Güterbahn im Brennpunkt - CEO-Talk mit PostLogistics- Chef Dieter Bambauer. S. 20 - SBB Cargo
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3 | 2014 Das Schweizer Logistikmagazin CEO-Talk mit PostLogistics- Chef Dieter Bambauer. S. 20 Güterbahn im Brennpunkt Faszination, Bedeutung und Zukunft des Schienengüterverkehrs in der Schweiz.
Cargo 3 / 2014 4 Interview mit ETH-Experte Ulrich Weidmann 8 Die Generation des «intelligenten Güterzugs» 7 Kurzgeschichte Der logistische Albtraum 8 Faszination Schienengüterverkehr Heavy Metal mit Herz und Verstand 13 Drei Online-Bahnliebhaber Schiene im Netz 17 Umfrage unter Opinion Leaders Güterverkehr im Jahr 2030 17 Glossar Die Branche von A bis Z 20 CEO-Talk mit Dieter Bambauer, Leiter PostLogistics «Wir müssen die Nacht zum Tag machen» 23 SBB Cargo online Neues auf dem Blog 24 Reportage aus Zürich-Kloten Schweizer Luftfracht – Take-off für teure Güter 28 Politik Gute Trassen für alle 29 Cargo-Klick Im grünen Bereich 30 Meine Logistik Gernot Bischofberger, Küchenchef Grandhotel Belvédère, Davos 30 Weitere Beiträge rund um die Faszination Schiene mit #cargomag auf blog.sbbcargo.com, Facebook und Twitter. IMPRESSUM Konzept, Gestaltung Gratisabonnement auf und Realisation www.sbbcargo.com/de/abonnement Das Logistikmagazin von SBB Cargo Crafft Kommunikation AG, Zürich erscheint dreimal pro Jahr in Deutsch, Übersetzungen Abonnieren Sie das Cargo Magazin Französisch und Italienisch. Traductor schweizweit kostenlos oder lesen Lithografie und Druck Sie die Online-Version unter Gesamtauflage Neidhart + Schön AG, Zürich www.sbbcargo.com 8000 Exemplare Redaktionsadresse Redaktion SBB Cargo SBB Cargo Adressänderungen oder Löschung Pavo Prskalo (Leitung), Martina Riser «Redaktion Logistikmagazin cargo» des Abonnements bitte an Christoph Rytz, Miriam Wassmer, 4065 Basel, Schweiz cargomagazin@sbbcargo.com Matthias Widmer cargomagazin@sbbcargo.com Redaktion Crafft Roy Spring (Leitung), Peter Krebs, Das Copyright liegt bei SBB Cargo. Kristina Morf, Jean-Pierre Ritler, Der Abdruck von Artikeln ist mit Robert Wildi Quellenangabe erlaubt. Bitte schicken Sie uns ein Belegexemplar.
Editorial Die Debatte ist eröffnet! N icht nur der Transitverkehr, auch der Schienengüterverkehr in- nerhalb der Schweiz rückt in den Fokus der Öffentlichkeit. Grund dafür einen Überblick über die wichtigsten Arg umente und Themen, die in der Wirtschaft und in der Politik die laufende Diskussion prägen. K ist die bevorstehende Totalrevision des Gütertransportgesetzes, die – voraussicht- lar ist: Gute Rahmenbedingungen lich ab 2016 – gute und stabile Rahmen sind unabdingbar, um auch in bedingungen für einen leistungsstarken Zukunft für unsere Kunden Spit- Schienengüterverkehr bringen wird. zenleistungen zu erbringen. So wie Zusammen mit der Bahnbranche befür- für den gelben Riesen: Mehr als 60 Züge wortet SBB Cargo die vom Bundesrat fährt SBB Cargo täglich im Auftrag der vorgeschlagene Stossrichtung für unter- Schweizerischen Post. Zuverlässigkeit und nehmerisch ausgerichtete Gütertrans- Pünktlichkeit stehen auch hier an erster porte auf der Schiene. In der kommenden Stelle. Im CEO-Talk auf Seite 20 erklärt Wintersession wird das Parlament die PostLogistics-Chef Dieter Bambauer, war- Vorlage diskutieren. um die Branche die Nacht zum Tag ma- F chen muss, und beantwortet die Frage, ob ür uns ein guter Anlass, um einen der Kunde bald mehr für sein Paket be Blick hinter die Kulissen zu werfen. zahlen muss. Was braucht es eigentlich, um täg- lich auf höchstem Niveau die Bedürfnisse Viel Spass beim Eintauchen in die Welt der Kunden zu erfüllen? Und was macht eines traditionsreichen Wirtschaftssektors, seit Generationen die Faszination des der nicht nur eine grossartige Vergan- Schienengüterverkehrs aus? In der Titel genheit hat – sondern auch eine vielver- geschichte auf Seite 8 lesen Sie, wie es sprechende Zukunft! Cover: Anne Morgenstern / Fotos: Anne Morgenstern; Salvatore Vinci; Crafft im Nervenzentrum – in der Abteilung Ope- rations am Hauptsitz von SBB Cargo – Christoph Rytz zu- und hergeht. Aber auch, wie Mitarbei- Leiter Kommunikation SBB Cargo ter in der Serviceanlage Dietikon tonnen- christoph.rytz@sbbcargo.com schwere Güterwagen warten oder wie ein Team von SBB Cargo bei einem Kunden im Unterwallis tagtäglich tatkräftig anpackt. «Wie stellen Sie sich den Güterverkehr Foto: Hans Musterann im Jahr 2030 vor?» Das wollten wir von führenden Persönlichkeiten aus der Transport- und Logistikbranche wissen. Ihre Antworten auf Seite 17 vermitteln SBB Cargo 3 | 2014 3
