PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019

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PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main

Frankfurter Drogen- und Suchthilfe
             2017-2019

 PRÄVENTION

 BERATUNG/THERAPIE

 ÜBERLEBENSHILFE
PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Sehr geehrte Damen und Herren,                                                                                                                   Sehr geehrte Damen und Herren,

wie können wir hier und heute Schwerstdrogenabhängige erreichen?       Um sie alle zu erreichen, wurden in den Berichtsjahren 2017-2019 die      während der vorliegende Bericht über die Jahre 2017 - 2019 in Druck    Die Corona-Pandemie hat den Handlungsdruck erhöht – auch im
Welche neuen Konzepte und zusätzliche Ressourcen brauchen wir, um      Hilfeangebote weiter ausdifferenziert und erheblich ausgebaut. Allein     ging, war das Drogenreferat gemeinsam mit den Trägern der Drogen-      Bereich der Suchtprävention, wo durch den Lockdown innerhalb
die gesundheitliche und soziale Situation von suchtkranken Menschen    in den vier Konsumräumen werden pro Jahr im Schnitt 4500 unter-           hilfe und weiteren Kooperationspartnern längst bis über beide Ohren    kürzester Zeit digitale Beratungs- und Informationsangebote entwi-
weiter zu verbessern? Wie entschärfen wir Konflikte, die im Zusam-     schiedliche Abhängige erreicht und die Zahl der Drogentoten bleibt        damit beschäftigt, auf die Folgen des Lockdowns im Bahnhofsvier-       ckelt und umgesetzt werden mussten. Gemeinsam ist es gelungen,
menhang mit der Drogenszene entstehen? Das sind zentrale Fragen,       niedrig, auch wenn jede*r Drogentote ein*r zu viel ist. Inzwischen        tel zu reagieren. Für Drogenabhängige, die sich auf den Straßen und    digitale Workshops für Schulen und Auszubildende anzubieten, auf
die Drogenhilfe und Drogenpolitik seit 30 Jahren ständig begleiten.    hat die Corona-Pandemie die Situation im Bahnhofsviertel noch zu-         im öffentlichen Raum eingerichtet haben, gilt es, neue Formen von      Homepages wurden außerdem Informationen erweitert und Tutorials
Der Strukturwandel, ja die Gentrifizierung des Bahnhofsviertels und    sätzlich verschärft. Zugleich rückt das Dilemma, in dem wir als Kom-      Einzelfallhilfen zu entwickeln, um diese schwerkranken Menschen ins    eingestellt. Die Beratungsstellen haben ebenfalls prompt auf Kontakte
die eng gewordenen Räume bedeuten veränderte Rahmenbedingun-           mune stecken, stärker in den Vordergrund: Wir müssen zum Wohle            Hilfesystem zu bringen. Fast schon wieder vergessen waren da bereits   via Chat, Mail oder Telefon umgestellt.
gen und müssen somit auch zu weiterentwickelten Antworten führen.      aller bestmöglich und zügig mit der Situation von Drogenkranken           die Anstrengungen, die nur wenige Wochen zuvor in Atem hielten, wie
Hinzu kommt, dass anders als in den 90er Jahren, als die offene Dro-   umgehen, stoßen dabei aber immer wieder an Grenzen, weil die Ge-          Maskenbeschaffung für Abhängige und Mitarbeitende der Drogenhil-       All diese Erfahrungen mit neuen digitalen Konzepten werden die Ar-
genszene in der Taunusanlage ausschließlich aus Heroinabhängigen       setzgebungskompetenz bei Bund und Ländern liegt. Zusätzliche Plätze       fe, Hygienekonzepte für Einrichtungen umsetzen, Unterbringungs-        beit der Sucht- und Drogenhilfe weiter verändern. Immer mit dem Ziel,
bestand, wir es heute im Bahnhofsviertel mit extrem heterogenen        und erleichterte Regularien bei der Methadon- und Heroinsubstituti-       möglichkeiten für COVID-19-Verdachtsfälle und Corona-Erkrankte fin-    neue Zugänge zu schaffen, den „Ton“ zu treffen, passgenaue Ange-
Gruppen zu tun haben. Die meisten Drogenabhängigen konsumieren         on, Modellversuche wie zum Beispiel eine Behandlung von Crackab-          den, bereitstellen und die medizinische wie psychosoziale Versorgung   bote aufzulegen und mit den richtigen Partnerinnen und Partnern um-
mehrere Drogenarten. Sie leiden außerdem unter einer Vielzahl un-      hängigen mit Medizinischem Cannabis oder zu dem in der Schweiz            gewährleisten.                                                         zusetzen.
terschiedlichster Probleme und häufig auch unter psychischen Erkran-   und Österreich erfolgreichen Drugchecking, regulierte Abgabe von
kungen. Viel zu oft haben wir es zum Beispiel mit Drogenabhängigen     Heroin und anderen Suchtmitteln dort, wo andere Wege scheitern: Für       Sucht- und Drogenhilfe heißt, ständig auf neue Situationen und Er-     Bei dieser ausgefüllten Alltagsarbeit ging das 30-jährige Jubiläum des
ohne gesetzlichen Hilfeanspruch zu tun, ohne Obdach und ohne Blei-     alles, was fachlich sinnvoll erscheint oder zumindest erprobt werden      fordernisse reagieren zu müssen. Diese permanente Entwicklung und      Drogenreferats im Jahr 2019 unbemerkt unter – wie das 25-jährige
berecht, mit Geflüchteten, die ihre Traumata mit Drogen überdecken,    könnte, um die prekäre Lage zu entspannen, muss eine Kommune erst         Weiterentwicklung ist eine der wenigen Konstanten, die diese Arbeit    auch schon. So feiern wir aktuell zwar kein Jubiläum – aber hoffentlich
mit Crackkonsumierenden, die immer stärker verelenden und dauer-       lange Genehmigungsverfahren oder Ausnahmeanträge anstrengen.              auszeichnet. Ebenso wie die Erkenntnis, dass die Aufgaben in ihrer     im Alltag immer wieder kleine Erfolgserlebnisse bei der Arbeit.
haft auf der Straße präsent sind.                                      Genehmigt wurde in den letzten Jahren gar kein neuer Ansatz mehr.         Komplexität nur gemeinsam zu lösen sind. Die aktuellen Herausfor-
                                                                       							                                                                   derungen mit den sehr heterogenen, teils schwer zugänglichen Grup-
                                                                       Die ständigen Herausforderungen im Bahnhofsviertel dürfen aber            pen mit Menschen aus allen Teilen der Welt, verlangt nicht nur neue
                                                                       nicht verdecken, wie wichtig der zweite Arbeitsschwerpunkt des Dro-       Angebote, sondern auch neue Kooperationen mit spezieller fachlicher
                                                                       genreferates ist: Die Suchtprävention und Frühintervention. Mit mehr      Expertise und Handlungskompetenz. Die brauchen wir etwa bei den
                                                                       als 700 Infoveranstaltungen, Projekten, Workshops und Fortbildungen       Themen Sucht und Flucht, Überlebenshilfen für Menschen ohne Blei-
                                                                       rund um die Themen legale und illegale Drogen sowie Verhaltenssüch-       berecht oder für Menschen ohne Rechtsanspruch auf Hilfen, ebenso
                                                                       te wurden in den Berichtsjahren mehr als 13 000 Kinder, Jugendliche       bei den Themen Obdachlosigkeit oder Konfliktmanagement im öffent-
                                                                       und junge Erwachsene sowie rund 2900 Multiplikator*innen erreicht.        lichen Raum des Bahnhofsviertels.

