Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...

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Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
report 2012
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                            Zusammen erfolgreich – in einer gemeinsamen Region
                             Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen
                             Die Bedeutung des Messe- und Kulturwesens für die Region metrobasel
Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
Dieses Molekül
kennt die Diagnose.
              Wir finden, Medizin sollte so exakt
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              der Patienten zugeschnitten sein.
              Die Informationen, die in der
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              Unsere Innovationen
              helfen Millionen Menschen,
              indem sie Leid lindern und
              Lebensqualität verbessern.
              Wir geben Hoffnung.

              Innovation für die Gesundheit
Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
Eine Gesundheitsversorgungsregion im Metropolitanraum Basel
                                              Faktor der internationalen Ausstrahlung     Basel-Landschaft, Solothurn und Basel-
                                              dieses Raumes. Rund 6 % der Arbeits-        Stadt haben mit dem Versorgungsraum
                                              plätze entfallen auf diese Branche,         Nordwestschweiz ihre Zusammenarbeit
                                              welche einen Grossteil des Wirtschaft-      in der Spitalplanung in den letzten Jah-
                                              wachstums der Region generiert.             ren bereits verstärkt und sind daran, die-
                                                                                          se weiter auszubauen. Die gemeinsame
                                              Die Metropolitanregion Basel hat sich       Spitalplanung in den vier Kantonen soll
                                              seit den 60er Jahren zu einem dyna-         nach einheitlichen Kriterien erfolgen.
                                              mischen trinationalen Wirtschaftsraum       Ziel ist es, in den vier Kantonen die
                                              mit hoher Wertschöpfung entwickelt.         Freizügigkeit für alle Einwohnerinnen
                                              Nicht zuletzt dank der europäischen         und Einwohner für die Wahl einer Be-
                                              Integration ist diese Wirtschaftsregion     handlung in einem Spital, welches sich
                                              stärker zusammengewachsen und wird          auf der Spitalliste des Kantons befindet,
                                              auch in Zukunft ein grosses Potential für   ohne Kostenfolgen zu ermöglichen. Es ist
                                              eine intensivere Zusammenarbeit vor         mein Ziel, dass diese Freizügigkeit in der
                                              allem im Gesundheits-, Bildungs- und        Wahl der Leistungserbringer mittelfristig
Dr. Carlo Conti                               Kulturbereich bieten. Das gemeinsame        auf alle Einwohnerinnen und Einwoh-
Regierungsrat Basel-Stadt                     Interesse zur Stärkung der Region und       ner im Metropolitanraum ausgedehnt
                                              die gegenseitigen Abhängigkeiten wer-       werden kann.
Der Metropolitanraum Basel (auch              den sich auf politischer wie auch auf
Metropolitanregion genannt) dehnt sich        finanzieller Ebene zunehmend auf diese      Die Mobilität und insbesondere die
bis nach Delémont (JU), Mulhouse (F)          drei Bereiche fokussieren. Insbesondere     Bedürfnisse der Patientinnen und Pati-
und Freiburg im Breisgau (D) aus und          die Gesundheitsregion Basel als wich-       enten werden das Interesse für ein grenz-
umfasst fünf Kantone und drei Natio-          tiger Forschungsstandort und Sitz zahl-     überschreitendes Gesundheitswesen
nalstaaten mit über zwei Millionen Ein-       reicher Life-Sciences Firmen zeichnet       weiter fördern und die Zusammenarbeit
wohnerinnern und Einwohnern, 8’700            sich durch ein breites medizinisches und    auf politischer Ebene intensivieren.
km2 Fläche und ca. 650’000 Arbeitsplätze      hoch spezialisiertes Angebot mit dem        So können alle Personen im Metro-
im 2. und 3. Sektor. Die Life Sciences sind   Universitätsspital Basel als dem Maxi-      politanraum auch von Innovationen
als treibender Motor des Metropolitan-        malversorger für die ganze Region aus.      im Gesundheitswesen gleichermassen
raums anerkannt und ein wesentlicher          Die nordwestschweizer Kantone Aargau,       profitieren.

Messeplatz Basel, eine gemeinsame Verantwortung und Verpflichtung
                                              ment der beiden Basel hat eine so lange     Das sind die nackten Zahlen, im Nabel-
                                              Tradition wie jenes für die heutige Messe   schau-Modus. Darüber dürfen wir nicht
                                              Schweiz - seit 1920 wird sie gelebt.        vergessen, was es heisst, wenn vor allem
                                              Dass diese Verbindung auch heute sehr       über die internationalen Messen Basels
                                              lebendig ist und der Baselbieter Bevöl-     in den Medien berichtet wird, weltweit!
                                              kerung der Stellenwert des Messeplatzes
                                              für die gesamte Region immer noch sehr      Der Messeplatz Basel wird dann zum
                                              bewusst ist, zeigt sich darin, dass sie     Schaufenster für uns alle, für die
                                              im September 2008 den insgesamt 85          gesamte Region. Den volkswirtschaft-
                                              Millionen Franken für den Neubau mit        lichen Effekt können wir zwar nicht
                                              deutlicher Mehrheit zugestimmt hat!         wirklich seriös in konkreten Zahlen
                                              Ja, was hat die Region denn vom Messe-      messen. Doch eines ist klar: Der Begriff
                                              platz Basel ausser der «Herbschtmäss»       «Basel» geht um die Welt. Man kann
                                              und der MUBA mit ihren Gratismüsch-         auch etwas pathetisch sagen: Der Mes-
Isaac Reber                                   terli? BAK Economics hat den volkswirt-     seplatz Basel verleiht unserer Region
Regierungsrat Basel-Landschaft                schaftlichen Nutzen errechnet aufgrund      «Strahlkraft». Wie auch immer man es
                                              der Aussteller- und Besucherzahlen          ausdrücken will und sieht: Es lohnt sich,
Bis vor Kurzem war das gute alte              sowie der Geschäftsergebnisse der Jahre     dafür die Verantwortung zu überneh-
«Baselbieter Stübli» schlichtes Sinnbild      2002 bis 2005: Jedes Jahr profitiert die    men, gemeinsam. Dieses Engagement
der Verbundenheit des Baselbiets mit der      Region von einer Wertschöpfung in der       ist ein Engagement in unsere Region,
Messe. Doch hinter diesem emotionalen         Höhe von rund 937 Millionen Franken;        eine Investition in unsere gemeinsame
Element liegt etwas viel Tiefgründigeres:     oder von 10 390 Vollzeitstellen; oder von   Zukunft – wie auch immer die dann
Kaum ein partnerschaftliches Engage-          72 Millionen Franken an Steuererträgen!     aussieht.

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Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
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Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
Inhalt

 3       Vorworte der Regierungsräte Dr. Carlo Conti und Isaac Reber
 6       Fricktal – das Aargauer Boomvalley
 7       «metrobasel economic report 2012» Perspektiven 2035
 8       Nutzen und Folgen von Bankenregulierungen
 9       Banken, Risiken und Eigenverantwortung, Dr. Georg Hess im Interview
10       Auswirkungen von Pharmaregulierungen
11		     Innovation dient dem Patienten, Pascal Brenneisen im Interview
13		     Eine Gesundheitsversorgungsregion im Metropolitanraum Basel
15       Universitätsspital Basel: Zukunftsweisende Expansion ins Ausland
16       Das grenzüberschreitende Gesundheitswesen aus deutscher Sicht
17       Vom Pilotprojekt zur Normalität?
18       metrobasel forum
23       Messeplatz Basel, eine gemeinsame Verantwortung und Verpflichtung
24       In der Champions League der internationalen Messeplätze
26       Vier Leitmotive für eine zeitgemässe Baselbieter Kulturpolitik
27       Kulturelle Strahlkraft über Grenzen hinweg
28       Stärkung und Ausbau der Performing Arts durch gut vernetzte Kulturplattform
30       Kulturegion Basel: Leitbild für eine Zukunft in höchster Vielfalt und Qualität
31       metrobasel Vision 2050

Impressum
Der metrobasel report 2012 erscheint als Beilage in der Basler Zeitung (Gesamt-        Redaktion, Realisation & Inserate:
auflage) sowie in der Sonntagsausgabe der Basellandschaftschaftlichen Zeitung          ruweba kommunikation ag, Riehen
und wird zusätzlich im Kanton Jura, im Landkreis Lörrach und im Elsass verteilt        Druck: Swissprinters AG, Zürich
(Druckauflage: ca. 285‘000 Exemplare).

