Ostern 2020 - Seelsorgeeinheit Unteres Filstal

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Ostern 2020 - Seelsorgeeinheit Unteres Filstal
Ostern 2020
Ostern 2020 - Seelsorgeeinheit Unteres Filstal
2     Inhaltsverzeichnis

Ostern                                      Spirituelles
Wer war Maria Magdalena –                   Ostern      26
   Hure oder Heilige? 4                     Gebet für unsere Kommunion-
Osterkrippenausstellung                         kinder 29
   in Reichenbach 9                         Liebe 31
Auferstehung – Ende und Anfang        13    Aufgehen 43

Denkanstöße                                 Weltkirche
Immer wieder sonntags 10                    Papst Franziskus hat das Wort 28
Pharisäer leben auch heute                  Sternsinger, die Hand zum
   mitten unter uns 27                         Religionsfrieden ausgestreckt 30
Buchbesprechungen 36                        Caritas 43
Hätten Sie es gewusst? 44
                                            Über den Kirchturm hinaus
Liturgie                                    Braucht fairer Handel noch die
Ihr seid das Salz der Erde 12                  offene Kirchentür? 34
Pfingstmontag: Was wird da
    eigentlich gefeiert 23                  Seelsorgeeinheit
                                            Rückblick auf die Amtsperiode der
Gemeindeleben                               Kirchengemeinderäte 38
Interview zur Firmvorbereitung 14
Ministrieren – warum 18                     Sakramente
Mitarbeiterfest 2020 22                     Krankensalbung            45
Taizé-Abend in der evangelischen
    Johanneskirche Albershausen 32          Rubriken
Caritas – Hilfe & Beratung 43               Editorial 3
Sparwieser Kirchencafé 47                   Impressum 45
                                            Kulinarisches 46
Kirchenmusik
Orgelmusik     17
Ökumenisches Offenes Singen      33

                            Titelseite: Foto Uwe Marienfeld, Künst-
Kinderseite                 ler und Naturfotograf in Haigerloch
Osterbräuche    24          Rückseite: Foto Philipp Schad, Wernau,
                            Zitat Mt 28,20
Ostern 2020 - Seelsorgeeinheit Unteres Filstal
Editorial      3

                                            wieder oder neue können geschlossen
                                            werden. Da tun sich plötzlich neue Hori-
                                            zonte auf. Da gibt es statt Lähmung und
                                            Tod Leben und Lebendigkeit. Das Reich
                                            Gottes, das Himmelreich ist jetzt schon
                                            anfanghaft bei uns hier auf der Erde.

                                            Ich wünsche Ihnen, dass Sie im Leben
                                            immer wieder Auferstehung feiern kön-
                                            nen. Und für die Zeiten, in denen es uns
                                            zum Weinen ist, wünsche ich Ihnen,
                                            dass Sie Menschen an Ihrer Seite haben,
                                            die das mittragen. So wie Jesus den Jün-
                                            gern am Gründonnerstag ein Vermächt-
                                            nis aufgegeben hat. „Tut dies zu mei-
Ostergruß                                   nem Gedächtnis!“ sagt er nicht nur im
                                            Hinblick auf die Feier der Eucharistie,
Es ist zum Heulen - so sagen wir das        des Abendmahles, sondern auch im Hin-
immer mal wieder. Wenn die Kicker un-       blick auf die Fußwaschung.
serer Nationalmannschaft verlieren,
wenn Verantwortliche in Wirtschaft          Jesus war am Ölberg allein, obwohl er
oder Politik nicht das tun, was uns wich-   drei seiner Jünger mitgenommen hatte.
tig und richtig erscheint oder was tat-     Sie haben ihn allein gelassen. Und gera-
sächlich notwendig ist. Es ist zum Wei-     de deshalb wird er Menschen in schwe-
nen, wenn das, was wir geplant, er-         ren und schwersten Stunden ihres Le-
träumt oder erhofft haben, nicht ein-       bens nicht allein lassen. Davon bin ich
tritt. Es ist zum Weinen, wenn Beziehun-    überzeugt. Und ich hoffe, dass es auch
gen zu Ende gehen. Es ist zum Weinen,       uns gelingt, Menschen in Nöten beizu-
wenn liebe Menschen uns verlassen, ob       stehen. Dann erleben sie Auferstehung
durch Wegzug oder auch durch Tod.           schon jetzt. Dann können Menschen in
                                            den alten Ruf einstimmen: Christus ist
Solche Erfahrungen gehören immer wie-       wahrhaft auferstanden, Halleluja.
der zu unserem Leben. Tage, an denen
es uns zum Heulen ist. Kartage. Das ver-    Gesegnete Kartage und frohe Ostern!
bindet uns mit Jesus und seinen Jüngern
- auch ihnen war es zum Heulen.             Ihr Pfarrer

Doch auch das, was die Jünger Jesu
nach den Kartagen erleben, erleben wir
in unserem Leben auch - Auferstehung.
Da gibt es plötzlich Aufbrüche, da gelin-
gen plötzlich Dinge, da geschieht ein
Wunder, da gibt es alte Freundschaften
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4      Ostern

Wer war Maria Magdalena – Hure oder Heilige?
Mit dieser Frage beschäftigen sich seit      Maria Magdalena zog mit Jesus nach Je-
Jahrhunderten Theologen, Historiker,         rusalem. In den Nag-Hammadi Schrif-
aber auch Romanautoren und Filmema-          ten, die erst Mitte des 19. Jahrhunderts
cher. Über die Jüngerin Jesu, die Sünde-     in Ägypten gefunden wurden, wird sie
rin und Prostituierte, über die Geliebte     mehrmals namentlich genannt. Bei die-
von Jesus oder sogar seine Ehefrau mit       sen Schriften handelt es sich um früh-
einem gemeinsamen Kind bis hin über          christliche Texte, die unter anderem das
die Apostelin der Apostel ist schon vieles   Philippusevangelium ent halten. In
geschrieben worden. Tatsache ist, dass       Spruch 32 heißt es: „Es waren drei, die
ihre wahre Geschichte untrennbar mit         allezeit mit dem Herrn wandelten: Ma-
der Geschichte Jesu Christi selbst ver-      ria, seine Mutter, und ihre Schwester
bunden ist – Maria Magdalena war eine        und Magdalene, die man seine Gefähr-
der wichtigsten Frauen im Leben Jesu.        tin nennt“. Der an mehreren Stellen un-
                                             vollständige Vers 55 wird so interpre-
So wundert es nicht, dass Maria Magda-
                                             tiert: „Die Sophia, die genannt wird: die
lena eine zentrale Figur des Osterge-
                                             Unfruchtbare, sie ist die Mutter der En-
schehens ist, da sich Jesus ihr als erstem
                                             gel. Und die Gefährtin [des Erlösers] ist
Menschen nach seiner Auferstehung ge-
                                             Maria Magdalena. Der [Erlöser liebte] sie
zeigt hat.
                                             mehr als [alle] Jünger und er küsste sie
Sie stammte aus Magdala, dem heuti-          [oft] auf ihren [Mund]“. Dieser Vers
gen Migdal in Israel, das nur 10 km von      führte zu Spekulationen, ob Jesus nicht
Kapernaum entfernt liegt, wo Jesus           mit Maria Magdalena verheiratet gewe-
einst lebte und wirkte. Und dass sie ei-     sen war. Doch die Reduktion der beson-
ne besondere Stellung hatte, zeigt sich,     deren Nähe zwischen ihr und Jesus auf
indem sie in allen vier Evangelien auf-      eine rein körperliche Ebene wäre ver-
taucht und die Liste der Frauen im Neu-      fehlt.
en Testament stets von ihr angeführt
                                             Maria Magdalena war eine kluge Frau,
wird.
                                             die Jesu Lehre schon zu Lebzeiten ver-
Im Evangelium nach Lukas wird berich-        stand und mit der Jesus eine tiefe geisti-
tet, dass Jesus Maria Magdalena und ei-      ge, spirituelle Beziehung hatte. In der
nige andere Frauen von bösen Geistern        Pistis Sophia hat Maria Magdalena einen
und Krankheiten heilte (Lk 8,3 und Mk        herausragenden Part als Auslegerin von
16,9). Sie schloss sich zusammen mit         Texten und als Fragestellerin inne. Die
anderen Frauen den zwölf Jüngern an          Pistis Sophia ist einer der wichtigsten
und sorgte dank ihres Besitzes für deren     koptisch-gnostischen Texte, in dem
Unterhalt. Auch im Evangelium nach           Lehrgespräche wiedergegeben werden,
Markus, das als das am frühesten ver-        die Jesus noch nach seiner Auferstehung
fasste gilt, heißt es: „Sie waren Jesus      mit den Jüngern gehalten haben soll. So
schon in Galiläa nachgefolgt und hatten      sagt der Erlöser dort über sie: „Du bist
ihm gedient.“ (Mk 15,41).                    begnadet vor allen Frauen auf Erden,
                                             weil du die höchste Fülle und höchste
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Ostern       5

