Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft

 
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Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
Ausgabe 1 · Januar 2022
43969

                                                Züchtung · Produktion · Verwertung

        Fachinformationen für die Landwirtschaft

          Pflanzenbau im
          Klimawandel

         ➤   Nachhaltigkeit im Braugerstenanbau
         ➤   Hafer auch auf besten Böden anbauen
         ➤   Hybridroggen: auf besseren Böden eine Alternative
         ➤   Weizen: zuverlässig(e) Qualität erzeugen
             optimale Saatstärke, angepasste Bestandesführung
         ➤   Dinkelvermarktung – Spelzen sind kein Abfall
Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
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An unsere Leserinnen: Formulierungen in den Texten wie Landwirt/Betriebsleiter
etc. meinen auch immer Landwirtinnen und Betriebsleiterinnen. Zugunsten einer
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bzw. auf die Verwendung des Gender-*. Wir bitten um Ihr Verständnis.

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die Autorinnen und Autoren.                 PubliKom Z Verlagsgesellschaft für
                                            Zielgruppen-Publizistik und
Dr. Anke Boenisch                           Kommunikation mbH
Redaktion praxisnah                         Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel
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                                            Tel. 0511-72 666-242
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Südwestdeutsche Saatzucht
                                            Satz/Layout:
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                                            www.alphaBITonline.de
                                                                                       14   16
                                            Bezugspreis:
                                            jährlich 9,60 €, Einzelheft 2,40 €,
Michael Dunker
                                            zuzüglich Versandkosten
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Tel. 0581-8073162
                                            Erscheinungsweise:
michael.dunker@lwk-niedersachsen.de
                                            viermal jährlich: 34. Jahrgang;
                                            ISSN: 2198-6525
Sébastien Frère
Produktmanager Braugetreide int.            Alle Ausführungen nach bestem
                                            Wissen unter Berücksichtigung von
                                                                                            19
SAATEN-UNION France
Tel. +33761-433669                          Versuchsergebnissen und Beobach-
sebastien.frere@saaten-union.com            tungen. Eine Gewähr oder Haftung
                                            für das Zutreffen im Einzelfall kann
Steffen Hünnies                             nicht übernommen werden, weil die
Fachhochschule Südwestfalen
Tel. 02921-3783651
                                            Wachstumsbedingungen erheblichen
                                            Schwankungen unterliegen. Bei allen        17
huennies@fh-swf.de                          Anbauempfehlungen handelt es sich
                                            um Beispiele, sie spiegeln nicht die
Daniel Husmann                              aktuelle Zulassungssituation der Pflan-
Produktmanager Hybridgetreide nat.          zenschutzmittel wider und ersetzen
Tel. 0511-72666185
                                            nicht die Einzelberatung vor Ort.
daniel.husmann@saaten-union.de
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Dr. Stefan Kübler                           Alle Bilder und Texte in unserer
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Tel. 0228-98581287                          die Redaktion.
janneke.ogink@z-saatgut.de
                                            Titelbild: agrarpress
Matthias Rapp
W. von Borries-Eckendorf
GmbH & Co. KG
Tel. 05208-912538
m.rapp@wvb-eckendorf.de

Stefan Ruhnke                                                                          26
Projektmanager Biokulturen
Mobil 0151-215 70 84
stefan.ruhnke@saaten-union.de
                                            Jede Art der industriellen Produk-
Martin Rupnow                               tion erzeugt klimaschädliches CO2.
Fachberater für Mecklenburg-                Wir gleichen das bei dem Druck der
Vorpommern                                  praxisnah freigesetzte CO2 in einem
Mobil 0151-525524 83                        Aufforstungsprojekt in den Alpen aus.
martin.rupnow@saaten-union.de               Das Projekt neutralisiert in der Atmo-
                                            sphäre befindliches CO2.

2               praxisnah 1 | 2022
Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
Inhalt

4    Pflanzenbau im Klimawandel
     „Getreide führen heißt Getreide
     verstehen.“                                                                      Dr. Anke Boenisch
                                                                                      (Redaktion)

8    Sommerhafer
     Hafer auch auf besten Böden anbauen

10   Braugerste
                                              Editorial
     Mehr Nachhaltigkeit in der Bier-
     produktion – das kann die Züchtung       Neue Wege mit neuen Chancen –
     beitragen                                nutzen wir sie!
12   Zuchtfortschritt                         Liebe Leserinnen und Leser,
     Z-Saatgut sorgt für Perspektive          wenn von „Erweiterung der Fruchtfolge“ gesprochen wird,
                                              denken viele automatisch erst einmal an Kulturarten, die
     im Getreideanbau                         für den Betrieb neu sind. Warum aber nicht mal darüber
                                              nachdenken, etablierte Fruchtarten wie Hafer oder Roggen
14   Betriebsinterview                        nicht nur auf minder guten Standorten zu platzieren, son-
                                              dern auf den besseren oder gar guten Böden? Auch dort
     Zuverlässig(e) Weizenqualität erzeugen
                                              können diese Kulturen konkurrenzfähig sein, wie wir in
                                              dieser Ausgabe ausführen.
16   Dinkel/Spelzweizen
                                              Werden hingegen Kulturarten erstmalig in die Fruchtfolge
     „Wir denken lieber über das nach,        aufgenommen, müssen oft auch neue Vermarktungswege
     was geht.“                               für z. B. Dinkel, Soja und Co. erschlossen werden, – dass
                                              dies sehr gut in einer Betriebsgemeinschaft funktionieren
                                              kann, zeigen wir in einem unserer Betriebsinterviews.
17   Dinkelspelzen sind kein Abfall
                                              Doch auch bei Feldfrüchten, die seit Jahrzehnten auf dem
                                              Betrieb angebaut werden, sollten laufend die Bestandes-
19   Winterweizen                             führung und die Sortenwahl angepasst und optimiert
     Erfolgreicher Weizenanbau:               werden – nicht nur wegen politischer Vorgaben, sondern
                                              auch im eigenen Interesse, um allgemein die Ressourcen
     optimale Aussaatstärke, angepasste       effektiver zu nutzen oder Aufwendungen einzusparen.
     Bestandesführung                         Beispielsweise stellen wir in dieser Ausgabe die Fragen:
                                              „Geht Zwischenfruchtanbau auch ohne Glyphosat und
22   Winterroggen
                                              ohne Düngung?“ oder „Wie führt man Getreide im Klima-
                                              wandel?".
     Wachstumsregler im Winterroggen:         Züchter und Züchterinnen haben vermehrt Zuchtziele in
     Was ist optimal?                         den Fokus genommen, die dem geänderten Umfeld Rech-
                                              nung tragen: Ressourcen-Effizienz, Stresstoleranz und die
24   Hybridroggen                             Gesundheit der Sorten werden immer wichtiger. Neu zuge-
                                              lassene Sorten tragen dazu bei, Ertragsleitung und Qualität
     Auch für bessere Standorte               zu sichern.
     eine Alternative                         Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

26   Zwischenfrüchte
     Es geht ohne Herbstdüngung
     und ohne Glyphosat!

                                                                             praxisnah 1 | 2022          3
Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
Artikelserie praxisnah
                                                                                                                2020/2021/2022
                                                                                                                Getreideanbau im Klimawandel
                         Pflanzenbau im Klimawandel                                                             1. Ertragsbildung
                                                                                                                2. Sortenwahl
                                                                                                                3. Fruchtfolgen

                         „Getreide führen heißt                                                                 4. Kornqualität
                                                                                                                5. Anbauverfahren

                         Getreide verstehen.“
  Im letzten Teil dieser Artikelserie geht es um die Produktionstechnik
  im Klimawandel. Mit welcher Anbauintensität fährt man am besten
  und auf welche Maßnahmen kommt es jetzt an?

