Raus aus der Schule, rein in die Demo - Kiez und Kneipe ...

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KUCKENSE RIN KÖNNENSE MITREDEN

Lokalblatt und Wirtschaftszeitung . Von Neuköllnern für Neuköllner
April 2019 . 9. Jahrgang . 102. Ausgabe                                       Gratis zum Mitnehmen und Weitergeben
              Und das
            steht drin

   Schön & Bier – S. 3

  Kahl & Schlag – S. 5

Schwarz & Taste – S. 8

Modern & Tanz – S. 9

Rund & Ostern – S. 13

Wird Neukölln
insektenfrei?
Anscheinend ist es die
Absicht der Neuköll-       AUF der Straße lernen.                                                                               Foto: mr
ner Bezirksverwaltung,
durch gartenbautech-
nische Maßnahmen,                         Raus aus der Schule, rein in die Demo
die in anderen Kreisen                                  »Fridays for Future« unterstützt von der BVV
auch als »Kettensägen-
massaker« bezeichnet       Immer freitags gehen         Debatte darüber, ob           »Die      Jugendlichen      Wenn Kinder Plakate
werden, Insekten und       Schüler bei den »Fridays     diese Demonstrationen        haben die Sonntagsre-      malen, sich mit dem
anderen      Kleintieren   for Future«-Demonstra-       als »gelebte politische      den satt, normale Pro-     Thema auseinanderset-
die Lebensgrundlage zu     tionen auf die Straße,       Bildung und wichtiger        teste wurden nicht zur     zen, ihre Vorstellungen
entziehen.                 um die Politik zum ver-      Bestandteil einer leben-     Kenntnis genommen.         artikulieren, trage das
 Trotz mehrerer Be-        stärkten Handeln gegen       digen Demokratie« zu         Wer behauptet,Tempo-       mehr zur politischen
schlüsse der BVV Neu-      den Klimawandel aufzu-       gelten haben, wie es in      limit auf Autobahnen       Bildung bei als theore-
kölln zur Verbesserung     fordern. Sie schwänzen       einer von SPD, Grünen        verstoße gegen den         tischer Unterricht in der
der Umwelt mittels         dafür den Unterricht. In     und Linken eingebrach-       gesunden Menschen-         Schule, meinte Mirjam
Fassadenbegrünung,         der Sitzung der Bezirks-     ten Entschließung heißt,     verstand, hat so eine      Blumenthal, Fraktions-
Heckenschutz, Schaf-       verordnetenversamm-          oder ob es sich dabei um     Ohrfeige      verdient«,   vorsitzende der SPD.
fung von Biotopen und      lung (BVV) am 27. Fe-        Schulschwänzen handelt,      sagte Bernd Szczepanski      mr
Nisthilfen konterkariert   bruar gab es eine lebhafte   das sanktioniert gehört.     (Grüne).                         Fortsetzung Seite 3
das Handeln des Grün-
flächenamtes diese an
sich guten Absichten.
Fehlende ökologische
                                                                 »Schön wie Bier«
Begleitung während der
                                                                Neue Kampagne vom Rathaus
Planungsphase in Ver-      Inzwischen ist es kei-       nen und Plastiktüten         den, und davon profitie-   sichtigung der ökolo-
bindung mit Ignoranz       nem Neuköllner ent-          fliegen den Menschen         ren auch die Brauereien    gischen      Korrektheit.
und Arroganz gegen-        gangen, dass der Bezirk      um die Ohren.                im Bezirk.                 »Wir werden uns für
über besorgten Bürgern     schöner werden soll.          Der Ruf nach einer           Die bei dieser Sitzung    EU-Mittel einsetzen, die
– es soll sogar der Satz   Die ehemalige Bür-           Neuauflage wurde in der      anwesenden Kneipen-        die Biobierbrauer unter-
»Stellen Sie doch einen    germeisterin Franziska       Bezirksverordnetenver-       inhaber waren vol-         stützen, denn nur das er-
Antrag nach dem Infor-     Giffey schritt damals        sammlung (BVV) im-           ler Begeisterung. Die      gibt Sinn in unser heu-
mationsfreiheitsgesetz!«   mit einem pinkfar-           mer lauter. Nun hat das      »Rollbergbrauerei«, der    tigen Gesellschaft«, so
gefallen sein, und zwar    benen Besen beherzt          Gremium bei seinem           »Sandmann«, das »Va-       Jochen Biedermann von
auf einer Veranstaltung    zur Tat. Ihr Nachfolger      letzten Zusammentref-        lentin Stüberl« und der    den Grünen. Ergänzend
zur Bürgerbeteiligung      Martin Hikel setzte die      fen reagiert. Es wird eine   »Froschkönig«      twit-   erklärte der Parteikolle-
– machen nichts besser,    Aktion fort.                 neue Kampagne geben.         terten sofort an andere    ge Georg Kössler: »Um
sondern fördern Poli-       Trotz aller Bemü-            »Schön wie Bier« löst       Neuköllner Kneipenbe-      die Feinstaubbelastung
tikverdrossenheit. Wa-     hungen fruchtet die          »Schön wie wir« ab. Der      treiber von dieser neu-    beim Transport des
rum wird denn nicht        Kampagne nicht so wie        gemeine       Neuköllner     en Aktion, während im      Ökobieres zu senken,
zugegeben, dass der        gewünscht. Noch im-          trinkt gerne Bier, au-       Rathaussaal die Diskus-    sollten wir Lastenfahr-
Zweck der Schutz der       mer liegt Sperrmüll auf      ßerdem macht Bier, ins-      sion kein Ende nahm.       räder vom Bezirk einset-
Bürger vor lästigen In-    den Gehwegen, Hun-           besondere Weizenbier,         Die Grünen begrüßten      zen. 
sekten ist?                dekacke entwickelt sich      schön. Die Wirtschaft        die Kampagne, aller-         ro/jr
    Harald Schauenburg     nach wie vor zu Tretmi-      würde angekurbelt wer-       dings unter Berück-              Fortsetzung Seite 3
Seite 2                                                 Historisches Neukölln                                               NK – April 2019

                                                Neuköllner Alltägliches
                 Nachrichten aus dem »Neuköllner Tageblatt« vor 100 Jahren, bearbeitet von M. Rempe
Nr. 78 – Sonnabend,                                                                                                   wurde als die 32jährige
5. April 1919                                                                                                         Tischler=Ehefrau Klara
Eine Sehenswürdigkeit                                                                                                 Lewerang aus Donau­
von Neukölln geworden                                                                                                 str. 128 festgestellt, die
sind nach ihrer völligen                                                                                              ertrunkenen Kinder als
Umgestaltung die bishe-                                                                                               ihr vierjähriger Sohn Al-
rigen »Passage=Festsäle«,                                                                                             bert und ihr neun Monat
Bergstraße 151=152, die                                                                                               alter Sohn Erich. Der
sich jetzt im neuen Ge-                                                                                               Grund zu der schreck-
wande als »Tanz=Para-                                                                                                 lichen Tat der Mutter ist
dies und Passage=Kaffee«      schmack zu entsprechen         wird zunächst die Frage      Nr. 96 – Dienstag,          in ehelichen Zerwürfnis-
präsentieren. Gewohnt,        vermag. Nicht nur für öf-      des Mitbestimmungs-          29. April 1919              sen zu erblicken. Albert
das Publikum durch            fentliche Geselligkeiten,      rechts gesetzlich geregelt   Familiendrama.       Eine   war vorehelich geboren
glanzvolle Darbietungen       für Feste der Tanzkunst        werden.                      aufregende Szene ereig-     und bildete, obwohl der
auf jedem Gebiete zu          vornehmsten Gepräges,                                       nete sich am Sonntag        Vater ihn als ehelich an-
überraschen, haben die        sind die Räume geschaf-        Nr. 91 – Mittwoch,           nachmittag 2½ Uhr am        erkannt hatte, den dau-
Schauburg=Lichtspiele         fen, auch für Familien-        23. April 1919               Köllnischen Ufer. Den       ernden Gegenstand des
das Kaffee, vor allem aber    feste, wie Hochzeiten,         Berlin – Kopenhagen          Elsensteg betrat eine       Zwistes zwischen den
auch die Saalräume, nach      Jubiläen usw., sowie für       im Flugzeug. Eines der       Frau, welche ein Kind auf   L.schen Eheleuten. Der
vollendet künstlerischen      das Vereins= und Klub-         von der Sablatniggesell-     dem Arm trug und von        Vater konnte ihn nicht
Entwürfen zu Stätten der      leben stehen die Lokali-       schaft in die Luftlinie      einem Knaben begleitet      leiden und soll ihn nach
gediegensten Vornehm-         täten für zahlreiche Tage      Berlin-Warnemünde ein-       war. Sie befand sich au-    Aussagen der Mutter,
heit und der wohltuends-      zur Verfügung. Von den         gestellten Verkehrsflug-     genscheinlich in größ-      die ihn stets in Schutz
ten Intimität ausgestalten    neu ausgestatteten Kegel-      zeuge hat unter Führung      ter Aufregung. Plötzlich    nahm, schlecht behan-
lassen. Es ist staunens-      bahnen bis zu dem Lu-          von Herrn Dr. Sablating      schleuderte die Frau,       delt haben. Nach einem
wert, welche reiche Er-       xussaale des Tanzpalastes      am Montag mit Geneh-         bevor die zahlreichen in    abermaligen       heftigen
findungsgabe in dieser        steht nunmehr alles in         migung der dänischen         der Nähe befindlichen       Streit zwischen den Ehe-
materialarmen Zeit die        neuem glanzvollen Ge-          und deutschen Staats-        Straßenpassanten sie da-    leuten wegen des Knaben
herangezogenen Künstler       wande für den Empfang          behörden den ersten          ran hindern konnten,        am Sonnabend faßte die
an den Tag gelegt haben,      der Gäste bereit.              Zivilverkehrsflug nach       beide Kinder ins Wasser,    Mutter den Entschluß zu
um ein kostbares, farben-                                    Kopenhagen ausgeführt.       wo dieselben alsbald ver-   der unseligen Tat. Frau L.
frohes, von glühenden         Nr. 88 – Donnerstag,           An Bord befand sich          sanken. Die Frau wollte     wurde wegen Mordes in
Beleuchtungseffekten          17. April 1919                 auch der Vertreter der       nunmehr selber in den       Haft genommen.
durchstrahltes Werk zu        Das Gesetz über die Be-        skandinavischen Presse       Kanal       nachspringen,
schaffen, daß jedem, der      triebsräte fast fertigge-      in Berlin, Herr Hansen.      wurde jedoch von herbei-
die Räume vorher kann-        stellt. Wie der »Vorwärts«     Trotz böigen Wetters ist     eilenden Personen an ih-    Die Transkription des
te, als ein schnell hervor-   hört, ist das Gesetz über      das Flugzeug, das um 12      rem Vorhaben gehindert      Zeitungstextes    wur-
gezaubertes Märchen-          die Betriebsräte so gut        Uhr 45 in Warnemünde         und von einem Wächter       de mit Fehlern in der
reich erscheinen muß.         wie fertig gestellt., so daß   die Reise fortgesetzt hat,   zur Polizei gebracht. Die   Rechtschreibung aus
Damit ist für Neukölln        es voraussichtlich nach        bereits um ½ 2 Uhr auf       beiden in den Kanal ge-     dem Original von 1919
eine entzückende Stät-        den Osterferien bereits        dem vorgeschriebenen         worfenen Kinder konn-       übernommen. Das Ori-
te für das gesellschaft-      der Nationalversamm-           Flugplatz in Kopenhagen      ten nur noch als Leichen    ginal befindet sich in
liche Leben bereitet, die     lung vorgelegt werden          glatt gelandet.              von Schiffern gebor-        der Helene-Nathan-Bi-
dem verwöhntesten Ge-         kann. Auf diese Weise                                       gen werden. Die Frau        bliothek.

