Gebäude Grün DACH FASSADE - 4|2017 - Patzer Verlag Shop

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Gebäude Grün DACH FASSADE - 4|2017 - Patzer Verlag Shop
4|2017
Gebäude
Grün                        DACH • FASSADE
                            RAUM • GRÜN
                                                v o rm
                                                         a ls   D   a c h +  G r ü n

           Kosten-Nutzen-       Best Practice
                                                                    Photovoltaik mit
           Betrachtung          Fassaden-
                                                                    Dachbegrünung
           Gründach             begrünung

PATZER VERLAG
Berlin-Hannover
Gebäude Grün DACH FASSADE - 4|2017 - Patzer Verlag Shop
Ein Gründach ist schön und nachhaltig. Es heizt sich
                nicht auf, bindet Staub, speichert Regen und sorgt so

Sicher          für ein angenehmes Gründachklima. Fragen Sie uns,
                denn wir haben mehr als 25 Jahre Erfahrung mit
                Komplettsystemen von der Dampfsperre bis zur

heißt           Pflanze. So werden Dächer von Bauder sicher grün.

nachhaltig.                                            Beispielhafte
                                                       Extensivbegrünung
                                                       im Bauder Komplett-
                                                       system.

www.bauder.de
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Editorial

              Das Jahr 2017.
              Drei Verbände, drei Rückblicke

                                                                                                                            Quelle: SFG
Quelle: VFB

                                                              Quelle: FBB

              Gerold Steinbauer, Vorstandsvorsitzender                      Dr. Gunter Mann, Präsident Fachvereini-                       Jürg Messerli, Präsident Schweizerischer
              Verband für Bauwerksbegrünung e. V.                           gung Bauwerksbegrünung e. V. Deutsch-                         Fachvereinigung Gebäudebegrünung e. V.
              Österreich (VfB).                                             land (FBB).                                                   (SFG).

              Für den Verband für Bauwerks-                                 Für die Fachvereinigung Bauwerks-                             Für die Schweizerische Fachver-
              begrünung (VfB) Österreich …                                  begrünung (FBB) Deutschland …                                 einigung Gebäudebegrünung (SFG) …

              … stand das Jahr 2017 vor allem unter                         … stand das Jahr 2017 voll und ganz unter                     ...standen das „energieGrünDach“ und der
              einem Thema: Das neue „Innovationslabor                       dem Thema „Weltkongress Gebäudegrün                           Kontakt zu Verbänden, Partnern und der
              GrünStattGrau“, die erste und einzige öster-                  (WGIC) 2017“ in Berlin. Die FBB war als                       Romandie im Mittelpunkt.
              reichische Kompetenzstelle für Bauwerks-                      Organisator verantwortlich für die Planung                    Dem energieGrünDach stehen Branchen-
              begrünung in Österreich. Der Antrag für                       und Durchführung des letztendlich größten                     verbände, Medien und Bauherren immer
              das auf fünf Jahre durch das Bundesminis-                     und erfolgreichsten Kongresses zur Dach-,                     noch kritisch gegenüber. ursachen für diese
              terium für Verkehr, Innovation und Techno-                    Fassaden- und Innenraumbegrünung in                           Haltung sind die schlecht geplanten und
              logie (BMVIT) und die Österreichische For-                    europa. 825 Teilnehmer aus 44 ländern,                        mangelhaft betreuten Dächer und Anlagen.
              schungsförderungsgesellschaft (FFG) im Rah-                   104 Referenten, 49 Aussteller bei der be-                     Mit unserer überarbeiteten Broschüre, Me-
              men des Programms „Stadt der Zukunft“                         gleitenden Fachausstellung und 23 Koope-                      dienpräsenz und Schulungen wollen wir
              geförderte Projekt wurde bewilligt und unser                  rationspartner sprechen für sich. Dieser ein-                 Aufklärungsarbeit leisten.
              Netzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft und                     drucksvolle Kongress ist richtungsweisend                     Die SFG ist mit ihren gut 100 Mitgliedern
              Öffentlichkeit aktiviert. GrünStattGrau gibt                  für die weitere Zukunft der Gebäudebe-                        zu klein, um als einzelkämpfer zu bestehen.
              Impulse und vernetzt innovative Produkte                      grünung in Deutschland und europa.                            Wir haben daher unsere Kontakte zu Ver-
              und Projekte sowie Menschen, liefert Know-                    Dazu gab es weitere Highlights wie zum                        bänden und Partnern verstärkt, um gemein-
              how und Analysen für die Praxis und begleitet                 Beispiel das „Jahrbuch Bauwerksbegrünung                      sam unser Bestreben nach urbanem Grün
              urbane und partizipative entwicklungsstra-                    2017“, das „Schlaglicht9 Geeignete Gehölze                    umsetzen zu können. urbanes Grün kennt
              tegien bis zur umsetzung.                                     für Dachbegrünungen“, die Förder-umfrage                      keine Sprachgrenzen. Wir verstärken daher
              Zudem haben wir Das Österreichische Grüne                     bei etwa 1500 Städten, die aktive Mitarbeit                   unsere Zusammenarbeit mit der französisch
              Infrastrukturnetzwerk (ÖGReeN) gegründet                      beim „Weißbuch Stadt“ der Bundesregierung                     sprechenden Schweiz und drucken unsere
              und zusammen mit der eFB die euGIC in                         und bei den beiden Richtlinien zur Dach-                      Publikationen in Zukunft zu einem großen
              Budapest vorbereitet.                                         und Fassadenbegrünung und die ehrenmit-                       Teil zweisprachig. Zudem ist in der Romandie
                                                                            gliedschaft von Patrick Blanc.                                eine zusätzliche Geschäftsstelle geplant.

                                                                                                                                                                GebäudeGrün 4/2017       1
Gebäude Grün DACH FASSADE - 4|2017 - Patzer Verlag Shop
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             4 Schwerpunkt:                           24 Fassadenbegrünung
               Kosten-Nutzen-Betrachtung               24 Fassadenbegrünung in
                                                          Berlin-Kreuzberg, Glogauerstraße 9
              4 Kosten-Nutzen-Betrachtung von
                Dachbegrünungen                        27 Begrünte Nebelschlucht auf der IGA in Berlin
              9 Kosten-Nutzen-Betrachtung von
                Fassadenbegrünungen                   30 Photovoltaik/Energie
           13 Best Practice                            30 Photovoltaik in Kombination mit Dach- und
                                                          Fassadenbegrünungen
            13 Das Projekt „Genossenschaftshäuser
               Manteuffelstraße Berlin“               34 Dachbegrünung
            18 Wissenswertes zum Vorzeigeprojekt
                                                       34 „Retentionsdach Drossel“.
               „wagnis 4 in München“
                                                          Erfolgsbausteine und Ausblicke

                                                      36 Innenraumbegrünung
                                                       36 Unterstützung der Klimatisierung energetisch
                                                          hocheffizienter Gebäude

                                                    Zum Titelfoto
                                                    Retentionsdächer werden in Deutschland immer häufiger um-
                                                    gesetzt wie hier das aktuelle Beispiel der Tiefgaragenbegrü-
                                                    nung „Wohnen am Wasserturm“ in Berlin zeigt. Oftmals
                                                    können nur so die Vorgaben zur einleitbeschränkung erfüllt
                                                    werden. landschaftsarchitekten: Topos-landschaftsplanung
                                                    Architekten: Büro Van den Valentyn und KWP-Architektenle-
     6                                              sen Sie mehr zur Systemlösung Retentionsdach Drossel auf
                                                    den Seiten 34/35.

2   GebäudeGrün 4/2017
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Fachkräfte
 42 Verbandsnachrichten
  42 Infos von der FBB
                                                                 sichern!
  47 Infos von der SFG

  48 Infos vom VfB

 51 In Kürze

IMPReSSuM

GebäudeGrün
erscheint 4-mal pro Jahr im
Patzer Verlag GmbH & Co. KG
Postfach 330455, 14174 Berlin
Telefon 030/89 59 03-0, Fax 030/89 59 03-17

Verleger und Herausgeber: ulrich Patzer, Berlin
Verlagsleitung: Dr. Moritz Patzer, Berlin
Redaktion: Ines lauzat, Koenigsallee 65, 14193 Berlin,
Telefon 030/89 59 03-61, Fax -17, gg@patzerverlag.de;
Dr. Gunter Mann, mann@fbb.de
Vertriebsleitung: lutz Beisert, Berlin
Vertrieb: Telefon 030/89 59 03-0, info@patzerverlag.de
Werbeleitung: Alexandra Kasper, Telefon 030/89 59 03-30,
werbeleitung@patzerverlag.de
Anzeigen: Andreas Fischer, Telefon 030/89 59 03-41,
anzeigen@patzerverlag.de
Layout: Hanna Schrader, Hannover
Druck und Weiterverarbeitung: BWH GmbH, Hannover
Bezugspreis: Jahresbezugspreis 2017 € 32,00;
Studenten und Auszubildende € 21,33 (Inland einschließlich
Portogebühren und MwSt. – Ausland zzgl. Porto)
Bestellungen/Abbestellungen: gelten bis auf Weiteres,
Abbestellungen bis 3 Monate vor Jahresende
Bestellanschrift: siehe Verlag