                         T
                                 rotz häufigerer trockener und heißer Jahre mit
                                 schwachen Ernten bleibt Mitteleuropa im internati-
                                 onalen Vergleich ein Gunststandort. Die Bodennut-      Die Direkt- und arbeitskostenfreie Leistung würde von gut
                         zungskosten, Betriebsmittel sowie Löhne haben sich jedoch      800 auf 600 €/ha sinken, was über einen Preisanstieg von
                         empfindlich verteuert. Hinzu kommt die GAP-Reform 2023         2,20 Euro/dt aufgefangen werden könnte.
                         mit weiteren Schritten zur Ökologisierung der Landwirt-
                         schaft. Dafür steigen die Chancen auf der Vermarktungs-        Welche Anbauintensität lohnt sich jetzt?
                         seite. Nach jüngsten Erkenntnissen werden weltweit Mais,       Bei Anpassungen der Intensität geht es heute weniger um
                         aber auch Reis und Soja ertraglich stärker unter dem be-       Düngung und Pflanzenschutz, die verbleibenden Möglich-
                         schleunigten Klimawandel leiden als bisher angenommen.         keiten liegen hier meist unter dem betriebswirtschaftli-
                         Diese Entwicklung könnte über steigende Risikoprämien          chen Optimum. Die Fragen lauten vielmehr: Wie viel inves-
                         zu einer längerfristigen Preisfestigung beitragen. Was         tiere ich in innovative Genetik, gelungene Zwischenfrüchte
                         bedeutet diese Gemengelage für den Pflanzenbau und             oder präzisere Technik? Gehe ich täglich oder wöchentlich
                         dessen Anbauintensität?                                        durch meine Bestände? Wie viel lasse ich mir anspruchs-
                                                                                        volle Beratung kosten?
                         Auf der Ertragsseite drohen ja nicht nur Ertragsdepressio-
                         nen durch den Klimawandel, auch der zunehmend limi-            Sinkende Preise und Erträge sowie steigende Kosten emp-
                         tierte Einsatz von Düngung und Pflanzenschutz führt zu         fehlen theoretisch eine geringere Intensität, gegenteilige
                         einer niedrigeren und flacheren Ertragskurve. Abb. 1           Entwicklungen eine höhere. Praxistypisch sind jedoch zu-
                         unterstellt einfachheitshalber, dass das Gesetz vom abneh-     nehmende Schwankungen auf der Ertrags- und Erlösseite,
                         menden Ertragszuwachs auch für die Produktionskosten           die sich erst nach der Ernte herausstellen. Betriebswirt-
                         insgesamt gilt, die im grünen Szenario trotz geringerer        schaftlich gesehen empfehlen steigende Volatilitäten keine
                         Erträge aufgrund höher Umweltauflagen (Greening etc.)          Änderung der Anbauintensität. Allerdings leidet die Effizi-
                         gleich hoch sind. Die optimale spezielle Intensität ist dann   enz und damit auch der Gewinn: In guten Jahren wird
                         erreicht, wenn der zusätzliche Aufwand je Produktionsein-      dessen Potenzial nicht ausgeschöpft, in schlechten Jahren
                         heit dem zusätzlichen Nutzen entspricht. Im Beispiel wäre      Faktoraufwand verschwendet!
                         aktuell ein Aufwand von 1.250 €/ha zu vertreten, ohne Er-
                         tragsbremsen 1.300 €/ha.                                       Am lohnendsten sind ertragssichernde bzw. -steigernde
                                                                                        Maßnahmen ohne Mehrkosten, angefangen bei der Saat-
                                                                                        zeit. Diese entscheidet maßgeblich über die Ertragsbil-
   Abb.1: Die Ertragskurve bestimmt die optimale Anbauintensität                        dung der Pflanzen sowie deren Widerstandsfähigkeit ge-
   Beispiele abhängig von Jahr, Standort und Sorte
                                                                                        genüber biotischem und abiotischem Stress! Es lohnt nicht
                   120                                                                  mehr, in Großbetrieben Teilflächen bewusst zu früh bzw. zu
                                                  ohne Klimawandel und Restriktionen
                   110                                                                  spät zu säen, um die Drilltechnik besser auszulasten. Die
Kornertrag dt/ha

                   100                                                                  damit verbundenen Terminkosten – resultierend aus den
                   90                                                                   höheren Anbaurisiken – steigen über die eingesparten
                   80                                                                   Maschinenkosten: Denn es gibt heute kaum noch Möglich-
                    70                                                                  keiten, überwachsene bzw. dünne Bestände über Pflanzen-
                   60             mit Klimawandel und Restriktionen                     schutz und Düngung gesund zu halten, zu bremsen oder
                   50                                                                   zu fördern.
                        0

                        0

                                    0
                                   00

                                   50

                                   00

                                   50

                                   00

                                   50

                                   00

                                   50

                                   00

                                   50
                     85

                                 95
                     90

                               1.1

                               1.3
                               1.1

                               1.4
                               1.0

                               1.2
                               1.2

                               1.3

                               1.4
                               1.0

                                 Aufwand (Direkt- und Arbeitskosten €/ha)

                         4           praxisnah 1 | 2022
Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
Pflanzen führen heißt Pflanzen verstehen                                                       summe, gemessen in Gradtagen (°Cd). Eine neue Blatt-
In einem Kulturpflanzenbestand mit genetisch identischen                                       bzw. Triebgeneration erfordert zwischen 60 und 100 °Cd, je
Hochleistungspflanzen mit gleichen Bedürfnissen zu je-                                         nach Studie und Basistemperatur1. Hier werden die Werte
dem Zeitpunkt herrscht extremer Wettbewerb nach Raum,                                          der N. U. Agrar herangezogen: 90 °Cd für die Keimung und
Licht, Wasser und Nährstoffen. Welche pflanzenbaulichen                                        dann 70 °Cd für jede weitere Blattgeneration – ohne Basis-
Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?                                                      temperatur, dafür werden nur Tage über 5 °C berücksichtigt.

In Abb. 2 zeigt die Jugendentwicklung einer Getreide-                                          Ab dem dritten Blatt bilden die Triebe eigene Kronenwur-
pflanze ohne Konkurrenz und Mangel: Zeitgleich mit der                                         zeln, wachsen also eigenständig und können Ähren bilden.
Entwicklung des 3. Blatts wird der erste Bestockungstrieb                                      Jüngere Triebe werden bei Licht-, Wasser- und Nährstoff­
angelegt, erscheinend zusammen mit dem vierten Blatt in                                        stress schnell reduziert, die resorbierten Nährstoffe gehen
EC 21. Mit jedem weiteren Blatt des Haupttriebes erscheint                                     zurück an die Muttertriebe. Kräftige, bereits bewurzelte
ein zusätzlicher primärer Bestockungstrieb, der seinerseits                                    Nebentriebe werden dagegen nicht reduziert und überle-
ab dem 3. Blatt fortlaufend sekundäre Bestockungstriebe                                        ben selbst bei Nährstoffmangel und Dürre bis zur Schoss-
bildet usw. Erst der Langtag stoppt diese exponentielle                                        phase. Dann, bei maximaler Konkurrenz zwischen Trieben,
vegetative Entwicklung und leitet mit dem Schossen den                                         Ährchen und Blütchen, stören sie sich gegenseitig in der
Übergang in die generative Phase ein. Die Triebentwick-                                        Entwicklung und verschwenden noch als unterständige
lung bis dahin steht in linearer Beziehung zur Temperatur-                                     Ähren Wasser und Nährstoffe.

Abb. 2: Die Jugendentwicklung des Getreides ist abhängig vom Ressourcenangebot und verläuft exponentiell
Bestockungspotenzial einer Getreidepflanze

Temp.summe in Gradtagen                          90°        160°        230°     300°   370°    440°    510°   580°   650°    720°    790°     860°   Anzahl
                                                                                                                                                      Triebe
BBCH                                              11          12          13     21     22       23      24     25     26      27      28       29

                                                                                                                                                        19

                                                                                                                                                       16

                                                                                                                                                        13
                                                                                                 Sekundäre
                                                                                          Bestockungstriebe                                            10
                                                                                                                                                        8
                                                                           Primäre                                                                      6
                                                                  Bestockungstriebe
                                                                                                                                                        4
                                                                                                                                                        3
                                                                                                                                                        2
                                                                                                 Haupttrieb                                             1
Anzahl Blätter                                    1           2           3       5      8       12      18     26     36      49      63       80
Triebe > 3 Blätter                                                        1       1      1        2      3      4       6      8       10       12
Triebe < 3 Blätter                                                                1      2        2      3      4       4      5        6       7

