PRODUKTION DER ZUKUNFT - SCIENCE-FICTION FÜR DIE INDUSTRIE Wie Zukunftsliteratur zu Innovationen inspiriert - Redaktions Netzwerk ...

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SCIENCE-FICTION
                             FÜR DIE INDUSTRIE
                             Wie Zukunftsliteratur zu
                             Innovationen inspiriert

                   PRODUKTION
                   DER ZUKUNFT
        GESUNDHEIT
     ZUM ANZIEHEN
Innovationstreiber der
 Gesundheitsindustrie

                          VISION BIOFABRIK
                          Die nachwachsende Zukunft
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VORWORT
                                                  4

                                                      INHALT

    IM FOKUS
                                                      VORWORT
    Produktion der Zukunft                            Tarek Al-Wazir                                      3

                                               28     IM FOKUS
                                                      Produktion der Zukunft                              4

                                                      Digitalisierung der Produktion erhöht
                                                      Planungs­sicherheit und Liefertreue                10
                                                      Digitalisierung der Produktion und der Prozesse    14

                                                      Mit Künstlicher Intelligenz zu mehr
                                                      Ressourceneffizienz                                18

    IM LABOR                                          IM LABOR
    Dünger aus Klärschlammasche                       Vision Biofabrik                                   20
                                                      Eine Schmiede für Multitalente                     24

                                               38     Dünger aus Klärschlammasche                        28
                                                                                                              TLH-Magazin | Produktion der Zukunft
                                                      Kläranlagen als Frühwarnsystem                     32
                                                                                                              Viel dreht sich in diesen Zeiten um unsere Zukunft und die unserer Kinder —
                                                      IM MARKT                                                ja, so pathetisch das auch klingen mag: um die Zukunft der Erde als unsere
                                                      KI in der Logistik                                 36   Lebenswelt. Wir haben es in der Hand, diese Zukunft zu gestalten. Dafür
                                                      Nachhaltige Materialien sichern Hessens Zukunft    38   müssen wir jetzt die Weichen richtig stellen und danach auch handeln.
                                                      Facts & Figures                                    42   Ein „Weiter so“ geht nicht. Wir müssen vielmehr Neues wagen, um das
                                                      Weniger Ausschuss dank Künstlicher Intelligenz     44   zu bewahren, was für unser Leben wichtig ist.
    IM MARKT
                                                      Innovationstreiber der Gesundheitsindustrie        46
    Nachhaltige Materialien sichern Hessens Zukunft
                                                                                                              Diese Ausgabe widmet sich dabei einer zentralen Frage: Wie sieht die
                                                      IM BLICK                                                industrielle Produktion (in) der Zukunft aus? Wir zeigen beispielhaft ermuti-
                                               52     Mit dem Förder­kompass die Orientierung finden     48   gende und richtungsweisende Antworten unserer „Hessens Best“ auf.
                                                      Kunststoff — Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft   50   Gehen Sie bei der Lektüre auf eine Reise durch die hessische Innovations-
                                                      Science-Fiction für die Industrie                  52   landschaft und entdecken Sie dabei, wie neue Technologien den Weg
                                                      Wegbereiter für Funk und Fernsehen                 54   in eine nachhaltige Kreislauf­wirtschaft ebnen. Das und noch viel mehr
                                                      StartHub Hessen: Let’s connect                     56   erwartet Sie im Magazin.
                                                      Publikationen                                      58
                                                                                                              Haben Sie Lust auf Neues? Dann sind Sie im Technologieland Hessen richtig.
    IM BLICK                                          TERMINKALENDER                                     59
    Science-Fiction für die Industrie                 Impressum                                          59   Tarek Al-Wazir
                                                                                                              Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen

2                                                                                                                                                                                             3
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IM FOKUS
                                          Digitalisierung der Produktionsdaten kann Prozesse
                                          optimieren – ein wichtiger Fortschritt, aber noch keine
                                          industrielle Revolution. Die Industrie 4.0 kommt erst,
                                          wenn Daten digital ausgewertet und, durch Algorithmen
                                          unterstützt, genutzt werden. Das kann auch der
                                          hessische Mittelstand.

                                                   Mit über 3.000 Beschäftigten ist Textilmaschinen­   gebe es zwei Hauptzielrichtungen: Zum einem die digitale
                                          bauer KARL MAYER aus Obertshausen kein typischer             Transformation durch Verbesserung der Prozesse. Zum
                                          Mittelständler. Qualitativ kann man die Gruppe aber          anderen die Entwicklung eigener digitaler Lösungen.
                                          als solchen sehen: Das Familienunternehmen agiert mit        Warum in einer neuen Firma? „Weil der Maschinenbau bei
                                          finanzieller Unabhängigkeit, setzt auf langfristiges und     Prozessen, Entwicklung oder Kompetenzen völlig ande­

PRODUKTION
                                          profitables Wachstum und ist geprägt von unternehmeri­
                                          schem Geist. Kein Wunder, dass auf der Webseite und in
                                          Verlautbarungen Anzüge und Business-Kostüme das Bild
                                          bestimmen und „Sie“ die übliche Anrede ist. Ganz anders

DER ZUKUNFT
                                          hingegen bei KM.ON – die 43 Beschäftigten werden mit
                                          Vornamen vorgestellt, tragen legere Kleidung und es wird
                                          geduzt. Start-up-Style, doch KM.ON ist der jüngste Spross
                                          des Traditionsunternehmens KARL MAYER. Hier arbeiten                    KI IN HESSEN
                                          keine Elektroingenieure und -ingenieurinnen oder Mecha­                 Das Zukunftszentrum für menschen­
                                          niker und Mechanikerinnen, sondern Menschen, die sich                   zentrierte KI in der Produktionsarbeit

    Werkstücke suchen selbstorganisiert
                                          mit Softwareentwicklung beschäftigen, mit maschinellem                  (ZuKIPro) bietet kostenfreien Beratung
                                          Lernen, Data Science oder Business Development. KM.ON                   sowie innovative Lehr- und Lernkonzepte
                                          wurde 2017 als Corporate Start-up „für die Entwicklung                  zur Qualifizierung in den Themen Digitali­

    ihre Maschinen
                                          eines Portfolios mit digitalen Lösungen gegründet. Ziel                 sierung und KI für KMU des produzieren­
                                          ist es, schnell und flexibel wahrnehmbaren Mehrwert für                 den Gewerbes und des Handwerks.
                                          die Kunden zu entwickeln.“                                              https://zukunftszentrum-hessen.de/
                                              „Digitalisierung ist seit mehr als fünf Jahren ein
                                          strategischer Fokus der Unternehmensgruppe“, sagt
                                          KM.ON-Geschäftsführerin Antonia Gottschalk. Dabei