             Vom Rixdorfer Gesellschaftshaus zur Neuköllner Oper
                                             Die Neuköllner Passage im Wandel der Zeit
Schon in der Gründer-         »Gesellschaftshaus« zu schäften im Erdgeschoss. Im nördlichen Erdge-                    gebaut und 1920 zum
zeit wurde auf dem Ge-        errichten. Nach Plänen Das Brückengebäude ist schoss befand sich eine                   »Passage Lichtspielthea-
lände der »Passage« gefei-    des Stadtbaurates                                        Gaststätte, in                 ter« umbenannt.
ert, getanzt und gekegelt.    Reinhold Kiehl                                           den      oberen                 Nachdem es Ende der
1879 entstanden hier die      entstanden      bis                                      Etagen ein gro-                1960er Jahre der groß-
»Hoffmann’schen Fest-         1910 zwei fünfge-                                        ßer Ballsaal, ein              en Kinokrise zum Opfer
säle«, ein Ensemble aus       schossige Flügel-                                        Theater      und               fiel und zum Möbella-
Wohnhaus, Tanzsaal mit        bauten, die eine                                         ein Kino. Hier                 ger degradiert wurde,
Restauration und Bühne,       öffentliche Laden-                                       wurde      1910                wurde es 1985 von der
Kegelbahnen und offener       passage mit Hö-                                          dass »Excelsi-                 Yorck-Gruppe zu neuem
Gartenhalle. Es fanden        fen einschließen,                                        or Lichtspiel-                 Leben erweckt.
Bälle, Geflügelausstel-       die eine »Passage«                                       haus« eröffnet,                 Im alten Ballsal waren
lungen, Schlachtefeste        zwischen      Karl-                                      das erste Kino                 1944 sogenannte rus-
und Konzerte statt. Die       Marx-Straße und                                          Neuköllns.                     sische     »Zivilarbeiter«
Versammlungsstätte war        Richardstraße bil- DIE Passage heute.          Foto: mr Gegenüber der                  einquartiert. Nach lan-
auch Treffpunkt vieler        den. Die Seiten-                                         Gaststätte lag                 gem Leerstand feiert hier
Vereine.                      flügel wurden mit einem für gastronomische und das Kinofoyer im süd-                    seit 1987 die Neuköllner
 1908 wurden die Ge-          Brückenhaus verbunden. kulturelle Nutzung kon- lichen Erdgeschoss. Im                   Oper ihrer Erfolge. Nur
bäude von Kaufmann            Die Vorderhäuser und zipiert und mit großen Kellergeschoss gab es                       die Kegelbahnen gehö-
Paul Daedrich mit der         Seitenflügel sind Wohn- repräsentativen Rundbo- sechs Kegelbahnen. Das                  ren endgültig der Ver-
Absicht abgerissen, ein       bauten mit Ladenge- genfenstern ausgestattet. Kino wurde 1913 um-                       gangenheit an.        mr
NK – April 2019                                          Politik und Kultur                                                         Seite 3

           BVV streitet um Schulpflicht                                                  »Prost auf Neukölln«
                        Für wirksamen Klimaschutz                                               Ökologisches Pilotprojekt
Fortsetzung von Seite 1       Für die AfD ist die gan-    Wer die Jugendlichen       Fortsetzung von Seite 1      schon immer eine Ar-
Die CDU fände zwar           ze Diskussion ohnehin       bei den Demonstrati-        Dieses Pilotprojekt wird     beiterpartei und das Bier
eine einmalige Demons-       »reine Propaganda«, wie     onen selber fragt, hört,    auch vom Abgeordne-          gehört dazu«.
tration gut, wie Frakti-     es Andreas Lüdecke aus-     wie sehr sie sich von       tenhaus unterstützt.«         Mehrheitlich wurde der
onsvorsitzender Gerrit       drückte. Debatten über      der Politik missach-         AfD und CDU sahen           Kampagne zugestimmt.
Kringel sagte, aber re-      Klimawandel im Un-          tet fühlen. Erst seit sie   den Bezirk in mora-          Martin Hikel wird seine
gelmäßig ginge das na-       terricht seien eine »In-    streiken, werden sie ge-    lischer Verwahrlosung.       öffentlichen Reden zu-
türlich nicht, schließlich   strumentalisierung der      hört. Sie tun das nicht,    Sie plädierten dafür, dass   künftig mit einem Bier
gebe es die Schulpflicht.    Schülerschaft«, Klima-      weil sie keine Lust auf     Frauen ein Biertrinkver-     in der Hand und einem
Ähnlich argumentierte        veränderung gebe es, seit   Schule haben, sondern       bot erteilt werde.           »Prost auf Neukölln« be-
auch die FDP. Bei den        es die Erde gebe, daran     weil sie in Sorge um ihre    Thomas Licher von der       enden und versprach in
Demonstrationen ste-         sei nichts menschenge-      Zukunft sind. Dafür         Linken stellt lakonisch      der Versammlung, dieses
he möglicherweise das        machtes.                    nehmen sie dann auch        fest: »Bier ist nicht un-    Pilotprojekt der hiesigen
Schwänzen im Vorder-          Nach fast einer Stunde     bewusst mögliche Sank-      ser Spezialthema, schön      Polizei vorzustellen und
grund, vermutete Franz       der Diskussion wurde        tionen in Kauf. »Das ist    sind wir, mit und ohne       um Verständnis zu wer-
Wittke und forderte, die     die Entschließung mit       eine Sache für Profis«,     Bier.«                       ben. Laut dachte er über
Schüler mögen die De-        den Stimmen der SPD,        hatte Christian Lindner      Wirtschaftstreu argu-       einen Shuttle für die Bier-
monstrationen doch bit-      der Grünen und der          (FDP) gesagt. Inzwi-        mentiert Franz Wittke        genießer nach: »Vielleicht
te in die unterrichtsfreie   Linken angenommen.          schen stellen sich 23.000   von der FDP: »Das ist        können wir die BVG
Zeit verlegen.               Damit verbunden ist das     Wissenschaftler hinter      das beste Wirtschafts-       für diese Idee gewinnen.
 Roland Babilon (frak-       Versprechen der Bezirks-    die streikenden Jugend-     förderungsprogramm,          Wenn der Shuttle »Berl-
tionslos, AfD) erklärte,     verordneten, sich dafür     lichen und bezeugen:        das der Bezirk je auf die    König« kostenfrei die
gesellschaftspolitische      einzusetzen, »wirksamen     Die Schüler haben recht     Beine stellte.«              Biertrinker von Kneipe
Konflikte gehörten nicht     Klimaschutz und nach-       und Klimaschutz ist          Peter Scharnberg von        zu Kneipe transportiert,
in die Schule. »Wir brau-    haltiges Wirtschaften in    dringend      notwendig.    der SPD blieb den            werden Unfälle verhin-
chen keine Streiks, son-     Neukölln voranzubrin-       mr                         Grundsätzen seiner Par-      dert und Menschenleben
dern mehr Disziplin.«        gen.«                                                   tei treu: »Die SPD war       gerettet.«ro/jr

