8/2014 Die Ökonomie urbaner Wälder

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8/2014

Die Ökonomie     Rundholz im    Letzte Ruhe
urbaner Wälder   Kombiverkehr   im Friedwald
8/2014 Die Ökonomie urbaner Wälder
2   W A L D U N D H O L Z 8/14
8/2014 Die Ökonomie urbaner Wälder
I n h a lt                                                                   Editorial

    Forum                                   Aus den Regionen
 4	Zwischen Theorie und Praxis         40	Helvetia schenkt Glarus Süd
                                            10 000 Weisstannen

    AKTUELL                             42	Kompetenter Berufsnach­
                                            wuchs
 5	Neues von der «Branchen­
    lösung Forst»
                                            Weitere Rubriken
 6	325 Jahre Husqvarna
                                        44	Die Seite des WVS
10	Der Baumbiege-Simulator
                                        45	Auslese
15	Die Ökonomie urbaner Wälder                                              Urbane Wälder und Gärtchen

                                                                             Fast noch mehr als «Urban Forestry» (vgl.
                                                                             Seite 15) macht im Moment «Urban Gar-
    Holzmarkt                               Redaktion,
                                                                             dening» Furore: Manche Stadtmenschen
                                            Abonnemente
25	Die Sägeindustrie baut weiter                                            haben das Gärtnern neu entdeckt. Sie
                                                                             pflanzen in Töpfen und Balkonkistchen
    ab
                                            032 625 88 00                    Kartoffeln oder ziehen Salat und Rüebli in
                                            Fax 032 625 88 99                speziellen Gestellen, die sich sogar an
                                            Redaktion: tschannen@wvs.ch      senkrechten Wänden anbringen lassen.
    Wald und Holz                           Abonnemente: kaiser@wvs.ch       Gemeinsam mit Freunden und Nachbarn
27	«Wir müssen das Heft selber                                              wird das Gemüse gepflegt und schliess-
                                                                             lich mit grossem Tamtam geerntet, zube-
    in die Hand nehmen!»
                                            Inserate                         reitet und aufgegessen.
    Ein Porträt von Theo Kern.
                                                                             Der Sinn des Ganzen ist wohl weniger in
31	Auch Holz im Kombiverkehr               032 344 83 44                    der Selbstversorgung zu suchen, denn
                                                                             mengenmässig reicht es ja nicht weit,
    Ein neuer Anlauf für mehr Holz-         Fax 032 344 83 53
    transporte auf der Schiene.             anzeigen@gassmann.ch             und ob in der dicken Stadtluft und fast
                                                                             ohne Erde wirklich Gesundes gedeiht,
                                            Inserateschluss nächste          bleibe dahingestellt. Vielmehr geht es
                                            Ausgabe:                         den Leuten um die Freude an einem klei-
                                            20. August 2014                  nen Stück Natur mitten in der Beton-
                                                                             wüste, aber auch um die Geselligkeit
                                                                             beim Gärtnern und Speisen.
                                                                             Gerade für die Stadtkinder ist es meiner
                                                                             Meinung nach aber auch eine Chance,
                                                                             das Werden und Vergehen in der Natur
                                                                             kennenzulernen. Und lehrreich ist es alle-
                                                                             mal, nicht nur für die Kinder! Wie schrieb
                                                                             doch letzthin eine begeisterte Balkon-
35	Der Eichenprozessionsspinner                                             gärtnerin in einer einschlägigen Zeit-
    Der Schädling aus dem Süden ist                                          schrift: «Ich habs fast nicht fassen kön-
    nicht nur für Frassschäden am                                            nen, dass da etwas aus der Erde kommt,
    Laubwerk von Eichen verantwort-
                                                                             einfach so, und ganz von selber zu wach-
    lich, sondern stellt auch für den
                                                                             sen beginnt!»
    Menschen eine gesundheitliche
    Gefahr dar.                                                              Vielleicht fördert Urban Gardening ja bei
                                                                             den naturentfremdeten Stadtmenschen
38	Bestattungen im Friedwald               Titelbild
                                            Stadtwald in Genf, entlang der
                                                                             sogar das Verständnis für die Land- und
                                                                             Forstwirtschaft? Denn «einfach so» wird
    Seit bald zehn Jahren bietet die
                                            Rhône.                           die Natur wohl auch in der Stadt nicht
    Burgergemeinde Biel zusammen
                                            (Foto: A. Donard)                genau das wachsen lassen, was sich die
    mit der FriedWald GmbH Baum-
    bestattungen im Wald an.                                                 Menschen wünschen ...

                                                                             Mit freundlichen Grüssen

                                                                             Walter Tschannen

                                                                                            W A L D U N D H O L Z 8/14   3
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Forum

Forstlicher Gedankenaustausch

Zwischen Theorie und Praxis
Auf Einladung des Verbandes Schweizer Forstpersonal (VSF) trafen sich Anfang 2014 die Vorstandsmitglieder mit
Prof. Dr. Bernhard Pauli, Forstökonom und Dozent für forstliche Betriebslehre an der Hochschule für Agrar-, Forst-
und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen (HAFL), zu einem forstlichen Gedankenaustausch. Der Gesprächsinhalt
wird hier auszugsweise wiedergegeben.

