PROFONDO - Ghelma AG Spezialtiefbau

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PROFONDO - Ghelma AG Spezialtiefbau
M A G A Z I N   2 0 2 1

PROFONDO
PROFONDO - Ghelma AG Spezialtiefbau
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E D I T O R I A L

          DAS SIND WIR – PROFONDO

                        Liebe Leserinnen und Leser

Die Vision der Ghelma AG Spezialtiefbau (kurz GSTB) ist es, die modernste,
     innovativste und effizienteste Firma der Branche zu sein. Um dies
   zu erreichen, geben wir jeden Tag «Vollgas». Unser Erfolgsgeheimnis?
 Ein Ergebnis verschiedener Faktoren: Wir setzen auf Qualität, Innovation
    und Flexibilität. Die Flexibilität betrifft nicht nur das Tagesgeschäft,
sondern auch Entscheidungen. Wenn ich von einer Idee überzeugt bin, dann
       setzen wir sie innerhalb kürzester Zeit um. So wie unser neues
               Kommunikationsinstrument – das «Profondo».

 Ich freue mich, euch die erste Ausgabe unseres Magazins zu präsentieren.
«Profondo» verspricht einen vertieften Einblick in unsere tägliche Arbeit und
  erscheint jährlich. Der Name «Profondo» ist einerseits eine Hommage an
 meine italienischen Wurzeln und hebt auf der anderen Seite den Tiefgang
 unserer Arbeit im Spezialtiefbau hervor (Profondita = Tiefe). Das Magazin
  zeigt die Vielfalt und die Lebendigkeit unseres Betriebs in eindrücklicher
                      Weise. Darauf bin ich überaus stolz!

 Hinter unserem Erfolg stehen Menschen. Es ist mir ein grosses Anliegen,
     an dieser Stelle unseren langjährigen Partnern und Mitarbeitenden
für die Treue und das Vertrauen zu danken. Bis jetzt durften wir auch wäh-
  rend der Corona-Pandemie immer «Vollgas» geben, worüber ich ausser-
  ordentlich froh bin. Dies verdanken wir dem Einsatz unserer Belegschaft
und dem Fakt, dass alle darauf achten, die Regeln einzuhalten. Dies ist nur
     mit einem unschlagbaren Team und den besten Partnern machbar.

               Viel Vergnügen beim Lesen und bleibt gesund.

                             Christian Ghelma
                              CEO / Inhaber

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Ü B E R B L I C K

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                                                         INHALT
                                                         EDITORIAL, 1                            FORSCHUNG & ENTWICKLUNG, 14 –17
                                                         DAS SIND WIR – PROFONDO                 INNOVATION
IMPRESSUM
                                                                                                 Patentierung System GSTB-NDJ
                                                         FAMILIENGESCHICHTE, 4 – 5
PROFONDO
Magazin der Ghelma AG Spezialtiefbau                     STARKE WURZELN                          MENSCHEN UND GESCHICHTEN, 18 – 21
und Geotek AG, Meiringen
April 2021                                               Die Familiengeschichte Ghelma           FRAUENPOWER
Erscheint jährlich
                                                                                                 Martha Ghelma und Daniela Wyss
Herausgeberin: Ghelma AG Spezialtiefbau                  PROJEKTE/BAUSTELLEN, 6 –11              im Fokus
Redaktion: Kathrin Kunz
Korrektorat: Annette Marti                               NEUE DIMENSION
Fotos: David Birri
(Titelbild: Dübendorf, Three Point Sonnentalstrasse)     Bau der Autobahn A9 in Raron VS         PROJEKTE/BAUSTELLEN, 22 – 27
Gestaltung: Atelier KE, Meiringen
Druck: Küchler Druck AG, Giswil                                                                  EXPRESS
Auflage: 3000 Exemplare
Bezugsquelle: Ghelma AG Spezialtiefbau
                                                         MENSCHEN UND GESCHICHTEN, 12 –13        Erweiterung Hotel Belvédère
Copyright: Nachdruck und elektronische                   CUCO                                    in Spiez
Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher
Genehmigung der Herausgeberin gestattet.                 «Ich liebe meine Arbeit bei der GSTB»

                                                       Dübendorf, Three Point
                                                                         2 Sonnentalstrasse
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PROJEKTE/BAUSTELLEN, 28 – 33        VISUAL PLANNING, 46 – 47          INTERN, 58 – 59
SPEKTAKULÄR                         GENIALES TOOL                     ENGAGIERT
Grossbaustelle im Toggenburg        Visuelle Planung der Baustellen   15 Mitarbeitende feiern
                                                                      Firmenjubiläum
MENSCHEN UND GESCHICHTEN, 34 – 37   PROJEKTE/BAUSTELLEN, 48 – 51
SICHERHEIT                          PARTNERSCHAFT                     ZU GUTER LETZT, 60
Ohne Kompromisse                    Baustelle mitten im Dorf Davos    DAS MACHEN WIR

PROJEKTE/BAUSTELLEN, 38 – 45        INFRASTRUKTUR, 52 – 57
DOPPELSCHICHTEN                     NEUBAU
Fundament für den Bahnhof Aarau     Mit einer Top-Infrastruktur in
                                    die Zukunft

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STARKE WURZELN
             DIE FAMILIENGESCHICHTE GHELMA

  Der Name Ghelma ist in Meiringen untrennbar mit der Baubranche verbunden.
 Obwohl die Ghelma AG Spezialtiefbau und die Ghelma AG Baubetriebe heute zwei
unabhängige Unternehmen sind, verbindet die beiden Firmen nebst dem Namen die
   gemeinsame Familiengeschichte. Die Wurzeln gehen bis ins Jahr 1899 zurück.

      «Ä bitz spinne mösch», pflegt Christian              aber die Nachfrage nach Arbeitskräften aufgrund
Ghelma im schönsten «Haslitiitsch» zu sagen. Es            der Dorfbrände im Haslital von 1879 und 1891 et-
brauche Leidenschaft und Begeisterung, um vor-             was damit zu tun.» Der Neuaufbau liess wohl Hoff-
anzugehen und die Mitarbeitenden auf ihrem Weg             nung auf Arbeit durchschimmern, auf alle Fälle
zu unterstützen, verdeutlicht der Geschäftsführer          macht sich Martino zu Fuss nach Norden auf. «Ich
und Inhaber der Firma Ghelma AG Spezialtiefbau.            bin ihm heute noch dankbar, dass er ausgerechnet
Feuer ist nötig, Überzeugung oder eben eine ge-            nach Meiringen kam», sagt Chrigel.
wisse Besessenheit, «Spinnerei». Starke Werte und
ehrgeizige Ziele begleiten den Familienbetrieb seit              Zunächst arbeitet Martino als Handlanger
Anfang an. Beharrlich bleiben und an die eigenen           und Maurer in der Firma Hans Abplanalp  &  Cie.,
Ideen glauben seien zwei wichtige Eigenschaften,           Bauunternehmung. Im Jahr 1909 erhält er die Nie-
findet Christian Ghelma, den in seiner Firma alle          derlassungsbewilligung in der Schweiz. Bereits
nur Chrigel nennen. Nicht zu vergessen den «testo          1910 gründet der mutige Pionier sein eigenes Bau-
duro», den harten Kopf. Einige dieser Werte führt          geschäft: Aus der Firma Hans Abplanalp  &  Cie.
Chrigel auf seine Wurzeln zurück. Der urchige              geht die Baufirma Abplanalp  &  Ghelma hervor
Bergler-Dialekt offenbart dies im ersten Augenblick        und noch im selben Jahr führt Martino die Firma
nicht: die Familie Ghelma stammt ursprünglich              selbstständig weiter. Aufgrund der guten Auftrags-
aus Italien. Wer Chrigel mit seinen Mitarbeitenden         lage beschäftigt der Baubetrieb rasch 100 Mit-
italienisch reden hört, merkt sofort, wie stolz er         arbeiter. Im Herbst des gleichen Jahres wird der
auf seine Vorfahren ist.                                   Nachfolger Fortunato Ghelma geboren, was den
                                                           Vater natürlich zuversichtlich stimmt. 1935 wird
      Den Grundstein für die Erfolgsgeschichte             die Firma umbenannt in M. Ghelma & Sohn, Bau-
legt Martino Angelico Ghelma, ein aus Italien einge-       unternehmung.
wanderter Maurer, im Jahr 1899. Um der Armut zu
entfliehen und sich eine neue Zukunft aufzubau-                  Der Sohn von Martino, Fortunato Ghelma,
en, wandert der erst 18-Jährige von Villa d’Allegno        führt die Firma nach dem Tod seines Vaters erfolg-
bei Brescia in Italien nach Meiringen aus. «Wieso          reich weiter. Er heiratet 1934 Margaretha Michel,
sich mein Urgrossvater ausgerechnet im wunder-             aus der Ehe gehen die späteren Inhaber der Firma
schönen Haslital niederliess, ist heute nicht mehr         hervor: Bruno, Martino und Viktor. Bruno Ghelma
bekannt», erzählt Chrigel. «Wahrscheinlich hat             war der Vater von Christian Ghelma. Auch für ihn

