PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
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Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019 PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE
Sehr geehrte Damen und Herren, Sehr geehrte Damen und Herren, wie können wir hier und heute Schwerstdrogenabhängige erreichen? Um sie alle zu erreichen, wurden in den Berichtsjahren 2017-2019 die während der vorliegende Bericht über die Jahre 2017 - 2019 in Druck Die Corona-Pandemie hat den Handlungsdruck erhöht – auch im Welche neuen Konzepte und zusätzliche Ressourcen brauchen wir, um Hilfeangebote weiter ausdifferenziert und erheblich ausgebaut. Allein ging, war das Drogenreferat gemeinsam mit den Trägern der Drogen- Bereich der Suchtprävention, wo durch den Lockdown innerhalb die gesundheitliche und soziale Situation von suchtkranken Menschen in den vier Konsumräumen werden pro Jahr im Schnitt 4500 unter- hilfe und weiteren Kooperationspartnern längst bis über beide Ohren kürzester Zeit digitale Beratungs- und Informationsangebote entwi- weiter zu verbessern? Wie entschärfen wir Konflikte, die im Zusam- schiedliche Abhängige erreicht und die Zahl der Drogentoten bleibt damit beschäftigt, auf die Folgen des Lockdowns im Bahnhofsvier- ckelt und umgesetzt werden mussten. Gemeinsam ist es gelungen, menhang mit der Drogenszene entstehen? Das sind zentrale Fragen, niedrig, auch wenn jede*r Drogentote ein*r zu viel ist. Inzwischen tel zu reagieren. Für Drogenabhängige, die sich auf den Straßen und digitale Workshops für Schulen und Auszubildende anzubieten, auf die Drogenhilfe und Drogenpolitik seit 30 Jahren ständig begleiten. hat die Corona-Pandemie die Situation im Bahnhofsviertel noch zu- im öffentlichen Raum eingerichtet haben, gilt es, neue Formen von Homepages wurden außerdem Informationen erweitert und Tutorials Der Strukturwandel, ja die Gentrifizierung des Bahnhofsviertels und sätzlich verschärft. Zugleich rückt das Dilemma, in dem wir als Kom- Einzelfallhilfen zu entwickeln, um diese schwerkranken Menschen ins eingestellt. Die Beratungsstellen haben ebenfalls prompt auf Kontakte die eng gewordenen Räume bedeuten veränderte Rahmenbedingun- mune stecken, stärker in den Vordergrund: Wir müssen zum Wohle Hilfesystem zu bringen. Fast schon wieder vergessen waren da bereits via Chat, Mail oder Telefon umgestellt. gen und müssen somit auch zu weiterentwickelten Antworten führen. aller bestmöglich und zügig mit der Situation von Drogenkranken die Anstrengungen, die nur wenige Wochen zuvor in Atem hielten, wie Hinzu kommt, dass anders als in den 90er Jahren, als die offene Dro- umgehen, stoßen dabei aber immer wieder an Grenzen, weil die Ge- Maskenbeschaffung für Abhängige und Mitarbeitende der Drogenhil- All diese Erfahrungen mit neuen digitalen Konzepten werden die Ar- genszene in der Taunusanlage ausschließlich aus Heroinabhängigen setzgebungskompetenz bei Bund und Ländern liegt. Zusätzliche Plätze fe, Hygienekonzepte für Einrichtungen umsetzen, Unterbringungs- beit der Sucht- und Drogenhilfe weiter verändern. Immer mit dem Ziel, bestand, wir es heute im Bahnhofsviertel mit extrem heterogenen und erleichterte Regularien bei der Methadon- und Heroinsubstituti- möglichkeiten für COVID-19-Verdachtsfälle und Corona-Erkrankte fin- neue Zugänge zu schaffen, den „Ton“ zu treffen, passgenaue Ange- Gruppen zu tun haben. Die meisten Drogenabhängigen konsumieren on, Modellversuche wie zum Beispiel eine Behandlung von Crackab- den, bereitstellen und die medizinische wie psychosoziale Versorgung bote aufzulegen und mit den richtigen Partnerinnen und Partnern um- mehrere Drogenarten. Sie leiden außerdem unter einer Vielzahl un- hängigen mit Medizinischem Cannabis oder zu dem in der Schweiz gewährleisten. zusetzen. terschiedlichster Probleme und häufig auch unter psychischen Erkran- und Österreich erfolgreichen Drugchecking, regulierte Abgabe von kungen. Viel zu oft haben wir es zum Beispiel mit Drogenabhängigen Heroin und anderen Suchtmitteln dort, wo andere Wege scheitern: Für Sucht- und Drogenhilfe heißt, ständig auf neue Situationen und Er- Bei dieser ausgefüllten Alltagsarbeit ging das 30-jährige Jubiläum des ohne gesetzlichen Hilfeanspruch zu tun, ohne Obdach und ohne Blei- alles, was fachlich sinnvoll erscheint oder zumindest erprobt werden fordernisse reagieren zu müssen. Diese permanente Entwicklung und Drogenreferats im Jahr 2019 unbemerkt unter – wie das 25-jährige berecht, mit Geflüchteten, die ihre Traumata mit Drogen überdecken, könnte, um die prekäre Lage zu entspannen, muss eine Kommune erst Weiterentwicklung ist eine der wenigen Konstanten, die diese Arbeit auch schon. So feiern wir aktuell zwar kein Jubiläum – aber hoffentlich mit Crackkonsumierenden, die immer stärker verelenden und dauer- lange Genehmigungsverfahren oder Ausnahmeanträge anstrengen. auszeichnet. Ebenso wie die Erkenntnis, dass die Aufgaben in ihrer im Alltag immer wieder kleine Erfolgserlebnisse bei der Arbeit. haft auf der Straße präsent sind. Genehmigt wurde in den letzten Jahren gar kein neuer Ansatz mehr. Komplexität nur gemeinsam zu lösen sind. Die aktuellen Herausfor- derungen mit den sehr heterogenen, teils schwer zugänglichen Grup- Die ständigen Herausforderungen im Bahnhofsviertel dürfen aber pen mit Menschen aus allen Teilen der Welt, verlangt nicht nur neue nicht verdecken, wie wichtig der zweite Arbeitsschwerpunkt des Dro- Angebote, sondern auch neue Kooperationen mit spezieller fachlicher genreferates ist: Die Suchtprävention und Frühintervention. Mit mehr Expertise und Handlungskompetenz. Die brauchen wir etwa bei den als 700 Infoveranstaltungen, Projekten, Workshops und Fortbildungen Themen Sucht und Flucht, Überlebenshilfen für Menschen ohne Blei- rund um die Themen legale und illegale Drogen sowie Verhaltenssüch- berecht oder für Menschen ohne Rechtsanspruch auf Hilfen, ebenso te wurden in den Berichtsjahren mehr als 13 000 Kinder, Jugendliche bei den Themen Obdachlosigkeit oder Konfliktmanagement im öffent- und junge Erwachsene sowie rund 2900 Multiplikator*innen erreicht. lichen Raum des Bahnhofsviertels. Diese vielfältigen Aufgaben gelingen nur mit verlässlichen Besonders die anhaltend angespannte Situation im Bahnhofsviertel Kooperationspartner*innen von den Träger*innen der Drogen- und lässt Viele nach schnellen Lösungen rufen. Aber die gibt es in den Suchthilfe über Schule bis hin zu Polizei und Justiz. Dass der Schul- seltensten Fällen. Etwa, weil für neue Angebote erst eine passende terschluss in Frankfurt immer wieder neu gelingt, ist der Verdienst all Immobilie gefunden und mietfrei werden muss, Bau- und Betriebs- dieser Beteiligten – insbesondere des Drogenreferats – und Ergebnis genehmigungen vonnöten sind, Träger und Personal verpflichtet oder von mehr als 30 Jahren aktiver Netzwerkarbeit. unter Umständen erst die rechtlichen Voraussetzungen für ein Ange- Stadtrat Stefan Majer bot geschaffen werden müssen. Regina Ernst Dezernent für Personal und Gesundheit Leiterin Drogenreferat
Inhaltsverzeichnis Niedrigschwellige Drogenhilfe im Frankfurter Bahnhofsviertel..................................................................................4 Cannabisprävention ..................................................................................................................................................... 31 Ausdifferenzierte Hilfen..................................................................................................................................................5 Angebote zur Frühintervention................................................................................................................................32 Daten und Fakten als Handlungsgrundlage.................................................................................................................6 Neue psychoaktive Substanzen und Drogen aus dem Internet.................................................................................33 Nachts durchs Bahnhofsviertel – Offensive Sozialarbeit.............................................................................................8 Digitale Prävention schafft neue Zugänge .................................................................................................................34 Spritzentausch rund um die Uhr.....................................................................................................................................9 „Be.U.!