Regional-Global INTERVIEWS - Ilse Aigner Wolfgang Rzehak - SMG Standortmarketing
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Ausgabe 12 | Herbst 2017 Regional-Global Der Landkreis im Spannungsfeld der Kräfte INTERVIEWS Ilse Aigner Wolfgang Rzehak GLOBALES AGIEREN BRAUCHT WURZELN Regionalität braucht Perspektive Ein Gespräch in der Egener Alm JUBILÄUM 10 Jahre SMG
aobis GmbH - Ihr IT-Spezialist • Analyse und Beratung • IT-Service • Netzwerke und Server • Moderne IT-Lösungen, IP-Telefonie und Cloud-Lösungen • Managed-Services • WLAN-Hotspots Wir stehen Ihnen gerne für alle Fragen rund um die IT zur Verfügung! Ludwig-Thoma-Str. 11 • 83700 Rottach-Egern T: 08022 50 800-0 • info@aobis.de www.aobis.de
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser! „Global“ und „regional“ beschreiben die scheinbar unvereinbaren Gegensätze in Denken und Handeln unserer Zeit. Steht „global“ für Agieren in der Welt, so ist „regional“ zum Megatrend der Nähe geworden: Regionale Lebensmittel, Urlaub in der Region oder die 12 Öko-Modellregionen Bayerns – sie alle sind Zeichen einer bewussten Hinwendung zu den Werten, Produkten und Dienstleistungen „vor der eigenen Haustür.“ Dabei war „regional“ früher das Umfeld, in dem man sich bewegte, ohne lang nachzudenken: Man blieb oft ein Leben lang in dem Ort, in dem man geboren war, kaufte dort ein und las Lokalnachrichten. In den 60er, 70er und 80er-Jahren war dieses Verhalten plötzlich nicht nur out, sondern galt als rückschrittlich. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts brachten die Medien uns die Welt näher. Und wir machten uns auf den Weg, die Welt zu sehen: Safariurlaub, Shopping in New York, Kleidung aus Italien und China, Lebensmittel aus aller Welt waren auf einmal zu jeder Jahreszeit erhältlich. Schon die erste Ölkrise 1972 bremste dieses unrelektierte Verhalten und zeigte die Brisanz des kurz vorher erschienenen Berichts, in dem der Club of Rome eine mahnende Bestandsaufnahme der Ressourcen veröffent- licht hatte („Die Grenzen des Wachstums“ 1972). Seit die Nachteile der Globalisierung, zu der unabdingbar die globale Erwärmung ebenso gehört wie eine Wirtschaftsweise, die Produktionsstätten in Deutschland, Indien, in Portugal für ein einziges T-Shirt koordiniert, offensichtlich geworden sind, geht der Trend zurück: Heute steht Alexander Schmid „regional“ fürs Kontrollierbare, Vertraute und Echte, steht auch für Foto: Thomas Plettenberg / SMG menschliche Nähe und Verlässlichkeit, für gelebten Umwelt- und Naturschutz. Ist „regional“ also gut und „global“ schlecht? Ich sage: Nein. So einfach liegen die Dinge nicht. Ein Denken, das nicht weiter reicht als bis zum eigenen Kirchturm, ist nicht zukunftsfähig in unserer Zeit, in der weltweite Verlechtungen bestehen und Start-ups von Hausham bis Tel Aviv voneinan- der lernen. Wir werden Ihnen deshalb in dieser 12. Ausgabe des MIESBACHER IMPULS einige Unternehmen im Landkreis vorstellen, die regional, global – oder sogar beides – und damit erfolgreich sind. Wir möchten Sie mit einer Vielfalt überraschen, die unseren Standort lebendig und lebensfähig macht. Ihr Alexander Schmid Geschäftsführer der SMG 3 MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017
INHALT 03 Editorial Von Alexander Schmid 04 Inhaltsverzeichnis WIRTSCHAFT 06 BAYERN – lokal und global erfolgreich Ilse Aigner 09 Wo sich die Elite aus Politik, Wirtschaft und Medien trifft 10 10 Jahre Standortmarketing im Landkreis Miesbach 13 Fels in der Brandung Ein Interview mit Bahar Edes 15 Die UVM Akademie Von Unternehmern für Unternehmer Graf von Moltke (UVM) und Alexander Schmid (SMG) REGIONAL-GLOBAL 18 Den Landkreis positionieren 22 Sicherheit vom Tegernsee aus Louisenthal 26 Servus ZUKUNFT 27 Design als Wirtschaftskraft Stadt und Land in Kreativität vereint 28 Kreativszene traf sich am Tegernsee 30 Design – die unsichtbare Kraft? 32 Innovation nach Plan 33 Digitale Transformation – wenn nicht jetzt, Neugründung: Fiveinnovations wann dann? REGION 34 10 Fragen an Herrn Landrat Wolfgang Rzehak 36 Milchhof Miesbach: Produkte im neuen Kleid Advertorial 38 Tourismus im Wandel Alpenregion Schliersee Tegernsee (ATS) heute Maria und Josef Berghammer MIESBCHER IMPULS | AUSGABE 11 | 2016 4
INHALT 41 Mit Qualität zum Erfolg Advertorial 42 Die Öko-Modellregion Miesbacher Oberland Regionale Projekte und ihre Akteure 46 Mehr Region. Mehr Möglichkeiten. Metropolregion München Der Landkreis wird Modellregion Naturtourismus INFRASTRUKTUR 48 Erfolgreiche LEADER-Projekte im Landkreis Miesbach 51 You never work alone … Advertorial 52 Eine Frage der Attraktivität – Gedanken zur Verkehrsentwicklung im Landkreis Miesbach 54 Stadtwerke München: neues Mitglied im Unternehmerverband Landkreis Miesbach (UVM) Advertorial 55 Ein Mann mit Standpunkt Coworking Space Stadtplatz 10.0 Advertorial KOMPETENZ & INITIATIVE 56 Die richtige Berufsentscheidung Ausbildungskompass, Ausbildungsmesse & Ausbildungstour – die Bildungsoffensive im Landkreis Miesbach! 58 Die Personalsuche der Zukunft Wie Unternehmen Online-Jobportale für sich nutzen können Die Strukturen entwickeln Advertorial 59 Medizinische Exzellenz im Landkreis Miesbach Ein Mann geht seinen Weg 62 Förderlandschaft aktuell – ein Überblick über laufende Förderprogramme 63 Zahnmedizin der Zukunft 64 Impressum Prof. Hans Martin Schardey 5 MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 11 | 2016
WIRTSCHAFT BAYERN – lokal und global erfolgreich Bayern, das nach seiner Fläche größte Land der Bundesrepublik Deutschland, hat die zweitgrößte Bevölkerung und stellt ca. 20% der deutschen Wirtschaftsleistung. Firmen wie Siemens, BMW, Audi, MAN oder Adidas sind nicht nur wichtige Arbeitgeber, sondern geradezu Synonyme für Erfolge auf internationaler Ebene. Erfolge, die eine klare Sprache sprechen: „Mit 182,8 Milliarden Euro im Jahr 2016 stellten die Unternehmen im Freistaat einen neuen Exportrekord auf; dies entspricht einem Plus von 2,5 % gegenüber dem Vorjahr“, so steht es im Bericht des Wirtschaftsministeriums (Der Außenhandel Bayern 2016). Sind es also global agierende bayerische Unternehmen, auf die unser Staat in Zukunft noch stärker setzen wird? Gleichzeitig ist die Wirtschaftsministerin ILSE AIGNER beständig auch im Landkreis Miesbach unterwegs und besucht sogar kleinste Unternehmer und Selbstständige – wie also positioniert sich der Staat Bayern im Spannungsfeld zwischen globalem und regio- nalem wirtschaftlichem Agieren? MIESBACHER IMPULS: „Frau Aigner, Sie haben in diesem Ilse Aigner Foto: StMWi Frühjahr mit einer großen Delegation Südafrika besucht. Warum Südafrika?