Interview Die Generation des «intelligenten Güterzugs» Wohin steuert der Güterverkehr? Ulrich Weidmann, Leiter des Instituts für Verkehrsplanung und Transportsysteme der ETH Zürich, nennt mögliche Innovationen und sagt, warum der Gotthard allein kein Heilsbringer ist. Interview: Peter Krebs Illustration: Tomas Fryscak Herr Weidmann, die SBB weist für Stossrichtung. Er will die Betriebs zu bisweilen untragbaren Verzerrungen 2013 im Güterverkehr zum ersten Mal subventionen abbauen und das zuungunsten des Güterverkehrs. Das Gü- seit Langem eine positive Rechnung Geld stattdessen für den Ausbau der terverkehrsgesetz ersetzt dies durch ei- aus. Im ersten Halbjahr 2014 wurde das Infrastruktur verwenden. Ist das nen Aushandlungsprozess für die Tras- Ergebnis bestätigt. Ein Meilenstein der richtige Weg? senzuteilung. Die Prioritätenregeln gelten aus Ihrer Sicht? Davon bin ich überzeugt, diese Haltung ist nur noch für die Restkapazitäten. Das ist ULRICH WEIDMANN: Das Ergebnis hat auf konsistent. Die Infrastruktur stellt für den sinnvoll. der psychologischen Ebene einen hohen Staat eine Wertanlage dar und steht allge- Wert. Es zeigt, dass SBB Cargo unter heu- Wo gibt es denn im Güterverkehr am tigen Bedingungen in der Lage ist, sich meisten Innovationspotenzial? wirtschaftlich selbst zu tragen. Bedeuten- «Der Güterverkehr ist viel Es liegt in der Kombination von Informati- der scheint mir aber der generelle Trend unmittelbarer von der onstechnologie und Fahrzeugtechnologie, einer Verbesserung der wirtschaftlichen die einen «intelligenten Güterzug» einer Situation. Es ist entscheidend, dass SBB Konjunktur abhängig als neuen Generation ermöglichen. Dieser Cargo diesen Pfad in den kommenden der Reiseverkehr.» soll ungefähr über die Traktionseigen- Jahren fortsetzen kann. Der Güterverkehr schaften eines Interregio-Zugs verfügen ist viel unmittelbarer von der Konjunktur und könnte in den gleichen kapazitäts abhängig als der Reiseverkehr. mein zur Verfügung. Die Frage, welche optimalen Trassen verkehren. Anstatt Züge gefahren werden und wie, ist dage- zwischen Güter- und Personenzügen zu Sie haben sich gegen Betriebsbeiträge gen eine unternehmerische Kernaufgabe. unterscheiden, könnte man die Trassen ausgesprochen. Warum? längerfristig zum Beispiel in drei Kategori- Grundsätzlich muss der öffentliche Ver- Lange Wartezeiten kommen im Güter en mit ähnlichen Traktionseigenschaften kehr eine höhere Eigenwirtschaftlichkeit verkehr immer noch oft vor. Da geht es einteilen. erreichen. Die liegt heute unter 50 Pro- auch um die Prioritätenordnung, meist zent, das macht ihn sehr abhängig von di- hat der Personenverkehr Vorrang. Ein Güterzug, der so schnell ist wie versen Finanzierungsquellen und Akteu- Die Priorität für den Personenverkehr ein Personenzug: Wie lässt sich das ren. Wenn Subventionen, dann möglichst entstand in guter Absicht. Der integrierte erreichen? in die Infrastruktur. Taktfahrplan ist ein sensibles System, das Es braucht dazu ein Paket von Massnah- bereits gestört werden kann, wenn ein Re- men. Nebst der nötigen Traktionsleis- In seiner Gesamtkonzeption Güterver gionalzug wegen einer Überholung war- tung spielen die Energieversorgung der kehr übernimmt der Bundesrat diese ten muss. In der Realität führt dies aber Wagen und eine Datenleitung im Zug > SBB Cargo 3 | 2014 5
Interview eine wichtige Rolle. Damit lassen sich bes- teressante Informationen für die Kunden. der ganzen Nord-Süd-Achse, zusammen sere Bremssysteme ansteuern und eine Sie vereinfacht den Rangierprozess und mit dem Basistunnel. Dieser Kapazitäts- verteilte Traktion im Zug ist möglich. kann die Zugkontrolle erleichtern. Sie er- ausbau wird die Engpässe vermindern Güterzüge können schneller beschleu möglicht die Fernüberprüfung der Abfahr- und die Flexibilität steigern. Allerdings nigen und mit höheren Geschwindigkei- bereitschaft und die automatische Zusam- macht die Strecke durch die Schweiz mit ten fahren. Ausserdem werden flexible menstellung der Zugsinformationen – wie rund 200 Kilometern nur einen geringen Zugbildungskonzepte erleichtert. In die- sie derzeit bei SBB Cargo erprobt wird. Anteil an der Transportdistanz aus. Des- sem Kontext wird die automatische Kupp- halb geht es auch um die Zulaufstrecken. lung wieder aktuell. Bisher haben die Güterbahnen auch die Auf