MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT - IHK Halle-Dessau
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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT Das Magazin der IHK Halle-Dessau ⁄⁄ November 2016 Titelthema Ernährungsgewerbe Sachsen-Anhalt: Überregional erfolgreich MALZIT-GRÜNDERIN: PROJEKT VALIKOM PRAXISTIPP: Bericht aus der „Höhle Berufliche Kompetenzen Mit Gutscheinen Umsatz der Löwen“ sichtbar machen ankurbeln So süß ist Sachsen-Anhalt: Wir verlosen einen Korb mit regionalen Leckereien. Mehr auf Seite 7. www.halle.ihk.de
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 ⁄⁄ Auf ein Wort 1 Auf ein Wort Überregional erfolgreich: Essen und Trinken aus Sachsen-Anhalt Beim Rundgang durch die Supermärkte Kreative Unternehmer sind Produkte aus unserer Region allge- genwärtig. Viele traditionelle Marken mit Tatkraft haben es nach der Wende zurück in die Regale geschafft, neue kamen hinzu. Mit Mut zum Risiko, Investitionen in Der wirtschaftliche Erfolg ist messbar: Produkt- und Verfahrensinnovationen, Das Ernährungsgewerbe erwirtschaftet Ausdauer und gezieltem Marketing heute fast ein Fünftel des Industrieum- knüpften die Unternehmer an eine lan- satzes in Sachsen-Anhalt. Damit hat die ge Tradition an und bauten ihre Betrie- Branche den schwierigen Neustart der be nach und nach wieder auf. So gelang 1990er Jahre weit hinter sich gelassen es, heimische Märkte zurück zu erobern und spielt wieder bundesweit in der und auf diesem Fundament auch über Spitzenliga mit. regionale Grenzen hinweg Fuß zu fas- sen. Traditionelle Marken blühten auf, ergänzt durch neue Produkte. Die Inno- Im Bundesvergleich vationskraft der Unternehmen ist bis spitze heute ungebrochen. Frischli, Halloren, Kathi, Rotkäppchen, Wikana und viele Mit einem aktuellen Jahresumsatz von mehr stehen beispielhaft für diese Er- mehr als sieben Milliarden Euro ist die folgsgeschichte. Branche eine der umsatzstärksten in nem gemeinsamen „Netzwerk Ernäh- Sachsen-Anhalt – nur die Chemie kann rungswirtschaft Sachsen-Anhalt“ ver- da mithalten. Den Löwenanteil erwirt- Kräfte bündeln für einigt haben. schaften mit rund fünf Milliarden Euro gemeinsamen Erfolg pro Jahr die Unternehmen im Süden des Landes. Die Umsätze je Mitarbeiter lie- Stolz können wir auch darauf sein, dass Investitionshemmnisse gen nach aktuellen Untersuchungen der sich bereits im Jahr 2005 Unternehmen abbauen NordLB zum Teil deutlich über dem in unserem Kammerbezirk zum Netz- Bundesdurchschnitt. werk Ernährungsgewerbe Sachsen-An- Das erklärte Ziel ist es, im Verbund In- halt Süd zusammengeschlossen haben – vestitionshemmnisse abzubauen und mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen die Innovationskraft der Unternehmen Neustart nach der für die Branche zu verbessern. Dies war gezielt zu fördern. Konkret gilt es etwa, Wende gemeistert der Auftakt für eine zehnjährige frucht- die Kooperationen zwischen Wissen- bare Zusammenarbeit. Um dauerhaft schaft und Wirtschaft zu intensivieren Auf diese Erfolge können wir stolz sein. wettbewerbsfähig zu sein, brauchen wir und in die Aus- und Weiterbildung des Sie gründen nicht alleine auf günstigen aber auch in ganz Sachsen-Anhalt ge- notwendigen Personals zu investieren. Standortfaktoren – auch wenn gute Bö- eignete wirtschafts- und damit investi- Mit starken regionalen Marken können den und reiche Braunkohlevorkommen tionsfreundliche Bedingungen. Diese wir dann auch neue Märkte erschließen Voraussetzung etwa für den Anbau von können umso erfolgreicher bei der Po- – damit die Ernährungswirtschaft wei- Zuckerrüben und damit für die Zucker- litik in Magdeburg, Berlin und Brüssel terhin das Aushängeschild der Region produktion wie die industrielle Ent- eingefordert werden, je stärker die In- bleibt. wicklung der Region überhaupt waren. teressenvertretung der Branche im Land Nein, es brauchte und braucht weiter- ist. Daher ist es nur folgerichtig, dass hin immer auch und insbesondere mu- sich am 14. September 2016 die beiden tige und kreative Unternehmer. Nach bisher im Norden und Süden des Landes der Wende mussten die meisten von ih- getrennt voneinander bestehenden, Carola Schaar Prof. Dr. Thomas Brockmeier nen bei Null anfangen. branchenbezogenen Bündnisse zu ei- Präsidentin Hauptgeschäftsführer
Die Themen ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 2 Die Themen 1 Editorial 29 Praxiswissen 48 Service 3 Panorama 29 ⁄⁄ STANDORTPOLITIK 48 ⁄⁄ UNTERNEHMENSBÖRSE 4 IHK-Report 30 ⁄⁄ STARTHILFE- UND 48 ⁄⁄ GEWERBEFLÄCHENBÖRSE 04 ⁄⁄ IHK-VOLLVERSAMM- UNTERNEHMENS- 49 ⁄⁄ RECYCLINGBÖRSE LUNG BESCHLIESST JAHRES- FÖRDERUNG 49 ⁄⁄ GESCHÄFTSANGEBOTE ABSCHLUSS 2015 33 ⁄⁄ AUS- UND WEITER- AUSLÄNDISCHER UNTERNEHMEN 14 Branchenreport BILDUNG 51 Bekanntmachungen 14 ⁄⁄ DIENSTLEISTUNGEN 36 ⁄⁄ INNOVATION UND 51 ⁄⁄ BESCHLÜSSE DER 17 Regionalreport UMWELT IHK-VOLLVERSAMMLUNG 17 ⁄⁄ AUS DER REGION 39 ⁄⁄ INTERNATIONAL 52 Vorschau 44 ⁄⁄ RECHT UND FAIR PLAY 52 ⁄⁄ TERMINKALENDER 45 Im Porträt 52 ⁄⁄ IMPRESSUM 46 Namen & Nachrichten 52 ⁄⁄ BILDNACHWEIS 6 ⁄⁄ Titelthema 23 ⁄⁄ Malzit-Gründerin 33 ⁄⁄ Projekt ValiKom Ernährungsgewerbe berichtet aus der „Höhle Berufliche Kompetenzen Sachsen-Anhalt der Löwen“ sichtbar machen Das Ernährungsgewerbe ist einer der Ihre Geschichte machte die Runde in Mitarbeiter ohne Zeugnisse haben kaum wichtigsten Industriezweige Sachsen- Funk und Fernsehen, in Zeitungen und Möglichkeiten, ihre beruflichen Kom- Anhalts. Die aktuelle Ausgabe der „Mit- Zeitschriften. Zu „Malzit“-Erfinderin petenzen sichtbar zu machen. Das soll teldeutschen Wirtschaft“ gibt einen Steffi Tomljanovic aus Bräunrode das Projekt ValiKom (Validierung non- Überblick über die Branche, zeigt auf ei- scheint eigentlich alles gesagt. Der formal und informell erworbener Kom- ner Karte, wo im IHK-Bezirk welche Be- „Mitteldeutschen Wirtschaft“ erlaubt petenzen) ändern, das vom Bundesmi- triebe verortet sind und stellt ausge- die Gründerin jedoch einen Einblick in nisterium für Bildung und Forschung wählte Unternehmen aus der Region ihre Träume für die Zukunft. Darüber gefördert wird und an dem sich die IHK vor. Wer beim Quiz auf Seite 7 mit- hinaus gibt sie noch viele interessante Halle-Dessau als eine von deutschland- macht, kann den auf dem Titel abgebil- Details zu ihrem Auftritt in der TV-Show weit acht Kammern beteiligt. Frau Dr. deten Präsentkorb mit Leckereien loka- bei VOX preis. Etwa, dass der erste An- Kathrin Rheinländer erklärt, worum es ler Hersteller gewinnen. lauf fehlschlug. hier geht.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 ⁄⁄ Das Panorama 3 Top–Klicks der IHK–Website – www.halle.ihk.de Ausbildungsberater in Ihrer Nähe ⁄⁄ 3676 Eintragungen im Handelsregister ⁄⁄ 3210 Nebenberuflich selbstständig ⁄⁄ 19344 Ostdeutsche begeistern sich für Digitalisierung 45. Ernst-Schneider-Preis verliehen Die Ostdeutschen haben keine Angst vor der Digitalisierung. 