative Schaubilder gewidmet. Zwei Höhe- ZIMMER LOSENSTEIN neue Heimstätte. Möglich wurde diese Lösung, weil alle punkte sind die Touchscreens im Mittelblock der Schau: öffentlichen Gebäude der Gemeinde von einem Bio- Auf einem Monitor wird der thematische Wanderweg masseheizwerk beim Hallenbad Losenstein mit Wärme zur „Brandstätter Schmiede” mit seinen acht Stationen versorgt werden und daher in der Mittelschule kein Heizöltankraum mehr benötigt wird. DER NAGELSCHMIEDKULTUR AUF DER SPUR Die Neueinrichtung sollte für viele Jahre genügen, da- her beauftragten die Gemeinde und der Kulturverein Etwa im Jahr 1992 gebar der Verein Eisenstraße Ober- Zwei Projektideen gelangten in Losenstein zur Umset- den Architekten Mag. Hans Kropshofer, der auch die österreich die Idee zu einer umfangreichen Spurensu- zung: ursprünglichen Planungen für die Landesausstellung che nach den Elementen der Eisenverarbeitung im Der Nagelschmied heißt das Stück, das die Losen- 1998 getätigt hatte, mit der Planung. oberösterreichischen Teil der Eisenwurzen. Die einzel- steiner Burgspielgruppe im Ausstellungsjahr auf der nen Gemeinden im Ennstal, Kremstal und Steyrtal wur- Burgruine äußerst erfolgreich aufführte. An die 160 eh- Die Besucherinnen und Besucher gelangen beim Be- den zu Überlegungen, zu Projekterstellungen und zu renamtlich helfende und spielende Aktivisten machten such des Zimmers nun in einen fensterlosen Raum, deren Vorlage beim Verein eingeladen. In Losenstein dieses Projekt möglich. wandern, sich rechts haltend, vorbei an der Zunftfahne war es die Nagelschmiedkultur, die das Interesse der Losenstein als ein wichtiges Zentrum der Nagel- von 1868, an Schautafeln über die Kirche St. Blasius und Bewohner weckte: Immerhin prägten die Nagelschmie- schmiede in der Monarchie hatte einen Ruf bei den die Burg Losenstein zu jenem Ausstellungsteil, der de in diesem Ort im Zeitraum von 1450 bis 1950 das Verbrauchern in Mitteleuropa. In bis zu 200 Schmieden Geburt, Leben, Wirken und Sterben der Nagelschmiede wirtschaftliche, religiöse und soziokulturelle Leben an erzeugten in guten Zeiten bis zu 600 Menschen wö- zum Thema hat. Zu sehen sind eine Versehgarnitur, die die 500 Jahre lang! Aus der Spurensuche wurde 1998 chentlich bis zu vier Millionen Nägel jeglicher Fasson in Totenkronen der Nagelschmiedemeister und anderer die erste dezentrale Landesausstellung Oberöster- bester Qualität! Berufsgruppen, Votivbilder (auf Blechtafeln gemalte bi- reichs, die maßgeblich vom Land, den Gemeinden und Eine einzige alte Schmiede, die „Brandstätter Schmie- blische Szenen), die während der Totenmesse und beim besonders von den interessierten Bürgerinnen und de“ war noch vorhanden, die Gemeinde pachtete diese, Kondukt an den Särgen der Verstorbenen befestigt Ausstellungsansicht: Das neu gestaltete Nagelschmiedzimmer am Bürgern der Region ausgerichtet wurde. die Aktivisten – circa 120 Personen, davon der größte waren – eine eindrucksvolle und einfache Art der biblia neuen Standort in der Mittelschule Losenstein Teil ehrenamtliche Helferinnen und Helfer – renovierten pauperum (Armenbibel). (Foto: Walter Schwaiger sen.)
AUSSTELLEN | VERMITTELN oben: Die „Brandstätter Schmiede” vor der Renovierung (Foto: Raimund Locicnik) rechts: Die „Brandstätter Schmiede” nach der Renovierung (Foto: Walter Schwaiger sen.) 8 MUSEUM DER HEIMAT- 9 VERTRIEBENEN AUSSTELLEN | VERMITTELN ausführlich vorgestellt. Der andere Monitor zeigt die Losensteiner Ortsgeschichte auf der Basis einer Zeit- tafel, die OSR Franz Wurzer 1938 erstellt hat, und die VOLKSGRUPPEN AUS ALT-ÖSTERREICH vom Kulturverein Losenstein bis in die Gegenwart her- auf ergänzt worden ist. Evangelischer Pfarrer im Ornat und Trachtenpuppen aus verschiedenen Gebieten in der Feststube vor dem hohen Bett mit gestickter Decke, Wandbehang und Zierkeramik Ermöglicht wurde die Neugestaltung des Raumes durch Das 1987 eröffnete Museum der Heimatvertriebenen in flüchtete die überwiegende Mehrheit beziehungsweise finanzielle Unterstützungen des Landes Oberöster- Vöcklabruck ist eine Gründung von Proponenten aus wurden sie durch verschiedene Gesetze (AVNOJ-Ge- reich und der Gemeinde sowie durch Eigenmittel des verschiedenen Gemeinschaften, welche eine gemein- setz, Beneš-Dekrete) aus ihrer Heimat vertrieben. Im Kulturvereins Losenstein unter Obmann Bernhard Kar- same Vergangenheit haben: Flucht und Vertreibung Bezirk Vöcklabruck lebten unmittelbar nach Kriegsen- rer. Die Arbeit für die Neueinrichtung übernahmen ne- aus ihrer Heimat als Folge von zwei Weltkriegen. de mehr als 7500 Flüchtlinge und Vertriebene. In Ober- ben den beauftragten Firmen und Gemeindemitarbei- Nach dem Ersten Weltkrieg wurde durch die Friedens- österreich wurden im Oktober 1948 über 130.000 ge- tern die Vorstandsmitglieder des Kulturvereins im verträge von St. Germain und Trianon die Österrei- zählt. Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Mit einem Tag chisch-Ungarische Monarchie zerschlagen - viele Deut- der offenen Tür am 29. August 2021 wurde das neu ge- sche befanden sich plötzlich in den Nachfolgestaaten: Das Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Ge- staltete Nagelschmiedzimmer der Öffentlichkeit über- Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Jugoslawien schichte, Kultur, Traditionen und das Schicksal der geben, mit der Hoffnung auf viele interessierte Gäste, und teilweise Polen. Als Folge des Zweiten Weltkrieges deutschen Altösterreicher als kulturelles und geistiges die alle am Erhalt des Wissens um die 500-jährige Erbe zu erhalten und daran zu erinnern. Dazu werden Nagelschmiedkultur mitarbeiten. die jeweiligen Volksgruppen und ihre Geschichte in den Museumsräumlichkeiten präsentiert. Weiters dienen Gottfried Schuh, Obmann-Stellvertreter Führungen, Vorträge und Ausstellungen sowie eine um- des Kulturvereins Losenstein fangreiche Bibliothek der Vermittlung des Themas. Die Beskidendeutschen NAGELSCHMIEDZIMMER LOSENSTEIN in der Mittelschule Losenstein Das Beskidenland (Beskidenvorland) ist eine informelle Eisenstraße 41 | 4461 Losenstein Bezeichnung für das Gebiet im Einzugsbereich der heu- +43 (0) 7255/60 00-0 (Gemeinde) te in Polen liegenden Stadt Bielitz-Biala (Bielsko-Biala). tourismus@losenstein.ooe.gv.at Der zum Karpatenbogen gehörende Gebirgszug der Öffnungszeiten: Ausstellungsansicht: Das neu gestaltete Nagelschmiedzimmer am West-Beskiden ist Namensgeber für diese Region. Die nach Voranmeldung neuen Standort in der Mittelschule Losenstein (Foto: Walter Schwaiger sen.) Karte „Deutsche Siedlungsgebiete in Mitteleuropa” (Quelle: www.vloe.at) deutsche Sprachinsel entstand gegen Ende des 13. Jahr-