der italienischen Seite macht mir al- Zahl der Bedienpunkte reduziert, um lerdings der Zustand des Bahngüterver- Über die automatische Kupplung spricht das Ergebnis im Wagenladungsverkehr kehrs insgesamt Sorgen. man schon lange. Sie hat sich im Güter zu verbessern. Wie sinnvoll ist das? verkehr aber nicht durchgesetzt. Unter Da wäre ich vorsichtig. Der Wagenla- Der Güterverkehr ist international anderem weil die Bahnen sich auf kein dungsverkehr ist ein Systemangebot, das ausgerichtet. Da wäre eine gute Zusam einheitliches System einigen konnten. man nicht beliebig abbauen kann, denn es menarbeit über die Grenzen beson- Es ist seither eher einfacher geworden: braucht eine gesunde Grundauslastung. ders wichtig. Was braucht es seitens der Der Güterwagenpark ist zahlenmässig ge- Auch schwächer frequentierte Bedien- EU und der Bahnen, um die Situation schrumpft, es sind inzwischen viele Ganz- punkte können dabei eine Rolle spielen. zu verbessern? züge unterwegs und die Fahrzeuge wer- Ich vergleiche das mit dem Regionalver- Was vor allem fehlt, ist eine einheitliche den kaum mehr freizügig in ganz Europa kehr, bei dem weniger frequentierte Hal- und koordinierte Strategie der Bahnen. Es eingesetzt. Die absolute Einheitlichkeit testellen ebenfalls zum Erfolg des gesam- sollte nicht sein, dass einzelne Länder den der Kupplungssysteme ist nicht mehr ten Systems beitragen. Wagenladungsverkehr einseitig praktisch zwingend, analog zum Personenverkehr. einstellen oder massiv reduzieren, wie das Dort gab es einst auch grosse Bedenken Zur Konkurrenzfähigkeit der Bahn für Italien und Frankreich zutrifft. Denn gegen die automatische Kupplung. Dann tragen die gesetzlichen Rahmenbedin davon sind auch die Güterbahnen der kamen die S-Bahn-Züge und später auch gungen bei. Wie wichtig sind das Partnerländer betroffen, die in ihren Mög- die ICN und FLIRT, bei denen sie selbst- Nacht- und das Sonntagsfahrverbot lichkeiten eingeschränkt werden. für den Strassengüterverkehr? Beide Verbote sind für die Konkurrenz «Die Überwachung der fähigkeit des Bahngüterverkehrs absolut essenziell. Wagen liefert zahl- reiche Informationen für In Europa wird auch die Zulassung von die Kunden.» noch schwereren und längeren Last wagen diskutiert. Eine Gefahr für den Schienengüterverkehr? verständlich ist, weil die Kompositionen Vor allem die längeren Lastwagen sind für gar nicht mit andersartigem Wagenmate- die Bahn gefährlich. Mit dem grösseren rial kombiniert werden müssen. Vergessen Ladevolumen konkurrenzieren sie ganz wir zudem nicht: Ein erheblicher Anteil klar den Einzelwagenladungsverkehr. Die der Unfälle im Bahnbereich sind Arbeits- Befürworter argumentieren damit, dass unfälle, insbesondere Rangierunfälle. es weniger Lastwagen für die gleiche Gü- terzahl braucht und der Verkehr dadurch Wo gibt es sonst noch Innovations umweltfreundlicher wird. Das ist aber PR. möglichkeiten? Erfreulicherweise steht diese Möglichkeit Die klassischen Innovationen sind weitge- auf dem europäischen Kontinent aber ge- hend ausgeschöpft. Weitere Innovationen genwärtig im Gegenwind. benötigen, wie gesagt, eine Energieversor- gung auf den Wagen und wohl auch die au- In zwei Jahren wird der Gotthard- tomatische Kupplung. Dadurch ist der Ein- Basistunnel eröffnet. Welche Impulse Ulrich Weidmann (51) ist ordentlicher Professor für Verkehrssysteme am Institut für Verkehrsplanung satz von Informationstechnologie auf dem erwarten Sie? und Transportsysteme (IVT) der ETH. Zu seinen Foto: zVg Zug möglich. Die Überwachung der La- Der Tunnel alleine würde nicht viel brin- Forschungsschwerpunkten gehört die Integration dung und der Wagen liefert zahlreiche in- gen. Interessant ist vor allem der Ausbau der Güterbahn in die Logistikketten. 6 SBB Cargo 3 | 2014
Kurzgeschichte $$$Geschichte Was wäre, wenn das Transportwesen plötzlich zusammenbräche? Der logistische Albtraum M orgen werden die Zeitungen bestimmt Vielleicht wäre alles nur halb so schlimm gewesen, vom Super-GAU im Transportwesen wären nicht auch die Lebensmittel-Detaillisten be- schreiben, vom logistischen Grounding, troffen gewesen. Die Konsumenten, in Sorge um ihre vom Cargogate, dachte Rita Zumbrunn Ernährung, eilten in die Läden, um sich Notvorräte an jenem Mittwoch, an dem der Warenverkehr zum anzulegen. Zuerst füllten sie nur zwei, drei grosse Ta- Erliegen kam. Aber am Donnerstag erschienen keine schen mit Reis, Teigwaren, Fleisch, Schokolade, mit