Report 2012 - Zusammen erfolgreich - in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und ...
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report 2012 © ruweba kommunikation ag Zusammen erfolgreich – in einer gemeinsamen Region Grenzüberschreitendes Gesundheitswesen Die Bedeutung des Messe- und Kulturwesens für die Region metrobasel
Dieses Molekül kennt die Diagnose. Wir finden, Medizin sollte so exakt wie möglich auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sein. Die Informationen, die in der Erbsubstanz stecken, weisen uns dabei den Weg. Unsere Innovationen helfen Millionen Menschen, indem sie Leid lindern und Lebensqualität verbessern. Wir geben Hoffnung. Innovation für die Gesundheit
Eine Gesundheitsversorgungsregion im Metropolitanraum Basel Faktor der internationalen Ausstrahlung Basel-Landschaft, Solothurn und Basel- dieses Raumes. Rund 6 % der Arbeits- Stadt haben mit dem Versorgungsraum plätze entfallen auf diese Branche, Nordwestschweiz ihre Zusammenarbeit welche einen Grossteil des Wirtschaft- in der Spitalplanung in den letzten Jah- wachstums der Region generiert. ren bereits verstärkt und sind daran, die- se weiter auszubauen. Die gemeinsame Die Metropolitanregion Basel hat sich Spitalplanung in den vier Kantonen soll seit den 60er Jahren zu einem dyna- nach einheitlichen Kriterien erfolgen. mischen trinationalen Wirtschaftsraum Ziel ist es, in den vier Kantonen die mit hoher Wertschöpfung entwickelt. Freizügigkeit für alle Einwohnerinnen Nicht zuletzt dank der europäischen und Einwohner für die Wahl einer Be- Integration ist diese Wirtschaftsregion handlung in einem Spital, welches sich stärker zusammengewachsen und wird auf der Spitalliste des Kantons befindet, auch in Zukunft ein grosses Potential für ohne Kostenfolgen zu ermöglichen. Es ist eine intensivere Zusammenarbeit vor mein Ziel, dass diese Freizügigkeit in der allem im Gesundheits-, Bildungs- und Wahl der Leistungserbringer mittelfristig Dr. Carlo Conti Kulturbereich bieten. Das gemeinsame auf alle Einwohnerinnen und Einwoh- Regierungsrat Basel-Stadt Interesse zur Stärkung der Region und ner im Metropolitanraum ausgedehnt die gegenseitigen Abhängigkeiten wer- werden kann. Der Metropolitanraum Basel (auch den sich auf politischer wie auch auf Metropolitanregion genannt) dehnt sich finanzieller Ebene zunehmend auf diese Die Mobilität und insbesondere die bis nach Delémont (JU), Mulhouse (F) drei Bereiche fokussieren. Insbesondere Bedürfnisse der Patientinnen und Pati- und Freiburg im Breisgau (D) aus und die Gesundheitsregion Basel als wich- enten werden das Interesse für ein grenz- umfasst fünf Kantone und drei Natio- tiger Forschungsstandort und Sitz zahl- überschreitendes Gesundheitswesen nalstaaten mit über zwei Millionen Ein- reicher Life-Sciences Firmen zeichnet weiter fördern und die Zusammenarbeit wohnerinnern und Einwohnern, 8’700 sich durch ein breites medizinisches und auf politischer Ebene intensivieren. km2 Fläche und ca. 650’000 Arbeitsplätze hoch spezialisiertes Angebot mit dem So können alle Personen im Metro- im 2. und 3. Sektor. Die Life Sciences sind Universitätsspital Basel als dem Maxi- politanraum auch von Innovationen als treibender Motor des Metropolitan- malversorger für die ganze Region aus. im Gesundheitswesen gleichermassen raums anerkannt und ein wesentlicher Die nordwestschweizer Kantone Aargau, profitieren. Messeplatz Basel, eine gemeinsame Verantwortung und Verpflichtung ment der beiden Basel hat eine so lange Das sind die nackten Zahlen, im Nabel- Tradition wie jenes für die heutige Messe schau-Modus. Darüber dürfen wir nicht Schweiz - seit 1920 wird sie gelebt. vergessen, was es heisst, wenn vor allem Dass diese Verbindung auch heute sehr über die internationalen Messen Basels lebendig ist und der Baselbieter Bevöl- in den Medien berichtet wird, weltweit! kerung der Stellenwert des Messeplatzes für die gesamte Region immer noch sehr Der Messeplatz Basel wird dann zum bewusst ist, zeigt sich darin, dass sie Schaufenster für uns alle, für die im September 2008 den insgesamt 85 gesamte Region. Den volkswirtschaft- Millionen Franken für den Neubau mit lichen Effekt können wir zwar nicht deutlicher Mehrheit zugestimmt hat! wirklich seriös in konkreten Zahlen Ja, was hat die Region denn vom Messe- messen. Doch eines ist klar: Der Begriff platz Basel ausser der «Herbschtmäss» «Basel» geht um die Welt. Man kann und der MUBA mit ihren Gratismüsch- auch etwas pathetisch sagen: Der Mes- Isaac Reber terli? BAK Economics hat den volkswirt- seplatz Basel verleiht unserer Region Regierungsrat Basel-Landschaft schaftlichen Nutzen errechnet aufgrund «Strahlkraft». Wie auch immer man es der Aussteller- und Besucherzahlen ausdrücken will und sieht: Es lohnt sich, Bis vor Kurzem war das gute alte sowie der Geschäftsergebnisse der Jahre dafür die Verantwortung zu überneh- «Baselbieter Stübli» schlichtes Sinnbild 2002 bis 2005: Jedes Jahr profitiert die men, gemeinsam. Dieses Engagement der Verbundenheit des Baselbiets mit der Region von einer Wertschöpfung in der ist ein Engagement in unsere Region, Messe. Doch hinter diesem emotionalen Höhe von rund 937 Millionen Franken; eine Investition in unsere gemeinsame Element liegt etwas viel Tiefgründigeres: oder von 10 390 Vollzeitstellen; oder von Zukunft – wie auch immer die dann Kaum ein partnerschaftliches Engage- 72 Millionen Franken an Steuererträgen! aussieht. 3
Chemie, die verbindet. Damit die Haut die Sonne liebt. Um Haut sogar an besonders sonnigen Tagen gesund zu erhalten und zuverlässig zu schützen, kommt es auf die richtige Kombination von UV-Filtern an. Sonnenschutz- und Tagespflegeprodukte mit UV-Filtern unserer Marken Tinosorb®, Uvinul® und Z-COTE® decken sowohl das UVA- als auch das UVB-Spektrum ab, absorbieren schädliche UV-Strahlung und wandeln sie in harmlose Wärme um. Wenn man Sonnentage den ganzen Sommer lang geniessen kann, dann ist das Chemie, die verbindet. Von BASF. www.wecreatechemistry.com
Inhalt 3 Vorworte der Regierungsräte Dr. Carlo Conti und Isaac Reber 6 Fricktal – das Aargauer Boomvalley 7 «metrobasel economic report 2012» Perspektiven 2035 8 Nutzen und Folgen von Bankenregulierungen 9 Banken, Risiken und Eigenverantwortung, Dr. Georg Hess im Interview 10 Auswirkungen von Pharmaregulierungen 11 Innovation dient dem Patienten, Pascal Brenneisen im Interview 13 Eine Gesundheitsversorgungsregion im Metropolitanraum Basel 15 Universitätsspital Basel: Zukunftsweisende Expansion ins Ausland 16 Das grenzüberschreitende Gesundheitswesen aus deutscher Sicht 17 Vom Pilotprojekt zur Normalität? 18 metrobasel forum 23 Messeplatz Basel, eine gemeinsame Verantwortung und Verpflichtung 24 In der Champions League der internationalen Messeplätze 26 Vier Leitmotive für eine zeitgemässe Baselbieter Kulturpolitik 27 Kulturelle Strahlkraft über Grenzen hinweg 28 Stärkung und Ausbau der Performing Arts durch gut vernetzte Kulturplattform 30 Kulturegion Basel: Leitbild für eine Zukunft in höchster Vielfalt und Qualität 31 metrobasel Vision 2050 Impressum Der metrobasel report 2012 erscheint als Beilage in der Basler Zeitung (Gesamt- Redaktion, Realisation & Inserate: auflage) sowie in der Sonntagsausgabe der Basellandschaftschaftlichen Zeitung ruweba kommunikation ag, Riehen und wird zusätzlich im Kanton Jura, im Landkreis Lörrach und im Elsass verteilt Druck: Swissprinters AG, Zürich (Druckauflage: ca. 285‘000 Exemplare). Geschäftsstelle Aeschenvorstadt 4, 4051 Basel | Tel. +41 (0) 61 272 11 44 | office@metrobasel.org | www.metrobasel.ch 5