“ ILSE AIGNER: „Großbritannien und die USA sind für uns wich- ILSE AIGNER: „Bayern unterhält seit über zwei Jahrzehnten gute tige Handelspartner und werden das auch bleiben. Deswegen habe Beziehungen nach Südafrika, insbesondere zu den beiden Provinzen ich beim Brexit immer dafür plädiert, dass wir rasch ein umfas- Gauteng und Westkap. Für bayerische Firmen bieten sich dort sendes Abkommen schließen, das unsere Beziehungen nach dem große Chancen, die aber zugleich den Menschen vor Ort helfen. Als EU-Austritt der Briten regelt. Was die USA angeht sollten wir den G20-Mitglied ist das Land für uns ein wichtiger Stabilitätsanker in Dialog fortsetzen. Ich habe nach wie vor die Hoffnung, dass wir der Region. Es geht hier also nicht nur um Geschäftsbeziehungen, die Amerikaner davon überzeugen können, dass Abschottung eine sondern auch darum, Südafrika bei seiner positiven Entwicklung Sackgasse ist. Offene Märkte sind hingegen für beide Seiten etwas zu unterstützen, etwa in den Bereichen Fachkräfte-Ausbildung oder Positives. Technologietransfer.“ Gleichzeitig müssen wir aber, insbesondere über die Europäische Union, den Freihandel mit anderen Staaten und Regionen weiter MIESBACHER IMPULS: „Welche Entwicklungen in den beiden ausbauen. Hier stehen insbesondere Japan und China sowie der Provinzen haben Sie am meisten beeindruckt?“ asiatisch-pazifische Raum insgesamt im Fokus.“ ILSE AIGNER: „Beide gehören zu den wirtschaftlichen Leistungs- trägern in Südafrika. Zusammen stehen sie für etwa ein Viertel MIESBACHER IMPULS: „Neben den USA, Indien, China oder der südafrikanischen Wertschöpfung. Das Wachstum entsteht dabei Japan unterhält Bayern auch in vielen anderen Ländern Aus- nicht nur in klassischen Branchen wie Lebensmittel und Textilien, landsrepräsentanzen wie in Kroatien, Ungarn, der Türkei oder sondern auch in innovativen Bereichen wie Finanzdienstleistungen Mexiko und Vietnam… Was sind die Aufgaben dieser Einrich- oder Informationstechnologien. Auch das Thema Start-ups spielt tungen?“ zunehmend eine Rolle. Das war für mich eine sehr positive ILSE AIGNER: „Unsere Auslandsrepräsentanzen sind eine wich- Erfahrung. Dieser Gründergeist leistet einen wichtigen Beitrag für tige Anlaufstelle für die Wirtschaft und das in beide Richtungen. die weitere Entwicklung in den beiden Provinzen. Daher sollten Also beispielsweise für den Unternehmer in Mexiko der einen diese Potenziale unbedingt genutzt werden.“ Kooperationspartner oder einen besonderen Lieferanten für Spezial- maschinen in Bayern sucht. Oder für einen bayerischen Betrieb, MIESBACHER IMPULS: „Haben Brexit und die unklare Haltung der sich einen ausländischen Markt erschließen oder dort eine der USA den Wunsch nach einer bewussten Diversifizierung des Zweigstelle eröffnen möchte. Gerade für unsere Mittelständler ist Exports initiiert?“ das häufig eine große Hilfe.“ MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017 6
WIRTSCHAFT MIESBACHER IMPULS: „Wenn man diese Signale zusammen- erfolgreich ist, kann international wachsen. Die Marke „made in nimmt, kann man den Eindruck gewinnen, dass Bayern den Germany“ oder noch besser „made in Bavaria“ hat international Trend zur Globalisierung der Wirtschaft gezielt unterstützt?“ einen sehr guten Ruf.“ MIESBACHER IMPULS: „Wo sehen sie die wirtschaft- lichen Stärken und Schwächen des LK Miesbach?“ ILSE AIGNER: „Der Landkreis Miesbach hat sich in der Vergangenheit im internationalen Wettbewerb erfolg- reich behauptet. Dafür sprechen auch die vielen aktiven Mittelständler in unserer Region und die Ansiedlung großer Konzerne wie Bosch. Mit der Übernahme von Hexal durch Sandoz wurde die weltweite Unternehmenszentrale der Sandoz AG nach Holzkirchen verlegt. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Valley wurde gerade erweitert – die Erfolgsbilanz der Region könnte noch verlängert wer- den. Die Nähe zur Landeshauptstadt München, die Lebensqualität und die Verfügbarkeit von gut ausgebil- deten Fachkräften sind dabei wichtige Standortfaktoren. Für das erste staatliche Technologiezentrum für Erneuerbare Energien in Süd- afrika (SARETEC) gab es aus Bayern Unterstützung bei der Entwicklung der Mit einer Arbeitslosenquote von zuletzt 2,3 Prozent Lehrpläne sowie finanzielle Hilfe. Foto StMWi herrscht faktisch Vollbeschäftigung. Das Wachstum im Landkreis liegt deutlich über dem gesamtbayerischen ILSE AIGNER: „Also erstens lässt sich die Globalisierung sowieso Wert und ist ein deutlicher Beleg für die Dynamik der Region. Im nicht aufhalten, selbst wenn man das wollte. Zweitens profitiert vergangenen Jahr wurden mehr Unternehmen gegründet als aufge- gerade die exportstarke bayerische Wirtschaft enorm vom internati- geben. Hunderte Arbeitsplätze wurden, auch dank staatlicher Unter- onalen Handel. Einer meiner Vorgänger hat mal gesagt: ‚Wir müs- stützung, neu geschaffen. Deswegen ist Miesbach gut aufgestellt. sen um das besser sein, was wir teurer sind.‘ Die Export-Ergebnisse Wir müssen aber dafür Sorge tragen, dass das auch so bleibt. Der zeigen deutlich, dass uns das sehr gut gelingt. Landkreis muss sich weiterentwickeln können, sonst wird er zum Und wir helfen unseren Unternehmen dabei, das Beste aus der Museum. Nicht alle jungen Leute wollen im Tourismus, Handwerk Globalisierung zu machen. Wir helfen insbesondere kleinen und oder in der Landwirtschaft arbeiten. Damit sie nicht abwandern, mittleren Betrieben, für die der Schritt auf einen Auslandsmarkt braucht es Betriebe, die ihnen vor Ort eine Zukunft bieten. Bei der zunächst mal ein Wagnis ist. Und damit sind wir meines Erachtens Firma Sixtus zum Beispiel hatten wir so einen Fall – eine Firma, die recht erfolgreich und das obwohl unsere Unternehmen bessere gut in die Region passt, die sich vergrößern möchte und dann ver- Löhne zahlen und sicherere Arbeitsplätze bieten als anderswo.“ hindert man den Ausbau in der Heimatgemeinde. Immerhin bleibt das Unternehmen jetzt im Landkreis. Ich würde mir aber schon eine MIESBACHER IMPULS: „Wie global, wie regional bzw. sogar gewisse Flexibilität und positive Grundstimmung für wirtschaftliche lokal ist Bayern als Wirtschaftsraum aufgestellt?“ Entwicklung wünschen.“ ILSE AIGNER: „Bayern ist in allen drei Dimensionen sehr gut aufgestellt. Regionalisierung ist ja auch kein Widerspruch zur Globalisierung. International haben wir einen sehr guten Ruf und viele Produkte und Dienstleistungen aus Bayern finden weltweit Abnehmer. Das gilt im Übrigen gerade für viele Mittelständler, die in ihrem Bereich Weltmarktführer sind. Aber auch regional oder lokal können wir alles bieten, wie etwa in der Landwirtschaft. Denn Lebensmittel werden wieder stärker regional vermarktet.“ MIESBACHER IMPULS: „Graf von Moltke formulierte einmal: „Globales Handeln braucht regionale, ja sogar lokale Wurzeln.“ ILSE AIGNER: „Da ist was dran. Erstens produzieren Betriebe ja Prof. Klaus Schaefer (FFF Bayern), Jens Huwald (Bayern Tourismus in der Regel zunächst für einen standortnahen Markt, bevor sie ins Marketing GmbH), Ilse Aigner, Marcus H. Rosenmüller und Land- Exportgeschäft einsteigen. Zweitens ist die Rückkopplung an die rat Wolfgang Rzehak bei der Verleihung der Auszeichnung „Drehort Region mit häufig sehr direkten Kundenbeziehungen ein wichtiger des Jahres“ an die Region Alpenregion Tegernsee Schliersee. Aspekt für den Erfolg eines Unternehmens. Und: Nur wer Zuhause Foto: FFF Bayern © 7 MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017