In der «Berner Zeitung» war am                  geht oft vergessen, dass dort die tieferen   gen mehr praxiserprobte Kandidatinnen
1.10. 2013 der Fachbeitrag «Viel Lärm,          Holzerntekosten zu einem ruinösen Preis­     und Kandidaten begrüssen zu können,
aber zu wenig Ertrag» von Peter Steiger         kampf unter den Anbietern und in der         welche mit einer abgeschlossenen Forst-
erschienen. Darin nahm Bernhard Pauli,          Folge zu einer desolaten Ertragslage         wartausbildung bereits einen gut ausge-
als Fachexperte und Forstökonom, Stel­          der deutschen Forstunternehmerbranche        statteten Startrucksack mit sich bringen.
lung zur allgemeinen Lage der Schweizer         führen. Diese unschöne, wenig nachah­        Dazu braucht es aber kooperative Wald-
Forstwirtschaft; unter anderem würden           menswerte Entwicklung ist mittlerweile       eigentümer und bereitwillige Betriebslei-
Strukturschwächen, die problematische           auch der hiesigen Fachwelt bekannt.          ter, die Vorstudienpraktikaplätze für Stu-
strategische Ausrichtung der Forstbe­              Der VSF strebt eher langfristige, men­    dierende zur Verfügung stellen.» Wie
triebe sowie Managementfehler jährlich          schenverträglichere Lösungen an. In vie­     weit Bernhard Pauli mit seinen pointier­
zu Millionenverlusten bei den Waldbesit­        len Schweizer Forstbetrieben wird mit        ten Äusserungen über die Schweizer
zern führen. Die hiesigen Forstbetriebe         naturnaher Waldbewirtschaftung auf           Forstwirtschaft (s.o.) nicht das Gegenteil
wären zu klein und würden daher un­             hohem Qualitätsniveau nachhaltig er­         bewirkt und die dem Waldberuf zuge­
rentabel arbeiten. Vergleiche mit Süd­          folgreich gearbeitet. Kleinstrukturiertes    wandten, jungen Leute mit Negativ­
deutschland und Österreich zeigten, dass        Eigentum, markt- und volkswirtschaftli­      schlagzeilen eher abspenstig macht, sei
Waldbewirtschaftung gewinnbringend              che Einschränkungen sowie gesetzliche        dahingestellt.
sein könnte.                                    Vorgaben beeinflussen das Denken der            Item, Nachwuchsförderung ist ein zen­
   Der Artikel löste kontroverse Reaktio­       Waldeigentümer und prägen das Han­           trales Branchenanliegen. Es gilt, das An­
nen aus und führte in der Fachwelt ein­         deln der Branchenakteure stark. Es ist       gebot an Lehrstellen in gut aufgestellten
mal mehr zu Verärgerungen. Als Bran­            eine der Kernaufgaben des VSF, die forst­    und effizient arbeitenden Forstbetrieben
chenverband ist es dem VSF ein Anliegen,        betrieblichen Rahmenbedingungen der­         und -unternehmungen auszubauen und
diese Ansichten zu diskutieren und die          art mitzugestalten, dass nicht nur endlos    den hohen Qualitätsstandard der Grund­
geschilderten Sachverhalte zu klären.           um- und ausgelagert, wegrationalisiert       bildung aufrechtzuerhalten. Hierfür sind
   Bernhard Pauli beteuerte auf Anfrage,        und mechanisiert wird, sondern dass          die zuständigen Betriebsleiter und Forst­
den Artikel nicht geschrieben zu haben          dem Personal vertretbare Arbeits- und        unternehmer zu motivieren und die ver­
und dass dieser seine Meinung nur teil­         Lohnbedingungen sowie zukunftswei­           antwortlichen Waldeigentümer zu sensi­
weise wiedergebe. Dennoch erachte er            sende Perspektiven bleiben, insbeson­        bilisieren. Es gilt ausserdem, junge und
es als seine Aufgabe, branchenspezifi­          dere auch in strukturschwachen Randre­       fähige Lernende aktiv zu fördern und
sche Entwicklungen in der Schweiz zu            gionen.                                      ihnen das Tor zu weiterführenden Zusatz­
verfolgen, bestehende Defizite zu orten                                                      ausbildungen an den Fachhochschulen
und auf mögliche Problemlösungen hin­           Kommunizieren und Nachwuchs                  zu öffnen. Denkbar und einfach wäre es,
zuweisen. Zur Rentabilität der Forstbe­         fördern                                      mit diesem Anliegen über die bestehen­
triebe meint er: «Die Forstbetriebe sind        Nebst den vielen kontroversen Ansichten      den Informationskanäle an die VSF-Mit­
nicht Sozialstationen der Gemeinden.            und im Grundsatz verschiedener Stand­        glieder zu gelangen.
Auch die Forstbranche hat sich dem              punkte lässt sich aus dem forstlichen Ge­       Zum Schluss sei erwähnt, dass alle am
Druck der freien Marktwirtschaft zu stel-       dankenaustausch erfreulicherweise auch       forstlichen Gedankenaustausch beteilig­
len. Es gilt das Prinzip der effizienten Res-   Positives herausschälen. So ist bei Bern­    ten Forstfachleute mit ihren verschiede­
sourcenallokation, wobei die optimale           hard Pauli die Einsicht gewachsen, dass      nen Rollen und Funktionen an zukunfts­
Produktionsfaktorenmischung zwischen            die holzproduzierende Forstbranche, die      fähigen Lösungen zur Verbesserung der
Mensch und Maschine zu finden ist. Dies         stark dem Fokus der Bevölkerung ausge­       Ertragslage der Forstbetriebe und ihrer
bei gegebenem Erlös, welcher europa-            setzt ist, mit guter Aussenkommunika­        Auftraggeber arbeiten. Mag sein, dass
weit durch den Holzpreis ja fixiert ist.»       tion und professionellem Medienumgang        der Weg zum Ziel unterschiedlich beur­
   Die schwierige Situation der Forstwirt­      mehr öffentliches Wohlwollen und Ak­         teilt wird. Dabei sollten sich aber Theorie
schaft in der Schweiz ist ebenso bekannt        zeptanz gewinnen kann.                       und Praxis gegenseitig nicht ausschlies­
wie die hierzulande deutlich tieferen              Im Weiteren wird in der Nachwuchsre­      sen, sondern soweit möglich ergänzen.
Rundholzpreise. Auf der Basis von inter­        krutierung ein ernst zu nehmendes und        Immerhin, der Entschluss, sich in Zukunft
nationalen Vergleichen postuliert Bern­         gemeinsam anzugehendes Problem er­           periodisch zu einem Gedankenaustausch
hard Pauli Erntekostenreduktion als be­         kannt. Dies gilt entlang der gesamten        treffen zu wollen, wird von allen beim
denkenloses Allerheilmittel. Dies mag           Waldberufslaufbahn, von den Forstwart­       Gespräch Anwesenden als hoffnungsvol­
fallweise helfen, greift aber oft zu wenig      lernenden bis hin zu den Ingenieuren.        len Start in eine gute Richtung gewertet.
weit und wird nicht allen Ansprüchen ge­        Dazu meint Bernhard Pauli: «Wünschens-              ASF/VSF/AFS Geschäftsstelle Luzern,
recht. Beim Vergleich mit Deutschland           wert wäre es, in unseren Studienlehrgän-                    P. Hofer (www.foresters.ch)

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8/2014 Die Ökonomie urbaner Wälder
aktuell

    Schlagzeilen                               Branchenlösung Forst rezertifiziert

■ Indonesien überholt Brasilien                Mit Vereinsmodell statt Vereinbarungen
Indonesien hat – was den jährlichen Ver­
                                               Seit in dieser Zeitschrift zum letzten Mal über die Branchenlösung Forst be-
lust an Tropenwald betrifft – Brasilien
überholt. Von 2000 bis 2012 sollen             richtet wurde, ist mehr als ein Jahr vergangen. Nach intensiven Vorarbeiten
6 Mio. ha Primärwald verschwunden              haben im März dieses Jahres die Verantwortlichen jenes Dokument unter-
sein. Früher hielt Brasilien den zweifelhaf­   zeichnet, welches die Trägerschaft berechtigt, den forstlichen Arbeitgebern
ten Rekord; in den vergangenen Jahren
                                               eine neue, rezertifizierte Branchenlösung zum Beitritt anzubieten.
ist die Entwaldungsrate dort aber um
ca. 70% zurückgegangen.
                                               Die Trägerschaft setzt sich zusammen           Das hier umrissene Konzept für die
                                               aus drei Verbänden: Forstunternehmer        «neue» Branchenlösung ist unumgäng­
■ Naturgefahren auf einen Blick
                                               Schweiz (FUS), Waldwirtschaft Schweiz       lich für die finanzielle Absicherung der
Erstmals erlaubt eine übersichtliche Kar­
                                               (WVS) und – neu dabei – dem Verband         auferlegten Verpflichtungen. Das bishe­
tendarstellung auf dem neuen Portal            Schweizer Forstpersonal (VSF). Die Ver­     rige Modell mit dem einmalig zu entrich­
www.naturgefahren.ch, die aktuelle Na­         treter dieser Verbände bilden zusammen      tenden «Ticket»-Preis ist nicht mehr
turgefahrenlage in der ganzen Schweiz          mit dem Branchenbetreuer der Suva und       praktikabel.
auf einen Blick zu erfassen. Die Naturge­      einem externen Berater das Forum Forst.        Der Vorteil der Vereinsmodells: An der
fahrenfachstellen des Bundes haben das         Hauptaufgabe dieses Gremiums ist die        ordentlichen jährlichen Generalversamm­
Portal gemeinsam im Auftrag des Bun­           «Steuerung und Weiterentwicklung der        lung kann eine revidierte Vereinsrech­
desrates entwickelt und damit ein weite­       Branchenlösung Sicherheit und Gesund­       nung eingesehen und diskutiert, das
res Element zur Verbesserung der War­          heitsschutz der Schweizerischen Forst­      Budget beraten und beschlossen und die
nung bei Naturgefahren realisiert.             wirtschaft». Das die offizielle Bezeich­    Beitragshöhe reguliert werden. Die finan­
                                               nung für die Branchenlösung Forst, wie      zielle Transparenz ist gegeben.
                                               sie landläufig genannt wird.                   Die genauen Modalitäten des Vereins­
■ Mindestlohn in Deutschland                      Zwischenzeitlich hat das Forum Forst     beitritts werden den Betrieben in einem
Für die rund 750 000 Beschäftigten in der      das weitere Vorgehen skizziert. Für die     Informationsschreiben im Laufe des
deutschen Land- und Forstwirtschaft            forstlichen Arbeitgeber und die verant­     Herbstes mitgeteilt.
sowie im Gartenbau gibt es erstmals            wortlichen Betriebsleiter zeichnen sich                             Stephan Isler, WVS
einen tariflichen Mindestlohn. Dieser be­      nun Änderungen und Anpassungen ab:
trägt zurzeit 7,2 bis 7,4 EUR und soll bis
November 2017 auf 9,1 EUR pro Stunde           –– Das Weiterbildungsangebot für Sicher­
ansteigen.                                        heitsbeauftragte wird verbessert.
                                               –– Das Handbuch erfährt eine Überarbei­
                                                  tung. Es soll einfacher und informati­
■ Alle Anbieter von Schweizer Holz
                                                  ver gestaltet werden.
Die rund 220 Firmen, die zur Führung des
                                               –– Jährliche Schwerpunktak­
Labels «Schweizer Holz» berechtigt sind,          tionen werden transparen­
findet man neu auf einer interaktiven             ter bekannt gemacht.
Schweizer Karte bei Lignum im Web              –– Die heutigen Vereinbarun­
(www.lignum.ch/tools/). Jede Firma ist            gen zwischen Trägerschaft
darauf mit Adresse und Web-Link lokali­           und Forstbetrieb treten
siert.                                            ausser Kraft. Die auferleg­
                                                  ten Bedingungen gestat­
■ Wie vor 30 Jahren                               ten eine Weiterführung
Seit 30 Jahren werden die Waldschäden
                                                  des bisherigen Verhältnis­
                                                  ses nicht mehr.
in Deutschland anhand eines systemati­
                                               –– Neu wird den Interessenten
schen Stichprobennetzes ermittelt. Bei            ein Vereinsbeitritt angebo­
der Betrachtung der jährlichen Zahlen­            ten. Dieser entspricht dem
reihen ergibt sich zum 30. Jahrestag der          Beitritt zur Branchenlösung
Berichterstattung nach Angaben der                Forst. Die Mitgliedschaft
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbe­             muss periodisch erneuert
sitzerverbände ein ernüchternder Befund:          werden und wird mit der
Der Waldzustand hat sich nicht verbes­            Bezahlung des Beitrags ak­
sert. Heute wie damals weisen 23% der             tiviert. Sie berechtigt zum
Bäume deutliche Kronenverlichtungen               Zugriff auf regelmässig ak­
auf. Als gesund gelten aktuell lediglich
                                                  tualisierte Daten, die ins
                                                  Netz gestellt werden, sowie
38% der Waldfläche, 1984 waren es im­
                                                  zum Besuch von Weiterbil­
merhin noch 49,5%.                                dungsanlässen.

