RUNDBRIEF 2020 3/4 - Exponate-Online

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RUNDBRIEF 2020 3/4 - Exponate-Online
ISSN 1439-3433

                   RUNDBRIEF

                      2020 – 3/4

Wie dieser von einem Sammlerfreund vorgelegte Brief zeigt, geht Privatpost oft seltsame
Wege. Der aus Dresden nach Canada geschickte Brief trägt überraschenderweise eine
Freimachung der britischen Royal Mail. Nach Ablösen der auf einem Aufkleber gedruckten
Freimachung zeigte sich, dass der Brief mit zwei Marken zu je 60 Cent der in Dresden
ansässigen PostModern frankiert und mit einem Bearbeitungsvermerk versehen ist. Eine
Rückfrage bei dem privaten Postunternehmen brachte die Lösung: PostModern arbeitete
bei internationale Sendungen mit ausländischen Partnern zusammen, in diesem Fall mit
einer Firma in Großbritannien, die die Freimachung und Weiterleitung der Sendungen
übernehmen. Auf der Rückseite ist eine 4-State-Codierung (einkopiert) aufgedruckt. Auf
dem Brief ist kein Datum vermerkt, so dass nicht ersichtlich ist, wann der Brief gelaufen ist.
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                     Bundesarbeitsgemeinschaft Briefpostautomation e.V. im BDPh
                      Leiter: Jürgen Olschimke, Taunushöhe 24, 65779 Kelkheim
RUNDBRIEF 2020 3/4 - Exponate-Online
Liebe Sammlerfreundinnen und Sammlerfreunde!
Liebe Leserinnen und Leser dieses Rundbriefs!
Die erste Phase des im Rundbrief 2020-2 angekündigten Digitalisierungs-Projekts der
Deutschen Post ist Mitte Juli versuchsweise und Ende Juli für jeden Postkunden aktiviert
worden (Siehe Seite 116). Meldungen aus dem Kreis unserer Mitglieder lassen auf eine
recht unterschiedliche Funktion schließen. Möglicherweise müssen, wie bei so umfang-
reichen Änderungen nicht anders zu erwarten, noch Anlaufschwierigkeiten beseitigt und
Feinheiten bei der zugrunde liegenden Software optimiert werden. Für einen umfassenden
Bericht liegen aber noch nicht genügend Erfahrungen vor. Wir hoffen, zu Beginn des
kommenden Jahres aus der Praxis berichten zu können. Alle Mitglieder und Freunde
unserer ArGe sollten die Post-App installieren und gegen Jahresende der RB-Redaktion
ihre Erfahrungen schildern.
Die Corona-Pandemie hat auch die Postdienste gravierend beeinflusst. Die Deutsche Post
konnte im zweiten Quartal den Umsatz im Inland um 7% auf knapp 3,9 Mrd. € steigern.
Der Rückgang des Briefaufkommens auf nur noch 55 Mio. Sendungen pro Werktag wurde
durch einen Anstieg des Paketgeschäfts mehr als ausgeglichen. Obwohl die Pandemie
aufwendige Schutzmaßnahmen notwendig machte, verbesserte sich das operative
Ergebnis auf 264 Mio. €. Kostspielige Sicherheitsvorkehrungen gegen Corona-Infektionen
meldeten auch andere Postverwaltungen. Einige Länder hatten zeitweise den Postverkehr
mit dem Ausland eingestellt.
Österreich ist ein Schwerpunkt in dieser Ausgabe. Die Crypto stamp 2.0 erschien am
25. Juni und könnte wieder ein Highlight der modernen Philatelie werden (Seite 125).
Historisch ist eine kaum bekannte Briefverteilanlege, die in den 1930er Jahren im Haupt-
postamt in Wien im Einsatz war. Eine Beschreibung dieser Anlage, die man heute wohl als
maschinell unterstützte Handverteilanlage bezeichnen würde, fand ich in einer alten
Ausgabe der „Union Postale“ (Seite 126).
Zwei weitere Beiträge analysieren die Verwendung von Freistempelmaschinen in
Österreich. Der erste beschreibt auf 29 Seiten die Maschine von Max Baum, das Leben
des Erfinders, die Patente und den Einsatz als Postfreistempelmaschine in Wien und die
Verwendung für Absenderfreistempel bei einer österreichischen Bank (Seite 143).
Schließlich wird die Verwendung der Postfreistempelmaschinen von Klüssendorf in Linz
und Salzburg ab 1962 untersucht (Seite 135). Eine ebenfalls kaum bekannte russische
Stempelmaschine, nach heutigen Begriffen ein Handstempelapparat, die im Postamt Wien
101 (Westbahnhof) eingesetzt war, rundet den Blick nach Österreich ab. Der Umfang der
neuen Erkenntnisse macht dieses Heft zu einer Doppel-Ausgabe.
Bleibt noch zu erwähnen, dass auch Russland interessante technische Entwicklungen zur
Postautomation beigesteuert hat. Ein Beispiel ist die ab Seite 181 beschriebene
Einschreibstempelmaschine, die auch in Polen und Ungarn eingesetzt war.
Zum Schluss möchte ich den Autoren aller Beiträge für die umfangreichen Forschungen
und Ausarbeitungen danken. Mein Dank gilt auch allen jenen, die der Redaktion Infor-
mationen für Kurzberichte sandten und insbesondere den Mitarbeitern der Deutschen Post
und der Hersteller von Automationseinrichtungen für die vielen Informationen, mit denen
sie unsere philatelistischen Interessen unterstützen.

Dietzenbach, September 2020
                                                                Heinz Friedberg

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001. DE – Deutschland                            Briefe: Sendungsaufkommen sinkt weiter

Im Jahresbericht 2019 schreibt die Bundesnetzagentur zur Marktentwicklung Post:
Die Digitalisierung ist nach wie vor wesentlicher Treiber für die Entwicklung der Post-
märkte. Deutliche Wachstumsimpulse gingen dabei insbesondere vom Paketmarkt aus.
Der Online-Handel ließ Umsätze und Sendungsmengen in diesem Bereich erneut
wachsen. Für das Jahr 2019 wurden Prognosen zu Folge rund 3,12 Mrd. Paketsendungen
befördert, das entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (Paketmenge 2018: 2,88
Mrd. Stück) von gut 8,3 Prozent. Einen zunehmend größeren Anteil daran hatten auch
grenzüberschreitende Sendungen. Weitere Zuwächse sowohl bei den inländischen als
auch den grenzüberschreitenden Sendungsmengen sind zu erwarten.
Anders stellt sich der Briefmarkt dar, er entwickelte sich rückläufig. Dort sanken Umsätze
wie auch Sendungsaufkommen und mit weiteren Rückgängen wird gerechnet. Die
Wettbewerber der Deutschen Post AG konnten allerdings ihre Umsätze und Sendungs-
mengen in den letzten Jahren nahezu stabil halten.

001. DE – Deutschland               BZ 75 - Werbesendung mit eingedrucktem Wertzeichen

Die bei der Auflösung
eines Sammlerbestands
in einer Broschüre des
Versandhauses Wenz
gefundene Antwortkarte
ist mit einem einge-
druckten Wertzeichen
Leuchtturm Brunsbüttel
Mole 1, MiNr.2473 ver-
sehen, das rechts und
links einen senkrechten
etwas 5,5 mm breiten
fluoreszierenden Balken
aufweist. Abgerechnet
wurden bei der aus dem
Herbst 2005 stammen-
den Karte nur die
tatsächlich eingeschick-
ten Antworten. Dazu diente wohl der auf der Anschriftenseite angebrachte Data-
matrixcode. Dessen Decodierung ergibt 44 45 41 0b 00 f1. Dabei stehen die drei ersten
Zeichen für DEA (Deutsche Post), die restlichen sind vermutlich eine Kundenkennung.

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                   RB 2020-3/4 107
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001. DE – Deutschland                               BZ 90 – Alte Großbriefsortiermaschine

Im RB 2019-4, S. 125 meldeten
wir die Vorlage eines Großbriefs,
mit einer Entwertung der alten
Sortiermaschine von Solystic im
BZ 90. Claus Seelemann legte nun
einen weiteren Brief mit dieser
Tintenstrahl-Entwertung vor, dies-
mal mit Datum vom 17.03.20, der
mit 175 mm Länge und 125 mm
Höhe die maximal zulässige Höhe
für einen Standardbrief bis an die
Grenze nutzt und vermutlich des-
wegen als Großbrief behandelt
worden ist. Die Entwertung zeigt,
dass die Maschine immer noch in
Betrieb ist.