WIRTSCHAFT MIESBACHER IMPULS: „Welche Rollen werden die Digitalisierung MIESBACHER IMPULS: „Regional:global – welche Branchen und die Energiewende für die allgemeine wirtschaftliche Ent- werden in jedem Fall profitieren?“ wicklung im Landkreis spielen?“ ILSE AIGNER: „Da kommt es weniger auf die Branche als auf ILSE AIGNER: „Beides sind wichtige Innovationstreiber für wei- Qualität und Innovation an. Wer ein hochwertiges Produkt herstellt, teres Wachstum. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn wir kann überall erfolgreich sein. Dabei kommt die Digitalisierung wie- auch die dezentralen Elemente weiter ausbauen. Beim Ausbau der der ins Spiel. Dadurch wird es ortsansässigen Firmen erleichtert, Erneuerbaren Energien ist mir wichtig, dass man nicht nur auf den ihre Waren oder Dienstleistungen weltweit zu vermarkten. Es ist Strombereich, sondern vor allem auch auf den Wärmebereich ach- immer wieder erstaunlich, wie gefragt wir dabei auf der ganzen tet. Dieser Bereich steht für rund 50 Prozent des Energieverbrauchs Welt sind. Es gibt Fliesenleger aus Bayern, die für den Bau von und damit für die CO2-Emmisionen. Zweitens möchte ich eine Hotelanlagen nach Kanada eingeflogen werden, weil wir auf einem Energiewende mit den Bürgern. Und drittens dürfen wir die Energie- Niveau arbeiten, das viele andere nicht erreichen. Insgesamt sehe ich kosten nicht aus dem Blick verlieren. Bei all diesen Punkten kommt für die Wirtschaft in der Region große Chancen, auch für Hand- es auch auf das Engagement vor Ort an. Mit der Bürgerstiftung werk und Gewerbe. Hinzu kommt, dass die Region ein starker Tou- Energiewende Oberland, einem unserer ‚Gestalter der Energie- rismusstandort ist. Das ist ein ausgezeichnetes Standortmarketing. wende‘, haben wir hier in der Region einen wichtigen Akteur. Die Digitalisierung wiederum ist heute der größte Innovations- MIESBACHER IMPULS: „Wann lohnt sich, nach Ihrer Erfahrung, treiber. Das betrifft nicht nur die großen Konzerne – Stichwort das Ausgreifen ins Globale für eine Firma?“ ‚Industrie 4.0‘, sondern auch die vielen kleinen Betriebe oder ILSE AIGNER: „Das lässt sich pauschal nicht sagen. Prinzipiell Selbstständige. Alle brauchen eine digitale Strategie. Deswegen lohnt sich das Auslandsgeschäft für jeden, der international fördern wir gezielt den Mittelstand, etwa mit dem ‚Digitalbonus mit seinen Leistungen überzeugen kann. Wir bieten für Firmen Bayern‘.“ zusammen mit den Kammern und weiteren Akteuren umfassende Unterstützung an – von Delegationsreisen über Messebeteiligungen und Beratungsprogramme bis hin zu Finanzierungshilfen.“ MIESBACHER IMPULS: „Ihre Zukunftsvision für den Landkreis Miesbach?“ ILSE AIGNER: „Alles in allem blicke ich positiv in die Zukunft. Der Alpenraum insgesamt befindet sich aber in keiner ganz einfachen Situation. Globalisierung, demografischer Wandel, Klimawandel, Verkehrsverdichtung und weitere Herausforderungen üben hier einen besonderen Druck aus. Dem wollen wir mit der Bayerischen Alpenstrategie begegnen. Unter dem Motto „schützen und nüt- zen“ möchte ich die Weichen für eine positive Entwicklung des Alpenraums stellen. Es geht darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich neue wirtschaftliche Perspektiven ergeben, ohne die Einzigartigkeit von Natur und Kultur zu gefährden. Davon kann auch Miesbach in besonderer Weise profitieren.“ 5x BMW i3 Serviceersatzwagen jetzt und nur bei Kathan - Ihrem BMW i Partner Das Interview führte die Chefredak- teurin des MIESBACHER IMPULS: Verena Zemme (60) arbeitete nach dem Studium (Germanistik-Ge- schichte Wirtschafts-geograie) bis 1997 in marktführenden Verlagen. Seit 20 Jahren ist sie selbstständig in einer eigenen Agentur. Sie lebt seit Verena Zemme 2008 in Miesbach und ist die Heraus- Münchner Str. 47-49, Bad Wiessee, Tel. 08022 8604 0 Foto: Matthias Erhardt geberin des Magazins NATUR&GUT. MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017 8
WIRTSCHAFT Wo sich die Elite aus Politik, Wirtschaft und Medien trifft Beim Ludwig-Erhard-Gipfel 2018 tauschen sich Die Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien debattie- Entscheider und Vordenker am Tegernsee aus ren über aktuelle Themen und nutzen die exklusive Gelegenheit zum Networking. Die erstklassigen Informationen und den inspirierenden Meinungsaustausch rundet die Verleihung des „Freiheitspreises der Medien“ ab, den bereits Michail Gorbatschow und Reinhard Kardinal Marx erhalten haben. Und wenn der Konferenztag im Seeforum zu Ende gegangen ist, sorgt der Gala- Abend im Hotel DAS TEGERNSEE für ein glamouröses Finale. Der Veranstaltungsort des Ludwig-Erhard-Gipfels 2018: das Seeforum in Rottach-Egern. Für Vordenker und Entscheider ist er einer der wichtigsten Termine im neuen Jahr: der Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee. Die Verlagsgruppe WEIMER MEDIA GROUP, die sich auf hoch- wertigen Wirtschafts- und Politikjournalismus spezialisiert hat, lädt für Freitag, 12. Januar 2018, zum „Jahresauftakt für Entscheider“ in das Seeforum Rottach-Egern ein. Das hochkarätige Event steht im Geiste des ehemaligen Bundeskanzlers und „Vaters des Wirtschaftswunders“ Ludwig Erhard, der in Gmund lebte und dort begraben ist. „Auch wenn es keinen Masterplan für eine soziale Marktwirtschaft gibt, so blicken wir doch im gemeinsamen Gespräch, im Austausch von Perspektiven und Prognosen nach vorne“, erklären die Verleger der WEIMER MEDIA GROUP, Christiane Goetz-Weimer und Dr. Wolfram Weimer, die Intention des Gipfels. Auf der prominenten Gästeliste der vergangenen Jahre standen unter anderem Alexander Dobrindt, Christian Lindner, Annegret Bild oben: Die Teilnehmer des Panels „Wie wird die Ordnungs- Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz, Frank-Jürgen Weise, Prof. politik der Zukunft?“, das Verleger Dr. Wolfram Weimer (r.) mode- rierte. Bild unten: Die beiden Verleger der WEIMER MEDIA GROUP, Dr. Michael Hüther, Dr. Peter Ramsauer, Dr. Michael Kerkloh und Dr. Wolfram Weimer (l.) und Christiane Goetz-Weimer (r.), mit Cherno Jobatey. Für 2018 bereits zugesagt haben beispielsweise Dr. dem Preisträger des „Freiheitspreises der Medien“ 2017, Reinhard Jens Weidmann, Ilse Aigner, Walter Kohl, Georg Fahrenschon, Dr. Kardinal Marx. Die Laudatio auf Marx hielt Annegret Kramp- Frank Stieler, Dr. h.c. Klaus Naumann und Dr. Martin Mihalovits. Karrenbauer, Ministerpräsidentin des Saarlandes. 12. Der Jahresauftakt Januar E T S + I N FO S: für Entscheider TIC -erhard-gipfel.de K 2018 ig www.ludw 9 MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017
