SAMARITER - Schweizerischer ...
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3/21 SAMARITER Das Verbandsmagazin des Schweizerischen Samariterbunds Cool bleiben bei Hitzenotfällen 6 KLIMAWANDEL 16 INTERVIEW 22 REANIMATION Mehr Hitzewellen führen Sven Leisi über die Bewsstsein für Erste-Hilfe- zu mehr Notfällen finanzielle Situation des SSB Massnahmen stärken
EDITORIAL Leben heisst Veränderung Liebe Samariterinnen, liebe Samariter Geht es Ihnen manchmal auch so: Kaum hat man der Klimawandel wirkt sich noch auf ganz andere sich an etwas gewöhnt, wird alles wieder anders. Arten auf unsere Gesundheit aus. Die Frage ist, wie Was gestern noch selbstverständlich war, gilt mor- wir als Gesellschaft damit umgehen wollen. Wie gen schon nicht mehr. Die Coronapandemie hat schon in der Pandemie wird es Hilfsbereitschaft, das noch verstärkt. Praktisch von einem Tag auf Solidarität und das richtige Know-how brauchen. den anderen mussten wir unsere Gewohnheiten umstellen. In den letzten Monaten haben wir uns Manchmal wünschen wir uns etwas mehr Bestän- immer wieder so gut es geht an die jeweilige Situ- digkeit. Aber Veränderungen sind ein Teil des Le- ation angepasst. Zum Schutz unserer Mitmenschen bens, und das ist auch gut so. Nicht immer bringen und von uns selbst haben wir das akzeptiert und sie das, was wir uns wünschen. Aber sie bringen auf vieles verzichtet. Dafür schätzen wir die per- uns dazu, Bestehendes zu hinterfragen und dazu- sönliche Begegnung und die Nähe zu Familie, zulernen. Ausserdem sind Veränderungen und Be- Freunden und Bekannten heute wieder umso mehr. ständigkeit kein Widerspruch. Beständigkeit be- deutet nicht Stillstand. Das Samariterwesen hat nur Während die Pandemie wie aus dem Nichts aufge- deshalb schon so lange Bestand, weil es sich immer taucht ist, kommen andere Veränderungen schlei- wieder mutig den Herausforderungen stellt und chend. Dass es auf unserer Erde immer wärmer sich dadurch weiterentwickelt – ohne dabei die Sa- wird, bemerken wir im täglichen Leben kaum. Den- mariteridee aus den Augen zu verlieren: Menschen noch können wir die Auswirkungen direkt vor un- in Not zu helfen, aus Überzeugung und mit Freude! serer Haustür sehen. Hitzewellen und Unwetter häufen sich und mit ihnen die damit verbundenen Notfälle. Während einer Hitzewelle gibt es zum URSULA FORRER Beispiel deutlich mehr Notfall-Spitaleintritte, und Mitglied des Zentralvorstands samariter 3/2021 3
6 SOMMER, SONNE, HITZENOTFALL 10 WENN DIE INNERE KLIMAANLAGE VERRÜCKTSPIELT 26 RETTUNGSDECKE: WELCHE SEITE GEHÖRT WOHIN? 27 ALLES ZUM KÜHLEN UND WÄRMEN IM SAMARITER-WARENSHOP INHALT 12 ABGEORDNETEN- 15 PARTNERSCHAFT 18 VEREINE UND VERSAMMLUNG Kooperation zwischen VERBÄNDE Die AV 2021 wurde SSB und TEXAID läuft Beim Impfen arbeiten erstmals komplett Ende Jahr aus Samariter und Ärzte digital durchgeführt Hand in Hand 16 REDE UND 13 KUNDENAKTION ANTWORT 19 GROSSZÜGIGES Mit der Coop-Super- Sven Leisi über die GESCHENK card Punkte für Erste- finanzielle Situation 50 Ausbildungsplätze für Hilfe-Kurse sammeln des SSB First Responder vom Kantonalverband 14 AUS- UND WEITER- 17 JUGENDLAGER BILDUNG IM EXIL 20 KURZ UND BÜNDIG Trotz Corona grosses Spiel und Spass kamen Kurzmeldungen aus den Interesse am SSB- dieses Jahr per Post zur Samaritervereinen und Bildungsangebot Samariter-Jugend -verbänden 4 samariter 3/2021
IMPRESSUM «samariter» 3/2021 Erscheinungsdatum: 11. August Herausgeber Schweizerischer Samariterbund SSB Martin-Disteli-Strasse 27 Postfach, 4601 Olten Telefon 062 286 02 00 Telefax 062 286 02 02 redaktion@samariter.ch www.samariter.ch Abonnemente, Adressänderungen schriftlich an obige Adresse Abonnementspreis Einzelabonnement für Aussenstehende: Fr. 33.– pro Jahr 4 Ausgaben pro Jahr Auflage: 22 600 Exemplare Redaktion Christoph Zehnder (cze) Matthias Zobrist (mzo) Westschweiz: Chantal Lienert (cli) Südschweiz: Mara Zanetti Maestrani (m.z.) Sekretariat: Monika Nembrini Telefon 062 286 02 00 Telefax 062 286 02 02 redaktion@samariter.ch Postadresse: Redaktion «samariter» Postfach, 4601 Olten Inserate Fachmedien Zürichsee Werbe AG Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa 22 REANIMATION 32 AUS DEM ARCHIV Telefon 044 928 56 11 Telefax 044 928 56 00 Neue Kursrichtlinien Die Stiftung Henry samariter@fachmedien.ch sollen das Bewusstsein Dunant unterstützt das www.fachmedien.ch für Erste-Hilfe-Mass- Samariterwesen seit nahmen fördern 100 Jahren Layout, Druck, Versand Stämpfli AG, 3001 Bern 28 PORTRÄT 34 AUS DER Genfs neuer Kantonal- SRK-FAMILIE verbandspräsident ist Samariterin Aline Muller ein stiller Schaffer vertritt die Jugend im Rotkreuzrat 30 SIE SIND DRAN Schwedenrätsel und Sudoku samariter 3/2021 5
SCHWERPUNKT HITZENOTFÄLLE SOMMER, SONNE, HITZENOTFALL Hitzewellen dürften in der Schweiz künftig häufiger auftreten. Das Erste-Hilfe-Wissen um Hitzenotfälle gewinnt dadurch an Bedeutung. Samariterinnen und Samariter können aber mehr tun und präventiv wirken. TEXT: Christoph Zehnder 6 samariter 3/2021
verdienten Sommerpause. Das Thema Hitze ist ein Evergreen und taucht in den Sommermonaten im Jahresprogramm vieler Samaritervereine auf. Kein Wunder, Hitzeschäden wie Sonnenstich und Hitzschlag sind keine Seltenheit. Viele Samarite- rinnen und Samariter, die Sanitätsdienst an Fes- tivals, Sportevents und ähnlichen Veranstaltungen leisten, dürften damit schon ihre Erfahrung ge- macht haben. Im aargauischen Seon sind es an diesem Abend vor allem die Begrüssungsworte von Co-Präsident Hermann Probst, die Wärme verbreiten. Kaum hat er das Wort an Übungsleiterin Fabienne Gerber übergeben, ist aus dem Treppenhaus ein dumpfes Stöhnen zu vernehmen. Schon sind die Samarite- rinnen und Samariter mittendrin in der Übung. Auf der Treppe finden sie Denise Fehlmann vor, die zusammen mit Fabienne Gerber die Übung leitet und für das Fallbeispiel in die Rolle der Fi- • An Tagen mit 30 °C und mehr steigt die Zahl der Notfall- Spitaleintritte. • gurantin schlüpft. Als solche befindet sie sich in einem schlechten gesundheitlichen Zustand. Ob- wohl noch bei Bewusstsein, fühlt sie sich benom- men und klagt über Schwindel und Übelkeit. Es stellt sich heraus, dass sie zu viel Sonne abbekom- men hat. Sofort nehmen sich zwei Samariterinnen ihrer an. Die Helferinnen holen sie behutsam von der Treppe herunter und setzen sie auf soliden Un- tergrund, wo sie sich bequem gegen die Wand leh- nen kann. Die Helferinnen erteilen Anweisungen Hohe Temperaturen sind eine Belastung für die an die umstehende Gruppe. Kühlbeutel, Wasser, Gesundheit. Während Hitzewellen gibt es deutlich mehr Notfall-Spitaleintritte. (Foto: shutterstock) Woll- und Rettungsdecke werden herangetragen. Jeder Handgriff wird rasch, aber ohne Hektik aus- geführt, alles unter der aufmerksamen Beobach- tung von Fabienne Gerber. «Die Person hat einen schwachen, beschleunigten Puls», informiert sie «Sommerhitze» lautet das Thema der Monats- die Helfer, als diese der Patientin das Pulsoximeter übung, die eigentlich draussen hätte stattfinden anlegen. Trotz allen Bemühungen verschlechtert sollen. Das Wetter spielt an diesem Abend aber sich deren Zustand weiter. Ein paar Minuten spä- nicht mit. Immer wieder fallen einzelne Regen- ter verliert sie das Bewusstsein. Sofort wird sie in tropfen, und für die Jahreszeit ist es eher kühl. Die die stabile Seitenlage gebracht, ihre Atmung stän- Mitglieder des Samaritervereins Seon treffen sich dig überwacht. Viel mehr kann das Team jetzt deshalb in ihrem Vereinslokal, wo es warm und nicht tun. Es muss auf den Rettungsdienst warten, trocken ist. Es ist die letzte Übung vor der wohl- der längstens alarmiert ist. samariter 3/2021 7