                                                                       Diese vielfältigen Aufgaben gelingen nur mit verlässlichen                Besonders die anhaltend angespannte Situation im Bahnhofsviertel
                                                                       Kooperationspartner*innen von den Träger*innen der Drogen- und            lässt Viele nach schnellen Lösungen rufen. Aber die gibt es in den
                                                                       Suchthilfe über Schule bis hin zu Polizei und Justiz. Dass der Schul-     seltensten Fällen. Etwa, weil für neue Angebote erst eine passende
                                                                       terschluss in Frankfurt immer wieder neu gelingt, ist der Verdienst all   Immobilie gefunden und mietfrei werden muss, Bau- und Betriebs-
                                                                       dieser Beteiligten – insbesondere des Drogenreferats – und Ergebnis       genehmigungen vonnöten sind, Träger und Personal verpflichtet oder
                                                                       von mehr als 30 Jahren aktiver Netzwerkarbeit.                            unter Umständen erst die rechtlichen Voraussetzungen für ein Ange-
Stadtrat Stefan Majer                                                                                                                            bot geschaffen werden müssen.                                                          Regina Ernst

Dezernent für Personal und Gesundheit                                                                                                                                                                                                   Leiterin Drogenreferat
PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Inhaltsverzeichnis

Niedrigschwellige Drogenhilfe im Frankfurter Bahnhofsviertel..................................................................................4                               Cannabisprävention ..................................................................................................................................................... 31
Ausdifferenzierte Hilfen..................................................................................................................................................5   Angebote zur Frühintervention................................................................................................................................32
Daten und Fakten als Handlungsgrundlage.................................................................................................................6                     Neue psychoaktive Substanzen und Drogen aus dem Internet.................................................................................33
Nachts durchs Bahnhofsviertel – Offensive Sozialarbeit.............................................................................................8                          Digitale Prävention schafft neue Zugänge .................................................................................................................34
Spritzentausch rund um die Uhr.....................................................................................................................................9          „Be.U.!“ – jetzt auch für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren........................................................................36
Drogen-Monitoring in Konsumräumen........................................................................................................................10                   Digitalisierung – Chance und Risiko ...........................................................................................................................38
Nachtcafé bietet Auszeit von Beschaffung und Konsum..........................................................................................11                               Besondere Projekte und Kampagnen.......................................................................................................................42
Impfprojekt gegen HIV und Hepatitis.........................................................................................................................12                Check, wer fährt!.......................................................................................................................................................42
Medizinische Versorgung von Suchtkranken in prekären Lebenslagen....................................................................13                                        Safer Nightlife..............................................................................................................................................................44
Konzertierte Aktion für ein besseres Miteinander im Bahnhofsviertel....................................................................14                                     Medizinisches Cannabis.............................................................................................................................................46
Weitere Drogenhilfe für langjährig Drogenabhängige außerhalb des Bahnhofsviertels.......................................16                                                    Sucht geht nicht in Rente...........................................................................................................................................48
Sucht und Flucht – neue Herausforderungen und Angebote....................................................................................18                                  Delegationen und Info-Veranstaltungen...................................................................................................................50
Suchtprävention..........................................................................................................................................................20   Der Frankfurter Weg.................................................................................................................................................51
Monitoring System Drogentrend MoSyD.................................................................................................................22                        Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit ...................................................................................................................52
Alltagsdroge Alkohol....................................................................................................................................................24    Entwicklung der Zuschüsse .........................................................................................................................................54
Tabak, E-Zigaretten und Shisha...................................................................................................................................28           Wichtige Daten und Zahlen auf einen Blick.............................................................................................................55
Cannabis, eine Jugenddroge.....................................................................................................................................30
PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Niedrigschwellige Drogenhilfe im Frankfurter Bahnhofsviertel   4   Ausdifferenzierte Hilfen                                                                                           5

                                                                   In den vergangenen 30 Jahren ist ein ausdifferenzier-   Es geht ums Überleben
                                                                   tes, am Bedarf orientiertes Hilfeangebot entwickelt
                                                                   worden. Die Drogenhilfe hält im Bahnhofsviertel alle    Vorrangiges Ziel der niedrigschwelligen Drogenhilfe im
                                                                   niedrigschwelligen Angebote bereit. In den Kontakt-     Bahnhofsviertel ist nach wie vor die unmittelbare Über-
                                                                   und Konsumeinrichtungen können nahezu alle Kon-         lebenshilfe, an die sich weitere Angebote anschließen,
                                                                   sumentinnen und Konsumenten zu ausgedehnten Öff-        wie die Vermittlung in weiterführende Hilfen oder Be-
                                                                   nungszeiten relativ barrierefrei eine Grundversorgung   gleitung, um aus gefährdenden Lebensverhältnissen
                                                                   in folgenden Punkten in Anspruch nehmen:                herauszukommen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist, ein
                                                                   ➢   6 Konsumutensilien und Konsumplätze                 verträgliches Mit- und Nebeneinander mit Drogenab-
                                                                                                                           hängigen im öffentlichen Raum zu gestalten.
                                                                   ➢   6 Aufenthalt
                                                                   ➢   6 Schlafplätze, Tagesruhebetten
                                                                   ➢   6 Streetwork
                                                                   ➢   6 Sozialarbeiterische und medizinische Versorgung                  Übernachtung:             Spritzentausch:
                                                                                                                                          2 Orte, 41 Plätze         4 Orte
                                                                   ➢   6 Arbeits- und Beschäftigungsangebote
                                                                   ➢   6 Essensversorgung                                                 Kontaktcafé:              Essen (Tafel):
                                                                                                                                          3 Orte                    3 Orte

                                                                                                                                          Ärzte: 2 Orte             Substitution:
                                                                       Konsumraum Niddastraße, Foto: Kever-Bielke                         + 1 Ort, zeitweise        2 Orte, 240 Plätze
Im Frankfurter Bahnhofsviertel treffen täglich Men-
schen aus unterschiedlichen Lebenswelten und sozialen
                                                                                                                                          Beratung (incl. PSB):		   Kleiderkammer:
Zusammenhängen aufeinander. Der fortschreitende                                                                                           4 Orte                    3 Orte
Wandel des Viertels zum „In-Quartier“ hat die Gegen-
sätze und Konfliktlinien zwischen den verschiedenen                                                                                       Duschen:		                Ohrakupunktur:
Gruppen verschärft. Allein auf den Drogenbereich                                                                                          3 Orte                    1 Ort
geblickt: Neben dem Drogenhandel sind es vor allem
größere Ansammlungen von suchtkranken Menschen                                                                                            Waschen:		                Rauchraum:
tagsüber und nachts vor den Drogenhilfeeinrichtun-                                                                                        3 Orte                    3 Orte, 15 Plätze
gen, ebenso die Vermüllung der Straßen, die Konflikte
                                                                                                                                          Tagesbetten:              Konsumraum i.V.:
mit Anliegern auslösen.
                                                                                                                                          1 Ort, 17 Plätze          3 Orte, 29 Plätze
PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Daten und Fakten als Handlungsgrundlage                                                                   6                                                                                                                   7
                                                                                                                                                  –
                                                                                                                                    a m Main iesem:
                                                                                                                                t                d
                                                                                                                        kfur              wie
                                                                                                                   Fran nem Tag                                 e in
Seit 2003 wird jeder Konsumvorgang in den vier Dro-       Ergebnisse der Konsumraumdokumentation 2019
                                                                                                                    an e
                                                                                                                         i
                                                                                                                                                   v o r gäng                  Projekte, die zwischen 2017 und 2019 im Bahnhofsviertel
                                                                                                                                                 m
genkonsumräumen in Frankfurt am Main mit einem            							                                                                         onsu                                 umgesetzt wurden
                                                                                                                     					    .  5 00 K          e n...

einheitlichen System dokumentiert. Das Institut für       6 Nach der jüngsten Konsumraumerhebung 2019                   . c a              ä u m
                                                                                                                     ..               umr                                ...
                                                                                                                               Kons                                 tzen       6 Die Tagesruhebetten im Drogennotdienst Elbestraße
Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sci-      wurden in den vier Einrichtungen Niddastraße,            vier                                  S p r i
                                                                                                                                                   chte
ences (ISFF) wertet die aktuellen Daten im Auftrag des       Drogennotdienst Elbestraße, La Strada und East-           				             g e taus                                   werden von 12 auf 17 Plätze aufgestockt und die
                                                                                                                               .800                               in 		            Öffnungszeiten um vier Stunden verlängert.
Drogenreferats jährlich aus.                                 side in der Schielestraße 181.605 Konsumvorgänge          ...2                               ngen
                                                                                                                                                  c h t u
                                                             dokumentiert. Die vier Konsumräume sind zu abge-            					            erna
                                                                                                                              . 1 1 5 Üb         t ten.
                                                                                                                                                           ..                  6 Im Drogennotdienst Elbestraße wird ein Spritzen-
                                                             stimmten Zeiten zwischen 6 und 23 Uhr geöffnet.              ..             f s t ä
                                                                                                                                   chla                                            tausch auch in der Nacht zwischen 23 Uhr und 6 Uhr
                                                                                                                           Nots
                                                                                                                                                                                   eingeführt.