                                                                                                          W A L D U N D H O L Z 8/14   5
8/2014 Die Ökonomie urbaner Wälder
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Unternehmensportrait Husqvarna

                                                                                                                                       Fotos: WALD UND HOLZ
325 Jahre
Am 27. April feierte Husqvarna sein
325-jähriges Bestehen. Das Unter-
nehmen wurde 1689 als Gewehrma-
nufaktur gegründet und hat sich
seither zum Multi-Technik-Konzern
entwickelt. Mit der Herstellung von
Motorsägen begann Husqvarna rela-
tiv spät. Dank seiner Innovationskraft
gehört das Unternehmen in dieser                Folklore neben der Gewehrmanufaktur unterhalb des Wasserfalls von Huskvarna. Der
Sparte heute zu den Marktführern.               schwedische König liess 1689 an diesem Ort die Manufaktur errichten, um die Wasser-
                                                kraft zu nutzen. Heute beherbergt die Manifaktur das Husqvarna-Museum.

Als der schwedische König wegen der                Dabei machte er sich die Kompetenzen
vielen Kriege in Europa Ende des 17. Jahr­      seines Betriebes in der Feinmechanik zu­
hunderts die Waffenproduktion erhöhen           nutze: Husqvarna begann Sämaschinen
wollte, suchte er einen geeigneten Stand­       (1872), Jagdgewehre (1877), Holzöfen
ort für eine Waffenmanufaktur. Da Waf­          (1877) und Waagen herzustellen. Später
fenmanufakturen Wasserkraft benötig­            kamen Schreibmaschinen (1895), Fahrrä­
ten, fiel die Wahl auf den südschwedischen      der (1896), Nähmaschinen, Motorräder
Ort Huskvarna (damals noch Husqvarna            (1903), Gasöfen, Mikrowellenherde und
geschrieben). 1689 wurde unterhalb des          vieles mehr hinzu.
Wasserfalls von Huskvarna die Gewehr­              Mitte des 20. Jahrhunderts gab es
schmiede installiert.                           kaum Bereiche des täglichen Lebens, für
   Hundertachtzig Jahre nach Gründung           die Husqvarna noch kein technisches Pro­
der Waffenmanufaktur in Huskvarna               dukt auf den Markt gebracht hatte – und     Gleich neben der ehemaligen Manufaktur
ging der Bedarf an Kriegsgerät zurück           in jeder Sparte bot das Unternehmen         steht das Werk von Husqvarna, in dem
und der Vertrag zwischen der Manufak­           qualitativ erstklassige Ware an. Z.B. ge­   heute noch produziert wird. Der Sitz des
tur und der schwedischen Krone lief aus.        wann bei den Motorrädern die MC 258         Unternehmens ist inzwischen nach Stock-
                                                1986 Paris–Dakar in der 250 cc-Klasse,      holm verlegt worden.
Von der Musketen-Manufaktur                     der Rallye, die der Mechanik damals am
zum Technologiekonzern                          meisten von allen Rennen abverlangte.
Die Gewehrproduktion sollte zwar noch
bis 1989 dauern, doch der inzwischen            1959 – die erste Motorsäge
private Betreiber der Manufaktur musste         Die erste Einmannmotorsäge brachte
nach dem Auslaufen des Vertrages mit            Husqvarna 1959 auf den Markt: die Hus­
dem Königshaus neue Geschäftsfelder             qvarna 90. Die Säge war vom schwedi­
erschliessen.                                   schen Designer Sixten Sason entworfen

    Unternehmen von Weltrang
    Husqvarna ist Teil der Husqvarna Group,
    des grössten Herstellers von Handmaschi­
    nen im Grünbereich. Die Gruppe ist aus­
    serdem in Europa Marktführer bei Aus­
    stattung für die Gartenbewässerung
                                                Der Querschnitt eines Musketenlaufs mit
    sowie einer der Weltmarktführer bei
                                                Kimme und Korn (links) war das erste Fir-
    Schneidegeräten und Diamantwerkzeu­
                                                menlogo von Husqvarna. «Wem dies im
    gen für den Bau. Husqvarna hat pro­
                                                16. Jahrhundert entgegenstarrte, für den
    fessionelle und private Kunden in über
                                                war das meist das Letzte, was er in sei-
    100 Ländern. Der Vertrieb der Produkte
                                                nem Leben sah», scherzt Thomas Ahlebro
    erfolgt über den Gross- und Detailhandel.
                                                vom Husqvarna-Museum. Nachdem das
    Die Gruppe selbst beschäftigt 14 000 Mit­
                                                Unternehmen lange Zeit ein anderes          Thomas Ahlebro vom Husqvarna-Museum
    arbeiter in 40 Ländern. 2013 belief sich
                                                Logo verwendet hatte, erinnert das neue     mit der Husqvarna 90, der ersten Motor-
    der Nettoumsatz auf 30 Mrd. Schwedi­
                                                Logo wieder an die Ursprünge.               säge, die Husqvarna 1959 auf den Markt
    sche Kronen (rund 4 Mrd. CHF).
                                                                                            gebracht hatte.

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8/2014 Die Ökonomie urbaner Wälder
aktuell

Wie die Musketen vor 325 Jahren stehen heute die batteriebetriebenen Freischneider und    Präsentation der neuesten Serie der
Heckenscheren in Reih und Glied. Die Batterie mit Rucksacktragegurten (rechts) passt zu   Husqvarna-Sägen mit Verbrennungsmotor.
allen Geräten.