Fricktal – das Aargauer Boomvalley Das Wirtschaftsforum Fricktal, welches in Zusammenarbeit mit metrobasel im Herbst in Magden stattfand, drehte sich um die Perspektiven 2035 für das Fricktal. Zur Diskussion standen die Ergebnisse der metrobasel Studie «economic report 2012». Text: metrobasel Das Fricktal sei die «Perle im Aargau» geplante Produktionsanlage für pharma- Direktorin von metrobasel. Teilweise und das Boomvalley schlechthin, wie der zeutische Produkte am Novartis Stand- könne man Wachstum über Rahmenbe- Aargauer Volkswirtschaftsdirektor Urs ort in Stein vor. Novartis will mit dieser dingungen steuern, wie beispielsweise Hofmann am Wirtschaftsforum Fricktal modernen Anlage über eine halbe Milli- vorteilhafte Steuern, dem Ausbau des ÖV 2012 betonte. Er stellte die Hightech- arde Franken investieren, was ein klares und des Strassennetzes oder über zahl- Strategie des Kantons vor: Das Fricktal Bekenntnis zum Standort Stein sei. Zwar bares Bauland sowie über Immobilien- hüte noch einen Schatz in Form von würden nicht zusätzliche Stellen geschaf- angebote. Das Fricktal sei diesbezüglich grossen Landreserven im Sisslerfeld. Mit fen, aber Arbeitsplätze in der Region gut aufgestellt, vor allem was Landreser- der sinn- und massvollen Erschliessung beibehalten, meinte Gemeindeammann ven und vorteilhafte Standortbedingun- dieses zusammenhängenden Gebiets, Hansueli Bühler. Bühler sieht auch Chan- gen anbelangt. stehe und falle gewissermassen die künf- cen für das regionale Gewerbe, welches tige Weiterentwicklung der Region. von den Investitionen von Novartis pro- Einig waren sich die Podiumsteilneh- fitieren könne. menden, dass im Fricktal die Möglich- Im Sisslerfeld sollen Unternehmen im keit für die Ansiedlung von Industrie und Bereich Life Sciences, Hochschulen Wachstum gezielt steuern Gewerbe mit hoher Wertschöpfung be- oder Innovation angesiedelt werden, die Mit dem Wachstum der Life Science- steht und im Sisslerfeld die entsprechen- Arbeitsplätze und Entwicklung generie- Branche, aber auch mit gesellschaftli- de Planung bereits aufgegleist wurde. Mit ren. Für die Umsetzung von Hightech- chen Trends würden die Wohnbevöl- ihrer Pharmaindustrie boomt die Ebene Aargau wolle der Regierungsrat in den kerung und voraussichtlich auch die des Fricktals am Rhein aber bereits jetzt. kommenden Jahren 38 Millionen Fran- Pendlerströme im Fricktal stark zuneh- ken sprechen. Oliver Schläfli, Head QA men. Dies bedinge Investitionen in In- Novartis Pharma Stein AG, stellte die frastrukturen, erklärte Regula Ruetz, www.fricktal.ch Bei der Podiumsdiskussion wurde angeregt diskutiert. 6
economic report 2012: Perspektiven 2035 Den Fragen nach der langfristigen Entwicklung von Wirtschaft und Bevölkerung in der Metropolitan- region Basel ist eine Studie von metrobasel nachgegangen. Sie wurde im «metrobasel economic report 2012» zusammengefasst und im Sommer in Basel an einem Podiumsanlass vorgestellt. Text: metrobasel < - 8’000 - 8’000 - - 6’000 - 6’000 - - 4’000 zum regionalen Wohlstand beitragen. - 4’000 - - 2’000 Mit Hilfe eines ökonometrischen Re- - 2’000 - 1’000 gionalmodells wurden Prognosen für - 1’000 - 0 die Region metrobasel und ihre Teilre- 0 - 1’000 gionen bis ins Jahr 2035 berechnet. Auf 1’000 - 2’000 Basis der Prognosen zur wirtschaftlichen 2’000 - 4’000 Entwicklung wurden anschliessend Be- 4’000 - 6’000 völkerungsprognosen erstellt. Aufgrund 6’000 - 8’000 der Tatsache, dass Langfristprognosen 8’000 - 10’000 sehr unsicher sind, werden im «metro- 10’000 - 15’000 basel economic report» zum Basisszenario > 15’000 auch zwei Alternativszenarien gerechnet, die durch relativ starke Abweichungen Bevölkerungsentwicklung bis 2035 in den Subräumen: «Basisszenario». als Leitplanken gesehen werden können. In diesen wird sich die Zukunft aller Wahr- Wo steht die Metropolitanregion Basel im Schweiz werden die möglichen wirt- scheinlichkeit nach abspielen. Es zeigt Jahr 2035? Wie viele Menschen werden schaftlichen Entwicklungen analysiert. sich, dass selbst grosse wirtschaftliche Ab- hier erwerbstätig und wie gross wird die Daraus kann abgeleitet werden, wohin weichungen nur etwa zu einem Viertel auf Bevölkerung sein? Im Rahmen des Mas- die Stossrichtung der Entwicklung der die Entwicklung der Bevölkerung durch- terprojektes 2020/35/50 wird im dies- Raumnutzung sowie die Notwendigkeit schlagen. Denn die Bevölkerungsent- jährigen «metrobasel economic report» neuer Infrastrukturen zielt. Um der Un- wicklung ist noch ein wenig träger als die der Zeithorizont vom Jahr 2020 aus um sicherheit im prognostischen Bereich Beschäftigung. 15 Jahre erweitert und der Bogen bis ins zu begegnen, wurden drei Szenarien Jahr 2035 gespannt. Damit wir mögli- erstellt, die zusammen als Leitplanken Die metrobasel Studie zeigt, dass Wirt- che Zustände auch in einer entfernten dienen: ein Basisszenario, ein positives schaftspolitik in der Metropolitanregi- Zukunft analysieren können, benötigen Alternativszenario und ein negatives on Basel letztlich eine Gratwanderung wir in unserer Gesellschaft konsistente Alternativszenario. bleibt: Eine weiterhin stark wachsende Daten. Insbesondere wenn wir an die Be- Pharmaindustrie erhöht das Klumpen- reitstellung von physischen Infrastruk- Pharmaindustrie dominiert risiko und den Bedarf nach vielen gut turen denken. Beispielsweise für die Pla- Eine grundlegende Annahme dieser Sze- qualifizierten Fachleuten, eine darben- nung von Strassen und Eisenbahnlinien narien ist, dass die Pharmaindustrie als de Pharmaindustrie kann zu einer lang ist es sehr wichtig zu wissen, wo in 25 Jah- die dominierende Schlüsselbranche die- andauernden Stagnation und Arbeitslo- ren wie viele Menschen arbeiten und wo ser Region die Wirtschaftsentwicklung sigkeit führen. sie wohnen werden. Das Gleiche gilt auch massgeblich bestimmt und die Bevölke- für die Planung und Realisierung von rungsentwicklung im Wesentlichen von Die öffentliche Planung muss auf bei- Schulen, Spitälern und Altersheimen. der Entwicklung dieser Branche abhängt. des vorbereitet sein, die Wirtschafts- politik soll einen Mittelweg anvisieren, metrobasel hat gemeinsam mit dem Wenn bei den drei Szenarien jeweils die während die Raumplanung überlegen Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Ba- Pharmaindustrie im Vordergrund steht, muss, ob sie proaktiv oder nur reaktiv sel und der Beratungsfirma Wüest & geschieht dies aufgrund ihres Gewich- handeln soll. Visionär ist nur ersteres. Des- Partner aus Zürich die Entwicklung der tes von rund 20 Prozent der regionalen halb wird metrobasel im 2013 eine Stu- Wirtschaft und der Bevölkerung in der Wertschöpfung. Es darf allerdings nicht die zur Raumentwicklung und not- trinationalen Metropolitanregion Ba- vergessen gehen, dass es in der Region wendigen Infrastrukturen, basierend sel bis 2035 modelliert. Im Dreiländer- noch andere Industriezweige gibt, die auf den Ergebnissen des vorliegenden eck Frankreich, Deutschland und der aufgrund ihrer Exporte massgeblich «metrobasel economic reports», erarbeiten. 7