     Schwerpunktthemen in der BVV: Verkehr und Wohnungsbau
                             Verzögerungstaktiken der AfD führten erneut zu einer Sonder-BVV
In der Sitzung vom           maßnahmen am Kiehl­         Straßenfest ohne Ver-       ation erfolgt. Konkret       2012       leerstehenden
20. März werfen SPD,         ufer. Hier sollen durch     kauf veranstaltet.          geht es dabei um Maß-        Seitenflügel des Wohn-
CDU, Grüne und               Gehwegvorstreckungen,        Eine ganze Reihe von       nahmen zur Fassaden-         hauses, das der Woh-
Linkspartei der AfD          Errichtung von Fahr-        Anträgen drehten sich       begrünung, Schaffung         nungsbaugesellschaft
in einer gemeinsamen         radabstellanlagen und       um den Wohnungsbau.         von Biotopen und Nist-       »Stadt und Land« ge-
Pressemitteilung Sabo-                                                                                            hört, einquartiert. We-
tage und Erpressung vor.                                                                                          gen Hausfriedensbruchs
Mit der Verweigerung                                                                                              können ihnen bis zu
der Konsensliste wolle                                                                                            zwei Jahren Gefängnis
die AfD ihren eigenen                                                                                             drohen.
Willen durchsetzen. Die                                                                                            »Es ging um die sym-
Mitteilung schließt mit                                                                                           bolische       Besetzung
der Forderung: »Wenn                                                                                              eines seit sieben Jahren
Sie schon selbst nichts                                                                                           leerstehenden Gebäu-
für die Menschen in                                                                                               des. Das ist ein größeres
diesem Bezirk tun wol-                                                                                            Verbrechen, als die stun-
len, dann verhindern Sie                                                                                          denweise      Besetzung«,
zumindest nicht mehr,                                                                                             begründete Fraktions-
dass andere sich um die                                                                                           vorsitzender     Thomas
Belange der Neuköllne-       KIEZE sollen ruhiger werden.                                            Foto: mr    Licher den Antrag.
rinnen und Neuköllner                                                                                              »Die Hausbesetzer ha-
kümmern.«                    Verlegung der Glascon-      Einstimmig beschlos-        hilfen sowie Baum- und       ben zu einem drastischen
 Mit diesen Belangen         tainer die Autofahrer am    sen wurde der Auftrag       Heckenschutz, um den         Mittel gegriffen, um auf
beschäftigen sich dann       schnellen Fahren und        an das Bezirksamt, sich     Umweltschutz im ur-          einen Mißstand hinzu-
die anderen Fraktionen.      falschen Parken gehin-      darum zu kümmern, ob        banen Bereich zu för-        weisen, der nicht hin-
Beschlossen wurde die        dert und die Attraktivi-    und wie Grundstücke,        dern.                        nehmbar ist«, stimmte
wirksame Durchsetzung        tät des Gehwegs am Ufer     auf denen derzeit ein-       Um die Hausbesetzung        ihm Bernd Szczepanski
der Tempobegrenzung          erhöht werden.              geschossige Discounter      in der Bornsdorfer Stra-     (Grüne) zu. Das sei zwar
in der Hufeisensiedlung.      Um den Autoverkehr,        angesiedelt sind, für       ße im Mai 2018 ging          gegen das Gesetz, da
Das Bezirksamt soll prü-     beziehungsweise      des-   Wohnungs- oder Ge-          es in einem Antrag der       aber niemand geschädigt
fen, welche baulichen        sen Abwesenheit geht        werbebauten nutzbar ge-     Fraktion die LINKE,          wurde, sei eine Strafver-
Vorkehrungen zu treffen      es beim »Tag des guten      macht werden können.        in dem das Bezirksamt        folgung auch eine Frage
sind, damit die Autofah-     Lebens«, der an einem       Ebenfalls mit großer        gebeten wird, sich da-       der Verhältnismäßigkeit.
rer gezwungen sind, dort     Sonntag im Mai 2020         Mehrheit beschlossen        für einzusetzen, dass die    Die beiden Fraktionen
Tempo 30 einzuhalten.        im Körnerkiez statt-        wurde ein Antrag, der       Strafanzeigen gegen die      fanden für ihren Vorstoß
 Um die Einhaltung der       finden soll und den         darauf abzielt, dass bei    Besetzer zurückgezogen       keine     Unterstützung,
Tempo-30-Regelung            die BVV unterstützen        Neubauanträgen      eine    werden. Insgesamt 56         der Antrag wurde mehr-
ging es auch bei den         will. Dabei wird auf        Beratung zur Verbesse-      Aktivisten hatten sich       heitlich abgelehnt.
Verkehrssicher ungs-         autofreien Straßen ein      rung der Umweltsitu-        kurzzeitig in einem seit      mr
Seite 4                                                         Wohnen                                                   NK – April 2019

               »Round about« Dreizehn Euro Netto kalt und mehr
                      1400 neue Wohnungen am Mariendorfer Weg entstehen auf Mischmietweise
»Ich gehe jetzt!« sprang     wird vom »Avila Projekt-      Die Veranstaltung war      klinik am Eschersheimer      tigungsschein vermietet
ein älterer Bewohner         management» und »Pe-         sehr gut besucht, über      Weg vor. Im Zuge der         werden. Das ist dann für
auf und verließ die Ver-     truswerk« bebaut, »Neu       100 Anwohner waren          Bauarbeiten wurde das        30 Jahre bindend, leider
sammlung am 27. März         Marien« von der »Bu-         anwesend. Junge und äl-     gesamte Areal unterkel-      nicht länger.«
in der Hermann-Sander-       wag/Vonovia«.    Bereits     tere Menschen waren ge-     lert, um Platz für 150        Der Unmut der wegen
Schule am Mariendorfer       in diesem Jahr werden        kommen, Mütter brach-       Autostellplätze zu bie-      Mietsteigerungen         um
Weg. »13 Euro sind 13                                                                 ten, deren Monatsmiete       ihre Wohnungen fürch­
Euro.« »Unbezahlbar«,                                                                 100 Euro beträgt. Herr       tenden oder Wohnungen
hätte er hinzufügen kön-                                                              Mahler von der »Buwog        suchenden         Menschen
nen. Er verabschiedete                                                                /Vonovia« vertrat die        verschaffte sich Luft. Es
sich energisch, etwas zu                                                              ehemals österreichische      wurde aufgerufen, sich
früh. Gerade kam eine                                                                 Firma, die privatisiert      an der Demo »#Mie-
kritische     Diskussion                                                              wurde und in Berlin mit      tenwahnsinn stoppen«
über die Wohnungs-                                                                    aktuell 40.000 Wohn­         zu beteiligen, im Foyer
und       Mietensituation                                                             einheiten zu den Großen      wurden Aufrufe und Pla-
nicht nur im Bezirk ins                                                               der Wohnungsbranche          kate verteilt. Jochen Bie-
Laufen. Zuvor hatten die                                                              gehört, allerdings nicht     dermann wies in diesem
Vertreter der Bauträger                                                               zu den Beliebtesten.         Zusammenhang darauf
auf den Arealen rund um                                                                Wieso habe der Bezirk       hin, »dass Wohnungsbau
den Mariendorfer Weg         DAS Podium wurde in der Diskussion gefordert.Foto: fh   das zur Verfügung ste-       eine gesellschaftliche Auf-
ausführlich ihre Pläne er-                                                            hende Areal privaten Trä-    gabe« sei. Die Stadt Wien
läutert. Von der »Buwag«     Wohneinheiten bezugs-        ten ihre Kinder mit.        gern überlassen? »Es ist     ist diesbezüglich vorbild-
/»Vonovia« und dem           fertig, um Wohnungen         Allen war gemeinsam,        Privatgelände«, so Stadt-    lich. Sie investiert jährlich
»Avila Projektmanage-        kann sich bereits bewor-     dass sie nach günstigem,    rat Jochen Biedermann,       Millionenbeträge in den
ment« / »Petruswerk« ka-     ben werden. 30 Prozent       alters- und familien-       »in Neukölln haben           kommunalen Wohnungs-
men eloquente Vertreter      der Wohnungen werden         gerechtem Wohnraum          wir nur die Buckower         bau und -erhalt und sucht
und Vertreterinnen, die,     per Wohnberechtigungs-       suchen. Dazu gehören        Felder im Landesbesitz.      nicht unbedingt private
wenn es um Realmieten        schein erhältlich sein, im   auch Stellplätze für Au-    Wir setzen schon in          Investoren.
für Durchschnittsverdie-     nördlichen Bereich für       tos und Fahrräder.          der Bauplanungsphase          th
ner geht, alles »Round       acht Euro pro Quadrat-        Frau Scharnberg vom        mit privaten Investoren      Gemeinsam gegen Ver-
about« beziffern. Es wer-    meter, im südlichen Be-      »Avila Projektmanage-       konsequent die Berliner      drängung und #Mieten-
den 1400 Wohnungen           reich für 6,50 Euro. Für     ment« stellte die Pläne     Linie durch, 30 Prozent      wahnsinn, Demo Sams-
auf dem Areal »St. Ma-       die geplanten Studen-        für die Wohnungs-           des Wohnraums müssen         tag, 6. April, 12.00 Uhr
rien« und »Neu Marien«       tenwohnungen steht der       bauten auf dem Gelände      für 6,50 Euro an Men-        Alexanderplatz
entstehen. »St. Marien«      Mietpreis noch nicht fest.   der ehemaligen Frauen-      schen mit Wohnberech-

