PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA

 
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PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
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                                                                                                   03
                                                                                                   2018
                            Fachzeitschrift des Vereins Proguss austria | www.proguss-austria.at   JHG. 65

        PERFECTION
        IN ROLLS.
PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
auffallend                                             anders.                             Ihr PlusPlus an Lösungen
                                                                                           im Gießerei und Schüttgutbereich.
                                                                                           Wir beraten und betreuen Sie bei den komplexen                  INHALT                                                                     05
                                                                                                                                                           03/2018
                                                                                           Aufgaben Ihrer Investitionsgüter.
                                                                                                                                                                                                                                      Vorwort
                                                                                                                                                                                                                                      Dipl.-Ing. Max Kloger

                                                                                          Giessereitechnik

                                                                                                                                                           Fachbeiträge
                                !
 Wir wollen Menschen begeistern
                                                                                             Schüttguttechnik
                                                                          unsere
                                                                                                                                                           06 | D
                                                                                                                                                                 ie Charakterisierung des ­Sprüh­
                                  Unsere Kunden, unsere Partner und
                                  Mitarbeiter -  alle, die mit BORB ET verbu nden                                                                               prozesses als ­Schlüssel zur ­Bauteil-
                                  sind. Dafür entwickeln, produzieren
                                                                          und vertrei-
                                                                                                                                                                und ­Formenstand­zeit­optimierung
                                  ben wir qualitativ hochwertige Leich
                                  der, die in allen  Aspe  kten höch ste
                                                                          tmetallrä-
                                                                         Ansprüche
                                                                                                         Ingenieurbüro                                           DI Dr. Peter Hofer, Ing. Reinhold                12
                                  erfüllen.                                                                                                                      Gschwandtner, DI Gerhard Schindelbacher,
                                                                                                                                                                 Österreichisches Gießerei-Institut-Leoben        Fachbeitrag
                                                                          ruchsvolle
                                   BORBET - eine starke Marke für ansp
                                                            er Ersta usrüs  ter für die                                                                                                                           Leichtbau im
                                   Kunden, als zuverlässig
                                   weltweite Autom  obilin dustr ie und als  gefragter                                                                     12 | L eichtbau im Automobilbau –                     Automobilbau
                                   Partner für den gut sortierten Fachh
                                                                           andel.                            www.hagi.at                                         eine komplexe Aufgabe für
BORBET Austria GmbH:                                                                                         HAGI GmbH      Tel.: +43 (0)2745/24 172 - 0         Konstrukteure, Technologen
Lamprechtshausenerstr. 77 • 5282 Ranshofen • T:+43(0)7722/884-0
E-Mail: bewerbung@borbet-austria.at • www.borbet-austria.at                               www.giesserei.at
                                                                                                             Hauptstraße 14 Fax: +43 (0)2745/24 172 - 30
                                                                                                             A-3143 Pyhra   Mail: office@hagi.at
                                                                                                                                                                 und Werkstoffspezialisten
                                                                                                                                                                 Prof. Dr.-Ing. habil. Eberhard Ambos,
                                                                                                                                                                 Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Ulrich Gabbert

                                                                                                                                                           05 | Vorwort                                                               28
    Hochwertige Gewindefittings                                                                                                                            06 | Fachbeiträge
                                                                                                                                                                                                                                      Aalener
    und PRIMOFIT-Klemmverbinder                                                                                                                            Aktuelles                                                                  Gießereikolloquium
                                                                                                                                                                                                                                      2018
    aus Temperguss                                                                                                                                         27 | Aus der Berufsgruppe der
                                                                                                                                                                Gießereiindustrie

                                                                                                                                                           28 | Aalener Gießereikolloquium
                                                                                                                                                                2018
    Georg Fischer Fittings GmbH
    3160 Traisen                                                                                                                                           30 | Firmennachrichten
    fittings.ps@georgfischer.com
    www.fittings.at                                                                                                                                        45 | Veranstaltungskalender                            30
                                                                                                                                                           65 | Vereinsnachrichten
                                                                                                                                                                                                                  Firmennachrichten
                                                                                                                                                           Literatur

                                                                                                                                                           66 | Bücher und Medien

                                                                                                                                                           Impressum

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PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
Fachbeiträge | Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65                                                                                                     Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65 | Vorwort

                                                                      VORWORT
                                                                                                                                Preise sind hoch volatil. Auf die Rohstoffpreise lässt sich
                                                                                                                                kein Einfluss nehmen. Der Energieverbrauch ist jedoch
                                                                                                                                etwas, wo man als Unternehmen ansetzen kann. Früher
                                                                                                                                ging sehr viel dieser Ressource verloren. In Zeiten eines
                                                                                                                                immer stärker wachsenden Umweltbewusstseins sind
                                                                                                                                Schlagworte wie Nachhaltigkeit oder der ökologische
                                                                                                                                Fußabdruck heute fixe Bestandteile jeder Umweltbro­
                                                                                                                                schüre, hier lässt sich für einen Betrieb gut ansetzen.
                                                                                                                                Diese Worte sollten nicht nur Lippenbekenntnisse sein,
                                                                                                                                sondern Verpflichtung für jeden einzelnen von uns.
                                                                                                                                     Als Umsetzungsbeispiel ist hier auch ein Projekt des
                                                                                                                                Fachverbandes zur Energieeffizienzsteigerung zu nennen,
                                                                                                                                das allen Branchenmitgliedern ermöglicht, zu erkennen,
                                                                                                                                wie nachhaltig sie arbeiten und Potentiale zur Verbesse­
                                                                                                                                rung abzuleiten. Gemeinsam mit unserer Zulieferindustrie
                                                                                                                                sowie den Maschinenbauern haben wir Gießer alle Vor­
                                                                                                                                aussetzungen, um uns gegen andere Werkstoffe dauerhaft
                                                                                                                                zu behaupten. Die Tiroler Rohre GmbH sieht sich selbst
                                                                                                                                als Vorreiter im Bereich der Energieeffizienz. Im Frühjahr
                                                                                                                                2018 konnte eine 9.000 Quadratmeter große Photovoltaik­
                                                                                                                                anlage in Betrieb genommen werden, die eine Leistung
                                                                                                                                von 851 kWp abgibt und damit rund 300 Haushalte in der
                                                                                                                                Region versorgt. Die Abwärme des Unternehmens wird in
                                                                                                                                das Netz der Fernwärme eingespeist. So können knapp
                                                                                                                                650 Haushalte versorgt werden. Diese beiden Beispiele
                                                                                                                                sollen exemplarisch dafür stehen, wie Nachhaltigkeit in
                                                                                                                                ein Unternehmen wirtschaftlich integriert werden kann. In
                                                                                                                                Zeiten steigender Rohstoffpreise lässt sich hier ein wichti­
                                                                       Dipl.-Ing. Max Kloger                                    ger Beitrag zur Kostensenkung leisten.
                                                                                                                                     Die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern, um unse­
                                                                       Tiroler Rohre GmbH
                                                                                                                                re Aufgaben zu erledigen, gestaltet sich in Zeiten von
                                                                                                                                Hochkonjunktur zunehmend als sehr schwierig. Während
                                                                                                                                man den Bedarf an Facharbeitern durch die Ausbildung
                                                                      Im Alltag sind die Produkte der Gießereibranche stete     von entsprechenden Lehrlingen im Unternehmen sicher­
                                                                      Begleiter der Menschen. Oft sogar unerkannt, so zusa­     stellen kann, ist die Einstellung von Hilfskräften in unse­
                                                                      gen als „hidden champions“. Sei es als gegossener Pfahl   re Branche eine ständige Herausforderung. Wir alle sind
        „Der Energieverbrauch ist etwas, wo man als Unternehmen       in den Fundamenten der Häuser, den Leitungen, die zum     gefordert Rahmenbedingungen in unseren Unternehmen
                                                                      Transport von Wasser dienen oder in den Fahrzeugen auf    zu schaffen, die sich einerseits dem ständig ändernden
        ansetzen kann. Die Tiroler Rohre GmbH sieht sich selbst als   Straßen und Schienen. Um diese Produkte zu erzeugen,      Marktumfeld anpassen und andererseits das Miteinander

        Vorreiter im Bereich der Energieeffizienz.“                   werden zum einen Roh- und Hilfsstoffe, Energie sowie
                                                                      Menschen benötig. Die Rohstoffe stellen für die Branche
                                                                                                                                in den Betrieben stärken.