Verbandsorgan von
Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB)
www.fbb.de
Verband für Bauwerksbegrünung Österreich e.V. (VfB)
www.gruenstattgrau.at
Schweizerische Fachvereinigung Gebäudebegrünung
                                                                          JOBS in Grün und Bau
e.V. (SFG)
www.sfg-gruen.ch                                             Das Fachstellenportal für GaLaBau & Baugewerbe
Gebäude Grün DACH FASSADE - 4|2017 - Patzer Verlag Shop
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung

                                                                                   Intensivbegrünungen im geförderten Wohnungsbau

                                                                                   Kosten-Nutzen-Betrachtung
                                                                                   von Dachbegrünungen
                                                                                   Die GeWOFAG, als kommunale Münchner         begrünungen. Neben planerischen und bau-       eignet. Seit den späten 60er-Jahren bis
                                                                                   Wohnungsbaugesellschaft, errichtet in der   technischen Herausforderungen bietet diese     heute baut die GeWOFAG nahezu aus-
                                                                                   Regel geförderten Wohnungsbau und be-       entwicklung vor dem Hintergrund von Woh-       schließlich Flachdächer, die damit auch zur
                                                                                   wirtschaftet derzeit ca. 36 000 Wohn- und   nungsnot und steigenden Baupreisen vielfach    Begrünung geeignet sind. Verbindlich wurden
                                                                                   Gewerbeeinheiten im Stadtgebiet und um-     Diskussionsstoff.                              Dachbegrünungen in München mit der
                                                                                   land von München. Seit inzwischen vielen                                                   1996 eingeführten Freiflächengestaltungs-
                                                                                   Jahren gehört der Bau von extensiven        Viele Gebäude der GeWOFAG stammen              satzung. Diese schreibt vor, dass Flachdächer
                                                                                   Dachbegrünungen für die GeWOFAG zum         aus den 30er- bis 50er-Jahren des vorherigen   ab einer Größe von 100 Quadratmeter
                                                                                   Standard. Neuerdings entstehen nun erste    Jahrhunderts und sind aufgrund ihrer Sat-      sowie Flachdächer von Garagen und Tief-
                                                                                   Wohnungsbauvorhaben mit intensiven Dach-    teldächer nicht für Dachbegrünungen ge-        garagenabfahrten dauerhaft begrünt werden
Quelle: eSRI, DIGITAlGlOBe, GeOeye, eARTHSTAR GeOGRAPHICS, CNeS/AIRBuS DS, uSDA,
uSGS, AeX, GeTMAPPING, AeROGRID, IGN, IGP, SWISSTOPO, AND THe GIS uSeR COM.

                                                                                   Detailausschnitt Dachlandschaft München Riem

                              4                                                    GebäudeGrün 4/2017
Gebäude Grün DACH FASSADE - 4|2017 - Patzer Verlag Shop
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung

müssen. Diese Forderung wird seitdem kon-
sequent beim Bau umgesetzt. Aktuell sind
circa 18 Prozent aller GeWOFAG-Dächer
begrünt, davon haben 99 Prozent eine ex-
tensive und circa ein Prozent eine intensive
Dachbegrünung.

Der allgemeine Nutzen von Dachbegrünun-
gen ist in der Fachwelt unstrittig:
Regenwasserrückhaltung, Kühlung, CO2-
und Feinstaubbindung, Wärmedämmung,
erschließung neuer hochwertiger Freiräume,
Wohnumfeldaufwertung, erhöhung der Bio-
                                                Quelle: GeWOFAG

diversität, und so weiter.

Aber obwohl extensive Dachbegrünungen
nun schon seit Jahrzehnten zum baulichen
Alltag gehören, bemängeln Kritiker immer
                                                                  Grünflächenentwicklung. Auswertung GEWOFAG-Bestand 2016.
wieder, dass diese im geförderten Woh-
nungsbau nicht angemessen seien und sich
dadurch Bau- und unterhaltskostenverteuern
würden. Ist Kritik an Dachbegrünungen im                          dadurch die Gesamtprojektkosten aber nur       „…Den vielfältigen positiven Wirkungen
geförderten Wohnungsbau berechtigt und                            um 0,17 Prozent erhöht.                        von Gründächern für das Ortsbild, den Na-
gibt es dazu belastbare Fakten?                                                                                  turhaushalt und den Gebäudeunterhalt ste-
                                                                  Im unterhalt von Gebäuden stellte sich he-     hen nur sehr geringfügige, nicht signifikante
Stadtratsanfrage zu den Kosten                                    raus, dass sich die Pflegekosten der Gebäude   Mehrkosten für die Herstellung und die
von Dachbegrünungen                                               durch die extensive Dachbegrünung dauer-       Pflege gegenüber, die zudem durch ver-
                                                                  haft um ca. 0,5 euro/Quadratmeter Dach-        schiedene kurz- und langfristige Kosten-
Die landeshauptstadt München hat sich                             fläche und Jahr erhöhten. Da der Pflege-       einsparungen weiter marginalisiert werden“.
2015 aufgrund einer Stadtratsanfrage einer                        aufwand bei extensiv begrünten Dächern         … „Ein Erfordernis zur Änderung der Frei-
politischen Fraktion mit diesem Thema be-                         durch die GeWOFAG nicht umgelegt wird,         flächengestaltungssatzung ist deshalb nicht
schäftigt und dazu unter anderem ihre kom-                        erfolgt aber keine Belastung des Mieters       zu erkennen.“
munale Wohnungsbaugesellschaft GeWO-                              durch eventuelle Mehrkosten.
FAG untersuchen lassen, welche Mehrkosten                                                                        (Auszug aus dem Beschluss des Ausschusses
tatsächlich beim Bau und unterhalt extensiver                     Die landeshauptstadt München hat darüber       für Stadtplanung und Bauordnung, lan-
Dachbegrünungen entstehen. In der un-                             hinaus Kosteneinsparungen durch extensive      deshauptstadt München, vom 08.07.2015,
tersuchung wurden die Kosten extensiver                           Dachbegrünungen identifiziert, begründet       Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V03433)
Dachbegrünungen mit einschichtaufbau,                             durch eine Wärmedämmwirkung, längere
Substratdicke zehn Zentimeter und einer                           Haltbarkeit der Dachhaut, Regenwasser-         Forderungen von Dachgärten
Sedum-Kräuter-Ansaat den Kosten bekiester                         rückhaltung und damit verbundene geringere     in Bebauungsplänen
Flachdächer gegenüber gestellt.                                   Dimensionierung der entwässerung, effi-
                                                                  zienzsteigerung bei Photovoltaikanlagen        München ist heute mit ca. 4893,33 ein-
Nach der Auswertung mehrerer Bauvorhaben                          (Kühlwirkung), und so weiter. Aktuell fehlen   wohner/Quadratkilometer (Stand 11/2015)
zeigte sich, dass die Herstellkosten extensiv                     hierzu aber untersuchungen und bestäti-        die am dichtesten besiedelte deutsche Groß-
begrünter Dächer zwischen null Prozet und                         gende erfahrungen seitens der GeWOFAG.         stadt. Sieht man sich die Wohnungsbestände
100 Prozent über denen eines Kiesdaches                           Die landeshauptstadt München kommt zu          und aktuelle Bauvorhaben der GeWOFAG
lagen. Im ungünstigsten Fall hatten sich                          dem Schluss:                                   an, so hat sich die verfügbare Grünfläche           u

                                                                                                                                        GebäudeGrün 4/2017       5
Gebäude Grün DACH FASSADE - 4|2017 - Patzer Verlag Shop
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung
Quelle: WWW.BIlDeRFeST.De)

                             Weitere nutzbare Flächen in dicht bebauten Städten auf den Dächern gewinnen.

                             pro Quadratmeter Wohnfläche in den letzten   von „nutzbaren Dachflächen“ bis hin zu           mit noch nicht genügend erfahrungswerte
                             Jahren nahezu halbiert.                      „intensiv nutzbaren Dachgärten“ mit zum          vor. es gibt aber bereits bekannte Kosten-
                                                                          Teil sehr detaillierten Festlegungen zur Auf-    treiber, die den Bau von intensiven Dachbe-
                             Die Bauleitplanung in München reagiert auf   bauhöhe und Art der Begrünung.                   grünungen sehr schnell kostenintensiv ma-
                             diese entwicklung mit der Festlegung in                                                       chen können. Die entscheidenden Kosten
                             ihren Bebauungsplänen, die Freiflächen-      Die GeWOFAG hat 2017 ihre ersten Wohn-           entstehen dabei in erster linie nicht durch
                             oder Gründefizite durch die Nutzbarbar-      gebäude mit intensiv begrünten Dächern           die eigentliche Begrünung, sondern durch
                             machung der Dächer zu kompensieren. Die      fertiggestellt und bezogen. Für eine generelle   aufwendige Nutzungskonzepte, teure Pla-
                             Forderungen in den Bebauungsplänen fallen    Beurteilung eventueller Mehrkosten intensiv      nung, statische Auswirkungen und Schall-
                             dabei sehr unterschiedlich aus und reichen   begrünter oder genutzter Dächer liegen da-       schutzanforderungen. In der Hautechnik

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                                               Quelle: GeWOFAG

                                                                 Begeh- und begrünbare Dächer zur Wohnumfeldverbesserung.

