RUNDBRIEF 2020 3/4 - Exponate-Online
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ISSN 1439-3433 RUNDBRIEF 2020 – 3/4 Wie dieser von einem Sammlerfreund vorgelegte Brief zeigt, geht Privatpost oft seltsame Wege. Der aus Dresden nach Canada geschickte Brief trägt überraschenderweise eine Freimachung der britischen Royal Mail. Nach Ablösen der auf einem Aufkleber gedruckten Freimachung zeigte sich, dass der Brief mit zwei Marken zu je 60 Cent der in Dresden ansässigen PostModern frankiert und mit einem Bearbeitungsvermerk versehen ist. Eine Rückfrage bei dem privaten Postunternehmen brachte die Lösung: PostModern arbeitete bei internationale Sendungen mit ausländischen Partnern zusammen, in diesem Fall mit einer Firma in Großbritannien, die die Freimachung und Weiterleitung der Sendungen übernehmen. Auf der Rückseite ist eine 4-State-Codierung (einkopiert) aufgedruckt. Auf dem Brief ist kein Datum vermerkt, so dass nicht ersichtlich ist, wann der Brief gelaufen ist. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Bundesarbeitsgemeinschaft Briefpostautomation e.V. im BDPh Leiter: Jürgen Olschimke, Taunushöhe 24, 65779 Kelkheim
Liebe Sammlerfreundinnen und Sammlerfreunde! Liebe Leserinnen und Leser dieses Rundbriefs! Die erste Phase des im Rundbrief 2020-2 angekündigten Digitalisierungs-Projekts der Deutschen Post ist Mitte Juli versuchsweise und Ende Juli für jeden Postkunden aktiviert worden (Siehe Seite 116). Meldungen aus dem Kreis unserer Mitglieder lassen auf eine recht unterschiedliche Funktion schließen. Möglicherweise müssen, wie bei so umfang- reichen Änderungen nicht anders zu erwarten, noch Anlaufschwierigkeiten beseitigt und Feinheiten bei der zugrunde liegenden Software optimiert werden. Für einen umfassenden Bericht liegen aber noch nicht genügend Erfahrungen vor. Wir hoffen, zu Beginn des kommenden Jahres aus der Praxis berichten zu können. Alle Mitglieder und Freunde unserer ArGe sollten die Post-App installieren und gegen Jahresende der RB-Redaktion ihre Erfahrungen schildern. Die Corona-Pandemie hat auch die Postdienste gravierend beeinflusst. Die Deutsche Post konnte im zweiten Quartal den Umsatz im Inland um 7% auf knapp 3,9 Mrd. € steigern. Der Rückgang des Briefaufkommens auf nur noch 55 Mio. Sendungen pro Werktag wurde durch einen Anstieg des Paketgeschäfts mehr als ausgeglichen. Obwohl die Pandemie aufwendige Schutzmaßnahmen notwendig machte, verbesserte sich das operative Ergebnis auf 264 Mio. €. Kostspielige Sicherheitsvorkehrungen gegen Corona-Infektionen meldeten auch andere Postverwaltungen. Einige Länder hatten zeitweise den Postverkehr mit dem Ausland eingestellt. Österreich ist ein Schwerpunkt in dieser Ausgabe. Die Crypto stamp 2.0 erschien am 25. Juni und könnte wieder ein Highlight der modernen Philatelie werden (Seite 125). Historisch ist eine kaum bekannte Briefverteilanlege, die in den 1930er Jahren im Haupt- postamt in Wien im Einsatz war. Eine Beschreibung dieser Anlage, die man heute wohl als maschinell unterstützte Handverteilanlage bezeichnen würde, fand ich in einer alten Ausgabe der „Union Postale“ (Seite 126). Zwei weitere Beiträge analysieren die Verwendung von Freistempelmaschinen in Österreich. Der erste beschreibt auf 29 Seiten die Maschine von Max Baum, das Leben des Erfinders, die Patente und den Einsatz als Postfreistempelmaschine in Wien und die Verwendung für Absenderfreistempel bei einer österreichischen Bank (Seite 143). Schließlich wird die Verwendung der Postfreistempelmaschinen von Klüssendorf in Linz und Salzburg ab 1962 untersucht (Seite 135). Eine ebenfalls kaum bekannte russische Stempelmaschine, nach heutigen Begriffen ein Handstempelapparat, die im Postamt Wien 101 (Westbahnhof) eingesetzt war, rundet den Blick nach Österreich ab. Der Umfang der neuen Erkenntnisse macht dieses Heft zu einer Doppel-Ausgabe. Bleibt noch zu erwähnen, dass auch Russland interessante technische Entwicklungen zur Postautomation beigesteuert hat. Ein Beispiel ist die ab Seite 181 beschriebene Einschreibstempelmaschine, die auch in Polen und Ungarn eingesetzt war. Zum Schluss möchte ich den Autoren aller Beiträge für die umfangreichen Forschungen und Ausarbeitungen danken. Mein Dank gilt auch allen jenen, die der Redaktion Infor- mationen für Kurzberichte sandten und insbesondere den Mitarbeitern der Deutschen Post und der Hersteller von Automationseinrichtungen für die vielen Informationen, mit denen sie unsere philatelistischen Interessen unterstützen. Dietzenbach, September 2020 Heinz Friedberg RB 2020-3/4 106
001. DE – Deutschland Briefe: Sendungsaufkommen sinkt weiter Im Jahresbericht 2019 schreibt die Bundesnetzagentur zur Marktentwicklung Post: Die Digitalisierung ist nach wie vor wesentlicher Treiber für die Entwicklung der Post- märkte. Deutliche Wachstumsimpulse gingen dabei insbesondere vom Paketmarkt aus. Der Online-Handel ließ Umsätze und Sendungsmengen in diesem Bereich erneut wachsen. Für das Jahr 2019 wurden Prognosen zu Folge rund 3,12 Mrd. Paketsendungen befördert, das entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (Paketmenge 2018: 2,88 Mrd. Stück) von gut 8,3 Prozent. Einen zunehmend größeren Anteil daran hatten auch grenzüberschreitende Sendungen. Weitere Zuwächse sowohl bei den inländischen als auch den grenzüberschreitenden Sendungsmengen sind zu erwarten. Anders stellt sich der Briefmarkt dar, er entwickelte sich rückläufig. Dort sanken Umsätze wie auch Sendungsaufkommen und mit weiteren Rückgängen wird gerechnet. Die Wettbewerber der Deutschen Post AG konnten allerdings ihre Umsätze und Sendungs- mengen in den letzten Jahren nahezu stabil halten. 001. DE – Deutschland BZ 75 - Werbesendung mit eingedrucktem Wertzeichen Die bei der Auflösung eines Sammlerbestands in einer Broschüre des Versandhauses Wenz gefundene Antwortkarte ist mit einem einge- druckten Wertzeichen Leuchtturm Brunsbüttel Mole 1, MiNr.2473 ver- sehen, das rechts und links einen senkrechten etwas 5,5 mm breiten fluoreszierenden Balken aufweist. Abgerechnet wurden bei der aus dem Herbst 2005 stammen- den Karte nur die tatsächlich eingeschick- ten Antworten. Dazu diente wohl der auf der Anschriftenseite angebrachte Data- matrixcode. Dessen Decodierung ergibt 44 45 41 0b 00 f1. Dabei stehen die drei ersten Zeichen für DEA (Deutsche Post), die restlichen sind vermutlich eine Kundenkennung. Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 107