SCHWERPUNKT HITZENOTFÄLLE Mehr Notfälle bei Hitze Hohe Temperaturen sind eine Belastung für unse- ren Körper. Grosse Hitze kann zu gesundheitlichen Schäden führen und bereits bestehende Erkrankun- gen verschlimmern. Hitzewellen und schon einzel- ne Hitzetage stellen deshalb eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit dar. Das bestätigen auch Gesundheitsexperten, die im Auftrag des Bundes vor Kurzem die Auswirkungen der Hitzesommer von 2003, 2015, 2018 und 2019 untersucht haben. Ihr Bericht zeigt auf, dass an Tagen mit 30 °C und mehr sowohl die Zahl der Notfall-Spitaleintritte wie auch der hitzebedingten Todesfälle merklich an- steigt. Mit jedem zusätzlichen Grad nimmt das Sterberisiko stark zu. Die häufigsten Ursachen für hitzebedingte Todesfälle sind Herz-Kreislauf-Stö- rungen, Atemwegserkrankungen und Nierenversa- gen. Auch die Tropennächte mit einer Minimaltem- peratur von 20 °C sind ein Stressfaktor, weil sie die Abkühlung verhindern und sich der Körper dann nur schlecht erholen kann. Gefährdet sind vor allem ältere Personen und solche mit Vorerkrankungen sowie Schwangere und Kleinkinder. Aber auch für gesunde Erwachsene sind extreme Temperaturen ein Risiko. Besonders dann, wenn sie mit hoher Luftfeuchtigkeit einhergehen. Früher oder später versagt das körpereigene Kühlsystem, und es droht Übungsleiterin Fabienne Gerber (l.) beobachtet, wie die Übungsteil- der Kollaps. nehmerinnen Erste Hilfe nach einem Hitzschlag leisten. Samariter auf Hitzepatrouille Vieles deutet darauf hin, dass extreme Hitzephasen mariter koordinieren. Zum Einsatz kämen die Sa- in Zukunft häufiger und länger auftreten. Bund und mariterinnen und Samariter ab der Hitzewarnstufe Kantone treffen deshalb verschiedene Massnahmen 3, wenn das Thermometer mehrere Tage über 30 °C zum Schutz der Bevölkerung. Sie setzen dabei auf klettert und eine erhebliche Gefahr für die Gesund- drei Bereiche: Sensibilisierung, langfristige Anpas- heit besteht. Bei Bedarf könnten sie auch das Pfle- sung und zeitnahe Massnahmen während einer gepersonal in Spitälern und Pflegeheimen unter- akuten Hitzewelle. Wie solche kurzfristigen Mass- stützen. Noch sind nicht alle Einzelheiten geklärt. nahmen aussehen könnten, zeigt ein gemeinsames Coronabedingt musste das Projekt zwischenzeitlich Projekt des Samariterverbands St. Gallen und Fürs- auf Eis gelegt werden. Ursula Forrer rechnet aber tentum Liechtenstein und dem Liechtensteiner Amt damit, dass es bald weitergeht und die Hitzepat- für Bevölkerungsschutz. Die Samariterinnen und rouille spätestens im nächsten Sommer startklar ist. Samariter sollen dort während Hitzewellen ältere Sie versteht das Liechtensteiner Projekt auch als Personen besuchen und feststellen, ob jemand Un- Türöffner für ähnliche Projekte in der Schweiz. terstützung benötigt. «Viele ältere Menschen leben allein und haben keine Angehörigen, die nach ihnen sehen», erklärt Ursula Forrer, Präsidentin des Kan- tonalverbands und Mitglied im Zentralvorstand des • Schweizerischen Samariterbunds. Der Verband «Viele ältere Menschen leben pflegt sehr gute Beziehungen zu den Gesundheits- allein und haben keine Ange- behörden im Fürstentum und zum Schweizerischen Roten Kreuz, das ebenfalls am Aufbau des Pilot- hörigen, die nach ihnen sehen.» projekts beteiligt ist. Der Kantonalverband würde bei einem Ereignis die operative Führung überneh- • men und den Einsatz der Samariterinnen und Sa- 8 samariter 3/2021
Am Hintergrundwissen fehlt es nicht: Präsentation von Symptomen und Erste- Hilfe-Massnahmen bei einem Sonnenstich. (Fotos: Christoph Zehnder) Samariter-Know-how gefragt (beide sind angehende Kursleiterinnen) weisen Das Modell könnte hierzulande durchaus Schule nochmals auf die wichtigsten Punkte hin und be- machen. Denn die Schweiz wird von einer globa- antworten die Fragen der interessierten Teilneh- len Erwärmung des Klimas nicht verschont blei- merinnen und Teilnehmer. An welcher Körper- ben. Im Gegenteil, sie ist sogar überdurchschnitt- stelle soll man kühlen? Was ist mit Puls und lich stark betroffen, und Hitzewellen sind nicht Blutdruck? Müsste man eventuell Sauerstoff ge- das einzige Problem. Extreme Niederschläge, ben? Einige Antworten finden sie gleich selbst Waldbrände, stärkere Ozon- und Pollenbelastung heraus, im theoretischen Teil des Programms. In und die Ausbreitung von Krankheiten haben Gruppen aufgeteilt recherchieren sie Symptome ebenfalls Auswirkungen auf die Gesundheit. und Erste-Hilfe-Massnahmen und präsentieren Auch das Schweizerische Rote Kreuz hat die Be- das Resultat anschliessend der anderen Gruppe. wältigung des Klimawandels beziehungsweise Zum Abschluss wird das Erlernte nochmals abge- dessen Auswirkungen in seine Agenda aufgenom- rufen. Die Mitglieder bekommen einen Zettel mit men. Im Bereich Suche, Rettung und Katastro- einem typischen Symptom in die Hand gedrückt, phenhilfe ist deshalb die Mitarbeit der Rotkreuz- den sie auf den entsprechenden Flipchart kleben. Rettungsorganisationen gefragt und damit auch Sonnenstich oder Hitzschlag? Alle Samariterin- das Engagement und das Know-how der Samari- nen und Samariter kennen jetzt den Unterschied terinnen und Samariter. und wissen auch, was in der jeweiligen Situation zu tun ist. An diesem Abend werden sie dieses Dieses Wissen halten sie in Übungen wie jener in Wissen nicht mehr benötigen. Als die Letzten von Seon à jour. Dort besprechen die Mitglieder mitt- ihnen sich auf den Heimweg machen, regnet es in lerweile das eingangs erwähnte Fallbeispiel. «Alles Strömen. Aber die nächste Hitzewelle kommt be- richtig gemacht», befinden Fabienne Gerber und stimmt. Denise Fehlmann. Die beiden Übungsleiterinnen samariter 3/2021 9