                                                                 Demgegenüber ermöglichen intensive Dach-       Mehraufwendungen für
                                                                 nutzung und -begrünungen über die Bau-         intensive Dachbegrünung größer
                                                                 leitplanung durch die Kompensation der         als baurechtliche Vorteile?
                                                                 Gründefizite oft ein höheres Baurecht. Denn
                                                                 nur weil die Dächer begrünt werden, ist        Nach Auswertung der fertiggestellten oder
                                                                 überhaupt so eine dichte Bebauung möglich.     in Bau befindlichen Bauvorhaben der Ge-
                                                                 eventuelle Mehrkosten im Bau und bei der       WOFAG ergibt sich hinsichtlich der Kosten-
                                                                 Pflege verteilen sich im Idealfall also auf    entwicklung bisher ein uneinheitliches Bild.
                                                                 eine ebenso vermehrte Wohnfläche.              es gibt Gebäude mit intensiver Dachbegrü-
                                                                                                                nung, die im gleichen Kostenrahmen liegen
                                                                 Reduziert man die Betrachtung auf die un-      wie vergleichbare Bauvorhaben mit extensiver
                                                                 mittelbaren Projektkosten, stellt sich nach-   Dachbegrünung. Bei anderen Gebäuden sind
                                                                 folgende Kernfrage:                            jedoch deutliche Mehrkosten erkennbar.             u

                                                                                                         Kernfrage

entstehen Kosten durch die Verlängerung
der Aufzüge bis auf das Dach, aufwendigere
Be- und entwässerungseinrichtungen und
Strangbelüftungen (Geruchsschutz) etc. Hin-
zu kommen erforderliche Absturzsicherungen
                                               Quelle: GeWOFAG

und Wind- sowie Sonnenschutzeinrichtun-
gen. Im unterhalt sind aufwendigere logistik
und Handarbeit bei der Pflege sowie Auf-
wendungen zur Wartung, Verwaltung, Kon-
trolle und Mieterbetreuung zu erwarten.                          Kernfrage der Kosten-Nutzungs-Betrachtung.

                                                                                                                                      GebäudeGrün 4/2017       7
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Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung

                                                                                                                          oder begrünte Dächer erschließen neue,
                                                                                                                          bisher ungenutzte hochwertigste Freiräume,
                                                                                                                          bieten Orte für soziale Kontakte, Aufenthalt,
                                                                                                                          erholung, gärtnerische Nutzung, aber auch
Quelle: GuNTeR MANN/FBB

                                                                                                                          Naturerlebnis, bis hin zu Artenschutz und
                                                                                                                          Biotopverbund. Sie werten das Wohnumfeld
                                                                                                                          auf, können Gemeinschaftsbildung, Mie-
                                                                                                                          terzufriedenheit und lebensgefühl steigern
                                                                                                                          und damit das Zusammenleben in einer im-
                                                                                                                          mer dichter werdenden Stadt verbessern.
                                                                                                                          Die bauliche Dichte in den Ballungsräumen
                          Das Dach als großer Spielplatz und Freizeitfläche.
                                                                                                                          wird weiter zunehmen. Wohnungsbau mit
                                                                                                                          intensiv nutzbaren Dachflächen wird zu-
                          Für eine fundierte Beurteilung und die Ab-      Da die Pflege auf dem Dach höhere Anfor-        künftig in Städten wie München zur Regel
                          leitung einer Strategie reicht das noch nicht   derungen stellt als zu ebener erde, sollten     werden. es geht dabei um ausreichende
                          aus. Bei genauer Betrachtung der unter-         auf dem Dach aufwendige Nutzungen ver-          Grünversorgung, die Kompensation von
                          schiede und Rahmenbedingungen ergeben           mieden werden, wenn es räumliche Alter-         Nutzungsdefiziten, ein lebenswertes Wohn-
                          sich jedoch einige Hinweise:                    nativen gibt.                                   umfeld, ein stabiles soziales Gefüge, sowie
                                                                                                                          ökologische und klimatische Vorteile. Die
                          Die baurechtlichen Vorgaben wirken sich         Der voraussichtliche Pflegebedarf ist von       GeWOFAG wird diese entwicklung über die
                          stark auf die Kosten aus. „Intensiv nutzbare    Beginn an bei den Planungen zu berück-          nächsten Bauvorhaben hinweg evaluieren
                          Dachflächen“ mit viel planerischem Spielraum    sichtigen.                                      und die Nutzungskonzepte, Planungs- und
                          können günstiger realisiert werden als „in-                                                     Bauvorgaben sowie die Bewirtschaftungs-
                          tensiv begrünte Dächer“ mit sehr weitrei-       Intensiv genutzte Dächer müssen also nicht      prozesse auf die neuen Anforderungen aus-
                          chenden detaillierten bauleitplanerischen       zwangsläufig zu höheren Bau- und Pflege-        richten. Gerade im geförderten Wohnungs-
                          Vorgaben. Kluge Nutzungskonzepte und            kosten führen. entscheidend sind dabei die      bau wird es darauf ankommen, neben den
                          Planungen können die Kosten steuern. Das        Gesamtprojektkosten und nicht die Kosten        vielen Vorteilen auch die Kosten sowohl im
                          richtige Verhältnis zwischen Wohn-und Frei-     einzelner Gewerke. Mehrkosten können oft        Bau als auch im unterhalt im Blick zu be-
                          fläche, die Mischung von intensiven und         bereits durch höheres Baurecht kompensiert      halten.
                          extensiven Begrünungsarten, die richtige        werden.                                                                   www.gewofag.de
                          Verteilung der Nutzungen und Intensitäten
                          sowie durchdachte Planungsstandards haben       Gelingt dies nicht, können Mehrkosten nicht
                          maßgeblichen einfluss auf die Kosten. Die       ohne Weiteres auf den Mieter umgelegt
                          hauptsächlichen Mehrkosten entstehen nicht      werden. Zumindest in München lässt dies            Der Autor
                          durch die Begrünung, sondern in den übrigen     der Mietspiegel derzeit nicht zu. Förderpro-
                          Baugewerken. Die Dachnutzung muss daher         gramme könnten helfen, Härtefälle abzu-            Dipl. Ing. landschaftsarchitekt
                          von Beginn an integraler Bestandteil aller      mildern. Dies wäre gerechtfertigt, da der          Stefan Feller
                          Planungen sein, da nachträgliche Imple-         Nutzen intensiv begrünter Dächer nicht nur         Projektmanager Sonderprojekte
                          mentierungen sehr teuer sind und bautech-       dem Bauherrn zu Gute kommt, sondern                und GIS
                          nisch sowie gestalterisch unbefriedigende       vor allem dem Mieter und durch die allge-          GeWOFAG Projekt GmbH
                          lösungen ergeben. Als Beispiel sei hier die     meinen Wohlfahrtwirkungen des Dachgrüns            Bereich Projektentwicklung und
                          lage der Strangbelüftungen genannt, die         dem Quartier und der gesamten Stadt.               Instandhaltung
                          aus dem Grundriss resultiert und aufgrund                                                          Stabstelle Strategische Planung
                          möglicher Geruchsbelästigungen maßgeb-          unmittelbare Projektkosten sind das eine.          81669 München
                          lichen einfluss auf die Dachgestaltung haben    Für die nachhaltige entwicklung einer Stadt
                          kann.                                           muss auch die Frage geklärt sein, was die          stefan.feller@gewofag.de
                                                                          weichen Faktoren wert sind. Intensiv nutzbare

8                         GebäudeGrün 4/2017
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung

                                 Boden- und wandgebundene Fassadenbegrünungen

                                 Kosten-Nutzen-Betrachtung
                                 von Fassadenbegrünungen
                                 Fassadenbegrünungen bieten Kosten-Nut-
                                 zen-Vorteile sowohl für die Stadt als auch
                                                                              Quelle: NICOle PFOSeR [1]
                                 für den eigentümer des begrünten Gebäu-
                                 des. Diese begründen sich zusammenfassend
                                 hauptsächlich aus ökologischen Vorteilen,
                                 baulichen Schutzeffekten und einer gestei-
                                 gerten Aufenthaltsqualität.