001. DE – Deutschland BZ 90 – Alte Großbriefsortiermaschine Im RB 2019-4, S. 125 meldeten wir die Vorlage eines Großbriefs, mit einer Entwertung der alten Sortiermaschine von Solystic im BZ 90. Claus Seelemann legte nun einen weiteren Brief mit dieser Tintenstrahl-Entwertung vor, dies- mal mit Datum vom 17.03.20, der mit 175 mm Länge und 125 mm Höhe die maximal zulässige Höhe für einen Standardbrief bis an die Grenze nutzt und vermutlich des- wegen als Großbrief behandelt worden ist. Die Entwertung zeigt, dass die Maschine immer noch in Betrieb ist. 001. DE – Deutschland ATM – Fehler beim Werteindruck Rolf Weise erhielt beim Kauf von ATM bei einem MWZD in Siegburg Exem- plare mit rückseitig spiegelverkehrtem Werteindruck (Bild links). Dieser Fehler entsteht, wenn die Vordruckrolle ver- sehentlich vor dem Farbband in das Druckwerk eingezogen wird. Auf der Vorderseite ist keine Spur eines Werteindrucks zu erkennen (Bild rechts). Damit sind nun alle bei früheren ATM-Ausgaben festgestellten Transport- und Schneidefehler auch bei der ATM-Ausgabe 8/9 belegt, zusätzlich einige weitere (siehe zuletzt RB 2020-1, S. 5 und 2020-2, S. 57). Um zu erfahren, wie die Deutsche Post Sendungen mit solchen Marken behandelt, wurde eine Marke mit rückseitigen Wert 0,05 als Ergänzungsfrankierung mit einem Klebestift auf einen Standardbrief geklebt. Der Brief wurde am 14.-7-20 Briefzentrum 53 ganz normal gestempelt und zugestellt. 001. DE – Deutschland Deutsche Post und MyPostcard – Kooperation bei Briefmarken Individuell Seit Mitte März 2020 kooperieren die Deutsche Post und der Postkarten-App-Anbieter MyPostcard nun auch im Bereich der individualisierbaren Briefmarken (siehe RB 2020-2, Seite 71). Ab sofort bietet die Firma MyPostcard ihren Kunden über die Internetseite www.deinebriefmarke.de die Möglichkeit, Briefmarken mit eigenen Fotos und Bildern zu gestalten und diese zur Frankierung von Briefen und Postkarten zu nutzen, die über die RB 2020-3/4 108
Deutsche Post versandt werden. Bisher war das nur exklusiv über die Deutsche Post bzw. das Postprodukt "Briefmarke Individuell" möglich. Daneben steht eine limitierte Zahl von Standardmotiven zur Verfügung. Ein Blick auf die Internetseite zeigt, dass ein 10er-Bogen mit einem Nennwert von 60 c für 23,90 € an- geboten wird, ein 10er-Bogen mit individuellen Motiven für 29,90 €. Mit der Briefmarke Individuell erweitern beide Unternehmen ihre seit 2018 währende Partnerschaft. Damals hatte MyPostcard die Funcard-App der Deutschen Post erworben, mit der Kunden die eigenen Fotos als echte gedruckte, personalisierte Postkarte versenden können. 001. DE – Deutschland Nebenstempel – Unrichtige Postleitzahl Eine ganze Reihe von Orten in Deutschland haben einen ähnlichen oder den gleichen Namen. Ein Beispiel ist „Neuhof“ für 16 verschiedene Orte mit unterschiedlichen Postleitzahlen. An welchen Ort der Brief mit dem hier gezeigten Stempel gerichtet war, ist nicht mehr festzustellen, denn Empfänger und Absender waren im Fenster angegeben. Eine Codierung fehlte. 001. DE – Deutschland 5.000. Packstation eröffnet Der Ausbau von Packstationen ist ein wichtiger Teil des Digitalisierungsprogramms der Deutschen Post (RB 2020-2, S. 61ff). Auf dem Weg zu den bis 2021 geplanten 7.000 Packstationen wurde am 8. Juni 2020 in Düsseldorf die 5.000. Anlage eröffnet. Dort können DHL-Kunden Pakete abholen und versenden. Die Kapazität des neuen Automaten umfasst 12 Module mit 101 Fächern. Die gesamte Kapazität der bisher in Betrieb genommenen Packstationen umfasst 500.000 Fächer. 001. DE – Deutschland Paketzentrum eröffnet später Der Rohbau des neuen Mega-Paketzentrums in 14974 Ludwigsfelde (südlich von Berlin) wurde im Sommer 2020 pünktlich fertiggestellt. Die Inbetriebnahme wurde jedoch von 2021 auf 2022 verschoben. Grund ist die Anpassung der Sortiertechnik an „Flatterpost“. Diese oft kleinformatigen Sendungen in Plastiktüten aus China haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Herkömmliche Sortieranlagen sind auf Kartons ausgerichtet und verarbeiten solche Sendungen nicht optimal. (siehe auch RB 2020-1, S. 13-14) 001. DE – Deutschland Mit dem Zug nach China Aufgrund steigender Nachfrage setzt DHL seit Ende Mai Ganzzüge von Ludwigshafen und Neuss nach China ein. Die Züge sind mit Waren aus ganz Europa beladen. Auf der neuen Seidenstraße über Polen, Belarus, Russland und Kasachstan erreichen sie das 9.400 km entfernte Zielterminal in Xi’an in zwölf Tagen. Von dort verteilt DHL die Waren innerhalb Chinas sowie in Nachbarländer wie Südkorea, Japan und Vietnam. Die neuen Schienen- verbindungen verkürzen die Laufzeiten auch für Kunden aus anderen europäischen Ländern wie den Benelux-Staaten, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Portugal. Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 109
001. DE – Deutschland / 040. CN – China Flatterpost Ein befreundeter Sammler in 01594 Stauchitz bestellte im Juni 2020 in China einen kleinen Fahrrad-Reflektor. Geliefert wurde er in der hier abgebildeten gepolsterten Leicht- verpackung. Wegen des Verhaltens in herkömmlichen Sortiermaschinen werden solche Warensendungen und Päckchen bei der Deutschen Post als „Flatterpost“ bezeichnet, da diese Sendungen beim kleinsten Luftzug von den Transportschalen der Sortiermaschinen wegflattern. Mit einem Aufwand von 11 Mio. € wurde im IPZ Frankfurt eine spezielle Sortieranlage für solche Sendungen errichtet (Siehe RB 2020-1, Seite 13). Aufgefallen ist bei dieser Sendung der Freimachungsaufkleber mit der Inschrift „SINOTRANS“. Die auf den ersten Blick naheliegende Vermutung, die Bezeich- nung könnte mit der neuen Seiden- straße bzw. der direkten Bahn- verbindung zwischen Deutschland und China in Zusammenhang stehen, (Seite 109) erwies sich bei weiteren Recherchen jedoch als unzutreffend. Vielmehr bestätigte die Pressestelle der Deutschen Post, dass SINOTRANS eine ihrer Partnerfirmen der in Asien ist. Unter anderem wird mit diesem Unternehmen bei der Export-Bearbeitung in Shanghai zusammen gearbeitet. Deshalb ist das SINOTRANS-Logo auf dem Label. Bei dem Barcode handelt es sich um eine fortlaufende, interne Nummerierung, die systemseitig vergeben wird und nicht nachverfolgungsfähig ist. RB 2020-3/4 110
020. USA – Vereinigte Staaten Auswirkungen durch Corona Der US Postal Service beantragt Zuschüsse, Bürgschaften und Anleihen von insgesamt 75 Milliarden US$, um im Herbst dieses Jahres eine Liquiditätskrise zu vermeiden. Bei einer Online-Konferenz am 9. April 2020 informierte Postmaster General Megan Brennan, dass der USPS ohne finanzielle Hilfen noch vor dem Ende des Geschäftsjahres zahlungs- unfähig sein wird. Am 8. Mai hat der USPS die Zahlen für das 2. Quartal des Geschäftsjahres 2020 bekannt gegeben. Von 1.1 bis 31.3. wurden 14.206 Mio. Sendungen erster Klasse, 17.040 Mio. Werbesendungen, 1.484 Mio. Pakete, 189 Mio. Sendungen ins Ausland und 1.094 andere befördert. Der Umsatz betrug 17.843 Mio. US$, der Verlust ist mit 792 Mio. US$ etwas geringer als im Vergleichsquartal 2019. Zugleich wurde hervorgehoben, dass die Corona- Situation in diesem Quartal keine gravierenden Auswirkungen hatte, den Verlust in den kommenden 18 Monaten aber signifikant vergrößern kann. 030. BE – Belgien Briefpost neu organisiert Als Reaktion auf den weiteren Rückgang des Aufkommens von Briefpost und der ge- änderten Erwartungen der Kunden hat der nationale belgische Postdienst bpost ange- passt. In dem als Alternative Distribution Model (ADM) genannten Projekt werden eilige Sendungen (Zeitungen, Magazine, eingeschriebene und Prio-Sendungen sowie Pakete) weiterhin jeden Tag zugestellt, während weniger eilige Post nur zweimal pro Woche zugestellt wird. Solystic lieferte an bpost dafür ein neues nationales System, das die Sortierung steuert und überwacht. Es ermöglicht das Sortieren nach mehreren Kriterien und berücksichtigt die Destination, die Art und den Wert der Marken und gewährleistet die optimale Gangfolge-Sortierung. Es ermöglicht rasche Änderungen und Anpassungen an Kundenwünsche. 070. FR – Frankreich SOLYSTIC lässt Roboter arbeiten Elektronische Systeme sind heute so weit entwickelt, dass autonome Transportroboter entwickelt werden können. Seit Ende 2019 arbeitet Solystic mit La Poste, um am Pariser Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 111
