Pfarrkirche St. Margaretha in Altlomnitz - DES GROSSDECHANTEN und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V - Heimatwerk Grafschaft Glatz ...

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Pfarrkirche St. Margaretha in Altlomnitz - DES GROSSDECHANTEN und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V - Heimatwerk Grafschaft Glatz ...
RUNDBRIEF
D ES G R O SS D EC H A N T E N
und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V.

                                Pfarrkirche
                                St. Margaretha
                                in Altlomnitz

   Rundbrief 2/2020                           Heft 2/2020
                                                       1
                                              ISSN 1865-4312
Pfarrkirche St. Margaretha in Altlomnitz - DES GROSSDECHANTEN und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V - Heimatwerk Grafschaft Glatz ...
Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit
Verbundenheit auch mit Abstand ......................................................................................................                3
Weihnachten 2020
Ins Licht schauen und Wünsche erkennen ........................................................................................                      4
Wallfahrten
Wallfahrtstag in Telgte 2020 .............................................................................................................           5
26. Wallfahrt in die Grafschaft Glatz 2021: JETZT ANMELDEN! .................................................                                        5
Heimatwerk
Gedenktafel in Warendorf: kurz vor der Vollendung ........................................................................                           6
Warum der Rundbrief zurzeit unregelmäßig erscheint .....................................................................                             6
Rundbriefkosten ................................................................................................................................     7
Noch ein Auf–Ruf!!! .........................................................................................................................        7
Aus dem Glatzer Land
Altlomnitz bei Habelschwerdt........................................................................................................... 8
Weihbischof Dr. Marek Mendyk neuer Bischof von Schweidnitz .................................................... 11
Zu Ehren von Kaplan Gerhard Hirschfelder ..................................................................................... 12
Hirschfelder-Wettbewerb .................................................................................................................. 14
Kriegsende 1945
So war es. War es so? ........................................................................................................................ 15
Als Kind am Kriegsende in Glatz ..................................................................................................... 16
Aus den Grafschafter Gruppen
Pfingsttreffen der Jungen Grafschaft erstmals ausgefallen ............................................................... 19
Herbstwandertage der Grafschafter Gemeinschaft in Kyllburg ........................................................ 26
Würdigungen
Auszeichnung für Horst Ulbrich ....................................................................................................... 23
Rita Sautmann: Eine „rüstige Vierzigerin“ wird 80 .......................................................................... 23
Michael Hirschfeld jetzt Professor .................................................................................................... 24
Jubiläen und Geburtstage .............................................................................................................. 25
Heimgänge ....................................................................................................................................... 27
Sie gehören zu uns ...........................................................................................................................     30
Abschied von Elisabeth Kynast ........................................................................................................             30
Maria Kuschel ist heimgegangen ......................................................................................................              31
Heimgang von Hans Taube ...............................................................................................................            31
Dr. Dieter Pohl (1934–2020) .............................................................................................................          33
Buchtipp ........................................................................................................................................... 34
Wichtige Informationen/Impressum ............................................................................................. 35
Termine ............................................................................................................................................ 36

    Zum Titelbild: Die Pfarrkirche St. Margaretha in Altlomnitz war usprünglich eine Wehrkirche, die im
    17. und 18. Jahrhundert erweitert wurde. Der Turm stammt bereits von 1354.        Foto: Jacek Halicki

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Zum Geleit

Verbundenheit auch mit Abstand
Seit Mitte März hat das Corona-Virus das            für die jungen Men-
öffentliche wie das private Leben überall in        schen, denen der
der Welt fest im Griff. Auch das kirchliche         Verzicht auf Treffen
Leben in unseren Pfarrgemeinden erfährt starke      mit ihren Freunden
Einschränkungen. Besonders schmerzlich              schwer fällt, bedeutet
haben wir die Feier der Osterliturgie vermisst.     die aktuelle Situation
Sogar in Zeiten von Krieg und Verfolgung            die größte Herausfor-
konnten sich die Christen immer noch zum            derung in der alltäg-

                                                                                                       Foto: privat
gemeinsamen Gebet und Gottesdienst versam-          lichen Gestaltung ihres
meln – jetzt war auch das mehrere Wochen lang       Lebens, die sie bisher
nicht möglich. In den Wirren der Vertreibung        erlebt haben. Dabei er-
und des Neubeginns in der Fremde hat gerade         scheint ein Vergleich mit der damaligen Lage ei-
der gemeinsam gefeierte Glaube Trost und Halt       gentlich unangemessen, ist doch die Erfahrung
gegeben.                                            von Gewalt und Zerstörung, Tod und Verlust der
                                                    Heimat mit den heute notwendigen Einschrän-
Die Auswirkungen der Pandemie sind bis heute        kungen sicher nicht vergleichbar.
in allen Gottesdiensten deutlich spürbar. Hier
scheint es wichtig, zu einem angemessenen           Was gab damals die Kraft, auch in schwerster
Gleichgewicht zwischen der notwendigen              Lage nicht aufzugeben und am Vertrauen auf
Vorsicht einerseits und einer Gelassenheit und      Gott festzuhalten? Es waren wohl die prägenden
Zuversicht andererseits zu finden. Wenn Sie         Erfahrungen aus der Heimat, in der eigenen
vielleicht zur Zeit noch nicht an einer Sonntags-   Familie, in der Jugendgruppe und in der Pfarr-
messe teilnehmen können oder möchten, sind          gemeinde, die ein festes Fundament für den
auch die weniger besuchten Eucharistie- oder        Neubeginn in der Fremde bilden konnten: die
Wort-Gottes-Feiern an den Wochentagen eine          Erfahrung, von Gott geliebt und von den Eltern
gute Möglichkeit.                                   vorbehaltlos angenommen zu sein. Dabei ist das
                                                    eine niemals vom anderen zu trennen.
Aufgrund der derzeit geltenden Einschrän-
kungen konnte unsere Telgter Wallfahrt nicht        Junge Menschen können heute solche Erfah-
in der gewohnten Weise stattfinden. Dennoch         rungen einer unbedingten Zuwendung und
hat sich am Wallfahrtssamstag eine überschau-       eines starken inneren Halts häufig leider nicht
bare Zahl von Pilgern mit Großdechant Franz         machen, die letztlich in unserem Glauben grün-
Jung zur Feier der Messe in der Propsteikirche      den. Umso wichtiger ist es, von den eigenen
in Telgte versammelt. Für diejenigen, die aus       Erlebnissen in der Jugend zu erzählen, damit
der unmittelbaren Nachbarschaft dabei sein          auch die Kinder, Enkel und Urenkel an diesen
konnten, war diese Erfahrung der Gemeinschaft       Lebens-und Glaubens-Erfahrungen Anteil haben
im Glauben gewiss ein kostbares Erlebnis nach       können.
den Monaten des erzwungenen Abstands und
des Verzichts auf Begegnungen und Treffen.          Ich wünsche Ihnen, dass Sie auch weiterhin
Denn zweifellos ist die konkrete Erfahrung von      unsere Verbundenheit im Glauben als tragend
Gemeinschaft auch für unseren Glauben auf           und stärkend erfahren. Der Segenswunsch eines
Dauer unerlässlich.                                 bekannten irischen Liedes möge Sie begleiten:
                                                    „Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich
Für die Generationen, die den Krieg und die         fest in seiner Hand!“
Vertreibung nicht miterlebt haben, besonders                                Ihr Marius Linnenborn

Rundbrief 2/2020                                                                                  3
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Weihnachten 2020