                                 Neben den hauptsächlichen einsparfaktoren
                                                                                                     Abb. 1: Kühlung, Pufferwirkung, Bauteilschutz/Materialökonomie.
                                 (siehe Abb. 1: Kühlung durch Verschattung/
                                 Verdunstung, Dämmeffekt durch Schutz vor
                                 Feuchtigkeit und Auskühlung und Bauteil-                            Kostendiagramm                               anlage, die Pflanzenauswahl, die Pflan-
                                 schutz gegen uV-Strahlung und Tempera-                                                                           zungsdichte und der erforderliche Aufwand
                                 turextreme) zeigt Abbildung 2 das Nut-                              Von/bis-Angaben der tabellarischen Kos-      für die Wasser- und Nährstoff-Versorgungs-
                                 zungspotenzial unterschiedlicher boden-                             tengegenüberstellung (siehe Abb. 3) be-      anlage sind variable Kostenfaktoren. Daraus
                                 und wandgebundener Begrünungen, ge-                                 rücksichtigen die Kostenspreizung der aus-   ergeben sich Werte für ein aktuelles flä-
                                 gliedert in Nutzen für den eigentümer und                           gewerteten, marktführenden Systemher-        chenbezogenes Kostengefälle vom städti-
                                 Nutzen für die Stadt. Die Kriterien der                             steller. Neben systemtypischen Baukosten     schen einzelgebäude (ca. 100 m2 zusam-
                                 Tabelle sind Schwerpunkten zugeordnet,                              wirken sich individuelle einflüsse auf die   menhängender Begrünungsfläche) bis zur
                                 geringere Wirkungen sind gestrichelt dar-                           Gesamtkosten aus: die bau-/wartungstech-     großflächigen Fassadenbegrünung von Bau-
                                 gestellt.                                                           nische erreichbarkeit der vertikalen Grün-   blöcken/Zeilen des Siedlungsbaus oder in-         u
Quelle: NICOle PFOSeR 2016 [1]

                                 Abb. 2: Fassadenbegrünung: Nutzen Eigentümer/Stadt.

                                                                                                                                                                        GebäudeGrün 4/2017      9
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung

                                                                                                                   Quelle: NICOle PFOSeR 07/2012 [1; 2], eRGäNZuNGeN 02/2016,
                                                                                                                   GRuNDlAGeN SIeHe lITeRATuRNACHWeIS*]
                                                                                                   gewisse einsparungen erreicht werden. Dies
                                                                                                   betrifft signifikant den Herstellungsaufwand
                                                                                                   von baulichen Fassadensichtoberflächen an
                                                                                                   den von der Begrünung im Vollbild bedeckten
                                                                                                   Fassadenbereichen. Dieser effekt kann zu
                                                                                                   einer vollständigen Kompensation der Be-
                                            Abb. 3: Gesamtüberblick der Bauweisen im               grünungskosten führen, rechnet man die
                                            Kostenvergleich (Installation =Euro/m2, laufende       Baukosten von ersparten Naturstein- oder
                                            Kosten = Euro/m2a).                                    Metall-Sichtfassaden dagegen. Bei ersatz
                                                                                                   durch Fassadengrün bringt die Gegenrech-
                                                                                                   nung einer sonst mit einem Mehrpreis von
     dustriellen bzw. gewerblichen Wandflächen      sowie bei privaten einfamilienhäusern ist      bis zu 300 euro/Quadratmeter anzusetzen-
     (mit ca. 1.000 m2 Fläche). Ab diesem Flä-      die gestalterische und technische Individua-   den, städtischen HighTec-Sichtfassade hohe
     chenausmaß kann von einer konstanten           lität der Begrünungstechnik das dominante      Kosteneinsparungen.                                                          u
     mittleren Flächenkosten-Annahme ausge-         Merkmal. Die Kostenspreizung ist in diesen
     gangen werden, da keine weiteren kosten-       Fällen so groß, dass ihre Aufnahme in eine
     relevanten Synergieeffekte auftreten.          tabellarische Querschnittskosten-Information
                                                    nicht zutreffend gelingt.                        Die Autorin
     Außergewöhnliche Höhenlagen eines Be-
     grünungsfeldes über erdboden können in         Kostenkompensation durch                         Dr.-Ing. Nicole Pfoser, Architektin,
     der Tabelle nicht berücksichtigt werden. Sie   Substitution von                                 Master of landscape Architecture
     wirken sich je nach einzelfall wegen der zu-   Fassadensichtoberflächen                         Stellvertretende Präsidentin
     sätzlichen Rüst- und Gerätekosten und in-                                                       Fachvereinigung Bauwerksbegrünung
     folge der höheren Sicherheitsanforderungen     Aus der wirtschaftlichen Perspektive ergeben     e. V. (FBB)
     verteuernd auf Investition und Wartung         sich bei den wandgebundenen Systemen             parc. architektur + freiraum
     aus. Bei begrünten Fassaden-Teilflächen wie    und Mischformen deutlich höhere Baukosten.       64285 Darmstadt
     Werbeflächen, floralen Kunstwerken oder        Im Gegenzug können bei Neubauten oder
     Betonungen bestimmter Bauteile wie zum         Fassadenerneuerungen bei einbeziehungen          pfoser@parc-architektur-freiraum.de
     Beispiel la Fayette Berlin (Patrick Blanc)     der Fassadenbegrünungen durchaus auch

10   GebäudeGrün 4/2017
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung
Quelle: N. PFOSeR 2011

                             Institutsgebäude für Physik, Berlin-Adlershof, Werte Kosteneinsparungen Kühlung: bis zu 50 % Reduktion Primärenergie1,
                             10 % Wartung/Pflege2 (1 Primärenergiebedarf Kühlen: Technischer Sonnenschutz 39–49 kWh/m2/a vs. Fassadenbegrünung 22 kWh/m2/a,
                             2
                               Wartung/Reparatur technischer Sonnenschutz 16 525 Euro/a vs. Fassadenbegrünung 1300 Euro/a. Institut für Physik der Humboldt-
                             Universität Berlin Adlershof, Marco Schmidt).
Quelle: NICOle PFOSeR 2011

                             Kosteneinsparungen Magistratsabteilung MA 48, Wien: Entfall 75 Klimageräte 3000 W, 8 h Betrieb (Kühlleistung Fassadenbegrünung
                             an einem heißen Sommertag (ungedämmte Fassade, Werte: GrünStadtKlima). Bis zu 20 % Reduktion Wärmedurchgang (Vergleich
                             Wärmedurchgang Putzfassade/wandgebundenes Begrünungselement, ungedämmt (B. Scharf, U. Pitha, S. Oberarzbacher, 2012).

                                                                                                                                          GebäudeGrün 4/2017   11
Schwerpunkt: Kosten-Nutzen-Betrachtung

                                                                                                                              der Kostenspreizung berücksichtigt. Die ein-
                                                                                                                              sparpotenziale einer möglichen Substitution
                                                                                                                              von Sonnenschutzfolien und technischen
                                                                                                                              Verschattungssystemen, sowie die einsparung
                                                                                                                              durch Begrünung hinsichtlich Heiz-/Kühl-
                                                                                                                              energie und Wartung technischer Verschat-
                                                                                                                              tungssysteme sind im Diagramm in hell-
 Quelle: NICOle PFOSeR 2016

                                                                                                                              und dunkelblauer Farbe aufgeführt. Nicht
                                                                                                                              dargestellt sind zusätzlich einsparbare In-
                                                                                                                              vestitionen für Raumklimageräte (ca. 600
                                                                                                                              bis 2.000 euro je Raum) und deren Be-
                                                                                                                              triebskosten (im Mittel 0,20 euro/Stunde)
                                                                                                                              sowie anfallende Renovierungskosten, da
                                                                                                                              diese abhängig sind von Materialart, Farbe
                              Verhältnis Fassadenbegrünung Einsparung und Unterhaltungskosten Fassadenbegrünung.
                                                                                                                              und Oberfläche sowie der örtlichen Schmutz-
                                                                                                                              belastung. ebenso unberücksichtigt sind
                              Besondere Kostenvorteile lassen sich, wie       hoch am Gebäude montierten fassadenge-          Schäden der Fassadenoberflächen infolge
                              die Tabelle zeigt, im Bereich preisgünstiger    bundenen Begrünungsprojekten ist von rea-       eines direkten Witterungsangriffs (Sturm,
                              bodengebundener Begrünungstechniken er-         len einspareffekten bei einer zum Beispiel      Hagel). Zusammenfassend ist davon auszu-
                              zielen. Auch bei wandgebundenen Bauw-           halbjährlichen Bündelung der Begrünungs-        gehen, dass Pflege- und Wartungskosten
                              eisen und Mischformen zeigt sich der Spar-      und Fassadenwartung beziehungsweise Glas-       bodengebundener, einfacher wandgebun-
                              effekt: durch Sichtfassaden-Substitution kön-   reinigung auszugehen.3 Gleiches gilt für die    dener Begrünungen und Mischformen durch
                              nen wirtschaftliche lösungen erreicht wer-      nötige erreichbarkeit der Flächen mit leitern   die dargestellten einsparungen kompensiert
                              den. Durch Fassadenbegrünung, insbeson-         oder Befahrsystemen.4, 5 Mit Rücksicht auf      werden.
                              dere bei vollflächiger Ausbildung, werden       den wechselnden Angebotsmarkt und die
                              die Außenwandflächen langfristig wirksam        geringe Vergleichbarkeit der leistungsbilder     http://www.gebaeudegruen.info/service/b
                              gegen Niederschläge, Schmutz und uV-            wird auf eine kostenbezogene namentliche           uchempfehlungen/ (Leitfaden Gebäude,
                              Schädigung geschützt. Zu einer erhöhten         Gegenüberstellung der im Bearbeitungs-            Begrünung und Energie – Potenziale und
                              lebensdauer tragen auch deutlich reduzierte     zeitraum marktbekannten Hersteller ver-                              Wechselwirkungen)
                              Temperaturdifferenzen bei. Bei erhöhten         zichtet. Angaben der Hersteller zu Investiti-
                              Wartungskosten von großflächigen bzw.           ons- und Wartungskosten sind im Rahmen