Charles de Gaulle Airport den automatischen und autonomen Transport von schwerem und unförmigem Postgut zu testen. Das Unternehmen implementierte ein System von 40 Soly Move Robotern (s. RB 2018-4, S. 215), die täglich 20 Stunden lang Pakete, Postsäcke und Briefbehälter von gelandeten Flugzeugen zu Bearbeitungsstellen oder zu Lastwagen für den Weitertransport bringen. Die Roboter-Flotte arbeitet in einem Gebiet von 14.000 m2 und transportiert 600 Lasten pro Stunde mit einem Gewicht bis 50 kg. Abhängig vom künftigen Bedarf kann die Flotte der Roboter bis auf 70 erhöht werden. La Poste mietet die Roboter, so dass ihre Zahl leicht erhöht oder verringert werden kann. 080. GB – Großbritannien Samstagszustellung ausgesetzt Die britische Royal Mail gab 29. April bekannt, dass ab 2. Mai bis auf weiteres an Samstagen keine Briefe mehr zugestellt werden. Ausgenommen sind nur Sendungen, gegen Unterschrift, wie z. B: R-Briefe und verschiedene Paketsendungen. Damit sollen Personalengpässe durch die Corona-Krise entschärft werden. Die Zustellung von Montag bis Freitag wird nicht eingeschränkt. Auch können die Kunden künftig auch samstags Briefe und Pakete wie gewohnt aufgeben, auch Postkästen werden wie üblich geleert. 160. AT – Österreich Neuer Stempel für Barfreimachung Einen neuen Stempel für Briefe mit Barfrei- machung legte Mit- glied Wilfried Korber vor (Bild links). Er unterscheidet sich deutlich von den im RB 2018-3, S. 129 gezeigten Stempeln. An Stelle des Kastens gibt es nur noch eine Linie oben, das Posthorn ist jetzt rechts angeordnet, das fette Wort „Post“ fehlt und die Inschrift „Österreichische Post AG“ ist oben unter der Linie in zwei Zeilen. Die selbe Form wird auch bei eingedruckten Barfreimachungs-Vermerken benutzt. Ein Beispiel sandte Hans- Georg Eckstein der RB-Redaktion (Bild rechts). Es hat die Inschrift PRIORITY, belegt also, dass die neue Form für beide Sendungsarten verwendet wird. 160. AT – Österreich Postkarte mit Datamatrixcode Bei einer neuen, am 01.04.2020 von der Österreichischen Post heraus- gegebenen Postkarte scheint die Inkjet-Farbe auf dem Wertstempel nicht rasch genug einzuziehen, sondern zu verwischen. Das hier gezeigte Beispiele ist eine Frühver- wendung vom 25.03.2020. Auffällig ist der Datamatrixcode, er hat den Inhalt P0007. RB 2020-3/4 112
160. AT – Österreich Neues Logistikzentrum in Tirol 2019 transportierte die Österreichische Post 127 Millionen Pakete, fast 18% mehr als im Jahr davor. Der weiter steigende Online-Handel erfordert eine Erhöhung der Sortier- leistungen, unter anderem durch die Errichtung neuer Standorte. Um diesem Trend gerecht zu werden, errichtet die Österreichische Post auf einem 30.000 m2 großen Grundstück im Vomp (etwa 27 km östlich von Innsbruck) ein Brief- und Paketzentrum mit integrierter Zustellbasis. Es soll im Herbst 2021 in Betrieb gehen. Der jetzige Standort des Logistikzentrums Hall in Tirol wird aufgelassen – über die zukünftige Nutzung wurde noch nicht entschieden. 170. PH – Philippinen Briefmarken nach Haus geliefert PHLPost, die Postverwaltung der Philippinen, hat mit „Stamps on Wheels“ einen Liefer- service für Briefmarken eingerichtet. Er wendet sich speziell an ältere Kunden, die wegen der Corona-Situation nicht mehr gerne ein Postamt aufsuchen, und an Sammler, die ermuntert werden, sich intensiver ihrem Hobby zu widmen, solange sie wegen Corona ihre Wohnung nicht gern verlassen. Nach der Bestellung am Telefon oder auf der Internetsite www.phlpost.gov.ph bringen Postmitarbeiter die Marken gegen Barzahlung an die Haustür. 201. CH – Schweiz Unterfrankierter Brief Claus Seelemann fand den auf Seite 114 abgebildeten C5-Brief, der am 16.12.2002 in 8063 Zürich in der Postfiliale Stadtspital Triemli gestempelt worden ist. Bei der Sortierung im Briefzentrum wurde entdeckt, dass die beiden Weihnachtsmarken mit zusammen 1,40 SFr als Porto für die nach Irland adressierte Sendung nicht ausreichen und weitere 60 Rappen notwendig sind. Dies wurde handschriftlich neben der Marken-Frankierung vermerkt und links oben ein roter Stempel mit der Inschrift „8020 Zürich 1 / P.P. 0060 / BZ Sortierung“ angebracht (gedreht vergrößert einkopiert). Diese Gebühr war vermutlich vom Absender eingezogen worden. Der Brief trägt keine weiteren diesbezüglichen Vermerke. Auf der Rückseite befindet sich ein schweizerischer Identcode. Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 113
201. CH – Schweiz Rücksendung Diese Sendung ist aus der Zeit, als unzustellbare Drucksachen (heute Dialogpost) noch zurückgeschickt wurden, damit der Absender seine Versandlisten aktualisieren konnte. Was damals manuell erledigt werden musste, kann heute dank Premiumadress (siehe RB 2018-3, S 134ff) weitgehend automatisch ablaufen. Interessant bei der Durchsachen- Postkarte von 23.9.74 sind der Aufkleber der Schweizerischen Post „Abgereist / ohne Adressen- angabe“ in drei Sprachen und der Stempel 9000 St. Gallen / 26.-9.74. 203. ES – Spanien Matrixcode in Barcelona noch im Jahr 2000? Bei der Durchsicht eines größeren Konvoluts von Bedarfsbriefen entdeckte der Rundbrief- Redakteur den auf Seite 115 abgebildeten Brief einer Firma in 08004 Barcelona mit einem deutlich erkennbaren fluoreszierenden Matrixcode. Der leider nur sehr schwach abgeschlagene Stempel CP COLONS / BARCELONA CORREOS / 07.12.00 ließ auf den ersten Blick vermuten, dass es sich um eine ältere Sendung und einen Datumsfehler im Stempel handelt. Die auf dem Brief verwendeten spanische ATM 44 war jedoch erst im Jahr 2000 erschienen und die deutsche Eingangscodierung im Codeformat 3, hier (1)55216-111-000-55 für einen Großempfänger in Ingelheim war ebenfalls erst im Juni 1999 eingeführt worden. RB 2020-3/4 114