53 Prozent der Bevöl- Im größten deutschen Wettbewerb für Wirtschaftspublizistik, kerung sieht den Einzug des Internets in alle Lebensbereiche positiv und freut sich dem von den Industrie- und Handelskammern ausgeschriebenen über die Vorteile. Bei lediglich 28 Prozent der Bürger überwiegen Befürchtungen und Ernst-Schneider-Preis, sind Mitte Oktober die Preise verliehen Besorgnisse. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Markt- und worden. Sie gingen an Autorinnen und Autoren von Arte, Baye- Meinungsforschungsinstituts YouGov Deutschland GmbH im Auftrag von enviaM rischer Rundfunk, F.A.Z., Mitteldeutscher Rundfunk, Süddeutsche unter mehr als 750 Ostdeutschen. Zeitung, Südwestrundfunk und Zeit. Die ausgezeichneten Beiträ- ge vermitteln auf besonders verständliche und interessante, teils spannende, teils unterhaltsame Weise wirtschaftliche Zusam- menhänge. 15 Jurys hatten in einem mehrstufigen Verfahren die Gewinner ermittelt. Ab sofort sind alle Autorinnen und Autoren Das Panorama herzlich zur Teilnahme am 46. Wettbewerb eingeladen. Einsen- deschluss ist der 20. Januar 2017. Kreativ-Wettbewerb: Gesucht wird die Bundesweiter Wettbewerb schönste PLAYMO-Box „Mein gutes Beispiel“ Anlässlich der Sonderschau „PLAYMOBIL-Spielgeschichte(n) Sammlung Oliver Schaf- Die Bertelsmann Stiftung und der Verein Unternehmen für die Re- fer“ in der Arche Nebra sind Kinder und Erwachsene, Schulen oder auch Institutio- gion e. V. suchen gemeinsam mit dem Zentralverband des Deut- nen und Firmen mit kreativen Mitarbeitern aufgerufen, eine „Kleine Welt im Schuh- schen Handwerks kleine, mittelständische und familiengeführte karton“ – eine „PLAYMO-Box“ – anzufertigen. Thema: eine Szene aus einem Mär- Unternehmen, die sich gesellschaftlich engagieren und Verant- chen oder einer Sage. Die Box sollte ein Teil von Playmobil enthalten (Figur, Tier, Zu- wortung für ihre Region übernehmen. Bis 13. Januar 2017 kön- behörteil), der Rest ist frei gestaltbar. Alle Beiträge können vom 1. bis 13. Novem- nen sie sich beim bundesweiten Wettbewerb „Mein gutes Beispiel“ ber 2016 in der Arche Nebra abgegeben werden. Die PLAYMO-Boxen sind dort vom mit Projekten bewerben, die einzeln oder gemeinsam mit Verei- 26. November 2016 bis 12. Februar 2017 in einer kleinen Ausstellung zu sehen. Die nen und Initiativen durchgeführt werden. Die Ehrung der fünf besten Ideen werden außerdem am 14. Januar 2017 prämiert. Preisträger findet am 30. März 2017 in Berlin statt. Die Ausge- Weitere Informationen bietet die Website www.himmelsscheibe-erleben.de. zeichneten erhalten professionelle Unterstützung bei der media- len Kommunikation ihres Engagements. Weitere Informationen unter www.mein-gutes-beispiel.de
Der IHK-Report ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 4 Der IHK-Report IHK-Vollversammlung beschließt Jahresabschluss 2015 Die IHK-Finanzen standen im Vorder- grund, als die Mitglieder der Vollver- sammlung zu ihrer Herbstsitzung Ende September in Halle (Saale) zusammen- kamen. Sie stimmten dem Jahresab- schluss 2015 zu und entlasteten Präsi- dium und Hauptgeschäftsführer. IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Tho- mas Brockmeier hatte zuvor die wich- tigsten Eckdaten des umfangreichen Zahlenwerks vorgestellt: • Einnahmen von insgesamt fast 12,4 Millionen Euro standen Ausgaben in Höhe von knapp 12,5 Millionen Euro entgegen. • Das Defizit fiel mit 145.000 Euro deut- lich geringer aus als erwartet. In ihrer Die Vollversammlung stimmte bei ihrer Herbstsitzung über die IHK-Finanzen ab. ursprünglichen Planung war die IHK noch von einem Fehlbetrag in Höhe „Vollbremsung“ auf der sen, dass sich der Investitionsstau bei von 626.000 Euro ausgegangen. den IHK-Liegenschaften und in der • Weil aber die IHK genau diesen Betrag Aufwandsseite Sachausstattung inzwischen negativ entsprechend ihres Wirtschaftsplans bemerkbar mache. aus der Rücklage entnommen hatte, Weil die IHK trotz knapper Kasse die Bei- stand unter dem Strich ein bilanziel- träge aber stabil halten wollte, habe sie Rücklagen für Wahlvor- ler Überschuss von 481.000 Euro. 2015 einen strikten Konsolidierungskurs verfolgt. Dieser sei, so erklärte Brock- bereitung und Gebäude- Der Hauptgeschäftsführer hatte der meier, einer „Vollbremsung“ bei den Auf- instandsetzung Vollversammlung außerdem berichtet, wendungen gleichgekommen. Allerdings dass die Beitragseinnahmen in den ver- habe die IHK dabei die gewohnten Leis- Der erzielte bilanzielle Überschuss wird gangenen drei Jahren um bis zu zehn tungen für ihre Mitgliedsunternehmen der Rücklage der IHK wieder zugeführt. Prozent eingebrochen seien. Ursache nicht spürbar einschränken müssen, be- Allerdings schreibt die aktuelle Recht- dafür seien zum einen die Nachwirkun- tonte der Hauptgeschäftsführer. sprechung des Bundesverwaltungsge- gen der Finanzkrise 2008/2009, zum Er hatte jedoch darauf hingewiesen, richts vor, dass die Vollversammlung anderen aber die in den vergangenen dass nun die Einsparmöglichkeiten im über eine konkrete Zweckbindung ent- zehn Jahren kontinuierlich gesenkten laufenden Betrieb ausgeschöpft seien. scheiden muss. In diesem Fall hat das IHK-Beiträge. Dies sei beispielsweise daran abzule- Gremium zwei spezielle Rücklagen be- schlossen: 400.000 Euro werden dafür aufgewandt, die kommende Vollver- sammlungswahl im Jahr 2018 vorzu- bereiten und abzuhalten. Darüber hi- naus werden 81.000 Euro zurückgelegt, um das historische IHK-Hauptgebäude in Halle (Saale) instand zu halten und zu modernisieren. Die Beschlüsse und weitere Informatio- nen zum IHK-Jahresabschluss sind ab Seite 50 zu finden. Der Bericht der Prä- sidentin zur Vollversammlung wurde bereits in der vorigen Ausgabe der Mit- Vizepräsident Hans-Joachim Münch, Vorsitzender des Arbeitskreises Außenwirtschaft, berichtete von den „Mitteldeutschen Exporttagen“ der Industrie- und Handelskammern aus Sachsen-Anhalt, Sachsen teldeutschen Wirtschaft auf Seite 5 zu- und Thüringen. Einen Beitrag dazu liefert das Praxiswissen auf Seite 39. sammengefasst.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 ⁄⁄ Der IHK-Report 5 Gastreferent Prof. Dr.