001. DE – Deutschland                                    ATM – Fehler beim Werteindruck

                        Rolf Weise erhielt beim Kauf von ATM
                        bei einem MWZD in Siegburg Exem-
                        plare mit rückseitig spiegelverkehrtem
                        Werteindruck (Bild links). Dieser Fehler
                        entsteht, wenn die Vordruckrolle ver-
                        sehentlich vor dem Farbband in das
                                                   Druckwerk eingezogen wird. Auf der
                                                   Vorderseite ist keine Spur eines
                                                   Werteindrucks zu erkennen (Bild
                                                   rechts). Damit sind nun alle bei
                                                   früheren ATM-Ausgaben festgestellten
                                                   Transport- und Schneidefehler auch
                                                   bei der ATM-Ausgabe 8/9 belegt,
                                                   zusätzlich einige weitere (siehe zuletzt
                                                   RB 2020-1, S. 5 und 2020-2, S. 57).
                                                   Um zu erfahren, wie die Deutsche
Post Sendungen mit solchen Marken behandelt, wurde eine Marke mit rückseitigen Wert
0,05 als Ergänzungsfrankierung mit einem Klebestift auf einen Standardbrief geklebt. Der
Brief wurde am 14.-7-20 Briefzentrum 53 ganz normal gestempelt und zugestellt.

001. DE – Deutschland
                  Deutsche Post und MyPostcard – Kooperation bei Briefmarken Individuell
Seit Mitte März 2020 kooperieren die Deutsche Post und der Postkarten-App-Anbieter
MyPostcard nun auch im Bereich der individualisierbaren Briefmarken (siehe RB 2020-2,
Seite 71). Ab sofort bietet die Firma MyPostcard ihren Kunden über die Internetseite
www.deinebriefmarke.de die Möglichkeit, Briefmarken mit eigenen Fotos und Bildern zu
gestalten und diese zur Frankierung von Briefen und Postkarten zu nutzen, die über die

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Deutsche Post versandt werden. Bisher war das nur exklusiv über die Deutsche Post bzw.
das Postprodukt "Briefmarke Individuell" möglich.
Daneben steht eine limitierte Zahl von Standardmotiven zur Verfügung. Ein Blick auf die
Internetseite zeigt, dass ein 10er-Bogen mit einem Nennwert von 60 c für 23,90 € an-
geboten wird, ein 10er-Bogen mit individuellen Motiven für 29,90 €. Mit der Briefmarke
Individuell erweitern beide Unternehmen ihre seit 2018 währende Partnerschaft. Damals
hatte MyPostcard die Funcard-App der Deutschen Post erworben, mit der Kunden die
eigenen Fotos als echte gedruckte, personalisierte Postkarte versenden können.

001. DE – Deutschland                                Nebenstempel – Unrichtige Postleitzahl

Eine ganze Reihe von Orten in Deutschland haben
einen ähnlichen oder den gleichen Namen. Ein
Beispiel ist „Neuhof“ für 16 verschiedene Orte mit
unterschiedlichen Postleitzahlen. An welchen Ort
der Brief mit dem hier gezeigten Stempel gerichtet
war, ist nicht mehr festzustellen, denn Empfänger
und Absender waren im Fenster angegeben. Eine
Codierung fehlte.

001. DE – Deutschland                                            5.000. Packstation eröffnet

Der Ausbau von Packstationen ist ein wichtiger Teil des Digitalisierungsprogramms der
Deutschen Post (RB 2020-2, S. 61ff). Auf dem Weg zu den bis 2021 geplanten 7.000
Packstationen wurde am 8. Juni 2020 in Düsseldorf die 5.000. Anlage eröffnet. Dort
können DHL-Kunden Pakete abholen und versenden. Die Kapazität des neuen Automaten
umfasst 12 Module mit 101 Fächern. Die gesamte Kapazität der bisher in Betrieb
genommenen Packstationen umfasst 500.000 Fächer.

001. DE – Deutschland                                         Paketzentrum eröffnet später

Der Rohbau des neuen Mega-Paketzentrums in 14974 Ludwigsfelde (südlich von Berlin)
wurde im Sommer 2020 pünktlich fertiggestellt. Die Inbetriebnahme wurde jedoch von
2021 auf 2022 verschoben. Grund ist die Anpassung der Sortiertechnik an „Flatterpost“.
Diese oft kleinformatigen Sendungen in Plastiktüten aus China haben in den letzten
Jahren stark zugenommen. Herkömmliche Sortieranlagen sind auf Kartons ausgerichtet
und verarbeiten solche Sendungen nicht optimal. (siehe auch RB 2020-1, S. 13-14)

001. DE – Deutschland                                              Mit dem Zug nach China

Aufgrund steigender Nachfrage setzt DHL seit Ende Mai Ganzzüge von Ludwigshafen und
Neuss nach China ein. Die Züge sind mit Waren aus ganz Europa beladen. Auf der neuen
Seidenstraße über Polen, Belarus, Russland und Kasachstan erreichen sie das 9.400 km
entfernte Zielterminal in Xi’an in zwölf Tagen. Von dort verteilt DHL die Waren innerhalb
Chinas sowie in Nachbarländer wie Südkorea, Japan und Vietnam. Die neuen Schienen-
verbindungen verkürzen die Laufzeiten auch für Kunden aus anderen europäischen
Ländern wie den Benelux-Staaten, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Portugal.

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                     RB 2020-3/4 109
RUNDBRIEF 2020 3/4 - Exponate-Online
001. DE – Deutschland / 040. CN – China                                         Flatterpost

Ein befreundeter Sammler in 01594 Stauchitz bestellte im Juni 2020 in China einen
kleinen Fahrrad-Reflektor. Geliefert wurde er in der hier abgebildeten gepolsterten Leicht-
verpackung. Wegen des Verhaltens in herkömmlichen Sortiermaschinen werden solche
Warensendungen und Päckchen bei der Deutschen Post als „Flatterpost“ bezeichnet, da
diese Sendungen beim kleinsten Luftzug von den Transportschalen der Sortiermaschinen
wegflattern. Mit einem Aufwand von 11 Mio. € wurde im IPZ Frankfurt eine spezielle
Sortieranlage für solche Sendungen errichtet (Siehe RB 2020-1, Seite 13).

Aufgefallen ist bei dieser Sendung der
Freimachungsaufkleber mit der Inschrift
„SINOTRANS“. Die auf den ersten Blick
naheliegende Vermutung, die Bezeich-
nung könnte mit der neuen Seiden-
straße bzw. der direkten Bahn-
verbindung zwischen Deutschland und
China in Zusammenhang stehen,
(Seite 109) erwies sich bei weiteren
Recherchen jedoch als unzutreffend.

Vielmehr bestätigte die Pressestelle der Deutschen Post, dass SINOTRANS eine ihrer
Partnerfirmen der in Asien ist. Unter anderem wird mit diesem Unternehmen bei der
Export-Bearbeitung in Shanghai zusammen gearbeitet. Deshalb ist das SINOTRANS-Logo
auf dem Label. Bei dem Barcode handelt es sich um eine fortlaufende, interne
Nummerierung, die systemseitig vergeben wird und nicht nachverfolgungsfähig ist.

RB 2020-3/4 110
RUNDBRIEF 2020 3/4 - Exponate-Online
020. USA – Vereinigte Staaten                                Auswirkungen durch Corona

Der US Postal Service beantragt Zuschüsse, Bürgschaften und Anleihen von insgesamt
75 Milliarden US$, um im Herbst dieses Jahres eine Liquiditätskrise zu vermeiden. Bei
einer Online-Konferenz am 9. April 2020 informierte Postmaster General Megan Brennan,
dass der USPS ohne finanzielle Hilfen noch vor dem Ende des Geschäftsjahres zahlungs-
unfähig sein wird.
Am 8. Mai hat der USPS die Zahlen für das 2. Quartal des Geschäftsjahres 2020 bekannt
gegeben. Von 1.1 bis 31.3. wurden 14.206 Mio. Sendungen erster Klasse, 17.040 Mio.
Werbesendungen, 1.484 Mio. Pakete, 189 Mio. Sendungen ins Ausland und 1.094 andere
befördert. Der Umsatz betrug 17.843 Mio. US$, der Verlust ist mit 792 Mio. US$ etwas
geringer als im Vergleichsquartal 2019. Zugleich wurde hervorgehoben, dass die Corona-
Situation in diesem Quartal keine gravierenden Auswirkungen hatte, den Verlust in den
kommenden 18 Monaten aber signifikant vergrößern kann.