                                                                                          stellern – das Gewicht und die Autono­
                                                                                          mie der Batterien.
                                                                                          Roboter, Sensoren und Cloud
                                                                                          1903 hatte Husqvarna den ersten Rasen­
                                                                                          mäher entwickelt und ist seither im Gar­
                                                                                          tensektor präsent. 1995 – fast 100 Jahre
                                                                                          später – brachte das Unternehmen den
Die kleineren Akkusägen bringen die glei-    Motorsägenfertigung im Werk in Huskvarna     ersten Mähroboter mit Solarbatterien auf
che Leistung wie die jeweiligen Ketten­                                                   den Markt. Die dritte Generation des Au­
sägen mit Verbrennungsmotor.                                                              tomower® hat eine integrierte GPS-ge­
                                                                                          steuerte Automatik. Sie kam 2013 auf
                                                                                          den Markt.
worden und war mit einer Auspufftech­        leiht der Säge eine besonders starke Be­        2008 lancierte Husqvarna den DXR 310,
nik ausgestattet, welche Husqvarna zuvor     schleunigung, was v.a. beim Ablängen         den ersten Roboter für Abbrucharbeiten
für Motorräder entwickelt hatte. Dank        von Stämmen nützlich ist.                    an Stellen mit Einsturzgefahr.
dieser Technik war die Säge damals die          AutoTuneTM ist ein prozessorgesteuer­        Die neueste Entwicklung von Husq­
leiseste am Markt. Später wurde sie zu       ter Vergaser, der abhängig von Luft­         varna im Bereich Grünflächenpflege ist
Schneidegeräten für den Bau weiterent­       feuchte, Höhe, Temperatur und Luftfilter­    «Husqvarna Fleet Services». Das System
wickelt.                                     durchlässigkeit die Maschinenleistung        besteht aus Sensoren, die in Freischnei­
   1969 brachte das Unternehmen die          optimiert, damit Treibstoff sparen hilft     dern, Heckenscheren, Mähmaschinen
Husqvarna 180 mit Antivibrationssystem       und Abgase reduziert. Er wurde bei der       oder Motorsägen eingebaut und über
heraus und 1972 die erste automatische       Husqvarna 560 XP® zum ersten Mal in          Cloud drahtlos mit einem zentralen Com­
Kettenbremse der Welt. 1999 führt Hus­       eine Seriensäge integriert.                  puter verbunden sind. Der Leiter einer
qvarna die TrioBrakeTM ein. Dieses System       Die neue X-torq®-Technologie hilft die    Arbeitsgruppe erhält somit in Echtzeit In­
erlaubte es dem Sägenführer, die Bremse      Leistung der Motorsäge zu steigern und       formationen über Belastungen seiner
während der Arbeit mit der rechten Hand      das Leistungs-Gewichts-Verhältnis von        Mitarbeiter sowie über die Leistung und
auszulösen, und erhöhte damit die Si­        0,57 auf 0,65 zu heben.                      den Wartungsbedarf der Geräte. Anhand
cherheit der Motorsägenarbeit.                  Seit 2012 verkauft Husqvarna auch         solcher Informationen kann er zusam­
                                             batteriebetriebene Geräte für den Grün­      men mit seinem Team die Arbeitsabläufe
Mehr Effizienz, weniger Energie              pflege- und Forstbereich, darunter auch      optimieren.
Jüngere Innovationen von Husqvarna           Freischneider und Motorsägen. Die Ent­                                               fo
sind die Verwendung der Systeme Rev­         wicklung ist bereits so weit fortgeschrit­
BoostTM und AutoTuneTM sowie die             ten, dass kleinere Motorsägen und
X-torq®-Technologie.                         Freischneider in der Leistung ihren Ver­       Infos
   Husqvarna ist der erste Motorsägen­       wandten mit Verbrennungsmotor in               www.husqvarna.com/ch/de/home
hersteller, der das RevBoostTM in seine      nichts nachstehen. Die limitierenden Fak­      www.husqvarna.de/325jahr
Geräte eingebaut hat. RevBoostTM ver­        toren sind jedoch – wie bei anderen Her­       www.husqvarnamuseum.se

                                                                                                         W A L D U N D H O L Z 8/14   7
8/2014 Die Ökonomie urbaner Wälder
aktuell

«Försterschule» der ibW in Maienfeld           Schweizer Meisterschaft im Baumklettern

Neue Leitung                                   Die Favoriten haben
Am 1. Juli hat Beat Philipp seine Arbeit als   sich durchgesetzt
neuer Fachvorsteher Wald aufgenom­
men. Er übernahm diese Aufgabe vom             An der 9. Schweizer Meisterschaft,
Schulleiter Stefan Brülhart-Caprez, wel­       die Ende Juni in Basel durchgeführt
cher bisher nebst der Gesamtleitung der
Schule Wald, Holz und Bau auch dafür           wurde, nahmen 29 Wettkämpfer und
zuständig war. Die Schaffung der neuen         vier Wettkämpferinnen teil. Es war
Vollzeitstelle des Fachvorstehers Wald
                                               ein tolles Event – auch für Kinder, da
war notwendig geworden, um den
Schulleiter von den markant zunehmen­          sie unter kundiger Führung, wachsa-
den Aufgaben in der forstlichen Ausbil­        men Augen und helfenden Händen
dung zu entlasten. Seit der Integration
                                               das eigene Geschick auf die Probe
der ehemaligen Försterschule in die ibW
vor sechs Jahren haben sich die forstli­       stellen konnten.
chen Ausbildungsleistungen der Schule
praktisch verdoppelt.                          Charakteristisch für die Schweizer Meis­
   Beat Philipp war bisher Leiter des Be­      terschaft im Baumklettern ist nicht nur
reichs Forstbetriebe beim Amt für Wald         der Wettkampfgeist, sondern auch der
und Naturgefahren. Dort hatte er sich          herzliche, kollegiale Umgang unter den
während über 20 Jahren mit forstbetrieb­       konkurrierenden Wettkampfteilnehmern
lichen Fragen und mit der Aus- und Wei­        und -teilnehmerinnen und der Spass, den       Anja Erni (Baumpflegefirma astwerk,
terbildung des Forstpersonals beschäf­         sie offensichtlich miteinander haben. Ent­    4914 Roggwil) und Florim Ajda (Fa. Arbres
tigt.                                          sprechend entspannt wirkte denn auch          & Partenaires, 1400 Yverdon-les-Bains)
                                               die Stimmung auf dem Wettkampfplatz,          sind die Schweizer Meister 2014 im Baum-
                                               trotz emsigen Treibens an den Diszipli­       klettern.
                                               nenposten und hinter den Kulissen des
                                               sichtbaren Geschehens.
Forstwartlehre                                    Die Meisterrunde wurde von vier Män­
                                               nern und drei Frauen bestritten. Bei den
                                                                                                   persönlich
Bald auch 15-Jährige                           Männern gewann Florim Ajda vor Gregor
                                               Hansch (D), Samuel Veraguth und Severin
Der Bundesrat hat das Mindestalter             Signer. Bei den Frauen schwang einmal         Raphael Häner hat am 1. Juli das Amt des
für gefährliche Arbeiten in der beruf-         mehr Anja Erni obenaus, die bereits vier­     Geschäftsführers des Waldwirtschaftsver­
                                               mal Europa- und einmal Weltmeisterin          bands beider Basel (WbB) übernommen.
lichen Grundbildung von 16 auf                 geworden ist, vor Annette Neumann (D)         Er ist Nachfolger der verstorbenen Maja
15 Jahre gesenkt, wobei allerdings             und Lea Bonauer.                              Schneiter. Raphael Häner ist freierwer­
                                                  An der Meisterrunde dürfen jeweils         bender Forstingenieur ETHZ und Mitinha­
Massnahmen für die Gesundheit und
                                               nur die Gewinner der Einzeldiszipli-          ber der Firma Guaraci Forest Consulting.
Sicherheit der Lernenden zu ergrei-            nen Fussklemmtechnik, Personenrettung,
fen sind. Was heisst das für Forst-            Schnellklettern, Arbeitsklettern und Seil­
                                               werfen teilnehmen.
wartlernende?
                                                 Weitere Infos
Die revidierte Verordnung 5 zum Arbeits­         www. baumpflege-schweiz.ch
gesetz ist am 1. August 2014 in Kraft ge­
treten. 15-jährige Jugendliche können
jedoch erst angestellt werden, wenn die         Mehr Holz für die Energiewende
Bildungsverordnung Forstwart/-in ange­          Im Schweizer Wald wurde 2013 aufgrund steigender Nachfrage nach Energieholz mehr
passt und die oben erwähnten Massnah­           Holz geschlagen als im Vorjahr. Dies geht aus der Forststatistik der Bundesämter für
men formuliert und genehmigt worden             Umwelt (BAFU) und für Statistik (BFS) hervor. Insgesamt wurden 2013 rund 3% mehr
sind. Die OdA Wald Schweiz wird voraus­         Holz geschlagen als im Jahr zuvor. Bei einer totalen Ernte von 4,78 Mio. m3 betrug die
sichtlich im September das Vorgehen für         Zunahme rund 120 000 m3 Holz. Der leichte Anstieg beruht auf der steigenden Nach­
die Anpassungen festlegen. Für das              frage nach Holzenergie: Gegenüber 2012 wurden 8% mehr Holz für die Energiegewin­
nächste Lehrjahr (2014/15) bleibt somit         nung genutzt, in den letzten zehn Jahren nahm diese Erntemenge um knapp 60% zu.
in unserer Branche die bisherige Rege­          Während die Holzernte in Wäldern von öffentlich-rechtlichen Waldeigentümern wie Gemein­
lung in Kraft: Lernende müssen 16 Jahre         den und Kooperationen nur geringfügig zunahm, verzeichnete der Privatwald ein Plus von
alt sein, damit sie gefährliche Arbeiten        rund 7%. Mit rund 930 000 m3 (+8%) verzeichnet der Kanton Bern die höchste Erntemenge,
ausführen dürfen.                               gefolgt von den Kantonen Waadt (466 000 m3, +1%) und Graubünden. (433 000 m3, +9%).
                           Quelle: Codoc

8   W A L D U N D H O L Z 8/14
8/2014 Die Ökonomie urbaner Wälder
aktuell

      Foto des Monats

                                                                                                           Das Foto des Monats stammt diesmal
                                                                                                           von Hans Bitzi, 8582 Dozwil. Er schreibt
                                                                                                           dazu: «Es gibt sie doch noch, die Hand-
                                                                                                           holzspalter. Auf diesem Platz in Schö-
                                                                                                           nenbaumgarten (TG) wurden im letzten
                                                                                                           Winter über 100 Ster Hartholz mit Mus-
                                                                                                           kelkraft gespalten und zu herrlichen
                                                                                                           Beigen aufgeschichtet.

