VII. THERME LOIPERSDORF - TOURISMUS - NICHT ÖL, HEISSES WASSER WURDE GEFUNDEN
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VII. Therme Loipersdorf – Tourismus Nicht Öl, heisses Wasser Augen auf und rief: ‚Das Wasser ... das Wasser ist ja wurde gefunden ganz warm. Das geht nicht mit rechten Dingen zu.‘ Sekunden später murmelte er: ‚Ihr wißt ja gar nicht, wie angenehm das ist. Kommt doch und badet mit Sage und Mythos mir.‘ Er kletterte aus dem Loch, kleidete sich aus und Einer alten Sage zufolge, so schreibt Johann Schleich sprang in der Unterhose wieder hinein. Zwei andere in seinem Buch über heilende Wasser, Heilquellen, folgten ihm. Sie gingen in die Hocke und genossen das Heilbrunnen und Thermen, soll es in Loipersdorf warme Wasser. Später eilten alle nach Hause, um von heiß aus dem Boden gedampft haben. „Dort, wo sich dem Erlebnis zu berichten. heute der Parkplatz der Therme Loipersdorf befindet, Am nächsten Morgen polterten die Fäuste des Karl stand einst eine hohle Linde. Bei dieser Linde sah Schleninger gegen das Tor seines Nachbarn. Als ihm man ein schwarzes Männlein mit glühend roten Au aufgemacht wurde, eilte er zu seinem Freund und gen auf glühenden Kohlen sitzen. Ringsum dampfte sagte: ‚Ein Wunder ist geschehen! Ein echtes Wunder. und qualmte es heiß aus dem Boden. Erst viele, viele Ich hatte gestern abend und heute nacht zum ersten Jahrzehnte später fand man dort das heiße Thermal mal nach vielen Jahren nicht mehr meine Rheumabe wasser.“619 schwerden. Ich kann mir auch denken warum: Wir Noch mystischer als die zitierte Sage liest sich ein haben eine Wunderquelle entdeckt ...’“ Artikel von Hademar Bankhofer in der Zeitung In diesem Stil geht der Bericht über eine ganze Zei- HEIM und WELT aus dem Jahr 1977, der in der um- tungsseite. Nach HEIM und WELT hätten auch Me- fang- und aufschlussreichen Sammlung von Franz diziner und die Gemeindeväter von der heiltätigen Kowald enthalten ist. Titel des Zeitungsartikels: Quelle erfahren, die Nachricht hätte sich schließlich „Sensationelle Heilerfolge durch eine Zufallsent- über Fürstenfeld hinaus verbreitete. Der Zustrom deckung. Die Quelle mit dem Wunderwasser“. zur Quelle sei immer größer geworden, hunderte Wie soll nun das sensationelle Wasser in Loipers- Meter lange Menschenschlangen hätten sich gebil- dorf entdeckt worden sein? det, Gendarmen sollen eingesetzt worden sein, um „Die Sonne brannte auf die Felder rund um Loipers Ordnung in das Gedränge zu bringen. dorf bei Fürstenfeld, als ein paar Bauern gemeinsam „Die österreichische Gemeinde Loipersdorf bei Fürs daran gingen, eine Zufahrtsstraße zu einigen Äckern tenfeld in der Steiermark gleicht einem Wallfahrts zu schaffen. Sie hieben mit Spitzhacken fest ins Erd ort. Männer und Frauen reisen mit Autobussen und reich und dachten sich dabei weiter nichts. Plötzlich Privatwagen an. Sie schieben Holzkarren vor sich schrie einer: ‚Hier ist eine Quelle!‘ Aus dem Erdreich her oder tragen Plastikkanister auf dem Rücken. Sie quoll Wasser hervor. E[s] sprudelte regelrecht, weil alle holen sich ‚Wunderwasser‘ und hoffen, mit dem es viel Kohlensäure enthielt. Die Landwirte waren köstlichen Naß von Schmerzen und Leiden befreit zu sich nicht im Klaren, was sie da für eine Entdeckung werden.“ gemacht hatten. Sie gruben rund um die Quelle ein Letztendlich werden noch „wunderbare Heilungen Loch, damit das Wasser eingefangen werden konnte, an der Quelle von Loipersdorf“ angeführt: und überlegten, ob man damit nicht einige Felder Ein junges Mädchen, das seit frühester Kindheit künstlich bewässern sollte. an Rheuma gelitten hatte, habe siebenmal im Loi- Da trat einer der Männer zu nahe an das frisch gegra persdorfer Wasser gebadet und sei „kerngesund“ bene Becken, glitt auf der nassen Erde aus und fiel geworden. Theresia Ferstl aus Neubrennten soll ins Wasser. Zuerst fluchte er. Dann riß er erstaunt die einen Monat lang täglich das Wasser gegen Kreuz- schmerzen angewendet haben und fühlte sich wie 619 Johann Schleich, Heilende Wasser. Heilbründl, Heilquellen und neugeboren. Josef Fritz aus Brunnfeld hätte angeb- Thermen in der Oststeiermark (Graz – Wien – Köln 1977) 94 – 95. lich zweimal seine Badewanne angefüllt und da- 313
ungerecht. Die Natur schenkt dieses wunderbare Was ser den Menschen. Da werden dann im Kurzentrum Menschen mit den Kräften der Natur geheilt. Und die Erfolge wird die Medizin für sich buchen. Das will mir nicht in den Kopf...“620 Suche nach Rohöl Im Februar 1972 richtete die Rohoel-Gewinnungs AG ein Schreiben an die Gemeinde Loipersdorf, in dem Folgendes zu lesen war: „Wie wir Ihnen bereits tele fonisch mitgeteilt haben, hat die Rohoel-Gewinnungs AG die Absicht im Gemeindegebiet Loipersdorf, in der Ortschaft Neuprenten die Tiefbohrung Binderberg 1 abzuteufen. Als Zufahrt soll die Gemeindestraße abzweigend in Jennersdorf von der Bundesstraße 50 über Grieselstein-Schaffergraben zur burgenlän disch-steirischen Grenze und von hier in Richtung Loipersdorf über die Hartberger-Gemeindestraße bis zu einem in Bau befindlichen Güterweg benutzt wer den.“ Hauptproblem waren die Zufahrtsstraßen für die schweren Bohrgeräte – das Eigengewicht des Fahrzeuges mit der Bohrwinde betrug 37.800 kg – kritische Stellen waren die Brunnfeldbrücke, die 13%ige Steigung nach Hartbergen und die Zufahrt zur Bohrstelle in Neubrennten.621 Welche Absicht stand dahinter? Aus einer Niederschrift der Berg- hauptmannschaft Graz: „Mit der Aufschlußbohrung soll die auf der südburgenländischen Schwelle zwi schen dem Fehringer und Fürstenfelder-Becken im Westen und dem Westungarischen Becken im Osten Rohoel-Gewinnungs AG an die Gemeinde Loipersdorf 1972 gelegene durch die Reflexionsseismik der Rohöl-Ge (Gemeinde Loipersdorf) winnungs AG. nachgewiesene Struktur Binderberg in ihrem Scheitelbereich auf ihre Gas- und Ölführung untersucht werden. Von besonderem Interesse sind durch sein Rheuma überwunden. Karl Tschandl hiebei die Basisschichten des Tertiärs, vor allem der habe zwei Wochen lang täglich seine Beine im Was- Badener Serie und die der karpatischen Serie. Mögli ser gebadet und sei dadurch die Knieschmerzen cherweise ist auch der Beckenuntergrund[,] der vor los geworden. Er fürchtete bereits, im Rollstuhl zu wiegend aus paläozoischen Gesteinen besteht[,] von enden. Seiner Frau Maria Tschandl habe das Wasser ölgeologischem Interesse. Die Bohrung soll bis zum gegen Beinschwellung und Krampfadern geholfen. Grundgebirge niedergebracht werden. Die Tiefenlage Dem Briefträger Gustl Kainfeld schließlich sei bei des Grundgebirges ist bis jetzt noch nicht eindeutig einem Bandscheibenleiden Hilfe zuteil geworden. festgestellt. Sie wird eine voraussichtliche Teufe von Als man daran gegangen sei, eine Therme zu er- 2.200 m erreichen.