                                                                                                                                                                               6 Nächtliche Sozialarbeit im Bahnhofsviertel „Offen-
                                                                                                                                                             er
                                                                                                                                                        at d
                                                                                                                                             e n r efer                            sive Sozialarbeit (OS) nachts“ nimmt die Arbeit auf.
                                                                                                                                          rog t 2019
                                                                                                                                   lle. D      r
                                                                                                                              Que Frankfu
                                                                                                                                 a d t                                         6 Substanzmonitoring in Drogenkonsumräumen in
                                                                                                                              St
                                                                                                                                                                                   Kooperation mit dem Universitätsklinikum Frei-
                                                                                                                                                                                   burg, Institut für Rechtsmedizin Freiburg.

                                                                                                                6 2019 dokumentierten die Konsumräume 386 Not-
                                                                                                                                                                               6 Erweiterung des medizinischen Angebots zur am-
                                                                                                                  fälle, die sich in oder direkt vor den Einrichtungen
                                                                                                                                                                                   bulanten Akutbehandlung.
                                                                                                                  ereignet haben. Die Mitarbeitenden leisten bei Be-
                                                          6 4152 unterschiedliche Personen nutzten die Ange-      darf Erste Hilfe. Seit 1994 hat es keinen einzigen To-
                                                                                                                                                                               6 Impfprojekt im Bahnhofsviertel (Hepatitis B, Postex-
                                                            bote, um unter hygienischen Bedingungen zu kon-       desfall in einem Konsumraum gegeben.                             positionsprohylaxe HIV).
                                                            sumieren.
                                                                                                                6 Die Streetworkerinnen und Streetworker der Of-               6 Eröffnung des Nachtcafés in der Moselstraße als
                                                                                                                  fensiven Sozialarbeit, Sicherheit, Intervention, Prä-            nächtlicher Aufenthalt für Drogenabhängige.
                                                                                                                  vention (OSSIP) hatten 2019 Kontakt zu 278 Ein-
                                                                                                                  zelpersonen und verbuchten 469 Vermittlungen in              6 Im La Strada in der Mainzer Landstraße wird ein
                                                                                                                  Drogenhilfemaßnahmen.                                            zusätzlicher Rauchraum eingerichtet.

                                                                                                                                                                               6 Das Nachtcafé in der Moselstraße erweitert die
                                                                                                                6 2019 waren 1784 Menschen in der Substitution.
                                                                                                                                                                                   Öffnungszeiten von 23:00 Uhr bis 11:30 Uhr (zu-
                                                                                                                                                                                   vor bis 6 Uhr).
                                                                                                                6 32 Menschen starben 2019 an den Folgen ihrer
                                                                                                                  Suchterkrankung.                                             6 Konzertierte Aktion für ein besseres Zusammenleben.
PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Nachts durchs Bahnhofsviertel – Offensive Sozialarbeit                                                       8      Spritzentausch rund um die Uhr                                                     9

Unter dem Kürzel „OS nachts“ sind erfahrene Sozi-           Die von der idh (Integrative Drogenhilfe e. V.) jede                                     Auch wenn die Konsumräume in der Nacht geschlossen
alarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Integrativen         Nacht erhobenen Daten zeigen, dass sich je nach Jah-                                     sind, sollen Drogenabhängige gebrauchte Spritzen tau-
Drogenhilfe e. V. (idh) seit Juli 2017 auch während der     reszeit mitunter um die 50 Personen an einer Stelle                                      schen können, um ihr Infektionsrisiko zu minimieren.
Nacht zwischen 22.45 Uhr und 6.00 Uhr früh im Bahn-         aufhalten. Die belebtesten Sammelpunkte sind die                                         Im Auftrag des Drogenreferates bietet der Drogennot-
hofsviertel unterwegs. An 365 Tagen im Jahr sprechen        „Wasserstraßen“ im Bahnhofsviertel: Niddastraße, Mo-                                     dienst von JJ (Jugendberatung und Jugendhilfe e. V.)
sie in Zweierteams Drogenabhängige an, die sich nachts      selstraße, Ecke Elbestraße-/Taunusstraße und mittlere                                    in der Elbestraße seit 2017 Spritzentausch auch in der
im Bahnhofsviertel aufhalten, auf den Gehwegen zu-          Taunusstraße.                                                                            Nacht. Dafür wurde am Eingang der Hilfeeinrichtung
sammenstehen und offen konsumieren. Sie tauschen                                                                                                     eine Ausgabeklappe und eine Klappe für gebrauchte
Spritzen, verteilen Kondome, bauen Kontakt zu den                                                                                                    Spritzen installiert. Den erweiterten Service und die
Drogenabhängigen auf und bieten an, sie in Schlafstät-                                                                                               baulichen Voraussetzungen hat das Drogenreferat
ten ins Eastside in der Schielestraße oder in andere Dro-                                                                                            gefördert.
genhilfeeinrichtungen außerhalb des Bahnhofsviertels
zu fahren.

Ein Auszug in Zahlen, um die Arbeit der Streetworke-
rinnen und Streetworker zu verdeutlichen: Im vierten
Quartal 2019 haben die Teams von OS nachts 360 Men-
schen in Notquartiere gefahren, im Schnitt etwa 4 Per-
sonen pro Nacht. Darüber hinaus haben sie allein von
Oktober bis Dezember 2019

6 4.097 Nadeln und 3.646 Pumpen getauscht.

6 35 Notfälle gemeldet und Erste Hilfe geleistet.

6 8-mal den Rettungswagen und 5-mal die Polizei
  gerufen.
PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Drogen-Monitoring in Konsumräumen                                                                           10      Nachtcafé bietet Auszeit von Beschaffung und Konsum                                                          11

Das Drogenreferat hat ein Projekt zum regelmäßigen        Notfällen rechnen müssen. Wenn gefährliche Beimi-                                                                    beginnt seine Touren durchs Bahnhofsviertel seit der
Drogen-Monitoring in den Konsumräumen initiiert. In       schungen auftauchen, weisen Stadt und Drogenhilfe-                                                                   Vormittagsöffnung des Nachtcafés bereits um 8 Uhr.
dem anfangs bundesweit einmaligen Projekt untersu-        einrichtungen mit öffentlichen Informationen auf das                                                                 Dadurch können sie ihre Klientinnen und Klienten di-
chen forensische Toxikologen des Universitätsklinikums    Risiko hin.                                                                                                          rekt zu weiteren Anlaufstellen, Institutionen, Ärztin-
Freiburg, Institut für Rechtsmedizin, Rückstände aus      Hintergrund des Monitorings ist unter anderem die                                                                    nen und Ärzten oder zu Behörden begleiten.
Drogenverpackungen und Spritzenfiltern auf Rein-          Welle an neuen, synthetisch hergestellten psychoak-
heitsgehalt, Beimischungen und sonstige Auffälligkei-     tiven Substanzen (NPS). Seit 2008 überschwemmten                                                                     Im Schnitt nutzen täglich zwischen 100 und 200 Men-
ten der konsumierten Substanzen. Mit diesen Infor-        730 Substanzen den Markt. Allein 2016 wurden bun-                                                                    schen das Nachtcafé. Bei den meisten handelt es sich
mationen zur Zusammensetzung der Drogen, die im           desweit 98 Rauschgifttote mit der Todesursache „Ver-                                                                 um langjährige Drogenabhängige, die als Folge ihres
Umlauf sind, verfügt Frankfurt als erste deutsche Groß-   giftung in Verbindung mit neuen psychoaktiven Stof-                                                                  Konsums unter schweren Folgeerkrankungen und see-
stadt über ein Frühwarnsystem für Drogenabhängige.        fen“ erfasst.                                             Drogenabhängige, die sich im Bahnhofsviertel aufhal-       lischen Einschränkungen leiden, und die das Bahnhofs-
							                                                   							                                                   ten, sollen einen Rückzugsraum haben, um zumindest         viertel nicht verlassen möchten. Die meisten schleppen
Der Handel und Konsum von illegalen Drogen stellt         Bisher wurden in den analysierten Heroin- und Crack-      eine Zeit lang dem Druck der Straße zu entfliehen, aus-    ein ganzes Bündel an Problemen mit sich – von Obdach-
nach wie vor ein großes Dunkelfeld dar. Entsprechend      proben keine Rückstände von Strychnin und sonstigen       zuruhen und etwas zu essen. Mit diesem Anspruch öff-       losigkeit bis hin zu psychischen Erkrankungen und kör-
groß ist das Risiko für alle Beteiligten - auch für die   Giften gefunden. Aber von Schmerz- bis hin zu Entwur-     nete am 2. Mai 2018 das Nachtcafé in der Moselstraße 47.   perlichen Behinderungen.
Mitarbeitenden in den Konsumräumen, die immer mit         mungsmitteln ist vieles zu finden. Auffallend ist, dass
                                                                                     der Reinheitsgehalt bei        Die Aufenthaltsmöglichkeit sollte zunächst nur die
                                                                                     Heroin mit durchschnittlich    Nacht- und frühen Morgenstunden überbrücken, in de-
                                                                                     9 Prozent deutlich geringer    nen die Konsumräume geschlossen sind. Seit 1. August
                                                                                     ist als erwartet, während      2019 hat das Café länger geöffnet. Montags bis frei-
                                                                                     der Reinheitsgehalt bei Ko-    tags bietet das niedrigschwellige Angebot des Frank-
                                                                                     kain vom Frankfurter Stra-     furter Vereins nun jeweils von 22.30 Uhr bis 11.30 Uhr
                                                                                     ßenhandel über dem euro-       des Folgetags eine Auszeit von der Straße.
                                                                                     päischen Durchschnitt liegt.
                                                                                                                    Die Öffnung bis zu den Mittagsstunden soll die Chance
                                                                                                                    erhöhen, Drogenabhängige direkt aus dem Nachtcafé
                                                                                                                    in weitergehende Hilfen zu vermitteln. Streetworkerin-
                                                                                                                    nen und Streetworker der Offensiven Sozialarbeit, Si-
                                                                                                                    cherheit, Intervention und Prävention (OSSIP) arbeiten
                                                                                                                    dabei eng verzahnt mit dem Nachtcafé-Team, sprechen
                                                                                                                    die Gäste an und begleiten sie direkt zu Beratungsan-
                                                                                                                    geboten, Ärzten oder Behörden. Auch das OSSIP-Team
PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Impfprojekt gegen HIV und Hepatitis                         12   Medizinische Versorgung von Suchtkranken in prekären Lebenslagen 13