Der Wegsein
Vollendung    zum     neuen
                  wirst“  (Kap. Gotteslob
                                19). „Doch   diese Begegnung. Sie hält Jesus für den
Maria Magdalena und Johannes, der            Gärtner, aber sie erkennt seine Stimme.
Jungfräuliche, werden alle meine Jünger      „Sie ruft ihm auf Hebräisch zu: Rabbu-
und alle Menschen, die die Mysterien         ni!, das heißt: Meister. Jesus sagt zu ihr:
von Unaussprechlichen empfangen,             Halte mich nicht fest; denn ich bin noch
überragen. Und sie werden zu meiner          nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh
Rechten und zu meiner Linken sein. Und       aber zu meinen Brüdern und sag ihnen:
ich bin sie und sie sind ich“ (Kap. 96).     Ich gehe hinauf zu meinem Vater und
                                             zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu
Bei der Kreuzigung flüchtete Maria
                                             eurem Gott“ (Joh 20,11-18). Und Maria
Magdalena nicht, wie die anderen Jün-
                                             Magdalena ging und berichtete es de-
ger. Sie verließ ihn nicht. Sie hielt ihm
                                             nen, die mit ihm zusammen waren.
die Treue bis zu seinem Tod (Mt 27,55-
56, Mk 15,40, Joh 19,25). Sie war auch       Maria Magdalena ist damit die entschei-
bei der Kreuzabnahme Jesu durch Jo-          dende Verbindung zwischen der Ver-
seph von Arimathäa anwesend (Mk              zweiflung an Karfreitag und der frohen
15,47; Lk 23,55 spricht nur von den          Botschaft des Ostermorgens. Sie verkün-
Frauen) und sie verharrte nach der Grab-     det als erste den Osterglauben, die zent-
legung am Grab (Mt 27,61).                   rale Botschaft des christlichen Glaubens.
                                             In der Alten Kirche wird sie deshalb von
                                             westlichen und östlichen Kirchenvätern
                                             wie Augustinus, Hippolyt von Rom, Jo-
                                             hannes Chrysostomus oder Cyrill von
                                             Alexandrien als „Apostelin der Apostel“
                                             hoch verehrt.
                                             Die Gleichsetzung der Maria Magdalena
                                             mit einer namenlosen Sünderin, die Je-
                                             sus die Füße mit ihren Haaren wusch
                                             und ihn danach mit kostbarem Öl salbte
                                             (Lk 7, 36-50), begann erst mit den Mag-
                                             dalenenpredigten von Papst Gregor I.,
                                             dem Großen, (590-604) im Jahr 591 n.
Ostermorgen mit Maria Magdalena, 1215,       Chr. Von da an wird die Magdalena der
Magdalena-Fenster in der Kathedrale von      katholischen Kirchen- und Kunstge-
Chartres                                     schichte nicht als Verkünderin (übrigens
                                             gegen das Zeugnis der Evangelien), son-
Am Ostermorgen ist sie die erste, die
                                             dern stark erotisch geprägt als reuige
dem Auferstandenen begegnet. In den
                                             Sünderin, als Büßerin, als kniende, schö-
Evangelien nach Markus, Matthäus und
                                             ne, oft halbnackte Frau mit offenem ro-
Johannes wird eine Begegnung nach der
                                             tem Haar dargestellt. Die sieben Dämo-
Auferstehung geschildert (Mk 16,9-10,
                                             nen, von denen sie geheilt wurde, wur-
Mt 28,9-10, Joh 20,11-18). In besonders
                                             den mit den sieben Todsünden gleichge-
ergreifender Weise schildert Johannes
                                             setzt und mit einer unkontrollierten
Ostern 2020 - Seelsorgeeinheit Unteres Filstal
6        Ostern

                                                      benswandel suspekt und bot Anlass für
                                                      vielerlei Spekulationen.
                                                      Die Ostkirche ignorierte von Anfang an
                                                      diese Umdeutung des Papst Gregor I.
                                                      und ehrte Maria Magdalena über die
                                                      Jahrhunderte hinweg uneingeschränkt
                                                      als apostelgleiche Frau.
                                                      Erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhun-
                                                      derts hat man sie als besondere Jünge-
                                                      rin Jesu wiederentdeckt und begann,
                                                      das Bild von ihr zu korrigieren. Das
                                                      Zweite Vatikanische Konzil mit seiner Li-
                                                      turgiereform stellte einen wichtigen
                                                      Schritt dar, Maria Magdalena nicht
                                                      mehr mit der fußwaschenden Sünderin
                                                      gleichzusetzen.
                                                      Enorm wichtig für die Änderung dieser
                                                      Sichtweise war die Entdeckung der
Maria Magdalena als Büßerin, Ölgemälde von
                                                      Schriften von Nag Hammadi (s. o.) mit
Tizian, 1535, Galleria Palatina im Palazzo Pitti in
Florenz                                               ihren Aussagen über Maria Magdalena.
                                                      Im Jahr 2016 wurde ihr Gedenktag, der
weiblichen Sexualität in Verbindung
                                                      22. Juli (ihr Todestag), von Papst Fran-
gebracht. Die Wirkung dieses Magdale-
                                                      ziskus in den Rang eines Festtages erho-
nenbildes war immens. So gab es zum
                                                      ben. Er hat an ihren Titel „Apostola
Beispiel in Irland noch bis 1996 von rö-
                                                      Apostolorum“ (Apostelin der Apostel)
misch-katholischen Ordensschwestern
                                                      erinnert und sie in den gleichen Rang
geleitete „Magdalenenheime“, Bes-
                                                      wie die anderen zwölf Apostel gestellt.
serungsanstalten für „gefallene“ Mäd-
                                                      Damit ist im liturgischen Kalender eine
chen und Frauen (= Prostituierte).
                                                      Gleichstellung von Mann und Frau voll-
Tatsache ist, dass Papst Gregor I. den                zogen worden. Warum sollte diese
Ruf Maria Magdalenas nachhaltig zer-                  Gleichstellung dann nicht ein Anstoß
störte und sie als lasterhafte Hure ab-               sein, etwas in der Kirche ins Rollen zu
stempelte. Maria Magdalena war eine                   bringen? Eine Kirche ohne das Engage-
schöne, gebildete Frau, die im Gegen-                 ment von Frauen ist inzwischen undenk-
satz zu den meisten damaligen Frauen,                 bar geworden. Warum sollte die Gleich-
die vor allem im Haushalt tätig waren,                stellung von Mann und Frau in der Kir-
über Kenntnisse in Literatur, Kunst und               che nicht auf den verschiedensten Ebe-
Kultur verfügte. Da sie sich an den Dis-              nen möglich sein?
puten von Männern beteiligen konnte,
                                                      In den Evangelien finden sich keine An-
wurde sie auch zu Gastmählern der
                                                      haltspunkte mehr über das weitere Le-
Männer eingeladen. Damit war ihr Le-
                                                      ben Maria Magdalenas. Nach den Ereig-
Ostern 2020 - Seelsorgeeinheit Unteres Filstal
Ostern      7

nissen um Ostern setzte eine große              Maria Magdalena suchte dann den Weg
Christenverfolgung ein. In der „Legenda         in die Einsamkeit eines Gebirges im Hin-
aurea“, dem bekanntesten und am wei-            terland nahe Marseille. 30 Jahre ihres
testen verbreiteten religiösen Volksbuch        Lebens soll sie als Einsiedlerin im Massif
des Spätmittelalters, wird überliefert,         de la Sainte-Baumes in einer auf 940
dass Maria Magdalena von christen-              Metern Höhe gelegenen Höhle ver-
feindlichen Juden zusammen mit Maria            bracht haben. Ohne feste Nahrung, nur
des Kleophas (Mutter von Jakobus dem            genährt von himmlischer Speise (eine
Jüngeren, Judas Thaddäus und Simon              Parallele zu dem Schweizer Bruder Klaus
Zelotes), Maria Salome (Mutter von Ja-          von Flüe) und Musik, die vom Gipfel des
kobus dem Älteren und Johannes), ihren          Massivs erklang, soll sie täglich sieben-
Geschwistern Martha von Bethanien               mal von Engeln auf den Gipfel des
und Lazarus, der zum Bischof von Mar-           Saint-Pilon zum Gebet getragen worden
seille gewählt wird, sowie Maximin,             sein.
dem späteren Bischof von Aix-en-
Provence, und der schwarzen Dienerin
Sara in ein Schiff ohne Steuer und Segel
gesetzt und dem Meer preisgegeben
wurde.
Das Schiff landete im französischen
Saintes-Maries-de-la-Mer in der Camar-
                           gue. Die beiden      Sehr schnell wurde die Grotte zu einem
                           älteren Marien       Wallfahrtsort. Am 22. Juli jeden Jahres
                           und die schwar-      findet eine provenzalische Prozession zu
                           ze Dienerin blie-    dieser Grotte, einer der heiligsten Orte
                           ben dort. (Im        in der Religionsgeschichte Frankreichs,
                           14. Jahrhundert      statt. Acht Päpste, elf Könige und vier
                           entwickelte sich     Herrscher Frankreichs haben diesen Ort
                           in dem Ort eine      besucht. Ein kleiner Fußweg führt in ei-
                           religiöse Traditi-   ner knappen Stunde von der an der
                           on um diese          Passstraße zum Col d’Espigoulier gele-
                           Frauen, die auch     genen Hôtellerie de la Sainte-Baume, ei-
                           heute noch mit       nem an das Dominikanerkloster ange-
                           jährlichen Wall-     schlossenen Pilgerhotel, zur „grotte
                           fahrten im Mai       pleureuse“, der weinenden Grotte. Der
                           und im Oktober       Name rührt vom stetigen Tropfen einer
                           begangen wird.)      Quelle, der „Source de Sainte Madelei-
                           Die anderen zo-      ne“, die der Sage nach von den Tränen
                           gen weiter und       der Maria Magdalena gespeist wird
                           missionierten ei-    (eine Bauernregel besagt: „An Magdale-
Überfahrt, Lukas Moser,    ne Zeit lang         na regnet’s gern, weil sie weinte um
1431, Detail des Magdale- Frankreich.           den Herrn“) und der Heilkräfte zuge-
nen-Altars in Tiefenbronn
Ostern 2020 - Seelsorgeeinheit Unteres Filstal
8      Ostern