                               Das Erbe der Großväter ist in Gefahr
                                    Zwei Siedlungen in Buckow fürchten um ihre Zukunft
Die Angst geht um in         staltung am 30. März         schein und mindestens       Generationen        leben     Im Jahr 2013 wurde
den Siedlungen »Neue         informierten sie über die    zwei Kinder. Die Siedler    unter einem Dach.« So        dann ein Verkaufstopp
Heimstatt« und »Am           Hintergründe und die         haben über die Jahre ihr    beschreibt Jürgen Lan-       verhängt. Einige Bewoh-
Vogelwäldchen«          in   augenblickliche Lage.        Geld in Haus und Gar-       ge, Interessenvertreter      ner hatten ihre Grund-
Buckow. Viele Anwoh-                                                                            der Siedlerge-     stücke bis dahin schon
ner fürchten, zukünftig                                                                         meinschaft,        gekauft. Als die Verkäufe
ihre Bleibe zu verlie-                                                                          das Leben in       2017 wieder starten
ren, denn 2031 laufen                                                                           der Siedlung.      sollten, hatten sich die
die      Erbpachtverträge                                                                       Die gemein-        Kaufpreise deutlich er-
aus. Eine angebotene                                                                            samen Akti-        höht und liegen aktuell
Pachtverlängerung soll                                                                          vitäten     der    bei mehr als dem Dreifa-
ab sofort mehr als das                                                                          Siedler,     die   chen des Erstpreises von
Sechzehnfache kosten,                                                                           gegenseitige       2009.
nach 20 Jahren mehr als                                                                         Unterstüt-          »Das können sich die
das 29fache im Vergleich                                                                        zung und der       vielen älteren Einwoh-
zum aktuellen Preis.                                                                            Zusammen-          ner gar nicht leisten«,
Verantwortlich für diese                                                                        halt zeichnen      sagt der Interessenvertre-
Preistreiberei ist in die-                                                                      die besondere      ter Martin Herrmann.
sem Fall kein gieriger In-                                                                      Qualität des       Ihnen drohe nun die
vestor, sondern das Land                                                                        Zusammenle-        Enteignung des eigenen
Berlin in Gestalt der        SIEDLERHAUS in der »Neuen Heimstatt«.                   Foto: mr bens aus.           Hauses.
landeseigenen Immo-                                                                              2006      wur-     »Wir fordern das Land
biliengesellschaft BIM.       Die Verträge wurden         ten gesteckt, Straßen       de den Bewohnern der         Berlin auf, gemeinsam
Die Einwohner haben          zwischen 1951 und            gebaut, Laternen aufge-     Siedlungen vom Bezirk        mit uns eine sozialver-
sich deshalb zu einer In-    1961 abgeschlossen, da-      stellt.                     unerwartet mitgeteilt,       trägliche Lösung für
teressengemeinschaft zu-     mit auch Familien mit         Manche Familien woh-       dass die Erb­bauverträge     unsere Siedlungen zu
sammengeschlossen. Sie       kleinem Geldbeutel ihr       nen dort bereits seit 60    nicht verlängert und die     finden, um Angst und
wollen erreichen, dass       Häuschen bauen konn-         Jahren. »Wir sind Fa-       Grundstücke von den          Schrecken endlich zu
die Erbbaupachtverträge      ten. Die Eintrittsbedin-     milien mit kleinen und      Siedlern gekauft werden      beenden«, heißt es in der
fortgesetzt werden. In       gungen sind bis heute        großen Kindern, Omas        sollen, was in den Verträ-   Pressemitteilung.
einer Anwohnerveran-         ein Wohnberechtigungs-       und Opas, bis zu drei       gen nie vorgesehen war.       mr
NK - April 2019                                           Bauen und Putzen                                                           Seite 5

                                         Kahlschlag am Weigandufer
                                            Ökologische Baubegleitung – Fehlanzeige
Neukölln soll schöner        sätze und Klimaschutz        Bislang war von einer        unwirsch beantwortet.       nicht, dass bislang keine
werden. So oder ähn-         im Gange ist, welche Im-     Ausdünnung die Rede.         Offenbar wurde alles zu     ökologische Expertise
lich wurde es in Berli-      mobilienpreise und Mie-      Selbst in einer Pressemit-   Wildwuchs erklärt. Al-      vorgelegt werden konn-
ner Zeitungen und vom        ten in die Höhe treiben      teilung vom 15. Februar      les bis auf einen letzten   te. In der jetzigen Bau-
Neuköllner Bezirksamt        wird. Sie klagen, man-       wurde noch behauptet,        Baum ist gerodet worden.    phase wurde auch kein
verbreitet. Es geht um       gelhaft über Details und     dass nur Wildwuchs            In der Diskussion über     Ökologe, sondern ein
das bereits laufende         Planungsänderungen           und Gebüsch gerodet,         die ökologische Beur-       Gartenbauingenieur be-
Sanierungsprogramm                                                                                                 rufen. Es sollen lediglich
zur Umgestaltung von                                                                                               große Bäume geschützt
Straßenzügen          und                                                                                          werden, die nach dem
Grünanlagen. Anwoh-                                                                                                Berliner Baumschutz-
ner können in Bürger-                                                                                              gesetz nicht gefällt wer-
beteiligungsverfahren                                                                                              den dürfen. Das ist viel
ihre Meinung kundtun                                                                                               zu wenig, damit hier
und Ideen beisteuern.                                                                                              von Ökologie gespro-
Für ökologische Belan-                                                                                             chen werden kann. Wer
ge gäbe es eine Ökolo-                                                                                             glaubte, dass ökolo-
gische Baubegleitung.                                                                                              gische Fragen umfassend
Das klingt gut. Ist es das                                                                                         berücksichtigt würden,
auch?                                                                                                              sah sich enttäuscht.
 Die Bürgerbeteiligung                                                                                              Anwohner sollen nun
zeugt nicht von basis-                                                                                             immerhin über den
demokratischem        Ver-                                                                                         Standort der neuen Pflan-
ständnis der Neuköllner                                                                                            zen mitreden dürfen.
Politik, sondern ist Vor-    RECHTS und links der Elsenbrücke. Bereits ohne und noch mit Büschen. Foto: aw         Das Anliegen der An-
schrift nach dem Bau-                                                                                              wohner erfährt in Zu-
gesetzbuch des Bundes.       informiert zu werden.        Bestandsbäume aber in        teilung der Rodung          kunft hoffentlich eine
Einige Mitbürger haben       Unbürokratische Ein-         die neue Planung inte-       musste der Leiter des       höhere Wertschätzung.
sich im Beteiligungsgre-     sicht in vollständige Pla-   griert würden. Das Be-       Grünflächenamtes dann       Es wäre schön, wenn
mium für den Bereich         nungsunterlagen wird         teiligungsgremium hatte      offenbaren, dass es wäh-    sich mehr Bürger betei-
Sonnenallee/Weigand­         ihnen verweigert.            sich einstimmig gegen        rend der Planungsphase      ligen, Ideen einbringen
ufer eingefunden. Sie         Schockierend war die        eine Totalrodung aus-        gar keine ökologische       und den »Machern« auf
sind nicht zufrieden. Sie    Totalrodung des Gehölz-      gesprochen. Briefe von       Baubegleitung gegeben       die Finger sehen. 
fürchten, dass eine Auf-     bestandes Ende Februar       besorgten Anwohnern          hatte – entgegen bishe-      wu
wertung des Bezirks ge-      am Weigandufer im Be-        an Bezirksbürgermeister      riger Verlautbarungen.      Kontakt: Weigandufer@
gen ökologische Grund-       reich Wildenbruchpark.       Hikel (SPD) wurden           Es verwundert daher         kuk-nk.de.