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D I E   F A M I L I E N G E S C H I C H T E        G H E L M A

kam nie ein anderer Weg als den des Bauunterneh-                  Die Affinität zum Spezialtiefbau entwickelte
mers infrage. Chrigel ist nach wie vor sehr stolz auf       Chrigel bereits während des Studiums. Ihn faszi-
seinen Vater. «Er war ein wunderbarer Mensch», er-          nierten die Perspektiven im Nischenmarkt, in dem
zählt er. «Er war stets sehr bescheiden und grad-           Ideen und Innovation gefragt waren. Er fügt hinzu:
linig. Zudem hatte er ein grosses Herz, war authen-         «Durch die Eigenständigkeit konnten wir uns bes-
tisch und hatte eine riesen Sozialkompetenz. Er             ser auf unsere Kernkompetenzen konzentrieren
hat mich enorm geprägt und beeindruckt».                    und das Potenzial im Bereich Innovation ausbau-
                                                            en». Die Firma GSTB startete mit 25 Mitarbeiten-
      Um klare Verantwortlichkeiten zu schaf-               den und beschäftigt heute rund 160 Personen. Das
fen und das Bauunternehmen für die Zukunft fit              Bekenntnis zur Innovation ist in allen Bereichen
zu machen, wird 1999 die Firma Ghelma AG Bau-               der Firma spürbar. Auch der Unternehmergeist,
betriebe gegründet. 2002 übernimmt die neue                 der wohl schon in den Anfängen des erfolgreichen
Generation: Christian führt die Firma in vier-              Baugeschäftes wichtig war, wird heute noch gelebt.
ter Generation, zusammen mit seinen Cousins                 Viele der GSTB-Leute sind seit der Gründung mit
Sandro, Dominik und Mathias Ghelma. Ende 2004               dabei. Das ist eine grosse Genugtuung.
gründet Chrigel mit seiner Frau Martha Ghelma
die Ghelma AG Spezialtiefbau. Damit spaltet er                    Stolz ist Chrigel auch darauf, dass die Fa-
den Firmenbereich «Spezialtiefbau» von den Bau-             milientradition über lange Zeit aufrecht erhalten
betrieben ab und schafft sein eigenes, unabhängi-           werden konnte. «Man hat immer Sorge getragen.
ges Unternehmen. Dies auch mit Blick auf die Zu-            Heute ist schon die 5. Generation in den Start-
kunft der Firmen. «Wir legten so bereits für unsere         löchern. Zusammenhalt ist das, was unsere Fami-
Kinder, sprich die 5. Generation, einen wichtigen           lie ausmacht», hält er fest. Die beiden Kinder Laura
Grundstein», erklärt Chrigel. Er ergänzt: «Ohne den         und Luca arbeiten bereits heute in der Unter-
unermüdlichen Einsatz meiner Frau Martha wäre               nehmung. Luca Ghelma studiert derzeit in Horw
dieser Schritt unmöglich gewesen. Ich bin ihr sehr          und Laura absolviert die Lehre in der kaufmän-
dankbar, dass sie mich von Anfang an bei meinen             nischen Administration. Die beiden sind fest ent-
Ideen unterstützt hat. Sie macht einen unglaublich          schlossen, den Familienbetrieb in die Zukunft zu
tollen Job und ist der ruhige Pol in der Firma».            führen. 

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NEUE DIMENSION
 BAU DER AUTOBAHN A9 IN RARON VS

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Grossbaustelle Raron: Zu Spitzenzeiten war die GSTB mit sechs Grossbohrgeräten vor Ort.
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                 Der Bau der Autobahn A9 im Wallis ist
                 ein höchst komplexes Unterfangen, bei
                dem von Juni 2018 bis Oktober 2020 auch
                  die GSTB im Einsatz stand. Die beson-
                  dere Herausforderung war die grund-
                wasserhaltige Geologie im Abschnitt des
                Tunnels bei Raron, der im Tagbau erstellt
                wurde. Die GSTB konnte ihre Fähigkeiten
                 im Kellybohren in einer neuen Dimen-
                        sion unter Beweis stellen.
                                                                            Bei Projektbeginn führte die Geotek Inklinometer-Messungen durch.

                        Beim Grossprojekt Wannen und Gedeckter              zählt: «Der anstehende Rhoneschotter besteht
                Einschnitt Raron hat die GSTB knapp 3000 Ortbe-             mehrheitlich aus Feinsanden und einsedimen-
                tonpfähle mit einem Durchmesser von 1.30 m zwi-             tiertem Holz. Diese Feinsande und die angebohr-
                schen 20 und 45 Meter tief in den Boden gebohrt.            ten Holzschnitzel müssen im Bohrwasser vor dem
                Der Baugrubenabschluss als überschnittene Bohr-             Betonieren durch sauberes Wasser ausgetauscht
                pfahlwand hat zum Ziel, eine deformations- und              werden. Dieser Prozess verursacht einen enormen
                erschütterungsarme sowie wasserdichte Baugru-               Aufwand». So erstaunt es nicht, dass die AVOR-
                be zu umschliessen. Der heterogene und weiche               Phase rund acht Monate dauerte. Es musste sicher-
                Baugrund und das hoch anstehende Grundwasser                gestellt werden, dass die geforderten Leistungs-
                stellte die Arbeitsgemeinschaft Gedeckter Ein-              werte und Qualitätsanforderungen effektiv und
                schnitt Raron (ARGE GERA), bestehend aus den                effizient erreicht werden konnten.
                Firmen Frutiger AG, Greuter AG und Ghelma AG
                Spezialtiefbau vor zahlreiche Herausforderungen.                      EIN GROSSBOHRGERÄT
                Björn Hofer, zuständiger Bauführer der GSTB, er-                       WIEGT 170 TONNEN.

                                                                                   Zu Spitzenzeiten war die GSTB mit sechs
                                                                            Drehbohrgeräten vor Ort. Die «Bauer BG 45» und
                                                                            «Liebherr LB 44» sind die modernsten und leis-
                                                                            tungsfähigsten Drehbohrgeräte auf dem Markt.
                                                                            Die Bohrgeräte sind 34 Meter hoch und haben ein
                                                                            Einsatzgewicht von ca. 180 Tonnen. Um den Trans-
                                                                            port der Grossbohrgeräte sicherzustellen, musste
                                                                            die GSTB für jeden betreffenden Kanton bei der
                                                                            Polizei Sonderbewilligungen einholen. Für jedes
                                                                            Grossbohrgerät musste ein 32 Meter langer und
                                                                            130 Tonnen schwerer Sattelschlepper und sieben
                                                                            Lastwagen mit Zusatzinventar organisiert wer-
                                                                            den. Langjähriger Partner der GSTB, die von Bergen
                                                                            Transporte AG, spielte hierbei eine tragende Rolle.
                                                                            Je nach Bohrgerät müssen die Fahrschiffe oder der
Die Grossbaustelle verlangte grosse Flexibilität der Mitarbeitenden.        Mast zum Transport demontiert werden.

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S P E Z I A L T I E F B A U   F Ü R   D E N       B A U   D E R   A U T O B A H N       A 9