sprochen werden. Noch heute halten
Dominikanermönche täglich Andachten
in der Höhle ab.
Der „legenda aurea“ nach starb Maria
Magdalena allerdings nicht in der Ein-
samkeit, sondern auf dem Weg zurück
zu den Menschen auf der Via Aurelia
kurz vor Sai nt -Maxi min-la-Sainte-
Baume. Eine verwitterte Säule aus dem
Jahr 1463 an der Landstraße D560
kennzeichnet diesen Ort. Ihr einstiger
Weggefährte Bischof Maximin von Aix-
                                             sich hinter einer Glasscheibe befindli-
en-Provence soll sie nahe dem Tod ge-
                                             chen Schädel zeigt. Besondere Beach-
funden und ins Kloster Saint-Maximin-
                                             tung erfährt ein mumifizierter Gewebe-
la-Sainte-Baume gebracht haben. Dort,
                                             rest mit Haaransatz, der als jene Stelle
wo sich heute der Altar in der Basilika
                                             gilt, auf die Jesus am Auferstehungs-
befindet, empfing sie ihre letzte heilige
                                             morgen seine Hand gelegt haben soll
Kommunion und starb in seinen Armen.
                                             (bei einer Inspektion der Reliquie im Jah-
Die sterblichen Überreste sollen dann in
                                             re 1789 soll er sich von der Stirn des
Aix-en-Provence begraben worden sein.
                                             Schädels gelöst haben).
Im 9. Jahrhundert wurden ihre Reliquien
in die Kathedrale Sainte-Marie-Made-         Meine letztjährige Frankreichreise in die
leine nach Vezélay überführt. Die Bene-      Camargue und die Provence hat mich an
diktinerabtei wurde danach Ziel einer        viele Marienstationen gebracht und zu
blühenden Wallfahrt und Ausgangs-            einer näheren Beschäftigung mit der
punkt einer der vier wichtigsten Pilger-     Person Maria Magdalenas bewegt. Das
straßen nach Santiago de Compostela.         Leben der Maria Magdalena bleibt ein
                                             Mysterium trotz historischer Informatio-
Im 13. Jahrhundert verbreitete sich die
                                             nen und literarischer Zeugnisse. Aber ei-
Ansicht, dass die echten Reliquien in
                                             nes hat sich immer wieder gezeigt – Ma-
Sainte-Maximin-la-Sainte-Baume zu fin-
                                             ria Magdalena ist eine Ikone der Hoff-
den seien, was den Pilgerstrom in
                                             nung – sie verkörpert, dass ein Leben
Vezélay einbrechen ließ. In der Krypta
                                             durch die Kraft der Erlösung eine ein-
der Kathedrale Sainte-Marie-Madeleine,
                                             schneidende Veränderung erfahren
dem größten gotischen Bauwerk der
                                             kann.
Provence, werden die Gebeine der Maria
Magdalena aufbewahrt. Bis heute ist                                    Sonja Dollinger
das Reliquiar in Form einer vergoldeten
Bronzebüste zu sehen, deren Gesichts-
teil aufgeklappt werden kann und den

        Hätten Sie es gewusst?: Was ist ein Aspergill? (Auflösung auf Seite 44)
Ostern 2020 - Seelsorgeeinheit Unteres Filstal
Ostern         9

Osterkrippenausstellung in Reichenbach
Zum Greifen nahe: Schon zum sechsten
Mal präsentiert unsere Nachbarkirchen-
gemeinde in Reichenbach/Fils in ihrem
Gemeindezentrum die Ostergeschichte
mit biblischen Figuren. Dargestellt wird
auf 13 Tischen die Passionsgeschichte
vom Einzug nach Jerusalem bis zur drit-
ten Auferstehungsgeschichte am See
Genezareth mit biblischen Erzählfiguren,
Hintergrundbildern, Kulissen und liebe-
vollen Details. Zudem werden im Foyer
Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt.
In diesem Jahr können Ausschnitte aus
der Bergpredigt betrachtet werden.
Stimmen Sie sich auf die Osterzeit ein
und lassen Sie sich mit den Darstellun-
gen in die damalige Zeit mitnehmen!
Die Ausstellung unter dem Motto
„Folgen wir den Spuren Jesu ….. kommt
und seht!“ wird am Sonntag, 29. März
um 15 Uhr feierlich eröffnet. Anschlie-
ßend besteht die Möglichkeit, bei Kaffee
                                               Dienstag, 7. April, 17.00 Uhr,
und Kuchen mit dem Osterkrippenteam
                                               Mittwoch, 15. April, 17.00 Uhr und
und untereinander ins Gespräch zu
                                               Freitag, 17. April, 18.00 Uhr.
kommen.
                                               Die Führungen sind ebenfalls kostenfrei
Die Ausstellung ist dann ab 30. März
                                               und eine Anmeldung ist hierfür nicht
täglich von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Am
                                               erforderlich. Führungen für angemelde-
Karsamstag, 11. April, ist die Ausstel-
                                               te Gruppen, ein Kinderquiz sowie ein
lung geschlossen. Letzter Ausstellungs-
                                               Mal- und Puzzletisch für Kinder runden
tag ist Samstag, 18. April. Der Eintritt ist
                                               das Ausstellungsangebot ab.
frei.
                                               Veranstalter: Katholische Kirchenge-
In theologischen Führungen erhalten Sie
                                               meinde St. Konrad; Veranstaltungsort:
mehr Hintergrundwissen zu Figuren der
                                               Katholisches Gemeindezentrum St. Mi-
Bibel und den politischen, sozialen und
                                               chael, 73262 Reichenbach an der Fils,
religiösen Zusammenhängen der dama-
                                               Seidenstraße 1, Telefon 07153–957030
ligen Zeit.
                                               (neben der kath. Kirche St. Michael).
Die Termine für theologische Führungen         Parkmöglichkeit: Parkplatz Seidenstraße.
sind: Donnerstag: 2. April, 17.00 Uhr,
                                                                          Ulrich Röhrle
Sonntag, 5. April, 17.00 Uhr,
Ostern 2020 - Seelsorgeeinheit Unteres Filstal
10     Denkanstöße

Immer wieder sonntags:
Ursprung und Entwicklung der Sonntagsruhe

  Art. 139 Weimarer Verfassung:
  Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der
  Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.

So stand es in Artikel 139 der Weimarer     chen" (Apg 20,7). Grund dafür war, dass
Reichsverfassung und wurde über Arti-       Jesus am dritten Tag nach seiner Kreuzi-
kel 140 des Grundgesetzes in dieses         gung, also einem Sonntag, auferstan-
überführt. Der Anstoß dazu, die wich-       den war. Gleichzeitig war laut damaliger
tigsten Kirchenvorschriften der Weima-      Zählung der Sonntag der erste Tag der
rer Verfassung in das Grundgesetz auf-      Woche und damit auch der achte Tag,
zunehmen, kam von den Kirchen. Aber         was für die Anhänger Jesu den Neuan-
was heißt das für die Sonntagsruhe? Ei-     fang symbolisierte.
nes ist klar: Eine Abschaffung oder eine
                                            Ein wichtiges Datum war das Jahr 321,
den Sonntag grundsätzlich als Ruhetag
                                            als Kaiser Konstantin den Sonntag für
in Frage stellende Regelung wäre mit
                                            die meisten Römer arbeitsfrei machte.
dem Grundgesetz nicht vereinbar und
                                            Wie stark seine religiösen Motive waren,
kann daher auch durch Länderrecht
                                            ist umstritten. Der Kaiser machte den
nicht ausgehebelt werden.
                                            Schritt sicherlich auch aus politischem
Der siebte Tag als Ruhetag ist eine jahr-   Kalkül: Er hoffte, so das Reich zu einen
tausendealte Errungenschaft. Der religi-    und die aufstrebenden Christen wie die
öse Ursprung des arbeitsfreien Sonntags     etablierten Heiden an das römische Kai-
geht auf den jüdischen Sabbat zurück.       serreich zu binden, indem er den heili-
Jesus beging nach jüdischer Sitte den       gen Tag der Christen mit dem Tag des
Sabbat von Freitagabend bis Samstag-        römischen Sonnengottes, als dessen Re-
abend: "Der Sabbat wurde für den Men-       präsentant er sich sah, zusammenlegte.
schen gemacht, nicht der Mensch für         Damit wollte Konstantin auch seine
den Sabbat" (Mk 2,27).                      Macht festigen.
Dass Christen am Sonntag Gottesdienst
feiern und den Tag später "verehrungs-
würdig" nannten, muss also einen ande-
ren Ursprung haben. Sich am Sonntag
zu treffen, geht auch bereits auf die
neutestamentliche Zeit zurück. Schon in
der Apostelgeschichte ist die Rede da-
von, dass die Gemeinschaft am Sonntag
zusammenkam, "um das Brot zu bre-           Konstantin der Große als Sol invictus, Münze
                                            von 309 n.Chr. aus Lyon
Denkanstöße       11