-Ing. Jörg Kirbs, Rektor der Hochschule Merseburg, stellte Kooperations- Vizepräsident Michael Pirl, Vorsitzender des Tourismusausschusses, stellte die Studie möglichkeiten zwischen Wirtschaft und Wissenschaft anhand konkreter Vorhaben dar. Das „Wirtschaftsfaktor Tourismus Sachsen-Anhalt“ vor. Der langjährige Wachstumstrend habe Kompetenznetzwerk für Angewandte und Transferorientierte Forschung (KAT) etwa bringt sich weiter fortgesetzt. Der Tourismus leiste einen wichtigen Beitrag zu Beschäftigung und Unternehmen aus der Region mit Hochschulen des Landes zielgerichtet zusammen. Ein Einkommen weit über die Branche hinaus, schaffe Beschäftigung wie Ausbildungsplätze Zukunftsprojekt ist das Innovative Technologie- und Anwenderzentrum Merseburg. Dahinter und sorge für Steuereinnahmen für die Kommunen. Zukünftig gelte es, das qualitative steckt die Idee, einen Wissens-, Forschungs- und Dienstleistungscampus in enger Kooperation Wachstum zu sichern. Das Land brauche daher eine langfristige und tragfähige Strategie mit regionalen Unternehmen und im Einklang mit der Regionalen Innovationsstrategie des und eine proaktive Tourismuspolitik. Pirl machte deutlich, dass Tourismusförderung eine Landes Sachsen-Anhalt (RIS) zu etablieren. Gemeinschaftsaufgabe sei. IHK-Jahresabschluss 2015 – nachgefragt bei: Rechnungsprüfer Manfred Bähr, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Dessau-Anhalt eG Im Gegensatz zu Unternehmen unterliegen In- MiWi: Bedeutet dies nicht im Umkehrschluss, dustrie- und Handelskammern ähnlich wie Be- dass die IHK in den vorangegangenen Jahren hörden einer umfassenden Finanzkontrolle. Die- weniger wirtschaftlich gearbeitet hat? se beschränkt sich nicht nur darauf, ob einzel- Bähr: Keineswegs, ein Blick in die Prüfergebnisse ne Buchungen rechnerisch und inhaltlich richtig der vergangenen Jahre bestätigt eine solche Ver- sind. Geprüft wird auch, ob die IHK die Mittel mutung nicht. 2015 ist es der Geschäftsführung wirtschaftlich und sparsam verwendet hat. Eine ganz einfach gelungen, auf Ertragsrückgänge mit solche Prüfung nimmt nicht nur die unabhängi- vielfältigen Sparmaßnahmen zu reagieren. ge Rechnungsprüfungsstelle vor, sondern auch ehrenamtliche Rechnungsprüfer im Auftrag der MiWi: Können Sie ein Beispiel dafür nennen? Vollversammlung. Das Gremium hat hierfür Mir ist beispielsweise aufgefallen, dass Investi- Manfred Bähr, Vorstandsvorsitzender der Volks- tionen in die EDV-Ausstattung verschoben wor- bank Dessau-Anhalt eG, und Konrad Dormeier, den sind. Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dessau, bestimmt. Die „Mitteldeutsche Wirtschaft“ MiWi: Hat die IHK, um zu sparen, auch haupt- sprach mit Herrn Bähr über den Prüfbericht zum amtliches Personal abgebaut? Jahresabschluss 2015. Bähr: Ich kann Ihnen sagen, dass die Einsparun- gen natürlich auch den Personalaufwand be- MiWi: Wie lautet Ihr Fazit, Herr Bähr – hat trafen. Aber die IHK hat deshalb niemanden ent- MiWi: Sie sind ein erfahrener Rechnungs- die IHK im Jahr 2015 sparsam gewirtschaftet? lassen. Die Zahlen zeigen stattdessen: Stellen prüfer, Herr Bähr. Wie schwierig ist es ei- Manfred Bähr: Allerdings. Seit das kaufmänni- wurden übergangsweise nicht besetzt, wenn gentlich, den Jahresabschluss einer IHK unter sche Rechnungswesen 2006 eingeführt wurde, Mitarbeiter zum Beispiel aus Altersgründen re- die Lupe zu nehmen? war der Gesamtaufwand noch nie so gering wie gulär ausgeschieden sind oder von sich aus ge- Bähr: Ich kann mich nicht beklagen. Die Aufbe- im vergangenen Jahr – und zwar in absoluten kündigt haben. Zudem wurden die Gehälter – reitung unterscheidet sich nicht von der profes- Zahlen. Das heißt: Zwischenzeitliche Preiserhö- anders als etwa in Privatwirtschaft und öffent- sionellen Dokumentation zum Beispiel in einem hungen sind in diesem Vergleich noch gar nicht licher Verwaltung – in den vergangenen drei Unternehmen vergleichbarer Größe. Die Über- mit eingerechnet! Jahren nicht nennenswert erhöht. prüfung gestaltet sich unkompliziert.
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 6 Kontakt IHK Halle-Dessau Geschäftsfeld Standortpolitik Das Titelthema Danny Bieräugel Industrie im IHK-Bezirk Halle-Dessau: Ernährungsgewerbe – Tel. 0345 2126-236 dbieraeuge@halle.ihk.de Industrieschwerpunkt des Landes mit bundesweiter Bedeutung Neben der chemischen Industrie stellt das Ernährungsgewerbe den industriellen Schwerpunkt Sachsen-Anhalts dar. Im Jahr 2015 erwirtschafteten 177 Betriebe gut 18 Prozent des gesamten Industrieumsatzes des Landes. Davon entfallen ca. 60 Pro- zent auf den IHK-Bezirk Halle-Dessau, der im Süden mit dem Burgenlandkreis ei- nen besonderen Branchenschwerpunkt aufweist. Vor allem die leistungsfähige Fleischwirtschaft verhilft dem Landkreis zu einem Umsatzanteil von 31,5 Prozent an der Nahrungs- und Futtermittelherstellung im Land. Dazu kommen die Geträn- kehersteller, die insbesondere durch den dort traditionsreichen Weinanbau überre- gional bekannt sind. Die guten Standortfaktoren einer leistungsfähigen Landwirt- schaft und der zentralen Lage wirken sich hier günstig aus. Komplette Wertschöpfungskette Im gesamten IHK-Bezirk ist die komplette Wertschöpfungskette der Lebensmittel- erzeugung vertreten: Die Betriebe erzeugen pflanzliche und tierische Produkte und verarbeiten diese weiter. Aus der Zuckerrübe wird etwa Zucker raffiniert, der in die Herstellung von Süßwaren fließt. Der Obst- und Gemüseanbau liefert die Rohstof- fe für die Saftindustrie oder die Herstellung von Tiefkühlprodukten. Große Mühlen erzeugen Mehl für Backwaren, die als Backmischung, Tiefkühlbackwaren oder Fer- tiggebäck, zum Beispiel in Form von Brot, Keksen oder Bagels, die Unternehmen wie- der verlassen. Zum Produktportfolio gehören außerdem Molkereierzeugnisse von der Milch über den Quark bis hin zum Käse. Zudem stellen die Betriebe im Süden Sach- Durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten je Betrieb in der Herstellung sen-Anhalts Süßwaren wie Schokolade und Kaugummis, aber auch Gewürze, Öle, von Nahrungs- und Futtermitteln 2015 nach Bundesländern Feinkostprodukte oder Tiernahrung und noch Vieles mehr her. Neben der Nahrungs- und Futtermittelindustrie gibt es auch eine leistungsfähige Getränkeindustrie: Her- steller von Mineralwasser, Säften, Bieren, Weinen und Spirituosen produzieren im IHK-Bezirk. Leistungsfähigkeit im Bundesvergleich Nicht nur für die Industrie im Land ist die Nahrungsmittelbranche prägend, auch im Vergleich mit anderen Regionen können sich die Entwicklung und die erreichte Leistungsfähigkeit messen lassen. So weist Sachsen-Anhalt zum Beispiel die größ- ten Betriebe im Ernährungsgewerbe bundesweit auf – gemessen an der durch- schnittlichen Beschäftigtenzahl. Auch die Produktivität der Betriebe liegt bundes- weit im Spitzenbereich. Mit durchschnittlich 321.000 Euro je Beschäftigten liegt der Umsatz weit über dem Durchschnitt der neuen Bundesländer von 279.000 Euro oder Deutschlands von 296.000 Euro. Und auch in der totalen Bedeutung für das deutsche Ernährungsgewerbe kann sich das Land sehen lassen. Bei einem Anteil Sachsen-Anhalts am gesamtdeutschen Brut- toinlandsprodukt von 1,9 Prozent, einem Bruttowertschöpfungsanteil am Verar- beitenden Gewerbe von 1,6 Prozent und einem Anteil am deutschen Industrieum- satz von 2,2 Prozent sticht das Ernährungsgewerbe mit einem Umsatzanteil von Umsatzanteile ausgewählter Branchen des sachsen-anhaltischen 4,3 Prozent deutlich heraus. Dabei ist das Gewicht in Teilbereichen der Branche noch Ernährungsgewerbes am gesamtdeutschen Umsatz 2015 Quellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt; deutlich größer: So stammten zum Beispiel 17,6 Prozent der deutschen Umsätze eigene Berechnungen 2015 bei der Herstellung von Zucker aus Sachsen-Anhalt.