030. BE – Belgien                                               Briefpost neu organisiert

Als Reaktion auf den weiteren Rückgang des Aufkommens von Briefpost und der ge-
änderten Erwartungen der Kunden hat der nationale belgische Postdienst bpost ange-
passt. In dem als Alternative Distribution Model (ADM) genannten Projekt werden eilige
Sendungen (Zeitungen, Magazine, eingeschriebene und Prio-Sendungen sowie Pakete)
weiterhin jeden Tag zugestellt, während weniger eilige Post nur zweimal pro Woche
zugestellt wird. Solystic lieferte an bpost dafür ein neues nationales System, das die
Sortierung steuert und überwacht. Es ermöglicht das Sortieren nach mehreren Kriterien
und berücksichtigt die Destination, die Art und den Wert der Marken und gewährleistet die
optimale Gangfolge-Sortierung. Es ermöglicht rasche Änderungen und Anpassungen an
Kundenwünsche.

070. FR – Frankreich                                   SOLYSTIC lässt Roboter arbeiten

Elektronische Systeme sind heute so weit entwickelt, dass autonome Transportroboter
entwickelt werden können. Seit Ende 2019 arbeitet Solystic mit La Poste, um am Pariser

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                  RB 2020-3/4 111
RUNDBRIEF 2020 3/4 - Exponate-Online
Charles de Gaulle Airport den automatischen und autonomen Transport von schwerem
und unförmigem Postgut zu testen. Das Unternehmen implementierte ein System von 40
Soly Move Robotern (s. RB 2018-4, S. 215), die täglich 20 Stunden lang Pakete,
Postsäcke und Briefbehälter von gelandeten Flugzeugen zu Bearbeitungsstellen oder zu
Lastwagen für den Weitertransport bringen. Die Roboter-Flotte arbeitet in einem Gebiet
von 14.000 m2 und transportiert 600 Lasten pro Stunde mit einem Gewicht bis 50 kg.
Abhängig vom künftigen Bedarf kann die Flotte der Roboter bis auf 70 erhöht werden. La
Poste mietet die Roboter, so dass ihre Zahl leicht erhöht oder verringert werden kann.

080. GB – Großbritannien                                    Samstagszustellung ausgesetzt

Die britische Royal Mail gab 29. April bekannt, dass ab 2. Mai bis auf weiteres an
Samstagen keine Briefe mehr zugestellt werden. Ausgenommen sind nur Sendungen,
gegen Unterschrift, wie z. B: R-Briefe und verschiedene Paketsendungen. Damit sollen
Personalengpässe durch die Corona-Krise entschärft werden. Die Zustellung von Montag
bis Freitag wird nicht eingeschränkt. Auch können die Kunden künftig auch samstags
Briefe und Pakete wie gewohnt aufgeben, auch Postkästen werden wie üblich geleert.

160. AT – Österreich                                     Neuer Stempel für Barfreimachung

                                   Einen neuen Stempel
                                   für Briefe mit Barfrei-
                                   machung legte Mit-
                                   glied Wilfried Korber
                                   vor (Bild links). Er
                                   unterscheidet     sich
                                   deutlich von den im
RB 2018-3, S. 129 gezeigten Stempeln. An Stelle des Kastens gibt es nur noch eine Linie
oben, das Posthorn ist jetzt rechts angeordnet, das fette Wort „Post“ fehlt und die Inschrift
„Österreichische Post AG“ ist oben unter der Linie in zwei Zeilen. Die selbe Form wird
auch bei eingedruckten Barfreimachungs-Vermerken benutzt. Ein Beispiel sandte Hans-
Georg Eckstein der RB-Redaktion (Bild rechts). Es hat die Inschrift PRIORITY, belegt also,
dass die neue Form für beide Sendungsarten verwendet wird.

160. AT – Österreich

       Postkarte mit Datamatrixcode

Bei einer neuen, am 01.04.2020 von
der Österreichischen Post heraus-
gegebenen Postkarte scheint die
Inkjet-Farbe auf dem Wertstempel
nicht rasch genug einzuziehen,
sondern zu verwischen. Das hier
gezeigte Beispiele ist eine Frühver-
wendung vom 25.03.2020. Auffällig
ist der Datamatrixcode, er hat den
Inhalt P0007.

RB 2020-3/4 112
RUNDBRIEF 2020 3/4 - Exponate-Online
160. AT – Österreich                                         Neues Logistikzentrum in Tirol

2019 transportierte die Österreichische Post 127 Millionen Pakete, fast 18% mehr als im
Jahr davor. Der weiter steigende Online-Handel erfordert eine Erhöhung der Sortier-
leistungen, unter anderem durch die Errichtung neuer Standorte. Um diesem Trend
gerecht zu werden, errichtet die Österreichische Post auf einem 30.000 m2 großen
Grundstück im Vomp (etwa 27 km östlich von Innsbruck) ein Brief- und Paketzentrum mit
integrierter Zustellbasis. Es soll im Herbst 2021 in Betrieb gehen. Der jetzige Standort des
Logistikzentrums Hall in Tirol wird aufgelassen – über die zukünftige Nutzung wurde noch
nicht entschieden.

170. PH – Philippinen                                      Briefmarken nach Haus geliefert

PHLPost, die Postverwaltung der Philippinen, hat mit „Stamps on Wheels“ einen Liefer-
service für Briefmarken eingerichtet. Er wendet sich speziell an ältere Kunden, die wegen
der Corona-Situation nicht mehr gerne ein Postamt aufsuchen, und an Sammler, die
ermuntert werden, sich intensiver ihrem Hobby zu widmen, solange sie wegen Corona ihre
Wohnung nicht gern verlassen. Nach der Bestellung am Telefon oder auf der Internetsite
www.phlpost.gov.ph bringen Postmitarbeiter die Marken gegen Barzahlung an die
Haustür.

201. CH – Schweiz                                                     Unterfrankierter Brief

Claus Seelemann fand den auf Seite 114 abgebildeten C5-Brief, der am 16.12.2002 in
8063 Zürich in der Postfiliale Stadtspital Triemli gestempelt worden ist. Bei der Sortierung
im Briefzentrum wurde entdeckt, dass die beiden Weihnachtsmarken mit zusammen 1,40
SFr als Porto für die nach Irland adressierte Sendung nicht ausreichen und weitere 60
Rappen notwendig sind. Dies wurde handschriftlich neben der Marken-Frankierung
vermerkt und links oben ein roter Stempel mit der Inschrift „8020 Zürich 1 / P.P. 0060 / BZ
Sortierung“ angebracht (gedreht vergrößert einkopiert). Diese Gebühr war vermutlich vom
Absender eingezogen worden. Der Brief trägt keine weiteren diesbezüglichen Vermerke.
Auf der Rückseite befindet sich ein schweizerischer Identcode.

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                     RB 2020-3/4 113
RUNDBRIEF 2020 3/4 - Exponate-Online
201. CH – Schweiz                                                        Rücksendung
Diese Sendung ist aus der Zeit, als
unzustellbare Drucksachen (heute
Dialogpost) noch zurückgeschickt
wurden, damit der Absender seine
Versandlisten aktualisieren konnte.
Was damals manuell erledigt
werden musste, kann heute dank
Premiumadress (siehe RB 2018-3,
S 134ff) weitgehend automatisch
ablaufen.
Interessant bei der Durchsachen-
Postkarte von 23.9.74 sind der
Aufkleber der Schweizerischen
Post „Abgereist / ohne Adressen-
angabe“ in drei Sprachen und der
Stempel 9000 St. Gallen / 26.-9.74.

203. ES – Spanien                           Matrixcode in Barcelona noch im Jahr 2000?

Bei der Durchsicht eines größeren Konvoluts von Bedarfsbriefen entdeckte der Rundbrief-
Redakteur den auf Seite 115 abgebildeten Brief einer Firma in 08004 Barcelona mit einem
deutlich erkennbaren fluoreszierenden Matrixcode. Der leider nur sehr schwach
abgeschlagene Stempel CP COLONS / BARCELONA CORREOS / 07.12.00 ließ auf den
ersten Blick vermuten, dass es sich um eine ältere Sendung und einen Datumsfehler im
Stempel handelt. Die auf dem Brief verwendeten spanische ATM 44 war jedoch erst im
Jahr 2000 erschienen und die deutsche Eingangscodierung im Codeformat 3, hier
(1)55216-111-000-55 für einen Großempfänger in Ingelheim war ebenfalls erst im Juni
1999 eingeführt worden.