“622 richten, sei bei den begeisterten Menschen rundum große Ernüchterung eingetreten. Dr. Wagner wird 620 Hademar Bankhofer, HEIM und WELT 1977 (Sammlung Franz zitiert: „Ich kann verstehen, daß die Leute enttäuscht Kowald). waren. Aber das Heilwasser wird weiter fließen und 621 Gemeindeamt Loipersdorf, Schreiben der Rohoel-Gewinnungs AG an die Gemeinde Loipersdorf, 10.2.1972 (die Rechtschrei- noch eine Zeitlang gratis abgegeben werden, wenn wir bung entspricht dem Original) sowie Niederschrift einer Be- an der zweiten Bohrstelle arbeiten.“ Ein alter Bewoh- sprechung im Gasthaus Raffel in Jennersdorf am 16.2.1972. 622 Gemeindeamt Loipersdorf, Niederschrift der Berghauptmann- ner von Loipersdorf soll gesagt haben: „Ich finde es schaft Graz, aufgenommen in Jennersdorf, 22.3.1972. 314
VII. Therme Loipersdorf – Tourismus Nicht Öl, heißes Wasser wurde gefunden Geologisches Profil durch das Fürstenfelder Becken (Hilmar Zetinigg, Die Mineral- und Thermalquellen der Steiermark [mit 8 Ta- bellen, 17 Tafeln und 1 Karte im Anhang, Mitteilung Abt. Geol. und Paläont. Landesmuseum Joanneum, Heft 50/51, Graz 1992/93] 347) Im Juni 1972 traf ein Bohrtrupp der Rohoel-Gewin- „Ausdünnung der Erdkruste“ und wasserleitende nungs AG in Loipersdorf ein und begann auf dem bzw. wasserspeichernde Schichten.623 Binderberg in Neubrennten eine Bohrstelle einzu- richten. Die Bohrwinde und der Drehtisch wurden von je einem Dieselmotor mit 175 PS angetrieben, für das Stromaggregat stand ein Steyr-Dieselmotor mit 90 PS zur Verfügung. Ziel der Bohrung war das Aufspüren von Erdöl- oder Erdgasvorkommen. Die Bohrarbeiten mit dem Bohrturm „Rampler Big 7“ begannen am 18. Juni. In Tag- und Nachschichten wurden die Arbeiten vorangetrieben. Thermalwasser – „weißes Gold“ für Loipersdorf Luftaufnahme der Bohrstelle (Foto Langhans) Weder Erdöl noch Erdgas konnten gefunden werden – in 1.100 Metern Tiefe stieß man jedoch am 10. Juli auf 62 Grad heißes Wasser – „weißes Gold“ 623 Pozarnik Herbert, Physiogeographische Darstellung des Ost- für Loipersdorf. Zwei Grundvoraussetzungen zur steirischen Riedellandes zwischen Rittschein – Lafnitz – Raab (Naturwissenschaftl. Diplomarbeit, Graz 1995) 31–32 sowie Nutzung des Thermalwassers waren gegeben: Eine Gemeinde Loipersdorf, Niederschrift der Berghauptmann- schaft Graz in Jennersdorf, 22.3.1972. Die wasserführenden Schichten bestehen aus Kies, Sand und Ton und stammen aus der so genannten „tertiären Beckenfüllung“. 315
Bohrstelle am Binderberg (VS Loipersdorf) Bohrstelle am Binderberg (VS Loipersdorf) Bohrstelle am Binderberg (Tourismusverband Loipersdorf) Die Bohrung Loipersdorf I (Binderberg) liegt im Be- In 1.700 Metern stieß man auf eine gasführende reich der Senke von Weichselbaum (Burgenland), Schichte (CO2). Durch die zu geringe Spülung wurde die die Südburgenländische Schwelle unterbricht die Bohrung „ausgeblasen“. Dies wurde als Ausfluss und diese in einen südlichen und nördlichen Teil von Schnee und Eis sichtbar. Damit war man auf das gliedert. Ausschlaggebend für das Auffinden von Vorhandensein von Wasser aufmerksam geworden. Thermalwasser war eigentlich ein „Bohrunfall“. Zunächst gab es jedoch eine hohe CO2-Konzentra- 316
VII. Therme Loipersdorf – Tourismus Nicht Öl, heißes Wasser wurde gefunden tion, aber nicht genug Wasser.624 Die Bohrung er- hauptmann Niederl in der Bezirksbauernkammer in reichte in 1.645 Metern den paläozoischen Becken- Fürstenfeld eine Besprechung des Aktionskomitees untergrund und wurde in 1.728,70 Metern einge- für die Erschließung der Therme Loipersdorf statt. stellt. Zunächst wurde versucht, Thermalwasser in Geleitet wurde sie von Bürgermeister Eder. Die Be- der karpatischen Schicht zu gewinnen. Dabei stieß deutung der Besprechung war durch die Teilnahme man auf hochmineralisiertes Wasser mit einem be- von Landeshauptmannstellvertreter Franz Wegart sonders hohen Anteil an CO2-Gas. Dieses führte so- ersichtlich. Das Aktionskomitee hatte die Aufgabe, gar zu Eisbildungen am Sondenkopf. Man musste die dringend nötigen Vorarbeiten zur Erschließung daher die Förderung von Thermalwasser aus dieser der Therme zu koordinieren. Das Land Steiermark Tiefe aufgeben und sich auf höhere Bohrschichten hatte die Quelle mit dem 4.300 m2 großen Grund- konzentrieren. Jene Schichte, die schließlich für stück gesichert, die wasserrechtlichen Verhand- das Thermalwasser genützt wurde, liegt in einer lungen durchgeführt und die Heilquellengenehmi- Tiefe zwischen 1.038–1.108 Metern und befindet gung eingeleitet. Als vordringliche Ziele wurden sich damit im Bereich brackischer Schichten aus die Ausarbeitung eines Gesellschaftsvertrages, die der Zeit des Mittelsarmats. Die hier vorhandene Gründung einer Betriebsgesellschaft, die Erstellung höhere Temperatur erklärt sich durch den Aufstieg eines Flächennutzungs- und Bebauungsplanes, die von Wasser und CO2-Gas aus tieferen Schichten des Festlegung eines Landschaftsschutzgebietes und Fürstenfelder Beckens. Das CO2-Gas stammt aus vul- die Sicherung der Grundflächen für einen homo- kanischer Tätigkeit. genen Ausbau des Kurzentrums festgelegt. Dem Loipersdorf II (Lautenberg) lag nur 516 Meter ent- Komitee wurde das Balneologische Gutachten vor- fernt und erfasste in einer Tiefe von 1.097–1.172 gelegt, das die vorzügliche Qualität des Thermal- Metern die gleichen wasserführenden Schichten wie wassers belegte. Vorsitzender des Aktionskomitees die erste Bohrung. Die beiden Bohrungen erfassen wurde LAbg. Schrammel, Bürgermeister Eder sein sich daher gegenseitig bei der Wasserentnahme. Stellvertreter. Die Wasserzusammensetzung ergab Insgesamt ergibt das Bohrprofil folgende Gliede- eine solehaltige Therme, ähnlich jener von Moravce rung: (heutiges Slowenien, damals Jugoslawien) mit einer 0–358,4 m . . . . . . . . . . Unterpannon, Schüttung von 84 m3/Tag. Es ist dies eine Natrium- bis 1.092,3 m . . . . . . . Sarmat, Chlorid-Hydrogencarbonat-Therme mit meerwas- bis 1.224 m . . . . . . . . . Badener Serie, serähnlicher Zusammensetzung (6 % Salzgehalt), bis 1.645,4 m . . . . . . . Karpatische Serie , geeignet, um Frauenleiden und Bewegungskrank- bis 1.728,7 m . . . . . . . Paläozoikum.625 heiten zu behandeln. Nach