WISSEN Wenn die innere Klima- anlage verrücktspielt Heizt sich unser Körper zu sehr auf oder kühlt er zu stark ab, kann es gefährlich werden. In einigen Fällen ist es aber auch von Vorteil. TEXT: Christoph Zehnder «Bleiben Sie bei Fieber zu Hause!» – solche und das Thermometer zum Glühen bringt, löst bei den ähnliche Anweisungen kennen wir aus den vergan- anderen kaum eine Reaktion aus. Von Fieber genen Monaten gut. Mit Ausbruch des Coronavi- spricht man allgemein ab einer Körpertemperatur rus ist die Körpertemperatur plötzlich zu einer von circa 38,5 °C (bei Erwachsenen). Oberhalb von brisanten Angelegenheit geworden. Viele Sommer- 40 °C wird es gefährlich, und ab 42 °C droht ein ferien starteten dieses Jahr mit einem Temperatur- Kreislaufkollaps, und die körpereigenen Proteine Check beim Grenzübertritt oder am Flughafen. beginnen sich zu zersetzen. Erhöhte Körpertemperatur ist nämlich ein wichti- ges Indiz für eine Infektion. Was oft vergessen Die höchste je gemessene menschliche Körper- geht: Unsere Betriebstemperatur ist gar nicht so temperatur (46,5 °C) wurde nicht durch Fieber konstant. Bei den meisten Menschen liegt sie ir- verursacht, sondern durch Hitzschlag. Denn auch gendwo zwischen 35,7 bis 37,3 °C. Nachts ist sie extreme Umgebungstemperaturen wirken sich auf tiefer als tagsüber. Bei Übergewichtigen ist sie ten- unseren Wärmehaushalt aus. Ein häufig auftreten- denziell höher, und mit zunehmendem Alter sinkt der Hitzeschaden im Sommer ist der Sonnenstich sie leicht. Interessanterweise ist die durchschnitt- mit typischen Symptomen wie Schwindel, Kopf- liche Körperwärme im letzten Jahrhundert um schmerzen, Übelkeit und Nackenschmerzen. Beim etwa ein halbes Grad gesunken, vermutlich verur- Sonnenstich wird die Hirnhaut durch zu viel Son- sacht durch unseren hohen Lebensstandard. Weil neneinstrahlung überreizt. Die Körpertemperatur unser Körper heute weniger Infektionen abwehren bleibt aber im normalen Bereich. Anders beim muss, sind wir alle ein bisschen cooler. Gesteuert Hitzschlag, bei dem die Kerntemperatur auf über wird die Körpertemperatur übrigens vom Gehirn 40 °C ansteigen kann (Hyperthermie). Die Gefahr aus. Der Hypothalamus im Gehirn funktioniert eines Hitzschlags besteht insbesondere bei grosser wie ein Thermostat und sendet Signale aus, die körperlicher Anstrengung in grosser Hitze. Der uns je nach Situation zum Schwitzen oder zum Hitzestau wird dann so gross, dass der Körper seine Schlottern bringen. Temperatur nicht mehr selbst regulieren kann. Das kann zu Bewusstseinsstörungen, Krämpfen und letztlich zum Hitzekollaps führen. In dieser lebens- Innere und äussere Hitze bedrohlichen Situation ist umgehend der Notruf Auch wenn unser Körper von Krankheitserregern 144 zu alarmieren. Generell ist mit Hitzeschäden angegriffen wird, reagiert der Hypothalamus. Er nicht zu spassen. Erst recht nicht bei Kindern, da dreht die Heizung auf und sorgt dafür, dass Viren ihr Körper die Temperatur noch nicht so gut regu- und Bakterien es sich nicht zu bequem machen. lieren kann. Zum Glück lassen sich Hitzeschäden Der Stoffwechsel wird beschleunigt, die Produk- aber recht gut vermeiden, indem man extreme Hit- tion von weissen Blutkörperchen erhöht. Muskel- ze und Sonneneinstrahlung meidet, sich passend zittern bis hin zu Schüttelfrost bei reduzierter Wär- kleidet und genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. meabgabe über die Haut führt zum unangenehmen Gefühl von gleichzeitigem Frieren und Schwitzen. Fieber ist ein ausgeklügelter, aber sehr wirksamer Kälte drosselt Körperfunktionen Abwehrmechanismus, der von Person zu Person Das Gegenteil der Hyperthermie ist die Unterküh- sehr individuell funktioniert. Was bei den einen lung oder Hypothermie. Diese setzt beim Men- 10 samariter 3/2021
Extreme Hitze und Kälte sind eine grosse Belastung für den Körper und können die Gesundheit ernsthaft ge- fährden. (Foto: shutterstock) schen unterhalb von 35 °C Körpertemperatur ein. gewendet: Manche Krebspatienten werden gezielt Wie Hitze kann auch extreme Kälte zu Gesund- einer Hyperthermie ausgesetzt, und bei kritischen heitsschäden führen. Eine schwere Hypothermie Eingriffen sowie nach Schlaganfällen wird mitun- (unter 28 °C) führt zu Bewusstlosigkeit, Kreis- ter absichtlich eine Hypothermie eingeleitet. Aber laufstillstand und letztlich zu Organversagen. Bei auch Ersthelferinnen und -helfer können viel be- Unfällen in kalter Umgebung (zum Beispiel im wirken, indem sie Wärme und Kälte richtig einset- Wasser oder in den Bergen) muss man immer zen und wissen, was zu tun ist, wenn jemand zu auch von einer Unterkühlung ausgehen. Während viel von diesem oder jenem abbekommen hat. hohe Temperaturen die Vorgänge im Körper eher ERSTE HILFE BEI HITZSCHLAG • «Niemand ist tot, solange er nicht 1. Die Haut der betroffenen Person kann heiss oder gerötet und warm und tot ist.» dabei trocken oder feucht sein. Eventuell liegt ein verminderter Bewusstseinsgrad vor sowie Erbrechen oder eine erhöhte Kör- • pertemperatur. 2. Rufen Sie möglichst umgehend die Notrufnummer 144 an, oder beauftragen Sie eine andere Person damit. Bei einem Hitz- beschleunigen, werden sie bei einer Unterkühlung schlag besteht Lebensgefahr. gedrosselt. Das heisst auch, dass bei einem Herz- 3. Bringen Sie die betroffene Person an einen kühleren Ort. Ent- Kreislauf-Stillstand die Zellen langsamer abster- fernen Sie oder lockern Sie eng anliegende Kleidung, und le- ben. Bei Unterkühlung gilt deshalb der Grund- gen Sie kühle, feuchte Tücher auf. Fächeln Sie der betroffenen satz: «Niemand ist tot, solange er nicht warm und Person Luft zu. Geben Sie ihr bei vorhandenem Bewusstsein tot ist.» in kleinen Schlucken kühles Wasser zu trinken. Achten Sie darauf, dass sie langsam trinkt. Achten Sie auf allfällige Zu- standsänderungen. Vorteile von Hitze und Kälte 4. Sorgen Sie falls nötig für schnelle Abkühlung durch kontinu- Kurzfristig können sowohl eine erhöhte als auch ierliche Behandlung mit kalten Umschlägen bzw. mit in ein eine niedrige Körpertemperatur von Vorteil sein. Tuch gewickeltem Eis an Hand- und Fussgelenken, Leiste, Beides wird in der modernen Medizin gezielt an- Nacken und Achselhöhlen. samariter 3/2021 11