Der links einkopierte, unter der UV-Lampe aufgenommene Ausschnitt zeigt deutlich den Matrixcode 49180 mit dem Platzkennzeichen 3. Der Autor bittet um Vorlage weiterer Belege mit spanischem Matrixcode aus dem Jahr 2000 oder später, um zu dokumentieren, dass diese Codierung damals noch verwendet wurde. 203. ES – Spanien Privatpost Diese Karte, vorgelegt von Matthias Fiebiger, frankiert mit einer Versand- marke von POST BY ME, wollte der Absender auf Mallorca eigentlich im Hotel abgeben. Dieses hatte keinen passenden Briefkasten. Auch anders- wo konnte der Absender keinen passenden Einwurf finden, so dass die Karte schließlich nach Deutschland mitgenommen, zusätzlich mit dem Postkarten- porto von 60 c beklebt der Deutschen Post übergeben wurde. Diese stempelte nicht nur die eigene Briefmarke, sondern auch das spanische Privatpost-Wertzeichen. POST BY ME ist ein in Madrid ansässiger privater Postdienst. Die Firma hat die Internetseite http://Postby.me. Am 17.06.2020 fand man dort nur die Information, dass der Dienst auf Anordnung der Regierung von Spanien wegen Covid-19 vorläufig eingestellt ist. Am 14.08.2020 war bei einem neuerlichen Aufruf dieser Seite umfassende Informationen zu finden. Der QR-Code auf dem Wertzeichen (vergrößert einkopiert) enthält die Kontaktinformation http://postby.me/p/Ahx6oitQt15, mit der vermutlich eine Sendungsverfolgung möglich ist. Ein Verfahren mit individuellem 2D-Code auf jedem Wertzeichen wird im Zuge der Digitalisierung von der Deutschen Post angestrebt (RB 2020-1, S. 61ff) und von der italienischen Globe Postal Service bereits benutzt (RB 2019-3, S. 233). Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 115
001. DE – Deutschland Heinz Friedberg Digitale Briefankündigung jetzt nutzbar Postkunden mit einer-Mail-Adresse bei gmx oder web.de können sich jetzt für die digitale Sendungsankündigung der Post (RB 2020-2, S.64) registrieren. Dem Vernehmen nach am 11.07.2020 wurden die Websites https://brief.web.de und https://brief.gmx.net freige- schaltet. Auf der Internetseite https://www.deutschepost.de/de/b/briefankuendigung.html informiert die Deutsche Post über diesen Dienst. Unter „Häufige Fragen“ werden auf dieser Seite alle Einzelheiten erklärt. Besonders interessant sind: • Zur Freischaltung bekommt man einen Bestätigungscode per Post zugeschickt. Die Briefankündigung funktioniert ab dem Folgetag der Freischaltung. • Die Briefankündigung funktioniert nur bei maschinenfähigen Sendungen. Zu dicke oder unförmige Sendungen werden von Hand sortiert und deshalb nicht digital angekündigt. • Das Bild der Sendung in der Ankündigung wird schwarz- weiss dargestellt. • DHL-Warenpost wird nicht angekündigt, obwohl diese Versandart in Briefzentren bearbeitet wird. • Bei mehreren Personen in einem Haushalt muss sich jede Person einzeln registrieren, sofern sie eine Briefankündigung wünscht. • Die Sendungsfotos werden nach maximal 4 Tagen gelöscht. • Es werden keine Briefum- schläge geöffnet. Die Brief- ankündigung umfasst nur einen Scan der Außenseite des Umschlags. • Die Einhaltung der deutschen Datenschutz-Vorschriften ist gewährleistet. RB 2020-3/4 116
So funktioniert die Briefankündigung In den Anschriftenlesern der Briefzentren der Post wird jeder Umschlag gescannt und beim heutigen Stand der Technik nicht nur Bestimmungsort, Straße und Hausnummer festgestellt, sondern auch der Name des Empfängers. Ist der betreffende Empfänger für die digitale Sendungsankündigung registriert, erhält er automatisch ein Vorschaubild des Briefs per E-Mail. So weiß der Empfänger bereits frühmorgens – während der Brief noch transportiert und für die Gangfolge sortiert wird – welche Briefe im Laufe des Tages eintreffen werden. Zum Freischalten des Dienstes versendet die Deutsche Post einen QR-Code per Brief, den der Kunde zur Bestätigung einscannen muss. Für Privatkunden ist die Briefan- kündigung kostenlos. Inhabern eines Postfachs wird der Dienst ab Oktober 2020 zur Verfügung stehen. Allerdings werden die Kosten dann steigen, gegenwärtig sind für ein Postfach 19,90 € pro Jahr zu entrichten. Die Sendungsankündigung wird möglicherweise auch ein Ende der Beschwerden bringen, dass montags keine Post zugestellt wird. Tatsächlich hat die Post vor längerer Zeit versuchsweise begonnen, an Montagen keine unadressierten Werbesendungen, später auch keine adressierte Dialogpost zuzustellen. Bekanntlich gilt für Dialogpost eine Frist von vier Werktagen, dafür zahlen die Einlieferer ein besonders reduziertes Porto. Viele Postkunden haben jedoch den Eindruck, dass montags überhaupt keine Post zugestellt wird. Da viele Firmen an Samstagen nicht arbeiten, wird auch keine Post verschickt. Briefe von Firmen werden daher schon samstags zugestellt oder erst am Montag eingeliefert. Private Briefsendungen, die am Samstag in einer Filiale abgegeben oder in einem Post- kasten bis zur Leerungszeit bzw. in einen Postkasten mit Sonntagsleerung eingeworfen worden sind, können am Montag ausgeliefert werden. Wer diesen Argumenten nicht folgt, kann sich für die Sendungsankündigung registrieren und so erfahren, wann ein Brief im Abgangsbriefzentrum bearbeitet wurde und dann sehen wann er zugestellt wird. Im Rahmen einer geplanten Postreform könnte die Montagszustellung ohnehin völlig einge- stellt werden. Vermutlich hängt es mit der Datenschutzverordnung zusammen, dass nur den rund 34 Millionen Nutzern von web.de oder gmx.net die digitale Sendungsankündigung angeboten wird. Beide Anbieter betreiben ihre Systeme in Deutschland. Eine Übermittlung von Brieffotos in die USA oder andere Länder ist ausgeschlossen. In einer Information der Deutschen Post heißt es: "Die erhobenen Daten werden DSGVO-konform verarbeitet und gespeichert. Durch die Briefankündigung kommt es zu keinerlei Verzögerung in der Briefzustellung." Im kommenden Jahr soll zusätzlich eine Weiterentwicklung angeboten werden, mit der Postkunden nicht nur ein Foto der Anschriftenseite der Sendung erhalten, sondern auf Wunsch auch den Inhalt des Briefs lesen können. Das funktioniert jedoch nur, wenn der Absender das Schreiben digital an die Deutsche Post sendet. Interessant ist das für Firmen mit viel Briefverkehr, wie etwa Banken und Versicherungen. Eine ähnliche Funktion (Digitale Kopie) gab es schon beim E-Postbrief, der mangels ausreichender Akzeptanz praktisch eingestellt worden ist. Über web.de und gmx kann auf einen Schlag eine weitausgrößere Zahl potentieller Nutzer erreicht werden. Wie sicher eine digitale Briefeinlieferung ist, bleibt abzuwarten. Gerade in jüngster Zeit sind sogar die Systeme von sogenannten „sozialen Netzwerken“ von Hackern ausgespäht worden. Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 117