Der Sonntag war nun kein Tag wie jeder           dass verkaufsoffene Sonntage einen
andere mehr, an dem neben dem Got-               nachvollziehbaren Anlass brauchen. Dar-
tesdienst noch gearbeitet werden muss-           über hinaus sind ohnehin bereits zahl-
te. Er stand ganz dem Glaubensleben              reiche Ausnahmen im Arbeitszeitgesetz
zur Verfügung.                                   geregelt, etwa für Krankenhäuser, Feu-
                                                 erwehren, Theater-, Energie- und Ver-
In heutiger Zeit gibt es seitens der Wirt-
                                                 kehrsbetriebe sowie Gaststätten. Wie
schaft, insbesondere durch große Han-
                                                 auch immer: In einer Zeit des „Immer al-
delsketten, Bestrebungen, den Sonn-
                                                 les, immer schneller und zu jeder Zeit“
tagsschutz aufzuweichen. Kirchen und
                                                 kann ein weitgehend arbeits- und kon-
Gewerkschaften setzen sich hier zur
                                                 sumfreier Sonntag dazu beitragen, uns
Wehr. Denn dem sonntäglichen Einkauf
                                                 selbst mit Ruhe, Achtsamkeit und Spiri-
sind enge rechtliche Grenzen gesetzt.
                                                 tualität zu begegnen. Anders ausge-
Verschiedene Gerichtsurteile der letzten
                                                 drückt: In der Ruhe liegt die Kraft.
Jahre – bis hinauf zum Bundesverfas-
sungsgericht – haben deutlich gemacht,                                      Ulrich Röhrle

Hirtenknabe, Franz von Lenbach, Ölgemälde 1860
12      Liturgie

Ihr seid das Salz der Erde
Passend zum Matthäusevangelium 5,13-              der Bereitschaft, sein Leben im Dienst
16 mit dem Leitgedanken „Ihr seid das             der Nächstenliebe wahrzunehmen.
Salz der Erde“ wurden die Gottesdienst-
                                                  Den Frauen aus dem Vorbereitungs-
besucher anlässlich des Familiengottes-
                                                  team, gemeinsam mit der pastoralen
dienstes am Sonntag, 9. Februar 2020,
                                                  Mitarbeiterin Maria Wolf, ist es ein An-
mit einem kleinen Experiment über-
                                                  liegen, stets zum Familiengottesdienst
rascht. Schon am Eingang der Herz-
                                                  die Texte der Lesung anschaulich zu ver-
Jesu-Kirche in Ebersbach gab es zwei
                                                  mitteln. Mit kleinen Mitmachaktionen,
Stückchen Brot zu kosten. Ein Stück Brot
                                                  vor allem für die Kinder, sollen die Got-
mit Salz und eines ohne Salz. Die Ge-
                                                  tesdienste lebendig erfahrbar sein. Ein
schmacksnerven trogen nicht, da fehlt
                                                  wichtiger Beitrag hierzu ist stets die mu-
doch etwas …
                                                  sikalische Begleitung durch den Projekt-
Die Auflösung gab es im Rahmen der                chor unter der Leitung von Kirchenmusi-
Predigt, das Rätsel war schnell gelöst.           kerin Katrin Köble. Ein bewährtes Team
Salz ist das entscheidende Element und            aus Musizierenden gibt den Ton vor,
darf nicht fehlen. Die anwesenden Kin-            wenn die geistlichen Lieder noch etwas
der konnten anschaulich Salz abwiegen,            unbekannt sind.
nicht zu viel aber auch nicht zu wenig,
                                                  Interessierte sind herzlich eingeladen,
und so erhält der Brotteig die richtige
                                                  das Team des Familiengottesdienstes
Würze. Es wurden Vermutungen ange-
                                                  oder den Projektchor zu unterstützen.
stellt, welche Bedeutung Salz in unse-
rem Leben sonst noch hat. Beispielswei-                              Sabine Waldinger-Röhrle
se konserviert Salz, Salz schützt
vor Glatteis und Salz trägt, so
wie das im Toten Meer erlebbar
ist.
Mit der Erkenntnis, dass Salz
lebensnotwendig ist, ging der
Predigtteil in den biblischen Teil
über: Schon Jesus wusste um
die wichtige Bedeutung von
Salz und verglich den Glauben
an Gott und die daraus resultie-
rende Verhaltensweise der Gläu-
bigen mit dem Wertvollsten im
Leben. Nämlich dem Wissen um
das Getragensein von Gott und

Brigitte Buchmeier-Mach, Martina Horvath und Sabine Waldinger-Röhrle (v. links), alle Mitglieder
des Familiengottesdienstteams, teilten im Anschluss an den Gottesdienst gesalzenes und ungesalze-
nes Brot aus.
Ostern     13

Auferstehung – Ende und Anfang
Der Tag folgt der Nacht, so war es im-
mer. Der neue Tag begann mit Sonnen-
untergang. Das Leben folgt dem Tod
und nicht umgekehrt. So auch an Os-
tern, dem Fest der Auferstehung, dessen
Feier früher auch in der Nacht begann
und im Licht der Sonne endete. Es war
jedesmal ein erhebendes, beglückendes
Gefühl. Wer mit dem Auto nachts los-
und in den Morgen hineinfährt, kann im
Kleinen dieses Gefühl nachempfinden.
Oder wer jemals die Laudes, das Mor-         leben. Das ist unser Beitrag zu unserer
gengebet der Mönche oder Nonnen, in          eigenen Auferstehung, deren wahre
einer Klosterkirche erlebt hat, kennt die-   Fülle in Gottes Hand steht.
sen erhebenden Moment: Ein neuer Tag
                                             Jedem von uns fallen wahrscheinlich
wird uns gegeben, geschenkt wie ein
                                             ohne groß nachdenken zu müssen Men-
neues Leben.
                                             schen oder Gewohnheiten ein, mit de-
Wir sind in aller Regel gewohnt, alle        nen uns das nur schwer gelingen mag.
Ereignisse und unser Leben im besonde-       Und doch führt kein Weg daran vorbei.
ren aus unserer irdischen Warte zu be-       Der Anbruch der Morgendämmerung,
trachten. Die Welt jenseits dieses Hori-     der Reiz des neuen Tages, des neuen
zonts ist viel größer und reicher als wir    Anfangs, dem – um Hermann Hesse zu
mit unseren begrenzten Wahrneh-              zitieren – ein Zauber innewohnt, stiftet
mungsmöglichkeiten ahnen können.             Mut und Kraft, den Schritt zu wagen.
Jesus hat versucht, uns in Bildern ver-
                                             Der Trauer über den Verlust durch den
ständlich zu machen, wie es um die jen-
                                             Tod folgt die Freude über das Leben,
seitige Welt bestellt ist.
                                             wie auch die Jünger feststellen konnten,
Und doch können auch wir für unser           als Jesus ihnen nach der Kreuzigung und
alltägliches Leben hier auf Erden uns auf    Grablegung wieder lebendig begegnet
die endgültige Auferstehung, wie sie         ist. Die Freude, der positive Aspekt,
Jesus uns verheißen hat, vorbereiten, sie    bleibt und trägt. Letztendlich trium-
in Grenzen erahnen. Die Aufgabe hierzu       phiert das Leben, und wir dürfen es je-
– mit der Jesus auch die Jünger zurück-      den Tag feiern und uns an diesem Ge-
gelassen hat – besteht darin, sich von       schenk dankbar freuen!
den weltlichen, irdischen Zwängen und
                                                                   Stephan Dollinger
Anhaftungen frei zu machen und nach
der Autorität des liebenden Herzens zu

            Hätten Sie es gewusst?: Was heißt SE? (Auflösung auf Seite 44)
14    Gemeindeleben