genauen Untersuchungen und Überlegungen Am 13. Dezember 1972 fand in Loipersdorf eine entschloss sich die Steiermärkische Landesregie- Informationsveranstaltung über die Thermalquelle rung zusammen mit 11 Gemeinden der Region zur statt, bei der Landeshauptmann Niederl und LAbg. Errichtung eines Heilbades, womit mehrere Überle- Schrammel, die Bezirkshauptleute von Fürstenfeld gungen verbunden waren: und Jennersdorf sowie die Bürgermeister der Be- • wirtschaftliche Förderung der struktur- zirke Jennersdorf und Fürstenfeld teilnahmen. Um schwachen Region, der bald einsetzenden Bodenspekulation Einhalt zu • Errichtung eines Heilbades mit Ausrichtung auf gebieten, wurden entsprechende Schutzmaßnah- Rheumatismus, Bewegungskrankheiten und men im Umkreis der Bohrstelle getroffen. Der Loi- Unfallfolgen, das es im Südosten Österreichs persdorfer Gemeinderat fasste die entsprechenden nicht gab, Beschlüsse im November 1972.627 Von der Steier- • zahlreiche österreichische Touristen besuchten märkischen Landesregierung wurden der Beginn Bäder im benachbarten Ausland.626 oder die Weiterführung von Veränderungen, die Er- Am 17. Jänner 1973 fand über Anregung von Landes- richtung von Bauwerken und Anlagen sowie von Freileitungen, die Vornahme von Erdbewegungen 624 Schulchronik VS Loipersdorf, 1971/72 sowie Schleich, Heilende und der Abbau von Bodenbestandteilen verboten. Wasser 94 und Informationen von Dkfm. Dr. Horst Wagner. 625 Hilmar Zetinigg, Die Mineral- und Thermalquellen der Steier- mark (Mitteilungen Abt. Geologie und Paläontologie Landes- museum Graz, Heft 50/51, Graz 1992/93) 130–136 sowie Franz 627 Grenzlandecho, 8.10.1972, 31.12.1972, 28.1.1973, 11.2.1973, Brunner, Die ländlichen Siedlungen des Bezirkes Fürstenfeld Gemeinde Loipersdorf, Kundmachung vom 20.11.1972. Zur (Naturwissenschaftl. Dissertation, Graz 1982) 92–95. Wasserqualität: Gemeindeamt Loipersdorf, Abschrift des Bal- 626 Entstehungsgeschichte (Historie – baulicher Rückblick), Infor- neologischen Gutachtens der Technischen Versuchsanstalt am mation der Therme Loipersdorf (o. Datumsangabe). Forschungsinstitut Gastein, 30.11.1972. 317
Die Umgebung der Thermalquelle wurde zum ge- zwei Anteile, Fürstenfeld drei Anteile, Loipersdorf schützten Landschaftsteil erklärt. vier Anteile) sowie der Gemeinde Unterlamm (Bez. Im Juli 1973 wurde ein vierwöchiger Probelauf Feldbach, 1 Anteil) und Jennersdorf (Burgenland, durchgeführt. Kosten des Probebetriebes: 1,2 Mio. 2 Anteile). Die konstituierende Sitzung erfolgte am öS. Die dabei aus dem Boden schießende Heißwas- 14. Juli 1975 in der Grazer Burg. Wichtigstes Ziel serfontäne erreichte eine Höhe von 30 Metern.628 war zunächst die Realisierung des Heilbades Loi- Nach Ende des Probebetriebes titelte die Kleine Zei- persdorf in zwei Stufen. In einem ersten Schritt tung: „Oststeier: Traum vom neuen Heilbad zerrann“ sollte das Freizeitgelände mit Schwimmbecken, Und weiter: „Seit zehn Tagen sind die Schieber zuge Thermalhallen- und Thermalfreibad, Liegewiesen, dreht, kein Tropfen kommt mehr aus der Tiefe. Der Sportanlagen, Sauna und Restaurant entstehen. Da- Traum vom Kurort und Heilbad Loipersdorf scheint nach sollte der Bau eines Kurmittelhauses mit Ho- vorläufig ausgeträumt zu sein. Die Baustelle ist ver tel, Kurpark sowie zusätzlichen Restaurants, Hotels lassen. ... Die Probezeit ist um, die Schüttung des und Pensionen erfolgen. Hinsichtlich der Infrastruk- Bohrloches entsprach nicht den Erwartungen. 30 Ku tur mussten die Wasser- und Stromversorgung, die bikmeter pro Tag sind für einen großzügigen Ausbau Abwasserbeseitigung, der Ausbau der Zufahrtsstra- zu wenig.“ Der einzige Arbeiter auf der Baustelle ßen, die ärztliche Versorgung sowie gastronomische war Karl Ferstl. Er versah noch einen Anwesen- und Beherbergungsprobleme gelöst werden. Für die heitsdienst. Optimistischer war Bürgermeister Eder. Erhöhung der Wassermenge und der Thermalwas- Er drückte der Zeitung gegenüber aus, dass er die serhygiene war eine neue Bohrung vorgesehen.631 Hoffnung nicht aufgäbe.629 Die herrschende Stimmung kann recht gut durch Ein vom deutschen Hydrologen Prof. Dr. Stefan einen Artikel der Kronenzeitung wiedergegeben Jentsch erstelltes Gutachten werden: „In den Hügeln hinter dem oststeirischen ließ wieder Hoffnung auf- Fürstenfeld werden bald die Caterpillar zu dröhnen kommen. Er stellte eine Ver- anfangen. Aus dem schlichten Bauerndorf Loipers doppelung der Schüttung dorf soll mit Millionenaufwand ein fashionables ‚Bad durch technische Maßnah- Loipersdorf‘ gezimmert werden.“ Bedenken wegen men und durch das Anzap- der Konkurrenz zu den bereits bestehenden Bä- fen eines weiteren Wasser- dern in Radkersburg und Bad Gleichenberg wurden stockwerkes in Aussicht.630 laut.632 In einem Zeitungsinterview betonte Dr. Wag- ner, dass das Loipersdorfer Konzept ein gänzlich Logo der „Thermalquelle anderes sei und daher Loipersdorf eher zu einer Loipersdorf“ touristischen Belebung der Oststeiermark als zu ei- ner gegenseitigen Konkurrenzierung führen werde. Das Konzept von Loipersdorf, so Dr. Wagner, trenne die Bereiche Intensivbehandlung und Erholung.633 Gründung der Gesell Der damalige Thermengeschäftsführer Dr. Wagner schaft „Thermalquelle entwickelte das Konzept nach Studien von Ther- menanlagen in Deutschland und Diskussionen mit Loipersdorf“ dem Künstler Stefan Maitz sowie dem Studenten Karlheinz Papst (jetziger Landesdirektor des ORF- Im Juni 1975 wurde die Gesellschaft mit beschränkter Landesstudios Burgenland). Haftung „Thermalquelle Loipersdorf“ gegründet, deren Geschäftsführer wurde Diplomkaufmann Dr. 631 Südost Tagespost, 15.10.1975, Grenzlandecho, 5.10.1975, Ent- Horst Wagner. 85 % waren im Eigentum des Landes stehungsgeschichte (Historie – baulicher Rückblick), Infor- mation der Therme Loipersdorf (o. Datumsangabe), Christine Steiermark, 15 % im Besitz der neun Umgebungsge- Lind, Zukunftsvisionen der Therme Loipersdorf (Projektarbeit meinden (Altenmarkt, Blumau, Stein, Übersbach, am Österr. Universitätslehrgang für Tourismuswirtschaft an Großwilfersdorf, Ilz mit je einem Anteil, Söchau der Wirtschaftsuniversität Wien, eingereicht im April 2000) 42 (= Lind, Therme Loipersdorf) sowie Gemeindeamt Loipersdorf, Einladung zur konstituierenden Sitzung der Thermalquelle Loi- 628 Südost Tagespost, 15.2.1973, 22.7.1973, 2.8.1973, Gemeinde- persdorf Ges.m.b.H., 7.7.1975, Mitteilung des Gemeindeamtes amt Loipersdorf, „Verordnung über die Erklärung der Ther- Loipersdorf an das Amt der Steiermärkischen Landesregie- malquelle Loipersdorf bei Fürstenfeld“, Anhörungsverfahren, rung, 13.6.1975 bzw. Schreiben der Thermalquelle Loipersdorf 7.2.1973. Ges.m.b.H., 4.3.1976 (Anteile der Gemeinden). 629 Kleine Zeitung, 23.8.1973. 632 Kronenzeitung, 13.3.1976. 630 Südost Tagespost, 1.9.1973. 633 Treff Fürstenfeld, April 1976. 318