      Die grosse Dimension und geforderten Leis-
tungen beim Projekt Raron waren gewaltig. Im
Schnitt war die GSTB mit 18 bis 20 Personen auf
der Grossbaustelle tätig. Louis Schilling war wäh-
rend der gesamten Zeit als verantwortlicher Polier
in Raron stationiert. Welches war die grösste He-
rausforderung in dieser Zeit? Er überlegt nicht lan-
ge: «Die ganze Belegschaft gesund und unfallfrei
nach Hause zu bringen!». Dies ist der Mannschaft
gut gelungen. Louis verrät: «Es war eine lehrreiche,
intensive Zeit und eine Herausforderung, über Mo-
nate hinweg täglich Bestleistung zu erbringen. Die
immer gleichbleibenden Abläufe mussten stets
korrekt ausgeführt werden. In diesen Routinear-
beiten einen Sinn zu sehen und über zweieinhalb
Jahre unter der Woche weg von den eigenen Fami-
lien zu sein, war nicht immer einfach. Wir muss-
ten die eigenen Interessen zurückstellen und auf
ein gemeinsames Ziel hinarbeiten». Dies hat die
Mannschaft enorm zusammen geschweisst. Louis
blickt zurück: «In über zwei Jahren durchlebt man
viele Facetten und Gefühlslagen: Erfolge und Nie-
derlagen, stressige oder glückliche Tage, langwei-                           Die Drehbohrgeräte ragen bis zu 30 Meter in die Luft.
lige und spannende Momente. Freude und Trauer
waren teilweise nah beieinander, man lacht und
weint miteinander. Man lebt miteinander.» Vor              und modernsten Inventar zu arbeiten war toll. Wir
dem Lockdown im März 2020 nahm das Personal                konnten uns an der Front hundertprozentig auf die
das Mittagessen in einem Restaurant in Raron ein.          Abläufe konzentrieren. Die breite Unterstützung
Während dem Lockdown organisierte Louis einen              war einfach unglaublich. Bei fünf Drehbohrgerä-
Catering Service, der das Essen auf die Baustelle          ten, zwei Raupenkränen, zwei Pneuladern, zwei
brachte. Abendessen gab es dann im Hotel in Visp,          Dumpern und einem Bagger kamen in der ganzen
wo sie über die ganze Zeit auch übernachteten.             Zeit einige Serviceaufträge zusammen. Alle Repa-
                                                           raturen wurden so schnell wie möglich ausgeführt
    FÜR JEDES GROSSBOHRGERÄT                               und etliche Materialbestellungen im Magazin wur-
   MUSSTEN EIN 32 METER LANGER                             den hervorragend umgesetzt. Nur schon zu wis-
    UND 130 TONNEN SCHWERER                                sen, dass man immer auf die Unterstützung unse-
       SATTELSCHLEPPER UND                                 res Werkhofes zählen kann, hilft enorm».
      SIEBEN LASTWAGEN MIT
   ZUSATZMATERIAL ORGANISIERT                                    Der Werkhof der GSTB musste für die Bau-
             WERDEN.                                       stelle in Raron einige Spezialanfertigungen anbrin-
                                                           gen. «Die Arbeitskollegen löschten oft kurzfristig
      Besonders beeindruckt hat Polier Louis               Brände. Wir konnten uns keinen Unterbruch leis-
Schilling der Zusammenhalt innerhalb der GSTB.             ten. Eine Baustelle dieser Dimension verlangt nicht
Er schwärmt: «Ohne Kompromisse mit dem besten              nur spezielles Inventar, sondern auch eine grosse

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P R O J E K T E / B A U S T E L L E N

Die Dimensionen der Pfählungsarbeiten sind bis zum heutigen Zeitpunkt in der Schweiz einmalig.

               Flexibilität der Mitarbeiter», erzählt Kaspar Kunz,             wendigen Bauwerks, das in der Tiefe versteckt
               technischer Leiter Werkhof, und ergänzt schmun-                 sein wird. 1460 Meter wird der gedeckte Einschnitt
               zelnd: «Wir haben enorm viel gelernt und die Un-                Raron einst lang sein, wenn in beiden Röhren pla-
               ruhe am Anfang pendelte sich mit der Zeit ein».                 nungsgemäss ab 2026 der Verkehr unter Raron
               Speziell war der seltene Durchmesser der Rohre                  hindurch fährt. Der Gedeckte Einschnitt ist ein
               von 1,30 Meter.                                                 Teilprojekt und wichtiger Bestandteil der Fertig-
                                                                               stellung der Autobahn A9 im Oberwallis. 
                       DIE GROSSE DIMENSION
                          UND GEFORDERTEN
                      LEISTUNGEN BEIM PROJEKT
                      RARON WAREN GEWALTIG.

                       Die Einhaltung der Qualität im Projekt war
               zentral. Björn Hofer erzählt: «Die Baustelle sieht
               vor und nach unseren Arbeiten genau gleich aus,
               man sieht von unserer Arbeit vorerst nichts. Erst                        ECKDATEN ZUM PROJEKT
               nach vollendeter Pfählungsarbeit beginnt das Aus-                        Anzahl Pfähle: 2980
               graben der Pfähle. Im Anschluss, also erst nach                          Pfahldurchmesser: 750, 880, 1000, 1300
               dem Ausgraben, kommt die wahre Qualität der                              Pfahllänge: 20 – 45 Meter
               Arbeit zum Vorschein». Wer in einigen Jahren mit                         Geologie: obere und untere limnische Ablagerungen
               dem Auto durch den vierspurigen Tunnel fahren                            Realisation: Mai 2018 bis Oktober 2020
               wird, sieht nur noch einen kleinen Teil des auf-

                                                                          10
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                    I                                           E                                        P

    Nel grande progetto a Raron VS, la         En el proyecto principal en Raron           No projeto de grande porte em Ra-
presenza della falda freatica nell’asset-   VS, la geología que contiene agua          ron VS, o estudo de geologia constatou
to geologico richiedeva la realizzazione    subterránea requirió un muro de pi-        grande infiltração d‘água, o que exigiu
di una palizzata trivellata per la co-      lotes perforado para la construcción       uma parede protetora de estacas per-
struzione del tunnel a cielo aperto. Da     del túnel a cielo abierto. Desde junio     furadas para a escavação do túnel. De
giugno 2018 a ottobre 2020, la GSTB         de 2018 hasta octubre de 2020, GSTB        junho de 2018 a outubro de 2020, a
ha trivellato nel terreno 2980 pali         taladró 2980 pilotes de hormigón con       GSTB cravou 2980 estacas de cimen-
di calcestruzzo gettato in opera con        un diámetro de 1,30 metros entre 20 y      to com um diâmetro de 1,30 metros
un diametro di 1,30 metri tra i 20 e i      45 metros de profundidad en el suelo.      entre 20 e 45 metros de profundidade
45 metri di profondità.                        Las grandes dimensiones y el            no solo.
    Le dimensioni e le prestazioni ri-      rendimiento requerido en el proyecto           As grandes dimensões e o desem-
chieste nel progetto Raron erano gi-        Raron fueron enormes. En prome-            penho exigido no projeto Raron eram
gantesche. In media, la GSTB ha la-         dio, el GSTB estuvo activo con 18 a        enormes. Em média, a GSTB partici-
vorato con 18–20 persone nel grande         20 personas en el gran sitio de cons-      pava com 18 –20 pessoas no grande
cantiere e ha dimostrato le proprie ca-     trucción y demostró sus habilidades        canteiro de obra e demonstrou as suas
pacità nella perforazione con aste Kel-     en la perforación Kelly. En las horas      habilidades na perfuração Kelly. Nos
ly. Nelle ore di punta erano in azione      pico, había seis plataformas de perfo-     horários de pico, seis sondas rotativas
sei perforatrici rotanti.                   ración rotativas en el sitio.              de perfuração atuavam no local.
    La realizzazione della palizzata           El cierre del foso de construcción          O objetivo do fechamento do poço
trivellata intersecata serve a garantire    como muro de pilotes perforado super-      de construção como uma parede de
la tenuta stagna dello scavo di fonda-      puesto tiene como objetivo encerrar un     estaca perfurada sobreposta é ga-
zione e a proteggerlo dalle deformazio-     foso de construcción estanco, libre de     rantir um poço à prova d‘água com
ni e dalle vibrazioni. La trincea coperta   deformaciones y vibraciones. El corte      baixa deformação e vibração. A in-
è un sottoprogetto e una componente         cubierto es un subproyecto y una par-      cisão coberta é um subprojecto e um
importante del completamento dell‘au-       te importante de la finalización de la     elemento importante da conclusão da
tostrada A9 nell‘Alto Vallese.              autopista A9 en el Alto Valais.            autoestrada A9 no Alto Valais.

                                                                    Ende Oktober 2020 wurde der letzte von 2980 Ortbetonpfählen gebohrt.

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M E N S C H E N       U N D       G E S C H I C H T E N

                                        CUCO
        «ICH LIEBE MEINE ARBEIT BEI DER GSTB»

José Iglesias Gomez «Cuco»: Kochen für Familie und Freunde bereitet ihm viel Freude.

Wie war deine erste Begegnung mit Christian                     dann im 2004 mit der Ghelma AG Spezialtiefbau
Ghelma?                                                         selbstständig machten und von den Baubetrieben
       Das ist eine witzige Geschichte. Ende 1994               abspalteten, ging ich ohne zu zögern mit. Diesen
feierten wir in meiner Heimat La Guardia (Spa-                  Schritt musste ich keine Sekunde überlegen. Es
nien) ein grosses Dorffest. Die Familie Ghelma                  war für mich klar, dass ich mitgehe.
war am Fest eingeladen, weil viele Männer aus La
Guardia bei der Ghelma AG Baubetriebe in Mei-                   Was bedeutet die GSTB für dich?
ringen arbeiten. Dort kam ich zum ersten Mal mit                      Die GSTB ist mein Leben. Ich möchte in dieser
Christian in Kontakt. Wir haben zusammen gefei-                 Firma pensioniert werden. Ich liebe meine Arbeit.
ert; über mehrere Tage.
                                                                Was ist das Wichtigste an deinem Job?
Wie bist du in die Schweiz gekommen?                                  Spass und Freude an der Arbeit sind das
       1997 holte mich Christian zur Firma Ghel-                Wichtigste. So sind die Tage kurzweilig und ab-
ma Baubetriebe. 2003 habe ich im Bereich Spritz-                wechslungsreich. Ich mache alles gerne und
beton angefangen. Als sich Martha und Christian                 schaue selten auf die Uhr. Heute ist es auf unseren