1   z. B. T. Johnen, U. Boettcher, H. Kage 2018 / J. Burkhardt, T. Gaiser 2011
                                                                                                                               praxisnah 1 | 2022              5
Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
Entbehrung in der Jugend gehört dazu                                                    Wintergetreide eine Woche später drillen
         Am effizientesten ist eine kräftige Jugendentwicklung bis                               Für die Herbstaussaat ist die phänologische Uhr hingegen
         etwa BBCH 23, also dem dritten Bestockungstrieb. Weitere                                nicht brauchbar. Das Vegetationsende, – definiert als Blatt-
         Triebgenerationen sollten in ihrer Ausbildung zurückblei-                               fall der Stieleiche, – hat sich im betrachteten Zeitraum um
         ben bzw. möglichst früh abgestoßen werden. Eine „ver-                                   einen Zehnteltag jährlich nach hinten verschoben. Dürre­
         ständnisvolle“ Bestandesführung kann diese Bestandesar-                                 stress im Sommer oder Frühherbst beschleunigt jedoch die
         chitektur unterstützen: mit ausreichend dicht stehenden,                                Alterung und damit auch den Beginn des phänologischen
         gleichmäßig entwickelten Pflanzen bei nicht zu üppiger                                  Winters. Hilfreicher als die Temperaturhistorie sind die Mit-
         N-Versorgung. Dann haben spätere Triebgenerationen                                      teltemperaturen. In Tab. 1 gehen in das Gebietsmittel alle
         kaum Entwicklungschancen. Moderater Mangel bzw.                                         Wetterstationen ein, auch Höhenlagen. In den typischen
         etwas Stress in der Jugend sind also wichtig für die Ent-                               Ackerbaugebieten liegen die Werte um etwa 0,5 °C höher.
         wicklung idealer Pflanzenbestände. Dazu gehören auch
         „Kinderkrankheiten“ im Blattbereich, vor allem Schwäche-                                Der Oktober ist für die Herbstentwicklung entscheidend,
         parasiten wie Typhula und Schneeschimmel.                                               danach sind bei zunehmender Abkühlung steigende Tem-
                                                                                                 peraturen unter der Wachstumsschwelle von 5 °C unerheb-
         Sommerungen profitieren von früheren Saaten                                             lich. In den letzten fünf Jahren waren die Oktober im Mittel
         Bei den phänologischen Jahreszeiten des Deutschen Wet-                                  um 1,3 °C wärmer als 1981 – 2010, die Temperatursumme
         terdienstes beginnt der Frühling mit der Blüte von Forsy-                               stieg damit um 40 °Cd. Bei einer Aussaat am 1. Oktober
         thie und Buschwindröschen. Im langjährigen Trend seit                                   entspräche das – in Verbindung mit einigen wärmeren Ta-
         1950 setzt diese Entwicklung alle fünf Jahre um einen Tag                               gen Anfang November – etwa einem BBCH-Stadium mehr
         früher ein. Profitieren können davon vor allem Sommer­                                  Entwicklung. Konkrete Empfehlungen für die sehr unter-
         getreide und heimische Leguminosen. Aufgrund der kür-                                   schiedlichen Anbauräume Deutschlands sind daraus nicht
         zeren Jugend ist deren Bestandesdichte und Einkörnung                                   abzuleiten, übergreifende Trends schon:
         labiler als die der Winterformen. Mit früherem Vegetations-
         beginn können sie zeitiger bestellt werden, ohne Auflauf-                               ➤ Bei Weizen wäre aus dieser Entwicklungsbeschleuni-
         und Entwicklungsprobleme zu riskieren. Mit der längeren                                    gung eine Saatzeitverschiebung um etwa fünf Tage ge-
         Vegetation im Kurztag verringern sich die Entwicklungs-                                    genüber dem Vergleichszeitraum zu begründen, hinzu
         nachteile gegenüber den Winterformen, die Erträge könn-                                    kommt der um etwa drei Tage frühere Vegetationsbe-
         ten sich zukünftig annähern! Auch Mais, Zuckerrüben und                                    ginn. Dieser ist bei Weizen im Hinblick auf die längere
         Soja werden heute zeitiger gesät, Wärmebedürftigkeit und                                   Ährendifferenzierung und damit bessere Einkörnung
         Frostrisiken erlauben jedoch keine weitere Verfrühung. Ge-                                 voll anzurechnen. Zusammengenommen hätte sich
         treide benötigt je nach Art zur Keimung hingegen nur ein                                   damit in den letzten 30 Jahren das regionale Saatzeit­
         bis vier Grad Celsius. Das weitere Wachstum setzt bereits                                  optimum um etwa 8 Tage nach hinten verschoben. In
         bei drei bis fünf Grad ein, moderate Minustemperaturen                                     milden Lagen mehr, in rauen Lagen weniger.
         sind kein Problem.
                                                                                                                          ➤ Anders als Weizen kann Roggen
Tab. 1: Durchschnittstemperaturen der Jahreszeiten                                                                           nur zwei Körner je Ährchen bilden,
Mittelwerte Deutschland nach Daten des Deutschen Wetterdienstes in Grad Celsius                                              Gerste nur eines. Zudem wachsen
                     Jahr         Frühjahr       Sommer                         Herbst                           Winter      beide Arten im Frühjahr etwa zwei
                                                               September        Oktober       November
                                                                                                                             Wochen weniger im Kurztag. Eine
                                                                                                                             frühzeitige Ährendifferenzierung
  1961–1990           8,6            7,7            16,3           13,3            9,0            4,1             0,3
                                                                                                                             ist deshalb entscheidend für die
  1971–2000           9,0            8,1            16,6           13,3            8,8            4,0             0,8
                                                                                                                             Ertragssicherheit. Gerste generell,
 1981–2010            9,3            8,5            17,1           13,5            9,2            4,4             0,9
                                                                                                                             Roggen auf Trockenstandorten
         2011        10,0            10,1           16,8           15,2            9,4            4,6             -0,6
                                                                                                                             sollten deshalb eher BBCH 24 vor
         2012         9,5            9,8            17,1           13,6            8,7            5,2             1,1        Winter erreichen. Gerste nutzt zu-
         2013         9,1            6,7            17,7           13,3           10,6            4,6             0,3        sätzlich einige wärmere Septem-
         2014        10,8            10,0           17,1           14,9           11,9            6,5             3,3        bertage, Roggen hat einen gerin-
         2015        10,2            8,7            18,4           13,0            8,4            7,5             1,9        geren Energiebedarf. Daraus las-
         2016         9,9            8,5            17,8           16,9            8,5            3,8             3,6        sen sich, bezogen auf die vergan-
         2017        10,0            9,6            17,9           12,8           11,1            5,1             1,0        genen 30 Jahre, etwa sechs Tage
         2018        10,7            10,2           19,3           15,1           10,7            5,2             1,5        späterere Saatzeitoptima folgern.
         2019        10,7            9,1            19,3           14,1           10,8            5,2             2,8
         2020        10,9            9,2            18,2           14,8           10,2            6,2             4,2
         2021                        7,2            17,9           15,2            9,6            4,1             1,8
Abweichungen zur Durchschnittstemperatur 1981–2010, blau = Abweichungen nach unten, rot = Abweichung nach oben

         6                  praxisnah 1 | 2022
Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
➤ In überwachsenen Wintergetreide-Beständen kann die
                                                                 Triebreduktion beschleunigt werden, indem die Start-
                                                                 gabe verschoben oder gleich mit der Anschlussgabe zu-
                                                                 sammenfasst wird. Aufgeteilt folgt Letztere erst zum
                                                                 Einknotenstadium. In schwächeren Beständen muss Nit-
                                                                 rat früh und ausreichend für die Triebentwicklung be-
                                                                 reitstehen. Die Anschlussdüngung fällt dann triebstabi-
                                                                 lisierend Ende der Bestockung, mit Ammonium- bzw.
                                                                 Harnstoff auch hier entsprechend früher.

                                                               ➤ Die Abschlussdüngung sollte bei Trockenstress mit dem
                                                                 Erscheinen des letzten Blattes ausgebracht sein. So wird
                                                                 der Stickstoff effizient und damit umweltfreundlich ge-
                                                                 nutzt und spätere Stickstoffschübe stimulieren nicht
 Frühe und „dünne“ Saaten sind oft früh                          zusätzlich das vegetative Wachstum. Dies würde die
     von Virusüberträgern befallen.
                                                                 generative Entwicklung verzögern – und damit auch
                                                                 die notwendigen Umlagerungsvorgänge im Verlauf der
➤ Von den späteren Saatterminen profitiert auch die Anbau-       Kornfüllung.
  sicherheit: Sie sind eine wirkungsvolle „Escape-Strategie“
  gegenüber Viren, Pilzen und diversen Fraßschädlingen,        ➤ Aus diesem Grund sind in Trockenlagen ab BBCH 39
  auch Ungräser werden wirkungsvoll zurückgedrängt, die          auch keine Fungizide mit Greeningeffekt mehr auszu-
  Winterfestigkeit und Standfestigkeit gefördert.                bringen (v. a. Triazole und Strobilurine). Diese hemmen
                                                                 die Bildung des Abreifehormons Ethylen und verlängern
➤ Die Tendenz zu immer dünneren Saaten ist vorbei: Ei-           auf diese Weise ebenfalls die weitere Entwicklung. Aus-
  nerseits wegen der Abkehr von sehr frühen Bestelltermi-        nahme ist die Fusariumbekämpfung im Winterweizen.
  nen, andererseits für eine bessere Kontrolle der vegeta-       Diese geht ja allerdings i. d. R. mit einem eher feuchten
  tiven Entwicklung bei kürzerer Winterruhe. Denn mehr           Juni einher, eventuelle Entwicklungsverzögerungen
  Konkurrenz zwischen enger stehenden Pflanzen bremst            sind dann weniger kritisch zu sehen.
  die Entwicklung der später angelegten Bestockungs-
  triebe. Zudem steigt mit höheren Saatstärken der Anteil      ➤ Früh eingesetzt verstärkt der Wachstumsregler Ethe-
  der ertragsstabileren Haupttriebe mit ihrer anfangs tie-       phon als Ethylenbildner Trockenstress. In BBCH 49 aus-
  fer reichenden Keimwurzel. Faustformel bei optimaler           gebracht, unterstützt es hingegen die Umlagerungspro-
  Bestellung: Weizen 45 %, Gerste 40 %, Roggen 35 %              zesse zur Kornfüllung. Die übrigen Wachstumsregler ge-
  keimfähige Körner/m² bezogen auf die angestrebte Be-           hören zu den Gibberellinhemmern und stören deshalb
  standesdichte.                                                 bei später Applikation die weitere Entwicklung. Für alle
                                                                 Wachstumsregler gilt: Sie verschärfen die reduzierende
Düngung und Pflanzenschutz mit dem letzten                       Wirkung der bei Trockenstress von der Pflanze gebilde-
Blatt abschließen                                                ten Stresshormone, eine Folge ist z. B. Spitzensterilität.
Düngung und Pflanzenschutz sollten das Anpassungsver-
mögen der Pflanze nicht unnötig stören. Bei Trockenheit        Selbstregulation der Pflanze unterstützen
bremst das Stresshormon Abscisinsäure das oberirdische         Die Produktionstechnik muss für den Klimawandel nicht
Wachstum, auch von den Wurzelspitzen kommen weniger            neu erfunden werden, Kenntnisse um die Entwicklungs-
Wachstumssignale. Erst bei feuchtem Boden bilden diese         physiologie der Pflanze werden jedoch wichtiger. Denn
wieder verstärkt das Wachstumshormon Cytokinin. Den            „Verständnis“ für die Pflanze hilft, mit einer differenzier-
gleichen Effekt hat Nitrat! Menge, Termin und Form der         ten Bestandesführung die natürliche Selbstregulation
N-Düngung haben damit erheblichen Einfluss auf ein             der Pflanzen zu unterstützen: für effizientere Anbauver-
harmonisches Spross/Wurzel-Verhältnis. Das Gleiche gilt        fahren mit wenig Ressourcenverbrauch und widerstands-
für Fungizide und Wachstumsregler im Hinblick auf eine         fähigere Pflanzen. So bleiben die Stückkosten im Griff –
harmonische Abreife:                                           trotz klimatischer und politischer Ertragsbremsen!
                                                                                                                                    www.praxisnah.de/202211