                                 Literaturnachweis                                                    Wien, S. 18; Green Roofs, Hrsg. (2008): Introduction to Green
                                 1
                                   Pfoser, N. (2016): Fassade und Pflanze. Potenziale einer neuen     Walls. Technology, Benefits & Design. www.greenscreen.com/Re-
                                 Fassadengestaltung, unter: http://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/      sources/
                                 5587/ [21.07.2016].                                                  download_it/IntroductionGreen-Walls.pdf [15.03.2009]; N.N.
                                 2
                                   Pfoser, N./Jenner, N. et al. (2014): Gebäude, Begrünung und        (2002): Fassadenbegrünung. Pflanzen an Fassaden sind Wetter-
                                 energie. Potenziale und Wechselwirkungen. Bonn, S. 268–269.          schutz und Klimaanlage für das Gebäude selbst, In: Modernisie-
                                 3
                                   Pfoser, N. (2010 a): Architekturmedium Pflanze. Potenziale         rungsmarkt Jg.: 25, Nr.6, S. 26; Pfoser, N. (2010): Architektur-
                                 einer neuen Fassadengestaltung, In: Stadt+Grün 03/2010,              medium Pflanze. Potenziale einer neuen Fassadengestaltung,
                                 S. 54–59.                                                            In: Stadt+Grün 3/2010, Berlin, S. 54–59; Pfoser, N. (2011): Fas-
                                 4
                                   Pfoser, Nicole (2011): erweiterte „Systematik“ der Fassaden-       sadenbegrünung. erweiterte Systematik, In: Bauwerksbegrünung,
                                 begrünung – eigenschaften und unterschiede von boden- und            Jahrbuch 2011, Stuttgart, S. 97–103; Pfoser, N. (2011): erweiterte
                                 fassadengebundenen Begrünungssystemen, In: Biotope City –            „Systematik“ der Fassadenbegrünung – eigenschaften und un-
                                 International Journal for City as Nature. Amsterdam; unter:          terschiede von Boden- und Fassadengebundenen Begrünungs-
                                 www.biotope-city.net [20.09.2011].                                   systemen, In: Biotope City – International Journal for City as
                                 5
                                   Pfoser, N. (2011): Fassadenbegrünung. erweiterte Systematik,       Nature, Amsterdam (9/2011); unter: www. biotope-city.net
                                 In: Bauwerksbegrünung. Jahrbuch 2011. Stuttgart, S. 97–103.          [07.12.2012]; Schulte, A. (2012): living Walls erobern die Städte.
                                 *Grundlagen Abb. 4: BKI Baukosteninformationszentrum,                Funktion und System der neuen „Fassadengärten“. In: Neue
                                 Hrsg.(2012): BKI Baukosten 2012. Statistische Kostenkennwerte        landschaft Jg. 57, Nr. 5, S. 54; Schmidt, M. (2015): Begrünte
                                 für Positionen, Teil 3; eigene Marktauswertung 2011–2012;            Fassaden als Baustein des energieeffizienten Bauens. Vortrag
                                 enzi, V. (2010): Fassadenbegrünungen – Innovation und Chancen.       am 09.06.2015, Hochschule Ostwestfalen-lippe.

12                            GebäudeGrün 4/2017
Best Practice

                          Interview mit der Architektin Barbara Mohren

                          Das Projekt „Genossenschaftshäuser
                          Manteuffelstraße Berlin“
Quelle: SuSANNe HeRFORT

                          Die Dächern und Terrassen der Genossenschaftshäuser Manteuffelstraße sind begrünt und teilweise genutzt.

                          Schon 1983 wurden auf den Dächern der                                                                           braucht nur wenig pflege. Nur im Hoch-
                          Genossenschaftshäuser Matteuffelstraße                                                                          sommer bei großer Trockenheit sollte be-
                          40/41 in Berlin die ersten Gründächer gebaut.                                                                   wässert werden, damit die ausgetrockneten
                          Dächer wurden teilweise abgebaut und zu                                                                         Gräser nicht zur Brandgefahr werden. Aber
                          grünen Dachterrassen umgestaltet. Diese                                                                         selbst im Hochsommer ausgetrocknete ex-
                          Dachterrassen sind Gemeinschaftsflächen                                                                         tensivbegrünung wächst im Herbst wieder.
                          und können von allen Hausbewohnern be-                                                                          ungefähr 230 heimische Wildpflanzen sind
                          nutzt werden. In den Genossenschaftshäu-                                                                        geeignet, vor allem Moose, Sukkulenten,
                          sern gibt es elf Dachteilflächen mit Begrü-                                                                     Zwiebelpflanzen und circa 30 verschiedene
                          nung mit insgesamt 1.232 Quadratmeter                                                                           Kräuter.
                          begrünter Dachfläche oder als Dachterrassen.
                                                                                                                Quelle: SuSANNe HeRFORT

                          Davon sieben extensive begrünte Dächer                                                                          Dieses Projekt wurde auch im Rahmen der
                          und vier intensive begrünt. Die Intensivbe-                                                                     exkursionen des Weltkongresses Gebäude-
                          grünung besteht aus Rasen, Stauden, Sträu-                                                                      grün 2017 vorgestellt (siehe auch Beitrag
                          chern und kleinen Bäumen. Die vielfältigen                                                                      Seite 45). Im Zuge der Kongressvorberei-
                          Pflanzenarten brauchen eine dicke Sub-                                                                          tungen hat Dr. Gunter Mann, Präsident der
                          startschicht von mindestens 15 Zentimeter.                                                                      Fachvereinigung Bauwerksbegrünung, mit
                          Die Pflanzen müssen regelmäßig gepflegt         Barbara Mohren im Gespräch mit                                  der Architektin Barbara Mohren gesprochen
                          werden. Die extensivbegrünung hingegen          Dr. Gunter Mann.                                                – sie ist Initiatorin und Bewohnerin und hat   u

                                                                                                                                                                GebäudeGrün 4/2017       13
Best Practice

                              wie kaum eine andere das Projekt von den    Instandbesetzer des Hauses Manteuffelstr.     Ideen ausprobieren. Wir schliefen im Sommer
                              Anfängen bis heute begleitet.               40 – Generation ‚Atomkraft nein danke’ –      gerne im Freien auf unseren Dächern. Was
                              Gunter Mann: Wie entstand das Projekt,      ideenreiche innovative Beiträge zur ener-     liegt da näher, als die Dächer zu begrünen!?
                              was steckt alles dahinter? Wie wurde        gieeinsparung und zur Verbesserung des        leben im Grünen über den Dächern von
                              es finanziert?                              Stadtklimas. Im Freiraum des besetzten Hau-   Berlin, dies überzeugte.
                              Barbara Mohren: 1981 entwickelten wir als   ses Manteuffelstraße konnten wir diese        Dies überzeugte auch stadtpolitisch. Wir
                                                                                                                        erarbeiten für den Senat bzw. für die Inter-
                                                                                                                        nationale Bauausstellung die IBA 1987 ein
                                                                                                                        Konzept zur Verbesserung des Stadtklimas.
                                                                                                                        Dazu gehörten die Fassadenbegrünung, ein
                                                                                                                        Vertikalsumpf (die Grauwasserreinigung
                                                                                                                        über die Fassade) und die Begrünung der
                                                                                                                        Dächer. unser Haus wurde dadurch als
                                                                                                                        Model ausgesucht, um neue innovative
                                                                                                                        Techniken auszuprobieren. 1983, obwohl
                                                                                                                        noch als besetztes Haus, bekamen wir mit
                                                                                                                        diesem Konzept Zuschüsse vom Senat für
                                                                                                                        den Bau von zwei Gründächern. unglaublich,
                                                                                                                        oder? Ich als Architekturstudentin und meine
                                                                                                                        Schwester als angehende landschaftsplanerin
 Quelle: ARCHIV MANCO e. V.