Interviews zur Firmvorbereitung 2020

Interview mit dem langjährigen              B.G.: Wie finden Sie die Vorbereitung
Firmgruppenleiter Winfried Kuhn             der Jugendlichen mit dem "Youcat", also
                                            dem Jugendkatechismus und dem damit
B.G.: Herr Kuhn, danke, dass Sie sich als
                                            verbundenen Material?
Firmgruppenleiter Zeit nehmen, ein paar
Fragen zum Thema Firmvorbereitung zu        W.K.: Ich glaube der „Youcat“ ist mit
beantworten.                                manchen Themen nicht in der Wirklich-
                                            keit der Kinder. Aber etwas Besseres
Seit wann betreuen Sie Firmgruppen als
                                            gibt es leider nicht.
deren Leiter?
                                            B.G.: Was wünschen Sie sich für die Ju-
W.K.: Meine erste Firmgruppe habe ich
                                            gendlichen nach der Firmung, auch in
1986 übernommen.
                                            Verbindung mit unserer Seelsorgeein-
B.G.: Wie kamen Sie zu diesem Ehren-        heit?
amt bei uns in der Gemeinde/in der
                                            W.K.: Eine Nachgruppe – aber ich weiß
Seelsorgeeinheit?
                                            aus langer Erfahrung, dass nach der
W.K.: Ich war Pfarrjugendleiter und Lei-    Firmung die Zugehörigkeit zu Kirche
ter der Pfadfinder und habe ursprüng-       und Glaube neu überdacht wird. Ich bin
lich nur die Pfadies zur Firmung vorbe-     froh, wenn ein paar Basics hängen blei-
reiten wollen – und das nur einmalig.       ben. Und ich bin traurig, dass nur diese
                                            Minimalgrundlagen hängen bleiben.
B.G.: Wie ist Ihre Erfahrung mit den Ju-
gendlichen und hat sich dies im Laufe       Ich hoffe, dass das Wissen um einen
der Zeit geändert?                          Gott, der bedingungslos liebt, eine Be-
                                            gleitung fürs Leben wird. Dafür bete ich.
W.K.: Jugendliche werden stark von Me-
dien beeinflusst. Die Erschaffung der       B.G.: Danke für diese ehrlichen Antwor-
Welt durch Gott kann nicht mit einem        ten und weiterhin viel Elan und Gottes
animierten Video dargestellt werden.        Beistand bei der weiteren Firmvorberei-
Ich vermisse auch echten Widerspruch,       tung!
eine echte Auseinandersetzung mit dem
                                            Interview mit vier Firmlingen einer
Thema Glauben. Und die Kinder haben
                                            aktuellen Firmgruppe (F1 - F4)
kaum Zeit. Der Firmunterricht wird zwi-
schen Klavierunterricht, Tanzkurs und       B.G.: Danke an Euch, dass Ihr mir ein
Nachhilfe gequetscht. Mit Themen wie        paar Fragen zur Firmvorbereitung be-
Sünde, christliche Partnerschaft oder       antworten wollt!
auch Tod braucht man heute nicht mehr
                                            Warum lasst Ihr Euch firmen? Habt Ihr
zu kommen. Viele Kinder wurden fami-
                                            Euch ernsthaft Gedanken bei der Anmel-
lienmäßig schon mehrfach „gepatch-
                                            dung gemacht?
worked“, wie kann da Gott als Vater
gezeigt werden. Aber vielleicht bin ich     F1: Um den Glauben zu erneuern.
auch zu alt für den Job...?
Gemeindeleben       15

                                                                F2: Ich finde das mit
                                                                den 25 Unterschrif-
                                                                ten für die Gottes-
                                                                dienstbesuche etwas
                                                                viel, aber durch die
                                                                Aktionen und den
                                                                Ausflug – jeweils 2-5
                                                                Unterschriften – wird
                                                                es etwas erleichtert.
                                                                F4: Viel zu viele, was
                                                                soll das bringen, da-
                                                                nach gehe ich eh
                                                                nicht mehr hin.
                                                              B.G.: Wie gefällt Euch
                                                              die Aktion in der Ge-
                                                              meinde, die Ihr im
F2: Für mich war es von Anfang an klar,      Zuge der Unterschriftenaktion gemacht
dass ich mich firmen lasse. Ich wurde        habt?
getauft, ging zur Kommunion und die
                                             F2: Die Gemeindearbeit ist eine gute
Firmung gehört auf diesem Weg auch
                                             Sache. Man braucht immer Helfer und
dazu.
                                             wir Firmlinge bekommen dafür auch
F4: Ist halt so, gibt Geld und ein schönes   zwei Unterschriften. Ich habe schon Ge-
Fest.                                        meindebriefe ausgetragen und beim
                                             Kaffee und Kuchen nach der Kinderseg-
B.G.: Wie findet Ihr das Konzept der
                                             nung geholfen.
Firmvorbereitung?
                                             F3: Ich war bei den Sternsingern dabei,
F1: Gut, da die Firmstunden einem dem
                                             das mache ich schon seit der Kommuni-
Glauben näherbringen.
                                             on jedes Jahr, und ich finde es toll, dass
F2: Ich finde die Firmvorbereitung gut       wir Jugendliche zusammen so viel Geld
und bin mit meiner Firmgruppe und            für andere Kinder in Not zusammenbrin-
meiner Leiterin sehr zufrieden, da ich       gen.
alle schon davor kannte.
                                             F4: Ich habe bei der Altenehrung gehol-
F4: Langweilig, hat nichts mit mir zu        fen……das war eigentlich ganz nett mit
tun.                                         den Omis und Opis.
B.G.: Wie steht Ihr zu den Gottesdienst-     B.G.: Auch Euch vielen Dank für Eure
besuchen und versteht Ihr den Sinn der       ehrlichen Antworten und weiterhin viel
Häufigkeit dahinter?                         Spaß und Gottes Segen auf dem Weg zu
                                             Eurer Firmung!
F1: Ich finde sie gut.
16     Gemeindeleben

Interview mit einem Firmling aus
dem Jahr 2018 (ExFi), auch als
Rückblick
B.G.: Danke an Dich, dass Du Dich mit
mir an Deine Firmung vor zwei Jahren
erinnerst! Warum hast Du Dich damals
firmen lassen? Hattest Du Dir ernsthaft
Gedanken bei der Anmeldung vor zwei
                                             ExFi: das Jugendevent connect
Jahren gemacht?
                                             B.G.: Wie geht es Dir jetzt mit dem ge-
ExFi: Ich finde, die Firmung gehört dazu,
                                             firmten, gestärkten Glauben und wie in
um vollständig zur Kirche zu gehören.
                                             Eurer Kirchengemeinde?
Außerdem ist die Firmung ein Sakra-
ment. Es war für mich von Anfang an          ExFi: Ich fühle mich jetzt als Mitglied der
klar, zur Firmung zu gehen.                  Kirche.
B.G.: Wie fandest Du das Konzept der         B.G.: Danke für den gemeinsamen Rück-
Firmvorbereitung?                            blick und weiterhin Gottes Segen und
                                             behalte dieses Zugehörigkeitsgefühl zu
ExFi: Ich fand den Firmunterricht ab-
                                             Deiner Kirche, ja zu unserer Gemeinde
wechslungsreich und dank unserer Firm-
                                             auf jeden Fall!
gruppenleiterin hat es auch sehr viel
Spaß gemacht.                                  Die Interviews führte Birgit Grubmüller
B.G.: Was hat Dir am besten in der Vor-
bereitungszeit, a n den Aktionen/
Ausflügen gefallen?

        Hätten Sie es gewusst?: Was ist ein Kirchspiel? (Auflösung auf Seite 44)
Kirchenmusik        17

Orgelmusik
Ostersonntag:      12. April, 10.30 Uhr Peter und Paul Kirche Bünzwangen
                   Kleine Latin-Messe von Martin S. Müller
                   Chor Cordis Cantus
                   Eine Messe mit „lateinamerikanischem Feeling“
Ostermontag:       13. April, 10.30 Uhr Heilig-Kreuz-Kirche Uhingen
                   Messe Es-Dur von Andrea E. Fillipini für Chor,
                   Trompete, Sopran und Orgel
                   Chorgemeinschaft der SE Unteres Filstal
Ökumenisches Offenes Singen
                17. Mai, 18 Uhr Veitskirche Ebersbach
                siehe Artikel Seite 33
Herz-Jesu-Fest:    21. Juni, 10.30 Uhr Herz-Jesu-Kirche Ebersbach
                   „Ins Neuland“ von Norbert M. Becker
                   Chor Cordis Cantus + Chorgemeinschaft der SE Unteres Filstal
                   Neue Lieder für den Gottesdienst, bei denen auch die Gemeinde
                   herzlich eingeladen ist, mitzusingen
Hl.-Kreuz-Fest:    20. September, 10.30 Uhr Heilig-Kreuz-Kirche Uhingen
                   „Ins Neuland“ von Norbert M. Becker
Orgelkino:         25. Oktober, Herz-Jesu-Kirche Ebersbach
                   „Christus“ Stummfilm von 1916 mit Orgelimprovisation
                   Orgel: Lukas Grimm (Stuttgart)
Nacht der Lichter: 13. November, 19 Uhr Bruder-Klaus-Kirche Roßwälden
                   Chor Cordis Cantus
                                                                    Katrin Köble

Silbersonntage für Ausreinigung der Rensch-Orgel:
Sonntag für Sonntag und vor allem auch bei unseren Konzerten in der Herz-Jesu-
Kirche erfreut der wunderbare Klang der Rensch-Orgel die Besucher. Damit dies so
bleibt, ist alle 15 bis 20 Jahre eine gründliche Ausreinigung und Instandsetzung der
Orgel notwendig. Dies wird in ca. 5 bis 10 Jahren der Fall sein und sich auf die be-
trächtliche Summe von etwa 40.000 Euro belaufen.
Daher werden ab dem Jahr 2020 die Silbersonntage fortgesetzt und für die Ausrei-
nigung der Orgel angespart.
                                                           Pfarrer Urban Dreher
18     Gemeindeleben

Ministrieren – warum?
Ministrieren – Warum entscheiden sich heute noch 9-jährige Mädchen und Jun-
gen dafür und was hält „alte Hasen“ bei der Stange? Das fragte ich mich und
habe deswegen Minis aus Albershausen befragt.

