Riesiger Ansturm auf 9-Euro-Ticket - Zwischen Herausforderung und Chance: Das Magazin
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Schutzgebühr: 3,20 Euro Was uns bewegt. Wen wir bewegen. Ausgabe 03 | 2022 Zwischen Herausforderung und Chance: Riesiger Ansturm auf 9-Euro-Ticket Seite 6 Guter Ton: VDV präsentiert Jobs mit Zukunft: Cottbus erhält Antriebswende: Osnabrück ist einheitlichen Sound für E-Busse modernstes ICE-Werk deutsche E-Bus-Hauptstadt Seite 14 Seite 18 Seite 20
INHALT EDITORIAL Das 9-Euro-Ticket wird den ÖPNV 20 Antriebswende: Osnabrück ist die E-Bus-Hauptstadt. verändern 18 Zukunftssicher: ICE-Werk Es ist der Sommer des 9-Euro-Tickets. Der Ansturm ist tables Angebot überhaupt erstmal annähernd zu schaf- schafft neue Jobs in Cottbus. riesig und Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing fen. Was nutzen die besten Tarifangebote, wenn dort nur hat schon früh festgestellt: „Die Menschen haben es in alle zwei Stunden ein Bus fährt und am Wochenende gar ihr Herz geschlossen.“ Bis Ende August läuft ein bis- nicht? her nie dagewesenes Verkehrsexperiment, das uns viele wertvolle Erkenntnisse liefern wird. Klar ist: Das Die äußerst kurze und intensive Zeit zur Vorbereitung 9-Euro-Ticket wird den ÖPNV verändern. Und wir des 9-Euro-Tickets hat das Vorurteil widerlegt, die alle sind gespannt, wie viele Fahrgäste tatsächlich bei Branche sei kleinteilig und zersplittert. Wir alle haben 6 Rabattaktion: Kundenansturm uns bleiben und ab September auf ein Abo oder andere sehr eng zusammengearbeitet, um das 9-Euro-Ticket Angebote umsteigen. Trotz der schwierigen Rahmen- mit Leben zu füllen und mit den entsprechenden tarif- 12 ÖPNV: Hintergrundsysteme auf das 9-Euro-Ticket bedingungen und der extrem kurzen Vorbereitungszeit lichen Rahmenbedingungen zu hinterlegen. Wir haben werden digital vernetzt. werden wir alles daran setzen, um unsere Leistungs es geschafft, die Vertriebswege so anzupassen, dass das fähigkeit unter Beweis zu stellen. Ticket überall in Deutschland erhältlich ist. Und wir haben den Betrieb so vorbereitet, dass unsere Fahrgäste Die wichtigste Erkenntnis lautet schon jetzt: Das Ange- und wir möglichst wenige Überraschungen erleben. bot muss ausgebaut werden. Hier müssen die Verkehrs- Natürlich können wir nicht aus dem Stehgreif zusätz unternehmen, die Aufgabenträger, die Länder und der liches Fahrpersonal und mehr Fahrzeuge in ausreichen- Bund weiterhin am selben Strang ziehen. Trotzdem bleibt der Menge herbeischaffen. Dazu war die Vorbereitungs- klar, dass wir für einen echten Umstieg auch künftig zeit einfach zu kurz. Aber wir tun alles, um auch auf sehr zu wenig Angebot in den Städten und Ballungsräumen stark nachgefragten Strecken das bestmögliche Angebot 24 Digitales Lernen: Exzellente haben werden. Dort brauchen wir in Zukunft Taktver- zu schaffen. ÖPNV-Projekte gewürdigt dichtungen – und die müssen finanziert werden. Das können die Verkehrsunternehmen nicht allein aus ihren Herzlichst Ihr Fahrgeldeinnahmen finanzieren, und die kommunalen Aufgabenträger können das auch nicht stemmen. Viel passieren muss auch im ländlichen Raum, um ein akzep- Ingo Wortmann 3 Editorial 10 Aus dem Verband 17 Aktuell 24 us dem Verband A 30 Termine Das 9-Euro-Ticket wird den On-Demand-Verkehre laufen hoch. E-Bus-Förderung: Bund steht auf Bildungskonferenz: Voneinander VDV-Akademie widmet der ÖPNV verändern. der Bremse. lernen statt konkurrieren Reaktivierung von Strecken 12 Gastbeitrag einen eigenen Kongress. 4 VDV im Bild VDV-Vizepräsident Knut Ringat: 18 Hintergrund 26 Aus dem Verband Cottbus erhält Deutschlands „Dritte Revolution des öffentlichen Braunkohleregion Lausitz: ICE 4 Robo-Shuttles kommen in Fahrt. modernstes ICE-Werk. Nahverkehrs ist in vollem Gange.“ bringt Tempo in Strukturwandel. 29 Aus dem Verband 6 Titelstory 14 Aktuell 20 obilitätswende vor Ort M ÖPNV-Vertrieb: VDV warnt vor VDV Das Magazin auch online unter: Ab in den 9-Euro-Sommer Der neue E-Bus-Sound gehört bald Osnabrück: heimliche Hauptstadt Privatisierung von Gewinnen und www.vdv-dasmagazin.de zum guten Ton. an der Hase Sozialisierung von Verlusten. 2 03 | 2022 03 | 2022 3
VDV IM BILD Cottbus erhält Deutschlands modernstes ICE-Werk Es ist ein Megabauwerk für XXL-Züge: Am traditionsreichen Eisen- bahnstandort Cottbus entsteht in zwei Bauabschnitten Deutschlands modernstes ICE-Werk. Künftig werden hier 1.200 Eisenbahnerinnen und Eisenbahner den ICE 4 instand halten. Zum symbolischen Spa- tenstich für die erste Werkhalle (im Vordergrund der Visualisierung) kam auch der Bundeskanzler. Diese Halle wird zwei Gleise haben und 445 Meter lang. Bis 2026 kommt eine zweite Halle hinzu – sie überdacht vier Gleise und wird sich über 570 Meter ausdehnen. Genug Platz also, dass extralange ICE 4 mit ihren 13 Wagen vollstän- dig einfahren können. Mit dem Fokus auf die Eisenbahn betreibe die Bundesregierung „nicht nur aktiven Klimaschutz, sondern auch umfassende Beschäftigungs- und Strukturpolitik“, so Staatssekre- tär Michael Theurer, Beauftragter für den Schienenverkehr: „Dieses Werk ist ein weiterer positiver Beitrag zum Strukturwandel im Braunkohlerevier Lausitz.“ Einen ausführlichen Bericht finden Sie auf Seite 18. 4 03 | 2022 03 | 2022 5
TITELSTORY Ab in den 9-Euro-Sommer Noch nie wurde in unserer Branche ein Tarifprodukt in so kurzer Zeit entwickelt, in enger Zusammenarbeit der Unterneh- men und Verkehrsverbünde. Ingo Wortmann, Am Pfingstwochenende erlebte der ÖPNV den erwarteten Fahrgast-Ansturm. VDV-Präsident Es war die Feuertaufe des 9-Euro-Tickets: Nahezu überall und u nablässig drängten die Menschen in Städten, auf dem Land und bevorzugt in den Urlaubsregionen in Busse und Bahnen. Während die Verkehrsunternehmen die letzten Betriebsreserven mobilisierten, stellte sich in der Branche und auch in der Politik rasch die Frage, ob und wie man im Sinne des Klima- schutzes dauerhaft vom riesigen Interesse am Nahverkehr profitieren kann. W er von Berlin aus zum Kurztrip mit der Bahn an die Ostsee fuhr, brauchte Geduld und Gelassenheit. Was nicht überraschen konnte: überall im Land rege gekauft. Bis zum 31. Mai waren bundesweit bereits sieben Millionen Fahrausweise erworben worden. VDV-Präsi- Die Züge waren proppenvoll, und sie wären es dent Ingo Wortmann, Chef der Münchner MVG, nach Einschätzung der Verkehrsbranche auch erklärte in einer Pressekonferenz zum Auftakt ohne das 9-Euro-Ticket gewesen – wie jedes der Aktion: „Wir haben eine sehr intensive Vor- Jahr zu Pfingsten. Nicht viel anders sah es auf bereitungsphase hinter uns. Noch nie wurde in dem Weg an die Nordsee oder Richtung Alpen unserer Branche ein Tarifprodukt in so kurzer aus. Bundesweit waren nahezu überall die gro- Zeit entwickelt, in enger Zusammenarbeit der ßen Knotenbahnhöfe buchstäblich randvoll mit Unternehmen und Verkehrsverbünde.