                                                                      aktuell eine besondere Herausforderung dar, denn die      Glück Auf!
        Dipl.-Ing. Max Kloger

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PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
Fachbeiträge | Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65                                                                                                                                                          Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65 | Fachbeiträge

                                                                                                                               THEORETISCHE GRUNDLAGEN
                                                                                                                               Beim Sprühen heißer Oberflächen mit wasserbasierten
                                                                                                                               Sprühmedien ist der Wärmeübergang zwischen Oberflä­
                                                                                                                               che und Sprühmittel in hohem Maße von der Tempera­

       DIE CHARAKTERISIERUNG                                                                                                   tur abhängig. Diese Temperaturabhängigkeit ergibt sich
                                                                                                                               daraus, dass in unterschiedlichen Temperaturbereichen

       DES ­S PRÜH­P ROZESSES ALS                                                                                              unterschiedliche Wärmeübertragungsmechanismen
                                                                                                                               schlagend werden. Bei sehr hohen Oberflächentempera­

       ­S CHLÜSSEL ZUR ­B AUTEIL- UND
                                                                                                                               turen verdampft das Kühlmedium an der Oberfläche und
                                                                                                                               erzeugt einen isolierenden Dampffilm, der die Benet­
                                                                                                                               zung mit weiterem Kühlmittel verhindert (Leidenfrost-Ef­

      ­F ORMENSTAND­Z EIT­O PTIMIERUNG                                                                                         fekt). Bei sinkender Temperatur wird dieser Dampffilm
                                                                                                                               immer dünner, sodass bei einer entsprechenden Tem­
                                                                                                                               peratur ein ungehindertes Auftreffen des Kühlmediums        Bild 1: Schematische Darstellung eines Sprühkegels; s…
                                                                                                                               auf die Oberfläche ermöglicht wird. Dadurch steigt der      Abstand Düse/Oberfläche, d…Durchmesser des Sprühflecks
                                                                                                                               Wärmeübergangskoeffizient, also jene Wärmemenge,            auf der gesprühten Oberfläche, ϕ…Öffnungswinkel des
       The Characterization of the Spray Process as a Key to                                                                                                                               Sprühkegels.
                                                                                                                               die pro Zeit- und Flächeneinheit bei einer bestimmten
       Optimized Casting Quality and Die Life Time                                                                             Temperaturdifferenz übertragen wird, an. Das Maximum
                                                                                                                               ist dann erreicht, wenn genauso viel Sprühmittel auf die
       KURZFASSUNG                                                  Berechnung wurden aus den errechneten Temperatur-          Oberfläche auftrifft, wie im selben Zeitraum verdampfen
                                                                                                                                                                                                                     p
       Für die vorliegende Arbeit wurden Prüfstandsversuche         kurven die Wärmeübergangskoeffizienten als Funktion        kann. Grund dafür ist die sehr hohe Verdampfungsent­                                E~ init
       zum Thema Oberflächensprühen durchgeführt. Dabei             von Temperatur und Ort abgeleitet.                         halpie des Wassers. Sinkt die Oberflächentemperatur                                     s2
       kamen handelsübliche Sprühdüsen, wie sie auch im                 Die durchgeführten Versuche ergeben, dass sich         weiter ab,  so trifft mehr Wasser auf als verdampfen kann
       industriellen Druckguss verwendet werden, zum Ein-           beim Sprühen Wärmeübergangskoeffizienten im Bereich        und es wird Wärme teils über Verdampfung und teils          Wobei E die kinetische Energie des Sprühstrahles ist, pinit
       satz. Ziel der Versuche war es, die Charakteristik der       von unter 500 bis über 30.000 W/m²K ergeben. Diese ext-    über Konvektion abgeführt. Dieser Mechanismus ist           der Druck des Mediums am Düsenkopf und s der Abstand
       Sprühdüsen hinsichtlich der zum Einsatz kommen-              reme Spanne ist durch den Umstand bedingt, dass es         weniger effizient als die reine Verdampfungskühlung         zwischen Düse und Oberfläche. Die quadratische Abhän­
       den Prozessparameter (Trennmitteldruck, Luftdruck,           im Zentrum des Sprühflecks aufgrund hoher Tropfenge-       und der Wärmeübergangskoeffizient sinkt ab. Sinkt die       gigkeit vom Abstand ergibt sich aufgrund von:
       Abstand) zu charakterisieren. Es wurden dabei die loka-      schwindigkeiten und hoher Sprühmittelbeaufschlagung        Oberflächentemperatur in weiterer Folge unter die Sie­
       len Abkühlraten beim Einzelsprühfleck, bzw. bei Über-        zu einer stets guten Interaktion zwischen Kühlmedium       detemperatur des Wassers, so wird die Wärme nur noch
       lagerung der Sprühflecken zweier Düsen ermittelt. Die        und Oberfläche kommt, während im Randbereich ein           über Konvektion abgeführt und der Wärmeübergangs­           Glg. (2)
       Temperaturmessung erfolgte thermografisch, wobei für         starker Leidenfrosteffekt auftritt, der einen guten Wär-   koeffizient pendelt sich auf einem deutlich niedrigeren                            A = d2π
       jeden Versuch eine Referenzierung mittels oberflächlich      meaustausch verhindert. Des Weiteren konnte gezeigt        Wert ein. Neben der erwähnten Temperaturabhängig­                                       4
       angeschweißten Thermoelement durchgeführt wurde.             werden, dass bei Überlagerung von zwei Sprühflecken        keit ist der Wärmeübergang von der Aufprallenergie der
           Die in den Versuchen ermittelten Abkühlkurven            nur der jeweilige lokale Maximalwert der kinetischen       Tröpfchen des Sprays abhängig. Nur bei hoher Aufpral­       mit der Fläche A und dem Durchmesser des Sprühflecks
       wurden als Eingangsparameter für die numerische              Tropfenenergie für den Gesamtwärmeübergang aus-            lenergie erfährt das Tröpfchen eine große Deformati­        auf der Oberfläche d. Dabei ergibt sich d aus dem halben
       Simulation verwendet. Es kam dabei die Software              schlaggebend ist, während die Gesamtbeaufschlagung         on, was eine Erhöhung der Kontaktfläche zur Folge hat.      Öffnungswinkel des Kegels ϕ, der wiederum düsenabhän­
       ANSYS Workbench 16.1 zur Anwendung. Mittels inverser         mit Sprühmedium nebensächlich ist.                         Da zur Überwindung der Dampfsperrschicht kinetische         gig ist gemäß Gleichung 3:
                                                                                                                               Energie benötigt wird, sind die beschriebenen Mechanis­
                                                                                                                               men nicht unabhängig voneinander. Zur Sprühkühlung
         AUTOREN:                                                                                                              und deren Mechanismen gibt es in der Literatur umfang­      Glg. (3)
         DI Dr. Peter Hofer, Ing. Reinhold Gschwandtner, DI Gerhard Schindelbacher,                                            reiche Untersuchungen und Datenmaterial [1, 2, 3]. Die                           d = 2·s·tanφ
         Österreichisches Gießerei-Institut-Leoben                                                                             effektiv erreichbaren Kühlleistungen sind, wie  [2 ] und
                                                                                                                               [3] zu entnehmen ist, stark von der jeweiligen Konfigu­
                                                                                                                               ration der Sprüheinrichtung abhängt. Außerdem sind je       Der Sprühstrahl stellt allerdings kein Kontinuum dar, son­
                                                                                                                               nach betrachtetem Temperaturbereich deutliche Unter­        dern besteht aus einzelnen Tropfen, deren Geschwindig­
       EINLEITUNG                                                                                                              schiede hinsichtlich der Ergebnisse gegeben. Die quanti­    keiten und Massen unterschiedlich große sind und über
       Das Österreichische Gießerei-Institut ist das gemeinsa­      und die Entformbarkeit notwendig. Des Weiteren wird        tative Aussagekraft jeder Untersuchung der spezifischen     die Wirkfläche nicht gleichverteilt sind. Dies ist in der
       me Branchenforschungsinstitut der Öster­­reichi­s chen       durch die mit dem Sprühen einhergehende thermische         Kühlwirkung ist also immer auf den konkret getesteten       Literatur dokumentiert [3]. Die Geschwindigkeit eines Ein­
       Gießerei­industrie. Ein aktuell laufendes Projekt „CONAN“    Wechselbelastung der Werkzeugoberfläche die Form mas­      Fall beschränkt. Dies lässt es umso bedeutender erschei­    zeltropfens hängt gemäß Gleichung 4 von der Winkellage
       (Casting Optimization by New Methods, Applications and       siv beansprucht, was sehr häufig der Hauptgrund für den    nen, systematische Screeningversuche durchzuführen.         ab.
       Numerical Techniques) beschäftigt sich mit Prozesstech­      Ausfall der Form ist.                                      Es lassen sich jedoch auch generelle Aussagen zur Küh­
       nik im Druckguss, wobei die wesentlichen Nebenvorgänge            Es ist daher unschwer zu erkennen, dass der Sprüh­    lung durch wasserbasierte Sprays treffen, welche im Fol­
       des Prozesses (Sprühen, Evakuieren, Kühlen, Squeezen,        prozess eine Schlüsselposition innerhalb des Druck­        genden näher beschrieben werden.                            Glg. (4)
       Dosieren) sowie die Gusslegierung im Zentrum stehen.         gussprozesses einnimmt, welche im Hinblick auf                  Für die folgenden Betrachtungen wird der Wir­                               v n = v ·cos(φ)
            Besonders der Sprühprozess gehört sowohl was die        Bauteilqualität und Werkzeugstandzeit besondere Beach­     kungsbereich der Sprühdüse geometrisch als kegelför­
       Gussqualität, als auch was die Werkzeugstandzeit betrifft,   tung verdient. Im Rahmen des erwähnten Projekts CON­       mig angenommen, die Achse des Kegels und steht
       zu den Schlüsselprozessen im Druckgießverfahren. Zum         AN wurde der Sprühprozess daher besonders eingehend        immer rechtwinkelig auf die besprühte Oberfläche            Dabei ist v die Austrittgeschwindigkeit des Tropfens an der
       einen bestimmt eine gut temperierte Form den Erstar­         betrachtet. Dabei wurden sowohl im Laborversuch als        (Bild 1). Die Energie des Sprühstrahles lässt sich dann     Düse und vn die Normalgeschwindigkeit des Tropfens in
       rungsverlauf maßgeblich zum anderen ist ein gleichmä­        auch im realen Druckgießprozess Daten erhoben, um das      gemäß Gleichung 1 beschreiben:                              Bezug auf die besprühte Oberfläche. Die kinetische Ener­
       ßiger, sparsamer Trennmittelauftrag für den Füllvorgang      Sprühen besser zu verstehen.                               Glg. (1)                                                    gie des Tropfens ergibt sich dann aus Gleichung 5.