Haben Sie aussergewöhnliche Fotos vom Wald, von der Arbeit im Wald, von Holzprodukten oder von ­Ereignissen rund um die Waldwirtschaft? Dann schicken
Sie uns dieses zu (Redaktion «WALD und HOLZ», Rosenweg 14, 4501 Solothurn, oder tschannen@wvs.ch). Den Einsendern, deren Aufnahme hier ­erscheint, ­winken
als Prämie wahlweise entweder Fr. 50.– oder aber sie bekommen «WALD und HOLZ» ein Jahr lang gratis (Normal-Abopreis Fr. 98.–).

      blätterwald

«Chelleland» Tösstal
Seit jeher wussten die Tösstaler ihren Holz­
reichtum für die Herstellung von Alltagsge­
genständen zu nutzen. So verliehen Drechs­
ler, «Chelle»- und «Chlüppli»-Macher mit
ihren Erzeugnissen, die von Hausierern weit
über die Kantonsgrenzen hinaus verkauft
wurden, dem oberen Tösstal von Wila bis
Fischenthal den Übernamen «Chelleland».

Die Firma Nef Holzwaren aus Bauma lässt
diese Tösstaler Tradition aufleben: Seit April
werden im Kleinbetrieb mit acht Mitarbei­
tern wieder typische Kochkellen aus Holz
hergestellt – wohl 45 Jahre nachdem der
letzte Kellenmacher in Bauma seine Werk­
statt schloss. Von Hand wird heute aller­
dings nur noch der Feinschliff ausgeführt.
Den grossen Rest der Arbeit erledigen pro­
grammierte Fräsen und Sägen. Total sieben
Arbeitsvorgänge sind nötig, bis die Kellen
innerhalb weniger Minuten fertiggestellt
sind. Das Holz dafür stammt immer noch
aus der Region: Es wird von der Sägerei in
Wila geliefert. Für die Kellen verwendet Nef
ausschliesslich Ahornholz.

                                                                                                                           W A L D U N D H O L Z 8/14   9
8/2014 Die Ökonomie urbaner Wälder
aktuell

Mit dem Baumbiege-Simulator

Brenzlige Situationen trainieren
Vor allem im Sturmholz sind manchmal Trennschnitte an Stämmen
nötig, die unter Spannung stehen. Geht der Motorsägenführer
dabei unbedacht vor, begibt er sich in grösste Gefahr. Mit dem
Baumbiege-Simulator kann man realitätsnah geeignete Trenn-
schnitte üben, ohne gleich Kopf und Kragen zu riskieren.

Dass heute auch in der Schweiz ein
Baumbiege-Simulator zur Verfügung
steht, geht massgeblich auf die Initiative
von Markus Ottiger zurück, dem heutigen
Leiter des Forstbetriebes Brugg. Bei seiner
Tätigkeit als WVS-Instruktor und Kurslei­
ter habe es ihn immer gestört, dass zwar
Trennschnitte an gespanntem Holz instru­
iert wurden, dann aber fürs praktische         Am Baumbiege-Simulator kann
Üben kaum geeignete Objekte vorhan­            man gefahrlos Trennschnitte an
den waren, sagt Ottiger. Denn es sei              gespanntem Holz üben und
äusserst wichtig, solche Trennschnitte        auch fühlen lernen, ob die Kette
«scharf» üben zu können: «Die Schnitt­         eingeklemmt zu werden droht.
führung theoretisch zu erlernen oder an
flach liegenden Stämmen auszuführen,
ist das eine. Sie in der Praxis am wirklich
gespannten Stamm anzuwenden, ist was
ganz anderes! Man muss genau beob­
achten – schon vor, dann aber auch beim
Sägen: Wie verläuft die Spannung? Wo
sind Druck- und Zugzone? Und man
muss fühlen lernen, ob die Kette einge­
klemmt zu werden droht. All das braucht
Übung.» Da der Simulator verschiedenste
Spannungssituationen herstellen kann,
ermöglicht er den Kursteilnehmern ein
sehr realistisches Erlebnis: «Nicht immer
ist völlig klar, wie die Spannung verläuft.
Und vielleicht erschrickt man, wenns
kracht, aber es ist keine Gefahr dabei.
Man darf Fehler machen und sieht ihre
Folgen. Jeder kann üben, bis er sich si­
cherer fühlt.»
Über Umwege ans Ziel
Lange bevor Ottiger als Forstbetriebslei­
ter nach Brugg gewählt wurde, dachte er
darüber nach, wie man diese Trenn­
schnitte in gespanntem Holz wirklich          Der Baumbiege-Simulator von Serra ist auf einem Anhänger aufgebaut. Innert weniger
üben könnte. Dabei ging es ihm nicht          Minuten ist er betriebsbereit aufgestellt.
nur um Forstleute, sondern auch um
gelegentliche Motorsägenbenützer wie
Feuerwehren, Rettungskräfte, Werkun­          struieren», dachte er, und wandte sich an       Doch es kam anders. «Eines Tages
terhaltsgruppen, Landwirte usw. In            seinen technisch gewieften Kollegen Max      hörte ich von einem Baumbiege-Simula­
Deutschland gab es bereits Baumbiege-         Wenzinger. Der war früher Garagist ge­       tor, den der grosse bayerische Mobilsä­
Simulatoren, aber technisch wenig ent­        wesen und hatte – als begeisterter Privat­   gen-Hersteller Serra im Auftrag der Baye­
wickelte und von der Bedienung her            waldeigentümer – bereits mehrere Mobi-       rischen Forstschulen gebaut habe. Ich
schwierige Geräte für max. etwa 20 cm         Kurse besucht. Er erklärte sich sofort       wollte unbedingt mal so eine Maschine
dickes Holz. «Die Idee ist genau richtig,     bereit, den idealen Baumbiege-Simulator      mieten. Nach einer Urlaubsreise ging ich
aber sowas könnte man doch besser kon­        zu konstruieren.                             sie zusammen mit Wenzinger nach Rims­

10   W A L D U N D H O L Z 8/14
aktuell

Förster Markus Ottiger (rechts) war die treibende Kraft hinter dem Baumbiege-Simulator.
Eigentümer und Bediener der Maschine ist Max Wenzinger (links).