AKTUELL Neuausrichtung nimmt konkrete Formen an Die Umsetzung und die Auswirkungen der neuen Verbund- strategie «Samariter der Zukunft» waren Hauptthema an der diesjährigen Abgeordnetenversammlung. Den Verbund stärken, die Mitglie- der entlasten Direktor Peter Lack informierte über die Umset- zung der neuen Verbundstrategie und erläuterte die Schwerpunkte in den einzelnen Teilprojekten: Ver- bundsentwicklung, Freiwilligenarbeit, Aufbau Ge- schäftsstelle, Ausbau Business und Jugend. Er wies dabei auf das Spannungsfeld hin, in dem sich die Samariterorganisation einerseits als Anbieter von Erste-Hilfe-Kursen und -Dienstleistungen sowie andererseits als grosse, national aktive und gemein- nützige Freiwilligenorganisation bewegt. Mit der neuen Strategie werden die verschiedenen Bereiche und Interessen besser aufeinander abgestimmt und der Verbund als Ganzes gestärkt. In einer Abstim- mung sprachen sich die Delegierten unter anderem für die Aufhebung der Teilnahmepflicht an der Samaritersammlung aus, so wie es die neue Fund- Zentralpräsidentin Ingrid Oehen und Direktor Peter Lack begrüssten raising-Strategie vorsieht. Ebenso genehmigten sie die Delegierten, pandemiebedingt am Bildschirm, zur Abgeordneten- versammlung. Rechenschaftsbericht und Jahresrechnung 2020 und hiessen sowohl das Tätigkeitsprogramm als auch das Budget für das Jahr 2021 gut. Die 133. Abgeordnetenversammlung des Schwei- Renato Lampert ist neues Ehren zerischen Samariterbunds und 16. Stiftungs- mitglied versammlung vom 21. Juni wurde aufgrund der Delegierte, Zentralvorstand und Geschäftsstelle anhaltenden Pandemiesituation als Online-Ver- verdankten ausserdem das langjährige Engage- anstaltung durchgeführt. Umso herzlicher be- ment von Renato Lampert, der aufgrund der grüsste Zentralpräsidentin Ingrid Oehen die 129 Amtszeitbeschränkung nach 12 Jahren aus dem Delegierten zum digitalen Event und bedankte Zentralvorstand ausscheidet. Dem Antrag, Renato sich im Namen des Zentralvorstands für die aus Lampert zum Ehrenmitglied des Schweizerischen serordentlichen Leistungen aller Samariterinnen Samariterbunds zu ernennen, stimmten die Dele- und Samariter in einem aussergewöhnlichen Jahr. gierten überdeutlich zu. Zentralpräsidentin Ingrid Sie rief dazu auf, den eingeschlagenen Weg in die Oehen und die verbleibenden Mitglieder des neu Zukunft weiterhin gemeinsam zu gehen. In sei- sechsköpfigen Zentralvorstands wurden im Amt ner Video-Grussbotschaft würdigte auch Thomas bestätigt. Mathias Egger und Dagmar Baettig tei- Heiniger, Präsident des Schweizerischen Roten len sich neu das Vizepräsidium. (SSB) Kreuzes, das Samariter-Engagement und beton- te die gemeinsamen Stärken und Ziele der beiden Organisationen. 12 samariter 3/2021
AKTUELL SUPERPUNKTE FÜR ERSTE-HILFE-KURSE Coop-Kunden können Supercard-Prämien- punkte neu auch für den Samariterkurs «Notfälle bei Kleinkindern» verwenden. Als offizieller Partner des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) engagiert sich Coop unter anderem für Familien in der Schweiz. Im Rahmen dieser Partnerschaft bietet der Detail- händler seinen Kund/innen seit 1. Juni 2021 im Supercard-Prä- Gegen Coop-Superpunkte gibt es jetzt Gutscheine für den mienshop einen Gutschein von Kurs «Notfälle bei Kleinkindern». 40 Franken für den Kurs «Not- fälle bei Kleinkindern» bei einem Samariterverein oder -verband an. Diesen können sie mit ihren Der Schweizerische Samariter- führt wurden. Detaillierte Infor- gesammelten Superpunkten be- bund unterstützt das gemeinsa- mationen über Anmeldung, zahlen. Für Samaritervereine me Anliegen von SRK und Coop Erfassung und Rückerstattung und -verbände bietet sich da- sowohl auf fachlicher als auch von Kursen mit Gutschein-Inha- durch eine interessante Gelegen- auf organisatorischer Ebene. Die ber/innen wurden im Mai- heit, zusätzliche Kursteilneh- interne Abwicklung des Gut- Newsletter verschickt und sind merinnen und -teilnehmer zu scheincodes entspricht jener der ausserdem im Extranet unter gewinnen und in Erster Hilfe für Helsana-Gutscheine, die im ver- Administration > Support > Kleinkinder auszubilden. gangenen Jahr erfolgreich einge- Coop verfügbar. (SSB) HOTELCARD-ANGEBOT FÜR SAMARITERINNEN UND SAMARITER Samariterinnen und Samariter können zum Vorzugs- preis eine Hotelcard bestellen und damit preisgünstig in über 500 Hotels übernachten. Hotelcard-Mitglieder profitieren exklusiv von 30 bis 50 Prozent günstigeren Hotelpreisen – in der Schweiz und im umliegenden Ausland. Über 500 Hotels bieten ihre freien Kapazitäten auf hotelcard.com an und steigern so ihre Zimmerauslastung. Transparent, ehrlich und ohne versteckte Kosten. Eine Hotelcard pro Zimmer Hotelcard-Mitgliedschaft für genügt, egal wie viele Personen dort übernachten. In Samariterinnen und Samariter Partnerschaft mit dem Schweizerischen Samariterbund • Für 1 Jahr: CHF 79 statt CHF 99 bietet Hotelcard derzeit attraktive Vorzugspreise exklu- • Für 2 Jahre: CHF 133 statt CHF 173 siv für Samariterinnen und Samariter. Bis Ende Jahr • Für 3 Jahre: CHF 187 statt CHF 247 können sie die Hotelcard zum Vorzugspreis beziehen. Ein Teil des Erlöses fliesst zudem als Spende an das Bestellung und Informationen Samariterwesen. hotelcard.com/samariter-2021 samariter 3/2021 13
AKTUELL Reges Interesse an Bildungsangeboten Zahlreiche angehende und aktive Samariterinnen und Samariter haben in diesem Jahr trotz Pandemie schon eine Ausbildung absolviert. Die Aus- und Weiterbildung junger Samariterinnen In der Deutschschweiz absolvierten im Mai derweil und Samariter läuft auf Hochtouren, Corona hin acht Jugendliche das Jugendleiter-Modul 2 unter oder her. So schlossen am Pfingstwochenende im der Leitung von Alex Schneider. In diesem span- Ausbildungszentrum in Nottwil gleich 39 Teilneh- nenden Lehrgang vertieften sie ihr didaktisches mende den Lehrgang Kursleiter 1 SSB ab. Das ist Wissen und Können. Gruppendynamik, Kommu- ein neuer Rekord. Im Einsatz standen sechs Ausbil- nikation und Konfliktbewältigung sind dabei zen- der ZO und drei Hospitanten, die nun ihre Einfüh- trale Themen. Mit diesen Kompetenzen im Ruck- rungszeit abgeschlossen haben und zukünftig den sack ist die nächste Generation bestens ausgerüstet Lehrgang selbstständig unterrichten können. für die Arbeit als Jugendleiterin oder Jugendleiter und – wer weiss – vielleicht bald auch für eine Aus- Auch in der Jugendkaderausbildung lief einiges im bildung zum Kursleiter oder zur Kursleiterin. ersten Halbjahr. Im April trafen sich 24 Jugendliche (SSB) aus der Romandie im Schulungszentrum Polybat in Les Paccots. Im Lehrgang Jugendleiter SSB Weitere Informationen über die vielseitigen Ausbil- (Modul 1) führten Marie-Noëlle Rotzetter und Pa- dungs- und Kursangebote des SSB gibt es auf der trick Brossy 13 angehende Jugendleiterinnen und Bildungsplattform mylearning.samariter.ch. -leiter in die Grundlagen der Jugendarbeit ein. Die Teilnehmenden setzten sich mit ihrer künftigen Rolle auseinander und stärkten ihre Kompetenzen in gemeinsamer Team- und Projektarbeit. Die Aus- bildung zum Jugendtrainer wurde von Cordula Equey-Dübener und Roberta Zarro geleitet. Sie unterstützten die Jugendlichen dabei, ihr didakti- sches Wissen mit der Fachtechnik zu verknüpfen. Zudem bekamen die Teilnehmenden viele Tipps und Tricks mit auf den Weg, nicht nur für ihre Führungsfunktion, sondern zum Beispiel auch für das Gestalten eines Jahresprogramms oder die Zu- sammenarbeit mit dem Samariterverein. Zweisprachiges Programm Christa Berger und Tiziana Ferrante vom Team Bildungsmanagement der Geschäftsstelle beglei- teten und unterstützten die Lehrgänge in adminis- trativen und fachspezifischen Belangen. Ihnen war es ein grosses Anliegen, das Programm zweispra- chig – französisch und italienisch – durchzufüh- ren. So konnten Synergien genutzt und neue Er- fahrungen gemacht werden. Vor allem aber konnten die Jugendlichen neue Bekanntschaften machen und ihren Teamgeist unter Beweis stellen. Neuer Rekord im Lehrgang Kursleiter 1 SSB mit 39 Teilnehmenden. 14 samariter 3/2021