Ins Licht schauen und Wünsche erkennen
Das Friedenslicht von Betlehem kommt in den         einen bleibenden und dauerhaften Bund mit uns
Weihnachtstagen an viele Orte in der Welt.          Menschen einzugehen. Was bisher aufgrund
Eigentlich ist es nur eine kleine Flamme, aber      der Schwachheit der Menschen nicht gelungen
sie hat eine große symbolische Bedeutung. Das       ist, dass es einen dauerhaften Frieden zwischen
Licht wird in der Geburtsgrotte in Betlehem         Himmel und Erde geben kann, soll nun durch
entzündet und kommt dann auf vielen unter-          den Gottessohn, der Mensch wird, möglich
schiedlichen Wegen zu Menschen, die darin           werden. Stellvertretend sagt Jesus Christus als
mehr erkennen als nur eine kleine Flamme, die       Mensch zu Gott das Ja des Bundes und öffnet
in der Geburtsgrotte entzündet wurde.               damit den Himmel für uns Menschen, die im
                                                                                   und vom Wohl-
Das Licht verbin-                                                                  gefallen Gottes
det Menschen,                                                                      leben.
die von der
Geburt Jesu als                                                                    Mit dem Licht
des Erlösers aller                                                                 von Betlehem
Menschen bewegt                                                                    kann auch in
und berührt                                                                        dieser besonderen
worden sind.                                                                       Zeit und unter
Wo dieses Licht                                                                    den besonderen
entzündet wird,                                                                    Umständen, unter
soll ein Ort des                                                                   denen wir im Jahr
Friedens und der                                                                   2020 Weihnach-
Versöhnung sein.                                                                   ten feiern, die
Junge und ältere                                                                   Botschaft vom
Menschen tragen                                                                    Frieden Gottes
das Licht in ihre Wohnungen, wie wir es auf         mit uns Menschen in alle Zimmer und an alle
unserem Foto sehen. Es zeigt eine ältere Dame,      Orte gebracht werden, an denen sich Menschen
die schon seit vielen Jahren dieses Friedenslicht   aufhalten, die noch Sehnsucht nach einem
in ihre Wohnung in einem Altenheim holt. Wir        besseren und schöneren Leben haben, als sie
sehen ihren frohen und nachdenklichen Blick,        es derzeit erfahren. Wir schauen in die Flamme
als ob sie sagen möchte: „Was bringst du mir        einer Kerze, werden still und horchen in uns
in diesen Weihnachtstagen für eine Nachricht?“      hinein, welche Fragen und Wünsche wir haben.
Sicherlich wird sich äußerlich am Leben der         Viele Kinder schreiben diese Wünsche auf
älteren Dame nichts ändern. Sie bleibt mit          Wunschzettel und beauftragen ihre Eltern, dem
Sicherheit in ihrer Wohnung im Altenheim,           Christkind diese Wünsche zu übermitteln. Jeder
denn sie braucht eine Betreuung. Aber innerlich     von uns kann einen Wunschzettel persönlich bei
ändert sich etwas. Sie schaut über den „Teller-     Christus abgeben, wenn wir unsere Wünsche
rand“ ihres Lebens hinaus und denkt nicht mehr      erkannt, im Licht der Kerze geprüft und dann
an die Sorgen des Alters, sondern schaut auf das    im Gebet übermittelt haben. Im Jahr 2020 wün-
Kerzenlicht aus einem fernen Land, das ihren        sche ich mir natürlich besonders, dass es auch
Lebenshorizont weit macht.                          wieder ein „Weihnachten wie bisher“ einmal
                                                    geben wird. Mehr noch aber wünsche ich mir,
Weihnachten ist von einer Botschaft erfüllt,        dass Frieden einkehrt in unsere Herzen und in
die den Horizont unseres Lebens weit machen         die Herzen aller Menschen in der Welt, damit
kann: Gott sendet uns seinen Sohn und bringt        Kriege, Vertreibungen, Flucht und Ungerechtig-
damit seinen Willen zum Ausdruck, endgültig         keiten endlich aufhören. V

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Wallfahrten

Wallfahrtstag in Telgte                              Wir laden zu unserer geplanten Wallfahrt vom
                                                     16.–25. Juni 2021 herzlich ein. Wir wollen u. a.
                                                     die heimatlichen Wallfahrtsorte Albendorf und
Am 29. August, dem coronabedingt abgesagten          Maria Schnee besuchen. In Tscherbeney werden
Wallfahrtstag in Telgte, konnte der Großdechant      wir unseres Seligen Gerhard Hirschfelder ge-
um 10 Uhr die hl. Messe mit ca. 60 Grafschaftern     denken und weitere Gottesdienste in Orten der
feiern, die stellvertretend für alle gekommen        Grafschaft Glatz feiern. Ein Tag ist wieder zur
waren. In seiner Predigt erinnerte er auch an        freien Verfügung vorgesehen.
die vor 70 Jahren veröffentlichte Charta der         Die Fahrt erfolgt mit einem Reisebus der aus
deutschen Heimatvertriebenen.                        der Grafschaft Glatz stammenden Firma Krahl,
Ich konnte selbst an dem Gottesdienst teilneh-       Ovelgönne. Zusteigemöglichkeiten sind in
men, Telgte „lebt“ noch!                             Dortmund, Münster, Osnabrück, Hannover und
                                Reinhard Schindler   Leipzig vorgesehen. Auf dem Hinweg ist eine
                                                     Übernachtung in Görlitz und auf dem Rückweg
Unser Großdechant beschreibt im Pfarrblatt           in Bautzen geplant. Wohnen werden wir im
seiner Gemeinde St. Anna in Münster-Mecklen-         Glatzer Land im neu erbauten und modernen
beck „Lebendig“ vom Sommer 2020 die Telgte           Gästehaus der Franziskanerinnen in Ullersdorf
Wallfahrt der Grafschaft Glatz so: „Seit 1947        in Doppel- und Einzelzimmern.
kamen aus ganz Deutschland die heimatvertrie-        Melden Sie Ihren Teilnahmewunsch baldmög-
benen Katholiken aus der Grafschaft Glatz, dem       lichst an das Büro des Heimatwerkes Grafschaft
zum Erzbistum gehörenden Teil Schlesiens, Ende       Glatz e.V., Ermlandweg 22, 48159 Münster,
August beim Gnadenbild der Schmerzhaften             E-Mail: grossdechant@t-online.de, Tel. 0251
Mutter von Telgte zusammen. In den ersten            46114, Dienstag und Donnerstag von 08:30–
Jahren seit 1946 mussten wir mit dem Verlust         12:30 Uhr. Sie erhalten dann das Anmeldefor-
der Heimat und der Vertreibung fertig werden.        mular für die feste Anmeldung. Die Teilnahme
Heute wahrt die damalige Kindergeneration die        wie auch die Vergabe der Einzelzimmer richten
Identität des Grafschafter Volkes auch in der        sich nach der Reihenfolge des Eingangs der
Pflege der heimatlichen Lieder. Seit fast 37 Jah­-   Festanmeldungen.
ren begleitete ich die Glatzer Wallfahrt nach        Nach Anmeldeschluss am 15.01.2021 erhalten
Telgte. Sie ist für uns ein Höhepunkt des Jahres.“   Sie genauere schriftliche Informationen über
                                                     Preis, Zusteigestellen usw. Sollten bis dahin zu
                                                     wenige feste Anmeldungen vorliegen, müssen
26. Wallfahrt in die Grafschaft Glatz                wir die Buswallfahrt leider absagen. Natürlich
                                                     ist uns bewusst, dass angesichts der Corona-
Leider konnten wir die für September diesen          Pandemie derzeit keinerlei Planung mit der
Jahres geplante Wallfahrt in die Grafschaft Glatz    eigentlich erforderlichen Sicherheit erfolgen
aus Gründen der unsäglichen Corona-Pandemie          kann, erst recht nicht über einen längeren
nicht durchführen. Umso mehr hoffen wir, dass        Zeitraum hinweg. Deshalb gilt für unsere Wall-
unsere Buswallfahrt im Jahr 2021 stattfinden kann.   fahrt der Vorbehalt, dass die dann bestehende
                                                     Pandemie-Situation eine verantwortungsvolle
                                                     Durchführung der Fahrt sicher erlauben muss.
V Beten Sie mit mir und vertrauen Sie auch           Im Falle einer erforderlichen Absage werden die
Ihre geheimsten Wünsche dem göttlichen Kind          angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer
an. Mit Sicherheit bringt es Licht in Ihr Leben.     sehr zeitnah informiert.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und die Freude                        Mit heimatverbundenen Grüßen
am neuen Leben durch das Kind von Betlehem                                 Großdechant Franz Jung
wünscht von Herzen                                        Für das Heimatwerk Grafschaft Glatz e.V.:
               Weihbischof Dr. Reinhard Hauke                                      Michael Güttler

Rundbrief 2/2020                                                                                   5
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Heimatwerk