                                                           12
I N T E R V I E W      J O S É     I G L E S I A S          G O M E Z   « C U C O »

Baustellen einfacher geworden als früher, weil vie-                  Was bedeutet für dich Familie?
les maschinell ausgeführt wird. Zu Beginn führten                          Ich habe drei Kinder, die mir enorm viel
wir als Spritzequipe fast alle Arbeitsschritte von                   bedeuten. Ich habe einen Sohn in Spanien sowie
Hand aus. Das war Schwerstarbeit. Bis auf die zwei                   einen Sohn und eine Tochter in Meiringen.
Bohrmaschinen «Tamrock» hatten wir keinerlei
Geräte und haben alles von Hand gemacht.                             Was machst du in deiner Freizeit?
                                                                           Ich habe einen Garten und zwei «Chüngel»
Bist du jeweils am Abend zu Hause oder über-                         und Hühner. Da gibt es immer etwas zu tun. Zu-
nachtest du auswärts?                                                dem gehe ich gerne fischen, zeichne und schrei-
       Unter der Woche übernachten wir oft aus-                      be. Ich liebe Musik und Grillieren mit Familie und
wärts, weil der Weg zu weit ist. Aber das macht                      Freunden.
nichts, Arbeit ist Arbeit.
                                                                     Für welche Dinge in deinem Leben bist du am
Hattest du früher einen anderen Berufswunsch?                        dankbarsten?
       Ich bin in einem Fischerdorf aufgewachsen.                          Für meine drei Kinder und die Familie, mei-
In La Guardia arbeiten 90 % der Leute als Fischer.                   nen Job bei Ghelma AG Spezialtiefbau, meine Ge-
So erstaunt es nicht, dass ich früher Fischer werden                 sundheit und für mein Temperament (lacht).
wollte. Ich habe versuchsweise drei Wochen auf ei-
nem Schiff verbracht, aber dann gemerkt, dass ich                    Fühlst du dich in Meiringen wohl?
festen Boden unter den Füssen bevorzuge. Zuerst                            Ja sehr, es ist alles gut. Meiringen ist meine
habe ich eine Berufslehre zum Sanitärinstallateur                    zweite Heimat und mein Dorf geworden.
gemacht; später noch Zimmermann gelernt.
                                                                     Wie oft fährst du nach Spanien?
Welche Jahreszeit magst du am liebsten?                                    Ich fahre meistens einmal pro Jahr nach La
       Jede Jahreszeit hat ihren Reiz. Mir gefallen                  Guardia.
alle vier Jahreszeiten.
                                                                     Was ist das Wichtigste im Leben?
Magst du den Winter in der Schweiz?                                        Spass, gute Freunde und Familie ist das
       Im Winter ist es zwar kalt, aber dafür gibt es                Wichtigste, um glücklich zu sein.
Schnee und Weihnachten. Das gefällt mir.
                                                                     Gibt es etwas, dass du unbedingt noch erleben
                                                                     willst?
                                                                           Mein grosser Traum ist es, ein Stück Land
                                                                     mit Pferden und Kühen zu kaufen, zum Beispiel
                                                                     in Amerika oder Australien. Zudem möchte ich
                                                                     mein Haus in Spanien fertig bauen. Später möchte
                                                                     ich noch viel von der Welt sehen und habe grosse
                                                                     Träume. Träume umsetzen kostet aber Geld. 

                                                                       JOSÉ IGLESIAS GOMEZ «CUCO»
                                                                       arbeitet seit 2005 bei der GSTB. Er war einer
                                                                       der allerersten Angestellten und ist seit
                                                                       der Gründung der Ghelma AG Spezialtiefbau
                                                                       mit dabei. Er arbeitet als Bohrmeister. Zuvor
                                                                       war er bei der Ghelma AG Baubetriebe
                                                                       als Maschinist tätig. Sein Heimatort ist
     Die Familie ist das Wichtigste: Cuco mit seiner Tochter,          La Guardia in Spanien.
seinem Sohn und seiner Frau in ihrer Wohnung in Meiringen.

                                                                13
F O R S C H U N G   &    E N T W I C K L U N G

    INNOVATION
PATENT ZUM VERFAHREN NDJ-SYSTEM GSTB

                                 14
Für das NDJ-System wurde der GSTB im 2020 das Patent erteilt. Hier im Bild: Pfahlgründung in Ferrowohlen AG, Neubau Halle D3 + D4.
P A T E N T     Z U M     V E R F A H R E N       N D J - S Y S T E M     G S T B

         In der Schweiz ist die Ressource Bauland nicht unbeschränkt verfügbar.
     Neue Bauwerke werden vermehrt in Regionen erstellt, in denen die Böden für die
     Wasserversorgung wichtige Speicher darstellen. In Bezug auf den Grundwasser-
                              schutz gelten strenge Vorgaben.

        Die Ghelma AG Spezialtiefbau (GSTB) ist die             de. So konnte erneut bewiesen werden, dass Inno-
führende Anbieterin von Selbstbohrpfahlsystemen                 vation aus dem Haslital der gesamten Schweiz zu
in der Schweiz und befasst sich seit 2009 mit der               gute kommt. Beurteilende Institutionen müssen
Entwicklung und Weiterentwicklung der Nieder-                   immer wieder darauf sensibilisiert werden, dass
druckjettingpfähle (NDJ)-System. Die hauseigene                 durch das NDJ-System das vorhandene Grund-
Forschungs-  &  Entwicklungsabteilung der GSTB be-              wasser am besten geschützt wird. Durch die eigens
fasst sich seit über zehn Jahren mit dem NDJ-Sys-               entwickelte GSTB-Formel konnte bewiesen wer-
tem. Dabei wurden die Injektionsdüsen angepasst,                den, dass die Verpresskörper so gross werden, wie
um die Effizienz bei der Pfahlherstellung und die               im Voraus prognostiziert. Weiter wird durch das
Reichweite des Injektionsguts zu verbessern.                    NDJ-System die Veränderung von Chemismus im
                                                                Trinkwasser nicht beeinträchtigt und die Durch-
        Die Verfahren erhielten zahlreiche Preise               flusskapazität vom Grundwasser um nicht mehr
und werden zudem in verschiedenen Forschungs-                   als 10 % überschritten. Das NDJ-System ist inzwi-
arbeiten unterstützt. Zudem darf die Firma auf                  schen salonfähig geworden in der Schweiz, durch
Referenzen wie die Innosuisse und den Berner                    die Patentierung konnten wir unseren Wissensvor-
Energiepreis verweisen. Die GSTB hat den NDJ-                   sprung beweisen.»
Pfahl nun Anfang 2020 patentieren lassen. Für das
Gesamtsystem (Bohrkrone und Düsen) wurde der                          Das hauseigene System der GSTB bringt vie-
GSTB am 30. April 2020 von der Schweizerischen                  lerlei Vorteile mit sich. Hanspeter Bodmer erklärt:
Eidgenossenschaft das Patent «Verfahren zum Er-                 «Das NDJ-System ist umso besser, je schlechter der
stellen eines Tragpfahls in einem Baugrund, insbe-              Baugrund ist. Mit kleinen Einbaugeräten können
sondere eines Niederdruck-Jetting-Pfahls» erteilt.              sehr hohe Einzellasten in den Baugrund abgetragen
Das Patent wurde im öffentlichen Patentregister                 werden.» Der Niederdruckjettingpfahl wird – unter
eingetragen.                                                    Drücken von bis zu 250 Bar – direkt mit Zement-
                                                                mörtel in den anstehenden Boden eingebohrt. Der
        Hanspeter Bodmer, Ingenieur bei der Part-               drehend-injizierende Arbeitsvorgang erzeugt eine
nerfirma Geotek AG hat den Prozess von Anfang an                unregelmässige Oberfläche des Verpresskörpers.
begleitet. Er gibt Auskunft: «Mit Stolz darf die GSTB           Durch die gute Verzahnung des Pfahlschaftes wird
sagen, dass das eigene NDJ-System sämtliche Vor-                eine sehr hohe Mantelreibung aktiviert, über wel-
gaben erfüllt und dadurch das Patent erlangt wur-               che die Kräfte in den Boden abgeleitet werden. 

 1      In Wohlen AG führte die GSTB für den Neubau von zwei Hallen für den Industriepark
        der Ferrowohlen AG Pfahlarbeiten aus. Die Pfähle waren 21 Meter lang.