4                                                                                                                                                              5
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IM FOKUS
                                                             erreichbar sind. „Drittens ist KM.ON Treiber für den Kom-
                                                             petenzaufbau der Entwicklung digitaler Lösungen inner-
    HESSISCHES KOMPETENZZENTRUM                              halb der Unternehmensgruppe. Zukünftig nimmt KM.ON
    Beim Mittelstand Digitalzentrum in                       auch neue Kunden innerhalb und außer­halb der textilen
    Darmstadt erhalten KMU kostenfreie                       Wertschöpfungskette in den Fokus.“
    Informationen über Chancen und Heraus­
    forderungen der Digitalisierung. Es hilft                Losgröße 1 und Predictive Maintenance
    mit Expertenwissen, Demonstrations­                      KARL MAYER und KM.ON sind ein Beispiel, wie sich ein
    zentren, Best-Practice-Beispielen sowie                  Traditionsunternehmen für die Produktion der Zukunft auf-
    Erfahrungsaustausch.                                     stellt. Digitalisierung verändert den Maschinenbau stark:                             „Digitalisierung ist seit mehr als
    https://kompetenzzentrum-darmstadt.                      Produktion kann auf völlig neue Art und Weise vernetzt
    digital/                                                 und gesteuert werden, wird modularer und flexibler bis zur                               fünf Jahren ein strategischer
                                                             Losgröße 1, der seriellen Fertigung individueller Produkte.                         Fokus der Unternehmensgruppe.“
                                                             Die Selbstverständlichkeit, mit der Endkundinnen und End-
                                                             kunden individuelle Kleidung, Schuhe oder Verpackungen                                         Antonia Gottschalk, Geschäftsführerin,
                                                             erhalten, treibt den digitalen Wandel bei Geschäftskun-
                                                                                                                                                                                           KM.ON GmbH
                                                             den. Sie benötigen dafür Maschinen, die immer schnel-
ren Gesetzmäßigkeiten unterliegt als digitale Lösungen“,     ler auf neue Produkte eingerichtet werden können oder
so Gottschalk. Die vollständige organisatorische Integra-    deren Wartungsintervalle besser planbar sind – Stichwort
tion in den Mutterkonzern hätte „die notwendigen Unter-      Predictive Maintenance. Das wird erst möglich durch Aus-
schiede und die Flexibilität des digitalen Business nicht    wertung von Prozess- und Maschinendaten. „Predictive          Eine schnelle, nicht-perfekte vorausschauende Wartung          fördert die Zusammenarbeit ungemein, z. B. kann man nun
hinreichend unterstützt.“ Eigenständig könne KM.ON           Main­tenance geht einen Schritt wei-                          ist innerhalb kürzester Zeit einsetzbar, und diese Daten       sehr schnell erkennen, wer objektiv zu viele Aufgaben hat
schneller Kompetenzen für digitale Lösungen aufbauen         ter als das klassische Condition Mo-                          und Erkenntnisse sind meist bereits ein großer Sprung“,        oder wer kollegiale Hilfe braucht, da er in Zeitverzug ist“,
und sich besser in der Gruppe und am Markt positionie-       nitoring, so dass Verschleißmuster,                           so Arnold.                                                     sagt Wachendorff. „Mithilfe unseres Aufgabenmanage-
ren. Momentan liegt der Fokus der Marktbearbeitung auf       Anomalien und Änderungen voraus-                                  Professor Wolfgang Wahlster leitete bis 2019 das Deut-     ments gelingt uns eine stabile und agile Unternehmens-
Kundschaft aus den eigenen Maschinenbaubereichen.            schauend erkannt werden können“,                              sche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)       führung, die schnell auf Veränderungen reagieren kann.“
Dort ist es der „wesentliche Treiber für digitale Lösungen   sagt Nils Arnold, CEO und Co-Foun-                            und führte mit Kollegen 2011 den Begriff Industrie 4.0         Wachendorff hat 2019 im Corporate Start-up VISUALYS
und das Industrial Internet of Things (IIoT)“. KM.ON ent-    der von ADTANCE aus Wald-Mi-                                  ein. Seiner Ansicht nach ist das eine Antwort auf gesell-      Kompetenzen zur Datenvisualisierung sowie -analyse kon-
wickelt dafür Lösungen, die von der Mutter als Basistech-    chelbach. „Von vielen Unternehmen                             schaftliche Megatrends wie Fachkräftemangel, alternde          zentriert. „Mit VISUALYS nutzen wir das Know-how der Wa-
nologie genutzt werden, beispielsweise eine Cloudinfra-      wird der Aufwand zur Schaffung der                            Gesellschaft oder zunehmende Volatilität der Märkte mit        chendorff-Gruppe und kombinieren dies mit dem Können
struktur. Außerdem wurden alle digitalen Lösungen für        Datenbasis zu hoch eingeschätzt                               steigenden Produktvarianten und sinkenden Losgrößen,           und Einfallsreichtum unserer Software-Entwicklung“, er-
die Kundschaft der KARL MAYER-Gruppe in eine Ober-           oder das nötige Know-how oder                                 die immer rascheres Umrüsten von Maschinen und Fab-            läutert Wachendorff die Hintergründe.
fläche integriert, so dass sie mit einem einzigen Zugang     Ressourcen sind nicht vorhanden.                              riken erfordert. Mit steigender Vernetzung und Digitali-          Durch Digitalisierung und Transparenz werden Netz-
                                                                                                                           sierung werden Geschäftsprozesse und Kommunikation             werkinnovationen sowie Adaption von Geschäftsmo-
                                                                                                                           komplexer, schneller, transparenter. Transparenz ermög-        dellen und Innovationen aus anderen Bereichen oder
                                                                                                                           licht Einbeziehung der Kundschaft in Entwicklungspro-          Branchen einfacher. Das erleichtert es KMU, Neuland zu
                                                                                                                           zesse. Damit weicht die traditionelle Rollenverteilung         betreten. Dabei wird es wichtig, Relevanz und Übertrag-
                                                                                                                           zwischen Auftraggebenden und Auftragnehmenden auf.             barkeit von Innovationen zu überprüfen. Können neue
                                                                                                                           Diese Entwicklung kann ein Risiko darstellen, wenn Un-
                                                                                                                           ternehmen es nicht schaffen, diese Veränderung zu ge-
                                                                                                                           stalten.

                  „Im Gegensatz zu früher sind Projekte und Aufgaben                                                      Völlig neue Erlösquellen
                                                                                                                           Sie kann auch große Chancen bieten, wenn das gesam-
                   jetzt für viele Beschäftigte einsehbarer, offener und                                                   melte Wissen zu neuen Erlösquellen führt, so wie KM.ON
                   überschaubarer. Diese Transparenz fördert die Zusam-                                                    das plant. Oder indem die eigene Produktion effizienter
                                                                                                                           und effektiver wird, wie bei Wachendorff Prozesstechnik
                   menarbeit ungemein, z. B. kann man nun sehr schnell                                                     in Geisenheim. Das Unternehmen ist vom Geschäftsfüh-                       DIGITALER ZWILLING AUS HESSEN

                   erkennen, wer objektiv zu viele Aufgaben hat oder                                                       renden Gesellschafter Robert Wachendorff auf eine agile                    Die 2020 gegründete IDTA-Allianz will von
                                                                                                                           Organisation umgestellt worden. Das helfe den Mitarbei-                    Frankfurt aus die Zukunft des Digitalen
                   wer kollegiale Hilfe braucht, da er in Zeitverzug ist.“                                                 tenden, Projekte und Aufgaben zu planen, abzuarbeiten                      Zwillings gestalten und Standards setzen.
                                                                                                                           und sich selbst zu organisieren. „Im Gegensatz zu früher                   https://industrialdigitaltwin.org/
                    Robert Wachendorff, Geschäftsführender Gesellschafter,
                                                                                                                           sind Projekte und Aufgaben jetzt für viele Beschäftigte ein-
                    Wachendorff Prozesstechnik GmbH & Co. KG                                                               sehbarer, offener und überschaubarer. Diese Transparenz

6                                                                                                                                                                                                                                                   7
PRODUKTION DER ZUKUNFT - SCIENCE-FICTION FÜR DIE INDUSTRIE Wie Zukunftsliteratur zu Innovationen inspiriert - Redaktions Netzwerk ...
IM FOKUS
                         „Ich finde es sehr wichtig, dass Unternehmen sich                                                  halb des Werkes autonom „sucht“ – unter Berücksichtigung       aktuell umgesetzte Fertigungssystem „ermöglicht eine
                          eine Digitalstrategie geben und dabei an ihre                                                      von Parametern wie Eignung der Maschine, Verfügbarkeit         durchgängige Überwachung und Nachvollziehbarkeit der
                                                                                                                             von Material sowie Einhaltung von Lieferfristen. Die zweite    Prozesse und Materialien während der gesamten Produk-
                          Kundschaft denken. Es geht nicht einfach nur                                                       Halbzeit von Industrie 4.0 nennt Professor Wahlster diesen     tion“, so Nicklas. Das erlaube hohe Transparenz in der Pro-