“ – jetzt auch für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren........................................................................36 Drogen-Monitoring in Konsumräumen........................................................................................................................10 Digitalisierung – Chance und Risiko ...........................................................................................................................38 Nachtcafé bietet Auszeit von Beschaffung und Konsum..........................................................................................11 Besondere Projekte und Kampagnen.......................................................................................................................42 Impfprojekt gegen HIV und Hepatitis.........................................................................................................................12 Check, wer fährt!.......................................................................................................................................................42 Medizinische Versorgung von Suchtkranken in prekären Lebenslagen....................................................................13 Safer Nightlife..............................................................................................................................................................44 Konzertierte Aktion für ein besseres Miteinander im Bahnhofsviertel....................................................................14 Medizinisches Cannabis.............................................................................................................................................46 Weitere Drogenhilfe für langjährig Drogenabhängige außerhalb des Bahnhofsviertels.......................................16 Sucht geht nicht in Rente...........................................................................................................................................48 Sucht und Flucht – neue Herausforderungen und Angebote....................................................................................18 Delegationen und Info-Veranstaltungen...................................................................................................................50 Suchtprävention..........................................................................................................................................................20 Der Frankfurter Weg.................................................................................................................................................51 Monitoring System Drogentrend MoSyD.................................................................................................................22 Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit ...................................................................................................................52 Alltagsdroge Alkohol....................................................................................................................................................24 Entwicklung der Zuschüsse .........................................................................................................................................54 Tabak, E-Zigaretten und Shisha...................................................................................................................................28 Wichtige Daten und Zahlen auf einen Blick.............................................................................................................55 Cannabis, eine Jugenddroge.....................................................................................................................................30
Niedrigschwellige Drogenhilfe im Frankfurter Bahnhofsviertel 4 Ausdifferenzierte Hilfen 5 In den vergangenen 30 Jahren ist ein ausdifferenzier- Es geht ums Überleben tes, am Bedarf orientiertes Hilfeangebot entwickelt worden. Die Drogenhilfe hält im Bahnhofsviertel alle Vorrangiges Ziel der niedrigschwelligen Drogenhilfe im niedrigschwelligen Angebote bereit. In den Kontakt- Bahnhofsviertel ist nach wie vor die unmittelbare Über- und Konsumeinrichtungen können nahezu alle Kon- lebenshilfe, an die sich weitere Angebote anschließen, sumentinnen und Konsumenten zu ausgedehnten Öff- wie die Vermittlung in weiterführende Hilfen oder Be- nungszeiten relativ barrierefrei eine Grundversorgung gleitung, um aus gefährdenden Lebensverhältnissen in folgenden Punkten in Anspruch nehmen: herauszukommen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist, ein ➢ 6 Konsumutensilien und Konsumplätze verträgliches Mit- und Nebeneinander mit Drogenab- hängigen im öffentlichen Raum zu gestalten. ➢ 6 Aufenthalt ➢ 6 Schlafplätze, Tagesruhebetten ➢ 6 Streetwork ➢ 6 Sozialarbeiterische und medizinische Versorgung Übernachtung: Spritzentausch: 2 Orte, 41 Plätze 4 Orte ➢ 6 Arbeits- und Beschäftigungsangebote ➢ 6 Essensversorgung Kontaktcafé: Essen (Tafel): 3 Orte 3 Orte Ärzte: 2 Orte Substitution: Konsumraum Niddastraße, Foto: Kever-Bielke + 1 Ort, zeitweise 2 Orte, 240 Plätze Im Frankfurter Bahnhofsviertel treffen täglich Men- schen aus unterschiedlichen Lebenswelten und sozialen Beratung (incl. PSB): Kleiderkammer: Zusammenhängen aufeinander. Der fortschreitende 4 Orte 3 Orte Wandel des Viertels zum „In-Quartier“ hat die Gegen- sätze und Konfliktlinien zwischen den verschiedenen Duschen: Ohrakupunktur: Gruppen verschärft. Allein auf den Drogenbereich 3 Orte 1 Ort geblickt: Neben dem Drogenhandel sind es vor allem größere Ansammlungen von suchtkranken Menschen Waschen: Rauchraum: tagsüber und nachts vor den Drogenhilfeeinrichtun- 3 Orte 3 Orte, 15 Plätze gen, ebenso die Vermüllung der Straßen, die Konflikte Tagesbetten: Konsumraum i.V.: mit Anliegern auslösen. 1 Ort, 17 Plätze 3 Orte, 29 Plätze
Daten und Fakten als Handlungsgrundlage 6 7 – a m Main iesem: t d kfur wie Fran nem Tag e in Seit 2003 wird jeder Konsumvorgang in den vier Dro- Ergebnisse der Konsumraumdokumentation 2019 an e i v o r gäng Projekte, die zwischen 2017 und 2019 im Bahnhofsviertel m genkonsumräumen in Frankfurt am Main mit einem onsu umgesetzt wurden . 5 00 K e n... einheitlichen System dokumentiert. Das Institut für 6 Nach der jüngsten Konsumraumerhebung 2019 . c a ä u m .. umr ... Kons tzen 6 Die Tagesruhebetten im Drogennotdienst Elbestraße Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sci- wurden in den vier Einrichtungen Niddastraße, vier S p r i chte ences (ISFF) wertet die aktuellen Daten im Auftrag des Drogennotdienst Elbestraße, La Strada und East- g e taus werden von 12 auf 17 Plätze aufgestockt und die .800 in Öffnungszeiten um vier Stunden verlängert. Drogenreferats jährlich aus. side in der Schielestraße 181.605 Konsumvorgänge ...2 ngen c h t u dokumentiert. Die vier Konsumräume sind zu abge- erna . 1 1 5 Üb t ten. .. 6 Im Drogennotdienst Elbestraße wird ein Spritzen- stimmten Zeiten zwischen 6 und 23 Uhr geöffnet. .. f s t ä chla tausch auch in der Nacht zwischen 23 Uhr und 6 Uhr Nots eingeführt. 6 Nächtliche Sozialarbeit im Bahnhofsviertel „Offen- er at d e n r efer sive Sozialarbeit (OS) nachts“ nimmt die Arbeit auf. rog t 2019 lle. D r Que Frankfu a d t 6 Substanzmonitoring in Drogenkonsumräumen in St Kooperation mit dem Universitätsklinikum Frei- burg, Institut für Rechtsmedizin Freiburg. 6 2019 dokumentierten die Konsumräume 386 Not- 6 Erweiterung des medizinischen Angebots zur am- fälle, die sich in oder direkt vor den Einrichtungen bulanten Akutbehandlung. ereignet haben. Die Mitarbeitenden leisten bei Be- 6 4152 unterschiedliche Personen nutzten die Ange- darf Erste Hilfe. Seit 1994 hat es keinen einzigen To- 6 Impfprojekt im Bahnhofsviertel (Hepatitis B, Postex- bote, um unter hygienischen Bedingungen zu kon- desfall in einem Konsumraum gegeben. positionsprohylaxe HIV). sumieren. 6 Die Streetworkerinnen und Streetworker der Of- 6 Eröffnung des Nachtcafés in der Moselstraße als fensiven Sozialarbeit, Sicherheit, Intervention, Prä- nächtlicher Aufenthalt für Drogenabhängige. vention (OSSIP) hatten 2019 Kontakt zu 278 Ein- zelpersonen und verbuchten 469 Vermittlungen in 6 Im La Strada in der Mainzer Landstraße wird ein Drogenhilfemaßnahmen. zusätzlicher Rauchraum eingerichtet. 6 Das Nachtcafé in der Moselstraße erweitert die 6 2019 waren 1784 Menschen in der Substitution. Öffnungszeiten von 23:00 Uhr bis 11:30 Uhr (zu- vor bis 6 Uhr). 6 32 Menschen starben 2019 an den Folgen ihrer Suchterkrankung. 6 Konzertierte Aktion für ein besseres Zusammenleben.