VII. Therme Loipersdorf – Tourismus Gründung der Gesellschaft „Thermalquelle Loipersdorf“ Architektenwettbewerb für die ging davon aus, dass dieses Wasser auf zumindest 100 Jahre gesichert ist.635 Errichtung der Therme Im Mai 1977 lautete eine Zeitungsschlagzeile: „Die Heilwasser-Sintflut. Bange Frage um das neue Bad Im Juli 1976 wurden die Ergebnisse des Architek- im oststeirischen Loipersdorf: Wird es jemals voll tenwettbewerbes für die Errichtung der Kuranlage ausgelastet sein?“ In diesem Zeitungsartikel wurde in Loipersdorf im Grazer Landhaus präsentiert. Das die Sorge zum Ausdruck gebracht, ob Loipersdorf Siegermodell stammte vom Architekturbüro Ilgerl– angesichts fehlender Verträge mit Krankenkassen Peneff–Walch. Den 2. und 3. Platz belegten die Pla- in absehbarer Zeit voll ausgelastet sein werde. Ein nungen von Dipl.-Ing. Elfried Huth (Graz) und Dipl.- weiterer Grund für die Sorge war das reichhaltige Ing. Kurt Köfer (Wien). Insgesamt beteiligten sich Bäderangebot in der Steiermark. In diesen Bädern sieben Architekturbüros am Wettbewerb. Die Jury könnte man sich gegen vielfältige Leiden behandeln entschied sich vorwiegend deswegen für das erst- lassen. Man berief sich auf die Investitionssumme gereihte Modell, weil bei diesem die Anbindung der von 200 Mio. Schilling und zitierte dazu Landesrat Hotels an die Therme am besten gelöst war.634 Franz Wegart: „,Wir haben in Loipersdorf Indikati onen, über die wir in der Steiermark bisher nicht ver fügt haben.‘ Eine ‚gmahte Wiesn‘ ist das Loipersdorfer Die zweite Bohrung auf dem Projekt für Wegart aber trotzdem nicht, denn er sagt im gleichen Atemzug: ‚Wir riskieren Investitionsmittel Lautenberg in Höhe von 200 Millionen Schilling.‘ Loipersdorf ist ein Risiko, weil niemand sagen kann, ob das Kurzent Von März bis Juli 1977 rum voll genutzt werden kann.“ 636 stand auf dem Lauten- berg der 47 Meter hohe Bohrturm der hes- Spatenstich für die Therme sischen Firma Hein- rich Angers Söhne, ein In Loipersdorf ließ man sich keineswegs durch ir- Spezialunternehmen gendwelche Bedenken von den gefassten Plänen für Tiefbohrungen. abbringen: Am 21. September 1977 nahmen Lan- Diese Firma führte ge- deshauptmannstellvertreter Franz Wegart und Lan- meinsam mit der Wie- desrat Christoph Klauser den Spatenstich für das ner Brunnenbaufirma Kurzentrum der Therme Loipersdorf vor. Latzel & Kurscha Ges. Die technischen Daten des geplanten Baues: m.b.H. eine Bohrung • 10 l/sec Thermalwasser mit einer Temperatur durch. Diese Bohrstelle von 61°C, war von der ersten rund • 7,5 Gramm Mineralsalze pro Liter, einen halben Kilometer • Wärmetauscher und Wärmepumpen gewinnen Luftlinie entfernt. Die aus dieser Wassermenge 2,300.000 Kilokalo- Bohrung war erfolg- rien für Heizungszwecke, reich: In einer Tiefe von • umbauter Raum 54.000 m3, Bohrung auf dem Lautenberg 1.100–1.200 Metern • zwei Becken im Ausmaß von 600 m2 (davon die 1977 (Familie Urschler) wurde Thermalwasser Hälfte überdacht), gleicher Qualität wie • 700 m2 Becken als Schwimmbecken von März das bis dahin erschlossene gefunden, jedoch 60° – Oktober.637 C heiß mit einer Schüttung von 500.000 Litern pro Im Juli 1977 erfolgte mit Bescheid des Amtes der Tag. Die Befürchtungen, das Wasser könnte wieder Steiermärkischen Landesregierung, veröffentlicht versiegen, wurden zurückgewiesen: Die Annahme 635 Kleine Zeitung, 19.3.1977, 8.5.1977, Kronenzeitung 6.5.1977, Grenzlandecho, 15.5.1977 (Sammlung Franz Kowald), Informa- tionen der Thermalquelle Loipersdorf, 15.5.1977. 636 Kronenzeitung, 12.5.1977. 637 Schulchronik VS Loipersdorf, 1977/78, Impuls Fürstenfeld (6. 634 Kleine Zeitung und Kronenzeitung, 17.7.1976 sowie Informati- Jg., Nummer 2, September 1977), Schleich, Heilende Wasser onen von Dr. Horst Wagner. 95. 319
in der Grazer Zeitung, die Anerkennung als Heil- ligt. Zum Schutz des Brunnenkopfes wurden klein- quelle, und zwar als „Natrium-Chlorid-Hydrogen- flächige Brunnenschutzgebiete mit einem Radius carbonat-Therme“. Die amtliche Bezeichnung dafür von 5 Metern um die Bohrlöcher festgelegt. lautete „Therme Loipersdorf“ und umfasste die Boh- Eine Untersuchung des Institutes für Anorganische rungen Loipersdorf I (Austrittstemperatur 48,6°C) und Analytische Chemie der Universität Graz vom und II (Austrittstemperatur 60°C). Wasserrechtlich 18.2.1976 ergab für Loipersdorf I folgende Wasser- wurden die Bohrungen I und II ebenfalls vom Amt charakteristik: der Steiermärkischen Landesregierung 1979 bewil- Kationen mg/kg mval/kg mval% Anionen mg/kg mval/kg mval% Ammonium 11,2 0,097 0,09 Fluorid 2,76 0,145 0,12 Natrium 2518 109,5 97,16 Chlorid 2002 56,47 50,10 Kalium 66,6 1,70 1,51 Bromid 5,90 0,074 0,06 Magnesium 5,94 0,489 0,44 Jodid 0,31 0,002 0,00 Calcium 16,2 0,808 0,72 Sulfat 4,21 0,088 0,07 Barium 0,72 0,01 0,01 Hydrogenphosphat 0,902 0,019 0,01 Eisen II 1,86 0,067 0,06 Hydrogencarbonat 3414 55,95 49,65 Mangan 0,33 0,012 0,01 Summe 5430,1 112,7 100,0 Summe 2621,6 112,7 100,0 Nicht Elektrolyte: Inhaltsstoffe, pro kg Thermalwasser: freies Kohlendioxid: 335 mg/kg Kationen mg/kg mval/kg mval/% Kieselsäure: 30 mg/kg Natrium 2370,00 103,10 97,2 Borsäure: 45,12 mg/kg Kalium 47,6 1,22 1,15 Summe der gelösten festen Stoffe:8113,7 mg/kg Calcium 12,0 0,60 0,56 Magnesium 3,58 0,30 0,28 Danach ist das Wasser der Therme Loipersdorf als „thermaler Natrium-Chlorid-Hydrogencarbonat-Mi- Eisen (l+2) 0,29 0,01 0,01 neralsäuerling“ zu bezeichnen. Spurenelemente 17,03 0,87 0,83 Anionen mg/kg mval/kg mval/% Wasserqualität nach einer Analyse erstellt im Hydrogen 3180,00 52,12 49,20 Auftrag der Therme Loipersdorf durch das Insti- carbonat tut für analytische Chemie der Universität Graz Chlorid 1871 52,77 49,82 von Univ.‑Prof. Dr. K. J. Irgolic, 1996: Nitrat 0,50 0,08 0,008 Sulfat 4,11 0,68 0,08 Bromid 4,9 0,061 0,06 Jodid 0,387 0,003 0,003 Fluorid 16,6 0,87 0,82 Spurenelemente 0,265 0,008 0,008 Summe der gelösten Inhaltsstoffe: 7530 +/‑10 mg/kg.638 638 Die Therme (Infomaterial Therme Loipersdorf, 2005), Gemein- deamt Loipersdorf, Bescheid des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung, GZ.: 12–188 Lo 1/104–1977 vom 26.7.1977, Anerkennung als Heilvorkommen (Heimquelle) „Therme Loi- persdorf“. 320