                          darum, die eigenen Produkte oder Prozesse                                                          Digitalisierungsschritt.                                       zesskette. Produkte kommunizieren direkt und individuell
                                                                                                                                                                                            mit Prozessstationen, das Produktionssystem sorgt dafür,
                          immer mehr und besser zu digitalisieren, sondern                                                   Die Zukunft ist schon Realität                                 dass benötigtes Material und zugehörige Informationen zur
                                                                                                                             Was nach Zukunft klingt, ist bei der Bender GmbH in            richtigen Zeit am richtigen Ort sind. „Unsere Vision ist eine
                          den Fokus auf die Kundschaft zu legen und zu                                                       Grünberg bereits Realität. An zwei deutschen Standorten        Produktionsumgebung, in der sich Maschinen, Logistikein-
                          schauen, was diese eigentlich will.“                                                               stellt sie Mess-, Schutz- und Überwachungssysteme für          richtungen und Produkte nahezu selbst organisieren und
                                                                                                                             Maschinen- und Anlagenbau, Elektro- und Hybridfahrzeu-         der Mensch ausschließlich in der Wertschöpfung tätig ist“,
                           Maria Christina Bienek, Geschäftsführerin,                                                        ge, Energieerzeugung und -verteilung, regenerative Ener-       fasst Nicklas zusammen. Um das vollständig umzusetzen,
                           SEF Smart Electronic Factory e. V.                                                                giegewinnung, die Gebäudetechnik und andere industri-          wird Bender in die Fertigung KI-Komponenten integrieren,
                                                                                                                             elle Bereiche her. „Wir fertigen alle Produkte gleichzeitig,   die Planungen dafür starten 2022. Das soll eine weitere
                                                                                                                             trotz hoher Produktvielfalt bei sehr unterschiedlicher Fer-    Steigerung der Wirtschaftlichkeit im Fertigungs- und Mon-
                                                                                                                             tigungskomplexität, mit möglichst kurzen Durchlaufzeiten       tageprozess bringen und sorgt durch die Umstellung auf
                                                                                                                             und niedrigen Lagerbeständen“, sagt der Bereichsleiter         modulare Produktion auch für eine schnellere Realisierung
                                                                                                                             Produktion Manfred Nicklas. Das seit 2013 geplante und         von Kundenanforderungen.
Geschäftsmodelle und -gelegenheiten Externen überlas-        warebasierte Lösungsansätze und deren Nutzen in einer
                                                                                                                                                                                                                                              // Martin Brust
sen werden oder müssen sie im eigenen Unternehmen            realen Produktionsumgebung anstatt auf einer Modell-
bleiben? „Ich finde es sehr wichtig, dass Unternehmen        plattform erleben und testen.
sich eine Digitalstrategie geben und dabei an ihre Kund-
schaft denken. Es geht nicht einfach nur darum, die ei-      Vertrauenswürdige Dateninfrastruktur
genen Produkte oder Prozesse immer mehr und besser           Digitalisierung bringt auch das Thema Datensicherheit und
zu digitalisieren, sondern den Fokus auf die Kundschaft      -hoheit mit sich. Für viele Geschäftsprozesse werden, durch
zu legen und zu schauen, was diese eigentlich will“, sagt    Corona und Homeoffice verstärkt, internetbasierte Clouds
Maria Christina Bienek, Geschäftsführerin des SEF Smart      und Plattformen genutzt. Initiativen wie GAIA-X, die eine
Electronic Factory e. V.; der Verein ging 2014 aus einem     vertrauenswürdige Dateninfrastruktur nach europäischen
Gemeinschaftsstand hessischer KMU aus Elektronik und         Sicherheitsstandards aufbauen will, sind ein Gegenmit-
Softwareentwicklung auf der Hannover Messe hervor.           tel gegen die mögliche Abhängigkeit von US-amerika-
„Die Idee war, als Informations- und Demonstrations-         nischen IT-Giganten wie Google oder Amazon. Bei der
plattform dem Mittelstand zu zeigen, was alles bereits       aus Darmstadt stammenden Plattform Adamos bündeln                                                                                          CHECK, BERATUNG UND
möglich ist in der digitalen Fabrik“, so Bienek. Heute ist   Weltmarktführer im Maschinen- und Anlagenbau ihr Know-                                                                                     ZUSCHUSS AUS HESSEN
die SEF als Evaluierungsumgebung in einer realen Elek-       how und setzen Standards für die digitale Produktion. Die                                                                                  Der DIGI-Check der Webseite von
tronikfabrik implementiert. Unternehmen können soft-         Plattform bietet ein offenes, herstellerneutrales und auf                                                                                  Technologieland Hessen ist ein umfassen-
                                                             führenden Technologien basierendes IoT-Umfeld. Längst            „Von vielen Unternehmen wird der                                         der Online-Test für Unternehmen zur
                                                             sind die führenden Handelnden der Industrie 4.0 über
                                                             die Digitalisierung der Produktionsdaten hinaus. Sie op-
                                                                                                                                Aufwand zur Schaffung der Daten-                                        Selbst­einschätzung ihres Digitalisie-
                                                                                                                                                                                                        rungs-Reifegrades. Er gibt Input und
                                                             timiert nur die eigenen Prozesse – ein stets notwendiger           basis zu hoch eingeschätzt oder                                         Empfehlungen sowie Informationen zu
                                                             Fortschritt, aber noch keine neue industrielle Revolution.
                                                             Industrie 4.0 kommt erst, wenn vorliegende Daten auch
                                                                                                                                das nötige Know-how oder                                                Anlaufstellen bezüglich Beratung und
                                                                                                                                                                                                        Förderung.
    HESSISCH BABBELN
    FÜR MASCHINEN                                            digital ausgewertet, und durch Algorithmen unterstützt,            Ressourcen sind nicht vorhanden.                                        https://www.technologieland-hessen.de/
                                                             genutzt werden. Erst dieser Schritt, in Kombination mit                                                                                    digitalisierung
    Beim VDMA wird eine gemeinsame                           dem verstärkten Einsatz von Sensoren und der direkten              Eine schnelle, nicht-perfekte vor-
    Sprache für alle Maschinen als offener                   Kommunikation von Maschinen in Echtzeit im Mobil-                  ausschauende Wartung ist inner-
    Schnittstellenstandard entwickelt:                       funkstandard 5G, macht wirklich neue Produktionsmodelle
    OPC UA ist eine zentrale Voraussetzung                   möglich. Dann sind kleine und kleinste Losgrößen, eine             halb kürzester Zeit einsetzbar, und
    für die erfolgreiche Einführung von                      Fehlertoleranz Null oder die chaotische Organisation der           diese Daten und Erkenntnisse sind
    Industrie 4.0 in die Produktion.                         Produktion mit einem Produktausstoß zwischen jährlich
    https://www.vdma.org/opcua                               einem Stück bis hin zu mehreren Zehntausend Exemplaren             meist bereits ein großer Sprung.“
                                                                                                                                                                                                              Kontakt
                                                             realisierbar. Ein nächster Schritt ist dann die selbstorgani-
                                                                                                                               Nils Arnold, CEO und Co-Founder,                                               Dr. Detlef Terzenbach | Innovationsunterstützung
                                                             sierte Produktionsflusssteuerung, bei der sich die jeweils                                                                                       Hessen Trade & Invest GmbH
                                                             anstehende Produktion die passenden Maschinen inner-              ADTANCE GmbH & Co. KG                                                          detlef.terzenbach@htai.de

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PRODUKTION DER ZUKUNFT - SCIENCE-FICTION FÜR DIE INDUSTRIE Wie Zukunftsliteratur zu Innovationen inspiriert - Redaktions Netzwerk ...
IM FOKUS
DIGITALISIERUNG
DER PRODUKTION
ERHÖHT PLANUNGS­
SICHERHEIT
UND LIEFERTREUE
Wenn Influencer auf YouTube oder in der Fernseh­         Jannick Enenkel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM).
werbung Kosmetik in die Kameras halten, schnellen bei
den Herstellern die Bestellungen in die Höhe. Und auch
bei der Seidel GmbH & Co. KG in Marburg bringt sich               Vor allem die hochwertigen Schraubverschlüsse           Primärverpackungen aus Aluminiumband zunächst in ihre
                                                         aus eloxiertem Aluminium machten das Marburger Unter­            vorgegebene Form (Tiefziehen). Danach werden die Roh-
die Produktionsplanung in Stellung. Denn sie fertigen    nehmen zum Marktführer in der Branche. Bis zu 1.000 pa-          linge auf Gestelle (Racks) gesteckt, um dann in unterschied­
die Primärverpackungen für fast alle Markenhersteller    rallele Fertigungsaufträge produziert es an zwei Standor-        lichen elektrolytischen Bädern (Eloxieren) ihre Oberfläche
                                                         ten in Mittelhessen. Eine große Herausforderung für die          zu erhalten. Farben, Formen und Oberflächenstruktur vari-
von Parfüm, Kosmetik und Color Cosmetics wie Mascara,    Fertigungsplanung war bisher, bei stark schwankenden             ieren dabei jeweils kundenindividuell. Anschließend folgen
Lippenstift sowie Eye- und Lipgloss — weltweit.          Auftragseingängen und -mengen verlässliche Lieferter-            die Montage mit Kunststoffteilen und die Versandverpa-
                                                         mine anzugeben. Die Ergebnisse aus dem Projekt „IPDU             ckung. Im Zentrum von IPDU standen die Produktionsan-
                                                         — Intelligente Produktionssteuerung im digitalisierten Un-       lagen für das Aluminium-Tiefziehen und Eloxieren. Zwar
                                                         ternehmen“, welches aus dem Landesprogramm LOEWE                 waren die Maschinen bereits weitgehend mit Sensoren aus-
                                                         gefördert wurde, sorgten für Abhilfe. Realisiert hat es          gestattet und hätten Daten über die aktuelle Produktion in
                                                         Professor Michael Guckert von der Technischen Hoch-              Echtzeit liefern können. Doch bisher nutzte die Fertigungs-
                                                         schule Mittelhessen, der zusammen mit Seidel und der             planung bei Seidel diese praktisch gar nicht. Es fehlten
                                                         Philipps-Universität Marburg eine Plattform für den Daten­       Daten­leitungen zu den Maschinen und eine Datenplattform,
                                                         austausch einrichtete sowie eine ganzheitliche Methode           um damit auch die Produktion zu steuern, zu optimieren
                                                         für eine datenbasierte Planung der Fertigungsprozesse            und zuverlässig Liefertermine zu berechnen. Die Planung
                                                         entwickelte. Rund 70 Stufenpressen bringen bei Seidel die        stützt sich auf Erfahrungswerte und bewährte Heuristiken.