Werden Banken aus der Schweiz wegreguliert? metrobasel hat eine Studie, die sich mit Regulierungen im Schweizer Bankensektor auseinandersetzt, herausgegeben. Insgesamt schneidet der Finanzplatz Schweiz im Vergleich zu anderen Finanzplätzen durchschnittlich ab. Text: metrobasel Viele fragen sich – und das zurecht – wie letzten Finanzmarktkrise, deren Aus- 2020 – wurden die betreffenden Regu- es um die Zukunft unserer Schweizer wirkungen Politik und Wirtschaft bis lierungen hinsichtlich verschiedener Banken steht. Der Schweizer Finanz- heute herausfordern. Kriterien untersucht. Für jedes Kri- platz ist im Umbruch. Das hat auch Aus- terium werden sowohl die gesamtwirt- wirkungen auf die Bankenstandorte in Erhöhter gesamtwirtschaftlicher Nutzen schaftliche Wirkung wie auch die Aus- der Schweiz, insbesondere auf Zürich, metrobasel hat beim Unternehmen wirkungen auf die Banken beurteilt. Basel und Genf. Wird die Bankenregu- Polynomics AG eine Studie, welche die lierung massiv verschärft, besteht die Regulierungen in der Bankenbranche In sämtlichen untersuchten Staaten Gefahr, dass die Institute ihre Hauptsitze untersucht, in Auftrag gegeben. Neben erhöhen die Regulierungen beinahe oder zumindest internationale Aktivitä- unseren Partnern wurde die Studie mit- kontinuierlich den gesamtwirtschaft- ten in ein anderes Land mit liberalerer, finanziert durch die Volkswirtschaftsdi- lichen Nutzen. In der Schweiz zeigen weniger restriktiver Regulierung ver- rektion des Kanton Zürichs, der Stiftung die Veränderungen der Regulierungen schieben. Finanzplatz Basel und dem Verband der zwischen 2012 und 2020 jedoch keine Auslandsbanken. Die Studie setzt sich Wirkung mehr. Am 13. November 2012 wurde die Studie mit Regulierungen im Schweizer Ban- in der Börse in Zürich präsentiert und kensektor auseinander und vergleicht Dies kommt daher, weil sich die bis zu unter dem Titel «Werden die Banken diese mit den Regulierungen anderer diesem Zeitpunkt eingeführten Mass- wegreguliert – die Zukunft des Standor- wichtiger Finanzplätze wie denen in nahmen teils gegenseitig aufheben. tes Schweiz» die Ergebnisse auf einem Deutschland, Grossbritannien, den Ver- So wirkt beispielsweise die negative Podium mit Dr. Patrick Raaflaub, Direk- einigten Staaten und Singapur. Bewertung betreffend Liquiditätsrege- tor der Finma, diskutiert. lung der positiven Bewertung verschärf- Bei der Regulierung ist die Bundes- ter Kapitalvorschriften entgegen. Finanzmärkte erfüllen volkswirtschaft- politik gefordert, den richtigen Regu- lich wertvolle Funktionen. Der Banken- lierungsrahmen zu finden. Einerseits Zusammenfassend führen die schwei- sektor ist dabei zentral und gehört zu den geht es darum, volkswirtschaftliche zerischen Regulierungsbestrebungen am stärksten regulierten Wirtschafts- Risiken zu minimieren. Andererseits insgesamt zu einer durchschnittlichen zweigen. Staatliche Regulierungsbestre- sollten die Regulierungen die Wett- gesamtwirtschaftlichen Bewertung, bungen werden oftmals während und bewerbsfähigkeit der Finanzbran- weshalb die Schweiz 2020 hinter den USA im Nachgang zu grösseren Krisen breit che nicht übermässig einschränken. sowie Singapur auf dem dritten Platz thematisiert, so auch während der Zu drei Zeitpunkten – 2008, 2012 und rangiert. Ausgehend von den Studie- nergebnissen wurden anhand ver- schiedener Szenarien drei wichtige Ansatzpunkte identifiziert, wie die © ruweba Schweizer Bankenregulierung relativ zu den anderen Ländern deutlich ver- bessert werden könnte: die Einlage- sicherung, die Liquiditätsregulierung sowie die Kapitalvorschriften. Wenn die Schweiz in diesen drei Punkten die von der Studie empfohlenen Anpassungen vornähme, würde sie gemäss Studien- verfasser beim gesamtwirtschaftlichen Nutzen den ersten Rang einnehmen, und die nicht systemrelevanten Banken Filippo Leutenegger forderte die Podiumsteilnehmenden mit interessanten Fragen heraus. würden deutlich entlastet. 8
Banken, Risiken und Eigenverantwortung Regulierung ist eine Art staatlicher Kundenschutz, den es braucht. Insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird von staatlicher Seite versucht, diese auszubauen, um Risiken zu verringern. Welche Regelungen einen relevanten Kundennutzen bringen, liegt an deren sinnvoller Ausgestaltung. Regula Ruetz, Direktorin metrobasel im Interview mit Dr. Georg Hess, Head Public Affairs der Bank Julius Bär & Co. LTD. Als ehemaliger Finanzminister des betroffen ist. Die Partikularinteressen schaltet werden könnte. In der Schweiz Kantons Schwyz haben Sie die führen zu ausufernden Forderungen an sind wir zurzeit daran, solche Möglich- Seiten gewechselt, zur Bank Julius Bär. den Staat. Gleichzeitig aber spezialisiert keiten zu schaffen. Beispiele sind die In- Warum? man sich aufs Steuersparen und verlangt solvenzverordnung, die Eigenmittelver- Ich war als Regierungsrat während acht lauthals, dass die Steuern runter müssen. ordnung oder die Umsetzung der «Too Jahren für das Finanzdepartement zu- Dabei vergisst man allzu schnell, dass big to fail» - Vorgaben. ständig, insgesamt ein Jahrzehnt in der Schulden der öffentlichen Hand nichts Kantonsregierung des Kantons Schwyz anderes als nicht bezahlte Steuern sind. Es ist aber wesentlich einfacher, ein tätig. Aus meiner Sicht sind zwölf Jahre Und dafür braucht es natürlich einen Trennbankensystem oder gesetzliche in einem Exekutivamt genug. Die Beru- Schuldigen. Sollbruchstellen bei einer Bank zu for- fung der Bank Julius Bär kam zwar et- dern, als das dann auch umzusetzen was früh, aber die Aufgabe reizte mich. Diese Rolle wird seit 2007, als die Schul- und politisch dafür die Verantwortung Als Vermittler zwischen drei Kulturen – denkrise in den USA akut wurde und zu übernehmen. Denn jede Auflage be- Bankenwelt, Politik und Gesellschaft – ist das Finanzsystem beinahe zusam- deutet eine zusätzliche Regulierung und mein breites politisches und gesellschaft- menbrach, den Banken zugeteilt. Das damit verbunden eine Verringerung der liches Netzwerk von grossem Nutzen. ist darum auch salonfähig