Drogenabhängige Menschen ohne Krankenversiche-                                                     Viele der langjährigen Drogenabhängigen, die sich im
rung, Suchtkranke im Bahnhofsviertel, die kaum er-                                                 Bahnhofsviertel aufhalten, leben in prekären Verhält-
reichbar sind für Hilfen oder Substitution, können                                                 nissen ohne Wohnung oder Krankenversicherung und
dennoch aktiv vor Hepatitis und HIV geschützt und bei                                              leiden als Folge ihres langjährigen intravenösen Dro-
Bedarf behandelt werden. Das Drogenreferat der Stadt                                               genkonsums häufig unter entzündlichen Abszessen
Frankfurt am Main hat dafür 2018 ein Impfprojekt im                                                und anderen schweren gesundheitlichen Beeinträchti-
Bahnhofsviertel aufgelegt, das die Malteser Suchthilfe                                             gungen, die meist nur unzureichend behandelt wer-
Frankfurt in der Ambulanz in der Niddastraße 49 anbietet.                                          den. In nahezu allen Kliniken fehlen niedrigschwellige
							                                                                                            Zugangsvoraussetzungen, ambulante Behandlungen
Neben der Impfung gegen Hepatitis A und B können                                                   sind nur sehr eingeschränkt möglich.
Betroffene dadurch erstmals auch in die Behandlung
gegen Hepatitis C vermittelt werden und - als abso-                                                2019 hat das Krisenzentrum K9 in der Karlsruher Straße
lutes Novum für Suchtkranke in prekären Lebensum-                                                  im Auftrag des Drogenreferats die medizinisch-pflege-
ständen - die vierwöchige Post-Expositions-Prophylaxe                                              rische Versorgung für schwer kranke Drogenabhängi-
(PEP) erhalten, eine „Nach-Risiko-Vorsorge“, wenn es                                               ge, insbesondere für Personen ohne Krankenversiche-
zum Kontakt mit HIV-Erregern kam. Bis dato war die                                                 rung erweitert.
Behandlung nur für Risikoberufsgruppen über die Un-                                                ➢
fallkassen gesichert.                                                                                           Sprechstunde für die ambulante Akut-
➢								➢                                                                                                      behandlung ist montags, mittwochs und
             Zur Impfsprechstunde stehen die Ärztinnen                                                          freitags zwischen 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr
             und Ärzte der Malteser Suchthilfe immer                                                            im Krisenzentrum K 9, Karlsruher Straße 9.
             freitags von 13 bis 15 Uhr in der Ambulanz,
             Niddastraße 49, zur Verfügung. Sie stellen                                            Das neue Angebot unter Trägerschaft des Vereins Ar-
             Diagnosen, ermitteln den Impfstatus, klä-                                             beits- und Erziehungshilfe e. V. (vae) fügt sich perfekt
             ren über Infektionsrisiken und Prophylaxe                                             in das bestehende Hilfesystem ein: Die Malteser Sucht-
             auf, vermitteln an niedergelassene Ärz-                                               hilfe Frankfurt bietet in der Drogenhilfeeinrichtung
             tinnen und Ärzte zur Hepatitis C Therapie                                             Niddastraße 49 jeweils dienstags und donnerstags, von
             oder zum HIV-Zentrum der Uniklinik.                                                   12 Uhr bis 18 Uhr eine ärztliche Sprechstunde mit Be-
                                                                                                   handlungsmöglichkeit an.
PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Konzertierte Aktion für ein besseres Miteinander im Bahnhofsviertel 14                                                                                                                                                           15

                                                          Die Lage im Bahnhofsviertel hat sich im Frühjahr 2019     Zusammen wirksam sein                                      Komplexe Problemlage
                                                          weiter verschärft. Anwohnerinnen und Anwohner so-
                                                          wie Geschäftsleute beschweren sich über Drogenab-         Streetworkerinnen und Streetworker der Offensiven          Die kurzfristige Intervention hat deutlich gemacht wie
                                                          hängige, die rund um die Uhr in großen Gruppen vor        Sozialarbeit, Sicherheit, Intervention und Prävention      viele unterschiedliche Personengruppen mit komplexen
                                                          den Drogenhilfeeinrichtungen stehen, auf Gehwegen         (OSSIP) weisen während der Aktion Drogenabhängige          Problemlagen auf engem Raum zusammentreffen und
                                                          lagern und über Kot und Abfall auf Straßen und Plät-      offensiv auf die Regeln eines verträglichen Miteinan-      ein interdisziplinäres Zusammenwirken verschiedener
                                                          zen. Innerhalb der Drogenszene wird eine zunehmend        ders hin.                                                  Ämter, Behörden und Zuständigkeiten erfordern. Aus
                                                          aggressive Stimmung spürbar, die sich auch gegen Mit-                                                                den Erkenntnissen wird perspektivisch ein umfassendes
                                                          arbeitende der Drogenhilfe, Polizei, Stadtpolizei und     Polizei und Stadtpolizei gehen verstärkt Streife, ahnden   Konfliktmanagement erarbeitet, um ein sozialverträg-
                                                          Rettungsdienste richtet.                                  offenes Konsumieren, erteilten Platzverweise, wenn         liches Verhalten im öffentlichen Raum durchzusetzen.
                                                          Um die Lage zu entspannen, hat sich die Montagsrunde      die Hinweise auf die Regeln ohne Wirkung blieben.
                                                          auf eine konzertierte Aktion verständigt, um für mehr     Die Stabsstelle Sauberes Frankfurt organisiert engma-
                                                          Rücksichtnahme im öffentlichen Raum und ein verträg-      schige Reinigungsintervalle durch das cleanffm Team
                                                          liches Zusammenleben im Bahnhofsviertel einzutreten.      der FES, stellt zusätzliche Abfallkörbe im Bereich der
                                                          Gedacht als kurzfristige Intervention von zunächst vier   Drogenhilfeeinrichtungen auf und lässt nach Anfor-
                                                          Wochen, die am Ende auf drei Monate verlängert wur-       derung der Stadtpolizei zweimal wöchentlich illegalen
                                                          de, sollten an den neuralgischen Punkten Verhaltens-      Sperrmüll abfahren.
                                                          regeln für den öffentlichen Raum kommuniziert und
                                                          durchgesetzt werden.                                      Drogenabhängige beteiligen sich über die „Fegerflot-
                                                          								                                                  te“, einem Arbeitsprojekt des Vereins Arbeit- und Er-
                                                                                                                    ziehungshilfe e. V. (vae) ebenfalls an der Aktion. Die
                                                                                                                    Arbeitsgruppe läuft werktäglich zwei Runden, kehrt
                                     Helfen Sie mit, damit das               Belagern                               vor den Drogenhilfeeinrichtungen und sammelt Müll ein.
                                     Zusammenleben besser klappt!          Sie nicht die
                                                                            Gehwege
                                                                                                   Werfen
                                                                                              Sie Abfall in den
                                                                                           Abfalleimer und geben
                                                                  Konsumieren               Sie benutztes Spritz-
                                                                 Sie nicht in der              besteck in den
                                                                                                Einrichtungen
                                                                 Öffentlichkeit
                                                                                                      ab