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IM FOKUS
                                                                                                                          Rüstzeiten für Maschinen verkürzt und
                                                                                                                          Liefertreue nachhaltig erhöht
                                                                                                                          Für die Nutzung des kontinuierlich fließenden Daten­
                                                                                                                          stroms entwickelten die Forschenden für die App einen
                                                                                                                          Produktions­simulator, der die optimale Ausnutzung vor-
                                                                                                                          handener Ressourcen und die verlässliche Vorhersage
                                                                                                                          von Produktionsschritten gewährleistet. Dafür nutzten
                                                                                                                          sie eine graphbasierte Methode, mit der sie die einzelnen
                                                                                                                          Produktionsschritte und zeitlichen Abhängigkeiten erfass-
                                                                                                                          ten und damit den Produktionssimulator befähigten, für
                                                                                                                          jedes Ereignis der Produktion einen Eintrittszeitpunkt zu
                                                                                                                          berechnen oder über eine Wahrscheinlichkeitsverteilung
                                                                                                                          (Petri-Netz) abzuschätzen. Im Kern arbeiten Algorithmen
                                                                                                                          mit einer Auktionsmethode, um eingehende Bestellungen
                                                                                                                          in die Produktion so einzuplanen, dass bereits die Maschi-
                                                                                                                          nen und Produktionszeiten gebucht werden, auf denen
                                                                                                                          später produziert wird. Vor allem die volatilen Parameter
                                                                                                                          aus unerwarteten Störungen können durch die App nun
                                                                                                                          unmittelbar in die weitere Planung einfließen. „Änderun-
                                                                                                                          gen an einer Fertigungsstufe wirken sich auf alle anderen                 Prof. Dr. Michael Guckert (rechts) zusammen mit
          Digitale Anwendungen gemeinsam                                                                                  Stufen aus“, erklärt Professor Guckert. Bei dem Produk­          Hendrick Pöschl, Leiter der IT der Seidel GmbH & Co. KG.
                voranbringen — das Team von                                                                               tionssimulator bauten die Programmierenden zeitliche
        THM, Universität Marburg und Seidel.                                                                              Puffer ein, sodass Liefertermine auch mit gewöhnlichen
                                                                                                                          Störungen im Produk­tionsablauf nun besser gehalten wer-
                                                                                                                          den können. „Vor allem sorgt die Reihenfolgeplanung der
                                                                                                                          Bestellungen mit der Tablet-App dafür, dass Seidel die
                                                                                                                          Rüstzeiten für die Maschinen verkürzte und die Liefertreue
                                                                                                                          nachhaltig erhöht hat. Trotz der hohen Volatilität der Kun-
                                                                                                                          denaufträge hat sich die Maschinenauslastung kontinu-
                                                                                                                          ierlich auf über 80 Prozent eingependelt. Schwankungen
                                                                                                                          können redu­ziert werden.“
                                                                                                                                                                                                 Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 593/16-16)
                                                                                                                          KI überwacht Eloxieranlage und sorgt                                   wurde im Rahmen der Innovationsförde­
                                                                                                                          für Übersichtlichkeit                                                  rung Hessen aus Mitteln der „LOEWE —
Wesentliche Gründe dafür waren die heterogene IT-Land-       fessor Bernhard Seeger am Fachbereich Mathematik und         Ein weiterer Erfolgsfaktor für die Lieferzeitbestimmung und            Landes-Offensive zur Entwicklung
schaft aus einem Enterprise Resource Planning System (ERP)   Informatik der Philipps-Universität Marburg. Sie entwi-      Liefertreue schufen die Forscher mit einer neuen Überwa-               Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz,
und einem Manufacturing Execution System (MES) sowie         ckelten Adapter, die die Maschinen durch ein CEP-System      chungsanlage für die Eloxieranlagen. Bevor die Aluminium-              Förderlinie 3: KMU-Verbundvor­haben“,
bisher nicht vernetzte Maschinen. Damit war Seidel anfäl-    (Complex Event Processing) vernetzen, die Daten erfassen     teile in die verschiedenen Eloxierbäder getaucht werden,               gefördert. Weitere Informationen unter
lig für Störungen im Produktionsablauf. „Störungen der       und diese in Echtzeit zur Auswertung bereitstellen. In ei-   müssen sie in akkurater Weise auf die sogenannten Racks                www.innovationsfoerderung-hessen.de
Produktion sind der Normalfall bei allen produzierenden      nem weiteren Arbeitsprojekt entwickelten die Forscher ein    aufgesteckt werden. In der Vergangenheit sorgten falsch
Unternehmen“, berichtet Professor Michael Guckert. „Und      an das Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0, kurz RAMI    aufgesteckte Teile für Störungen und Ausschuss. Eine KI-
weil die Kunden zunehmend kleinere Losgrößen fordern         4.0, angelehntes Vorgehensmodell — das IPDU Framework.       basierte Kameratechnologie überwacht nun die Racks und
und damit die Störanfälligkeit in der Produktion zunimmt,    Das ist ein Schichtenmodell aus allen Datenquellen bei       die Aluteile, bevor sie in die Bäder abtauchen. Bei einem
müssen alle Unternehmensbereiche vom Auftragseingang         Seidel, die im neuen Planungswerkzeug zusammenlaufen.        Fehler wird der Prozess eingefroren, bis die Racks korrigiert
über die Produktion bis zur Auslieferung in einer nahtlos    Die Daten und Parameter aus ERP, MES sowie Maschinen-        sind. Dr. Andreas Ritzenhoff, Geschäftsführender Inhaber
digitalen Prozesskette verbunden werden.“                    daten in Echtzeit werden auf der neuen Plattform für den     von Seidel, resümiert: „Der durchschnittliche Durchsatz
                                                             Datenaustausch so aggregiert, dass sie gemeinsam in eine     der Racks in den Eloxieranlagen verbesserte sich bisher
Digitales Planungswerkzeug verarbeitet                       Anwendung einfließen können. Diese läuft auf einer Tablet-   um rund zehn Prozent. Das Datenmanagement und die neu                              Kontakt
                                                                                                                                                                                                             Renate Kirsch | Projektmanagerin
Maschinendaten in Echtzeit                                   App, über die die Planung von Seidel nun eine dynamische     gewonnenen Daten werden im MES-System in der Planung
                                                                                                                                                                                                             Innovationsförderung Hessen
Die Grundlagen für die produktspezifische Erfassung und      Produktionsplanung realisieren, die die Berechnung der       berücksichtigt und haben diese spürbar verbessert. Die                             HA Hessen Agentur GmbH
Verarbeitung von Maschinendaten legte das Team um Pro-       Lieferdaten zuverlässiger macht.                             Übersichtlichkeit hat nachhaltig zugenommen.“                                      renate.kirsch@hessen-agentur.de

                                                                                                                                                                     // Christian Gasche
12                                                                                                                                                                                                                                              13
PRODUKTION DER ZUKUNFT - SCIENCE-FICTION FÜR DIE INDUSTRIE Wie Zukunftsliteratur zu Innovationen inspiriert - Redaktions Netzwerk ...
IM FOKUS
                                                                                                           Sind Sie immer so schnell?                                   in Fitnessstudios, wo die Mechanik zur Höhenverstellung
                                                                                                           IH: Das Visier war eine große Veränderung, unsere norma-     Schutzabdeckungen haben muss. Es gibt viele Einsatz­
                                                                                                           len Produkte haben Lieferzeiten von vier bis sechs Wochen.   bereiche, die nischig erscheinen, aber attraktiv sind.

DIGITALISIERUNG
                                                                                                           Jetzt hatten wir einen Onlineshop erstellt und mussten
                                                                                                           binnen 24 Stunden ausliefern.                                Was haben Sie aus Entwicklung und Vermarktung des
                                                                                                           Simone Weinmann-Mang: Unsere Schutzabdeckungen               Visiers gelernt?
                                                                                                           sind B2B-Geschäft, die Visiere verkaufen wir an Endkun-      IH: Unsere Prozesse sind viel schneller geworden, und

DER PRODUKTION
                                                                                                           den – damit hatte niemand Erfahrung.                         die gemachten Erfahrungen können wir im Kerngeschäft
                                                                                                           Benedikt Himbert: Traditionell stehen Werkzeugmaschi-        nutzen. Als Familienunternehmen pflegen wir einen fami-
                                                                                                           nen wie Lasermaschinen bei uns im Mittelpunkt. Aber wir      liären Umgang mit dem Personal, das hilft, Innovationen
                                                                                                           versuchen immer, neue Anwendungsbereiche für unsere          zu fördern. Außerdem erlebten wir eine sehr gute, enge

UND DER PROZESSE
                                                                                                           Balgentechnik zu finden wie für MRT-Geräte in der Medi-      und schnelle Zusammenarbeit zwischen Produktion, Ver-
                                                                                                           zintechnik. Auch Nischenanwendungen wie Laufbänder           waltung und Entwicklung, die wir weiter fördern wollen.

     Die Produktion der Zukunft stellt Unternehmen
     vor viele Herausforder­ungen. Jedes löst diese
     individuell — so auch der Hersteller von Schutz-
     abdeckungen für Maschinen, Arno Arnold in
     Obertshausen, und der Mikromontage-Dienst-
     leister arteos in Seligenstadt und dessen
     Tochter siasys.

             Auf Initiative von Technologieland Hessen spre-
     chen Simone Weinmann-Mang, Geschäftsführerin von
     Arno Arnold, und Winfried Korb, Geschäftsführer von
     siasys und arteos über Digitalisierung, Künstliche Intel-
     ligenz und die Produktion der Zukunft. Mit am Tisch sit-
     zen Isabell und Dr. Benedikt Himbert — die Tochter von
     Simone Weinmann-Mang und ihr Mann sind die nächs-
     te Generation im Familienunternehmen. Isabell Himbert
     arbeitete zuvor beim Digitalkonzern Alphabet (Google).
     Ihre Erfahrungen dort treffen nun auf die Realität eines
     Herstellers von Schutzabdeckungen und Faltenbälgen
     für den Maschinenbau. Corona führte bei Arno Arnold zu
     einem Digitalisierungsschub in den Prozessen — und einem
     neuen Geschäftsmodell. Dabei trug ein analoges Produkt
     zu schnellen digitalen Prozessen bei.

     Wie kommt Arno Arnold dazu, außer Schutzabdeckun-
     gen auch Anti-Corona-Gesichtsvisiere herzustellen?
     Isabell Himbert: Das war die Idee eines Produktions­mit­
                                                                 Die Teilnehmenden an dem Gespräch,
     arbeiters. Das war noch in der frühen Phase der Pandemie,   von links nach rechts: Winfried Korb,
     als die heute überall erhältlichen OP- und FFP2-Masken      Simone Weinmann-Mang, Isabell Himbert,
     kaum verfügbar waren. Aus der Idee entstanden innerhalb     Dr. Svantje Hüwel, Dr. Benedikt Himbert
     von 48 Stunden ungefähr 15 Prototypen.

