Wesentliche Arbeitgeber - Baxter AG - Warum das amerikanische Pharma-Unternehmen für BOKU-Absolventen so attraktiv ist
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alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:41 Seite 1 Ausgabe 02/07 April/Mai Fotos: Peter Kogoj, Klaus Komarek Wesentliche Arbeitgeber - Baxter AG Warum das amerikanische Pharma-Unternehmen für BOKU-Absolventen so attraktiv ist Rektorswahlen Viele Kandidaten für den Posten des Rektors, doch noch ist nichts entschieden BOKU-Häuser II Wer war Wilhelm Exner und wo bitte ist das Cieslar Haus?
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:41 Seite 2 editorial Veränderungsprozesse und Entwicklungen an der BOKU – nachgedacht vom Rektor von einer individuellen zu einer institutio- zukünftige Entwicklungen und nellen Autonomie hat manches abverlangt, Maßnahmen in einem zunehmend vom was vorher an Universitäten nahezu unbe- Wettbewerb geprägten universitären kannt war und teilweise regelrecht tabui- Umfeld. Nur allein die Tatsachen, dass in siert wurde: eine gemeinsame Strategie, den nächsten fünf bis sechs Jahren circa 50 gesamtuniversitäre Entwicklungskonzepte Professuren vakant und adäquat nachzube- und damit die Schmälerung der über Jahre setzen sind oder wir für talentierte aufgebauten Institutsautarkie. Damit aber Nachwuchswissenschafter gute noch nicht genug. Um der Entwicklung zur Perspektiven bieten müssen, zeigen, wie institutionellen Autonomie entsprechend wichtig eine entsprechende Vorschub zu leisten, wurden die Ressourcenausstattung ist. Qualifizierte Universitäten auch wirtschaftlich in die MitarbeiterInnen sind wiederum die Eigenständigkeit entlassen. Weg von der Voraussetzung für gute Forschung, Lehre Kameralistik hin zum kaufmännischen und – was immer bedeutender wird - den Rechnungswesen lautet hierbei die Devise Auf- und Ausbau von nationalen und inter- Hubert Dürrstein und Jahresbilanzen sowie Gewinn- und nationalen Partnerschaften und Netz- Verlustrechnungen geben mittlerweile werken. Die BOKU nimmt hierbei schon Aufschluss über die wirtschaftliche heute eine wichtige Rolle ein und gilt in Seit nunmehr nahezu sechs Jahren hatte ich Situation und verlangen eine neue zentralen Forschungsbereichen der zunächst zwei Jahre als Vizerektor für Verantwortlichkeit und Augenmaß, wenn Umwelt- und Lebenswissenschaften als Ressourcen und dann anschließend seit 1. es beispielsweise heißt, Maßnahmen zur Themenführer. Oktober 2003 als Rektor die ehrenvolle, Budgetkonsolidierung in die Wege zu herausfordernde aber auch schöne leiten. Auch wenn manche Veränderungen und Aufgabe, die BOKU in verantwortlicher Dies alles war begleitet von einer nicht Entwicklungen der letzten Jahre durchaus Funktion zu führen, Visionen anzudenken, gerade üppigen Budgetausstattung und zu berechtigter Kritik geführt haben, kann daraus Strategien abzuleiten und die dennoch dem erklärten Ziel, im Rahmen sich die BOKU - wie immer wieder von Entwicklung maßgeblich mit zu gestalten. der gegebenen Möglichkeiten eine best- außen bestätigt wird - sehen lassen. Ganz Vieles hat sich in dieser Zeit verändert und mögliche Basis für die zukünftige besonders freut es mich natürlich, wenn wie es bei jedem Veränderungsprozess Entwicklung der BOKU zu schaffen. Mit gerade von unseren Absolventen positive gang und gäbe ist - es gibt Befürworter, dem Technologiezentrum in der Muthgasse Rückmeldungen kommen. Kritiker und auch Gegner. (TZM), der Erweiterung und Stärkung des Standorts Tulln mit dem Universitäts- und An der heute guten Positionierung der Rückblickend lässt sich eine der am weite- Forschungszentrum (UFT) und der BOKU haben viele mitgewirkt – allen sei sten greifenden Veränderungen wohl am Errichtung eines Studienzentrums an unse- dafür herzlich gedankt. Ein besonderes besten so zusammenfassen: die Universi- rem angestammten Standort auf der Bedürfnis ist es, mich bei meinen „Vize’s“ täten waren angehalten, im Rahmen des Türkenschanze sind zumindest derzeit die Martin Gerzabek und Erika Staudacher zu mit 1. Januar 2004 in Kraft tretenden Weichen noch richtig gestellt. bedanken. Wir wissen, welche Chancen die Universitätsgesetz (UG 2002) einen Weg zu BOKU hat und wünschen uns, dass sie finden, um zahlreiche kleinere teilrechts- Basierend auf diesen Infrastruktur- entsprechend genutzt werden. Kurzfristig fähige Einheiten (meist in Form von maßnahmen, deren Finanzierung in ausgerichtete Entscheidungen und Instituten) in einer vollrechtsfähigen Zukunft über das Grundbudget gesichert Eigeninteressen sollten hierbei in den Institution zu integrieren. Dieser Übergang sein wird, ist die BOKU gut gerüstet für Hintergrund treten. Impressum Herausgeber: BOKU Alumni - Alumnidachverband der Universität für Bodenkultur Wien, Peter-Jordan-Straße 76/DG, 1190 Wien, www.alumni.boku.ac.at Geschäftsführerin BOKU Alumni: DI Gudrun Schindler, Tel. 01 47654-2017, Fax -2019, alumni@boku.ac.at Redaktion und Anzeigenverwaltung: Mag. Nina Brlica, Mag. Ute Rammerstorfer und DI Sarah Ritzerow, Tel. 01 47654-2022, boku- lumni@boku.ac.at Mitarbeiter dieser Ausgabe: Prof. Erhard Christian, Rektor Univ. Prof. Dipl.-Fw. Dr. Hubert Dürrstein, DI Hans Grieshofer (forstalumni), Prof. Wolfgang Kneifel (VÖLB), Ursula Pachinger (ÖGLA), Prof. Dietmar Pum, Josefa Reiter-Stelzl (Landwirte-Abs.), DI Dr. Leopold Zahrer (KT-Verband) Grafik und Layout: Haroun Moalla Druck: DM Druck & Mehr Martin Sohrabi, 1100 Wien Erscheinungsort: Wien, Verlagspostamt: 1180 Wien. Alle redaktionellen Beiträge sind nach bestem Wissen recherchiert, es wird jedoch keine Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen. Namentlich nicht gekennzeichnete Beiträge stammen von der Redaktion. Der maskuline Plural, z.B. Studenten, steht in der Regel für beide Geschlechter. Auf Splitten wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichtet. Auflage: 3000 Stück; Erscheinungsweise: 4x pro Jahr, Copyright by: BOKU Alumni Seite 2 Ausgabe 02/2007
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:41 Seite 3 in eigener sache Wir begrüßen unsere neue Mitglieder Inhalt Beitritte vom 1. Februar 2007 bis 31. März 2007 Gesamtmitgliederzahl: 902 editorial: Nachgedacht vom Rektor 2 Gernot Bodner Lukas Clementschitsch Herbert Danner Theresia Ebner Romana Fertl Andreas Fichtinger Marion in eigener sache: Fuchs Bernhard Fugger Karl Hader Katrin Hasenhuendl Impressum 2 Stefan Heindl Bernhard Hollergschwandtner Angelika Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder 3 Kennen Sie diese Pflanzen beim Namen? 