Anne Weinbrenner (AW) und Gwendolin           Zwang, man muss ruhig sitzen können.
Pieloth (GP) sind beide 9 Jahre alt und       Bei uns im Religionsunterricht sind auch
beim Martinusfest im November 2019            ungetaufte Kinder, ich finde das interes-
als neue Ministrantinnen aufgenommen          sant.
worden. Angeleitet werden sie von den
                                              GP: Ich mag den Religionsunterricht in
„alten Hasen“, d. h. Oberministranten
                                              der Schule, das macht Spaß, wenn auch
Simon Menne (SM) und Fabian Regele
                                              die Jungs viel Blödsinn machen. Ich mag
(FR), beide 18 Jahre alt und seit fast
                                              die Witze vom Pfarrer und ich habe ja
zehn Jahren aktiv.
                                              als Ministrantin eine Aufgabe im Gottes-
                                              dienst.
Warum habt Ihr euch entschieden,
MinistrantIn zu werden?                       SM: Vor meiner Kommunion bin ich im-
                                              mer mit meiner Familie zusammen zur
AW: Mein Opa war Oberministrant, der
wollte fast Pfarrer werden, und mein
Bruder erzählte immer davon, wie schön
das Ministrieren ist.
GP: Das hat mein Papa 18 Jahre lang
gemacht, zwei Onkel, mein Cousin usw.
Außerdem ist es schöner, vorne am Altar
aktiv zu sein, in der (Kirchen-)Bank ist es
viel langweiliger.
SM: Bei mir war es ähnlich, mein älterer
Bruder Jan-Lukas hat es mir vorgemacht.
FR: Ich bin vor allem durch Simon auf
das Thema Ministrieren gekommen und
mit ihm gemeinsam dann Ministrant
geworden.
Warum geht Ihr freiwillig in die
Kirche? Viele Kinder finden Religion in
der Schule und Gottesdienst langwei-
lig, Ihr nicht?
AW: Naja, den Gottesdienst um 9 Uhr            Zwei Messdiener mit Räuchergefäß, Ölbild
mag ich nicht so besonders. Und                von Caroline Charlotte Marianne, Herzogin
manchmal ist es auch ein bisschen              von Mecklenburg-Strelitz, 1845
Gemeindeleben       19

Kirche. Als kleiner Ministrant hat meine    SM: Ich spielte zwei Instrumente im Mu-
Mutter mich erinnert, und der Miniplan      sikverein und machte Sport. In der Schu-
hat ja vorgegeben, wann ich zur Kirche      le war ich mit Fabian (auch Oberminist-
„muss“. Jetzt aber ist es meine bewuss-     rant) in der gleichen Klasse. Neben dem
te Entscheidung, weil es mir wichtig ist.   Religionsunterricht war in der Schule
An Ostern gehe ich zweimal wegen des        Religion und Kirche kein großes Thema.
Osterwitzes von Pfarrer Dreher.             Ab und zu mal kam es zu Gesprächen
                                            mit Atheisten, aber nicht tragisch. Ich
FR: Als Ministrant hat man immer eine
                                            mache kein Hehl daraus, und das wird
Aufgabe im Gottesdienst, die sehr wich-
                                            akzeptiert. Ich bin durch meinen Bruder
tig ist. Natürlich, vor allem als kleiner
                                            Jan-Lukas auch zur Jugendkirche Göp-
Ministrant, gab es immer wieder Sonn-
                                            pingen gekommen, da treffe ich viele
tage, an denen ich keine Lust hatte, in
                                            Gleichgesinnte. Ich beende von meinen
die Kirche zu gehen. Besonders schwer
                                            Aktivitäten, was am wenigsten Spaß
fielen mir die 9-Uhr-Gottesdienste. Jetzt
                                            macht. Oberministrant zu sein und Ju-
ist das etwas anderes. Mir macht es
                                            gendkirche machen mir Spaß.
Spaß, im Gottesdienst mitwirken zu
können und eine Aufgabe zu erfüllen.        FR: Ministrant sein bedeutet nicht, dass
                                            die einzige Freizeitgestaltung das Mi-
MinistrantIn zu sein, klingt fast ein       nistrieren am Sonntag ist. Eigentlich alle
bisschen altmodisch, Ihr habt doch          haben nebenher verschiedene andere
ein riesiges Angebot an Freizeitgestal-     Hobbys wie Musik oder Sport. Auch in-
tung. Müsst Ihr Euch manchmal in            nerhalb der Ministranten-Seelsorgeein-
Schule oder Ausbildung schief angu-         heit gibt es jedes Jahr tolle Ausflüge
cken lassen oder rechtfertigen, weil        zum Beispiel in die Bavaria-Filmstudios
Ihr Glauben lebt?                           oder ein Mini-Grillen – für Abwechslung
                                            ist gesorgt. Ich wurde noch nie wirklich
AW: Ich spiele auch Keyboard und ma-        schief angeschaut, weil ich Ministrant
che Sport, logisch. Von Opa habe ich        bin. Viel mehr ist es eine wertvolle und
mal ein Priestergewand anprobiert. Wir      auch geschätzte Aufgabe. Schon als
Ministranten wissen im Religionsunter-      junger Ministrant übernimmt man eine
richt mehr, darauf bin ich stolz. Einmal    wichtige Rolle und wächst daran.
habe ich im Gottesdienst während des
Glaubensbekenntnisses ganz arg an           Was gefällt Euch nicht am Ministran-
meinen Hasen Bommel gedacht, weil           tendienst?
der an diesem Tag gestorben ist.
                                            AW: Hm, naja, der 9-Uhr-Gottesdienst
GP: Klarinette spiele ich und außerdem      ist nicht so toll, da muss mich mein Pa-
voltigiere ich. Nein, wir werden als Mi-    pa schon aus dem Bett rütteln, aber ist
nistranten nicht ausgelacht. Es fällt uns   halt so. Mir gefällt der Ministranten-
Minis leichter, etwas auswendig zu ler-     dienst sehr gut.
nen für die Schule. Wir sind das schon
                                            GP: Nein, kein Problem, ist ok so. Mir
gewohnt, wir müssen ja auch Gebete
                                            gefällt alles am Ministrantendienst.
für den Gottesdienst auswendig kön-
nen.
20    Gemeindeleben

SM: Inzwischen ist es kein Problem          FR: Besonders machen mir die großen
mehr, am Sonntag früh aufzustehen.          Gottesdienste an Hochfesten Spaß. Da
Dabei lernt man Disziplin. Manchmal ist     sind viele Ministranten dabei und es gibt
es peinlich, wenn alle Gottesdienstbesu-    einfach ein schönes Gesamtbild. Wie
cher sehen, dass ein Ministrant vorne       Simon schon erwähnt hat, ist das Patro-
am Altar ein Gebet (z. B. das Schuldbe-     zinium immer ein Highlight.
kenntnis, das selten gesprochen wird)
                                            Was ist gar nicht erlaubt im Gottes-
nicht auswendig kann. Und manchmal
ist es auch traurig, z. B. bei Taufen,      dienst? Hast du gerne eine besondere
wenn ich den Eindruck habe, dass die        Aufgabe?
Familien nicht wirklich großes Interesse    AW: Wir dürfen niemandem mit den
am Glauben haben, sondern die Taufe         Leuchtern die Haare anzünden. Ich mag
in der Kirche nur der Auftakt für ein Fa-   gerne besondere Aufgaben.
milienfest darstellt.
                                            GP: Wir sollen keinen Blödsinn machen.
FR: Früher war es definitiv der Gottes-     Ja, ich mag es, zu zweit was Besonders
dienst um 9 Uhr. Mittlerweile stört mich    zu machen.
das nicht mehr und spontan fällt mir
                                            SM: Ja, gerne was außergewöhnliches,
nichts ein, was mir nicht gefällt. Die
Aufgaben als Oberministrant sind viel-      so wie z. B. an Heilig Abend.
fältig und das alles macht mir viel Spaß.   FR: Eine besondere Aufgabe ist immer
                                            schön, wobei ich mittlerweile gerne
Ist jeder Gottesdienst gleich schön für     auch jüngeren Ministranten diese Auf-
Euch?                                       gaben überlasse.
AW: Nein. Die Wort-Gottes-Feier ist         Seid Ihr noch aufgeregt?
nicht so schön, weil da alles anders ist.
Wir Ministranten haben andere Aufga-        AW: Nein, aber Klingeln (bei der Wand-
ben und der Ablauf ist anders. Wenn         lung) mache ich nicht so gerne, da muss
viele Besucher im Gottesdienst sind,        man immer ganz genau den Moment
habe ich mehr Schiss, was falsch zu ma-     wissen, wann es soweit ist. Die Kollekte
chen. Meine Oma beobachtet mich             ist einfach.
auch, ob ich mit den Füssen zappel.         GP: Jetzt nicht mehr so arg. Klingeln tue
                                            ich auch nicht gerne. Bei der Gabenbe-
GP: Ich mag es, wenn viele Leute in der
                                            reitung kann man nicht viel falsch ma-
Kirche sind, da kriegen doch mehr Leute
                                            chen.
was von Gott mit.
                                            SM: Nein.
SM: Das Ministrieren an Festen ist schon
anspruchsvoller und macht mehr Spaß.        FR: Mittlerweile nicht mehr, nein.
Das Patrozinium am Martinusfest mit
der Aufnahme von neuen Ministranten         Früher durften Mädchen nicht minist-
ist toll, weil ich da als Oberministrant    rieren. Was sagt Ihr dazu? Sollte es
auch selber mitgestalten kann.              Frauen auch erlaubt sein, Priester zu
                                            sein?
Gemeindeleben      21