Geschäftsstelle
Aeschenvorstadt 4, 4051 Basel | Tel. +41 (0) 61 272 11 44 | office@metrobasel.org | www.metrobasel.ch

                                                                                                                            5
Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
Fricktal – das Aargauer Boomvalley
    Das Wirtschaftsforum Fricktal, welches in Zusammenarbeit mit metrobasel im Herbst in Magden
    stattfand, drehte sich um die Perspektiven 2035 für das Fricktal. Zur Diskussion standen die
    Ergebnisse der metrobasel Studie «economic report 2012».

    Text: metrobasel

    Das Fricktal sei die «Perle im Aargau»            geplante Produktionsanlage für pharma-       Direktorin von metrobasel. Teilweise
    und das Boomvalley schlechthin, wie der           zeutische Produkte am Novartis Stand-        könne man Wachstum über Rahmenbe-
    Aargauer Volkswirtschaftsdirektor Urs             ort in Stein vor. Novartis will mit dieser   dingungen steuern, wie beispielsweise
    Hofmann am Wirtschaftsforum Fricktal              modernen Anlage über eine halbe Milli-       vorteilhafte Steuern, dem Ausbau des ÖV
    2012 betonte. Er stellte die Hightech-            arde Franken investieren, was ein klares     und des Strassennetzes oder über zahl-
    Strategie des Kantons vor: Das Fricktal           Bekenntnis zum Standort Stein sei. Zwar      bares Bauland sowie über Immobilien-
    hüte noch einen Schatz in Form von                würden nicht zusätzliche Stellen geschaf-    angebote. Das Fricktal sei diesbezüglich
    grossen Landreserven im Sisslerfeld. Mit          fen, aber Arbeitsplätze in der Region        gut aufgestellt, vor allem was Landreser-
    der sinn- und massvollen Erschliessung            beibehalten, meinte Gemeindeammann           ven und vorteilhafte Standortbedingun-
    dieses zusammenhängenden Gebiets,                 Hansueli Bühler. Bühler sieht auch Chan-     gen anbelangt.
    stehe und falle gewissermassen die künf-          cen für das regionale Gewerbe, welches
    tige Weiterentwicklung der Region.                von den Investitionen von Novartis pro-      Einig waren sich die Podiumsteilneh-
                                                      fitieren könne.                              menden, dass im Fricktal die Möglich-
    Im Sisslerfeld sollen Unternehmen im                                                           keit für die Ansiedlung von Industrie und
    Bereich Life Sciences, Hochschulen                Wachstum gezielt steuern                     Gewerbe mit hoher Wertschöpfung be-
    oder Innovation angesiedelt werden, die           Mit dem Wachstum der Life Science-           steht und im Sisslerfeld die entsprechen-
    Arbeitsplätze und Entwicklung generie-            Branche, aber auch mit gesellschaftli-       de Planung bereits aufgegleist wurde. Mit
    ren. Für die Umsetzung von Hightech-              chen Trends würden die Wohnbevöl-            ihrer Pharmaindustrie boomt die Ebene
    Aargau wolle der Regierungsrat in den             kerung und voraussichtlich auch die          des Fricktals am Rhein aber bereits jetzt.
    kommenden Jahren 38 Millionen Fran-               Pendlerströme im Fricktal stark zuneh-
    ken sprechen. Oliver Schläfli, Head QA            men. Dies bedinge Investitionen in In-
    Novartis Pharma Stein AG, stellte die             frastrukturen, erklärte Regula Ruetz,        www.fricktal.ch

    Bei der Podiumsdiskussion wurde angeregt diskutiert.

6
Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
economic report 2012: Perspektiven 2035
Den Fragen nach der langfristigen Entwicklung von Wirtschaft und Bevölkerung in der Metropolitan-
region Basel ist eine Studie von metrobasel nachgegangen. Sie wurde im «metrobasel economic
report 2012» zusammengefasst und im Sommer in Basel an einem Podiumsanlass vorgestellt.

Text: metrobasel

   < - 8’000
     - 8’000 - - 6’000
     - 6’000 - - 4’000                                                                    zum regionalen Wohlstand beitragen.
     - 4’000 - - 2’000                                                                    Mit Hilfe eines ökonometrischen Re-
     - 2’000 - 1’000                                                                      gionalmodells wurden Prognosen für
     - 1’000 - 0                                                                          die Region metrobasel und ihre Teilre-
   		     0 - 1’000                                                                       gionen bis ins Jahr 2035 berechnet. Auf
   		 1’000 - 2’000                                                                       Basis der Prognosen zur wirtschaftlichen
   		 2’000 - 4’000                                                                       Entwicklung wurden anschliessend Be-
   		 4’000 - 6’000                                                                       völkerungsprognosen erstellt. Aufgrund
   		 6’000 - 8’000                                                                       der Tatsache, dass Langfristprognosen
   		 8’000 - 10’000                                                                      sehr unsicher sind, werden im «metro-
   		 10’000 - 15’000                                                                     basel economic report» zum Basisszenario
   >		 15’000                                                                             auch zwei Alternativszenarien gerechnet,
                                                                                          die durch relativ starke Abweichungen
Bevölkerungsentwicklung bis 2035 in den Subräumen: «Basisszenario».                       als Leitplanken gesehen werden können.
                                                                                          In diesen wird sich die Zukunft aller Wahr-
Wo steht die Metropolitanregion Basel im       Schweiz werden die möglichen wirt-         scheinlichkeit nach abspielen. Es zeigt
Jahr 2035? Wie viele Menschen werden           schaftlichen Entwicklungen analysiert.     sich, dass selbst grosse wirtschaftliche Ab-
hier erwerbstätig und wie gross wird die       Daraus kann abgeleitet werden, wohin       weichungen nur etwa zu einem Viertel auf
Bevölkerung sein? Im Rahmen des Mas-           die Stossrichtung der Entwicklung der      die Entwicklung der Bevölkerung durch-
terprojektes 2020/35/50 wird im dies-          Raumnutzung sowie die Notwendigkeit        schlagen. Denn die Bevölkerungsent-
jährigen «metrobasel economic report»          neuer Infrastrukturen zielt. Um der Un-    wicklung ist noch ein wenig träger als die
der Zeithorizont vom Jahr 2020 aus um          sicherheit im prognostischen Bereich       Beschäftigung.
15 Jahre erweitert und der Bogen bis ins       zu begegnen, wurden drei Szenarien
Jahr 2035 gespannt. Damit wir mögli-           erstellt, die zusammen als Leitplanken     Die metrobasel Studie zeigt, dass Wirt-
che Zustände auch in einer entfernten          dienen: ein Basisszenario, ein positives   schaftspolitik in der Metropolitanregi-
Zukunft analysieren können, benötigen          Alternativszenario und ein negatives       on Basel letztlich eine Gratwanderung
wir in unserer Gesellschaft konsistente        Alternativszenario.                        bleibt: Eine weiterhin stark wachsende
Daten. Insbesondere wenn wir an die Be-                                                   Pharmaindustrie erhöht das Klumpen-
reitstellung von physischen Infrastruk-        Pharmaindustrie dominiert                  risiko und den Bedarf nach vielen gut
turen denken. Beispielsweise für die Pla-      Eine grundlegende Annahme dieser Sze-      qualifizierten Fachleuten, eine darben-
nung von Strassen und Eisenbahnlinien          narien ist, dass die Pharmaindustrie als   de Pharmaindustrie kann zu einer lang
ist es sehr wichtig zu wissen, wo in 25 Jah-   die dominierende Schlüsselbranche die-     andauernden Stagnation und Arbeitslo-
ren wie viele Menschen arbeiten und wo         ser Region die Wirtschaftsentwicklung      sigkeit führen.
sie wohnen werden. Das Gleiche gilt auch       massgeblich bestimmt und die Bevölke-
für die Planung und Realisierung von           rungsentwicklung im Wesentlichen von       Die öffentliche Planung muss auf bei-
Schulen, Spitälern und Altersheimen.           der Entwicklung dieser Branche abhängt.    des vorbereitet sein, die Wirtschafts-
                                                                                          politik soll einen Mittelweg anvisieren,
metrobasel hat gemeinsam mit dem               Wenn bei den drei Szenarien jeweils die    während die Raumplanung überlegen
Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Ba-          Pharmaindustrie im Vordergrund steht,      muss, ob sie proaktiv oder nur reaktiv
sel und der Beratungsfirma Wüest &             geschieht dies aufgrund ihres Gewich-      handeln soll. Visionär ist nur ersteres. Des-
Partner aus Zürich die Entwicklung der         tes von rund 20 Prozent der regionalen     halb wird metrobasel im 2013 eine Stu-
Wirtschaft und der Bevölkerung in der          Wertschöpfung. Es darf allerdings nicht    die zur Raumentwicklung und not-
trinationalen Metropolitanregion Ba-           vergessen gehen, dass es in der Region     wendigen Infrastrukturen, basierend
sel bis 2035 modelliert. Im Dreiländer-        noch andere Industriezweige gibt, die      auf den Ergebnissen des vorliegenden
eck Frankreich, Deutschland und der            aufgrund ihrer Exporte massgeblich         «metrobasel economic reports», erarbeiten.