“ Für Reisenden. Deutlich zeigten sich die bekann- 9 Euro können alle bundesweit uneingeschränkt ten Schwachpunkte und fehlenden Reserven einen Monat lang den Nahverkehr von Bus und des Schienennetzes, dessen Kapazitäten vie- Bahn (2. Klasse) benutzen - zunächst im Juni lerorts den Ansturm nur mühsam verkraften und dann auch im Juli und August, ebenfalls für konnten. Mit negativen Auswirkungen für den jeweils 9 Euro. Abo-Kundinnen und -Kunden, Personenverkehr und auch die Güterbahnen. die mehr für ihr Monatsticket bezahlen, bekom- Wer aber statt der Strände und Berge die gro- men die vom Konto abgebuchten Mehrkosten ßen Städte oder Ausflugsziele zum Ziel hatte, für das Sommer-Vierteljahr erstattet. traf zwar auf Marktplätzen, in Ausflugslokalen oder an Aussichtspunkten auf reichlich weitere Das Angebot an Reserven ist begrenzt Besucherinnen und Besucher mit dem Ticket in Parallel seien überall die betrieblichen Vor- der Tasche. Doch übereinstimmend meldeten bereitungen auf die ungewohnt große Nach- die Verkehrsunternehmen, dass die erhöhten frage auf hohen Touren gelaufen, berichtete Fahrgastzahlen mit dem regulären Bus- und Ingo Wortmann weiter, „damit wir möglichst Bahnangebot gut gemeistert wurden. wenig böse Überraschungen erleben. Wir wer- den das Bestmögliche auf stark nachgefragten Schon etliche Tage vor dem 1. Juni, dem ersten Strecken liefern“. Doch das Angebot an Reser- Geltungstag des Angebots, wurde das Ticket ven ist begrenzt: „Wir können aus der Luft Auf dem Marktplatz in Halle (Saale) konnten die Fahrgäste das 9-Euro-Ticket an einer Info-Tram der Halleschen Verkehrs-AG erwerben. 6 03 | 2022 03 | 2022 7
ANZEIGE TITELSTORY Celina Dominiak (l.) ist angehende hätten die Verkehrsbetriebe nach der Coronapande- Straßenbahnfahrerin und zeigt mie erst 70 bis 80 Prozent ihrer Fahrgäste aus den das 9-Euro-Ticket der Halleschen Jahren zuvor zurückgewonnen. Um da weiter vor- Verkehrs-AG. Volle Bahnsteige, anzukommen, müssten in den Ballungsräumen die Regionalzüge und Hallen gab es am Pfingstwochenende – wie hier im Fahrplantakte verdichtet werden, und im ländlichen Münchner Hauptbahnhof (r.). Raum „ist viel zu tun, um überhaupt ein Angebot zu schaffen“. Das könnten die Kommunen und Kreise als Eigentümer der vielen kommunalen Betriebe nicht finanzieren. Bundesverkehrsminister Volker Wis- sing gab sich gleichwohl eher zugeknöpft. Den Aus- bau des ÖPNV „wollen alle“. Der Bund leiste bereits jährlich Zahlungen über zehn Milliarden Euro für den Nahverkehr, vom Ausgleich der Corona-Minderein- nahmen nach dem Wegbleiben der Fahrgäste bis zur Subventionierung von E-Buskäufen. Der Minister verwies auf die im Frühjahr berufene Bund-Län- der-Arbeitsgruppe zum Nahverkehr, deren Erkennt- nisse er abwarten wolle. Insbesondere forderte er die Länder auf, mehr Transparenz zu gewähren, wo die Regionalisierungsmittel verwendet werden und was die Länder dazu beitragen. Die Frage nach noch mehr Geld vom Bund „steht am Ende, nicht am Anfang“. Hier wurde deutlich, wie unterschiedlich die Sichtweisen zwischen dem Bundesminister und den Ländern sind. heraus keine neuen Fahrzeuge und keine zusätzli- geht mit optimistischer Erwartungshaltung in den chen Fahrer holen.“ Nicht ohne Sorge sieht man in 9-Euro-Sommer: Für den ÖPNV „Neukunden gewin- Nach dem Ende des Sonderangebots am 31. August der Verkehrsbranche, dass zusätzlich eingesetzte nen und erhalten“. Dieses Ziel sei „ein Baustein für die werde es keine zusätzlichen Mittel aus dem Bundes- Züge für die 9-Euro-Kundschaft die K apazität des Verkehrswende“. Und klar machte die Politikerin: Ein etat geben, erklärte Volker Wissing weiter und erteilte durch die Vielzahl der Baustellen ohnehin schon attraktiver ÖPNV, der auf Dauer und nicht nur zum damit Vorstellungen von weiterhin vergünstigten engen Schienennetzes weiter einschränken und dass derzeitigen Niedrigpreis zum Umsteigen vom Auto Tickets eine Absage. Die Verkehrsunternehmen das insbesondere den Güterverkehr beeinträchtigt. auf Busse und Bahnen führe, sei nur mit weiteren würden ohnehin von steigenden Fahrgastzahlen VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff nannte das hohen Investitionen in Infrastruktur und Fahrzeug- profitieren, ebenso wie von den Entlastungen der 9-Euro-Ticket zunächst einmal „ein sozialpolitisches parks zu erreichen. Hier sehen die Länder den Bund Bundesregierung für die hohen Energiekosten. Dem- Projekt“, das Politik und Branche zu einer verkehrs- in der Pflicht: Er müsse die „Regionalisierungsmit- gegenüber konnte VDV-Präsident Ingo Wortmann politischen Aufgabe mit dem Ziel einer dauerhaften tel“ deutlich aufstocken. Bislang wird aus diesem nicht ausschließen, dass der steigende Aufwand sogar Attraktivitätssteigerung des ÖPNV zu machen hät- Topf mit über acht Milliarden Euro überwiegend Tariferhöhungen zur Folge hat. Es müsse gelingen, ten. Er erinnerte daran, dass das Ticket vorrangig als der Nahverkehr auf Schienen finanziert – über die für den ÖPNV neue Finanzierungsmöglichkeiten zu finanzielle Entlastung der Bürgerinnen und Bürger regionalen „Aufgabenträger“ in den Ländern, die dann finden, zum Beispiel über Parkraumbewirtschaftung erdacht wurde. Wer für 9 Euro quer durch Deutsch- für den Bund über Ausschreibungen Bahnleistungen für den Individualverkehr oder Drittnutzer-Finan- land reisen wolle, müsse angesichts der hohen Nach- vergeben. Allein für die beiden Jahre 2022 und 2023 zierungen. Nur so könne verhindert werden, dass die frage mit „Gelassenheit“ in Busse und Bahnen steigen. addieren sich mit Blick auf die gestiegenen Belastun- Schere zwischen steigenden Kosten und Fahrpreisen Und: „Bei großen Konzerten steht man auch dicht gen beziehungsweise Anforderungen die Forderun- weiter aufgehe. Oliver Wolff brachte es auf den Punkt: gedrängt beieinander.“ Immerhin sei es der Bran- gen der Länderverkehrsminister nach zusätzlichen „Der Maßstab ist weniger der Wunsch des Bürgers, es Ihre Ziele sind unser Antrieb. Seit vielen Jahren che gelungen, für die Aktion eine digitale Plattform Mitteln auf mehr als 3,7 Milliarden Euro. Allerdings ist der Klimaschutz. Da müssen wir den klugen Weg navigieren wir Akteure im Verkehrssektor durch das zu entwickeln; das sei „ein sollen die Regionalisierungsmittel laut Angaben aus finden, wie wir das weiterentwickeln. Die Debatte um Geflecht von Recht und Regulierung. Mit tiefgreifendem gutes Signal“ für künftige dem Bundesverkehrsministerium ohnehin in den den ÖPNV hat aber eine Dimension, wie wir sie noch Sektorwissen und dem richtigen Gespür für gleichsam Angebote. kommenden Jahren bis 2030 um einen zweistelligen nie hatten.“ nachhaltige wie umsetzbare Konzepte beraten wir Milliardenbetrag steigen. Verkehrsunternehmen, Aufgabenträger, Infrastruktur- Die Debatte um den ÖPNV Die Bremer Senatorin betreiber und Energieversorger zu allen Aspekten rund hat eine Dimension, wie wir Maike Schaefer, derzeit Attraktiverer ÖPNV benötigt mehr Geld um SPNV, ÖPNV, Verkehrswende und Digitalisierung. sie noch nie hatten. Mehr Infos zum 9-Euro-Ticket: Vorsitzende der Konfe- Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Nahver- renz der Verkehrsminister kehrs im Sinne der Mobilitätswende braucht mehr www.besserweiter.de Oliver Wolff, aus den 16 Bundesländern, Geld, bestätigt der VDV-Präsident. Im Durchschnitt VDV-Hauptgeschäftsführer orthkluth.com 8 03 | 2022