RB 2020-3/4 114
Der links einkopierte, unter der UV-Lampe aufgenommene Ausschnitt zeigt deutlich den
Matrixcode 49180 mit dem Platzkennzeichen 3. Der Autor bittet um Vorlage weiterer
Belege mit spanischem Matrixcode aus dem Jahr 2000 oder später, um zu dokumentieren,
dass diese Codierung damals noch verwendet wurde.

203. ES – Spanien
                            Privatpost
Diese Karte, vorgelegt von Matthias
Fiebiger, frankiert mit einer Versand-
marke von POST BY ME, wollte der
Absender auf Mallorca eigentlich im
Hotel abgeben. Dieses hatte keinen
passenden Briefkasten. Auch anders-
wo konnte der Absender keinen
passenden Einwurf finden, so
dass die Karte schließlich nach
Deutschland       mitgenommen,
zusätzlich mit dem Postkarten-
porto von 60 c beklebt der
Deutschen Post übergeben
wurde. Diese stempelte nicht
nur die eigene Briefmarke,
sondern auch das spanische
Privatpost-Wertzeichen.
POST BY ME ist ein in Madrid ansässiger privater Postdienst. Die Firma hat die
Internetseite http://Postby.me. Am 17.06.2020 fand man dort nur die Information, dass der
Dienst auf Anordnung der Regierung von Spanien wegen Covid-19 vorläufig eingestellt ist.
Am 14.08.2020 war bei einem neuerlichen Aufruf dieser Seite umfassende Informationen
zu finden.
Der QR-Code auf dem Wertzeichen (vergrößert einkopiert) enthält die Kontaktinformation
http://postby.me/p/Ahx6oitQt15, mit der vermutlich eine Sendungsverfolgung möglich ist.
Ein Verfahren mit individuellem 2D-Code auf jedem Wertzeichen wird im Zuge der
Digitalisierung von der Deutschen Post angestrebt (RB 2020-1, S. 61ff) und von der
italienischen Globe Postal Service bereits benutzt (RB 2019-3, S. 233).

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                  RB 2020-3/4 115
001. DE – Deutschland                                                   Heinz Friedberg

Digitale Briefankündigung jetzt nutzbar
Postkunden mit einer-Mail-Adresse bei gmx oder web.de können sich jetzt für die digitale
Sendungsankündigung der Post (RB 2020-2, S.64) registrieren. Dem Vernehmen nach am
11.07.2020 wurden die Websites https://brief.web.de und https://brief.gmx.net freige-
schaltet. Auf der Internetseite https://www.deutschepost.de/de/b/briefankuendigung.html
informiert die Deutsche Post über diesen Dienst. Unter „Häufige Fragen“ werden auf
dieser Seite alle Einzelheiten erklärt. Besonders interessant sind:
•   Zur Freischaltung bekommt man einen Bestätigungscode per Post zugeschickt. Die
    Briefankündigung funktioniert ab dem Folgetag der Freischaltung.
•   Die Briefankündigung funktioniert nur bei maschinenfähigen Sendungen. Zu dicke
    oder unförmige Sendungen werden von Hand sortiert und deshalb nicht digital
    angekündigt.
•   Das Bild der Sendung in der
    Ankündigung wird schwarz-
    weiss dargestellt.
•   DHL-Warenpost wird nicht
    angekündigt, obwohl diese
    Versandart in Briefzentren
    bearbeitet wird.
•   Bei mehreren Personen in
    einem Haushalt muss sich
    jede Person einzeln
    registrieren, sofern sie eine
    Briefankündigung wünscht.
•   Die Sendungsfotos werden
    nach maximal 4 Tagen
    gelöscht.
•   Es werden keine Briefum-
    schläge geöffnet. Die Brief-
    ankündigung umfasst nur
    einen Scan der Außenseite
    des Umschlags.
•   Die Einhaltung der deutschen
    Datenschutz-Vorschriften ist
    gewährleistet.

RB 2020-3/4 116
So funktioniert die Briefankündigung

In den Anschriftenlesern der Briefzentren der Post wird jeder Umschlag gescannt und
beim heutigen Stand der Technik nicht nur Bestimmungsort, Straße und Hausnummer
festgestellt, sondern auch der Name des Empfängers. Ist der betreffende Empfänger für
die digitale Sendungsankündigung registriert, erhält er automatisch ein Vorschaubild des
Briefs per E-Mail. So weiß der Empfänger bereits frühmorgens – während der Brief noch
transportiert und für die Gangfolge sortiert wird – welche Briefe im Laufe des Tages
eintreffen werden.

Zum Freischalten des Dienstes versendet die Deutsche Post einen QR-Code per Brief,
den der Kunde zur Bestätigung einscannen muss. Für Privatkunden ist die Briefan-
kündigung kostenlos. Inhabern eines Postfachs wird der Dienst ab Oktober 2020 zur
Verfügung stehen. Allerdings werden die Kosten dann steigen, gegenwärtig sind für ein
Postfach 19,90 € pro Jahr zu entrichten.

Die Sendungsankündigung wird möglicherweise auch ein Ende der Beschwerden bringen,
dass montags keine Post zugestellt wird. Tatsächlich hat die Post vor längerer Zeit
versuchsweise begonnen, an Montagen keine unadressierten Werbesendungen, später
auch keine adressierte Dialogpost zuzustellen. Bekanntlich gilt für Dialogpost eine Frist
von vier Werktagen, dafür zahlen die Einlieferer ein besonders reduziertes Porto. Viele
Postkunden haben jedoch den Eindruck, dass montags überhaupt keine Post zugestellt
wird. Da viele Firmen an Samstagen nicht arbeiten, wird auch keine Post verschickt. Briefe
von Firmen werden daher schon samstags zugestellt oder erst am Montag eingeliefert.

Private Briefsendungen, die am Samstag in einer Filiale abgegeben oder in einem Post-
kasten bis zur Leerungszeit bzw. in einen Postkasten mit Sonntagsleerung eingeworfen
worden sind, können am Montag ausgeliefert werden. Wer diesen Argumenten nicht folgt,
kann sich für die Sendungsankündigung registrieren und so erfahren, wann ein Brief im
Abgangsbriefzentrum bearbeitet wurde und dann sehen wann er zugestellt wird. Im
Rahmen einer geplanten Postreform könnte die Montagszustellung ohnehin völlig einge-
stellt werden.

Vermutlich hängt es mit der Datenschutzverordnung zusammen, dass nur den rund 34
Millionen Nutzern von web.de oder gmx.net die digitale Sendungsankündigung angeboten
wird. Beide Anbieter betreiben ihre Systeme in Deutschland. Eine Übermittlung von
Brieffotos in die USA oder andere Länder ist ausgeschlossen. In einer Information der
Deutschen Post heißt es: "Die erhobenen Daten werden DSGVO-konform verarbeitet und
gespeichert. Durch die Briefankündigung kommt es zu keinerlei Verzögerung in der
Briefzustellung."

Im kommenden Jahr soll zusätzlich eine Weiterentwicklung angeboten werden, mit der
Postkunden nicht nur ein Foto der Anschriftenseite der Sendung erhalten, sondern auf
Wunsch auch den Inhalt des Briefs lesen können. Das funktioniert jedoch nur, wenn der
Absender das Schreiben digital an die Deutsche Post sendet. Interessant ist das für
Firmen mit viel Briefverkehr, wie etwa Banken und Versicherungen. Eine ähnliche
Funktion (Digitale Kopie) gab es schon beim E-Postbrief, der mangels ausreichender
Akzeptanz praktisch eingestellt worden ist. Über web.de und gmx kann auf einen Schlag
eine weitausgrößere Zahl potentieller Nutzer erreicht werden. Wie sicher eine digitale
Briefeinlieferung ist, bleibt abzuwarten. Gerade in jüngster Zeit sind sogar die Systeme
von sogenannten „sozialen Netzwerken“ von Hackern ausgespäht worden.