Zeitungen. Entweder fehlte den Verlagshäusern das Konserven und frischem Gemüse. Doch, angesteckt Papier oder die Auslieferung ab der Rotationsmaschine von der allgemeinen Panik, stopften sie bald schon war zusammengebrochen. die Kofferräume und Hintersitze ihrer Autos und Niemand wusste, wie es zu dieser Krise kommen die Veloanhänger voll. Selbst verstaubte Leiterwagen konnte. Doch alle stellten wilde Vermutungen an. wurden hervorgeholt, wie Rita Zumbrunn durchs Während die einen vorbrachten, es müsse sich um ei- Fenster ihrer Stadtwohnung beobachtete. R nen Hackerangriff auf die Software aller Transport- unternehmen handeln, glaubten andere an einen viel- ita Zumbrunn glaubte nicht an einen länge- leicht absichtlich herbeigeführten Engpass bei der ren Engpass. Sie setzte sich in ihren Korb- Energieversorgung, der für höhere Strom- und Erdöl- stuhl auf dem Balkon und las endlich das preise missbraucht werden sollte. Verschwörungsthe- Buch, das sie schon lange hatte lesen wol- orien machten die Runde. Christliche Kreise sahen im len. Erst gegen Abend, als sich der Hunger meldete, Stillstand der Wirtschaft einen Fingerzeig von oben. entschied sie, im Supermarkt das Nötigste einzukau- N fen. Sie erkannte ihn nicht wieder. Der Laden war ver- ur etwas war sicher: Die Wirtschaft stand waist, die Gestelle waren leer geräumt, auf dem kleb- still. Zwar war zunächst allein das Trans- rigen Boden lagen aufgerissene Plastikpackungen, portwesen auf Schienen und Strassen, zu zerquetschte Tomaten, zersplitterte Bierflaschen. Sie Wasser und in der Luft betroffen, doch wollte schon aufgeben, als sie in einer Kühltruhe hin- weitete sich der Super-GAU rasch auf alle Fabriken ter einem Aktionsschild für Toilettenpapier zwei Cer- und Branchen aus, selbst auf die Land- und Forstwirt- velats für drei Franken zwanzig entdeckte. schaft. Um Kosten zu sparen, hatten die Betriebe ihre Sie fuhr mit dem Velo zu ihrem Lieblingsplatz am Warenlager abgebaut. Alle liessen sich die nötigen Fluss, wo sie ein Feuer entfachen und die Würste am Güter zur Herstellung von Möbeln, Uhren, Turbinen Spiess braten wollte. Solche Super-GAU-Tage haben und Computern just-in-time anliefern. Im Laufe eines doch ihre schönen Seiten, dachte sie beim Sammeln Tages standen alle Räder still, weil die Produktions- der Äste im Wald. Man hat Zeit zum Lesen und kann anlagen nicht mehr gefüttert werden konnten. Es die Natur und die Ruhe geniessen. Da fiel ihr ein, dass fehlte an Rohlingen, Schrauben und Halbfabrikaten sie keine Streichhölzer besass. sowie an Ersatzteilen für Werkzeugmaschinen. Selbst dort, wo die Produktion noch eine Weile hätte weiterlaufen können, mussten die gestressten Direktoren sie drosseln und schliesslich einstellen. Denn die Erzeugnisse wurden nicht abtransportiert, sodass die Lager bald zum Bersten voll waren. Es war, als wäre die Ökonomie in einen Dornröschenschlaf gefallen. Keiner konnte voraussagen, wie lange er Foto: Hans Musterann dauern würde, ob ein paar Stunden oder mehrere Wo- chen. Im Lauf des Nachmittags wurden Tausende von Peter Krebs ist freier Journalist, Autor und Redaktor. Von 1998 bis 2007 leitete er das SBB-Kundenmagazin «Via», anschliessend Arbeitern und Angestellten nach Hause geschickt. bis Ende Mai 2012 das VCS-Magazin. Er ist Autor und Co-Autor Foto: zVg Das Funkgerät von Rita Zumbrunn, der Velokurierin, mehrerer Sachbücher im Bereich Tourismus und Verkehr. Daneben blieb stumm. Kein Auftrag, kein Lohn. schreibt er Kurzgeschichten. SBB Cargo 3 | 2014 7
Serviceanlage Dietikon: Hier werden jährlich rund 5000 Güterwagen durch den Wartungsdienst geschleust. 8 SBB Cargo 3 | 2014
Heavy Metal mit Herz und Verstand Wallstreet-Atmosphäre in Basel, Ölgeruch in der Serviceanlage in Dietikon und voll beladene Güterwagen morgens um halb fünf im Wallis: Der Schienengüterverkehr ist vielschichtig und faszinierend. Einblick in die Welt von SBB Cargo. Text: Robert Wildi Fotografie: Anne Morgenstern Foto: Hans Musterann SBB Cargo 3 | 2014 9