AUS DEM VERBAND On-Demand-Verkehre laufen hoch Die sogenannten Linienbedarfsverkehre sind ein Baustein der Mobilitätswende. Der VDV wollte von seinen Mitgliedsunternehmen wissen, was sich bei ihnen in diesem Bereich tut. Ein wesentliches Ergebnis: Die im vergangenen Jahr beschlossene Novelle des Personenbeförderungsrechts wirkt sich positiv aus. D ie Novelle des Personenbeför- On demand im ländlichen Raum: derungsrechts (PBefG) erzielt Im ostwestfälischen Höxter soll die gewünschte Wirkung. Vielerorts „Holibri“ den ÖPNV beflügeln. auf die örtlichen Bedingungen auch im ländlichen Raum zu- schneiden. Dort zeichnet sich nutzen die Verkehrsunternehmen beispielsweise ab, dass schwach den neuen Rechtsrahmen und fahren ausgelastete, regelmäßige Bus- ihre On-Demand-Verkehre hoch. fahrten auf On-demand-For- Das hat eine Branchenumfrage des mat mit mehreren kleineren VDV ergeben. „Der neue Rechts- Fahrzeugen umgestellt werden. rahmen wird gut angenommen „Wir vermindern so effektiv und sorgt für Klarheit“, erläutert Leerfahrten und bedienen statt- Dr. Jan Schilling, VDV-Geschäfts- dessen flexibel die Mobilitäts- führer für den Bereich ÖPNV: „Da bedürfnisse unserer Fahrgäste“, ist ein kleiner Boom entstanden.“ erläutert Jan Schilling. Zudem Seit der im April 2021 beschlos- setzen Verkehrsunternehmen senen Gesetzesnovelle ist die Zahl verstärkt auf on demand, um ihr der On-Demand-Projekte, die in Angebot zu ergänzen – etwa, um den öffentlichen Verkehr integriert sind, sprunghaft „auf der letzten Meile“ Wohngebiete mit Stationen der gestiegen. Amtliche bundesweite Vergleichszahlen und Stadt- oder Regionalbahn zu verknüpfen. Wachstumsraten sind nicht verfügbar, weil die On-De- mand- und Bedarfsverkehre nicht zentral erfasst werden. Insgesamt sind bei den 70 Unternehmen, die sich an Diese Leerstelle füllt der VDV als Branchenverband aus. der VDV-Umfrage beteiligt haben, mehr als 300 Fahr- Insgesamt erwartet die Branche jedoch bis zum Ende zeuge im Linienbedarfsverkehr unterwegs – mehr als des Jahres in Summe mindestens 65 solcher integrierten die Hälfte von ihnen elektrisch. „Das zeigt: On-Demand- On-Demand-Projekte. Von der Entwicklung profitiert Verkehr kann einen wesentlichen Beitrag zum Klima- vor allem der ländliche Raum. 42 Prozent der in der VDV- schutz leisten.“ Die Verkehre sind fast vollständig in die Umfrage erhobenen Verkehrsprojekte werden dort umge- bestehenden Tarifstrukturen integriert. Bei 31 Prozent setzt. Fast ein Drittel entfällt auf die Mittelzentren, etwas der Unternehmen fällt ein Zuschlag an, 45 Prozent neh- mehr als ein Viertel auf urbane Räume. „Dass die meisten men ihre Fahrgäste ohne Zuschlag mit dem einfachen neuen Angebote derzeit auf dem Land entstehen, ist eine Ticket oder Monatsabo on demand mit. Gebucht wird der wichtigsten Erkenntnisse - und ganz im Sinne der digital, aber auch per Telefon beziehungsweise Callcen- Daseinsvorsorge und der Verkehrswende“, so Jan Schilling. ter. Die Branchenumfrage des VDV zeigt jedoch auch, dass die Entwicklung der On-Demand-Verkehre ein Es überwiegen deutlich neu aufgebaute Linienbedarfs- Finanzierungsthema bleibt: Die neuen größeren Flot- verkehre (71 Prozent), die bundesweit zum Einsatz tenprojekte sind fast alle gefördert - und bedürfen im kommen und das bestehende ÖPNV-Angebot verbes- Anschluss einer Regelfinanzierung. Jan Schilling: „Das sern. Für einen Boom spricht außerdem, dass bestehende wurde eindrücklich in dem ÖPNV-Leistungskostengut- Erprobungs- und Bedarfsverkehre wie Anruf-Sam- achten herausgearbeitet.“ mel-Taxis und Rufbus-Systeme in erheblichem Umfang neu genehmigt wurden beziehungsweise ihr Bedien- Weitere Infos: gebiet ausgeweitet wurde (ca. 30 Prozent). www.vdv.de/ondemandUmfrage22 Ein weiteres Ergebnis der Umfrage bestätigt, dass die www.vdv.de/new-mobility-projekte Unternehmen mit On-Demand-Verkehren ihr Angebot 10 03 | 2022
AKTUELL GASTBEITRAG und wohin man möchte. Darauf darf sich der deutsche buchbares Ticket. Zuletzt ist für die rechtlichen As- ÖPNV jedoch nicht ausruhen, sondern muss die Chancen pekte die Brancheninitiative Gegenseitiger Verkauf der Digitalisierung nutzen, um Fahrgästen auch über hinzugekommen, die die vertragliche Grundlage die traditionellen Grenzen des eigenen Tarifs oder schafft und standardisiert, damit auch Tarifprodukte eigenen ÖPNV-Angebots hinaus ein attraktives Gesamt- außerhalb des eigenen Tarifraums verkauft werden angebot zu unterbreiten. können. Die Erkenntnis der letzten Jahre: Branche, Kommunen, Länder und Bund schaffen große Vor- Von der Komplexität zum Swipe haben nur gemeinsam. Während Zeitkartenkundinnen und -kunden im Zweifel einfach zwei getrennte Fahrkarten kom- „Mobility inside“: binieren, sind es die Gelegenheitskunden, welche Von der Branche für die Branche Angebotsbrüche fürchten und den Einstieg in den All diese technischen Lösungen und Formen der (di- ÖPNV deshalb meiden. Hier setzt die Branche an: gitalen) Kooperation münden in „Mobility inside“ Mit gemeinsamen oder vernetzten Hintergrundsys- (Mi). Die Initiative ist aus dem Branchenverband VDV temen werden die Revolutionen von 1965 und 1996 heraus entstanden und heute eine operative Gesell- in neuer Form wiederholt. Wo der Fahrgast heute für schaft der Branche für die Branche. Die Partner haben eine Fahrt vom Wohnort zum Zielort mitunter noch das Ziel, alle Mobilitätsangebote zu einem nahtlosen drei Tickets nach drei unterschiedlichen Tariflogiken Service zu vernetzen und den Fahrgästen anzubie- kaufen muss, erledigt dies künftig eine App für ihn – ten. Fahrgäste können dann durchgängig von A über ein enormer Mehrwert und Komfortgewinn für den B nach C buchen, egal wie viele Fahrkarten oder Kunden. Das Problem „keine Preisauskunft