001. DE – Deutschland Heinz Friedberg Postkarte in Deutschland wird 150 Jahre alt Vor 150 Jahren, genauer im Juli 1870, begann die Ära der Postkarte in Deutschland, seinerzeit noch „Correspondenzkarte“ genannt. Eingeführt hatte sie der Postreformer Heinrich von Stephan als günstige Mitteilungsform für die gesamte Bevölkerung. Auch heute, in Zeiten von WhatsApp & Co., ist die Postkarte immer noch ein beliebtes Kommunikationsmedium für Danksagungen sowie humorvolle, aber auch aufmunternde Botschaften, Urlaubsgrüße und besonders Glückwünsche. Eine Glückwunschkarte am Schreibtisch oder an der Kühlschranktür machen viel mehr Spaß ans drei Zeilen am Handy. Außerdem gilt immer noch: Urlaubszeit ist Postkartenzeit. Allein 2019 hat die Deutsche Post rund 147 Millionen Postkarten befördert. Dabei kamen die meisten Ansichtskarten aus Italien, gefolgt von Frankreich, Österreich, Spanien und der Türkei. Für 2020 erwartet die Deutsche Post Corona-bedingt einen Rückgang der Urlaubskarten. Schreib- und Kreativwettbewerb Anlässlich des 150. Jubiläums der Postkarte in Deutschland veranstaltete die Deutsche Post einen Schreib- und Kreativwettbewerb für Kinder und Jugendliche. Alle Schülerinnen und Schüler waren herzlich eingeladen, ihre Postkartenideen und -entwürfe zum Motto „Grenzenlos – Postkartengrüße in Corona-Zeiten“ ab dem 1. Juli 2020 einzusenden und am Wettbewerb teilzunehmen. Einsendeschluss war 15. August 2020. Der Wettbewerb ist Teil des Angebots „Post und Schule“, mit dem die Deutsche Post Schüler und Lehrer mit einer Vielzahl an Materialien für Grundschulen, weiterführende Schulen und Berufsschulen unterstützt. Gemeinsam mit der Stiftung Lesen setzt sich das Unternehmen zudem für die Lese- und Sprachkompetenz von Schülerinnen und Schülern ein und unterstützt jedes Jahr die Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“ im Rahmen des Welttags des Buches. Weitere Informationen zum Schreib- und Kreativwettbewerb unter: https://www.deutschepost.de/de/p/post-und-schule/wettbewerb.html. Auch die Postkarte wandelt sich: War diese früher eine rein analoge Mitteilungsform, so gestalten immer mehr Nutzer ihre Postkarten individuell und digital mit eigenen Fotos und lassen diese als ausgedruckte Ansichtskarte per Post verschicken. Hier kooperiert die Deutsche Post seit 2018 mit erfolgreichem Postkarten-App-Anbieter MyPostcard. Dabei ist das 150. Jubiläum Grund genug für ein besonderes Geburtstagsgeschenk an die Nutzer: Wer bis 31. August 2020 eine eigene Postkarte über MyPostcard gestaltet und versendet, erhält darauf einmalig und nach Eingabe des Gutscheincodes 150JAHRE 30% Rabatt. 15 Jahre Postcrossing Die Postkarte verbindet weltweit. Das zeigt die erfolgreiche kostenlose Internetplattform www.postcrossing.com, die es ermöglicht, Postkarten aus aller Welt zu empfangen und global zu versenden. Mittlerweile gibt es rund 800.000 „Postcrosser“ in 210 Ländern, davon allein 55.000 Mitglieder allein in Deutschland, die in den 15 Jahren seit Gründung der Plattform im Jahre 2005 rund 57 Millionen internationale Postkarten verschickt haben. Die Teilnahme ist denkbar einfach: Um eine Karte zu schreiben, meldet man sich auf postcrossing.com an und bekommt per Zufall die Adresse eines anderen, registrierten Mitglieds zugelost. Auf die versendete Karte schreibt man einen Identifikationscode, der bei Ankunft durch die Empfangenden bestätigt wird. Nun kann man auch selbst Karten von anderen Mitgliedern erhalten. RB 2020-3/4 118
Ausstellung zu 150 Jahre Postkarte im Museum für Kommunikation Berlin Wer sich darüber hinaus noch mehr für die Postkarte interessiert, für den bietet das Museum für Kommunikation Berlin eine virtuelle Ausstellung mit dem Namen „Mehr als Worte. 150 Jahre Postkartengrüße“ (www.ausstellung-postkarte.de). Hier erhalten Interessierte Einblicke in die abwechslungsreiche Geschichte der Postkarte − von ihren Anfängen als Correspondenz- und Feldpostkarte über die Entwicklung zur Ansichts- und Bildpostkarte bis hin zu digitalen Versionen des beliebten Klassikers. In der Schatz- kammer des Museums ist zudem die erste geschriebene Postkarte der Welt zu sehen, die am 1. Oktober 1869 – also noch vor der allgemeinen Einführung der Correspondenzkarte - von Perg bei Linz nach Kirchdorf versandt wurde und der Abstimmung eines Besuchs im Bekanntenkreis diente. Alle Informationen auch auf www.deutschepost.de/postkarte 001. DE – Deutschland Siegfried Wolf Version 5.3 der Label für Rücksendungen Nachdem im Rundbrief 2020-1, Seite 3 ein Rücksende-Label der Version 5.0 gezeigt worden ist, konnte der Autor nun einige Label der Version 5.3 vorlegen. Das rasche Erscheinen neuer Versionen beweist, dass die Deutsche Post die Kontrollen und die Rücksendung unzureichend oder mit ungültigen Postwertzeichen frankierten Sendungen laufend den jüngsten Versuchen von „kreativen“ Postkunden anpasst und entsprechende Texte für Rücksende-Label vorbereitet. Hier zeigen wir einige Beispiele von Labels der Version 5.3. Besonders interessant ist wohl ein 120 x 80 mm messender Aufkleber (Seite 120 unten), der auf die Tatsache hinweist, dass mit ungültigen Postwertzeichen frankierte Sendungen keinen Anspruch auf Beförderung haben und die von solchen Sendungen verursachten Zusatzkosten in der Höhe bis 50,00 € dem Absender in Rechnung gestellt werden können. Dieser Aufkleber wird auf der Rückseite entsprechender Sendungen angebracht. Rücksende-Label der Version 5.3 für unzureichend frankierte Sendungen Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 119
Label für unvollständige Anschrift aus der Version 5.3 Label für nicht maschinen- lesbare Digital-Frankierung aus der Version 5.3 → Zusatzlabel für ungültige Postwertzeichen aus der Version 5.3 RB 2020-3/4 120
020. USA / CK – Cookinseln Heinz Friedberg Ersttagsbrief der Cook Inseln“ mit Burroughs-Ident Die Cookinseln (Cook Islands) sind ein unabhängiger Inselstaat in „freier Assoziierung“ mit Neuseeland im südlichen Pazifik. Die Fläche der Inselgruppe beträgt etwa 240 km 2. Hauptstadt des Landes mit rund 18.000 Einwohnern ist Avarua auf der Insel Rarotonga. Vor allem bei Motivsammlern sind die Cookinseln durch eine Vielzahl von Briefmarken bekannt. Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth II., vertreten durch einen lokalen Repräsentanten. Daher ist es nicht erstaunlich, dass auf den Höchstwerten der Dauer- serien-Marken und manchen Sondermarken das Bild von Elisabeth II. erscheint. Bild 1: Ersttagsbrief der MiNr. 1401 der Cookinseln, Vorderseite Bild 2: Ersttagsbrief der MiNr. 1401 der Cookinseln. Rückseite mit Kennung „G8“ einer Burroughs- Sortiermaschine des USPS Die Postverbindungen der Cookinseln nach Europa scheinen jedoch nicht immer über Neuseeland, sondern über die USA zu laufen Zumindest legt ein Ersttagsbrief vom 31. Januar 1994 diesen Schluss nahe. Die damals erschienene Marke zu 10 Cook-Dollars ist mit dem Stempel „RAROTONGA COOK ISLANDS / DAY OF ISSUE / 31 JA 94“ entwertet. Sie ist dann in die USA befördert worden, wo sie in einem Verteilamt eine Burroughs-Sortiermaschine durchlief, die auf der Rückseite das Kennzeichen „G8“auf- druckte. Ein Burroughs-Kennzeichen wurde auch schon auf Schiffspost gefunden (RB 2020-1, S. 45) Das zweite auffällige Merkmal dieses Briefs ist ein Nebenstempel der Deutschen Bundespost, der den inzwischen umgezogenen Empfänger bittet, dem Absender die neue Adresse mitzuteilen. Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 121