Blick in den Ausstellungs- Blick in den Aus- bereich „Das Buchenland stellungsbereich - Die Bukowina" „Donauschwäbische Trachten" „Plan des gesamten Intervillano von Czervenka" AUSSTELLEN | VERMITTELN worbenen Bücher, Bilder und Grafiken bildeten die Ba- sis für die nach ihm benannte Sammlung Albertina in Wien. Die Buchenlanddeutschen1 Das östlichste Kronland der Monarchie war das Bu- chenland, auch Bukowina genannt. Die Buche, rumä- Lothringen), sondern auch aus Bayern, Österreich, cke in das damalige Leben der Bewohner und zeigt nisch Buk, ist Namensgeber für das Land. 1775 über- Deutschböhmen und sogar aus der Schweiz stammten, Bilder aus den ersten Jahren nach der Flucht: Bara- nahm Österreich mit der Bukowina ein beinahe stets Schwaben genannt. Man hat sich diesen Namen ckenlager, Erdhütten und den erfolgreichen Aufbau einer menschenleeres Gebiet. Es gehörte teilweise zum allmählich auch zum eigenen Gebrauch gemacht. Nach neuen Existenz. Teilweise entstanden auch neue Sied- Fürstentum Moldau, zu Rumänien (Walachei) und zum dem Ersten Weltkrieg wurde, zuerst durch Historiker, lungen, wie zum Beispiel in Marchtrenk oder Stadl-Paura. ukrainischen Fürstentum Halicz, später Galiz, dem Na- die Bezeichnung Donauschwaben gebräuchlich, zur Un- mensgeber für das Land Galizien. Dieses Gebiet, wel- terscheidung von den Schwaben in Baden-Württem- Die Siebenbürger-Sachsen hunderts, wahrscheinlich durch Siedler aus Franken und ches zur Zeit der Landnahme durch Österreich mit circa berg. Der ungarische König Géza II. rief Mitte des 12. Jahr- 10 11 anderen Gebieten des Heiligen Römischen Reiches. 10.000 km² etwas größer als Kärnten war, erweckte Das sumpfige, teilweise verwilderte Land verlangte den hunderts deutsche Siedler in den Karpatenraum, um Bis 1918 war das so genannte Beskidenland Teil der Ös- wegen seiner Armut bei niemandem Interesse. Einwanderern viel Arbeit und Entbehrungen ab. Krank- das fast menschenleere Gebiet zu kultivieren und die AUSSTELLEN | VERMITTELN terreichisch-Ungarischen Monarchie, wobei Bielitz zu Die Besiedelung erfolgte anfangs kontrolliert, später heiten und Seuchen forderten in der ersten Siedlerge- Grenze seines Reiches nach Osten abzusichern. Die Österreichisch Schlesien und Biala zu Galizien gehörte. auf Umwegen. Zu den ersten Siedlern zählten Böhmer- neration große Opfer. Siebenbürger Sachsen rodeten und bebauten den ih- Umrahmt von einer Reihe deutsch-schlesischer Dörfer wäldler, die wegen hoher Arbeitslosigkeit im eigenen 1867 erfolgte der Ausgleich von Kaiser Franz Josef I. mit nen zugewiesenen Königsboden, gründeten Dörfer und bildete Bielitz mit Alzen und Wilmesau die Brücke nach Land auswanderten. Später folgten Schweizer, Elsäs- den Madjaren und damit die Schaffung der Österrei- Städte und vollbrachten beispielhafte wirtschaftliche Schlesien. Der Fluss Bialka (Biala) trennte die heute ser, Franken, Sachsen, Bayern, Wiener, Zipser und so chisch-Ungarischen Monarchie. In den Friedensverträ- und kulturelle Leistungen. Sie lebten dort 850 Jahre vereinigten Schwesterstädte. weiter. gen von St. Germain und Trianon im Jahr 1920, in wel- lang, unter ungarischer, osmanischer, habsburgischer, Während der Industrialisierung entwickelte sich in der Die Geschichte der Bukowina ist bis in die Neuzeit ge- chen Ungarn fast zwei Drittel seines Staatsgebietes erneut ungarischer und schließlich rumänischer Ho- Stadt und ihrer Umgebung unter anderem eine bedeu- prägt von oft wechselnden Herrschaftsverhältnissen. verlor, erfolgte auch die Aufteilung der donauschwäbi- heit. tende Textil- und Maschinenbauindustrie, die die Regi- Heute ist die Nord-Bukowina Teil der Ukraine, die Süd- schen Siedlungsgebiete. In den folgenden Jahren er- Nach dem Sieg über die Türken wurde Siebenbürgen on noch heute prägt. In der k. u. k.-Zeit war das Beski- Bukowina gehört zu Rumänien. Die Hauptstadt Czerno- starkte allgemein der Nationalismus, welcher beispiels- 1691 in das Habsburgerreich eingegliedert. Unter Maria denland das Zentrum der Textilindustrie in der witz war bekannt für ihre Malerei und Literatur und ist weise dazu führte, dass es teilweise keine deutsch- Theresia, der Großfürstin des Landes, gab es beson- Monarchie mit einem weltweiten Export dieser Produk- bis heute wegen ihrer besonderen Architektur viel be- sprachigen Schulkassen gab, Donauschwaben waren ders rege politische, wirtschaftliche und kulturelle Ver- te. Modehäuser in Bielitz-Biala waren in großen Teilen sucht. Die Stadt wurde daher auch „Klein Wien“ ge- vom öffentlichen Dienst ausgeschlossen, in Behörden bindungen zwischen Wien und Siebenbürgen. Österreich-Ungarns bekannt und unterhielten einige nannt. Die 1875 gegründete Universität war neben Prag, war die deutsche Sprache nicht erlaubt. Die Volkszäh- Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen endete mit Vertretungen, unter anderem auch in Wien. Wien, Graz und Innsbruck die fünfte Universität im ös- lung 1941 wies 656.000 Donauschwaben in Ungarn aus, dem Zweiten Weltkrieg. Ein Teil flüchtete im Herbst Das kulturelle Zentrum dieses Siedlungsraumes war terreichischen Teil der Donaumonarchie. 