möglich“, Fahrtberechtigungen beispielsweise für Bikesharing das für viele gleichbedeutend ist mit „kein Angebot im Hintergrund erworben werden. Für dieses völlig vorhanden“, wird gelöst. Ein wesentlicher Vorteil neue Angebotspaket nutzt „Mobility inside“ die zuvor „Die dritte Revolution digitaler Vernetzung über das Hintergrundsystem: Der Fahrgast erhält bei einer Buchung über drei Ta- rife weiterhin drei Tickets, aber nur eine Rechnung. des öffentlichen Nahverkehrs Der Weg zu solch vernetzten Angeboten war und ist eine Teamaufgabe: Um dem Fahrgast eine App auf Wo der Fahrgast heute für eine Fahrt vom Wohnort zum Zielort mitunter noch drei Tickets nach drei unter- ist in vollem Gange“ dem Smartphone anzubieten, die eine Route vom Start zum Ziel errechnet, tarifiert und zum Buchen anbietet, dabei verschiedene Verkehrsmittel inte- schiedlichen Tariflogiken kaufen muss, erledigt dies künftig eine App für ihn. griert und eine Kontrolle der Fahrtberechtigung ge- Die Gründung der Verkehrsverbünde und die Regionalisierung des währt, ist eine Vielzahl von Akteuren im Hintergrund Prof. Knut Ringat, VDV-Vizepräsident Schienennahverkehrs 1996 waren die zwei bisherigen Revolutionen, die gefordert. Damit die App auch verbundübergreifend und Sprecher der Geschäftsführung des funktioniert, geht es sowohl technisch als auch orga- Rhein-Main-Verkehrsverbunds die deutsche Nahverkehrsbranche geprägt und auf den Kurs zu Fahrgast- nisatorisch raus aus dem eigenen Teich und rein in orientierung und Fahrgastwachstum gebracht haben. Jetzt ist die dritte die Arbeitsteilung. Revolution in vollem Gange: die digitale Vernetzung von Hintergrundsys- beschriebenen Dienste, Systeme beziehungsweise temen, mit denen Fahrgäste über die Grenzen einzelner Verkehrsverbünde Es wächst zusammen, Daten und aggregiert diese zu einem Service für die was zusammengehört unterschiedlichen Bedürfnisse der Branche: zum oder Unternehmen Fahrkarten per App kaufen und weitere Mobilitäts- Die Erkenntnis, dass die Digitalisierung eine Vielzahl einen eine White-Label-App inklusive mandanten- angebote buchen können. Ein Gastbeitrag von VDV-Vizepräsident und an Chancen bietet, hat eine neue Form der Koopera- fähiger Hintergrundsysteme für kleine und mittlere RMV-Chef Prof. Knut Ringat (Foto). tion hervorgebracht. Mit der Schaffung gemeinsamer Verkehrsunternehmen und -verbünde. Diese erlaubt Standards und Systeme hat sich in der Branche in einen schnellen Zugang zu digitalen Vertriebsmög- den letzten Jahren viel getan, von mandantenfähi- lichkeiten und spart eigene App- und Systement- gen Vertriebshintergrundsystemen, die auch andere wicklungen, deren Betrieb sich für kleinere Regionen D er Begriff „Digitalisierung“ fällt im Koalitionsver- trag häufiger als „Klimaschutz“. Wenn Deutsch- land unabhängiger werden will von Energieimporten, aufbauen, die sie in den vergangenen Jahren geschaffen hat. Mit einem Ticket Bus, Bahn und Zug nutzen? In Deutschland ist das Standard, im Ausland außer- Verkehrsverbünde nutzen können, über (((etiCORE, dem Standard, der den grundlegenden Aufbau aller eTicket-Systeme in Deutschland regelt und auf oft nicht rechnet. Die andere Option richtet sich an große Verkehrsunternehmen und -verbünde sowie Anbieter weiterer Mobilitätsformen wie Sharing- wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werden will halb von Ballungsräumen weiter Zukunftsmusik. Fast Chipkarten oder Smartphones zu finden ist, bis hin angebote, die bereits digital breit aufgestellt sind. Sie und wenn bis 2030 die jüngst nochmals verschärften 75 Prozent der Fahrgäste im ÖPNV, so der VDV, waren zu DELFI, der Plattform für deutschlandweite Fahr- können sich über Schnittstellen an die Systeme von Klimaschutzziele auch beim großen Sorgenkind, dem 2019 mit Wochen-, Monats- oder Jahreskarten unter- plan- und Reiseinformationen. Während DELFI die „Mobility inside“ anschließen, um so gegenseitigen Verkehrssektor, erreicht werden sollen, braucht es wegs. Diese Millionen Kundinnen und Kunden haben Daten für einen Weg von A nach B an einen Router Zugriff auf den Vertrieb aller Partner zu erhalten. zum einen politische Unterstützung für Bus und Bahn damit in Verkehrsverbünden eine Flatrate von Bahn weitergibt, können Tarifmodule für die betreffende Dieses Angebot bringt den ÖPNV in Deutschland auch ordnungspolitischer und finanzieller Art. Zum anderen über Bus bis hin zu Fähren, wie in Hamburg oder Berlin. Strecke den Preis und das notwendige Tarifprodukt im Ticketbereich auf den Stand der Technik. „Mobi- muss die Branche weiter konsequent auf der guten Basis Hier gilt: einfach einsteigen und fahren – so oft, womit ermitteln. Erst durch die Kombination aus Strecke lity inside“ ist seit April als White-Label-App in den und richtigem Tarif entsteht für den Fahrgast ein App-Stores erhältlich. 12 03 | 2022 03 | 2022 13
AKTUELL Der neue E-Bus-Sound gehört bald zum guten Ton Der moderne Nahverkehr wird um einen eigenen, unverwechselbaren Klang bereichert. Zusammen mit Audiodesignern und Fahrzeugherstellern arbeitet der VDV an einem einheitlichen Geräusch für E-Busse. Jetzt wurde die Sieger-Soundidee aus einem Studierendenwettbewerb vorgestellt. M arkant und trotzdem unaufdringlich, deutlich wahrnehmbar und gut zu lokalisieren: So klingen in Deutschland künftig die E-Busse. Der VDV hat dazu den Entwurf eines Sounds präsentiert, der bis zum Sommer weiterentwickelt wird und später als Industriestandard zum Einsatz kommen soll. Hintergrund ist die Auflage der EU, dass E-Fahrzeuge bei geringen Geschwindigkeiten ein künstliches Geräusch machen müssen. „Es ist teilweise ein Fluch, dass die Busse so leise sind“, sagte VDV-Vizepräsident Werner Overkamp bei der Vorstellung des Soundentwurfs. Wenn ein Fahrzeug an die Haltestelle rollt und dort steht, macht es das weitgehend geräuschlos – für Menschen mit eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen schwer wahr- nehmbar. Gleiches gilt im Verkehrsgetümmel. Auch Fuß- gänger und Radfahrer müssen die Busse in der allgemeinen Geräuschkulisse rechtzeitig hören können. Abhilfe schaffen die Hersteller schon jetzt mit akustischen Warnsystemen, die künstliche Fahrgeräusche erzeugen: die Acoustic Vehicle Alerting Systems (AVAS). Bundesweit einheitlicher Markenklang Der VDV geht nun jedoch einen Schritt weiter. Mit seinen Partnern aus der Fahrzeugindustrie und Audiodesignern tüftelt er an einem einheitlichen Sound, der zukünftig bundesweit in jedem E-Bus wiederzufinden sein soll: ein charakteristischer Markenklang, hergestellt in Deutsch- land, dynamisch und modern. Den sollen die Verkehrs- unternehmen in ihren Ausschreibungen für den Kauf neuer Busse künftig vorgeben können - auch wenn bis dahin noch ein Weg zu gehen ist. Von Anfang an bei der Suche 14 03 | 2022 03 | 2022 15
