Gebäude Grün DACH FASSADE - 4|2017 - Patzer Verlag Shop
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4|2017 Gebäude Grün DACH • FASSADE RAUM • GRÜN v o rm a ls D a c h + G r ü n Kosten-Nutzen- Best Practice Photovoltaik mit Betrachtung Fassaden- Dachbegrünung Gründach begrünung PATZER VERLAG Berlin-Hannover
Ein Gründach ist schön und nachhaltig. Es heizt sich nicht auf, bindet Staub, speichert Regen und sorgt so Sicher für ein angenehmes Gründachklima. Fragen Sie uns, denn wir haben mehr als 25 Jahre Erfahrung mit Komplettsystemen von der Dampfsperre bis zur heißt Pflanze. So werden Dächer von Bauder sicher grün. nachhaltig. Beispielhafte Extensivbegrünung im Bauder Komplett- system. www.bauder.de
Editorial Das Jahr 2017. Drei Verbände, drei Rückblicke Quelle: SFG Quelle: VFB Quelle: FBB Gerold Steinbauer, Vorstandsvorsitzender Dr. Gunter Mann, Präsident Fachvereini- Jürg Messerli, Präsident Schweizerischer Verband für Bauwerksbegrünung e. V. gung Bauwerksbegrünung e. V. Deutsch- Fachvereinigung Gebäudebegrünung e. V. Österreich (VfB). land (FBB). (SFG). Für den Verband für Bauwerks- Für die Fachvereinigung Bauwerks- Für die Schweizerische Fachver- begrünung (VfB) Österreich … begrünung (FBB) Deutschland … einigung Gebäudebegrünung (SFG) … … stand das Jahr 2017 vor allem unter … stand das Jahr 2017 voll und ganz unter ...standen das „energieGrünDach“ und der einem Thema: Das neue „Innovationslabor dem Thema „Weltkongress Gebäudegrün Kontakt zu Verbänden, Partnern und der GrünStattGrau“, die erste und einzige öster- (WGIC) 2017“ in Berlin. Die FBB war als Romandie im Mittelpunkt. reichische Kompetenzstelle für Bauwerks- Organisator verantwortlich für die Planung Dem energieGrünDach stehen Branchen- begrünung in Österreich. Der Antrag für und Durchführung des letztendlich größten verbände, Medien und Bauherren immer das auf fünf Jahre durch das Bundesminis- und erfolgreichsten Kongresses zur Dach-, noch kritisch gegenüber. ursachen für diese terium für Verkehr, Innovation und Techno- Fassaden- und Innenraumbegrünung in Haltung sind die schlecht geplanten und logie (BMVIT) und die Österreichische For- europa. 825 Teilnehmer aus 44 ländern, mangelhaft betreuten Dächer und Anlagen. schungsförderungsgesellschaft (FFG) im Rah- 104 Referenten, 49 Aussteller bei der be- Mit unserer überarbeiteten Broschüre, Me- men des Programms „Stadt der Zukunft“ gleitenden Fachausstellung und 23 Koope- dienpräsenz und Schulungen wollen wir geförderte Projekt wurde bewilligt und unser rationspartner sprechen für sich. Dieser ein- Aufklärungsarbeit leisten. Netzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft und drucksvolle Kongress ist richtungsweisend Die SFG ist mit ihren gut 100 Mitgliedern Öffentlichkeit aktiviert. GrünStattGrau gibt für die weitere Zukunft der Gebäudebe- zu klein, um als einzelkämpfer zu bestehen. Impulse und vernetzt innovative Produkte grünung in Deutschland und europa. Wir haben daher unsere Kontakte zu Ver- und Projekte sowie Menschen, liefert Know- Dazu gab es weitere Highlights wie zum bänden und Partnern verstärkt, um gemein- how und Analysen für die Praxis und begleitet Beispiel das „Jahrbuch Bauwerksbegrünung sam unser Bestreben nach urbanem Grün urbane und partizipative entwicklungsstra- 2017“, das „Schlaglicht9 Geeignete Gehölze umsetzen zu können. urbanes Grün kennt tegien bis zur umsetzung. für Dachbegrünungen“, die Förder-umfrage keine Sprachgrenzen. Wir verstärken daher Zudem haben wir Das Österreichische Grüne bei etwa 1500 Städten, die aktive Mitarbeit unsere Zusammenarbeit mit der französisch Infrastrukturnetzwerk (ÖGReeN) gegründet beim „Weißbuch Stadt“ der Bundesregierung sprechenden Schweiz und drucken unsere und zusammen mit der eFB die euGIC in und bei den beiden Richtlinien zur Dach- Publikationen in Zukunft zu einem großen Budapest vorbereitet. und Fassadenbegrünung und die ehrenmit- Teil zweisprachig. Zudem ist in der Romandie gliedschaft von Patrick Blanc. eine zusätzliche Geschäftsstelle geplant. GebäudeGrün 4/2017 1
Sie lesen 4 Schwerpunkt: 24 Fassadenbegrünung Kosten-Nutzen-Betrachtung 24 Fassadenbegrünung in Berlin-Kreuzberg, Glogauerstraße 9 4 Kosten-Nutzen-Betrachtung von Dachbegrünungen 27 Begrünte Nebelschlucht auf der IGA in Berlin 9 Kosten-Nutzen-Betrachtung von Fassadenbegrünungen 30 Photovoltaik/Energie 13 Best Practice 30 Photovoltaik in Kombination mit Dach- und Fassadenbegrünungen 13 Das Projekt „Genossenschaftshäuser Manteuffelstraße Berlin“ 34 Dachbegrünung 18 Wissenswertes zum Vorzeigeprojekt 34 „Retentionsdach Drossel“. „wagnis 4 in München“ Erfolgsbausteine und Ausblicke 36 Innenraumbegrünung 36 Unterstützung der Klimatisierung energetisch hocheffizienter Gebäude Zum Titelfoto Retentionsdächer werden in Deutschland immer häufiger um- gesetzt wie hier das aktuelle Beispiel der Tiefgaragenbegrü- nung „Wohnen am Wasserturm“ in Berlin zeigt. Oftmals können nur so die Vorgaben zur einleitbeschränkung erfüllt werden. landschaftsarchitekten: Topos-landschaftsplanung Architekten: Büro Van den Valentyn und KWP-Architektenle- 6 sen Sie mehr zur Systemlösung Retentionsdach Drossel auf den Seiten 34/35. 2 GebäudeGrün 4/2017
Fachkräfte 42 Verbandsnachrichten 42 Infos von der FBB sichern! 47 Infos von der SFG 48 Infos vom VfB 51 In Kürze IMPReSSuM GebäudeGrün erscheint 4-mal pro Jahr im Patzer Verlag GmbH & Co. KG Postfach 330455, 14174 Berlin Telefon 030/89 59 03-0, Fax 030/89 59 03-17 Verleger und Herausgeber: ulrich Patzer, Berlin Verlagsleitung: Dr. Moritz Patzer, Berlin Redaktion: Ines lauzat, Koenigsallee 65, 14193 Berlin, Telefon 030/89 59 03-61, Fax -17, gg@patzerverlag.de; Dr. Gunter Mann, mann@fbb.de Vertriebsleitung: lutz Beisert, Berlin Vertrieb: Telefon 030/89 59 03-0, info@patzerverlag.de Werbeleitung: Alexandra Kasper, Telefon 030/89 59 03-30, werbeleitung@patzerverlag.de Anzeigen: Andreas Fischer, Telefon 030/89 59 03-41, anzeigen@patzerverlag.de Layout: Hanna Schrader, Hannover Druck und Weiterverarbeitung: BWH GmbH, Hannover Bezugspreis: Jahresbezugspreis 2017 € 32,00; Studenten und Auszubildende € 21,33 (Inland einschließlich Portogebühren und MwSt. – Ausland zzgl. Porto) Bestellungen/Abbestellungen: gelten bis auf Weiteres, Abbestellungen bis 3 Monate vor Jahresende Bestellanschrift: siehe Verlag Verbandsorgan von Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB) www.fbb.de Verband für Bauwerksbegrünung Österreich e.V. (VfB) www.gruenstattgrau.at Schweizerische Fachvereinigung Gebäudebegrünung JOBS in Grün und Bau e.V. (SFG) www.sfg-gruen.ch Das Fachstellenportal für GaLaBau & Baugewerbe