160. AT – Österreich Heinz Friedberg Gerät für Label- und Belegdruck für Landzusteller Von einem befreundeten Sammler erhielt unser Mitglied Toni Katzlberger einen Brief und die Information, dass im Zustellstützpunkt Munderfing ein Versuch mit mobilen Druckern für R- und SV (Sendungsverfolgungs) -Label [zu letzteren siehe RB 2020-1, Seite 10] läuft, und einen Brief mit einem solchen SV-Label. Bild 1: Österreichischer Inlandsbrief Brief mit dem neuen SV-Label. Der Brief (Bild 1) ist ein Ganzsachen-Umschlag für ECO bis 20 g zu 74 C. Daher die Zufrankierung von 175 C und die Zuzahlung von 0,26 € in der Zustellbasis Munderfing auf zusammen 2,75 €, der Gebühr für einen Inland-Standardbrief mit Sendungsverfolgung. Abfrage bei der Sendungsverfolgung der Österreichischen Post ergab, dass die Sendung am 11.08.2020 zugestellt worden ist. Übrigens hat diese Ganzsache links unten einen Datamatrixcode, sein Inhalt ist E0001 (Siehe dazu auch Postkarte auf Seite 112). Bei einem Besuch der Zustellbasis Munderfing wurde das Gerät bereitwillig gezeigt. Es druckt nicht nur R- und SV-Label für Briefe und Päckchen S sowie Label für Päckchen M, sondern auch die dazu gehörenden Zahlungsbelege. Gedruckt wird auf 58 mm breitem Thermopapier mit schmutzabweisender Oberfläche, wie es mit größerer Breite bei den OPAL-Schaltersystemen größerer Poststellen verwendet wird. Bei der Gelegenheit wurde auch eine Anzahl von SV-Briefen aufgegeben. RB 2020-3/4 122
Weitere Recherchen ergaben, dass es sich nicht um eine Versuchs- oder Testphase handelt, sondern die Geräte Schritt-für Schritt im ganzen Land aktualisiert werden. Da Landzusteller außerhalb der größeren Orte und Städte stets auch Sendungen annehmen, hat jeder Zusteller in den ländlichen Zustellbasen so ein Gerät. Bei dem Gerät handelt es sich um den Typ SPP-R200III der koreanischen Firma Bixolon. Dieses ist ein mobiler 2-Zoll- Beleg- und Etikettendrucker mit Bluetooth- oder WLAN- Konnektivität sowie NFC- Unterstützung, der sich in nahezu jeder Branche einsetzen lässt. Es ist dank der hochentwickelten SDKs (Software Development Kits) von Bixolon mit allen gängigen Betriebssystemen kompatibel, einschließlich Apple iOS™, Android™ und Windows®. Bild 2: Der SPP-R200III hat Abmessungen von 79,5 x 126,7 mm und ist 43,6 mm dick. Die technischen Eigenschaften des SPP- R200III findet man auf der Internetseite https://bixoloneu.com/product/spp-r200iii/?lang=de. Die wichtigesten sind: Medienbreite: 58 mm 50 mm (optional) Druckbreite: 48 mm Druckauflösung: 203 dpi Abmessungen: 79,5 x 126,7 x 43,6 mm Gewicht: Einschließlich Akku: 228 g Akku: 7,4 V Li-Ionen, 1.200 mAh Arbeitsspeicher: 64 Mbit SDRAM 32 Mbit FlashROM Barcode-Symbologien: 1D: Codabar, Code39, Code 93, Code128, EAN-8, EAN-13, ITF, UPC-A, UPC-E 2D: Aztec, Data Matrix, GS1 Databar, MaxiCode, PDF417, QR Code Bild 3: Aufgabeschein für sieben SV-Briefe und ein Päckchen M von Bixolon Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 123
Bild 4: Beim Zustellstützpunkt Munderfing zusammen mit fünf weiteren Sendungen eingelieferter R-Brief. Der R-Zettel wurde mit einem SPP-R200III gedruckt. Bild 5: Der SPP-R200III druckte auch den Aufgabeschein, der die Aufgabenummern der sechs Sendungen listet. Der Betrag ist auf 0,00 gesetzt, da alle Sendungen bereits voll frankiert waren. → Bild 6: In der vergrößerten Ansicht des R-Zettels erkennt man am oberen Rand deutlich die Spuren der Abreißkante des Druckers. (Fortsetzung auf Seite 189) RB 2020-3/4 124
160. AT – Österreich Heinz Friedberg Crypto stamp – Die nächste Nach der Ankündigung auf der Online Blockchain-Konferenz „ANON Summit“ Ende Mai waren bei der Österreichischen Post rund 100.000 Vorbestellungen für die Crypto stamp 2.0 eingegangen. Am 25. Juni begann der Verkauf der neuen Ausgabe. Es gibt vier Motive der umweltfreundlich auf Karton im Scheckkartenformat gedruckten Marke: • Honigdachs: Der kleine, aber furchtlose Honigdachs wird mit Bitcoin Cash, der viertgrößten Kryptowährung, in Ver- bindung gebracht. • Lama: Das Tier wird mit einem der ersten Produkte assoziiert, die man für Bitcoins kaufen konnte: Lamawollsocken aus Massachusetts. • Panda: Der beliebte und etwas unbeholfene Bär stellt das Wappentier für Crypto-Fans aus dem asiatischen Raum dar. • Doge: Es handelt sich um ein Internetphänomen, das im Jahr 2013 populär wurde. Die Abbildung des Hundes diente als Vorlage für den Dogecoin (Bild). Die Crypto stamp 2.0 kann als Briefmarke zur Frankierung von Postsendungen verwendet werden und ist zugleich ein virtuelles Sammlerstück. Das digitale Pendant wird in der Blockchain gespeichert, einer speziellen Art der dezentralen Datenspeicherung. Dort liegt sie in einer digitalen „Geldbörse“, der sogenannten Wallet, über die ausschließlich die Besitzerin bzw. der Besitzer verfügt. Die nassklebenden Briefmarken lassen sich vom scheckkartengroßen Markenblock ablösen. Die Rückseite des Blocks enthält alle Zugangsdaten, die unter einem Sicherheits- etikett verborgen sind, welches nur einmal abgelöst werden kann. Nur die Inhaberin bzw. der Inhaber verfügt damit über die digitale Version der Crypto stamp. Wenn die digitale Version der Briefmarke verkauft bzw. von einer Wallet in eine andere transferiert wird, ist die Transaktion in der Blockchain lückenlos dokumentiert. Der QR-Code auf der Vorderseite ist bei allen Marken identisch und enthält die Information „post.at#“. Die Crypto stamp 2.0 ist die logische Weiterentwicklung der weltweit ersten Blockchain- Briefmarke, die von der Österreichischen Post im Juni vergangenen Jahres herausgegeben wurde und erst kürzlich den World Post & Parcel Award in der Kategorie „Philatelic Campaign of the Year“ erhalten hat. „Nun gehen wir einen Schritt weiter. Wir wollen die Blockchain massentauglich machen, dies soll durch einen einzigartigen Gamification-Ansatz möglich gemacht werden. Die Sammlung in der eigenen Wallet spielt dabei eine wesentliche Rolle“, erklärt Stefan Nemeth, MBA, Leitung Produktmanagement und E-Business Filialen der Österreichischen Post. Ab morgen wird das Anlegen von digitalen Sammlungen direkt in der Wallet auf crypto.post.at möglich sein. Crypto stamps, die hier abgelegt werden, verfügen in weiterer Folge über zusätzliche Funktionen, die die Besitzer*innen erst selbst entdecken müssen. Auch das Einhorn der ersten Crypto stamp wird ein Comeback feiern. (Nach einer Information der Österreichischen Post) Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 125