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PRODUKTION DER ZUKUNFT - SCIENCE-FICTION FÜR DIE INDUSTRIE Wie Zukunftsliteratur zu Innovationen inspiriert - Redaktions Netzwerk ...
IM FOKUS
BH: Auch Beschäftigte der Produktion sprechen offen Ver-       rungen hilft uns und dem Kunden dabei, gegenzusteuern.        das muss man berücksichtigen und die Bedenken durch
besserungspotenziale am Produkt an. Das ist ein sehr star-     Unsere daraus gewonnenen Kompetenzen in Sachen                Vertrauensbildung überwinden.
ker Innovationsantrieb für uns. Das neue Geschäft mit den      Künstlicher Intelligenz, Sensorik und Internet of Things      BH: Ohne Daten geht es absolut nicht. Wir haben allerdings
Visieren half uns, in der Pandemie-Krise die Beschäftigten     haben wir in der siasys zusammengeführt. So können wir        hier ein spezielles Problem, denn als Zulieferer haben wir
zu motivieren, Kurzarbeit zu verringern und die Stimmung       gezielter für unsere Kunden arbeiten.                         keinen Einfluss darauf, wo oder wie unsere Kunden Ma-
im Betrieb zu verbessern.                                                                                                    schinen für ihre Kunden aufstellen und vernetzen. Deshalb
                                                               Wie bearbeitet Arno Arnold das Thema Sensorik?                werden wir langfristig auf Systeme setzen, die wir gemein-
Herr Korb, wie gehen Sie mit siasys die                        SWM: Wir haben einen Faltenbalg entwickelt, der Auskunft      sam mit Kunden entwickeln. Es wird so sein, dass wir nicht
Digitalisier­ung an?                                           geben kann über sich selbst und seine Umwelt. Die Daten,      immer die Daten der Endkunden haben, bei denen Maschi-
Winfried Korb: Wir entwickeln zusammen mit Unternehmen         die hier gewonnen werden, lassen sich in das System der       nen mit unseren Abdeckungen in der Anwendung sind.
digitale und nachhaltige Geschäftsmodelle und setzen die-      Maschine oder das Produktionssystem einspeisen.               Aber in der oft langen Entwicklungsphase neuer Maschinen
se mit dem Kunden um. Es geht nicht nur darum, Produkti-       BH: Wir arbeiten an Angeboten zu Predictive Maintenance,      können wir Daten mit den Maschinenbauern austauschen
onsprozesse zu digitalisieren. Es geht bei uns immer um eine   also zur Vorhersage des Wartungsbedarfs unserer Schutz-       und unsere Produkte so weiterentwickeln.
dreistufige Herangehensweise: Daten detektieren, analy-        abdeckungen. Gemeinsam mit der TU Darmstadt hatten
sieren und damit Nutzen generieren. Siasys entstand 2017,      wir das LOEWE-Projekt SensoSchu, daraus ist das Produkt       Wie ist es möglich, die Datenhoheit zu behalten und
um für die Mutter arteos, einen Mikromontage-Dienstleis-       Connected Cover entstanden. Das ist kurz vor Marktreife,      sie dennoch für ein neues Geschäftsmodell zu teilen?
ter, prädiktives Monitoring zu entwickeln. In der Mikromon-    wir sind im Gespräch mit Kunden, um letzte Feinabstim-        WK: Natürlich können wir nicht mit Erkenntnissen aus ei-
tage ergibt jede kleine Abweichung große Veränderungen         mungen vorzunehmen.                                           nem Kundenprojekt zu deren Wettbewerbern gehen und
in der Produktqualität. Das frühzeitige Erkennen von Ände-                                                                   dort ähnliche Anlagen analysieren. Aber wir können unse-
                                                               Welche Herausforderungen entstehen in                         ren Algorithmus verbessern und damit bei anderen Kunden
                                                               der Zusammenarbeit mit Kunden?                                aus dessen analysierten Daten ein für ihn ganz neues und
                                                               IH: Es geht um die Daten: Können sie in die Maschinen-        auf ihn zugeschnittenes Geschäftsmodell entwickeln.
                                                               steuerung integriert werden oder braucht es eine eigene       BH: Das lässt sich vergleichen mit neuen Materialien, die wir
                                                               Analyseeinheit? Wer hat die Hoheit über die Daten? Das        für Abdeckungen entwickeln. Sie werden mitunter für ein
                                                               jeweils individuell für verschiedene Aufträge zu organisie-   Kundenprojekt exklusiv hergestellt, so dass wir sie ande-
                                                               ren, ist ein großer Aufwand.                                  ren Unternehmen nicht anbieten können. Aber wir lernen
                                                               BH: Die Maschinensteuerung ist von Kunde zu Kunde unter-      als Unternehmen aus dem Umgang mit neuen Materialien
                                                               schiedlich, das erzeugt hohen Individualisierungsaufwand.     oder Fasern und verbessern so unsere Kompetenzen. Das
                                                               Um diesen zu reduzieren, sind für den Datenaustausch          kommt unserer Innovationsfähigkeit zugute.
                                                               zwischen unterschiedlichen Maschinen und Software­
                                                               systemen einheitliche Schnittstellen notwendig. Es gibt       Was sind für Sie die größten Herausforderungen
                                                               Bestrebungen großer Hersteller in dieser Richtung, aber       durch Digitalisierung?
                                                               noch ist kein anerkannter Standard vorhanden, auf dessen      BH: Unsere Prozesse in Entwicklung, Fertigung und Ad-           Zukunft her. Die digitalen Technologien dafür sind vorhan-
                                                               Basis wir entwickeln können.                                  ministration in der nötigen Geschwindigkeit digital auf-        den, doch das Bewusstsein, neu heranzugehen, oft noch
                                                               SWM: Wir müssen auch immer den Kundennutzen im Blick          zustellen. Mit Investitionen, aktuell in Dokumentenma-          nicht. Aber das lässt sich lernen, jeder kann das.
                                                               behalten. Wir könnten viele Sensoren integrieren, aber        nagement- und ERP-Systeme oder eine QR-Code-basierte
                                                               die Frage ist: Was kostet es, wo ist der Nutzen für Kunden    Lagerhaltung, muss die Infrastruktur geschaffen werden.         Vielen Dank für das Gespräch!
                                                               und lohnt sich die zusätzliche Investition? Also müssen wir   IH: Genauso wichtig ist die interne Kommunikation mit
                                                                                                                                                                                                                                               // Martin Brust
                                                               Nischen finden, wo Daten bisher noch nicht erfasst werden     der Belegschaft, um gemeinsame Prozesse mit Kunden zu
                                                               und einen Nutzen bringen können. Nur dann sind Daten          gestalten und über die Unternehmensgrenze hinaus zu ent-
                                                               auch für uns als Zulieferer das Gold von morgen.              wickeln. Die sich daraus ergebenden Verantwortlichkeiten
                                                                                                                             und Aufgaben können Stress für die Belegschaft bedeuten.
                                                               Daten sind DAS heikle Thema bei der                           Da hilft Förderung und Training, die Leute mitnehmen und                     Kontakt
                                                               Digitalisierung, oder?                                        mitgestalten lassen. Als Unternehmensführung müssen wir                      Simone Weinmann-Mang | Generalbevollmächtigte
                                                               WK: Aber ohne sie geht es nicht. Wir brauchen die Daten       Zeit investieren, damit die Beschäftigten sich nicht verloren                Arno Arnold GmbH
                                                                                                                                                                                                          s.mang@arno-arnold.de
                                                               zum Lernen, um die Algorithmen weiterzuentwickeln. So         fühlen, denn sonst verliert das Unternehmen viel mehr.
                                                                                                                                                                                                          www.arno-arnold.de
                                                               beeinflussen auch äußere Bedingungen wie Hitze oder
                                                               Staub die Lebensdauer der Faltenbälge, also kann es sinn-     Und welche Chancen sehen Sie?                                                Winfried Korb | Geschäftsführer arteos GmbH
                                                               voll sein, diese Daten in den Algorithmus zu integrieren.     WK: Auf Daten aufbauend können Produktionsprozesse                           w.korb@arteos.com
                                                               Bei siasys verwalten wir Daten über eine Cloud-Plattform,     analysiert, optimiert, wirtschaftlicher und nachhaltiger                     www.arteos.com

                                                               über die wir Kunden oder Projektpartnern die Einblicke        werden, aber auch Geschäftsmodelle mit völlig neuem
                                                                                                                                                                                                          Dr. Svantje Hüwel | Projektleiterin Smart Production
                                                               geben können, die sie brauchen – aber nicht mehr. Viele       Mehrwert können entwickelt werden. Digitalisierung ist die                   Hessen Trade & Invest GmbH
                                                               Mittelständler haben Angst vor unberechtigten Zugriffen,      Chance, neu und anders zu denken, vom Kunden und der                         svantje.huewel@htai.de

16                                                                                                                                                                                                                                                          17
PRODUKTION DER ZUKUNFT - SCIENCE-FICTION FÜR DIE INDUSTRIE Wie Zukunftsliteratur zu Innovationen inspiriert - Redaktions Netzwerk ...
IM FOKUS
                                                           Praxisbeispiel: Hochregallager in
                                                              der Blechwarenfabrik Limburg
                                                                                                                                                      Tobias Frerichs ist seit 2021 als Experte für industri-
                                                                                                                                                       elle Produktion und Prozesse bei der VDI Zentrum
                                                                                                                                                       Ressourcen­effizienz GmbH beschäftigt. Er berät
                                                                                                                                                       kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Bereich
                                                                                                                                                       der ressourceneffizienten Produktion. Der Maschi-
                                                                                                                                                     nenbautechniker und Wirtschaftsingenieur hat zuvor
                                                                                                                                                 an der TU Ilmenau studiert. Dort war er auch als wissen-
                                                                                                                                           schaftlicher Assistent im Fachgebiet Nachhaltige Produktions-
                                                                                                                                           wirtschaft und Logistik tätig und beschäftigte sich insbeson­
                                                                                                                                           dere mit der automatisierten Optimierung und Digitalisierung
                                                                                                                                           von Produktions- und Logistikprozessen.