➤ Vor allem die Winterungen Gerste und Roggen brau-                                                             Text: Sven Böse |
  chen aufgrund ihres frühen Bedarfs i. d. R. auch zukünf-                              Fotos: Amazone, Sven Böse, Anke Boenisch
  tig eine ausreichend bemessene, rechtzeitige N-Start-
  gabe. Bei Sommergetreide wirkt ein frühzeitiges hohes
  Nitratangebot entwicklungsbeschleunigend, auch hier
  also startgabenbetont düngen.

                                                                                                praxisnah 1 | 2022             7
Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
Sommerhafer

     Hafer auch auf besten
     Böden anbauen
Die Erweiterung von Fruchtfolgen ist in der „Ackerbaustrategie 2035“ des
BMEL eine der wichtigsten Stellschrauben. Doch die Alternativen sind ins-
besondere dann rar, wenn ertragssichere und -starke Hauptkulturen hohe
Markterlöse garantieren bzw. wenn Standortfaktoren Alternativkulturen
benachteiligen. Günter Stemann1, Fachhochschule Südwestfalen, über Hafer
als Alternative auf guten Böden.

     A
             ckerbauliche Probleme lassen sich durch ein vielfäl-               guten Durchwurzelungsleistung beruht. Selbst hohe Er-
             tiges Anbauspektrum deutlich vermindern, auch                      träge von > 75 dt/ha können mit einem N-Aufwand von rd.
             hinsichtlich der geforderten Verbesserung der Bio-                 80 kg/ha erzeugt werden. Die so erreichten geringeren Ni­
     diversität sind Vorteile zu erwarten. Bei dem Vergleich mit                tratreste in der herbstlichen Sickerwasserperiode sind be-
     ertragssicheren und -starken Hauptkulturen bzw. durch                      sonders für ausgewiesene „Rote Gebiete“ ein zunehmend
     Standortfaktoren benachteiligter Alternativkulturen muss                   wichtiger Aspekt. Letzterer zeigt sehr deutlich die Notwen-
     der langfristige ackerbauliche Vorteil (Vorfruchtwert) den                 digkeit der betriebsindividuellen Bewertung solcher Eigen-
     geringen Markterlös kompensieren. Darüber hinaus muss                      schaften: Was in Ackerbaubetrieben mit Mineraldünger­
     bei den „Extensivkulturen“ auch die Verringerung des                       zukauf positiv zu bewerten ist, kann im Viehhaltungs‑
     Aufwandes für Produktionsmittel hinsichtlich der Umwelt-                   be­trieb mit Nährstoffüberhang zusätzliche Kosten für den
     wirkungen verstärkt bedacht werden.                                        Export organischer Dünger verursachen.

     Hafer – gut begründet!                                                     Anbauerfahrungen aus der Börde
     Hafer kann ähnlich wie Blattfrüchte die Infektionszyklen                   Am Standort des Versuchsgutes Merklingsen der FH Süd-
     von Schwarzbeinigkeit, Halmbruch und anderen Fußkrank-                     westfalen in der Niederungslage der Soester Börde ist der
     heiten unterbrechen. Dies basiert auf spezifischen Wurzel-                 Hafer aus den skizzierten Gründen seit jeher Bestandteil
     ausscheidungen, die über allelopathische Wirkungen auch                    des Ackerbaukonzeptes. Die langjährig erzielten Erträge
     eine gewisse Unkrautunterdrückung bewirken können. Zu-                     liegen relativ stabil auf hohem Niveau (s. Abb. 1a). Dabei
     sätzlich kann das Saatbett bis zum zeitigen Frühjahr acker-                hielten sich die Erträge trotz der extremen Frühjahrs- und
     baulich sehr gut vorbereitet werden, was Vorteile in Bezug                 Sommertrockenheit in den letzten Jahren, während insbe-
     auf das Management von schwer bekämpfbaren oder gar                        sondere die der Ackerbohnen deutlicher absanken und die
     resistenten Ungräsern hat. Dies muss aber auch das Ziel                    Erträge bei Raps deutlicher schwankten (Abb. 1b und c).
     sein, da seit dem Wegfall von Lexus® keine Gräserherbizide
     mehr im Hafer zugelassen sind. Demgegenüber können                         Wirtschaftlichkeit: Qualität wird gut bezahlt
     breitblättrige Unkräuter (u. a. auch Disteln) sehr effizient               Die Anbauentscheidung hängt nicht allein vom Ertrag,
     und preisgünstig bekämpft werden. Die im Gegensatz zum                     sondern ebenso von der Vermarktung und Verwertung ab.
     Wintergetreide meist gute, schüttfähige Struktur der Bo-                   Der Marktpreis des Hafers ist von der Verwertungsrichtung
     denoberfläche ermöglicht im Bedarfsfall auch effiziente                    abhängig. Qualitätshafer für die Nahrungsmittelerzeugung
     Einsätze des Unkrautstriegels. Ein gut etablierter Hafer­                  in den Schälmühlen wird aufgrund des enormen Anstieges
     bestand mit Saattiefe auf ca. 4 cm ist hier sehr robust.                   der Nachfrage sowie der eher geringen inländischen Er-
                                                                                zeugung stark nachgefragt und wird derzeit zu rd. 60 %
     Als „Gesundungsfrucht“, die selbst nur geringe produktions­                durch Importe gedeckt! Bei hoher Kornqualität kann der
     technische Maßnahmen beansprucht, eignet sich Hafer gut                    Hafer über dem Weizenpreis gehandelt werden. Aber: Für
     zur Auflockerung enger Fruchtfolgen mit Getreide, aber                     Futterhafer gibt es demgegenüber keine rege Nachfrage,
     auch Raps und kann den hohen Aufwand zur Absicherung                       sodass dessen Preis noch unterhalb von dem der Gerste
     der Erträge vermindern. Positiv in Betrieben mit Düngerzu-                 liegen kann. Der unbestrittene diätetische Wert des Hafers
     kauf ist die hohe Nährstoffeffizienz, die u. a. auch aus einer             in der Fütterung findet dabei leider keine besondere Wür-

                                                1 Der Artikel ist in ähnlicher Form erstmals im Landw. Wochenblatt Westfalen erschienen. Der Arbeitgeber des inzwischen
     8           praxisnah 1 | 2022
                                                leider verstorbenen Autoren hat uns das Manuskript dankenswerterweise zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
digung. So kann also das betriebswirtschaftliche Ergebnis            Abb. 1 a, b, c: Betriebserträge (dt/ha) von „Alternativkulturen“
 stark schwanken, – dies zeigt das Kalkulationsergebnis der           in der Niederungslage der Soester Börde am Standort Merklingsen
                                                                      (1997 bis 2020) in einem 8-feldrigen Anbausystem
 „Kostenbereinigten Marktleistung“ eindrücklich (s. Abb. 2).
 Der Hafer erreichte auch als Futterhafer durchaus das Er-                                             a: Entwicklung Hafererträge
 gebnis des Rapses bzw. war mit Qualitätsbezahlung sogar              100
                                                                                                           y = 0,13003x + 72,705
 deutlich besser, während die Ackerbohnen weit abgeschla-              90
                                                                       80
 gen rangieren.
                                                                       70
                                                                       60
 Hier darf jedoch nicht das „Verdrängungsprinzip“ greifen.             50
 Alternativkulturen sollen ergänzen, das Anbausystem ver-              40
 einfachen und den Ertrag der Folgekultur sichern! In unse-            30
 rem Betrieb reagiert die Wintergerste nach Hafer mit sehr             20
                                                                       10                                    2007: Totallager eines
 hohen und sicheren Erträgen auf Weizenniveau. Zudem                                                         zu dichten Bestandes
                                                                        0
 verbieten sich zu hohe Rotationsanteile: Hafer wie auch