6                                                                                                                                                                                                                                                         7
PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
Fachbeiträge | Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65                                                                                                                                                                           Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65 | Fachbeiträge

       Glg. (5)                                                                                                                       einzelne oder gruppierte Düsen zum Einsatz kommen. Die          Sekunden, aufgezeichnet wurden die Temperaturkurven
                                  m·v n 2                                                                                             Oberflächentemperatur wird thermografisch aufgezeich­           sowie die Temperaturdifferenz vor und nach dem Sprühen
                               E=
                                    2                                                                                                 net, wobei der Emissionskoeffizient der Oberfläche vor          in unterschiedlichen Abständen vom Zentrum des Sprüh­
                                                                                                                                      jedem Versuch mit einem an die Oberfläche geschweiß­            flecks. Über die Versuche am Prüfstand wurde hier bereits
       Wobei m die Masse des Tropfens ist. Die Gesamtenergie                                                                          ten Thermoelement abgeglichen wird. Der Versuchsauf­            berichtet [5].
       des Strahles ist gemäß Gleichung 6:                                                                                            bau ist in Bild 4 dargestellt. Bild 5 zeigt schematisch
                                                                                                                                      die Zoneneinteilung der der Temperaturbestimmung                ERGEBNISSE
                                                                                                                                      aus Gründen der Übersichtlichkeit mit 5 Thermozonen             In dieser Arbeit sollen die Ergebnisse einer Einzeldü­
       Glg. (6)                                                                                                                       je Düse. Bei den Versuchen wurden die Einzeldüsen in 7          se (0,6 mm Öffnung für Wasserdurchfluss, 4 bar Wasser­
                                          m i ·v i 2
                         E=    Σ ni=1 (     2
                                                     )                                                                                Zonen unterteilt. Die Die Sprühdauer betrug jeweils 5           druck) mir den Ergebnissen einer 2-Düsenanordnung
                                                                                                                                                                                                      desselben Düsentyps mit identischen Parametern vergli­
                                                                                                                                                                                                      chen werden. Bild 6 zeigt, die im Prüfstandsversuch ermit­
       wobei mi die Masse des i-ten Tropfens ist und vi dessen                                                                                                                                        telten Differenztemperaturen vor und nach dem Sprühen
       Normalgeschwindigkeit. Will man die Summenfunktion                                                                                                                                             für dieses Setting für unterschiedliche Abstände zwischen
       vermeiden und den Sprühstrahl näherungsweise als Kon­                                                                                                                                          Düse und Platte. Es ist gut ersichtlich, dass sich die Kurve
       tinuum betrachten so kann man mit den mittleren Trop­                                                                                                                                          gut mit einer Normalverteilungsfunktion annähern lässt.
       fenmassen und –geschwindigkeiten (vm und mm) rechnen                                                                                                                                           Zudem sind die Flächen unter den jeweiligen Kurven ähn­
       und die Summe durch eine Dichtefunktion Φ(ϕ) ersetzen,                                                                                                                                         lich, da auch die den Tropfen des Sprays von der Düse mit­
       woraus sich Gleichung 7 ergibt.                                                                                                                                                                gegebene kinetische Energie aufgrund der Anwendung
                                                                                                                                                                                                      identischer Sprühdrücke gleich groß ist. Abweichungen
                                                                                                                                                                                                      ergeben sich lediglich durch Störeinflüsse wie z. B. den
       Glg. (7)                                                         Bild 2: Impact­energie in Abhängigkeit der Winkellage,                                                                        Luftwiderstand. Aus den ermittelten Temperaturkurven
                         m ·v ( φ ) 2                                   berechnet aus der Cosinus­funktion der Geschwindigkeit
                       E= m n         · Φ( φ )                                                                                                                                                        lassen sich für die Einzeldüse auch die lokal aufgelösten
                             2                                          sowie der Tropfenverteilung, für zwei verschiedene Düsen.                                                                     temperaturabhängigen Verläufe des Wärmeübergangs­
                                                                                                                                                                                                      koeffizienten berechnen. Dies geschieht durch inverse
       Aufgrund des hochturbulenten und hochchaotischen                                                                                                                                               Simulation. Dazu wird zunächst der Prüfstand modelliert
       Charakters von Fluidströmungen, wie sie in den beim                                                                                                                                            und das stationäre Temperaturfeld berechnet, welches
       Sprühen im Druckguss üblicherweise verwendeten                                                                                                                                                 zu Beginn des Versuches vorliegt. Dann wird im zweiten
       Außen­mischdüsen bestehen, wird angenommen, dass die                                                                                                                                           Schritt der gemessene Temperatur-Zeitverlauf aus dem
       Verteilungsfunktion eine Normalverteilung ist [4]. Diese                                                                                                                                       Versuch als Randbedingung aufgeprägt. Darauf reagiert
       Normalverteilung wird so interpretiert, dass die größte                                                                                                                                        das System mit einem resultierenden Wärmestrom. Aus
       Energiedichte am Zentrum des jeweiligen Sprühflecks,                                                                                                                                           diesem Wärmestrom kann der flächenbezogene Wärme­
       also dort wo die Winkellage 0° entspricht, ist. Die Varianz                                                                                                                                    strom und der Wärmeübergangskoeffizient berechnet
       der Verteilung ergibt sich aus der Form der Düse selbst,                                                                                                                                       werden. Bild 7 zeigt die berechnete Temperaturvertei­
       die Fläche unter der Kurve (die Verteilung ist für unter­                                                                                                                                      lung am Prüfstand nach dem Sprühen. Bild 8 zeigt für den
       schiedliche Sprühparameter nicht normiert) ist proporti­                                                                                                                                       Versuch mit der 0,6-mm-Düsebei 130 mm Düsenabstand,
       onal dem Impuls, welchen das Medium am Düsenausgang                                                                                                                                            und 4 bar Wasserdruck die berechneten Wärmeüber­
       mitbringt. Die Abhängigkeit der lokalen Impactenergie                                                                                                                                          gangskoeffizienten. In Bild 8 ist zu erkennen, dass sich
       des Sprühmediums auf der gesprühten Oberfläche ist                                                                             Bild 4: Aufbau des Sprühprüfstandes; (1) beheizte Platte, (2)   die Wärmeübergangskoeffizienten zwischen zentralen
       beispielhaft  für unterschiedliche Konfigurationen in Bild                                                                     Sprühkopf, (3) Durchführung der el. Heizdrähte.                 und zentrumsnahen Bereichen stark unterscheiden, wie
       2 dargestellt. Wie in Bild 2 ersichtlich, ist die Impactener­
       gie des Strahles in erster Linie von der Öffnung der Düse
       abhängig. Ausschlaggebend für die Durchdringung der
       Dampfsperrschicht ist allerdings weniger die Energie des
       Sprühstrahles als Gesamtes, sondern die Energie des Ein­
       zeltropfens. Dies ist in Bild 3 dargestellt. Die Energie eines
       einzelnen Tropfens muss eine kritische Energieschwelle           Bild 3: Impact­energie eines Einzeltropfens in Abhängigkeit
       (grüne Fläche)überschreiten, damit eine gute thermische          von seiner Geschwindigkeit am Austritt der Düse und seiner
       Interaktion mit der gesprühten Oberfläche möglich ist.           Winkellage. Die grüne Fläche markiert jenen Energiebetrag,     T5    T4   T3   T2   Tzentral
                                                                                                                                                                                              T5a T4a T3a T2a   Tazentral   T1ab T2a T3ab T4ab Tbzentral   T2b   T3b T4b   T5b
       Nur Tropfen mit entsprechender Austrittsgeschwindig­             der bei einer bestimmten Temperatur überschritten werden
       keit und Winkellage übertreffen dieses Niveau. Es ist zu         muss, damit die thermische Interaktion optimal ist; schema-
                                                                        tische Darstellung.
       beachten, dass die kritische Energieschwelle selbst von
       der Oberflächentemperatur abhängig ist, was bedeutet,
       dass die grüne Fläche im Verlauf des Sprühens nach unten         Sprühprozesses im Druckguss. Dabei kam ein Prüfstand
       wandert und die Zone optimalen Wärmeübergangs grö­               zum Einsatz der aus einer Platte aus dem Warmarbeits­
       ßer wird.                                                        stahl 1.2343 (der gängigste Werkstoff für Formeinsätze)
                                                                        besteht, der elektrisch beheizt wird. Die Platte ist zwi­
       EXPERIMENTELLES                                                  schen den Säulen einer Druckgießmaschine (Bühler SC
       Diese Arbeit entstand im Rahmen einer größeren Serie             53/D) eingehängt und wird mit einem konventionel­             Bild 5: Schematische Darstellung der Unterteilung des Sprühflecks in Temperaturzonen;
       von Versuchen zur systematischen Charakterisierung des           len Sprühportal (Fa. Wollin, Lorch, D) gesprüht, wobei        links: Einzeldüse, rechts: Doppeldüse.