Gedenktafel in Warendorf:                           gen in Warendorf etwas aufschreiben und an das
kurz vor der Vollendung                             Glatzer Büro, Ermlandweg 22, 48159 Münster
                                                    schicken? Wir möchten eventuell ein kleines
In der März- und Mai-Nummer des Grafschafter        Heft mit Erinnerungen herausgeben.
Boten sowie im RB 1/2020 habe ich davon be-
richtet, dass in Warendorf zwei Ereignisse nicht    Ich danke für alle Hilfe finanzieller Art und
verloren gehen dürfen. Seit Jahren beschäftigt      auch für kurze Berichte und vor allem dem
mich die Erinnerung daran, dass im Frühjahr bis     Ehepaar Barbara und Harald Dierig, die mir alle
Herbst 1946 ca. 43.000 Heimatvertriebene aus        schriftlichen Arbeiten abgenommen haben.
den deutschen Ostgebieten für drei Tage und
Nächte in den Pferdeboxen des Landgestüts auf       Die Einweihung dieses Denkmals als Lesepult
Strohschütten untergebracht waren.                  sollte im Herbst stattfinden, doch die Corona-
                                                    Krise hat uns ständig Termine verschieben
Zuvor hatten im Sommer 1945 10.000 Zwangs-          lassen. Alle Landsleute um Warendorf herum
arbeiter dort Quartier gefunden, bevor sie in die   werden rechtzeitig informiert, aber natürlich
osteuropäischen Länder zurückgeführt wurden.        auch alle Interessierten, sobald eine öffentliche
                                                    Zusammenkunft wieder erlaubt ist.
Mit einer Arbeitsgruppe haben wir etliche                                    Franz Jung, Großdechant
Male in Warendorf beim Kulturamt getagt. Als
Ergebnis ist festgelegt, dass der Bildhauer Ba-     Begleitend zur Errichtung des Gedenksteins
silius Kleinhans aus Sendenhorst in Form eines      wollen wir eine kleine Broschüre mit Beiträgen
Lesepultes an das Schicksal der Zwangsarbeiter      von Zeitzeugen, die ja immer weniger werden,
und Heimatvertriebenen erinnert.                    herausgeben. Deshalb bitten wir um die Ein-
                                                    sendung von kurzgefassten Erinnerungen an die
1946 wurden 15 Millionen aus ihrer ost-             Tage und Nächte auf dem Landgestüt Waren-
deutschen Heimat vertrieben, heute sind 75          dorf. Bitte schicken Sie Ihre Aufzeichnungen,
Millionen Menschen eingebunden in Flucht            gerne auch mit der Hand geschrieben, an:
und Vertreibung. Die unrechtmäßigen und             Glatzer Büro, Ermlandweg 22, 48159 Münster,
Menschenrechtsverletzungen damals und heute         oder per E-Mail an: grossdechant@t-online.de.
dürfen nicht der Vergessenheit anheimfallen.
Nach uns werden die Steine reden.
                                                    Rundbrief erscheint unregelmäßig
Die Kosten belaufen sich auf ca. 10.000 –
12.000 Euro. Das Land Nordrhein-Westfalen           Wahrscheinlich haben Sie und habt Ihr bemerkt,
sowie Sparkassen und diverse Stiftungen helfen      dass seit fast einem Jahr unser Rundbrief ins
uns bei der Finanzierung. Wir benötigen als         Stocken geraten ist. Ich hoffe auf Verständnis,
Eigenleistung den Betrag von ca. 2.000 Euro.        wenn ich den Grund dafür nenne. Kurz vor
Etwas mehr als die Hälfte haben wir bereits zu-     Weihnachten 2019 verstarb nach kurzem, aber
sammen. Über das Konto des Grafschaft Glatz         schwerem Leidensweg mit Patricia Simon die
e. V. Münster können auch Spendenquittungen         Lektorin des Rundbriefs und Schwester unserer
ausgestellt werden.                                 Redakteurin Nicola von Amsberg. Wir haben
                                                    darüber im Rundbrief 1/2020 berichtet. Am
Wer helfen möchte, mag den Betrag auf das           24. Juni 2020 erlitt nun Nicola einen heftigen
Konto DE05 4015 4530 0037 2500 99 bei der           Schlaganfall mit rechtsseitiger Lähmung. Das
Sparkasse Münsterland-Ost mit dem Stichwort         hat uns alle betroffen gemacht. Wir wünschen
„Warendorf“ überweisen.                             Nicola baldige Besserung nach dem wochen-
                                                    langen Krankenhaus- und Rehaaufenthalt.
Wer kann aus den Berichten der Eltern, da wir       Inzwischen zeichnen sich die ersten Schritte der
ja fast alle noch Kinder waren, von diesen Ta-      Genesung an. Unser Mitarbeiterkreis des Hei-

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Pfarrkirche St. Margaretha in Altlomnitz - DES GROSSDECHANTEN und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V - Heimatwerk Grafschaft Glatz ...
Heimatwerk

matwerkes hat vorgeschlagen, die Rundbriefe         Noch ein Auf–Ruf!!!
Nr. 2 und 3 des Jahres 2020 zusammenzufassen
und zum Jahresende 2020 herauszugeben. Der          Die Corona-Zeit hat mir neben den vielen
Rundbrief 2 wäre wegen der Corona-Situation         ausgefallenen Treffen und Wallfahrten plötzlich
sehr dünn geworden, weil ja viele Treffen,          Zeit geschenkt, die ich für die Grafschafter Ar-
Wallfahrten usw. ausgefallen sind. Wie es im        beit sinnvoll nutzen konnte. Seit fast 37 Jahren
nächsten Jahr mit dem Rundbrief weitergeht,         bin ich im Amt des Großdechanten und hatte
müssen wir zunächst offenlassen.                    keine Zeit, meine acht Fotokartons auszupacken
Unsere Genesungswünsche und unser Gebet             und nach Ereignissen wie Wallfahrten, Jubiläen,
sollen Nicola, ihren Ehemann und ihre drei          Einweihungen, Segnungen von Gedenksteinen
Töchter begleiten.                                  und -tafeln sowie Renovierungen in der Heimat,
Für das Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V.           wie Kirchenrenovierungen, Renovierung der
                 Dr. Georg Jäschke, Vorsitzender    Mariensäule in Glatz oder des Friedhofes in
                       Franz Jung, Großdechant      Neurode und des Gedenkkreuzes in Hausdorf
                                                    zur Erinnerung an die 150 toten Bergleute, zu
                                                    suchen. Ich bin bei fast allen Fotos auf Ereig-
Rundbriefkosten                                     nisse gestoßen, die Spuren hinterlassen haben.
                                                    Nach uns kräht kein Hahn mehr danach, wenn
Der Alarm-Notruf im Rundbrief Nr. 1/2020,           wir das nicht der Nachkommenschaft hinter-
Seite 7 hat überraschend eine großartige Wir-       lassen. Es geht nicht nur um Ereignisse in der
kung gezeigt, sodass wir den Rundbrief in den       Heimat, sondern auch um Gedenkstätten hier
nächsten Jahren weiter drucken werden.              im Westen wie zum Beispiel der Bildstock in
Viele Grafschafter und uns Verbundene möchten       Telgte mit den Gedenktafeln an meine Vorgän-
den Rundbrief nicht missen. Darum haben viele       ger im Amt, den Großdechanten Franz Monse,
einen großen Zuschuss überwiesen, sodass der        Leo Christoph und Paul Sommer, sowie für
Fehlbetrag gedeckt werden konnte. Unter der         Kaplan Gerhard Hirschfelder und Bruder For-
Bedingung, dass der jährliche Betrag regelmä-       tunatus.
ßig von allen Beziehern gezahlt würde, kämen
wir mit einer Erhöhung des Jahresbeitrages um       Erfreulich viele Landsleute haben sich bereit
3 Euro hin und der Rundbrief wäre damit für         erklärt, über Ereignisse in den früheren Heimat­
die nächsten Jahre gesichert. Also kostet der       gemeinden etwas zu schreiben und ein Foto mit-
Rundbrief ab 2021 nicht mehr 12 Euro, sondern       zuliefern. Es geht auch um die Gruppen: Junge
15 Euro. Das ist bei der Erhöhung des Portos        Grafschaft, Grafschafter Gemeinschaft, Famili-
und auch der Druckkosten zu verantworten.           enkreis, Grafschafter Chor, Glatzer Gebirgsver-
Viele haben uns mitgeteilt, dass sie bei der        ein und die Stiftungen. Setzen Sie sich bitte mit
Erhöhung mitmachen werden. Viele haben              Landsleuten zusammen, um die Ereignisse zu
durch Lastschriftverfahren die Abbuchung            sammeln sowie Berichte und Fotos an das Glat-
erfolgen lassen. Die Erhöhung erfolgt durch         zer Büro, Ermlandweg 22, 48159 Münster zu
unsere Buchhalterin Magdalena Schöngart. Wer        schicken. Die Arbeitsgruppe Kirchengeschichte
damit nicht einverstanden ist, mag das bitte Frau   übernimmt die Sammlung. Die Berichte können
Schöngart im Glatzer Büro, Ermlandweg 22,           auch per E-Mail an grossdechant@t-online.de
48159 Münster, Tel. 0251 46114 oder per E-          geschickt werden.
Mail an: grossdechant@t-online.de mitteilen.
Das Büro ist dienstags und donnerstags von          Wir dürfen der Nachwelt nicht verschweigen,
08:30–12:30 Uhr geöffnet.                           was wir an Werken der Versöhnung und Verstän-
Herzlichen Dank sage ich allen, die uns die         digung auf den Weg gebracht haben. Es bleibt
Sorgen um den Rundbrief mit ihrer Spende            sicherlich noch viel zu tun: Packen wir es an!!!
abgenommen haben. Auf ein Neues ab 2021.            Mit Dank für Ihre Mithilfe
                       Franz Jung, Großdechant                Ihr und Euer Franz Jung, Großdechant