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung Intensivbegrünungen im geförderten Wohnungsbau Kosten-Nutzen-Betrachtung von Dachbegrünungen Die GeWOFAG, als kommunale Münchner begrünungen. Neben planerischen und bau- eignet. Seit den späten 60er-Jahren bis Wohnungsbaugesellschaft, errichtet in der technischen Herausforderungen bietet diese heute baut die GeWOFAG nahezu aus- Regel geförderten Wohnungsbau und be- entwicklung vor dem Hintergrund von Woh- schließlich Flachdächer, die damit auch zur wirtschaftet derzeit ca. 36 000 Wohn- und nungsnot und steigenden Baupreisen vielfach Begrünung geeignet sind. Verbindlich wurden Gewerbeeinheiten im Stadtgebiet und um- Diskussionsstoff. Dachbegrünungen in München mit der land von München. Seit inzwischen vielen 1996 eingeführten Freiflächengestaltungs- Jahren gehört der Bau von extensiven Viele Gebäude der GeWOFAG stammen satzung. Diese schreibt vor, dass Flachdächer Dachbegrünungen für die GeWOFAG zum aus den 30er- bis 50er-Jahren des vorherigen ab einer Größe von 100 Quadratmeter Standard. Neuerdings entstehen nun erste Jahrhunderts und sind aufgrund ihrer Sat- sowie Flachdächer von Garagen und Tief- Wohnungsbauvorhaben mit intensiven Dach- teldächer nicht für Dachbegrünungen ge- garagenabfahrten dauerhaft begrünt werden Quelle: eSRI, DIGITAlGlOBe, GeOeye, eARTHSTAR GeOGRAPHICS, CNeS/AIRBuS DS, uSDA, uSGS, AeX, GeTMAPPING, AeROGRID, IGN, IGP, SWISSTOPO, AND THe GIS uSeR COM. Detailausschnitt Dachlandschaft München Riem 4 GebäudeGrün 4/2017
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung müssen. Diese Forderung wird seitdem kon- sequent beim Bau umgesetzt. Aktuell sind circa 18 Prozent aller GeWOFAG-Dächer begrünt, davon haben 99 Prozent eine ex- tensive und circa ein Prozent eine intensive Dachbegrünung. Der allgemeine Nutzen von Dachbegrünun- gen ist in der Fachwelt unstrittig: Regenwasserrückhaltung, Kühlung, CO2- und Feinstaubbindung, Wärmedämmung, erschließung neuer hochwertiger Freiräume, Wohnumfeldaufwertung, erhöhung der Bio- Quelle: GeWOFAG diversität, und so weiter. Aber obwohl extensive Dachbegrünungen nun schon seit Jahrzehnten zum baulichen Alltag gehören, bemängeln Kritiker immer Grünflächenentwicklung. Auswertung GEWOFAG-Bestand 2016. wieder, dass diese im geförderten Woh- nungsbau nicht angemessen seien und sich dadurch Bau- und unterhaltskostenverteuern würden. Ist Kritik an Dachbegrünungen im dadurch die Gesamtprojektkosten aber nur „…Den vielfältigen positiven Wirkungen geförderten Wohnungsbau berechtigt und um 0,17 Prozent erhöht. von Gründächern für das Ortsbild, den Na- gibt es dazu belastbare Fakten? turhaushalt und den Gebäudeunterhalt ste- Im unterhalt von Gebäuden stellte sich he- hen nur sehr geringfügige, nicht signifikante Stadtratsanfrage zu den Kosten raus, dass sich die Pflegekosten der Gebäude Mehrkosten für die Herstellung und die von Dachbegrünungen durch die extensive Dachbegrünung dauer- Pflege gegenüber, die zudem durch ver- haft um ca. 0,5 euro/Quadratmeter Dach- schiedene kurz- und langfristige Kosten- Die landeshauptstadt München hat sich fläche und Jahr erhöhten. Da der Pflege- einsparungen weiter marginalisiert werden“. 2015 aufgrund einer Stadtratsanfrage einer aufwand bei extensiv begrünten Dächern … „Ein Erfordernis zur Änderung der Frei- politischen Fraktion mit diesem Thema be- durch die GeWOFAG nicht umgelegt wird, flächengestaltungssatzung ist deshalb nicht schäftigt und dazu unter anderem ihre kom- erfolgt aber keine Belastung des Mieters zu erkennen.“ munale Wohnungsbaugesellschaft GeWO- durch eventuelle Mehrkosten. FAG untersuchen lassen, welche Mehrkosten (Auszug aus dem Beschluss des Ausschusses tatsächlich beim Bau und unterhalt extensiver Die landeshauptstadt München hat darüber für Stadtplanung und Bauordnung, lan- Dachbegrünungen entstehen. In der un- hinaus Kosteneinsparungen durch extensive deshauptstadt München, vom 08.07.2015, tersuchung wurden die Kosten extensiver Dachbegrünungen identifiziert, begründet Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V03433) Dachbegrünungen mit einschichtaufbau, durch eine Wärmedämmwirkung, längere Substratdicke zehn Zentimeter und einer Haltbarkeit der Dachhaut, Regenwasser- Forderungen von Dachgärten Sedum-Kräuter-Ansaat den Kosten bekiester rückhaltung und damit verbundene geringere in Bebauungsplänen Flachdächer gegenüber gestellt. Dimensionierung der entwässerung, effi- zienzsteigerung bei Photovoltaikanlagen München ist heute mit ca. 4893,33 ein- Nach der Auswertung mehrerer Bauvorhaben (Kühlwirkung), und so weiter. Aktuell fehlen wohner/Quadratkilometer (Stand 11/2015) zeigte sich, dass die Herstellkosten extensiv hierzu aber untersuchungen und bestäti- die am dichtesten besiedelte deutsche Groß- begrünter Dächer zwischen null Prozet und gende erfahrungen seitens der GeWOFAG. stadt. Sieht man sich die Wohnungsbestände 100 Prozent über denen eines Kiesdaches Die landeshauptstadt München kommt zu und aktuelle Bauvorhaben der GeWOFAG lagen. Im ungünstigsten Fall hatten sich dem Schluss: an, so hat sich die verfügbare Grünfläche u GebäudeGrün 4/2017 5
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung Quelle: WWW.BIlDeRFeST.De) Weitere nutzbare Flächen in dicht bebauten Städten auf den Dächern gewinnen. pro Quadratmeter Wohnfläche in den letzten von „nutzbaren Dachflächen“ bis hin zu mit noch nicht genügend erfahrungswerte Jahren nahezu halbiert. „intensiv nutzbaren Dachgärten“ mit zum vor. es gibt aber bereits bekannte Kosten- Teil sehr detaillierten Festlegungen zur Auf- treiber, die den Bau von intensiven Dachbe- Die Bauleitplanung in München reagiert auf bauhöhe und Art der Begrünung. grünungen sehr schnell kostenintensiv ma- diese entwicklung mit der Festlegung in chen können. Die entscheidenden Kosten ihren Bebauungsplänen, die Freiflächen- Die GeWOFAG hat 2017 ihre ersten Wohn- entstehen dabei in erster linie nicht durch oder Gründefizite durch die Nutzbarbar- gebäude mit intensiv begrünten Dächern die eigentliche Begrünung, sondern durch machung der Dächer zu kompensieren. Die fertiggestellt und bezogen. Für eine generelle aufwendige Nutzungskonzepte, teure Pla- Forderungen in den Bebauungsplänen fallen Beurteilung eventueller Mehrkosten intensiv nung, statische Auswirkungen und Schall- dabei sehr unterschiedlich aus und reichen begrünter oder genutzter Dächer liegen da- schutzanforderungen. In der Hautechnik 6 GebäudeGrün 4/2017