                                                           16
1

                                                                                                                                           Injektionsgut           Konglomerat     Boden
                                 Geometrie Prüfpfahl 1
      A
      C                                                                                             0.20
      D
      F
      H
      I
                                                                                   0
                                                                                                    0.18
                                                                                 –1                                                         r = 0.18 m

                                                                                 –2
                                                                                        Tiefe (m)

                                                                                                           Radius (m)

                                                                                 –3
                                                                                                    0.16
                                                                                 –4

                                                                                 –5

                                                                                –6
                                                                                 1.00
                                                                              0.75                  0.14
                                                                           0.50
                                                                        0.2
    00                                                               0.0 5
– 1. – 0.75 .50                                                  – 0.25 0
                      25                                     – 0.5             )
           –0     – 0. – 0.00 .25                        – 0.75 0           (m
                              0        0                              di us
                                   0.5       5         –1.00
                                                                   Ra
                                         0.7       0
                        Radius                 1.0
                               (m)                                                                  0.12

            r = 0.12 … 0.20 m

           Im Rahmen der Forschung und Entwicklung des NDJ-Pfahls wurde                                                 Ein ausgegrabener NDJ-Pfahl. Dargestellt ist der Verpresskörper. Im
           der Durchmesser des Verpresskörpers mittels faseroptischer Mess-                                             Bereich um das Tragglied (18 cm) ist reiner Zementmörtel vorhanden.
            technik überprüft. Der Radius des Pfahlschafts wurde anhand der                                               Mit zunehmendem Abstand zum Tragglied wird der Zementmörtel
          Abbindewärme der Zementsuspension ermittelt. Hier dargestellt ist                                                                          mit dem anstehenden Boden vermischt.
                               der Radius des Verpresskörpes über die Tiefe.

                                                                                                     17
M E N S C H E N       U N D     G E S C H I C H T E N

       FRAUENPOWER
MARTHA GHELMA UND DANIELA WYSS IM FOKUS

Martha Ghelma hat 2005 gemeinsam mit ihrem Mann Christian Ghelma die Ghelma AG
Spezialtiefbau gegründet. Daniela Wyss ist seit rund zehn Jahren im Team. Martha und
Daniela führen die Abteilung Finanzen und Controlling und sind ein eingespieltes Duo.

 Martha, wie hast du die Gründungszeit der GSTB            Abrechnung, die Abschlüsse, die Steuererklärun-
 vor rund 16 Jahren in Erinnerung?                         gen und betreuen das Versicherungswesen.
       Martha Ghelma: Es war eine sehr spezielle
 Zeit. Unsere beiden Kinder waren drei und neun            Wie habt ihr eure Arbeiten untereinander auf-
 Jahre alt und wir hatten gerade ein Haus gebaut.          geteilt?
 Gleichzeitig hatte mein Mann Christian den gros-                 Martha Ghelma: Bei mir sind die Versiche-
 sen Wunsch, sich selbstständig zu machen. Dies            rungen angesiedelt und ich leite die Abteilung Fi-
 war enorm spannend, aber für uns als junge Fami-          nanzen. Ansonsten kümmern wir uns beide um
 lie natürlich auch eine Herausforderung und eine          alles, was anfällt. Wir wissen beide über alle Ab-
 Ungewissheit.                                             läufe Bescheid. So können wir uns auch gegensei-
                                                           tig stellvertreten.
 Die GSTB startete im Jahr 2004 mit 20 Ange-
 stellten und zählt heute über 160 Mitarbeitende.          Wie sieht ein normaler Arbeitstag aus?
 Wem verdankt die Firma diesen Erfolg?                            Daniela Wyss: Als erstes buche ich jeweils
       Martha Ghelma: Hauptsächlich Christian,             die Kreditoren, die mit der Post oder per Mail
 der die gesamte Akquise sicherstellt und sich ein         kommen. Weiter tragen wir die Debitoreneingän-
 grosses Netzwerk aufgebaut hat. Zudem auch der            ge ab. Dann ist es immer unterschiedlich, je nach-
 hohen Qualität der Arbeit, die unsere Mitarbeiten-        dem, was gerade anfällt. Kein Tag gleicht dem an-
 den im Büro und auf den Baustellen ausführen.             deren. Ein grosser Teil unserer Arbeit betrifft das
                                                           Controlling.
 Daniela, wie lange bist du bereits bei der GSTB?
       Daniela Wyss: Im kommenden August darf              Wie hat sich die Spezialtiefbau-Branche in den
 ich mein 10-jähriges Jubiläum feiern. Zu Beginn           letzten Jahren verändert?
 habe ich im Sekretariat gearbeitet. Später habe                  Martha Ghelma: Alles ist grösser geworden.
 ich bei den Kreditoren mitgeholfen und seit 2015          Die Maschinen, die Projekte und die Bohrdurch-
 arbeite ich Vollzeit in der Finanzbuchhaltung.            messer. Die GSTB ist mit dem Markt mitgezogen.

 Wie können wir uns euren Job vorstellen?                  Was hat sich in den letzten Jahren bei der GSTB
       Martha Ghelma: Wir verwalten die Finanzen           geändert?
 und nehmen alle Buchungen vor. Zudem machen                      Martha Ghelma: Die Digitalisierung vom Be-
 wir die Zahlungen, erstellen die Mehrwertsteuer-          trieb hat sich in allen Bereichen durchgesetzt.

                                                      18
D O P P E L I N T E R V I E W     M A R T H A       G H E L M A     &    D A N I E L A     W Y S S

             Ein eingespieltes Team: Daniela Wyss (links) und Martha Ghelma (rechts) arbeiten seit rund zehn Jahren zusammen.

                                               19
M E N S C H E N    U N D         G E S C H I C H T E N

                                                           die per Post zu uns kommen, werden eingescannt
                                                           und in Abacus dem Projekt oder der Kostenstelle
                                                           zugewiesen. Im System ist ein Workflow hinterlegt.
                                                           Die verantwortliche Person muss die Rechnung di-
                                                           gital visieren und freigeben.

                                                            «ICH MÖCHTE UNBEDINGT EINMAL
                                                             EINEN GROSSBOHRPFAHL SELBER
                                                                 BOHREN – DAS WÄR’S.»
                                                                             MARTHA GHELMA

                                                           Erhaltet ihr noch viele Rechnungen per Post?
                                                                   Daniela Wyss: Ja, das schon. Doch die Ten-
                                                           denz zeigt klar, dass immer wie mehr Rechnungen
                                                           per E-Mail hereinkommen. Somit sparen auch die
                                                           Lieferanten Kosten ein.

                                                           Wo hast du dein Handwerk gelernt?
                                                                   Daniela Wyss: Vieles durch Erfahrungen bei
                                                           der Arbeit. Zudem habe ich nach dem KV die Sach-
                                                           bearbeiterin Finanz- und Rechnungswesen sowie
                                                           den Abschluss als Fachfrau in Finanz- und Rech-
                                                           nungswesen mit eidg. Fachausweis absolviert.

                                                           Was braucht es, um in eurer Rolle erfolgreich zu
      Daniela Wyss: Wir sind stark gewachsen.              sein?
Somit kommen jährlich mehr Rechnungen zum                          Daniela Wyss: Sehr exaktes Arbeiten und
Verarbeiten hinzu. Die anfallende Arbeit ist jedoch        sich selber kontrollieren können. Wir merken es
durch die Digitalisierung einfacher geworden. Heu-         früher oder später selber, wenn etwas nicht stimmt
te haben wir alle Rechnungen an einem Ort digital          und die Konti am Schluss nicht aufgehen.
abgelegt.                                                          Martha Ghelma: Diskretion ist sicher zentral.
                                                           Des Weiteren braucht es eine hohe Fachkompetenz
Wie hat sich die Abteilung Finanzen in diesen              und ausgeprägte Flexibilität, insbesondere eine gute
15 Jahren entwickelt?                                      Teamfähigkeit und vorausschauendes Denken.
      Martha Ghelma: Vieles hat sich eigentlich
nicht geändert, ausser dass der Mehrwertsteuer-            Was ist das Schönste an eurem Beruf?
satz erhöht wurde und wieder gesunken ist …                        Martha Ghelma: Wenn wir positives Feed-
                                                           back zu unserer Arbeit erhalten. Zudem haben wir
Wie digital seid ihr im Bereich der Kreditoren             viel Abwechslung in unserem Job und immer mit
unterwegs?                                                 allen Mitarbeitenden zu tun.
      Daniela Wyss: Hier werden schon länger alle                  Daniela Wyss: Wir entwickeln uns immer
Arbeitsschritte digital ausgeführt. Die Rechnungen,        weiter. So kann man auch immer neue Sachen

                                                      20
D O P P E L I N T E R V I E W    M A R T H A        G H E L M A      &      D A N I E L A   W Y S S

ausprobieren und die Veränderung in der Firma                     Martha Ghelma: Wir haben eine gute Durch-
mitgestalten.                                              mischung und ein tolles Team, das macht Spass.
      Martha Ghelma: Spannend ist, dass wir mit
der Entwicklung, die in der Firma stattfindet, mit-        Was sind die Ziele der GSTB in den nächsten
ziehen müssen. Das heisst, wir entwickeln uns              Jahren?
laufend mit der IT, mit der Akquise und mit der                   Martha Ghelma: Dass wir uns stetig weiter-
Ausführung in deren Richtung. Eine grosse Verän-           entwickeln und unseren Familienbetrieb in eine
derung hat sicher das neue Abacus gebracht.                gute Zukunft führen können.