Rundbrief 2/2020                                                                                   7
Pfarrkirche St. Margaretha in Altlomnitz - DES GROSSDECHANTEN und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V - Heimatwerk Grafschaft Glatz ...
Altlomnitz
                                                                                               Foto: Jacek Halicki

Acht Kilometer nordwestlich von Habel-             und Altlomnitz die ersten Kirchenbücher an.
schwerdt liegt zwischen dem Tal der Glatzer        Heinrich Wilhelm von Pannwitz (1594–1629)
Neiße und dem Habelschwerdter Gebirge              wurde im Jahr 1625 wegen seiner Beteiligung
Altlomnitz.                                        am Böhmischen Ständeaufstand zum Verlust
                                                   von Hab und Gut verurteilt. Seine Weigerung,
Das große Bauerndorf wurde 1316 erstmals           zum katholischen Glauben überzutreten, führte
als „Lomnicz“ erwähnt und ist für 1384 als         nach der Konfiskation seiner Güter im Jahr
Pfarrort nachgewiesen. Für dieses Jahr ist die     1628 zu seiner Ausweisung aus der Grafschaft
St.-Margaretha-Kirche in einem Verzeichnis des     Glatz. Er und seine Frau Anna, geb. von Rei-
Prager Erzbistums enthalten, in dem die damals     chenbach überlebten die Vertreibung nur ein-
39 Pfarrkirchen des Glatzer Dekanats aufgeführt    bzw. zwei Jahre.
wurden. Altlomnitz bestand zunächst aus den
Rittersitzen Oberhof und Mittelhof, der das        1628 erwarb Graf Johann Arbogast von Annen­
Stammhaus der Glatzer Linie der Herren von         berg den Altlomnitzer Mittelhof zusammen mit
Pannwitz gewesen sein soll.                        den dazugehörigen Dörfern Glasendorf und
                                                   Sauerbrunn, die er mit seiner Herrschaft Arns­
Während der Zeit der Reformation bekannte          dorf verband. Dessen Besitzungen gelangten
sich die Bevölkerung ab etwa 1552 zum luthe-       1651 durch Heirat seiner Tochter Maria Maxi­
rischen Glauben, und für 1558 ist für Altlomnitz   mi­li­ana mit dem Grafen Johann Friedrich
ein evangelischer Prediger nachgewiesen. Nach      von Herberstein an diesen. Er bildete aus den
der Rückeroberung der Grafschaft Glatz 1622        Besitzungen eine Majoratsherrschaft, zu der
durch die kaiserlichen Truppen wurden die evan-    auch Altlomnitz gehörte, und benannte das bis-
gelischen Pfarrer vertrieben. Anschließend wurde   herige Arnsdorf mit kaiserlicher Genehmigung
Altlomnitz aus Mangel an katholischen Priestern    in Grafenort um. Während der Herrschaft des
zu einer Filialkirche von Arnsdorf (das spätere    Johann Gundacker I. von Herberstein († 1770)
Grafenort) abgestuft. Dort amtierte ab 1623        wurde Altlomnitz von der Pfarrkirche Grafenort
Adam Sebastian Weiss, ein Zisterzienser aus        getrennt und wiederum zu einer eigenen Pfarrei
dem Kloster Heinrichau. Er legte für Arnsdorf      erhoben, zu deren Sprengel neben Altlomnitz

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Pfarrkirche St. Margaretha in Altlomnitz - DES GROSSDECHANTEN und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V - Heimatwerk Grafschaft Glatz ...
Aus dem Glatzer Land

die Ortschaften Kolonie Neue Welt, Neulomnitz    Die Kirche ist, einschließlich des Kirchhofes,
mit Ransern, Pohldorf mit Ranserberg sowie       von einer Wehrmauer umgeben, die vermutlich
Neuhain mit Hüttenguth gewidmet wurden.          zur Verteidigung gegen die Hussiten (um 1420)
                                                 diente. Das barocke Torgebäude mit Spitzboge-
Nach den Schlesischen Kriegen fiel Altlomnitz    narkade als Durchgang zum Kirchhof stammt
zusammen mit der Grafschaft Glatz 1763 mit       aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
dem Hubertusburger Frieden an Preußen. 1874
wurde der Amtsbezirk Altlomnitz (Alt Lomnitz)
gebildet, zu dem neben Altlomnitz auch die
Landgemeinden Aspenau, Glasendorf, Grafen­
ort, Melling, Neubatzdorf, Neuhain (später
Neubrunn), Neulomnitz, Neuwilmsdorf und
Sauerbrunn (später Neubrunn) sowie vier Guts-
bezirke gehörten.

Im Jahr 1788 hatte Altlomnitz 154 Feuerstellen
und 822 Einwohner. Die Bevölkerung setzte
sich vornehmlich aus Gärtnern und Häuslern
zusammen. 1939 wurden 1.126 Einwohner
gezählt.
                                                 St. Margaretha Torgebäude      Foto: Jacek Halicki
Pfarrkirche St. Margaretha
Die Pfarrkirche St. Margaretha wurde 1354        Das zweigeschossige Pfarrhaus mit Walmdach
errichtet und um 1685 durch den Glatzer          wurde 1755 errichtet und 1854 umgebaut.
Festungsbaumeister Jakob Carove umgebaut.
1794 erfolgte ein weiterer Umbau. Die barocke    Mittelhof
Innenausstattung stammt aus der zweiten Hälfte   Im ehemaligen Gutshof, dem Mittelhof, west­
des 18. Jahrhunderts. Der Hochaltar enthält      lich neben der Kirche, erhebt sich ein mächtiger
Skulpturen der Heiligen Barbara, Katharina,      Wehrturm aus dem 14. Jahrhundert mit goti­
Sebastian, Antonius, Joseph und Rochus. Die      schen Fenstern und Portalen. Der Turm besteht
Figur der Muttergottes im Retabel stammt aus     aus fünf Stockwerken. Vom flachen Dach aus
dem 16. Jahrhundert.                             konnte früher die Bevölkerung durch Feuer­
                                                                          signale alarmiert
                                                                          werden. Der als
                                                                          „Mittelhof“ bezeich-
                                                                          nete Gutshof westlich
                                                                          der Kirche wurde
                                                                          vermutlich Mitte des
                                                                          16. Jahrhunderts von
                                                                          Christoph von Pan-
                                                                          nwitz errichtet und
                                                                          in der zweiten Hälfte
                                                                          des 17. Jahrhunderts
                                                                          erweitert. Über dem
                                                                          verzierten Hauptportal
                                                                          befinden sich auf einer
                                                                          Tafel acht Wappen der
                                                                          Herren von Pannwitz.
St. Margaretha                                       Foto: Jacek Halicki

Rundbrief 2/2020                                                                                 9
Pfarrkirche St. Margaretha in Altlomnitz - DES GROSSDECHANTEN und des Heimatwerkes Grafschaft Glatz e. V - Heimatwerk Grafschaft Glatz ...
Aus dem Glatzer Land

Der Wohn- und Wehr-
turm gehörte zum
Mit­tel­hof und stammt
aus dem ersten Viertel
des 15. Jahrhunderts.
Er besteht aus fünf
Stockwerken und
enthält gotische Fenster
und Portale. Das flache
Dach diente vermutlich
zur Übermittlung von
Feuersignalen.

Oberhof
Längst zur Ruine
geworden ist der bis       Der Mittelhof mit Wohnturm (lks.)                          Foto: Jacek Halicki
1815 im Besitz der
Familie von Pannwitz verbliebene und später           Rochuskapelle
durch viele Hände gegangene „Oberhof“ im              An der Straße nach Habelschwerdt steht im Sü-
westlichen Teil des Dorfes. Er wurde vermut­          den des Dorfes steht an der Straße nach Habel-
lich Ende des 17. Jahrhunderts erbaut und im          schwerdt die St.-Rochus-Kapelle, eine Gelöb-
zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts umge-            niskapelle, die an die Pest von 1713 erinnert.
baut sowie mit einem Mansarddach versehen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er renoviert.
Im Hauptsaal befand sich ein stuckverziertes
Spiegelgewölbe. Die Wände waren mit Sgraffito
verziert. Der zweigeschossige Bau mit seiner
markanten Säulengliederung der Giebel barg
vor dem völligen Zerfall noch Kreuzgratgewöl-
be und barocke Stuckdecken im Erdgeschoss.
Gleichfalls ruinös sind inzwischen die den Hof
rahmenden Wirtschaftsbauten.