585.000 in Jugoslawien und 328.000 in Rumänien. In 1944 nach Westen, viele verließen das Land während und ist die Stadt Bielitz-Biala. Hier und in der heute zwi- der Endphase des Zweiten Weltkrieges kam es zu er- der kommunistischen Diktatur, der Großteil folgte nach schen Polen und Tschechien geteilten Stadt Teschen Die Donauschwaben2 heblichen Repressalien gegen die Donauschwaben, zur der politischen Wende 1989. Im Bezirk Vöcklabruck ha- (Ciesyn/Čkeský Těšín) befanden und befinden sich gro- Der Ausstellungsbereich beginnt mit der Darstellung Enteignung, Aberkennung der bürgerlichen Rechte, ben circa 4000 Siebenbürger Sachsen eine neue Hei- ße Theatergebäude. In beiden Häusern gastierten pro- einer Besiedelungs- und einer Fluchtroute. Nach dem Zwangsdeportationen nach Russland und Einweisung mat gefunden. Sie sind inzwischen in Wirtschaft und minente Schauspieler und Komponisten wie Alexander Sieg von Prinz Eugen über die Türken begann der Ruf in Hunger- und Vernichtungslager. Durch Evakuierung, Gesellschaft integriert. Girardi, Leo Slezak, Fritz Muliar, Raoul Aslan und andere. nach Wiederbesiedelung der an der mittleren Donau Flucht und Spätaussiedlung fanden 120.000 bis 130.000 Der Wagentreck aus Sächsisch-Regen in Nordsieben- In der Monarchie lag das Beskidenland im Herzogtum gelegenen fast menschenleeren und verödeten Gebie- Donauschwaben in Österreich eine neue Heimat. bürgen erreichte am 21. November 1944 um 14:00 Uhr Teschen. Herzog Albert Kasimir von Sachsen und Te- te. Neben einigen kleineren Besiedlungswellen kamen Im Museum zu sehen sind unter anderem Trachten aus die Stadt Vöcklabruck. Er hatte 1200 gefahrvolle Kilo- schen war ein begnadeter Kunstliebhaber. Seine er- mit den so genannten drei „Großen Schwabenzügen“ den verschiedenen donauschwäbischen Regionen, Mo- meter zurückgelegt. Die Kolonne bewegte sich müh- (1723 bis 1787) circa 150.000 Deutsche hauptsächlich delle und Pläne von Bauernhäusern und ganzen Orts- sam durch den mittelalterlichen Torbogen des Unteren nach Syrmien, in die Batschka, in das Banat, nach Sla- neugründungen (zum Beispiel Filipowa oder Czervenka), Stadtturmes und über den Stadtplatz in die Salzburger 1 Quelle: Archiv Herbert Riess, Gschwandt wonien und in das Sathmarer-Gebiet (Nordostungarn). Dokumente, Fotos und Gebrauchsgegenstände. Der Straße. Dort wurden von den Beauftragten der zustän- 2 Als Quelle wurde teilweise herangezogen: Feldtänzer, Oskar / Wild- Die Madjaren und Südslawen haben diese Siedler, die Stammbaum einer donauschwäbischen Familie zeigt digen Behörde die Pferde und Wagen den Geflüchteten mann, Georg: 60 Jahre Donauschwaben in Oberösterreich 1944–2004. Ankunft - Sesshaftmachung - Integration. Hrsg. von der Landsmann- nicht nur aus den westlichen und südwestlichen deut- die Herkunft aus Baden-Württemberg von 1716 bis in die abgenommen und diese in Quartiere eingewiesen. Das schaft der Donauschwaben in Oberösterreich. Wels 2004. schen Ländern (Pfalz, Baden, Württemberg, Elsass und 1950er Jahre in Österreich. Eine Fotogalerie gibt Einbli- Schicksal wollte es, dass 43 Jahre später genau an die-
ser Stelle im Huebmer-Haus das Museum der Heimat- vertriebenen eröffnet wurde. Die Siebenbürger Sachsen bewahren heute noch viele NEUES SCHAUDEPOT Erinnerungsstücke in ihren Heimen in Österreich. Ein SAMMELN | BEWAHREN | FORSCHEN Teil dieses Kulturgutes wanderte in die siebenbürgi- schen Räume des Museums. Hier wird es aufbewahrt, in Ausstellungen gezeigt und in Erinnerung gerufen. Die Gegenstände geben Einblick in die Vergangenheit der EINE „BIBLIOTHEK DER DINGE“ Volksgruppen. Im Leben der Menschen spielte damals die Volkskunst eine herausragende Rolle. Diesen Um- FÜR DAS SATTLERMUSEUM stand vermitteln die Ausstellungsbereiche im Museum: Festtrachten, Trachtenschmuck, Leinenstickerei, Pelz- Das Österreichische Sattlermuseum in Hofkirchen im Krawinkler aus Hofkirchen auf unsere Depotsituation bekleidung, Gemälde, Intarsien, Zierkeramik und Ein- Traunkreis hat in nur sechs Monaten ein kleines Schau- genauer ein. Sie zeichnete darin ein vernichtendes Bild richtungsgenstände. Der Wiener Kunsthistoriker Alois depot für den eigenen Museumsbetrieb und für seine der unsachgemäßen Lagerung, die uns im Vorstand die Riegl (1858–1905) verwies in seinem Buch Volkskunst, Besucherinnen und Besucher errichtet. Seit der Grün- Dringlichkeit eines passenden Raumes vor Augen hielt Hausfleiß und Hausindustrie auf die Bedeutung der Blick in den Ausstellungsbereich „Trachten aus dem Sudetenland" dung des Sattlermuseums im Jahre 2005 ist nicht nur und uns für das Projekt „Depot“ wachrüttelte. Die Kern- Volkskunst im Karpatenraum, die dort „im Verborgenen die Anzahl der Objekte stark gestiegen, sondern es ist aussage, dass es zukünftig keine vernünftige Museums- blüht“. eigenen Wohnbaugenossenschaft. Bis 2015 wurden gleichzeitig die Frage nach der richtigen Lagerung der tätigkeit ohne ein geeignetes Depot geben werde, Krönchen und Diademe von Gablonzern erzeugt. Es gab Objekte immer drängender geworden. Schätzungswei- drängte uns zu Entschlossenheit und zu schnellem Die Sudetendeutschen insgesamt 32 verschiedene Modelle, variierend in der se beherbergt das Museum an die vier- bis fünftausend Handeln. Der Begriff Sudetendeutsche wurde erstmals 1902 von Zusammensetzung der Farben. Diese waren immer mit kleinere Objekte, die zum Teil Leihgaben und zum Teil So beschloss der Vorstand im Herbst 2019 den Bau ei- 12 13 einem Wiener Abgeordneten verwendet, er bezeichnet wunderschönen Steinen der Firma Swarovski verse- Eigenbestand des Museums sind. Dazu gehören selbst- nes Depots bis Ende des Jahres 2022. Dazu mussten die Deutschen in Böhmen, Mähren und Österreich- hen, welche diesen Kopfschmuck seither selbst her- verständlich Werkzeuge und kleinere Maschinen, aber das Dachgeschoß (über dem Vereins- und Workshop- AUSSTELLEN | VERMITTELN Schlesien. Diese lebten mehr als 800 Jahre an den stellt. Auch für andere Anlässe, wie Film und Bühne, genauso Bücher, Dokumente, Fotos, Ansichtskarten, raum) über