160. AT – Österreich Heinz Friedberg 1934 - Die Briefverteilanlage im Wiener Hauptpostamt Der unter diesem Titel in der „Union Postale“, der Zeitschrift des Weltpostvereins, im Jahr 1934 (Seiten 146 bis 159) erschienene Bericht über die Einrichtung einer Anlage zur Briefsortierung in Wien lässt erkennen, dass es neben den Transorma-Maschinen auch andere erfolgreiche Bemühungen zur Beschleunigung der Sortierarbeit gab. Im Zuge einer historischen Betrachtung der Post-Automatisierung scheint es daher angebracht, die Hintergründe und die Funktion dieser heute kaum mehr bekannten Anlage in Erinnerung zu rufen. Da damals noch keine elektronischen Steuerungen zur Verfügung standen, würde man sie nach heutigem Maßstab wohl als maschinell unterstützte Handverteil- anlage bezeichnen. Der Originaltext von Oberpostrat Karl Hofhansl [mit einigen Anpassungen an die heutige Orthographie] und die Bilder sind hier wiedergegeben: Die österreichische Postverwaltung war, in der Absicht, den Betrieb in ihrem größten Amte, dem Wiener Hauptpostamte, nach Tunlichkeit auf eine kaufmännische Grundlage zu stellen, schon vor Jahren bestrebt, neuzeitliche Fördereinrichtungen als Mittel der Beschleunigung der Arbeit und zur Erzielung von Ersparnissen heranzuziehen. Allerdings waren diesem Bestreben gewisse Grenzen gesetzt, die sich durch die Bauart des 160 Jahre alten Gebäudes, in dem das Hauptpostamt seit dem Jahre 1850 untergebracht ist, von selbst ergaben. Die österreichische Postverwaltung musste sich daher darauf beschränken, den Bau nur solcher Einrichtungen in Erwägung zu ziehen, die trotz der Schwierigkeiten in der Ausführung eine entsprechende Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, versprachen. So wurde im Laufe der Nachkriegsjahre eine neuzeitliche Beutelent- staubungsanlage geschaffen, es wurden Stempelmaschinen verschiedenster Art und Größe in Dienst gestellt, eine neue selbsttätige Waage für Zeitungsauflieferungen gebaut , und schließlich trat die Verwaltung an die größte Aufgabe heran, die Verbindung zwischen einzelnen Abteilungen des Hauptpostamtes bequemer und zeitsparender und die Briefver- teilung für Wien neu zu gestalten. Nach eingehenden Untersuchungen überreichte die Firma Emge-Union Wien, die Tochter- anstalt den bekannten Berliner Unternehmens Mix & Genest Aktiengesellschaft, Abteilung für Rohrpost- und Förderanlagen der Postverwaltung im Jahre 1930 ein Angebot, um- fassend den Bau eines Sackförderers über den großen Posthof, eines Schaukelförderers von den Aufgaberäumen zu ebener Erde in die Fernverteilstelle im ersten Stock und einer großen, nach eigenem Patente gebauten Briefverteilanlage für die Stadtpostumleitestelle. Die Firma war der österreichischen Postverwaltung nicht fremd, hat sie doch bereits im Jahre 1928 im Wiener Paketzustellamte eine Paketförderanlage und nachher im Postspar- kassenamte eine Förderanlage für Schecke gebaut, Anlagen, die die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt haben und sich sehr gut bewähren. Bei Prüfung des Angebots insbesondere über die Briefverteilanlage musste sich die Post- verwaltung zwei Fragen vorlegen: 1. Was wird durch die Anlage gegenüber der bisherigen Art der Briefverteilung an Arbeit und Zeit gewonnen, welche Vorteile betrieblicher Art bietet sie? 2. In welchem Verhältnis werden Anlage- und Betriebskosten zum Enderfolg stehen, wird die Anlage also wirtschaftlich sein? Der Autor will hier nur die wichtigsten Gründe anführen, die die Postverwaltung bewogen haben, den Einbau der Briefverteilanlage zu beschließen. RB 2020-3/4 126
Die Verteilung der beim Hauptpostamt aufgegebenen und ankommenden Briefsendungen auf die Zustellämter Wiens erfolgte im Wege der Flachverteilung. Wie Bild 1 zeigt, standen an großen Auflegetischen 21 bis 27 Verteiler, welche die Briefsendungen – ausgenommen große Stücke, Warenproben und Päckchen – getrennt nach Stadtbezirken vor sich auf- häuften. Je nach der Verkehrsstärke der Stadtbezirke bildeten sich niedrige oder höhere Häufchen, die zur Gänze vor jeder Postabfertigung, fallweise auch in der Zwischenzeit, mit Bundzettel versehen, zusammengebunden und zur räumlich entfernt gelegenen Versackstelle getragen oder mit Rollwagen geführt werden mussten. Bild 1: Konventionelle Briefsortierung an Auflegetischen Gleichzeitiges Verteilen und Abbinden war nicht möglich, Verteil- und Abbindepersonal hätte sich gegenseitig behindert. Daher ruhte die Verteiltätigkeit während des Abbindens. Mit dem Abbinden musste ungefähr 30 Minuten vor dem Versacken begonnen werden. Nur zu oft blieben daher Briefschaften unverteilt zurück und erlitten Verspätungen. Diese Umstände in Verbindung mit dem großen Aufwand an Bundzetteln und der durch ihre Verwendung zu leistenden Arbeit sowie der weiteren Tatsache, dass zum Abbinden auch Personal von anderen Dienstplätzen herangezogenen, daher seiner eigentlichen Arbeit entzogen werden musste, waren ausreichend genug, um die der Briefverteilanlage zuge- schriebenen Vorteile betriebsdienstlicher Art als tatsächlich gegeben erkennen zu lassen. Damit war aber auch schon die zweite Frage, die der Wirtschaftlichkeit, gelöst. Die Berechnung ergab beim Personalaufwand die Möglichkeit der Einsparung von 9 bis 10 Verteilern und von 4 Hilfsbeamten, die anderweitig verwendet werden konnten, ferner beim Sachaufwand die Möglichkeit der Einsparung der Kosten der Bundzettel. Die Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 127
Bild 2: Das Ende der Maschine mit den Empfangsstellen und den Briefbeuteln Bild 3: Die Verteilplätze mit den Eingabeöffnungen RB 2020-3/4 128
Gesamtersparnis war so bedeutend, dass die von der Firma aufgestellte Behauptung der Tilgung der Anlagekosten nach ungefähr 7 Jahren selbst bei Berücksichtigung der mit etwa 20 S täglich veranschlagten Kosten für den elektrischen Strom als zutreffend angenommen werden konnte. Die Förderanlagen, darunter auch die Briefverteilanlage, wurden daher bestellt, von der Firma fristgerecht aufgestellt und am 21. September 1931 in Betrieb genommen. Seit sind [bis zur Niederschrift des Original-Berichts] mehr als 2¼ Jahre vorübergegangen, reich an Erfahrungen mannigfacher Art. Ich kann vorwegnehmen, dass die Firma das ihr entgegengebrachte Vertrauen gerechtfertigt hat und dass alle Förderanlagen, ins- besondere die Briefverteilanlage, bereits kurze Zeit nach der Aufstellung, zu Weihnachten 1931, ihre Feuerprobe bestanden haben. Im Folgenden will der Autor versuchen, die Briefverteilanlage zu beschreiben und hierbei auf verschiedene wichtige Einzelheiten aufmerksam machen. Die Verteilanlage stellt eine gerade, lang gestreckte Vorrichtung dar, an deren einem Ende an beiden Seiten je neun Verteilplätze angeordnet sind. Am anderen Ende befinden sich die Empfangsstellen, unter denen die Briefbeutel hängen (Bild 2). Inmitten der beider- seitigen Verteilplätze laufen 32 Hanfbänder, übereinander in Abständen von 25 mm angeordnet. Den 32 Bändern entsprechen auf jedem Verteilplatz 32 Eingabeöffnungen, angeordnet in 8 Viererreihen (Bild 3). Die vier Öffnungen jeder Reihe sind regelmäßig um einen Bandabstand tiefer versetzt (Bild 4) und durch einen trichterförmigen Ansatz erweitert, um das Einlegen der Briefe zu erleichtern (Bild 5). Die neun Verteilplätze jeder Seite liegen einander genau gegenüber. Die Bänder sind mit 250 mm genügend breit, um das gleichzeitige Einlegen von Briefen seitens der gegenübersehenden Verteiler zu ermöglichen. Bild 4: Die Anordnung der Eingabeöffnungen Die Bedienung ist nicht ermüdend und erfordert nicht nur nicht mehr, eher weniger Körper- bewegung als das Flachverteilen oder das Verteilen in senkrechte Fächeraufsätze. Jeder Brief (Karte, Drucksache) wird mit dem linken Rande in die Einlegeöffnung eingeschoben, wird vom Bande erfasst und hierbei derart gedreht, dass er einen weiteren Weg mit lese- gerechter Anschrift bis zu jener Stelle nimmt, an der das Band nach unter abgelenkt wird Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 129