8                                                                                                                                                                                                                                                                                9
PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
Fachbeiträge | Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65                                                                                                                                                  Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65 | Fachbeiträge

                                                                                                                                                                                                      DANKSAGUNG
                                                                                                                                                                                                      Die vorliegenden Arbeiten zum Sprü­
                                                                                                                                                                                                      hen wurden im Rahmen des FFG-Pro­
                                                                                                                                                                                                      jekts „CONAN“ durchgeführt. Es
                                                                                                                                                                                                      sei daher der Österreichischen For­
                                                                                                                                                                                                      schung-Förderungsgesellschaft FFG
                                                                                                                                                                                                      sowie den Firmen Chemtrend, Geiger
                                                                                                                                                                                                      & Co und Wollin für die Unterstüt­
                                                                                                                                                                                                      zung herzlich gedankt.

       Bild 6: Differenztemperatur vor und nach dem Sprühversuch      Bild 7: Berechnetes Temperaturfeld nach dem Sprühen in        Bild 10: Berechnete Wärmeübergangskoeffizienten für das Dop-
       unter Verwendung einer Düse mit 0,6 mm Öffnungsweite für       der Konfiguration aus Bild 5 bei 130 mm Abstand.              peldüsenexperiment.
       den Wasserdurchfluss bei 4 bar Wasserdruck für unter-
       schiedliche Abstände zwischen Platte und Düse.

                                                                                                                                                                                                      LITERATUR

                                                                                                                                                                                                      1 Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.)
                                                                                                                                                                                                        VDI-Wärmeatlas, Springer Verlag
                                                                                                                                                                                                        Berlin Heidelberg New York, Zehnte
                                                                                                                                                                                                        bearbeitete und erweiterte Auflage,
                                                                                                                                                                                                        2006.

                                                                                                                                                                                                      2 F. Puschmann, „Experimentelle
                                                                                                                                                                                                        Untersuchung der Sprayküh­
                                                                                                                                                                                                        lung zur Qualitätsverbesserung
                                                                                                                                                                                                        durch definierte Einstellung des
                                                                                                                                                                                                        Wärmeübergangs“, Dissertation
                                                                                                                                                                                                        Otto-von-Guericke-Universität Mag­
                                                                                                                                                                                                        deburg, Magdeburg, 2003.
       Bild 8: Berechnete Wärmeübergangskoeffizienten für die         Bild 9: Geometrische Überlagerung zweier Einzeldüsen im       Bild 11: Vergleich der Wärmeübergangskoeffizienten berechnet
       Konfiguration: Düse mit 0,6 mm Öffnungsweite für den Was-      Vergleich zur Doppeldüse. Weder der Mittelwert noch die       aus dem Doppeldüsenversuch im Vergleich zu den rechnerisch        3 T. Todorov, „Wärmeübergang bei der
       serdurchfluss bei 4 bar Wasserdruck und 130 mm Abstand         Summenkurve geben den gemessenen Verlauf wieder. Die          überlagerten Einzeldüsenergebnissen.                                Sprühkühlung unter Berücksichti­
       zwischen Platte und Düse.                                      gemessene Verteilung entspricht am besten dem Maximal-                                                                            gung der Sprühstrahlparameter“,
                                                                      wert der Einzeldüsen am jeweiligen Ort.                                                                                           Dissertation Otto-von-Guericke-Uni­
                                                                                                                                                                                                        versität Magdeburg, Magdeburg,
                                                                                                                                                                                                        2009.
       es auch schon aufgrund der Differenztemperaturen in            die berechneten Wärmeübergangskoeffizienten, die in           für den Wärmeübergang verantwortlich ist. Hat ein Trop­
       Bild 6 zu erwarten war. Dies ist bei der Modellierung von      Bild 10 dargestellt sind. Dies deutet darauf hin, dass sich   fen des Sprays nicht genügend kinetische Energie um               4 P. Hofer-Hauser, R. Gschwandtner,
       Sprühprozessen unbedingt zu beachten, da sich die Ver­         die Sprühwirkung zweier Düsen mit sich teilweise über­        den Dampfsperrfilm zu durchbrechen und die Oberflä­                 G. Schindelbacher, „Die Charakte­
       wendung gemittelter Werte vor allem auf die Ergebnisse         lappenden Sprühflecken nicht addieren. Bild 11 zeigt für      che zu benetzen, resultiert das in einem schlechten Wär­            risierung des Sprühprozesses als
       einer Spannungsanalyse sehr stark auswirken können [5].        ausgewählte Temperaturen den Vergleich zwischen den           meübergang. Für die Praxis des Sprühens bedeutet dies,              Schlüssel zur Bauteil- und For­
            In einem weiteren Sprühversuch wurde eine Konfigu­        rechnerisch überlagerten Ergebnissen der Einzeldüse           dass im Fall von statischen Sprühköpfen die Düsenachsen             menstandzeitoptimierung“, Vortrag
       ration aus 2 Düsen geprüft, wobei die sonstigen Parame­        (Maximalwert am Ort) und den im Doppeldüsenversuch            sehr präzise auf die zu kühlenden Bereiche ausgerichtet             auf der Großen Gießereitechnischen
       ter gleich blieben. Ziel war es zu untersuchen, wie sich die   gemessenen Werten für den Wärmeübergangskoeffizien­           sein müssen. Eine gute Wärmeübertragung lässt sich zu               Tagung, 26.-27. April 2018, Salzburg.
       Sprühbilder zweier Einzeldüsen bei gegebenem Abstand           ten.                                                          dem durch die kinetische Energie, die das Teilchen vom
       voneinander (im konkreten Versuch 50 mm) überlagern.                                                                         Sprühkopf mitbekommt erzielen. In der numerischen                 5 P. Hofer, R. Gschwandtner, G.
       Das Ergebnis ist in Bild 9 dargestellt. Es zeigt die Sprüh­    ZUSAMMENFASSUNG                                               Simulation muss diesem Umstand vor allem durch die                  Schindelbacher „Wärmehaushalt in
       bilder (Temperaturdifferenz vor und nach dem Sprühen)          Die Ergebnisse der Versuche zeigen sehr deutlich, dass        Verwendung der korrekten Werte für den Wärmeüber­                   Druckgießformen – besseres Pro­
       der beiden Einzeldüsen sowie die Summe, den Mittelwert         sich die Kühlwirkung zweier sich überlagernder Düsen          gangskoeffizienten Rechnung getragen werden. Dies trifft            zessverständnis durch die Ermittlung
       und den lokalen Maximalwert der beiden Düsen. Wie klar         nicht addiert. Dies legt den Schluss nahe, dass nicht nur     vor allem für Spannungssimulationen zu, bei der das Tem­            realer Daten für den Wärmeüber­
       zu erkennen ist, folgt die Messung am besten dem jeweili­      die Wasserbeaufschlagungsdichte der an der gesprühten         peraturfeld zeitlich und räumlich sehr gut aufgelöst wer­           gang“, Gießerei-Rundschau Vol. 64
       gen Maximalwert. Ein ähnliches Verhalten ergibt sich für       Oberfläche, sondern vor allem der lokale Leidenfrosteffekt    den muss.                                                           (4), 17-24, 2017.