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung Quelle: GeWOFAG Begeh- und begrünbare Dächer zur Wohnumfeldverbesserung. Demgegenüber ermöglichen intensive Dach- Mehraufwendungen für nutzung und -begrünungen über die Bau- intensive Dachbegrünung größer leitplanung durch die Kompensation der als baurechtliche Vorteile? Gründefizite oft ein höheres Baurecht. Denn nur weil die Dächer begrünt werden, ist Nach Auswertung der fertiggestellten oder überhaupt so eine dichte Bebauung möglich. in Bau befindlichen Bauvorhaben der Ge- eventuelle Mehrkosten im Bau und bei der WOFAG ergibt sich hinsichtlich der Kosten- Pflege verteilen sich im Idealfall also auf entwicklung bisher ein uneinheitliches Bild. eine ebenso vermehrte Wohnfläche. es gibt Gebäude mit intensiver Dachbegrü- nung, die im gleichen Kostenrahmen liegen Reduziert man die Betrachtung auf die un- wie vergleichbare Bauvorhaben mit extensiver mittelbaren Projektkosten, stellt sich nach- Dachbegrünung. Bei anderen Gebäuden sind folgende Kernfrage: jedoch deutliche Mehrkosten erkennbar. u Kernfrage entstehen Kosten durch die Verlängerung der Aufzüge bis auf das Dach, aufwendigere Be- und entwässerungseinrichtungen und Strangbelüftungen (Geruchsschutz) etc. Hin- zu kommen erforderliche Absturzsicherungen Quelle: GeWOFAG und Wind- sowie Sonnenschutzeinrichtun- gen. Im unterhalt sind aufwendigere logistik und Handarbeit bei der Pflege sowie Auf- wendungen zur Wartung, Verwaltung, Kon- trolle und Mieterbetreuung zu erwarten. Kernfrage der Kosten-Nutzungs-Betrachtung. GebäudeGrün 4/2017 7
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung oder begrünte Dächer erschließen neue, bisher ungenutzte hochwertigste Freiräume, bieten Orte für soziale Kontakte, Aufenthalt, erholung, gärtnerische Nutzung, aber auch Quelle: GuNTeR MANN/FBB Naturerlebnis, bis hin zu Artenschutz und Biotopverbund. Sie werten das Wohnumfeld auf, können Gemeinschaftsbildung, Mie- terzufriedenheit und lebensgefühl steigern und damit das Zusammenleben in einer im- mer dichter werdenden Stadt verbessern. Die bauliche Dichte in den Ballungsräumen Das Dach als großer Spielplatz und Freizeitfläche. wird weiter zunehmen. Wohnungsbau mit intensiv nutzbaren Dachflächen wird zu- Für eine fundierte Beurteilung und die Ab- Da die Pflege auf dem Dach höhere Anfor- künftig in Städten wie München zur Regel leitung einer Strategie reicht das noch nicht derungen stellt als zu ebener erde, sollten werden. es geht dabei um ausreichende aus. Bei genauer Betrachtung der unter- auf dem Dach aufwendige Nutzungen ver- Grünversorgung, die Kompensation von schiede und Rahmenbedingungen ergeben mieden werden, wenn es räumliche Alter- Nutzungsdefiziten, ein lebenswertes Wohn- sich jedoch einige Hinweise: nativen gibt. umfeld, ein stabiles soziales Gefüge, sowie ökologische und klimatische Vorteile. Die Die baurechtlichen Vorgaben wirken sich Der voraussichtliche Pflegebedarf ist von GeWOFAG wird diese entwicklung über die stark auf die Kosten aus. „Intensiv nutzbare Beginn an bei den Planungen zu berück- nächsten Bauvorhaben hinweg evaluieren Dachflächen“ mit viel planerischem Spielraum sichtigen. und die Nutzungskonzepte, Planungs- und können günstiger realisiert werden als „in- Bauvorgaben sowie die Bewirtschaftungs- tensiv begrünte Dächer“ mit sehr weitrei- Intensiv genutzte Dächer müssen also nicht prozesse auf die neuen Anforderungen aus- chenden detaillierten bauleitplanerischen zwangsläufig zu höheren Bau- und Pflege- richten. Gerade im geförderten Wohnungs- Vorgaben. Kluge Nutzungskonzepte und kosten führen. entscheidend sind dabei die bau wird es darauf ankommen, neben den Planungen können die Kosten steuern. Das Gesamtprojektkosten und nicht die Kosten vielen Vorteilen auch die Kosten sowohl im richtige Verhältnis zwischen Wohn-und Frei- einzelner Gewerke. Mehrkosten können oft Bau als auch im unterhalt im Blick zu be- fläche, die Mischung von intensiven und bereits durch höheres Baurecht kompensiert halten. extensiven Begrünungsarten, die richtige werden. www.gewofag.de Verteilung der Nutzungen und Intensitäten sowie durchdachte Planungsstandards haben Gelingt dies nicht, können Mehrkosten nicht maßgeblichen einfluss auf die Kosten. Die ohne Weiteres auf den Mieter umgelegt hauptsächlichen Mehrkosten entstehen nicht werden. Zumindest in München lässt dies Der Autor durch die Begrünung, sondern in den übrigen der Mietspiegel derzeit nicht zu. Förderpro- Baugewerken. Die Dachnutzung muss daher gramme könnten helfen, Härtefälle abzu- Dipl. Ing. landschaftsarchitekt von Beginn an integraler Bestandteil aller mildern. Dies wäre gerechtfertigt, da der Stefan Feller Planungen sein, da nachträgliche Imple- Nutzen intensiv begrünter Dächer nicht nur Projektmanager Sonderprojekte mentierungen sehr teuer sind und bautech- dem Bauherrn zu Gute kommt, sondern und GIS nisch sowie gestalterisch unbefriedigende vor allem dem Mieter und durch die allge- GeWOFAG Projekt GmbH lösungen ergeben. Als Beispiel sei hier die meinen Wohlfahrtwirkungen des Dachgrüns Bereich Projektentwicklung und lage der Strangbelüftungen genannt, die dem Quartier und der gesamten Stadt. Instandhaltung aus dem Grundriss resultiert und aufgrund Stabstelle Strategische Planung möglicher Geruchsbelästigungen maßgeb- unmittelbare Projektkosten sind das eine. 81669 München lichen einfluss auf die Dachgestaltung haben Für die nachhaltige entwicklung einer Stadt kann. muss auch die Frage geklärt sein, was die stefan.feller@gewofag.de weichen Faktoren wert sind. Intensiv nutzbare 8 GebäudeGrün 4/2017