Bild: Kohl | Kever-Bielke | Drogenreferat
PRÄVENTION BERATUNG/THERAPIE ÜBERLEBENSHILFE - Frankfurter Drogen- und Suchthilfe 2017-2019
Weitere Drogenhilfe für langjährig Drogenabhängige außerhalb des Bahnhofsviertels   16                                                  17

Das Eastside                                                                             FriedA

Das Eastside, Schielestraße 26 im Frankfurter Ostend, ist                                Die FriedA, Friedberger Anlage 24, unter Trägerschaft
Europas größte niedrigschwellige Drogenhilfeeinrich-                                     der Integrativen Drogenhilfe e. V. (idh), ist eine der we-
tung. Trägerin ist die Integrative Drogenhilfe e. V. (idh).                              nigen niedrigschwelligen Drogenhilfeinrichtungen, die
Das Eastside steht allen drogenabhängigen Menschen                                       sich in der Innenstadt außerhalb des Bahnhofsviertels
in Frankfurt offen, die hier unter einem Dach leben,                                     etabliert hat. Das Haus wird mit seinem Café, dem Sozi-
wohnen und in den Werkstätten oder im Café arbei-                                        aldienst, der Substitutionsambulanz der Malteser Wer-
ten. 73 Übernachtungsplätze stehen bereit. Besonders                                     ke und dem Parkprojekt (Reinigung der Parkanlagen
erfahren ist die Einrichtung in der Begleitung von psy-                                  als Beschäftigungsangebot) stark frequentiert. Durch
chiatrisch auffälligen Menschen, die durch ihre langjäh-                                 die enge interdisziplinäre, trägerübergreifende Zusam-
rige Drogenabhängigkeit unter schweren physischen                                        menarbeit zwischen Sozialdienst und medizinischem
und psychischen Erkrankungen leiden. Oft werden sie                                      Dienst können die Möglichkeiten von Substitution und
bis in ihre letzte Lebensphase begleitet. Im Dezember                                    psychosozialer Betreuung optimal aufeinander abge-
1994 wurde im Eastside Deutschlands erster offiziel-                                     stimmt werden
ler Konsumraum eröffnet. Da die Entfernung von der
Schielestraße zur Szene im Bahnhofsviertel groß ist,                                     Ambulanz für Heroin- und Methadonsubstitution
steht zusätzlich ein Shuttle-Bus bereit, der Konsumie-
rende nachts vom Bahnhof aus ins Eastside fährt. Eine                                    Bis zu 150 Patientinnen und Patienten können pro Tag
weitere Fahrt folgt morgens vom Eastside zum Sozial-                                     in die Ambulanz in der Grüne Straße kommen, um sich
amt oder Bahnhof.                                                                        mit Diamorphin (Heroin) behandeln zu lassen. Der Ta-
                                                                                         gesdurchschnitt liegt bei etwa 110 Patientinnen und
                                                                                         Patienten. In den Jahren 2017 bis 2019 wurden in der
                                                                                         Ambulanz 319 Drogenabhängige mit Heroin substi-
                                                                                         tuiert. Neben der diamorphingestützten Behandlung
                                                                                         wird in der Ambulanz auch die „klassische“ Substitu-
                                                                                         tionsbehandlung mit Methadon/Polamidon, retardier-
                                                                                         tem Morphin (Substitol®) und Buprenorphin angeboten.
Sucht und Flucht – neue Herausforderungen und Angebote                                                  18                                                                                                                 19

                               Mit welchen Beratungsangeboten der Suchthilfe lassen sich Geflüchtete errei-     Präventiver Workshop für Familien und Frauen         Workshop Stay Clean für junge Menschen mit Fluchterfah-
                               chen, die erlittene Traumata und unklare Zukunftsperspektiven mit Drogen be-     mit Migrationshintergrund zur Stärkung des           rung mit Informationen zu Drogen und Sucht, zu rechtli-
                               täuben oder suchtgefährdet sind? 2017 folgten dazu erste Gespräche zwischen      (elterlichen) Verantwortungsbewusstseins, zur        chen Fragen und Anregung zur kritischen Selbstreflexion.
                               dem Drogenreferat und der Stabsstelle Unterbringungsgsmanagement und             Aufklärung über das Thema Drogen und Ab-             Stay Clean will Hemmschwellen abbauen und Jugendlichen
                               Flüchtlinge beziehungsweise mit dem Jugend- und Sozialamt für die unbeglei-      hängigkeit und Informationen über und Ver-           den Zugang zu Beratung und Hilfe erleichtern. Der präven-
                               teten minderjährigen Flüchtlinge.                                                mittlung von Hilfeangeboten.                         tive Workshop eignet sich gut für Projektwochen in Schulen
                               										                                                                       Anbieter: Fachstelle Prävention (Projekt BINSO)      oder als Gruppenangebot in einer Einrichtung der Jugend-
                               Gemeinsam mit der Jugend- und Drogenberatung Höchst – Projekt Brücke für                                                              hilfe.
                               Integration und Soziales (BINSO) – und der Jugendberatung und Suchthilfe Sach-   2019 wurden in 15 Workshops mit 207 Teilnehmen-      Anbieter: Jugendberatung und Suchthilfe Sachsenhausen
                               senhausen hat das Drogenreferat mit einigen Einrichtungen der Flüchtlingshilfe   den auch 44 Personen mit Fluchtbiografie erreicht.   (JBS Sachsenhausen)
                               verschiedene Angebote für Geflüchtete entwickelt. Sprachkenntnisse in Arabisch   2018 und 2017 wurden in 25 Workshops 344 Perso-
                               und Farsi helfen den Mitarbeitenden der beiden Beratungsstellen, Barrieren zu    nen erreicht, viele davon mit Fluchterfahrung.       Von 2017 bis 2019 wurden 15 Workshops angeboten.
                               überwinden und Berührungsängste abzubauen. In den Jahren 2018 und 2019
                               wurden etwa 100 Geflüchtete mit Einzelfallhilfen erreicht.
                                                                                                                Weitere Aktivitäten

Die Angebote im Überblick                                                                                       Kooperation mit dem Verein Frankfurter Arbeitskreis Trauma und Exil e. V. (FATRA e. V.), der Traumaberatung für
                                                                                                                Geflüchtete anbietet. Die Kooperation der beiden Systeme ist deshalb so wichtig, weil immer jeweils die andere Kom-
Fortbildung und Fachberatung für Gemeinschaftsunterkünfte    Einzelfallhilfe für Geflüchtete
                                                                                                                petenz fehlt: Die Drogenhilfe scheitert an den nicht bearbeiteten Traumata, die Traumaberatung an dem verdeckten
Die beiden Drogenberatungsstellen vermitteln Basiswis-       In den Jahren 2018 und 2019 haben die beiden
                                                                                                                Drogenkonsum der Klientel. Vereinbart wurden gegenseitige kollegiale Fallbesprechungen und Fachberatungen.
sen zu Drogen, Sucht und Abhängigkeit, zum Erkennen          Beratungsstellen 68 Geflüchtete beraten und be-

von Drogenkonsum und zum Umgang mit Drogenkon-               treut. Dabei gab es 375 Kontakte.
                                                                                                                TAG Sucht und Flucht der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen
sumierenden. Sie informieren die Mitarbeitenden der          Vorwiegend konsumierte Substanzen der Klien-
                                                                                                                Im Rahmen der TAG Sucht und Flucht der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS), an der das Drogenreferat
Flüchtlingshilfe über Suchthilfeangebote und bieten Fall-    tinnen und Klienten war in beiden Jahren Canna-
                                                                                                                beteiligt war, erfolgte unter anderem eine Umfrage in Gemeinschaftsunterkünften, wie verbreitet der Konsum
besprechungen auch per Telefon an. Dazu gibt es Infover-     bis.
                                                                                                                psychoaktiver Substanzen bei Geflüchteten in den Einrichtungen ist. Auf Vermittlung des Drogenreferats be-
anstaltungen für die Bewohnerinnen und Bewohner.             Anbieter: JDB Höchst + JBS Sachsenhausen
                                                                                                                teiligten sich 16 Einrichtungen aus Frankfurt. Der Suchtmittelkonsum wird als „mittel-wichtiges“ Thema in den
Anbieter: JDB Höchst + JBS Sachsenhausen
                                                                                                                Einrichtungen bewertet.
                                                             Aufsuchende Beratung in Gemeinschaftsunter-