geworden, Wettbewerbsfähigkeit, wenn sie nicht für weil von den über 300‘000 Beschäf- alle Marktteilnehmer der Konkurrenzfi- Zurzeit ist der Bankensektor in tigten in der Schweiz wenige Dutzend nanzplätze zeitgleich eingeführt wird. starken Turbulenzen. Was führte in den Augen der Gesellschaft zu hohe aus Ihrer Sicht dazu? Bonuszahlungen erhalten. Welchen gesamtwirtschaftlichen Aus meiner Sicht sind vorwiegend drei Nutzen haben Regulierungen? Gründe dafür verantwortlich, sie drehen Seit der globalen Finanzkrise 2008 Mit der Vorlage «Too big to fail» hat man sich alle um Verschuldung. Zum Ersten: sinkt die Attraktivität des Finanzplatzes die Eigenmittelvorschriften, die Liquidi- Die Tugend, dass man sich nur leistet, Schweiz kontinuierlich. Es gibt immer tätsvorschriften und Kapitalvorschriften was man auch bezahlen kann, wurde weniger Bankenmitarbeitende. Wird für systemrelevante Banken verschärft. durchbrochen. Durch Verschuldung kann es noch zu einer weiteren Schrumpf- Der erwartete Nutzen wäre, dass auch in man sich mehr leisten, als man langfristig ung des Bankensektors kommen? Krisenfällen der Staat keine Bankenin- bezahlen kann. Das führte dazu, dass Das kommt stark auf die Entwicklung stitute mehr mit Steuergeldern stützen die westliche Welt seit Jahrzehnten über bei den beiden Grossbanken an. Zudem muss und so die Volkswirtschaft nicht ihre Verhältnisse lebt. hoffe ich, dass die Verunsicherungen zu Schaden kommt. auf dem Werkplatz Schweiz durch die Zum Zweiten: Der wachsende Sozial- anstehenden Initiativen wie Abzocker- Wie schätzen Sie die Zukunft des staat hat Leistungen entwickelt und Initiative von Thomas Minder, 1:12 Ini- Bankenplatzes Schweiz ein? bereitgestellt, deren Finanzierung auf tiative der SP oder Kündigen der Perso- Wenn das Stimmvolk auch weiterhin falschen Annahmen basiert. Die Rendi- nenfreizügigkeit der SVP baldmöglichst zum Werkplatz Schweiz steht und Ei- teerwartung der Kapitalmärkte wurde zur Abstimmung kommen und keine genverantwortung und Respekt Grund- zu hoch festgelegt und die demografi- Mehrheit finden. Ansonsten wird es zu werte unserer Gesellschaft bleiben, sche Entwicklung wurde nicht ehrlich einer weiteren Schrumpfung kommen. glaube ich auch für die Zukunft an abgebildet. Das führt zu einer mittel- einen starken Finanzplatz Schweiz. bis langfristig starken Überschuldung Sollten Risiken und Haftung nicht ver- Seine Stärke basiert auf Schweizer der öffentlichen Hand. Und drittens hat mehrt auch bei den Banken in Abhän- Tugenden wie Tradition und Know-how, sich die Mentalität der Menschen in den gigkeit gebracht werden, im Sinne von: Servicequalität, hohem Ausbildungs- entwickelten Staaten grundlegend ge- Wer ein Risiko eingeht, haftet auch? stand und Internationalität – dies lässt ändert. Die Eigenverantwortung wird Diese Meinung teile ich. Das würde be- sich nicht so leicht von einem anderen dann gefordert, wenn man nicht selber deuten, dass die Staatshaftung ausge- Finanzplatz schlagen. 9
Auswirkungen von Pharmaregulierungen Am 18. Oktober 2012 hat metrobasel die Studie «Pharmaregulierung im internationalen Vergleich» im SCALA Basel vorgestellt. Die Standortwahl der Pharmaindustrie wird nicht zufällig getroffen; insbesondere Arbeitsmarktregulierungen und das Steuersystem haben einen nachweisbaren Einfluss darauf. Text: Regula Ruetz, Direktorin metrobasel Die Life-Sciences-Wirtschaft steuert zum zweiten Mal nach 2008 Polyno- Dabei vertrat Regierungsrat Chris- gemeinsam mit der chemischen Indus- mics beauftragt, einen internationalen toph Brutschin die Sicht der Politik des trie etwa einen Drittel zu den Schwei- Quervergleich von sektorspezifischen Standortkantons Basel-Stadt. Die Phar- zer Exporten bei und beschäftigt in der Regulierungssystemen für zwei Schlüs- maindustrie sei während der Finanz- Schweiz mit allen vor- und nachgelager- selbranchen und Wachstumsträger der und Wirtschaftskrise die resistenteste ten Betrieben rund 144’000 Personen. Schweiz durchzuführen, nämlich für die Branche gewesen. Sie generiere insge- Die stärkste Teilbranche ist die Phar- Pharmaindustrie und den Bankensektor. samt rund 144’000 Arbeitsplätze in der maindustrie. Diese ist traditionell in der Schweiz und trage in erheblichem Mas- Nordwestschweiz stark verankert. Es Schweiz schneidet schlecht ab se zu Steuereinnahmen für die Stand- liegt deshalb in unserem Interesse, dieser Die metrobasel Studie vergleicht bei- ortkantone bei. Stelle man die Kosten, Branche vorteilhafte Rahmenbedingun- spielsweise die Preisregulierungen von welche für Arzneimittel von Schweize- gen anzubieten oder sie zu verbessern, Arzneimitteln, Zulassungsverfahren für rischen Pharmaunternehmen ausgege- wo wir international nicht im vorders- Medikamente, Forschungsregulierungen ben würden, in Relation zum generierten ten Feld rangieren. Denn vom Florieren und den Schutz des geistigen Eigentums Nutzen der Branche für die Schweizeri- der Life Science-Branche sind viele gut (Patentrecht) mit Regulierungen von sche Volkswirtschaft, so überwiege die- bezahlte Arbeitsplätze abhängig, Auf- Deutschland, dem Vereinigten König- ser um ein Vielfaches die Kosten. träge an Zulieferer in der Region sowie reich, den USA sowie Singapur. Dabei Steuereinnahmen, welche es den Ge- handelt es sich um Länder, die alle eine Aus Sicht der Pharmaindustrie äusserte bietskörperschaften erlauben, ihren eigene Pharmaindustrie aufweisen und sich Pascal Brenneisen, Leiter Novartis Verpflichtungen nachzukommen. somit in der Standortfrage grundsätzlich Schweiz AG, zur Auswirkung von Re- miteinander konkurrieren. Aus der Stu- gulierungen auf die Branche (siehe In- Insbesondere die Arbeitsmarktregulie- die geht leider hervor, dass die Schweiz terview). Aus Sicht vom Bundesamt für rungen und das Steuersystem haben im Vergleich mit den Konkurrenz-Stand- Gesundheit äusserte sich Vizedirektor einen nachweisbaren Einfluss auf die orten schlecht abschneidet und ihre Andreas Faller, der einen klaren Verbes- Standortwahl von global tätigen Unter- Position gegenüber dem letzten Ver- serungsbedarf bei den Zulassungsver- nehmen. Durch deren attraktive Gestal- gleich 2008 sogar nochmals verschlech- fahren sieht, welche zu lange dauern. tung versuchen Staaten und Regionen je tert hat. Die Studienergebnisse wur- Der Preisüberwacher Stefan Meierhans länger je mehr, sich einen Standortvorteil den auf einem Podium mit Vertretern plädierte für Kosteneinsparungen und zu verschaffen. Deshalb hat metrobasel aus Politik und Wirtschaft diskutiert. -senkungen. Preisüberwacher Stefan Meierhans vertrat eine andere Meinung als Christoph Brutschin und Pascal Brenneisen. 10