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung Boden- und wandgebundene Fassadenbegrünungen Kosten-Nutzen-Betrachtung von Fassadenbegrünungen Fassadenbegrünungen bieten Kosten-Nut- zen-Vorteile sowohl für die Stadt als auch Quelle: NICOle PFOSeR [1] für den eigentümer des begrünten Gebäu- des. Diese begründen sich zusammenfassend hauptsächlich aus ökologischen Vorteilen, baulichen Schutzeffekten und einer gestei- gerten Aufenthaltsqualität. Neben den hauptsächlichen einsparfaktoren Abb. 1: Kühlung, Pufferwirkung, Bauteilschutz/Materialökonomie. (siehe Abb. 1: Kühlung durch Verschattung/ Verdunstung, Dämmeffekt durch Schutz vor Feuchtigkeit und Auskühlung und Bauteil- Kostendiagramm anlage, die Pflanzenauswahl, die Pflan- schutz gegen uV-Strahlung und Tempera- zungsdichte und der erforderliche Aufwand turextreme) zeigt Abbildung 2 das Nut- Von/bis-Angaben der tabellarischen Kos- für die Wasser- und Nährstoff-Versorgungs- zungspotenzial unterschiedlicher boden- tengegenüberstellung (siehe Abb. 3) be- anlage sind variable Kostenfaktoren. Daraus und wandgebundener Begrünungen, ge- rücksichtigen die Kostenspreizung der aus- ergeben sich Werte für ein aktuelles flä- gliedert in Nutzen für den eigentümer und gewerteten, marktführenden Systemher- chenbezogenes Kostengefälle vom städti- Nutzen für die Stadt. Die Kriterien der steller. Neben systemtypischen Baukosten schen einzelgebäude (ca. 100 m2 zusam- Tabelle sind Schwerpunkten zugeordnet, wirken sich individuelle einflüsse auf die menhängender Begrünungsfläche) bis zur geringere Wirkungen sind gestrichelt dar- Gesamtkosten aus: die bau-/wartungstech- großflächigen Fassadenbegrünung von Bau- gestellt. nische erreichbarkeit der vertikalen Grün- blöcken/Zeilen des Siedlungsbaus oder in- u Quelle: NICOle PFOSeR 2016 [1] Abb. 2: Fassadenbegrünung: Nutzen Eigentümer/Stadt. GebäudeGrün 4/2017 9
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung Quelle: NICOle PFOSeR 07/2012 [1; 2], eRGäNZuNGeN 02/2016, GRuNDlAGeN SIeHe lITeRATuRNACHWeIS*] gewisse einsparungen erreicht werden. Dies betrifft signifikant den Herstellungsaufwand von baulichen Fassadensichtoberflächen an den von der Begrünung im Vollbild bedeckten Fassadenbereichen. Dieser effekt kann zu einer vollständigen Kompensation der Be- Abb. 3: Gesamtüberblick der Bauweisen im grünungskosten führen, rechnet man die Kostenvergleich (Installation =Euro/m2, laufende Baukosten von ersparten Naturstein- oder Kosten = Euro/m2a). Metall-Sichtfassaden dagegen. Bei ersatz durch Fassadengrün bringt die Gegenrech- nung einer sonst mit einem Mehrpreis von dustriellen bzw. gewerblichen Wandflächen sowie bei privaten einfamilienhäusern ist bis zu 300 euro/Quadratmeter anzusetzen- (mit ca. 1.000 m2 Fläche). Ab diesem Flä- die gestalterische und technische Individua- den, städtischen HighTec-Sichtfassade hohe chenausmaß kann von einer konstanten lität der Begrünungstechnik das dominante Kosteneinsparungen. u mittleren Flächenkosten-Annahme ausge- Merkmal. Die Kostenspreizung ist in diesen gangen werden, da keine weiteren kosten- Fällen so groß, dass ihre Aufnahme in eine relevanten Synergieeffekte auftreten. tabellarische Querschnittskosten-Information nicht zutreffend gelingt. Die Autorin Außergewöhnliche Höhenlagen eines Be- grünungsfeldes über erdboden können in Kostenkompensation durch Dr.-Ing. Nicole Pfoser, Architektin, der Tabelle nicht berücksichtigt werden. Sie Substitution von Master of landscape Architecture wirken sich je nach einzelfall wegen der zu- Fassadensichtoberflächen Stellvertretende Präsidentin sätzlichen Rüst- und Gerätekosten und in- Fachvereinigung Bauwerksbegrünung folge der höheren Sicherheitsanforderungen Aus der wirtschaftlichen Perspektive ergeben e. V. (FBB) verteuernd auf Investition und Wartung sich bei den wandgebundenen Systemen parc. architektur + freiraum aus. Bei begrünten Fassaden-Teilflächen wie und Mischformen deutlich höhere Baukosten. 64285 Darmstadt Werbeflächen, floralen Kunstwerken oder Im Gegenzug können bei Neubauten oder Betonungen bestimmter Bauteile wie zum Fassadenerneuerungen bei einbeziehungen pfoser@parc-architektur-freiraum.de Beispiel la Fayette Berlin (Patrick Blanc) der Fassadenbegrünungen durchaus auch 10 GebäudeGrün 4/2017
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung Quelle: N. PFOSeR 2011 Institutsgebäude für Physik, Berlin-Adlershof, Werte Kosteneinsparungen Kühlung: bis zu 50 % Reduktion Primärenergie1, 10 % Wartung/Pflege2 (1 Primärenergiebedarf Kühlen: Technischer Sonnenschutz 39–49 kWh/m2/a vs. Fassadenbegrünung 22 kWh/m2/a, 2 Wartung/Reparatur technischer Sonnenschutz 16 525 Euro/a vs. Fassadenbegrünung 1300 Euro/a. Institut für Physik der Humboldt- Universität Berlin Adlershof, Marco Schmidt). Quelle: NICOle PFOSeR 2011 Kosteneinsparungen Magistratsabteilung MA 48, Wien: Entfall 75 Klimageräte 3000 W, 8 h Betrieb (Kühlleistung Fassadenbegrünung an einem heißen Sommertag (ungedämmte Fassade, Werte: GrünStadtKlima). Bis zu 20 % Reduktion Wärmedurchgang (Vergleich Wärmedurchgang Putzfassade/wandgebundenes Begrünungselement, ungedämmt (B. Scharf, U. Pitha, S. Oberarzbacher, 2012). GebäudeGrün 4/2017 11
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung der Kostenspreizung berücksichtigt. Die ein- sparpotenziale einer möglichen Substitution von Sonnenschutzfolien und technischen Verschattungssystemen, sowie die einsparung durch Begrünung hinsichtlich Heiz-/Kühl- energie und Wartung technischer Verschat- tungssysteme sind im Diagramm in hell- Quelle: NICOle PFOSeR 2016 und dunkelblauer Farbe aufgeführt. Nicht dargestellt sind zusätzlich einsparbare In- vestitionen für Raumklimageräte (ca. 600 bis 2.000 euro je Raum) und deren Be- triebskosten (im Mittel 0,20 euro/Stunde) sowie anfallende Renovierungskosten, da diese abhängig sind von Materialart, Farbe Verhältnis Fassadenbegrünung Einsparung und Unterhaltungskosten Fassadenbegrünung. und Oberfläche sowie der örtlichen Schmutz- belastung. ebenso unberücksichtigt sind Besondere Kostenvorteile lassen sich, wie hoch am Gebäude montierten fassadenge- Schäden der Fassadenoberflächen infolge die Tabelle zeigt, im Bereich preisgünstiger bundenen Begrünungsprojekten ist von rea- eines direkten Witterungsangriffs (Sturm, bodengebundener Begrünungstechniken er- len einspareffekten bei einer zum Beispiel Hagel). Zusammenfassend ist davon auszu- zielen. Auch bei wandgebundenen Bauw- halbjährlichen Bündelung der Begrünungs- gehen, dass Pflege- und Wartungskosten eisen und Mischformen zeigt sich der Spar- und Fassadenwartung beziehungsweise Glas- bodengebundener, einfacher wandgebun- effekt: durch Sichtfassaden-Substitution kön- reinigung auszugehen.3 Gleiches gilt für die dener Begrünungen und Mischformen durch nen wirtschaftliche lösungen erreicht wer- nötige erreichbarkeit der Flächen mit leitern die dargestellten einsparungen kompensiert den. Durch