AKTUELL Keine Erneuerung der Partnerschaft durch TEXAID Aufgrund der schwierigen Situation am Altkleidermarkt wird die Ende Jahr auslaufende Partnerschaft von TEXAID mit dem Schweizerischen Samariterbund nicht verlängert. Während der Coronapandemie sind die Verkaufs- preise für Schweizer Alttextilien eingebrochen. Eine Entspannung der Situation ist derzeit nicht in Sicht. Erschwerend hinzu kommt die zuneh- mende Entsorgung von minderwertigen Alttexti- lien. Das Recycling dieser teils synthetischen Stof- fe ist aufwendiger als bei herkömmlichen Textilien. Zudem sind die Gemeinden seit 2019 gesetzlich verpflichtet, die Kleidersammlung als separate Wertstoffsammlung zu führen. Die Entsorgung von Siedlungsabfällen muss nach dem Verursa- cherprinzip finanziert werden. Erlöse aus dem Verkauf von Alttextilien müssen daher zwingend wieder in die Entsorgungsfinanzierung fliessen. All diese Entwicklungen führen zu einem Umbruch in der Entsorgung von Alttextilien in der Schweiz (vgl. «samariter» 01/2021). Durch die Pandemiesi- tuation wurde dieser Prozess noch beschleunigt. Langjährige Zusammenarbeit Die aktuelle Situation hat bei TEXAID zu einem gravierenden Umsatzrückgang geführt. Das Un- ternehmen schloss das vergangene Jahr trotz mas- siven Einsparungen mit einem Verlust ab. Aus diesem Grund können die freiwilligen karitativen Vergütungen zukünftig nicht oder nur noch deut- lich reduziert ausbezahlt werden, und TEXAID wird die Ende Jahr auslaufende Partnerschaft mit dem Schweizerischen Samariterbund nicht erneu- ÜBER TEXAID ern. Sowohl der SSB wie auch TEXAID bedauern TEXAID entstand 1973 aus der Zusammenarbeit von diese Entwicklung, da die Auszahlung von karita- sechs Schweizer Hilfswerken (Schweizerisches Rotes tiven Vergütungen von TEXAID lange Tradition Kreuz, Winterhilfe Schweiz, Solidar Suisse, Caritas hat. Die Sponsoring-Partnerschaft zwischen Schweiz, Kolping Schweiz, HEKS) mit dem Ziel, Alttex- TEXAID und der Geschäftsstelle des Schweizeri- tilien professionell zu sammeln, zu sortieren und zu schen Samariterbunds besteht seit 2014. Die Zu- verwerten. 1978 wurde die TEXAID Textilverwertungs- sammenarbeit mit den Samaritervereinen reicht AG gegründet. Daraus entstand eine einzigartige Part- jedoch viel weiter zurück. Schon seit der Gründung nerschaft zwischen Non-Profit-Organisationen und von TEXAID vor über 40 Jahren führten diese einem privatwirtschaftlichen Unternehmen. In den ver- regelmässig Altkleidersammlungen durch und or- gangenen 40 Jahren konnten dadurch weit über 100 ganisierten zahlreiche Stellplätze für die Samm- Millionen Franken an die angeschlossenen Hilfswerke lungscontainer in den Gemeinden. Zahlreiche und regionale Organisationen ausbezahlt werden, da- TEXAID-Container sind heute mit dem Samari- runter auch an zahlreiche Samaritervereine in der gan- ter-Logo beschriftet. (SSB) zen Schweiz. samariter 3/2021 15
REDE UND ANTWORT «Die Geschäftsstelle konnte den Umschwung aus eigener Kraft einleiten» Sven Leisi, interimistischer Betriebsleiter und ab 1. September 2021 Leiter Interne Dienste an der Geschäftsstelle des Schweizerischen Samariterbundes, beleuchtet Vergangenheit und Zukunft der Finanzen des SSB. Und er blickt trotz weiteren anstehenden Heraus- forderungen positiv in die Zukunft. INTERVIEW: Matthias Zobrist nicht verwenden mussten. Die Geschäftsstelle konnte den Umschwung aus eigener Kraft einleiten, mit den regulären Beiträgen und Umsätzen. Der Zentralvorstand und die neue Geschäftsleitung rund um Direktor Peter Lack konnten mit geeig- neten Massnahmen den negativen Trend stoppen und für Stabilität sorgen. Unter anderem wurden strukturelle Anpassungen vorgenommen, die gro- sse Effizienzsteigerungen zur Folge hatten. Es wur- de eine strikte Kostenkontrolle eingeführt und ebenso strikt darauf geachtet, bei der Budgetierung realisierbare Erträge zu planen. Kann man also Entwarnung geben? Ja und nein. Ja, weil die Faktoren, welche die hinter uns liegende Krise verursacht haben, identifiziert und entfernt oder stark verändert wurden. Nein, da der Transformationsprozess noch nicht abge- Der SSB hat finanziell eine schwierige Zeit schlossen ist und hier auch der gesamte Verbund hinter sich. Nun hat sich die Lage ent- einen Beitrag leisten kann. Zudem befinden wir spannt, und es musste nicht einmal auf uns seit Anfang 2020 im Würgegriff einer weltwei- die Zwischenfinanzierung zurückgegrif- ten Pandemie, die natürlich auch grosse Auswir- fen werden, welche die Kantonalverbände kungen auf unseren Verbund hatte und eventuell bereitgestellt haben. Wie wurde dieser auch noch haben wird. Umschwung bewerkstelligt? Sven Leisi: Die sehr schwierige Zeit liegt zum Glück Inwiefern? bereits über zwei Jahre zurück. Damals stand die Wir konnten teilweise keine Kurse mehr geben, und Geschäftsstelle in Olten aber wirklich vor einer fi- die Umsätze des Warenshops sanken drastisch. Die nanziell ungewissen Zukunft. Das hat auch die Pandemie und der damit verbundene Lockdown Verbände und Vereine in Mitleidenschaft gezogen. hatte also einen sehr grossen Einfluss auf unsere Umso erfreulicher ist es, dass wir die von den Ver- Erträge. Glücklicherweise griffen die vorher um- bänden zur Verfügung gestellte Zwischenfinanzie- gesetzten Massnahmen bereits. So konnte dank der rung zur Überbrückung der schwierigen Situation rigorosen Kostenkontrolle und anderen finanziel- 16 samariter 3/2021