Schwerpunkt Das Dispo-Team in Basel überwacht in Echtzeit den gesamten Güterverkehr der SBB Cargo auf dem Schweizer Schienennetz. D as Telefon klingelt. «Kol- 7-mal 24 Stunden, im Schichtbetrieb. legen, wir haben ein Pro- Nicht laut und aufgeregt, sondern ruhig blem!», ruft Thomas Glur und konzentriert. Im Normalfall. Sekunden später in die Runde. «Der Zug eines Hauptsache, richtig traktioniert Kunden steht in Frutigen Mit der morgendlichen Idylle ist es jetzt und ist zu schwach für die ‹obere Route› aber vorbei. «Was ist mit dem Zug Num- via Kandersteg und Goppenstein. Haben mer 60815 falsch gelaufen?», will Glur wir falsch traktioniert?» w issen. Rundherum klimpern die Tas Es ist morgens kurz nach acht. Wir be- taturen. Die Dispo-Leute recherchieren finden uns in der Abteilung Operations blitzschnell, verfolgen den Beförderungs- (OP) am Basler Hauptsitz von SBB Cargo. auftrag des Kunden zurück und kommen Glur, Schichtleiter des Dispo-Teams, über- zum Schluss: Richtig traktioniert. Das wacht in Echtzeit den gesamten Güter- heisst, aufgrund des Gewichts hat das verkehr von SBB Cargo auf dem Schwei- Cargo-Team dem Zug korrekterweise ein zer Schienennetz. Sein Arbeitsplatz: vier Fahrrecht (Trasse) für die «untere Route» grosse Bildschirme, randvoll mit Tabel- durch den Lötschberg-Basistunnel ge- len, Grafiken, Diagrammen. Ein eindrück- bucht. Der Fehler muss also in der Kom- liches Flimmern von Informationen. Um munikation mit dem Kunden passiert ihn herum sind die Tische der sieben an- sein. Glur informiert den Anrufer. Ge- wesenden Teammitglieder angeordnet. meinsam wird ein Rangiermanöver orga- Auch sie haben mindestens je zwei Bild- nisiert, um den Zug rasch auf die richtige Foto: Hans Musterann schirme vor sich. Man denkt an die New Spur zu bringen. Der Stresspegel des Yorker Wallstreet, doch statt Aktien Schichtleiters senkt sich. Er nimmt einen handel betreiben die Cargo-Profis hier ein Schluck Wasser. «Solche Pannen gesche- logistisch anspruchsvolles Trassen- und hen selten, aber wenn, dann müssen wir Lastenmanagement. Rund um die Uhr, Vollgas geben», erklärt er uns. 10 SBB Cargo 3 | 2014
Efforts wie dieser haben ihren guten Loks. Dazu werden hier die detaillierten Grund. Die Verantwortung des Dispo- Einsatzpläne von rund 730 Lokführern er- Teams ist riesig. Täglich lenkt, koordiniert stellt, die SBB Cargo zurzeit beschäftigt. und traktioniert es rund 2000 Züge mit Für den Kunden leisten alle 94 Mitglie- einer Gesamtfracht von 195 000 Tonnen. der im Team Operations täglich vollen Das entspricht dem Gewicht von 350 Pas- Einsatz. Die Abteilung ist Herz und zu- sagierflugzeugen des Typs Airbus A380. gleich Gehirn von SBB Cargo. Einerseits Auf dem Radar sind neben den eigenen werden hier die Schalthebel für alle opera- Kompositionen auch Güterzüge von Dritt- tiven Abläufe bedient, anderseits ist OP «Pannen geschehen selten, aber wenn, kunden, welche die Logistikdienste von erste Anlaufstelle für alle 2000 Kunden, dann müssen wir Vollgas geben», sagt SBB Cargo in Anspruch nehmen. Damit die zurzeit Dienste von SBB Cargo in An- Disponent Thomas Glur. im Dichtestress auf der Schiene die Ord- spruch nehmen. «Wir stellen für sie den nung nie verloren geht, sind sämtliche in reibungslosen Betrieb auf der Schiene, der Schweiz verkehrenden Güterloks und pünktliche Lieferungen, eine rasche Kom- Wagen einzeln nummeriert, registriert munikation sowie die fehlerfreie Adminis- und können jederzeit nachverfolgt wer- tration sicher», fasst Abteilungsleiter Urs den. Bei OP laufen die Fäden zusammen Gähwiler den Kernauftrag zusammen. für die Bewirtschaftung von über 350 Nicht länger als ein Fussballspiel Pro Tag nimmt sein Team rund 2000 Be- förderungsaufträge entgegen. 93 Prozent davon erfassen die Kunden selbst online. Sie werden direkt in das Cargo Informa- tions System (CIS) eingespeist. Ab dann läuft die Uhr. Die Zeitspanne vom Auf- tragsempfang über den Aufbau einer Die menschliche Kompetenz bleibt trotz Technologie zentral. Transportkette, die Buchung der richtigen Trassen bis hin zur korrekten Fakturie- rung darf nicht länger sein als ein Fuss- ballspiel. «Wer bis 90 Minuten vor der ge- wünschten Abfahrtszeit bei uns bucht, wird termingerecht bedient», verspricht Urs Gähwiler. Daran lässt sich SBB Cargo messen. Die menschliche Kompetenz bleibt trotz Technologie zentral. Vor allem bei Zwischenfällen. Kommt es auf oder neben der Schiene zu unerwarteten Ereignissen, Verzögerungen oder Zugausfällen, müs- sen die Kunden sofort informiert und mit Alternativen versorgt werden. Gleich neben dem Dispo-Team agieren die OP- Die Räder sind im täglichen Verkehr gewaltigen Kundenberater. Wir erkennen sie schnell: Belastungen ausgesetzt – umso akribischer wird Telefon am Ohr, freundliches Lächeln alles kontrolliert. im Gesicht. Empathie ist auf dem Stock Programm. Stillstand dagegen nicht. > SBB Cargo 3 | 2014 11