Fassadenbegrünung, insbeson- oder Befahrsystemen.4, 5 Mit Rücksicht auf werden. dere bei vollflächiger Ausbildung, werden den wechselnden Angebotsmarkt und die die Außenwandflächen langfristig wirksam geringe Vergleichbarkeit der leistungsbilder http://www.gebaeudegruen.info/service/b gegen Niederschläge, Schmutz und uV- wird auf eine kostenbezogene namentliche uchempfehlungen/ (Leitfaden Gebäude, Schädigung geschützt. Zu einer erhöhten Gegenüberstellung der im Bearbeitungs- Begrünung und Energie – Potenziale und lebensdauer tragen auch deutlich reduzierte zeitraum marktbekannten Hersteller ver- Wechselwirkungen) Temperaturdifferenzen bei. Bei erhöhten zichtet. Angaben der Hersteller zu Investiti- Wartungskosten von großflächigen bzw. ons- und Wartungskosten sind im Rahmen Literaturnachweis Wien, S. 18; Green Roofs, Hrsg. (2008): Introduction to Green 1 Pfoser, N. (2016): Fassade und Pflanze. Potenziale einer neuen Walls. Technology, Benefits & Design. www.greenscreen.com/Re- Fassadengestaltung, unter: http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/ sources/ 5587/ [21.07.2016]. download_it/IntroductionGreen-Walls.pdf [15.03.2009]; N.N. 2 Pfoser, N./Jenner, N. et al. (2014): Gebäude, Begrünung und (2002): Fassadenbegrünung. Pflanzen an Fassaden sind Wetter- energie. Potenziale und Wechselwirkungen. Bonn, S. 268–269. schutz und Klimaanlage für das Gebäude selbst, In: Modernisie- 3 Pfoser, N. (2010 a): Architekturmedium Pflanze. Potenziale rungsmarkt Jg.: 25, Nr.6, S. 26; Pfoser, N. (2010): Architektur- einer neuen Fassadengestaltung, In: Stadt+Grün 03/2010, medium Pflanze. Potenziale einer neuen Fassadengestaltung, S. 54–59. In: Stadt+Grün 3/2010, Berlin, S. 54–59; Pfoser, N. (2011): Fas- 4 Pfoser, Nicole (2011): erweiterte „Systematik“ der Fassaden- sadenbegrünung. erweiterte Systematik, In: Bauwerksbegrünung, begrünung – eigenschaften und unterschiede von boden- und Jahrbuch 2011, Stuttgart, S. 97–103; Pfoser, N. (2011): erweiterte fassadengebundenen Begrünungssystemen, In: Biotope City – „Systematik“ der Fassadenbegrünung – eigenschaften und un- International Journal for City as Nature. Amsterdam; unter: terschiede von Boden- und Fassadengebundenen Begrünungs- www.biotope-city.net [20.09.2011]. systemen, In: Biotope City – International Journal for City as 5 Pfoser, N. (2011): Fassadenbegrünung. erweiterte Systematik, Nature, Amsterdam (9/2011); unter: www. biotope-city.net In: Bauwerksbegrünung. Jahrbuch 2011. Stuttgart, S. 97–103. [07.12.2012]; Schulte, A. (2012): living Walls erobern die Städte. *Grundlagen Abb. 4: BKI Baukosteninformationszentrum, Funktion und System der neuen „Fassadengärten“. In: Neue Hrsg.(2012): BKI Baukosten 2012. Statistische Kostenkennwerte landschaft Jg. 57, Nr. 5, S. 54; Schmidt, M. (2015): Begrünte für Positionen, Teil 3; eigene Marktauswertung 2011–2012; Fassaden als Baustein des energieeffizienten Bauens. Vortrag enzi, V. (2010): Fassadenbegrünungen – Innovation und Chancen. am 09.06.2015, Hochschule Ostwestfalen-lippe. 12 GebäudeGrün 4/2017
Best Practice Interview mit der Architektin Barbara Mohren Das Projekt „Genossenschaftshäuser Manteuffelstraße Berlin“ Quelle: SuSANNe HeRFORT Die Dächern und Terrassen der Genossenschaftshäuser Manteuffelstraße sind begrünt und teilweise genutzt. Schon 1983 wurden auf den Dächern der braucht nur wenig pflege. Nur im Hoch- Genossenschaftshäuser Matteuffelstraße sommer bei großer Trockenheit sollte be- 40/41 in Berlin die ersten Gründächer gebaut. wässert werden, damit die ausgetrockneten Dächer wurden teilweise abgebaut und zu Gräser nicht zur Brandgefahr werden. Aber grünen Dachterrassen umgestaltet. Diese selbst im Hochsommer ausgetrocknete ex- Dachterrassen sind Gemeinschaftsflächen tensivbegrünung wächst im Herbst wieder. und können von allen Hausbewohnern be- ungefähr 230 heimische Wildpflanzen sind nutzt werden. In den Genossenschaftshäu- geeignet, vor allem Moose, Sukkulenten, sern gibt es elf Dachteilflächen mit Begrü- Zwiebelpflanzen und circa 30 verschiedene nung mit insgesamt 1.232 Quadratmeter Kräuter. begrünter Dachfläche oder als Dachterrassen. Quelle: SuSANNe HeRFORT Davon sieben extensive begrünte Dächer Dieses Projekt wurde auch im Rahmen der und vier intensive begrünt. Die Intensivbe- exkursionen des Weltkongresses Gebäude- grünung besteht aus Rasen, Stauden, Sträu- grün 2017 vorgestellt (siehe auch Beitrag chern und kleinen Bäumen. Die vielfältigen Seite 45). Im Zuge der Kongressvorberei- Pflanzenarten brauchen eine dicke Sub- tungen hat Dr. Gunter Mann, Präsident der startschicht von mindestens 15 Zentimeter. Fachvereinigung Bauwerksbegrünung, mit Die Pflanzen müssen regelmäßig gepflegt Barbara Mohren im Gespräch mit der Architektin Barbara Mohren gesprochen werden. Die extensivbegrünung hingegen Dr. Gunter Mann. – sie ist Initiatorin und Bewohnerin und hat u GebäudeGrün 4/2017 13
Best Practice wie kaum eine andere das Projekt von den Instandbesetzer des Hauses Manteuffelstr. Ideen ausprobieren. Wir schliefen im Sommer Anfängen bis heute begleitet. 40 – Generation ‚Atomkraft nein danke’ – gerne im Freien auf unseren Dächern. Was Gunter Mann: Wie entstand das Projekt, ideenreiche innovative Beiträge zur ener- liegt da näher, als die Dächer zu begrünen!? was steckt alles dahinter? Wie wurde gieeinsparung und zur Verbesserung des leben im Grünen über den Dächern von es finanziert? Stadtklimas. Im Freiraum des besetzten Hau- Berlin, dies überzeugte. Barbara Mohren: 1981 entwickelten wir als ses Manteuffelstraße konnten wir diese Dies überzeugte auch stadtpolitisch. Wir erarbeiten für den Senat bzw. für die Inter- nationale Bauausstellung die IBA 1987 ein Konzept zur Verbesserung des Stadtklimas. Dazu gehörten die Fassadenbegrünung, ein Vertikalsumpf (die Grauwasserreinigung über die Fassade) und die Begrünung der Dächer. unser Haus wurde dadurch als Model ausgesucht, um neue innovative Techniken auszuprobieren. 