Innovation dient dem Patienten Die metrobasel Studie zur Pharmaregulierung hat fünf Standorte auf Forschungsfreundlichkeit hin untersucht. Das Ergebnis: Das Regulierungsumfeld in der Schweiz ist zusammen mit Deutschland am wenigsten forschungsfreundlich; die USA und Singapur sind an der Spitze, während Grossbritannien eine Mittelstellung einnimmt. Aus Sicht von Pascal Brenneisen muss der Forschungsstandort Schweiz revitalisiert werden. Regula Ruetz, Direktorin metrobasel im Interview mit Herrn Pascal Brenneisen, Leiter Novartis Schweiz AG Herr Brenneisen, wie schlimm steht es Wahrung, bzw. dem Ausbau der For- ranstrengungen im Gesundheitswesen um den Forschungsstandort Schweiz? schungs-freundlichkeit Priorität gege- zu leisten. Aber wir haben bereits in den Ich möchte hier nicht zuallererst von ben. Das können wir nur bedauern und letzten Jahren für mehrere – auch aus- den Schwächen sprechen. Immerhin darauf hinweisen, welche langfristigen serordentliche – Preissenkungsrunden wurden in der Studie fünf der weltweit Folgen dies haben kann. Hand geboten. So haben die Preisan- führenden Forschungsstandorte ver- passungen seit 2005 kumuliert zu Ein- glichen. Novartis investiert mit gutem Welche Folgen meinen sie konkret? sparungen von über 1.5 Mia. CHF ge- Grund in Forschung und Entwicklung in Einerseits muss sich die Schweiz dem führt. Seit 1. November bis Ende 2014 hat der Schweiz, im Jahr 2011 waren es statt- weltweiten Standortwettbewerb stellen. das Bundesamt für Gesundheit weitere liche 3.3 Milliarden CHF. Der Standort Betrachtet man die neuesten Zahlen Preissenkungen um 20 % angeordnet hat viel zu bieten, wenn es z.B. um qua- des BfS, so wird deutlich, dass die Phar- und zwar nur wegen dem überbewer- lifizierte Arbeitskräfte oder den Schutz maindustrie nicht nur 38‘989 Personen teten Schweizer Franken. Wenn dies so des geistigen Eigentums geht. Es ist aber direkt beschäftigt, sondern über Zulie- umgesetzt wird, wird der Pharmastand- trotzdem schade, dass die Schweiz den ferer weitere 105‘270 Stellen von der ort relativ zur Konkurrenz weiter abfallen. letzten Platz unter den untersuchten Industrie abhängen. Es wäre nicht wün- Ländern einnimmt: Schliesslich stehen schenswert, wenn es hier zu Verschie- Mit einem Kostenanteil der Medika- wir gerade mit diesen Top-Standorten im bungen ins Ausland käme. Andererseits mente am Gesundheitswesen von mitt- Wettbewerb. Es bleibt auch eine schlech- ist klar, dass starke Preisregulierungen lerweile unter 10 % wird es auch nie ge- te Nachricht, dass in der Schweiz die For- und lange Zulassungszeiten dazu führen lingen, das Gesundheitswesen nur auf schungsfreundlichkeit abgenommen hat können, dass innovative Medikamente dem Buckel der Medikamentenpreise und auch sonst in keinem der untersuch- zuerst in anderen Ländern auf den Markt zu sanieren. Dazu müssen auch die ten Länder zwischen 2008 und 2011 eine kommen, wie dies die Studie z.B. für die grossen Kostenblöcke, die ambulanten Verbesserung eingetreten ist. USA aufgezeigt hat. Dies könnte zu einer Kosten mit 33 % und die stationären Verschlechterung der Versorgung für die Kosten mit 45 % der Gesundheitskosten, Worauf führen Sie die Schweizer Patienten führen, von der Ge- angepackt werden. Verschlechterung zurück? fahr für die zukünftige Forschung und Der Zeitraum seit 2007 wurde durch die der Verfügbarkeit von innovativen Medi- weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise kamenten ganz zu schweigen. geprägt. Diese rückte die Staatshaushal- te in das Zentrum des Bewusstseins und Sie stellen es so dar, als ob die damit auch die Ausgaben für Gesund- Schweiz der Gegenwart vor der heit, die einen wichtigen Anteil an den Zukunft den Vorzug gibt. Die Position Staatsausgaben haben. So kam es nach des Preisüberwachers ist da jedoch den neuesten Zahlen der OECD 2010 zu eine andere. Hier gibt es wenig einer Trendwende: Während 2000-2009 Verständnis dafür, dass die Preise für die Gesundheitskosten im europäischen Medikamente nicht auf der Verände- Durchschnitt gestiegen sind, fielen sie rung des Wechselkurses des Frankens 2010. Die Schweiz, die bisher nicht so basieren sollten. Was meinen Sie stark von der Krise betroffen war, ver- zu solchen Aussagen? zeichnete 2010 zwar mit 1.4 % steigende Nun, es ist effektiv so, dass jede Preisre- Gesundheitskosten, die Medikamen- gulierung abwägen muss zwischen güns- tenkosten pro Kopf fielen jedoch um 3.1 tiger Versorgung der Gegenwart und ge- %. Offenbar hat die Schweiz dem poli- nügend Anreizen für die Zukunft. Es ist tischen Ziel einer kurzfristigen Reduk- auch nicht so, dass die Industrie nicht Pascal Brenneisen tion der Gesundheitsausgaben vor der bereit wäre, ihren Beitrag zu den Spa- Leiter Novartis Schweiz AG 11
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Eine Gesundheitsversorgungsregion im Metropolitanraum Basel Der Metropolitanraum Basel bietet ein grosses Potential für eine intensivere Zusammenarbeit im Bereich der Gesundheitsversorgung. Text: Dr. Carlo Conti, Regierungsrat des Kanton Basel-Stadt Die grenzüberschreitende Zusammenar- Möglichkeiten. Das Universitätsspital beit, vor allem mit Deutschland, hat im Basel mit seiner hochspezialisierten stationären Bereich seit den 80er Jahren Medizin erbringt im stationären Be- Tradition. Es existieren auch bereits zahl- reich rund 45 % seiner Leistungen für reiche Kooperationen im ambulanten Patientinnen und Patienten aus anderen Bereich auf ärztlicher Ebene wie auch Kantonen wie auch für Patientinnen bei den Rettungsdiensten. Am 4. Okto- und Patienten aus dem Ausland. Mit sei- ber 2012 fand der Spatenstich für das nem Leistungsangebot ist das Univer- Onkologische Zentrum inklusive Strah- sitätsspital Basel der Maximalversorger lentherapie in Lörrach statt, welches eine für die ganze Region. Alle Einwohnerin- Zusammenarbeit zwischen dem Uni- nen und Einwohner der Metropolitanre- versitätsspital Basel mit den deutschen gion Basel sollten vom Leistungsangebot Partnern «Onkologie Dreiländereck» und dieses medizinischen Zentrums profitie- dem Kreiskrankenhaus Lörrach vorsieht. ren können. Gesundheitsversorgung über die Grenze hinaus. Um die Auswirkungen einer möglichen Das gemeinsame Interesse zur Stärkung Im Jahr 2010 haben sich die nordwest- Ausweitung der grenzüberschreitenden der Region soll weiterhin dazu beitra- schweizer Kantone Aargau, Basel-Land- Zusammenarbeit im Gesundheitswesen gen, dass die neuen Chancen und Mög- schaft, Solothurn und Basel-Stadt im zwischen der Schweiz und Deutschland lichkeiten in der Gesundheitsversorgung Hinblick auf die gemeinsame Spitalpla- zu prüfen, wurde bereits im Jahr 2007 genutzt und die Grenzen abgebaut wer- nung 2012 zusammengeschlossen. Der ein bis 2014 befristetes binationales den können. gemeinsam erstellte Versorgungsbericht Pilotprojekt lanciert. diente als Grundlage für die weitere Zu- sammenarbeit und für die Festlegung Träger des binationalen Pilotprojektes von Versorgungskriterien. Diese Zu- sind die Kantone Basel-Stadt und Basel- sammenarbeit soll weiter gestärkt wer- Landschaft, der Landkreis Lörrach, das den, ein Nachfolgeprojekt ist