                                    »Schön wie wir« geht neue Wege
                                   Kooperationen und Initiativen für einen sauberen Bezirk
Neuköllns Kieze sind         schen gehen mit offenen sprechpartner bei Fragen sind. Sie sind auch für              Planeten in Form eines
nicht die saubersten.        Augen durch den Kiez«, der Baumscheibenpflege den Verleih der neu an-                 Plakatmotivs gestalten.
Deshalb rief die dama-       sagte er. Das Be-                                      geschafften La-                (Plakatmotiv bitte bis
lige Bezirksbürgermei-       zirksamt sei aber                                      stenfahrräder zu-              Freitag, den 12. April
sterin Franziska Giffey      nicht nur Dienst-                                      ständig.                       2019 (Absendestempel)
2016 die Kampagne            leister, die Bürger                                     »Nicht alles was              an: wirBERLIN e.V.,
»Schön wie wir« ins Le-      sollen mit anpa-                                       auf der Straße                 Bernadottestr. 6, 14193
ben, die versucht, den       cken.                                                  liegt, ist Müll.               Berlin.)
Zustand des öffentlichen      Dabei geht es                                         Viele Dinge sind                »Wir wollen Angebote
Raumes zu verbessern.        nicht nur um                                           noch verwertbar«,              schaffen, um eine Ver-
Unter dem Motto »Von         das Organisieren                                       sagte Talu Tüntaş              haltensänderung bei den
der Kampagne zur Be-         von       Putzakti-                                    bei der Vorstel-               Neuköllnern herbeizu-
wegung« lud Bezirks-         onen. Müllver-                                         lung der »Ta-                  führen. Dabei gehen wir
bürgermeister Martin         meidung – bei-                                         schengeldfirma e.              auch neue Wege und
Hikel am 22. März ins        spielsweise durch                                      V.«, einer der Ko-             probieren Dinge aus«,
Neuköllner Rathaus ein,      die Nutzung von                                        operationspartner              sagte der Bezirksbürger-
wo viele der beteiligten     Me h r w e g - K a f -                                 von »Schön wie                 meister. Welche davon
Initiativen und Koope-       feebechern – ist                                       wir«. Beate Ernst,             erfolgreich sein werden,
rationspartner ihre Ar-      ein Thema. Die                                         Vorstandsvorsit-               werde die Zukunft zei-
beit der Öffentlichkeit      Mehrweg-Bera-                                          zende von »wir-                gen.
vorstellen konnten.          tung gibt Gastro-                                      BERLIN        e.V.«             Eine Übersicht über
 Viele der Mails, die er     nomen Tipps, wie                                       lud zum Kin-                   alle Kooperationspart-
bekomme, beziehen sich       sie Einwegmüll                                         der-Plakatwettbe-              ner, Initiativen und Ak-
auf die Müllproblema-        vermeiden kön-                                         werb ein, bei dem              tionen bietet die neu
tik, sagte Hikel in seiner   nen.                                                   Kinder zwischen                eingerichtete     Website
Begrüßungsansprache.          Bei der rich-                                         sechs und zwölf                www.schoen-wie-wir.de.
11.000 Meldungen seien       tigen Entsorgung                                       Jahren ihre Ideen              Daneben gibt ein Blog
im letzten Jahr einge-       helfen die Kiez-                                       für einen besse-              Tipps rund um Klima
gangen. »Die Kampagne        hausmeister, die BÜRGERMEISTER so schön. Foto: mr ren, saubereren                    und       Nachhaltigkeit.
sensibilisiert, die Men-     ebenfalls       An-                                    und      grüneren             mr
Seite 6                                                       Wirtschaft                                                   NK – April 2019

                                            Königinnen des Zaubers
                                            Der »Zauberkönig« hat eine neue Heimat
Es gab viele Möglich-        lerlei Zaubereien ist der    dass der Zauberkönig          Bei der Neueröff-            Vorsitzender der »Zau-
keiten und Angebote,         Laden jetzt auch schon.      nicht umziehen solle         nung am 9. März gab           berfreunde Berlin« ließ
die nicht geklappt haben     Die alten Kunden aus         und der neue Laden nie-      es zwar kein offizielles      – assistiert von Bezirks-
oder verworfen wurden.       der Hermannstraße sind       mals so schön werde wie      Programm, aber gezau-         bürgermeister Martin
Doch dann – recht kurz-                                                                                              Hikel – unter Zuhilfe-
fristig vor der endgül-                                                                                              nahme von etwas Zau-
tigen Kündigung – fand                                                                                               bersalz zwei Palmen aus
der Zauberkönig ein                                                                                                  Zeitungspapier wachsen,
neues Heim.                                                                                                          die er den beiden Inha-
 Ein geräumiger Eck-                                                                                                 berinnen überreichte.
laden an Weise- und                                                                                                   Auch viele andere Zau-
Herrfurtstraße. Gut an-                                                                                              berer aus allen Teilen
gekommen sind sie dort                                                                                               der Stadt – regelmäßige
in jedem Fall. Die bei-                                                                                              Kunden des Ladens –
den Inhaberinnen Ka-                                                                                                 waren gekommen, fach-
ren German und Kirsi                                                                                                 simpelten miteinander
Hinze sind froh, dass es                                                                                             und beeindruckten die
eine Heizung gibt und es                                                                                             vielen Eröffnungsgäste
nicht mehr reinregnet.                                                                                               mit ihren Tricks.
Vor allem haben sie viel                                                                                              jr
mehr Platz. Noch sind                                                                                                Zauberkönig
sie nicht ganz fertig mit                                                                                            Herrfurthstraße 6A,
dem Einrichten, »nach                                                                                                12049 Berlin
und nach wird immer          PER Zauberkunst zurück in die Kindheit.                                    Foto: mr    Montag - Samstag
noch etwas dazukom-                                                                                                  11 - 19 Uhr
men«, sagt Kirsi Hinze.      alle mit umgezogen, und      der alte, sind vom neuen     bert wurde trotzdem.          info@zauberkoenig-berlin.de
Und gut gefüllt mit al-      sogar die, die sagten,       Laden begeistert.            Eberhard   Bärmann,                                    42

                                            Haptische Faszinationen
                                         Die berufliche Leidenschaft eines Buchbinders
»Ryszard Buchbinderei        Entsprechend hat Mar-        Dazu zählen Sonderan-        Freilauf haben. Hier          othek in Wien hielt er
für Einzel- und Son-         tin mit seiner Kollegin      fertigungen für Verpa-       sieht man zum Beispiel        ein 800 Jahre altes hand-
deranfertigungen« steht      Friedericke Goll in einer    ckungen und Bücher-          an dieser Kerbe, dass         geschriebenes Buch aus
auf der Vorderseite der      Garage auf dem Innen-        schuber. »Papier ist nicht   das Tier frei gelaufen ist,   Pergament in der Hand:
Visitenkarte, auf der        hof am Herrfuthplatz 11      allein unser Material,       es hat sich wohl mal an       »Eine haptische Faszi-
Rückseite »Martin Tro-       eine Buchbinderwerk-         doch sehr wichtig. Aber      einem Zaun gestoßen           nation. Daran wurde
janowski Buchbinder«.        statt errichtet. »Wir ma-    Leder ist auch schön und     oder wurde gebissen. An       zehn Jahre gearbeitet!«
Martin, »der Buchbin-                                                                                                Er selbst gewann einen
der«, wie er im Schil-                                                                                               Preis der Württember-
lerkiez bereits genannt                                                                                              gischen      Staatsbiblio-
wird, hat zwei Ausferti-                                                                                             thek. In dem von ihm
gungen seiner Visiten-                                                                                               gefertigten Buch greift
karten. Die eine wirkt                                                                                               er alle Materialien, die
auf schlichtem weißen                                                                                                in Buchbindereien ge-
Papier, die andere hat ei-                                                                                           braucht werden, auf und
nen silbernen Schimmer,                                                                                              hat auf dem Umschlag
beide auf zusammen-                                                                                                  in Rautenform diese
gefügtem Spezialpapier                                                                                               Materialien gespiegelt.
mit Prägedruck. »Fühl                                                                                                 Wieso heißt die Buch-
mal«, bittet Martin, und                                                                                             binderei »Ryszard«? »Das
ich spüre das Besondere.                                                                                             ist der polnische Name
 Bevor er bei Karen We-                                                                                              für Richard. Mein Groß-
gemann in Hamburg                                                                                                    vater hieß so. Meine El-
»eine      Topausbildung                                                                                             tern kamen zur Zeit des
durch vier Meister« er-                                                                                              Kriegsrechtes 1981 nach
hielt, lernte er Kommu-                                                                                              Deutschland. Ich wurde
nikationsdesign, wohl        MARTIN Trojanowski an der Prägemaschine.                                   Foto: th    als Pole in Kreuzberg ge-
schon in Vorbereitung                                                                                                boren. Polnisch ist mei-
auf die qualifizierte Ar-    chen es derzeit noch ne-     wird gern genutzt.« Mar-     veganem Leder wird üb-        ne Muttersprache.«
beit als Buchbinder. Eine    benberuflich und haben       tin entrollt verschiedene    rigens schon geforscht,        th
Freundin seiner Mutter       Teilzeitjobs. In meiner      Lederproben, Ziege und       es wird mit Pilzen expe-      Ryszard      Buchbinderei
hatte Jahre zuvor eine       Firma mache ich alles,       Rind, feines und dün-        rimentiert.«                  für Einzel- und Sonder-
Papierfirma gegründet,       Kundenkontakt, Mate-         nes Material. »Leder ist      Das schönste aller Ma-       anfertigungen      Martin
die hauptsächlich Kar-       rialbeschaffung und die      ja ein Abfallprodukt der     terialien ist für Martin      Trojanowski Buchbinder
tons herstellte, Martin      individuelle Fertigung       Lebensmittelindustrie.       Trojanowski         immer     Herrfurthplatz 11 12049
Trojanowski fühlte die       nach Wunsch des Kun-         Gutes Leder wird aber        noch Pergament. Es wird       Berlin kontakt@buchbin-
Haptik des gepressten        den.«                        von Tieren genommen,         ebenfalls aus Tierhäuten      derei.ryszard.de
Papiers. »Gutes Hand-         Buchbinder       machen     die speziell dazu gezüch-    hergestellt. In der Öster-
werk ist wieder gefragt.«    sehr viel mehr als Bücher.   tet werden und keinen        reichischen Zentralbibli-                               48
NK - April 2019                                         Wirtschaft                 Seite 7