                                                                                                        Vorausschauende Wartung, optimierte Prozesse        der Einführung von KI-Anwendungen. Unter anderem
                                                                                               oder Produktverbesserungen — KI bietet vielfältige Ansätze   gestaltete es sich schwierig, die für die Anwendung von KI
                                                                                               für die Einsparung von Ressourcen. Ziel des Einsatzes von    notwendigen Daten in ausreichender Menge und Qualität
                                                                                               KI ist es, Aufgaben zu übernehmen, die für den Menschen      zu erheben. Hinzu kam, dass innerhalb der Belegschaft
                                                                                               zu komplex, langwierig oder gefährlich sind, und dadurch     oft das notwendige Know-how fehlte, wodurch der Imple-
                                                                                               neue Optimierungspotenziale zu erschließen.                  mentierungsaufwand für die Unternehmen stark stieg. Um
                                                                                                                                                            dieser Herausforderung zu begegnen, setzten 60 Prozent
                                                                                               Kosten- und Materialeinsparungen                             der Unternehmen auf externe Unterstützung. Dabei wur-
                                                                                               Gemäß einer aktuellen Studie des VDI Zentrums Ressourcen­    den in vielen Fällen die KI-Anwendungen in Kooperation
                                                                                               effizienz (VDI ZRE) setzen bereits rund 42 Prozent der be-   mit externen Partnerinnen und Partnern entwickelt oder
                                                                                               fragten Unternehmen KI-Anwendungen ein. Das zentrale         gänzlich von externen Quellen bezogen. Zusätzlich haben
                                                                                               Motiv für den Einsatz von KI war für die Unternehmen die     viele Unternehmen interne KI-Teams gebildet, die gezielt
                                                                                               Einsparung von Kosten. Lediglich rund 13 Prozent setzen      für den Einsatz von KI geschult wurden.
                                                                                               sie derzeit zur Steigerung der Ressourceneffizienz ein.         Weitere Informationen zum Einsatz von KI einschließ-

            MIT KÜNSTLICHER
                                                                                               Das höchste Einsparpotenzial bei der Anwendung von KI        lich Praxisbeispielen und Anwendungsszenarien können
                                                                                               sehen die Unternehmen beim Verbrauch von Material (92        in der kostenlosen Studie „Potenziale der schwachen

          INTELLIGENZ ZU MEHR
                                                                                               Prozent), gefolgt von Energie (90 Prozent). Dies spiegelt    künstlichen Intelligenz für die betriebliche Ressourcen­
                                                                                               sich auch in der Planung für künftige KI-Anwendungen         effizienz“ des VDI ZRE nachgelesen werden. Beauftragt
                                                                                               seitens der Unternehmen wider. So planen Unternehmen,        und betreut wurde die Studie vom VDI ZRE. Das Kompe-

         RESSOURCENEFFIZIENZ
                                                                                               zukünftig KI-Anwendungen etwa doppelt so häufig zur          tenzzentrum arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums
                                                                                               Einsparung von Material und Energie einzusetzen als bis-     für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU).
                                                                                               her üblich.                                                  Durchgeführt wurde die Studie von der Deloitte Consul-
                                                                                                   Ein Beispiel aus der Studie ist die Blechwarenfabrik     ting GmbH — Analytics & Cognitive sowie dem Fraunhofer-
       Der Klimawandel und die Anpassung an dessen Folgen stellt                               Limburg GmbH, die KI zur Verbesserung ihrer Lagerver-        Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA.
         für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine transformative                          waltung und zur Kürzung ihrer Transportwege nutzt. Die       Die Studie steht zum Download bereit unter:
                                                                                               Ware besitzt keinen festen Lagerplatz. Vielmehr wird der     www.ressource-deutschland.de.
        Herausforderung dar. Viele Unternehmen befassen sich mit                               Ware ein geometrisch passender Lagerplatz zugewiesen.
        der Notwendigkeit, einen positiven Beitrag zum Erreichen                               Hierdurch kann mehr Ware auf gleicher Fläche gelagert
                                                                                                                                                                                                 // Tobias Frerichs, VDI ZRE

       der Klimaziele zu leisten und in diesem Zusammenhang auch                               werden. Dies reduziert somit den Flächenbedarf im La-
                                                                                               ger. Die KI unterstützt anschließend dabei, die Transport-
        techno­logische Innovationen einzusetzen. Der Einsatz von                              strecken für die Einlagerung bzw. Entnahme der Ware aus                          Kontakt
                                                                                                                                                                                Dr. Felix Kaup | Projektleiter
     künst­licher Intelligenz (KI) zur Steigerung von Ressourceneffizienz                      dem Hochregallager zu optimieren. Die so ermittelten                             Ressourceneffizienz & Umwelttechnologien
         in Unter­nehmen leistet dabei einen wichtigen Beitrag auf                             Fahrtstrecken werden an die fahrerlosen Transportsyste-                          Hessen Trade & Invest GmbH
                                                                                               me übermittelt, welche den Transportauftrag ausführen.                           felix.kaup@htai.de
               dem Weg zu einer ökologisch nachhaltigen und
                technologisch zukunfts­weisenden Wirtschaft.                                   Hemmnisse und Treiber beim Einsatz von KI
                                                                                                                                                                                Tobias Frerichs | Wissenschaftlicher
                                                                                                                                                                                Mitarbeiter
                                                                                               In der genannten Studie des VDI ZRE berichten die be-                            VDI Zentrum Ressourceneffizienz
                                                                                               fragten Unternehmen auch von Herausforderungen bei                               frerichs@vdi.de

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VISION
BIOFABRIK

                                                                                                                                                                                                                                                    IM LABOR
Die nachwachsende Zukunft

In der Biofabrik von morgen ent­stehen
Chemikalien, Kosmetika oder Getränke
aus nachwachsenden Rohstoffen. Aber
nicht nur das: Auch Produktionsprozesse
und Energie­gewinnung sind komplett
biobasiert. Alles noch Zukunfts­musik?
Ein Streifzug durch die deutsche
Biotech-Landschaft der Gegenwart.

                                                                                                                            Fischfutter aus Algen
       Klimawandel, Rohstoffknappheit und die Verschmut-      wären biobasiert, auch die Verarbeitung und die Ener-         Als echtes Flaggschiff der deutschen Biotechnologie gilt   säuren EPA und DHA direkt aus dem speziell entwickelten
zung natürlicher Lebensräume führen der Menschheit vor        giegewinnung. Produktionsreste und Nebenströme wür-           der Spezialchemiehersteller Evonik. Durch die Fermenta­    Mikroalgenstamm Schizochytrium sp. zu gewinnen. So
Augen, dass unser lineares Wirtschaftssystem keine Zu-        den vollkommen verwertet, Abfall wäre ein Wort aus der        tion nachwachsender Rohstoffe stellt das Essener Unter-    soll eine einzige Tonne des industriell gefertigten Algen­
kunft hat. Viele Fachleute sind sich längst einig, dass wir   Vergangenheit.                                                nehmen biologische Zusatzstoffe für Tiernahrung her.       öls rund 60 Tonnen wild gefangenen Fisch ersetzen.
dringend einen anderen Umgang mit Ressourcen brau-               Für die Idee der Biofabrik sind zwei Technologien          Unter anderem haben die Biotech-Spezialisten gemein-           „Durch unser neues Algenöl-Werk in Nebraska kön-
chen. Einen, der nicht auf Verschwendung basiert, sondern     entscheidend. Zum einen die Bioraffinerie, die nach-          sam mit dem niederländischen Chemiekonzern DSM ein         nen wir den weltweiten Bedarf von Lachsfarmen zu rund
auf nachwachsenden Rohstoffen und Kreislaufwirtschaft.        wachsende Rohstoffe in industriell verwertbare Grund-         spezielles Algenöl für die Lachszucht entwickelt.          15 Prozent decken“, erklärt Professor Stefan Buchholz,
   Auch die deutsche Bundesregierung hat die Notwen-          bausteine und Basischemikalien zerlegt. Zum anderen              Für Lachse ist es wichtig, ausreichend Omega-3-Fett-    Senior Vice President R & D Nutrition & Care bei Evonik.
digkeit für ein radikales Umdenken erkannt: 2020 ver-         die sogenannte Biotransformation, bei der Enzyme und          säuren aufzunehmen. Das tun sie, indem sie kleinere        „Damit machen wir pro Jahr den Fang von 1,2 Millio-
abschiedete das Kabinett eine nationale Bioökonomie-          Mikroorganismen einfache pflanzliche Ausgangsstoffe           Fische wie Sprotten oder Heringe fressen. In Aquakultu-    nen Tonnen Wildfisch überflüssig und wirken der Über­
strategie, die den Weg in eine nachwachsende Zukunft          zu komplexen Chemie-Bausteinen verknüpfen. Kommt              ren erhalten Lachse deshalb als Futterergänzung ein Öl     fischung der Ozeane entgegen.“
skizziert. Doch wie könnte sie aussehen, die biobasierte      die Energie dafür aus einem Biomassekraftwerk, wäre die       aus wild gefangenen Fischen. Laut Evonik werden jedes
Öko-Ökonomie von morgen?                                      vollkommen biobasierte Fabrik bereits Realität.               Jahr rund 16 Millionen Tonnen Wildfisch allein dafür ge-   Optimierte Enzyme
   In ihrem Zentrum steht wahrscheinlich eine völlig neue        Was für viele nach Zukunftsmusik klingt, ist in Wahrheit   fangen, um Futterzusatz für Kulturfische herzustellen.     Wenn es darum geht, Fermentationsprozesse wie die von
Art von Produktionsstätte: die Biofabrik, in der Holz, Gras   nicht mehr weit entfernt. Schon heute gibt es zahlreiche      Aber das könnte bald ein Ende haben.                       Evonik noch ertragreicher zu machen, kommen Enzym-
oder andere Naturstoffe zu nachhaltigen Produkten wer-        Firmen in Hessen und ganz Deutschland, die das Konzept           Über ein innovatives Fermentationsverfahren ist es      Optimierer wie die Leipziger Firma c-Lecta ins Spiel. Seit
den. Aber nicht nur Ausgangsmaterial und Endprodukt           Biofabrik bereits in Teilen erahnen lassen.                   Evonik möglich, die beiden benötigten Omega-3-Fett-        2004 betreibt das Unternehmen sogenanntes Enzym-