25 Jäger-Stark Christian Kaisermayer Elisabeth Kalina Bernhard Lachmann Amina Leitner Alexander Mader cover: Wesentliche Arbeitgeber - Baxter AG Maria Magdalena Mayr Tadele Meashohaile Wolfgang Warum das Unternehmen für BOKU Mundt Ines Naderer Roger Kayamba Ndona Sabine Absolventen attraktiv ist 4 Nemecek Karin Obuljen Sabine Papst Thomas Past Silvia thema: BOKU-Häuser II Pfalz Simon Pichler Hannah Politor Patrick Rederer Die BOKU-Häuser und ihre Namensgeber 10 Evelyne Reiter Susanne Rom Werner Salaberger Georg Schild Gerhard Schiller Gerhard Schindler Claudia nachgefragt: Interview mit Christian Anibas 17 Schmöger Katharina Schödl Marion Schönfeldinger Andre Interview mit Prof. Brigitte Klug 18 Seitz Alireza Shahabfar Alexandra Sözer Christoph Stampfl Gottfried Steinbacher Kerstin Trieb Paul boku-intern: Rektorswahl - die Kandidaten 8 Unterhuber Johann Wirnsberger events: Veranstaltungs- und Seminartermine 14 McKinsey-Firmenpräsentation 15 STANDARD-Leserinnen beweisen Haltung. Alumni-Treffen 16 Seminarbericht Richtig Bewerben 16 absolventenverbände 20 karriere: Jobbörse und Jobvermittlungen 26 Umsteiger und Aufsteiger 27 boku-mix: Die neu gewählten Departmentleiter 28 BOKU-Splitter 32 Forschungssplitter 33 Rezension 34 ÖH-Wahlen 34 Entwicklung der BOKU-Studien 35 Gesucht ! BOKUlumni ist eine Zeitung FÜR Sie. Warum sollte es nicht auch eine Zeitung sein, die Sie MITgestalten? Aurora Sprenger, Studentin Schicken Sie uns Ihre Meinung. Wünsche, Beschwer- Wer seine Gedanken durch Lesen des STANDARD regelmäßig in Bewegung versetzt, wird bald Zeuge einer aufregenden Wechsel- den, Lob bitte an bokulumni@boku.ac.at wirkung – zwischen Anregung und Entspannung, zwischen Affekt und Erkenntnis. 4 Wochen gratis lesen: derStandard.at/Abo oder 0810 / 20 30 40 Die Zeitung für Leserinnen Ausgabe 02/2007 Seite 3
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:42 Seite 4 coverstory Wesentliche Arbeitgeber - Baxter AG Wer von der BOKU zu Baxter kommt, darf mögliche und höchst erfolgreiche Karriere- weit wichtigste Standort des Geschäfts- sich nicht wundern. Trotz der Größe des wege in der Industrie bei einem Unter- bereiches BioScience, welcher für die Unternehmens werden einem immer nehmen wie Baxter. Entwicklung und Produktion biotechnologi- wieder bekannte Gesichter unterkommen, scher und biopharmazeutischer Medika- denn Baxter ist eine der Firmen, die mit Baxter wurde 1931 gegründet und gilt mit mente zuständig ist. Diese werden sowohl mehr als 70 Personen eine besonders hohe rund 48.000 Mitarbeitern weltweit als eines aus menschlichem Blut (plasmatische Anzahl an BOKU-Absolventen beschäftigt der führenden Unternehmen im Gesund- Produkte), als auch gentechnisch (rekom- und vielleicht sogar das Unternehmen mit heitswesen. Baxter International hat seinen binante Produkte) gewonnen. den meisten BOKU Absolventen ist. Die Sitz in Deerfield bei Chicago, USA, und Von weltweit ca. 750 Mitarbeitern in Lebensmittel- und Biotechnologen finden Tochtergesellschaften in verschiedensten Forschung und Entwicklung sind etwa 80 sich im amerikanischen Konzern mit acht Ländern der Welt. Schwerpunkte sind thera- Prozent in Wien und Orth tätig. Alleine in Betriebsstätten in Wien und dem größten peutische Produkte und sonstige Erzeug- den letzten beiden Jahren wurde die Forschungsareal von Baxter BioScience in nisse zur Behandlung von Hämophilie, Forschungscrew hier um rund 20 Prozent Orth an der Donau unter vielen verwandten Nierenerkrankungen, Krebs, Immuner- erweitert. Einer der größten Forschungs- Fachdisziplinen, wie den Chemikern, krankungen und Traumata. Ein weiterer erfolge in Orth ist die „Vero-Zell-Plattform“, Verfahrenstechnikern oder Molekular- wichtiger Bereich sind Impfstoffe wie gegen mit der Baxter heute in der Lage ist, biologen ein und können sich im Idealfall Grippe, Meningokokken oder FSME, um Impfstoffe mit Medien ohne tierische im Rahmen von Forschung und Produkt- nur einige zu nennen. Komponenten in großen Mengen herzustel- entwicklung auch selbst verwirklichen. len. Risiken, wie die Übertragung der BOKUlumni zeigt anhand von drei Baxter Österreich, mit den Niederlassungen Rinderkrankheit BSE oder von spezifischen, Beispielen - ehemalige Mitarbeiter des in Orth und Wien, gehört zu den größten auch für den Menschen gefährlichen Viren, Instituts für Angewandte Mikrobiologie – Standorten in Europa und ist der konzern- können damit völlig ausgeschaltet werden. Wolfgang Mundt schon gewöhnt, ich denke, darüber lachen sie ohnehin schon.“ Das Leben ist spannend Trend und Visionen. Wolfgang Mundt geht Wolfgang Mundt steht seit fast 25 Jahren im davon aus, dass die biotechnologischen Dienste von Baxter bzw. vor 1996 Immuno. Produkte weiterhin zunehmen werden, Seine Berufung hat er in der biotechnologi- sieht aber sehr wohl auch die Gefahr der schen Forschung gefunden, dennoch ist der steigenden Kosten für das Gesundheits- Vater von vier Kindern, der sich in der system bzw. die Verbraucher selbst. Der Foto: Kogoj Freizeit dem Westernreiten verschrieben hat, Trend ist seines Erachtens ganz klar, nämlich mittlerweile als Vizepräsident der globalen dass klassische Plasmaprodukte zunehmend Prozessentwicklung von rekombinanten durch rekombinante ersetzt werden, Produkten und Impfstoffen längst nicht beispielsweise produziert Baxter bereits den mehr im Labor tätig. Seine Antriebskraft ist sehen und schön langsam wurde es auch eng mit rekombinanten Faktor 8, ein Blutgerin- nach wie vor die Neugier und die dem Geld.“ Schließlich erfuhr Mundt, dass nungsmittel für Hämophilie A-Menschen, Gewissheit, dass so vieles im Leben span- die Immuno ein neues Forschungszentrum so genannte Bluter. Bei plasmatischen Pro- nend und interessant ist. aufbaue. Betraut damit war Prof. Dorner, bei dukten bleibt doch trotz aller Vorsicht- welchem er sich dann auch vorstellen ging. maßnahmen ein Restrisiko. Werdegang. Bei seiner Diplomarbeit beim „Das war lustig. Prof. Dorner fragte etwas zu „gefürchteten“ Prof. Klaushofer am Institut meiner Dissertation und dann habe ich geredet Hürden für Neueinsteiger? Natürlich für Lebensmitteltechnologie entdeckte und geredet und etwa nach einer halben Stunde müssen sich Neulinge an die spezielle Wolfgang Mundt seine Leidenschaft für das hatte ich den Job, er hat mir sofort zugesagt.“ Struktur und Organisation gewöhnen und, experimentelle Arbeiten. Ein glücklicher so vermutet Mundt, manchen macht das Zufall brachte ihm dann auch ein Angebot Führungsrolle. Mundt schätzt sich glück- vielleicht am Anfang auch relativ viel für eine Dissertation im Bereich lich, auch als Führungskraft menschlich und Druck, dass man Timelines einhalten muss. Mikrobiologie ein. Daneben konnte er auch locker bleiben zu können, Autorität und Auch das Arbeiten nach GMP – der Good als Vertragsassistent arbeiten – immerhin Strenge waren eigentlich nie nötig. „Die Manufacturing Practice, einem Regelsystem hatte Mundt bereits eine kleine Familie. Die Leute in meinem Team haben immer hervorra- für Herstellungsmethoden, Verpackungen Dissertation wurde immer mehr zur gende Arbeit gemacht und ich denke mir auch, etc., - lernt man nicht während des Bewährungsprobe, doch er hielt trotz aller dass ich selbst einen Fehler gemacht habe, wenn Studiums und muss man sich erst aneignen. Pannen und Misserfolge bei der es mir nicht gelingt, die Leute zu motivieren und Aber nach Mundts Erfahrung gewöhnen Untersuchung durch und brachte ein sie deshalb schlechter arbeiten. Das einzige, das sich Einsteiger sehr rasch an diese industri- respektables Ergebnis zustande. Danach mich aufregt, ist, wenn Leute aus dem Team elle Arbeitsweise. Wichtig ist natürlich auch war Mundt ganz vom Forschervirus infi- gemobbt werden, das kann ich nicht tolerieren Kreativität und Geduld. „Viele, die in die ziert und wollte gerne so weitermachen. und da bin ich auch sehr hart.“ Auch wenn das Forschung zu uns kommen, erwarten sich natür- „Das war die nächste Katastrophe, ich hatte gar nicht immer so leicht fällt, versucht der lich auch, dass sich jeden Tag Tolles ergibt, aber damit spekuliert, auf der Uni bleiben zu können 57-Jährige seinen Mitarbeitern viel Freiraum so läuft das eben nicht. Gerade in der industriel- und einen ganzen Posten zu bekommen, nicht einzuräumen und sich immer mehr zurück- len Forschung gibt es immer lange Phasen, wo mehr nur einen halben Vertragsassistenten, aber zunehmen. „Dass ich halt neugierig bin und man nur optimiert und an Kleinigkeiten feilt.“ da war keine Chance und so hab ich mich umge- immer nachfrage, daran haben sich die Leute Seite 4 Ausgabe 02/2007