len Standbeinen des SSB der Wegfall grosser Teile eruieren wir neue Finanzierungsquellen. Und auch des geplanten Umsatzes wettgemacht werden. Sei- die bereits in Gang gebrachten Effizienzsteigerun- ne Diversität verhalf dem SSB, einen guten Weg gen an der Geschäftsstelle führen wir weiter. Mit durch die Pandemie zu finden. Ausgestanden ist all diesen Massnahmen sollte die finanzielle Stabi- die Sache aber noch nicht. Der Warenshop und die lität erreicht werden können. Firmenkurse leiden noch immer unter Umsatzein- bussen. Zur Person: Sven Leisi (52) ist seit dem 1. September 2019 als interimistischer Betriebsleiter und Geschäfts- Also ein schwieriges letztes Jahr. Wie hat leitungsmitglied beim SSB für die operativen Belange sich das konkret auf die Finanzen ausge- verantwortlich. Ab dem 1. September 2021 wird er die wirkt? Gibt es für 2020 etwas Spezielles Leitung der Internen Dienste übernehmen, und er bleibt hervorzuheben? zudem in der Geschäftsleitung. Sven Leisi war zuvor in Trotz deutlich geringerem Ertrag aus dem Stan- verschiedenen Unternehmen der Privatwirtschaft als dardgeschäft konnte der SSB ein positives Ergebnis operativer Leiter (COO) oder als Leiter Finanzen, Admi- verzeichnen. Wir konnten den Kantonalverbänden nistration und ICT (CFO) tätig. Er ist ausgebildeter Be- durch die Erträge aus dem neu eingeführten Fund- triebsökonom HF und hat unter anderem ein Nachdip- raising sogar über 350 000 Franken überweisen. lomstudium in Management und Leadership absolviert. Das ist sicherlich hervorzuheben. Er ist verheiratet, Vater einer 14-jährigen Tochter und Besitzer einer schoggibraunen Labrador-Hündin. In der neuen Strategie «Samariter der Zukunft 2024» sind eine solide Finanzie- rungsbasis und eine effiziente Geschäfts- Weitere Informationen stelle als Ziel definiert. Mit welchen Mass- Informationen zum Geschäftsjahr 2020 und detaillierte nahmen soll das erreicht werden? Finanzzahlen finden Sie im Jahresbericht des SSB: Dank eines neuen Finanzierungsmodells, das mo- www.samariter.ch/jahresbericht2020 mentan in Erarbeitung ist, können wir künftig flexibel auf Veränderungen reagieren. Zusätzlich SAMARITER-JUGENDLAGER IM EXIL Weil das JuLa auch dieses Jahr ins Wasser fiel, gen Samariterinnen und Samariter trotz Corona gab es für einige Jugendgruppen Spiel und auch in diesem Jahr einige unterhaltsamen und Spass per Post. lehrreichen Stunden miteinander verbringen, wenn auch im kleineren Rahmen als sonst. (SSB) Leider konnte das traditionelle Samariter-Jugend- lager (JuLa) auch in diesem Jahr nicht durchge- führt werden. Normalerweise treffen sich über Pfingsten mehrere Hundert Jugend-Samariterin- nen und -Samariter in der Deutsch- und der West- schweiz für Spiel, Spass und zum gegenseitigen Austausch und Kennenlernen. Aufgrund der an- haltenden Pandemiesituation war eine solche Zu- sammenkunft wie schon im Vorjahr nicht möglich. Unter dem Motto «JuLa im Exil» haben die JuLa- Verantwortlichen der Deutschschweiz deshalb an- statt Einladungen mehrere Kisten mit Spiel- und Arbeitsmaterial an über 30 Jugendgruppen ver- schickt. Darin befand sich ein spannendes Erste- Hilfe-Leiterliquiz sowie Mal- und Schreibutensi- lien für verschiedene Aktivitäten rund um das Thema Erste Hilfe. Ein paar Süssigkeiten sorgten Spiel- und Arbeitsmaterial für die Samariter-Jugend bereit zudem für die nötige Energie. So konnten die jun- für den Versand. samariter 3/2021 17
VEREINE UND VERBÄNDE Corona aus der Sicht von Dorfärzten Mit Unterstützung des Samaritervereins haben Ärzte in Wolfenschiessen (NW) ein Impfzentrum eingerichtet. Von der guten Zusammenarbeit profitieren alle. TEXT: Franz Niederberger und Otmar Näpflin Die Wolfenschiesser Dorfärzte Corinne Küng und Luzern. Hansjörg Dossenbach, der auch dem Sa- Ulrich Brühl ziehen Bilanz über ein äusserst inten- mariterverein Wolfenschiessen angehört, impft sives Jahr mit Kontakt zu Corona-Infizierten. Da- zusammen mit dem örtlichen Ärzteteam. Für Mit- bei waren sie tagtäglich einem grossen Risiko aus- glieder der Samaritervereine ist eine Ausbildung gesetzt, weil es anfänglich kaum Schutzmasken IVR Stufe 2 notwendig. Die Einführung erfolgte und keine Schutzanzüge gab. Dank eigenem, stren- im Impfzentrum auf der Allmend in Luzern. gem Hygienekonzept und Auslagern des Testrau- mes aus der Praxis in einen eigenen Vorraum haben An den Impftagen in Wolfenschiessen stehen sie- sich Patientinnen und Patienten, die Mitarbeiterin- ben Helferinnen und Helfer vom Samariterverein nen und auch die Ärzte keine Corona-Infektion im Einsatz, die für das Herrichten der Infrastruk- zugezogen. Übereinstimmend halten die beiden tur und die Betreuung zuständig sind. Die «Impf- Ärzte fest: «Die erste Welle brachte schwere Fälle teilnehmer» fühlen sich gut aufgehoben und um- mit sich, die hohe Einsatzbereitschaft erforderte. sorgt. Für die Impfungen werden in der Aula Am meisten waren unsere Mitarbeiterinnen gefor- jeweils drei Impfstationen aufgebaut, immer unter dert, die schon am Telefon selektieren mussten, ob Einhaltung der erforderlichen Hygienemassnah- es sich um eine mögliche Corona-Infektion handelt men. Sehr erfreut zeigte sich der Präsident des und Patienten isoliert behandelt werden müssen.» Samaritervereins über die spontane Zusage der Es war eine strenge Organisation nötig, um die Ab- Mitglieder, bei diesen Impfaktionen mitzuhelfen. stände bei kleinem Wartezimmer einhalten zu kön- «Mit unserer Mithilfe leisten wir einen wertvollen nen. Eine aufwendige Arbeit ist die Kontaktnach- Beitrag, der auch als Dankeschön gilt für die gute verfolgung der Infizierten. Zusätzlich war der Zusammenarbeit mit den Ärzten und Vereinsarzt Praxisalltag von extrem viel organisatorischem und Dr. Brühl», äussert sich Pius Schuler. bürokratischem Aufwand begleitet. «Unsere Pati- enten liegen uns sehr am Herzen. Wir sind eine Dorfpraxis, hier herrscht noch sehr viel Nähe und persönlicher Kontakt. Wir machen nicht nur einen Job, wir leben unseren Beruf und dökterlen mit Leib und Seele» sagt das Ärzteteam. Eigenes Impfzentrum in der Aula Mit Impfungen in der eigenen und unter Miteinbe- zug der Praxis Dallenwil stiess man an räumliche Grenzen. Dank Unterstützung durch den Samari- terverein und die Schulbehörden konnte die eigene Praxis entlastet werden. Die Impfungen in der Aula Wolfenschiessen erfolgen in Zusammenarbeit mit dem Samariterverein Wolfenschiessen-Dallenwil. Die helfenden Mitglieder vom SV Wolfenschiessen - Dallenwil. Die Anfrage dazu kam über den Kantonalverband (Foto: zvg) 18 samariter 3/2021