bereits in Sozialministerium Baden-Württemberg Arbeit. Die Regierungen des Kantons sowie das Bundesministerium für Ge- Basel-Stadt und Basel-Landschaft haben sundheit in Berlin. bereits beschlossen, dass die Einwohner- innen und Einwohner beider Kantone Am Pilotprojekt können schweizerische spätestens ab 2014 in den Genuss einer und deutsche Krankenversicherer so- kompletten Freizügigkeit in den beiden wie Kliniken des Kantons Basel-Stadt, Kantonen kommen sollen. Das heisst des Kantons Basel-Landschaft und des für die Einwohnerinnen und Einwoh- Landkreises Lörrach teilnehmen. Eine ner, dass sie sich in sämtlichen Spitälern wissenschaftliche Auswertung des Pilot- in Basel-Stadt und Basel-Landschaft, projekts soll prüfen, ob eine unbefristete welche sich auf der Spitalliste befinden, Erweiterung der grenzüberschreitenden ohne zusätzliche Kostenfolgen behan- Kooperation in der Gesundheitsversor- deln lassen können. Es ist weiter die Ab- gung sinnvoll ist. Die nun im Jahr 2011 sicht, diese Freizügigkeit auf den ganzen verabschiedeten Richtlinien des euro- Gesundheitsversorgungsraum Nord- päischen Parlamentes und Rates über westschweiz auszudehnen. Ist eine sol- die Ausübung der Patientenrechte in der che Gesundheitsregion auch für den tri- grenzüberschreitenden Gesundheitsver- Trinationale Grenzgängerströme nationalen Metropolitanraum denkbar? sorgung bieten nun diesbezüglich neue innerhalb der Oberrheins 13
Wir sind für Sie da – 365 Tage der offenen Tür Von der Diagnose bis zur Behandlung mit Kompetenz durch Forschung. Das Universitätsspital Basel – Ihr überregionales Gesundheitszentrum. Spitalstrasse 21 | Petersgraben 4 CH-4031 Basel Telefon +41 61 265 25 25 | info@uhbs.ch www.unispital-basel.ch 1912 erfuhr die Welt von der Existenz von Vitaminen. Diesen Namen gab der Wissenschaftler Casimir Funk bioaktiven Substanzen, welche unverzichtbar für die Gesundheit von Mensch und Tier sind. Als 100 Jahre Vitamine für Marktführer ist DSM Teil dieser Entwicklung. Mit mehr als 3’000 Mitarbeitenden im Dreiländereck setzen wir uns für Ihr mehr Lebensqualität Wohlergehen sowie jenes künftiger Generationen ein. www.100yearsofvitamins.com www.dsm.com/human-nutrition
Universitätsspital Basel: Zukunfts- weisende Expansion ins Ausland Das Universitätsspital Basel tritt erstmals im Ausland als Bauherrschaft auf und errichtet zusammen mit deutschen Ärzten in Lörrach ein onkologisches Zentrum. Text: Andreas Bitterlin, Leiter Marketing und Kommunikation, Universitätsspital Basel kurze Wege zwischen den ambulanten Therapien des Universitätsspitals Ba- sel und den stationären Angeboten des Kreiskrankenhauses Lörrach sowie eine enge fachliche Kooperation auf dem sel- ben Areal. Landrätin Marion Dammann bezeichnete das Vorhaben anlässlich des Spatenstichs am 4.10.2012 als «in mehrfacher Hinsicht einzigartig und zukunftsweisend». Das geplante Ge- bäude, welches 2014 auf dem Areal des Kreiskrankenhauses Lörrach in Betrieb genommen wird, besteht aus einer Tief- So ist das onkologische Zentrum in Lörrach geplant. garage und drei Stockwerken à je 900 m2. Zwei davon wird das Universitätsspital Übergeordnete Motivation für das grenz- Geschäftsmodell für die Verfolgung die- Basel primär mit der Disziplin Radio- überschreitende Engagement des Uni- ser Strategie ein bauliches Engagement onkologie bzw. Strahlentherapie betrei- versitätsspitals Basel ist die Strategie, das im nahen Ausland. Mit der Bewilligung ben, eines die private Praxis «Onkologie inländische, auf Grund der Landesgren- des Betriebs erhält das Universitätsspital Dreiländereck». Als weitere medizinische ze eng begrenzte Einzugsgebiet in der Basel gleichsam einen Versorgungsauf- Disziplinen werden vom Universitätsspi- Schweiz auszudehnen. Insbesondere in trag jenseits der Grenze. tal Basel im neuen Zentrum in Lörrach der hochspezialisierten Medizin sowie die Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie in der Forschung und in der Aus- und Einzigartig und zukunftsweisend und die Neurochirurgie etabliert. Die Weiterbildung ist die Behandlung einer Die lokale Versorgungslücke im Land- Bauherrschaft hat das Universitäts- Mindestanzahl von Patientinnen und kreis Lörrach in der Strahlentherapie spital Basel inne, welches sieben Mio. Patienten unabdingbar, um hohe Quali- wird nun geschlossen. Die beiden Kli- Euro in die Baukosten von insgesamt tätsstandards gewährleisten zu können. niken aus Deutschland und aus der elf Mio. Euro investiert. Die Expertise muss in einer Universitäts- Schweiz bieten den Patientinnen und www.mvz-loerrach.de klinik besonders breit abgestützt sein. Patienten in einer gelebten Partnerschaft www.unispital-basel.ch Für Lörrach interessant sind das geogra- fisch nahe Angebot von spezialisierten Leistungen und eine wohnortnahe Ver- sorgung seiner Bürgerinnen und Bürger © Foto Michael Baas/Badische Zeitung auf universitärem Niveau. Eine wesentliche Komponente für die Expansion ins Ausland ist die Tatsache, dass bereits in der Vergangenheit jährlich rund 500 Patientinnen und Patienten aus dem Landkreis Lörrach in der Abteilung für Strahlentherapie am Universitätsspi- tal in Basel behandelt wurden. Ziel der Basler Klinik ist es, das deutsche Pati- Am 4. Oktober 2012 wurde der Spatenstich gefeiert. Zur Schaufel griffen Landrätin Marion Dammann, Geschäftsführer Armin Müller vom Kreiskrankenhaus Lörrach, Jan Knoblich von der Praxis «Onkologie entenvolumen langfristig zu halten und Dreiländereck», Direktor Werner Kübler vom Universitätsspital Basel, Markus de Rossi von der Investoren- allenfalls auszubauen, und sie wählte als gesellschaft (v.l.n.r). 15
Das grenzüberschreitende Gesundheitswesen aus deutscher Sicht Aus deutscher Sicht steht die Vision einer gemeinsamen Gesundheitsregion klar im Vordergrund. Es ist wichtig, Herausforderungen und Fortschritte frühzeitig zu erkennen und diese anzugehen. Text: Marion Dammann, Landkreis Lörrach men Gesundheitsregion mit grenzüber- de auch in der Spitzenmedizin ist für den schreitenden Versorgungsstrukturen. Patienten ein grosses Plus. Rehaklini- Der demografische Wandel stellt uns vor ken arbeiten durch eine höhere Patien- grosse Herausforderungen, denen wir tenzahl rentabler. Hier gibt es konkrete gerade im Gesundheitswesen gemein- Erfolge zu verzeichnen, weil das Ange- sam begegnen sollten. bot auf deutscher Seite von Schweizer Patienten schon rege genutzt wird. Das anvisierte Ziel sollte immer sein, Krankenhäuser können durch Koopera- Vereinfachungen zu erzielen, das Ange- tionspartner Leistungen anbieten, die bot für den Patienten zu erweitern, ihm sonst vielleicht nicht möglich gewesen qualitativ hochwertige Versorgung anzu- wären. Viele Ärzte behandeln bereits bieten und kurze Wege zu ermöglichen, «über die Grenze». Partnerschaftlich um eine hohe Patientenzufriedenheit zu muss über offenkundige Hürden ge- Marion Dammann, Landrätin Lörrach