                                                                            97
                                                                            98
                                                                            99
                                                                            00
                                                                            01
                                                                            02
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                                                                            18
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                                                                            20
 Körnerleguminosen sollten eher weiter gestellt sein – alle
 sechs Jahre wäre ein gutes Ziel.
                                                                                                 b: Entwicklung Ackerbohnenerträge
                                                                       80                               y = -0,0791x + 56,957
 Abb. 2: Kostenfreie Leistung der Kulturen, Erntejahr 2019
 (Vermarktungserlös/ha abzüglich Kosten für Diesel, Saatgut,           70
 Düngung, PSM, Erntekosten), Versuchsgut Merklingsen                   60
                                                                       50
          1.400                                                        40
          1.200                                                        30
          1.000                                                        20
Euro/ha

            800                                                        10
            600                                                         0
            400
                                                                            95
                                                                            96
                                                                            97
                                                                            98
                                                                            99
                                                                            00
                                                                            01
                                                                            02
                                                                            03
                                                                            04
                                                                            05
                                                                            06
                                                                            07
                                                                            08
                                                                            09
                                                                            10
                                                                            11
                                                                            12
                                                                            13
                                                                            14
                                                                            15
                                                                            16
                                                                            17
                                                                            18
                                                                            19
                                                                            20
            200
              0
                                                                                                       c: Entwicklung Rapserträge
                  ZR

                                WG

                                   is
                          op W

                                 fer

                          (Qu fer

                                  ps

                                                      AB
                           (Bl W W

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                       (St W

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                             Ha

                             Ha

                                                                                                           y = 0,1133x + 40,797
                                                           Mi
                         Silo

                                                                       60
 Quelle: G. Stemann, Agrarwirtschaft Soest                             50
                                                                       40
                                                                       30
 Qualität und Vermarktung
                                                                       20
 Während an diesem Standort gute Erträge möglich sind,                 10
 liegt es mit den gewünschten Qualitäten im Argen. Als ein-             0
 fach und schnell ermitteltes Preiskriterium örtlicher Han-
                                                                            95
                                                                            96
                                                                            97
                                                                            98
                                                                            99
                                                                            00
                                                                            01
                                                                            02
                                                                            03
                                                                            04
                                                                            05
                                                                            06
                                                                            07
                                                                            08
                                                                            09
                                                                            10
                                                                            11
                                                                            12
                                                                            13
                                                                            14
                                                                            15
                                                                            16
                                                                            17
                                                                            18
                                                                            19
                                                                            20
 delspartner dient das Hektolitergewicht, das in aller Regel          Quelle: G. Stemann, Agrarwirtschaft Soest, Versuchsgut Merklingsen
 an der angelieferten Rohware gemessen wird. Meist wird
 das gesetzte Limit von 52 kg/hl knapp verfehlt. Je nach
 Einstellung des Mähdreschers kann die Analyse nach Aspi-
 ration jedoch bereits um 1 bis 2 kg/hl höher liegen!              tischen Aufwand des Lkw-Transportes zu rechtfertigen. Sehr
                                                                   hilfreich wäre daher die Gründung von Erzeugergemein-
 Vorrangig für die Herstellung der klassischen „Haferflocken“      schaften, verbunden mit einer guten Anbauberatung.
 ist ein gut ausgebildetes gesundes Korn wichtig. Für die er-
 weiterte Produktpalette wie Müsliprodukte, Kleie, Hafer-          Fazit
 milch etc. gilt das nicht unbedingt. Daher sind die Anforde-      Kulturen zur Entlastung unserer nach wie vor engen An-
 rungen der Schälmühlen weitaus differenzierter. So wer-           bausysteme sind gefragt. Während derzeit vorrangig die
 den u. a. auch Schälbarkeit, Spelz- bzw. Kernanteil und           Körnerleguminosen favorisiert werden und deren Anbau
 Korngrößenanteil (< 2 mm Schlitzlochsieb) bewertet, so-           in Folge der Förderprogramme merklich angestiegen ist,
 dass auch eine Ware mit rd. 50 kg/hl nicht mehr zwangs-           blieb der Hafer bis in die jüngste Vergangenheit weitge-
                                                                                                                                                       www.praxisnah.de/202212

 läufig im Futtertrog landen muss. Dies setzt erhöhte An-          hend unbeachtet. Hafer trägt ebenso zur Unterbrechung
 strengungen um eine entsprechende Vermarktung voraus:             von Infektionszyklen in Getreide- und Rapsfruchtfolgen
 Die Erntemenge muss repräsentativ bemustert und der               bei, bietet darüber hinaus aber einen weiteren entschei-
 Schälmühle zur Analyse zugeschickt werden, sodass eine            denden Vorteil: Die N-Bilanzen können erheblich entlas-
 vorübergehende Einlagerung unvermeidbar ist. Es kann da-          tet werden und die „Gesundpflanze“ Hafer ermöglicht
 rüber hinaus vorteilhaft sein, kleinere Partien mit ausrei-       eine erfreulich extensive Produktion.
 chender Qualität überbetrieblich zu bündeln, um den logis-                                                                      Foto: Anke Boenisch

                                                                                                                 praxisnah 1 | 2022               9
Pflanzenbau im Klimawandel - Fachinformationen für die Landwirtschaft
Braugerste

      Mehr Nachhaltigkeit in der Bier­
      produktion – das kann die Züchtung
      beitragen
Im Europäischen Green Deal und der Gemeinsamen Agrarpolitik 2023 spiegeln sich die gesellschaft-
lichen Bedenken hinsichtlich des Klimawandels und des Kohlenstoffmanagements wider. Wichtige
Akteure der Mälzerei- und Brauereibranche haben sich bereits zu einem klaren Ziel zur Senkung der
Treibhausgasemissionen verpflichtet, um das Pariser Abkommen1 zu erfüllen.

     D
                iese Entwicklung wird sich auf die gesamte Wertschöpf-                  Weltweite Initiative zur Senkung von Emissionen in
                ungskette auswirken: Züchtung – Gerstenproduktion                       Unternehmen – auch Brauereien machen mit
                – Malzproduktion – Bierherstellung.                                     Die Initiative „Science Based Targets“2 (SBTi, deutsch: Wissen-
                                                                                        schaftlich fundierte Ziele) fördert ehrgeizige Klimaschutz-
      Wie Abb. 1 zeigt, werden ca. 40 % der Treibhausgase in der                        maßnahmen in der Privatwirtschaft, indem sie Unterneh-
      Nahrungskette im Bereich Landwirtschaft und Verarbei-                             men die Möglichkeit gibt, wissenschaftlich fundierte Emis-
      tung produziert und können daher von der Züchtung und                             sionsreduktionsziele festzulegen. Um ihr Engagement zu
      von den landwirtschaftlichen Produktionssystemen beein-                           formalisieren und zu validieren, verpflichten sich die Unter-
      flusst werden. Denn Anbauverfahren in Zusammenhang                                nehmen der SBTi. Bis heute haben sich mehr als 10 Braue-
      mit den genetisch bedingten Eigenschaften der Gersten-                            rei- und Brennereibetriebe angeschlossen.
      sorten haben einen direkten Einfluss auf diese Emissionen.
                                                                                        Die Nachhaltigkeitsziele decken die gesamte Produktions-
      Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft fängt bei der                                kette ab und sind in drei Kategorien unterteilt. Kategorie 1
      Pflanzenzüchtung an                                                               entspricht den direkten Emissionen aus unternehmensei-
      Führende Braugerstenzüchter wie die Unternehmen Acker-                            genen und kontrollierten Ressourcen. Indirekt wirkt sich
      mann Saatzucht GmbH und Nordsaat Saatzucht GmbH                                   bei der Herstellung, Verwendung und Entsorgung eines
      haben daher mit Blick auf die Nachhaltigkeit bestimmte                            Produktes die Herstellung der benötigten zugekauften
      Zuchtziele priorisiert, um der Praxis Sorten zur Verfügung                        Energie (Kategorie 2) aus. Ebenso wie alle Emissionen, die
      zu stellen, die                                                                   in der Wertschöpfungskette des berichtenden Unterneh-
      ➤…p    roduktiv, aber ebenso tolerant gegen Witterungs­                          mens entstehen, einschließlich vor- und nachgelagerter
            extreme, Krankheiten und Schädlinge sind.                                   Emissionen der benötigten eingekauften Materialien (Ka-
      ➤ … s owohl auf dem Feld trockentolerant sind, als auch                          tegorie 3). Wie in Tab. 1 zu sehen ist, wirken sich die von
            während des Mälzungsprozesses weniger Wasser                                den Brauerei- und Mälzereiunternehmen verfolgten Ziele
            benötigen.                                                                  auf die landwirtschaftlichen Praktiken aus.
      ➤…w    eniger Wasser, Zeit sowie Energie (Gas, Elektrik) wäh-
            rend des Mälzungs- bzw. Brauprozesses benötigen.