20                                                                                                                                                                                                                                            21
wird als zertifizierter Dünger auf die eigenen Wiesen aus-     „Besonders die Lebensmittel­
     Ein Blick auf die Biofabrik der Zukunft                                                                                      gefahren. Ein geschlossener Verwertungskreislauf.
                                                                                                                                  Dass sich natürliche Reststoffe gewinnbringend nutzen las-
                                                                                                                                                                                                   industrie weist viele ungenutz-
                                                                                                                                  sen, hat auch der finnische Forst- und Papier­konzern UPM        te Nebenströme auf. Wenn
                                                                                                                                  erkannt. In einer neuen Bioraffinerie in Sachsen-Anhalt, die
     Kraftstoffherstellung                                                                                                        Ende 2022 mit der Produktion starten soll, zerlegt das Un-       biotechnologische Verfahren
 mit Strom und Mikroben
                                                                                                                                  ternehmen Holzreste, die bei der Pflege von nachhaltig be-       in Zukunft dabei helfen, sie zu
                                                                                                                                  wirtschafteten Laubwäldern anfallen, in Zucker und Lignin.
                                                                                                                                     Aus dem Zucker gewinnt UPM unter anderem den                  nutzen statt zu verschwenden,

                                                                                                                                                                                                                                                                   IM LABOR
        Chemikalien                                                                                                               zweiwertigen Alkohol Ethylenglycol, der zu Polyester und         wäre das ein
                                                                    CO2
                                                                                CO2
           aus Holz                                           CO2
                                                                                                                                  PET werden kann. Das Makromolekül Lignin, das Bäumen
                                                                                                                                                                                                   Gewinn für alle.“
                                                                          CO2
                                                                                      CO2
                                                                                                                                  ihre natürliche Stabilität verleiht, lässt sich für holzba-
                                                                                                                                  sierte Harze, Klebstoffe und als funktionaler Füllstoff für
                                                                                                                                                                                                  Dr. Martin Rühl,
                                                                                                                                  Gummiprodukte einsetzen. „Wir nutzen alles, was unser
                                                                                                                                  Holz zu bieten hat“, sagt Dr. Michael Duetsch, Vice Pre-        Projektleiter, LOEWE
                                                                                                                                                                                                  AROMAplus
                                                                                                    L

                                                                                                                                  sident Biochemicals Business bei UPM. Ein Vorsatz, der
                                                                                                            L
                                                                                                                L
                                                                                                        L

     Limo aus Trester
                                                                                                                                  auch für die Energiegewinnung gilt: „Was wir nicht verar-
          und Pilzen
                                                                                                                                  beiten können, wird energetisch genutzt.“
                                                                                                                                     Dass Lignin sehr viel mehr als ein Abfallprodukt ist,
                                                                                                                                  macht sich auch das Hamburger Biotech-Start-up Ligno-
                                                                                                                                  Pure zunutze. Seit 2019 befasst sich das junge Unterneh-
                                                                                                                                  men damit, den natürlichen Stabilisator für Produkte des
                                                                                                                                  täglichen Gebrauchs aufzubereiten. Richtig verarbeitet,        Die Mini-Biofabrik
      Kunststoff aus Gras
                                                                                                                                  lässt sich Lignin als eine Art Pflanzenplastik verwenden,      Zerlegen, umwandeln, veredeln, verstromen: Der kalei-
                                                                                                                                  das schädliche Kunststoffe auf Erdölbasis ersetzen kann.       doskopische Blick auf die heutige Biotech-Landschaft lässt
                                                                                                                                  Möglichkeiten gibt es dafür viele, etwa in der Kosmetik-,      die Biofabrik der Zukunft zum Greifen nah erscheinen. Die
      In der Biofabrik werden biobasierte Rohstoffe in ihre           weiterverarbeitet werden. Werden Trester mit bestimmten
                                                                                                                                  Nahrungs- und Textilindustrie.                                 gezielte Verwertung biobasierter Reststoffe führt vor, wie
      Bestandteile zerlegt, umgewandelt und veredelt: Mit der         Pilzen fermentiert, entstehen interessante Aromen, aus
      Energie aus Wind- und Solaranlagen werden elektro-              denen sich Limonaden ohne Zusatz künstlicher Aromen                                                                        Abfälle genutzt und Kreisläufe geschlossen werden können.
      sensible Mikroorganismen in einer Brennstoffzelle unter         brauen lassen. Aus herausgelösten Zellulosefasern und                                                                      Gleichzeitig eröffnen optimierte Enzyme fast täglich neue
      Strom gesetzt, um Kraftstoff und Chemikalien aus CO2            Kunststoffrezyklat entsteht hochwertiges Granulat für die                                                                  Möglichkeiten der Verarbeitung. Alle Technologien sind
      herzustellen. Aus entrindeten und zerkleinerten Holz wird       Produktion verschiedener Kunststoffprodukte.                                                                               vorhanden und greifen bereits teilweise ineinander. Jetzt
      Lignin und Zucker, die zu Füllstoff oder Chemikalien
                                                                                                                                                                                                 müssen sie nur noch unter einem Dach zusammenfinden.
                                                                                                                                                                                                    Wie das aussehen könnte, demonstriert das hessische
                                                                                                                                                                                                 LOEWE-Förderprojekt „AROMAplus“, an dem die Hoch-
Engineering. Dabei werden Enzyme nach dem Zufalls­                    Treibhausgas Kohlendioxid als Rohstoff nutzt, würde die                                                                    schule Geisenheim, die Justus-Liebig-Universität Gießen
prinzip so lange verändert, bis sie organisches Material              Elektrobiosynthese eine gezielte Dekarbonisierung der          Das Technologieland Hessen begleitet                        und das Frankfurter DECHEMA-Institut beteiligt sind. Im
in gewünschter Weise umwandeln. Ein Prozess, der der                  Atmosphäre ermöglichen. Wirklich nachhaltig wäre die           das Thema Bioökonomie seit vielen Jahren.                   Miniaturformat spielen die Forschenden hier den kom-
natürlichen Evolution nachempfunden ist.                              Technologie allerdings erst, wenn der benötigte Strom          Mit der Reihe Bio. Innovation. Stärken.                     pletten Herstellungsprozess einer Biofabrik durch, vom
   Designer-Enzyme wie die von c-Lecta bieten der In-                 aus erneuerbaren Quellen stammt. Und wie das geht,             veranstaltet die Hessen Trade and Invest GmbH               biobasierten Reststoff bis zum Endprodukt.
dustrie ein breites Anwendungsspektrum, von gesünde-                  weiß kaum jemand besser als die Biowert Industrie GmbH.        regelmäßig Vorträge und Thementage —                           Konkret wollen sie natürliche Aromen gewinnen, in-
ren Lebensmitteln bis zu wirksameren Medikamenten.                                                                                   in der Ver­gangenheit unter anderem zu den                  dem sie den Stoffwechsel von Mikroorganismen wie
Da wundert es nicht, dass zu den Kunden von c-Lecta                   Abfall? Welcher Abfall?                                        Bereichen Biobasiertes Bauen, Rohstoff­­quellen             Hefen verändern oder Speisepilze auf Nebenströmen der
mittlerweile auch die ganz großen Namen zählen: BASF,                 In einer Bioraffinerie im südhessischen Brensbach verar-       der Zukunft und Nachhaltige Verpackungen.                   Lebensmittelindustrie kultivieren. Ausgangsmaterial sind
Henkel — und eben Evonik.                                             beitet Biowert besonders zellulosehaltiges Wiesengras          Das erklärte Ziel ist es dabei, Unternehmen                 Pflanzenreste aus dem Wein- und Johannisbeeranbau.
   Einen etwas anderen Biotech-Ansatz verfolgt die Tech-              zu Industriegütern und Öko-Strom. Die mechanisch her-          gezielt zu informieren, zu beraten und zu                   „Auf diese Weise produzierte, nachhaltige Aromastoffe
nische Hochschule Mittelhessen. Mittels enzymatischer                 ausgelösten Zellulosefasern werden mit recycelten oder         vernetzen und damit ihre Innovationen zu                    könnten irgendwann ihre künstlichen Vertreter ersetzen“,
und mikrobieller Elektrosynthese wollen die Forschenden               biobasierten Kunststoffen zu Pellets kombiniert, die sich      unterstützen. Alle bisherigen und kommenden                 erläutert Projektleiter Dr. Martin Rühl. Es sei bereits ge-
elektroaktive Mikroorganismen dazu bringen, aus klima-                zu Kugelschreibern, Kleiderbügeln oder Stapelkisten ver-       Ver­­an­s taltungen zum Thema Bio­öko­nomie                 lungen, eine Bio-Limonade mit Waldbeerennote zu brau-
schädlichem CO2 wertvolle Moleküle zu bauen. Das ge-                  arbeiten lassen.                                                                      finden sich im Internet              en. Ein erster Vorgeschmack auf die Zukunft, sozusagen.
schieht, wenn die Mikroben in einer Brennstoffzelle unter                Der Strom für die Grasraffinerie entsteht in einer an-                             unter
                                                                                                                                                                                                                          // Denis Mohr, Elena Friedrich, SCRIPT
Strom gesetzt werden. Die Mikroorganismen nutzen die                  gegliederten Biogasanlage. Aus unterschiedlichen orga-                                www.technologieland-
Elektronen für Synthesereaktionen, aus denen hochwerti-               nischen Verarbeitungsresten erzeugt das Unternehmen                                   hessen.de/
ge Chemikalien und Kraftstoffe entstehen können.                      hier eine elektrische Leistung von 1,4 Megawatt und                                   bioinnovationen-                                            Kontakt
                                                                                                                                                                                                                        Dr. Hendrik Pollmann | Projektmanager
   Ist das Verfahren einmal ausgereift, könnte es einen               nutzbare Abwärme. Zugleich liefern die Gärreste der An-                               veranstaltung
                                                                                                                                                                                                                        Life Sciences & Bioökonomie
wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Indem sie das             lage neues Prozesswasser. Was dann noch übrigbleibt,                                                                                              Hessen Trade & Invest GmbH
                                                                                                                                                                                                                        hendrik.pollmann@htai.de