erreichen. Hier wäre es wünschenswert, sprochen werden. Das Preisgefälle zwi- auch unsere französischen Nachbarn schen der Schweiz und Deutschland Im Rahmen des Pilotprojekts «grenz- noch besser einzubinden. bleibt für die deutschen Patienten und überschreitende Zusammenarbeit im Leistungserbringer ein grosses Handi- Gesundheitswesen» haben der Land- Behandlungen über Grenze hinaus cap. Problematisch ist, dass gut ausge- kreis Lörrach zusammen mit den Kan- In unserer Grenzregion lassen sich bildete Personen im medizinischen und tonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft durch gemeinsame Strukturen und Zu- pflegerischen Bereich Arbeitsstellen in wegweisende neue Möglichkeiten ge- sammenarbeit viele Vorteile generieren. der Schweiz annehmen, weil auch ein schaffen, in denen Leistungen des Ge- Insbesondere können qualitativ hoch- Entgeltgefälle gegeben ist. sundheitswesens seit 2007 grenzüber- wertige Leistungen angeboten werden. schreitend genutzt werden können. Im Durch Ärztekooperationen werden die Es gilt für die Zukunft weiter, an ver- Herbst 2012 beginnt nun auch das Basel- medizinischen Möglichkeiten zuguns- tieften Kooperationen zu arbeiten und Lörracher Pflegeprojekt Gestalt anzuneh- ten der Patienten verbessert und sie das Gesundheitssystem zu optimieren; men. Dies ist ein weiterer Schritt hin zu können stationär vor Ort verbleiben. innovative Lösungen sind gefragt und unserer grossen Vision einer gemeinsa- Eine wohnortnahe Akutversorgung gera- haben Vorbildfunktion für Europa. Unzensuriert. bzbasel.ch 16
Vom Pilotprojekt zur Normalität? Der praktische Alltag der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung aus der Sicht deutscher Leistungserbringer. Text: Peter Lepkojis, Stv. Geschäftsführer Kliniken des Landkreises Lörrach GmbH Donnerstag, 09:47 Uhr in einer im Pilot- projekt beteiligten deutschen Rehabili- tationsklinik. Angemeldet ist ein Patient einer Basler orthopädischen Klinik für einen 3-wöchigen Rehabilitationsauf- enthalt. Kein Problem, Alltag in der Zu- sammenarbeit über die Grenzen hinweg. Dienstag, 11:19 Uhr, Anruf des Kreis- krankenhauses Lörrach im Universitäts- spital Basel. Nach umfassender Diagnos- tik ist ein medizinischer Befund erarbeitet worden, der die operative Zusammenar- beit in der Thoraxchirurgie erfordert. Ein gemeinsamer Operationstermin wird für Freitag vereinbart. Zuvor organisiert der Basler Arzt ein Vorgespräch mit den Chefarzt Prof. Dr. Hans-H. Osterhues bei der Visite Fachleuten vor Ort und mit dem Patien- ten am Donnerstag. Im Kreiskranken- Team. Am Ende der Untersuchung dann se nehmen die Qualitätsverbesserung der haus Lörrach wird am Mittwoch in der der beruhigende Befund – auf einen kar- Kliniken im Landkreis Lörrach wahr und Tumorkonferenz die Situation des Pati- diologischen Eingriff im Kreisklinikum entscheiden sich differenziert je nach enten vorbesprochen. Die Zusammenar- kann verzichtet werden, die medikamen- Krankheitssituation gezielt für eine Be- beit mit der Pathologie ermöglicht einen töse Behandlung war erfolgreich. Die Pa- handlung auf der deutschen oder schwei- direkten telemedizinischen Zugriff auf tientin kann problemlos von ihrem Haus- zerischen Seite der Grenze. die Pathologiebefunde des Patienten. Mit arzt in Riehen weiterbehandelt werden. am Tisch die Experten der Strahlenthe- Eine Behandlungsempfehlung nimmt Für die Zusammenarbeit in der Grenzre- rapie, die künftig in direkter Anbindung sie direkt mit. gion sieht Kreiskliniken-Geschäftsführer an das Lörracher Kreiskrankenhaus die Armin Müller die Zukunft in einer Auf- Strahlentherapie durchführen werden. Eine Normalität in der grenzüberschrei- gabenverteilung zwischen den Ein- tenden Zusammenarbeit? Noch sind es richtungen: «Leistungsfähige und mit Zeitgleich in der Kardiologie der Kreis- einzelne Patienten, die den Weg in die langjähriger Spezialisierung weiterent- klinik: Eine Patientin aus Riehen wird Akutkliniken im Landkreis Lörrach wäh- wickelte Kliniken wie im Landkreis Lör- vom Chefarzt untersucht. Als Grundver- len. Die Abstimmungsprozesse zwischen rach stellen in der Hierarchie eine wert- sicherte ist eine stationäre Versorgung den Kliniken und den Versicherern sind volle Basis für eine flächendeckende, in der Lörracher Klinik kein Problem. bereits jetzt durch entsprechende Verträ- grenzüberschreitende Versorgung dar. Die Klinik wurde ihr vom niedergelasse- ge geregelt. Das Verfahren für eine Kosten- Maximalversorger sind für spezifische nen Arzt empfohlen. Die Klinik ist in eine gutsprache für die Versorgung Schweizer Krankheitsbilder die Partner der Wahl. engmaschige Qualitätsüberwachung Patienten in den Kliniken ist unkompli- Gemeinsam bilden wir im Zusammen- eingebunden und die Ergebnisse öffent- ziert. In Notfällen ist die Behandlung von schluss mit den Rehabilitationskliniken lich zugänglich. Und da ist noch die Er- Patienten aus dem Nachbarland sowieso eine vernetzte Gesundheitsregion, die fahrung der Klinik – die Kardiologie mit schon Normalität. für potenzielle Mitarbeiterinnen und Linkherzkatheterarbeitsplatz und hoher Mitarbeiter eine interessante Option Fallzahl bei Schrittmacherimplantation Alltag auf Schweizer Seite: Patienten aus zu anderen europäischen Ballungszen- und -betreuung verfügt über grosse Er- dem südbadischen Raum haben seit jeher tren bildet und durch die kulturelle und fahrung und ein versiertes Kardiologen- die Gesamtregion im Blick. Aber auch die- landschaftliche Qualität punktet.» 17
metrobasel forum: Überregionale Gesund- heitsversorgung und Bedeutung der Messe Für das grenzüberschreitende Gesundheitswesen könnte mehr getan werden. Auch bei der Bedeutung des Messe- und Kulturstandortes Basel muss sich die Zusammenarbeit zwischen den Regionen verbessern. Das lässt sich aus den Referaten und der Podiumsdiskussion vom 8. metrobasel forum vom 21. November 2012 ziehen. Text: Markus Vogt Podiumsdiskussion: Andreas Faller, Vizedirektor BAG; Pascal Brenneisen, Leiter Novartis Schweiz AG; Dr. Esther Girsberger, Publizistin und Dozentin; Dr. Carlo Conti, Gesundheitsdirektor BS; Jacqueline Fehr, Nationalrätin; Dr. Werner Kübler, Direktor Universitätsspital Basel (von links nach rechts) metrobasel-Präsidentin Ingrid Duplain fe sein können. metrobasel werde wei- Bevölkerung der Region die bestehen- begrüsste im Theater Basel rund 170 terhin als «Think Tank» aktiv sein, aber den Kantons- und Landesgrenzen kaum Personen aus Wirtschaft und Politik künftig kein Lobbying mehr Richtung noch wahrnehme – das sei eine Rea- zum achten metrobasel forum; dieses Bundeshauptstadt Bern betreiben. Dies lität. Die Region wachse immer mehr stand erstmals unter der Ägide der neu- sei Aufgabe der Politik respektive der zu einer wirtschaftlichen, sozialen und en Direktorin Regula Ruetz, fand neu im neuen Metropolitankonferenz Basel kulturellen Einheit zusammen. Der Ge- Theaterfoyer statt und