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 ⁄⁄ Das Titelthema 7 Mitteldeutscher Ernährungsgipfel 2016 „Zukunft gestalten“ – Herausforderungen, Chancen, Perspektiven Nach erfolgreicher Premiere im vergan- zielter für die Interessen der Branche aus Deutschland und der Schweiz sowie Kontakt genen Jahr in Erfurt fand am 25. Okto- stark zu machen. Daher bestehen neben Vertreter der Ernährungswirtschaft und Netzwerk ber 2016 der nunmehr zweite Mittel- dem Mitteldeutschen Ernährungsgipfel des Handels über aktuelle Themen wie Ernährungswirtschaft deutsche Ernährungsgipfel in der Rot- weitere ernährungswirtschaftliche Pro- 3D Food Printing, Regionalität im Han- Organisationsbüro käppchen-Sektkellerei in Freyburg/Un- jekte – die seit 2013 alle zwei Jahre del oder Marken bei Discountern. Zu- IHK Halle-Dessau strut statt. Wie auch 2015 sind die Ver- stattfindende Mitteldeutsche Waren- dem stellten sie Trends und Produkt- Geschäftsstelle anstalter das Netzwerk Ernährungs- börse in Schkeuditz und der für 2017 entwicklungen vor und diskutierten Weißenfels über die zukünftigen Erwartungen des Markt 6 wirtschaft Sachsen-Anhalt, das Netz- erstmals geplante Messeauftritt auf der 06667 Weißenfels werk Ernährungsgewerbe Sachsen und BioFach in Nürnberg. Handels an die Ernährungswirtschaft Tobias Voigt das Thüringer Ernährungsnetzwerk e.V. Auf dem Ernährungsgipfel am 25. Ok- sowie Anforderungen bei der Marken- Tel. 03443 43250 Ihr Ziel ist es, sich gemeinsam noch ge- tober sprachen namhafte Referenten entwicklung oder Exporttendenzen. tvoigt@halle.ihk.de Mitmachen und gewinnen: Quiz zur Ernährungsbranche im südlichen Sachsen-Anhalt Im südlichen Sachsen-Anhalt wird eine richtigen Antworten können per Mail Los geht’s: beeindruckende Vielfalt an Lebensmit- oder Post an folgende Adresse gesendet teln hergestellt – von Molkerei- und werden: IHK Halle-Dessau, Isabel Raab, Frage 1: Fleischerzeugnissen über Tiefkühlpro- Franckestraße 5. 06110 Halle (Saale), Wie viele Gläser Fruchtaufstrich ver- dukte bis zu Getränken und natürlich iraab@halle.ihk.de. Einsendeschluss ist lassen stündlich die Produktionshalle Süßwaren. Um diese geht es auch bei der 12. Dezember 2016. Die Redaktion der Zuegg Deutschland GmbH? dem abgebildeten Präsentkorb mit Le- der „Mitteldeutschen Wirtschaft“ ckereien aus dem IHK-Bezirk. Wer die wünscht viel Glück. Frage 2: aktuelle Ausgabe der „Mitteldeutschen Die Teilnahmebedingungen sind auf der Welcher Saft ist der Verkaufshit Wirtschaft“ aufmerksam liest, kann die- Website der IHK unter www.halle.ihk.de | Nummer eins bei Glockengold? sen mit etwas Glück gewinnen. Die 3528002 zu finden. Frage 3: Was hat das Fleischwerk Tönnies kürz- lich in seine Kühlhäuser eingebaut, um Energie einzusparen? Frage 4: Auf welcher Basis wird die vegane „Currywurst“ von Leha hergestellt? Frage 5: Welche Branche des sachsen-anhal- tischen Ernährungsgewerbes hatte 2015 den größten Anteil am gesamt- deutschen Umsatz?
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 ⁄⁄ Das Titelthema 9
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 10 Sonnengereifte Frühstücksfreuden für ganz Europa Das Sortiment der Produkte von Zuegg schließt eine Vielzahl unter- Mitarbeiter Torsten Kaiser kontrolliert die fertig abgefüllten Gläser. schiedlicher Geschmacksrichtungen ein. Jeder Tag sollte mit einem gesunden doch ein wesentliches Merkmal – die auch an einem Produktionsstandort Frühstück beginnen – ausgewogen und geschmackliche Qualität des Inhaltes. zeigt, den die Zuegg GmbH in Russland mit Streicheleinheiten für den Gaumen „Bei uns werden ausschließlich hoch- unterhält“, erläutert Witthuhn. versehen. Besonders beliebt bei vielen wertige und sonnengereifte Früchte Frühstückern: Fruchtaufstriche. Die verarbeitet“, betont Werkleiter Denny Marmelade aus Zörbig schmeckt mit ih- Witthuhn. Erdbeeren, Aprikosen, Kir- Labor sichert Qualität ren sonnengereiften Früchten wie schen, Pfirsiche, Feigen und unzählige selbstgemacht und erfreut Kunden aus Sorten mehr werden tief gefroren in Um den eigenen hohen Ansprüchen ste- ganz Europa. Zörbig angeliefert. Versetzt mit Gelier- tig gerecht zu werden, wird der gesam- mitteln, Zucker und etwas Zitronensaft te Produktionsablauf des Werkes Zörbig verlassen sie kurze Zeit später, abgefüllt durch Mitarbeiter eines Labors über- Früher wie heute … in Gläser verschiedener Größen die Pro- wacht. Regelmäßig entnehmen diese duktionshalle. „Genau betrachtet un- Stichproben, um kleinste Abweichun- Es ist erstaunlich, wie schnell sich das terscheidet sich unsere Rezeptur kaum gen vom Qualitätsstandard frühzeitig zu Kontakt Leben in den vergangenen 150 Jahren von der einer guten Hausfrau“, sagt erkennen und eingreifen zu können. Da- Zuegg Deutschland Produktionsleiterin Daniela Zinner. verändert hat. Der technische Fort- rüber hinaus werden die gefrorenen GmbH Thura Mark 14 schritt bestimmt den Puls der Zeit, treibt Früchte, aber auch die fertige Ware 06780 Zörbig die Menschen voran, lässt sie kaum zur möglichst lange und schnell bei opti- www.zoerbiger-zuegg.de Ruhe kommen. Da ist es gut zu wissen, Abnehmer in ganz malen Temperaturen in zentralen La- dass es noch immer Momente der Be- Europa gern untergebracht. Teils vor Ort, teils in ständigkeit gibt. Als die Brüder Kunze Zerbst, Landsberg sowie in Verona. „Alle 1873 in Zörbig eine Produktionsstätte Diese Ursprünglichkeit, das Bewahren bei uns gefertigten Gläser verbleiben für Rübensirup gründeten, hatten sie der Tradition, aber auch die schonende kaum mehr als 48 Stunden in Zörbig. Der neben der Geschäftsidee vor allem eines Verarbeitung der Früchte sind es, die Bedarf und die Nachfrage sind groß“, im Sinn – ein qualitativ hochwertiges den Zörbigern das Vertrauen der Kunden sagt Denny Witthuhn und verweist in Lebensmittel herzustellen. Heute, ein- sichern. Die Arbeit der gegenwärtig 75 diesem Zusammenhang auf Investitio- einhalb Jahrhunderte später, werden die Mitarbeiter, die Marmelade im Drei- nen in Höhe von zwei Millionen Euro, die Erben der Firmengründer diesem An- schichtsystem produzieren, lassen sich das Unternehmen 2015 in Zörbig tätig- spruch noch immer gerecht. 