                                                                                                                        beschäftigen uns intensiv mit dem Bau von
                                                                                                                        Gründächern. Wir verstärkten die Dach-
                                                                                                                        konstruktionen und gestalteten gleichzeitig
                                                                                                                        auch die Dachräume neu. Damals gab es
                                                                                                                        nur wenige Firmen, die wurzelfeste Dach-
                                                                                                                        abdichtungen herstellten. Wir entschieden
                              Manteuffelstraße 40 im Jahre 1981.                                                        uns für eine Pe Folien, die auf dem Dach
                                                                                                                        verschweißt wurden. Auch das Substrat
                                                                                                                        musste selbst gemischt werden. In Selbsthilfe
                                                                                                                        zusammen mit sich neu gründenden Hand-
                                                                                                                        werksfirmen bauten wir zwei Gründächer.
                                                                                                                        Durch die Selbsthilfe reichten auch die Zu-
                                                                                                                        schüsse für den Bau aus. Später bei der Sa-
                                                                                                                        nierung des gesamten Hauses (1987 bis
                                                                                                                        1990) wurden alle Dächer begrünt und
                                                                                                                        Dachterrassen gebaut. Dazu wurde ein
                                                                                                                        Kredit aufgenommen, der über die Miete
                                                                                                                        abbezahlt wurde. Heute ist der Kredit zu-
                                                                                                                        rückbezahlt.
                                                                                                                        Gunter Mann: Mit welchen Problemen
 Quelle: ARCHIV MANCO e. V.

                                                                                                                        hatten Sie in der Anfangsphase zu
                                                                                                                        kämpfen? Was waren die größten He-
                                                                                                                        rausforderungen/Hürden?
                                                                                                                        Barbara Mohren: Ich kann mich nicht wirklich
                                                                                                                        an Probleme erinnern. Wir wollten ein be-
                                                                                                                        grüntes Dach und haben die notwendigen
                              Ebenfalls 1981 wurde die ersten Dachterrassen gebaut.                                     Zuschüsse bekommen.                             u

14                            GebäudeGrün 4/2017
Best Practice
Quelle: SuSANNe HeRFORT

                            Blick heute auf eine der schön eingewachsenen, begrünten Dachterrassen unter einer Extensivbegrünung.
Quelle: ARCHIV MANCO e.V.

                            Sitz im Grünen mit „grüner Aussicht“.

                                                                                                                                    GebäudeGrün 4/2017   15
Best Practice

     Also: viel eigeninitiative und Überzeugungs-
     kraft und selbst mit planen und bauen.
     und ein bisschen Glück.
     Gunter Mann: Welche Probleme stehen
     heute an?
                                                    Quelle: ARCHIV MANCO e. V.

     Barbara Mohren: In den letzten Jahren gab
     es immer wieder Probleme im Bereich der
     Wassereinläufe bei dem ersten Gründach
     von 1983. es wurde immer wieder geflickt.
     Deshalb entschied die Genossenschaft, die
     wir 1987 gegründet haben und die unsere
     Häuser nach der Sanierung übernommen                                        Extensiv begrüntes Dach 1982…

                                                                                                                 hat, 2017 das Gründach komplett zu er-
       Zum Projekt                                                                                               neuern, immerhin erst nach fast 35 Jahren.
                                                                                                                 Die Sanierung 2017 wird aus den Instand-
       erstmalig wurden in dem Modellvorhaben Block 103 im Jahre 1987 im innerstädtischen
                                                                                                                 haltungsrücklagen finanziert.
       Mietwohnungsbau zwölf Häuser nach stadtökologischen Ideen modernisiert und dabei
       mit einer Vielzahl ökologischer Anlagen ausgestattet. Das Gesamtprojekt setzt sich aus                    Gunter Mann: Wie bringen sich die
       folgenden komplexen und miteinander vernetzten ökologischen Bausteinen zusam-                             Hausbewohner ein? Wer übernimmt
       men.                                                                                                      die Pflege?
       – energie. Hausübergreifende Heizwärme- und Warmwassererzeugung in zwei Heiz-                             Barbara Mohren: Neben den begrünten Dä-
         zentralen mit gasbefeuerten Brennwertkesseln, eigener Stromerzeugung mit Block-                         chern, gib es bei uns auch viele begrünte
         heizkraftwerk und Solargeneratoren                                                                      Dachterrassen. Sie werden von den Haus-
       – Wasser. Anlagen und einzelmaßnahmen zur einsparung von Trinkwasser, Wiederver-                          bewohnern als Balkon- und Gartenersatz
         wendung von Regen-und Grauwasser                                                                        genutzt und auch gepflegt. Sie sind für die
       – Klima und Grün. Begrünung von Dächern, Fassaden und Innenhöfen zur Verbesse-                            gemeinschaftliche Nutzung aller Hausbe-
         rung des Wohnumfeldes, des Kleinklimas und der luftqualität
                                                                                                                 wohner angelegt worden und sie haben
       – Baustoffe. Verwendung umweltverträglicher Baustoffe, insbesondere bei der Wär-
                                                                                                                 auch eine kommunikative Funktion innerhalb
         medämmung
                                                                                                                 des Hauses. Diese Dachterrassen müssen
       – Abfall Abfallreduzierung durch Bewohnerinformation, konsequente Mülltrennung,
         Kompostierung in Hinterhöfen und auf Gründächern                                                        natürlich gepflegt werden. Aber das tun
       Die wichtigsten ökologischen Bausteine:                                                                   die leute, die lust am Gärtnern haben und
       – erproben von energieanlagen mit kombiniertem Parallelbetrieb von Solargeneratoren,                      die es schön und sauber haben wollen.
         Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerk und städtischem Netz                                         und das funktioniert. und wenn mal eine
       – einsparung von energie durch konsequente Wärmedämmung und Verwendung von                                Gruppe nach nächtlichem Feiern nicht auf-
         umweltverträglichen Baustoffen                                                                          räumt, wird gemeckert, aber das war’s dann
       – Fassadenbegrünung                                                                                       auch schon. Am nächsten Tag ist alles
       – Dachbegrünung                                                                                           wieder schön.
       – Regen- und Grauwassernutzung                                                                            Gunter Mann: Wie lassen sich so viele
       einige dieser ökologischen Bausteine sind in den letzten Jahren veraltert und ausgebaut
                                                                                                                 Menschen und deren unterschiedlichen
       worden. Die Genossenschaft wird das, was sich als wirklich ökologisch herausgestellt
                                                                                                                 Interessen unter einen Hut bringen?
       hat und wo sich die Technologie weiter entwickelt hat in den nächsten Jahren erneu-
       ern. Z. B. die Grauwasseranlage und das BHKW. Für die Finanzierung stehen ausrei-                         Barbara Mohren: es muss natürlich genügend
       chende Instandhaltungsrücklagen zur Verfügung. Auch das ist ein Resultat einer gut                        Platz für alle da sein. Aber wenn alle Dächer
       wirtschaftenden Genossenschaft, in der viele ehrenamtlich arbeiteten und die keine                        begrünt sind und es ein paar gemeinschaft-
       Gewinne ausschüttet.                                                                                      liche Dachterrassen gibt, gibt es genug Platz
                                                              www.luisenstadteg.de/bausteine                     für alle. Das beweist unser Haus. Zum
                                                                                                                 Beginn der Sommersaison gibt einen ge-

16   GebäudeGrün 4/2017
Best Practice

                                                                                                                            Zur Person

                                                                                                                            Barbara Mohren
                                                                                                                            Architektin
                                                                                                                            MMST Architekten GmbH
                                                                                                                            Ritterstraße 12-14
                                                                                                                            10969 Berlin
                                                                                                                            Tel: +49 30/97 86 82 87
Quelle: SuSANNe HeRFORT

                                                                                                                            Mobil: +49/172 39 07 800

                                                                                                                            mail@barbaramohren.de
                                                                                                                            www.mmst-architekten.de

                          … und im Mai 2017. Mit großer Pflanzenvielfalt und hohem Wasserspeichervermögen.

                          meinschaftlichen Frühjahrsputz und zum          sind bei einem Neubau oder bei einem            mit unserem Modellvorhaben beauftragt
                          Winter die gemeinschaftliche Winterfest-        Dachausbau mit neuer Dachkonstruktion           wurde, hat ergeben, dass Begrünungsmaß-
                          machung. Wer lust hat macht mit. Das ist        sehr gering, betrachtet man die langlebigkeit   nahmen in innerstädtischen Gebieten, po-
                          unser Prinzip und das funktioniert.             ist das Gründach sogar günstiger. Der som-      sitive und spürbare effekte durch erhöhung
                          Gunter Mann: Wie ging es für Sie weiter         merliche Wärmeschutz und damit die Kli-         der luftfeuchtigkeit, erhöhte Staubbindung,
                          und wie sehen Sie die Zukunft?                  maverbesserung im Innenraum ist immens,         Verminderung der Temperaturen und Ver-
                          Barbara Mohren: Ich habe in den Jahren          das kann ich aus eigener erfahrung sagen.       besserung der luftaustauschverhältnisse ha-
                          danach als Architektin viele Gründächer in      Die Pflege des Gründachs ist einfach. es        ben.
                          Berlin geplant und gebaut. es gab jedes         bedarf keiner Pflege. Wenn es natürlich         Dachbegrünung sollte bei Dachausbau und
                          Mal eine Aufwertung der Wohnungen. Wer          schön aussehen soll, muss es ab und zu          bei Neubau im innerstädtischen Bereich zur
                          will nicht in der Stadt im Grünen wohnen!?      von wucherndem unkraut befreit werden.          Pflicht werden. Investoren sollten die Dach-
                          es gibt dennoch viel zu wenig begrünte          Aber sogar unsere Schrägdachbegrünung,          begrünung zur Auflage bekommen, jedoch
                          Dächer. Warum? Ist es die Angst der eigen-      die nicht begangen und nicht gepflegt wer-      ohne Miete- oder Nebenkostenerhöhung.
                          tümer vor Folgekosten?                          den kann, sieht schön aus und ist seit 30
                          Dabei ist es so einfach. Die zusätzlichen In-   Jahren dicht.                                                   www.mmst-architekten.de
                          vestitionskosten für ein begrüntes Dach         Die klimatologische Begleitforschung, die                         www.luisenstadteg.de