WIRTSCHAFT 10 Jahre Standortmarketing im Landkreis Miesbach Nach nur zehn Jahren Arbeit ist die Standortmarketing Verena Zemme: „Wie haben Sie die Gründungsphase in Gesellschaft Landkreis Miesbach mbH (SMG) zum Synonym Erinnerung?“ einer aktiven, konstruktiven Wirtschaftsförderung „zum An- Oliver Reitz: „Anfangs war es eine „One Man Show“, bei der fassen“ geworden. Unter zwei Geschäftsführern – Oliver Reitz von Tag zu Tag die Aufgabenfülle zunahm, ebenso aber auch die (8/2007 – 9/2012 ) und Alexander Schmid (seit 01/2013) – Freude, in den Städten und Gemeinden des Landkreises aktiv gelang es, die Wirtschaft in allen fünf Sektoren zu durch- mitgestalten zu können.“ dringen. Zentrale Aufgaben sind und bleiben Entwicklung und Verena Zemme: „Wie beschreiben Sie Ihre Arbeit der frühen Neuansiedlung von Unternehmen sowie der Erhalt und über- Jahre?“ legte Ausbau der Infrastruktur und Flächenentwicklung. Ein Oliver Reitz: „Die SMG hat sich zwar um viele individuelle Netzwerk ist generiert, in dem sich neben den Mitgliedern Anliegen der Unternehmen gekümmert, aber auch stets die des ständig wachsenden UVM auch kommunale Organe aus- gemeinsamen Interessen der Unternehmen im Blick gehabt. tauschen und das allen Interessierten offen steht. Themen wie Themen wie bezahlbarer Wohnraum für Mitarbeiter, Breitband- Orientierungshilfen für unsere, sich in einem elementaren ausbau in den Gewerbegebieten oder auch die Initiative zur Strukturwandel befindende Landwirtschaft, Fachkräftemangel, gemeinsamen Vermarktung regionaler Produkte, die ja zwischen- Kreativwirtschaft, Digitalisierung oder der Energiewende sind zeitlich vor allem mit den Tegernsee Arkaden umgesetzt wird, aktuelle Kernbereiche des operativen Geschäfts. Was heute für waren Kernaufgaben der SMG.“ den Geschäftsführer und die Regionalmanager der SMG Alltag ist, begann 2007. Verena Zemme: „Sie hatten schon früh eine Vision für die Gesellschafter-Struktur der SMG.“ Die Anfänge Oliver Reitz: „Zumindest das klare Ziel, mittelfristig die zahl- Im Jahr 2007 erschütterte die bisher größte Wirtschaftskrise des reichen Unternehmen aus ganz verschiedenen Branchen eng in jungen Jahrtausends die Bundesrepublik. Während Anlagever- die Aktivitäten der SMG einzubeziehen und somit nicht nur als mögen verloren gingen und sich an den Börsen Panik ausbreitete, Organ des Landkreises oder der Kreissparkasse, sondern gemein- riefen als gleichberechtigte Gesellschafter der Landkreis Miesbach sam mit den Entscheidungsträgern aus der Wirtschaft den eige- und die Sparkasse Miesbach-Tegernsee die Standortmarketing- nen Standort zukunftsfähig zu entwickeln – aber auch die dafür Gesellschaft Landkreis Miesbach mbH (SMG) ins Leben. Ziel der erforderlichen finanziellen Mittel aufzubringen.“ SMG: Insbesondere die wirtschaftliche Zukunft im Landkreis Miesbach aktiv gestalten. Gründungsgeschäftsführer wurde Verena Zemme: „Herr Reitz, was sind, wenn sie zurück bli- Oliver Reitz. Der ehemalige Leiter der Universitätsentwicklung cken, die größten oder nachhaltigsten Erfolge?“ an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen hatte bereits viele Oliver Reitz: „Mir war wichtig, dass die SMG bei der Ansiedlung Jahre Erfahrung in der kommunalen Wirtschaftsförderung. von auswärtigen Unternehmen, aber auch bei der Erweiterung oder Verlagerung bereits im Landkreis ansässiger Unternehmen In einem Gespräch mit Alexander Schmid, dem amtierenden eine aktive Rolle hatte. Geschäftsführer der SMG, im Seehotel Schlierseer Hof, zu dem Nennen möchte ich die Entwicklung des Gewerbegebietes Holz- Oliver Reitz eigens aus Pforzheim gekommen ist, erinnert sich kirchen-Nord, die Ansiedlung der Kaffeerösterei Dinzler in der heutige Direktor Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim Irschenberg, Einzelhandelsprojekte u. a. in Gmund (Maximilian), (WSP) an die Anfänge der SMG: „Übergreifendes Ziel war, Schliersee (Seerose) oder Miesbach, freue mich aber auch heute im gesamten Landkreis einen Ansprechpartner für bestehen- noch über die Gründung des Unternehmerverbandes und die de, aber auch für ansiedlungsinteressierte Unternehmen zu umfassende finanzielle Förderung im Rahmen des Regional- haben. In Ergänzung zu den bereits bestehenden touristischen managements, zumal wir im Jahr 2011 bayernweit als Region Vermarktungs-Institutionen waren bei der SMG die Förderung des Jahres ausgezeichnet wurden.“ der touristischen Infrastruktur und des produzierenden Gewerbes oder Standortfragen des Einzelhandels im Fokus. Ziel war, die Kontinuität wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises zu koordinieren, Verena Zemme: „Beruhigend dann einen Nachfolger zu fin- auf Landkreis-Ebene zu installieren und so mehr Schlagkraft zu den, der die eigene Arbeit anerkennt und fortführt?“ entwickeln.“ Oliver Reitz: „Ja, es war ein schneller, harmonischer Übergang.“ MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017 10
WIRTSCHAFT Gedankenaustausch am Schliersee Foto: Matthias Erhardt Verena Zemme: „Herr Schmid, Sie hatten ebenfalls jahrelange Verena Zemme: „Wie vernetzen Sie in der SMG die Wirtschaft?“ Erfahrung in der Wirtschaftsförderung, als Sie von Bad Tölz Alexander Schmid: „Galt es zu den Gründerzeiten noch, der Wirt- nach Miesbach gewechselt haben.“ schaft zu signalisieren, dass die SMG nicht Konkurrent, sondern Alexander Schmid: „Eigentlich komme ich aus dem Chiemgau. Ansprechpartner auf Augenhöhe ist, bieten wir mit Netzwerkver- Dort bin ich geboren. In Bad Tölz war ich neun Jahre in der Wirt- anstaltungen wie den Unternehmerfrühschoppen, der UVM Aka- schaftsförderung aktiv und hatte das WirtschaftsForum Oberland demie und themenbezogenen überregionalen Konferenzen und dem e.V. aufgebaut, also die Regionalmarketing-Initiative des Wirt- Wirtschaftsempfang Plattformen, die heute gut genutzt werden.“ schaftsraumes Bad Tölz - Geretsried - Penzberg - Wolfratshausen.“ Verena Zemme: „Gerade in einem Landkreis, in dem die natur- Verena Zemme: „Was hat Sie bewogen, nach Miesbach zu räumlichen Voraussetzungen eine hohe Lebensqualität garan- wechseln?