ting am Chiemsee anschauen. Wir waren        ben werden, wo passendes Holz, genug
begeistert – und Max Wenzinger kaufte        Platz (ca. 8 × 10 m, einigermassen flach)
sie vom Platz weg!» Es war die siebte der­   und ein 380-V-Anschluss in der Nähe vor­
artige Maschine, die Serra gebaut hatte.     handen ist. Wer das Gerät mal im Einsatz
   Sie ist nach wie vor Eigentum von Max     beobachten möchte, wird dies voraus­
Wenzinger, der sie an den Kursen auch        sichtlich nächstes Jahr an der Forstmesse
immer selber bedient und wartet. «Das        in Luzern tun können. Aber auch an der
wird einstweilen sicher so bleiben, denn     Holzerei-WM in Brienz (10.–13. Septem­
die Bedienung ist recht anspruchsvoll und    ber 2014) ist es ausgestellt.
braucht Fingerspitzengefühl. Max ist auch       «Wenn man viele Kursteilnehmer hat,
selber immer noch am Lernen.» In der Tat:    stösst allerdings die Beschickung der Ma­
Die Steuerung – auch jene des Kranes bei­    schine mit neuen Stämmen an Grenzen»,
spielsweise – läuft über konventionelle      berichtet Markus Ottiger. Er hat auch
Ventile und nicht über einen Joystick wie    schon Ideen, wie eine verbesserte Ma­
heute bei den meisten Maschinen üblich.      schine aussehen müsste: «Unsere be­
                                             herrscht Stämme bis max. ca. 40 cm
Ein guter Start                              Durchmesser. Sinnvoll wäre aber bis etwa
Seit Februar 2013 ist der Baumbiege-         55 cm. Um die Krümmungen optisch bes­
Simulatur nun praktisch im Einsatz und       ser erfassen zu können, wäre ausserdem
bewährt sich im Prinzip bestens. Etwa        eine längere Einspannmöglichkeit vorteil­
180 Personen haben in 18 verschiedenen       haft. Der Simulator würde dadurch natür­
Kursen daran geübt, darunter 60 Forst­       lich schwerer und wäre dann wohl besser
leute aus dem Kanton Zürich. Das Feed­       auf einer Hakenplattform aufgebaut statt
back der Teilnehmer sei sehr positiv, be­    auf einem Anhänger.»
richtet Ottiger – selbst von solchen, die                             Walter Tschannen
nicht mit viel Motivation an den Kurs
kamen. Das Gerät ist problemlos trans­          Weitere Infos
portierbar (es ist ein Anhänger mit 2,3 t       www.stadt–brugg.ch > Verwaltung >
Gesamtgewicht) und kann überall betrie­         Forstbetrieb > Auf dem BBS

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aktuell

Waldschutz Aktuell – 2 / 2014

Ausserordentlich starker Springrüssler-Befall an Buchen
Im laufenden Jahr kann in der Schweiz,
insbesondere im Mittelland und Jura, ein
weit verbreiteter und starker Befall durch
den Buchenspringrüssler (Orchestes fagi,
syn. Rhynchaenus fagi) beobachtet wer­
den. Nach 2011 und 2013 handelt es sich
bereits um das dritte ausgeprägte Befalls­
jahr innerhalb von vier Jahren. In der Ver­
gangenheit trat der Springrüssler nur
etwa ein bis zwei Mal pro Jahrzehnt
deutlich in Erscheinung. Ausserdem ist        Abb. 1: Bei starkem Springrüssler-Befall    Abb. 2: Treten nach einem starken Spring-
ein so verbreitetes, überregional starkes     können sich die braunen Blattminen meh-     rüssler-Befall auch noch Blattbräunepilze
Auftreten wie 2014 eine Ausnahme. Der         rerer Larven zusammenschliessen – es        auf, werden die grünen Blätter soweit re-
Grund für die aktuelle Massenvermeh­          bleibt nur wenig grüne Blattmasse übrig.    duziert, dass die Buche nachtreiben wird.
rung ist nicht bekannt.
   Durch den Lochfrass der erwachsenen,       wird beispielsweise der Kirschbaum, dies    cherweise befallenen Regionen in noch
nur rund 2 mm kleinen Käfer und durch         auch ausserhalb des Waldes in Obstanla­     befallsfreie Bestände gelangen.
den Larvenfrass in den sogenannten            gen. Da die Käfer nicht nur Blätter, son­      Eine detaillierte Beschreibung der Be­
Blattminen wird die grüne Blattmasse der      dern auch heranreifende Kirschen befres­    fallssituation in der Schweiz findet sich im
Buchen reduziert (Abb. 1). Dabei fressen      sen, kann es zu Ertragsausfällen kommen.    Forstschutzüberblick 2013.
die kleinen Larven im Innern des Blattes,        Einen einmaligen Frass überstehen die
                                                                                            Weitere Infos
zwischen unterer und oberer Blattober­        Buchen problemlos. Nach mehrmaligem,
                                                                                            www.wsl.ch/fe/walddynamik/waldschutz/wsinfo/
fläche. Meist sieht der Schaden spektaku­     starkem Frass innerhalb von wenigen           fsueb/fsub13d.pdf
lärer aus, als er wirklich ist. Auch ein      Jahren muss aber mit einer Schwächung
deutlich befressenes Blatt weist oft noch     der Bäume gerechnet werden. Sie erlei­
                                                                                          Eschen haben 2014 spät
mehr als die Hälfte der grünen Blattfläche    den möglicherweise einen Zuwachsver­
                                                                                          ausgetrieben
auf. Werden die Blätter stark in Mitlei­      lust und werden unter Umständen
denschaft gezogen, treiben betroffene         anfälliger für zusätzliche Schädlinge       Der Austrieb der Eschen erfolgte dieses
Buchen im selben Frühsommer nochmals          und Krankheiten wie Blattbräunepilze        Jahr spät und uneinheitlich. Hatten ein­
aus. Da der Springrüssler nur eine Gene­      (Abb. 2), Hallimasch, Borkenkäfer oder      zelne Eschen bereits Mitte Mai nahezu
ration pro Jahr ausbildet, werden die Er­     Prachtkäfer. Mit einem flächigen Abster­    vollständig ausgetrieben, so waren an­
satzblätter nicht mehr befallen.              ben von Buchenbeständen muss aber           dere noch komplett kahl. Besonders an
   Wie schon bei früheren Massenver­          nicht gerechnet werden. Massnahmen          den Waldrändern stachen die kahlen
mehrungen kann auch 2014 beobachtet           können keine getroffen werden.              Eschen aus der grünen Umgebung auf­
werden, dass die erwachsenen Käfer für                                                    fällig hervor. Diese beunruhigende Situa-
                                                Weitere Infos
ihren Reifungsfrass auch auf andere Laub­                                                 tion besserte sich bis Anfang Juni, als die
                                                www.wsl.ch/forest/wus/diag/index.
bäume übergehen. Gerne angeflogen               php?TEXTID=136&MOD=1                      meisten der blattlosen Eschen doch noch
                                                                                          ausgetrieben hatten. Viele dieser Bäume
                                                                                          zeigten jedoch deutlich geschädigte Kro­
                                              Die Edelkastaniengallwespe
                                                                                          nen, was mehrheitlich auf den Befall
                                              breitet sich auf der Alpen­
                                                                                          durch das Eschentriebsterben (Hymenos-
                                              nordseite weiter aus                        cyphus pseudoalbidus respektive Chalara
                                              In den vergangenen Wochen sind in den       fraxinea), auch Eschenwelke genannt,
                                              Kantonen Aargau, Genf und Zürich wei­       zurückzuführen ist. Nach der nun vollen­
                                              tere Kastanien entdeckt worden, welche      deten Austriebsphase kann festgehalten
                                              einen Befall durch die Edelkastaniengall­   werden, dass sich der Gesundheitszu­
                                              wespe (Dryocosmus kuriphilus) aufwei­       stand der Eschen im Vergleich zum Vor­
                                              sen. Damit verdichten sich die Hinweise,    jahr nicht stärker als erwartet verschlech­
                                              dass die Gallwespe auch bei geringer        tert hat. Weiterhin sind Jungwaldflächen
                                              Wirtsbaumdichte in der Lage ist, sich       am stärksten durch die eingewanderte
                                              weiter auszubreiten und einzelne, weit      Pilzkrankheit geschädigt (Abb. 4).
                                              verstreut stehende Kastanien gezielt zu        Zunehmend sind auffällige Schäden
                                              finden (Abb. 3). Trotzdem empfehlen wir     auch in Stangenhölzern. In älteren Be­
                                              weiterhin Massnahmen, um isolierte Kas­     ständen zeigt sich, dass diese Eschen ver­
Abb. 3: Im Schweizer Mittelland stocken       tanienvorkommen auf der Alpennord­          mutlich mehr Reserven aufweisen und
mehr Edelkastanien, als man denkt. Mit-       seite möglichst lange befallsfrei zu hal­   sich deshalb den jährlich von Neuem er­
hilfe solcher Bäume breitet sich die Kasta-   ten. Insbesondere sollten weiterhin keine   folgenden Angriffen durch die Pilzsporen
niengallwespe weiter aus.                     Jungbäume oder Pfropfreiser aus mögli­      über eine längere Zeit erfolgreich zu wi­

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aktuell

                                                                   Abb. 4: Von der
                                                                   Eschenwelke stark
                                                                   geschädigte
                                                                   Dickung