1983, obwohl noch als besetztes Haus, bekamen wir mit diesem Konzept Zuschüsse vom Senat für den Bau von zwei Gründächern. unglaublich, oder? Ich als Architekturstudentin und meine Schwester als angehende landschaftsplanerin Quelle: ARCHIV MANCO e. V. beschäftigen uns intensiv mit dem Bau von Gründächern. Wir verstärkten die Dach- konstruktionen und gestalteten gleichzeitig auch die Dachräume neu. Damals gab es nur wenige Firmen, die wurzelfeste Dach- abdichtungen herstellten. Wir entschieden Manteuffelstraße 40 im Jahre 1981. uns für eine Pe Folien, die auf dem Dach verschweißt wurden. Auch das Substrat musste selbst gemischt werden. In Selbsthilfe zusammen mit sich neu gründenden Hand- werksfirmen bauten wir zwei Gründächer. Durch die Selbsthilfe reichten auch die Zu- schüsse für den Bau aus. Später bei der Sa- nierung des gesamten Hauses (1987 bis 1990) wurden alle Dächer begrünt und Dachterrassen gebaut. Dazu wurde ein Kredit aufgenommen, der über die Miete abbezahlt wurde. Heute ist der Kredit zu- rückbezahlt. Gunter Mann: Mit welchen Problemen Quelle: ARCHIV MANCO e. V. hatten Sie in der Anfangsphase zu kämpfen? Was waren die größten He- rausforderungen/Hürden? Barbara Mohren: Ich kann mich nicht wirklich an Probleme erinnern. Wir wollten ein be- grüntes Dach und haben die notwendigen Ebenfalls 1981 wurde die ersten Dachterrassen gebaut. Zuschüsse bekommen. u 14 GebäudeGrün 4/2017
Best Practice Quelle: SuSANNe HeRFORT Blick heute auf eine der schön eingewachsenen, begrünten Dachterrassen unter einer Extensivbegrünung. Quelle: ARCHIV MANCO e.V. Sitz im Grünen mit „grüner Aussicht“. GebäudeGrün 4/2017 15
Best Practice Also: viel eigeninitiative und Überzeugungs- kraft und selbst mit planen und bauen. und ein bisschen Glück. Gunter Mann: Welche Probleme stehen heute an? Quelle: ARCHIV MANCO e. V. Barbara Mohren: In den letzten Jahren gab es immer wieder Probleme im Bereich der Wassereinläufe bei dem ersten Gründach von 1983. es wurde immer wieder geflickt. Deshalb entschied die Genossenschaft, die wir 1987 gegründet haben und die unsere Häuser nach der Sanierung übernommen Extensiv begrüntes Dach 1982… hat, 2017 das Gründach komplett zu er- Zum Projekt neuern, immerhin erst nach fast 35 Jahren. Die Sanierung 2017 wird aus den Instand- erstmalig wurden in dem Modellvorhaben Block 103 im Jahre 1987 im innerstädtischen haltungsrücklagen finanziert. Mietwohnungsbau zwölf Häuser nach stadtökologischen Ideen modernisiert und dabei mit einer Vielzahl ökologischer Anlagen ausgestattet. Das Gesamtprojekt setzt sich aus Gunter Mann: Wie bringen sich die folgenden komplexen und miteinander vernetzten ökologischen Bausteinen zusam- Hausbewohner ein? Wer übernimmt men. die Pflege? – energie. Hausübergreifende Heizwärme- und Warmwassererzeugung in zwei Heiz- Barbara Mohren: Neben den begrünten Dä- zentralen mit gasbefeuerten Brennwertkesseln, eigener Stromerzeugung mit Block- chern, gib es bei uns auch viele begrünte heizkraftwerk und Solargeneratoren Dachterrassen. Sie werden von den Haus- – Wasser. Anlagen und einzelmaßnahmen zur einsparung von Trinkwasser, Wiederver- bewohnern als Balkon- und Gartenersatz wendung von Regen-und Grauwasser genutzt und auch gepflegt. Sie sind für die – Klima und Grün. Begrünung von Dächern, Fassaden und Innenhöfen zur Verbesse- gemeinschaftliche Nutzung aller Hausbe- rung des Wohnumfeldes, des Kleinklimas und der luftqualität wohner angelegt worden und sie haben – Baustoffe. Verwendung umweltverträglicher Baustoffe, insbesondere bei der Wär- auch eine kommunikative Funktion innerhalb medämmung des Hauses. Diese Dachterrassen müssen – Abfall Abfallreduzierung durch Bewohnerinformation, konsequente Mülltrennung, Kompostierung in Hinterhöfen und auf Gründächern natürlich gepflegt werden. Aber das tun Die wichtigsten ökologischen Bausteine: die leute, die lust am Gärtnern haben und – erproben von energieanlagen mit kombiniertem Parallelbetrieb von Solargeneratoren, die es schön und sauber haben wollen. Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerk und städtischem Netz und das funktioniert. und wenn mal eine – einsparung von energie durch konsequente Wärmedämmung und Verwendung von Gruppe nach nächtlichem Feiern nicht auf- umweltverträglichen Baustoffen räumt, wird gemeckert, aber das war’s dann – Fassadenbegrünung auch schon. Am nächsten Tag ist alles – Dachbegrünung wieder schön. – Regen- und Grauwassernutzung Gunter Mann: Wie lassen sich so viele einige dieser ökologischen Bausteine sind in den letzten Jahren veraltert und ausgebaut Menschen und deren unterschiedlichen worden. Die Genossenschaft wird das, was sich als wirklich ökologisch herausgestellt Interessen unter einen Hut bringen? hat und wo sich die Technologie weiter entwickelt hat in den nächsten Jahren erneu- ern. Z. B. die Grauwasseranlage und das BHKW. Für die Finanzierung stehen ausrei- Barbara Mohren: es muss natürlich genügend chende Instandhaltungsrücklagen zur Verfügung. Auch das ist ein Resultat einer gut Platz für alle da sein. Aber wenn alle Dächer wirtschaftenden Genossenschaft, in der viele ehrenamtlich arbeiteten und die keine begrünt sind und es ein paar gemeinschaft- Gewinne ausschüttet. liche Dachterrassen gibt, gibt es genug Platz www.luisenstadteg.de/bausteine für alle. Das beweist unser Haus. Zum Beginn der Sommersaison gibt einen ge- 16 GebäudeGrün 4/2017
Best Practice Zur Person Barbara Mohren Architektin MMST Architekten GmbH Ritterstraße 12-14 10969 Berlin Tel: +49 30/97 86 82 87 Quelle: SuSANNe HeRFORT Mobil: +49/172 39 07 800 mail@barbaramohren.de www.mmst-architekten.de … und im Mai 2017. Mit großer Pflanzenvielfalt und hohem Wasserspeichervermögen. meinschaftlichen Frühjahrsputz und zum sind bei einem Neubau oder bei einem mit unserem Modellvorhaben beauftragt Winter die gemeinschaftliche Winterfest- Dachausbau mit neuer Dachkonstruktion wurde, hat ergeben, dass Begrünungsmaß- machung. Wer lust hat macht mit. Das ist sehr gering, betrachtet man die langlebigkeit nahmen in innerstädtischen Gebieten, po- unser Prinzip und das funktioniert. ist das Gründach sogar günstiger. Der som- sitive und spürbare effekte durch erhöhung Gunter Mann: Wie ging es für Sie weiter merliche Wärmeschutz und damit die Kli- der luftfeuchtigkeit, erhöhte Staubbindung, und wie sehen Sie die Zukunft? maverbesserung im Innenraum ist immens, Verminderung der Temperaturen und Ver- Barbara Mohren: Ich habe in den Jahren das kann ich aus eigener erfahrung sagen. besserung der luftaustauschverhältnisse ha- danach als Architektin viele Gründächer in Die Pflege des Gründachs ist einfach. es ben. Berlin geplant und gebaut. es gab jedes bedarf keiner Pflege. Wenn es natürlich Dachbegrünung sollte bei Dachausbau und Mal eine Aufwertung der Wohnungen. Wer schön aussehen soll, muss es ab und zu bei Neubau im innerstädtischen Bereich zur will nicht in der Stadt im Grünen wohnen!? von wucherndem unkraut befreit werden. Pflicht werden. Investoren sollten die Dach- es gibt dennoch viel zu wenig begrünte Aber sogar unsere Schrägdachbegrünung, begrünung zur Auflage bekommen, jedoch Dächer. Warum? Ist es die Angst der eigen- die nicht begangen und nicht gepflegt wer- ohne Miete- oder Nebenkostenerhöhung. tümer vor Folgekosten? den kann, sieht schön aus und ist seit 30 Dabei ist es so einfach. Die zusätzlichen In- Jahren dicht. www.mmst-architekten.de vestitionskosten für ein begrüntes Dach Die klimatologische Begleitforschung, die www.luisenstadteg.de www.sempergreen.com info@sempergreen.com GRÜNDÄCHER Ň GRÜNFASSADEN +31-(0)343-539699 GebäudeGrün 4/2017 17