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:42 Seite 5 coverstory Christine Schmatz voran, um zukünftige neue Produkte in die Pipeline zu bekommen. Es ist ein starker Drang Wo ein Wille – da ein Weg da, die nächsten Produktgenerationen hervorzu- bringen, um den Anforderungen der Kunden Christine Schmatz hat eine sehr beachtliche und der modernen Medizin noch besser gerecht Karriere hinter sich. Seit mittlerweile 20 zu werden und vielfältig positioniert zu sein. Jahren arbeitet die gebürtige Nieder- Derzeit ist Baxter führend im Bereich der plas- österreicherin für das Untenehmen Baxter matischen Produkte, wir trauen uns zu sagen, Foto: Komarek bzw. davor Immuno. Nun ist sie Plant dass wir hier das breiteste Produktportfolio Managerin, wie das in einem amerikani- vorweisen können.“ Die starke Nachfrage schen Unternehmen heißt, und leitet den nach plasmatischen Produkten wird nach Baxter Produktionsstandort Wien Donau- Schmatz auch noch einige Zeit anhalten, stadt. Und dies ganz ohne Studium. denn noch können nicht alle Faktoren, die sie aus dem Plasma gewinnen, mittels Einstieg. Nach dem Abschluss der HTL in Routineproduktion aufzunehmen, wieder rekombinanter Technologien hergestellt der Rosensteingasse verschlug es Christine eine Pioniersarbeit und die richtige werden. Diese neuen Technologien stellen Schmatz wie viele andere Maturanten Herausforderung für Christine Schmatz. Sie aber einen klaren Schwerpunkt von Baxter schließlich an die BOKU, doch anstatt sich konnte sich auch im industriellen Umfeld dar und werden in den nächsten Jahren eine wie viele erst einmal blindlings ins wunderbar bewähren und zügig die gute Ergänzung zu den plasmatischen Studentenleben zu stürzen, zögerte sie mit Karriereleiter hochklettern, wobei sie immer Produkten sein, so Schmatz. dem Studienbeginn, überlegte sehr genau wieder betont, dass all das ohne ihre und war sich nicht sicher, ob es das Richtige Mentoren und Förderer, neben Prof. BOKU-Absolventen. Abgesehen davon, sei. Erste Kontakte zur Lebensmittel- und Katinger auch Prof. Dorner und auch dass sich Christine Schmatz aufgrund ihrer Biotechnologie waren bereits hergestellt, das Wolfgang Mundt, nicht möglich gewesen eigenen Geschichte mit BOKU-Absolventen Interesse war groß und vor allem die wäre. Dass sie mit steigender Verant- verbunden fühlt und auch viele kennt, Begeisterungsfähigkeit und so bot Prof. wortung immer weniger an der Basis im alleine an ihrem Standort Donaustadt arbei- Katinger der jungen Frau einen Job als Labor arbeiten konnte, vermisste sie ten über 30, schätzt sie als Vorgesetzte und Projektmitarbeiterin an. „Das war eine sehr anfangs, und noch heute versucht sie ab und überhaupt als Mitarbeiterin die ihres interessante Zeit an der BOKU. Die ursprüngli- zu, die Produktionsstätten selbst zu besu- Erachtens hervorragende Qualifikation und che Zielsetzung war ja, die Entscheidung zu chen und mit den Leuten vor Ort über fundierte, praxisorientierte Ausbildung der finden, Studium – ja oder nein. Dann lernte ich Erfolge und vor allem auch Schwierigkeiten BOKU-Leute ebenso sehr wie eine ganz Prof. Katinger kennen, der mich lange Zeit und etwaige Sorgen zu reden. Die hierarchi- andere Qualität. „Was ein besonderer Wert ist, begleitet und gefördert hat und mit dem mich sche Gliederung eines derartigen Konzerns das ist das familiäre Klima an der BOKU, und heute noch eine sehr gute Freundschaft verbin- erscheint der 38-Jährigen zweckmäßig, ich hab das Gefühl, dass diese Menschen das det. Er hat mir die wunderbare Chance gegeben, gleichzeitig betrachtet sie es mehr oder mittragen und einbringen, dass der Faktor mit Zellkulturen zu arbeiten, das hat mich minder nur als Hilfsmittel. „Wir leben und ich Mensch einen hohen Stellenwert hat und viel wahnsinnig fasziniert.“ hoffe, dass das auch meine Mitarbeiter behaupten damit bewegt werden kann. Motivation und können, ein sehr kollegiales Zusammenwirken Begeisterung sind einfach etwas Essentielles.“ Christine Schmatz war es immer schon sehr mit einem sehr starken Teamgeist.“ wichtig, selbst auch mitgestalten zu können, Was bietet Baxter? „Baxter bietet eine gute die Chance bei einem Kooperationsprojekt Begeisterung und Selbstbehauptung. Ihr Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, sei es in mit der damaligen Immuno mitzuarbeiten, größter Prüfstein war sicherlich die der Forschung, für Leute, die sich hier entfalten ließ sie sich nicht entgehen. Ihr Vertrag war Tatsache, als Nicht-Akademikerin und Frau wollen, sei es im angewandten Teil, in der zunächst befristet auf ein Jahr. „Und ich hab in einem männerdominierten, akademi- Produktion und Qualitätskontrolle. Das Span- mir gedacht, ich schau mir das nun ein Jahr lang schen Feld nicht nur tätig zu sein, sondern nende daran ist, dass wir gute Möglichkeiten an und dann werde ich mich dem Studium sich bald als Führungskraft zu behaupten, haben, einerseits eine Laufbahn als Füh- widmen, ganz wie mein Vater es wollte, und bereits an der BOKU wurde ihr die Leitung rungskraft anzubieten, andererseits die Chance, Prof. Katinger hat es dann geschafft, mir so eines Labors anvertraut. Doch Christine sich im Forschungsbereich als Experte etablieren interessante Aufgaben zu geben und immer Schmatz, die ihre große Freude daran, mit zu können.“ wieder neue Projekte aufzustellen, dass es nie Menschen zusammenzuarbeiten und etwas soweit gekommen ist. Es sind dann elf Jahre an zu bewegen, wahrscheinlich von ihrer Der Arbeitsmarkt für Lebensmittel- bzw. der BOKU daraus geworden, mit verschieden- Mutter, einer Kindergärtnerin, übernommen Biotechnologen. Grundsätzlich sieht sten Projekten im Bereich der tierischen hat, ließ sich nicht unterkriegen und ging Schmatz die Chancen für LBT-Absolventen Zellkultur zur Entwicklung von „state-of-the- „mit jugendlicher Leichtigkeit“ an diese sehr positiv, auch international. Besonders art“ Herstellverfahren von monoklonalen Herausforderung heran. „Ich habe offenbar begrüßt sie Ansätze, die fachlich fundierte Antikörpern und rekombinanten Proteinen für sehr rasch ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein Ausbildung um wirtschaftliches Know-how therapeutische Zwecke, und dieses Mitwachsen entwickelt, sodass ich mich in meiner Rolle zu erweitern. Die Trennung zwischen war eine tolle Aufgabe für mich und hat mir eine behaupten konnte, heute ist das eigentlich kaum Lebensmittel- und Biotechnologen im super Basis gegeben, dann in die Industrie mehr ein Thema.