eine Stiege im Innenbereich zugänglich ge- Randgebieten dieser Länder und in einigen Sprachin- Karneval, Misswahlen und Ausstellungen wurden Kro- Firmenrechnungen, Firmenbücher, Lehr- und Gesellen- macht und der Dachboden in Trockenbauweise saniert seln im Landesinneren. nen, Krönchen, Diademe, Zepter und so weiter gefertigt briefe und Berufsschulzeichnungen, um nur einige Ob- werden. Für die sachgemäße Lagerung wurden circa Der Name wurde abgeleitet vom Gebirgszug des Sude- und in die ganze Welt geliefert. Leider existieren heute jektkategorien zu nennen. Und bis 2021 gab es für die 180 Laufmeter Regale und 500 Archivboxen geplant. tenbogens, einem Mittelgebirge, welches einen Groß- nur mehr wenige Firmen aus dieser Zunft, welche nach meisten dieser Objekte keinen annähernd optimalen Schließlich sollte das Arbeiten am Computer in allen teil dieser Länder begrenzt. Das Sudetenland ist somit wie vor auf einem umkämpften Markt qualitativen Mo- Depotraum. Bereichen des Depots möglich sein, deshalb wurde die ein Sammelbegriff für 13 Regionen und die Sprachin- deschmuck nach „Gablonzer Art“ in Handarbeit herstel- Anschaffung eines Laptops ebenfalls priorisiert. seln. So landschaftlich unterschiedlich diese Gebiete len. Neben vielen dieser Schmuckwaren sind Alltags- Bisherige Depotsituation sind, so unterschiedlich sind neben den kulturellen, und Festtrachten, Gebrauchsgegenstände, Dokumente Ehrlich und gleich vorweg gesagt: Die bisherige Depot- religiösen und wirtschaftlichen Ausprägungen auch die und Landkarten in der umfangreichen Sammlung zu situation wies in jederlei Hinsicht große Mängel auf. In Dialekte. Die verbindende Klammer war und ist die sehen. einem Dachboden mit Ziegeldeckung waren die Objekte Trockenausbau des Schaudepots im Dachboden deutsche Sprache. großen Temperatur- und Bedingt durch die regionalen Unterschiede war die Manfred Stiedl, Obmann Verein Museum Feuchtigkeitsschwankungen Wirtschaftskraft des Sudetenlandes enorm: In der In- der Heimatvertriebenen Vöcklabruck sowie permanenter Staubein- dustrie und im Bergbau, im Gewerbe und im Handel so- wirkung ausgesetzt. Die Lage- wie in der Land-und Forstwirtschaft nahmen die Deut- Alle Fotos: Museum der Heimatvertriebenen rung in überfüllten Bananen- schen eine führende Rolle ein. Wer kennt nicht die kartons erschwerte die Auf- Škoda-Werke, die Gablonzer Glas- und Schmuckwaren, findbarkeit der Objekte. Die die Znaimer Gurkerl oder das Pilsner-Bier? Weitere Per- Fachbücher und Dokumente sönlichkeiten aus dem Sudetenland waren zum Beispiel wurden allerdings bereits bis- Bertha von Suttner, Marie Ebner von Eschenbach, Adal- her trocken und unter annä- bert Stifter, Dr. Karl Renner, Josef Ressel und viele an- hernd gleicher Temperatur in dere. Im Museum sind weitere Porträts ausgestellt. MUSEUM DER HEIMATVERTRIEBENEN einem Museumsraum gelagert. 1945/46 wurden die Deutschen vertrieben. Durch Fleiß Volksgruppen aus Alt-Österreich Vorrangig sollten nunmehr alle Salzburger Straße 8a | 4840 Vöcklabruck und Tüchtigkeit sowie Zusammenhalt konnten sie Fuß übrigen Objekte endlich einer +43 (0) 664/11 00 746 oder +43 (0) 650/23 77 111 fassen und waren maßgeblich am Wiederaufbau nach www.voecklabruck.at/Huebmerhaus_Museum_der_ fachgerechten Lagerung zuge- dem Zweiten Weltkrieg beteiligt. Heute sind sie bestens Heimatvertriebenen führt werden. In einer Projekt- integriert beziehungsweise assimiliert. Öffnungszeiten: arbeit über das Sattlermuseum In Enns entstand durch vertriebene Menschen aus Gab- 1. April bis 31. Oktober im Rahmen des Ausbildungs- lonz an der Neisse (Jablonec nad Nisou) ein eigener Mittwoch 9:30 bis 11:30 Uhr lehrgangs Museumskustode/in und nach telefonischer Anmeldung ab drei Personen Stadtteil mit Betrieben und Wohnhäusern sowie einer im Jahre 2019 ging Marcella
Archiv oder Schaudepot Während der Planung kamen wir im Vorstand schnell auf die Idee eines „Offenen Depots“ für Besucher. Ein SAMMELN | BEWAHREN | FORSCHEN tragender Grundgedanke war jener, dass dieses Depot den Besucherin- nen und Besuchern auf jeden Fall bei allen Führungen zugänglich sein muss, wenn schon viel Geld in neue Depoträume investiert wird. Daher wurde die Stiege zum Schaudepot breit ausgelegt und mit niedriger Stufenhöhe versehen. Der zweite Grundgedanke war die Bezeich- nung Bibliothek der Dinge. Diese Bezeichnung soll unser Bestreben nach größter Ordnung im Depot zum Ausdruck bringen. In drei Punkten haben wir diese Idee ver- wirklicht: Möglichst handliche Archivboxen Dr.in Herta Neiß und Dr. Klaus Landa mit 14 Josef Wieser bei der Eröffnung der 15 mit begrenzter Anzahl an Objekten „Bibliothek der Dinge” so zu befüllen, dass nicht „gekramt“ SAMMELN | BEWAHREN | FORSCHEN werden muss, um ein Objekt zu Die fertig eingeräumte „Bibliothek der Dinge" Mitarbeiterin Inge Rabenhaupt mit geöffneter Archivbox finden Zweitens ein Koordinatensystem für die Archivboxen Finanzierung tigen, da im Depot mindestens noch 3000 nicht inven- Neiß von der Johannes Kepler Universität Linz, die uns zur besseren Übersichtlichkeit im Depot einzuführen Einmal war es die Zusicherung einer Förderung durch tarisierte Objekte lagern. Der Zeitaufwand für die In- in ihren Festreden in unserem Tun bestärkten und zu Und drittens die Inventarisierung mithilfe des Muse- das LEADER-Förderprogramm, zweitens unser tatkräf- ventarisierung eines Objekts liegt derzeit bei 20 bis 30 weiteren Projekten motivierten. Ungefähr vierzig Gäste umskollektors (MUKO) des Landes Oberösterreich, die tiges Mitarbeiten. In circa 500 Stunden freiwilliger Ei- Minuten für zwei Personen. Das sind umgerechnet bis hielten, trotz unangenehmer Temperaturen, fast bis bereits vor Baubeginn mit den Objekten in den Muse- genleistung konnten wir einen wesentlichen Beitrag zur zu 1500 Stunden oder 190 Arbeitstage für zwei Personen. Mitternacht aus, um mit uns zu feiern. umsräumen begonnen wurde. Finanzierung beisteuern. Und drittens kreierten