                   Heiße Pinkel-Ecke
               Dreifach-Restaurant-Bar bezog »clavis«
Wer sich gefragt hatte, vollen Namen »Paolo         derholtem Besuch etwas
was wohl auf das große Pinkel und das Schna-        für sich finden sollte.
Elektronikfachgeschäft bulat« gegeben.              Oder sich von Lamm-
»clavis« folgen könnte, Die Idee, hier drei ganz    kotelett über Dumplings
war sicherlich über- verschiedene         Küchen    zu Ceviche einfach
rascht, dass sich ein Gas- unter einem Dach anzu-   durch alles durchpro-
tronomiekom-
plex traut, in
die großzügigen
Ladenräume
an der Ecke
Weichsel-/Karl-
Marx-Straße zu
ziehen. Getraut
haben sich das
die       Macher
der »Dschun-
gel-Bar« in der
Friedelstraße,
die dort seit
Jahren schon
ein internatio-
nales, trinkfreu-
diges Publikum AUF die Bank oder an die Bar?                        Foto: hlb
anziehen. Und
dies seit Mitte Janu- bieten, ist äußerst clever.   biert; um dann in den
ar nun auch hier tun Auf die kommunikati-           Barbereich zu wechseln.
– mit guten Cocktails onsfreundlichen langen         Am Wochenende stehen
und anderen Drinks Holzbänke im Restau-             spezielle Events wie DJ-
an langer Bar und in rantbereich         kommen     Abende, Tastings oder
nicht     unterdimensio- über drei separate Kü-     Brunch mit Bingo auf
niertem Raucherbereich, chentheken ganz nach        dem Programm. Das un-
mit       stylisch-coolem Wahl des Bestellers:      konventionelle Konzept
80s-Trash-Retroambien- Authentische nordchi-        des »Paolo Pinkel«, sein
te à la Chinatown und nesische Gerichte »von        schummriges Ambiente,
witzigem Namen: Paolo den Straßen Xi‘Ans« mit       dazu die durchaus extra-
Pinkel war Anfang der regionalen Zutaten, tra-      vagante Bar mit einem
Nullerjahre der Rot- ditionelle zypriotische        Angebot auch für den
lichtmilieu-Deckname Rezepte in moderner In-        experimentierfreudigen
des streitbaren Frankfur- terpretation oder peru-   Genusstrinker machen
ter TV- und Polittalkers anische Speisen im Mix     die obere KMS um eine
Michel Friedman; die mit südamerikanischem          Attraktion für alle Aus-
Älteren mögen sich er- und spanischem Barfood       gehfreunde reicher. hlb
innern. Da es hier aber – alles frisch zubereitet    Paolo Pinkel und das
auch etwas zu schnabu- und mit wechselndem          Schnabulat, Karl-Marx-
lieren gibt, haben die Angebot. Eine originelle     Str. 55, tgl. ab 18 Uhr,
befreundeten Gründer Mischung mit gutem,            Küchen bis 23 Uhr;
Sebastian, Nick und abwechslungsreichem             www.paolopinkel.berlin,
Kubi ihrem Traum eines Spektrum also, bei der       Facebook: paolopinkelberlin
eigenen Restaurants den jeder Gast auch bei wie-                             49
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                                              Fisch vom Lavasteingrill
                                             Das »Rusticana« und die Familie Behadini
Entscheidend für eine         tägliche Kontrolle. Ihr      weites italienisches Spek-   Kaffeespezialitäten kann    Hell und freundlich ist
gute Pizza ist der Ofen, in   ist es zu verdanken, dass    trum wird im Rusticana       er sogar bei den Neuköll-   das Restaurant eingerich-
dem sie gebacken wird.        alle Speisen eine hoch-      angeboten. Bei den Sup-      ner Experten punkten.       tet, die Gäste haben aus-
Den hat das »Rusticana«       wertige Qualität haben.      pen geht das Angebot          Auch Weinkenner kom-       reichend Platz an ihren
in der Hermannstraße          Fleisch- und Fischge-        von Minestrone bis zur       men auf ihre Kosten.        Tischen. Angenehm ist
152. Knusprig kommt           richte werden auf dem        Fischsuppe. Dort, in         Ordentliche und richtig     auch die Raumakkustik,
die Pizza für den Gast        Lavasteingrill zubereitet.   Italien, hat Behadini das    gute Weine aus Sizilien     bei der die Gäste ruhig
auf den Tisch. Der Teig                                                                                             miteinander reden kön-
ist weder zu dünn noch                                                                                              nen. Der Service ist sehr
zu dick. Mit den ausge-                                                                                             zuvorkommend, ständig
wählten Zutaten, die die                                                                                            bemüht um das Wohler-
Familie Behadini für ihre                                                                                           gehen der Gäste.
Pizzen anbietet, wird das                                                                                            Neu ist das Angebot
Gericht zu einem Ge-                                                                                                eines       Mittagstisches
nuss.                                                                                                               von 12 bis 16 Uhr.
 Dabei blickt das Restau-                                                                                           Für kleines Geld erhält
rant auf eine lange Ge-                                                                                             der Gast beispielsweise
schichte. Seit 32 Jahren                                                                                            Schweinemedaillons in
ist es in Neukölln. 2014                                                                                            Champignonrahmsauce
wechselte es den Stand-                                                                                             oder Kalbsleber mit Ros-
ort in die Hermannstra-                                                                                             marinkartoffeln. Ideal
ße Ecke Kranoldstraße.                                                                                              ist dieses Angebot für
 Das Oberhaupt der                                                                                                  Büromitarbeiter       und
Familie Behadini hat                                                                                                Neuköllner Selbständige,
die Zügel in der Hand.                                                                                              denn Mittagspause muss
Jede Entscheidung, die                                                                                              gemacht werden.
die beiden Söhne tref-        DER Patriarch wacht über sein Lokal.                                     Foto: mr    Rusticana
fen, wird peinlich genau                                                                                            Hermannstraße 152
überprüft, denn sie wer-      Das garantiert »außen        Kochen gelernt. Kein         verführen zum Zweitglas.    12 - 23 Uhr              36
den das Geschäft eines        knusprig und innen saf-      Wunder, dass hier auch        Auch die Inneneinrich-     Mittagstisch bis 16 Uhr
Tages        weiterführen.    tig«. Mediterran kommt       der Kaffee besonders gut     tung lässt Urlaubserin-     www.rusticana-berlin.de
Dazu gehört auch die          die Küche daher. Ein         schmeckt. Mit seinen         nerungen wach werden.

                                                      Wein trifft Taste
                                                Klavierkonzert mit erlesenen Weinen
»Wein trifft Taste« – was     Zum       anschließenden     Philipp Emanuel Bachs        sechs, Opus 94, begleitet   lichen Teil aus der Sorte
da passiert, konnten die      »Clair de Lune« der »Do-     »Alegretto« aus der So-      von »Messis Ultima«,        »Carignan« von mehr
Besucher am 9. März im        maine Bourdic« konnte        nate in d-Moll konnte        einem schweren Rotwein      als 80 Jahre alten Wein-
Klaviersalon »Die Taste«      selbstverständlich nur       »Harmonie« genossen          von der Ardèche aus der     reben gemacht wurde,
erleben. In Zusammen-         ein einziger Komponist       werden, ein sehr dunkler     Rebsorte Grenache.          spielte Holger Laudert
arbeit mit dem Wein-                                                                                                die Noctunes in b-Moll
laden »Das Schwarze                                                                                                 und in e-Moll (Opus 9
Glas« in der Jonasstraße                                                                                            und Opus 72); das passte
hat Holger Laudert, Pi-                                                                                             so gut, dass die Zuhörer
anist, Klavierlehrer und                                                                                            sofort eine Zugabe ver-
Eigner des Klaviersalons                                                                                            langten. Dem wurde mit
in der Sonnenallee, ein                                                                                             einer weiteren Nocturne
Konzert      veranstaltet.                                                                                          Folge geleistet.
Zu einem Crémant und                                                                                                 Da die Besucher be-
fünf unterschiedlichen                                                                                              geistert waren und eini-
Weinen wurden dazu                                                                                                  ge sogar nach weiteren
passend      ausgesuchte                                                                                            Terminen fragten, zu
Klavierstücke von sechs                                                                                             denen sie Freunde und
Komponisten dargebo-                                                                                                Bekannte      mitbringen
ten.                                                                                                                wollen, wird es weitere
 Philip Glass‘ »Etu-                                                                                                Konzerte geben. Das
de No. 18« begleitete                                                                                               nächste wird im Mai
zum Beginn mit ihren                                                                                                stattfinden, der Termin
perlend zirkulierenden                                                                                              wird in der nächsten
Tonfolgen, die sofort das                                                                                           Ausgabe dieser Zeitung
Bild der aufsteigenden        SCHWARZ und schwarz - Klang und Genuss.                      Foto: Holger Laudert    bekanntgegeben werden.
Bläschen vor Augen                                                                                                   hs
führten, den Crémant          gewählt werden: Clau-        Rosé, der fast schon ein      Einer darf natürlich       Klaviersalon Die Taste 50
»Etincelle« auf ideale        de Debussy mit seinem        Rotwein ist und sehr gut     bei einer solchen Ver-      Sonnenallee 174
Weise. Der nachfolgend        gleichnamigen Stück.         kalt getrunken werden        anstaltung nicht fehlen:    12059 Berlin
gereichte Muscadet »La         Nach der Pause (aus         kann. Es folgte Franz        Frédéric Chopin. Zur        Das Schwarze Glas
Louvetrie« wurde mit          Rücksicht auf die Rau-       Schubert mit den »Mo-        »Cuvée Blondin«, einem      Jonasstr. 33            18
den »Pièces froides« von      cher) ging es harmo-         ments Musicaux« Num-         schweren, runden Rot-       12053 Berlin
Erik Satie untermalt.         nisch weiter. Zu Carl        mer zwei und Nummer          wein, der zum wesent-
NK – April 2019                                            Künstlerportrait        Seite 9