Nachts durchs Bahnhofsviertel – Offensive Sozialarbeit 8 Spritzentausch rund um die Uhr 9 Unter dem Kürzel „OS nachts“ sind erfahrene Sozi- Die von der idh (Integrative Drogenhilfe e. V.) jede Auch wenn die Konsumräume in der Nacht geschlossen alarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Integrativen Nacht erhobenen Daten zeigen, dass sich je nach Jah- sind, sollen Drogenabhängige gebrauchte Spritzen tau- Drogenhilfe e. V. (idh) seit Juli 2017 auch während der reszeit mitunter um die 50 Personen an einer Stelle schen können, um ihr Infektionsrisiko zu minimieren. Nacht zwischen 22.45 Uhr und 6.00 Uhr früh im Bahn- aufhalten. Die belebtesten Sammelpunkte sind die Im Auftrag des Drogenreferates bietet der Drogennot- hofsviertel unterwegs. An 365 Tagen im Jahr sprechen „Wasserstraßen“ im Bahnhofsviertel: Niddastraße, Mo- dienst von JJ (Jugendberatung und Jugendhilfe e. V.) sie in Zweierteams Drogenabhängige an, die sich nachts selstraße, Ecke Elbestraße-/Taunusstraße und mittlere in der Elbestraße seit 2017 Spritzentausch auch in der im Bahnhofsviertel aufhalten, auf den Gehwegen zu- Taunusstraße. Nacht. Dafür wurde am Eingang der Hilfeeinrichtung sammenstehen und offen konsumieren. Sie tauschen eine Ausgabeklappe und eine Klappe für gebrauchte Spritzen, verteilen Kondome, bauen Kontakt zu den Spritzen installiert. Den erweiterten Service und die Drogenabhängigen auf und bieten an, sie in Schlafstät- baulichen Voraussetzungen hat das Drogenreferat ten ins Eastside in der Schielestraße oder in andere Dro- gefördert. genhilfeeinrichtungen außerhalb des Bahnhofsviertels zu fahren. Ein Auszug in Zahlen, um die Arbeit der Streetworke- rinnen und Streetworker zu verdeutlichen: Im vierten Quartal 2019 haben die Teams von OS nachts 360 Men- schen in Notquartiere gefahren, im Schnitt etwa 4 Per- sonen pro Nacht. Darüber hinaus haben sie allein von Oktober bis Dezember 2019 6 4.097 Nadeln und 3.646 Pumpen getauscht. 6 35 Notfälle gemeldet und Erste Hilfe geleistet. 6 8-mal den Rettungswagen und 5-mal die Polizei gerufen.
Drogen-Monitoring in Konsumräumen 10 Nachtcafé bietet Auszeit von Beschaffung und Konsum 11 Das Drogenreferat hat ein Projekt zum regelmäßigen Notfällen rechnen müssen. Wenn gefährliche Beimi- beginnt seine Touren durchs Bahnhofsviertel seit der Drogen-Monitoring in den Konsumräumen initiiert. In schungen auftauchen, weisen Stadt und Drogenhilfe- Vormittagsöffnung des Nachtcafés bereits um 8 Uhr. dem anfangs bundesweit einmaligen Projekt untersu- einrichtungen mit öffentlichen Informationen auf das Dadurch können sie ihre Klientinnen und Klienten di- chen forensische Toxikologen des Universitätsklinikums Risiko hin. rekt zu weiteren Anlaufstellen, Institutionen, Ärztin- Freiburg, Institut für Rechtsmedizin, Rückstände aus Hintergrund des Monitorings ist unter anderem die nen und Ärzten oder zu Behörden begleiten. Drogenverpackungen und Spritzenfiltern auf Rein- Welle an neuen, synthetisch hergestellten psychoak- heitsgehalt, Beimischungen und sonstige Auffälligkei- tiven Substanzen (NPS). Seit 2008 überschwemmten Im Schnitt nutzen täglich zwischen 100 und 200 Men- ten der konsumierten Substanzen. Mit diesen Infor- 730 Substanzen den Markt. Allein 2016 wurden bun- schen das Nachtcafé. Bei den meisten handelt es sich mationen zur Zusammensetzung der Drogen, die im desweit 98 Rauschgifttote mit der Todesursache „Ver- um langjährige Drogenabhängige, die als Folge ihres Umlauf sind, verfügt Frankfurt als erste deutsche Groß- giftung in Verbindung mit neuen psychoaktiven Stof- Konsums unter schweren Folgeerkrankungen und see- stadt über ein Frühwarnsystem für Drogenabhängige. fen“ erfasst. Drogenabhängige, die sich im Bahnhofsviertel aufhal- lischen Einschränkungen leiden, und die das Bahnhofs- ten, sollen einen Rückzugsraum haben, um zumindest viertel nicht verlassen möchten. Die meisten schleppen Der Handel und Konsum von illegalen Drogen stellt Bisher wurden in den analysierten Heroin- und Crack- eine Zeit lang dem Druck der Straße zu entfliehen, aus- ein ganzes Bündel an Problemen mit sich – von Obdach- nach wie vor ein großes Dunkelfeld dar. Entsprechend proben keine Rückstände von Strychnin und sonstigen zuruhen und etwas zu essen. Mit diesem Anspruch öff- losigkeit bis hin zu psychischen Erkrankungen und kör- groß ist das Risiko für alle Beteiligten - auch für die Giften gefunden. Aber von Schmerz- bis hin zu Entwur- nete am 2. Mai 2018 das Nachtcafé in der Moselstraße 47. perlichen Behinderungen. Mitarbeitenden in den Konsumräumen, die immer mit mungsmitteln ist vieles zu finden. Auffallend ist, dass der Reinheitsgehalt bei Die Aufenthaltsmöglichkeit sollte zunächst nur die Heroin mit durchschnittlich Nacht- und frühen Morgenstunden überbrücken, in de- 9 Prozent deutlich geringer nen die Konsumräume geschlossen sind. Seit 1. August ist als erwartet, während 2019 hat das Café länger geöffnet. Montags bis frei- der Reinheitsgehalt bei Ko- tags bietet das niedrigschwellige Angebot des Frank- kain vom Frankfurter Stra- furter Vereins nun jeweils von 22.30 Uhr bis 11.30 Uhr ßenhandel über dem euro- des Folgetags eine Auszeit von der Straße. päischen Durchschnitt liegt. Die Öffnung bis zu den Mittagsstunden soll die Chance erhöhen, Drogenabhängige direkt aus dem Nachtcafé in weitergehende Hilfen zu vermitteln. Streetworkerin- nen und Streetworker der Offensiven Sozialarbeit, Si- cherheit, Intervention und Prävention (OSSIP) arbeiten dabei eng verzahnt mit dem Nachtcafé-Team, sprechen die Gäste an und begleiten sie direkt zu Beratungsan- geboten, Ärzten oder Behörden. Auch das OSSIP-Team