wir ein eigenes Sponsoring-Modell, das wir „Archivbox-Wert- Vorteile des Depots Tag der offenen Tür Bauphase schein-Aktion“ benannten. Zum Preis von zehn Euro Die ureigenste Aufgabe des Depots ist wohl die ge- Einen Tag später öffneten wir das Schaudepot für un- Nachdem die Kostenvoranschläge eingeholt und die konnten Sponsoren eine Archivbox für das Museum er- schützte, übersichtliche Lagerung der Objekte. Für uns sere Gäste mit einem Tag der offenen Tür. Seither ge- Finanzierung geplant war, begann im September 2020 werben. Für zehn Wertscheine erhielt jeder Sponsor ein ergibt sich mit dem Schaudepot daher folgender Mehr- hört die Bibliothek der Dinge zu jeder Führung und so der Ausbau des Dachbodens, den die Firma VABB aus Logo auf einer Archivbox – ein Leben lang. Als weitere wert: mancher Besucher staunt dabei nicht nur über kuriose Steyr zur vollsten Zufriedenheit ausführte. Bereits im Gegenleistung wurde die Gelegenheit geboten, an einer Wir haben, weil wir ja ein kleines Museum sind, zu- Objekte, sondern auch über den sonst unsichtbaren November war der ehemalige Dachboden samt Stie- Verlosung und an einer Veranstaltung teilzunehmen. sätzlich zur Ausstellung ein weiteres „Highlight“ bei Arbeitsaufwand, der hinter dem sichtbaren Betrieb ei- genaufgang bezugsfertig. Die Stehregale und die Ar- Eigenleistung und Archivbox-Wertschein-Aktion er- Führungen. nes Museums steckt. chivboxen folgten Anfang 2021, sodass das Projekt im brachten die erforderlichen Finanzmittel für den Eigen- Für die Zukunft streben wir eine wissenschaftliche Februar 2021 abgeschlossen werden konnte. Im Som- anteil. Erschwerend für die Aufbringung der Finanzmit- Auseinandersetzung mit dem Sattlerhandwerk mit Stu- Josef Wieser, Leiter des mer wurde noch ein elektronisches Überwachungssys- tel hätte die Corona-Krise werden können, da dierenden an. Das Depot dafür als Quelle für Recher- Österreichischen Sattlermuseums tem zur Kontrolle der Feuchtigkeit und Temperatur im Hausbesuche im Ort im Frühjahr 2020 nicht möglich chen zur Verfügung stellen zu können, ist uns ein gro- Depotraum installiert. Mit einem akustischen Signal waren. Trotzdem gelang es uns, mehrere Hundert Ar- ßes Anliegen. Alle Fotos: Österreichisches Sattlermuseum werden wir seither auf ungünstige Temperatur- und chivbox-Wertscheine abzusetzen. Wir würden uns freuen, wenn unsere Objekte als Feuchtigkeitswerte hingewiesen. Leihgabe für andere Museen Anklang finden. Etwas stolz sind wir auf die rasche Umsetzung des Pro- Inventarisierung Im Depot haben wir nun geordneten Zugriff auf Ob- ÖSTERREICHISCHES SATTLERMUSEUM Ipfmühlstraße 15 jektes Bibliothek der Dinge, das um ein Jahr früher als Schon im Herbst 2019 setzten wir die begonnene Inven- jekte für eine Ausstellungsgestaltung im eigenen Haus. 4492 Hofkirchen im Traunkreis geplant abgeschlossen werden konnte. Was hat dazu tarisierung der Objekte aus dem Archiv fort. Bisher +43 (0) 699/10 66 83 23 beigetragen? konnten mit den Büchern (1000 Medien) und dem Doku- Eröffnung www.sattlermuseum.at mentenarchiv (600 Objekte) bereits weitere 1500 Objek- Am 28. August 2021 konnten wir die Bibliothek der Dinge Öffnungszeiten: te erfasst und im Museumskollektor des Landes Ober- im Rahmen einer kleinen Feier eröffnen. Wir freuten Mai bis Oktober österreich gespeichert werden. Die Inventarisierung uns sehr über die Anwesenheit von Dr. Klaus Landa vom Freitag 13:00 bis 17:00 Uhr und nach telefonischer Voranmeldung wird uns voraussichtlich noch mehrere Jahre beschäf- Verbund Oberösterreichischer Museen und Dr.in Herta
EISENBAHNJUBILÄEN verbliebenen Loks wurden 1934 abgestellt, jene in der CSR verbliebenen erst 1948. Technische Daten: Bauart 2´B 1´ n4v + 2´2´, 36 Stück, terreich, sondern auch in der CSR, Polen, Rumänien, Jugoslawien, Griechenland, Italien und Frankreich im Einsatz. In Österreich endete ihr Dienst im Jahr 1968. IM JAHR 2021 Vmax 100 km/h, Leistung 1500 PS, Gewicht Lok 116,85 Technische Daten: Bauart E h2 + 3, ÖBB BR 57, 208 SAMMELN | BEWAHREN | FORSCHEN bis 123,51 Tonnen, Hersteller StEG ab 1901 Stück, Vmax 50 km/h, Leistung 1200 PS, Gewicht Lok 69,4 Tonnen, Hersteller Floridsdorf EIN STREIFZUG Die ÖNWB BR 360, ÖBB BR 254/354 Für Güterzüge wurden leistungsstarke und vor allem Die Tauernbahn-Lok kkStB BR 100 schnellere Loks gewünscht, um den Betrieb rationeller Für den rasch gewachsenen Reiseverkehr am Tauern Eine Rückschau vom Jahr 2021 in die Geschichte der nieur war Ing. Louis Anton Gölsdorf, der Vater von Karl durchführen zu können. Die Loks erbrachten die gefor- sollte eine neue stärkere Dampflok eingesetzt werden. Eisenbahn mit Jubiläen bringt einige erstaunliche Er- Gölsdorf. Die Loks waren vor Güterzügen auf allen derten Werte und blieben bis 1958 im Einsatz. Karl Gölsdorf entwickelte den ersten Sechskuppler der kenntnisse. Die folgende Aufstellung erhebt keinen Strecken der Südbahn-Gesellschaft bis 1934 im Ein- Technische Daten: Bauart 1´C n2 + 3, bzw. 1`C n2v + 3, 20 Geschichte, weil die hohe geforderte Leistung sonst Anspruch auf Vollständigkeit, sie bringt die wesentli- satz, vornehmlich am Semmering und am Brenner, zu- Stück, Vmax 65 km/h, Leistung 1000 PS, Gewicht Lok nicht mit der Begrenzung der Achslast von 14,5 Tonnen chen und für die spätere Geschichte wichtigsten Fahr- letzt im Verschub. 