und der Brief in der gleichen Lage auf ein Stapelband fällt (Bild 6). Die Stapelbänder laufen quer zur Richtung der Hauptbänder und ziehen die auf sie fallenden Briefe nach vorne bis zu einem schräg stehenden Blechansatz, an dem sie sich griffbereit aufschichten (Bild 7). Die Briefe werden dann fortlaufend aus der Stapelvorrichtung entnommen, auf einem unterhalb angebrachten Brett gebündelt und sofort in die unterhalb dieses Bretts eingehängten Beutel eingelegt (siehe Bild 3). Bild 5: Trichterförmige Ansätze erleichtern das Einlegen Sendungen Bild 6: Beim Einwerfen werden die Sendungen lesegerecht gedreht Die 32 Bänder laufen inmitten der Verteilplätze über je einen Rinnenboden aus dünnem Stahlblech. Am Ende der neun Doppelschränke steigen die Bänder in Gruppen zu je vier Stück zusammengefasst schräg an (Bild 8). Nach der Hochführung lösen sich die Gruppen RB 2020-3/4 130
Bild 7: Querschnitt durch die Maschine. Oben erkennt man die 8 Gruppen von Bändern vor der Auflösung, darunter die Empfangsstelle in der die Sendungen aufgeschichtet werden, ganz unten die zurück laufenden Bänder wieder auf und jedes Band läuft gesondert zu seiner Empfangsstelle, sodann über seine Antriebsrolle, eine Spannvorrichtung und einige Umkehrrollen unterhalb des Stützgerüstes waagrecht weiter, steigt im Wendekopf (Bild 9) senkrecht in die Höhe, um seinen Kreislauf von neuem zu beginnen. Ich [der Autor] kann heute [zur Zeit der Niederschrift des Original-Artikels] bekennen, dass ich der Inbetriebsetzung der Briefverteilanlage mit einigem Bangen entgegengesehen habe. Vor allem machte mir der Gedanke zu schaffen, wie sich wohl das Personal zur neuen, ungewohnten Art der Verteilung stellen werde. Es ist nun einmal eine Eigenschaft Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 131
vieler Menschen, jeder Abweichung von Althergebrachtem Bedenken und Zweifel entgegenzubringen. Zu- dem blieb ja nicht unbekannt, dass die Aufnahme des Betriebes der Briefverteilanlage eine Verminderung des Personals zur Folge haben werde, das indessen anderweitig untergebracht werden konnte. Ich kam auch daran nicht leicht vorbei, ob die neue Art der Verteilung nicht etwa Schwierigkeiten und als Folge eine Verringerung der Leistungen nach sich ziehen werde, ein Umstand, der sich im Spätherbst mit seinem ansteigenden Verkehre sehr unangenehm ausgewirkt hätte, denn den Verteilern konnte keine oder doch nur eine ganz geringe Möglichkeit zur Einschulung bzw. zur Umschulung gegeben werden. Bild 8: Die Zusammenführung der 32 Bänder in 8 Gruppen Bild 9: Der Wendekopf RB 2020-3/4 132
Meine Befürchtungen waren jedoch umsonst, das Personal hat sich sehr rasch an die neue Art der Verteilung gewöhnt, kam es ja hauptsächlich nur darauf an, die Briefe in der richtigen Lage auf die Bänder zu bringen. Ich habe die Umstellung des Betriebes in der Weise erleichtert, dass die Anordnung der Zustellämter auf den Verteilplätzen so ziemlich die gleiche bleibt, wie jene bei der Flachsortierung war. Für die Zustellämter mit der größten Zahl von Briefen wurden die mittleren Einwurföffnungen gewählt, so dass die Beamten bei diesen Ämtern die geringste Körper- und Armbewegung u leisten hatten. Es genügen einige wenige Tage, um das Personal bei der Arbeit an der neuen Verteilan- lage zu gewöhnen, die Umstellung der Verteilertätigkeit vollzog sich reibungslos. Die Leistungen blieben nicht nur nicht zurück, sie steigerten sich sogar je nach der Eignung des Beamten. So kann ich immer wieder feststellen, dass besonders flinke Beamte von guten Briefschaften bis zu 54 Stück, Durchschnittsbeamte rund 40 Stück in der Minute verteilen. Ich sage gute Briefschaften, denn viele Briefsendungen als solche wie deren Anschriften zählen nicht zu den guten Briefschaften. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass das Verteilwerk auch das gleichzeitige Einschieben von 2 oder 3 gewöhnlichen Brief- sendungen in eine Einwurföffnung verträgt, dass aber andererseits Briefe mit harten oder gar scharfen Inhalten (Nägel, Schrauben udgl.) selbstverständlich schon vorher oder erst auch vom Verteilbeamten beiseite gelegt werden müssen, da sonst die Bänder gefährdet werden. Gegenstand einer weiteren Sorge bildete die Frage, ob der von der Firma mit 25 mm vor- gesehene Höhenabstand der Bänder dann genügen werde, wenn die Anlage in vollem Betriebe steht, wenn also alle 18 Sortierplätze gleichzeitig bedient werden, und ob nicht etwa eine gewisse Gefahr von Verstopfung der Bandanlage zu befürchten ist. Auch diese Gefahr ist gebannt, wie aus folgenden Ausführungen zu ersehen ist. Das Verteilwerk verarbeitet im Tag durchschnittlich 400.000 Briefsendungen. Die Zahl steigt zu gewissen Zeiten und Anlässen und erreicht zu Weihnachten und Neujahr ihren Höhepunkt von mehr als 1.000.000 Stück. Die Anlage ist 19 bis 21 Stunden im Betriebe, verkehrsschwache Stunden wechseln mit verkehrsstarken. Am stärksten ist der Betrieb der Briefverteilanlage in den Nachmittags-, Abend- und Nachtstunden. Zu den Zeiten sind auch alle 18 Verteilplätze besetzt. Wiederholte Beobachtungen haben ergeben, dass einzelne Zustellämter, besonders solche für Geschäftsbereiche Bezirke unverhältnismäßig mehr Sendungen erhalten als andere, dass daher die zu deren Empfangsstellen führenden Bänder ganz besonders in Anspruch genommen sind. Sie führen der Empfangsstelle stündlich bis zu 10.000 Briefe zu. Es laufen somit auf dem Bande 10.000 : 3600 = 2,77 Briefe in der Sekunde. Bei der gegebenen Bandgeschwindigkeit von 0,8 m in der Sekunde liegen auf 80 cm Band 2,77 Briefe der auf 1 m Band 3,4 Briefe in der Sekunde. Die Belastung ist selbstverständlich nicht immer die gleiche, sie ist aber mitunter etwas höher. Daraus kann gefolgert werden, dass die Förderwege auch noch für größere Briefmengen aufnahmefähig sind, d. h. dass das Verteilwerk noch erheblich mehr Verteilplätze vertragen würde. Die österreichische Postverwaltung begnügte sich lediglich aus Raummangel mit 18 Verteilplätzen, die auch für den gegenwärtigen [damaligen] Bedarf vollkommen ausreichen und auch noch eine kleine Mehrleistung für die Zukunft zulassen. Dass wir bis nun mit der Arbeit am Verteilwerk zufrieden sind und verhältnismäßig hohe Leistungen erzielen, ist auch darauf zurückzuführen, dass wir nur ständiges Personal am Werke arbeiten lassen. Wir vermeiden nach Tunlichkeit einen Personalwechsel und halten eine entsprechende Anzahl von mit der Verteilung vertrauten Beamten bereit. Wir ver- Arbeitsgemeinschaft Briefpostautomation RB 2020-3/4 133
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