Best Practice Interview mit dem Landschaftsarchitekten Rupert Wirzmüller Wissenswertes zum Vorzeigeprojekt „wagnis 4“ in München Quelle: WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR FReIRAuMARCHITeKTeN Blick auf über den Dachgarten „wagnis 4“ in München. Das genossenschaftliche Wohnprojekt Die Freiraumnutzungen wurden auf einen im unterhalt. Pflanzungen, Holzdecks und wagnis 4 mit ca. 100 Bewohnern steht am Dachgarten über dem dritten Obergeschoss drei größere windschützende liege- und Ackermannbogen in München in Innen- des Nordhauses ausgelagert, um hier Rück- Sitzmöbel wurden selbstbaugerecht geplant stadtlage und in relativ grüner umgebung zug und Grünerlebnis in unterschiedlich und (mit anfänglicher Anleitung durch die am Rand des Olympiaparks. Das Projekt großen „Gartenzimmern“ zu ermöglichen. landschaftsarchitekten) von den Bewohnern beschäftigt sich mit einem wichtigen Zu- mit großem engagement noch vor dem kunftsthema der landschaftsarchitektur: die Das Dach über dem dritten Obergeschoss einzug realisiert. Gestaltung vielfältig nutzbarer, grüner, gleich- des Westhauses nimmt Anbauflächen für zeitig naturnaher und ästhetisch anspre- Gemüse auf, mit einem Gewächshaus in Das Projekt hat 2015 den Wohnungsbaupreis chender Gartenflächen auf Dächern, als er- der Nordwestecke. Auf dem fünf-geschos- und 2016 den Grünflächenpreis der Stadt gänzung der knappen Freiflächen zu ebener sigen Osthaus gibt es im Nordosteck vier München erhalten und wurde 2017 Bun- erde mit, wie fast immer im Wohnungsbau, Ölweiden mit größerer Fernwirkung. Die dessieger im Wettbewerb landschaftsarchi- sehr begrenztem Budget. extensive Dach- Dachflächen im Norden und Westen sind tekturpreis 2017 in der Kategorie Wohn- begrünungen oder reine Dachterrassen sind über den Aufzug im Osthaus barrierefrei umfeld. hier keine Option. Besonderheiten des Pro- zugänglich. Der Anteil an Belagsflächen jekts sind unter anderem Materialwahl, dif- wurde auf das erforderliche Mindestmaß Das Vorzeigeprojekt wagins 4 wird auch ferenzierte Substratplanung und Pflanzen- reduziert. Besonders hervorzuheben ist die seinem Namen gerecht – es finden regel- verwendung, Integration der Gebäudetechnik starke Beteiligung der Bewohner schon im mäßig fachkundige Führungen für interes- und Gemeinschaftsnutzung des Dachgartens. Planungsprozess, bei der Realisierung und sierte Planer und Bauherren durch Mitglieder 18 GebäudeGrün 4/2017
Best Practice Quelle: WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR FReIRAuMARCHITeKTeN Lageplan Draufsicht des Dachgartens „wagnis 4“. der Genossenschaft wagnis statt. FBB-Prä- sich schon zwei Jahre vor Baubeginn in Ar- eine eigentlich moderate Dichte (Geschoss- sident Dr. Gunter Mann lernte so den mul- beitsgruppen an der Planung, und später flächenzahl ca. 1,0), in der umgebung tifunktionalen Dachgarten kennen und dann durch eigenleistungen besonders im große, eingewachsene Grünflächen der ehe- nutzte im Nachgang die Gelegenheit, sich Garten und am Dach an der Realisierung – maligen Kasernen im Ackermannbogen. mit dem maßgeblich an der erfolgreichen das wirkt sich heute in der Pflege der Anlage Trotzdem war den künftigen Bewohnern in Planung und umsetzung beteiligten land- sehr positiv aus. der Planungsphase schnell klar, dass sich schaftsarchitekten Rupert Wirzmüller zu un- Warum mit der Freiraumnutzung aufs Dach? die unterschiedlichen Freiraumansprüche terhalten. Wir haben hier für Münchner Verhältnisse von Kindern, Staudenfreunden, Obstlieb- Gunter Mann: Bitte erzählen Sie ein wenig von der Entstehung dieses Pro- jektes, bei dem nicht nur das Dach be- BAUTAFEL grünt ist, sondern auch die Tiefgarage Projekt: wagnis 4, Petra-Kelly-Straße 29, München und Teile der Fassade. Baujahr: 2014 Rupert Wirzmüller: Das Ganze ist ein parti- Größe Dachgarten: 1.463 m² zipatives Projekt der relativ jungen Genos- Bauherr: wagnis eG, München senschaft wagnis, mit einer guten sozialen landschaftsarchitekten: WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR, Regensburg Mischung aus Familien mit Kindern, Paaren Architekt: A2 Architekten, Freising und auch älteren alleinstehenden Bewoh- Gründachaufbau: Fa. Gaissmaier landschaftsbau GmbH nern. Die zukünftigen Bewohner beteiligten GebäudeGrün 4/2017 19
Best Practice Quelle: WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR FReIRAuMARCHITeKTeN Urban farming in Pflanzbeeten und im Gewächshaus im Sommer… habern, Gemüsezüchtern etc. nicht alle ne- Freiflächennutzungen auf das Dach zu ver- gezielt über aufgehende Innenwände gestellt beneinander im erdgeschossigen Hof un- lagern: im Westen das „urban gardening“ werden, so dass der Grundriss des obersten terbringen lassen, und man wollte da auch und im Norden die Kommunikations- und Wohngeschosses die Grundstruktur des keine einzelinteressen übergehen. Rückzugsflächen, die wir in einer Reihe von Dachgartens vorgibt. Wichtig war auch, Wir haben uns also entschieden, die son- „Gartenzimmern“ organisiert haben, die dass in intensiv begrünten Teilflächen die nenbedürftigen, „ruhigeren“ und privateren durch Hecken in Hochbeeten untergliedert Verkehrslast teilweise nicht voll angesetzt und abgegrenzt wurden. und dafür keine baulichen Abgrenzungen Das Ziel des „grünen Hauses“ wurde auch gebaut werden mussten. Sanitärleitungen Zur Person vertikal durch eine Vielzahl von Kletter- mussten in der Dämmebene verzogen, ge- pflanzen erreicht, die an Rankseilen lau- bündelt und an passenden Stellen über die Rupert Wirzmüller bengänge und Balkone in allen Geschossen Dachoberfläche hochgezogen werden. landschaftarchitekt und Stadtplaner