55,60 Tonnen, Hersteller Floridsdorf ab 1901 vereinbar gewesen wäre. Bei den ersten Testfahrten zeuge und Streckenbeschreibungen. Die Aufzählung Technische Daten: Bauart D n2 + 3, 135 Stück, Vmax 45 konnte die Maschine 360 Tonnen (das ist ein Schnellzug erfolgt chronologisch. km/h, Leistung 750 PS, Gewicht Lok 62 Tonnen, Her- 1911: Die Gölsdorf Schnellzugdampflok 310 mit sieben Wagen) auf 28 ‰ Steigung mit 40 km/h be- steller Wiener Neustadt, Keßler, StEG², Baujahre ab 1871. Auf der Basis der kkStB BR 210 (Nassdampfkonstrukti- fördern und auch in den steilen Rampen anfahren. Es 1841: Eröffnung der Strecke Wien (Südbahnhof) – Wie- on) entwickelte Ing. Karl Gölsdorf die erste Heißdampf- wurden alleinfahrend Geschwindigkeiten bis 85 km/h ner Neustadt – Neunkirchen, Teil der Südbahn 1881: Streckeneröffnung: Linz – Kremsmünster Schnellzuglok für die österreichischen Eisenbahnen. erreicht. Der Erste Weltkrieg unterband eine Serienfer- Zeitgleich entstanden auch im übrigen Europa und in tigung. Das Konzept wurde aber für eine neue Lok ver- 1861: Eröffnung der Strecke Wels – Passau, als 1891: Streckeneröffnungen: Mondsee – St.Lorenz – Amerika erste Heißdampfloks. Die Loks sollten die wendet, die württembergische Baureihe F, mit 44 Stück 16 17 Zweigstrecke der Kaiserin Elisabeth Westbahn Salzburg (Salzkammergut-Lokalbahn), Eisenerz – Schnell- und Personenzüge mit einem Gewicht von 400 eine doch beachtliche Serie, welche ab 1939 bis 1956 Krumpenthal – Vordernberg (Erzbergbahn), Pergern – Tonnen (acht vierachsige Personenwagen) mit 100 bis auch auf der Semmering-Strecke im Einsatz waren. Die SAMMELN | BEWAHREN | FORSCHEN Die Südbahn BR 33, BBÖ1 BR 371, ein Sierning – Bad Hall (Zweigstrecke der Steyrtalbahn) 110 km/h auf der Nordbahn befördern können. Das De- Loks haben sich hier tadellos bewährt. gelungener Versuch sign erregte allgemeines Aufsehen, sie gilt als einer der Technische Daten: Bauart 1´F h4v, 1 Stück, Hersteller Der Güterverkehr war seit Anbeginn der Eisenbahn die 1901: Eröffnung der Strecke Fügen – Zell am Ziller (Zil- elegantesten Dampfloktypen in Europa. Die Achsan- Floridsdorf, Vmax 60 km/h, Leistung 2100 PS, Gewicht wichtigste Einnahmequelle für die Bahnverwaltungen. lertalbahn) und Lambach – Haag am Hausruck („Haager ordnung 1´C 2´ wurde später mit dem Kennnamen „Adri- Lok 95,77 Tonnen Die Strecke Wien – Triest entwickelte sich neben der Lies“) atic“ bezeichnet, weil Österreich-Ungarn damals auch Nordbahn zur wichtigsten Verbindung der Monarchie. die Adria beherrschte. Nach 1919 wurden die verbliebe- Die zunehmend höheren Zuggewichte forderten stär- Die kkStB3 BR 108, die erste nen 43 Stück von der BBÖ vor allem auf der Westbahn kere Loks. So baute man bereits vorhandene Dreikupp- Vierzylinder-Verbundlok in Österreich eingesetzt, allerdings wegen der Streckencharakteris- ler-Loks (Engerth-Semmering-Type) zu Vierkupplern Die Loks wurden nicht nur technisch, sondern auch äs- tik meist in Doppeltraktion. Eine Lok (310.23) konnte in um, auch der Kessel wurde verbessert und damit die thetisch genau geplant, damit begann die internationa- Österreich erhalten und 1987 wieder betriebsfähig auf- Gesamtleistung. Die Loks waren bis 1929 im Einsatz. le Aufmerksamkeit für den Konstrukteur Ing. Karl Göls- gearbeitet werden. Ein weiteres Exemplar (310.15) ist im Technische Daten: Bauart D n2 + 3, 26 Stück, Vmax 45 dorf. Die 108 zählt zu den schönsten „Atlantics“ weltweit. Technischen Museum in Prag beheimatet. km/h, Leistung 500 PS, Gewicht Lok 60 Tonnen, Her- Das Einsatzgebiet waren Schnellzüge auf den Strecken Technische Daten: Bauart 1´C 2´ h4v + 2´2´, 90 Stück, steller Cockerill (Belgien), Keßler (Esslingen), Umbau Wien – Prag, Wien – Krakau – Lemberg, Prag – Linz, Wien Vmax 100 km/h, Leistung 1800 PS, Gewicht Lok 86 Ton- 1861 Südbahn Werkstätte. – Gloggnitz und Bozen – Ala. Die nach 1919 in Österreich nen, Hersteller: WLF Floridsdorf, Wiener-Neustadt, Böhm.-Mähr.-Maschinenfabrik, StEG, Breitfeld&Danék 1871: Streckeneröffnungen: Salzburg – Hallein, Stocke- rau – Hollabrunn – Retz – Staatsgrenze, Villach – Spittal- Die Güterzuglok kkStB BR 80.900 Millstättersee – Lienz – Innichen, Summerau – Horni Auf der Basis der BR 180, dem ersten erfolgreichen Dvoriste Fünfkuppler der Welt (Baujahr 1900) und der BR 80 (Bau- jahre ab 1909) baute Ing. Karl Gölsdorf eine Heißdampf- Die Südbahn BR 35a, BBÖ 471, eine type mit ähnlicher Leistung für den Güterverkehr in der leistungsfähige Güterzuglok gesamten Monarchie. Sie hatten nur 14,5 Tonnen Achs- Museumslokomotive kkStB 310.23 Als Weiterentwicklung der vorher präsentierten BR 371 last und konnten auch mit minderwertiger Kohle befeu- wurden die betrieblichen Erfahrungen genützt und eine ert werden. Gegenüber der vergleichbaren preußischen 110 Jahre Elektrischer Betrieb der Mariazellerbahn neue stärkere Vierkuppler-Lok konstruiert. Chefinge- G10 (DRG⁴, DB BR 57, ÖBB BR 657) zeigt sie bessere An- und ÖBB BR 1099 fahr- und Beschleunigungswerte und sparsameren Ver- Die Mariazellerbahn ist die erste und damit älteste Ein- brauch. Beim Personal war sie wegen ihrer Robustheit phasen-Wechselstrom-Bahnstrecke in Österreich (ge- 1 Bundesbahnen Österreich (bis 1938) sehr beliebt. Nach 1919 waren die Loks nicht nur in Ös- nauer der damaligen Österreichisch-Ungarischen Mon- 2 k. k. privilegierte Österreichisch-Ungarische Staatseisenbahn-Gesellschaft archie) und damit sind die 1911 für diese Strecke eigens ³ k. k. (österreichische) Staatsbahnen ÖBB 1099.001 in St. Pölten ⁴ Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft gebauten Loks der ÖBB BR 1099 (damals als E1 bis E 16
350 bis 600 Tonnen Gewicht. Die Fahrzeit zwischen rungen mehr als erfüllt werden konnten, aber der aussichten nicht günstig. Umso erstaunlicher war die Wien und Salzburg war mit vier Stunden bemessen. Die gesamte Oberbau (Schienen, Schwellen, Zahnstangen) Entwicklung und Beschaffung eines völlig neuartigen 12.10 wurde am 24. September 1956 als letzte außer diesen gewaltigen Kräften nicht genügten. Und die Dieseltriebwagens für die Murtalbahn durch die Firma Dienst gestellt. Sie steht heute als (leere Hülle) im Tech- neue Lok wies eine Reihe von „Kinderkrankheiten“ auf, Knotz. Die Fahrzeuge brachten einen Quantensprung SAMMELN | BEWAHREN | FORSCHEN nischen Museum in Wien. 79 weitgehend baugleiche welche erst mit großem Aufwand einigermaßen berei- bezüglich Fahrgastqualität und Betriebsergebnis. Je- Maschinen wurden von der Rumänischen Staatsbahn nigt werden konnten. Die 297.401 steht als Denkmal im weils leicht abgewandelt wurden von 1981 