14.500 Abnehmer in ganz Europa schmecken. te. Die aufgrund gestiegener Kunden- Gläser verlassen stündlich die Produkti- Gut 80 Prozent der abgefüllten Gläser nachfrage forcierte Produktion verlang- onshalle des seit 2001 zur Zuegg-Grup- geht von Zörbig zurück ins Mutterhaus te nach einer Erweiterung der Produkti- pe gehörenden Werkes. des Konzerns nach Verona, von wo aus onsanlage sowie des Lagerbereiches. sie weiterverteilt werden. Etwa 15 Pro- Auch wenn die in Zörbig hergestellte zent verbleiben in Deutschland. Haupt- Marmelade als Massenware vom Band Rezeptur nach abnehmer sind hier die Supermarktket- läuft, ihrer Qualität leistet das keinen Hausfrauenart ten Edeka und Real. Erstaunlich ist der Abbruch. Somit kann jeder, der sich den Verbleib der restlichen fünf Prozent. Zörbiger Aufstrich frühmorgens aufs Gefüllt mit Marmelade in den Ge- „Dafür gibt es Abnehmer in Russland. Brötchen schmiert, zweifelsfrei sicher schmacksrichtungen unterschiedlichs- Dorthin verbinden uns seit vielen Jahren sein, für sich etwas Gutes zu tun. ter Couleur, eint die Gläser letztlich solide Geschäftsbeziehungen, was sich SVEN GÜCKEL
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 ⁄⁄ Das Titelthema 11 Fleischwerk setzt auf Umweltschutz Zwischen Saale und Bundesstraße 91 stehen die weißen, imposanten Bauten des Tönnies Fleischwerkes von Weißen- fels. Der Betrieb ist mit 2.300 Mitarbei- tern der größte Arbeitgeber der Stadt. Beträchtlich ist auch die Menge an Schweinen, die hier täglich geschlach- tet und veredelt werden – immerhin sind das am Tag bis zu 20.000. Das Un- ternehmen schreibt seit einem Viertel- jahrhundert Erfolgsgeschichte. Um- weltaspekte und Kritik stehen jedoch häufig im Fokus der Diskussion. Zu Unrecht, meint der Geschäftsführer des Unternehmens, Reinhard Dierkes. Tönnies Weißenfels sei vom ersten Tag an ein Fleischwerk, das mit jeder Inves- Kältetechniker Heiko Kraft beim Überprüfen der elektrischen Anlagen. tition auf Nachhaltigkeit setze. kommunalen Mittel knapp waren, ist entstanden, um die Geräusche der Kon- das Unternehmen selber tätig gewor- densatoren in Richtung der benachbar- Sauberes Abwasser den. „Wir haben bereits zuvor viel für ten Wohngebiete hochabsorbierend zu sauberes Wasser getan. Nun liefern wir dämmen. Die Filteranlagen, 2010 auf Die Beispiele lassen nicht auf sich war- haushaltsähnliches Abwasser an das dem Dach errichtet, werden in diesem ten. Dierkes und sein Verwaltungschef Weißenfelser Klärwerk. Knapp 4.000 Jahr erweitert. Andreas Töpfer konzentrieren sich auf Kubikmeter werden jetzt am Tag vorge- die Schwerpunkte Abwasser, Lärm und reinigt. Die Schmutzfracht werde deut- Geruch. Ein dreistelliger Millionenbe- lich unterschritten, bevor das Wasser Kronleuchter brennen trag sei bislang in das Werk investiert das städtische Klärwerk erreicht“, er- nicht immer worden. Allein 2013 waren es 2,7 Mil- läutert der Geschäftsführer. Auch in Sa- lionen Euro, die im wahrsten Sinne des chen Lärmdämmung habe sich bei Tön- Und noch ein Aspekt ist Reinhard Dier- Wortes in die Errichtung einer eigenen nies einiges getan, berichtet Töpfer. Im kes wichtig: Ohne das zehnköpfige Kontakt Vorbehandlungsanlage für die betrieb- vergangenen Jahr sei eine rund 300 Me- Team der Umwelt- und Energiebeauf- Tönnies Fleischwerk lichen Abwässer geflossen sind. Da die ter lange, begrünte Lärmschutzwand tragten laufe im Fleischwerk gar nichts. Am Schlachthof 1 Alle Mitarbeiter würden hinsichtlich der 06667 Weißenfels Energieeinsparung sensibilisiert. Jede Tel. 03443 4720 Investition sei von einer Optimierung www.toennies.de des Energieeinsatzes begleitet. So seien beispielsweise in den Kühlhäusern seit geraumer Zeit Bewegungsmelder ein- gebaut. „Die Kronleuchter bei den Schlachttieren müssen ja nicht unun- terbrochen leuchten. Licht ist da, wenn die Mitarbeiter in den Häusern sind“, begründet Töpfer die Maßnahme. Nach- haltigkeit ist auch der Grundsatz für Tönnies, was den Transport angeht. 70 Viehtransporter kommen am Tag. Ge- nehmigt seien bis zu 110. „Wir haben die Fahrwege optimiert und wählen kur- ze Wege. Keiner unserer Transporter fährt durch die Stadt Weißenfels, son- dern nimmt die Umgehung. Auch das ist Der Umwelt- und Energiebeauftragte Ralf Wiebicke (l.) und Kältetechniker Heiko Kraft haben ein Aspekt der Nachhaltigkeit“, betont die Senkung des Energieverbrauchs bei Tönnies im Visier – hier stehen sie vor der Lärmschutzwand. Dierkes. PETRA WOZNY
Das Titelthema ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 12 Vegane Küche zwischen Innovation und Lebensmittelrecht pflanzliche Sahne, die Sie gern mit Bio- Öl herstellen wollen. Dieses enthält aber nur ungehärtete Fette – und für die Auf- schlagbarkeit der Sahne, welche ja da- zugehört, brauchen Sie: gehärtete Fette“, schildert Kirsten Hartung ein griffiges Beispiel für einen solchen Zielkonflikt. Werben um Versachlichung Als im April dieses Jahres von der Stif- tung Warentest in der rein pflanzlichen Schlagfix-Nuss-Nougat-Creme „mehr als nur Spuren von Laktose und Milch- eiweiß“ nachgewiesen wurden, kochten die Meinungen gerade in den sozialen Leha-Geschäftsführerin Kirsten Hartung sitzt mit dem soeben erschienen Schlagfix-Rezeptbuch Netzwerken hoch: „Aber dies ist gewis- inmitten der Produktpalette des Lauchaer Unternehmens. sermaßen zwangsläufig den Umstän- den der Produktion geschuldet“, plä- Der Februar 2003 war die Geburtsstun- Moschinski, der neben Attila Hildmann diert die Leha-Geschäftsführerin für de für „Schlagfix“, eine rein pflanzliche wohl d i e Kapazität für vegane Küche eine Versachlichung der Debatte. Kon- Schlagcreme, deren „Ableger“ wie in Deutschland ist, haben zu dem Werk kret: „Wie praktisch alle Fremdabfüller Kontakt Sprühsahne, Kaffeeweißer und sogar beigetragen“, erzählt Geschäftsführerin veganer Erzeugnisse verarbeitet auch Leha GmbH eine Mayonnaise ohne tierische Pro- Kirsten Hartung. Parallel bringt Leha unser Partnerhersteller ebenfalls nicht- Ladestraße 4 06636 Laucha dukte längst eine ganze Produktfamilie gerade eine vegane Currywurst sowie pflanzliche Produkte. Dadurch lassen Tel. 034462 60594 ergeben. Jetzt stellt die Leha GmbH aus ein ebensolches Hack ganz neu auf den sich Reste von Milch selbst bei peni- www.schlagfix.com Laucha, welche hinter „Schlagfix“ steht, Markt. „Unsere Currywurst, die auf Ba- belster Reinigung der Produktionsanla- das Kochbuch „Vegan durch den Tag“ sis von Erbsenproteinen und Kartoffel- gen nicht vollkommen vermeiden – ge- mit 80 Lieblingsrezepten rund um die stärke hergestellt wird, ist von der Tier- rade Gläser vom Beginn der Abfüllung eigene Produktlinie sowie zwei neue schutzorganisation PETA zertifiziert, können mehr als nur Spuren enthalten“, Kreationen vor. berichtet Kirsten Hartung stolz. „Wir erläutert Hartung. Und gesonderte Her- wollten einmal weg von den Milcher- stellungslinien würden sich für solcher- satzprodukten in eine eher deftige art Nischenerzeugnisse mit vergleichs- Vegane Currywurst Richtung gehen“, sagt die Geschäfts- weise kleinen Produktionsmengen ein- führerin über den Hintergrund der Neu- fach nicht rentieren, so dass die meisten „Zwölf mit unserem Unternehmen be- entwicklungen. Veganer technisch nicht vermeidbare freundete Köche, darunter MDR-Fern- Spuren auch akzeptierten. „Wichtig war sehkoch Carsten Kuschel sowie Björn und ist, dass die Zutatenliste rein vegan Ideengeber für neue ist und wir nicht absichtlich Tierpro- Produkte dukte hinzugegeben haben.