Schwerpunkt Um sich noch weiter zu verbessern, schult der nächsten Wintersession intensiv mit ihren Taschenlampen leuchten sie den Gähwiler die Mitarbeitenden aktuell in dem Thema «Zukunft des Schienenver- hintersten Winkel aus. puncto proaktiver Kommunikation. Dies kehrs in der Fläche» auseinandersetzen «Eine wichtige Diagnostik», so Martin geschieht im Rahmen des SBB Konzern- wird: nämlich im Rahmen der Totalrevi Schwendimann, Teamleiter der Service- projekts zur Steigerung der Kundenzufrie- sion des Gütertransportgesetzes (siehe anlage und Chef von 29 Mitarbeitenden. denheit. «Der Kunde wird die Verbesse- Artikel Seite 28). «Die allermeisten Reparaturen an Güter- rungen ab Frühjahr 2015 spüren», sagt Gähwiler. Auch vom neu eingeführten Check-up auf Gleis 310 konstruktiven Lösungsmanagement ver- Handfest zugepackt wird in den Service- «Die meisten Reparaturen spricht er sich viel. anlagen von SBB Cargo. An den Stand an Güterwagen betreffen Die Extrameile gehen nicht nur alle orten Muttenz, Chiasso und Dietikon wer- Mitarbeitenden im OP-Team. Mehr Pro- den pro Jahr rund 13 000 Güterwagen Unterbau und Radsätze.» duktivität und Effizienz trotz knapper Fi- durch den Wartungsdienst geschleust, MARTIN SCHWENDIMANN, TEAMLEITER nanzressourcen, so lautet die Direktive in kontrolliert, repariert, gerichtet, ge- allen Abteilungen von SBB Cargo. Das Un- schraubt und geschweisst. Allein in Dieti- ternehmen hat im letzten Geschäftsjahr kon sind es rund 5000. An unserem nächs- wagen betreffen Unterbau sowie Radsät- erstmals seit vier Jahrzehnten aus der Ver- ten Ortstermin erwarten uns ungewohnte ze.» Sie sind im täglichen Verkehr gewalti- lustzone gefunden und auch im ersten Impressionen aus der Froschperspektive. gen Belastungen ausgesetzt. Entsprechend Halbjahr 2014 schwarze Zahlen geschrie- Gleis 310 der viergleisigen Wartungshalle stark sei die Abnützung. Ein einziger über- ben. Diesen positiven Trend will man mit ist mit einer Untergrube versehen. Sie sehener Defekt könnte sich später verhee- Nachdruck bestätigen, dies auch vor dem erlaubt es zwei Cargo-Handwerkern, den rend auswirken. Umso akribischer wird Hintergrund, dass sich der Nationalrat in Güterwagen von unten zu inspizieren. Mit alles notiert, protokolliert und mittels der Metallischer Geruch und Wagenschmiere: Team in der Serviceanlage Dietikon. 12 SBB Cargo 3 | 2014
2 3 1 Wagennummer im zentralen SAP-System INTERNET erfasst. Nach der Eingangskontrolle wird der Schiene im Netz: Drei Online-Bahnliebhaber Wagen vom Rangierteam auf den Repara- turstandplatz bewegt und dann mit einer über ihre Passion. gewaltigen Hebebühne in die Luft gehievt. Sie ist das Kernstück der Anlage. «Keine 1 Thomas Stutz: Modelle bringen es auf satte 6000 PS, rund dreimal so viel wie durchschnitt Gefahr! Solche Manöver gehören zu unse- rer Routine», beruhigt uns ein Werks eisenbahnfotos.ch liche Loks in Holland. Güterzüge mit 50 Waggons sind in der Schweiz daher arbeiter, als wir erschrocken zurückwei- «Die Welt der Bilder hat mich mit dem keine Seltenheit. Auch Rangierbahn chen. Weitere Kollegen kommen dazu, Start ins digitale Zeitalter gepackt. Ich höfe wie jener im Limmattal ziehen mich ausgerüstet mit passendem Werkzeug, fotografiere mit Leidenschaft und in- in den Bann. Einmal parkierte ich den darunter riesige Schraubenschlüssel, wie vestiere viel Freizeit in dieses Hobby. LkW in unmittelbarer Nähe für meine sie ganz sicher in keinem Hobbyraum zu Als SBB-Mitarbeiter im Bereich Infra- Nachtruhe. Statt zu schlafen, beobach- finden sind. Dann sind die Schweisser an struktur ist meine Faszination für die tete ich fast bis zum Morgengrauen der Reihe. Funken sprühen durch die Ge- Bahn quasi hausgemacht. Weil mich die Rangiermanöver – eine logistische auch spannende Naturlandschaften gend, metallischer Geruch vermischt sich Meisterleistung. Aus lauter Spass habe begeistern, verknüpfe ich die beiden mit dem von Wagenschmiere, und man ich begonnen, Schweizer Eisenbahnen Elemente in meinen Bildern. Meine versteht sein eigenes Wort nicht mehr. zu fotografieren und die Bilder auf einer Webseite betreibe ich seit zwölf Jah- Weiter vorne bewegen zwei Rangier- Facebook-Seite mit anderen Fans zu ren. Es macht mir Spass, wenn meine spezialisten mit einer Lok einen Güterwa- teilen. Wir betreiben das Portal mittler- Bilder von Güter- und Personenzügen gen aus der Halle. Heavy Metal trifft > weile zu dritt und haben bereits 1750 auch andere erfreuen. Mit dem Ziel, Follower. Das tolle Echo motiviert mich immer neue Bahnsujets fotografisch in weiterzumachen.» tolle Landschaften einzubetten, gehe ich auf Foto-Tour und bringe meistens Hunderte von Aufnahmen nach Hause. 