“ tieren, unterliegt die Wirtschaft in ihrer Gesamtheit besonderen Alexander Schmid: „Neu an der Aufgabe war vor allem, noch Anforderungen, wenn dieser Wert erhalten bleiben soll.“ mehr mit der Privatwirtschaft zu arbeiten. Das erlaubt ganz Alexander Schmid: „Den Landkreis Miesbach prägen einer- andere Freiheiten des Agierens.“ seits ein einzigartiger Formenschatz mit Seen, Moränen und weiten Tälern, andererseits die seit Jahrhunderten andauernde Verena Zemme: „Sie haben Wirtschaftsgeografie studiert. Was gestaltende Arbeit des Menschen. Der primäre Sektor, also die ist das Besondere an dieser wissenschaftlichen Sichtweise?“ Landwirtschaft, ist stark im Fokus unserer Aktivitäten. Hier sind Alexander Schmid: „Wirtschaftsgeografen haben neben dem wir mit der Öko-Modellregion Miesbacher Oberland aktiv, unter- klassisch naturwissenschaftlich-geografischen Ansatz einen sozi- stützen Initiativen zur Erhöhung der Wertschöpfung.“ alwissenschaftlich und wirtschaftswissenschaftlichen Ansatz. Zusätzlich habe ich noch Volkswirtschaft studiert. Verena Zemme: „Dank des Engagements der Öko-Modell- Deshalb steht in unserem Ansatz „Unternehmensorientierte region liegt der Anteil an Bio-Betrieben inzwischen bei etwa Wirtschaftsförderung 2.0“ der Mensch im Mittelpunkt der wirt- 30% - Tendenz steigend.“ schaftlichen Entwicklung. Nicht nur sein wirtschaftliches und Alexander Schmid: „Damit sind wir Nummer 1 in Deutschland gesellschaftliches Handeln im Raum und in den unterschied- und haben ein richtiges Alleinstellungsmerkmal.“ lichen Prozessen und Netzwerken, sondern auch als Träger von Werten, Innovationen und Prozessen.“ 11 MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017
WIRTSCHAFT SMG aktuell Verena Zemme: „Sie haben die Entwicklung der SMG in den Verena Zemme: „Welche Themen haben derzeit in der SMG letzten Jahre verfolgt. Was ist für Sie heute das Besondere an hohe Priorität?“ der SMG?“ Alexander Schmid: „Unser Aktionsplan ist, wie schon gesagt, Oliver Reitz: „Besonders ist sicherlich, dass mittlerweile ein enger in der Unternehmensorientierten Wirtschaftsförderung 2.0. Schulterschluss zwischen den politischen Entscheidungsträgern definiert. Kurz gesagt: Wir unterstützen die Unternehmen wei- und den Akteuren der Wirtschaft besteht, aber auch und insbe- terhin beim Finden von geeigneten Immobilien und vermitteln sondere unter den Unternehmen verschiedenster Branchen.“ bei Genehmigungsverfahren. Wir setzen uns für die nachhaltige Entwicklung der Städte und Gemeinden im Landkreis ein – Verena Zemme: „Herr Reitz, Sie haben auch den IMPULS Stichworte sind hier Innenstadtbelebung, die Einbindung der gegründet.“ Hotellerie, die Gestaltung der Gewerbegebiete. Themen, die eine Oliver Reitz: „Das geschah im Zuge der Außen-Kommunikation. dringende Lösung suchen, sind Mobilität und Energieversorgung. Die Standortfaktoren im Landkreis Miesbach waren und sind ja Hier bringen wir alle Akteure an den Runden Tisch und beglei- durchaus gut, doch gilt es, diese auch nach außen zu tragen und ten die Entwicklung von zukunftsfähigen Lösungsvorschlägen. gleichzeitig innerhalb des Landkreises eine wirtschaftsfreund- Ich sehe dabei Nachhaltigkeit und insbesondere Innovation als liche Stimmung zu fördern. Ein Instrument war dabei nicht übergeordnete Leitthemen.“ zuletzt das von uns verfasste Magazin „Miesbacher Impuls“, mit dem Entscheider regelmäßig über wirtschaftliche Entwicklungen Verena Zemme: „Die SMG ist Vordenker, initiiert Diskussionen im Landkreis Miesbach informiert wurden.“ und Innovationen, informiert über Fördermöglichkeiten und Alexander Schmid: „Der IMPULS ist bis heute ein wertvolles Instrument hat ein Ohr an den neuesten Unternehmensgründungen. Welches der Landkreis-Kommunikation. Durch den großen Verteiler erreichen Projekt hat Sie in 2017 in seiner Dynamik überrascht?“ wir weit außerhalb des Landkreises Multiplikatoren und Investoren. Alexander Schmid: „Viel bewegt hat die Zusammenarbeit mit Wir nutzen ihn zur Information in- und außerhalb des Landkreises, der Munich Creative Business Week (MCBW). Das kreative aber auch, um die Unternehmer-Gemeinschaft zu fördern. Hier kann Potenzial im Landkreis ist enorm und entwickelt gerade eine sich jedes Unternehmen darstellen und in Kommunikation mit den hohe Eigendynamik.“ anderen treten – durchaus auch zur Schaffung regionaler Synergien, Oliver Reitz: „Wenn ich das höre, werden Erinnerungen wach: Sehr die uns noch stärker machen.“ dynamisch im Wachstum war bereits zu Beginn meiner Tätigkeit das Unternehmen OPED, welches quasi in einer Dachkammer Verena Zemme: „Ich denke, in 10 Jahren wird der Landkreis im in Mühlthal am Mangfallufer gegründet wurde und dann in Zuge der Entwicklung von München und der Metropolregion Oberlaindern mit großen Schritten wachsen konnte. Heute freue ich München eine Veränderung erfahren haben. Ich freue mich, mich auch in Pforzheim, wenn ich jemanden sehe, dessen verletzte wenn das Magazin diese interessante Entwicklung begleiten und Gelenke mit einem Produkt der Firma OPED umgeben sind.“ widerspiegeln kann.“ (zem) Das Team der SMG (v. li.): Marika Kinshofer, Öko-Modellregionsmanagerin; Theresa Schwaiger, Teamassistentin; Florian Brunner, Regionalmanager / Wirtschaftsförderung; Stephanie Stiller, LAG-Managerin / LEADER LAG Kreis- entwicklung Miesbacher Land e.V.; Alexander Schmid, Geschäftsführer; Johann Holzinger, Regionalmanager / Bildungsmanagement; Ingrid-Wildemann- Dominguez, Regionalmanagerin / Leitung Innovation; Bahar Edes, Office- und Event- management / Ausbilderin Foto Andreas Leder / SMG MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017 12