                                                      Rochuskapelle                   Foto: Jacek Halicki

                                                            Zusammengestellt von Nicola von Amsberg

                                                      Quellen:
                                                      • Peter Güttler et al. (Hg.): Das Glatzer Land.
                                                        Ein Reiseführer, Düsseldorf 1995, S. 25
                                                      • Arne Franke/Katrin Schulze: Schlösser und
                                                        Herrenhäuser in der Grafschaft Glatz, Würz-
                                                        burg 2009, S. 19ff.
Ruine des Oberhofs              Foto: Jacek Halicki   • https://de.wikipedia.org/wiki/Stara_Łomnica

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Aus dem Glatzer Land

Rückkehr zu den heimatlichen Wurzeln
Weihbischof Dr. Marek Mendyk neuer Bischof von Schweidnitz

Es sei wie eine „Rückkehr nach Galiläa“, so
äußerte sich Weihbischof Dr. Marek Mendyk
in einem Interview anlässlich seiner Ernennung
zum Bischof für das Bistum Schweidnitz durch
Papst Franziskus am 31. März 2020.

Marek Mendyk wurde am 18. März 1961 in
Wüstegiersdorf (Głuszyca) im Waldenburger
Bergland geboren und verbrachte dort seine
Kindheit und Schulzeit.
                                                   Bischof Dr. Marek Mendyk                  Foto: zg
Seine Mutter und seine Schulfreunde, zu denen
nach wie vor Kontakt besteht, könne er künftig     Mit Dankbarkeit und Freude denkt der neue
wohl weniger besuchen. Seine Ernennung sieht       Schweidnitzer Diözesanbischof an die Zeiten,
er „wie eine Rückkehr nach Hause, wo alles         die Seelsorge und die Liturgie mit dem dama-
seinen Anfang hatte“, sagte der neu ernannte       ligen Pfarrer Sylwester Irla in Reichenbach
Bischof. Nach 30 Jahren im Priester- und elf       zurück und freut sich auf die kollegiale Zusam-
Jahren im Bischofsamt kehre er im biblischen       menarbeit mit dem Altbischof Ignacy Dec, der
Sinne nach Galiläa zu seinen Wurzeln zurück,       für ihn schon während des Theologiestudiums
um das Wort Gottes zu verkünden.                   als Autorität galt, und mit Weihbischof Adam
                                                   Bałabuch, den er noch aus der Seminarzeit
Seine erste Kaplanstelle nach der Priesterweihe,   kennt.                Cornelia Loy, in: „Schlesien
die er von Henryk Kardinal Gulbinowicz im                                 in Kirche und Welt“ 1/2020
Breslauer Dom am 23. Mai 1987 empfangen
hatte, führte ihn in die Pfarrgemeinde in Rei-     Großdechant Franz Jung hat sowohl dem Alt-
chenbach (Dzierżoniów) im Eulengebirge. Nach       Bischof Dr. Ignac Dec als auch dem neuen Bi-
der Errichtung des Bistums Liegnitz am 25.         schof Dr. Marek Mendyk geschrieben. Dr. Dec
März 1992 wurde er in dieses Bistum inkardi-       hat er gedankt für seine Teilnahme an der Selig-
niert. 1995 wurde Mendyk an der Katholischen       sprechung von Kaplan Gerhard Hirschfelder im
Universität in Lublin zum Doktor der Theologie     Dom zu Münster am 19.09.2010. Dr. Mendyk
promoviert.                                        hat er zu seiner Ernennung zum Bischof von
                                                   Schweidnitz gratuliert und ihm Gottes Segen für
Ab 1995 leitete Mendyk die Abteilung für Ka-       die Menschen seines Bistums gewünscht.
techese im Generalvikariat des Bistum Liegnitz,
von 2001 bis 2005 lehrte er im Priesterseminar.      Leider fiel die Wallfahrt der Grafschafter
2004 wurde er in das Liegnitzer Domkapitel           in die Heimat vom 16. bis 24. September
berufen. Am 24. Dezember 2008 ernannte ihn           2020 wegen Corona aus und wird vom
Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof von              16. bis 24. Juni 2021 nachgeholt, wenn
Liegnitz und Titularbischof von Rusuccuru. Die       Corona es zulässt. Anmeldungen sollten
Bischofsweihe empfing Marek Mendyk am 31.            umgehend erfolgen an das: Glatzer Büro,
Januar 2009 von Bischof Stefan Cichy in der          Ermland-weg 22, 48159 Müns­ter.
St.-Peter-und-Paul-Kathedrale in Liegnitz. Sein      Alle, die sich für 2020 angemeldet hatten,
Wahlspruch lautet: In verbo tuo Domine (Auf          werden extra angeschrieben.
dein Wort hin Herr, Lk 5,5).

Rundbrief 2/2020                                                                                  11
Aus dem Glatzer Land

Zu Ehren von Kaplan Gerhard Hirschfelder
Drei Feiern anlässlich des 10. Jahrestags seiner Seligsprechung

Kaplan Gerhard Hirschfelder aus Glatz wurde             Bischof Marek Mendyk zelebrierte Hochamt in
am 19. September 2010 im Dom zu Münster                 der Tscherbeneyer Pfarrkirche.
durch Kardinal Joachim Meisner seliggespro-
chen. Auch wenn coronabedingt leider kaum               Den Auftakt machte eine kleine Gedenkfeier
Gäste aus Deutschland anwesend waren, so ist            am Hirschfelderdenkmal in Habelschwerdt, or-
doch von polnischer Seite und auch durch die            ganisiert durch den DFK-Vizevorsitzenden und
kleine deutsche Minderheit in der Grafschaft            Fremdsprechenleher Heinz-Peter Keuten mit
der Selige würdig geehrt und seiner Seligspre-          seiner polnischen Kollegin Emilia Idzi-Ważgint.
chung gedacht worden.                                   Am Freitagmorgen versammelten sich dort
                                                        Schüler der 6. und 7. Klassen des Schulzen-
                                                        trums (größtenteils Teilnehmer des diesjährigen
                                                        Hirschfelder-Wettbewerbs), um des 10-jährigen
                                                        Jubiläums der Seligsprechung des Jugendseel-
                                                        sorgers und Habelschwerdter Kaplans Gerhard
                                                        Hirschfelder zu gedenken. Die Schüler legten
                                                        feierlich ein Gesteck nieder und entzündeten
                                                        ein Grablicht. Einer der Schüler las die Vita des
                                                        Seligen vor, bevor der Schulleiter Pawel Popiel
                                                        die kleine Gedenkfeier abschloss, indem er
                                                        zusammen mit den Schülern das Hirschfelder-
                                                        Gebet betete. Angemerkt sei, dass Alfons
Festgottesdienst in Tscherbeney   Foto: Horst Ulbrich   Heinsch aus Gläsendorf mit seinem Neffen, die
                                                        sich gerade zu einem einwöchigen Aufenthalt
Die Gedenkfeiern verteilten sich auf drei Tage:         in der Grafschaft aufhielten, zwei Tage zuvor
Am Freitag, dem 18. September 2020, fanden              freundlicherweise den Sockel des Denkmals
am Hirschfelderdenkmal vor dem Schulzen-                gereinigt hatten.
trum in Habelschwerdt eine Kranzniederlegung
durch Jugendliche und eine kleine Gedenkfeier           Am Samstag, dem 19. September 2020, also auf
statt, am Samstag, dem 19. September 2020,              den Tag genau zehn Jahre nach der Seligspre-
zelebrierte Weihbischof Adam Bałabuch in                chung Gerhard Hirschfelders, fand um 12 Uhr
der Wallfahrtskapelle Maria Schnee auf dem              in der Wallfahrtskapelle Maria Schnee auf dem
Spitzigen Berg ein Hochamt, und am Sonntag,             Spitzigen Berg aus diesem Anlass ein Hochamt
dem 20. September 2020, folgte als feierlicher          statt, das der Schweidnitzer Weihbischof Adam
Höhepunkt das durch den neuen Schweidnitzer             Bałabuch feierte. Insgesamt waren neun Geistli-
                                                        che anwesend, u. a. die Pfarrer von Wölfelsdorf
                                                        und Niederlangenau sowie Gäste aus Glatz, der
                                                        Geburtststadt des Seligen.