                                                                                                                                            www.sempergreen.com
                                                                                                                                            info@sempergreen.com
                                                                     GRÜNDÄCHER Ň GRÜNFASSADEN                                                  +31-(0)343-539699

                                                                                                                                                GebäudeGrün 4/2017       17
Best Practice

                                                          Interview mit dem Landschaftsarchitekten Rupert Wirzmüller

                                                          Wissenswertes zum Vorzeigeprojekt
                                                          „wagnis 4“ in München
 Quelle: WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR FReIRAuMARCHITeKTeN

                                                          Blick auf über den Dachgarten „wagnis 4“ in München.

                                                          Das genossenschaftliche Wohnprojekt                Die Freiraumnutzungen wurden auf einen       im unterhalt. Pflanzungen, Holzdecks und
                                                          wagnis 4 mit ca. 100 Bewohnern steht am            Dachgarten über dem dritten Obergeschoss     drei größere windschützende liege- und
                                                          Ackermannbogen in München in Innen-                des Nordhauses ausgelagert, um hier Rück-    Sitzmöbel wurden selbstbaugerecht geplant
                                                          stadtlage und in relativ grüner umgebung           zug und Grünerlebnis in unterschiedlich      und (mit anfänglicher Anleitung durch die
                                                          am Rand des Olympiaparks. Das Projekt              großen „Gartenzimmern“ zu ermöglichen.       landschaftsarchitekten) von den Bewohnern
                                                          beschäftigt sich mit einem wichtigen Zu-                                                        mit großem engagement noch vor dem
                                                          kunftsthema der landschaftsarchitektur: die        Das Dach über dem dritten Obergeschoss       einzug realisiert.
                                                          Gestaltung vielfältig nutzbarer, grüner, gleich-   des Westhauses nimmt Anbauflächen für
                                                          zeitig naturnaher und ästhetisch anspre-           Gemüse auf, mit einem Gewächshaus in         Das Projekt hat 2015 den Wohnungsbaupreis
                                                          chender Gartenflächen auf Dächern, als er-         der Nordwestecke. Auf dem fünf-geschos-      und 2016 den Grünflächenpreis der Stadt
                                                          gänzung der knappen Freiflächen zu ebener          sigen Osthaus gibt es im Nordosteck vier     München erhalten und wurde 2017 Bun-
                                                          erde mit, wie fast immer im Wohnungsbau,           Ölweiden mit größerer Fernwirkung. Die       dessieger im Wettbewerb landschaftsarchi-
                                                          sehr begrenztem Budget. extensive Dach-            Dachflächen im Norden und Westen sind        tekturpreis 2017 in der Kategorie Wohn-
                                                          begrünungen oder reine Dachterrassen sind          über den Aufzug im Osthaus barrierefrei      umfeld.
                                                          hier keine Option. Besonderheiten des Pro-         zugänglich. Der Anteil an Belagsflächen
                                                          jekts sind unter anderem Materialwahl, dif-        wurde auf das erforderliche Mindestmaß       Das Vorzeigeprojekt wagins 4 wird auch
                                                          ferenzierte Substratplanung und Pflanzen-          reduziert. Besonders hervorzuheben ist die   seinem Namen gerecht – es finden regel-
                                                          verwendung, Integration der Gebäudetechnik         starke Beteiligung der Bewohner schon im     mäßig fachkundige Führungen für interes-
                                                          und Gemeinschaftsnutzung des Dachgartens.          Planungsprozess, bei der Realisierung und    sierte Planer und Bauherren durch Mitglieder

18                                                        GebäudeGrün 4/2017
Best Practice
Quelle: WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR FReIRAuMARCHITeKTeN

                                                         Lageplan Draufsicht des Dachgartens „wagnis 4“.

                                                         der Genossenschaft wagnis statt. FBB-Prä-     sich schon zwei Jahre vor Baubeginn in Ar-      eine eigentlich moderate Dichte (Geschoss-
                                                         sident Dr. Gunter Mann lernte so den mul-     beitsgruppen an der Planung, und später         flächenzahl ca. 1,0), in der umgebung
                                                         tifunktionalen Dachgarten kennen und          dann durch eigenleistungen besonders im         große, eingewachsene Grünflächen der ehe-
                                                         nutzte im Nachgang die Gelegenheit, sich      Garten und am Dach an der Realisierung –        maligen Kasernen im Ackermannbogen.
                                                         mit dem maßgeblich an der erfolgreichen       das wirkt sich heute in der Pflege der Anlage   Trotzdem war den künftigen Bewohnern in
                                                         Planung und umsetzung beteiligten land-       sehr positiv aus.                               der Planungsphase schnell klar, dass sich
                                                         schaftsarchitekten Rupert Wirzmüller zu un-   Warum mit der Freiraumnutzung aufs Dach?        die unterschiedlichen Freiraumansprüche
                                                         terhalten.                                    Wir haben hier für Münchner Verhältnisse        von Kindern, Staudenfreunden, Obstlieb-
                                                         Gunter Mann: Bitte erzählen Sie ein
                                                         wenig von der Entstehung dieses Pro-
                                                         jektes, bei dem nicht nur das Dach be-          BAUTAFEL
                                                         grünt ist, sondern auch die Tiefgarage          Projekt:                            wagnis 4, Petra-Kelly-Straße 29, München
                                                         und Teile der Fassade.                          Baujahr:                            2014
                                                         Rupert Wirzmüller: Das Ganze ist ein parti-     Größe Dachgarten:                   1.463 m²
                                                         zipatives Projekt der relativ jungen Genos-     Bauherr:                            wagnis eG, München
                                                         senschaft wagnis, mit einer guten sozialen      landschaftsarchitekten:             WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR, Regensburg
                                                         Mischung aus Familien mit Kindern, Paaren       Architekt:                          A2 Architekten, Freising
                                                         und auch älteren alleinstehenden Bewoh-         Gründachaufbau:                     Fa. Gaissmaier landschaftsbau GmbH
                                                         nern. Die zukünftigen Bewohner beteiligten

                                                                                                                                                                            GebäudeGrün 4/2017      19
Best Practice
 Quelle: WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR FReIRAuMARCHITeKTeN

                                                          Urban farming in Pflanzbeeten und im Gewächshaus im Sommer…

                                                          habern, Gemüsezüchtern etc. nicht alle ne-   Freiflächennutzungen auf das Dach zu ver-     gezielt über aufgehende Innenwände gestellt
                                                          beneinander im erdgeschossigen Hof un-       lagern: im Westen das „urban gardening“       werden, so dass der Grundriss des obersten
                                                          terbringen lassen, und man wollte da auch    und im Norden die Kommunikations- und         Wohngeschosses die Grundstruktur des
                                                          keine einzelinteressen übergehen.            Rückzugsflächen, die wir in einer Reihe von   Dachgartens vorgibt. Wichtig war auch,
                                                          Wir haben uns also entschieden, die son-     „Gartenzimmern“ organisiert haben, die        dass in intensiv begrünten Teilflächen die
                                                          nenbedürftigen, „ruhigeren“ und privateren   durch Hecken in Hochbeeten untergliedert      Verkehrslast teilweise nicht voll angesetzt
                                                                                                       und abgegrenzt wurden.                        und dafür keine baulichen Abgrenzungen
                                                                                                       Das Ziel des „grünen Hauses“ wurde auch       gebaut werden mussten. Sanitärleitungen
                                                            Zur Person                                 vertikal durch eine Vielzahl von Kletter-     mussten in der Dämmebene verzogen, ge-
                                                                                                       pflanzen erreicht, die an Rankseilen lau-     bündelt und an passenden Stellen über die
                                                            Rupert Wirzmüller                          bengänge und Balkone in allen Geschossen      Dachoberfläche hochgezogen werden.
                                                            landschaftarchitekt und Stadtplaner        begrünen. Diese eigentlich sehr günstige      Gunter Mann: Welche Probleme stehen
                                                            ByAk                                       Form der Gebäudebegrünung wurde teil-         heute an?
                                                            WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR                 weise durch automatische Bewässerung un-      Rupert Wirzmüller: Das Dach ist schadensfrei
                                                            FreiRaumArchitekten                        terstützt.                                    und wird von eingewiesenen Bewohnern
                                                            untere Bachgasse 15                        Gunter Mann: Mit welchen Problemen            gewartet und gepflegt. Der Pflegezustand
                                                            D-93047 Regensburg                         hatten Sie in der Anfangsphase zu             ist sehr gut. Das Wachstum der Gehölze ist
                                                            Tel: +49 941/56 57 45                      kämpfen? Was waren die größten He-            so stark, dass bei den Ölweiden erste größere
                                                            Fax: +49 941/56 71 23 01                   rausforderungen/Hürden?                       Rückschnitte anstehen, um die Bankflächen
                                                                                                       Rupert Wirzmüller: eindeutig Statik und Ge-   nicht zu stark zu beschatten. uneinigkeit
                                                            wirzmueller@freiraumarchitekten.com        bäudetechnik, vor allem die Integration der   herrscht momentan unter den Bewohnern
                                                            www.freiraumarchitekten.com                Abluft: Schwerlastbereiche, also Tröge für    hinsichtlich des Grads der Pflege – die einen
                                                                                                       den Anbau und für die Kleinbäume mussten      wollen alles wachsen lassen und auch den