                  Balance und Schwung
                       Isabelle Linden und der Tanz
Sie gestikuliert in flie-    abenteuerlicher Aspektsich Laien entwickeln
ßenden Bewegungen,           ist dabei, die Balancekönnen, die einmal in
steht zwischendurch auf      mit Schwung zu verlie-der Woche tanzen.«
und setzt sich wieder        ren und wieder aufzu- Und »dann irgendwann
hin, um etwas mit dem        fangen.«              kommt der Punkt, wo
Körper zu erklären, über      In ihrem Unterricht  der Körper dem oder der
das sie gerade spricht –     wird einerseits der ge-
                                                   Tänzerin selbst gehört.«
im Gespräch mit Isabelle     samte Körper und die   Isabelle Linden entwi-
Linden über Bewegung,        Muskulatur       trainiert,
                                                   ckelte bereits viele Solo-
Modern Dance und Un-         andererseits gibt sie die
                                                   und Gruppenchoreogra-
terricht.                    Möglichkeit, aus der  fien, und da sie großes
 Sie tanzt selbst seit sie   vorgegebenen Struktur Gewicht auf die Bezie-
sechs Jahre alt ist. Ihre    der Leistungsanforde- hung von Bewegung
Ausbildung machte sie        rung heraus zu kom-   und Klang legt, produ-
in Berlin und Frankreich     men. Ihre Kurse sind für
                                                   ziert sie selbst Sound
und begann vor vie-          jeden offen, es gibt keine
                                                   und Musik für Tanz.
len Jahren neben ihrer       Alters- oder Niveaube- Neben ihren Modern
                                                       Dance-Kursen gibt
                                                       sie Workshops im
                                                       Improvisationstanz,
                                                       sie entwickelte ganz
                                                       eigene      Improvisa-
                                                       tionstechniken, es
                                                       werden Themen er-
                                                       forscht, aus denen
                                                       eine Geschichte ent-
                                                       steht.
                                                        Obwohl sie selbst
                                                       sagt, dass sie »ein
                                                       Technikfreak«        ist,
                                                       geht es ihr vor allem
                                                       um Intensität, Kör-
                                                       per wahrnehmung
                                                       und Energie und
AUFFÜHRUNG »Modern Classes«.Foto: Michael Zeeh darum, dass »Men-
künstlerischen Tätigkeit, schränkung. »Viele trau- schen aller Niveaus so
Laien im Modern Dan- en sich einfach nicht, tanzen können, dass es
ce zu unterrichten. Eine da ihre Vorstellung von berührt.« 
Tanzrichtung, die sich Tanz oft von der Per- jr
aus akademischem Tanz fektion geprägt ist, die Kurse:
und Ausdruckstanz ent- besonders digitale Me- montags 19.45 – 21.45
wickelte – es gibt eine dien wiedergeben.« Isa- Uhr,          Fortgeschrittene,
Grundtechnik, der Stil belle Linden nimmt die dienstags 18.15 – 19.45
kann jedoch ähnlich wie Leute da auf wo sie sind Uhr, Anfänger/Mittelstufe
in der Jazzmusik sehr und fängt an zu arbeiten bei: Laborgras, Paul-Lin-
vielseitig variiert und er- – Türen aufzumachen, cke-Ufer 44 A, Hof III
weitert werden. Isabelle Raum zu geben, Cho- donnerstags 19.45 – 21.15
Linden liebt diese Frei- reografien zu erarbeiten Uhr Mixed Level im La
heit im Modern Dance. und einfach zu tanzen. Caminada, Böckh­str. 21,
Er »nutzt den großen Sie ist dabei immer wie- Hof II
Raum, sein besonders der begeistert, »wie weit www.tanzlinden.de
Seite 10                                                                Kultur                                                  NK – April 2019

                                         »Helene-Nathan-Bibliothek« feiert
                                    Die Neueröffnung einer Jugendbibliothek und 30 Jahre Umbenennung
»Als Helene Nathan                   ihren Stempel aufge-        Vergangenheit gelegent-     sich auf Prüfungen vor-      eigenen Bereich sehen«,
1921 die Leitung der                 drückt hat. Ihr Ziel war    lich zu Konflikten, denn    bereiten, ohne andere        sagte Evelyn Stussak,
»Neuköllner Volksbü-                 es, dass alle Menschen in   wer ruhig lesen oder        Besucher zu stören.          Leiterin des Fachbe-
cherei« in der Ganghofer             den Genuss von Bildung      arbeiten möchte, fühlt      »Schließlich ist es aus-     reichs Bibliotheken.
Straße übernahm, durfte              kommen, und dafür war       sich durch Jugendliche,     drücklich erwünscht,          Als besonderes High-
man nicht einmal selber              die öffentliche Biblio-     die sich lautstark unter-   dass die Jugendlichen in     light können die bei-
an die Regale. Laufbur-              thek der geeignete Ort«     halten, gestört. Die Lö-    der Bibliothek lernen«,      den »Sonic Chairs«
schen und »Bücher-                   sagte Bildungsstadträtin    sung: Die Einrichtung       erklärte Quartiersma-        gelten. Das sind Kopf-
mädchen« holten die                  Karin Korte (SPD) bei       eines eigenen Bereiches     nager Thomas Helfen.         hörer-Sessel, in die ein
Bücher.« Das erzählte                der Jubiläumsfeier.         in der ehemaligen Zeit-     Denn viele Neuköllner        Tablet fest installiert ist.
Bibliothekar Frank Gro-               Die Bibliothek der Ge-     schriftenecke, der aus-     Schüler haben zuhause        Hier kann man surfen
te anläßlich der Eröff-                                                                                                   und Musik hören, ohne
nung der neuen Jugend-                                                                                                    dass Geräusche nach au-
bibliothek am 15. März.                                                                                                   ßen dringen.
Gleichzeitig wurde an                                                                                                      Über Monate wurde
die Umbe­    nennung der                                                                                                  die gesamte Bibliothek
Bibliothek in »Helene-                                                                                                    umgeräumt, die Zeit-
Na t h a n - Bi b­l i o t h e k «                                                                                         schriften wurden in die
erinnert, die vor 30                                                                                                      obere Etage verlagert,
Jahren von der Bezirks-                                                                                                   Regale wurden umge-
verordnetenversamm-                                                                                                       baut, die Bücher nach
lung beschlossen wurde.                                                                                                   Themenschwerpunkten
Helene Nathan leitete                                                                                                     sortiert, die Arbeitsplät-
die »Städtische Volks-                                                                                                    ze wurden neu geord-
bücherei Neukölln« bis                                                                                                    net. »Alles wurde bei
1933. Nach der Macht-                                                                                                     laufendem Betrieb um-
übernahme der Natio-                                                                                                      gebaut, das war eine rie-
nalsozialisten im März                                                                                                    sige Herausforderung«,
1933 wurde sie auf-                                                                                                       sagte Evelyn Stussak.
grund ihres politischen                                                                                                    Mit der Hilfe des Quar-
Engagements und ihrer                                                                                                     tiersmanagements, das
jüdischen Herkunft ent-                                                                                                   den Umbau mit rund
lassen. Der Versuch ei-              KARIN Korte testet den »Sonic Chair«.                                  Foto: mr     178 000 Euro aus dem
ner Auswanderung nach                                                                                                     Programm Soziale Stadt
England scheiterte. Am               genwart ist ein Lern-       schließlich den Jugend-     kein eigenes Zimmer,         finanzierte, entstand ein
23. Oktober 1940 nahm                und Veranstaltungsort       lichen zur Verfügung        einige nicht einmal ei-      Ort, der den Bedürfnis-
sie sich wegen ihrer aus-            für ganz unterschied-       steht. Hier haben die       nen Schreibtisch.            sen aller Nutzer gerecht
sichtslosen Lage das Le-             liche Besucher. Sie bie-    Schüler Computerar-          Die neu angeschafften       wird.
ben.                                 tet »vielfältige Mög-       beitsplätze, sie können     Tische und Computer           mr
 »Mit der Namensge-                  lichkeiten des Treffens     aber auch in Gruppen        sind fast immer belegt.      Helene-Nathan-Bibli-
bung wurde einer beson-              und der Begegnungen«,       arbeiten,     zusammen      »Es klappt wunderbar,        othek in den Neukölln
deren Persönlichkeit ge-             sagte die Stadträtin wei-   Hausaufgaben machen,        gerade weil die Jugend-      Arcaden,
dacht, die der Bibliothek            ter. Das führte in der      sich unterhalten oder       lichen das jetzt als ihren   Karl-Marx-Str. 66

                                             PRINT & DESIGN • (030) 61 69 68-0 • info@komag.de
NK – April 2019                                                Musik               Seite 11