“ Magisterstudium erscheint ihr unproblema- einzusteigen.“ tisch, eine derartige Entscheidung sei sicher- Trends und Orientierung. „Baxter hat sich lich nichts Endgültiges und das Industrie. Im Zuge eines Start-ups einer klar dazu entschieden, wieder mehr in die Magisterstudium im Lebensmittelbereich neuen Baxter-Produktionsanlage in Orth an Forschung zu investieren, das spüren wir in der bestimmt kein Ausschlusskriterium. „Das ist der Donau holte Wolfgang Mundt sie an Praxis auch sehr deutlich. Das Unternehmen immer eine Frage, wo die Person selbst ihre Liebe Bord, um ihn in seiner Rolle als Her- arbeitet intensiv an der Prozessentwicklung von und ihre Begeisterung hat, das kann durchaus stellungsleiter zu unterstützen, diese Anlage Impfstoffen und rekombinanten therapeutischen später noch umschwenken, wo ein Wille, da ein lizenziert zu bekommen und dann die Proteinen und treibt die klinischen Studien Weg.“ Ausgabe 02/2007 Seite 5
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:42 Seite 6 coverstory Manfred Reiter Der Mensch ist im Vordergrund nommen. Er ist ja wirklich eine Koryphäe der entwickler bis zum Ende der klinischen ersten Stunde auf dem Gebiet, auch internatio- Phase mitarbeiten und auch am Beginn der nal gesehen, und insofern war das eine schöne kommerziellen Produktion – in Wien Gelegenheit bei ihm hier die Grundkenntnisse Donaustadt – dem Produktionsteam noch dazu zu lernen.“ Reiter konnte die mit Rat und Tat zur Seite stehen. Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Zellkulturtechnologie im Wesentlichen in Bewerbung bei Baxter. Bei Bewerbungs- Orth fortsetzen. gesprächen versucht Reiter vordergründig herauszufinden, ob jemand in eine Industrielle Forschung. Der Umstieg vom bestimmte Gruppen passt oder eher nicht, IAM in die Industrie fiel dem nach eigener weiters zählen natürlich die spezifischen Einschätzung pragmatischen Forscher mit Interessen, ob jemand gewillt ist, experi- kleinen, aber realistischen Visionen, durch- mentell zu arbeiten zum Beispiel, sowie aus schwer, aber Wolfgang Mundt, Förderer Ausbildungen über das Studium hinaus, und Vorgesetzter, hat es ihm erleichtert, wie etwa EDV-Kurse. Ein ganz wesentlicher indem er ihm möglichst viele Freiheiten und Aspekt an der Arbeit bei Baxter ist für ihn Raum zur Selbstverwirklichung gab. die Möglichkeit, sich mit Baxter- Als Immuno dann 1996 von Baxter über- Mitarbeitern weltweit, vor allem aus ganz nommen wurde, gab es interne Befürch- Europa und den USA, auszutauschen. „Das tungen, dass der Bereich R&D (Research & ist schon eine tolle Sache, wenn man im Zuge Development) womöglich reduziert würde. der Arbeit die Möglichkeit hat, Leute verschie- Baxter erkannte aber das Potenzial von Orth denster Herkunft kennen zu lernen und kultu- und seinen Forschungs- und sonstigen rellen Austausch zu genießen. Ich denke, es hilft Fachgruppen und erweiterte diesen Bereich auch, etwaige Hemmschwellen abzubauen, denn sogar noch. „Das Schöne ist, dass wir uns hier letztlich zählt der Mensch.“ Reiter, der die in der Prozessentwicklung einerseits mit thera- Internationalität bei Baxter und die peutischen Proteinen beschäftigen dürfen, ande- Möglichkeit zur Teilnahme an internationa- rerseits mit Impfstoffen, das mag exotisch len Kongressen sehr schätzt, war selbst klingen, aber in Wirklichkeit bestehen hier sehr leider nie länger im Ausland, möchte dies „Technologien und alles Mögliche ist eine schöne viele Synergien. In beiden Fällen muss man aber jüngeren Kollegen durchaus sehr ans Sache, ja. Aber letztlich zählt der Mensch, das ist Zellen kultivieren, ein Medium optimieren und Herz legen. für mich das Wichtigste.“ Der 47-jährige Fermentationstechnologie betreiben sowie ein Manfred Reiter kommt aus dem vorarl- Produkt, Protein oder Antigen, reinigen und Herausforderung und Klima. Die sehr berger Ländle, arbeitet und forscht in Orth charakterisieren. Und durch diese vielen familiäre Atmosphäre am IAM hat Reiter an der Donau und verbringt seine Freizeit Synergien können die einzelnen Gruppen viel und seine Kollegen, die auch von der BOKU mit seiner Familie im Ferienhaus im roman- voneinander lernen.“ kommen, schon geprägt. „Das macht den tischen Mühlviertel. Einstieg vielleicht leichter, wenn manche Heute hat er die Funktion des Direktors der Kollegen aus demselben Stall kommen. Aber die BOKU-Forschung. Manfred Reiter hat seine Upstream-Prozessentwicklung inne. Der Atmosphäre in Orth ist auch ganz außerordent- spontane Entscheidung zum Studium der Upstream-Bereich ist vordergründig zustän- lich, auch weil so viele heterogene Gruppen hier Lebensmittel- und Biotechnologie, damals dig für die Entwicklung von Verfahren zur nebeneinander und miteinander arbeiten.“ noch Gärungstechnologie, bei seinem ersten Kultivierung von Bakterien und tierischen Besuch an der BOKU nie bereut. 1986, nach Zellen. In der Regel werden die Für ihn stellte auch die größte berufliche der Diplomarbeit am Institut für Ange- Mikroorganismen in Bioreaktoren kultiviert. Herausforderung diese Aufgabe dar, mit wandte Mikrobiologie (IAM), konnte er sich In diesen Systemen werden dann die steigender Verantwortung immer mehr an der BOKU als Mitarbeiter in verschieden- Bedingungen für die Expression von thera- unterschiedliche Gruppen vernetzen zu sten Projekten (Umweltbiotechnologie, Prof. peutischen Proteinen oder Virusantigenen müssen. Braun; Fermentationstechnologie, Prof. optimiert. „Das ist wichtig, das muss man lernen, und Bayer) etablieren und auch 1989 im Gebiet auch, dass das eigene Fachgebiet letztlich nicht „Industrielle Säugetier-Zellkulturtechnolo- Der Bereich Downstream kümmert sich um mehr so wichtig ist, wenn man Produkte gie“ promovieren sowie dann noch als Ver- die Entwicklung von Verfahren zur entwickeln und in eine klinische Studie bringen tragsassistent weiterarbeiten, bis er wie Reinigung und analytischen Charak- will, sondern die Vernetzung der einzelnen seine Kollegin Schmatz durch die BOKU- terisierung von diesen Proteinen oder Gruppen – Projektmanagement, Molekular- Kooperation mit der Immuno schließlich Antigenen. Gemeinsam geht es dann an die biologie, Virologie, Immunologie, Qualitäts- auch dort einen Job im Forschungszentrum Erzeugung klinischen Materials mit dem kontrolle – und die Zusammenarbeit ist das Orth bekam. „Das Studium zeigt einem ein Ziel, durch klinische Untersuchungen – Entscheidende.“ sehr breites Gebiet und erlaubt einem, später diese finden üblicherweise in drei Phasen flexibel zu sein. Im Rahmen meiner Dissertation statt – schlussendlich für ein neues Produkt DIE INTERVIEWS FÜHRTE GUDRUN SCHINDLER. habe ich dann von Prof. Katinger die auch eine Zulassung zu bekommen. TEXT: NINA BRLICA Leidenschaft für die Zellkulturtechnologie über- Ganz wichtig ist dabei, dass die Prozess- Seite 6 Ausgabe 02/2007