3 Sandro Hartmeier: Nach sorgfältigem Aussortieren und Bearbeiten bleiben in der Regel ein bis bahnonline.ch zwei Dutzend für die Webseite übrig. In «Ich schätze mich glücklich, mein Hob- den nächsten zwei Jahren wird man by zum Beruf gemacht zu haben. Als mich mit der Kamera sicher auf der selbständiger Kaufmann habe ich mir Gotthard-Bergstrecke antreffen. Dort parallel das Portal aufgebaut, in das ich möchte ich den aktuellen Betrieb do- heute rund 50 Prozent meiner Arbeits- kumentieren, bevor ab 2016 die meis- zeit investiere. Ich publiziere Texte und ten Züge durch den neuen Basistunnel Artikel rund um die Bahn. Oft sind es fahren.» Pressemeldungen, die ich mit eigenen Informationen und Bildern anreichere. 2 Mark Peters: Ein grosser Teil sind Eigenrecherchen. Zurzeit habe ich rund 11 000 Texte facebook.com/ sowie unzählige Fotos auf der Seite. Den durchschnittlich rund 60 000 Be- trainswiss suchern pro Monat möchte ich Fakten «Als gebürtiger Niederländer und LkW- und Hintergrundinfos liefern, die man Fernfahrer bin ich oft in der Schweiz un- in Zeitungen nicht findet. Viele Internet- terwegs. Die Logistikbranche fasziniert User gelangen via Google-Recherche mich. Als kleiner Junge beobachtete ich zu mir und glauben, auf einer offiziellen an meinem Wohnort Winterswijk täglich SBB Seite gelandet zu sein. Tarif- oder den ein- und ausfahrenden Güterzug. In Fahrplananfragen sind daher keine Sel- die Schweizer Eisenbahn habe ich mich tenheit. Dank Werbung und Inseraten Foto: Hans Musterann sofort verliebt. Speziell Güterzüge ha- ist das Portal heute selbsttragend. Das ben hier das bestimmte Etwas. Viele motiviert mich, es weiterzuentwickeln. Bald steht eine komplette Überarbei- Fotos: zVg (3) Loks sind über 50-jährig und leisten dank perfekter Wartung noch immer tung an.» einwandfreie Dienste. Selbst einfachere SBB Cargo 3 | 2014 13
Schwerpunkt auf kunstvolles Ballet, wenn die tonnen- auch dank schnellen und präzisen War- schweren Fahrzeuge mit geschickten Ma- tungsarbeiten. növern gedreht und gewendet und auf die Mehr Leistung mit weniger Mitteln – übrigen drei Gleise in der Halle verteilt das gilt für die Regionale Cargo-Produk werden. Dort stehen Apparatebauer, In- tion (RCP) von SBB Cargo. Sie ist für die dustriemechaniker und Maschinenschlos- Feinverteilung der Güter an die Kunden ser bereit, um weitere Reparaturen auszu- verantwortlich. Unter der Leitung von führen. Ein Dreierteam begibt sich gleich Siegfried Flury hat die RCP vor zwei Jah- vor uns auf einen Güterwagen älteren Bau- ren eine Reorganisation vollzogen. Der jahrs. Die Wände des Gefährts sind massiv Bereich wurde um 200 Stellen und 33 Ran- ausgebuchtet. «Gewaltige Kräfte wirken gierfahrzeuge reduziert, die Qualität ge- bei kurvenreichen Transporten mit schwe- halten und auf die Kundenbedürfnisse rem Stahl oder Bauschutt auf sie ein», er- ausgerichtet. Rund 950 Personen arbeiten klärt Schwendimann. heute in noch 48 RCP-Teams in der gan- Die Männer bessern aus, richten und zen Schweiz. Ihre Selbständigkeit, ihre flicken. Auch der Chef legt Hand an, analy- Kompetenzen und Fähigkeiten wurden siert Prüfprotokolle, schmiert, hämmert sukzessive ausgebaut. «Allein im Jahr 2013 oder bedient die Hebebühne. Kein «Büro- haben unsere Mitarbeitenden über 10 000 gummi» – darauf deuten auch die täto- Aus- und Weiterbildungstage absolviert», wierten Oberarme des gelernten Polyme- erklärt Flury. In der gesamten RCP gebe es heute noch 14 Mitarbeitende, die nur eine Funktion ausübten. «Die restlichen über «Unsere Abläufe werden 900 sind Allrounder und können in mini- immer effizienter.» mal zwei oder mehr Chargen eingesetzt werden, was uns eine hohe Flexibilität im MICHEL TROMBERT, Einsatzmanagement ermöglicht.» STV. TEAMLEITER ST-MAURICE Wir besuchen das RCP-Team St-Mau- rice. Kurz nach 9 Uhr morgens fährt unser chanikers und Betriebstechnikers hin. Zug, aus Visp kommend, bei strahlendem Schwendimann liebt seinen Job. «50 Pro- Sonnenschein im kleinen Unterwalliser zent Führen und Administrieren, 50 Pro- Dorf ein. Hier scheint Cargo-Land zu sein, zent an der operativen Front, das passt.» denn schon das erste Gleis neben dem Die Einführung neuer Mitarbeitender Perron