VEREINE UND VERBÄNDE 50 Kursplätze als Geschenk an die Bevölkerung Symbolische Übergabe an die Bevöl- kerung (v.l.): Brigitte Hitz, Sonja Wiget, Walter Wellinger, Landammann Christi- an Schäli, Roland Rossacher, Angela Waser, Maya Büchi, Landammann Othmar Filliger, Verbandspräsident Roland Zeidler und Andreas Birrer. (Foto: Ruedi Wechsler) Die Samariterinnen und Samariter von det sind. Denn je mehr Ersthelfende als First Re- Ob- und Nidwalden haben der Bevölke- sponder registriert sind, desto grösser ist die Wahr- rung 50 Ausbildungsplätze für künftige scheinlichkeit, dass sich eine Lebensretterin oder Lebensretter geschenkt. Sie unterstüt- ein Lebensretter in der Nähe des Notfallortes be- zen damit das First-Responder-Netz- findet. Deshalb setzten Samariterinnen und Sa- werk in der Zentralschweiz. mariter alles daran, dass sich möglichst viele Frei- willige als First Responder engagieren. Denn jede Bis der Rettungsdienst nach einem eingegangenen und jeder kann lernen, Leben zu retten! Mit ihrer Notruf vor Ort eintrifft, kann wertvolle Zeit ver- Aktion wollen der Samariterverband Unterwalden streichen. Gerade bei einem Herz-Kreislauf-Still- und seine 16 Samaritervereine einen Beitrag dazu stand sinkt die Überlebenschance eines Patienten leisten und die First Responder in der Zent- von Minute zu Minute. Ausgebildete Ersthelfende, ralschweiz stärken: An der 66. Delegiertenver- die sich in der Nähe befinden, können bereits mit sammlung machte der Vorstand des Samariterver- der Reanimation beginnen und so die Lücke in der bands Unterwalden der Bevölkerung von Ob- und Rettungskette schliessen. Für die Koordination Nidwalden ein besonderes Geschenk. Verbands- solcher Einsätze wurde das First-Responder-Netz- präsident Roland Zeidler überreichte den Land- werk Zentralschweiz ins Leben gerufen. Geht ein ammännern Othmar Filliger (Nidwalden) und Notruf wegen eines Herznotfalls bei den Rettungs- Christian Schäli (Obwalden) einen symbolischen diensten ein, werden die registrierten Ersthelfen- Gutschein für 50 First Responder. Die ersten 50 den in der Umgebung via Smartphone alarmiert. Personen, die bei einem der Samaritervereine des Samariterverbandes Unterwalden einen Reanima- tionskurs (BLS-AED) besuchen, erhalten das Flächendeckendes Netzwerk Kursgeld zurückerstattet, wenn sie sich anschlies in der Innerschweiz send als First Responder registrieren. Die aktive Seit März 2021 ist auch der Kanton Obwalden in Unterstützung der First-Responder-Tätigkeit ent- das Netzwerk eingebunden. Es ist wichtig, dass spricht auch der nationalen Strategie 2024 der Sa- möglichst viele Personen in Erster Hilfe ausgebil- mariter Schweiz. samariter 3/2021 19
VEREINE UND VERBÄNDE SAMARITER HELFEN AUCH ÜBUNG MIT DER PFADI BEI BLUTSPENDEAKTIONEN CAVERGNO (TI) Der Samariterverein von Cavergno blieb auch während des Lockdowns nicht stehen. Die Samariterinnen und Samariter aus dem Maggiatal haben sich in Zusammenarbeit mit dem Blutspendezentrum Südschweiz zur Verfügung gestellt, um jährlich zwei Blutspendeaktionen in Cavergno zu gewährleis- ten. Es ist und bleibt ein wichtiger Beitrag, der von den Mitglie- dern des Samaritervereins immer mit vollem Einsatz geleistet wird. Dies trotz dem neuen Stundenplan, durch den die enga- gierten Mitglieder neu an Werktagen zwischen 14 und 20 Uhr im Einsatz stehen. Zu guter Letzt wurde der Verein vor Kurzem mit neuer Einsatzkleidung ausgestattet. Das neue Tenue wird Samariter geben den Pfadfinder-Kindern wertvolle Tipps. insbesondere bei Sanitätsdiensten getragen werden. Die Unifor- men wurden von Ufra Print aus Bignasco entworfen. Der Verein EMMEN (LU) 120 Jahre Samariter Emmen müssen möchte sich an dieser Stelle bei allen für die Unterstützung und trotz Corona gefeiert werden, einfach ein Jahr später als Zusammenarbeit bedanken und steht für Fragen zum Kursan- geplant. Einer der Jubiläumsanlässe, die Übung mit der gebot zur Verfügung. (Oscar Dadò, Präsident und Kursleiter SV Pfadi, fand Ende Mai statt. Unter dem Motto «Erste Cavergno) Hilfe mit Globi» übten die Teilnehmenden auf dem The- menspielplatz in Emmen an acht Posten. Wie wird ein Verband richtig angelegt? Wie eine Bandage richtig um den Finger oder um den Arm gewickelt? Beim Posten acht wurde das Thema «Hausapotheke» bearbeitet. Die jungen Pfadfinderinnen und Pfadfinder fanden schnell heraus, dass rezeptpflichtige Medikamente da nichts zu suchen haben, eine Zeckenkarte aber sinnvoll ist. Am nächsten Posten lag eine Person leblos am Boden: Hun- dertmal pro Minute drücken ist viel, aber es kann Leben retten! Über den sprechenden Defibrillator staunten die Kinder. An jedem Posten gaben fachkundige Samarite- rinnen und Samariter Auskunft, und zum Schluss ver- teilte Globi eine Medaille an alle Kinder – Erste-Hilfe- Der Samariterverein Cavergno ist neu eingekleidet. Champions! (Irene Kuhn, SV Emmen) JUNGSAMARITER IM EINSATZ BIRWINKEN (TG) Im Rahmen von «Schweiz bewegt» in danach waren die Gäste dran. Auf die Schönheit kam es dabei der Gemeinde Birwinken wirkten in diesem Jahr auch die nicht unbedingt an, wichtig ist schliesslich die Zweckmässig- Jungsamariter aus dem Samariterverein Erlen und Umgebung keit. Nach 60 Minuten war die Erste-Hilfe-Lektion abge- mit. Ihnen oblag die Aufgabe, den Besuchern die wichtigsten schlossen. Für die Jungsamariter war das eine gute Möglich- Erste Hilfe Massnahmen zu zeigen. Sie unterstützten die keit, ihr Wissen aus den Übungen der Öffentlichkeit zu Besucher beim Üben wichtiger Erste-Hilfe-Massnahmen, präsentieren. (Hansjörg Steffen, SV Erlen und Umgebung) zum Beispiel der PECH-Regel bei einer Verstauchung. An- hand der einfachen Eselsbrücke kann eine häufig vorkommen- de Verstauchung fachgerecht behandelt werden. P steht für Pause, E für Eis/kühlen, das C für Compression und das H IHR VEREINSBEITRAG für Hochlagern. Weiter wurden das Alarmierungsschema und einzelne Verletzungsarten besprochen. Nach der Theorie ging Schicken Sie Text und Foto separat an redaktion@samariter.ch. es weiter mit dem praktischen Teil. Anhand von realistisch Bevorzugt werden Zuschriften mit nicht mehr als 1000 Zeichen dargestellten Verletzungen wurden Verbände an verschiede- (inkl. Leerzeichen). Die Redaktion behält sich vor, Beiträge zu nen Körperstellen angelegt. Die Jungsamariter zeigten es vor, kürzen oder nicht zu veröffentlichen. 20 samariter 3/2021
STRAHLENDE GESICHTER UND BLAUE AUGEN KREUZLINGEN (TG) Das diesjährige Chill- und pfählte Hände, Schnitt- und Schussverletzungen waren Grillfest führte die Samaritervereine Kreuzlingen sowie Thema bei Dani, Samariterlehrer und RUND-Fachmann Altnau und Umgebung an die Nationalstrasse 32 nach (Notfalldarstellung). Samariterlehrerin und Kleinkinder- Kreuzlingen. Dort wurde das neue Lokal des SV Kreuz- kurs-Ausbilderin Daniela gab ihr Wissen rund um Babys lingen gebührend eingeweiht. Alle duften zwei Workshops und Kleinkinder weiter und wurde dabei mit Fragen ge- auswählen: Die Ju- löchert. André vom A.T.S. Sicherheitsdienst zeigte, wie gend erlebte schwie- man in angespannten Situationen Ruhe bewahrt und die rigste Verrenkungen Aggressionsspirale unterbricht. Tricks und Griffe für den beim Spiel Twister, Selbstschutz durften dabei nicht fehlen. Mit Bianca von verzierte Lebkuchen ensa konten wir ausserdem einen Profi im Bereich Psycho- und absolvierte eine logische Erste Hilfe gewinnen. Nach der Arbeit wurden anstrengende Reani- wir kulinarisch verwöhnt: Michèle zauberte fantastische mationsstafette un- Salate, Dani schmiss den Grill an, und Altnau fuhr ein ter der Leitung von feines Desserbuffet auf. Doch was allen am meisten be- Jugendleiter Ales- deutet, sind die Begegnungen, die Freundschaften, die sandro und Sama- Hilfsbereitschaft und vereinsübergreifende