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                   RB 2020-3/4 117
001. DE – Deutschland                                                     Heinz Friedberg

Postkarte in Deutschland wird 150 Jahre alt
Vor 150 Jahren, genauer im Juli 1870, begann die Ära der Postkarte in Deutschland,
seinerzeit noch „Correspondenzkarte“ genannt. Eingeführt hatte sie der Postreformer
Heinrich von Stephan als günstige Mitteilungsform für die gesamte Bevölkerung. Auch
heute, in Zeiten von WhatsApp & Co., ist die Postkarte immer noch ein beliebtes
Kommunikationsmedium für Danksagungen sowie humorvolle, aber auch aufmunternde
Botschaften, Urlaubsgrüße und besonders Glückwünsche. Eine Glückwunschkarte am
Schreibtisch oder an der Kühlschranktür machen viel mehr Spaß ans drei Zeilen am
Handy. Außerdem gilt immer noch: Urlaubszeit ist Postkartenzeit. Allein 2019 hat die
Deutsche Post rund 147 Millionen Postkarten befördert. Dabei kamen die meisten
Ansichtskarten aus Italien, gefolgt von Frankreich, Österreich, Spanien und der Türkei. Für
2020 erwartet die Deutsche Post Corona-bedingt einen Rückgang der Urlaubskarten.

Schreib- und Kreativwettbewerb

Anlässlich des 150. Jubiläums der Postkarte in Deutschland veranstaltete die Deutsche
Post einen Schreib- und Kreativwettbewerb für Kinder und Jugendliche. Alle Schülerinnen
und Schüler waren herzlich eingeladen, ihre Postkartenideen und -entwürfe zum Motto
„Grenzenlos – Postkartengrüße in Corona-Zeiten“ ab dem 1. Juli 2020 einzusenden und
am Wettbewerb teilzunehmen. Einsendeschluss war 15. August 2020. Der Wettbewerb ist
Teil des Angebots „Post und Schule“, mit dem die Deutsche Post Schüler und Lehrer mit
einer Vielzahl an Materialien für Grundschulen, weiterführende Schulen und Berufsschulen
unterstützt. Gemeinsam mit der Stiftung Lesen setzt sich das Unternehmen zudem für die
Lese- und Sprachkompetenz von Schülerinnen und Schülern ein und unterstützt jedes
Jahr die Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ im Rahmen des Welttags des Buches.
Weitere Informationen zum Schreib- und Kreativwettbewerb unter:
https://www.deutschepost.de/de/p/post-und-schule/wettbewerb.html.

Auch die Postkarte wandelt sich: War diese früher eine rein analoge Mitteilungsform, so
gestalten immer mehr Nutzer ihre Postkarten individuell und digital mit eigenen Fotos und
lassen diese als ausgedruckte Ansichtskarte per Post verschicken. Hier kooperiert die
Deutsche Post seit 2018 mit erfolgreichem Postkarten-App-Anbieter MyPostcard. Dabei ist
das 150. Jubiläum Grund genug für ein besonderes Geburtstagsgeschenk an die Nutzer:
Wer bis 31. August 2020 eine eigene Postkarte über MyPostcard gestaltet und versendet,
erhält darauf einmalig und nach Eingabe des Gutscheincodes 150JAHRE 30% Rabatt.

15 Jahre Postcrossing

Die Postkarte verbindet weltweit. Das zeigt die erfolgreiche kostenlose Internetplattform
www.postcrossing.com, die es ermöglicht, Postkarten aus aller Welt zu empfangen und
global zu versenden. Mittlerweile gibt es rund 800.000 „Postcrosser“ in 210 Ländern,
davon allein 55.000 Mitglieder allein in Deutschland, die in den 15 Jahren seit Gründung
der Plattform im Jahre 2005 rund 57 Millionen internationale Postkarten verschickt haben.
Die Teilnahme ist denkbar einfach: Um eine Karte zu schreiben, meldet man sich auf
postcrossing.com an und bekommt per Zufall die Adresse eines anderen, registrierten
Mitglieds zugelost. Auf die versendete Karte schreibt man einen Identifikationscode, der
bei Ankunft durch die Empfangenden bestätigt wird. Nun kann man auch selbst Karten von
anderen Mitgliedern erhalten.

RB 2020-3/4 118
Ausstellung zu 150 Jahre Postkarte im Museum für Kommunikation Berlin

Wer sich darüber hinaus noch mehr für die Postkarte interessiert, für den bietet das
Museum für Kommunikation Berlin eine virtuelle Ausstellung mit dem Namen „Mehr als
Worte. 150 Jahre Postkartengrüße“ (www.ausstellung-postkarte.de). Hier erhalten
Interessierte Einblicke in die abwechslungsreiche Geschichte der Postkarte − von ihren
Anfängen als Correspondenz- und Feldpostkarte über die Entwicklung zur Ansichts- und
Bildpostkarte bis hin zu digitalen Versionen des beliebten Klassikers. In der Schatz-
kammer des Museums ist zudem die erste geschriebene Postkarte der Welt zu sehen, die
am 1. Oktober 1869 – also noch vor der allgemeinen Einführung der Correspondenzkarte -
von Perg bei Linz nach Kirchdorf versandt wurde und der Abstimmung eines Besuchs im
Bekanntenkreis diente. Alle Informationen auch auf www.deutschepost.de/postkarte

001. DE – Deutschland                                                   Siegfried Wolf

Version 5.3 der Label für Rücksendungen
Nachdem im Rundbrief 2020-1, Seite 3 ein Rücksende-Label der Version 5.0 gezeigt
worden ist, konnte der Autor nun einige Label der Version 5.3 vorlegen. Das rasche
Erscheinen neuer Versionen beweist, dass die Deutsche Post die Kontrollen und die
Rücksendung unzureichend oder mit ungültigen Postwertzeichen frankierten Sendungen
laufend den jüngsten Versuchen von „kreativen“ Postkunden anpasst und entsprechende
Texte für Rücksende-Label vorbereitet.

Hier zeigen wir einige Beispiele von Labels der Version 5.3. Besonders interessant ist
wohl ein 120 x 80 mm messender Aufkleber (Seite 120 unten), der auf die Tatsache
hinweist, dass mit ungültigen Postwertzeichen frankierte Sendungen keinen Anspruch auf
Beförderung haben und die von solchen Sendungen verursachten Zusatzkosten in der
Höhe bis 50,00 € dem Absender in Rechnung gestellt werden können. Dieser Aufkleber
wird auf der Rückseite entsprechender Sendungen angebracht.

Rücksende-Label der
Version 5.3 für
unzureichend frankierte
Sendungen

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                RB 2020-3/4 119
Label für unvollständige
                                 Anschrift aus der Version 5.3

Label für nicht maschinen-
lesbare Digital-Frankierung
aus der Version 5.3      →

Zusatzlabel   für    ungültige
Postwertzeichen     aus der
Version 5.3 

RB 2020-3/4 120
020. USA / CK – Cookinseln                                                Heinz Friedberg

Ersttagsbrief der Cook Inseln“ mit Burroughs-Ident
Die Cookinseln (Cook Islands) sind ein unabhängiger Inselstaat in „freier Assoziierung“ mit
Neuseeland im südlichen Pazifik. Die Fläche der Inselgruppe beträgt etwa 240 km 2.
Hauptstadt des Landes mit rund 18.000 Einwohnern ist Avarua auf der Insel Rarotonga.
Vor allem bei Motivsammlern sind die Cookinseln durch eine Vielzahl von Briefmarken
bekannt. Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth II., vertreten durch einen lokalen
Repräsentanten. Daher ist es nicht erstaunlich, dass auf den Höchstwerten der Dauer-
serien-Marken und manchen Sondermarken das Bild von Elisabeth II. erscheint.

Bild 1: Ersttagsbrief der
MiNr. 1401
der Cookinseln,
Vorderseite

                                                                    Bild 2: Ersttagsbrief
                                                                           der MiNr. 1401
                                                                          der Cookinseln.
                                                                   Rückseite mit Kennung
                                                                    „G8“ einer Burroughs-
                                                                     Sortiermaschine des
                                                                                    USPS

Die Postverbindungen der Cookinseln nach Europa scheinen jedoch nicht immer über
Neuseeland, sondern über die USA zu laufen Zumindest legt ein Ersttagsbrief vom
31. Januar 1994 diesen Schluss nahe. Die damals erschienene Marke zu 10 Cook-Dollars
ist mit dem Stempel „RAROTONGA COOK ISLANDS / DAY OF ISSUE / 31 JA 94“
entwertet. Sie ist dann in die USA befördert worden, wo sie in einem Verteilamt eine
Burroughs-Sortiermaschine durchlief, die auf der Rückseite das Kennzeichen „G8“auf-
druckte. Ein Burroughs-Kennzeichen wurde auch schon auf Schiffspost gefunden (RB
2020-1, S. 45)

Das zweite auffällige Merkmal dieses Briefs ist ein Nebenstempel der Deutschen
Bundespost, der den inzwischen umgezogenen Empfänger bittet, dem Absender die neue
Adresse mitzuteilen.