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PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
Fachbeiträge | Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65                                                                                                                                                                         Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65 | Fachbeiträge

                                                                                                                              CO2-Zielwerte 2021: Hohe Anforderungen an die Automobilindustrie
                                                                                                                              in g CO2/km

       LEICHTBAU IM AUTOMOBILBAU –
       EINE KOMPLEXE AUFGABE FÜR
       KONSTRUKTEURE, TECHNOLOGEN
       UND WERKSTOFFSPEZIALISTEN

         AUTOREN:
         Prof. Dr.-Ing. habil. Eberhard Ambos, Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Ulrich Gabbert
                                                                                                                                                                       Durchschnittsgewicht der Fahrzeugflotte in kg

                                                                                                                              Bild 1: Direkter Zusammenhang zwischen Fahrzeuggewicht und CO2-Abgasmenge, EU-Richtwerte für die CO2-Emission in
         Zu berücksichtigende                                                                                                 Abhängigkeit vom Fahrzeuggewicht [2]1
         wesentliche Einflüsse auf den
         Leichtbau von Bauteilen                                                                                              die Einsparung von Rohstoffen, Kosten und Energie bei                   sind zwischenzeitlich so umfangreich, dass im Rahmen
                                                                                                                              der Nutzung eines Produkts zum Ziel hat. Weiter heißt es                einer Zeitschriftenpublikation nur eingeschränkt dar­
                                                                                                                              dort: „Besonders bei häufig zu beschleunigenden oder                    über berichtet werden kann. Bezüglich des immensen
                                                                                                                              abzubremsenden Körpern (also auch Pkw) können durch                     Erkenntniszuwachses aus anderen Gebieten der Ferti­
                                                    Prinzipien von Entwurf,                                                   Leichtbau die Betriebskosten reduziert bzw. die Nutz­                   gungs- und Werkstofftechnik (z.B. Umformtechnik, Füge­
                                                       Konstruktion und                                                       last erhöht werden. So ist bei Fahrzeugen eine geringere                technik, Kunststoffverarbeitung, Beschichtungstechnik),
                                                        Berechnung der                                                        Antriebsleistung für die gleichen Fahrleistungen erforder­              wird zwangsläufig auf die weiterführende Literatur ver­
                                                                                                                              lich. Vorrangige Aspekte des Leichtbaus im Pkw-Bau sind                 wiesen. Im nachstehenden Beitrag steht aus der Sicht der
                                                     Leichtbaustrukturen                                                      jedoch geringere Verbrauchswerte und damit geringere                    Fertigungstechnik die Urformtechnik im Mittelpunkt der
                                                                                                                              Umweltbelastungen[2]. Den Einsparungen des optimier­                    Betrachtungen.
                                                                                                                              ten Produkts steht häufig ein Mehraufwand bei der Her­                       Bei kritischer Wertung der umfangreichen Veröffent­
                                                                                                                              stellung und Montage gegenüber.“ Der Leichtbau ist in der               lichungen zum Thema „Leichtbau“ stellt man fest, dass
                                                                                                                              Regel mit steigenden Kosten verbunden, d.h. je größer die               es sich in den Publikationen häufig um die Offenlegung
                                                                                                                              Gewichtsreduktion ausfällt, desto stärker fallen auch die               von Beispielen handelt [3 bis 23]. Der vorgelegte Artikel
                                                                                                                              Kostensteigerungen aus [24]. Die Grenzen des Leichtbaus                 soll einen Beitrag zur Darstellung der komplizierten und
                                                                                                                              ergeben sich aus physikalischen Randbedingungen, wozu                   komplexen Zusammenhänge leisten sowie den wissen­
                                                                                                                              die Festigkeitsgrenzen der Werkstoffe gehören. Weite­                   schaftlichen Meinungsstreit und den Erfahrungsaustausch
                                                                                                                              re Begrenzungen ergeben sich aus der Stabilitätsgrenze,                 zwischen den Beteiligten fördern.
                         Auswahlprinzipien                                          Auswahlprinzipien                         der Schwingfestigkeit und weiteren Randbedingungen
                           zweckmäßiger                                               zweckmäßiger                            (siehe Bild 3). Üblicherweise unterliegt eine Fahrzeug­                 1. KOMPLEXE EINFLÜSSE AUF DIE
                        Fertigungsverfahren                                             Werkstoffe                            komponente vielen unterschiedlichen Beanspruchungs­                     LEICHTBAUWEISE
                                                                                                                              bedingungen, wodurch ihr Entwurf erschwert wird.                        Wie das Aufmacherbild ausweist, gibt es einen vielfälti­
                                                                                                                                   Im Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen                       gen Einfluss auf den Leichtbau von Bauteilen für den
                                                                                                                              Bemühungen um eine wirtschaftlichere Nutzung von                        Automobilbau. Jeder der Einflüsse ist entsprechend
                                                                                                                              Rohstoffen und die stete Verbesserung der ökologischen                  zu berücksichtigen, wenn man mit einer möglichst gro­
                                                                                                                              Bedingungen gibt es in allen hochindustrialisierten Staa­               ßen Gewichtsminderung bei vertretbaren Mehraufwen­
                                                                                                                              ten intensive Aktivitäten zur Durchsetzung der Leichtbau­               dungen die Leichtbauweise durchsetzen möchte. Unter
                                                                                                                              weise im Automobilbau. Zahlreiche wissenschaftliche                     Leichtbauweise im vorliegenden Beitrag wird die integ­
                                                                                                                              Veranstaltungen mit direktem Bezug zum Leichtbau und                    rale Betrachtung von Bauweisen, Werkstoffeigenschaf­
                                                                                                                              sehr viele Veröffentlichungen in jüngster Zeit sind ein                 ten, Herstellverfahren und ökonomischen Aspekten
       0. EINLEITUNG                                                 zu erfüllen. Die Erhöhung der Energieeffizienz und die   beredter Ausdruck dieser Bemühungen. Die Erkennt­                       verstanden, ohne die es nicht möglich ist, die gewünsch­
       Die Fahrzeugproduzenten unterliegen heute einem hohen         Reduktion der Schadstoffemissionen hängen ursäch­        nisse zu den verschiedenen Wissenschaftsgebieten                        ten Potenziale zu erschließen [25]. Das Optimierungsziel,
       internationalen Wettbewerbsdruck und dem Druck der            lich mit der Fahrzeugmasse (Bild 1) zusammen, sodass
       Gesetzgeber, die Grenzwerte hinsichtlich Energieeffizi­       eine Massereduktion durch die konsequente Nutzung        1 Anmerkung: Die reale Einsparung des CO2-Ausstoßes ist deutlich stärker von der Masse der Fahrzeuge abhängig als in Bild 1 dargestellt, da
       enz,  Schadstoffausstoß und Schallemission einzuhalten        der Leichtbauweise zwingend erforderlich ist. Nach [1]     die bisherigen CO2-Daten meist auf dem NEFZ-Fahrzyklus beruhen. Dies liegt in den unrealistisch geringen Beschleunigungen von u.a. 0 auf 50
       sowie die Zuverlässigkeits- und Sicherheitsanforderungen      ist Leichtbauweise eine Konstruktionsphilosophie, die      km/h innerhalb von 26 Sekunden des NEFZ-Testbetriebs begründet. Gerade die Beschleunigungen sind immens verbrauchsrelevant.

12                                                                                                                                                                                                                                                                            13
PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
Fachbeiträge | Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65                                                                                                                                                                                                                          Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65 | Fachbeiträge