AW: Ja, meine Oma hat auch nicht mi-        nicht mehr Ministrant sein, nicht so wie
nistriert, das war ungerecht. Männer        Claus Hipp.
dürfen was machen, und Frauen müssen
                                            FR: Ich kann mir nicht vorstellen, in ei-
auch berücksichtigt werden.
                                            nem solchen Alter aktiver Ministrant zu
GP: Ja, das wäre echt ganz ganz cool,       sein, vielleicht bei besonderen Anlässen.
wenn Frauen Priester sein könnten. Viel-    Ich finde es schön, wenn die Aufgaben
leicht wären sie ganz lieb? Oder auch       des Ministrierens über die Generationen
mal zickig?                                 weitergeben werden.
SM: Ich stehe dem Thema „Frauen als
                                            Warum Oberministrant? Warum frei-
Priester“ offen gegenüber. Das kann
                                            willig mehr als sein muss und in der
aber nicht von einem Tag auf den ande-
ren passieren. In meiner Welt ist es nor-   Kirche sich engagieren? Warum Ver-
mal, dass alle Menschen gleichberech-       antwortung für die Kleinen überneh-
tigt sind. In der evangelischen Kirche      men?
sind ja auch Frauen Pfarrerin. Ich finde,   SM: Erstens: Es macht Spaß. Ich bin es
wir in Deutschland sollten die Grenzen,     schon gewöhnt, Verantwortung zu
was Frauen in der katholischen Kirche       übernehmen. Mit der Zeit lernt man,
dürfen, ausreizen. Dadurch können wir       wie es im Gottesdienst gemacht wird.
diese vielleicht auch langfristig weiten,   Mit der Zeit auch sich einzusetzen. Mei-
dennoch sollte man auch akzeptieren,        ne Familie macht das ja vor. Außerdem
dass Frauen in der Kirche weltweit noch     bin ich aktiv im JSZ (Jugendspirituelles
kein so ein großes Thema sind.              Zentrum Göppingen), die Jugendkirche
                                            ist ein Teil davon. Dort trifft man auch
FR: Ich bin sehr dafür, dass auch Frauen
Priester werden dürfen. Ich sehe keinen
Grund darin, das zu verneinen. Die
evangelische Kirche macht es vor.

Prof. Claus Hipp, ein 81-jähriger Un-
ternehmer, ist noch Ministrant. Könn-
tet Ihr euch das auch vorstellen?
AW: Hin und wieder vielleicht schon,
aber eigentlich nicht so richtig.
GP: Ja, ist aber schon ein bisschen ko-
misch.
SM: Bei großen Veranstaltungen (z. B.
im Dom) ja. Ich finde es schön, dass es
normalerweise Kinder und Jugendliche
machen – wie bei uns. Ministranten sind
der Einstieg nach der Kommunion in die
katholische Kirche. Irgendwann will ich
22    Gemeindeleben

andere Oberministranten, lernt vieles,       bringt dich wirklich weiter im Leben. Es
ganz praktisch ist da z. B. ein Weih-        ist lehrreich, verschiedene Ausflüge,
rauchkurs angeboten. Oder wir können         Veranstaltungen oder Proben zu gestal-
uns über Glaubensfragen austauschen          ten und dort mitzuwirken. Auch die Ver-
und andere Gottesdienstformen in der         antwortung für die Kleinen zu überneh-
Jugendkirche ausprobieren. Sachen, die       men ist eine wichtige Aufgabe, bei der
wir gelernt haben, geben wir weiter an       man viel lernen und für sein weiteres
unsere jüngeren Ministranten daheim in       Leben mitnehmen kann. Und das wich-
der Gemeinde.                                tigste dabei: Das macht sehr viel Spaß!
FR: Als Oberministrant erweitert sich        www.jsz-gp.de/  www.facebook.com/jsz.gp
dein Tätigkeitsbereich. Zusätzlich zum       www.facebook.com/jugendkirche.goeppingen
Ministrieren kommen weitere organisa-                            Das Interview führte
torische Tätigkeiten hinzu. Und das                             Maria Ros Falkenstein

Mitarbeiterfest 2020

Für den 31. Januar 2020 hat unser Pfar-      Wunderschöne Klavier– und Geigen-
rer Urban Dreher im Namen aller Haupt-       klänge, gespielt von unserer Organistin
amtlichen zu einem Mitarbeiterfest für       Katrin Köble und Frauke Eller, gaben ei-
die ehrenamtlich tätigen Gemeindemit-        nen stimmungsvollen, würdigen Rah-
glieder eingeladen. Es ist eine sehr schö-   men und eine musikalische Überleitung
ne Geste des Dankes und der Anerken-         zum geselligen Teil des Abends.
nung für das vielfältige Engagement, für
                                             Nach einer Stärkung mit Häppchen und
all die Mühe und Zeit, die die Ehrenamt-
                                             Getränken entführte uns der Mentalma-
lichen im Dienste der Gemeinschaft frei-
                                             gier Andy Häussler kunstfertig in die
willig einbringen. Betont wird diese
                                             Welt des Staunens.
Würdigung, indem an diesem Abend die
Hauptamtlichen ihre Gäste bedienen.          Wir danken den Hauptamtlichen für die-
                                             sen gelungenen Abend!
Pfarrer Dreher begrüßte die Gäste und
eröffnete gemeinsam mit Pfarrer Dür-                                Stephan Dollinger
bach den Abend mit einer Andacht.
Liturgie     23

Pfingstmontag: Was wird da eigentlich gefeiert?
Jeder kennt den zweiten Feiertag an          Kirche, also des „Geburtstages der Kir-
Weihnachten und Ostern und weiß, dass        che“ gedacht. In den Lesungen wird da-
es an Ostermontag um die Emmausjün-          von berichtet, wie der Heilige Geist die
ger und am zweiten Weihnachtsfeiertag        Christen im Glauben stärkt und sie zur
um den ersten Blutzeugen Stephanus           Verkündigung des Evangeliums in die
geht. Aber wie sind diese zweiten Feier-     Welt aussendet.
tage entstanden, seit wann gibt es sie
                                             Vielerorts wird der Pfingstmontag als
und worum geht es an Pfingstmontag?
                                             Tag der Ökumene begangen, weshalb
Die drei zentralen Hochfeste Ostern,         Katholiken und Protestanten oft ge-
Weihnachten und Pfingsten werden bei         meinsam Gottesdienst feiern; schließlich
uns „doppelt“ gefeiert. Sie verlängern       war auch die pfingstliche Urgemeinde
den eigentlichen Festtag und betonen         nicht in Konfessionen getrennt. In unse-
so, wie wichtig diese Feste für die Kirche   rer Seelsorgeeinheit ist dies jedes Jahr in
sind. Und das war nicht immer so. Frü-       Ebersbach der Fall.
her wurden diese Feste sogar noch aus-
                                             Die letzte Änderung zu diesem Festtag
führlicher, eine ganze Oktav lang, also
                                             hat Papst Franziskus im Jahr 2018 ver-
acht Tage am Stück gefeiert. Die Weih-
                                             fügt. Er machte diesen Tag zum Ge-
nachtsoktav wurde im 8. Jahrhundert
                                             denktag „Maria, Mutter der Kirche“, mit
eingeführt, die Pfingstoktav im 11. Jahr-
                                             dem das Verständnis für die „Mutter-
hundert. Und Ostern wurde sogar schon
                                             schaft der Kirche“ und eine „unver-
von Palmsonntag bis zum Weißen Sonn-
                                             fälschte Marienfrömmigkeit“ gefördert
tag also zwei Wochen arbeitsfrei began-
                                             werden soll.
gen. Übrig geblieben sind davon immer-
hin noch die zweiten Feiertage.              Von Arbeitgeberseite wird immer wieder
                                             versucht, an den kirchlichen Feiertagen
Seit der Neuordnung des liturgischen
                                             zu rütteln. Kein Feiertag wurde dabei so
Kalenders unter Papst Paul VI. im Jahr
                                             oft versucht, abzuschaffen, wie der
1969, also vier Jahre nach dem Zweiten
                                             Pfingstmontag.
Vatikanum, behielten nur noch Ostern
                                                                         Stefan Handl
und Weihnachten ihre Oktav, nach
Pfingsten beginnt seitdem direkt die Zeit
im Jahreskreis.
Doch zurück zu unserer Eingangsfrage:
Worum geht es an Pfingstmontag in-
haltlich?
Hier muss man wohl durchaus eingeste-
hen, dass mit diesem Tag nicht die eine,
große Erzählung in der Bibel verbunden
ist, weshalb dieser Punkt auch weitge-
hend unbekannt sein dürfte. Es wird
dem Wirken des Geistes Gottes in der
24   Kinderseite