“ Ihr in Laucha ansässiges Unternehmen mit inzwischen zehn Mitarbeitern fun- Zukunftsprojekt giere „in erster Linie als Innovationsge- ber“. Die Ideen würden dann mit ver- Die Freude am Erfinden ist der 46-Jäh- schiedenen Partnerproduzenten etwa in rigen trotz dieses „Minenfeldes“ in Sa- den Niederlanden, Italien oder der Slo- chen korrekte Deklaration nicht ab- wakei umgesetzt. Dabei bewegt sich handen gekommen. „Als nächstes wol- Leha quasi im ständigen Spannungsfeld len wir den ,Eiersalat ohne Ei’, dessen zwischen Innovation und den diversen Rezept auch im Kochbuch zu finden Absolute Neuheit bei Leha: die vegane Currywurst, die von Verordnungen für Lebensmittel und de- ist, für den Verkauf im Handel konfek- der Tierschutzorganisation PETA zertifiziert ist ren Deklaration: „Nehmen Sie eine tionieren.“ ANDREAS LÖFFLER
VERLAGSSONDERSEITE_ NEWS-FACHKOMPETENZ IN DER REGION SÜD-SACHSEN-ANHALT Captrain Maßgeschneiderte Schienenlogistik im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen Die Regiobahn Bitterfeld Berlin GmbH (RBB) ist fen, der früheren Chemie AG Bitterfeld-Wolfen seit mehr als 20 Jahren im Chemiepark Bitter- und der Mitteldeutschen Bergbauindustrie. Seit feld-Wolfen zuhause und bietet der regional 1996 ist die RBB eine 100prozentige Tochter- ansässigen Industrie maßgeschneiderte Schie- gesellschaft der heutigen Captrain Deutsch- nenlogistik direkt vor der Haustür. Dabei offe- land GmbH. riert das Eisenbahnunternehmen die gesamte Die eigene Infrastruktur der RBB am Standort Spannbreite des innerbetrieblichen Schienen- Bitterfeld-Wolfen umfasst 38 Kilometer und güterverkehrs – vom Transport über Rangier- verbindet damit die im Chemiepark ansässigen tätigkeiten bis hin zur Be- und Entladung. Unternehmen direkt mit dem Güterbahnhof Darüber hinaus verfügt die RBB über weitrei- Bitterfeld. Mit ihrer Expertise für Gleisoberbau, chende Kompetenz für Chemie und Gefahr- Signalanlagen und Bahnübergangstechnik dieser Prämisse unterhält die RBB zudem eine guttransporte sowie für Transportleistungen übernimmt der Vor-Ort-Spezialist auch die eigene Fachwerkstatt für die Wartung und im Regional und Fernverkehr. Wartung und Instandhaltung der Anschluss- Instandhaltung der eigenen Schienenfahr- Gegründet wurde die Regiobahn Bitterfeld gleise ihrer Kunden. zeuge. Die Werkstattleistungen werden zudem Berlin 1995 durch den Zusammenschluss der Hohe Verfügbarkeit, kurze Standzeiten und auch dritten Eisenbahnverkehrsunternehmen ehemaligen Werksbahnen der Filmfabrik Wol- dabei die Wirtschaftlichkeit im Blick – unter angeboten. IMPRESSUM VERLAGSSPECIAL: REALISATION: PRÜFER MEDIENMARKETING, Endriß & Rosenberger GmbH · Verantwortlich: W. Endriß · 99084 Erfurt · Schlösserstr. 39 Telefon 0361 5668194 · E-Mail: medienmarketing.erfurt@pruefer.com. Die Textbeiträge in diesem Special wurden von den werbenden Unternehmen verfasst. Verlags-Sonderveröffentlichung_Prüfer Medienmarketing für die Region Südliches Sachsen-Anhalt
Der Branchenreport ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 14 Der Branchenreport Dienst- leistungen Ein Unternehmensberater, der wie ein Banker denkt Der Wettbewerb tobt. Billig, billiger, am Obst und Gemüse. Eigenkapital ist vor- Jährige, der nach den Standards der billigsten. Jetzt muss man wohl für sein handen, aber man benötigt für eine Wirtschaftsprüfer arbeitet. Punkt Num- Produkt „noch“ weniger verlangen als Geschäftserweiterung erhebliche Sum- mer zwei: „Ich versuche im Finanzie- der Mitbewerber? „Das ist der häufigs- men von Fremdkapital, um das Ge- rungskontext gedanklich schon die Po- te und falsche Ansatz“, sagt Wirt- schäft auf breitere Füße zu stellen.“ sition der Bank einzunehmen. Kurz: Ich schaftsjurist und Betriebswirt Marek Doch wie geht man dabei vor? „Die muss so denken, wie ein Banker.“ Als Schwiesau. „Im Zeitalter von Google & Anforderungen der Banken sind ge- Wirtschaftsjurist und Betriebswirt – Co., wo ich auf Internetportalen schon stiegen“, sagt Marek Schwiesau. Über quasi der adäquaten Ausbildung eines Handwerksleistungen ausschreiben kann, den Daumen gepeilt, werde wohl jeder Bankers der Kreditabteilung – kann sich Kontakt wo alles transparent, vergleichbar und zweite Finanzierungsantrag schon bei Schwiesau bestens ins Prozedere hi- Marek Schwiesau homogen ist, lohnt sich einmal mehr Anfrage abgelehnt. Anschließend fielen neindenken. Fachlich und emotional. Die Beratungsmanufaktur die Sicht auf das Besondere. Ein Produkt noch einmal 50 Prozent in der Prüfung Denn es geht auch um die zwischen- Unterberg 9 oder eine Dienstleistung hat einen durchs Raster. menschliche Einschätzung. „Ich coache 06108 Halle (Saale) Tel. 0345 13252700 Wert, nicht nur einen Preis“, betont der deshalb meine Kunden für das Bankge- www.dieberatungs 40-Jährige. 2006 hat er „Die Bera- spräch, so dass sie auf die Fragen der manufaktur.de tungsmanufaktur“ in Halle (Saale) ge- Erfolgsquote von über Bank die richtigen Antworten finden. gründet und befasst sich konkret mit 90 Prozent Zudem sitze ich immer mit am Tisch.“ den betriebswirtschaftlichen Unterneh- mensproblemen – zumeist im mittel- Schwiesau, der sage und schreibe eine ständischen Bereich. Erfolgsquote von über 90 Prozent bei Fi- Wertigkeit steht im nanzierungsanfragen vorweisen kann, Vordergrund nutzt eine Strategie aus Sachverstand Auf Finanzierungs- und Empathie. Punkt Nummer eins: „Ich Selbst nach der Finanzierungsrunde beratung spezialisiert muss zuerst das Unternehmen bewerten bleibt Schwiesau am Ball. Rund 80 Pro- und realistisch entscheiden, ob es über- zent seiner Kunden sind Bestandsun- Die Positionierungsberatung von Un- haupt kapitaldienstfähig ist“, so der 40- ternehmen. „Während Konzerne und ternehmen ist dabei ein wichtiger, aber nur ein kleiner Teil im Portfolio. Marek Schwiesau ist Experte für jegliche Un- ternehmensfinanzierungen. Zudem hat sich der Hallenser auf „Mergers & Acquisitions“ spezialisiert, einen Sektor, in dem er jegliche Aktivitäten von Fu- sionen oder Unternehmensverkäufen begleitet, aber auch betriebliche Über- gänge, etwa im Zuge einer Nachfolge- regelung, koordiniert. Natürlich hat sich das Berufsbild im Laufe der Jahre verändert. In den ersten Jahren der Selbstständigkeit betreute Schwiesau noch viele Startups. Heute liegt der Fo- kus eher auf der Finanzierungsbera- tung. Kurzes und aktuelles Beispiel: Marek Schwiesau, Inhaber von „Die Beratungsmanufaktur“, ist Experte für jegliche „Firma X betreibt einen Großhandel für Unternehmensfinanzierungen.