VII. Therme Loipersdorf – Tourismus Gründung der Gesellschaft „Thermalquelle Loipersdorf“ Schaffelbad (Sammlung Kowald) Eröffnung des Schaffelbades besteht. ... Bezüglich Unterkünfte für Kur 1978 war es dann soweit: Das „Schaffelbad“ wurde aufenthalte müssen am 14. Juli als erster Teilbetrieb der Therme Loipers- wir Sie zur Zeit noch dorf nach zehn Monaten Bauzeit eröffnet. Es gab enttäuschen: Es exis zwei Thermalbecken mit einer Wasserfläche von tieren solche in nächs 70 m2 – eines im Freien mit 36°C, das andere über- ter Nähe erst ab 1980. dacht mit 38°C. In einer Information der Therme Es sind jedoch in den Loipersdorf aus dieser Zeit hieß es: „Sie finden hier Hotels und Pensionen eine gemütliche Bauernhausatmosphäre zusammen der umliegenden Ort mit moderner Hygiene und Ozonentkeimung; ein schaften schöne und ländlicher Bau ist mit weitgehend ursprünglicher preiswerte Zimmer Einrichtung erhalten geblieben und eine glückliche vorhanden. Für einen Logo des Schaffelbades 1983 (Sammlung Kowald) Mischung zwischen angestammter Architektur und Zubringerdienst ist Thermalbadebetrieb gefunden worden. Die im Som gesorgt.“ mer relativ offene Anlage präsentiert sich im Winter In diesem ersten „Schaffelbad“ konnten erste Er- z. T. als Hallenbad, sodaß ein ganzjähriger Betrieb ge fahrungswerte für den Bau wie auch die technische währleistet ist. Diese Maßnahme wurde auch deshalb Ausstattung, die verwendeten Materialien (Mari- gesetzt, weil der Besuch in den ersten Monaten nach nebronze, säurefester Nirosta und Titan-Stahl), die der Eröffnung im Sommer 1978 alle Erwartungen Abkühlung des Thermalwassers, den Energieauf- übertroffen hat. ... wand und die Entkeimung gewonnen werden. Der Der Eintritt ins Schaffelbad wurde bewußt mäßig ge Beginn des Badebetriebes war sehr einfach, trotz- halten, er entspricht dem Ergebnis einer Meinungsum dem kamen bis zu 600 Besucher täglich.639 frage. Für den mehrfachen Besuch werden überdies er mäßigte Blockkarten verkauft, welche gültig bleiben, 639 Information der Therme Loipersdorf (o. Datumsangabe) und Entstehungsgeschichte (Historie – baulicher Rückblick) sowie solange das Schaffelbad in seiner jetzigen Funktion Informationen von Dr. Horst Wagner. 321
Luftaufnahme des Schaffelbades 1978 (Foto Langhans Fürs- Schaffelbad 1978 (Deutsch Frieda, Dietersdorf) tenfeld) Ein Zeitungsartikel im Mai 1979 mit der Schlagzeile weber aus Fürstenfeld.643 Der Spatenstich für die bei- „Fitness und Rehabilitation in Loipersdorf“ drückte den nächsten Hotels – Kowald und Leitner – folgte in Kurzform aus, in welche Richtung man in der im September 1980.644 Therme Loipersdorf noch während der Bauarbeiten dachte: Ein medizinisches Konzept, für das der ärzt- liche Direktor der Stolzalpe, Univ.-Prof. Dr. Buchner, Die Therme selbst gemeinsam mit einem Internisten, einem Physiothe- rapeuten und einigen Kurärzten gewonnen werden Am 21. September 1979 gab es den Spatenstich und konnte, sollte einen optimalen Behandlungserfolg zugleich den Baubeginn der Therme. Die Finanzie- garantieren. Das zweite Standbein sollten Gesund- rung des Projektes: Das Grundkapital betrug 80 heitsbewusstsein, Freizeiteinrichtungen, die heil- Mio. Schilling. Es kam zu 85 % vom Land Steiermark kräftige Wirkung der Thermalquelle und das Ange- und zu 15 % von den beteiligten Gemeinden. 60 Mio. bot einer naturbelassenen Umwelt sein. Loipersdorf Schilling waren ein Kredit der Österreichischen Ho- sollte kein Ghetto für Kranke sein.640 teltreuhand (ÖHT). In den folgenden 5 Jahren stellte Die Südost-Tagespost schrieb: „Der große Sturm aufs das Land Steiermark jährlich 40 Mio. Schilling zur kleine „Schaffelbad“. Zitiert wird folgender Spruch Verfügung. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 483 aus dem Gästebuch des Schaffelbades: „Kumman Mio. Schilling. 300 Mio. entfielen auf den Thermen- bin i mit zwoa Kruckn, hab mi nimma können nieder bau selbst, 150 Mio. flossen in die Infrastruktur buckn. Nach 21mal baden bin i gangen kerzengrad! (Strom, Telefon, Wasserversorgung ...), der Rest wa- Sagt’s mir, wo gibt’s no so a Bad?“ 641 ren Architektenhonorare. Bereits am 20.9.1978 wurde die 25.000ste Be- Für die Errichtung von Hotels holte Bürgermeister sucherin – Frau Inge Orthofer aus Hausmannstät- Eder im Auftrag des Landes Optionen für Grund- ten – von LR Wegart begrüßt und erhielt einen Ge- stückskäufe ein. Von den Besitzern Fetz, Griesba- schenkskorb.642 cher, Strobl, Gollinger und Ferstl wurden insgesamt 24 ha zum m2-Preis von öS 47 bzw. öS 50 erwor- ben. Die ersten Hotels Zwei Jahre später, am 24.9.1981, wurde der Ther- menbad-Bereich mit Innen- und Außenbecken sowie Im März 1979 erfolgte der Spatenstich zum ersten dem Umkleide- und Kabinentrakt mit 78 Kabinen Hotel, dem „Thermenhotel Stoiser“. Die Planung eröffnet. Es gab einen Zugang über einen Wen- stammte ebenfalls vom Architekturbüro Ilgerl–Pe- delgang zum Hotel Stoiser. Auch das Hotel Stoiser neff–Walch, gebaut wurde es von der Firma Dom- wurde damals eröffnet. Die Eintrittspreise betrugen bei der Eröffnung: 640 Treff Fürstenfeld, Mai 1979. 641 Südost-Tagespost, 27.4.1979 (Sammlung Franz Kowald). 642 Information der Therme Loipersdorf, 20.9.1978 und Treff Fürs- 643 Südost Tagespost, 20.3.2979. tenfeld, 36. Folge, Oktober 1978 (Sammlung Franz Kowald). 644 Grenzlandecho, 28.9.1980 (Sammlung Franz Kowald). 322
Titel Untertitel Luftaufnahme der Baustelle vom Juli 1978 (Foto Langhans Fürstenfeld) Hotelier Franz Stoiser bei der Beckengleiche 1981 (Foto Langhans Fürstenfeld) 323
Einzeleintritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . öS 55,– Franz Fromm unternahmen einen Vorstoß, „damit Gruppen ab 15 Personen . . . . . . . . . . . öS 48,– die ins Kreuzfeuer geratene Therme Loipersdorf rasch Zehnerblock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . öS 480,– vollendet werde.“ Die Fertigstellung der Therme Kindereintritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . öS 35,– wurde als lebenswichtiges Anliegen für den gesam- Ermäßigter Eintritt ab 18.30 Uhr . . . . öS 45,– ten Bezirk angesehen. In einem Interview mit der Die Öffnungszeiten im Schaffelbad waren von 11 Kleinen Zeitung übte Landeshauptmann Dr. Krainer Uhr bis 21 bzw. 21.30 (Sauna), im Thermenbad von heftige Kritik an den jeweiligen Verantwortlichen 9 bis 14 Uhr – Montag und Dienstag Ruhetag. für die Kostensteigerungen: an Geschäftsführer Dr. Im November 1981 konnte die Tennishalle mit 2 Horst Wagner und Ing. Udo Matzold sowie an den po- Hallenplätzen und den davor gelegenen Freiplätzen litisch Verantwortlichen, Landeshauptmannstellver- mit einem großen Tennisturnier in Betrieb genom- treter Franz Wegart und Landesrat Christoph Klau- men werden. In der Zeit zwischen Dezember 1981 ser. Dr. Wagner und Ing. Matzold wurden schließlich und August 1983 wurden schließlich alle übrigen als Geschäftsführer abgelöst. In den Zeitungen war Bereiche des Kurzentrums in Betrieb genommen. die Rede vom „Bauernopfer von Loipersdorf“. In der Eine chronologische Abfolge dieser Zeit: Glosse der Kleinen Zeitung „Der Auf-Wecker“ gab Dezember 1981: Garderobentrakt im Untergeschoß es folgenden Kommentar: „Zu spät hat man erkannt, 29. Dezember 1981: Restaurant und Caféhaus im daß die Wellen in Loipersdorf viel zu hoch schlagen. Erdgeschoß, Und daß aus der Melkkuh ‚Land Steiermark‘ keine März 1982: Teil des Sauna-Bereiches mit einer Sau- fette Milch mehr zu pressen ist.“646 nakabine, Die Thermenbesucher waren von solchen Mel- 10. August 1982: Bereich des Erlebnisbades auf der dungen unbeeindruckt: 1.500–1.600 Gäste kamen untersten Etage in direkter Verbindung mit dem täglich, ein Besucherrekord nach dem anderen Freibereich, wurde übertroffen. Von Jänner bis September 1982 11. August 1982: 1.000.000ster Besucher – Eröff- kamen 270.000 Besucher. Loipersdorf wurde in nung des Kindergartens, kurzer Zeit zum absoluten Hit in der steirischen 19. September 1982: Fertigstellung der Therme I, Thermenlandschaft. Doch nicht nur der „normale“ 23. September 1982: Eröffnung des Hotels Kowald, Thermengast kam in großer Zahl – zahlreiche Sport- Oktober 1982: Liegewiese mit Höhensonne und ler wurden durch Baldur Preiml angezogen. Die Ös- Videoraum, terreichische Schi-Nationalmannschaft war bereits 26. November 1982: Fertigstellung des Therapiebe- im September 1982 in Loipersdorf.647 reiches, Mit 1. Juli 1983 wurde Ing. Mag. Gerhard Wieder- November 1982: Prof. Baldur Preiml beginnt mit mann zum alleinigen Geschäftsführer der Therme einer Kursreihe, bestellt. Er stammte aus Niederösterreich, war Pro- 26. Dezember 1982: Inbetriebnahme des SB-Restau- kurist bei Leykam und Geschäftsführer der Fer- rants im Untergeschoß, tighausfirma „Sturia“ und leitete die Therme bis Dezember 1982: Fertigstellung des Saunadorfes, 1986.648 August 1983: Eröffnung des Hotels Leitner.645 Im Oktober 1983 brachte die Kleine Zeitung eine Se- rie mit dem Titel „Der Bauskandal von Loipersdorf“. In der Presse wurde über die hohen Kosten des Die Serie bezog sich auf den Kontrollamtsbericht Thermenbaues geklagt. Die Kleine Zeitung schrieb des Landesrechnungshofes. Der Landesrechnungs- am 25. März 1982: „Wie eine Therme explodiert“. hof kam in seinem 1.000-seitigen Bericht zur An- Baukostenerhöhungen um 8–12 % und teure Mate- sicht, die Therme hätte ohne Qualitätsverlust mit rialien für das aggressive Wasser wurden ins Tref- wesentlich geringerem Investitionsaufwand errich- fen geführt, wenn es darum ging, die Kostenstei- tet werden können.649 gerungen beim Bau zu begründen. Die Kronenzei- tung bezeichnete die Vorgänge als „Polit-Pingpong“. Vierzehn Bürgermeister und Bezirkshauptmann Dr. 645 Entstehungsgeschichte (Historie – baulicher Rückblick), Infor- 646 Kleine Zeitung, 25.3.1982, 27.3.1982 und 30.3.1982, Kronen- mation der Therme Loipersdorf (o. Datumsangabe), Informati- zeitung (?), (Sammlung Franz Kowald). onen von Dr. Horst Wagner sowie Lind, Therme Loipersdorf 61. 647 Kleine Zeitung und Südost-Tagespost, 14.7.1982 bzw. 9.9.1982, Die Thermeneintrittspreise und Öffnungszeiten stammen von Kronenzeitung, 20.9.1982 (Sammlung Franz Kowald). einem Informationsblatt der Therme Loipersdorf (Sammlung 648 Kleine Zeitung, 27.7.1983 (Sammlung Franz Kowald). Franz Kowald). 649 Kleine Zeitung, 9.–13.10.1983 (Sammlung Franz Kowald). 324
VII. Therme Loipersdorf – Tourismus Die Brandkatastrophe vom 24. September 1983 Prof. Baldur Preiml – Laufen in der Therme mit anschließendem Gratis- Eintritt ein. Nach Aufzeichnungen von Josef Lind Sportdirektor von Loipersdorf nahmen während des Jahres 1982 über 7.100 Läufer an diesen Lauftreffs teil. Prof. Preiml blieb bis 1987 Ein Vorwort von Prof. in Loipersdorf. Er nahm danach ein Angebot im Baldur Preiml – „Vater Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Sport des österreichischen an und wurde Leiter der Sportabteilung.650 Springerwunders“ – zu einem Buch von Oscar Schellbach über „po- Die Brandkatastrophe sitives Denken“ gab den Anstoß. Ein Satz vom 24. September 1983 daraus: „In unserem Sinne des Erfolges, der uns die Freude am Da sein immer mehr erhö Prof. Baldur Preiml (Samm- hen soll, müssen wir lung Kowald) diese Kräfte aktivieren, trainieren und für das Gute in unserer Welt einsetzen.“ Den ersten Kontakt zu Prof. Preiml fand Josef Lind bei einem Biotrai- ningskurs in Bad Tatzmannsdorf. Preiml war dort als Vortragender anwesend. In weiterer Folge war Preiml gemeinsam mit Willi Dungl auf Besuch bei Familie Lind, besichtigte die Gegend und entschied sich, das Schigymnasium in Stams zu verlassen und in der Therme Loipersdorf tätig zu sein. Ab 1. Ok- tober 1981 war Baldur Preiml „Sportdirektor von Loipersdorf“. Die Brandkatastrophe 1983 (Foto Langhans) Bei einem Seminar in Seggauberg lernte schließ- lich auch Dr. Wagner Prof. Baldur Preiml persön- lich kennen. Die Therme Loipersdorf wurde nun In der Nacht vom 24. auf den 25. September 1983 auf den „gesunden Gast“ ausgerichtet, dem Freude kam es zum „Jahrhundertbrand“ von Loipersdorf, und Unterhaltung bei einem Thermenaufenthalt dem das Erd- und Untergeschoß der Therme zum geboten werden sollten. Prof. Preiml verkörperte Opfer fielen. Als Brandursache galt der Defekt diese Grundeinstellung und war damit ein idealer eines Saunaofens. Glück im Unglück war, dass die Werbeträger. Seine Idee von den fünf Säulen einer technischen Anlagen im Kellergeschoß und das Er- gesunden Lebensweise, bestehend aus Bewegung, lebnisbad nicht zerstört wurden. Dr. Horst Wagner Entspannung, Ernährung, Umwelt, Bewusstsein, drückte dies in einem markanten Satz aus: „Das ließ sich gut in das Thermenkonzept integrieren. Gold der Therme lag im Keller!