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                    RB 2020-3/4 121
160. AT – Österreich                                                      Heinz Friedberg

Gerät für Label- und Belegdruck für Landzusteller
 Von einem befreundeten Sammler erhielt unser Mitglied Toni Katzlberger einen Brief und
die Information, dass im Zustellstützpunkt Munderfing ein Versuch mit mobilen Druckern
für R- und SV (Sendungsverfolgungs) -Label [zu letzteren siehe RB 2020-1, Seite 10] läuft,
und einen Brief mit einem solchen SV-Label.

           Bild 1: Österreichischer Inlandsbrief Brief mit dem neuen SV-Label.

Der Brief (Bild 1) ist ein Ganzsachen-Umschlag für ECO bis 20 g zu 74 C. Daher die
Zufrankierung von 175 C und die Zuzahlung von 0,26 € in der Zustellbasis Munderfing auf
zusammen 2,75 €, der Gebühr für einen Inland-Standardbrief mit Sendungsverfolgung.
Abfrage bei der Sendungsverfolgung der Österreichischen Post ergab, dass die Sendung
am 11.08.2020 zugestellt worden ist. Übrigens hat diese Ganzsache links unten einen
Datamatrixcode, sein Inhalt ist E0001 (Siehe dazu auch Postkarte auf Seite 112).

Bei einem Besuch der Zustellbasis Munderfing wurde das Gerät bereitwillig gezeigt. Es
druckt nicht nur R- und SV-Label für Briefe und Päckchen S sowie Label für Päckchen M,
sondern auch die dazu gehörenden Zahlungsbelege. Gedruckt wird auf 58 mm breitem
Thermopapier mit schmutzabweisender Oberfläche, wie es mit größerer Breite bei den
OPAL-Schaltersystemen größerer Poststellen verwendet wird. Bei der Gelegenheit wurde
auch eine Anzahl von SV-Briefen aufgegeben.

RB 2020-3/4 122
Weitere Recherchen ergaben, dass es sich nicht um eine Versuchs- oder Testphase
handelt, sondern die Geräte Schritt-für Schritt im ganzen Land aktualisiert werden. Da
Landzusteller außerhalb der größeren Orte und Städte stets auch Sendungen annehmen,
hat jeder Zusteller in den ländlichen Zustellbasen so ein Gerät.

Bei dem Gerät handelt es sich um
den    Typ    SPP-R200III      der
koreanischen    Firma     Bixolon.
Dieses ist ein mobiler 2-Zoll-
Beleg- und Etikettendrucker mit
Bluetooth-      oder       WLAN-
Konnektivität    sowie       NFC-
Unterstützung, der sich in nahezu
jeder Branche einsetzen lässt. Es
ist dank der hochentwickelten
SDKs (Software Development
Kits) von Bixolon mit allen
gängigen        Betriebssystemen
kompatibel, einschließlich Apple
iOS™, Android™ und Windows®.

                                            Bild 2: Der SPP-R200III hat Abmessungen
                                            von 79,5 x 126,7 mm und ist 43,6 mm dick.

                                          Die technischen Eigenschaften des SPP-
                                          R200III findet man auf der Internetseite
                                          https://bixoloneu.com/product/spp-r200iii/?lang=de.
                                          Die wichtigesten sind:
                                          Medienbreite: 58 mm 50 mm (optional)
                                          Druckbreite: 48 mm
                                          Druckauflösung: 203 dpi
                                          Abmessungen: 79,5 x 126,7 x 43,6 mm
                                          Gewicht: Einschließlich Akku: 228 g
                                          Akku: 7,4 V Li-Ionen, 1.200 mAh
                                          Arbeitsspeicher: 64 Mbit SDRAM
                                                               32 Mbit FlashROM
                                          Barcode-Symbologien:
                                          1D: Codabar, Code39, Code 93, Code128,
                                               EAN-8, EAN-13, ITF, UPC-A, UPC-E
                                          2D: Aztec, Data Matrix, GS1 Databar,
                                               MaxiCode, PDF417, QR Code

                                           Bild 3: Aufgabeschein für sieben SV-Briefe
                                                      und ein Päckchen M von Bixolon

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                      RB 2020-3/4 123
 Bild 4: Beim Zustellstützpunkt Munderfing
zusammen mit fünf weiteren Sendungen
eingelieferter R-Brief. Der R-Zettel wurde
mit einem SPP-R200III gedruckt.

Bild 5: Der SPP-R200III druckte auch den
Aufgabeschein, der die Aufgabenummern
der sechs Sendungen listet. Der Betrag ist
auf 0,00 gesetzt, da alle Sendungen bereits
voll frankiert waren.                  →

Bild 6: In der vergrößerten Ansicht des
R-Zettels erkennt man am oberen Rand
deutlich die Spuren der Abreißkante des
Druckers. 

(Fortsetzung auf Seite 189)

RB 2020-3/4 124
160. AT – Österreich Heinz Friedberg

Crypto stamp – Die nächste
Nach der Ankündigung auf der Online Blockchain-Konferenz
„ANON Summit“ Ende Mai waren bei der Österreichischen
Post rund 100.000 Vorbestellungen für die Crypto stamp 2.0
eingegangen. Am 25. Juni begann der Verkauf der neuen
Ausgabe.

Es gibt vier Motive der umweltfreundlich auf Karton im
Scheckkartenformat gedruckten Marke:
•   Honigdachs: Der kleine, aber furchtlose Honigdachs wird
    mit Bitcoin Cash, der viertgrößten Kryptowährung, in Ver-
    bindung gebracht.
•   Lama: Das Tier wird mit einem der ersten Produkte
    assoziiert, die man für Bitcoins kaufen konnte: Lamawollsocken aus Massachusetts.
•   Panda: Der beliebte und etwas unbeholfene Bär stellt das Wappentier für Crypto-Fans
    aus dem asiatischen Raum dar.
•   Doge: Es handelt sich um ein Internetphänomen, das im Jahr 2013 populär wurde. Die
    Abbildung des Hundes diente als Vorlage für den Dogecoin (Bild).

Die Crypto stamp 2.0 kann als Briefmarke zur Frankierung von Postsendungen verwendet
werden und ist zugleich ein virtuelles Sammlerstück. Das digitale Pendant wird in der
Blockchain gespeichert, einer speziellen Art der dezentralen Datenspeicherung. Dort liegt
sie in einer digitalen „Geldbörse“, der sogenannten Wallet, über die ausschließlich die
Besitzerin bzw. der Besitzer verfügt.

Die nassklebenden Briefmarken lassen sich vom scheckkartengroßen Markenblock
ablösen. Die Rückseite des Blocks enthält alle Zugangsdaten, die unter einem Sicherheits-
etikett verborgen sind, welches nur einmal abgelöst werden kann. Nur die Inhaberin bzw.
der Inhaber verfügt damit über die digitale Version der Crypto stamp. Wenn die digitale
Version der Briefmarke verkauft bzw. von einer Wallet in eine andere transferiert wird, ist
die Transaktion in der Blockchain lückenlos dokumentiert. Der QR-Code auf der
Vorderseite ist bei allen Marken identisch und enthält die Information „post.at#“.

Die Crypto stamp 2.0 ist die logische Weiterentwicklung der weltweit ersten Blockchain-
Briefmarke, die von der Österreichischen Post im Juni vergangenen Jahres
herausgegeben wurde und erst kürzlich den World Post & Parcel Award in der Kategorie
„Philatelic Campaign of the Year“ erhalten hat. „Nun gehen wir einen Schritt weiter. Wir
wollen die Blockchain massentauglich machen, dies soll durch einen einzigartigen
Gamification-Ansatz möglich gemacht werden. Die Sammlung in der eigenen Wallet spielt
dabei eine wesentliche Rolle“, erklärt Stefan Nemeth, MBA, Leitung Produktmanagement
und E-Business Filialen der Österreichischen Post.