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 ⁄⁄ Der Branchenreport 15 mern muss klar sein, dass es nicht nur um den Preis gehen kann“, erläutert Schwiesau. Vielmehr müsse die Wer- tigkeit des Produkts oder der Dienst- leistung im Vordergrund stehen und dem Kunden erklärt werden. Solch eine Seit drei Jahren hat „Die Beratungsmanufaktur“ ihren Sitz im Unterberg 9 in Halle (Saale). Wertschätzung habe im Übrigen auch mit Respekt zu tun, den die „Billighei- Großunternehmen sich ihr eigenes Ma- ternehmensführung. Meine Aufgabe ist mer“ so nicht kennen. Man sollte muti- nagement leisten können, müssen die es, Unternehmer im Tagesgeschäft zu ger werden und sagen: „Wenn meine Kleinen alles selbst machen. Sie sind entlasten.“ Doch zurück zum Anfang, Kunden alles nur am Preis festmachen, zwar Spezialisten auf ihrem Fachge- zur Positionierungsberatung und der sind das nicht meine Kunden.“ biet, haben aber oft Defizite in der Un- „Geiz-ist-Geil-Mentalität“. „Unterneh- MICHAEL DEUTSCH – Anzeige – Radio 2.0 – Der Turbo für Ihr Unternehmen! Auf dem Weg zur Arbeit ist er Ihnen werden Hörer so gezielt wie nie zuvor Formate. Mehr als 3 Mio. Streaming- garantiert schon mal begegnet: Der angesprochen. Radio ist und bleibt Abrufe pro Monat zeigen eindrucks- Radiospot im Programm Ihres Lieb- unangefochtener Tagesbegleiter Nr. 1! voll, dass vor allem die Online-Radio- lingssenders, der ins Ohr geht und im Das Funkhaus Halle agiert mit seinen nutzung auf dem Vormarsch ist“, so Kopf bleibt. Aber wussten Sie, dass beiden privaten Radioprogrammen Geschäftsführer Mike Bröhl. Radiowerbung heutzutage sogar noch Radio Brocken und 89.0 RTL mit klarem Zünden auch Sie den Turbo für Ihre viel mehr kann? Das „Radio 2.0“ ist Fokus auf digitale Innovationen. „Mit Produkte und erfahren Sie, wie Sie längst in der digitalen Welt angekom- unserem breit aufgestellten Portfolio Radiowerbung effektiv mit digitalen men und eröffnet mit immer neuen liefern wir vollumfängliche Kommuni- Werbemöglichkeiten verbinden kön- Angeboten und Kanälen spannende kationskonzepte aus einer Hand, die nen. Als IHK-Mitglied kommen Sie Möglichkeiten, Zielgruppen an unzäh- unseren regionalen Kunden stets die exklusiv in den Vorzug eines Kennen- ligen Touchpoints und in jeglichen All- für sie relevanten Kontakte vermitteln. lern-Bonus von 15 % Rabatt. Mehr tagssituationen zu erreichen. In Ver- Sei es über klassische Werbeformen, Informationen auf www.funkhaus- bindung mit klassischer UKW-Werbung Events oder über unsere App- und Web- halle.de.
Der Branchenreport ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 16 Sanitätshaus Graf: Firmenübergabe in der vierten Generation ne Zukunft im elterlichen Unternehmen Zeit, liebäugelte mit der Werbung, auch gesehen. Der heute 60-Jährige steht mit der Automobilindustrie. Schließlich dem Sanitätshaus seit 1992 vor. „Auch ging er bei einem Kollegen seines Vaters diese Nachfolge war lange familiär ge- in Bernburg in die Orthopädietechni- plant“, erinnert sich Christian Graf. Mit kerlehre. „Es ist nicht jedermanns Sache, der Wende macht sein Vater das Haus Handycaps wie amputierte Beine oder groß und modern. Filialen entstehen in Arme zu sehen. Da musst du Vertrauen Bad Dürrenberg, Bad Lauchstädt und in aufbauen und Feingefühl besitzen“, Braunsbedra. Zweimal pro Woche halten schildert Graf. Das lernt er ebenso wie die Graf-Mitarbeiter Sprechstunden im die Vielfältigkeit in seinem Beruf. Jetzt Medizinischen Versorgungszentrum des mache er sich mit der Verwaltung des Merseburger Klinikums ab. Zum einen Familienunternehmens vertraut und verkürzen sich für die meist körperlich übernimmt Verantwortung gegenüber Vater Bernd und Sohn Christian Graf vor der Hauptfiliale in Merseburg beeinträchtigten Patienten die Wegzei- den Mitarbeitern „Wir sind ein gutes ten. Zum anderen baut das Team – heu- und erfahrenes Team. Es gibt schon ei- Das Anfertigen von Beinprothesen te sind es 27 Mitarbeiter, darunter sie- nige Mitarbeiter, die ich von Kindesbei- macht dem Merseburger Christian Graf ben ausgebildete Orthopädiemechani- nen an kenne“, erzählt Graf und lacht. in seinem Beruf am meisten Spaß. In ker – vor Ort das Vertrauensverhältnis zu letzter Zeit kommt der angehende Or- den Patienten wesentlich besser auf. thopädiemeister jedoch immer weniger „Wir sind im südlichen Saalekreis gut Pläne für die Zukunft dazu. Das Büro nimmt ihn voll und ganz vertreten“, urteilt der Juniorchef. in Anspruch. In absehbarer Zeit wird er Klare Pläne, wie die Häuser unter seiner der Chef des Sanitätshauses Graf sein. Flagge in der nunmehr vierten Genera- Nachfolge langfristig tion geführt werden sollen, hat er be- vorbereitet reits. Mehr Werbung vor Ort wolle er Urgroßvater versorgte machen, Gesundheitstage durchführen Kontakt Kriegsversehrte So soll es auch bleiben, wenn Christian und die Arbeit in den Netzwerken for- Sanitätshaus Graf Graf einmal die Firma leiten wird. Man cieren. Ein wichtiges neues Aufgaben- Hauptfiliale Merseburg Seit 67 Jahren besteht das Familienun- wachse zwar mit solch einem Familien- feld sieht der 32-Jährige in der Prophy- Bahnhofstr. 12 – TIVOLI 06217 Merseburg ternehmen, das der Urgroßvater von betrieb auf, aber dieses Hineinwachsen laxe – zum Beispiel bei der Generation Tel. 03461 213407 Christian Graf, nämlich Rudolf Graf, in sei kein Selbstläufer. Das erfuhr auch 50plus, die sich aktiv fit durch Sport www.sanitaetshausgraf.de der Saalestadt gründete. Kriegsversehr- der junge Mann. Er hat noch einen Bru- hält. Hier wolle er beratend zur Seite te mit Prothesen zu versorgen, stand der, der in den Sanitätshäusern keine stehen, bevor gesundheitliche Beein- damals im Mittelpunkt der Arbeit. In der Zukunft für sich sah und einen anderen trächtigungen dem Körper zu schaffen kleinen Bandagistenwerkstatt habe es Weg einschlug. Christian Graf brauchte machen. PETRA WOZNY viel zu tun gegeben, erzählt der Firmen- chef in spe. Rudolf Grafs Sohn Erwin sei seinem Vater bald zur Hand gegangen. Und auch dessen Sohn Bernd habe sei- – Anzeige – HALLEN IN STAHL INT-BAU GmbH Geiststraße 32 D-06108 Halle Kundenspezifische Sonder- Tel. 0345/217560 lösungen und eigene info@int-bau.de Hallensysteme bundesweit www.int-bau.de Der 32-jährige Christian Graf übernimmt in vierter Generation das Sanitätshaus Graf.