bis 1999 ins- ab 1937 in Dienst gestellt, als BR 142 bezeichnet. Eine Bahnhof Vordernberg Markt. gesamt 28 Triebwagen gebaut (fünf Stück Murtalbahn, dieser rumänischen 214er hat die ÖGEG⁵ zurückgeholt Technische Daten: Bauart 1´F 1´ h2 zz(2)t, Gegendruck- sechs Stück Zillertalbahn, 17 Stück ÖBB). und als 12.14 wieder aufgearbeitet. bremse nach System Riggenbach, Vmax 30 km/h, Zahn- Technische Daten: Bauart 1´D 2´ h2 + 2´2´, 13 Stück, Vmax stange 25 km/h, Leistung 1800 PS, Hersteller Florids- 2001: Eröffnung der Neubaustrecke St. Valentin – Am- 120 km/h, Leistung 2700 PS, Gewicht Lok 116,85 bis dorf/Henschel stetten – St. Peter-Seitenstetten 123,51 Tonnen, Hersteller Floridsdorf ÖBB 12.10 TMW, Wien 1976 1951: Streckeneröffnung: Bürmoos – Trimmelkam durch Stefan Lueginger, ÖGEG Österreichische Gesellschaft Die BBÖ BR 729, ÖBB BR 78.600, die schnellste und Salzburger Lokalbahn für Eisenbahngeschichte, OÖ Eisenbahn- und Bergbau- bezeichnet) die ältesten noch im Betrieb stehenden modernste Tenderdampflok Österreichs museum – Lokpark Ampflwang Elektroloks der Welt. Die Loks waren auch über eine Im Jahr 1931 wurde auch eine Tenderlokomotive an die 1961: Elektrotriebwagenzug 4030.200 für die Wiener lange Zeit die stärksten elektrischen Schmalspurloks Bundesbahnen geliefert, für Schnell- und Personenzü- Schnellbahn Literatur: weltweit und sind immer noch die stärksten für 760 mm ge, vor allem auf den kurzen Strecken der Nord- und Christopher, Andreas: Kohlenbahnen im Hausruck. Spurweite in Europa. Ostbahn, aber auch für die kurzen Schnellzüge auf der 50 Jahre Serienlieferung Baureihe 2095 Wien 1988. Die Elektrifizierung der Mariazellerbahn ist gleichzeitig Westbahn sowie für Personenzüge auf diesen genann- Für die österreichischen Schmalspurstrecken waren in Doleschal, Erich: Triebfahrzeuge österreichischer auch die Geburtsstunde der niederösterreichischen ten Strecken, auf der Franz-Josefs-Bahn und der Süd- den 1950er Jahren hauptsächlich Dampfloks im Ein- Eisenbahnen. Diesel-Lokomotiven und Diesel-Trieb- 18 19 Landeselektrizitätsgesellschaft mit ihren Wasserkraft- bahn. Die nähere Beschreibung erfolgte anlässlich des satz. Daher beauftragten die ÖBB 1958 die Firma SGP, wagen. 2. überarb. u. erw. Aufl. Düsseldorf 1999. werken. Der erste Planzug von St. Pölten nach Lauben- Dienstjubiläums 2018 für die im Jahr 1938 gebaute ÖGEG eine 600 PS Diesellok mit höchstens 8 Tonnen Achs- Felsinger, Horst: Die Mariazellerbahn. 2. erw. Aufl. SAMMELN | BEWAHREN | FORSCHEN bachmühle wurde am 27. März 1911 von der E3 (1099.03) 78.618, daher wird auf diesen Artikel im Museumsinfo- druck für 760 mm Spurweite zu entwickeln. Sie waren Wien 1979. gezogen. Der vollständige Planbetrieb mit ausschließ- blatt 1/2/2018 verwiesen. damals die stärksten und schnellsten Dieselloks für Krobot, Walter / Slezak, Josef Otto / Sternhart, Hans: lich elektrischer Traktion erfolgte ab dem 7. Oktober 750/760 mm Spurweite. Ab 1961 erfolgte die Serienbe- Schmalspurig durch Österreich. Geschichte und 1911. Lokalbahn Lambach – Vorchdorf stellung, 1961 wurden die 2095.04 bis 10 ausgeliefert. Fahrpark der Schmalspurbahnen Österreichs von 1825 Im Jahr 1931, genau am 1. Mai, übernahm Stern & Hafferl Die Loks bewährten sich bis heute und erfüllten die bis 1975. 4. Aufl. Wien 1991. 1921: Die Güterzuglok BBÖ BR 480, ÖBB BR 254 den Betrieb auf der Bahnstrecke Lambach – Vorchdorf- nötigen Anforderungen des Betriebs. Besonders zu be- Lueginger, Stefan: Lexikon der österreichischen Die Weiterentwicklung der Gölsdorf Güterzugloks Bau- Eggenberg. Die damit ehemalige LVE (Lokalbahn Lam- achten waren die Leistungen im Güterzugdienst mit Schmalspur-Triebfahrzeuge. Gifhorn 2018. reihen 180 und 80 erfolgte auf dieser Basis mit einem bach – Vorchdorf-Eggenberg AG) eröffnete den öffent- aufgeschemelten Güterwagen im Waldviertel und auf Pawlik, Hans Peter: Technik der Mariazellerbahn. Wien leicht erhöhten Gesamtgewicht, was eine deutliche lichen Personen- und Güterverkehr im Jahr 1903, aber der „Krumpe“, wo bis Ende der 1990er Jahre täglich 2001. Leistungssteigerung möglich machte. die kkStB, welche den Betrieb mit Dampfloks führte, mehrmals Blechrollenzüge von Wieselburg zur Firma Rotter, Richard: Triebfahrzeuge österreichischer Technische Daten: Bauart E h2 + 3, 6 Stück, Vmax 50 brachte keine Gewinne und so sollte die Strecke 1930 Welser in Gresten transportiert wurden. Die 2095er Eisenbahnen. Elektrische Lokomotiven und Triebwa- km/h, Leistung 1350 PS, Gewicht Lok 71,5 Tonnen, Her- endgültig geschlossen werden. Da Stern & Hafferl be- wurden der Bregenzerwälderbahn, der Ybbstalbahn, gen. 2. Aufl. Düsseldorf 1999. steller StEG reits Betreiber der Strecke Vorchdorf – Gmunden war, der Waldviertelbahn und der Mariazellerbahn („Krum- Schröpfer, Heribert: Triebfahrzeuge österreichischer bot sich die Verbindung zur Westbahn in Lambach als pe“) zugeteilt. Einige Maschinen sind auch heute noch Eisenbahnen. Dampflokomotiven BBÖ und ÖBB. 1931: BBÖ 214 02 bis 07, ÖBB 12.02 bis 12.07, die sinnvolle Betriebsergänzung an. Die strategische Ent- im Einsatz. Düsseldorf 1989. stärkste und schnellste österreichische Dampflok- scheidung erwies sich als richtig. Die Strecke wurde Technische Daten: B´B´ dh, 15 Stück, Hersteller SGP, baureihe. elektrifiziert und im Lauf der Zeit auf den letzten Stand Motortyp SGP S12a, Leistung 600 PS (440 kW), Anfahr- Alle Fotos: Stefan Lueginger Die BBÖ BR 214 wurde für die schweren und schnellen der Technik gebracht. Der erste Elektrotriebwagen von zugkraft 100 kN, Vmax 60 km/h Quellen: Archiv der ÖGEG und Archiv Lueginger Züge auf der Westbahnstrecke zwischen Wien und 1931 ist übrigens als Nostalgiefahrzeug bestens erhal- Salzburg beziehungsweise Passau entwickelt, um die ten und kann auch für Sonderfahrten gebucht werden. 