AKTUELL DREI FRAGEN AN … Wie die E-Busse künftig klingen und worauf es dabei ankommt, beschreibt Prof. Sebastian Waschulewski vom FOAM Institute Berlin (Foto) im Gespräch mit „VDV Das Magazin“. Herr Prof. Waschulewski, was macht alle Anforderungen an die Verkehrssicherheit und die einen guten E-Bus-Sound aus? Ergonomie erfüllen. Das hat Lukas Esser als Gewinner des » Prof. Sebastian Waschulewski: Wettbewerbs optimal getroffen. Den Klang würde ich als Wenn der Sound eine Persönlichkeit warm beschreiben. Er hat auch tiefe Frequenzen, wie sie wäre, sollte er ein freundlicher Nachbar für ein großes Fahrzeug typisch sind. Dabei kommt es da- sein – offen für alle, unaufdringlich, ge- rauf an, nur die Frequenzbereiche gut hörbar zu gestalten, lassen. Dabei gilt auch für Audiodesign: die wirklich benötigt werden. Besonders, wenn der Bus die E-Busse Gutes Design ist so wenig Design wie Haltestelle anfährt, dort steht und wieder abfährt. möglich. Bund steht Was sind die nächsten Schritte? Vor welchen Herausforderungen standen Sie und Ihr » Die Soundidee von Lukas Esser entwickeln wir nun Team bei der Suche nach einem einheitlichen Sound für zusammen mit ihm und unseren Partnern aus der Indus- E-Busse? trie professionell weiter. Wir werden diesen Klang noch auf der Bremse » Wir wollten nicht die Geräusche eines Dieselbusses imi- etwas verfeinern – verschiedene Frequenzbereiche und tieren, sondern etwas komplett Neues für die Elektrobusse die Dynamik nachjustieren. Den fertigen Sound wollen kreieren. Einen wirklich zukunftsgerichteten Sound. Und wir während der VDV-E-Buskonferenz präsentieren – der muss einzigartig, angenehm und modern klingen sowie idealerweise schon eingebaut in einem Fahrzeug. In den kommenden Jahren beschaffen die Verkehrsunternehmen tausende Busse mit Batterie- oder Wasserstoffantrieb. Schon jetzt ist absehbar, dass die Fördergelder eingebunden waren zahlreiche Interessengruppen wie nach Ideen für den E-Bus-Sound gesucht. Aus einem nicht reichen. Dieses und weitere Themen werden für Gesprächsstoff während der Fahrgast-, Verkehrs-, Sehbehinderten- und Umwelt- Workshop mit 50 Teilnehmenden gingen 20 Wettbe- nächsten VDV-Elektrobuskonferenz und der Fachmesse „ElekBu“ sorgen, die am verbände sowie Bundes- und Landesverkehrsminis- werbsbeiträge hervor. Eine Jury, in der unter anderem 12. und 13. Juli in Berlin als Präsenzveranstaltung stattfinden. terien. Sehbehindertenverbände, der TÜV, Verkehrsunter- nehmen, das Bundesministerium für Digitales und Aber wie klingen E-Busse? Und wie unterscheiden sie sich von E-Autos, E-Rollern oder E-Fahrrädern? Wie lässt sich verhindern, dass sie als störend wahr- Verkehr sowie der VDV vertreten waren, prüfte die Entwürfe, beratschlagte und wählte aus. Den Sound, der alle Kriterien erfüllte, steuerte Lukas Esser von der B ei den Stadtbussen setzen sich die Batterieantriebe weiter durch. Im vergangenen Jahr waren in Deutschland etwa 1.300 Fahrzeuge mit Elektroantrieben unterwegs. Knapp die von E-Mobilität im ländlichen Raum sowie der Aufbau von Betriebshöfen und Werkstätten. Nach den Depot-Bränden im vergangenen Jahr kommt dem wichtigen Thema Brand- genommen werden? Neben diesen Fragen spielen As- Berliner Universität der Künste bei. „Zwischen tech- Hälfte davon kam erst im Vorjahr hinzu. Doch der Hochlauf der schutz zusätzliche Bedeutung zu. Fachleute erläutern unter pekte der Sicherheit und der Ergonomie eine wichtige nisch und organisch, um bei den Menschen zu sein klimafreundlichen und vor Ort emissionsfreien Busse könnte anderem, welche Schutzmaßnahmen und Schulungen für das Rolle. Denn die Töne werden mittelbar im Innenraum und den Sound angenehm zu machen“, erklärt er seine ins Stocken geraten. Zwar will der Bund etwa 3.000 E-Busse Personal eine Rolle spielen. „Wir haben Brandexperten und zu hören sein, dürfen im Dauerbetrieb Fahrpersonal Klangidee. Bei der Präsentation seines Entwurfs Mitte fördern, beantragt wurden jedoch 5.000. Bis Mitte Juli läuft die Versicherungswirtschaft eingeladen, ebenso wie Vertreter und Fahrgäste nicht nerven. „Wenn der Sound eine Mai hatten alle Projektbeteiligten auf ihrem Weg zum ein weiterer Förderaufruf. Der VDV befürchtet jedoch, dass der Feuerwehr und von Firmen, die Brandschutzanlagen kon- Persönlichkeit wäre, sollte er ein freundlicher Nach- finalen E-Bus-Sound schon die Hälfte der Strecke vor allem mittlere und kleine Verkehrsunternehmen davon zipieren“, erläutert Martin Schmitz, Technikgeschäftsführer bar sein“, beschreibt Prof. Sebastian Waschulewski zurückgelegt. „Wir haben jetzt die Zutaten“, erläutert absehen könnten, ihre Flotten zu elektrifizieren. Dabei geht beim VDV. Neben den Batteriebussen und ihren Komponenten vom FOAM Institute Berlin die Anforderung (siehe Felipe Sanchez Luna. In den nächsten Schritten geht es nicht zuletzt wegen des russischen Angriffskriegs gegen stehen in diesem Jahr die Fahrzeuge mit Brennstoffzelle, ihre Interview). Mensch und Umwelt sollen nicht mit un- es darum, den Klang in Nuancen anzupassen und in die Ukraine darum, von fossilen Brennstoffen unabhängiger Ladeinfrastruktur sowie die Beschaffung von grünem Was- nötigem Lärm belastet werden. „Es geht um unsere die Fahrzeuge zu implementieren. Deren Hardware zu werden. serstoff im Mittelpunkt. „Wir widmen dem Thema Wasser- Stadtgesundheit, es geht um Sicherheit und ein zeit- wie Lautsprechersysteme muss nun geprüft und der stoff eine eigene Session“, kündigt Martin Schmitz an: „Darin gemäßes Fahrerlebnis“, sagt Rudi Kuchta vom VDV- Klang dafür optimiert werden. Vorgestellt wird der fer- Um diese und eine Vielzahl weiterer Themen geht es am geht es um die Erzeugung, den Transport und den Betrieb der Industrieforum und Senior Vice President von MAN tige Sound - voraussichtlich direkt am Bus - dann am 12. und 13. Juli während der VDV-E-Buskonferenz und der Fahrzeuge sowie um ihre Technik.“ Truck & Bus. „Auf den ,Wow-Effekt‘ kommt es dabei 12. und 13. Juli während der VDV-E-Buskonferenz und begleitenden Fachmesse „ElekBu“. Die Veranstaltung wird Für die begleitende Fachausstellung „ElekBu“ haben sich gar nicht an“, erläutert Audiodesigner Felipe Sanchez der Fachmesse „ElekBu“ in Berlin. vom Forum für Verkehr und Logistik und der VDV-Akademie knapp 60 Unternehmen aus der Fahrzeug- und Zulieferin- Luna (FOAM): „Sonst steht man an der Bushaltestelle in diesem Jahr wieder als Präsenzveranstaltung im Berliner dustrie angemeldet. Vorgestellt werden dabei auch 15 Elek- und kann es irgendwann nicht mehr ertragen.“ Estrel Hotel ausgerichtet. Neben den politischen Rahmenbe- trobusse – einer dingungen unter der neuen Bundesregierung und den aktu- davon voraussicht- Hier gibt es den E-Bus-Sound Im Rahmen eines Studierendenwettbewerbs hatte das zu hören und ein Video: ellen Förderprogrammen werden einmal mehr die Themen lich ausgestattet mit FOAM Institute zusammen mit dem VDV technische dem neuen VDV-E- Weitere Infos unter: www.vdv.de/ebussound Klimaschutz, „Fit für 55“ sowie die Reduktion und Beprei- www.ebuskonferenz.de und inhaltliche Gestaltungskriterien vorgegeben und sung von CO2-Emissionen diskutiert. Weitere inhaltliche Bus-Sound (siehe Schwerpunkte sind der Stand der Technik, die Umsetzung Beitrag S. 14). 16 03 | 2022 03 | 2022 17