Wie ist es, als Frau in der Männerwelt Bau zu              Was denkt ihr, wie wird sich die Coronakrise auf
arbeiten?                                                  den Spezialtiefbau auswirken?
      Daniela Wyss: Das gefällt uns sehr gut und                  Martha Ghelma: Im Bau spüren wir Krisen
ist immer spannend.                                        immer verzögert. Es wird sich zeigen, wie sich die
                                                           Branche entwickeln wird.

                                                                «ICH SCHÄTZE UNSER GUTES
                                                              VERHÄLTNIS UND DIE FAMILIÄRE
                                                                      ATMOSPHÄRE.»
                                                                                DANIELA WYSS

                                                           Welche Fähigkeit schätzt du besonders an der
                                                           anderen Person?
                                                                  Daniela Wyss: Ich schätze unser gutes Ver-
                                                           hältnis und die familiäre Atmosphäre bei der GSTB.
                                                           Martha gibt mir oft positive Feedbacks zu meiner
                                                           Arbeit. Das ist toll.
                                                                  Martha Ghelma: Daniela arbeitet sehr exakt
                                                           und hat eine grosse IT-Affinität. Sie ist sehr zuver-
                                                           lässig, verschwiegen und hat eine angenehme Art.

                                                           Und noch eine Frage zum Abschluss: Welchen
                                                           Traum möchtet ihr in eurem Leben unbedingt
                                                           noch in die Tat umsetzen?
                                                                  Daniela Wyss: Es gibt ein paar Orte, die ich
                                                           noch bereisen möchte, wie z.B. Hawaii oder Süd-
                                                           amerika.
                                                                  Martha Ghelma: Ich möchte unbedingt ein-
                                                           mal einen Grossbohrpfahl selber bohren – das
                                                           wär’s. 

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P R O J E K T E / B A U S T E L L E N

        EXPRESS
ERWEITERUNG HOTEL BELVÉDÈRE IN SPIEZ

                           22
Jeden Tag «Vollgas» geben: Ohne die kollegiale Zusammenarbeit wäre die rasche Abwicklung des Projektes undenkbar gewesen.
P R O J E K T E / B A U S T E L L E N

                   Das bereits 112 Jahre alte Gebäude                     lagen erarbeitet, die geotechnischen Kennziffern
                  des Hotels Belvédère in Spiez wurde                     bestimmt und wichtige bautechnische Empfehlun-
                 erweitert. Die Firma Geotek AG plante                    gen abgegeben. Auf Basis dieser Angaben hat die
                den Baugrubenabschluss und begleitete                     Geotek das Bauprojekt für die Baugrubensicherung
                 das Projekt während der Ausführung.                      und die Fundation des Anbaues erstellt.
                  Die Baugrube wurde innerhalb von
                sechs Wochen von den Mitarbeitern der                           Infolge der komplexen Gegebenheiten er-
                          GSTB fertig gestellt.                           stellte die GSTB die Baugrubensicherung mit ver-
                                                                          schiedenen Systemen. In Bereichen, bei denen der
                                                                          Neubau mit dem alten Teil des Hotels verbunden
                      Im Rahmen der Ausbauarbeiten beim Hotel             wird, musste das bestehende Hotel unterfangen
               Belvédère wurde der ältere, talseitig gelegene Teil        werden. Die Unterfangung mit dem eigenentwickel-
               des Hotels abgerissen und neu gebaut. Es entstand          ten System «Kombinierte Unterfangung (KOU ®)» er-
               ein Erweiterungsbau mit neuen Zimmern, Semi-               stellte die GSTB. Dabei werden die vertikalen Kräfte
               narräumen und Einstellhallen. Zudem wurden die             aus dem Gebäude durch Pfähle abgetragen. Anker
               Küche, der Servicebereich und die Rezeption kom-           und Nägel nehmen den Horizontalschub und den
               plett erneuert und der Wellnessbereich ausgebaut.          Erddruck auf. Die Dübelwirkung der Pfähle führt zu
               Die Bauherrschaft lag bei der Hauenstein Immo-             einer höheren Sicherheit in den Bauzuständen und
               bilien AG, die das Hotel seit 1979 besitzt und den         minimiert die Deformationen des Bestands.
               Betrieb seither erfolgreich weiterentwickelt hat.
                                                                                Im Bereich der Schachenstrasse wurden die
                      Die geologische Abklärung wie auch die              nachbarrechtlichen Ankerrechte verweigert. Aus
               Planung der Baugrube wurde durch die Geotek                diesem Grund wurden die Anker und Nägel ver-
               AG ausgeführt. Anhand zweier Sondierbohrungen              kürzt. Um dennoch eine stabile Baugrube erstel-
               hat diese die geologisch-geotechnischen Grund-             len zu können, wurde die Baugrubensicherung mit
                                                                          einer vorgespannten Nagelwand mit Mikropfählen
                                                                          (VNM ®) ausgeführt. Das System VNM ® kommt vor-
                                                                          wiegend bei tiefen Baugruben zum Einsatz. Ideal ist
                                                                          das von der GSTB entwickelte System in Bereichen,
                                                                          wo die Zufahrt mit Grossbohrgeräten nicht mög-
                                                                          lich ist und trotzdem eine hohe Systemsteifigkeit
                                                                          gefordert ist. Die Dübelwirkung der Pfähle führt zu
                                                                          einer höheren Sicherheit in den Bauzuständen und
                                                                          verhindert eine Setzung der Spritzbetonwand. Die
                                                                          Pfähle erhöhen die Standfestigkeit des anstehen-
                                                                          den Baugrundes stark. Die weiteren Baugruben-
                                                                          abschlüsse erstellte die GSTB mit konventionellen,
                                                                          temporären und permanenten Nagelwänden. Die
                                                                          Baugrubenüberwachung konnte mit den in den
                                                                          Sondierbohrungen verbauten Inklinometern si-
                                                                          chergestellt werden.

Das Ziel: Zwischen Schliessung und Wiedereröffnung des Hotels                   Im September 2019 startete die GSTB ihre
musste möglichst wenig Zeit vergehen.                                     Ausführungsarbeit beim Ausbauprojekt des Hotels

                                                                     24
E R W E I T E R U N G       H O T E L       B E L V É D È R E    I N   S P I E Z

              Alles musste schnell gehen: Innerhalb von nur sechs Wochen hat das Team der GSTB die Baugrubensicherung fertiggestellt.

Belvédère in Spiez. «Sechs Wochen nach Beginn                        Auch die Zusammenarbeit mit dem Bau-
der Ausführungsarbeiten waren wir bereits fertig             meister Frutiger AG und Vigier Beton, der für den
mit unseren Arbeiten. Unsere Leute gaben Voll-               Aushub zuständig war, verlief gemäss Info von
gas», erzählt der verantwortliche Bauführer Dani             Dani Zurbrügg «einwandfrei».
Zurbrügg begeistert und erklärt: «Wir hatten sport-
liche Terminvorgaben von Seiten Bauherr. Es ging                     Auf Nachfrage bei Julian Felder, Geschäfts-
darum, das Projekt rasch umzusetzen, damit zwi-              führer der Geotek AG, heisst es: «Das Projekt wurde
schen Schliessung und Wiedereröffnung des Ho-                enorm schnell umgesetzt. Die kurzen Kommuni-
tels möglichst wenig Zeit verging».                          kationswege erlaubten es, die Aushubetappen den
                                                             vorhandenen Bedingungen anzupassen. Mithilfe
   UM SO KURZFRISTIGE ARBEITEN                               der Baugrubenüberwachung, die neben der geodä-
    SAUBER AUSZUFÜHREN, MUSS                                 tischen Überwachung auch Inklinometermessun-
     ALLES ZUSAMMENPASSEN.                                   gen umfasste, war das Risiko jederzeit einschätz-
                                                             bar».
      Vier Personen vor Ort sorgten dafür, die eng
gesetzten Termine einzuhalten. Dani Zurbrügg                         Anfang Juli 2020 wurde das traditionsreiche
blickt zurück: «Eine unglaubliche Leistung! Wenn             Strandhotel bereits wiedereröffnet. Der Gesamt-
Arbeiten innerhalb so kurzer Zeit sauber auszu-              bau soll im Frühsommer 2021 fertiggestellt wer-
führen sind, muss einfach alles zusammenpassen.              den und damit der Betrieb des Hotels Belvédère
Hier hat alles zusammengespielt, sonst ist so eine           eine langfristige, betriebswirtschaftlich sinnvolle
Leistung gar nicht realisierbar. Dank der hervorra-          Betriebsgrösse erhalten. Dabei wird auch das Ziel
genden Geologie, dem ausserordentlich guten Wet-             verfolgt, einen nachhaltigen Hotel- und Restau-
ter und fachkundigen Vorarbeitern und Spezialis-             rantbetrieb zu führen und weiterhin ein sicherer
ten haben wir das Projekt erfolgreich gemeistert».           Arbeitgeber in Spiez zu sein. 