Ab morgen wird das Anlegen von digitalen Sammlungen direkt in der Wallet auf
crypto.post.at möglich sein. Crypto stamps, die hier abgelegt werden, verfügen in weiterer
Folge über zusätzliche Funktionen, die die Besitzer*innen erst selbst entdecken müssen.
Auch das Einhorn der ersten Crypto stamp wird ein Comeback feiern.
                                        (Nach einer Information der Österreichischen Post)

Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation                                    RB 2020-3/4 125
160. AT – Österreich                                                      Heinz Friedberg

1934 - Die Briefverteilanlage im Wiener Hauptpostamt
Der unter diesem Titel in der „Union Postale“, der Zeitschrift des Weltpostvereins, im Jahr
1934 (Seiten 146 bis 159) erschienene Bericht über die Einrichtung einer Anlage zur
Briefsortierung in Wien lässt erkennen, dass es neben den Transorma-Maschinen auch
andere erfolgreiche Bemühungen zur Beschleunigung der Sortierarbeit gab. Im Zuge einer
historischen Betrachtung der Post-Automatisierung scheint es daher angebracht, die
Hintergründe und die Funktion dieser heute kaum mehr bekannten Anlage in Erinnerung
zu rufen. Da damals noch keine elektronischen Steuerungen zur Verfügung standen,
würde man sie nach heutigem Maßstab wohl als maschinell unterstützte Handverteil-
anlage bezeichnen. Der Originaltext von Oberpostrat Karl Hofhansl [mit einigen
Anpassungen an die heutige Orthographie] und die Bilder sind hier wiedergegeben:

Die österreichische Postverwaltung war, in der Absicht, den Betrieb in ihrem größten
Amte, dem Wiener Hauptpostamte, nach Tunlichkeit auf eine kaufmännische Grundlage
zu stellen, schon vor Jahren bestrebt, neuzeitliche Fördereinrichtungen als Mittel der
Beschleunigung der Arbeit und zur Erzielung von Ersparnissen heranzuziehen. Allerdings
waren diesem Bestreben gewisse Grenzen gesetzt, die sich durch die Bauart des 160
Jahre alten Gebäudes, in dem das Hauptpostamt seit dem Jahre 1850 untergebracht ist,
von selbst ergaben. Die österreichische Postverwaltung musste sich daher darauf
beschränken, den Bau nur solcher Einrichtungen in Erwägung zu ziehen, die trotz der
Schwierigkeiten in der Ausführung eine entsprechende Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten,
versprachen. So wurde im Laufe der Nachkriegsjahre eine neuzeitliche Beutelent-
staubungsanlage geschaffen, es wurden Stempelmaschinen verschiedenster Art und
Größe in Dienst gestellt, eine neue selbsttätige Waage für Zeitungsauflieferungen gebaut ,
und schließlich trat die Verwaltung an die größte Aufgabe heran, die Verbindung zwischen
einzelnen Abteilungen des Hauptpostamtes bequemer und zeitsparender und die Briefver-
teilung für Wien neu zu gestalten.

Nach eingehenden Untersuchungen überreichte die Firma Emge-Union Wien, die Tochter-
anstalt den bekannten Berliner Unternehmens Mix & Genest Aktiengesellschaft, Abteilung
für Rohrpost- und Förderanlagen der Postverwaltung im Jahre 1930 ein Angebot, um-
fassend den Bau eines Sackförderers über den großen Posthof, eines Schaukelförderers
von den Aufgaberäumen zu ebener Erde in die Fernverteilstelle im ersten Stock und einer
großen, nach eigenem Patente gebauten Briefverteilanlage für die Stadtpostumleitestelle.

Die Firma war der österreichischen Postverwaltung nicht fremd, hat sie doch bereits im
Jahre 1928 im Wiener Paketzustellamte eine Paketförderanlage und nachher im Postspar-
kassenamte eine Förderanlage für Schecke gebaut, Anlagen, die die in sie gesetzten
Erwartungen erfüllt haben und sich sehr gut bewähren.

Bei Prüfung des Angebots insbesondere über die Briefverteilanlage musste sich die Post-
verwaltung zwei Fragen vorlegen:
   1. Was wird durch die Anlage gegenüber der bisherigen Art der Briefverteilung an
      Arbeit und Zeit gewonnen, welche Vorteile betrieblicher Art bietet sie?
   2. In welchem Verhältnis werden Anlage- und Betriebskosten zum Enderfolg stehen,
      wird die Anlage also wirtschaftlich sein?

Der Autor will hier nur die wichtigsten Gründe anführen, die die Postverwaltung bewogen
haben, den Einbau der Briefverteilanlage zu beschließen.

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Die Verteilung der beim Hauptpostamt aufgegebenen und ankommenden Briefsendungen
auf die Zustellämter Wiens erfolgte im Wege der Flachverteilung. Wie Bild 1 zeigt, standen
an großen Auflegetischen 21 bis 27 Verteiler, welche die Briefsendungen – ausgenommen
große Stücke, Warenproben und Päckchen – getrennt nach Stadtbezirken vor sich auf-
häuften. Je nach der Verkehrsstärke der Stadtbezirke bildeten sich niedrige oder höhere
Häufchen, die zur Gänze vor jeder Postabfertigung, fallweise auch in der Zwischenzeit, mit
Bundzettel versehen, zusammengebunden und zur räumlich entfernt gelegenen
Versackstelle getragen oder mit Rollwagen geführt werden mussten.

                  Bild 1: Konventionelle Briefsortierung an Auflegetischen

Gleichzeitiges Verteilen und Abbinden war nicht möglich, Verteil- und Abbindepersonal
hätte sich gegenseitig behindert. Daher ruhte die Verteiltätigkeit während des Abbindens.
Mit dem Abbinden musste ungefähr 30 Minuten vor dem Versacken begonnen werden.
Nur zu oft blieben daher Briefschaften unverteilt zurück und erlitten Verspätungen. Diese
Umstände in Verbindung mit dem großen Aufwand an Bundzetteln und der durch ihre
Verwendung zu leistenden Arbeit sowie der weiteren Tatsache, dass zum Abbinden auch
Personal von anderen Dienstplätzen herangezogenen, daher seiner eigentlichen Arbeit
entzogen werden musste, waren ausreichend genug, um die der Briefverteilanlage zuge-
schriebenen Vorteile betriebsdienstlicher Art als tatsächlich gegeben erkennen zu lassen.

Damit war aber auch schon die zweite Frage, die der Wirtschaftlichkeit, gelöst. Die
Berechnung ergab beim Personalaufwand die Möglichkeit der Einsparung von 9 bis 10
Verteilern und von 4 Hilfsbeamten, die anderweitig verwendet werden konnten, ferner
beim Sachaufwand die Möglichkeit der Einsparung der Kosten der Bundzettel. Die

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Bild 2: Das Ende der Maschine mit den Empfangsstellen und den Briefbeuteln

                  Bild 3: Die Verteilplätze mit den Eingabeöffnungen

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Gesamtersparnis war so bedeutend, dass die von der Firma aufgestellte Behauptung der
Tilgung der Anlagekosten nach ungefähr 7 Jahren selbst bei Berücksichtigung der mit
etwa 20 S täglich veranschlagten Kosten für den elektrischen Strom als zutreffend
angenommen werden konnte.

Die Förderanlagen, darunter auch die Briefverteilanlage, wurden daher bestellt, von der
Firma fristgerecht aufgestellt und am 21. September 1931 in Betrieb genommen.

Seit sind [bis zur Niederschrift des Original-Berichts] mehr als 2¼ Jahre vorübergegangen,
reich an Erfahrungen mannigfacher Art. Ich kann vorwegnehmen, dass die Firma das ihr
entgegengebrachte Vertrauen gerechtfertigt hat und dass alle Förderanlagen, ins-
besondere die Briefverteilanlage, bereits kurze Zeit nach der Aufstellung, zu Weihnachten
1931, ihre Feuerprobe bestanden haben.

Im Folgenden will der Autor versuchen, die Briefverteilanlage zu beschreiben und hierbei
auf verschiedene wichtige Einzelheiten aufmerksam machen.

Die Verteilanlage stellt eine gerade, lang gestreckte Vorrichtung dar, an deren einem Ende
an beiden Seiten je neun Verteilplätze angeordnet sind. Am anderen Ende befinden sich
die Empfangsstellen, unter denen die Briefbeutel hängen (Bild 2). Inmitten der beider-
seitigen Verteilplätze laufen 32 Hanfbänder, übereinander in Abständen von 25 mm
angeordnet. Den 32 Bändern entsprechen auf jedem Verteilplatz 32 Eingabeöffnungen,
angeordnet in 8 Viererreihen (Bild 3). Die vier Öffnungen jeder Reihe sind regelmäßig um
einen Bandabstand tiefer versetzt (Bild 4) und durch einen trichterförmigen Ansatz
erweitert, um das Einlegen der Briefe zu erleichtern (Bild 5). Die neun Verteilplätze jeder
Seite liegen einander genau gegenüber. Die Bänder sind mit 250 mm genügend breit, um
das gleichzeitige Einlegen von Briefen seitens der gegenübersehenden Verteiler zu
ermöglichen.