      Tab. 1: Emissions-Kategorien für Mälzereien und Brauereien
                          Das muss die Brauerei                                   Das muss die Mälzerei                                        Mögliche
                            dokumentieren                                           dokumentieren                                             Maßnahmen

           Emissionen im Zusammenhang mit der Verbrennung         Emissionen im Zusammenhang mit der Verbren-                     Biogas, thermische Solarenergie,
      1
             von Gas zur Erzeugung von Dampf im Sudhaus             nung von Gas für die Trocknung des Malzes                    Verwertung anfallender Biomasse
                                                                      Emissionen im Zusammenhang mit der
                    Emissionen im Zusammenhang mit der                                                                                     Windenergie
                                                                  Verwendung von Energie für das Kontrollsystem,
      2        Verwendung von Energie für das Kontrollsystem,                                                                            Sonnenkollektoren
                                                                    den Umgang mit der Ware, für Ventilatoren
               Pumpen und Flaschenbefüllung, -reinigung etc.                                                                         Blockheizkraftwerk (Biogas)
                                                                          zum Einweichen, Keimen etc.
                     Emissionen im Zusammenhang mit              Emissionen im Zusammenhang mit dem Transport                       Nachhaltiger Gerstenanbau
      3
                      Malz- und Gerstenproduktion                 von Malz und Gerste und Gerstenproduktion                            Elektrische Fahrzeuge

                                                                1 DasPariser Abkommen ist ein internationales Abkommen mit dem Ziel, den Temperaturanstieg auf maximal 2 °C
      10              praxisnah 1 | 2022                        bzw. vorzugsweise 1,5 °C gegenüber der Zeit vor der Industrialisierung zu begrenzen.
                                                                2 https://sciencebasedtargets.org
Abb. 1: Vom Feld zum Bierglas – Anteile der freigesetzten
Treibhausgase der einzelnen Produktionsstufen

                                      Landwirtschaft              Industrielle Verarbeitung            Abfüllung, Verpackung
                                      Gerstenproduktion           Malz- & Bierherstellung              & Verteilung

                                      ~ 15 %                      ~ 25 %                               ~ 60 %
                                ➤ Düngung                                                                ➤ Elektrizität
                                                                     ➤ Energie
                                ➤ Maschineneinsatz                                                       ➤ Logistik
                                                                     ➤ Wasser
                                ➤ Pflanzenschutzmittel                                                    ➤ Kühlung

Quelle: Sébastien Frère

„Grüne“ Energie verringert automatisch die Emissionen,                      biotischen und abiotischen Stress, Düngeeffizienz, Input
aber zusätzlich arbeitet die Industrie daran, über einen                    etc.) und Herstellungskriterien (Wassereffizienz, Energie-
geringeren Energie- und Wasserverbrauch direkt die Treib-                   effizienz etc.) zugrunde. Die derzeitige Sortenlandschaft ist
hausgasemissionen zu verringern.                                            auf der Grundlage der Produktionsleistung stark differenziert.

Große Unterschiede bei der Nachhaltigkeit der zurzeit                       Fazit
verfügbaren Sorten                                                          Führende Braugerstenzüchter Deutschlands haben die
Spezifische genetische Sorteneigenschaften können eben-                     Bedeutung der Züchtung für die Verbesserung der Nach-
falls zu einer Reduzierung von Treibhausgasen in der Land-                  haltigkeit in der Produktion und Verarbeitung von Brau-
wirtschaft und der Produktion beitragen. Um nachhaltige                     gerste erkannt und ihre Zuchtziele auch darauf eingestellt.
Sorten für die Mälzerei- und Brauereikette besser bewerten                  Aber natürlich kann schon auf dem Feld damit begonnen
und auswählen zu können, hat die SAATEN-UNION die in                        werden, die Nachhaltigkeit in der (Brau)Gerstenproduk-
Abb. 2 dargestellte Nachhaltigkeitsmatrix entwickelt, die                   tion zu verbessern: Möglichst reduzierte Bodenbearbei-
Agronomie, Biodiversität und Prozessumwandlung kombi-                       tung, ganzjährige Bodenbedeckung, weniger nicht-orga-
niert. Der Bewertung liegen die wichtigsten agronomi-                       nische Düngung sind einige der möglichen Maßnahmen.
schen Kriterien (Produktivität, Widerstandsfähigkeit gegen
                                                                                                                            Text: Sébastien Frère

Abb. 2: Matrix zur Nachhaltigkeitsbewertung von Braugersten für den deutschen Markt
                                                        hoch

       Wichtigste
     agronomische
                                                        mittel

    Sortenkriterien:            Pflanzenproduktivität
        Ertrag,                    und Biodiversität
    Stresstoleranz,
   Nährstoffeffizienz
                                                        niedrig

                                                                                                                                                    www.praxisnah.de/202213

                                                                  niedrig                     mittel                           hoch
   nachhaltige Sorte
   nachhaltiger Prozess
   nachhaltiges Wachstum                                                Reduzierung des industriellen Emissions-Fußabdruckes
   zugelassene Braugerstensorten,
   vom Berliner Programm empfohlen
   Sorten, deren Zulassung erwartet wird.                                      Wichtigste Verarbeitungsmerkmale:
                                                                            Wassernutzungseffizienz, Energieeffizienz
Quelle: SAATEN-UNION

                                                                                                                praxisnah 1 | 2022           11
Zuchtfortschritt

      Z-Saatgut sorgt für Perspektive
      im Getreideanbau
Wenn die Möglichkeiten im Getreidebau durch Klima und
Gesetze immer weiter eingeengt werden, gilt es, flexible                                       Z-Saatgut wird mehrfach
                                                                                               amtlich geprüft, bevor es in
Strategien zu entwickeln. Der Sortenwahl und Sortenviel-                                       einem streng kontrollierten
falt kommen dabei Schlüsselrollen zu. Hochqualitatives                                         Verfahren aufbereitet wird.
Z-Saatgut mit mehrfach geprüfter Qualität sichert den
zukünftigen Zuchtfortschritt und bringt gleichzeitig den
Züchtungsfortschritt schnellstmöglich auf den Acker.

                                                                                                                     Janneke

     F
                                                                                                                     Ogink
             orschen für leistungsstarke gesunde Sorten
             Um den sich immer schneller wandelnden Umwelt-
             einflüssen Rechnung zu tragen, entwickelt die mo-      auf dem Feld richtig ist. Neben einer abwechslungsreichen
      derne Pflanzenzüchtung laufend neue, leistungsstarke Sor-     Anbauplanung schwört Mauer auf den Nutzen hochwerti-
      ten. Der Weg zu einer neuen Sorte ist dabei langwierig. Das   gen Saatguts: „Bei uns kommen nur Z-Saatgut und Z-
      Ziel ist aber klar: Gegenüber dem bisherigen Sortenniveau     Pflanzgut in den Boden. So kann ich jedes Jahr zu 100 Pro-
      muss ein Fortschritt erreicht werden. Dabei stehen aktuell    zent den züchterischen Fortschritt mitnehmen. Wir brau-
      durch die Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinschränkun-        chen 60 bis 80 Tonnen Getreide-Saatgut im Jahr und ha-
      gen Resistenzen gegenüber Krankheiten und eine erhöhte        ben keine eigene Aufbereitung, da finde ich das nur
      N-Nutzungseffizienz im besonderen Fokus. Der Züchtungs-       folgerichtig.“
      fortschritt trägt damit zu deutlichen Einsparungen bei der
      Düngung, im Pflanzenschutz und somit zum Umwelt-              Mehrfach geprüfte Spitzenqualität
      schutz bei. Neue Sorten vereinen in sich verbesserte Er-      Z-Saatgut wird in einem mehrstufigen und streng kontrol-
      tragsleistungen, gezielte Resistenzen und hohe Qualitäts-     lierten Verfahren produziert. Damit Saatgut als zertifizier-
      sowie Verarbeitungseigenschaften.                             tes, also anerkanntes Saatgut gehandelt werden kann,
                                                                    muss es von hoher Qualität sein. Die hohen Qualitätsstan-
      Auch bei Landwirt Phillip Krainbring in Hohendodeleben        dards sind im Saatgutverkehrsgesetz und in den verschie-
      haben die klimatischen Veränderungen Auswirkungen auf         denen Saat- bzw. Pflanzgutverordnungen geregelt.
      seine betrieblichen Entscheidungen. Mittlerweile setzt er
      auf Sorten, die widerstandsfähiger gegen Pilzkrankheiten      Die Qualität wird bereits durch die amtliche Besichtigung
      und toleranter gegenüber Trockenheit sind. „Die bisherige     der Vermehrungsfläche sichergestellt. Diese muss ord-
      Sorte musste ich trotz extremer Trockenheit dreimal mit       nungsgemäß bearbeitet sein und hohe Standards bei
      Fungiziden spritzen, die neue haben wir nur einmal behan-     Fremdbesatz und Gesundheitszustand erfüllen. Bei der
      delt, wären aber auch wohl ohne ausgekommen“, sieht er        Beschaffenheitsprüfung wird dann jede Saatgutpartie auf
      seine Entscheidung gerechtfertigt. „Ertrag ist heute eben     Keimfähigkeit, Fremdbesatz und Reinheit untersucht,
      nicht mehr das alleinige Auswahlkriterium“, so Krainbring.    bevor diese für den Verkauf zugelassen wird.