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Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
Werden Banken aus der Schweiz
    wegreguliert?
    metrobasel hat eine Studie, die sich mit Regulierungen im Schweizer Bankensektor auseinandersetzt,
    herausgegeben. Insgesamt schneidet der Finanzplatz Schweiz im Vergleich zu anderen Finanzplätzen
    durchschnittlich ab.

    Text: metrobasel

    Viele fragen sich – und das zurecht – wie        letzten Finanzmarktkrise, deren Aus-       2020 – wurden die betreffenden Regu-
    es um die Zukunft unserer Schweizer              wirkungen Politik und Wirtschaft bis       lierungen hinsichtlich verschiedener
    Banken steht. Der Schweizer Finanz-              heute herausfordern.                       Kriterien untersucht. Für jedes Kri-
    platz ist im Umbruch. Das hat auch Aus-                                                     terium werden sowohl die gesamtwirt-
    wirkungen auf die Bankenstandorte in             Erhöhter gesamtwirtschaftlicher Nutzen     schaftliche Wirkung wie auch die Aus-
    der Schweiz, insbesondere auf Zürich,            metrobasel hat beim Unternehmen            wirkungen auf die Banken beurteilt.
    Basel und Genf. Wird die Bankenregu-             Polynomics AG eine Studie, welche die
    lierung massiv verschärft, besteht die           Regulierungen in der Bankenbranche         In sämtlichen untersuchten Staaten
    Gefahr, dass die Institute ihre Hauptsitze       untersucht, in Auftrag gegeben. Neben      erhöhen die Regulierungen beinahe
    oder zumindest internationale Aktivitä-          unseren Partnern wurde die Studie mit-     kontinuierlich den gesamtwirtschaft-
    ten in ein anderes Land mit liberalerer,         finanziert durch die Volkswirtschaftsdi-   lichen Nutzen. In der Schweiz zeigen
    weniger restriktiver Regulierung ver-            rektion des Kanton Zürichs, der Stiftung   die Veränderungen der Regulierungen
    schieben.                                        Finanzplatz Basel und dem Verband der      zwischen 2012 und 2020 jedoch keine
                                                     Auslandsbanken. Die Studie setzt sich      Wirkung mehr.
    Am 13. November 2012 wurde die Studie            mit Regulierungen im Schweizer Ban-
    in der Börse in Zürich präsentiert und           kensektor auseinander und vergleicht       Dies kommt daher, weil sich die bis zu
    unter dem Titel «Werden die Banken               diese mit den Regulierungen anderer        diesem Zeitpunkt eingeführten Mass-
    wegreguliert – die Zukunft des Standor-          wichtiger Finanzplätze wie denen in        nahmen teils gegenseitig aufheben.
    tes Schweiz» die Ergebnisse auf einem            Deutschland, Grossbritannien, den Ver-     So wirkt beispielsweise die negative
    Podium mit Dr. Patrick Raaflaub, Direk-          einigten Staaten und Singapur.             Bewertung betreffend Liquiditätsrege-
    tor der Finma, diskutiert.                                                                  lung der positiven Bewertung verschärf-
                                                     Bei der Regulierung ist die Bundes-        ter Kapitalvorschriften entgegen.
    Finanzmärkte erfüllen volkswirtschaft-           politik gefordert, den richtigen Regu-
    lich wertvolle Funktionen. Der Banken-           lierungsrahmen zu finden. Einerseits       Zusammenfassend führen die schwei-
    sektor ist dabei zentral und gehört zu den       geht es darum, volkswirtschaftliche        zerischen Regulierungsbestrebungen
    am stärksten regulierten Wirtschafts-            Risiken zu minimieren. Andererseits        insgesamt zu einer durchschnittlichen
    zweigen. Staatliche Regulierungsbestre-          sollten die Regulierungen die Wett-        gesamtwirtschaftlichen Bewertung,
    bungen werden oftmals während und                bewerbsfähigkeit der Finanzbran-           weshalb die Schweiz 2020 hinter den USA
    im Nachgang zu grösseren Krisen breit            che nicht übermässig einschränken.         sowie Singapur auf dem dritten Platz
    thematisiert, so auch während der                Zu drei Zeitpunkten – 2008, 2012 und       rangiert. Ausgehend von den Studie-
                                                                                                nergebnissen wurden anhand ver-
                                                                                                schiedener Szenarien drei wichtige
                                                                                                Ansatzpunkte identifiziert, wie die
     © ruweba

                                                                                                Schweizer Bankenregulierung relativ
                                                                                                zu den anderen Ländern deutlich ver-
                                                                                                bessert werden könnte: die Einlage-
                                                                                                sicherung, die Liquiditätsregulierung
                                                                                                sowie die Kapitalvorschriften. Wenn die
                                                                                                Schweiz in diesen drei Punkten die von
                                                                                                der Studie empfohlenen Anpassungen
                                                                                                vornähme, würde sie gemäss Studien-
                                                                                                verfasser beim gesamtwirtschaftlichen
                                                                                                Nutzen den ersten Rang einnehmen,
                                                                                                und die nicht systemrelevanten Banken
    Filippo Leutenegger forderte die Podiumsteilnehmenden mit interessanten Fragen heraus.      würden deutlich entlastet.

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Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
Banken, Risiken und Eigenverantwortung

Regulierung ist eine Art staatlicher Kundenschutz, den es braucht. Insbesondere in wirtschaftlich
schwierigen Zeiten wird von staatlicher Seite versucht, diese auszubauen, um Risiken zu verringern.
Welche Regelungen einen relevanten Kundennutzen bringen, liegt an deren sinnvoller Ausgestaltung.

Regula Ruetz, Direktorin metrobasel im Interview mit
Dr. Georg Hess, Head Public Affairs der Bank Julius Bär & Co. LTD.