ANZEIGE HINTERGRUND Spatenstich für den Strukturwandel (v. l.): Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, DB-Chef Richard Lutz, Bundeskanzler Olaf Scholz und Daniela Gerd tom Markotten (DB- Vorstand Digitalisierung und Technik) Auf dem Baufeld machten 500 rote Luft- ballons den Grundriss der neuen Werkhalle sichtbar. Jeder steht symbolisch für einen der ersten 500 neuen Arbeits- und Ausbil- dungsplätze, die hier geschaffen werden. Wirtschaftswachstum. „Der Ausgleich von wegfallenden durch neue zukunftsfähige Arbeitsplätze ist eine absolut notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Struk- ICE 4 bringt Tempo turentwicklung im Zuge des Ausstiegs aus der Braun- kohle.“ Die neuen Hallen entstehen in unmittelbarer Nachbar- schaft des bestehenden DB-Standorts und werden das in den Strukturwandel erste Werk für die schwere Instandhaltung des ICE 4. „Wir brauchen dieses neue Werk, damit unsere ICE- Flotte weiter wachsen kann und damit mehr Menschen Bahn fahren“, erklärt Bahnchef Richard Lutz das re- kordverdächtige Tempo: „Nur so sind unsere Klimaziele erreichbar.“ Das Werk Cottbus soll eine tragende Rolle In Cottbus wird Deutschlands modernstes Instandhaltungswerk gebaut. Schon in zwei dabei spielen, dass die ICE 4 nach der Instandhaltung Jahren soll die erste Halle fertig sein, ein noch größeres Gebäude folgt bis 2026. Damit schnell wieder auf die Strecke gehen können. Allein in den kommenden beiden Jahren wächst die Anzahl von schafft die Deutsche Bahn z ukunftsfähige Arbeitsplätze in der Braunkohleregion Zügen dieses Typs von derzeit etwa 100 auf 137. Bis Ende Lausitz. Zum symbolischen Spatenstich kam auch Bundeskanzler Olaf Scholz. des Jahrzehnts sollen insgesamt rund 450 ICE verschie- dener Baureihen unterwegs sein. E s ist eines der ersten und bedeutendsten Projekte, um und nachhaltiger Wirtschaftszweige. Zu diesen Regionen 1.200 die Wirtschaftsstruktur in der Kohleregion Lausitz zählen Gebiete in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt zu stärken: Die Deutsche Bahn baut in Cottbus das mo- und Nordrhein-Westfalen. dernste Instandhaltungswerk in Deutschland. Bis 2026 entstehen hier 1.200 neue Arbeitsplätze, die ersten 500 Bundeskanzler Olaf Scholz ist davon überzeugt, dass der davon schon in den kommenden zwei Jahren. Ab 2024 Strukturwandel gelingen kann: „Solche Innovationspro- sollen in der ersten von später zwei Werkhallen Züge jekte schaffen nicht nur gute Arbeitsplätze – sie bringen der ICE-4-Flotte gewartet werden. Zwei Jahre früher auch neue Wirtschaftskraft und Zukunftsfähigkeit für als ursprünglich vorgesehen soll das Werk seine Arbeit die gesamte Region.“ Für Brandenburgs Ministerpräsi- aufnehmen. Geplant sind Investitionen in Höhe von einer dent Dietmar Woidke ist das Bauvorhaben mit seinen INDUSTRIEARBEITSPLÄTZE Milliarde Euro. Die Grundlage dafür bildet das Investiti- neuen 1.200 Industriearbeitsplätzen „ein Leuchtturm- entstehen bis 2026 im neuen ICE-Werk Cottbus - die er- onsgesetz Kohleregionen. Damit unterstützen Bund und projekt für den Strukturwandel in der Lausitz“. Diese sten 500 davon schon in den kommenden beiden Jahren, Länder Regionen, die vom Kohleausstieg betroffen sind, Stärkung des Standortes sei ein zentrales Element für wenn die erste von zwei Werkhallen in Betrieb geht. beim Aufbau zukunftsfähiger Arbeitsplätze und neuer die Entwicklung zur Modellregion für Klimaschutz und KONTAKT Messe Berlin GmbH Messedamm 22 · 14055 Berlin T +49 30 3038 2376 18 03 | 2022 innotrans@messe-berlin.de
MOBILITÄTSWENDE VOR ORT Heimliche 62 GELENKBUSSE mit elektrischem Antrieb setzen die Stadtwerke Osnabrück seit Hauptstadt an der Hase Hamburg, Berlin und Köln sind in Deutsch- Anfang des Jahres auf ihren Metrobuslinien ein. Damit ist land die drei Top-Metropolen, was die Anzahl die niedersächsische Großstadt deutschlandweit nach der Quote ihrer rein elektrisch betriebenen Busse anbe- führend bei der Umstellung auf langt. Danach folgt Osnabrück. Trotzdem gilt E-Busse. die niedersächsische Stadt als so etwas wie die E-Bus-Hauptstadt der Republik – wenn man die Zahl der batteriebetriebenen Fahrzeuge ins Verhältnis zu den herkömmlichen Verbrennern in der Flotte setzt. D ie Hasestraße ist mehr als eine zentrale Verkehrs achse in Osnabrück. Nach dem Nebenfluss der Ems benannt, durchquert sie den nördlichen Teil der Innenstadt. Hier wird ein Stück Mobilitätswende sichtbar: eine Art Paradestrecke für den elektrischen ÖPNV auf der Straße. Seit November fahren auf der Hasestraße mit den beiden Linien M 1 und M 5 ausschließlich batteriebetriebene Busse. Für Oberbürgermeisterin Katharina Pötter steht fest: „Die E-Busse sind ein bedeutender Baustein für eine moderne, attraktive und nachhaltige Stadt – und somit für die Lebensqualität in Osnabrück.“ Zum Beginn des laufenden Jahres legten die Stadtwerke Osnabrück (SWO) nach. Nun fahren auf allen fünf Me- trobus-Achsen von M 1 bis M 5 nur noch E-Gelenk- busse. Für die Stadt ist das ein Meilenstein auf dem Weg zu einem komplett elektrisch betriebenen Busverkehr, der ab Mitte der 2020er-Jahre angestrebt wird. „Da, wo wir fahren, haben wir nicht wenig Emissionen, sondern fast gar keine“, lautet das Credo von SWO-Vorstand Dr. Stephan Rolfes, der in Osnabrück die öffentliche Mobilität verantwortet. Und damit meint er nicht nur CO2, sondern auch Lärm. „Die Anlieger an den Strecken sagen: Es ist viel leiser geworden, und es stinkt bei uns nicht mehr.“ Auch Radfahrer und Fußgänger können durchatmen. 62 E-Gelenkbusse des Herstellers VDL wurden dafür angeschafft. Im Jahr 2018 hatten sich die Stadtwerke Osnabrück für die Niederländer als Systemlieferant ent- schieden. Die ersten 13 E-Busse für die Linie M 1 wur- den gefertigt, die Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof und an den Endhaltestellen der fünf Metrobuslinien 20 03 | 2022 03 | 2022 21