                       Bild 4: Die Anordnung der Eingabeöffnungen

Die Bedienung ist nicht ermüdend und erfordert nicht nur nicht mehr, eher weniger Körper-
bewegung als das Flachverteilen oder das Verteilen in senkrechte Fächeraufsätze. Jeder
Brief (Karte, Drucksache) wird mit dem linken Rande in die Einlegeöffnung eingeschoben,
wird vom Bande erfasst und hierbei derart gedreht, dass er einen weiteren Weg mit lese-
gerechter Anschrift bis zu jener Stelle nimmt, an der das Band nach unter abgelenkt wird

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und der Brief in der gleichen Lage auf ein Stapelband fällt (Bild 6). Die Stapelbänder
laufen quer zur Richtung der Hauptbänder und ziehen die auf sie fallenden Briefe nach
vorne bis zu einem schräg stehenden Blechansatz, an dem sie sich griffbereit
aufschichten (Bild 7). Die Briefe werden dann fortlaufend aus der Stapelvorrichtung
entnommen, auf einem unterhalb angebrachten Brett gebündelt und sofort in die unterhalb
dieses Bretts eingehängten Beutel eingelegt (siehe Bild 3).

          Bild 5: Trichterförmige Ansätze erleichtern das Einlegen Sendungen

           Bild 6: Beim Einwerfen werden die Sendungen lesegerecht gedreht

Die 32 Bänder laufen inmitten der Verteilplätze über je einen Rinnenboden aus dünnem
Stahlblech. Am Ende der neun Doppelschränke steigen die Bänder in Gruppen zu je vier
Stück zusammengefasst schräg an (Bild 8). Nach der Hochführung lösen sich die Gruppen

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Bild 7: Querschnitt durch die Maschine. Oben erkennt man die 8 Gruppen von Bändern
  vor der Auflösung, darunter die Empfangsstelle in der die Sendungen aufgeschichtet
                     werden, ganz unten die zurück laufenden Bänder

wieder auf und jedes Band läuft gesondert zu seiner Empfangsstelle, sodann über seine
Antriebsrolle, eine Spannvorrichtung und einige Umkehrrollen unterhalb des Stützgerüstes
waagrecht weiter, steigt im Wendekopf (Bild 9) senkrecht in die Höhe, um seinen Kreislauf
von neuem zu beginnen.

Ich [der Autor] kann heute [zur Zeit der Niederschrift des Original-Artikels] bekennen, dass
ich der Inbetriebsetzung der Briefverteilanlage mit einigem Bangen entgegengesehen
habe. Vor allem machte mir der Gedanke zu schaffen, wie sich wohl das Personal zur
neuen, ungewohnten Art der Verteilung stellen werde. Es ist nun einmal eine Eigenschaft

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vieler Menschen, jeder Abweichung
von Althergebrachtem Bedenken
und Zweifel entgegenzubringen. Zu-
dem blieb ja nicht unbekannt, dass
die Aufnahme des Betriebes der
Briefverteilanlage eine Verminderung
des Personals zur Folge haben
werde, das indessen anderweitig
untergebracht werden konnte. Ich
kam auch daran nicht leicht vorbei,
ob die neue Art der Verteilung nicht
etwa Schwierigkeiten und als Folge
eine Verringerung der Leistungen
nach sich ziehen werde, ein
Umstand, der sich im Spätherbst mit
seinem ansteigenden Verkehre sehr
unangenehm ausgewirkt hätte, denn
den Verteilern konnte keine oder
doch nur eine ganz geringe
Möglichkeit zur Einschulung bzw. zur
Umschulung gegeben werden.

                                        
                                        Bild 8: Die Zusammenführung der
                                                  32 Bänder in 8 Gruppen

                                        Bild 9: Der Wendekopf

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Meine Befürchtungen waren jedoch umsonst, das Personal hat sich sehr rasch an die
neue Art der Verteilung gewöhnt, kam es ja hauptsächlich nur darauf an, die Briefe in der
richtigen Lage auf die Bänder zu bringen. Ich habe die Umstellung des Betriebes in der
Weise erleichtert, dass die Anordnung der Zustellämter auf den Verteilplätzen so ziemlich
die gleiche bleibt, wie jene bei der Flachsortierung war. Für die Zustellämter mit der
größten Zahl von Briefen wurden die mittleren Einwurföffnungen gewählt, so dass die
Beamten bei diesen Ämtern die geringste Körper- und Armbewegung u leisten hatten.

Es genügen einige wenige Tage, um das Personal bei der Arbeit an der neuen Verteilan-
lage zu gewöhnen, die Umstellung der Verteilertätigkeit vollzog sich reibungslos. Die
Leistungen blieben nicht nur nicht zurück, sie steigerten sich sogar je nach der Eignung
des Beamten. So kann ich immer wieder feststellen, dass besonders flinke Beamte von
guten Briefschaften bis zu 54 Stück, Durchschnittsbeamte rund 40 Stück in der Minute
verteilen. Ich sage gute Briefschaften, denn viele Briefsendungen als solche wie deren
Anschriften zählen nicht zu den guten Briefschaften. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass
das Verteilwerk auch das gleichzeitige Einschieben von 2 oder 3 gewöhnlichen Brief-
sendungen in eine Einwurföffnung verträgt, dass aber andererseits Briefe mit harten oder
gar scharfen Inhalten (Nägel, Schrauben udgl.) selbstverständlich schon vorher oder erst
auch vom Verteilbeamten beiseite gelegt werden müssen, da sonst die Bänder gefährdet
werden.

Gegenstand einer weiteren Sorge bildete die Frage, ob der von der Firma mit 25 mm vor-
gesehene Höhenabstand der Bänder dann genügen werde, wenn die Anlage in vollem
Betriebe steht, wenn also alle 18 Sortierplätze gleichzeitig bedient werden, und ob nicht
etwa eine gewisse Gefahr von Verstopfung der Bandanlage zu befürchten ist. Auch diese
Gefahr ist gebannt, wie aus folgenden Ausführungen zu ersehen ist.

Das Verteilwerk verarbeitet im Tag durchschnittlich 400.000 Briefsendungen. Die Zahl
steigt zu gewissen Zeiten und Anlässen und erreicht zu Weihnachten und Neujahr ihren
Höhepunkt von mehr als 1.000.000 Stück. Die Anlage ist 19 bis 21 Stunden im Betriebe,
verkehrsschwache Stunden wechseln mit verkehrsstarken. Am stärksten ist der Betrieb
der Briefverteilanlage in den Nachmittags-, Abend- und Nachtstunden. Zu den Zeiten sind
auch alle 18 Verteilplätze besetzt.

Wiederholte Beobachtungen haben ergeben, dass einzelne Zustellämter, besonders
solche für Geschäftsbereiche Bezirke unverhältnismäßig mehr Sendungen erhalten als
andere, dass daher die zu deren Empfangsstellen führenden Bänder ganz besonders in
Anspruch genommen sind. Sie führen der Empfangsstelle stündlich bis zu 10.000 Briefe
zu. Es laufen somit auf dem Bande 10.000 : 3600 = 2,77 Briefe in der Sekunde. Bei der
gegebenen Bandgeschwindigkeit von 0,8 m in der Sekunde liegen auf 80 cm Band 2,77
Briefe der auf 1 m Band 3,4 Briefe in der Sekunde. Die Belastung ist selbstverständlich
nicht immer die gleiche, sie ist aber mitunter etwas höher. Daraus kann gefolgert werden,
dass die Förderwege auch noch für größere Briefmengen aufnahmefähig sind, d. h. dass
das Verteilwerk noch erheblich mehr Verteilplätze vertragen würde. Die österreichische
Postverwaltung begnügte sich lediglich aus Raummangel mit 18 Verteilplätzen, die auch
für den gegenwärtigen [damaligen] Bedarf vollkommen ausreichen und auch noch eine
kleine Mehrleistung für die Zukunft zulassen.

Dass wir bis nun mit der Arbeit am Verteilwerk zufrieden sind und verhältnismäßig hohe
Leistungen erzielen, ist auch darauf zurückzuführen, dass wir nur ständiges Personal am
Werke arbeiten lassen. Wir vermeiden nach Tunlichkeit einen Personalwechsel und halten
eine entsprechende Anzahl von mit der Verteilung vertrauten Beamten bereit. Wir ver-

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