Als ehemaliger Finanzminister des            betroffen ist. Die Partikularinteressen      schaltet werden könnte. In der Schweiz
Kantons Schwyz haben Sie die                 führen zu ausufernden Forderungen an         sind wir zurzeit daran, solche Möglich-
Seiten gewechselt, zur Bank Julius Bär.      den Staat. Gleichzeitig aber spezialisiert   keiten zu schaffen. Beispiele sind die In-
Warum?                                       man sich aufs Steuersparen und verlangt      solvenzverordnung, die Eigenmittelver-
Ich war als Regierungsrat während acht       lauthals, dass die Steuern runter müssen.    ordnung oder die Umsetzung der «Too
Jahren für das Finanzdepartement zu-         Dabei vergisst man allzu schnell, dass       big to fail» - Vorgaben.
ständig, insgesamt ein Jahrzehnt in der      Schulden der öffentlichen Hand nichts
Kantonsregierung des Kantons Schwyz          anderes als nicht bezahlte Steuern sind.     Es ist aber wesentlich einfacher, ein
tätig. Aus meiner Sicht sind zwölf Jahre     Und dafür braucht es natürlich einen         Trennbankensystem oder gesetzliche
in einem Exekutivamt genug. Die Beru-        Schuldigen.                                  Sollbruchstellen bei einer Bank zu for-
fung der Bank Julius Bär kam zwar et-                                                     dern, als das dann auch umzusetzen
was früh, aber die Aufgabe reizte mich.      Diese Rolle wird seit 2007, als die Schul-   und politisch dafür die Verantwortung
Als Vermittler zwischen drei Kulturen –      denkrise in den USA akut wurde und           zu übernehmen. Denn jede Auflage be-
Bankenwelt, Politik und Gesellschaft – ist   das Finanzsystem beinahe zusam-              deutet eine zusätzliche Regulierung und
mein breites politisches und gesellschaft-   menbrach, den Banken zugeteilt. Das          damit verbunden eine Verringerung der
liches Netzwerk von grossem Nutzen.          ist darum auch salonfähig geworden,          Wettbewerbsfähigkeit, wenn sie nicht für
                                             weil von den über 300‘000 Beschäf-           alle Marktteilnehmer der Konkurrenzfi-
Zurzeit ist der Bankensektor in              tigten in der Schweiz wenige Dutzend         nanzplätze zeitgleich eingeführt wird.
starken Turbulenzen. Was führte              in den Augen der Gesellschaft zu hohe
aus Ihrer Sicht dazu?                        Bonuszahlungen erhalten.                     Welchen gesamtwirtschaftlichen
Aus meiner Sicht sind vorwiegend drei                                                     Nutzen haben Regulierungen?
Gründe dafür verantwortlich, sie drehen      Seit der globalen Finanzkrise 2008           Mit der Vorlage «Too big to fail» hat man
sich alle um Verschuldung. Zum Ersten:       sinkt die Attraktivität des Finanzplatzes    die Eigenmittelvorschriften, die Liquidi-
Die Tugend, dass man sich nur leistet,       Schweiz kontinuierlich. Es gibt immer        tätsvorschriften und Kapitalvorschriften
was man auch bezahlen kann, wurde            weniger Bankenmitarbeitende. Wird            für systemrelevante Banken verschärft.
durchbrochen. Durch Verschuldung kann        es noch zu einer weiteren Schrumpf-          Der erwartete Nutzen wäre, dass auch in
man sich mehr leisten, als man langfristig   ung des Bankensektors kommen?                Krisenfällen der Staat keine Bankenin-
bezahlen kann. Das führte dazu, dass         Das kommt stark auf die Entwicklung          stitute mehr mit Steuergeldern stützen
die westliche Welt seit Jahrzehnten über     bei den beiden Grossbanken an. Zudem         muss und so die Volkswirtschaft nicht
ihre Verhältnisse lebt.                      hoffe ich, dass die Verunsicherungen         zu Schaden kommt.
                                             auf dem Werkplatz Schweiz durch die
Zum Zweiten: Der wachsende Sozial-           anstehenden Initiativen wie Abzocker-        Wie schätzen Sie die Zukunft des
staat hat Leistungen entwickelt und          Initiative von Thomas Minder, 1:12 Ini-      Bankenplatzes Schweiz ein?
bereitgestellt, deren Finanzierung auf       tiative der SP oder Kündigen der Perso-      Wenn das Stimmvolk auch weiterhin
falschen Annahmen basiert. Die Rendi-        nenfreizügigkeit der SVP baldmöglichst       zum Werkplatz Schweiz steht und Ei-
teerwartung der Kapitalmärkte wurde          zur Abstimmung kommen und keine              genverantwortung und Respekt Grund-
zu hoch festgelegt und die demografi-        Mehrheit finden. Ansonsten wird es zu        werte unserer Gesellschaft bleiben,
sche Entwicklung wurde nicht ehrlich         einer weiteren Schrumpfung kommen.           glaube ich auch für die Zukunft an
abgebildet. Das führt zu einer mittel-                                                    einen starken Finanzplatz Schweiz.
bis langfristig starken Überschuldung        Sollten Risiken und Haftung nicht ver-       Seine Stärke basiert auf Schweizer
der öffentlichen Hand. Und drittens hat      mehrt auch bei den Banken in Abhän-          Tugenden wie Tradition und Know-how,
sich die Mentalität der Menschen in den      gigkeit gebracht werden, im Sinne von:       Servicequalität, hohem Ausbildungs-
entwickelten Staaten grundlegend ge-         Wer ein Risiko eingeht, haftet auch?         stand und Internationalität – dies lässt
ändert. Die Eigenverantwortung wird          Diese Meinung teile ich. Das würde be-       sich nicht so leicht von einem anderen
dann gefordert, wenn man nicht selber        deuten, dass die Staatshaftung ausge-        Finanzplatz schlagen.

                                                                                                                                       9
Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
Auswirkungen von Pharmaregulierungen
     Am 18. Oktober 2012 hat metrobasel die Studie «Pharmaregulierung im internationalen
     Vergleich» im SCALA Basel vorgestellt. Die Standortwahl der Pharmaindustrie wird nicht zufällig
     getroffen; insbesondere Arbeitsmarktregulierungen und das Steuersystem haben einen
     nachweisbaren Einfluss darauf.

     Text: Regula Ruetz, Direktorin metrobasel

     Die Life-Sciences-Wirtschaft steuert             zum zweiten Mal nach 2008 Polyno-                Dabei vertrat Regierungsrat Chris-
     gemeinsam mit der chemischen Indus-              mics beauftragt, einen internationalen           toph Brutschin die Sicht der Politik des
     trie etwa einen Drittel zu den Schwei-           Quervergleich von sektorspezifischen             Standortkantons Basel-Stadt. Die Phar-
     zer Exporten bei und beschäftigt in der          Regulierungssystemen für zwei Schlüs-            maindustrie sei während der Finanz-
     Schweiz mit allen vor- und nachgelager-          selbranchen und Wachstumsträger der              und Wirtschaftskrise die resistenteste
     ten Betrieben rund 144’000 Personen.             Schweiz durchzuführen, nämlich für die           Branche gewesen. Sie generiere insge-
     Die stärkste Teilbranche ist die Phar-           Pharmaindustrie und den Bankensektor.            samt rund 144’000 Arbeitsplätze in der
     maindustrie. Diese ist traditionell in der                                                        Schweiz und trage in erheblichem Mas-
     Nordwestschweiz stark verankert. Es              Schweiz schneidet schlecht ab                    se zu Steuereinnahmen für die Stand-
     liegt deshalb in unserem Interesse, dieser       Die metrobasel Studie vergleicht bei-            ortkantone bei. Stelle man die Kosten,
     Branche vorteilhafte Rahmenbedingun-             spielsweise die Preisregulierungen von           welche für Arzneimittel von Schweize-
     gen anzubieten oder sie zu verbessern,           Arzneimitteln, Zulassungsverfahren für           rischen Pharmaunternehmen ausgege-
     wo wir international nicht im vorders-           Medikamente, Forschungsregulierungen             ben würden, in Relation zum generierten
     ten Feld rangieren. Denn vom Florieren           und den Schutz des geistigen Eigentums           Nutzen der Branche für die Schweizeri-
     der Life Science-Branche sind viele gut          (Patentrecht) mit Regulierungen von              sche Volkswirtschaft, so überwiege die-
     bezahlte Arbeitsplätze abhängig, Auf-            Deutschland, dem Vereinigten König-              ser um ein Vielfaches die Kosten.
     träge an Zulieferer in der Region sowie          reich, den USA sowie Singapur. Dabei
     Steuereinnahmen, welche es den Ge-               handelt es sich um Länder, die alle eine         Aus Sicht der Pharmaindustrie äusserte
     bietskörperschaften erlauben, ihren              eigene Pharmaindustrie aufweisen und             sich Pascal Brenneisen, Leiter Novartis
     Verpflichtungen nachzukommen.                    somit in der Standortfrage grundsätzlich         Schweiz AG, zur Auswirkung von Re-
                                                      miteinander konkurrieren. Aus der Stu-           gulierungen auf die Branche (siehe In-
     Insbesondere die Arbeitsmarktregulie-            die geht leider hervor, dass die Schweiz         terview). Aus Sicht vom Bundesamt für
     rungen und das Steuersystem haben                im Vergleich mit den Konkurrenz-Stand-           Gesundheit äusserte sich Vizedirektor
     einen nachweisbaren Einfluss auf die             orten schlecht abschneidet und ihre              Andreas Faller, der einen klaren Verbes-
     Standortwahl von global tätigen Unter-           Position gegenüber dem letzten Ver-              serungsbedarf bei den Zulassungsver-
     nehmen. Durch deren attraktive Gestal-           gleich 2008 sogar nochmals verschlech-           fahren sieht, welche zu lange dauern.
     tung versuchen Staaten und Regionen je           tert hat. Die Studienergebnisse wur-             Der Preisüberwacher Stefan Meierhans
     länger je mehr, sich einen Standortvorteil       den auf einem Podium mit Vertretern              plädierte für Kosteneinsparungen und
     zu verschaffen. Deshalb hat metrobasel           aus Politik und Wirtschaft diskutiert.           -senkungen.

     Preisüberwacher Stefan Meierhans vertrat eine andere Meinung als Christoph Brutschin und Pascal Brenneisen.

10
Innovation dient dem Patienten
Die metrobasel Studie zur Pharmaregulierung hat fünf Standorte auf Forschungsfreundlichkeit hin
untersucht. Das Ergebnis: Das Regulierungsumfeld in der Schweiz ist zusammen mit Deutschland am
wenigsten forschungsfreundlich; die USA und Singapur sind an der Spitze, während Grossbritannien
eine Mittelstellung einnimmt. Aus Sicht von Pascal Brenneisen muss der Forschungsstandort Schweiz
revitalisiert werden.