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:43 Seite 7 coverstory Die BOKU-Absolventen bei Baxter Fotos von allen befinden sich auf der Titelseite. Biotech Services: Clementschitsch Franz, Felgenhauer Martin, Fuhrmann Wilhlem, Hager Michael, Sachslehner Alois, Thurner-Seebacher Annette Clinical R&D: Wippler Ute Discovery Research: Kerschbaumer Randolf Global Pathogen Safety: Kreil Thomas Manufacturing: Appeltauer Bettina, Ausserleitner Martin, Berger Michaela, Froeschl Walter, Hassanpour Baratollah, Howecker Elisabeth, Maierhofer Helmut, Pechhacker Michael, Pechhacker Josef, Peirl Thomas, Pflegerl Karin, Spannbauer Beatrix, Stoeckl Michael Pathogen Safety: Knopp Andreas, Petutschnig Gabriele, Schweinberger Andrea Plant Manager: Langer Christoph, Schmatz Christine Plasma Control: Zerlauth Gerold Process Development: Fleischanderl Daniel, Graninger Michael, Grillberger Leopold, Juric Renata, Kneidinger Martha, Kraus Barbara, Langer Wolfgang, Mundt Wolfgang, Purtscher Martin, Reiter Manfred, Spenger Alexandra, Tauer Christa Process Validation: Fleischmann Georg Product Management: Szcerba Hank Project Management: Barosch Agnes Quality: Eulenstein Walter, Fabini Gustav, Fleck Susanne, Fröhwein Ulrike, Fuerlinger Monika, Grill Erwin, Hend Ingrid, Hinterleitner Peter, Jarosch Marina, Jeschofnik Markus, Kainz Ursula, Koeller Andrea, Leohnhart Christoph, Marx Daniela, Mischinger Manfred, Moser Hermann, Pichler Peter, Rehberger Anita, Rittler Elisabeth, Rohrauer Gerhard, Steurer Anton, Thim Silvia, Wuertz Susanne R&D Biosurgery: Harkamp Katharina Research & Technical Assessment: Scheiflinger Fritz Strategy Implementation: Noe Michael Technical Assessment: Urbanek Dinah Die wohlverdiente Pause bei Baxter Arbeiten bei Baxter Respekt, Reaktionsbereitschaft und Resultate – so lauten die Grundsätze der Geschäftsethik von Baxter. Diese Überbegriffe sollen für wechselseitige Achtung, Integrität, Innovation, Qualität, Übertragung von Verant- wortung und Teamarbeit stehen und jeden Tag gelebt werden. Rund 3000 Mitarbeiter hat Baxter in Österreich in den verschiedenen Berei- chen wie Forschung, Entwicklung, Produktion, Qualitätskontrolle und Vertrieb. Das wachsende Unternehmen sucht immer wieder neue Kräfte – Kreativität, Engagement und Ziel- strebigkeit sind hier besonders gefragt, aber auch Flexibilität ist sehr wichtig. Baxter bietet seinen Mitarbeitern eine Unternehmenskultur der gegenseitigen Achtung und individuellen Ent- wicklung der unterschiedlichen Per- sönlichkeiten eingebettet in vernetzte Teams und sehr dynamische Struk- turen. Eine Karriere mit wachsender Verant- wortung ist für engagierte Mitarbeiter eine reale Chance. Weiterbildung und die Work-Life-Balance der einzelnen Mitarbeiter sind dem Unternehmen ein Anliegen. Nähere Infos über das Unternehmen und offene Stellen finden Sie auf der Homepage. Auch Initiativbewerbungen sind er- wünscht! www.baxter.at bewerbung@baxter.com Ausgabe 02/2007 Seite 7
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:43 Seite 8 boku-intern Rektorswahlen Bereits einige Zeit läuft an der BOKU die Wahl des Rektors oder der Rektorin für die nächsten vier Jahre. Das dazu vorge- sehene Verfahren ist relativ komplex und sorgt für genügend Spannung bei allen Interessierten. BOKUlumni stellt die drei Bewerber vor, die der Senat dem Universitätsrat nun vorgeschlagen hat. NINA BRLICA Mindestens sechs Monate vor Ablauf einer Amtsperiode hat die Auf der Grundlage der Bewerbungsprüfung hat der Senat dann einen Ausschreibung der Funktion des Rektors zumindest im Wahlvorschlag an den Universitätsrat zu erstatten, dieser darf nicht Mitteilungsblatt der Universität zu erfolgen. Der Senat beschließt, in mehr als drei Personen umfassen und kann gegebenenfalls auch eine welchen weiteren Medien die Ausschreibung zu veröffentlichen ist. Reihung beinhalten. In Absprache mit dem Universitätsrat dürfen im Außerdem kann der Senat neben den im UG 2002 vorgesehenen Wahlvorschlag des Senates auch weniger als drei Personen genannt weitere Qualifikationen und Erfordernisse in die Ausschreibung werden, wenn nicht genug qualifizierte Bewerbungen vorliegen. Im aufnehmen. Die Ausschreibungsfrist muss wenigstens drei Wochen ab Wahlvorschlag muss weiters auch begründet werden, warum die Verlautbarung betragen. Die Kosten für die Durchführung der betreffenden Bewerber besonders geeignet erscheinen für das Amt des Ausschreibung und das Auswahlverfahren sind dem Senat vom Rektors bzw. der Rektorin, und weshalb andere Bewerber aus dem Rektorat zur Verfügung zu stellen. Wenn nicht genügend Wahlverfahren ausgeschieden sind. Bei Wunsch sind auch alle Bewerbungen bzw. nicht ausreichend qualifizierte Bewerbungen Bewerbungsunterlagen an den Universitätsrat weiterzugeben. Aus eingehen, kann der Senat eine neuerliche Ausschreibung beschließen. dem Vorschlag des Senates wählt der Universitätsrat, welcher sich aus Bei der Bewerberauswahl steht es dem Senat frei, sich nach Bedarf sieben Personen aus Wissenschaft und Wirtschaft außerhalb der üblicher Methoden der Personalauswahl zum Beispiel mithilfe eines Universität zusammensetzt, den neuen Rektor mit einfacher Mehrheit. Personalberatungsunternehmens zu bedienen, ebenso kann der Senat Der gewählte Bewerber wird dann vom Universitätsrat zu mit geeigneten Bewerbern eine Anhörung durchführen, dies muss Verhandlungen über den Arbeitsvertrag und die Zielvereinbarung dann auch in der Ausschreibung bekannt gegeben werden, und eingeladen, wird infolge ein Arbeitsvertrag abgeschlossen, wird dies beschließen, dazu alle Universitätsangehörigen einzuladen, in jedem vom Universitätsrat im Mitteilungsblatt verlautbart, wird aber im Fall müssen aber bei einer Anhörung die Mitglieder des Zeitraum von zwei Monaten kein Vertrag abgeschlossen, muss die Universitätsrates eingeladen werden. Funktion des Rektors neu ausgeschrieben werden. Ingela Bruner Gesellschaft sowie Vorsitzende des glaube ich, auch eine Selbstverständlichkeit Wissenschafts- und Forschungsrates des sein, dass wir, wenn wir an die Mitarbeiter Ingela Bruner wurde Landes Salzburg. „Ich sehe eine große und Mitarbeiterinnen der BOKU denken, 1952 in Kristianstad in Herausforderung für die BOKU: Hohe zuallererst an ihr Potenzial und zu allerletzt Schweden als Tochter universitäre Qualität bei gleichzeitig an ihre Lohnkosten denken.