Impfprojekt gegen HIV und Hepatitis 12 Medizinische Versorgung von Suchtkranken in prekären Lebenslagen 13 Drogenabhängige Menschen ohne Krankenversiche- Viele der langjährigen Drogenabhängigen, die sich im rung, Suchtkranke im Bahnhofsviertel, die kaum er- Bahnhofsviertel aufhalten, leben in prekären Verhält- reichbar sind für Hilfen oder Substitution, können nissen ohne Wohnung oder Krankenversicherung und dennoch aktiv vor Hepatitis und HIV geschützt und bei leiden als Folge ihres langjährigen intravenösen Dro- Bedarf behandelt werden. Das Drogenreferat der Stadt genkonsums häufig unter entzündlichen Abszessen Frankfurt am Main hat dafür 2018 ein Impfprojekt im und anderen schweren gesundheitlichen Beeinträchti- Bahnhofsviertel aufgelegt, das die Malteser Suchthilfe gungen, die meist nur unzureichend behandelt wer- Frankfurt in der Ambulanz in der Niddastraße 49 anbietet. den. In nahezu allen Kliniken fehlen niedrigschwellige Zugangsvoraussetzungen, ambulante Behandlungen Neben der Impfung gegen Hepatitis A und B können sind nur sehr eingeschränkt möglich. Betroffene dadurch erstmals auch in die Behandlung gegen Hepatitis C vermittelt werden und - als abso- 2019 hat das Krisenzentrum K9 in der Karlsruher Straße lutes Novum für Suchtkranke in prekären Lebensum- im Auftrag des Drogenreferats die medizinisch-pflege- ständen - die vierwöchige Post-Expositions-Prophylaxe rische Versorgung für schwer kranke Drogenabhängi- (PEP) erhalten, eine „Nach-Risiko-Vorsorge“, wenn es ge, insbesondere für Personen ohne Krankenversiche- zum Kontakt mit HIV-Erregern kam. Bis dato war die rung erweitert. Behandlung nur für Risikoberufsgruppen über die Un- ➢ fallkassen gesichert. Sprechstunde für die ambulante Akut- ➢ ➢ behandlung ist montags, mittwochs und Zur Impfsprechstunde stehen die Ärztinnen freitags zwischen 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr und Ärzte der Malteser Suchthilfe immer im Krisenzentrum K 9, Karlsruher Straße 9. freitags von 13 bis 15 Uhr in der Ambulanz, Niddastraße 49, zur Verfügung. Sie stellen Das neue Angebot unter Trägerschaft des Vereins Ar- Diagnosen, ermitteln den Impfstatus, klä- beits- und Erziehungshilfe e. V. (vae) fügt sich perfekt ren über Infektionsrisiken und Prophylaxe in das bestehende Hilfesystem ein: Die Malteser Sucht- auf, vermitteln an niedergelassene Ärz- hilfe Frankfurt bietet in der Drogenhilfeeinrichtung tinnen und Ärzte zur Hepatitis C Therapie Niddastraße 49 jeweils dienstags und donnerstags, von oder zum HIV-Zentrum der Uniklinik. 12 Uhr bis 18 Uhr eine ärztliche Sprechstunde mit Be- handlungsmöglichkeit an.
Konzertierte Aktion für ein besseres Miteinander im Bahnhofsviertel 14 15 Die Lage im Bahnhofsviertel hat sich im Frühjahr 2019 Zusammen wirksam sein Komplexe Problemlage weiter verschärft. Anwohnerinnen und Anwohner so- wie Geschäftsleute beschweren sich über Drogenab- Streetworkerinnen und Streetworker der Offensiven Die kurzfristige Intervention hat deutlich gemacht wie hängige, die rund um die Uhr in großen Gruppen vor Sozialarbeit, Sicherheit, Intervention und Prävention viele unterschiedliche Personengruppen mit komplexen den Drogenhilfeeinrichtungen stehen, auf Gehwegen (OSSIP) weisen während der Aktion Drogenabhängige Problemlagen auf engem Raum zusammentreffen und lagern und über Kot und Abfall auf Straßen und Plät- offensiv auf die Regeln eines verträglichen Miteinan- ein interdisziplinäres Zusammenwirken verschiedener zen. Innerhalb der Drogenszene wird eine zunehmend ders hin. Ämter, Behörden und Zuständigkeiten erfordern. Aus aggressive Stimmung spürbar, die sich auch gegen Mit- den Erkenntnissen wird perspektivisch ein umfassendes arbeitende der Drogenhilfe, Polizei, Stadtpolizei und Polizei und Stadtpolizei gehen verstärkt Streife, ahnden Konfliktmanagement erarbeitet, um ein sozialverträg- Rettungsdienste richtet. offenes Konsumieren, erteilten Platzverweise, wenn liches Verhalten im öffentlichen Raum durchzusetzen. Um die Lage zu entspannen, hat sich die Montagsrunde die Hinweise auf die Regeln ohne Wirkung blieben. auf eine konzertierte Aktion verständigt, um für mehr Die Stabsstelle Sauberes Frankfurt organisiert engma- Rücksichtnahme im öffentlichen Raum und ein verträg- schige Reinigungsintervalle durch das cleanffm Team liches Zusammenleben im Bahnhofsviertel einzutreten. der FES, stellt zusätzliche Abfallkörbe im Bereich der Gedacht als kurzfristige Intervention von zunächst vier Drogenhilfeeinrichtungen auf und lässt nach Anfor- Wochen, die am Ende auf drei Monate verlängert wur- derung der Stadtpolizei zweimal wöchentlich illegalen de, sollten an den neuralgischen Punkten Verhaltens- Sperrmüll abfahren. regeln für den öffentlichen Raum kommuniziert und durchgesetzt werden. Drogenabhängige beteiligen sich über die „Fegerflot- te“, einem Arbeitsprojekt des Vereins Arbeit- und Er- ziehungshilfe e. V. (vae) ebenfalls an der Aktion. Die Arbeitsgruppe läuft werktäglich zwei Runden, kehrt Helfen Sie mit, damit das Belagern vor den Drogenhilfeeinrichtungen und sammelt Müll ein. Zusammenleben besser klappt! Sie nicht die Gehwege Werfen Sie Abfall in den Abfalleimer und geben Konsumieren Sie benutztes Spritz- Sie nicht in der besteck in den Einrichtungen Öffentlichkeit ab Bild: Kohl | Kever-Bielke | Drogenreferat
Weitere Drogenhilfe für langjährig Drogenabhängige außerhalb des Bahnhofsviertels 16 17 Das Eastside FriedA Das Eastside, Schielestraße 26 im Frankfurter Ostend, ist Die FriedA, Friedberger Anlage 24, unter Trägerschaft Europas größte niedrigschwellige Drogenhilfeeinrich- der Integrativen Drogenhilfe e. V. (idh), ist eine der we- tung. Trägerin ist die Integrative Drogenhilfe e. V. (idh). nigen niedrigschwelligen Drogenhilfeinrichtungen, die Das Eastside steht allen drogenabhängigen Menschen sich in der Innenstadt außerhalb des Bahnhofsviertels in Frankfurt offen, die hier unter einem Dach leben, etabliert hat. Das Haus wird mit seinem Café, dem Sozi- wohnen und in den Werkstätten oder im Café arbei- aldienst, der Substitutionsambulanz der Malteser Wer- ten. 73 Übernachtungsplätze stehen bereit. Besonders ke und dem Parkprojekt (Reinigung der Parkanlagen erfahren ist die Einrichtung in der Begleitung von psy- als Beschäftigungsangebot) stark frequentiert. Durch chiatrisch auffälligen Menschen, die durch ihre langjäh- die enge interdisziplinäre, trägerübergreifende Zusam- rige Drogenabhängigkeit