MOBILITÄTSWENDE VOR ORT MELDUNGEN Bundestag und Bundesrat verabschieden „Pass = Ticket“: höhere Förderung der Schiene Regelung für Kriegsflüchtlinge Bundestag und Bundesrat haben Der VDV kritisiert zudem die Ent- Anfang Juni den Bundeshaushalt scheidungen im Bereich der Elek- ist ausgelaufen 2022 verabschiedet. Im Zuge des- trifizierung. Diese widersprächen sen wurden die Fördermittel für die dem Koalitionsvertrag: „Anstatt In den umfangreichen Hilfen für regis- Schiene erhöht – der größte Einzel- Deutschlands Bahnen und Busse so trierte Geflüchtete aus der Ukraine sind zuwachs bei den Haushaltstiteln. schnell und so umfassend wie mög- auch weitreichende Angebote für die „Wichtige Positionen für die Mo- lich zu elektrifizieren und damit Nutzung öffentlicher Verkehrsmitteln dernisierung des Bahnsystems wur- noch klima- und ressourcenfreund- enthalten. So sieht es ein Beschluss der den erheblich aufgestockt“, erläutert licher zu gestalten, soll die Förde- Bundesregierung vor. Damit endete je- VDV-Präsident Ingo Wortmann. In rung für elektrische Güterbahnen doch die Regelung „Pass = Ticket“, die Osnabrücks Oberbürgermeisterin der sogenannten Bereinigungs um sechs Millionen Euro gekürzt freie Fahrt im deutschlandweiten ÖPNV Katharina Pötter und Stadtwerke- sitzung erhöhte der Haushaltsaus- werden“, sagt der VDV-Präsident. bedeutete. Ungeachtet dessen gibt es im Mobilitätsvorstand Dr. Stephan Rolfes schuss des Bundestages die Mittel Rahmen der Kulanz auf ausgewählten mit zwei E-Gelenkbussen, die auf den für die Digitalisierung der Infra- Auch die geplante Absenkung der grenznahen Strecken im Nahverkehr Linien M 1 und M 5 verkehren. struktur und der Fahrzeuge um 31,5 Elektrobus-Förderung wurde bei weiterhin eine schnelle Hilfe für Ukrai- Millionen Euro, für die barrierefreie den Haushaltsberatungen nicht ne-Geflüchtete. Sie können sich vorab errichtet sowie zahlreiche Schulungen und Testfahr- zurückgelegt. Mit diesem hohen Anteil von elektri- und attraktivere Gestaltung von korrigiert. Angesichts von 5.000 bei dem für ihre Strecke zuständigen Ei- ten absolviert. Als erste elektrisch bediente Linie ging schen Fahrzeugen an der Gesamtflotte liegt die deut- Bahnhöfen um 21,5 Millionen Euro E-Bus-Förderanträgen, die der- senbahnverkehrsunternehmen über die die M 1 im März 2019 in Betrieb. „Die Verfügbarkeit sche E-Bus-Hauptstadt im europäischen Vergleich und die Förderung des Kombinierten zeit vorliegen und nicht vollständig Bedingungen für ihre Fahrt informieren. der Fahrzeuge stand der von Dieselbussen von An- auf Platz zwei. Laut „Assured Clean Bus Report“, in Verkehrs um 15 Millionen Euro. bewilligt werden können, sei das, Eine Weiterfahrt im Nahverkehr über fang an in nichts nach“, bilanziert Stephan Rolfes dem der internationale Verkehrsverband UITP einen so Ingo Wortmann, „nicht nach- die ausgewählten Strecken hinaus ist seit zufrieden. Im Oktober 2018 traf der erste E-Bus auf Überblick über europäische Elektrobusprojekte gibt, Aus Sicht des VDV sind die Ände- vollziehbar. Der Bund vergibt hier dem 1. Juni nur noch mit dem Kauf eines dem Betriebshof in der Nähe der Stadtwerkezentrale rangiert Osnabrück hinter der niederländischen rungen jedoch nicht an allen Stellen eine Chance, konkret vor Ort auf Tickets an den dafür vorgesehenen Ver- ein. Der letzte kam pünktlich kurz vor dem jüngsten Region Amstelland-Meerlanden, wo „Connexxion“ konsequent: So wurden das Bundes- umwelt- und klimafreundliche kaufsstellen möglich. Jahreswechsel. mit einem E-Bus-Anteil von 70 Prozent unterwegs programm „Zukunft Schienengüter- E-Busse umzustellen“. Die Kom- ist. Den dritten Platz belegt das polnische Jaworzno verkehr“ um zehn Millionen Euro und munen könnten diese Mehraus- Für neu ankommende Flüchtende besteht Jeder neue E-Bus ersetzte einen Diesel (62 Prozent). die Gleisanschlussförderung sogar um gaben nicht alleine schultern – mit nach wie vor an einem der Haupt-An- Die grünen Riesen machen Osnabrück zum Vorrei- 16 Millionen Euro gekürzt. „Das ist aus dem Ergebnis, dass sich die Umrüs- kunftsbahnhöfe Berlin, Cottbus und ter bei der Umstellung von Diesel- auf Batteriebusse Mit der Umrüstung auf den Elektroantrieb tun die unserer Sicht nicht sachgerecht – hier tung der Flotten auf emissionsfreie, Hannover die Möglichkeit, mit dem „Help- – und zur „E-Bus-Hauptstadt“ Deutschlands. Zwar SWO nicht nur viel Gutes für ihre Stadt, sondern auch besteht Handlungsbedarf“, betont Ingo klimafreundliche Antriebe erheb- ukraine“-Ticket innerhalb Deutschlands hatten Hamburg (159), Berlin (137) und Köln (113) für die Umwelt und den Klimaschutz. Vier Millionen Wortmann. lich verzögere. per Bahn weiterzureisen. deutlich mehr Fahrzeuge mit Batterie- oder Brenn- Kilowattstunden grünen Strom haben die E-Busse im stoffzellenantrieb zum Jahresende 2021 im Bestand. vergangenen Jahr „getankt“. Dieselbusse hätten umge- Aber die Mischung zwischen alternativen und her- rechnet mehr als 1,1 Millionen Liter Kraftstoff benötigt. kömmlichen Antrieben – also das Verhältnis von Zum 30. Juni dieses Jahres wird die E-Gelenkbusflotte ANZEIGE Flottengröße zu E-Bussen – gibt den Ausschlag. Dass voraussichtlich die Gesamtfahrleistung von knapp fünf Osnabrück bei der Umstellung bundesweit führt, ist Millionen Kilometern hinter sich haben. „Geladen mit sogar parlamentarisch „belegt“. Eine entsprechende Grünstrom aus der Region“, erläutert SWO-Mobilitäts- Antwort gab die Vorgänger-Bundesregierung auf vorstand Stephan Rolfes. Aber dem Stadtwerke-Vor- z onferen eine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen zum Be- stand kommt es nicht nur darauf an, dass ein Fahrzeug V - E le k trobusk u 13. VD ElekB hmesse 5 Uhr und Fac 12.07.2021 um 13:4 nd stand und zur Förderung von Elektrobussen. gut fährt. „Es muss auch den Fahrgästen Spaß machen.“ Photo: © INIT | Ulrike Kabel Deswegen wurde viel Wert auf das Design und die In- ortra g a m bas re ie Unser V e n p ro gnosen Die Reichweiten der E-Busse genügen den Stadtwer- nenausstattung gelegt. „Osnabrück ist rundum schöner Reichw eit aten h is t o r ischen D ken vollkommen: Zusätzliche Fahrzeuge, Umläufe und und nachhaltiger geworden“, erklärt er und blickt zu- auf Mitarbeitende im Fahrdienst waren nicht vonnöten. versichtlich nach vorne: „Die Zukunft wird wunderbar, Für jeden neuen E-Gelenkbus wurde in Osnabrück was Mobilität angeht – sowohl für die Menschen als ein Diesel aus dem Verkehr gezogen. „Ein enormer auch für die Städte.“ Effekt für eine bessere Luftqualität in unserer Stadt“, so Oberbürgermeisterin Katharina Pötter. Bestand die Elektromobilität ganzheitlich gedacht! SWO-Flotte noch 2017 bis auf ein elektrisch betrie- Mehr zum Thema finden Sie unter: Die Einführung von Elektrobussen stellt Sie vor viele Herausforderungen. benes Einzelstück aus 93 Verbrennern, wurde diese www.swo.de/e-bus und www.swo.de/blog Zahl auf inzwischen 33 verringert. Somit werden nun sowie bit.ly/ASSURED e MOBILE – die integrierte Elektromobilitäts-Suite von INIT – bietet Ihnen die notwendige Unterstützung und über 65 Prozent der Fahrzeugkilometer emissionsfrei deckt alle spezifischen Anforderungen von Elektrobussen ab. e Simulation & e Planung e Betriebshof- & e Lademanagement e Analyse & e Reporting e Betriebssteuerung & e Reichweitenprognose 22 03 | 2022 The Future of Mobility sales@initse.com | www.initse.com | INIT Group