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                                                  Die Geotek AG plante die Baugrube. Hier zu
                                                  sehen ist die Nagelwand im Grundriss. In roter
                                                  Farbe ist die permanente, in grüner Farbe die
                                                  temporäre Baugrubensicherung eingezeichnet.
                                                  Die blauen Striche im unteren Bereich stellen
                                                  die Anker und damit die Unterfangung des
                                                  alten Teils des Hotels dar.

                                27
Die GSTB war für die Umfahrung Wattwil rund anderthalb Jahre im Einsatz und unter anderem
     für temporäre und permanente Nagelwände sowie Ortbetonpfähle verantwortlich.
P R O J E K T E / B A U S T E L L E N

        SPEKTAKULÄR
             GROSSBAUSTELLE IM TOGGENBURG

  Die GSTB hat bei der «Umfahrung Wattwil 2. Etappe» bei 37 Teilobjekten auf einer
  Länge von 2,5 km temporäre und permanente Sicherungs- und Pfählungsarbeiten
 ausgeführt. Die Dimension und Länge des Bauprojektes waren gewaltig. Ausserdem
 war es einzigartig in der Schweiz, dass bei einem Grossprojekt so viele permanente
   Litzenanker eingesetzt wurden. Die unterschiedlichen Untergrundverhältnisse
        stellten die Spezialisten der GSTB vor spannende Herausforderungen.

       Eine neue Umfahrungsstrasse soll die Ort-                    Zum Start gab es auf der Baustelle durch
schaft Wattwil im Toggenburg vom Durchgangs-                  das Bohrverfahren relativ viel Bohrstaub. Die Bau-
verkehr befreien. Die Linienbaustelle «Umfahrung              leitung bevorzugte eine Trockenbohrung, was aber
Wattwil 2. Etappe» zwischen Wattwil und Ebnat-                per se viel Staub generiert. Hierzu konnte der
Kappel verteilte sich über eine Länge von rund drei           Werkhof der GSTB mit einer Eigenentwicklung
Kilometern. Die Baustelle war spektakulär und                 unterstützen. In der Abteilung Forschung und Ent-
eine der grössten, auf welcher die GSTB je mitge-             wicklung wurde ein Sprühring mit Magneten ent-
arbeitet hat. Ausserdem realisierte die GSTB das              wickelt. Diese pragmatische Lösung begeisterte die
erste Grossprojekt in der Ostschweiz.                         Bauleitung. Matthias Reber, Leiter Forschung und
                                                              Entwicklung, erklärt: «Ich habe die Luftströmung
       Die GSTB arbeitete von Oktober 2018 bis                in einem Spritzbeton-Injektor untersucht. Dabei
November 2020 in Wattwil und war für temporäre                ging es darum, der Luftströmung ein Design zu ge-
und permanente Nagelwände sowie Ortbetonpfäh-                 ben, respektive die Strömung zu optimieren. Hier-
le verantwortlich. Das Ziel war klar: «Wir mussten            zu wurden zwei Prototypen gebaut».
so schnell wie möglich eine permanente Hang-
sicherung für die neue Strasse erstellen», erklärt                  Zu Spitzenzeiten war die GSTB mit 22 Mann
Hansjörg von Bergen, verantwortlicher Bauführer               vor Ort, durchschnittlich über die ganze Zeit mit
bei der GSTB. Er erinnert sich: «Es war ein Kaltstart,        rund zwölf Personen. Polier Philipp Tschan war ab
ohne jegliche Vorlaufzeit. Für die Arbeitsvorberei-           April 2019 mit dabei. Er erzählt: «In Wattwil war
tung blieb nur wenig Zeit. Die Materialbestellun-             immer etwas los. Es war stets viel Bewegung und
gen mussten im Eiltempo abgewickelt werden. Die               Dynamik auf der Baustelle. Speziell war, dass im-
ersten Monate waren ziemlich anspruchsvoll und                mer zwei bis vier Gruppen parallel an unterschied-
brachten einen grossen administrativen Aufwand                lichen Objekten der Grossbaustelle arbeiteten». Da-
mit sich. Die Bauleitung verlangte viele Nachweise            zwischen mussten die Gruppen immer wieder an
und ein Abnahmeprotokoll von jeder Spritzbeton-               einen anderen Abschnitt umziehen. Das gab viel
etappe. Zudem musste sich die enge Zusammenar-                Arbeit. Philipp verrät: «Mit den Umstellungen der
beit zwischen der GSTB und Auftraggeber Toneatti              Gruppen war es relativ aufwendig. Sobald sich die
zuerst einpendeln».                                           Arbeiter an einem Ort installiert hatten, mussten

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1

2   3

    4
U M F A H R U N G         W A T T W I L       2 .   E T A P P E

        1     Mit einem Spritzmanipulator wurde Spritzbeton appliziert.

        2     Bauführer Hansjörg von Bergen (links) und Polier Philipp Tschan (rechts) hatten alle Hände voll zu tun.

        3     Bohrarbeiten an der Nagelwand: Rodrigues Pereira Hélder im Einsatz.

        4     Beeindruckende Arbeit: Die permanente Hangsicherung für die neue Umfahrungsstrasse.

sie fast schon wieder umziehen. Alle zwei Wochen                regelmässig pH-Werte abgenommen und kont-
wurden die Container erneut gezügelt. Die Maschi-               rolliert, ob das Waschwasser oder Zement in der
nen mussten immer wieder neu installiert wer-                   Wanne aufgefangen wurden».
den». Dies verschaffte der GSTB jedoch den Vorteil,
extrem flexibel zu sein und liess keine Standzeiten                    Was war das Wichtigste für den Projekter-
der Maschinen entstehen. So konnte der vorgege-                 folg? Philipp blickt zurück: «Zentral war eine exakte
bene Zeitplan strikt eingehalten werden. Philipp als            Planung. Man musste immer einen Schritt voraus
junger Polier konnte sich während der Zeit in Watt-             sein. Zudem war es essenziell, jeden Arbeitsschritt
wil viel Wissen über Litzenanker aneignen. «Nach                sauber zu dokumentieren. Ein solches Grossprojekt
so vielen In- und Deinstallationen sind die Arbeits-            schafft man nur, wenn alle an einem Strick ziehen.
schritte fest in meinem Kopf verankert», ergänzt er.            Wir hatten einen guten Teamspirit». Gemäss Feed-
                                                                back vom Auftraggeber ist dies der GSTB gut gelun-
      Die Hanglage bei der Baustelle in Watt-                   gen. «Der höchste Projektleiter vom Kanton St. Gal-
wil stellte sich als sehr interessant heraus. «Eine             len hat gemäss seinen eigenen Aussagen noch nie
Strasse in diesen steilen Hang zu bauen; dies konn-             so sauber ausgeführten Spritzbeton gesehen», er-
te man sich beim Start nicht wirklich vorstellen»,              zählt Hansjörg von Bergen stolz. «Das macht Freude
so Hansjörg von Bergen. «Teilweise sind wir jetzt               und spricht für unsere Mannschaft». Mit Auftragge-
bis 14 Ankerlagen tiefer als zu Beginn. Die Verbau-             ber Toneatti entwickelte sich eine gute und partner-
Höhe der grössten permanenten Einschnitt-Siche-                 schaftliche Zusammenarbeit. Philipp Tschan rühmt
rung betrug rund 25 Meter». Die Geologie war an-                die gleichen Vorstellungen der Partner: «Man hat an
spruchsvoll, da der Boden zerklüftet war. Die neue              einem Strang gezogen. Beide wollten «Vollgas» ge-
Umfahrungsstrasse tangiert zudem eine Vielzahl                  ben. Dies hat man auf beiden Seiten gespürt».
von bestehenden Flurwegen und Wasserläufen.
Die Baustelle lag teilweise in der Grundwasser-                        Mitte 2021 wird die GSTB nochmals in Watt-
schutzzone. Dies bedeutete, dass ausgesprochen                  wil vor Ort sein und eine temporäre Nagelwand
sorgfältig gearbeitet werden musste. «Es gab regel-             erstellen. Die geplante Gesamtbauzeit der Umfah-
mässig Kontrollen und wir mussten unsere Leu-                   rung beträgt voraussichtlich vier Jahre. Geht alles
te schulen, sehr sauber und ordentlich zu arbei-                reibungslos von statten, werden im Herbst 2021 die
ten, ohne dabei an Effizienz einzubüssen». Polier               Rohbauarbeiten abgeschlossen und die neue Um-
Philipp Tschan ergänzt: «Die Fischereiaufsicht hat              fahrung schliesslich im Jahr 2022 eröffnet. 