“ Die Südost-Tagespost brachte über Preiml einen Zei- Die Kleine Zeitung widmete dem Thermenbrand die tungsartikel mit dem Titel „Ein Staatswappen na Titelseiten ihrer Ausgaben vom 25. und 26. Septem- mens Baldur“. In diesem Artikel heißt es: „Sieben ber 1983 mit der Schlagzeile „Brandursache: Riesige Kilometer hinter Fürstenfeld sitzt ein Mann, der in Schlamperei“. Im Blattinneren gab es Schlagzeilen Österreich hohes Ansehen genießt. ... Dort startet Bal wie „700 gegen das flammende Inferno“, „So gut wie dur Preiml seine vierte Karriere. Der Mann, der die ös kein Brandschutz“, „Die Helfer schafften mit Kübeln terreichischen Adler mit Körndln und Müsli fütterte, Wasser herbei“, „Enormer Verlust für die Region“, „Nur ist für die im Aufbau begriffene Therme Loipersdorf soviel wert wie ein Staatswappen, das renommierten, 650 Informationen von Dr. Horst Wagner und Josef Lind. Das Zitat traditionsreichen Unternehmen verliehen wird.“ stammt aus dem Vorwort von Prof. Preiml zu Oscar Schellbach, In den Hotels Kowald und Stoiser wurde „Naturkü- Mein Erfolgssystem. Positive Lebensführung in Theorie und Praxis (Freiburg i. Breisgau, 26. Auflage 1981) 5. Südost-Tages- che“ angeboten, Prof. Preiml führte das regelmäßige post, 30.10.1981 (Sammlung Franz Kowald). 325
Die Brandkatastrophe (Foto Langhans) Bilder der Zerstörung durch den Brand (Foto Langhans) Impressionen der Katastrophe (Michael Prantl, Fürstenfeld) 326
VII. Therme Loipersdorf – Tourismus Die Brandkatastrophe vom 24. September 1983 Der Tag danach (Foto Langhans) 327
Um 23.30 Uhr wurde die Unterhaltungssendung „Tanzmusik auf Bestellung“ unterbrochen und Feu- erwehrmänner wurden zum Einsatz aufgerufen. Durch die fehlenden Hydranten konnten umfang- reichere Löscharbeiten im Anfangsstadium des Brandes nicht durchgeführt werden. Außerdem fehl- ten eigene Feuerwehrzufahrten, Autos von Schaulus- tigen behinderten die ersten Feuerwehrfahrzeuge. In der Dachkonstruktion fehlten feuerhemmende Zwischenwände, die Einsatzkräfte wussten nicht über Strom- und Gasleitungen Bescheid. Zuerst wurde Abschnittsalarm, danach Bezirks alarm ausgelöst. Schließlich wurden Feuerwehren aus anderen steirischen Bezirken und aus dem Zeitungsschlagzeilen zum Thermenbrand (Franz Gether) Burgenland angefordert. Insgesamt waren ca. 700 Feuerwehrmänner der Bezirke Weiz, Feldbach, Graz-Umgebung und aus dem Burgenland mit 70 Löschfahrzeugen im Einsatz. Mit Tanklöschfahrzeu- (noch) eine Ruine“. Ursache des Brandes war aus da- gen wurde Wasser herbeigeschafft, auch das Ther- maliger Sicht der Ofen der Biosauna, in der es keine malbad wurde leergepumpt. Die Therme selbst war Aufgüsse gab und es daher zu einem Hitzestau kam. nicht zu retten, ein Übergreifen des Feuers auf das Außerdem stand der Ofen zu nahe an der Holzwand, angebaute Kur- und Thermenhotel Stoiser konnte die Luft dahinter konnte nicht zirkulieren. Als der verhindert werden. Das Gebäude wurde stark in Ofen um etwa 21 Uhr abgeschaltet wurde, brannte Mitleidenschaft gezogen, die gewaltige Hitze ließ in der Zwischenwand bereits die Holzverschalung. die Fenster des Gebäudes bersten. Das Reinigungspersonal bemerkte Brandgeruch Unliebsame Details der Katastrophe: Schaulustige und schlug Alarm. Die ersten Helfer versuchten mit kamen sogar aus der Obersteiermark und behin- den zwei in der Therme vorhandenen und den zehn derten die Einsatzkräfte. Einrichtungsgegenstände, Feuerlöschern des benachbarten Hotels Stoiser den Telefone, Elektrogeräte wurden von Thermenange- Brand zu löschen. Die Löscharbeiten konzentrierten stellten zwar ins Freie gebracht, fielen dort aber sich auf den Saunatrakt, an die bereits brennende Dieben in die Hände. Die Feuerwehr war deswegen Dachkonstruktion dachte niemand. Über Feuermel- gezwungen, eine eigene Wache aufzustellen.651 der wurde um 22.45 Uhr Alarm ausgelöst, der zu- nächst wegen der häufigen Fehlalarme in der Zeit 651 Kleine Zeitung, 26.9.1983 und Informationen von Dr. Horst davor ebenfalls für einen solchen gehalten wurde. Wagner. 328
VII. Therme Loipersdorf – Tourismus Die Brandkatastrophe vom 24. September 1983 Das Schaffelbad wurde nach dem Brand wieder zur Inbetriebnahme des ersten Teilbereiches der Stütze des Thermenbetriebes. Es wurde durch einen Gastronomie nach dem Brand; Gang mit dem Erlebnisbad verbunden und so wäh- 9. Februar 1985: Inbetriebnahme der geheizten und rend der Wiederaufbauphase geführt. Es war die verglasten winterfesten Ruheterrasse; einzige Einnahmequelle in dieser Zeit. Trotz dieser 19. April 1985: Eröffnung des Untergeschoßes – Gar- Bedingungen besuchten immerhin 219.000 Gäste derobentrakt, Solarien und Videoräume; die Therme, das „Hotel Vier Jahreszeiten“ wurde 29. April 1985: Inbetriebnahme des Therapiebe- 1984 eröffnet. Am 12. Mai 1984 konnten das Unter- reiches mit Fangoaufbereitung im Unterge- wasserrestaurant und eine provisorische Küche im schoß; Erlebnisbad eröffnet werden. 28. Juni 1985: Saunadorf und Wasserrutsche gingen Nachdem die Schadensbedeckung mit der Versiche- in Betrieb, das auf Erdgeschoßniveau liegende rung in Höhe von 205 Mio. Schilling geregelt war, Thermenbad-Außenbecken wurde fertig gestellt konnte im August 1984 mit dem Wiederaufbau zur und zur Benützung freigegeben; Therme II begonnen werden. Die Therme II planten 2. September 1985: Eröffnung des Innenbereiches die Architekten Hans Ilgerl und Attila Simonyi, das des Thermenbades sowie aller weiteren Be- neue Schaffelbad Attila Simonyi.652 reiche im Erdgeschoß; Die genaue Brandursache konnte unmittelbar nach 29. September 1985: Offizielle Eröffnung des Wie- der Brandkatastrophe nicht geklärt werden. Im Ok- deraufbaues. tober 1986 wurden Ing. Karl Berger – zuständig für die Bauaufsicht und Franz Radl – verantwortlich für den Brandschutz – in einer Berufungsverhandlung beim Oberlandesgericht in Graz freigesprochen. Ein Gutachten war davon ausgegangen, dass der Sauna ofen zu nahe an der Holzwand gestanden sei und dies zum Brand geführt habe. Ein Privatgutachter und der Sachverständige der Wiener Feuerwehr wi- derlegten diese Ansicht und waren der Meinung, dass der Saunaofen als Brandursache nicht in Frage käme. Der Brand hatte sich in kurzer Zeit ausge- breitet, war also kein Glimmbrand. Dipl.-Ing. Pe- rutka von der Wiener Feuerwehr sah Brandstiftung als die wahrscheinlichste Ursache des Brandes an. Weil sich die Brandsachverständigen nicht auf eine Brandursache einigen konnten, konnte auch das Ge- richt keine Schuldzuweisung treffen.653 Stationen des Wiederaufbaues 30. Juni 1984: Eröffnung des Hotels „Vier Jahres- zeiten“; August 1984: Beginn der Aufbauarbeiten (Therme II); 23. März 1984: Eröffnung des Erlebnisbades mit Verbindungsgang zum Schaffelbad; 12. Mai 1984: Eröffnung des Unterwasserrestaurants und der provisorischen Küche im Erlebnisbad, 652 Schleich, Heilende Wasser 95. 653 Kleine Zeitung, 21.10.1986 (Sammlung Franz Kowald), Tip Fürstenfeld, November 1986 und mündliche Auskunft von Franz Radl. Nach der Entfernung des Brandschutts (Foto Langhans) 329