“ Dabei setzt sie einer schwedischen beschränkten BMWF-Mitteln zu gewährlei- auf Vertrauen und Bevollmächtigungen. Mutter und eines kana- sten“, so startete Bruner ihre Präsentation Weiters erscheinen Bruner Karriere- pers- dischen UNO-Diplomaten geboren. Von beim Rektorshearing. In der Folge behan- pektiven, wie sie in der Privatwirtschaft klein auf war sie mit verschiedenen delte sie vier ihr wesentlich erscheinende selbstverständlich sind, für die wissen- Sprachen und Kulturen konfrontiert, sie Grundgedanken. Eine Offensive bei den schaftlichen Mitarbeiter wie für jene im verbrachte Teile ihrer Kindheit in Syrien Finanzen der BOKU: sie möchte durch administrativen Bereich sehr wichtig. Ihren und im Libanon und lebte in Frankreich geschickte Verhandlungen Freiräume für dritten Grundgedanken widmete Bruner und Indien, bis sie 1968 nach Österreich die BOKU schaffen, wobei sie hier auch den Studierenden an der BOKU. Unter dem kam und fortan das französische Lycée in nicht ausschließt, eine Betreibergesellschaft Leitsatz „BOKU students come first“ prä- Wien besuchte. Danach studierte sie zu errichten bzw. eine Art Wissenssteuer sentierte sie ein paar grundlegende Punkte, Maschinenbau an der University of Toronto bei BOKU-Leistungen einzufordern. die ihres Erachtens eine Universität bieten in Kanada sowie an der Technischen Weiters erwähnt Bruner die BOKU-interne sollte, darunter ein optimales Lernumfeld, Universität in Wien - hier promovierte sie Förderung der Forschung als ein besonders Wertschätzung für Exzellenz in der Lehre 1979 als erste Doktorandin für Maschi- großes Anliegen für sie und zwar nicht nur und nicht zuletzt der Abbau von Barrieren. nenbau in Österreich. Im Juni 1977 heiratete der bereits etablierten Forschung, sondern Hierbei denkt sie u.a. an die Einrichtung ei- sie Gerhard Bruner, 1987 wurde Marie- auch von neuen Ideen und jungen Wissen- ner Abenduniversität. Zuletzt spricht Bru- Louise geboren, welche wie ihre Eltern nun schaftler. Mit 50 Prozent der bei Dritt- ner noch ihre Rolle als Rektorin der BOKU an der TU studiert. mitteln einbezogenen Overheads will sie an, die sie aktiv und transparent angehen Ingela Bruner engagiert sich seit langem im den BOKU-Forschungsfonds speisen. würde. Nach außen hin möchte sie als Bereich Wissenschaft und Forschung, Außerdem will sie die Weiterbildungs- Anwältin der BOKU fungieren und nach forschte selbst jahrelang zu Energie, Um- angebote an der BOKU weiter ausbauen, innen auf einen partizipativen Führungsstil welt und Verkehr und kam dann immer zumal das ein Bereich sei, wo die BOKU setzen, das bedeutet mit gleich hohem mehr ins Management. So war sie unter an- Gewinne machen darf und kann. Als zwei- Verständnis für sachbezogene Interessen derem Präsidentin der Donau-Universität ten Grundgedanken führt Bruner die wie für die Menschen und ihre Anliegen. Krems und wirkte als Direktorin und Lei- Personalentwicklung an und setzt hier auf Entscheidungen sollten möglichst gemein- terin der Forschungsabteilung der OMV. den Entwicklungsplan, den sie als strategi- sam gefällt werden und in jedem Fall trans- Derzeit ist sie als selbständige Beraterin im sche 9-Jahresplanung ausbauen will und parent und nachvollziehbar sein. Im Sinne Bereich Forschungsförderung und auf Personalplanung. „Wenn wir uns einig der Transparenz legt Bruner ihre Bewer- Universitätsmanagement tätig, ist Univer- sein könnten, dass Qualifizierung und bung offen und lädt auch die Absolventen sitätsrätin der Veterinärmedizinischen Uni- Ermächtigung das Allerwichtigste bei der der BOKU ein, sie unter http://tugraz.at/ versität und im Senat der Christian Doppler Personalentwicklung ist, dann wird es, so bruner-bewerbung-boku kennenzulernen. Seite 8 Ausgabe 02/2007 W d lt St hl i R likt d
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:43 Seite 9 boku-intern Peter Holubar Dienstgeberseite, fahrungen mit der BOKU-Organisation in nahm er auch bei den letzten Jahren möchte sich Holubar des- Peter Holubar ist der BOKU als Mitarbeiter den Kollektivver- halb ganz besonders für leistungsorientierte bereits seit 20 Jahren verbunden. Er wurde tragsverhandlungen Mitbestimmung einsetzen. An Mitteln zur am 31. Oktober 1962 in Wien geboren und zwischen Optimierung setzt er auf Mitarbeiter- besuchte den Zweig Biochemie der Höheren Universitäten und gespräche, unter anderem zur Abteilung der HBLVA Rosensteingasse. Gewerkschaften ein. Mitarbeiterzielvereinbarung auf allen Danach studierte er Biochemie an der Uni Seit 2006 ist Peter Holubar außerdem Lektor Ebenen. So genannte Planungszellen sollen Wien und wechselte schließlich an die an der Fachhochschule Campus Wien im dazu dienen, das Struktur-Wissen der BOKU zu Lebensmittel- und Biotechnologie. Lehrgang „Bioengineering“. Aufgrund sei- Mitarbeiter auch wirklich auszuschöpfen, Im Jahre 2000 promovierte er am Institut für ner verschiedenen universitären Tätigkeiten „denn oft weiß der Gärtner besser Bescheid Angewandte Mikrobiologie und bereits 2004 gewann Holubar einen umfassenden als mancher Uni-Professor“, so Holubar. Der habilitierte er sich und stieg damit zum Einblick in die Organisation und neu einzurichtende BOKU-Think Tank, die Universitätsdozenten und Professor für Entwicklungsmöglichkeiten einer European Strategic Studies Association Angewandte Mikrobiologie auf. Bereits Universität. Sein zentraler Argumentations- (ESSA) soll vorhandenes Wissen vernetzen während der Studienzeit sammelte er wich- punkt ist: Nach dem Wortlaut des UG 2002, und für die BOKU fruchtbringend einsetzen. tige Berufserfahrungen. Als Forschungs- und auch historisch gesehen, ist die „Der Mensch steht in einer wissensbasierten assistent, aber u.a. auch als Inhaber eines Hauptaufgabe der Universitäten unserer Organisation als Wissensträger und als Schnellimbisses zur Finanzierung des Zeit die Bildung des Menschen durch Wis- wichtigste Ressource im Mittelpunkt. Und Studiums. Er war Gründungsgesellschafter senschaft. Dies steht durchaus im Gegensatz es ist mir ganz wichtig, dass auch für die einer Biotechnologie-Firma und hat seit 2003 zu den Fachhochschulen, bei denen klar die Entscheidungsträger Mitbestimmung mehr die PR- und Kommunikationsagentur Berufsausbildung im Vordergrund steht. als ein Wert an sich ist, sondern auch dazu science2media, die sich damit beschäftigt, Universität ist nach Holubars Ansicht mehr führt, dass konsensuale Prozesse ohne teure komplexe wissenschaftliche Inhalte in die als das. Die Erfüllung dieser Kernaufgaben Reibungsverluste ablaufen. Wenn man mich Medien zu bringen. An der BOKU war er erfordern leistungsfähige inneruniversitäre in zehn Jahren rückblickend fragen würde, Mitglied des Kollegiums und der Mittelbau- Strukturen, und dabei erscheint ihm beson- wie möchten Sie, dass man über die BOKU Kurie und hat sich, nach Inkrafttreten des ders wichtig, dass die Leitungsgremien, spricht, würde ich das mit einem Songtext UG 2002, als stellvertretender Vorsitzender Rektorat, Universitätsrat und Senat, in der Rockgruppe Juli beantworten: „Du des Senates, sowie in den verschiedensten einem ausgewogenen Machtverhältnis wir- warst anders als die anderen, irgendwie spe- Arbeitsgruppen engagiert. Eine aktive Rolle, ken, sozusagen ein gleichschenkeliges ziell, du hattest deinen eigenen Kopf, du als Leiter eines Verhandlungsteams auf Dreieck bilden. Aufgrund seiner Er- warst gefährlich und schnell.