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Best Practice
Quelle: GuNTeR MANN/FBB

                          ... und im Herbst. Jede Jahreszeit hat ihre Reize.

                          Kräuterrasen nur einmal jährlich mähen,
                          die anderen versuchen, die mediterran ge-
                          dachten Staudenbeete durch mitgebrachte
                          und selbst gekaufte Sommerblumen zu
                          „verschönern“. Hier werden wir momentan
                          als Schiedsrichter gebraucht, wir sind dran,
                          eine etwas vertiefte Pflegeplanung zu er-
                          stellen.
                          Gunter Mann: Wie wurde und wird
                          auch noch heute der Dachgarten finan-
                          ziert?
                          Rupert Wirzmüller: Für den Dachgarten gab
                          es keine eigenes Budget. Die Kosten, die
                          über die nach Bebauungsplan geforderte
                          extensive Begrünung hinausgegangen sind,
                                                                          Quelle: GuNTeR MANN/FBB

                          ca. 100.000 euro bei circa 100 Bewohnern,
                          mussten wir letztlich durch sehr einfache
                          Freiflächen zu ebener erde querfinanzieren,
                          dort also viel Grün, einigen eigenleistungen,
                          wenig Ausstattung und relativ einfache,
                          schmale Asphaltbeläge statt teurer Reprä-
                          sentationsflächen. Die beiden Glashäuser                                  Verschiedene Formen der Gebäudebegrünung wurden umgesetzt: Dach-, Tiefgaragen-
                          am Dach (einen großes Tomatengewächs-                                     und Fassadenbegrünung.

                                                                                                                                                                  GebäudeGrün 4/2017   21
Best Practice
 Quelle: WAMSleR ROHlOFF WIRZMÜlleR FReIRAuMARCHITeKTeN

                                                          Der „Kräuterrasen“ zur Blütezeit – schön und pflegeleicht.

                                                          Es ist angerichtet! Kaffee und Kuchen auf dem Dach.
                                                                                                                u

                                                                                                                       haus und ein sogenanntes „Solettl“, ein
                                                                                                                       nur solar beheizter Wintergarten) wurden
                                                                                                                       durch Sondereinlagen (also Spenden) ein-
                                                                                                                       zelner Genossen finanziert. Gleiches gilt
                                                                                                                       auch für die Gemüse-Hochbeete am West-
                                                                                                                       dach, bei denen die künftigen Nutzer sich
                                                                                                                       an den Kosten der Tröge beteiligt haben.
                                                                                                                       Die Pflege erfolgt fast ausschließlich durch
                                                                                                                       eingewiesene Bewohner, mit ein bis zwei
                                                                                                                       Beratungsterminen pro Jahr von uns unter-
                                                                                                                       stützt – hier gibt es praktisch keine Fremd-
                                                                                                                       kosten.
 Quelle: GuNTeR MANN/FBB

                                                                                                                       Gunter Mann: Wie war/ist Ihre Rolle
                                                                                                                       bei dem Projekt?
                                                                                                                       Rupert Wirzmüller: Wir waren schon sehr
                                                                                                                       früh in die Planung eingebunden, bevor die
                                                                                                                       Architekten zusammen mit dem Statiker
                                                                                                                       die Grundvoraussetzungen festgelegt haben

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Best Practice

                                                                                                                         experimentellen Bauen auch die Bereitschaft
                                                                                                                         da sein, Fehler zu riskieren, einzugestehen
                                                                                                                         und zu korrigieren.
                                                                                                                         Gunter Mann: Wenn nun weitere solcher
                                                                                                                         Projekte entstehen sollen – welche Tipps
                                                                                                                         würden sie den Initiatoren geben?
                                                                                                                         Rupert Wirzmüller: Neben der frühzeitigen
                                                                                                                         Partizipation in der Planung und möglichst
                                                                                                                         auch eigenleistungen zumindest bei der
                                                                                                                         Pflanzung: ausreichend starke, hochwertige
                                                                                                                         Substrate aus regionalen Ausgangsstoffen,
                                                                                                                         dementsprechende lastvorsorgen im Ge-
                                                                                                                         bäude, klare und frühe Ansagen an die
                                                                                                                         Haustechniker, sich dem Grünkonzept un-
                                                                                                                         terzuordnen, Bewässerung automatisch und
                                                                                                                         mit Grund- statt Trinkwasser, notwendige
                                                                                                                         Aufkantungen möglichst wirtschaftlich pla-
                                                                                                                         nen. ein Dachgarten ist (anders als eine
                                                                                                                         Dachterrasse) in erster linie ein Garten, mit
Quelle: GuNTeR MANN/FBB

                                                                                                                         wenig Belagsflächen und sehr viel kräftigem
                                                                                                                         Grün, auch mit Großsträuchern und Klein-
                                                                                                                         bäumen.
                                                                                                                         Das wichtigste dürfte aber sein, dass die
                                                                                                                         Auftraggeber voll hinter dem Konzept stehen.
                                                                                                                         Wenn man sie mit gelungenen Beispielen
                          Das Ehepaar Christa Leis und Peter Wächter genießt die letzten warmen Sonnenstrahlen           nicht überzeugen kann, sollte man sich den
                          im Oktober.                                                                                    hohen einsatz als Planer vermutlich sparen.
                                                                                                                         Bei den allermeisten Investorenprojekten
                                                                                                                         wird das der Fall sein, ich fürchte auch
                          und auch lange bevor die Haustechniker         gut besetzt war. Danach schon weit vor dem      immer noch bei vielen „normalen“ Miet-
                          ihre Anlagen am Dach geplant haben. Wir        einzug bei den eigenleistungen am Dach          wohnungsanlagen kommunaler Wohnungs-
                          haben die Profileistungen wie auch die ei-     und später auch im Hof unten. Die intensive     bauunternehmen. Am besten sind die Aus-
                          genleistungen der Bewohner geplant und         Partizipation führt dazu, dass wir nun in der   sichten bei Genossenschaften, wo eigentü-
                          baugeleitet, wobei die Betreuung der Be-       Pflege und Wartung eine Reihe von sehr ei-      mer und Mieter identisch sind, und bei
                          wohner beim Bau von Dachmöbeln, Holz-          genverantwortlichen Helfern haben.              Baugemeinschaften.
                          decks, Rankhilfen etc. und bei den unter-      Gunter Mann: Wie lassen sich so viele
                          schiedlichen Pflanzaktionen schon sehr zeit-   Menschen und deren unterschiedlichen            www.wagnis.org/wagnis/wohnprojekte/w
                          raubend war. unser Kontakt zum Haus ist        Interessen unter einen Hut bringen?                                          agnis-4.html
                          noch immer sehr eng, so dass wir noch          Rupert Wirzmüller: Das geht vermutlich nur      http://www.deutscher-landschaftsarchitek-
                          eine Zeitlang weiter auf Pflege und auch       mit einer erfahrenen und ausreichend reso-              tur-preis.de/2017/161-dachgarten-
                          den Weiterbau der Freiflächen im Hof und       luten Projektleitung, hier die damalige Ge-                                     wagnis-4
                          am Dach einwirken können.                      schäftsführerin der Genossenschaft. und                     www.freiraumarchitekten.com
                          Gunter Mann: Wie bringen sich die Be-          mit klaren entscheidungswegen. Man muss
                          wohner ein? Gibt es Aufgabenteilungen?         auch aufpassen, dass frühere entscheidungen
                          Wer übernimmt die Pflege?                      nicht ständig neu hinterfragt werden, zum
                          Rupert Wirzmüller: Planerisch erst mal in      Beispiel durch später dazu kommende Be-
                          einer Arbeitsgruppe „Grün“, die immer sehr     wohner. Trotzdem muss beim solchermaßen

                                                                                                                                                GebäudeGrün 4/2017       23
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