Plan der Therme (Gemeinde Loipersdorf) 330
VII. Therme Loipersdorf – Tourismus Die Brandkatastrophe vom 24. September 1983 Luftaufnahme vom Wiederaufbau 1985 (Foto Langhans) Der Wiederaufbau war mit 208 Mio. Schilling we- ihn gesetzt hätten. Toni Innauer – Olympiasieger in sentlich billiger als die erste Therme, die Bauzeit Lake Placid 1980 sowie Judoweltmeister und Olym- wurde um 49 Tage unterschritten.654 piasieger Peter Seisenbacher waren als Nachfolger Wenige Monate nach der erfolgreichen Wiedereröff- im Gespräch.656 nung der Therme kündigte Mag. Wiedermann im Februar 1986 als Thermenchef. Ein „Buchhaltungs- fehler“ in Höhe von öS 150.000,– und Probleme Die weitere Entwicklung der der innerbetrieblichen Atmosphäre sollen laut Zei- tungsberichten die Ursachen gewesen sein. Nachfol- Therme ger von Ing. Mag. Wiedermann wurde Mag. Roman Perisutti (ab 1.1.1987). Mag. Dr. Leopold Gartler war Seit Mai 1987 kann das Wellenbad mit 60 cm hohen 1986 interimistischer Geschäftsführer.655 Mag. Pe- Wellen und einer Wassertemperatur von 25°C von risutti leitete die Therme bis 1992. Nach der Auf sportlichen Schwimmern benützt werden. Im Mai lösung seines Dienstverhältnisses leitete Prokurist 1988 wurde die „Schönheitsfarm“ der Therme Loi- Mag. Georg Weber in Zusammenarbeit mit Proku- persdorf eröffnet. Inhaber war Harry Krainz. rist Manfred Körper interimistisch die Therme. 1993 In den Folgejahren wurde durch diverse Um- und übernahm Wolfgang Riener die Geschäftsführung. Neubauten das Angebot für die Gäste erweitert und Im April 1987 verließ Baldur Preiml Loipersdorf und verbessert. Dazu zählen etwa die Kräuter-Soft-Sauna wechselte in das Unterrichtsministerium. In einem (März 1989), der Komfort-Ruheraum (Dezember Zeitungsinterview deutete er als Grund dafür an, 1989), das Acapulco-Becken und die Acapulco-Bar dass zu viele Menschen zu große Erwartungen in (Mai 1990), das Saunadorf mit Kneipp-Strecke und 654 Kronenzeitung, 30.9.1985 (Sammlung Franz Kowald). 656 Kleine Zeitung und Kronenzeitung, 15.4.1987 (Sammlung 655 Kleine Zeitung, 3.2.1986 (Sammlung Franz Kowald). Franz Kowald). 331
Sonnen-Ruheraum (August 1990), das Café-Restau- Hirschmann anwesend. In den Monaten Septem- rant „Ballongarten“ (Oktober 1991), der Sandstrand ber und Oktober 2001 wurde das Thermalaußen- mit Strandkörben (Juli 1993), der „Megalithische becken saniert. Im Oktober 2001 wurde auch der Kraftwanderweg“ am Thermenhügel (September Spatenstich für das „Thermenland Congress Center 1993) und der „Radiästhesie-Lehrpfad“ am Kraft Loipersdorf“ vorgenommen. Der Bau wurde im Sep- hügel (April 1995). tember 2002 eröffnet. Im Thermalbad wurden 2002 Neue Hotels: und 2003 der Komfortruheraum und der Lift sowie Juli 1989 „Hotel Stoiser-Garni“ die Kräutersauna, der Whirlpool und die Infrarot- August 1990 „Sporthotel Krainz“ Sauna im Schaffelbad III geschaffen und in Betrieb Dezember 1991 „Hotel Thermenresidenz“ (Familie genommen.657 Fauster) Oktober 1992 „Thermalhotel Leitner“ und „Hotel Landhaus Römerstein“. Ein eindeutiger Hinweis auf den Aufwärtstrend der Angebote und Therme Loipersdorf sind die Besucherzahlen: Kapazitäten der Therme August 1982 . . . . . . 1,000.000ster Besucher Loipersdorf März 1988 . . . . . . . . 3,000.000ster Besucher November 1989 . . . . 4,000.000ster Besucher Die Wasserfläche beträgt 3.000 m2, das Gesamtareal Mai 1991 . . . . . . . . . 5,000.000ster Besucher 20.000 m2. Die Angebote umfassen: September 1992 . . . 6,000.000ster Besucher Juni 1995 . . . . . . . . . 7,777.777ster Besucher • Thermalbad: Innen- und Außenbecken, Gesamt- wasserfläche 710 m2, Wassertemperaturen 36° Im Juli 1995 war Baubeginn für den Umbau zum bzw. 38° C im Warmwasserbereich, 24° C im „Schaffelbad-Neu“. Elf Monate später konnte bereits Kaltwasserbecken, 500 Liegen; der Badebetrieb im Schaffelbad aufgenommen wer- • Saunadorf: 1.300 m2 insgesamt, 50 m2 Was- den. Bei der offiziellen Eröffnung am 5. Juli 1996 war serbecken, diverse Saunakabinen, Pools und Landeshauptmann Waltraud Klasnic anwesend. Die Becken, Wärmebänke, Solarien, Freihof, Trink- Bausumme betrug 160 Mio. Schilling. Es entstand brunnen und Saunabar; ein „Zentrum des Loslassens“ mit einer Wasserflä- • Erlebnisbad: 23.000 m2 Gesamtfläche, 920 m2 che von insgesamt 250 m2 sowie einem steirischen Wasserfläche (Wassertemperaturen zwischen und einem römischen Saunabereich. Die Besucher- 24° und 34° C), Großwasserrutsche und ver- zahl wurde mit 300 limitiert. Mit der Eröffnung des schiedene Einrichtungen wie Kuschelwand, Schaffelbades wurde ein neues Logo entworfen und Wärmebucht, Whirlpool, Liegebuchten, Wild- damit gleichzeitig eine neue Werbelinie gesetzt. bach, Grotten und Wasserfall; Am 9. Jänner 1997 erreichte die Therme Loipersdorf • Eltern-Kind-Bereich für Eltern mit Kindern von als erste Therme weltweit die ISO-Zertifizierung. 0–7 Jahren; Im Oktober 1998 war Baubeginn für den Umbau des Freibereich mit „Erlebnisbades Neu“, im Juni 1999 wurde mit dem • Wellenbad: Süßwasserbecken mit ca. 370 m2 Umbau der Sauna im Thermenbad begonnen. Der Wasserfläche, Wassertemperatur 24° C, Mee- Umbau des Erlebnisbades war mit der offiziellen Er- resstrand mit Wellenmaschine mit ca. 60 cm öffnung im Juli 1999 abgeschlossen. Die Attraktion hohen Wellen; bei der Eröffnung war „Jump the Pool“ – Snowboar- • Acapulco-Bad: ca. 660 m2 Wasserfläche, 24° C der landeten im Acapulco-Becken. Die Sonnensauna Wassertemperatur mit Familienrutsche, 25 m- wurde zwei Monate später fertig gestellt. Die Ge- Schwimmbahnen, Sprungbecken und Wasser- samtfläche dieses Saunabereiches beträgt 1.300 m2. fall; Im April 2000 begann der Ausbau des Schaffelbades • Kinderfreibecken „Moby Dick“, 36 m2 Wasser- III. Der Ausbau war im März 2001 abgeschlossen. fläche, 36° C Wassertemperatur. Neue Becken, Sauna- und Ruheräumlichkeiten, ein Kneipp-Bach, ein Seepavillon, eine Saunabar und der neue Beauty-Salon „Oasia“ wurden geschaf- 657 Entstehungsgeschichte (Historie – baulicher Rückblick), Infor- fen. Bei der Eröffnung am 8. März war LR Gerhard mation der Therme Loipersdorf (o. Datumsangabe). 332
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