                                                        Überraschung dabei war, dass zur Feier des
                                                        Tages neben der Tafel für Papst Johannes Paul
                                                        II. im Kreuzgang von Maria Schnee eine neue
                                                        Gedenktafel zu Ehren Gerhard Hirschfelders
                                                        enthüllt wurde, die einen Text mit Einzelheiten
Festgemeinde in Tscherbeney       Foto: Horst Ulbrich   des Lebens des Seligen enthält und am Ende

12                                                                                      Rundbrief 2/2020
Aus dem Glatzer Land

                                                    felder-Wettbewerb gewonnen hat, und nach
                                                    der Messe fanden eine Ehrung und ein Gebet
                                                    am Hirschfelder-Grab an der Außenmauer der
                                                    Kirche statt. Auch eine Abordnung der örtlichen
                                                    Pfadfinder erwies dem Seligen die Ehre. An-
                                                    schließend waren der Bischof, die Geistlichen
                                                    sowie ausgewählte Gäste zu einem Essen im
                                                    Hause der Elisabethschwestern in Bad Kudowa
                                                    eingeladen, wo u. a. Prof. Tadeusz Fitych und
                                                    Bischof Marek Mendyk eine Ansprache hielten.
Am Hirschfelder-Grab         Fotos: Horst Ulbrich   Bemerkenswert ist, dass der Bischof in seiner
                                                    Rede Gerhard Hirschfelder bewusst als „Heili-
                                                    gen“ bezeichnete. Das lässt hoffen, dass auch
                                                    der Nachfolger von Bischof Ignacy Dec sich um
                                                    das Andenken Gerhard Hirschfelders in seiner
                                                    Diözese bemühen wird.

des Hochamts durch den Bischof eingeweiht
wurde. Leider ist die Tafel nur auf Polnisch
verfasst. Inzwischen verfügt der Pfarrer von
Maria Schnee aber auch über die deutsche und
englische Übersetzung des Textes. Es bleibt zu
hoffen, dass er diese in irgendeiner Form den
Pilgern aus Deutschland und anderen Ländern,
die des Polnischen nicht mächtig sind, zur          Bischof Dr. Marek Mendyk (lks.) und Prof. Dr. Tadeusz
Verfügung stellt.                                   Fitych (re.) beim Essen in Bad Kudowa
                                                                                     Fotos: Horst Ulbrich
Höhepunkt der Feierlichkeiten war sicherlich
das Hochamt, das am Sonntag, dem 20. Sep-           Es waren intensive und erhebende drei Tage zu
tember 2020 in Tscherbeney durch den neuen          Ehren unseres Seligen Kaplans Gerhard Hirsch-
Bischof von Schweidnitz, Marek Mendyk, ge-          felder, die vom 18. bis 20. September 2020 in
feiert wurde. Das Hochamt wurde musikalisch         der Grafschaft Glatz stattfanden.
durch einen Chor gestaltet. Als Gastgeber fand
der Pfarrer von Tscherbeney, Prälat Brudnow-        Während es erfreulich ist zu sehen, wie in-
ski, ergreifende Worte und sagte u. a., seit der    tensiv Hirschfelder inzwischen auch von den
Seligsprechung gehöre Kaplan Hirschfelder uns       Grafschafter Polen verehrt wird, so ist es doch
allen, den Deutschen, den Polen und den Tsche-      traurig, dass weder Großdechant Jung noch ein
chen. Aus allen drei Nationen waren Gäste an-       anderer Geistlicher aus Deutschland anwesend
wesend, wenn sich auch wegen der anhaltenden        sein konnten und (vielleicht deswegen) der
Pandemie die deutschen und tschechischen            Name des Großdechanten Jung und das Engage-
Gäste auf die Mitglieder des DFK Glatz und          ment der deutschen Grafschafter für die Selig-
Kudowa beschränkten. Zu Beginn der Messe            sprechung mit keinem Wort gewürdigt wurde.
wurde ein Gedicht über den Seligen vorgelesen,
das den landesweit ausgeschriebenen Hirsch-                                        Heinz-Peter Keuten

Rundbrief 2/2020                                                                                      13
Aus dem Glatzer Land

Hirschfelder-Wettbewerb
Den pandemiebedingten Schwierigkeiten zum
Trotz fand auch in diesem Jahr in Habelschwerdt
wieder ein Hirschfelder-Wettbewerb für die
Schüler des dortigen Schulzentrums statt. Die
Hirschfelder-Stiftung und Großdechant Franz
Jung sowie der DFK Glatz hatten sich dafür ein-
gesetzt, um trotz aller Einschränkungen auch im
Jahr des zehn-jährigen Jubiläums der Seligspre-
chung von Kaplan Hirschfelder einen solchen
Wettbewerb stattfinden zu lassen.

Im September 2020 beschäftigten sich über
hundert (!) Habelschwerdter Schüler des 4. bis
8. Schuljahrs damit, Porträts und Bilder zum
Leben des Seligen anzufertigen. Organisiert
wurde der Wettbewerb vom stellvertretenden        Prämierte Kunstwerke                  Foto: DFK
DFK-Vorsitzenden und Fremdsprachenlehrer
Heinz-Peter Keuten in Zusammenarbeit mit der      Schulleiter des Habelschwerdter Schulzentrums,
Habelschwerdter Kunstlehrerin Emilia Idzi-        Paweł Popiel, den Gewinnern eine Urkunde
Ważgint.                                          und die von der Hirschfelderstiftung gestifteten
                                                  Preise überreichten.

                                                  Wir freuen uns, dass wir durch die Veranstal-
                                                  tung dieses Wettbewerbs trotz Pandemie auch
                                                  im zehnten Jahr nach der Seligsprechung dafür
                                                  sorgen konnten, dass Gerhard Hirschfelder in
                                                  der Grafschaft Glatz im Bewusstsein auch der
                                                  nachwachsenden Generation lebendig bleibt,
                                                  wozu sicherlich beiträgt, dass der Schulleiter
                                                  in seiner Ansprache den anwesenden Schülern
                                                  gegenüber erneut die Bedeutung des Seligen als
                                                  Brückenbauer zwischen Deutschen, Polen und
                                                  Tschechen hervorhob.
Preisverleihung                      Foto: DFK                                 Heinz-Peter Keuten

Die besten acht „Kunstwerke“ wurden in einer
kleinen Feierstunde am 12. Oktober 2020 mit
Preisen ausgezeichnet, die in der Aula der Ha-
belschwerdter Grundschule (ehem. Volksschule
an der Gartenstraße) stattfand. Neben zwei An-
sprachen und einem durch Schüler dargebote-
nen Musikprogramm trugen zwei Schülerinnen
einen Überblick über das Leben des Seligen auf
Polnisch und auf Deutsch vor, bevor der DFK-
Vorsitzende Horst Ulbrich in Vertretung von
Großdechant Franz Jung zusammen mit dem           Musikalische Umrahmung                Foto: DFK