WIRTSCHAFT Fels in der Brandung – ein Interview mit Bahar Edes Wer mit der SMG zu tun hat, kennt sie. Untrennbar ist seit fast VZ: „Wie viele Telefonate erledigst du heute so am Tag?“ 10 Jahren Bahar Edes mit der Standortmarketing-Gesellschaft Bahar Edes denkt nach, will die richtige Zahl nennen. Dann sagt verbunden. Sie ist die Stimme am Telefon, sie ist das freund- sie ganz ruhig: „Ich denke, es sind fast 100 am Tag. Bei mir rufen liche Lächeln auf Events. Und ganz nebenbei ist die hübsche alle an: Bauern, der Landrat, Unternehmer, Arbeitssuchende, Start- junge Frau auch der Terminkalender, das Telefonverzeichnis ups… Dazu kommt die interne Kommunikation.“ und vieles mehr. Weil ich selbst Bahar oft genug anrufe, weiß ich, dass sie jeden An einem glühend heißen Sommernachmittag sitzt mir Bahar Anruf zuvorkommend und doch professionell abwickelt. Immer Edes in Miesbach im neuen Marktcafé gegenüber. „Nein“, sagt erfährt man alles, was man wissen will, erhält Hilfe, wenn man sie und nimmt einen Schluck von ihrem etwas vergessen hat… Und oft genug kalten Getränk. „Nein, nie hätte ich mir macht Bahar Unmögliches möglich. vorstellen können, was da auf mich Einfach so, ohne großes Aufhebens. zukommt.“ VZ: „Was macht deinen Beruf heute VZ: „Wie bist du zur SMG gekommen?“ für dich immer noch so interessant?“ BE: „Ich war gerade einmal 15 Jahre BE: „Die SMG hat sich unglaublich ent- alt und wollte eigentlich die Abschluss- wickelt, und ich bin mitgewachsen. Am klasse auf der Hauptschule wiederholen, Anfang war ich mit Oliver Reitz alleine, um mit besseren Noten bessere Chancen und alles war noch eine einzige Riesen- zu haben, als mir der Direktor sagte, dass herausforderung. Dann kamen die ersten meine Noten doch wirklich gut sind. Nun Praktikanten, wie Stephanie Stiller, die stand ich ohne Ausbildungsvertrag da – heute einen eigenen Bereich betreut. Die es war Hochsommer und der Zug abge- ersten Kollegen waren Martina Schulze fahren.“ und Stephan Göttlicher. Es gab inzwi- schen einen Umbruch in der VZ: „Hast du keine Panik bekommen?“ Gesellschafterstruktur, einen Wechsel BE nickt und lacht: „Und wie. In den Som- des Chefs… Heute sind wir zu acht. Wir merferien in der Türkei bin ich wie auf betreuen einen ganzen Landkreis und Bahar Edes Foto: Andreas Leder / SMG glühenden Kohlen gesessen. Kaum war ich haben eine unglaublich vielfältige zurück, habe ich eine Initiativbewerbung nach der anderen geschrie- Aufgabe. Für mich ist es immer noch so spannend zu sehen, was ben und habe auch Probe gearbeitet… aber dann bekam ich den das SMG-Team in der Wirtschaft ganz konkret bewegt. Und wir Tipp, mich bei einer neuen Firma zu bewerben. Eine gewisse SMG sind nicht nur für die Unternehmer da.“ suchte noch einen AZUBI „Kauffrau für Bürokommunikation und –Organisation“. Ich habe sofort angerufen und meine Unterlagen VZ: „Zum Beispiel?“ gemailt. Am Sonntag rief ein gewisser Oliver Reitz zurück. Ich BE: Als die EPC aufgehört hat, haben wir viele der Angestellten habe mich vorgestellt und angefangen.“ und Arbeiter an andere Firmen vermitteln können.“ VZ: „Warum Büro – was hat dich daran gereizt: Das ewig VZ: „Du betreust viele Events – welche sind deine liebsten?“ klingelnde Telefon etwa?“ BE: „Ganz klar, der Wirtschaftsempfang. Und die Frühschoppen, die BE wird ernst: „Ja“, sagt sie, „auch wenn du jetzt lachst. Genau mag ich auch, weil die Stimmung so gut ist. Es werden Kontakte das war es. Meine Tante hatte ein Baugeschäft. Als ich noch klein geknüpft und neue Geschäfte angebahnt…“ war, war ich oft bei ihr. Und immer, wenn das Telefon klingelte, passierte etwas. Ich habe früh erkannt, dass Anrufe und Gesprä- VZ: „Und du mitten drin…“ che wichtig sind.“ Bahar Edes nickt, dass ihr schönes schwarzes Haar glänzt. „Ja“, sagt sie, „und ich mitten drin.“ 13 MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017
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WIRTSCHAFT Die UVM Akademie Von Unternehmern für Unternehmer Die UVM Akademie verfolgt das Ziel, die umfangreichen Zuhörern zum Thema „Führung im Change – Grundprinzipien & unternehmerischen Wissensressourcen im Landkreis Miesbach Herausforderungen verstehen“. Die Vertiefung der Inhalte, über für Unternehmen und ihre Mitarbeiter nutzbar zu machen welche Methoden und Techniken man Veränderungen im Unter- und ebenso für Spezialthemen Experten von außerhalb des nehmen richtig anpackt, folgt in kleiner Runde mit dem Fach- Landkreises zu akquirieren. seminar „Change Management“. Ein Konzept kommt an Die Veranstaltungen der UVM Akademie erfreuen sich großer Beliebtheit bei den UVM Mitgliedsunternehmen sowie interes- sierten Vertretern aus der Unternehmerlandschaft, Öffentlichkeit und Politik. Im Akademiejahr 2016 kamen bei den abendlichen Impulsvorträgen über 300 interessierte Zuhörer zusammen, knapp 100 Geschäftsführer und Mitarbeiter von UVM Mitglieds- unternehmen nutzten die Chance zur Vertiefung in ausgewählte Fachbereiche im Rahmen der ganztägigen Fachseminare. Die Angebote an Impulsvorträgen und Fachseminaren der UVM Akademie wachsen kontinuierlich: Ob spannende Impulsvorträge an tollen Veranstaltungsorten zu unterschiedlichsten Themen wie Change Management, Kommunikation, Controlling oder die gezielte Vertiefung in Fachbereiche wie Risikomanagement, Compliance – Sicherheit für den Mittelstand Marketing und Innovationsmanagement bei ganztägigen Ganz nach dem Zitat von Warren Buffett: „Es dauert 20 Jahre, um Fachseminaren – Die UVM Akademie bietet den regionalen eine Reputation aufzubauen und 5 Minuten, um sie zu ruinieren. Unternehmen und ihren Mitarbeitern eine breite Palette an Wenn man dies bedenkt, geht man die Dinge anders an“, brachte Fortbildungsmöglichkeiten mit Netzwerkgedanken. Jesko Trahms, Rechtsanwalt und Partner bei der Mütze Korsch Rechtsanwaltsgesellschaft mbH aus Düsseldorf und Experte Mit Change Management ins neue Jahr im Bereich der Compliance, den Teilnehmern die Wichtigkeit Zum Auftakt ins Akademiejahr 2017 gestaltete Martin Gros von sowie Notwendigkeit der Umsetzung der Compliance im eigenen der ComTeam AG einen spannenden Impulsvortrag mit über 50 Unternehmen näher. Durch die Auswahl einprägsamer Beispiele gelang es dem Referenten bei seinem Impulsvortrag „Compliance für den Mittelstand“ in der Erlebnisdestillerie Lantenhammer, das wohl vermeintlich trockene juristische Thema unterhalt- sam und gut verständlich zu vermit- teln. UVM Impulsvortrag | „Compliance für den Mittelstand“ | Jesko Trahms, Rechtsanwalt & Partner Mütze Korsch Rechtsanwalts- gesellschaft mbH | Veranstaltungsort: Er- lebnisdestillerie Lantenhammer Foto: UVM 15 MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017