unter schweren physischen menarbeit zwischen Sozialdienst und medizinischem und psychischen Erkrankungen leiden. Oft werden sie Dienst können die Möglichkeiten von Substitution und bis in ihre letzte Lebensphase begleitet. Im Dezember psychosozialer Betreuung optimal aufeinander abge- 1994 wurde im Eastside Deutschlands erster offiziel- stimmt werden ler Konsumraum eröffnet. Da die Entfernung von der Schielestraße zur Szene im Bahnhofsviertel groß ist, Ambulanz für Heroin- und Methadonsubstitution steht zusätzlich ein Shuttle-Bus bereit, der Konsumie- rende nachts vom Bahnhof aus ins Eastside fährt. Eine Bis zu 150 Patientinnen und Patienten können pro Tag weitere Fahrt folgt morgens vom Eastside zum Sozial- in die Ambulanz in der Grüne Straße kommen, um sich amt oder Bahnhof. mit Diamorphin (Heroin) behandeln zu lassen. Der Ta- gesdurchschnitt liegt bei etwa 110 Patientinnen und Patienten. In den Jahren 2017 bis 2019 wurden in der Ambulanz 319 Drogenabhängige mit Heroin substi- tuiert. Neben der diamorphingestützten Behandlung wird in der Ambulanz auch die „klassische“ Substitu- tionsbehandlung mit Methadon/Polamidon, retardier- tem Morphin (Substitol®) und Buprenorphin angeboten.
Sucht und Flucht – neue Herausforderungen und Angebote 18 19 Mit welchen Beratungsangeboten der Suchthilfe lassen sich Geflüchtete errei- Präventiver Workshop für Familien und Frauen Workshop Stay Clean für junge Menschen mit Fluchterfah- chen, die erlittene Traumata und unklare Zukunftsperspektiven mit Drogen be- mit Migrationshintergrund zur Stärkung des rung mit Informationen zu Drogen und Sucht, zu rechtli- täuben oder suchtgefährdet sind? 2017 folgten dazu erste Gespräche zwischen (elterlichen) Verantwortungsbewusstseins, zur chen Fragen und Anregung zur kritischen Selbstreflexion. dem Drogenreferat und der Stabsstelle Unterbringungsgsmanagement und Aufklärung über das Thema Drogen und Ab- Stay Clean will Hemmschwellen abbauen und Jugendlichen Flüchtlinge beziehungsweise mit dem Jugend- und Sozialamt für die unbeglei- hängigkeit und Informationen über und Ver- den Zugang zu Beratung und Hilfe erleichtern. Der präven- teten minderjährigen Flüchtlinge. mittlung von Hilfeangeboten. tive Workshop eignet sich gut für Projektwochen in Schulen Anbieter: Fachstelle Prävention (Projekt BINSO) oder als Gruppenangebot in einer Einrichtung der Jugend- Gemeinsam mit der Jugend- und Drogenberatung Höchst – Projekt Brücke für hilfe. Integration und Soziales (BINSO) – und der Jugendberatung und Suchthilfe Sach- 2019 wurden in 15 Workshops mit 207 Teilnehmen- Anbieter: Jugendberatung und Suchthilfe Sachsenhausen senhausen hat das Drogenreferat mit einigen Einrichtungen der Flüchtlingshilfe den auch 44 Personen mit Fluchtbiografie erreicht. (JBS Sachsenhausen) verschiedene Angebote für Geflüchtete entwickelt. Sprachkenntnisse in Arabisch 2018 und 2017 wurden in 25 Workshops 344 Perso- und Farsi helfen den Mitarbeitenden der beiden Beratungsstellen, Barrieren zu nen erreicht, viele davon mit Fluchterfahrung. Von 2017 bis 2019 wurden 15 Workshops angeboten. überwinden und Berührungsängste abzubauen. In den Jahren 2018 und 2019 wurden etwa 100 Geflüchtete mit Einzelfallhilfen erreicht. Weitere Aktivitäten Die Angebote im Überblick Kooperation mit dem Verein Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil e. V. (FATRA e. V.), der Traumaberatung für Geflüchtete anbietet. Die Kooperation der beiden Systeme ist deshalb so wichtig, weil immer jeweils die andere Kom- Fortbildung und Fachberatung für Gemeinschaftsunterkünfte Einzelfallhilfe für Geflüchtete petenz fehlt: Die Drogenhilfe scheitert an den nicht bearbeiteten Traumata, die Traumaberatung an dem verdeckten Die beiden Drogenberatungsstellen vermitteln Basiswis- In den Jahren 2018 und 2019 haben die beiden Drogenkonsum der Klientel. Vereinbart wurden gegenseitige kollegiale Fallbesprechungen und Fachberatungen. sen zu Drogen, Sucht und Abhängigkeit, zum Erkennen Beratungsstellen 68 Geflüchtete beraten und be- von Drogenkonsum und zum Umgang mit Drogenkon- treut. Dabei gab es 375 Kontakte. TAG Sucht und Flucht der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen sumierenden. Sie informieren die Mitarbeitenden der Vorwiegend konsumierte Substanzen der Klien- Im Rahmen der TAG Sucht und Flucht der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS), an der das Drogenreferat Flüchtlingshilfe über Suchthilfeangebote und bieten Fall- tinnen und Klienten war in beiden Jahren Canna- beteiligt war, erfolgte unter anderem eine Umfrage in Gemeinschaftsunterkünften, wie verbreitet der Konsum besprechungen auch per Telefon an. Dazu gibt es Infover- bis. psychoaktiver Substanzen bei Geflüchteten in den Einrichtungen ist. Auf Vermittlung des Drogenreferats be- anstaltungen für die Bewohnerinnen und Bewohner. Anbieter: JDB Höchst + JBS Sachsenhausen teiligten sich 16 Einrichtungen aus Frankfurt. Der Suchtmittelkonsum wird als „mittel-wichtiges“ Thema in den Anbieter: JDB Höchst + JBS Sachsenhausen Einrichtungen bewertet. Aufsuchende Beratung in Gemeinschaftsunter- Seit 2017 wurden insgesamt 20 Veranstaltungen mit Ein- künften Prepare Studie (regional: JBS Sachsenhausen) richtungen und Gemeinschaftsunterkünften durchge- Die Jugend- und Drogenberatung Höchst bietet Um Suchtproblematiken bei geflüchteten Menschen in Kooperation mit lokalen Einrichtungen besser verstehen führt, die unbegleitete jugendliche Ausländer betreuen. seit Juli 2019 eine aufsuchende Beratung für Ge- und behandeln zu können, ging 2019 in den Modellregionen Frankfurt, Berlin, Bremen, Hamburg, Hannover, Köln Es gab 13 kollegiale Fallberatungen und 9 Infoveranstal- flüchtete in Gemeinschaftsunterkünften an. sowie München die Prepare Studie an den Start. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte tungen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Unterkünfte. Anbieter: JDB Höchst Studie ist auf fünf Jahre angelegt. Aus Frankfurt ist der Verein Jugendberatung und Jugendhilfe e. V. beteiligt.