1971: ÖBB BR 1043, der schwedische Polarfuchs unwirtschaftlichen Doppeltraktionen mit der Reihe 310 zu beenden und die damals erlaubten 100 km/h im Ge- 1941: Eröffnung der Strecke Marchtrenk – Verschiebe- 1110.500 mit Elektrischer Bremse gensatz zur BR 113 auch real zu fahren, aber auch als bahnhof Wels Antwort der mächtigen „Kohlenbarone“ in der ersten 1981: Die Inbetriebnahme der StLB VT 31 bis 35, ZB VT Republik, welche erfolgreich eine Elektrifizierung der ÖBB BR 297.400, die stärkste Zahnrad-Dampflok für 3 - 8 und ÖBB 5090 001 - 017, eine Sensation für die Strecke zwischen Attnang-Puchheim und Wien West- Normalspur in Europa Schmalspur in Österreich bahnhof verhinderten. Die Schnellzüge auf der West- Die Kriegswirtschaft der NS-Diktatur forderte auch für Seit den späten 1950er Jahren wurden Schmalspur- bahn hatten im Regelfall sieben bis zwölf Wagen, also die Erzzüge am steirischen Erzberg leistungsfähigere bahnen, wenn irgendwie möglich, stillgelegt oder zu- Loks. Das Ergebnis war die stärkste, aber auch schwers- mindest stark verkürzt. Prominentestes Opfer war die te Lok für diese Strecke, zwei Exemplare wurden ge- Salzkammergut-Lokalbahn. Aber auch für die restli- ⁵ Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte baut. Es zeigte sich, dass zwar die Leistungsanforde- chen Schmalspurstrecken-Bahnen waren die Zukunfts- StLB VT 32 in der Erstausführung, Tamsweg
STIMMEN AUS DER MUSEUMSLANDSCHAFT DIREKTOR JOHANNES WEIDINGER ÜBER EINEN SENSATIONSFUND IM K-HOF KAMMERHOF MUSEUM GMUNDEN Im Frühjahr 2021 kam in wurde der Stadtgemeinde Gmunden für das Museum ein der an das K-Hof Kam- Gemälde von Hübner, darstellend‚Samuel vor dem Ho- AKTUELLES merhof Museum Gmun- henpriester‘, gewidmet. … “ den angeschlossenen 1925/26 wurde in einem Ausstellungskatalog der Natio- Bürgerspitalskirche bei nal Galerie Berlin vom Enkel des Meisters, dem Maler Depotarbeiten ein be- Heinrich Hübner, ein Werkverzeichnis seines Großva- sonderer Fund zutage – ters angefertigt. Unserem Bild wurde als Besitzerin ein altes Gemälde des Frau Margarethe von Schuch-Mankiewic, Villenbesitze- 20 21 bekannten deutschen rin in Gmunden, zugeordnet. Historienmalers Julius Der „Gönner“ stellte sich also als Frau von Schuch- AKTUELLES Hübner. Das 2,3 x 1,9 m Mankiewic heraus, die das Bild zuvor vom Maler selbst Museumsdirektor Mag. Dr. Johannes große Ölbild zeigt eine käuflich erworben hatte! Weidinger betreut die umfangreichen Szene aus dem Alten Sammlungen im K-Hof Kammerhof Museum Gmunden (Foto: privat) Testament: Hanna bringt Elisabeth Kreuzwieser: Wie steht / stand es um den Samuel zu Eli. Eli war ein Zustand des Gemäldes und ist eine Restaurierung des Hoher Priester, der der unfruchtbaren Hanna die Ge- Gemäldes geplant? Wer übernimmt die Kosten? burt eines Sohnes vorausgesagt hatte. Aus Dankbar- „Hanna bringt Samuel zu Eli“. Ölgemälde des Historienmalers Julius Hübner, 1850 (Foto: Stadtgemeinde Gmunden) keit übergab Hanna ihren Sohn, den späteren Prophe- Johannes Weidinger: Das Bild wurde wohl aufgrund ten Samuel, dem Priester zur Ausbildung. seiner Größe nie im Museum (dieses befand sich damals Wir stellten Museumsdirektor Mag. Dr. Johannes Wei- noch nicht im Kammerhofgebäude) ausgestellt, son- dinger, der 2019 die Nachfolge von Kons. Ingrid Spitz- dern hinter dem Altar der Bürgerspitalkirche St. Jakob bart antrat, einige Fragen zum Fund des Gemäldes. deponiert und geriet dadurch in Vergessenheit. Sein Zustand, was Rahmen und Leinwand betraf, war Elisabeth Kreuzwieser: Was sind generell die Pläne für Elisabeth Kreuzwieser: So ein Fund ist eine Sensation aber zufriedenstellend, lediglich der Firnis war durch das kommende Jahr im K-Hof Kammerhof Museum – Wie konntet ihr sicherstellen, dass es sich um ein Ge- einen Wasserschaden beschädigt. Gmunden? Welche Ausstellungen / Projekte sind für mälde von Julius Hübner handelt? Konntet ihr auch Das Bild befindet sich momentan in der Restaurierungs- 2022 geplant? eruieren, wie das Gemälde an das Museum gekommen werkstatt; die Kosten dafür wurden durch eine vom ist und welche Vorgeschichte es dazu gibt? Obmann des Gmundner Musealvereins, Herrn OSR i. R. Johannes Weidinger: Das Kammerhof Museum Gmun- August Mayer, ins Leben gerufene Spendenaktion gedeckt. den präsentiert sich 2022 mit zahlreichen Sonderaus- Johannes Weidinger: Das Bild ist links unten (auf dem stellungen zu seinen tragenden Säulen „Sakrale Kunst“, Schemel, auf dem Eli sitzt) mit 18 JH 50 ligiert / mono- Elisabeth Kreuzwieser: Ist eine besondere Präsentati- „Stadtgeschichte“, „Geschichte der Sanitärkeramik“ grammiert / signiert, also von einem J. H. mit dem Jah- on des Gemäldes geplant? Wird das Werk in der nächs- und „Moderne (Keramik)Kunst“. Dies werden unter re 1850 datiert! Nach Kontaktaufnahme mit Herrn Prof. ten Zeit einmal in eine Ausstellung eingebettet werden? anderem Johann-Georg-Schwanthaler-Krippen der Her- Peter Hübner vom Hübner-Web-Museum war klar: Es zog-von-Cumberland-Stiftung, Grüngeflammte Keramik handelt sich um das verschollen geglaubte Bild seines Johannes Weidinger: Nach Abschluss der Restaurie- und Gmundner Fayencen aus 4 Jahrhunderten, Touris- Vorfahren! rungsarbeiten planen wir, das Bild an seinem „Fundort“, musstadt Gmunden und modernes Transportwesen so- Nun folgte, einem Krimi gleich, die detektivische Spu- also in der zum K-Hof Museum gehörenden Bürgerspi- wie diverse Kunstausstellungen sein. rensuche durch unsere Archivarin, Frau Konsulentin talkirche St. Jakob, fachgerecht auszustellen und als Ingrid Spitzbart: So stand etwa in der Gmundner Wo- Teil unserer umfangreichen Sammlungen sakraler Elisabeth Kreuzwieser: Ein dichtes Programm! Wir chenzeitung Neueste Post vom 6. Jänner 1922: „Ge- Kunst zu präsentieren. Das wird voraussichtlich zu Os- wünschen euch alles Gute für die kommende Museums- Blick auf das Ensemble des K-Hof Kammerhof Museums Gmunden mit schenk an das Museum in Gmunden. Von einem Gönner tern 2022 der Fall sein. saison! der Bürgerspitalkirche im Hintergrund (Foto: Verbund OÖ Museen)
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