Seit 2017 wurden insgesamt 20 Veranstaltungen mit Ein-       künften
                                                                                                                Prepare Studie (regional: JBS Sachsenhausen)
richtungen und Gemeinschaftsunterkünften durchge-            Die Jugend- und Drogenberatung Höchst bietet
                                                                                                                Um Suchtproblematiken bei geflüchteten Menschen in Kooperation mit lokalen Einrichtungen besser verstehen
führt, die unbegleitete jugendliche Ausländer betreuen.      seit Juli 2019 eine aufsuchende Beratung für Ge-
                                                                                                                und behandeln zu können, ging 2019 in den Modellregionen Frankfurt, Berlin, Bremen, Hamburg, Hannover, Köln
Es gab 13 kollegiale Fallberatungen und 9 Infoveranstal-     flüchtete in Gemeinschaftsunterkünften an.
                                                                                                                sowie München die Prepare Studie an den Start. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte
tungen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Unterkünfte.   Anbieter: JDB Höchst
                                                                                                                Studie ist auf fünf Jahre angelegt. Aus Frankfurt ist der Verein Jugendberatung und Jugendhilfe e. V. beteiligt.
Suchtprävention                                                                                        20                                                                                                              21

Ein starkes Netzwerk                                                                                               Die gemeinsamen Ziele: 				 Betriebliche Suchtprävention

Legale und illegale Drogen sind heute fast überall und leicht verfügbar – an sieben Tagen der Woche, 24 Stun-      6 Junge Menschen sollen umfassend über die Risiken Für die Mitarbeitenden von Kita Frankfurt und weite-
den lang. Internet und Online-Handel haben ganz neue Zugangswege eröffnet. Die Zahl der Suchtmittel hat               von psychoaktiven Substanzen Bescheid wissen, um ren Institutionen wurden bei Gesundheitstagen ver-
sich vervielfacht.                                                                                                    verantwortungsbewusst handeln zu können.            schiedene Vorträge und Workshops zur betrieblichen
														                                                                                                        							                                             Suchtprävention organisiert. Das Angebot hat das
Trotz aller Präventionsbemühungen lässt sich nicht verhindern, dass Jugendliche Drogen ausprobieren. Experi-       6 Der Konsumbeginn soll möglichst verhindert oder Drogenreferat in Kooperation mit der Fachstelle Prä-
mentierverhalten gehört zum Erwachsenwerden. Junge Menschen wachsen in einer Gesellschaft auf, in der Kon-            zumindest zeitlich deutlich verzögert werden. Glei- vention, der Jugendberatung und Suchthilfe Am Me-
sum und Bedürfnisbefriedigung wichtig sind - und Leistung fast alles ist. Viele glauben, nur durch kleine Helfer      ches gilt bei „stoffungebundenem Verhalten“ wie rianplatz und der Evangelischen Suchtberatungsstelle
mithalten, aushalten oder durchhalten zu können.                                                                      z. B. Glücksspiel oder exzessiver Mediennutzung.    umgesetzt.

Für eine erfolgreiche Suchtprävention ist die enge Vernetzung von Forschung, Suchthilfe, Jugendhilfe und Schule    6 Konsumierende Menschen sollen möglichst früh er-
unabdingbar - für das Drogenreferat gehört die Netzwerkarbeit zu den Kernaufgaben.                                    reicht werden, um riskantes Verhalten zu reduzie-
                                                                                                                      ren und Schaden zu begrenzen.

                                                                                                                     Neue Netzwerke, die seit 2017 entstanden sind:

                                                                                                                   6 Gründung des Arbeitskreises Jugend- und Dro-
                                                                                                                     genberatungsstellen
                                                                                                                     ➢
                                                                                                                   6 Engere Zusammenarbeit mit dem Stadtschüle-
                                                                                                                     rInnenrat
                                                                                                                     ➢
                                                                                                                   6 Neue Kooperation mit den Regionalräten in
                                                                                                                     Frankfurt am Main
Drogentrendstudie Monitoring System Drogentrends (MoSyD) 22                                                           23

Handeln auf Basis von Fakten

Die Grundlage für die Planungen von Präventions- und         Die Mosyd-Studie ist nur möglich, weil die Frankfurter
Frühinterventionsangeboten sind die Drogentrendfor-          Schulen bereit sind, daran mitzuarbeiten. Deshalb hat
schung, die Auswertung von Dokumentationen und die           das Drogenreferat die Studie nach 15 Jahren Lauf-
themenspezifische Gremienarbeit. Frankfurt ist die ein-      zeit allen Schulleitungen der
zige Stadt in Deutschland, die jährlich eine repräsenta-     weiterführenden       Schulen
tive Stichprobe von 1500 Schülerinnen und Schülern an        im Berichtszeitraum vorge-
Frankfurter Schulen zu ihrem Drogenkonsum und Frei-          stellt. Dabei wurde deut-
zeitverhalten befragen lässt. Mit der Studie Monitoring      lich, dass die Mosyd-Studie
System Drogentrends, kurz MoSyD genannt, lässt sich          maßgeblich zu einer Ver-
sehr genau sagen, welche Drogen Jugendliche konsu-           sachlichung des Themas
mieren und wie viele riskant mit Drogen umgehen. Die         beigetragen hat, und dass
engmaschige Befragung ermöglicht es, sehr schnell auf        die Schulen heute offe-
neue Trends zu reagieren und Angebote passgenau zu           ner mit dem Thema Dro-
planen.                                                      gen umgehen.

Auf diese Weise hat das Drogenreferat gemeinsam              Die Ergebnisse der
mit seinen Kooperationspartnerinnen und Kooperati-           MoSyd-Studie werden
onspartnern wichtige und zielgerichtete Kampagnen            jährlich bei Informa-
z. B. zum Thema Drogen im Straßenverkehr oder zum            tionsveranstaltungen
Nachtleben auf die Beine gestellt. Das Motto lautet, Risi-   für Schulen präsentiert und diskutiert.
ko-Kompetenz vermitteln, um bewusst und verantwor-           An der Veranstaltung 2019 nahmen 80 Beratungslehr-
tungsvoll mit möglichen Gefährdungen umzugehen.              kräfte, pädagogische Fachkräfte in Schulen und Schul-
							                                                      leitungskräfte teil. Sie nutzten den Markt der Mög-
Differenzierte Frühinterventionsprojekte erreichen           lichkeiten, um Kontakt zu Projektverantwortlichen zu
Jugendliche in ihren unterschiedlichen Lebenswelten.         knüpfen und sich über Angebote zu informieren. Auch
Dank der MoSyD-Studie können jugendkulturelle und            der Vortrag zum Spiel Fortnite durch den Präventiven
gesellschaftliche Entwicklungen im Blick behalten wer-       Jugendschutz Frankfurt stieß auf großes Interesse.
den, dadurch auch geeignete Zugangswege gefunden
und Angebote weiter entwickelt werden. Wichtig ist
dabei der Dialog mit Jugendlichen in Frankfurt.
Alltagsdroge Alkohol                                                                               24                                                                       25
                                                                                                                                                                            23

Alkohol trinken gehört zu unserer Lebenskultur, und möglicherweise sind es die El-
tern, die ihr Kind zum ersten Mal dazu eingeladen haben: zum ersten Gläschen Sekt
an Silvester, zur Bowle an Weihnachten. Die gute Nachricht: In Frankfurt sinkt der
Alkoholkonsum bei Jugendlichen seit Jahren, 2019 ergab den niedrigsten Wert aller
Befragungen. Das Alter beim Erstkonsum liegt im Schnitt bei 14,1 Jahren. Allerdings
trinken 5 % der 15- bis 18-Jährigen in Frankfurt regelmäßig.