       die leichtest mögliche Konstruktion zu entwerfen, wird         Entwurf, Berechnung und Konstruktion von                                                                               über die Nutzung und Wartung bis hin zum Recycling            und experimentell erprobt werden müssen, sondern statt
       erheblich erschwert durch eine Vielzahl von geometri­          Leichtbaustrukturen                                                                                                    eines Produktes. Bei den dafür genutzten CAx-Systemen         dessen bestimmte Entwicklungsetappen nur noch unter
       schen, funktionalen, physikalischen, technologischen           ■ Nutzung von Kreativitätstechniken                                                                                    steht das CA steht für Computer Aided, und durch das          Nutzung von Computermodellen durchlaufen werden
       und weiteren Restriktionen. Häufig ist ein Entwicklungs­       ■ Nutzung von Hochleistungssimulationsmethoden für die                                                                 x werden im wesentlichen die vier Gebiete CAD (CA-De­         [33]. Trotzdem kann auf experimentelle Untersuchungen
       ziel durch mehrere, sich widersprechende Zielfunktio­            Auslegung von Leichtbaustrukturen (Statik, Festigkeit,                                                               sign), CAE (CA-Engineering), CAT (CA-Testing) und CAM         und die Weiterentwicklung experimenteller Methoden
       nen in Form einer Mehrzieloptimierung charakterisiert,           Steifigkeit, Dynamik, Dämpfung, Thermik, Elektrik, gekoppelte                                                        (CA-Manufacturing) sowie einige weitere Systeme, wie          nicht verzichtet werden. Es ist im Gegenteil häufig unum­
                                                                        Feldprobleme…), Übersicht über kommerziell nutzbare
       wodurch die Lösung des Problems erheblich erschwert              Methoden und neue Wege
                                                                                                                                                                                             das CAQ (CA-Quality Assurance), bezeichnet. Ergänzt wer­      gänglich, Computermodelle, die auf einer Vielzahl von
       wird. Oft existieren ähnliche Vorgängerkonstruktionen                                                                                                                                 den diese Systeme um das DMU (Digital Mock Up) sowie          Annahmen und Einschränkungen basieren, auf der Grund­
                                                                      ■ Integration von Funktionen
       als Ideengeber, die „nur noch“ an die spezifischen Beson­                                                                                                                             Methoden des Virtual Engineering (VE), der Virtual Reali­     lage experimentell gewonnener Daten zu verifizieren und
                                                                      ■ Werkstoffgerechte Auslegung unter Berücksichtigung der
       derheiten der neuen Zielfunktionen angepasst werden              Anisotropie (CFK, GFK, Schäume, Sandwichstrukuren,
                                                                                                                                                                                             ty (VR) und der Augmented Virtual Reality (AR). Das Ziel      zu verbessern, bevor diese Modelle für weitergehende
       müssen. Das Fachgebiet, das sich mit den hier aufgewor­          Metamaterialien, auxetische Materialien, Tensegrity-Strukturen                                                       besteht darin, möglichst frühzeitig, bevor ein realer Pro­    Untersuchungen und Optimierungsschritte genutzt wer­
       fenen Fragen des systematischen Entwerfens und des               und ähnliches)                                                                                                       totyp existiert, das Fahrzeug und seine Komponenten zu        den können.
       Gewinnens neuer Ideen befasst, ist die Konstruktionsleh­       ■ Homogenisierungsmethoden                                                                                             optimieren, wobei alle Berechnungen und Simulationen               Die Modellbildung zum einen und die Methoden zur
       re. Zu diesem umfangreichen Lehr- und Forschungsgebiet         ■ Nutzung von Optimierungsmethoden (Material-, Parameter-,                                                             unter Nutzung eines virtuellen Prototypen durchgeführt        numerischen Lösung der Modellprobleme zum anderen
       existieren zahlreiche hervorragende Veröffentlichungen.          Formund Topologieoptimierung, bionische Ansätze) für                                                                 werden. Man spricht in dem Zusammenhang heute auch            entscheiden maßgeblich über die mit einer Computersi­
       Empfehlenswerte Gesamtübersichten findet man in                  multiphysikalische Aufgaben (Festigkeit, Steifigkeit, Stabilität,                                                    von der Entwicklung eines digitalen Zwillings, der virtuell   mulation erreichbare Ergebnisqualität, weshalb nachfol­
       den Lehrbüchern von J. Wiedemann [26], H.E. Friedrich            Dynamik, Temperatur,…)                                                                                               alle realen Eigenschaften des zukünftigen Produktes auf­      gend auf die Modellbildung eingegangen wird.
       [27] und B. Klein [28], die systematisch die wichtigsten       ■ Entwurf von Hochleistungsleichtbaustrukturen unter                                                                   weist. Die virtuellen Entwicklungsprozesse sind für die
                                                                        Beachtung der Stabilität, Akustik, Lebensdauer,…
       Grundlagen der Entwicklung von Leichtbaukonstruk­                                                                                                                                     Industrie von zunehmender Bedeutung, weil zum einen           2.2 MODELLBILDUNG
                                                                      ■ Methoden zur Simulation integraler, multifunktionaler und
       tionen von den Bauweisen über Werkstoffe und Grund­                                                                                                                                   Entwicklungszeiten reduziert und Kosten eingespart und        Das Verhalten eines Bauteils unter Betriebsbedingungen
                                                                        multiphysikalischer Struktureinheiten
       lagen der Technischen Mechanik bis hin zu Fragen der                                                                                                                                  zum anderen wertvolle Informationen zum zukünftigen           wird durch eine Anzahl physikalischer Größen charakteri­
                                                                      ■ Entwurfsmethoden für adaptive (smarte, intelligente)
       Optimierung enthalten. J. Wellnitz und S.C. Bruckmeier           Strukturen
                                                                                                                                                                                             Produkt- und Systemverhalten bei unterschiedlichsten          siert, wie z.B. die mechanischen Spannungen und Verfor­
       [24] geben interessante Einblicke in die Bionik als einer                                                                                                                             Betriebsbedingungen zu einem sehr frühen Zeitpunkt            mungen, die Temperatur, das Magnetfeld, die elektrischen
                                                                      ■ Methoden zur Strukturüberwachung und Schadensdiagnose
       Konstruktionsmethode nach dem Vorbild der Natur. Bei             von hochbeanspruchten Bauteilen                                                                                      der Entwicklung gewonnen werden können. Dadurch               Spannungen usw. Für die mathematische Beschreibung
       H.P. Degischer und S. Lüftl [29] liegt der Schwerpunkt auf                                                                                                                            ist es wesentlich günstiger, Optimierungspotenziale zu        der physikalischen Zusammenhänge werden Gleichge­
       der geeigneten Auswahl von Werkstoffen und Fertigungs­                                                                                                                                erschließen. Aber auch wenn einzelne Komponenten              wichts- und Bilanzgleichungen genutzt, aus denen sich
       verfahren. Das von P.K. Mallik herausgegebene Buch [30]       Bild 2: Übersicht über die wichtigsten Aspekte des Entwurfs,                                                            eines Produktes bereits als reale Prototypen existieren       Differenzialgleichungen oder Integralgleichungen für die
       befaßt sich detailliert mit Werkstoffen für den Automo­       der Konstruktion und der Berechnung von Leichtbauteilen                                                                 und beispielsweise die echtzeitfähige Steuer- und Rege­       gesuchten Feldgrößen gewinnen lassen. Dabei ist eine
       bilbau (Stahl, Aluminium, Magnesium und Kunststoffen)                                                                                                                                 lungssoftware  noch zu entwickeln ist, lassen sich soge­      Vielzahl von Annahmen zu treffen, deren Gültigkeit die
       sowie der Herstellung und Gestaltung von automotiven                                                                                                                                  nannten Hardware-in-the-Loop (HiL) Experimente unter          Qualität der Lösung entscheidend beeinflusst. Die mathe­
                                                                                                         Da

       Leichtbaustrukturen.                                                                                                                                                                  realistischen Test- und Inbetriebnahmebedingungen             matische Lösung der beschreibenden Gleichungen liefert
                                                                                                           uer

                                                                                                                           Festigkeit

                                                                                                                                                      t
            Das umfassende Gebiet der Konstruktionsmethodik                                                                                                                                  nachstellen. Die so entwickelten und getesteten Funktio­      die gewünschten Aussagen für das physikalische Verhal­
                                                                                                                                                gkei

                                                                                                                                                   ze
                                                                                                 Le                                                                       it
                                                                                                              fes

                                                                                                    b                                           en                     ke
       im Leichtbau wird hier nicht vertieft, sondern es wird auf    Sich                            en                                                            hig                       nen können unmittelbar auf das reale System übertragen        ten des Modellsystems.
                                                                                                                 t

                                                                                                                                              gr
                                                                                                                                        Steifi

                                                                         erhe                                                                                  gzä
                                                                                                                   igk

                                                                                                         sd
                                                                                                                                            ck

       die zitierten Fachbücher verwiesen. Im Folgenden soll vor                 it + Z                     au                                               la                              werden. Bild 4 gibt einen Überblick über wichtige Kompo­           Der Aufwand zur numerischen Lösung der Modellglei­
                                                                                                                                                          ch
                                                                                                                      eit

                                                                                                                                         re

                                                                                       uver                     er
                                                                                                                                                      rbs
                                                                                                                                      St

                                                                                                läss                                                e
       allem der Frage nachgegangen werden, welche Beiträge                                             igke                                       K                     alität              nenten einer virtuellen Produktentwicklung [32].              chungen steigt mit der Komplexität der Modelle, wodurch
                                                                                                              it                                               chenqu
       rechnergestützte Methoden und Softwareprodukte des                                                                                           Oberflä                                       Die Nutzung der oben skizzierten computergestütz­        es zunehmend schwieriger wird, die Qualität der Lösung
                                                                              Schadenstoleranz                                                     Korros
       Konstruierens (CAD) für die Entwicklung von Leichtbau­                                                                                                ionsbe                          ten Entwicklungsmethoden hat dazu geführt, dass heute         und die Gültigkeit der getroffenen Annahmen zu über­
                                                                                                        lten                                      Fes                 ständig
       konstruktionen leisten können. Bei allem Fortschritt auf                                     rha                                              tig                         keit        in der Automobilindustrie weniger Prototypen hergestellt      prüfen. Das ist aber eines der entscheidenden Probleme
                                                                                        s v sve                 te
                                                                                                                   n                                     kei
                                                                                      g                      al
                                                                                                                                        Ko g- und F

                                                                                  fun                                                                        ts-
                                                                                                                                  t

       diesem Weg ist noch viel Wissen zu erarbeiten, und es sind                                                                                                                                                                                          bei der Nutzung kommerzieller Softwareprodukte, die
                                                                                                                                         Fert
                                                                                                                               en

                                                                                                           h                                                     Ge
                                                                                                                              kei

                                                                                p                        r
                                                                                                                                          ste

                                                                            Däm                      sv
                                                                                                       e                                                            wic
                                                                                                          Akustische Wirkung
                                                                                                                           dig

                                                                                                                                             n

       neue Erfahrungen zu gewinnen.                                                               ät                                                                   hts                                                                                heute einen Problemlösungsumfang anbieten, der bis
                                                                                                                                              i