wurde moderiert (MKB). Derzeit habe metrobasel rund sundheitsbereich hinke dieser Entwick- von der Publizistin und Dozentin Esther 300 Partner aus den Bereichen Wirt- lung hinterher, man sollte diesem Punkt Girsberger aus Zürich. Die grenzüber- schaft, Politik und Zivilgesellschaft. Der jedoch vermehrt Beachtung schenken. schreitende Gesundheitsversorgung Perimeter von metrobasel umfasst die Dagegen funktioniere der «kleine Grenz- sowie der Messe- und Kulturplatz Basel Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, verkehr» im Gesundheitswesen seit bildeten dabei die beiden Schwerpunkte. das solothurnische Schwarzbubenland, Jahren recht gut. In Richtung Deutsch- Beschlossen wurde der Anlass mit einer das Fricktal, einen Teil des Juras sowie land, das wie die Schweiz eher födera- künstlerischen Darbietung von Mitglie- das Elsass und Südbaden. Hauptsponsor le Strukturen aufweist, gehe es besser dern der Oper Avenir vom Theater Basel des diesjährigen Anlasses war wiederum als in Richtung Frankreich mit seinem sowie einem Stehlunch. Novartis. zentralistischen Staatsaufbau. Auch die konsiliarärztlichen Dienste klappen, Ärz- Ingrid Duplain kam kurz auf die Neu- Grenzenloses Gesundheitswesen te des Unispitals wirken auch vor Ort in positionierung von metrobasel zu spre- Zur grenzüberschreitenden Gesund- deutschen Spitälern. Das gleiche gilt für chen und betonte, dass die Organisation heitsversorgung bemerkte der Basler die Telemedizin, bei der vom Universi- weiterhin Studien erstellen wird, die bei Gesundheitsdirektor Dr. Carlo Conti in tätsspital Basel aus deutsche Kranken- Planungsfragen eine Entscheidungshil- seinem einleitenden Votum, dass die häuser unterstützt werden. Das laufende 18
Pilotprojekt «Grenzüberschreitende Zu- Das Gesundheitswesen sei nicht nur ein sammenarbeit im Gesundheitswesen» Kostenfaktor, sondern auch ein wichti- ist zeitlich bis Ende 2014 und räumlich ger Standortfaktor. Conti wies noch da- auf Basel-Stadt, Basel-Landschaft und rauf hin, dass das Gesundheitswesen in den Landkreis Lörrach beschränkt. der Region Basel der grösste Arbeitgeber ist, noch vor der Pharma-Branche. Am Conti schwebt die Vision einer Gesund- 27./28. Juni 2013 werde das 2. Forum heitsversorgungsregion Nordwestschweiz Gesundheitswirtschaft stattfinden. Die- vor, mit Basel-Stadt, Basel-Landschaft so- ses zeige nicht die Kosten, sondern die wie Teilen der Kantone Aargau, Solothurn Nutzen stiftenden Funktionen des Ge- und Jura. Dafür brauche es eine gemein- sundheitswesens auf. same Bedarfsplanung, wie es sie für die Kantone Aargau, Solothurn, Basel-Land- Die Sicht des Bundes schaft und Basel-Stadt bereits gibt. Eine Lange standen dem grenzüberschreiten- Andreas Faller weitere Massnahme – analog der bereits den Gesundheitswesen Schranken im beschlossenen vollen Freizügigkeit ab Weg, erklärte Andreas Faller, Vizedirek- terzuführen, die nötigen gesetzlichen 2014 zwischen Basel-Stadt und Basel- tor im Bundesamt für Gesundheit (BAG). Grundlagen in der Schweiz zu schaffen, Landschaft – sähe Conti in der Freizü- Diese Mauer sei heute erst zu einem ganz den bilateralen Anschluss der Schweiz gigkeit im ganzen Versorgungsraum kleinen Teil eingerissen. Das Pilotprojekt an die europäischen Patientenrichtli- sowie in gemeinsamen Strukturen. Die Basel-Lörrach sei gut unterwegs, nur die nien anzustreben, ein Rahmenabkom- zweite Vision wäre dann die trinationale Fallzahlen seien noch zu tief. Dieses Pro- men mit Frankreich abzuschliessen, die Gesundheitsregion, also der Ausbau in jekt sei erst auf Druck aus der Nordwest- Schweiz in den europäischen Datenaus- Richtung Südbaden und Südelsass, mit schweiz möglich geworden; bis heute tausch einzubinden und die Zusammen- Freizügigkeit bei der Spitalwahl. gibt es überhaupt nur zwei solcher grenz- arbeit mit Deutschland und Österreich überschreitender Projekte: Das Pilotpro- zu intensivieren. jekt von Basel-Lörrach und ein weiteres zwischen St. Gallen und Liechtenstein. Life Science – wichtigste Branche Das Problem sei, dass nicht einfach ver- Nirgendwo auf der Welt sei die Life- schiedene Gesundheitssysteme einan- Sciences-Industrie für die regionale der «angedockt» werden können: Zuvor Wirtschaft so wichtig wie für die Re- müsse die Rechtslage geklärt werden, gion Basel, erklärte Pascal Brennei- dies vor allem hinsichtlich Freizügigkeit. sen, Leiter Novartis Schweiz. Mit 19 % Was die Schweiz betrifft, müsse das Ter- BIP-Anteil der Branche ist die Region ritorialprinzip fallen. Nicht erwünscht global führend, insgesamt setzen sich sei Patiententourismus. «Und in der EU über 900 Unternehmen in dieser Regi- müssen justiziabel definierte Grenzre- on mit Life Sciences auseinander und gionen geschaffen werden, innerhalb mit 9,5 % jährlichem Wachstum nehme Dr. Carlo Conti derer dann volle Freizügigkeit herrschen sie nachhaltig zu. Die Pharmaindustrie soll», meinte Faller. Das könne noch beschäftige in der Schweiz 38’989 Per- Dafür brauche es entsprechende Regeln eine Zeit lang dauern. sonen, und jeder dieser Arbeitsplätze für die Übernahme der Grundkosten sichere 2,7 weitere. Damit seien über durch die Krankenkassen und die Politik, Hinderlicher Kantönligeist 100’000 Beschäftigte von vor- und nach- bei uns durch die Kantone. Zentralisti- Obwohl das Krankenversicherungsgesetz gelagerten Betrieben direkt von der Phar- sche Strukturen seien eher ungeeignet, die Kantone zu regionaler Spitalplanung maindustrie abhängig. Für Forschung erklärte Conti und verwies auf England. verpflichtet, bestehe hier noch Hand- und Entwicklung habe Novartis in den In England warten Patienten lange auf lungsbedarf. Die Spitalversorgung nicht Jahren von 1997-2011 total 84 Milliarden Termine für Wahlbehandlungen, dies regional zu planen, sei gesetzeswidrig. Dollar ausgegeben. ist bei der Schweizer Bevölkerung nicht Spitalplanung solle weiter föderalistisch gewollt. Föderale Strukturen eigneten strukturiert sein, der Kantönligeist stehe sich besser, doch das Schweizer System aber einer vernünftigen Entwicklung im mit 26 Kantonen und entsprechend un- Wege. Es brauche Gesundheitsregionen, terschiedlicher Planung sei auch nicht die sich nicht an Staatszugehörigkeiten, mehr zeitgemäss und schwerfällig. Carlo sondern an räumlichen Realitäten ori- Conti sprach auch die Gesundheitswirt- entieren. Es braucht eine gemeinsame schaft an – solche Visionen sind nur mög- Planung aber auch eine gemeinsame lich mit einer gut positionierten Medizi- Verzichtplanung. Zudem seien die Pa- nischen Fakultät an der Universität Basel tientenströme sinnvoll zu steuern. Die mit einer guten klinischen Forschung am Versorgungssysteme müssten komple- Standort Basel, der Kernstadt der Region. mentär zusammenwachsen. Faller emp- Beides sei eine wichtige Standortfrage. fahl, die bisherigen Pilotprojekte wei- Pascal Brenneisen 19
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