Regula Ruetz, Direktorin metrobasel im Interview mit Herrn Pascal Brenneisen, Leiter Novartis Schweiz AG

Herr Brenneisen, wie schlimm steht es        Wahrung, bzw. dem Ausbau der For-             ranstrengungen im Gesundheitswesen
um den Forschungsstandort Schweiz?           schungs-freundlichkeit Priorität gege-        zu leisten. Aber wir haben bereits in den
Ich möchte hier nicht zuallererst von        ben. Das können wir nur bedauern und          letzten Jahren für mehrere – auch aus-
den Schwächen sprechen. Immerhin             darauf hinweisen, welche langfristigen        serordentliche – Preissenkungsrunden
wurden in der Studie fünf der weltweit       Folgen dies haben kann.                       Hand geboten. So haben die Preisan-
führenden Forschungsstandorte ver-                                                         passungen seit 2005 kumuliert zu Ein-
glichen. Novartis investiert mit gutem       Welche Folgen meinen sie konkret?             sparungen von über 1.5 Mia. CHF ge-
Grund in Forschung und Entwicklung in        Einerseits muss sich die Schweiz dem          führt. Seit 1. November bis Ende 2014 hat
der Schweiz, im Jahr 2011 waren es statt-    weltweiten Standortwettbewerb stellen.        das Bundesamt für Gesundheit weitere
liche 3.3 Milliarden CHF. Der Standort       Betrachtet man die neuesten Zahlen            Preissenkungen um 20 % angeordnet
hat viel zu bieten, wenn es z.B. um qua-     des BfS, so wird deutlich, dass die Phar-     und zwar nur wegen dem überbewer-
lifizierte Arbeitskräfte oder den Schutz     maindustrie nicht nur 38‘989 Personen         teten Schweizer Franken. Wenn dies so
des geistigen Eigentums geht. Es ist aber    direkt beschäftigt, sondern über Zulie-       umgesetzt wird, wird der Pharmastand-
trotzdem schade, dass die Schweiz den        ferer weitere 105‘270 Stellen von der         ort relativ zur Konkurrenz weiter abfallen.
letzten Platz unter den untersuchten         Industrie abhängen. Es wäre nicht wün-
Ländern einnimmt: Schliesslich stehen        schenswert, wenn es hier zu Verschie-         Mit einem Kostenanteil der Medika-
wir gerade mit diesen Top-Standorten im      bungen ins Ausland käme. Andererseits         mente am Gesundheitswesen von mitt-
Wettbewerb. Es bleibt auch eine schlech-     ist klar, dass starke Preisregulierungen      lerweile unter 10 % wird es auch nie ge-
te Nachricht, dass in der Schweiz die For-   und lange Zulassungszeiten dazu führen        lingen, das Gesundheitswesen nur auf
schungsfreundlichkeit abgenommen hat         können, dass innovative Medikamente           dem Buckel der Medikamentenpreise
und auch sonst in keinem der untersuch-      zuerst in anderen Ländern auf den Markt       zu sanieren. Dazu müssen auch die
ten Länder zwischen 2008 und 2011 eine       kommen, wie dies die Studie z.B. für die      grossen Kostenblöcke, die ambulanten
Verbesserung eingetreten ist.                USA aufgezeigt hat. Dies könnte zu einer      Kosten mit 33 % und die stationären
                                             Verschlechterung der Versorgung für die       Kosten mit 45 % der Gesundheitskosten,
Worauf führen Sie die                        Schweizer Patienten führen, von der Ge-       angepackt werden.
Verschlechterung zurück?                     fahr für die zukünftige Forschung und
Der Zeitraum seit 2007 wurde durch die       der Verfügbarkeit von innovativen Medi-
weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise       kamenten ganz zu schweigen.
geprägt. Diese rückte die Staatshaushal-
te in das Zentrum des Bewusstseins und       Sie stellen es so dar, als ob die
damit auch die Ausgaben für Gesund-          Schweiz der Gegenwart vor der
heit, die einen wichtigen Anteil an den      Zukunft den Vorzug gibt. Die Position
Staatsausgaben haben. So kam es nach         des Preisüberwachers ist da jedoch
den neuesten Zahlen der OECD 2010 zu         eine andere. Hier gibt es wenig
einer Trendwende: Während 2000-2009          Verständnis dafür, dass die Preise für
die Gesundheitskosten im europäischen        Medikamente nicht auf der Verände-
Durchschnitt gestiegen sind, fielen sie      rung des Wechselkurses des Frankens
2010. Die Schweiz, die bisher nicht so       basieren sollten. Was meinen Sie
stark von der Krise betroffen war, ver-      zu solchen Aussagen?
zeichnete 2010 zwar mit 1.4 % steigende      Nun, es ist effektiv so, dass jede Preisre-
Gesundheitskosten, die Medikamen-            gulierung abwägen muss zwischen güns-
tenkosten pro Kopf fielen jedoch um 3.1      tiger Versorgung der Gegenwart und ge-
%. Offenbar hat die Schweiz dem poli-        nügend Anreizen für die Zukunft. Es ist
tischen Ziel einer kurzfristigen Reduk-      auch nicht so, dass die Industrie nicht       Pascal Brenneisen
tion der Gesundheitsausgaben vor der         bereit wäre, ihren Beitrag zu den Spa-        Leiter Novartis Schweiz AG

                                                                                                                                         11
Wir behandeln
                           von Patient zu Patient
                      und nicht von Fall zu Fall

                                           Merian Iselin –
                                                       die führende Klinik für
                                             Orthopädie und Chirurgie

                                                          www.merianiselin.ch

  Die Kurzfassungen der neusten Studien finden Sie unter:

  www.metrobasel.org
  Die kompletten Studien können bei der Geschäftsstelle von metrobasel
  bezogen werden. Für Partner von metrobasel sind die Studien kostenlos.

                             Die Hoch- und Tiefbauer.

Implenia denkt und baut fürs Leben. Gern                                         www.implenia.com
Eine Gesundheitsversorgungsregion
im Metropolitanraum Basel
Der Metropolitanraum Basel bietet ein grosses Potential für eine intensivere Zusammenarbeit
im Bereich der Gesundheitsversorgung.

Text: Dr. Carlo Conti, Regierungsrat des Kanton Basel-Stadt

                                                Die grenzüberschreitende Zusammenar-          Möglichkeiten. Das Universitätsspital
                                                beit, vor allem mit Deutschland, hat im       Basel mit seiner hochspezialisierten
                                                stationären Bereich seit den 80er Jahren      Medizin erbringt im stationären Be-
                                                Tradition. Es existieren auch bereits zahl-   reich rund 45 % seiner Leistungen für
                                                reiche Kooperationen im ambulanten            Patientinnen und Patienten aus anderen
                                                Bereich auf ärztlicher Ebene wie auch         Kantonen wie auch für Patientinnen
                                                bei den Rettungsdiensten. Am 4. Okto-         und Patienten aus dem Ausland. Mit sei-
                                                ber 2012 fand der Spatenstich für das         nem Leistungsangebot ist das Univer-
                                                Onkologische Zentrum inklusive Strah-         sitätsspital Basel der Maximalversorger
                                                lentherapie in Lörrach statt, welches eine    für die ganze Region. Alle Einwohnerin-
                                                Zusammenarbeit zwischen dem Uni-              nen und Einwohner der Metropolitanre-
                                                versitätsspital Basel mit den deutschen       gion Basel sollten vom Leistungsangebot
                                                Partnern «Onkologie Dreiländereck» und        dieses medizinischen Zentrums profitie-
                                                dem Kreiskrankenhaus Lörrach vorsieht.        ren können.
Gesundheitsversorgung über die Grenze hinaus.
                                                Um die Auswirkungen einer möglichen           Das gemeinsame Interesse zur Stärkung
Im Jahr 2010 haben sich die nordwest-           Ausweitung der grenzüberschreitenden          der Region soll weiterhin dazu beitra-
schweizer Kantone Aargau, Basel-Land-           Zusammenarbeit im Gesundheitswesen            gen, dass die neuen Chancen und Mög-
schaft, Solothurn und Basel-Stadt im            zwischen der Schweiz und Deutschland          lichkeiten in der Gesundheitsversorgung
Hinblick auf die gemeinsame Spitalpla-          zu prüfen, wurde bereits im Jahr 2007         genutzt und die Grenzen abgebaut wer-
nung 2012 zusammengeschlossen. Der              ein bis 2014 befristetes binationales         den können.
gemeinsam erstellte Versorgungsbericht          Pilotprojekt lanciert.
diente als Grundlage für die weitere Zu-
sammenarbeit und für die Festlegung             Träger des binationalen Pilotprojektes
von Versorgungskriterien. Diese Zu-             sind die Kantone Basel-Stadt und Basel-
sammenarbeit soll weiter gestärkt wer-          Landschaft, der Landkreis Lörrach, das
den, ein Nachfolgeprojekt ist bereits in        Sozialministerium Baden-Württemberg
Arbeit. Die Regierungen des Kantons             sowie das Bundesministerium für Ge-
Basel-Stadt und Basel-Landschaft haben          sundheit in Berlin.
bereits beschlossen, dass die Einwohner-
innen und Einwohner beider Kantone              Am Pilotprojekt können schweizerische
spätestens ab 2014 in den Genuss einer          und deutsche Krankenversicherer so-
kompletten Freizügigkeit in den beiden          wie Kliniken des Kantons Basel-Stadt,
Kantonen kommen sollen. Das heisst              des Kantons Basel-Landschaft und des
für die Einwohnerinnen und Einwoh-              Landkreises Lörrach teilnehmen. Eine
ner, dass sie sich in sämtlichen Spitälern      wissenschaftliche Auswertung des Pilot-
in Basel-Stadt und Basel-Landschaft,            projekts soll prüfen, ob eine unbefristete
welche sich auf der Spitalliste befinden,       Erweiterung der grenzüberschreitenden
ohne zusätzliche Kostenfolgen behan-            Kooperation in der Gesundheitsversor-
deln lassen können. Es ist weiter die Ab-       gung sinnvoll ist. Die nun im Jahr 2011
sicht, diese Freizügigkeit auf den ganzen       verabschiedeten Richtlinien des euro-
Gesundheitsversorgungsraum Nord-                päischen Parlamentes und Rates über
westschweiz auszudehnen. Ist eine sol-          die Ausübung der Patientenrechte in der
che Gesundheitsregion auch für den tri-         grenzüberschreitenden Gesundheitsver-         Trinationale Grenzgängerströme
nationalen Metropolitanraum denkbar?            sorgung bieten nun diesbezüglich neue         innerhalb der Oberrheins