Suchtprävention 20 21 Ein starkes Netzwerk Die gemeinsamen Ziele: Betriebliche Suchtprävention Legale und illegale Drogen sind heute fast überall und leicht verfügbar – an sieben Tagen der Woche, 24 Stun- 6 Junge Menschen sollen umfassend über die Risiken Für die Mitarbeitenden von Kita Frankfurt und weite- den lang. Internet und Online-Handel haben ganz neue Zugangswege eröffnet. Die Zahl der Suchtmittel hat von psychoaktiven Substanzen Bescheid wissen, um ren Institutionen wurden bei Gesundheitstagen ver- sich vervielfacht. verantwortungsbewusst handeln zu können. schiedene Vorträge und Workshops zur betrieblichen Suchtprävention organisiert. Das Angebot hat das Trotz aller Präventionsbemühungen lässt sich nicht verhindern, dass Jugendliche Drogen ausprobieren. Experi- 6 Der Konsumbeginn soll möglichst verhindert oder Drogenreferat in Kooperation mit der Fachstelle Prä- mentierverhalten gehört zum Erwachsenwerden. Junge Menschen wachsen in einer Gesellschaft auf, in der Kon- zumindest zeitlich deutlich verzögert werden. Glei- vention, der Jugendberatung und Suchthilfe Am Me- sum und Bedürfnisbefriedigung wichtig sind - und Leistung fast alles ist. Viele glauben, nur durch kleine Helfer ches gilt bei „stoffungebundenem Verhalten“ wie rianplatz und der Evangelischen Suchtberatungsstelle mithalten, aushalten oder durchhalten zu können. z. B. Glücksspiel oder exzessiver Mediennutzung. umgesetzt. Für eine erfolgreiche Suchtprävention ist die enge Vernetzung von Forschung, Suchthilfe, Jugendhilfe und Schule 6 Konsumierende Menschen sollen möglichst früh er- unabdingbar - für das Drogenreferat gehört die Netzwerkarbeit zu den Kernaufgaben. reicht werden, um riskantes Verhalten zu reduzie- ren und Schaden zu begrenzen. Neue Netzwerke, die seit 2017 entstanden sind: 6 Gründung des Arbeitskreises Jugend- und Dro- genberatungsstellen ➢ 6 Engere Zusammenarbeit mit dem Stadtschüle- rInnenrat ➢ 6 Neue Kooperation mit den Regionalräten in Frankfurt am Main
Drogentrendstudie Monitoring System Drogentrends (MoSyD) 22 23 Handeln auf Basis von Fakten Die Grundlage für die Planungen von Präventions- und Die Mosyd-Studie ist nur möglich, weil die Frankfurter Frühinterventionsangeboten sind die Drogentrendfor- Schulen bereit sind, daran mitzuarbeiten. Deshalb hat schung, die Auswertung von Dokumentationen und die das Drogenreferat die Studie nach 15 Jahren Lauf- themenspezifische Gremienarbeit. Frankfurt ist die ein- zeit allen Schulleitungen der zige Stadt in Deutschland, die jährlich eine repräsenta- weiterführenden Schulen tive Stichprobe von 1500 Schülerinnen und Schülern an im Berichtszeitraum vorge- Frankfurter Schulen zu ihrem Drogenkonsum und Frei- stellt. Dabei wurde deut- zeitverhalten befragen lässt. Mit der Studie Monitoring lich, dass die Mosyd-Studie System Drogentrends, kurz MoSyD genannt, lässt sich maßgeblich zu einer Ver- sehr genau sagen, welche Drogen Jugendliche konsu- sachlichung des Themas mieren und wie viele riskant mit Drogen umgehen. Die beigetragen hat, und dass engmaschige Befragung ermöglicht es, sehr schnell auf die Schulen heute offe- neue Trends zu reagieren und Angebote passgenau zu ner mit dem Thema Dro- planen. gen umgehen. Auf diese Weise hat das Drogenreferat gemeinsam Die Ergebnisse der mit seinen Kooperationspartnerinnen und Kooperati- MoSyd-Studie werden onspartnern wichtige und zielgerichtete Kampagnen jährlich bei Informa- z. B. zum Thema Drogen im Straßenverkehr oder zum tionsveranstaltungen Nachtleben auf die Beine gestellt. Das Motto lautet, Risi- für Schulen präsentiert und diskutiert. ko-Kompetenz vermitteln, um bewusst und verantwor- An der Veranstaltung 2019 nahmen 80 Beratungslehr- tungsvoll mit möglichen Gefährdungen umzugehen. kräfte, pädagogische Fachkräfte in Schulen und Schul- leitungskräfte teil. Sie nutzten den Markt der Mög- Differenzierte Frühinterventionsprojekte erreichen lichkeiten, um Kontakt zu Projektverantwortlichen zu Jugendliche in ihren unterschiedlichen Lebenswelten. knüpfen und sich über Angebote zu informieren. Auch Dank der MoSyD-Studie können jugendkulturelle und der Vortrag zum Spiel Fortnite durch den Präventiven gesellschaftliche Entwicklungen im Blick behalten wer- Jugendschutz Frankfurt stieß auf großes Interesse. den, dadurch auch geeignete Zugangswege gefunden und Angebote weiter entwickelt werden. Wichtig ist dabei der Dialog mit Jugendlichen in Frankfurt.