WIRTSCHAFT So geht Werbung heute Clever auftreten – in bester Erinnerung bleiben Ein Highlight bei den Fachseminaren 2017 war zweifelsohne Als erfolgreicher Moderator des Bayerischen Fernsehens und das Seminar „Werbung von Hausham bis Hollywood – So errei- der ARD kennt Michael Harles die Grundlagen und Gesetze chen Sie Ihre Kunden!“ mit den Marketingprois um Marketing der medialen Kommunikation und weiß aus langjähriger Director Gabriele Bellendorf von der Büttenpapierfabrik Gmund. Erfahrung um die Geheimnisse erfolgreicher Medienpräsenz. Die Die Teilnehmer tauchten in die Welt des Luxuspapiers und des- Geheimnisse eines erfolgreichen Auftritts, die im berulichen wie sen vielseitige Verwendungsmöglichkeiten ein und erfuhren wie im privaten Alltag eine wichtige Rolle spielen, teilte er in seinem das „Marketing à la Gmund“ aufgebaut ist. Zudem zählt es zu Impulsvortrag mit 60 interessierten Zuhörern, die auch aktiv, den Eigenschaften und Stärken der Fachseminare, dass in klei- beispielsweise über Lachübungen, in den lebhaften Vortrag mit- ner Runde genügend Spielraum und Zeit für die Besprechung einbezogen wurden. (Holzinger) und Diskussion fachverwandter Themen aus dem eigenen Unternehmen bleibt. UVM Akademie im Überlick Die UVM Akademie verbindet interessante Impulsvorträge und Fachseminare mit genügend Zeit zum Netzwerken und Austausch unter den Teilnehmern. Unsere Übersicht ist aus Platzgründen nur ein kleiner Abriss der Aktivitäten in der UVM Akademie mit ihren zahlreichen Veranstaltungen. Nähere Informationen zu den Planungen für 2018, Presseartikel und Nachberichte zu den Vorträgen und Fachseminaren inden Sie auf der Homepage des UVM UVM Fachseminar | „Werbung von Hausham bis Hollywood – So Unternehmerverband Landkreis Miesbach e.V. erreichen Sie Ihre Kunden“ | Gabriele Bellendorf | Büttenpapierfabrik unter www.unternehmerverband-miesbach.de Gmund Foto: Büttenpapierfabrik Gmund UVM Impulsvortrag | „Achtung Kamera! – Die Geheimnisse eines erfolgreichen Auftritts“ | Michael Harles, TV-Moderator & Mediencoach | Veranstaltungsort: Hotel „Das Tegernsee“ Foto: UVM MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017 16
WIRTSCHAFT Die UVM Akademie bewegt UVM Fachseminar | „Die Zukunft ist hybrid, auch in der IT - Neue Wege & praktische IT-Lösungen für Ihr Unternehmen“ | Referent: Benedikt Fischer, ACP IT Solutions AG | Veranstaltungsort: Hotel „Das Tegernsee“ Steuerberater, Steuerkanzlei Dipl.-BW (FH) Thomas Vellante Herr Benedikt Fischer hat sehr einprägend und plakativ erzählt, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf verschiedene Lebensbereiche haben wird. Für mich habe ich mitgenommen, die Digitalisierung als Chance zu sehen und nicht als Bedrohung und wie man gewisse Technologien für das eigene Unternehmen sinnvoll einsetzen und nutzen kann. Alles in allem eine gelungene Veranstaltung an einem traumhaften Ort und ein schöner Erfahrungsaustausch mit den anderen Teilnehmern. UVM Impulsvortrag | „Compliance für den Mittelstand“ | Jesko Trahms, Rechtsanwalt & Partner Mütze Korsch Rechtsanwaltsgesellschaft mbH | Veranstaltungsort: Erlebnisdestillerie Lantenhammer Maximilian Gröbl, Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Leiter Firmenkundengeschäft Herr Trahms hat kurzweilig und präzise beschrieben, wie wichtig interne Regeln und ein gut funkti- onierendes Compliance-Management für jedes Unternehmen sind. Mitunter ist es Unternehmern gar nicht bewusst, wie schnell man ohne Absicht gegen diese Regelungen verstoßen kann. Durch umfang- reiche Kenntnis der Vorschriften sollen vorsorglich Schaden vom Unternehmen abgewendet und die Mitarbeiter im Schadensfall geschützt werden. UVM Impulsvortrag | „Achtung Kamera! Die Geheimnisse eines erfolgreichen Auftritts“ | Referent: Michael Harles, TV-Moderator & Mediencoach | Veranstaltungsort: Hotel „Das Tegernsee“ Julia Müller, Graikdesignerin, Kreativ-Instinkt GbR Michael Harles gab den Teilnehmern des Impulsvortrages kurzweilig und kompakt einen Einblick in die Bedeutung der Sprache und des Auftretens. Dazu zeigte er einige praktische Übungen, Tipps und Tricks dafür, wie man sich in der Öffentlichkeit besser präsentieren und mit Lampenfieber leichter fertig werden kann - denn das hat am Anfang doch jeder. Der Referent hat den Vortrag sehr unterhaltsam und informativ gestaltet und ich konnte einige interessante Fakten und praktische Hinweise für meinen Alltag mitnehmen. UVM Fachseminar | „Innovation durch Kommunikation - Methoden und Techniken für mehr Inno- vation“ | Referent: Florian Zibert, ZIBERT & FRIENDS GmbH | Veranstaltungsort: Das „Corvatsch“ Peter Kirchberger, Inhaber almbad & dorfbad Mir hat der strategische Ansatz für verschiedene Aufgabenstellungen in der Kommunikation gefallen. Ich fand es sehr gut, weil immer wieder sehr anschauliche Beispiele aus der Praxis aufgeführt wurden. 17 MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017
REGIONAL-GLOBAL Den Landkreis positionieren Text Verena Zemme / Fotos Thomas Plettenberg Die Wirtschaft im Landkreis beruht auf eindrucksvollen regionale Produkt. Regionalität ist aber auch eine Grundhaltung des und aktiven regionalen Kräften wie der Landwirtschaft, Denkens und Wirtschaftens, also Basis von Entscheidungen vom einer florierenden Tourismuswirtschaft und einem gesunden Einkauf bis zur Auftragsvergabe an Handwerker.“ Mittelstand mit Handwerks-, Gastronomie- und vielen ande- ren großen und kleinen Betrieben. Schmid: „Die Werbung vermittelt: Region = gut. Ich erkenne in der Betonung der Regionalität eine Verallgemeinerung einer Identität. Doch ohne die überregional und international agierenden Unter- Wir stehen vor dem Phänomen, dass die Welt durch eine Konzen- nehmen wie TELAIR und HEXAL oder die Papierfabriken LOUISEN- tration aufs Regionale in unendlich viele potenzielle Regionen THAL und GMUND ist das Bild der Wertschöpfung unvollständig. zerfällt.“ Ein Gespräch in der Egerner Alm mit SMG-Geschäftsführer Alexander Schmid und dem UVM-Vorsitzenden Klaus-Dieter Von Moltke: „Wenn es heißt, Region = gut, wird eine Benchmark Graf von Moltke zum Thema „Wie manifestiert und entwickelt kreiert: Bayern in seiner schönsten Form. Daran müssen sich sich der Landkreis im Spannungsfeld regional-lokalen Wirt- unsere Leistungsträger messen – vom Fleischproduzenten über schaftens einerseits und international-globalem Wirtschaften den Hotelier bis zum international agierenden Konzern. Qualität andererseits?“ bedeutet aber auch, einen angemessenen Standard einzuhalten. Daher unsere 80:80-Regel. Sie beinhaltet natürlich, dass wir 20% unserer Lebensmittel aus dem Ausland einkaufen. Vom Obstler aus dem nahen Südtirol bis zu Orangen aus Mexiko. Intelligent umgesetzt, ist Regionalität ein Synonym für eine natürliche Haltung zu Sprache und Tradition, zur Kultur, im Sozialen, ja der Lebensweise überhaupt hier im Landkreis. Stichwort Tracht. Tracht ist keine Mode. Hier sammeln sich Kollektivbedürfnisse und Sehnsüchte, wie die Sehnsucht, in einer immer stärker differenzierten Welt irgendwo dazuzugehören, Teil eines lebendigen und Sicherheit gebenden Kollektivs zu sein. Tracht hilft, sich zu identifizieren und weckt natürlich auch Begeisterung.“ Schmid: „Die Aufwertung der Produktregionalität beobachtet man seit ca. 20 Jahren. Schon seit den 90ern sprechen die Handelszahlen von einer Zunahme des Umsatzes regionaler Produkte – und zwar in Stadt und Land. Die 90er waren die Im Gespräch: UVM-Vorsitzender Klaus-Dieter Graf von Moltke und der SMG-Geschäftsführer Alexander Schmid Geburtsstunde des Regionalmarketings und seither hat der Trend stark Fahrt aufgenommen. Ich nenne nur einmal die “Wir haben für uns eine 80:80-Regel deiniert: 80% der Produkte, „Schaukäserei Ammergauer Alpen“, die 2013 das 1. Bayrische die wir im Betrieb verwenden, kommen aus einem Umkreis von 80 Regionalsiegel erhalten hat. Das war, genau wie die Tegernsee Kilometern.