                                                                                                i t                                                                         -Ve
                                                                                             il
                                                                                                                       tän

            Nachstehend wird versucht, die einzelnen wesentli­                                                                                                                  rhä                                                                        vor kurzem noch nicht vorstellbar war. Die meist sehr
                                                                                         ab                                                                                         ltn
                                                                                      St
                                                                                                                    bes

       chen Einflüsse und ausgewählte Details zu den Hauptein­                                                                                                                          is                                                                 komplexen Modellgleichungen lassen sich in der Regel
                                                                                                          r

                                                                                                                                                   ügb
                                                                                                      atu

       flüssen darzustellen. Die Anzahl von Einflussgrößen und                                                                                                                                                                                             nur näherungsweise unter Einsatz von Computern lösen.
                                                                                                   per

                                                                                                                                                      arke

       Möglichkeiten zur Verwirklichung von Leichtbauweisen                                                                                                                                                                                                Hierfür stehen computerorientierte Näherungsmethoden
                                                                                                Tem

                                                                                                                                                      t    i

       ist jedoch so groß, dass es im Rahmen einer Publikation                                                                                                                                                                                             zur Verfügung, wie die FDM (finite difference method),
       nahezu aussichtslos ist, auf alle Aspekte im Detail einzu­                                                                                                                                                                                          die FVM (finite volume method), die FEM (finite element
       gehen. Es wird daher nachfolgend auf die aus der Sicht        Bild 3: Wichtige Faktoren bei Wahl und Bewertung von                                                                                                                                  method), die BEM (boundary element method) und die
       der Autoren wichtigsten Einflüsse und Möglichkeiten           Leichtbauvarianten                                                                                                                                                                    MBS (multi-body systems) sowie zahlreiche, auf diesen
       Bezug genommen.                                                                                                                                                                                                                                     Methoden basierende Erweiterungen, Variationen und
                                                                     Bewertung von Leichtbauvarianten erforderlich sind,                                                                                                                                   Spezialentwicklungen. Dem Anwender wird die Nutzung
       2. COMPUTERGESTÜTZTE ENTWICKLUNG                              zusammengestellt.                                                                                                                                                                     einer Methode durch die Verfügbarkeit leistungsfähi­
          VON LEICHTBAUSTRUKTUREN                                         Für die Entwicklung neuer Fahrzeuge und deren                                                                                                                                    ger, kommerzieller Softwareprodukte erleichtert. Nutzer
                                                                     Bauelemente werden heute durchgängig computerge­                                                                                                                                      sehen häufig das wesentliche Problem darin, die formal
       2.1 ENTWURF, BERECHNUNG UND KONSTRUKTION                      stützte CAx-Methoden genutzt, die es auf der Grundlage                                                                                                                                richtige Handhabung der Software zu erlernen. Aus fachli­
       Die Leichtbauweise von Bauteilen für den Automobilbau         virtueller Modelle ermöglichen, die Produkteigenschaf­                                                                                                                                cher Sicht sind aber Fragen nach der Existenz und Eindeu­
       ist im Zusammenspiel von Beanspruchung, Entwurf, Kon­         ten wirklichkeitsnah nachzubilden, zu analysieren und                                                                                                                                 tigkeit und nach den Bedingungen für die Konsistenz und
       struktion und Berechnung der Teile zu betrachten. Eine        zu optimieren [31]. Entwickler, Hersteller und Betreiber                                                                                                                              Stabilität der Lösung entscheidend, da hiervon maßgeb­
       Sammlung von wichtigen Aspekten der computergestütz­          setzten heute ganz im Sinne von Industrie 4.0 auf eine                                                                                                                                lich die Genauigkeit und die Zuverlässigkeit einer Lösung
       ten Produktentwicklung ist in Bild 2 dargestellt.             durchgängige Digitalisierung des gesamten Produktle­                                                                                                                                  abhängen.
            In Bild 3 sind wichtige Faktoren, die bei der Wahl und   benszyklus von der Entwicklung, Testung und Herstellung                                                                 Bild 4: Virtuelle Produktentwicklung (nach [32], [33]).            Die heute im Ingenieurwesen am meisten genutzte

14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       15
PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
Fachbeiträge | Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65                                                                                                                                                                Giesserei Rundschau 03/2018 JHG 65 | Fachbeiträge