      Sortenvielfalt                                                Mithilfe von Saatgutaufbereitungsanlagen wird das Saat-
      Heute stehen 512 amtlich geprüfte und zugelassene Sor-        gut professionell aufbereitet und der gesamte Prozess
      ten für Sortenvielfalt. Der Sortenwahl kommt aktuell eine     durch Qualitätsmanagementsysteme laufend geprüft und
      immer wichtigere Schlüsselrolle zu. Angesichts der vielen     verbessert. Dabei geben die gesetzlich festgelegte Min-
      Probleme wie Verunkrautung, Resistenzen, Erosion oder         destkeimfähigkeit, der geringe Besatz und eine technische
      Klimawandel, ist der junge Landwirt Alexander Mauer aus       Mindestreinheit auch in schwierigen Phasen Sicherheit.
      Pripsleben überzeugt, dass die Entscheidung für Vielfalt      Der Landwirt kann sich auf ein zuverlässiges Produkt mit

      12         praxisnah 1 | 2022
geprüftem Tausendkorngewicht, Sortenreinheit sowie eine         Ertragssteigerungen des Züchtungsfortschritts. Doch auch
professionelle Saatgutbehandlung verlassen. Die Saatgut-        andere Qualitätseigenschaften von Z-Saatgut spielen für
verkehrskontrolle sowie die Ergebnisse, die vom Qualitäts-      ihn eine Rolle: „Durch Z-Saatgut erhalte ich die geforderte
sicherungssystem für Z-Saatgutaufbereitungsanlagen              Reinheit und Beizqualität.“ Diese habe sich in den letzten
(QSS) jährlich erhoben werden, bestätigen die sehr hohe         Jahren immer weiter verbessert.
Saatgutqualität von Z-Saatgut.

Verbesserte Absatzmöglichkeit
Als Garant für genetisch fixierte Qualitätsmerkmale kommt
der Erhaltungszüchtung auch eine besondere Bedeutung
zu. Denn diese sorgt dafür, dass die Eigenschaften einer
Sorte stets beständig bleiben. Zusätzlich bieten sorten-
reine Partien bessere Vermarktungsmöglichkeiten, da spe-              Dietrich Jänicke aus
zifische Verarbeitungseigenschaften auf die Abnehmer,                Dargun geht auf Num-
wie Mühlen oder Mälzereien, abgestimmt sind. Weiterhin               mer sicher und bestellt
sichert Transparenz entlang der gesamten Wertschöp-                   sein Z-Saatgut immer
                                                                                 rechtzeitig.
fungskette die Verlässlichkeit für Industrie und Verbraucher.

Wer Z-Saatgut kauft, kann außerdem auf ein kundenorien-
tiertes Reklamationsmanagement zurückgreifen, wenn
im Fall der Fälle doch mal etwas nicht stimmen sollte.
Für Krainbring noch ein weiterer Grund, der für Z-Saatgut
spricht: Mit Z-Saatgut habe er die Gewissheit, sauberes,
sortenreines Saatgut mit hoher Keimfähigkeit zu bekom-
men. Und sollte es doch einmal Probleme geben, was er                                                                   Für Phillip Krainbring
bisher allerdings nicht erlebt hat, so „habe ich auch eine                                                              werden widerstands-
Möglichkeit zur Reklamation, eine Art Absicherung“.                                                                     fähige und trocken-
                                                                                                                        tolerante Sorten
                                                                                                                        immer wichtiger.
Einsparung von Ressourcen
Mit der Verwendung von Z-Saatgut hat man in der arbeits-
intensiven Ernte- und Aussaatzeit weniger zusätzlichen
Aufwand und kann sich somit auf sein Kerngeschäft kon-
zentrieren. Gleichzeitig entfallen teure Lager- und Trans-
portkosten.
Auch Phillip Krainbring bleibt bei der Wahl des Saatguts
seiner Linie treu und setzt zu 100 Prozent auf zertifizierte
Qualität. Die Vermutung, dass er mit eigenem Nachbau ge-
genüber Z-Saatgut viel Geld sparen würde, ist für ihn nicht
                                                                       Landwirt Alexander
richtig. „Wenn ich meinen Aufwand für Reinigung, Aufbe-              Mauer aus Pripsleben
reitung und Beizung realistisch dagegenstelle, kann sich             setzt auf Sortenvielfalt
der Nachbau kaum lohnen“, hat er für sich ermittelt.                          mit Z-Saatgut.

Besonders wichtig sind Krainbring die verschiedenen Opti-
onen der Saatgutbehandlung. So kann er seine Getreide-
sorten zum Beispiel auch mit Elektronenbeize bestellen.
„Und außerdem sichere ich mit dem Saatgutwechsel den
Zuchtfortschritt“, so der Ackerbauer des Jahres, der froh ist
über die „hohe Dichte der Züchterhäuser in Deutschland“.        Züchtungsfortschritt hat nur dann einen praktischen
                                                                Wert, wenn er auf den Feldern ankommt. Z-Saatgut steht
                                                                                                                                          www.praxisnah.de/202214

Rechtzeitige Bestellung bietet Sicherheit                       für standortangepasste Sorten in höchster Qualität: von
Für eine reibungslose Saatgutbeschaffung ist es wichtig,        Profis für Profis erzeugt. Zugeschnitten auf den Bedarf
rechtzeitig zu bestellen, weiß auch Dietrich Jänicke aus        der regionalen Landwirtschaft sorgt Z-Saatgut für
Dargun: „Wenn Sie drillen wollen, dann müssen Sie das           Perspektive im Getreideanbau.
Saatgut auf dem Hof stehen haben.“
Jänicke schwört auf die Qualität von Z-Saatgut: Er habe                                                       Text: Janneke Ogink |
stets Zugang zu neuesten Sorten und profitiere von den                                          Fotos: Getreidefonds Z-Saatgut e. V.

                                                                                                  praxisnah 1 | 2022            13
Betriebsinterview

      Zuverlässig(e) Weizen­qualität
      erzeugen
Das ist das oberste Ziel von Arne Schwuchow, Produktionsleiter
Pflanzen­produktion der Agrar GmbH & Co. KG Wittow-Süd. Mit den
Vorgaben der neuen Düngeverordnung ist dies nicht unbedingt
einfacher geworden. Umso wichtiger wird es für ihn, bei der Sorten-
wahl auf eine hohe N-Effizienz zu achten.