Alltagsdroge Alkohol 24 25 23 Alkohol trinken gehört zu unserer Lebenskultur, und möglicherweise sind es die El- tern, die ihr Kind zum ersten Mal dazu eingeladen haben: zum ersten Gläschen Sekt an Silvester, zur Bowle an Weihnachten. Die gute Nachricht: In Frankfurt sinkt der Alkoholkonsum bei Jugendlichen seit Jahren, 2019 ergab den niedrigsten Wert aller Befragungen. Das Alter beim Erstkonsum liegt im Schnitt bei 14,1 Jahren. Allerdings trinken 5 % der 15- bis 18-Jährigen in Frankfurt regelmäßig. Alkohol: Lifetime- und 30-Tages-Prävalenz, Trunkenheit im letzten Monat und mindestens 10maliger Konsum im letzten Monat (%) in der Altersgruppe 15- bis 18-Jährige nach Jahr der Befragung Auswertung der Rettungsdienstdaten zu Alkoholintoxikationen in Frankfurt am Main Alkoholintoxikationen bei Minderjährigen in Frankfurt am Main Alter 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 8 Jahre 0 0 0 0 0 1 0 11 Jahre 0 0 0 0 1 0 0 12 Jahre 1 0 0 1 0 1 1 13 Jahre 5 2 2 4 2 3 5 14 Jahre 12 8 12 13 16 9 9 15 Jahre 19 24 24 15 14 10 20 16 Jahre 37 39 29 38 32 28 36 17 Jahre 47 53 55 48 35 36 32 Gesamt 121 126 122 119 100 88 103 Alkoholintoxikationen bei jungen Erwachsenen bis 21 Jahre Zum Thema „Koma-Trinken“ gaben 2019 30 Prozent der Frankfurter Jugendlichen Alter 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 an, dass sie einmal in ihrem Leben so betrunken waren, dass es ihnen schlecht ging, 18 Jahre 57 64 72 72 63 55 53 sich erbrechen mussten oder einen Filmriss hatten. 5 Prozent sagen, dass dies inner- 19 Jahre 52 44 40 77 61 61 63 halb des vergangenen Monats der Fall war. 20 Jahre 60 65 58 67 71 78 71 21 Jahre 69 54 43 52 49 56 62 Gesamt 238 227 213 268 244 250 249 (Quelle: Rettungsdienststatistik9, Branddirektion Stadt Frankfurt am Main)
Alltagsdroge Alkohol 26 27 Hart am LimiT (HaLT) gegen Koma-Trinken liche war es die erste Klinikeinlieferung infolge einer Aktionswoche Alkohol auf dem Diesterwegplatz Alkoholintoxikation. Der durchschnittliche Promille- Das Projekt HaLT richtet sich seit 2004 mit einem Bera- wert der Beratenen lag bei 1,7. Die meisten hatten Spi- Alkohol? Weniger ist besser! Kein Alkohol im Straßenverkehr unter diesem Motto war für Schülerinnen und Schü- tungsangebot der Jugendberatung und Suchthilfe Am rituosen konsumiert bzw. Spirituosen in Kombination ler im heißen Mai 2017 erst mal Schlange stehen angesagt, denn an allen Aktions- und Informationsständen war Merianplatz an Jugendliche, die mit einer Alkoholin- mit anderen Alkoholika. der Andrang groß. Elf Klassen aus sieben Schulen hatten sich für die Aktionswoche Alkohol auf dem Diesterweg- toxikation ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Seit platz in Sachsenhausen angemeldet, die das Drogenreferat gemeinsam mit den Drogenhilfeträgern Arbeit- und 2012 gibt es auch eine Wochenendrufbereitschaft. Alice – Hart am Limit Erziehungshilfe e. V. (vae), Jugendberatung und Jugendhilfe e. V. (JJ) und Beratung, Arbeit, Jugend & Kultur e. V. (Basis) sowie der Polizei organisiert hat. Ganz spontan kamen noch drei Klassen aus Sachsenhausen vorbei, hatten Hauptangebot von HaLT ist das sogenannte Brückenge- Das Projekt Alice - Hart am Limit des Vereins Bais e. V. ihren Spaß beim Rauschbrillenparcours, probierten einen Alkohol-Fahrsimulator aus, informierten sich über die spräch, ein Beratungsgespräch für Kinder, Jugendliche wird in Frankfurt seit 2013 umgesetzt und arbeitet mit Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) oder den Alice-Bus in Discos, lösten Wissensquiz, ließen sich von und junge Erwachsene. Auch Eltern wird ein Gespräch einem peer-to-peer-Ansatz. Gleichaltrige sprechen Ju- der Polizei das eigene Fahrrad codieren oder schlürften alkoholfreie Cocktails in der Chillout-Zone. Begehrt bei angeboten. In den Krankenhäusern erhalten Jugendli- gendliche mit einer Trinkabsicht an, um sie zu einem Jugendlichen war auch die Live-Beratung der Jugendberatung und Suchthilfe Sachsenhausen, die erstmals ange- che und Eltern Info-Flyer, um auch Jugendliche zu er- risikoarmen Alkoholkonsum zu motivieren. In den Jah- boten wurde. reichen, die das Krankenhaus frühzeitig verlassen. Die ren 2017 bis 2019 führten die Mitarbeiterinnen und Flyer für Jugendliche und junge Erwachsene und für Mitarbeiter des Alice-Projekts bei den Abiturfeiern Eltern wurden im Jahr 2017 neu gestaltet im Grüneburgpark etwa 250 Beratungsgespräche, auf dem Museumsuferfest etwa 350 und bei weiteren 15 2019 ist zu den sechs Krankenhäusern, die sich schon Einsätzen am Mainufer und im Grüneburgpark etwa lange an HaLT beteiligen, das Clementinen Kinderkran- 210. Die Peers sind in Gesprächsführung und im rich- kenhaus als siebtes hinzugekommen. tigen Verhalten in Notfallsituation und bei Konflikten ➢ ➢ geschult. 6 2019 wurden insgesamt 352 Jugendliche und jun- ge Erwachsene bis 21 Jahren in Frankfurt mit einer Alkoholprävention Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Minderjähri- Die Fachstelle Prävention hat in den Jahren 2017 bis gen um 15 gestiegen, die der Volljährigen um eins 2019 im Bereich Alkoholprävention interaktive Work- zurückgegangen. shops zu Konsumverhalten, Wirkung und Folgen von Alkohol sowie das Alkoholplanspiel „Tom & Lisa“ und In den Jahren 2017 bis 2019 haben 181 Beratungsge- den „KlarSicht-Parcours“ angeboten. In den Workshops spräche mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurden 1223 Schülerinnen und Schüler erreicht, 240 stattgefunden. Das Durchschnittsalter der eingeliefer- mit dem Planspiel „Tom & Lisa“. 133 Schülerinnen und ten Jugendlichen liegt bei 15,8 Jahren. Für 169 Jugend- Schüler durchliefen den „KlarSicht-Parcours“.
Tabak, E-Zigaretten und Shisha 28 29 Zigaretten sind bei immer mehr Jugendlichen in Frankfurt out. Allerdings grei- E-Zigaretten immer beliebter fen junge Raucherinnen und Raucher seit Neuem häufiger zu E-Zigaretten oder E-Shishas. Und nach wie vor ist Tabak nach Alkohol die meist konsumierte Laut der Drogentrendbefragung 2019 haben 44 % der Droge. Laut der aktuellen Studie Monitoring System Drogentrends (Mo- Frankfurter Jugendlichen schon einmal zu E-Produkten SyD) gaben 55 % der 15- bis 18-Jährigen im Jahr 2019 an, mindestens gegriffen. Davon haben 30 % E-Zigaretten mit Liquid einmal in ihrem Leben geraucht oder „gedampft“ zu haben, wobei geraucht, 12 % E-Zigaretten mit Tabak-Stick und 35 % die Konsumerfahrung mit Shishas sogar etwas höher liegt als die mit E-Shishas. Zigaretten. 33 % der Frankfurter Jugendlichen gaben an, im zurückliegen- den Monat Zigaretten oder Shisha konsumiert zu haben; 12 % rauchen täglich In den vergangenen 30 Tagen haben 22 Prozent E-Pro- Zigaretten, E-Zigaretten oder Shisha. Das Durchschnittsalter beim Erstkonsum dukte konsumiert, davon 15 % E-Zigaretten mit Niko- liegt bei 14,5 Jahren. tin, 14 % E-Zigaretten oder E-Shisha ohne Nikotin und 5 % E-Zigaretten mit Tabak-Stick. Tabakprävention Die Fachstelle Prävention bietet Tabakpräventionspro- jekte wie „Be Smart - Don´t Start“ für Schulen an. Die- ser Wettbewerb soll Schülerinnen und Schüler der 5. bis Tabak (Zigaretten, Zigarren, Shisha u.a., zusammengenommen): Lifetime-, 12-Monats-, 8. Jahrgangsstufe dazu motivieren, nicht mit dem Rau- 30-Tages Prävalenz (%) in der Altersgruppe 15- bis 18-Jährige nach Jahr der Befragung chen anzufangen. Die Fachstelle Prävention begleitet (ab 2006: inklusive Shisha) den Wettbewerb mit Workshops und Unterrichtsein- heiten und bietet zum Thema E-Produkte auch Work- shops und Elternabende an. An den Workshops haben im Berichtszeitraum 161 Personen teilgenommen.