Liebe Kinder!
Heute haben wir ein paar Osterbräuche für Euch herausge-
sucht, also Sachen, die seit langer Zeit zum Osterfest gehören.
Natürlich gibt es noch viele andere Bräuche, vielleicht fragt Ihr
mal Eure Eltern und Großeltern oder auch Eure Freunde, viel-
leicht auch Menschen aus anderen Ländern … da kommen be-
stimmt die unterschiedlichsten Dinge zusammen!
                   1. Ostereier
                   Ostereier sind die zum Osterfest verschenkten
                   bunten und aus verschiedenen Materialien herge-
                   stellten Eier. Das Ei hat in der Geschichte der
                   Menschheit viele verschiedene Bedeutungen, die
                   sich teilweise auf das Osterfest übertragen ha-
                   ben. Das Ei dient als Nahrung, ist Symbol des Le-
                   bens, der Reinheit und der Fruchtbarkeit.
Am feststehenden Zahlungstermin an Ostern wurden im Mittel-
alter Eier den Grundherren als Sachleistung für das gepachtete
Land überreicht. Das Ei galt auch teilweise als Berechnungsein-
heit für Zinsen und Pacht. Das heutige Brauchtum der
Ostereier geht auch auf die im Mittelalter übliche Bezahlung
der Zinsen und Abgaben mit Eiern am Gründonnerstag zurück.
Aber nicht nur der Beginn des Lebens, sondern auch die Zukunft
des Lebens, im Besonderen der Kinder, lässt Ostern zu einem
Freudenfest werden. Auch die Frage nach der Ewigkeit kann
durch die Form des Eies, ohne Anfang und Ende bzw. der Frage,
ob zuerst das Ei oder das Huhn war, gedeutet werden.
Das Bemalen der Eier kann durch die Natur bedingt sein, denn
die Farbe und Muster von Wildvogeleiern oder die durch Färbe-
kräuter entstandenen Muster konnten als Vorbild für die Bema-
lung durch den Menschen gedient haben. Durch den Fund eines
bemalten Eies aus dem vierten Jahrhundert nach Christus kann
man auf eine alte Tradition des Eiermalens schließen.
Hier mal eine andere Idee für lustige Ostereier:
Kinderseite   25

Tupfen-Eier
Was du brauchst: Ausgeblasene Eier, Büro-Locher, farbiges Pa-
pier, Alleskleber
So funktioniert‘s: Mit einem Büro-Locher kannst du aus allen
möglichen farbigen Papieren (Reste von Geschenkpapier, Bastel-
papier, Weihnachtsfolie oder aus ganz normalen alten Zeit-
schriften – am besten geeignet sind dort die Seiten mit Wer-
bung, da dort größere einfarbige Flächen drauf sind) Punkte aus-
lochen. Diese Pünktchen klebst du einfach auf die ausgeblasenen
Eier. Das Kleben klappt am besten, wenn du mit der Tube Alles-
kleber einige winzig kleine Tropfen erst auf das Ei gibst und
dann die Papierpunkte draufdrückst. Wenn du magst, kannst du
die Eier vorher noch färben oder einfarbig bemalen.
2. Osterwitz
Sogar unser Pfarrer Dreher erzählt jedes Jahr im Ostergottes-
dienst einen Witz! Pass dieses Jahr mal genau auf, wann er das
macht! Hier ist schon mal einer für Euch:
Häschen geht zum Bauern und fragt: „Haddu kalten Kaffee?“
Sagt der Bauer: „nein, nur warmen“ und das Häschen geht wie-
der. Am nächsten Tag kommt der Hase wieder
zum Bauern und fragt: „Haddu kalten Kaffee?“
Sagt der Bauer: „nein, nur warmen“.
Am nächsten Tag kommt der Hase wieder zum
Bauern und fragt: „Haddu kalten Kaffee?“
Sagt der Bauer kopfschüttelnd: „nein, nur
warmen“… so geht das eine Woche lang.
Dann am siebten Tag kommt das Häschen wie-
der und fragt: „Haddu kalten Kaffee?“
Sagt der Bauer stolz: „Ja, hab ich!“
Sagt das Häschen: „Muddu warm machen!“

Wir wünschen Euch schöne, besinnliche und
frühlingshafte Ostern!
Euer Kinderseiten-Team 
26   Spirituelles

                                    Ostern

                          Ja, der Winter ging zur Neige,
                         holder Frühling kommt herbei,
                       lieblich schwanken Birkenzweige,
                             und es glänzt das rote Ei.

                     Schimmernd weh´n die Kirchenfahnen
                          bei der Glocken Feierklang
                         und auf oft betretnen Bahnen
                        nimmt der Umzug seinen Gang.

                        Nach dem dumpfen Grabchorale
                          tönt das Auferstehungslied,
                    und empor im Himmelsstrahle schwebt er,
                            der am Kreuz verschied.

                        So zum Schönsten der Symbole
                            wird das frohe Osterfest,
                      dass der Mensch sich Glauben hole,
                       wenn ihn Mut und Kraft verlässt.

                         Jedes Herz, das Leid getroffen,
                        fühlt von Anfang sich durchweht,
                        dass sein Sehnen und sein Hoffen
                            immer wieder aufersteht.

                                Ferdinand von Saar
Denkanstöße      27

Pharisäer leben auch heute mitten unter uns
Wir alle kennen das Bild der Pharisäer        Es gibt Menschen, die ihre Macht und
aus der Bibel. Sie waren es, die Jesus        ihren Einfluss geltend machen, um an-
beseitigen wollten. Sie sahen ihre Positi-    dere zu Kreuze kriechen zu lassen, sie zu
on durch seine Proklamation eines un-         unterdrücken, wirtschaftlich oder psy-
bedingten Lebens aus und in Liebe ge-         chisch abhängig zu machen, nieder zu
fährdet. Es half nichts, dass er erklärt      halten, die ihre Stellung für Straftaten
hat, dass sein Reich – das Reich Gottes,      und Eigennutz missbrauchen, die versu-
dessen Erscheinen wir im Vaterunser           chen, Menschen mit anderer Meinung
erbitten – nicht von dieser Welt ist. Die     mundtot zu machen und zum Schwei-
Auswirkungen eines solchen Lebens in          gen zu bringen, die drohen und mit der
der breiten Masse wären für sie fatal         Angst anderer spielen, denen skrupellos
gewesen.                                      alle Mittel recht sind, um ihre (niederen)
                                              egoistischen Ziele zu erreichen, die Men-
Und doch sind heute viele Menschen,
                                              schen kaufen für Falschaussagen, für
vor allem die, die Jesu Botschaft wirklich
                                              Schweigen oder für zu missbilligende
ernst nehmen, genauso von Pharisäern
                                              Taten, die über Leichen gehen.
umgeben und ihnen ausgeliefert.
Jeder wird einen Menschen kennen, der
mit zweierlei Maß misst: Der urteilt und
verurteilt nach seinem Gutdünken, der
nimmt ohne zu geben, der haben will
ohne zu liefern. Was für andere zu gel-
ten hat, gilt offensichtlich nicht für ihn.
Es gibt viele Menschen, die sich wie die
Pharisäer in der Bibel für etwas Besseres
halten: Die sich rücksichtslos vordrän-
gen, die feist ganz vorne sitzen wollen,      Jesus hat gesagt: wer der Größte sein
die selbstherrlich beanspruchen, was          will unter euch, soll euer aller Diener
ihnen nicht zusteht, die für sich den         sein. Versinnbildlicht hat er dies mit der
besten Platz wollen, die für sich das bes-    Fußwaschung vor dem letzten Abend-
te oder schönste Stück von etwas haben        mahl. Dieser Appell gilt unbedingt und
wollen, die in ihrer Selbstherrlichkeit       überall: In der Familie, unter Freunden,
bewundert werden wollen, die sich son-        in jeder Gemeinschaft, privat, politisch
nen im Glanz ihrer Position oder ihres        oder kirchlich. Bleiben wir wachsam, um
Amtes, die es selber bequem haben wol-        nicht den Pharisäern unserer Tage zu
len, auch wenn dies auf Kosten anderer        verfallen, sondern aus und in der von
geschieht, die die Kontrolle über andere      Jesus verkündeten und gelebten Liebe
Menschen haben wollen.                        Gottes zu leben, frei zu sein und zu blei-
                                              ben!
                                                                      Stephan Dollinger
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