                                                                                                                                        13
Wir sind für Sie da –
365 Tage der offenen Tür

Von der Diagnose bis zur Behandlung mit Kompetenz durch Forschung.
Das Universitätsspital Basel – Ihr überregionales Gesundheitszentrum.

Spitalstrasse 21 | Petersgraben 4
CH-4031 Basel
Telefon +41 61 265 25 25 | info@uhbs.ch
www.unispital-basel.ch

                                                 1912 erfuhr die Welt von der Existenz von
                                                 Vitaminen. Diesen Namen gab der
                                                 Wissenschaftler Casimir Funk bioaktiven
                                                 Substanzen, welche unverzichtbar für die
                                                 Gesundheit von Mensch und Tier sind. Als

100 Jahre Vitamine für
                                                 Marktführer ist DSM Teil dieser Entwicklung.
                                                 Mit mehr als 3’000 Mitarbeitenden im
                                                 Dreiländereck setzen wir uns für Ihr

mehr Lebensqualität
                                                 Wohlergehen sowie jenes künftiger
                                                 Generationen ein.

        www.100yearsofvitamins.com
        www.dsm.com/human-nutrition
Universitätsspital Basel: Zukunfts-
weisende Expansion ins Ausland
Das Universitätsspital Basel tritt erstmals im Ausland als Bauherrschaft auf und errichtet
zusammen mit deutschen Ärzten in Lörrach ein onkologisches Zentrum.

Text: Andreas Bitterlin, Leiter Marketing und Kommunikation, Universitätsspital Basel

                                                                                                        kurze Wege zwischen den ambulanten
                                                                                                        Therapien des Universitätsspitals Ba-
                                                                                                        sel und den stationären Angeboten des
                                                                                                        Kreiskrankenhauses Lörrach sowie eine
                                                                                                        enge fachliche Kooperation auf dem sel-
                                                                                                        ben Areal. Landrätin Marion Dammann
                                                                                                        bezeichnete das Vorhaben anlässlich
                                                                                                        des Spatenstichs am 4.10.2012 als «in
                                                                                                        mehrfacher Hinsicht einzigartig und
                                                                                                        zukunftsweisend». Das geplante Ge-
                                                                                                        bäude, welches 2014 auf dem Areal des
                                                                                                        Kreiskrankenhauses Lörrach in Betrieb
                                                                                                        genommen wird, besteht aus einer Tief-
So ist das onkologische Zentrum in Lörrach geplant.                                                     garage und drei Stockwerken à je 900 m2.
                                                                                                        Zwei davon wird das Universitätsspital
Übergeordnete Motivation für das grenz-           Geschäftsmodell für die Verfolgung die-               Basel primär mit der Disziplin Radio-
überschreitende Engagement des Uni-               ser Strategie ein bauliches Engagement                onkologie bzw. Strahlentherapie betrei-
versitätsspitals Basel ist die Strategie, das     im nahen Ausland. Mit der Bewilligung                 ben, eines die private Praxis «Onkologie
inländische, auf Grund der Landesgren-            des Betriebs erhält das Universitätsspital            Dreiländereck». Als weitere medizinische
ze eng begrenzte Einzugsgebiet in der             Basel gleichsam einen Versorgungsauf-                 Disziplinen werden vom Universitätsspi-
Schweiz auszudehnen. Insbesondere in              trag jenseits der Grenze.                             tal Basel im neuen Zentrum in Lörrach
der hochspezialisierten Medizin sowie                                                                   die Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie
in der Forschung und in der Aus- und              Einzigartig und zukunftsweisend                       und die Neurochirurgie etabliert. Die
Weiterbildung ist die Behandlung einer            Die lokale Versorgungslücke im Land-                  Bauherrschaft hat das Universitäts-
Mindestanzahl von Patientinnen und                kreis Lörrach in der Strahlentherapie                 spital Basel inne, welches sieben Mio.
Patienten unabdingbar, um hohe Quali-             wird nun geschlossen. Die beiden Kli-                 Euro in die Baukosten von insgesamt
tätsstandards gewährleisten zu können.            niken aus Deutschland und aus der                     elf Mio. Euro investiert.
Die Expertise muss in einer Universitäts-         Schweiz bieten den Patientinnen und                   www.mvz-loerrach.de
klinik besonders breit abgestützt sein.           Patienten in einer gelebten Partnerschaft             www.unispital-basel.ch
Für Lörrach interessant sind das geogra-
fisch nahe Angebot von spezialisierten
Leistungen und eine wohnortnahe Ver-
sorgung seiner Bürgerinnen und Bürger
                                                                                                                                                       © Foto Michael Baas/Badische Zeitung

auf universitärem Niveau.

Eine wesentliche Komponente für die
Expansion ins Ausland ist die Tatsache,
dass bereits in der Vergangenheit jährlich
rund 500 Patientinnen und Patienten aus
dem Landkreis Lörrach in der Abteilung
für Strahlentherapie am Universitätsspi-
tal in Basel behandelt wurden. Ziel der
Basler Klinik ist es, das deutsche Pati-          Am 4. Oktober 2012 wurde der Spatenstich gefeiert. Zur Schaufel griffen Landrätin Marion Dammann,
                                                  Geschäftsführer Armin Müller vom Kreiskrankenhaus Lörrach, Jan Knoblich von der Praxis «Onkologie
entenvolumen langfristig zu halten und            Dreiländereck», Direktor Werner Kübler vom Universitätsspital Basel, Markus de Rossi von der Investoren-
allenfalls auszubauen, und sie wählte als         gesellschaft (v.l.n.r).

                                                                                                                                                                                              15
Das grenzüberschreitende
     Gesundheitswesen aus deutscher Sicht
     Aus deutscher Sicht steht die Vision einer gemeinsamen Gesundheitsregion klar im Vordergrund.
     Es ist wichtig, Herausforderungen und Fortschritte frühzeitig zu erkennen und diese anzugehen.