                                                                     Abb. 5: Fruchtkör-
                                                                     per von Hymenos-
                                                                       cyphus pseudo­
                                                                             albidus auf
                                                                          abgefallenen
                                                                           letztjährigen
                                                                          Blattspindeln

dersetzen vermögen. Ob die Krankheit in                                                    septosporum) nun leider erstmals auch
einem Bestand vorhanden ist, kann je­                                                      im Wald nachgewiesen. Betroffen waren
weils anhand der typischen Befallssymp­                                                    zwei kleinere Bestände mit Waldföhren
tome an den jungen Eschen im Unter­                                                        im Kanton Graubünden sowie Bergföh­
wuchs überprüft werden. Auch die sich                                                      ren auf etwa 1500 m ü.M. im Kanton Ob­
zwischen Juni und September unter be­                                                      walden im Gebiet Rorwald, Glauben­
fallenen Eschen bildenden, weissen, bis                                                    berg- und Glaubenbielenpass. Wie die
zu 5 mm grossen Pilzfruchtkörperchen                                                       Krankheit in diese Hochmoor-Gebiete ge­
des Erregers (Abb. 5) sind ein eindeutiges                                                 langte, ist unklar. Ob weitere Befallsherde
Indiz für die Präsenz der Krankheit. Sie                                                   in der Schweiz vorhanden sind, wird wei­
werden an den abgefallenen und infizier­                                                   terhin mittels eines vom BAFU finanzier­
ten, vorjährigen Blattspindeln in der Bo­                                                  ten Monitorings abgeklärt. Auf typische
denstreu gebildet.                                                                         Befallsbilder wie nur noch Nadelbesatz
   Obwohl heute die meisten Eschen                                                         am Ende der Zweige, sogenannte Pu­
mehr oder weniger stark von der Eschen­                                                    delschwänze, ist vermehrt zu achten
welke befallen sind, findet man inmitten                                                   (Abb. 7). Die ausführliche Beschreibung
der befallenen Bestände immer wieder                                                       der Befallssymptome findet man im Inter­
einzelne Exemplare, welche bis heute                                                       net unter www.waldschutz.ch > Diag­
noch keine Krankheitssymptome aufwei­                                                      nose online > Rotbandkrankheit.
sen. Vitale Eschen sollten nach Möglich­                                                      Beat Forster, Roland Engesser, Alexan-
keit stehengelassen und gefördert wer­       Abb 6: Schlecht belaubte Esche mit gros­        der Angst und Franz Meier, Waldschutz
den, da deren Nachkommen vermutlich          sem Totastanteil – an exponierten Stellen              Schweiz, WSL, 8903 Birmensdorf
auch widerstandsfähiger gegenüber der        ein Sicherheitsrisiko
Eschenwelke sein dürften.
   Bekanntlich stammt der Erreger der
Eschenwelke aus Ostasien und wurde           alte Eschen ein Sicherheitsrisiko darstel­
in den 1990er-Jahren in Polen einge­         len, da abbrechende Starkäste Personen-
schleppt. Anschliessend breitete sich der    oder Sachschäden verursachen könnten.
Pilz in nahezu ganz Europa aus. 2007 in­     Eschen mit mehr als etwa 70% abgestor­
fizierte er die ersten Eschen in der Nord­   benem Kronenanteil sollten deshalb im
schweiz, sodass dort 2008 erstmals die       Auge behalten und im Zweifelsfall recht­
typischen Krankheitssymptome entdeckt        zeitig genutzt werden (Abb. 6). Dies gilt
werden konnten. Im vergangenen Jahr          auch für Eschen mit ausgedehnten
wurde der Erreger erstmals auf der Al­       Stammfussnekrosen mit anschliessender
pensüdseite bei Faido (TI) gefunden, so­     Wurzelfäule. Solche Bäume sind instabil
dass heute mit Ausnahme des Südtessins       und können auch eine Gefahr bei Wald­
und einiger wenigen Gebiete in Grau-         arbeiten darstellen, wenn sie unerwartet
bünden nahezu alle Eschenvorkommen           umstürzen.
in der Schweiz mehr oder weniger stark
befallen sind. Da die Pilzsporen vom         Meldepflichtige Rotbandkrank-
Wind äusserst erfolgreich verbreitet wer­    heit nun auch an Föhren im Wald
den, hat sich das Befallsgebiet pro Jahr     gefunden
um 30–40 km ausgedehnt. Die Krankheit        War die meldepflichtige Krankheit bis
hat somit in nur sieben Jahren praktisch     anhin einzig im nördlichen Teil der
die gesamte Schweiz erobert.                 Schweiz ein Problem, und dies nahezu
   An exponierten Stellen wie z.B. ent­      ausschliesslich an Bergföhren in Gärten       Abb. 7: «Pudelschwänze» an Bergföhren
lang von häufig genutzten Weg- und           und Parks, so wurde die Rotbandkrank­         nach mehrjährigem Befall durch die Rot-
Strassenrändern können stark befallene       heit (Scirrhia pini respektive Dothistroma    bandkrankheit

                                                                                                         W A L D U N D H O L Z 8/14   13
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aktuell

EFUF-Konferenz in Lausanne

Die Ökonomie
urbaner Wälder
Bei der 17. EFUF-Konferenz, Anfang
Juni, in Lausanne drehte sich ein Teil
der Veranstaltungen um die Frage,
wie sich ökologische und soziale
Waldleistungen in Ballungsräumen
bewerten und zu Geld machen las-
sen, und wer wem das Geld zahlen
soll.

Die 17. Internationale Konferenz des Eu­
ropäischen Forums für Stadtnahe Wälder
(17th International Conference of the Eu-
ropean Forum on Urban Forests) war ein
grösseres Ereignis: Während fünf Tagen
trafen sich über 200 Fachleute aus
31 Ländern und aus den Bereichen Sozio­
logie, Waldwirtschaft, Ökonomie, Ökolo­
gie, Architektur, Stadt- und Grünflächen­
planung. Auf die Fragen, wie Wälder und
Freiflächen in Ballungsräumen des 21. Jahr-   Eine der 28 Posterpräsentationen während der EFUF-Konferenz an der Universität
hunderts gestaltet und bewirtschaftet         Lausanne.
sein sollten, versuchten über 80 Vorträge,
28 Posterpräsentationen und vier Exkur­       wichtigsten Ergebnisse fasste Dr. Ursa Vil-   tausch forschen und arbeiten dafür.
sionen Antworten zu geben.                    har, Forscherin am Forstinstitut, zusam­         Die Arbeitsgruppe Informationsaus­
   Mehrere Veranstaltungen behandelten        men: «Mischwälder haben die höchste           tausch will in den nächsten drei Monaten
die ökonomischen Aspekte urbaner              Kapazität, Regenwasser zu speichern           eine interaktive Website aufschalten, auf
Waldwirtschaft: den Wert verschiedener        und den Wasserabfluss zu regulieren.          der Wissenschaftler, Praktiker und Privat­
Leistungen der Wälder in Stadtnähe, die       Mischwälder filtern auch die meisten          leute kommunizieren können. Bis in drei
Ermittlung solcher Werte sowie deren fi­      Schadstoffe aus dem Wasser. Für die Rei­      Jahren sollen Richtlinien für die Wahl ge­
nanzielle Abgeltung.                          nigung der Luft von Schadstoffpartikeln       eigneter Baumarten erscheinen sowie ein
                                              sind Wälder aller Art die beste Option        Buch, in dem die Ergebnisse der Aktion
Nutzen                                        der Flächennutzung.» (Vortragsunterla­        Green Infrastructure zusammengefasst
«Wälder in der Stadt und in der Umge­         gen unter: www.efuf2014.org/contribu-         sein werden. An der Aktion beteiligen
bung von Städten beeinflussen das Mik­        tions-and-results/oral-presentations)         sich 150 Personen verschiedenster Fach­
roklima. Sie mildern extreme Hitze ab                                                       bereiche aus rund 40 Ländern. (Weitere
(immergrüne Bäume auch extreme Kälte)         COST                                          Infos: www.greeninurbs.com)
und wirken als Wasserspeicher nach Re­        Untersuchungen von Umweltkriterien
genfällen. Damit helfen sie Energie zu        laufen auch im Rahmen der vierjährigen        Bewertung und Kartierung
sparen und verringern das Überschwem­         Aktion Green Infrastructure des euro­         Sheila Patrickson vom ICLEI (International
mungsrisiko. Auch wirken Bäume der            päischen Forschungsverbundes COST             Council for local environmental Initiati­
Erosion entgegen, verbessern die Luft­        (European Cooperation on Science and          ves), einem internationalen Verband zur
qualität und bieten Schutz vor Lärm»,         Technology). Die Aktion hat zum Ziel, den     Förderung lokaler Umweltinitiativen, er­
sagte der EFUF-Beirat Clive Davies zur Er­    ökologischen und soziologischen Stellen­      läuterte am Beispiel von Edmonton, wie
öffnung der Konferenz.                        wert von Wäldern in Städten zu ergrün­        eine Stadt den Nutzen von Bäumen und
   Die von Clive Davies genannten As­         den und Bewertungsindikatoren zu ent­         Wäldern bewerten kann: «In Edmonton
pekte sind zwar allgemein bekannt, sie        wickeln.                                      hat man eine Inventur des Baumbestan­
dienen aber zunehmend als Grundlage              Bis 2017 sollen Stadt- und Grünflä­        des im Stadtbereich durchgeführt. Auf­
für die Bewertung von Waldleistungen in       chenplanern konkrete Handlungsemp­            grund dieser Inventur hat die Grünflä­
Ballungsräumen und bedürfen deswegen          fehlungen zur Verfügung stehen. Vier          chenverwaltung den durchschnittlichen
genauerer Analysen. So hat das sloweni­       Arbeitsgruppen in den Themenfeldern           Nettogewinn pro Baum und Jahr auf
sche Forstinstitut in Ljubljana die Wald­     Klimawandel, soziale und kulturelle           64,44 Dollar festgelegt.» Diesen Wert
leistungen im Hinblick auf Luftreinigung      Waldleistungen, Governance (Leitung           habe die Stadt anhand der Kriterien Ver­
und Wasserrückhalt untersucht. Die            von Projekten) und Informationsaus­           besserung der Luftqualität, Reduzierung