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Kriegsende 1945

So war es. War es so?
[...] Am 12. Januar 1945 traten von der Weichsel    Träume“ vor uns hinsummten: „In der Nacht ist
aus die Erste Belorussische und die Vierte Uk-      der Mensch nicht gern allein...“, das galt wohl
rainische Armee aus dem Brückenkopf bei Ba-         als „frivol“ oder „oh-la-la“. Gerhard Lerch aber
ranow zur Großoffensive an und überschritten        intonierte schon mal im Flüsterton: „HJ muss
am 18. Januar die Grenze Schlesiens. Tausende       weg, / das hat kein’ Zweck. / Der Jazz muss her,
waren seit Herbst 1944 an den Wochenenden           / das peitscht viel mehr!“
in Sonderzügen in die Nähe der ehemaligen
deutsch-polnischen Grenze zum „Schippen“            Dann wieder wurden endlose Schlangen von
transportiert worden, um Befestigungsanlagen        russischen Kriegsgefangenen durch Altheide ge-
zu bauen und Panzergräben auszuheben.               trieben, weil ja im Osten die Front täglich näher
                                                    rückte. Wir standen am Straßenrand, in sicherer
Aber am 15. Februar 1945 war Breslau völlig         Entfernung, und beobachteten die zerlumpten
eingeschlossen und wurde, obwohl gänzlich           und ausgemergelten Gestalten.[...]
unbefestigt, zur „Festung“
erklärt. Die Verteidigungs-
anlagen waren nach nicht
einmal einem halben Tag
von den Russen überrollt
worden. Die „Festung
Breslau“ kapitulierte erst
am 6. Mai. so konnten
wir uns im 90 Kilometer
entfernten Bad Altheide
bis dahin in relativer Ruhe
wiegen. Flüchtlinge aus
Nieder- und Oberschlesien,
aus Ostpreußen und Pom-
mern trafen seit Januar bei
uns ein und wurden in den
nun leerstehenden Kurpen-
sionen untergebracht. Wir
halben beim Ausladen ihrer Breslau 1945: Blick in Richtung St. Elisabeth.     Foto: Henryk Makarewicz
Habseligkeiten auf dem
Bahnhof und kamen uns dabei einfach „toll“          Auch in Altheide waren Volkssturmeinheiten
vor, wenn wir die halbe Nacht lang auf die mit      aufgestellt worden. Ich sehe sie noch vor mir:
großer Verspätung eintreffenden Züge warteten.      alte Männer (so alt wie ich heute!) in Loden-
[...]                                               mänteln mit weißer Armbinde, umgehängtem
                                                    Karabiner oder geschulterter Panzerfaust,
Im Gymnasium in Glatz hatten wir nur noch           wie sie zum Sportplatz marschieren, um dort
drei Mal wöchentlich Unterricht, im Wechsel         Schießübungen zu veranstalten. Sie wurden von
mit dem Lyzeum und in Schichten vormittags          kampferprobten, meist verwundeten Soldaten
und nachmittags. Bald wurde der Unterricht          mit Platzpatronen ausgebildet. [...]
ganz eingestellt. Es blieb uns viel freie Zeit, in
der wir „im Ort“, wie man sagte, herumlunger-       Es gab nun keine „Sondermeldungen“ mehr, die
ten, nach den Mädchen schielten und Marika          mit Fanfarenklängen anzukündigen gewesen
Rökks Filmschlager aus „Die Frau meiner             wären. Keine Siegesmeldungen ..., keine flotten

Rundbrief 2/2020                                                                                  15
Kriegsende 1945

Kriegslieder... Stattdessen Durchhalteparolen:    noch die Parole: Und willst du nicht mein Bru-
„Berlin bleibt deutsch, Wien wir wieder deutsch   der sein, so schlag ich dir den Schädel ein.“ [...]
und Europa wird nie bolschewistisch werden!“
Man hörte Zarah Leander besonders oft im Ra-      Am Ende der ersten Maiwoche verließ die
dio: „Davon geht die Welt nicht unter“ und „Ich   Gauamtsleitung dann Altheide, Bürgermeister T.
weiß, es wirrrd einmal ein Wunder geschähn...“    floh mit dem Feuerwehrauto! Man wollte durch
Wilhelm Strienz nölte „Tapfere kleine Soldaten-   die Tschechoslowakei zu den Amerikanern
braut“ [...]                                      durchkommen. Nur wenigen gelang dies. Viele
                                                  wurden zurückgeschickt und fielen den Russen
Sonntagmorgen zwischen 11 und 12 Uhr ging         in die Hände. So erging es jedenfalls den bedau-
ich jetzt fast immer zur Post, um am Schalter     ernswerten russischen Soldaten des Generals
unsere Briefe abzuholen. Vor allem aber, um       Wlassow, der 1942 in deutsche Gefangenschaft
dort meine Freunde zu treffen. Mit ziemlicher     und seit November 1944 auf deutscher Seite
Regelmäßigkeit gab es während dieser Zeit         gegen seine Landsleute kämpfte. Einen Tag
„Voralarm“. Die Sirene vom Dach des gegen-        vor Einzug der Roten Armee in Altheide ging
überliegenden Gemeindeamtes jagte uns einen       ich mit [meiner neun Jahre älteren Schwester]
Schauer über den Rücken. Wir fanden das alles     Dorle zu einer Bäckerei in Falkenhain, um Brot
furchtbar aufregend. Wie wenig hatten wir         zu holen. Unterwegs im Charlottenpark trafen
selbst im Februar und März 1945 in Altheide       wir auf einige Einheiten der Wlassow-Soldaten,
vom Krieg bisher gemerkt! Auch der Luftalarm      die dabei waren, ihre Waffen wegzuwerfen, um
blieb ja Gott sei dank immer folgenlos, und       sich auf eine Flucht ins Ungewisse in Richtung
wenig später gab’s „Entwarnung“. [...]            Westen zu machen. Ihre tieftraurigen Gesichter
                                                  schienen ratlos ins Leere zu blicken. Keiner
Am 20. April 1945, Hitlers 56. und letzten        von ihnen soll überlebt haben. Als „Verräter“
Geburtstag, fand im Gasthaus Eisenhammer in       wurden sie alle erschossen oder aufgehängt.
der Höllentalstraße die letzte NS-Kundgebung
in Altheide statt – eine gespenstisch anmutende        Heinrich Bock (1931–2015): „So war es! –
Szene! Ortsgruppenleiter und Bürgermeister T.          War es so?“, in: Altheider Weihnachtsbrief,
rief enthusiastisch aus: „Von jetzt an gilt nur                          Dezember 2007, S. 47–74

Als Kind am Kriegsende in Glatz
Es war der 7. Mai 1945. Durch die Straßen         Soldaten fuhren Richtung Tschechoslowakei
von Glatz fuhren Lautsprecherwagen. Die           und riefen: „Kommt uns nach!“ Es wurde auch
Bewohner wurden aufgefordert, die Stadt zu        am Bergblick von der Heeresnachrichtenschule
verlassen – die Russen kommen. Die Eltern und     auf Russen geschossen, Anlass, um die Stadt für
Geschwister hatten schon Tage vorher Sachen       eine Woche zur Plünderung freizugeben.
gepackt. Abends habe ich noch vor der Hinter-
tür des Hauses Schuhe geputzt und hörte dabei     Onkel Robert erwartete uns mit seinem Ge-
Geschützdonner. Vatel sagte: „Die Stalinorgel     spann an der Straße von Glatz nach Rengersdorf
spielt.“                                          unterhalb des Rottenhofes. Ich lief voraus, um
                                                  unser Kommen anzukündigen. In Pilsch sah
Am Morgen des 8. Mai haben wir uns auf den        mich eine Bauersfrau alleine auf weiter Flur,
Weg nach Altwilmsdorf zu Frankes [Herkunfts-      hatte Mitleid mit dem „armen Jungen“, und gab
familie der Mutter, Anm. d. Red.] gemacht.        mir eine Butterschnitte mit auf den Weg.
Einige aus der Nachbarschaft sind mit uns         Frankes nahmen 42 Personen – Erwachsene,
über die Pilscher Wiesen gegangen. Züge mit       Jugendliche und Kinder – auf. Ein Massen-

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Kriegsende 1945

quartier im 1939 neu errichteten Wohnhaus mit      Badehose. Russen standen unterhalb vom Wehr
zwei Etagen und Wirtschaftsgebäude. Vatel und      am Ufersteg der Neiße und warfen Eierhandgra-
meine Schwester Elli gingen noch am selben         naten in den Fluss. Wir sprangen nach der Ex-
Tag nach Glatz zurück. Meine Schwester Gretel      plosion ins Wasser und holten die Fische heraus.
war im fünften Monat schwanger.                    Zur Belohnung bekamen wir ein paar geschenkt.
                                                   Wolfgang und trieben uns viel herum. Wir gingen
Am 11. Mai erlebten wir die ersten Russen auf      auch in die Badeanstalt, die am letzten Kriegs-
dem Hof. Für die Mädchen und Frauen wurde          tag gesprengt wurde, um nach etwas Brauch-
auf dem Hof ein Versteck eingerichtet. Aber Elli   barem zu suchen. Im Schwimmbecken lag ein
konnte einer Vergewaltigung nicht entgehen.        Soldat in Uniform. Ein Anblick, den ich nicht
Die Russen nahmen nach der Plünderung auch         vergessen kann.
eine Kuh mit. Nach neun Tagen kam Vatel, um
uns nach Glatz zurückzubringen. Auf den Pil-       An einem Junitag, mittags, klopfte es an unse-
scher Wiesen trafen wir Prälat Dr. Monse und       rem Küchenfenster. Draußen stand Wolfgang
Kuratus Ungrund beim Spaziergang und setzten       mit zwei polnischen Milizern. Ich musste mit-
den Weg gemeinsam fort. An der Neiße, kurz vor     kommen. Wir durften nicht miteinander sprechen.
dem Wehr, badeten nackte Russen. Dr. Monse         Wir gingen in den Zeisigweg in die Wohnung
hielt mir die Augen zu. Am Kreuzberg und           meines Klassenkameraden Klaus Neumann.
den anderen Straßen sah es schlimm aus. Es         Wir mussten einzeln mit den Milizern ins Schlaf-
lagen auch aufgeschlitzte Betten auf der Straße.   zimmer. Dort sagte man mir: „Du hast am Brau-
Schräg gegenüber unseres Hauses hatte sich         nerberg im Steinbruch mit einer Pistole gespielt“,
eine Frau mit ihren drei Töchtern vergiftet. Die   was ich verneinte. Ich wurde solange mit einem
Leichen wurden aus dem Haus getragen.              Gummiknüppel auf den Rücken geschlagen, bis
                                                   ich „Ja“ sagte. Dann ging es stadteinwärts. Auf
Wir bekamen in den folgenden Tagen noch im-        der Höhe der Molkerei in der Neulandstraße be-
mer Russenbesuch, die nach Schnaps suchten.        zogen wir erneut Prügel, bevor man uns laufen
Die soffen auch Brennspiritus mit Wasser           ließ. Wie es zu diesem Vorfall kam, ist für mich
verdünnt.                                          bis heute ein Fragezeichen.