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 ⁄⁄ Der Regionalreport 17 Der Regionalreport
Der Regionalreport ⁄⁄ MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 18 Wittenberg Hersteller von Nutzfahrzeugen passt sich Krisen an In der Landwirtschaft herrscht Hochsai- son. Es gilt Felder abzuernten, die Ernte einzulagern oder zur Weiterverarbeitung zu bringen. Äcker werden gepflügt, fri- sches Saatgut eingebracht. Um ihre Ar- beit zu verrichten, greifen die Bauen auf verlässliche Technik zurück, unter an- derem auf Transportanhänger der An- naburger Nutzfahrzeuge GmbH. Von Bauernkrise betroffen Der Bauer, so wird gern scherzhaft ko- kettiert, hat vier Feinde: Frühling, Som- mer, Herbst und Winter. Was als Witz Früh übt sich, was einmal ein Nutzfahrzeugbauer werden möchte: Michael Radunz erklärt seinem Sohn gedacht ist, hat einen ernsten Hinter- Jannes einen der vielen Hänger des Annaburger Werkes. grund. Lange Trockenperioden oder sint- flutartige Regenfälle, Sturmböen und sere sind deshalb nachfolgend auch jene arbeitende Industrie“, betont Ge- Kontakt Hagelschauer waren in früheren Zeiten Industriebetriebe, die Landtechnik pro- schäftsführer André Lüderitz. Um die- unkalkulierbare Ausnahmen. Heute ha- duzieren. sem Strudel zu entrinnen, sind Ideen Annaburger Nutzfahrzeug GmbH ben die Landwirte schon öfter damit zu und Flexibilität gefragt. In Annaburg Torgauer Straße 59/61/63 kämpfen. Doch nicht nur das Wetter setzt man deshalb konsequent auf eine 06925 Annaburg macht ihnen das Leben schwer. Die Auf- Ideen und Flexibilität breite Produktpalette. So werden zum Tel. 035385 7090 hebung der Milchquote sowie der Preis- einen Anhänger für den reinen Trans- www.annaburger.de verfall beim Milchpreis, aber auch bei In den 25 Jahren, die es die Annaburger port gefertigt, unter anderem Schub- den Getreide- und Fleischerzeugnissen Nutzfahrzeuge gibt, hat der Betrieb vie- entlade- oder Umladewagen, zum an- stellen für jeden Agrarbetrieb ein wirt- le Höhen und Tiefen erfahren. „Zumeist deren finden Interessenten vielfältige schaftliches Problem dar. Wer kein Geld verliefen sie parallel mit der Situation in Möglichkeiten zum Ausbringen organi- einnimmt, kann im Regelfall auch nichts der Landwirtschaft. Denn geht es den schen Düngers. Miststreuer und Gülle- ausgeben. Leidtragende der Bauernmi- Bauern schlecht, leidet auch die für sie fahrzeuge gehören in diese Kategorie. Diese Sparten unterteilen sich noch ein- mal vielfach, ausgerichtet auf die je- weiligen Bedürfnisse der Kunden. Transportanhänger für LKWs „Was technisch möglich ist, setzen wir um“, sagt Lüderitz. Wenngleich er an- fügt, dass die Grenzen des Machbaren vielfach erreicht sind. Länger, breiter und höher als es die Straßenverkehrs- zusatzordnung erlaubt, lassen sich die Anhänger nicht mehr fertigen. Umso mehr sind technische Feinheiten ge- fragt. Zeit ist ein Faktor, mit dem sich Bevor die landwirtschaftlichen Nutzanhänger der Annaburger Nutzfahrzeuge in ihrem typischen Rot noch wirtschaften lässt. Moderne Land- durch die Lande gezogen werden, müssen sie einen langen Produktionsprozess durchlaufen. In der Schweißerei des Unternehmens sorgt neben anderen Rocco Kaiser dafür, dass die Teile maßgerecht wirtschaftsbetriebe richten daher ihr zusammengefügt werden. Augenmerk immer stärker auf die Lo-
MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT 11 2016 ⁄⁄ Der Regionalreport 19 gistik aus. Während die Traktoren das ern, die bis dahin 30 Prozent ihrer Milch in Kraft treten, bis heute ist noch nicht Feld heute kaum noch verlassen und in das Riesenreich exportierten, als auch einmal klar, wie die wichtigsten Eck- mit Hochdruck die Ernte einfahren, Gül- die Industrieunternehmen gleicherma- punkte definiert sind und welche Aus- le ausbringen oder Saatgut ins Erdreich ßen hart. Umso mehr liegen die Hoff- wirkungen das für die Arbeit der Bauern einpflügen, übernehmen immer öfter nungen der Fahrzeuganbieter nun in hat. Bevor das aber nicht eindeutig ge- Lkw den Transport auf der Straße. „Da- Polen, Tschechien und der Slowakei. klärt ist, warten Kunden weiter ab, durch verlieren die Bauern weniger Zeit Diese Länder wiederum können aber nur schieben den notwendigen Kauf neuer und können gleichzeitig mehr Masse dann investieren, wenn ihnen die EU Technik weiter vor sich her. bewegen“, erläutert André Lüderitz. Die- entsprechende Fördermittel freigibt. sem Wandel stellt sich auch die Indus- „Bis es soweit ist, vergeht oft viel Zeit. trie. Immer mehr Transportanhänger Nach der Freigabe kehrt schlagartig Vertrauen in eigene werden deshalb in Annaburg so gefer- wieder Ruhe am Markt ein. Ein konti- Stärke tigt, dass LKWs sie ziehen können. nuierliches Arbeiten ist so schwer mög- lich“, verdeutlicht Lüderitz. Resignation spürt man in der Annabur- ger Nutzfahrzeug GmbH dennoch nicht. Vom EU-Markt abhängig „Wir wissen, was wir können und unse- Kunden warten ab re Kunden wissen, was sie an uns ha- Gute und enge Geschäftskontakte pfle- ben“, macht Lüderitz deutlich. Das da- gen die Annaburger seit jeher nach Ost- Keineswegs leichter macht es ihnen die für notwendige Vertrauen tanken die europa. Das Russlandembargo der Poli- deutsche Politik. Seit Jahren debattiert Annaburger nicht zuletzt auf zahlrei- tik und der schlechte Wechselkurs des man hierzulande über eine neue Dün- chen Messen, auf denen sie im In- und Rubel trifft deshalb die deutschen Bau- geverordnung. Bereits 2014 sollte sie Ausland vertreten sind. SVEN GÜCKEL Anhalt-Bitterfeld Mit Online-Handel für Arbeitsmoden selbstständig gemacht Von ihrem Schreibtisch aus hat Gudrun Nachdem ihr Birgit Enkerts von der IHK- Pritzkow ihr Motto stets im Blick: „Träu- Geschäftsstelle Dessau die Tragfähig- me nicht Dein Leben – lebe Deinen keit des eingereichten Konzepts be- Traum!“. Die 54-Jährige hat sich Anfang scheinigt hatte, machte sich Gudrun Februar in Brehna mit Arbeitsmoden24, Pritzkow mit Feuereifer an den Aufbau einem Online-Handel für Berufsbeklei- des eigenen Unternehmens – maßgeb- dung, selbstständig gemacht. lich unterstützt von ihrem Sohn: „Er hat in seiner Freizeit meine Homepage er- stellt und ein Webshop-Template ganz Start ins eigene speziell auf meine individuellen Erfor- Unternehmen dernisse angepasst.“ Die Immobilienkauffrau hatte zuvor Ausschließlich online fünf Jahre lang für einen Bitterfelder Unternehmer einen solchen Versand- Ganz besonders wichtig sei ihr die handel gemanagt. „Als mein Chef an- „Handy-Tauglichkeit“ ihres Shops ge- kündigte, die Sparte Ende 2015 schlie- wesen: „35 Prozent der Einkäufe werden ßen zu wollen und eine etwaige Über- per Smartphone getätigt“, schildert Gudrun Pritzkow hat ihr Motto im Büro stets im Blick. nahme durch mich aufgrund zu weit Pritzkow. Sie betreibt einen klassischen auseinanderliegender Preisvorstellun- Zwischenhandel: „Die Kunden bestel- wusst handelt die Unternehmerin aus- gen nicht zustande kam, habe ich mir len bei mir, ich bestelle beim Lieferan- schließlich online: „Für ein Ladenge- gesagt: Dann kannst Du das auch selbst ten – und innerhalb von zwei Tagen ist schäft müsste ich in ein richtiges Lager machen.“ die Ware beim Auftraggeber.“ Ganz be- investieren und würde dennoch Gefahr
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