Cannabis, eine Jugenddroge 30 Cannabisprävention 31 Cannabis ist die illegale Droge Nummer eins: Sie ist am weitesten verbreitet und für Jugendliche nicht nur in der Freizeit, sondern auch in der Schule ein Thema. Im Schnitt greifen Frankfurter Jugendliche mit 15,2 Jahren zum ersten Mal zu „Ha- Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nalkommunikative Angebote der schulischen Canna- schisch“ oder „Gras“. Viele lassen bis zu dem 30. Lebensjahr wieder die Finger davon, (BzgA) lud im Mai 2019 bundesweit Expertinnen und bisprävention sein sowie für onlinebasierte, zielgrup- ohne dass sie als Konsumierende irgendwie aufgefallen sind oder Hilfe in Anspruch Experten zu einem Austauschtreffen zur Cannabisprä- penspezifische Informationsangebote, die 2020/21 genommen haben. vention im Jugendalter nach Köln ein, darunter auch bundesweite Verbreitung finden sollen. das Drogenreferat der Stadt Frankfurt. Ein Ergebnis Laut der jüngsten Schüler-Befragung 2019 haben in Frankfurt 33 % aller Jugend- war, dass Cannabisprävention an Schulen immer noch Im Berichtszeitrum organisierte das Drogenreferat zwei lichen zwischen 15 und 18 Jahren Cannabis mindestens einmal ausprobiert. 18 % ein Tabuthema ist. Es wurde beschlossen, eine bundes- große Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Canna- haben auch im vergangenen Monat Cannabis konsumiert, 2 % konsumieren täglich. weite Arbeitsgruppe zu Qualitätsstandards der Canna- bis: eine für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an Die gute Nachricht: Der Konsum ist 2019 deutlich gesunken, 67 Prozent der Frank- bisprävention einzurichten, die sich im November 2019 beruflichen Schulen und eine für die Jugendhilfe in der furter Jugendlichen haben noch niemals Cannabis konsumiert. zum ersten Mal traf, an der auch das Drogenreferat Schule und die offene Jugendarbeit. teilnahm. Die Fachstelle Prävention hat von 2017 bis 2019 an wei- Basierend auf den Erfahrungen aus der praktischen Ar- terführenden Schulen 67 Cannabisworkshops angebo- beit und bereits vorhandenen Instrumenten und Qua- ten, dabei 1614 Schülerinnen und Schülern sachliche litätsstandards der Suchtprävention erarbeitet ein von Informationen und Risikokompetenz vermittelt und Cannabis: Lifetime-, 12-Monats-, 30-Tages-Prävalenz (%) in der Altersgruppe der BZgA ausgewählter Kreis von Expertinnen und eine Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht. 15- bis 18-Jährige nach Jahr der Befragung Experten der Suchtprävention Qualitätsstandards zur Die Workshops wurden vor allem in 8. bis 10. Klassen an Cannabisprävention. Sie sollen Grundlage für perso- Gymnasien sowie in beruflichen Schulen durchgeführt.
Angebote zur Frühintervention 32 Neue psychoaktive Substanzen und Drogen aus dem Internet 33 Frühintervention bei erstauffälligen Drogen- Casemanagement und Beratung für cannabis- Seit Inkrafttreten des Neue-psychoaktive-Stoffe-Geset- Laut der MoSyD-Studie 2019 ist der Konsum von NPS konsumierenden (FreD) konsumierende Schülerinnen und Schüler (CaBS) zes (NpSG) Ende 2016 sind alle zu den dort definierten unter Frankfurter Schülerinnen und Schülern wenig Stoffgruppen - Cannabinoide, Phenetylamine und Ca- verbreitet: 4 % der Befragten haben mindestens ein- Das ehemalige Bundesmodellprojekt richtet sich an Das Projekt CaBS richtet sich an Jugendliche, die re- thinone - gehörigen Neuen psychoaktiven Substanzen mal im Leben Räuchermischungen probiert, 2 % gaben erstauffällige Drogenkonsumenten, die vor allem von gelmäßig und intensiv Cannabis konsumieren. Im (NPS) illegal. Alle anderen neu auf den Markt kommen- an, in den vergangenen 30 Tagen konsumiert zu haben. Jugendgerichtshilfe, Staatsanwaltschaft und Polizei CaBS-Projekt übernehmen die Mitarbeitenden der Ju- den Substanzen, die weder zu diesen Stoffgruppen ge- 1 % der Befragten haben Räuchermischungen mehr vermittelt werden. Den Jugendlichen und jungen Er- gendberatung und Suchthilfe Am Merianplatz und hören, noch unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) als 5-mal im Leben genommen. Beim NPS-Konsum der wachsenen wird ein kurzfristiges Informations- und Sachsenhausen die Federführung für die gesamte Hil- fallen, sind aktuell zunächst legal. Frankfurter Schülerinnen und Schüler handelt es sich Hilfeangebot unterbreitet. FreD, das seit 2004 von der feplanung und initiieren und begleiten die Umsetzung fast ausnahmslos um Probierkonsum synthetischer Can- Jugendberatung und Suchthilfe „Am Merianplatz“ an- der Hilfen. Eine wichtige Grundlage dafür ist es, auch Bis Ende 2018 wurden in Europa im Rahmen des Früh- nabinoide aus Neugierde. geboten wird, ist ein zeitlich begrenztes Gruppenan- die Eltern in den Hilfeprozess miteinzubeziehen. Die warnsystems mehr als 730 neue psychoaktive Substan- gebot. Insgesamt fanden im Berichtszeitraum 26 Fred- Jugendlichen werden dabei unterstützt, versäumte zen identifiziert. Allein 2018 wurden 55 NPS erstmals Bundesweit ist immer noch wenig über die Verbreitung Kurse mit 180 Teilnehmenden statt. Sie waren im Schnitt Entwicklungsaufgaben und -schritte nachzuholen. nachgewiesen. Diese Substanzen umfassen eine brei- von NPS bekannt. Da es sich bei den aktuell auf dem 17,8 Jahre alt und mehr als 90 % waren männlich. te Palette an Drogen wie synthetische Cannabinoide, Markt befindlichen NPS teilweise um hochpotente Stof- Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 346, überwie- Stimulanzien, Opioide und Benzodiazepine. Viele der fe handelt, deren Zusammensetzung und Wirkstoffan- gend männliche Jugendliche in CaBS betreut. Am Me- neuen Substanzen werden von Chemie- und Pharmaun- teil unbekannt ist, ist ihr Konsum mit unkalkulierbaren rianplatz lag das Durchschnittsalter bei 17,5 Jahren, in ternehmen in China in großen Mengen hergestellt und gesundheitlichen Risiken und teilweise mit gravieren- Sachsenhausen bei 19 Jahren. im Internet als „Legal High“-Produkte verkauft oder den Folgen verbunden. Kaum wird eine Substanz ver- über das Darknet oder den Schwarzmarkt für illegale boten, bringen die Produzenten eine abgewandelte, Drogen vertrieben. Wieder andere werden als Arznei- neue Substanz auf den Markt. Es ist deshalb wichtig, mittel angeboten. Am weitesten verbreitet sind neben die Entwicklungen ständig zu beobachten. synthetischen Cannabinoiden und Cathinonen, die eine ähnliche Wirkung wie Amphetamine haben, zuneh- mend auch synthetische Opioide und Benzodiazepine.
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