Schon im März waren Gretels Schwiegereltern        Am 25. Juli wurde mein Neffe Jürgen geboren,
vor den Russen aus Neiße zu uns nach Glatz         zwei Monate zu früh. Sehr schwach, aber ge-
geflohen. Leo war Regierungsinspektor gewe-        sund. Viel änderte sich im Tagesablauf. Ich bin
sen und sprach auch Polnisch, was für uns alle     öfters nach Rengersdorf zu Tante Hildegard ge-
damals sehr nützlich war. Wir zogen gemeinsam      gangen, um Milch zu holen. Auf dem Rückweg
auf Hamstertour. Es war damals kaum etwas le-      ging ich über Schleichwege. Ich wollte nicht mit
gal zu bekommen. Gretel sagte: „Ich weiß nicht,    der Kostbarkeit erwischt werden. Einmal hat
was ich kochen soll.“ Ich tauschte Durchschlag-    mir ein Polenjunge vor der Haustüre die Milch
papier zum Zigarettendrehen bei den Russen         ausgegossen. Der Bursche muss in der Nachbar-
gegen Lebensmittel aller Art. Ich klaute auch      schaft gewohnt haben. Wenn er Wolfgang und
Brot aus einer Lore, das zum Rösten aus der        mich traf, grüßte er mit erhobener rechter Hand
Bäckerei in ein entfernteres Gebäude gebracht      „Heil Hitler“. Wir hätten ihn am liebsten in die
wurde.                                             Neiße geworfen.

Im Juni wurde die Druckerei meines Vaters von      Im August war dann die Taufe von Jürgen.
Polen übernommen. Die neue Leiterin war sehr       Nachmittags klingelte es an unserer Tür. Ein
entgegenkommend zu ihm.                            Mann mit einem Milizer stand vor der Tür.
                                                   Sie kamen in unsere Wohnung, sahen sich die
Ich war ständig unterwegs, auch mit Wolfgang       Zimmer an und beschlagnahmten unser Wohn-
Fipper, meinem Freund aus der 10, beide in         zimmer. Kurze Zeit später zog der Typ da ein.

Rundbrief 2/2020                                                                                  17
Kriegsende 1945

Nach kurzer Zeit zog noch eine Polin in unser       Rückweg vom Krankenhaus ging ich immer
Wohnzimmer ein, dann folgte die Mutter des          noch zum Vatel in die Druckerei. Die polnische
Polen. Frau Kors bei uns im Haus flog ganz aus      Verwalterin gab mir immer 5 Zloty, damit ich
ihrer Wohnung raus und der neue stellvertre-        uns eine Semmel kaufen konnte. Das zog sich
tende Bürgermeister zog ein. Es war abzusehen,      bis etwa zum 10. Dezember hin. Die Winter-
dass wir unsere Wohnung ebenfalls verlassen         kleidung war rechtzeitig in der Druckerei in
müssen. Auch in den Nachbarhäusern wurden           Sicherheit gebracht worden, sodass es keine
Zimmer und Wohnungen beschlagnahmt. Die             Not gab. Ebenfalls vieles aus unserer Wohnung,
bisherigen Bewohner wurden in Massenunter-          Nähmaschine und ein großer Teil der Aussteuer
künfte eingewiesen. Die Familie Fipper landete      von der Gretel. Nach und nach wurde vieles auf
im Schützenhof am Holzplan.                         dem Schwarzmarkt verkauft. Der Schwarzmarkt
                                                    blühte auf dem Platz vor dem Stadtbahnhof.
Vatel und Elli brachten Wertsachen, die Aus-        Einige Tage nach dem Rauswurf aus unserer
steuer von Gretel, Winterkleidung und vieles        Wohnung klingelte ich an unserer Wohnungstür,
mehr in einem Kellerraum in der Druckerei           um mein Bett zu bekommen. Ich hatte Erfolg.
unter. Muttel wurde schwach und krank und ins       Der Pole fragte mich mit lauter Stimme nach
Krankenhaus Scheibe am nördlichen Stadtrand         meiner Nähmaschine und dem Bügeleisen. Als
von Glatz mit Typhusverdacht eingewiesen. Ich       die Tür geschlossen war, spuckte ich noch auf
besuchte Muttel zweimal wöchentlich.                die Türklinke.

Anfang November mussten wir unsere Woh-             Mittags brachte ich gelegentlich Vatel und Elli
nung innerhalb von zehn Minuten räumen. Ich         ein warmes Mittagessen in einer roten Wollde-
war mit Gretel und dem kleinen Jürgen allein.       cke verpackt in die Druckerei. Vor dem Stadt-
Wir rafften zusammen, was möglich war. Das          bahnhof auf dem Schwarzmarkt nahm man mir
Bügeleisen versteckten wir im Kinderwagen.          den Korb weg und ich war die Decke los.
Einiges warf ich auch aus dem Fenster. Ich
rannte schnell zu Kinscher am Christkindel-         Am 5. Dezember kam Elli nach Altwilmsdorf,
steig, gleich bei uns um die Ecke, die dann         um uns nach Glatz ins Wasserwerk abzuholen.
umgehend Vatel und Elli benachrichtigten. Wir       In der Werkswohung wurde ein Zimmer frei.
gingen dann mit einem Teil unserer Habe zum         Sie spielte noch den Nickels (Nikolaus), um
Onkel Sepp und seiner Familie im Wasserwerk.        Gerhard, Reinhard und Herbert (6, 4 und 2 Jah-
Noch am gleichen Abend machten wir uns –            re) zu überraschen. Am folgenden Morgen ging
Gretel, Elli und ich – mit dem Kinderwagen          es dann mit dem Kinderwagen den üblichen
auf den Weg zu Frankes nach Altwilmsdorf. Es        Weg nach Glatz zurück.
war ein Wagnis, denn Deutsche durften abends
nicht auf die Straße, außerdem mussten sie eine     Muttel wurde am 6. Dezember aus dem Kran-
weiße Armbinde tragen.                              kenhaus entlassen. Elli und ich holten sie mit
                                                    einem Handwagen in Scheibe ab. Sie wog nur
Wir gingen ohne weiße Armbinde, hinter dem          noch 44,5 Kilo. In Decken warm eingepackt
roten Berg auf Feldwegen und den Kinderwa-          und mit einem Schild „Uwaga tyfus“ (Vorsicht
gen mit Jürgen über den Acker tragend. Zum          Typhus) ging es Richtung Wasserwerk. Neben
Glück hatten die Polen von dem Hof noch nicht       dem Wasserwerk lag das Sellgittstift, ein Alten-
Besitz ergriffen, sodass wir dort bleiben konnten   heim mit einer Hauskapelle. Auf der anderen
und Essen hatten. Muttel lag noch im Kranken-       Seite ein Bauernhof mit Namen Adolf. Dort
haus. Sie erfuhr nichts von unserem Rauswurf.       lebten drei Jungen mit denen ich mich anfreun-
Ich setzte meine Besuche bei ihr nun von Alt-       dete. Die waren Ministranten im Altenheim. Ich
wilmsdorf aus fort. Die Strecke hin und zurück      lernte durch sie die Ministratur und wurde dort
mit Abkürzungen über Feldwege hinter dem            Messdiener.
Roten Berg betrug ca. 30 Kilometer. Auf dem                               Klaus Simon (1936–2019)

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