begrünen. Diese eigentlich sehr günstige Gunter Mann: Welche Probleme stehen ByAk Form der Gebäudebegrünung wurde teil- heute an? WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR weise durch automatische Bewässerung un- Rupert Wirzmüller: Das Dach ist schadensfrei FreiRaumArchitekten terstützt. und wird von eingewiesenen Bewohnern untere Bachgasse 15 Gunter Mann: Mit welchen Problemen gewartet und gepflegt. Der Pflegezustand D-93047 Regensburg hatten Sie in der Anfangsphase zu ist sehr gut. Das Wachstum der Gehölze ist Tel: +49 941/56 57 45 kämpfen? Was waren die größten He- so stark, dass bei den Ölweiden erste größere Fax: +49 941/56 71 23 01 rausforderungen/Hürden? Rückschnitte anstehen, um die Bankflächen Rupert Wirzmüller: eindeutig Statik und Ge- nicht zu stark zu beschatten. uneinigkeit wirzmueller@freiraumarchitekten.com bäudetechnik, vor allem die Integration der herrscht momentan unter den Bewohnern www.freiraumarchitekten.com Abluft: Schwerlastbereiche, also Tröge für hinsichtlich des Grads der Pflege – die einen den Anbau und für die Kleinbäume mussten wollen alles wachsen lassen und auch den 20 GebäudeGrün 4/2017
Best Practice Quelle: GuNTeR MANN/FBB ... und im Herbst. Jede Jahreszeit hat ihre Reize. Kräuterrasen nur einmal jährlich mähen, die anderen versuchen, die mediterran ge- dachten Staudenbeete durch mitgebrachte und selbst gekaufte Sommerblumen zu „verschönern“. Hier werden wir momentan als Schiedsrichter gebraucht, wir sind dran, eine etwas vertiefte Pflegeplanung zu er- stellen. Gunter Mann: Wie wurde und wird auch noch heute der Dachgarten finan- ziert? Rupert Wirzmüller: Für den Dachgarten gab es keine eigenes Budget. Die Kosten, die über die nach Bebauungsplan geforderte extensive Begrünung hinausgegangen sind, Quelle: GuNTeR MANN/FBB ca. 100.000 euro bei circa 100 Bewohnern, mussten wir letztlich durch sehr einfache Freiflächen zu ebener erde querfinanzieren, dort also viel Grün, einigen eigenleistungen, wenig Ausstattung und relativ einfache, schmale Asphaltbeläge statt teurer Reprä- sentationsflächen. Die beiden Glashäuser Verschiedene Formen der Gebäudebegrünung wurden umgesetzt: Dach-, Tiefgaragen- am Dach (einen großes Tomatengewächs- und Fassadenbegrünung. GebäudeGrün 4/2017 21
Best Practice Quelle: WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR FReIRAuMARCHITeKTeN Der „Kräuterrasen“ zur Blütezeit – schön und pflegeleicht. Es ist angerichtet! Kaffee und Kuchen auf dem Dach. u haus und ein sogenanntes „Solettl“, ein nur solar beheizter Wintergarten) wurden durch Sondereinlagen (also Spenden) ein- zelner Genossen finanziert. Gleiches gilt auch für die Gemüse-Hochbeete am West- dach, bei denen die künftigen Nutzer sich an den Kosten der Tröge beteiligt haben. Die Pflege erfolgt fast ausschließlich durch eingewiesene Bewohner, mit ein bis zwei Beratungsterminen pro Jahr von uns unter- stützt – hier gibt es praktisch keine Fremd- kosten. Quelle: GuNTeR MANN/FBB Gunter Mann: Wie war/ist Ihre Rolle bei dem Projekt? Rupert Wirzmüller: Wir waren schon sehr früh in die Planung eingebunden, bevor die Architekten zusammen mit dem Statiker die Grundvoraussetzungen festgelegt haben 22 GebäudeGrün 4/2017
Best Practice experimentellen Bauen auch die Bereitschaft da sein, Fehler zu riskieren, einzugestehen und zu korrigieren. Gunter Mann: Wenn nun weitere solcher Projekte entstehen sollen – welche Tipps würden sie den Initiatoren geben? Rupert Wirzmüller: Neben der frühzeitigen Partizipation in der Planung und möglichst auch eigenleistungen zumindest bei der Pflanzung: ausreichend starke, hochwertige Substrate aus regionalen Ausgangsstoffen, dementsprechende lastvorsorgen im Ge- bäude, klare und frühe Ansagen an die Haustechniker, sich dem Grünkonzept un- terzuordnen, Bewässerung automatisch und mit Grund- statt Trinkwasser, notwendige Aufkantungen möglichst wirtschaftlich pla- nen. ein Dachgarten ist (anders als eine Dachterrasse) in erster linie ein Garten, mit Quelle: GuNTeR MANN/FBB wenig Belagsflächen und sehr viel kräftigem Grün, auch mit Großsträuchern und Klein- bäumen. Das wichtigste dürfte aber sein, dass die Auftraggeber voll hinter dem Konzept stehen. Wenn man sie mit gelungenen Beispielen Das Ehepaar Christa Leis und Peter Wächter genießt die letzten warmen Sonnenstrahlen nicht überzeugen kann, sollte man sich den im Oktober. hohen einsatz als Planer vermutlich sparen. Bei den allermeisten Investorenprojekten wird das der Fall sein, ich fürchte auch und auch lange bevor die Haustechniker gut besetzt war. Danach schon weit vor dem immer noch bei vielen „normalen“ Miet- ihre Anlagen am Dach geplant haben. Wir einzug bei den eigenleistungen am Dach wohnungsanlagen kommunaler Wohnungs- haben die Profileistungen wie auch die ei- und später auch im Hof unten. Die intensive bauunternehmen. Am besten sind die Aus- genleistungen der Bewohner geplant und Partizipation führt dazu, dass wir nun in der sichten bei Genossenschaften, wo eigentü- baugeleitet, wobei die Betreuung der Be- Pflege und Wartung eine Reihe von sehr ei- mer und Mieter identisch sind, und bei wohner beim Bau von Dachmöbeln, Holz- genverantwortlichen Helfern haben. Baugemeinschaften. decks, Rankhilfen etc. und bei den unter- Gunter Mann: Wie lassen sich so viele schiedlichen Pflanzaktionen schon sehr zeit- Menschen und deren unterschiedlichen www.wagnis.org/wagnis/wohnprojekte/w raubend war. unser Kontakt zum Haus ist Interessen unter einen Hut bringen? agnis-4.html noch immer sehr eng, so dass wir noch Rupert Wirzmüller: Das geht vermutlich nur http://www.deutscher-landschaftsarchitek- eine Zeitlang weiter auf Pflege und auch mit einer erfahrenen und ausreichend reso- tur-preis.de/2017/161-dachgarten- den Weiterbau der Freiflächen im Hof und luten Projektleitung, hier die damalige Ge- wagnis-4 am Dach einwirken können. schäftsführerin der Genossenschaft. und www.freiraumarchitekten.com Gunter Mann: Wie bringen sich die Be- mit klaren entscheidungswegen. Man muss wohner ein? Gibt es Aufgabenteilungen? auch aufpassen, dass frühere entscheidungen Wer übernimmt die Pflege? nicht ständig neu hinterfragt werden, zum Rupert Wirzmüller: Planerisch erst mal in Beispiel durch später dazu kommende Be- einer Arbeitsgruppe „Grün“, die immer sehr wohner. Trotzdem muss beim solchermaßen GebäudeGrün 4/2017 23
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