                                                                                                         W A L D U N D H O L Z 8/14   15
aktuell

 Was ist EFUF?
 EFUF (European Forum on Urban Forestry)
 ist ein Netzwerk von Wissenschaftlern
 und Berufsleuten der Forstwirtschaft, Ar-
 chitektur, Raum- und Landschaftsarchi-
 tektur sowie der Grünflächenbewirt-
 schaftung. Aufgabe des Netzwerks ist,
 die Verbesserung urbaner Grünflächen
 und damit der Lebensqualität zu fördern.
 EFUF ist u.a. Partner der International
 Union of Forest Research Organizations
 (IUFRO). Seit Juni ist auch die Schweiz of-
 fizielles Mitglied des EFUF.
                                               EFUF-Beiratsmitglied Clive Davies            Robert Hostnik aus Slowenien

des Regenwasser-Rückhalts und CO2-             stadtnaher Grünflächen liefern sowie         sein Image in der Öffentlichkeit. Für ein
Speicherung ermittelt.                         über die Gründe des Besuchs. Dabei           Unternehmen ist ein gutes Image ja bares
   Eine Kartierung der Bäume nach die-         wurde explizit im Bezug auf Transport-       Geld», erklärte Georg Schoop. Damit Un-
sen Kriterien habe die Stadt Edmonton          kosten befragt.                              ternehmen das Ökosponsoring nicht für
bislang allerdings nicht vorgenommen.             Das Ergebnis der Studie lautete: Die      «Greenwashing» missbrauchen können
Daher liessen sich Bäumen an bestimm-          Bürger suchen für Tagesausflüge am häu-      (d.h. als eine Art Ablasszahlung), wählt
ten Orten auch keine individuellen Werte       figsten Naturräume in näherer Umge-          die Stadt Baden die Sponsoren streng
zuordnen und die 64,44 Dollar blieben          bung (
aktuell

Vorbereitungen auf die Holzerei-WM in Brienz

Gute Freundschaft unter Konkurrenten
Das Swiss Team und das Team Liech-
tenstein verbindet seit Langem eine
tiefe Freundschaft. Alle zwei Jahre,
zu den Vorbereitungen auf die je-
weilige Weltmeisterschaft, treffen
sich die beiden Teams je einmal in
der Schweiz und in Liechtenstein zu
einem gemeinsamen Trainingstag.
So war es natürlich auch heuer für
die Vorbereitungen auf die WM vom
September in Brienz.

Anfang Juli kamen die Wettkämpfer aus
Liechtenstein zu uns nach Alosen. Bei
einem solchen Treffen steht immer hartes
Trainieren im Vordergrund. Natürlich wird
auch viel über technische Details gespro­
chen. Beim Training in der Schweiz stand       Gute Laune beim gemeinsamen Training, von links nach rechts: Martin Eggenberger (LI),
nebst einem ganzen Lauf über alle fünf         Marc Rinaldi (CH), Sigi Gstöhl (LI), Florian Isler (CH), Karl Henggeler (Trainer CH), Urs Neu-
Disziplinen die Mastenfällung im Fokus.        kom (Trainer LI), Robi Baumgartner (Trainer CH), Urs Amstutz (CH), Ralph Malzach (Team-
Unsere Liechtensteiner Freunde hatten          chef CH), Philipp Amstutz (CH) und Balz Recher (CH)
den Wunsch, auf unserer Fällanlage, wel­
che Karl Henggeler in seinem Forstrevier
aufgebaut hat, zu üben. Das Fällen von
Stangen sieht einfach aus, hat aber seine
eigenen, speziellen Tücken. Echtbäume
im Wald zu fällen, ist für die meisten
Wettkämpfer weniger schwierig: Man
befindet sich dort in vertrauter Umge­
bung, im Wald, wo man in den Ablauf
der täglichen Arbeiten des Forstwarts
eintauchen kann. Draussen auf dem Fäll­
platz für Mastenfällung ist das völlig an­
ders. Man steht alleine mit sich und den
Zuschauern vor dem 18 m hohen Mas­             Urs Neukom (LI) beim Messen eines super          Robi Baumgartner (CH) beim Zeitmessen
ten. Im Bereich der Fallkerbe und des          Präzisionsschnittes von Balz Recher (CH)         für Urs Amstutz (CH). In 8 oder 9 Sekunden
Bandes ist die Fehlertoleranz gleich null,                                                      zu wechseln, ist immer wieder das Ziel!
denn wenn der Mast einmal in Bewe­
gung ist, schiesst er blitzschnell auf das
15 m entfernte Ziel los. Jeder Wettkämp­       lage gut gemeistert. Dennoch fanden sie          tenstein dritte in der Gesamtwertung der
fer möchte diesen Zielpfosten ohne Ab­         am Schluss, dass es doch noch ein paar           Nationen. Wie sagt man, einmal hinauf­
weichung treffen. Denn die 660 Punkte,         Details brauche, um für die WM bereit zu         zusteigen ist nicht so schwer, aber oben
welche bei dieser Disziplin vergeben wer­      sein.                                            zu bleiben umso schwieriger!
den, sind für jeden Teilnehmer bereits ein        Bereits am 6. Juni 2014 waren wir                Nach getaner Arbeit darf jeweils auch
erster Richtwert für den weiteren Verlauf      nach Schaan (LI) für ein Training zu unse­       das Gemütliche nicht fehlen. Der gesel­
des Wettbewerbes. Jeder Zentimeter Ab­         ren Freunden eingeladen worden. Für die          lige und lockere, freundschaftliche Aus­
weichung ergibt einen Punkteverlust. Die       Schweiz und Liechtenstein ist es immer           tausch ist auch ein wichtiges Element.
Weltmeisterschaft wird meist innerhalb         wieder ein guter Gradmesser, wie es um           Genau deswegen zieht es wohl die
von 10 Punkten entschieden von Rang 1          den Stand der Vorbereitungen bei beiden          Schweizer und Liechtensteiner auch
bis Rang 3. Das heisst, es ist angesagt,       Teams steht. Gegenseitig puschen, so             immer wieder zusammen.
den Zielpfosten zu versenken und nicht         lautet die Devise. Schliesslich standen vor         Wir danken unseren Liechtensteiner
danebenzuhauen!                                sechs Jahren beide Länder auf dem                Kollegen für diese tolle Möglichkeit!
   Die liechtensteinischen Wettkämpfer         Treppchen: Hinter Deutschland wurde die                Das Swiss Team, i.V. Ralph Malzach
haben die Aufgabe auf unserer Fällan­          Schweiz damals 2008 zweite und Liech­

                                                                                                               W A L D U N D H O L Z 8/14   17
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