“ Norbert Fürstenhofer Einrichtung, den. Ich weiß, wovon ich spreche, das Organisation und Bundesheer wird reformiert und transfor- Norbert Fürstenhofer ist am 16. August 1945 Leitung von miert. Wenn etwas nicht kommuniziert wird, in Wien geboren, ging nach der Matura zum Lehrgängen für wenn die Leute nicht wissen, worum es Bundesheer und absolvierte die Umweltgefahren und eigentlich geht, dann entstehen Ängste. Und Offiziersausbildung an der Theresianischen Katastrophenmanage- Ängste sind der Killer jeder vernünftigen Militärakademie. Er durchlief danach eine ment erkannte er die Reformbestrebung. Das heißt, das Begreifen Reihe von Einsätzen und Funktionen inner- Notwendigkeit der Verknüpfung von Know- der notwendigen Entwicklungen und halb des Bundesheeres. Dabei fungierte er How des Katastrophen- und des Maßnahmen als Chance für den einzelnen bereits 1970 als Ausbildner und Kom- Wissensmanagements mit einer naturwis- und für die Universität als Ganzes, ist extrem mandant in der damaligen Luftschutz- senschaftlichen Fundierung. Auch im wichtig. Jeder einzelne muss sich in dieser truppenschule, heute ABC-Abwehrschule Hinblick auf die Organisation und das Geschichte wieder finden und bestätigt fin- genannt, deren Leitung er später übernahm. Funktionieren einer Universität sieht er das den, das verstehe ich unter einem demokrati- Davor führte er internationale Einsätze wie Zusammenwirken von Lehrenden, schen Prozess.“ Fürstenhofer spricht sich den Erdbeben -Einsatz in Armenien 1988 Studierenden und Absolventen in den auch dafür aus, dass jeder einzelne die und davor den Katastropheneinsatz von Berufsfeldern sowie der unterstützenden Möglichkeit hat, sich einzubringen und Tschernobyl (1986) an. Seit April 2003 ist Institutionen wie Behörden und Industrie als damit auch die Chance, sich mit dem gesam- Fürstenhofer ABC-Abwehrchef des wesentliche Grundvoraussetzung an. Der ten Engagement zu identifizieren. Das Bundesheeres, weiters fungiert er als Gesamtapparat kann nur funktionieren, Besondere an der BOKU ist seines Erachtens Mitglied in der Wissenschaftskommission wenn der Bezug zur Umwelt, zur die starke Diversifikation, das breite des Verteidigungsministeriums und im wis- Anwendung hergestellt wird und damit Spektrum im Bereich der Forschung und senschaftlich-technischen Beirat des auch ein Feedback im Sinne eines Lehre und die damit möglichen Forschungszentrums Seibersdorf. In seinem Regelkreises, einer Art inneren Kontroll- Interaktionen. Ein Kosten-Nutzen-Denken Werdegang war Norbert Fürstenhofer von mechanismus bietet. Nur so kann sich, ist erscheint ihm zwar notwendig, aber nicht so Anfang an eng mit dem Fürstenhofer überzeugt, eine Art Inno- weit, dass die Universität ein vorwiegend Wissenschaftsbereich verbunden, aber auf vationsschraube ergeben, die sich quasi marktwirtschaftliches und wettbewerbfähi- der anderen Seite, als Wissenschafts-An- selbst bewegt. Allerdings passiert dies nur, ges Unternehmen wird, hier würde sie nur wender. Aufgrund seiner beruflichen Spe- wenn es gelingt, das Feedback und die scheitern. Die Stärke der BOKU liegt seines zialisierung auf Problembereiche und Kata- Ergebnisse der Selbstanalyse auch dement- Erachtens darin, im Bereich eines weiten strophen, musste er sich früh intensiv mit der sprechend zu kommunizieren. „Das heißt Feldes Lösungen anzubieten, die natürlich in Umwelt und möglichen Risiken und also, was im Unternehmen passiert, muss der Industrie und Wirtschaft genutzt werden Gefahren auseinandersetzen. Bei der auch in geeigneter Weise weitergegeben wer- können und sollen. Ausgabe02/2007 Seite 9
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:43 Seite 10 thema: boku-häuser II Geschichte der BOKU Häuser Teil II In Fortführung zur letzten Ausgabe von BOKUlumni werden nun die restlichen Gebäude an der Türkenschanze mit ihrer Geschichte und den jeweiligen Namensgebern vorgestellt. Die Eigentümerin aller Häuser ist die BIG (Bundesimmobiliengesellschaft), die alle Häuser umgebaut und renoviert und an die BOKU vermietet hat. SARAH RITZEROW Franz Schwackhöfer Haus – das frühere schließlich realisiert und im Jahr Rosthaus 2004 fertig gestellt. Äußerlich ist von dem alten Rosthaus nichts mehr zu Zur 100-Jahresfeier im Jahr 1972 sollte das Franz Schwackhöfer sehen, es sind aber die alten Haus fertig gestellt werden. Es sollte ein Zentrum für die vierte Tragwerke des Hauses erhalten Studienrichtung, die Gärungstechnologie, werden. Das Haus wurde geblieben. aber erst im Jahr 1975 bezogen und die Benutzungsbewilligung Nach der Wiedereröffnung im Jahr erhielt es erst 1980. 2004 wurden folgende Institute im Beim Bau des Hauses galt dieses als ein Zeichen für die Schwackhöfer Haus angesiedelt: Modernisierung der BOKU, mit 17,5 Meter spannenden Trägern auf Ingenieurbiologie, Alpine schlanken Stützen. Sowohl der Architekt Anton Schweighofer als Naturgefahren und Forstliches auch der Tragwerksplaner Wolfdietrich Ziesel erhielten für die Ingenieurwesen, Forsttechnik, Realisierung dieses Hauses 1976 den europäischen Stahlbaupreis. Bodenforschung, Waldbau, ange- Wendeltreppe aus Stahl - ein Die große Spannweite erlaubte es im Erdgeschoss den Hörsaal L wandte Statistik und EDV, Relikt des alten „Rosthauses“ unter zu bringen, der an ein anatomisches Theater in alten Holzforschung, Physik und Universitäten erinnerte. Der Beinamen „Rosthaus“, den das Materialwissenschaften, Landtechnik und Verfahrens- und Energie- Schwackhöfer Haus bald erhielt, führte nicht auf eventuelle technik. Bauschäden zurück. Das rostige Aussehen des Hauses war Absicht, die Verkleidung und die tragenden Konstruktionen bestanden aus einer speziellen Stahlsorte, die zwar oberflächlich rostet, aber trotz- dem korrosionsfrei sein sollte, was aber leider nicht der Fall war. Neben den rostenden Trägern wurde auch der verwendete Asbest zu einem Problem und so musste das Gebäude knappe 20 Jahre nach der Eröffnung wieder geräumt werden. Die Bundes- immobiliengesellschaft entschied sich schließlich für die Sanierung des Hauses und beauftragte Schweighofer sowie drei weitere Architekten mit einem Sanierungs- und Erweiterungsprojekt. Die beiden Pläne von Schweighofer bestanden darin, einen Großteil des Hauses in seinem rostigen Zustand zu lassen und eine Art Glashülle darüber zu bauen. Diese Projekte wurden aber sowohl vom BIG als Foto: Lorenz auch von der Universitätsleitung abgelehnt. Inzwischen legten die anderen drei Architekten ein Alternativprojekt vor, welches vorsah, die Stahlkonstruktion im Inneren weitgehend zu erhalten und sie mit Anbauten aus Stahlbeton zu erweitern. Dieses Projekt wurde Franz Schwackhöfer Franz Schwackhöfer wurde am 15. April er auch übernahm. Außerdem interessierte er sich für die 1843 in Wien geboren. Im Alter von 21 Wärmetechnologie. Seine „Methode der kaloriemetrischen Jahren trat er ins Polytechnische Institut Bestimmung des Heizwertes der Brennmaterialien“ sowie seine ein. Bis 1866 besuchte er dort den Forschung über die praktische Ausnützung der Heizstoffe bei den Unterricht in Chemie und verschiedenen verschiedensten Feuerungsanlagen, verschafften ihm hohes chemischen Hilfswissenschaften. An- Ansehen. Schwackhöfer hat viel zur rationellen, auf wissenschaft- schließend arbeitete er in der Landwirt- lichen Grundlagen aufgebauten Wärmeökonomie beigetragen. schaftlich-Chemischen Versuchsanstalt Weiters ist Schwackhöfer der Herausgeber des „Lehrbuches der Wien. Schwackhöfer gehörte zu den landwirtschaftlich-chemischen Technologie“, der „Wandtafeln für ersten drei Lehrbeauftragten, die 1872 an den Unterricht der landwirtschaftlich-chemischen Technologie“ der BOKU unterrichteten. Als a.o. (1894), und des Werkes „Über den Heizwert der österreichischen Professor unterrichtete er Chemische Kohlen“(1894). Analytik. Er war aber nicht nur ein hervorragender Lehrer, son- Franz Schwackhöfer war drei Mal Rektor der BOKU. Nach 31 dern auch ein unermüdlicher Forscher. Auf den Vorschlag von Jahren Lehrkanzelvorstand der landwirtschaftlichen und forst- Guttenberg hin begann er 1885 mit der Errichtung der Österreichi- wirtschaftlichen chemischen Technologie starb er am 18. Juli 1903 schen Versuchsstation für Brau- und Malzindustrie, deren Leitung völlig unerwartet in Wien. Seite 10 Ausgabe 02/2007