     »Trialogues« präsentiert neue CD
                      Live im »Peppi Guggenheim«
Seit ihrer Gründung vor verfügen und in einem nischen Objekten und
rund drei Jahren ist die Prozess regelmäßigen in- Effekten den beschauli-
Gruppe »Trialogues« re- tensiven Zusammenspiels chen Horizont der Gitar-
gelmäßig zweimal jähr- ihren ganz eigenen Stil re weit hinter sich.
lich zu Gast im »Peppi entwickelt haben. »Spon- Der Trompeter Paul
Guggenheim«. Hier und tane Komposition« nennt Schwingenschlögl ist ein
da gibt es aber bei diesem der Gitarrist Jan We- musikalischer Universa-
Jazztrio ein besonderes ber ihr Markenzeichen. list, der mit Künstlern
Bonbon, so auch                                           aus allen fünf Konti-
diesmal bei seinem                                        nenten von Modern
nächsten Konzert                                          Jazz über Psychedelic
am 6. April. Dann                                         Rock bis zu Weltmu-
präsentiert die Band                                      sik so ziemlich alle
ihre neue Dop-                                            Podien der letzten
pel-CD, die sie im                                        Dekaden       bespielt
Juli 2018 im Tonstu-                                      hat. Auch er nutzt
dio »derArt« in Mar-                                      elektronische Ver-
zahn eingespielt hat.                                     fremdungen.
Gesponsert wurden TRIALOGUES.Foto: Christian Ender Der Kontrabassist
die Aufnahmen von                                          Udo Betz, ein viel-
der Senatsverwaltung für »Unsere Stücke«, sagt er, seitiger Musiker, der in
Kultur und Europa, die »haben alle erkennbar einem breiten Spektrum
ausgewählten Bands die- einen Anfang und einen unterschiedlicher Musik­
ses erstklassige Studio je- Schluss.« Das sei bei im- richtungen von Klassik
weils eine Woche lang zu provisierter Musik sonst über Tango bis Jazz ver-
günstigen Konditionen nicht unbedingt der Fall. siert ist, begegnet den
zur Verfügung stellt.       Weber muss den Sound ausgedehnten            Klang-
 »Trialogues« besteht aus von São Paulo aufgeso- flächen und schrillen
drei Musikern, die alle gen haben, wo er lange Soundexplosionen seiner
über langjährige interna- Jahre lebte – sein expe- Kollegen mit sonoren
tionale Erfahrung in der rimentelles Klanggebräu Ostinati.pschl
improvisierten       Musik lässt mit allerlei elektro- www.trialogues.de
Seite 12                                                  Ausstellungen                                                  NK – April 2019

                  »City Movement – Von Menschen und Räumen«
                                              Ausstellung in der Galerie im Saalbau
Um Bewegung im Stadt-       den U-Bahnhof Halle-         dabei einem Zentimeter       Ländergrenzen. Er zeigt      über sich ergehen lassen
raum und um deren           sches Tor vor. Dabei setzt   des Modells.                 die langwierige Prozedur     und geduldig warten,
Eingrenzung durch Re-                                                                                              bis sie an der Reihe sind.
pression, bauliche Hin-                                                                                            Ein Film, der all denen
dernisse, politische, so-                                                                                          zu empfehlen ist, die
ziale und ökonomische                                                                                              auch in Europa wieder
Prozesse geht es in der                                                                                            Grenzen errichten wol-
neuen Ausstellung »City                                                                                            len.
Movement – Von Men-                                                                                                 Anahita Razmi zeigt
schen und Räumen« in                                                                                               in ihrem Film »Domi-
der Galerie im Saalbau.                                                                                            no Dancing« über sechs
 Kuratiert wird sie von                                                                                            Stunden einen Tanz-
Isabelle Stamm, die als                                                                                            marathon in einem pri-
Volontärin im Neuköll-                                                                                             vaten Wohnzimmer in
ner Kulturamt arbeitet                                                                                             Teheran. Da geschlech-
und damit ihre erste ei-                                                                                           tergemischte Partys und
genständige Ausstellung                                                                                            westliche Musik im
verantwortet, ihr Meis-                                                                                            Iran verboten sind, ist
terstück.                                                                                                          solch freier tänzerischer
 Sechs Künstler unter-                                                                                             Ausdruck nur noch im
suchen mit unterschied-                                                                                            privaten Umfeld mög-
lichen     künstlerischen                                                                                          lich. Hier ist es die Welt­
Ansätzen, wie unsere                                                                                               anschauung, die die
Bewegungen beeinflusst      U-BAHNSTATION Hallesches Tor.                                                   mr    Bewegungsfreiheit ein-
und gegebenenfalls auch                                                                                            schränkt.             mr
eingeschränkt werden.       sie ihren eigenen Körper      Bani Abidi beschäftigt      bei der Erteilung eines       Die Ausstellung ist noch
 Larissa Fassler nimmt      ein, um den U-Bahntun-       sich in seinem Video mit     Visums, mit Protago-         bis zum 19. Mai in der
sich beispielsweise Ver-    nel nachzubauen. Einer       der Einschränkung der        nisten, die schicksalser-    Galerie im Saalbau, Karl-
kehrsknotenpunkte wie       ihrer Schritte entspricht    Bewegungsfreiheit durch      geben alle Kontrollen        Marx-Str. 141 zu sehen

                                                Exhibit Model Four
                                          Jonathan Monk macht Kunst auf der Tapete
Die Maschinenhäuser im      Aufmerksamkeit        des    stellen die Frage nach der   hagen, Basel Tokio, Lon-     Julia Weißenberg aus
»Kindl« fordern geradezu    Betrachters. Auffällig ist   menschlichen Wahrneh-        don und New York aus.        Köln die Bedeutung der
heraus, dass Kunst mit      eine Raumecke. Obwohl        mung.                         Ebenfalls sehenswert ist    Privatsphäre in der di-
handwerklichem Kön-         zweidimensional,       ra-    Der Kurator Andreas         die Gruppenausstellung       gitalisierten Welt. Ihre
nen verbunden wird.         gen die Objekte augen-       Fiedler hebt hervor, dass    »Behind the Screen« im       Glasarbeiten aus der Serie
Der in Berlin lebende       scheinlich in den Raum       Jonathan Monk in die-        Maschinenhaus M2. Sie-       »Form Switcher« basieren
britische Künstler Jona­    hinein. Ein abgebildetes     ser besonderen Art von       ben Künstlerinnen und        auf Quarzsand, der nach
than Monk erweist sich      Fahrrad wirkt im rechten     Werkschau internatio-        Künstler     beschäftigen    Wasser als der zweitwich-
als Meister der Tapete.     Winkel plastisch, vier       nale Schaffensorte zu-       sich mit der Digitalisie-    tigste Rohstoff gilt, so-
Wandfüllende Fotota-        weibliche Unterkörper in     sammenführt. Der 1969        rung und der damit ver-      wohl als Baumaterial wie
peten, Collagen seiner                                                                                             auch für neue Entwick-
Werke aus den letzten 20                                                                                           lungen in der Fotovoltaik
Jahren, überwiegend in                                                                                             und Mikroelektronik. Als
Schwarzweiß gehalten,                                                                                              Gastkuratorin konnte für
kleiden das Maschinen-                                                                                             diese Ausstellung Anne
haus M1 aus. Obwohl                                                                                                Schwanz gewonnen wer-
sie zweidimensional sind,                                                                                          den.
entfalten sie komplexe                                                                                              Unter der künstlerischen
räumliche Tiefe in kaum                                                                                            Direktion von Andreas
zu überbietender Exakt-                                                                                            Fiedler entwickelt sich
heit. Fast entschwinden                                                                                            das »Kindl- Zentrum für
die im Raum aufgestell-                                                                                            Zeitgenössische Kunst«
ten dreidimensionalen                                                                                              zu einem bemerkens-
Objekte       befreunde-                                                                                           werten Ort für raumgrei-
ter Künstlerinnen und                                                                                              fende moderne Kunst,
Künstler dem ersten                                                                                                in den durch großzügige
Blick des Besuchers. Jo-                                                                                           Fenster auch das Tages-
nathan Monk thema-                                                                                                 licht eindringt.         th
tisiert unter dem Label                                                                                            10. März bis 21. Juli 2019.
»Exhibit Model Four«        Jonathan Monk: Exhibit Model Four, Installationsansicht Maschinenhaus M1               Mittwoch bis Sonntag
auf seine humorvolle und                                                               Foto: Jens Ziehe           12 - 18 Uhr.
herausfordernde Weise                                                                                              Eintritt: 5,00 Euro,
die Bedingungen, unter      farbigen Strumpfhosen        in Leicaster geborene        bundenen produzierten        ermäßigt 3,00 Euro,
denen Kunst ausgestellt     ragen gymnastisch-tän-       Künstler stellte in der      Datenflut. Sie versuchen,    030 / 832159120.,
und vermittelt wird.        zerisch in den Raum:         Frankfurter Kunsthalle       »das Digitale« analog        Am Sudhaus 3,
 Die Ruhe in den lich-      Optische Täuschungen         Schirn, bei Meyer Rieg-      sichtbar zu machen. Bei-     12053 Berlin,
ten Räumen fördert die      durch Fotoinstallationen     ger in Berlin, in Kopen-     spielsweise    hinterfragt   www.kindl-berlin.de
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