       Näherungsmethode ist die Finite-Element-Methode (FEM).      von veränderbaren Eingangsgrößen x (Entwurfspara­              gradientenbasierte Methoden, die Ableitungen der Ziel­         Elementen überzogen und die Lagerungen und Belastun­
       Diese löst die mathematischen Modellgleichungen nähe­       meter, Designparameter) abhängt, diejenigen Größen x*          funktion nach den Designparametern erfordern. Alternativ       gen festgelegt. Als Optimierungsziele werden einfache
       rungsweise. Dazu wird das Lösungsgebiet in eine endliche    zu ermitteln, die der Zielfunktion einen minimalen Wert        dazu werden gradientenfreie, meist heuristisch begrün­         Zielfunktionen, wie die Minimierung des Strukturgewich­
       (finite) Anzahl von Teilgebieten zerlegt. Die gesuchten     erteilen, d.h.                                                 dete Methoden (genetische Algorithmen, Evolutionsstra­         tes für eine vorgegebene Mindeststeifigkeit oder das Maxi­
       physikalischen Felder werden in jedem dieser Elemente                                                                      tegien, simulated annealing) genutzt. Die heuristischen        mieren die Steifigkeit der Struktur für ein vorgegebenes
       näherungsweise durch lokal definierte Näherungsfunk­                                                                       Methoden benötigen zwar keine Ableitungen, sind aber           Zielgewicht festgelegt. Alternative Zielfunktionen, die die
       tionen approximiert. Die Näherungsfunktionen werden                                                                        leider sehr rechenintensiv, weil für jede Variation der Ent­   Verformungen, die Spannungen, die Stabilität, die Fre­
       üblicherweise aus Polynomen aufgebaut, die als Unbe­                                                                       wurfsparameter die Zielfunktion neu berechnet werden           quenzen u.ä. betreffen, sind ebenfalls möglich. Die heute
       kannte meist direkt die gesuchten Feldgrößen (z.B. die      Die Zielfunktion kann beispielsweise das Gewicht des           muß, was eine vollständige statische oder dynamische           für die Topologieoptimierung am häufigsten genutzten
       Verschiebungen) an charakteristischen Punkten im Ele­       Bauteils oder die Nachgiebigkeit sein. Die Designparame­       FEM-Berechnung für ein meist komplexes dreidimensio­           Methoden sind die SIMP-Methode (Solid Isotropic Materi­
       ment, den Knotenpunkten, enthalten. Diese Unbekann­         ter müssen aus dem zulässigen Wertebereich von                 nales Bauteil erfordert. Beispielsweise arbeitet die weit­     al with Penalisation) und die ESO-Methode (Evolutionary
       ten müssen geeignet bestimmt werden, denn mit ihrer         stammen und sind durch die Einhaltung von p Gleich­            verbreitete Evolutionsstrategie (ES) so, dass aus einer        Structural Optimization).
       Kenntnis ist die Lösungsfunktion insgesamt bekannt. Eine    heitsrestriktionen h i (x)=1…p und q Ungleichheitsrest­        Anzahl von Basislösungen (die Elterngeneration) durch               Bei der SIMP-Methode wird der E-Modul über die
       geeignete Möglichkeit dazu besteht darin, die beschrei­     riktionen g j (x)≤0, j=1…q begrenzt.                           Selektion, Rekombination und Mutation neue Lösun­              Dichte gesteuert. Dabei wird die relative Dichte, die Wer­
       benden Differenzialgleichungen im Lösungsgebiet im                                                                         gen (die Kindergeneration) erzeugt werden. Für alle so         te zwischen 0 und 1 annehmen kann, im Iterationsprozess
       integralen gewichteten Mittel zu erfüllen. So gelangt man                                                                  generierten Lösungen muss die meist sehr aufwendige            schrittweise so modifiziert, daß in wenig beanspruchten
       bei zeitinvarianten Problemen zu einem algebraischen                                                                       Berechnung der Zielfunktion erfolgen. Diese ist zu bewer­      Gebieten die Dichte reduziert wird. Durch die Einführung
       Gleichungssystem für die Unbekannten; bei zeitverän­                                                                       ten (Selektion) und danach sind die Entwurfsparameter          eines nichtlinearen Penaltyterms wird erreicht, dass eine
       derlichen Vorgängen ergibt sich ein entsprechend großes                                                                    zweckmäßig zu verändern (Rekombination, Mutation).             deutliche Verteilung der gewünschten relativen Element­
       System von gewöhnlichen Differenzialgleichungen erster      Auf Grund der Komplexität der zu lösenden Berechnungs­         Aus allen diesen Variationen der Entwurfsparameter ist         dichten hin zu 0 (kein Material) und zu 1 (Vollmaterial)
       Ordnung (z.B. bei der Wärmeleitung) oder zweiter Ord­       aufgaben wird für die Berechnung der Zielfunktion f(x) bei     ein neuer Satz von Lösungen zu berechnen. Das erfolgt          erreicht wird. Die graphische Darstellung der Dichtever­
       nung (z.B. bei strukturdynamischen Problemen), dessen       praxisrelevanten Problemen nahezu ausschließlich die           solange, bis Konvergenz eingetreten ist. In seiner Disser­     teilung als Graubild liefert eine Vorstellung von der opti­
       Lösung, z.B. durch Zeitintegrationsverfahren mit einer      FEM als numerisches Näherungsverfahren eingesetzt. In          tation hat N.Bohn eine Verbesserung entwickelt, bei der        malen Materialverteilung im Entwurfsraum (siehe Bild 5
       deutlichen Steigerung des Rechenaufwandes im Ver­           allen weitverbreiteten kommerziellen FEM-Softwaretools,        die ES mit einer Liniensuche verknüpft wird (L-ES), die zu     rechts).
       gleich zu statischen Problemen einhergeht. In vielen Fäl­   wie Ansys, Abaqus, Nastran, stehen Methoden der Struk­         einer rechenzeiteffektiveren Methode geführt hat [36].
       len sind die zu lösenden Gleichungssysteme hochgradig       turoptimierung zur Verfügung. Alternativ werden diese               Häufig besteht das Optimierungsziel darin, mehre
       nichtlinear und oft auch nicht gut konditioniert, wodurch   FEM-Softwaretools aber auch als Berechnungskerne von           Zielfunktionen gleichzeitig zu minimieren. Man spricht
       die Schwierigkeiten bei der numerischen Lösung weiter       speziellen Softwareprodukten zur Strukturoptimierung,          dann von einer Mehrzieloptimierungsaufgabe oder einer
       zunehmen. Die Qualität der Lösung eines Modellproblems      wie LS-Opt, OptiStruct, OptiSLang, SKO, CAO, genutzt.          Vektoroptimierung, weil die Zielfunktion jetzt ein Vektor
       kann durch Konvergenzstudien und mit Hilfe von Fehler­      Aber auch CAD-Systeme bieten heute Möglichkeiten der           f(x) ist. Oft haben die Zielfunktionen ein gegenläufiges
       kriterien überprüft werden. Die Qualität der verwendeten    Strukturoptimierung an, z.B. SolidWorks [34], [35].            Verhalten, d.h. die Verkleinerung einer Zielfunktion führt
       Modelle kann nur mit Hilfe von experimentellen Ergebnis­        Entsprechend der unterschiedlichen Optimierungs­           gleichzeitig mindestens zur Vergrößerung einer anderen         Bild 5: 2D-Topologieoptimierung, links: Entwurfsraum; mit
       sen oder unter Nutzung von Erfahrungswissen aus voran­      aufgaben unterscheidet man grob zwischen                       Zielfunktion. Für solche Aufgaben gibt es im Allgemeinen       SIMP-Algoruthmus optimierte Struktur ([37], [38]).
       gegangenen Analysen beurteilt werden. Die zunehmende                                                                       keinen Vektor von Entwurfsvariablen, für den alle Ziel­
       Dominanz der Informations- und Kommunikationstech­              – Parameteroptimierung,                                    funktionen gleichzeitig ein Minimum annehmen. Lösun­           Die ESO-Methode nutzt ein der Natur entlehntes Prin­
       niken und der einfache Zugang zu leistungsfähigen aber          – Formoptimierung und                                      gen für derartige Probleme ermittelt man unter Nutzung         zip (z.B. Baum- und Knochenwachstum), wonach gering
       auch mit Unzulänglichkeiten versehenen Softwarepro­             – Topologieoptimierung.                                    der Pareto-Optimalität. Häufig überführt man ein Vek­          beanspruchte Gebiete des Entwurfsraumes in einem ite­
       dukten und Informationssystemen erfordern heute von                                                                        toroptimierungsproblem durch eine gewichtete Summe             rativen Prozess schrittweise entfernt werden (Bild 6). Bei
       Ingenieuren ein gesichertes Basiswissen, das es ihnen       Bei der Parameteroptimierung liegt die Konstruktion eines      aller Zielfunktionen in ein skalares Optimierungsproblem.      der BESO-Methode (Bi-directional Evolutionary Structural
       ermöglicht, richtige Entscheidungen treffen zu können.      Bauteils bereits vor, und es geht darum, einzelne Parame­           Ein sehr wichtiges Problem für die Lösung von Struk­      Optimization), einer Erweiterung der ESO Methode, ist es
       Von diesen hängen Sicherheit, Zuverlässigkeit und Kosten    ter, z.B. die Wandstärken einer Schalenkonstruktion, die       turoptimierungsproblemen ist die Festlegung der Lastfälle,     zusätzlich erlaubt, Material an Orten höchster Beanspru­
       von Ingenieurprodukten ab. Für die breite Anwendungen       Querschnitte von Profilstäben oder die Materialeigen­          für die das Bauteil optimiert werden soll. In der Regel lie­   chung hinzuzufügen, wodurch eine größere Flexibilität
       von komplexen Berechnungs- und Simulationsmetho­            schaften in optimaler Weise zu ermitteln. Bei der Formop-      gen in der Entwurfsphase einer Konstruktion die exakten        erreicht wird.
       den ist eine vertiefte Kenntnis von Theorie, Experiment     timierung geht es darum, die äußere Randkontur eines           Belastungen, die auf das Bauteil wirken, noch gar nicht
       und Numerik erforderlich, die den Ingenieur in der Lage     Bauteils optimal zu gestalten. Die Geometrie kann nur          genau fest. Diese Unkenntnis ist eine typische Quelle von
       versetzt, Berechnungs- und Simulationsmethoden nicht        noch in engeren Grenzen angepasst werden, sodass bei­          Fehlern, da die Lösungen nur so gut sein können, wie die
       nur formal anzuwenden, sondern die für die Lösung eines     spielsweise glatte, fertigungsgerechte Oberflächen ent­        Belastungs­annahmen den Anforderungen der Praxis ent­
       Problems geeigneten Methoden und Modelle auszuwäh­          stehen und Kerbspannungen vermieden werden. Bei der            sprechen. Häufig nutzt man für die Optimierung den aus­
       len und die Berechnungsergebnisse zu bewerten. Hier­        Topologieoptimierung besteht die Aufgabe darin, Material       legungskritischen Hauptbelastungsfall oder bildet eine
       zu gehören die Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen        optimal innerhalb eines vorgegebenen Bauraumes zu ver­         geeignete Kombination aus mehreren relevanten Lastfäl­
       wesentlichen und unwesentlichen Phänomenen, die             teilen. Die Konstruktion liegt hier noch nicht fest, sondern   len.
       Durchführung von Grenzbetrachtungen und die Abschät­        es entstehen Designvorschläge, die in weiteren Schritten,           Die heute am häufigsten genutzte Methode zur Struk­       Bild 6: 3D-Topologie-Optimierung; Entwurfsraum siehe Bild
       zungen von zulässigen Parameterbereichen.                   z.B. durch eine Kombination mit der Formoptimierung            turoptimierung ist die Topologieoptimierung [37], [38].        5, 3D-Lösung mittels BESO-Algorithmus bei unterschiedli-
                                                                   weiter detailliert werden müssen. Methoden der Topolo­         Diese entwickelt Design-Vorschläge für die geometrische        chen Zielvolumen ([38]).
       2.3 LEICHTBAU DURCH STRUKTUROPTIMIERUNG                     gieoptimierung werden heute in der Fahrzeugindustrie           Gestaltung eines möglichst leichten Bauteils. Bei der
       Es liegt nahe, für die Suche nach einer möglichst leich­    vielfach genutzt, um Leichtbaupotential von Strukturbau­       Anwendung der Topologieoptimierung erzeugt der Kon­            Der so gefundene Entwurf muß anschließend noch mittels
       ten, alle Grenzbedingungen einhaltenden Konstruktion,       teilen zu erschließen.                                         strukteur zunächst ein CAD-Modell des Entwurfsraums,           einer nachgeschalteten Formoptimierung geglättet und
       Methoden der mathematischen Optimierung einzusetzen              Für die Lösung der oben angegebenen mathema­              der in der Regel eine geometrisch einfache, meist qua­         „durchkonstruiert“ werden, um alle gestalterischen und
       [34]. Eine mathematische Optimierungsaufgabe besteht        tischen Optimierungsaufgabe stehen unterschiedliche            derförmige Gestalt aufweist (Bild 5). Danach wird der Ent­     fertigungstechnischen Bedingungen zu erfüllen. Ein Bei­
       darin, für eine Zielfunktion f(x), die von einem Vektor     Methoden zur Verfügung. Man unterscheidet grob in              wurfsraum mit einem gleichmäßig feinen Netz aus finiten        spiel für die Topologie-Optimierung mit anschließender

16                                                                                                                                                                                                                                                             17
PERFECTION IN ROLLS. 03 2018 - PROGUSS-AUSTRIA
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