Alkohol: Lifetime- und 30-Tages-Prävalenz, Trunkenheit im letzten Monat und mindestens 10maliger
Konsum im letzten Monat (%) in der Altersgruppe 15- bis 18-Jährige nach Jahr der Befragung              Auswertung der Rettungsdienstdaten zu
                                                                                                        Alkoholintoxikationen in Frankfurt am Main
                                                                                                        Alkoholintoxikationen bei Minderjährigen in Frankfurt am Main
                                                                                                          Alter     2013     2014     2015     2016      2017     2018     2019
                                                                                                          8 Jahre        0        0        0        0        0         1        0
                                                                                                         11 Jahre        0        0        0        0        1         0        0
                                                                                                         12 Jahre        1        0        0        1        0         1        1
                                                                                                         13 Jahre        5        2        2        4        2         3        5
                                                                                                        14 Jahre       12         8       12       13       16         9        9
                                                                                                        15 Jahre       19        24       24       15       14       10       20
                                                                                                        16 Jahre       37        39       29       38       32       28       36
                                                                                                        17 Jahre       47        53       55       48       35       36       32
                                                                                                        Gesamt        121      126       122      119      100       88      103

                                                                                                        Alkoholintoxikationen bei jungen Erwachsenen bis 21 Jahre
Zum Thema „Koma-Trinken“ gaben 2019 30 Prozent der Frankfurter Jugendlichen
                                                                                                          Alter     2013     2014     2015     2016      2017     2018     2019
an, dass sie einmal in ihrem Leben so betrunken waren, dass es ihnen schlecht ging,
                                                                                                         18 Jahre      57        64       72       72       63       55        53
sich erbrechen mussten oder einen Filmriss hatten. 5 Prozent sagen, dass dies inner-
                                                                                                         19 Jahre      52        44       40       77       61       61        63
halb des vergangenen Monats der Fall war.
                                                                                                         20 Jahre      60        65       58       67       71       78        71
                                                                                                         21 Jahre      69        54       43       52       49       56        62
                                                                                                         Gesamt       238      227       213      268      244      250      249

                                                                                                        (Quelle: Rettungsdienststatistik9, Branddirektion Stadt Frankfurt am Main)
Alltagsdroge Alkohol                                                                                        26                                                                                                                   27

Hart am LimiT (HaLT) gegen Koma-Trinken                   liche war es die erste Klinikeinlieferung infolge einer    Aktionswoche Alkohol auf dem Diesterwegplatz
							                                                   Alkoholintoxikation. Der durchschnittliche Promille-
Das Projekt HaLT richtet sich seit 2004 mit einem Bera-   wert der Beratenen lag bei 1,7. Die meisten hatten Spi-    Alkohol? Weniger ist besser! Kein Alkohol im Straßenverkehr unter diesem Motto war für Schülerinnen und Schü-
tungsangebot der Jugendberatung und Suchthilfe Am         rituosen konsumiert bzw. Spirituosen in Kombination        ler im heißen Mai 2017 erst mal Schlange stehen angesagt, denn an allen Aktions- und Informationsständen war
Merianplatz an Jugendliche, die mit einer Alkoholin-      mit anderen Alkoholika.					                               der Andrang groß. Elf Klassen aus sieben Schulen hatten sich für die Aktionswoche Alkohol auf dem Diesterweg-
toxikation ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Seit      							                                                    platz in Sachsenhausen angemeldet, die das Drogenreferat gemeinsam mit den Drogenhilfeträgern Arbeit- und
2012 gibt es auch eine Wochenendrufbereitschaft.          Alice – Hart am Limit                                      Erziehungshilfe e. V. (vae), Jugendberatung und Jugendhilfe e. V. (JJ) und Beratung, Arbeit, Jugend & Kultur e. V.
							                                                   							                                                    (Basis) sowie der Polizei organisiert hat. Ganz spontan kamen noch drei Klassen aus Sachsenhausen vorbei, hatten
Hauptangebot von HaLT ist das sogenannte Brückenge-       Das Projekt Alice - Hart am Limit des Vereins Bais e. V.   ihren Spaß beim Rauschbrillenparcours, probierten einen Alkohol-Fahrsimulator aus, informierten sich über die
spräch, ein Beratungsgespräch für Kinder, Jugendliche     wird in Frankfurt seit 2013 umgesetzt und arbeitet mit     Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) oder den Alice-Bus in Discos, lösten Wissensquiz, ließen sich von
und junge Erwachsene. Auch Eltern wird ein Gespräch       einem peer-to-peer-Ansatz. Gleichaltrige sprechen Ju-      der Polizei das eigene Fahrrad codieren oder schlürften alkoholfreie Cocktails in der Chillout-Zone. Begehrt bei
angeboten. In den Krankenhäusern erhalten Jugendli-       gendliche mit einer Trinkabsicht an, um sie zu einem       Jugendlichen war auch die Live-Beratung der Jugendberatung und Suchthilfe Sachsenhausen, die erstmals ange-
che und Eltern Info-Flyer, um auch Jugendliche zu er-     risikoarmen Alkoholkonsum zu motivieren. In den Jah-       boten wurde.
reichen, die das Krankenhaus frühzeitig verlassen. Die    ren 2017 bis 2019 führten die Mitarbeiterinnen und
Flyer für Jugendliche und junge Erwachsene und für        Mitarbeiter des Alice-Projekts bei den Abiturfeiern
Eltern wurden im Jahr 2017 neu gestaltet                  im Grüneburgpark etwa 250 Beratungsgespräche, auf
							                                                   dem Museumsuferfest etwa 350 und bei weiteren 15
2019 ist zu den sechs Krankenhäusern, die sich schon      Einsätzen am Mainufer und im Grüneburgpark etwa
lange an HaLT beteiligen, das Clementinen Kinderkran-     210. Die Peers sind in Gesprächsführung und im rich-
kenhaus als siebtes hinzugekommen.                        tigen Verhalten in Notfallsituation und bei Konflikten
➢							➢                                                 geschult.
6 2019 wurden insgesamt 352 Jugendliche und jun-
    ge Erwachsene bis 21 Jahren in Frankfurt mit einer    Alkoholprävention
    Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Im
    Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Minderjähri-   Die Fachstelle Prävention hat in den Jahren 2017 bis
    gen um 15 gestiegen, die der Volljährigen um eins     2019 im Bereich Alkoholprävention interaktive Work-
    zurückgegangen.                                       shops zu Konsumverhalten, Wirkung und Folgen von
    							                                               Alkohol sowie das Alkoholplanspiel „Tom & Lisa“ und
In den Jahren 2017 bis 2019 haben 181 Beratungsge-        den „KlarSicht-Parcours“ angeboten. In den Workshops
spräche mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen           wurden 1223 Schülerinnen und Schüler erreicht, 240
stattgefunden. Das Durchschnittsalter der eingeliefer-    mit dem Planspiel „Tom & Lisa“. 133 Schülerinnen und
ten Jugendlichen liegt bei 15,8 Jahren. Für 169 Jugend-   Schüler durchliefen den „KlarSicht-Parcours“.
Tabak, E-Zigaretten und Shisha                                                          28                                                             29

Zigaretten sind bei immer mehr Jugendlichen in Frankfurt out. Allerdings grei-                E-Zigaretten immer beliebter
fen junge Raucherinnen und Raucher seit Neuem häufiger zu E-Zigaretten oder
E-Shishas. Und nach wie vor ist Tabak nach Alkohol die meist konsumierte                     Laut der Drogentrendbefragung 2019 haben 44 % der
Droge. Laut der aktuellen Studie Monitoring System Drogentrends (Mo-                         Frankfurter Jugendlichen schon einmal zu E-Produkten
SyD) gaben 55 % der 15- bis 18-Jährigen im Jahr 2019 an, mindestens                          gegriffen. Davon haben 30 % E-Zigaretten mit Liquid
einmal in ihrem Leben geraucht oder „gedampft“ zu haben, wobei                               geraucht, 12 % E-Zigaretten mit Tabak-Stick und 35 %
die Konsumerfahrung mit Shishas sogar etwas höher liegt als die mit                          E-Shishas.
Zigaretten. 33 % der Frankfurter Jugendlichen gaben an, im zurückliegen-
den Monat Zigaretten oder Shisha konsumiert zu haben; 12 % rauchen täglich                   In den vergangenen 30 Tagen haben 22 Prozent E-Pro-
Zigaretten, E-Zigaretten oder Shisha. Das Durchschnittsalter beim Erstkonsum                 dukte konsumiert, davon 15 % E-Zigaretten mit Niko-
liegt bei 14,5 Jahren.                                                                       tin, 14 % E-Zigaretten oder E-Shisha ohne Nikotin und
                                                                                             5 % E-Zigaretten mit Tabak-Stick.