     Text: Marion Dammann, Landkreis Lörrach

                                                 men Gesundheitsregion mit grenzüber-      de auch in der Spitzenmedizin ist für den
                                                 schreitenden Versorgungsstrukturen.       Patienten ein grosses Plus. Rehaklini-
                                                 Der demografische Wandel stellt uns vor   ken arbeiten durch eine höhere Patien-
                                                 grosse Herausforderungen, denen wir       tenzahl rentabler. Hier gibt es konkrete
                                                 gerade im Gesundheitswesen gemein-        Erfolge zu verzeichnen, weil das Ange-
                                                 sam begegnen sollten.                     bot auf deutscher Seite von Schweizer
                                                                                           Patienten schon rege genutzt wird.
                                                 Das anvisierte Ziel sollte immer sein,    Krankenhäuser können durch Koopera-
                                                 Vereinfachungen zu erzielen, das Ange-    tionspartner Leistungen anbieten, die
                                                 bot für den Patienten zu erweitern, ihm   sonst vielleicht nicht möglich gewesen
                                                 qualitativ hochwertige Versorgung anzu-   wären. Viele Ärzte behandeln bereits
                                                 bieten und kurze Wege zu ermöglichen,     «über die Grenze». Partnerschaftlich
                                                 um eine hohe Patientenzufriedenheit zu    muss über offenkundige Hürden ge-
     Marion Dammann, Landrätin Lörrach           erreichen. Hier wäre es wünschenswert,    sprochen werden. Das Preisgefälle zwi-
                                                 auch unsere französischen Nachbarn        schen der Schweiz und Deutschland
     Im Rahmen des Pilotprojekts «grenz-         noch besser einzubinden.                  bleibt für die deutschen Patienten und
     überschreitende Zusammenarbeit im                                                     Leistungserbringer ein grosses Handi-
     Gesundheitswesen» haben der Land-           Behandlungen über Grenze hinaus           cap. Problematisch ist, dass gut ausge-
     kreis Lörrach zusammen mit den Kan-         In unserer Grenzregion lassen sich        bildete Personen im medizinischen und
     tonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft      durch gemeinsame Strukturen und Zu-       pflegerischen Bereich Arbeitsstellen in
     wegweisende neue Möglichkeiten ge-          sammenarbeit viele Vorteile generieren.   der Schweiz annehmen, weil auch ein
     schaffen, in denen Leistungen des Ge-       Insbesondere können qualitativ hoch-      Entgeltgefälle gegeben ist.
     sundheitswesens seit 2007 grenzüber-        wertige Leistungen angeboten werden.
     schreitend genutzt werden können. Im        Durch Ärztekooperationen werden die       Es gilt für die Zukunft weiter, an ver-
     Herbst 2012 beginnt nun auch das Basel-     medizinischen Möglichkeiten zuguns-       tieften Kooperationen zu arbeiten und
     Lörracher Pflegeprojekt Gestalt anzuneh-    ten der Patienten verbessert und sie      das Gesundheitssystem zu optimieren;
     men. Dies ist ein weiterer Schritt hin zu   können stationär vor Ort verbleiben.      innovative Lösungen sind gefragt und
     unserer grossen Vision einer gemeinsa-      Eine wohnortnahe Akutversorgung gera-     haben Vorbildfunktion für Europa.

       Unzensuriert.
                                                                                                  bzbasel.ch

16
Vom Pilotprojekt zur Normalität?

Der praktische Alltag der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung aus
der Sicht deutscher Leistungserbringer.

Text: Peter Lepkojis, Stv. Geschäftsführer Kliniken des Landkreises Lörrach GmbH

Donnerstag, 09:47 Uhr in einer im Pilot-
projekt beteiligten deutschen Rehabili-
tationsklinik. Angemeldet ist ein Patient
einer Basler orthopädischen Klinik für
einen 3-wöchigen Rehabilitationsauf-
enthalt. Kein Problem, Alltag in der Zu-
sammenarbeit über die Grenzen hinweg.

Dienstag, 11:19 Uhr, Anruf des Kreis-
krankenhauses Lörrach im Universitäts-
spital Basel. Nach umfassender Diagnos-
tik ist ein medizinischer Befund erarbeitet
worden, der die operative Zusammenar-
beit in der Thoraxchirurgie erfordert. Ein
gemeinsamer Operationstermin wird
für Freitag vereinbart. Zuvor organisiert
der Basler Arzt ein Vorgespräch mit den       Chefarzt Prof. Dr. Hans-H. Osterhues bei der Visite
Fachleuten vor Ort und mit dem Patien-
ten am Donnerstag. Im Kreiskranken-           Team. Am Ende der Untersuchung dann                   se nehmen die Qualitätsverbesserung der
haus Lörrach wird am Mittwoch in der          der beruhigende Befund – auf einen kar-               Kliniken im Landkreis Lörrach wahr und
Tumorkonferenz die Situation des Pati-        diologischen Eingriff im Kreisklinikum                entscheiden sich differenziert je nach
enten vorbesprochen. Die Zusammenar-          kann verzichtet werden, die medikamen-                Krankheitssituation gezielt für eine Be-
beit mit der Pathologie ermöglicht einen      töse Behandlung war erfolgreich. Die Pa-              handlung auf der deutschen oder schwei-
direkten telemedizinischen Zugriff auf        tientin kann problemlos von ihrem Haus-               zerischen Seite der Grenze.
die Pathologiebefunde des Patienten. Mit      arzt in Riehen weiterbehandelt werden.
am Tisch die Experten der Strahlenthe-        Eine Behandlungsempfehlung nimmt                      Für die Zusammenarbeit in der Grenzre-
rapie, die künftig in direkter Anbindung      sie direkt mit.                                       gion sieht Kreiskliniken-Geschäftsführer
an das Lörracher Kreiskrankenhaus die                                                               Armin Müller die Zukunft in einer Auf-
Strahlentherapie durchführen werden.          Eine Normalität in der grenzüberschrei-               gabenverteilung zwischen den Ein-
                                              tenden Zusammenarbeit? Noch sind es                   richtungen: «Leistungsfähige und mit
Zeitgleich in der Kardiologie der Kreis-      einzelne Patienten, die den Weg in die                langjähriger Spezialisierung weiterent-
klinik: Eine Patientin aus Riehen wird        Akutkliniken im Landkreis Lörrach wäh-                wickelte Kliniken wie im Landkreis Lör-
vom Chefarzt untersucht. Als Grundver-        len. Die Abstimmungsprozesse zwischen                 rach stellen in der Hierarchie eine wert-
sicherte ist eine stationäre Versorgung       den Kliniken und den Versicherern sind                volle Basis für eine flächendeckende,
in der Lörracher Klinik kein Problem.         bereits jetzt durch entsprechende Verträ-             grenzüberschreitende Versorgung dar.
Die Klinik wurde ihr vom niedergelasse-       ge geregelt. Das Verfahren für eine Kosten-           Maximalversorger sind für spezifische
nen Arzt empfohlen. Die Klinik ist in eine    gutsprache für die Versorgung Schweizer               Krankheitsbilder die Partner der Wahl.
engmaschige Qualitätsüberwachung              Patienten in den Kliniken ist unkompli-               Gemeinsam bilden wir im Zusammen-
eingebunden und die Ergebnisse öffent-        ziert. In Notfällen ist die Behandlung von            schluss mit den Rehabilitationskliniken
lich zugänglich. Und da ist noch die Er-      Patienten aus dem Nachbarland sowieso                 eine vernetzte Gesundheitsregion, die
fahrung der Klinik – die Kardiologie mit      schon Normalität.                                     für potenzielle Mitarbeiterinnen und
Linkherzkatheterarbeitsplatz und hoher                                                              Mitarbeiter eine interessante Option
Fallzahl bei Schrittmacherimplantation        Alltag auf Schweizer Seite: Patienten aus             zu anderen europäischen Ballungszen-
und -betreuung verfügt über grosse Er-        dem südbadischen Raum haben seit jeher                tren bildet und durch die kulturelle und
fahrung und ein versiertes Kardiologen-       die Gesamtregion im Blick. Aber auch die-             landschaftliche Qualität punktet.»

                                                                                                                                                17
metrobasel forum: Überregionale Gesund-
     heitsversorgung und Bedeutung der Messe
     Für das grenzüberschreitende Gesundheitswesen könnte mehr getan werden. Auch bei der Bedeutung
     des Messe- und Kulturstandortes Basel muss sich die Zusammenarbeit zwischen den Regionen
     verbessern. Das lässt sich aus den Referaten und der Podiumsdiskussion vom 8. metrobasel forum
     vom 21. November 2012 ziehen.