22                                                                                                                                                                                                                                                           23
Die Mixtur macht´s: Kevin Klier am Planeten-
                                                                                                   dissolver. Das Gerät arbeitet ähnlich wie eine
                                                                                                   Küchenmaschine. Er verrührt mit Drehzahlen
                                                                                                   von bis zu 2.000 U/Minute ein Basismaterial,
                                                                                                   hinzugefügte Partikel und Füllstoffe.

                                                                                                                „In enger Kooperation mit dem

                                                                                                                                                                                                                             IM LABOR
                                                                                                           Anwendungszentrum entwickeln wir                                                  schaltbare Folie ihre Farbe
                                                                                                                                                                                             wechseln können. Bauteile,
                                                                                                                neue Produkte und Funktionen,                                                die gezielt Wärme ableiten
                                                                                                                                                                                             oder durch die Ausnutzung
                                                                                                              welche Lösungen auf die Fragen                                                 von Temperaturdifferenzen
                                                                                                                                                                                             elektrischen Strom für die
                                                                                                             unserer Zeit liefern. Insbesondere                                              Sensoren in Autos erzeugen.
                                                                                                                                                                                             In einem Arbeitsgang produ-
                                                                                                              geht es um Nachhaltigkeit sowie                                                zierte, funktionale Bauteile,
                                                                                                                                                                                             die normalerweise aus meh-
                                                                                                            Ressourcen­schonung. Wir schätzen                                                reren Modulen zusammen-
                                                                                                                                                                                             gefügt werden: All das sind
                                                                                                                   dabei nicht nur die Nähe des                                              nicht nur Visionen, sondern
                                                                                                                                                                                             auch Beispiele, die entweder
                                                                                                            Anwendungszentrums zu unserem

EINE SCHMIEDE
                                                                                                                                                                                             schon im Markt sind, im
                                                                                                                                                                                             Labor funktionieren oder zu-
                                                                                                        Produktionsalltag und seine Flexibilität,                                            mindest theoretisch mach-
                                                                                                                                                                                             bar sind. Das am Fachgebiet
                                                                                                             sondern auch die Kompetenz und

FÜR MULTITALENTE
                                                                                                                                                                                             Kunststofftechnik des Insti-
                                                                                                                                                                                             tuts für Werkstofftechnik der
                                                                                                            Zuverlässigkeit seiner Mitarbeiter.“                                             Universität Kassel beheima-
                                                                                                                                                                                             tete    Anwendungszentrum
                                                                                                                                       Dr. Thorsten Siodla, Managing Director                soll unter anderem Produkt­
                                                                                                                                                                                             ideen aus der Theorie in den
                                                                                                                         Technoform Caprano + Brunnhofer GmbH, Kassel
                                                                                                                                                                                             Markt überführen. „Gemein-
Anwendungszentrum funktionenintegrierende                                                                                                                                                    sam mit Unternehmen wer-

Kunststofftechnik (UNIfipp) in Kassel gestartet
                                                                                                         Gegenüber anderen Werkstoffen bringen Kunststoffe den innovative Ideen und Ansätze entwickelt und in der
                                                                                                  den Vorteil, besonders leicht und gleichzeitig robust zu Folge mit der zur Verfügung stehenden umfangreichen
                                                                                                  sein. Das prädestiniert sie beispielsweise für den Einsatz (Labor-) Ausstattung in Kooperation umgesetzt“, erklärt
                                                                                                  beim Bau von Elektroautos, bei denen eingespartes Ge- Projektingenieur Karsten Erdmann, Manager des Kunst-
Kunststoffe sind besser als ihr Ruf. Durch ihre   Klein- und mittelständische Unternehmen         wicht mehr Reichweite bedeutet. „Die funktionenintegrie- stoff Clusters Nordhessen. Mit der neuen Maschinen-
vielfältigen Einsatzmöglichkeiten beflügeln       (KMU) unterstützt werden. Für die kooperative   rende Kunststofftechnik ermöglicht durch die vielfältigen und Laborausstattung kann das Anwendungszentrum die
sie Unternehmen, innovative Produkte zu           Erweiterung des Anwendungszentrums plant        Eigenschaften die Substitution von ‚gewichtigeren‘ Materia- gesamte Fertigungskette vom Rohmaterial bis zum End-
entwickeln und neue Märkte zu erobern — sei       das Hessische Ministerium für Wissenschaft      lien und liefert so wichtige Beiträge zum Leichtbau“, erklärt produkt abbilden. Das geschieht auch mit Simulations-
es in dem für die Auto- und Flugzeugindustrie     und Kunst (HMWK) in 2021 rund 1,8 Millionen     Michael Hartung, Geschäftsführer des Anwendungszent- werkzeugen. Das wissenschaftliche und technische Per-
so wichtigen Leichtbau, der Medizin- oder         Euro aus Mitteln des Euro­päischen Fonds für    rums. Zusätzliche Eigenschaften müssen Wissenschaftler sonal des Instituts arbeitet bereits seit Jahren erfolgreich
                                                                                                  den Polymeren aber erst „beibringen“: Das geschieht mit mit namhaften hessischen Unternehmen zusammen.
der Elektrotechnik-Sparte. Mit dem neuen          Regionale Entwicklung (EFRE) und aus dem
                                                                                                  ausgeklügelten Mixturen, durch Schichtsysteme, die Zu-
Anwendungszentrum funktionenintegrierende         Innovations- und Strukturentwicklungsbudget
                                                                                                  gabe von Füllstoffen, Fasern und Additiven sowie durch Erstes Projekt auf der Erfolgsspur
Kunststofftechnik (UNIfipp) startet in Kassel     zu investieren. Weitere EFRE-Mittel in Höhe
                                                                                                  unterschiedliche Verarbeitungs- und Prozesstechniken.         In einer Halle verfolgen die wissenschaftlichen Mitarbei-
dank der Anschubfinanzierung durch das            von rund 0,5 Millionen Euro wurden bereits         Die Mehrwerte solch zusätz­licher Eigenschaften sind ter Christian Kahl und Kevin Klier, wie hinter der Scheibe
Land Hessen eine Schmiede für diese               2019 und 2020 zum Aufbau und zur Finanzie-      vielfältig: Panoramadächer und Scheiben aus Kunst- eines kürzlich gelieferten 3D-Druckers Schicht um Schicht
„Multitalente“. Durch die Verzahnung von          rung der ersten Betriebsphase des Zentrums      stoff, die sich selbsttätig abdunkeln, robuste Kunststoff­ ein Zahnrad in die Höhe wächst. Das ist nur ein Testlauf,
Wissenschaft und Industrie sollen vor allem       an die Universität Kassel vergeben.             displays, die durch eine mehrschichtige, elektrisch der Drucker kann Strukturen aufbauen, die mit klassischen

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