                                                                                             Tabakprävention

                                                                                             Die Fachstelle Prävention bietet Tabakpräventionspro-
                                                                                             jekte wie „Be Smart - Don´t Start“ für Schulen an. Die-
                                                                                             ser Wettbewerb soll Schülerinnen und Schüler der 5. bis
Tabak (Zigaretten, Zigarren, Shisha u.a., zusammengenommen): Lifetime-, 12-Monats-,          8. Jahrgangsstufe dazu motivieren, nicht mit dem Rau-
30-Tages Prävalenz (%) in der Altersgruppe 15- bis 18-Jährige nach Jahr der Befragung        chen anzufangen. Die Fachstelle Prävention begleitet
(ab 2006: inklusive Shisha)                                                                  den Wettbewerb mit Workshops und Unterrichtsein-
                                                                                             heiten und bietet zum Thema E-Produkte auch Work-
                                                                                             shops und Elternabende an. An den Workshops haben
                                                                                             im Berichtszeitraum 161 Personen teilgenommen.
Cannabis, eine Jugenddroge                                                              30   Cannabisprävention                                                                                        31

Cannabis ist die illegale Droge Nummer eins: Sie ist am weitesten verbreitet und
für Jugendliche nicht nur in der Freizeit, sondern auch in der Schule ein Thema.
Im Schnitt greifen Frankfurter Jugendliche mit 15,2 Jahren zum ersten Mal zu „Ha-            Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung        nalkommunikative Angebote der schulischen Canna-
schisch“ oder „Gras“. Viele lassen bis zu dem 30. Lebensjahr wieder die Finger davon,        (BzgA) lud im Mai 2019 bundesweit Expertinnen und        bisprävention sein sowie für onlinebasierte, zielgrup-
ohne dass sie als Konsumierende irgendwie aufgefallen sind oder Hilfe in Anspruch            Experten zu einem Austauschtreffen zur Cannabisprä-      penspezifische Informationsangebote, die 2020/21
genommen haben.                                                                              vention im Jugendalter nach Köln ein, darunter auch      bundesweite Verbreitung finden sollen.
											                                                                                  das Drogenreferat der Stadt Frankfurt. Ein Ergebnis
Laut der jüngsten Schüler-Befragung 2019 haben in Frankfurt 33 % aller Jugend-               war, dass Cannabisprävention an Schulen immer noch       Im Berichtszeitrum organisierte das Drogenreferat zwei
lichen zwischen 15 und 18 Jahren Cannabis mindestens einmal ausprobiert. 18 %                ein Tabuthema ist. Es wurde beschlossen, eine bundes-    große Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Canna-
haben auch im vergangenen Monat Cannabis konsumiert, 2 % konsumieren täglich.                weite Arbeitsgruppe zu Qualitätsstandards der Canna-     bis: eine für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an
Die gute Nachricht: Der Konsum ist 2019 deutlich gesunken, 67 Prozent der Frank-             bisprävention einzurichten, die sich im November 2019    beruflichen Schulen und eine für die Jugendhilfe in der
furter Jugendlichen haben noch niemals Cannabis konsumiert.                                  zum ersten Mal traf, an der auch das Drogenreferat       Schule und die offene Jugendarbeit.
                                                                                             teilnahm.
                                                                                             							                                                  Die Fachstelle Prävention hat von 2017 bis 2019 an wei-
                                                                                             Basierend auf den Erfahrungen aus der praktischen Ar-    terführenden Schulen 67 Cannabisworkshops angebo-
                                                                                             beit und bereits vorhandenen Instrumenten und Qua-       ten, dabei 1614 Schülerinnen und Schülern sachliche
                                                                                             litätsstandards der Suchtprävention erarbeitet ein von   Informationen und Risikokompetenz vermittelt und
Cannabis: Lifetime-, 12-Monats-, 30-Tages-Prävalenz (%) in der Altersgruppe                  der BZgA ausgewählter Kreis von Expertinnen und          eine Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht.
15- bis 18-Jährige nach Jahr der Befragung                                                   Experten der Suchtprävention Qualitätsstandards zur      Die Workshops wurden vor allem in 8. bis 10. Klassen an
                                                                                             Cannabisprävention. Sie sollen Grundlage für perso-      Gymnasien sowie in beruflichen Schulen durchgeführt.
Angebote zur Frühintervention		                                                                              32      Neue psychoaktive Substanzen und Drogen aus dem Internet                                                   33

Frühintervention bei erstauffälligen Drogen-              Casemanagement und Beratung für cannabis-                  Seit Inkrafttreten des Neue-psychoaktive-Stoffe-Geset-   Laut der MoSyD-Studie 2019 ist der Konsum von NPS
konsumierenden (FreD)                                     konsumierende Schülerinnen und Schüler (CaBS)              zes (NpSG) Ende 2016 sind alle zu den dort definierten   unter Frankfurter Schülerinnen und Schülern wenig
							                                                   							                                                    Stoffgruppen - Cannabinoide, Phenetylamine und Ca-       verbreitet: 4 % der Befragten haben mindestens ein-
Das ehemalige Bundesmodellprojekt richtet sich an         Das Projekt CaBS richtet sich an Jugendliche, die re-      thinone - gehörigen Neuen psychoaktiven Substanzen       mal im Leben Räuchermischungen probiert, 2 % gaben
erstauffällige Drogenkonsumenten, die vor allem von       gelmäßig und intensiv Cannabis konsumieren. Im             (NPS) illegal. Alle anderen neu auf den Markt kommen-    an, in den vergangenen 30 Tagen konsumiert zu haben.
Jugendgerichtshilfe, Staatsanwaltschaft und Polizei       CaBS-Projekt übernehmen die Mitarbeitenden der Ju-         den Substanzen, die weder zu diesen Stoffgruppen ge-     1 % der Befragten haben Räuchermischungen mehr
vermittelt werden. Den Jugendlichen und jungen Er-        gendberatung und Suchthilfe Am Merianplatz und             hören, noch unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG)      als 5-mal im Leben genommen. Beim NPS-Konsum der
wachsenen wird ein kurzfristiges Informations- und        Sachsenhausen die Federführung für die gesamte Hil-        fallen, sind aktuell zunächst legal.                     Frankfurter Schülerinnen und Schüler handelt es sich
Hilfeangebot unterbreitet. FreD, das seit 2004 von der    feplanung und initiieren und begleiten die Umsetzung       							                                                  fast ausnahmslos um Probierkonsum synthetischer Can-
Jugendberatung und Suchthilfe „Am Merianplatz“ an-        der Hilfen. Eine wichtige Grundlage dafür ist es, auch     Bis Ende 2018 wurden in Europa im Rahmen des Früh-       nabinoide aus Neugierde.
geboten wird, ist ein zeitlich begrenztes Gruppenan-      die Eltern in den Hilfeprozess miteinzubeziehen. Die       warnsystems mehr als 730 neue psychoaktive Substan-
gebot. Insgesamt fanden im Berichtszeitraum 26 Fred-      Jugendlichen werden dabei unterstützt, versäumte           zen identifiziert. Allein 2018 wurden 55 NPS erstmals    Bundesweit ist immer noch wenig über die Verbreitung
Kurse mit 180 Teilnehmenden statt. Sie waren im Schnitt   Entwicklungsaufgaben und -schritte nachzuholen.            nachgewiesen. Diese Substanzen umfassen eine brei-       von NPS bekannt. Da es sich bei den aktuell auf dem
17,8 Jahre alt und mehr als 90 % waren männlich.          							                                                    te Palette an Drogen wie synthetische Cannabinoide,      Markt befindlichen NPS teilweise um hochpotente Stof-
                                                          Im Berichtszeitraum wurden insgesamt 346, überwie-         Stimulanzien, Opioide und Benzodiazepine. Viele der      fe handelt, deren Zusammensetzung und Wirkstoffan-
                                                          gend männliche Jugendliche in CaBS betreut. Am Me-         neuen Substanzen werden von Chemie- und Pharmaun-        teil unbekannt ist, ist ihr Konsum mit unkalkulierbaren
                                                          rianplatz lag das Durchschnittsalter bei 17,5 Jahren, in   ternehmen in China in großen Mengen hergestellt und      gesundheitlichen Risiken und teilweise mit gravieren-
                                                          Sachsenhausen bei 19 Jahren.                               im Internet als „Legal High“-Produkte verkauft oder      den Folgen verbunden. Kaum wird eine Substanz ver-
                                                                                                                     über das Darknet oder den Schwarzmarkt für illegale      boten, bringen die Produzenten eine abgewandelte,
                                                                                                                     Drogen vertrieben. Wieder andere werden als Arznei-      neue Substanz auf den Markt. Es ist deshalb wichtig,
                                                                                                                     mittel angeboten. Am weitesten verbreitet sind neben     die Entwicklungen ständig zu beobachten.
                                                                                                                     synthetischen Cannabinoiden und Cathinonen, die eine
                                                                                                                     ähnliche Wirkung wie Amphetamine haben, zuneh-
                                                                                                                     mend auch synthetische Opioide und Benzodiazepine.
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