“ Mit diesem Statement im Rahmen der da.und.dort- Arkaden als Regionalkaufhaus oder wie die Naturkäserei als Konferenz „INVEST IN BIO+REGIO“, die – initiiert und koordiniert regionale Genossenschaft, noch in den 70er- oder 80er-Jahren von der SMG –, im Frühjahr in Miesbach stattfand, hatte Hotelier völlig undenkbar. Heute steht Regionalität für das Echte, für Klaus-Dieter Graf von Moltke (Egerner Höfe/Rottach-Egern) sein Saisonalität, Nachhaltigkeit, Authentizität. Das ist schon gut Bekenntnis zur Regionalität festgeschrieben. Die Dominanz der und richtig. Ich werde trotzdem hellhörig, wenn damit eine gei- kurzen Wege ist für ihn eine der besten Möglichkeiten, nachhaltiges stige Haltung einhergeht, die per se in engen Grenzen denkt und Wirtschaften zu leben – zum Wohl der Lieferanten, der Umwelt und zum Beispiel von vorne herein Freihandelsabkommen ablehnt. der Gäste. Ohne die Hintergründe zu kennen.“ Von Moltke: „Es ist wichtig dem Begriff der Regionalität einen Inhalt Von Moltke: „Ja, Globalisierungs-Bashing ist gerade „in“! Nur zu geben und das Bilaterale zu erkennen. Regionalität - das ist das das nicht! Wir sind Teil der Welt, müssen und wollen teilhaben MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017 18
REGIONAL-GLOBAL an den internationalen, globalen im UVM. Aufträge werden auf der Basis persönlicher Wert- Entwicklungen.“ schätzung vergeben. Nähe, Erreichbarkeit und Einstehen für die eigene Arbeit spielen eine wesentliche Rolle. Das wirtschaftliche Schmid: „An der sich gerade schnell Netzwerk der Region wird gestärkt und man übernimmt gemein- vollziehenden Globalisierung der sam Verantwortung für die Region.“ Denkweise kommen wir ohnehin nicht vorbei. Ganz einfach gesagt: Schmid: „Ich sehe nicht nur eine Man muss doch nur einmal eine Stärkung der Wirtschaft. Das Netz- Werbesendung anschauen. Wir haben werk ist Teil der Chance Heimat! Aber uns alle längst daran gewöhnt, mir ist wichtig, dass wir eine unvor- Landschaften aller Kontinente zu eingenommene Diskussion führen sehen, Weltmusik zu hören, Pro- können. Ich komme noch einmal dukte zu kaufen, die in China auf TTIP zurück. Die Ängste, die hergestellt werden. Die Jugend der existieren, betreffen in erster Linie Welt hat nicht nur Smartphones von Uganda bis Usbekistan, die Landwirtschaft und die KUMs. von Kapstadt bis Kempten. Die Jungen haben eine gemeinsame Da geht es um Saatgut und Patente Bildsprache. Das ist Realität.“ sowie um die Befürchtung, auf einem erweiterten Markt nicht Von Moltke: „Realität ist auch das gute Funktionieren im UVM. bestehen zu können, weil z.B. in Anders als bei einer webbasierten, unpersönlichen Auftragsver- Deutschland eine Buchpreisbindung gabe, bei der der Billigste gewinnt, kennen sich die Unternehmer besteht. Das Kulturgut Buch hat IMMER MITTWOC in d e r HS Heimatküche lm Egerner A 19 Reservierung unter Telefon MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017 080 22 / 666-502
REGIONAL-GLOBAL überall im Land denselben Preis. In den USA gibt es so etwas überlegt man sich dreimal, ob man fährt. Und noch eine interes- nicht. Wenn TTIP käme, bangen unsere Buchhändler um ihre sante Beobachtung: Wenn ich zum Gespräch zu uns „aufs Land“ Existenz.“ einlade, wir die Einladung gerne angenommen.“ Von Moltke: „Die Ablehnung der Freihandelsabkommen, Schmid: „Dieselben Beobachtungen machen ich und auch ande- oft aus emotionalen Gründen, das ist richtig, muss man re Unternehmen. Als im 12. Jahrhundert die Städte gegründet eventuell im Zusammenhang mit dem als Dirigismus erlebten wurden, haben sie sich schnell als Zentren von Handel und Agieren der EU sehen. Da ist die Befürchtung, noch stärker Geldwirtschaft etabliert. „Stadtluft macht frei“, hieß es... Heute reglementiert zu werden sein, ein suchen gerade die jungen Menschen, also ganz konkret die jun- weiterer Aspekt.“ gen Münchner ihre Freiheit eher bei uns.“ Schmid: „Ich setze mich dafür ein, Von Moltke: „Genau. Am Wochenende kommen viele Junge dass wir offen bleiben, uns nicht hier heraus. Einmal zum Partymachen, aber sie gehen auch in verrennen. TTIP war stark in der die Berge. Und die, die hier geboren sind, gehen zum Studium Diskussion. CETA, das Abkommen und für andere Ausbildungen nach München. Aber wer eine mit Kanada, konnte dagegen unter- Möglichkeit sieht, hier zu leben, kommt gerne zurück. Arbeiten zeichnet werden. Pragmatismus ist und konsumieren, kann man auch hier!“ für mich ein guter Weg. Es heißt ja nicht, alles zu akzeptieren, aber es Schmid: „Und wohin die Digitalisierung und die neue gibt Schnittmengen. Und wenn Arbeitsplatz-Philosophie – Stichworte Arbeitsplatzsharing oder man einmal im Gespräch ist, Coworking-Aeras – uns führen wird, ist nicht absehbar. Wer wächst die Möglichkeit, Kritisches weiß, was alleine die 3D-Drucker alles verändern und ermögli- anzumerken und einen Konsens chen werden.“ auszubauen.“ Von Moltke: „Das kann ein Paradigmenwechsel werden.“ Von Moltke: „Mir gefällt der Begriff der gesunden Globalisierung. In diesem Zusammenhang sehe ich auch die Digitalisierung Schmid: „Ich sehe es als unsere Aufgabe, all diese Themen zu positiv, die sich bereits in einer Zunahme der IT-Firmen im beobachten, um sie den Unternehmern und der gesamten Be- Landkreis niederschlägt.“ völkerung im Landkreis zugänglich und transparent zu machen. So können wir, gerade durch die Diskussion im UVM und über Schmid: Ein unbedingt positiver Prozess. Meine These: Die die Akademie, informieren und Entscheidungshilfen geben.“ Digitalisierung bringt die Arbeit zu den Menschen.“ Von Moltke: „Und ist damit ein neuer Faktor, der uns im Landkreis befähigt, den globalen Megatrend der Landflucht nicht nur zu stoppen, sondern sogar umzukehren. Ganze Kontinente wie Afrika, auch Südamerika, China verzeichnen einen eklatanten Zuzug in die Städte.“ Schmid: „Und wir können hier vor Ort diesen Trend umkehren, einen Gegentrend schaffen. Intelligente Lösungen, ich sage Bildungsregion, schnelles Internet, Lösungen im Bereich der Mobilität und Energieversorgung, machen den Landkreis noch attraktiver für das Bleiben oder die Neuansiedlung von Unternehmen.“ Von Moltke: „Eine interessante Entwicklung kommt hinzu: Der Weg nach München und aus der Stadt heraus braucht immer mehr Zeit. Da MIESBACHER IMPULS | AUSGABE 12 | 2017 20
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