AUS DEM VERBAND Ihre Lösungen für exzellentes digitales Lernformate wie Videos, Virtual-Reality-Sze- Lernen wurden ausgezeichnet (v. l. n. r.): narien, Web-Based-Trainings und innovative Barbara Strassnig (Wiener Linien), didaktische Konzepte. „Alle Einreichungen Kay Scharmer, Philip Hagmann (beide waren auf ihre Weise exzellent“, betonte Mo- DB Regio), Melanie Schlich (KVB), Marcel Jelitto (DB Regio), Annika Goll- deratorin Katja Kirsten von der VDV-Akademie nik (KVB), Dominik Müller (DB Regio), bei der Verleihung der Awards, die wie die ge- Michel Michiels-Corsten (KVB) samte VDV-Bildungskonferenz eine Premiere Musterlösungen für war. In diesem neuen Format hat die VDV-Aka- digitales Lernen: Aus- demie die beiden ehemaligen Konferenzen für und Weiterbildende aus den Verkehrs Ausbildung und Weiterbildung gebündelt. unternehmen stellten im „Gallery Walk“ Den Wandel gestalten nen und Referenten wiederholt betont. Darum ihre Angebote vor und Wie der digitale und der demografische dreht es sich auch in dem 2016 gegründeten diskutierten sie mit Wandel zu gestalten sind, zählt derzeit zu den #eLearning-Netzwerk“ und der dazugehörigen den anderen Teilneh- wichtigsten Aufgaben, die die Aus- und Wei- Branchenplattform „Train-Station“: Hier un- menden. terbildenden in ihren Unternehmen anpacken. terstützen sich Branchenkolleginnen und -kol- Dass das digitale Lernen dabei mehr als nur ein legen gegenseitig, wenn es um Themen rund um Voneinander lernen wichtiges Hilfsmittel geworden ist, zeigte sich die Aus- und Weiterbildung sowie um digitales während der Konferenz ebenso wie das, worum Lernen geht. es Teilnehmenden und der VDV-Akademie nach den pandemiebedingten Beschränkungen Lernen wird selbstorganisierter statt konkurrieren auch geht: den persönlichen Austausch und die Bildungspolitische Herausforderungen, die Vernetzung unter Fachleuten. Aus- und Weiterbildung in der Mobilitätsbran- che, Innovationen und die Lernkultur: Diese Trotz Zeitmangels auf dem aktuellen Stand blei- Themen wurden in Vorträgen, Diskussionen ben, Menschen, die „das Lernen verlernt“ haben, und Erfahrungsberichten aus unterschiedli- Auszubildende finden, digitale Infrastruktur, cher Perspektive beleuchtet. Welche Rolle die Gemeinsame Lösungen finden – und dabei nicht im Wettbewerb stehen: Das war andere Prioritäten ihrer Geschäftsleitungen: Aus- und Weiterbildung für den Wandel der der Geist, der über der ersten VDV-Bildungskonferenz schwebte. Eine besondere Das sind nur einige der Herausforderungen, Lernkultur auf dem Weg zum selbstgesteuerten Auszeichnung erhielten vier Projekte des digitalen Lernens. vor denen sich die rund 80 Konferenz-Teil- und selbstorganisierten Lernen spielt, machte nehmenden in ihrer täglichen Praxis sehen. Karlheinz Pape deutlich. Der Gründer und Ge- Trotzdem fasziniert, begeistert und motiviert schäftsführer der Corporate Learning Commu- sie das Thema Aus- und Fortbildung: die Arbeit nity ermunterte die Teilnehmenden, bei sich „N iemand hat Lust, 200 Seiten Bedie- nungsanleitung durchzulesen“, sagte Barbara Strassnig von den Wiener Linien. In KVB. Täuschend echt ist eine Simulation für S-Bahn-Fahrpersonal, die DB Regio mit DB Systel realisiert hat. Ein virtueller Arbeitshand- mit jungen Menschen, der Fortschritt und der Wissenstransfer für das Unternehmen – oder einfach Dinge verändern. selbst anzufangen: „Wer andere in die Zukunft führen will, muss schon mal da gewesen sein.“ ihrem Unternehmen muss das zumindest das schuh bewegt sich durch einen Zug und kann Ansprechpartnerin für das #eLearning-Netzwerk und Fahrpersonal der Bim, wie in der österreichischen alle Elemente bedienen, etwa um eine liegen Dass es der Branche dabei nicht um Wett- „Train-Station“ ist Sabrina Reuther von der VDV-Akademie: Hauptstadt die Straßenbahn heißt, auch nicht gebliebene andere S-Bahn abzuschleppen. Das bewerb, sondern um gemeinsame Lösungen kontakt@elearningnetzwerk.de mehr tun. Mit Web-Based-Trainings (WBT) spare bei der Ausbildung wertvolle Fahrzeug gehe, wurde von verschiedenen Referentin- schult das Verkehrsunternehmen seine Tram- ressourcen, wie Kay Scharmer von DB Regio fahrerinnen und -fahrer im Umgang mit dem erläuterte. Bordrechner. „Und wenn ein Thema nicht so spannend ist, gamifizieren wir es.“ So wurden Diese vier Anwendungen haben gewonnen: Bei beispielsweise in einem weiteren Projekt Teile der ersten VDV-Bildungskonferenz wurden der jährlich fälligen Pflichtunterweisung zur Ar- sie als Beispiele für exzellentes digitales Ler- beitssicherheit vollständig als WBT digitalisiert nen im ÖPNV ausgezeichnet. Die Jury setzte und innovativ umgesetzt. sich zusammen aus Mitarbeitenden der Ver- Bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) be- kehrsunternehmen, die sich an dem erfolgreich reiten sich Führungskräfte per abgeschlossenen Projekt eLearningÖV beteiligt Blended Learning – einer Mi- hatten. „Dieser Branchen-Preis ist ein Novum Wer andere in die Zukunft schung aus Präsenzunterricht und zeigt, dass die ÖPNV-Branche beim digita- führen will, muss schon mal und digitalem Lernen – auf die len Lernen ein völlig neues Niveau erreicht hat“, da gewesen sein.“ Jahresgespräche mit ihren Mit- erläuterte Gisbert Schlotzhauer, Vorstandsvor- arbeitenden vor. „Corona hat sitzender der VDV-Akademie, anlässlich der Katja Kirsten (l.) von der VDV-Akademie führte durch die Karlheinz Pape, mich aus dem Präsenzschu- Preisverleihung. Am Wettbewerb teilgenom- Konferenz und moderierte die Verleihung der Awards (2. v. l.). Geschäftsführer Corporate Learning Uta Kupfer (r., Verdi) und Thomas Reiter (Kuratorium der lungsdenken rausgebracht“, be- men haben 36 Projekte aus 19 Verkehrsun- Community Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung) zeigten die bildungs- richtete Melanie Schlich von der ternehmen: darunter verschiedene digitale politischen Herausforderungen auf. 24 03 | 2022 03 | 2022 25
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