     S
             ehr viel weiter nördlich geht es auf der Ostseeinsel     Fruchtfolgen der Qualitätswinterweizen die Kultur, deren
             Rügen nicht mehr: Auf den überwiegend arrondier-         Vermarktung aufgrund der nahen Exporthäfen am lukra-
             ten 1.750 Hektar der Agrar GmbH & Co. KG Wittow-         tivsten ist.
       Süd kann man die Ostsee schon riechen. Die Böden weisen
                                 hier eine Bodenzahl zwischen 35      Hohe N-Effizienz als Basis für sichere Qualität
                                 und 85 auf, sind aber meist auf      Dabei hat Arne Schwuchow bei der Sortenwahl klare Vor-
                                 den Schlag bezogen homogen.          stellungen. „Ziel ist es, sicher qualitativ hochwertigen Qua-
                                 Zwar ist die Ostseeinsel mit 500     litätsweizen zu produzieren. Mit Blick auf die Düngeverord-
                                 bis 530 mm/Jahr nicht so reich       nung müssen die Sorten folglich eine gute N-Effizienz auf-
                                 mit Niederschlägen gesegnet wie      weisen, also den Stickstoff sowohl in Ertrag als auch in
                                 zum Beispiel die Ostseeküste in      Protein effektiv umsetzen“, erklärt Schwuchow seine Priori­
                                 Schleswig-Holstein, aber mit dem     tätensetzung bei der Sortenwahl. Allerdings kommt für ihn
                                 reichlich anfallenden Tau kommt      noch ein wichtiger Aspekt hinzu: „Ich sehe durchaus, dass
                                 man ganz gut über das Jahr. Wo-      wir von „außen“ aufgefordert sind, umweltverträglicher zu
Arne Schwuchow                   bei Arne Schwuchow sehr wohl         wirtschaften und das sehe ich selbst auch so. Die Wahl von
                                 festgestellt hat, dass selbst hier   gesunden Sorten ist daher eine wichtige Stellschraube da-
       die Vorsommertrockenheit in den letzten Jahren häufiger        für, die Pflanzenschutzaufwendungen zu senken.“ Natür-
       vorkam und für einige Kulturarten ertrag­liche Nachteile mit   lich bleibt auch der Ertrag ein extrem wichtiges Kriterium,
       sich brachte.                                                  auch weil die Düngerbedarfsermittlung auf dem Durch-
                                                                      schnittskornertrag der letzten fünf Jahre basiert. Der Roh-
      Winterweizen bleibt die Hauptkultur                             proteinertrag wird hier nicht berücksichtigt. Um hier keine
      In der Agrar GmbH wurde bis vor wenigen Jahren die für          Abwärtsspirale in Gang zu setzen, müssen die Sorten in der
      diese Region typische, extrem wintergetreidelastigen            Summe also auch ansprechende Erträge bringen.
      Fruchtfolgen Winterraps/Winterweizen/Wintergerste oder
      auch Winterraps/Winterweizen/Winterweizen/Wintergerste          Den A-Weizen Lemmy hat der Landwirt jetzt im 3. Jahr im
      gefahren.                                                       Anbau zzt. auf ca. 200 Hektar. Auf die Sorte aufmerksam
                                                                      wurde er auch durch Demos bei dem in der Nähe liegen-
      „Nicht nur wegen der politischen Vorgaben müssen wir            den Betrieb der Nordsaat Saatzucht. Aus der anfänglichen
      umdenken und die Fruchtfolgen mit Sommerungen erwei-            Testsorte wurde dann eine der Stammsorten, denn bei Er-
      tern, denn auch der Ackerfuchsschwanz wird zunehmend            trägen vergleichbar denen der ebenfalls im Anbau befind-
      zu einem schwer kontrollierbaren Problem“, erläutert der        lichen Sorte LG Initial liefert Lemmy 1–2 % mehr Rohpro-
      Landwirt. Da Mais aufgrund des – inselweit – mangelnden         tein. „Nach Erbsen lieferte Lemmy 2020 105 dt/ha bei 14 %
      Viehbesatzes aber kein Thema ist, wird mit Futtererbsen         Rohprotein. Selbst als Stoppelweizen konnte er überzeu-
      und Ackerbohnen sowie Sommergerste und im Flächen-              gen. Seine ebenfalls sehr gute Backqualität wird leider sel-
      tausch Kartoffeln gearbeitet. Allerdings wirkt sich auf die     ten honoriert, weil die hier produzierten Qualitätsweizen
      Leguminosen die Vorsommertrockenheit im Mai und Juni            aufgrund der Nähe zu Exporthäfen und der Insellage fast
      sehr ertragsreduzierend aus. 2021 wurde aufgrund seines         ausnahmslos in den Export gehen“, bedauert er ebenso
      geringeren Stickstoffbedarfes der Winterroggen auf den          wie die Tatsache, dass die letzte regional ansässige Mühle
      leichteren Standorten mit aufgenommen. Demnach ist              aufgegeben hat und damit keine regionalen Vermark-
      bei den jetzigen und auch den mittelfristig geplanten           tungsmöglichkeiten mehr bestehen.

      14          praxisnah 1 | 2022
Darum brauchen wir Weizensorten mit
                                                                                             hoher N-Effizienz und Proteingehalt!
                                                                                             Höhere Proteingehalte im Qualitätsweizen­segment wirken
                                                                                             sich zwar positiv auf die Backeigenschaften von Weizen aus.
                                                                                             Es gibt jedoch durchaus auch Sorten, die bei niedrigeren Pro-
                                                                                             teingehalten gute Backeigenschaften aufweisen. Da in der
                                                                                             Praxis jedoch Qualität auf Basis des Proteingehaltes honoriert
                                                                                             wird, werden diese Sortentypen zzt. unterbewertet.
                                                                                                                                                                Matthias Rapp,
                                                                                             Mit Blick auf die reformierte Düngemittelverordnung und die        Weizenzüchter
                                                                                             steige­nden Energie- und Düngemittelpreise ist in Zukunft ein      W. von Borries-
                                                                                             verminderter Düngemitte­l­­einsatz absehbar. Insgesamt wird        Eckendorf
                                                                                             sich dies voraussichtlich in geringeren Korn­erträgen und einem
                                                                                             deutlich geringeren Protein­gehalt widerspiegeln.
                                                                                             N-effiziente Sorten, die möglichst den gesamten Stickstoff aufnehmen und in einen ho-
                                                                                             hen Proteingehalt umwandeln, könnten diese Entwicklung abfedern und werden somit
                                                                                             in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.

   Früh gesät, früh geerntet                                                                        Vorteile von früh reifenden Weizensorten
   Rügen gehört zu den Regionen im bundesweiten Ver-                                                Für die Vermarktung hat sich die Frühreife von Lemmy als
   gleich, die früh mit der Winterweizenaussaat beginnen. So                                        sehr positiv erwiesen, denn ein Teil dieser Sorte kann dann
   startet auch Arne Schwuchow schon am 10./12. September                                           die Ex-Ernte-Kontrakte bedienen. Dies bringt aber noch ei-
   und versucht, die Aussaat bis Mitte Oktober abgeschlossen                                        nen weiteren Vorteil mit sich: „Lemmy wird hier so früh reif,
   zu haben, denn danach wird es oft zu nass für eine ordnungs-                                     dass wir einen Teil sogar vor Raps dreschen konnten! Das
   gemäße Saat. Dabei bleibt er mit 260 bis 270 Körnern/m²                                          hat den enormen Vorteil, dass man damit vor dem nachfol-
   eher im unteren Bereich, damit die Bestände nicht zu üp-                                         genden Raps für Bodenbearbeitung und Bestellung mehr
   pig werden. Auch bei den Beizen wird versucht, Pflanzen-                                         Zeit hat. Außerdem konnte der erntereife Rapsbestand im
   schutzmittel einzusparen und so experimentiert man hier                                          aktuellen Jahr etwas länger/besser abreifen als wenn er
   mit Nährstoff- und Elektronenbeizen. Beim Herbizideinsatz                                        gleich nach dem Gerstendrusch beerntet worden wäre.
   sind aufgrund des Ackerfuchsschwanzaufkommens jedoch                                             Zusätzlich ergibt sich durch solch frühreife Sorten die Mög-
   volle Aufwandmengen angesagt.                                                                    lichkeit, den Weizendrusch insgesamt auf einen längeren
                                                                                                    Erntezeitraum auszudehnen.“
   Die Stickstoffdüngung erfolgt in drei oder auch vier Gaben,
   wobei die erste so früh wie möglich erfolgt. Denn das                                            Meist wird der Qualitätsweizen in den betriebseigenen
   Frühjahr ist hier meistens lange kühl und entsprechend                                           Hallen sortenrein eingelagert, um die dann homogene
   lange braucht der Nährstoff für den Weg in die Pflanzen.                                         und bekannte Qualität der einzelnen Sorten zielorientier-
   Die erste Gabe mit stabilisiertem Harnstoff macht etwa ein                                       ter vermarkten zu können. Zudem ist aus rein logistischen
   Drittel der Gesamtmenge aus. Für die qualitätssichernde                                          Gründen ein vollständiger Abtransport des Erntegutes in
   dritte und vierte Gabe wird ein N-Tester verwendet, der                                          den Sommermonaten schwierig: Rügener Realität ist, dass
   N-Sensor erwies sich aufgrund der Homogenität der Böden                                          Hunderte von Touristenautos die Straßen schon morgens
   als nicht notwendig. Bisher werden zwar auch Satelliten­                                         verstopfen. Und im Stau stehende Lkw will niemand be-
   daten genutzt, um die Stickstoffgaben an die unterschied-                                        zahlen müssen.
   liche Bestandesentwicklung anzupassen. Aber mittelfristig
   ist geplant, mithilfe standortspezifischer Streukarten und                                       Fazit
   modernster Applikationstechnik gezielter auf die Bestandes-                                      Schlussendlich ist das oberste Ziel von Arne Schwuchow,
   entwicklung reagieren zu können.                                                                 sicher Qualitätsweizen mit guten Qualitäten und auch
                                                                                                    ausreichend hohen Erträgen zu produzieren. Zudem will
    Abb. 1: N-Effizienz der meistgeprüften A-Weizen der                                             er möglichst Pflanzenschutzmittel einsparen. Damit ist
    LSV 2019 und 2020, orthogonal bundesweit 98 Standorte                                           klar, dass seine Wahl auf Sorten fällt, die eine sehr gute
                         12,0                                                                       N-Ausnutzung bei gleichzeitig guter Gesundheit mit-
Rohproteinertrag dt/ha

                                               Lemmy       Ø gesamtes Sortiment auf diesen
                         11,9                                                                       bringen. Auf Ertrag kann, will und muss er dabei nicht
                                                                                                                                                                                  www.praxisnah.de/202215

                                                        Standorten 11,1 dt/ha Rohproteinertrag
                         11,8
                                                                                                    verzichten.
                         11,7
                         11,6                                LG Initial
                         11,5                                                                                                      Text: Dr. Anke Boenisch, Martin Rupnow |
                                     Apostel                                      Asory
                         11,4                                                                                                              Fotos: praxisnah, Matthias Rapp
                                                        RGT Reform
                         11,3
                             98           99           100          101         102       103
                                  Kornertrag relativ, 100 = Mittel der jeweiligen VR-Sorten
   Quelle: nach Daten der Länderdienststellen

                                                                                                                                          praxisnah 1 | 2022           15
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