    537
    Stück permanente,
                                2300 9750 2400
                                  Meter permanente,                   Quadratmeter                   Stück Gewi-Nägel
   vorgespannte Anker                 ungespannte                 Spritzbeton permanent                   temporär
                                      Gewi-Anker                                                    (Zahl nicht abschliessend)

                                                           31
Auch der Werkhof der GSTB leistete grosse Unterstützung: Mit einer Eigenentwicklung
   begeisterte die Abteilung Forschung und Entwicklung die Bauleitung in Wattwil.
U M F A H R U N G       W A T T W I L    2 .   E T A P P E

                        I                                     E                                         P

   Nel progetto «Circonvallazione              En el proyecto de la segunda eta-         No projeto «desvio 2ª fase» em
2ª tappa» a Wattwil, la GSTB ha rea-        pa de la carretera de circunvalación      Wattwil, a GSTB implementou em
lizzato pareti chiodate temporanee e        en Wattwil, GSTB construyó muros          37 subobjetos paredes com pregos
permanenti e pali di calcestruzzo get-      anclados temporales y permanentes         temporárias e permanentes, assim
tato in opera per 37 oggetti parziali.      y postes de hormigón in situ para         como estacas de concreto. O objetivo
Obiettivo del cantiere: realizzare una      37 subobjetos. El objetivo del sitio de   da obra: uma nova estrada de contor-
nuova tangenziale che liberi Wattwil        construcción: un nuevo desvío debería     no para diminuir o tráfego em Watt-
dal traffico. Le dimensioni e la lun-       liberar a Wattwil del tráfico. El tama-   wil. As dimensões e a extensão do
ghezza del progetto di costruzione          ño y la duración del proyecto de cons-    projeto de construção eram enormes.
erano gigantesche. Il cantiere di linea     trucción fueron enormes. La obra de          A linha das obras entre Wattwil
tra Wattwil e Ebnat-Kappel si esten-        construcción de la línea entre Wattwil    e Ebnat-Kappel se estendia por cerca
deva su una lunghezza di circa tre          y Ebnat-Kappel se extendía a lo largo     de três quilômetros. A inclinação era
chilometri. La pendenza complicava          de unos tres kilómetros. La pendiente     especial. Construir uma estrada nesta
le cose. All’inizio dei lavori nessuno      fue importante, tanto que no era posi-    encosta íngreme; realmente não pode-
poteva immaginarsi realmente di co-         ble imaginarse la construcción de un      ríamos imaginar isso no início.
struire una strada in simili condizioni     camino en un sitio tan empinado.             A GSTB trabalhou em Wattwil de
di pendenza.                                   GSTB trabajó en Wattwil desde          outubro de 2018 a novembro de 2020
   La GSTB ha lavorato a Wattwil da         octubre de 2018 hasta noviembre de        e participava nos horários de pico
ottobre 2018 a novembre 2020 ed era         2020 y estuvo en el sitio con 22 hom-     com 22 homens, uma média de cerca
sul posto con 22 uomini nelle ore di        bres durante las horas pico, un pro-      de 12 pessoas durante todo o perío-
punta; in media erano presenti circa        medio de alrededor de doce personas       do. Sempre houve muito movimento
dodici persone durante l‘intero perio-      durante todo el período. Siempre hubo     e dinamismo na obra. O que era es-
do. C‘erano sempre molto movimento          mucho movimiento y dinamismo en           pecial era que dois a quatro grupos
e dinamica in cantiere. Una carat-          el proyecto. La peculiaridad era que      estavam sempre trabalhando em pa-
teristica peculiare era che da due a        de dos a cuatro grupos siempre tra-       ralelo em objetos diferentes na grande
quattro gruppi lavoravano sempre in         bajaban en paralelo en diferentes sec-    obra. Durante este tempo, os grupos
parallelo su oggetti diversi nel grande     tores de la gran obra de construcción.    se deslocavam frequentemente entre
cantiere. Nel frattempo, i gruppi do-       Mientras tanto, los grupos siempre        os pontos da obra.
vevano spostarsi sempre in una se-          tenían que trasladarse a una sección
zione diversa.                              diferente.

   5740Quadratmeter
                                    1400 1900 30 811
                                    Meter Ortbetonpfähle          Meter Ortbetonpfähle              Mannstunden
   Spritzbeton temporär                   508 mm                         620 mm
    (Zahl nicht abschliessend)

                                                            33
S I C H E R H E I T

SICHERHEIT
  OHNE KOMPROMISSE

      Die passende Arbeitskleidung hat
    eine grosse Bedeutung bei der GSTB.
   Ein einheitlicher Auftritt nach aussen
      ist zentral. Jeder Mitarbeitende ist
  verpflichtet, seine persönliche Schutz-
     ausrüstung (PSA) beim Betreten der
     Baustelle zu tragen. «Das Corporate
 Design wird bei uns gross geschrieben»,
      erklärt CEO und Inhaber Christian
 Ghelma. Kleider für die Baustellen-Mit-
       arbeiter werden immer mit dem
 GSTB-Logo versehen. Was gehört eigent-
    lich alles zum Bekleidungssortiment
     des Baustellenpersonals? Joel Jaun,
      Polier in Ausbildung, hat unserem
   Fotografen David Birri gezeigt, welche
  «PSA-Kleider» er besitzt. Das Foto ist in
      einem Poliercontainer entstanden.

                     34
Ein Job, der Spass macht und viel abverlangt: Joel Jaun zeigt seine persönliche Schutzausrüstung.
S I C H E R H E I T

      Das Risiko von Unfällen lässt sich durch ge-
eignete Massnahmen und sichere Arbeitsabläu-
fe minimieren. Bei der Ghelma AG Spezialtiefbau                             SIMON VON WEISSENFLUH
(GSTB) wurden in Anlehnung an die Vorgaben der                                LERNENDER GRUNDBAU
SUVA zwölf lebenswichtige Regeln definiert. Da-              «Arbeitssicherheit ist das Wichtigste überhaupt. Wir haben
durch kann ein Grossteil aller schweren Unfälle              täglich damit zu tun. Dadurch, dass wir einen verantwortli-
auf den Baustellen verhindert werden.                        chen Sicherheitschef haben und vermehrt auf die Sicherheit
                                                               geschaut wird, sind wir auf einem sehr guten Standard.
      Bei den Regeln handelt es sich nicht um                 Für mich ist die persönliche Schutzausrüstung zentral, an-
komplizierte Konzepte, sondern die Mitarbeiten-                gefangen beim neuen Helm mit Schutzbrille. Augen hat
den der GSTB brauchen konkrete Massnahmen                      jeder nur ein Mal. Absturzstellen müssen oft gesichert
und Anweisungen. So wird die Umsetzung der Prä-              werden. Wir haben auch regelmässig Kontrollen der SUVA.
vention im Betrieb möglich gemacht. Das Ziel ist             Der Gruppenführer oder Polier schaut darauf, dass wir die
es, die bestehende Kultur der Prävention zu stär-            Regeln einhalten. Grundsätzlich liegt es aber in der Verant-
ken und Unfälle zu vermeiden.                                 wortung von allen, dass Vorgaben eingehalten werden.
                                                             Es geht schliesslich auch um unsere Sicherheit. So muss ich
                                                                   auch als Lernender ein Auge darauf haben, dass
                                                               dies überall passt. Wir behandeln auch im Überbetrieb-
                                                               lichen Kurs (ÜK) Themen wie die Arbeitssicherheit und
                                                                    werden intensiv in diesen Themen geschult.»

               MENK VON BERGEN
           SICHERHEITSBEAUFTRAGTER
  «In meiner Funktion ist das Verhindern von Un-
fällen das oberste Ziel. Vielfach geht einem Unfall,                          ROMANO SCHÄR
oder ‹Fast›-Unfall, eine Situation voraus, die leicht                               POLIER
  umgangen werden kann. Durch die Planung der                   «Ich arbeite seit fast drei Jahren unfallfrei bei
   Arbeit, sprich eine überlegte Installation und              der GSTB. Bei der Arbeit als Polier ist es enorm
 Ausführung der Arbeiten, können viele unnötige                  wichtig, Gefahren und Risiken richtig einzu-
 Situationen vermieden werden. Durch Gespräche                schätzen. Meine Berufserfahrung ist für mich und
 und Sensibilisierung versuche ich, dass die Mitar-          meine Arbeitskollegen lebensrettend. Als Polier bin
beiter die Arbeitssicherheit leben und sich und die          ich verpflichtet, die geltenden Vorschriften durch-
 Arbeitskollegen schützen. Deshalb sehe ich es als              zusetzen. Wenn Hindernisse im Weg stehen
 meine Aufgabe, Kollegen beim Arbeiten mit dem                 oder ich Gefahren sehe, sage ich ‹STOPP› und
nötigen Respekt zu begegnen, sowie die einfachen                informiere den verantwortlichen Bauführer».
  Sicherheitsvorkehrungen zu vermitteln. Ich bin
 überzeugt, dass dies hilft, Unfälle zu verhindern.»

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