     Text: Markus Vogt

     Podiumsdiskussion: Andreas Faller, Vizedirektor BAG; Pascal Brenneisen, Leiter Novartis Schweiz AG; Dr. Esther Girsberger, Publizistin und Dozentin;
     Dr. Carlo Conti, Gesundheitsdirektor BS; Jacqueline Fehr, Nationalrätin; Dr. Werner Kübler, Direktor Universitätsspital Basel (von links nach rechts)

     metrobasel-Präsidentin Ingrid Duplain              fe sein können. metrobasel werde wei-             Bevölkerung der Region die bestehen-
     begrüsste im Theater Basel rund 170                terhin als «Think Tank» aktiv sein, aber          den Kantons- und Landesgrenzen kaum
     Personen aus Wirtschaft und Politik                künftig kein Lobbying mehr Richtung               noch wahrnehme – das sei eine Rea-
     zum achten metrobasel forum; dieses                Bundeshauptstadt Bern betreiben. Dies             lität. Die Region wachse immer mehr
     stand erstmals unter der Ägide der neu-            sei Aufgabe der Politik respektive der            zu einer wirtschaftlichen, sozialen und
     en Direktorin Regula Ruetz, fand neu im            neuen Metropolitankonferenz Basel                 kulturellen Einheit zusammen. Der Ge-
     Theaterfoyer statt und wurde moderiert             (MKB). Derzeit habe metrobasel rund               sundheitsbereich hinke dieser Entwick-
     von der Publizistin und Dozentin Esther            300 Partner aus den Bereichen Wirt-               lung hinterher, man sollte diesem Punkt
     Girsberger aus Zürich. Die grenzüber-              schaft, Politik und Zivilgesellschaft. Der        jedoch vermehrt Beachtung schenken.
     schreitende Gesundheitsversorgung                  Perimeter von metrobasel umfasst die              Dagegen funktioniere der «kleine Grenz-
     sowie der Messe- und Kulturplatz Basel             Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft,            verkehr» im Gesundheitswesen seit
     bildeten dabei die beiden Schwerpunkte.            das solothurnische Schwarzbubenland,              Jahren recht gut. In Richtung Deutsch-
     Beschlossen wurde der Anlass mit einer             das Fricktal, einen Teil des Juras sowie          land, das wie die Schweiz eher födera-
     künstlerischen Darbietung von Mitglie-             das Elsass und Südbaden. Hauptsponsor             le Strukturen aufweist, gehe es besser
     dern der Oper Avenir vom Theater Basel             des diesjährigen Anlasses war wiederum            als in Richtung Frankreich mit seinem
     sowie einem Stehlunch.                             Novartis.                                         zentralistischen Staatsaufbau. Auch die
                                                                                                          konsiliarärztlichen Dienste klappen, Ärz-
     Ingrid Duplain kam kurz auf die Neu-               Grenzenloses Gesundheitswesen                     te des Unispitals wirken auch vor Ort in
     positionierung von metrobasel zu spre-             Zur grenzüberschreitenden Gesund-                 deutschen Spitälern. Das gleiche gilt für
     chen und betonte, dass die Organisation            heitsversorgung bemerkte der Basler               die Telemedizin, bei der vom Universi-
     weiterhin Studien erstellen wird, die bei          Gesundheitsdirektor Dr. Carlo Conti in            tätsspital Basel aus deutsche Kranken-
     Planungsfragen eine Entscheidungshil-              seinem einleitenden Votum, dass die               häuser unterstützt werden. Das laufende

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Pilotprojekt «Grenzüberschreitende Zu-       Das Gesundheitswesen sei nicht nur ein
sammenarbeit im Gesundheitswesen»            Kostenfaktor, sondern auch ein wichti-
ist zeitlich bis Ende 2014 und räumlich      ger Standortfaktor. Conti wies noch da-
auf Basel-Stadt, Basel-Landschaft und        rauf hin, dass das Gesundheitswesen in
den Landkreis Lörrach beschränkt.            der Region Basel der grösste Arbeitgeber
                                             ist, noch vor der Pharma-Branche. Am
Conti schwebt die Vision einer Gesund-       27./28. Juni 2013 werde das 2. Forum
heitsversorgungsregion Nordwestschweiz       Gesundheitswirtschaft stattfinden. Die-
vor, mit Basel-Stadt, Basel-Landschaft so-   ses zeige nicht die Kosten, sondern die
wie Teilen der Kantone Aargau, Solothurn     Nutzen stiftenden Funktionen des Ge-
und Jura. Dafür brauche es eine gemein-      sundheitswesens auf.
same Bedarfsplanung, wie es sie für die
Kantone Aargau, Solothurn, Basel-Land-       Die Sicht des Bundes
schaft und Basel-Stadt bereits gibt. Eine    Lange standen dem grenzüberschreiten-        Andreas Faller
weitere Massnahme – analog der bereits       den Gesundheitswesen Schranken im
beschlossenen vollen Freizügigkeit ab        Weg, erklärte Andreas Faller, Vizedirek-     terzuführen, die nötigen gesetzlichen
2014 zwischen Basel-Stadt und Basel-         tor im Bundesamt für Gesundheit (BAG).       Grundlagen in der Schweiz zu schaffen,
Landschaft – sähe Conti in der Freizü-       Diese Mauer sei heute erst zu einem ganz     den bilateralen Anschluss der Schweiz
gigkeit im ganzen Versorgungsraum            kleinen Teil eingerissen. Das Pilotprojekt   an die europäischen Patientenrichtli-
sowie in gemeinsamen Strukturen. Die         Basel-Lörrach sei gut unterwegs, nur die     nien anzustreben, ein Rahmenabkom-
zweite Vision wäre dann die trinationale     Fallzahlen seien noch zu tief. Dieses Pro-   men mit Frankreich abzuschliessen, die
Gesundheitsregion, also der Ausbau in        jekt sei erst auf Druck aus der Nordwest-    Schweiz in den europäischen Datenaus-
Richtung Südbaden und Südelsass, mit         schweiz möglich geworden; bis heute          tausch einzubinden und die Zusammen-
Freizügigkeit bei der Spitalwahl.            gibt es überhaupt nur zwei solcher grenz-    arbeit mit Deutschland und Österreich
                                             überschreitender Projekte: Das Pilotpro-     zu intensivieren.
                                             jekt von Basel-Lörrach und ein weiteres
                                             zwischen St. Gallen und Liechtenstein.       Life Science – wichtigste Branche
                                             Das Problem sei, dass nicht einfach ver-     Nirgendwo auf der Welt sei die Life-
                                             schiedene Gesundheitssysteme einan-          Sciences-Industrie für die regionale
                                             der «angedockt» werden können: Zuvor         Wirtschaft so wichtig wie für die Re-
                                             müsse die Rechtslage geklärt werden,         gion Basel, erklärte Pascal Brennei-
                                             dies vor allem hinsichtlich Freizügigkeit.   sen, Leiter Novartis Schweiz. Mit 19 %
                                             Was die Schweiz betrifft, müsse das Ter-     BIP-Anteil der Branche ist die Region
                                             ritorialprinzip fallen. Nicht erwünscht      global führend, insgesamt setzen sich
                                             sei Patiententourismus. «Und in der EU       über 900 Unternehmen in dieser Regi-
                                             müssen justiziabel definierte Grenzre-       on mit Life Sciences auseinander und
                                             gionen geschaffen werden, innerhalb          mit 9,5 % jährlichem Wachstum nehme
Dr. Carlo Conti                              derer dann volle Freizügigkeit herrschen     sie nachhaltig zu. Die Pharmaindustrie
                                             soll», meinte Faller. Das könne noch         beschäftige in der Schweiz 38’989 Per-
Dafür brauche es entsprechende Regeln        eine Zeit lang dauern.                       sonen, und jeder dieser Arbeitsplätze
für die Übernahme der Grundkosten                                                         sichere 2,7 weitere. Damit seien über
durch die Krankenkassen und die Politik,     Hinderlicher Kantönligeist                   100’000 Beschäftigte von vor- und nach-
bei uns durch die Kantone. Zentralisti-      Obwohl das Krankenversicherungsgesetz        gelagerten Betrieben direkt von der Phar-
sche Strukturen seien eher ungeeignet,       die Kantone zu regionaler Spitalplanung      maindustrie abhängig. Für Forschung
erklärte Conti und verwies auf England.      verpflichtet, bestehe hier noch Hand-        und Entwicklung habe Novartis in den
In England warten Patienten lange auf        lungsbedarf. Die Spitalversorgung nicht      Jahren von 1997-2011 total 84 Milliarden
Termine für Wahlbehandlungen, dies           regional zu planen, sei gesetzeswidrig.      Dollar ausgegeben.
ist bei der Schweizer Bevölkerung nicht      Spitalplanung solle weiter föderalistisch
gewollt. Föderale Strukturen eigneten        strukturiert sein, der Kantönligeist stehe
sich besser, doch das Schweizer System       aber einer vernünftigen Entwicklung im
mit 26 Kantonen und entsprechend un-         Wege. Es brauche Gesundheitsregionen,
terschiedlicher Planung sei auch nicht       die sich nicht an Staatszugehörigkeiten,
mehr zeitgemäss und schwerfällig. Carlo      sondern an räumlichen Realitäten ori-
Conti sprach auch die Gesundheitswirt-       entieren. Es braucht eine gemeinsame
schaft an – solche Visionen sind nur mög-    Planung aber auch eine gemeinsame
lich mit einer gut positionierten Medizi-    Verzichtplanung. Zudem seien die Pa-
nischen Fakultät an der Universität Basel    tientenströme sinnvoll zu steuern. Die
mit einer guten klinischen Forschung am      Versorgungssysteme müssten komple-
Standort Basel, der Kernstadt der Region.    mentär zusammenwachsen. Faller emp-
Beides sei eine wichtige Standortfrage.      fahl, die bisherigen Pilotprojekte wei-      Pascal Brenneisen

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