alumnimagApril07.qxd 11.04.2007 18:44 Seite 11 thema: boku-häuser II Wilhelm Exner Haus 1912 wurde das Spital der Wiener Kaufmannschaft vom Architekten Ernst von Gotthilf fertig gestellt. Bis zum Jahr 1939 wurde das Spital vom Gremium der Wiener Kaufmannschaft geführt. Danach ging es in den Besitz der Gemeinde Wien über, die es später der deutschen Luftwaffe verpachtete. Nach dem zweiten Weltkrieg war das Haus zuerst von den Russen und anschließend, bis zum September 1955, von der amerikanischen Besatzungsmacht beschlagnahmt. Obwohl die Amerikaner wiederholt versichert haben, das Haus intakt zu übergeben, fand die Kaufmannschaft es völlig leer vor. Die Großküche war demontiert worden, ein Teil der Heizung erwies Foto: Lorenz sich als unbrauchbar und bauliche Veränderungen hatten das „Gesicht“ des Hauses verändert. Die Bemühungen der Wiener Kaufmannschaft, wieder ein Spital daraus zu machen, scheiterten an finanziellen Fragen. Keine öffent- liche oder private Stelle war zu Subventionen bereit. Die Aufnahme Übernahme 1980 wurde die Bibliothek dort angesiedelt. Durch die von Krediten scheiterte an zu hohen Zinsen. Die Befragung der steigenden Studierendenzahlen und die ständige Erweiterung der 40.000 Mitglieder der Wiener Kaufmannschaft, ob sie bereit wären, Bibliothek kam es trotzdem zu immer größeren Raummängeln. die notwendigen Beträge freiwillig zu zahlen, wurde lediglich von Außerdem verlangte das Haus eine Modernisierung und Sanierung, einem Prozent bejaht. Verträge mit einer Interessentengruppe von da erste Fälle von Schimmelbefall bei den Büchern auftraten. Die Ärzten und Finanzleuten sind an den für die Kaufmannschaft uner- Nutzfläche der Bibliothek umfasste damals, inklusive Magazin, füllbaren Bedingungen 1.300 m . Der Lesesaal mit den wichtigsten Nachschlagewerken und gescheitert. Außerdem Zeitschriften bot nur Platz für jeden achtzigsten Studierenden. wollte diese Gruppe nicht Weiters waren bereits 40.000 Bücher an der TU zwischen gelagert in ein Spital, sondern in worden. Im Jahr 1985 wurde beschlossen die Bibliothek auszu- ein Nobelsanatorium in- bauen. Geplant war Baubeginn 1987/88, die Raumfrage konnte aber vestieren. So erklärte erst ein Jahrzehnt nach den ersten Planungskonzepten verbessert schließlich der Präsident werden. Im April 1993 wurde die Bibliothek in den Holzbaracken in des Fonds der Kauf- der Borkowskigasse untergebracht. Ziel war es, das historische mannschaft, dass es ver- Ambiente zu erhalten und doppelt soviel Platz für die immer stei- nünftiger sei, das genden Hörerzahlen zu schaffen. Knappe zwei Jahre später, im Angebot des Unterrichts- Dezember 1994, war der Großteil der Renovierungsarbeiten abge- Der heutige EDV-Raum war früher die Ka- ministeriums anzuneh- schlossen. Die Bibliothek bot jetzt Platz für rund 500.000 Bände und pelle des Krankenhauses, men. Somit wurde bei einer ermöglichte die Zusammenführung des gesamten Bücherbestandes Foto: Bezirksmuseum Döbling Pressekonferenz im Jänner an einem Standort. Neben der Bibliothek befinden sich im Exner 1959 bekannt gegeben, dass Haus nun die Institute für Raumplanung und ländl. Neuordnung, das Haus in Zukunft Teil der Universität für Bodenkultur sein wird. Waldwachstumsforschung, Verkehrswesen, Waldökologie, Vermes- Der Vertrag zwischen der Kaufmannschaft und dem sung, Fernerkundung und Landinformation, konstruktiver Inge- Unterrichtsministerium lief vorerst auf elf Jahre. Bei einer nieurbau, Pflanzenschutz, Meteorologie und der Zentrale Nichtverlängerung musste das Gebäude nach dieser Zeit in einem Informatikdienst. Die Villa, die sich zwischen dem Exner Haus und Zustand zurückgegeben werden, der es erlaubte, den Bau sofort dem Hotel Modul befindet, war früher das Verwaltungsgebäude des wieder als Krankenhaus zu benützen. Das Gebäude stellt die wich- Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft. Heute ist dort das Foto: Lorenz tigste Erweiterung des Hauptstandortes der BOKU dar. Nach der Zentrum für Internationale Beziehungen der BOKU untergebracht. Wilhelm Franz Exner weitere Verwendungsmöglichkeiten für diese Holzart zu finden Wilhelm Franz Exner wurde am 9. April versuchten. Mit der Eingliederung der Forstakademie in die 1840 in Untergänserndorf geboren. Hochschule für Bodenkultur wechselte auch Exner hierher. Er Durch den Umzug nach Wien 1851 konnte wurde drei Mal zum Rektor der BOKU gewählt. Exner die neu eingeführte sechsklassige 1879 wurde das von ihm vorgeschlagene Technologische Realschule besuchen. Nach Abschluss der Gewerbemuseum mit einer Sektion für Holzindustrie eröffnet. Realschule trat Exner als ordentlicher Hörer 1882 wurde Exner als Abgeordneter der deutsch-liberalen Partei in das k.k. Polytechnische Institut (heutige TU) ein. Mit 20 Jahren in den Reichsrat gewählt. Seine Beziehungen als Politiker nützte legte er die Lehramtsprüfung für Oberrealschulen in Dar- er, um den Bau eines neuen Hochschulgebäudes voranzutreiben. stellender Geometrie, Baukunde und Maschinenlehre ab. Während des Ersten Weltkrieges gründete er den Verein „Die In seiner ersten Publikation zur „Geschichte des Polytech- Technik für die Kriegsinvaliden“. Durch die Zusammenarbeit nikums“ (1861) brachte er sein Missfallen über die Organisation zwischen Ärzten und Technikern sollten bessere Konstruktionen des gesamten Unterrichtsbetriebes zum Ausdruck. Dem von Prothesen entwickelt werden. Grundsatz, seine Absichten unbekümmert und rückhaltlos Exners Name ist mit der Forstwissenschaft so eng verbunden, darzulegen, blieb er sein ganzes Leben hindurch treu. dass er oft als „Forstwirt“ (der er jedoch nie war) bezeichnet wird. 1869 wurde Exner Professor für forstliches Ingenieurwesen an Für seine Arbeit wurde er zum Geheimrat ernannt, außerdem der Forstakademie in Mariabrunn. Dies war sein erster Kontakt erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. mit den Forstwissenschaften, die ab diesem Zeitpunkt in seinem Am 25. Mai 1931 starb Wilhelm Franz Exner im 92. Lebensjahr. Er Leben eine bedeutende Rolle spielten. In Folge gründete Exner wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof eine Kommission für Studien über Rotbuchenholz, welche beigesetzt. Ausgabe 02/2007 Seite 11
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