Kollegialität. Spannendes Programm am Chill und Grill riterlehrer Achim. Danke an alle, die dieses Samariterfest zu einem grossar- in Kreuzlingen. Blaue Augen, ge- tigen Event gemacht haben. (Michèle Daniela Hunkeler) REGELMÄSSIGE EHRUNGEN UND VERABSCHIE- WEITERBILDUNG DUNGEN NACHGEHOLT MÜLLHEIM (TG) Jährlich treffen sich AESCH (BL) Vieles war während der letzten Monate schwierig, so sämtliche Vereinskader aus den Thurgauer führten die Samariter AeschPlus ihre Generalversammlung im Februar Samaritervereinen zur obligatorischen schriftlich durch. Schade, denn es galt Abschied von verdienten Mitglie- Weiterbildung. Die Anforderungen an dern zu nehmen und hohe Ehrungen standen an. Nachgeholt wurde dies Sanitätsdienst leistende Samariter werden am 9. Juni im Restaurant Kreuz. Adieu sagen mussten die Samariter ihrer immer anspruchsvoller und komplexer. In langjährigen Samariterlehrerin und Technischen Leiterin Marianne Bie- Gruppen befassten sich die Teilnehmer mit ri-Lussi, ihrem Vereinsarzt Jakob Bieri und sowie ihrer langjährigen Kas- Kreislauf, Blutdruck und Puls sowie mit sierin und Krankenmobilienverwalterin Josy Rast. Den Worten «Wir lassen Frakturen und Luxationen. Mit Fallbei- euch nicht gerne gehen» der Co-Präsidentin stimmten die rund 20 Anwe- spielen stellten sie zudem die Behandlung senden zu und dankten den scheidenden Mitgliedern mit grossem Applaus. eines Sonnenstichs sowie das Vorgehen Grosse Ehre kam auch drei weiteren Mitgliedern zu: Rita Seiler (Aesch) bei einem Fahrradunfall nach. Im zweiten wurde für 25 Jahre Mitgliedschaft geehrt, Mägy Schaller (Aesch) und Teil stellten sie sich der Herausforderung, Josef Stutz (Schongau) für Patienten mit Fremdsprachen oder ande- 35-jährige Vereinszugehörig- ren Sprachschwierigkeiten zu betreuen. keit. Als freudige Überra- Ein wichtiger Bestandteil der jährlichen schung überbrachte Peter Tagung sind auch immer die Jubiläen Christen, Verwalter der Kor- langgedienter Samariterlehrer. Der Sama- poration Aesch, ein «dickes» riterverband Thurgau gratuliert folgenden Couvert und dankte dem Samariterlehrerinnen und -lehrern zum Ju- Verein für sein grosses Enga- biläum: Sabine Reichmann (10 Jahre), Beat gement. Mit dem finanziellen Schoch (15 Jahre), Tanya Bauer, Christine Zustupf wolle die Korporati- Haueter-Zeller, Charlotte Hungerbühler, on ihre Anerkennung und Das Co-Präsidium Samariter AeschPlus dankt Iris Jetzer, Kathrin Ruder (20 Jahre) sowie Wertschätzung zeigen. Die den drei scheidenden Mitgliedern für ihre lange Irene Weber (30 Jahre). Andrea Gsell und Samariter AeschPlus dankten und treue Mitgliedschaft (v.l.): Angela Häberli Claudia Hollenstein haben im Jahr 2020 für diese sympathische Geste (Co-Präsidentin), Jakob Bieri (langjähriger Ver- einsarzt), Marianne Bieri-Lussi (scheidende Tech- ihre Ausbildung zur Samariterlehrerin er- mit grossem Applaus. (Text nische Leitung), Josy Rast (über 40 Jahre Sama- folgreich abgeschlossen. (Hansjörg Steffen) und Foto: Rita Leisibach) riterin), Franz Weibel (Co-Präsident). samariter 3/2021 21
HINTERGRUND Bewusstsein für Erste-Hilfe- Massnahmen stärken An den Massnahmen für Wiederbelebung ändert sich mit den neuen ERC-Guidelines wenig. Dafür rückt die Sensibilisierung der breiten Bevölkerung für Herz-Kreislauf-Ereignisse in den Fokus. TEXT: Christoph Zehnder 30× drücken, 2× beatmen – die Grundlagen der Algorithmus angepasst Reanimation kennen Samariterinnen und Sama- Obwohl im Wesentlichen also alles beim Alten riter aus dem Effeff. Doch wer bestimmt eigentlich bleibt, wurde der einheitliche BLS-AED-SRC- diese Standards? In der Schweiz ist dafür der Rat Algorithmus leicht angepasst und mit nützlichen für Wiederbelebung (Swiss Resuscitation Council, Merkpunkten für die Reanimation von Kindern SRC) zuständig, der sich wiederum an seinem eu- ergänzt. Bei Kindern hat die Beatmung eine hö- ropäischen Pendant, dem European Resuscitation here Priorität als bei Erwachsenen. Die Animation Council (ERC), orientiert. Die Richtlinien des sollte deshalb mit fünf Beatmungsstössen begin- ERC werden regelmässig überarbeitet und an die nen, und das Verhältnis von Kompression und neusten Erkenntnisse aus Forschung und Medizin Beatmung beträgt 15:2. Wenn kein Mobiltelefon angepasst. Das letzte Update war für 2020 ange- in der Nähe ist, sollte zudem noch vor der Alar- kündigt, verzögerte sich durch die Pandemie je- mierung eine Minute lang reanimiert werden. Die- doch um ein Jahr. Die nun im Frühling erschiene- ses Vorgehen ist nicht neu, aber auf dem Schema nen Richtlinien halten im Kern an den bisherigen nun explizit dargestellt (siehe Grafik). Massnahmen fest. Herzdruckmassage und Beat- mung im Verhältnis 30:2 bei einer Frequenz von 100 bis 120 Kompressionen pro Minute und einer Masse statt Klasse Drucktiefe von 5 bis 6 Zentimeter sowie der Ein- Für Kursanbieter wichtig: Änderungen gibt es satz von Automatisierten Elektronischen Defibril- auch bei den Kursrichtlinien des SRC. An den drei latoren sind weiterhin die Eckpfeiler der Ersten bisherigen Kursformaten BLS-AED-SRC-Kom- Hilfe nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand bei pakt, -Komplett und -Instruktor wird festgehalten. Erwachsenen. Neu kommt ein weiteres Kurzformat hinzu: BLS quick. Dabei steht die Sensibilisierung der breiten Bevölkerung im Vordergrund. Das Format richtet sich an Personen, die sonst eher keinen der bishe- BESONDERHEITEN BLS UND rigen Kurse besuchen würden. Es soll vor allem das Bewusstsein für die Dringlichkeit von Herz- AED BEI KINDERN Kreislauf-Ereignissen stärken und die wichtigsten Massnahmen bekannter machen. Das Ziel dabei •• Es gibt für Ersthelfer in der Schweiz nur einen einzigen BLS- ist also Masse statt Klasse. AED-SRC-Algorithmus für alle Altersgruppen. •• Die Massnahmen starten mit fünf initialen Beatmungen. Im Idealfall weckt das neue Format bei den Teil- •• Die Kompressionstiefe für die Herzmassage bei Kindern be- nehmenden das Interesse für weiterführende Ers- trägt 1/3 des Brustkorbdurchmessers. te-Hilfe-Kurse. Es kommt ohne Zertifikate aus •• Bei Säuglingen und Kindern werden Herzdruckmassage und und könnte gemäss SRC künftig Teil von Informa- Beatmung, wenn erlernt, im Verhältnis 15:2 durchgeführt. tionskampagnen sein oder in den Schulunterricht •• Bis zu einem Jahr mit zwei Daumen oder zwei Fingern, ab ei- integriert werden. Ausschlaggebend für das neue nem Jahr mit einer Hand oder zwei Händen komprimieren. Format war nicht zuletzt die 2019 lancierte Nati- •• Wenn keine Kinderelektroden verfügbar sind, werden Erwach- onale Überlebensstrategie bei Kreislaufstillstand senenelektroden eingesetzt. (vgl. «samariter» 02/2020). Denn trotz erstklassi- 22 samariter 3/2021
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