ist prominent mit einer rund 100 übernimmt er in der Regel selbst. Auch Meter langen Güterwagenkomposition dies ein Job, der Ausdauer und Geduld besetzt. Die offenen Wagen sind randvoll erfordert. «Bis hier jemand alle Prozesse mit Schottersteinen beladen. In 150 Meter versteht und selbständig arbeiten kann, Entfernung marschieren zwei orange ge- braucht er mindestens zwei bis drei Mona- kleidete Gestalten mit Helm von den Glei- te», so Schwendimann. sen zu einem kleinen Gebäude. Das RCP-Team hat «Znüni-Pause». Doppelter Espresso in der Pause Wir gesellen uns dazu. Ein junger Mitar- Der Arbeitsdruck ist beträchtlich. Ankom- beiter amüsiert sich über die eingehenden mende Güterwagen müssen so rasch als SMS-Nachrichten. Er ist ganz neu im möglich in den operativen Verkehr zu- Team, das im Zuge der Reorganisation von rück. «Die Flotte von SBB Cargo ist in den 30 auf 23 Mann geschmolzen ist. «Intéres- letzten Jahren sukzessive von einst 15 000 sant et diversifié», beschreibt er seinen auf heute 7250 Güterwagen zusammenge- Rangiererjob. Ein Mechaniker macht sich schmolzen», erklärt Schwendimann. Bei einen doppelten Espresso gegen die auf- Leistung und Produktivität gab es jedoch kommende Müdigkeit. Sein Arbeitstag kaum Einbussen. Die operative Verfügbar- neigt sich schon dem Ende zu. Um 3.30 keit der Wagenflotte und Einsatzzeit pro Uhr lege er täglich los, um Vorbereitungen Wagen ist also markant gestiegen ist. Dies für die Triage des um 4.29 Uhr einfah- > Nichts für «Bürogummis»: das Team in der Serviceanlage Dietikon. 14 SBB Cargo 3 | 2014
Oben: Langjährige Partner- schaft. Das RCP-Team von St-Maurice im Einsatz bei der Steinbruchfirma Famsa in Massongez. Unten: Das Cargo-Team rangiert täglich über 100 Güterwagen und fasst sie zu neuen Formationen zusammen. Foto: Hans Musterann SBB Cargo 3 | 2014 15
Schwerpunkt renden Zugs aus Basel zu treffen. Dasselbe hat Trombert hier schon vor 40 Jahren Mitarbeiterin der Famsa SA. Die Stein- dann für drei weitere voll beladene Züge seine Lehre absolviert. bruchfirma liegt gleich im Nachbardorf aus Lausanne, die täglich in St-Maurice Die Zeiten haben sich geändert. Früher Massongex, nur durch einen Felstunnel eintreffen. Sie führen Bauschutt mit, kamen weniger Züge. Mit handgeschriebe- von St-Maurice getrennt. Famsa ist eine Sand, Geröll oder auch Maisstärke und an- nen Listen wurden sie erfasst. Die Triage langjährige Cargo-Kundin und gleichzei- dere Nahrungsmittel. Das Cargo-Team dauerte viel länger, da die Technik unaus- tig wichtigste Lieferantin von Schotter für nimmt sie in Empfang, rangiert die täglich gereift war. «Auch haben wir früher jeden den Gleisbau der SBB. Jetzt ist auch das über 100 Güterwagen und fasst sie zu neu- einzelnen Güterwagen selbst gewogen», Geheimnis der Schotterfracht gelöst, die en Formationen zusammen, die dann ab so Trombert. Diese Aufgabe haben weit uns hier willkommen geheissen hat. Täg- St-Maurice an regionale Kundschaft fein- gehend die Kunden an den Zielbahnhöfen lich durchlaufen rund 30 Güterwagen die verteilt werden. Rund ein Drittel aller an- Triage in St-Maurice, um bei Famsa entla- kommenden Wagen geht weiter nach den und neu beladen zu werden. Monthey, wo SBB Cargo Grosskunden wie «Die Kooperation Wir besteigen den nächsten Regional- Syngenta oder BASF bedient. Auch Ville- mit St-Maurice läuft zug nach Massongex, um uns das genauer neuve und Martigny (Holcim) gehören zu anzusehen. Starke Männer kümmern sich den wichtigsten Zielbahnhöfen. wie geschmiert.» mit routinierten Bewegungen und Hand- LUIS RICARDO, FAMSA-DIREKTOR griffen um die Schotterladungen. Die Ar- Mit Schotter durch den Tunnel beit ist anstrengend, und es ist deutlich Trotz weniger Personal fahren die neu lauter als auf der anderen Seite des Tun- formierten Züge in St-Maurice stets übernommen. «Auch zu ihrem eigenen nels. Trotzdem herrscht gute Stimmung. pünktlich los. «Unsere Abläufe werden Vorteil, da sie so eine bessere Kontrolle «Die Kooperation mit St-Maurice läuft immer effizienter», sagt Michel Trombert. über ihre Lieferungen haben.» Eines sei wie geschmiert», sagt der Famsa-Direktor Er vertritt heute den abwesenden Team- für ihn in den vier Jahrzehnten immer Luis Ricardo. Wenn Schwierigkeiten auf- leiter Dominique Evéquoz und erledigt im gleich geblieben: «Meine riesige Faszina treten, werden sie partnerschaftlich ge- Nebenraum gerade Administration. Der tion für den Schienengüterverkehr.» löst. «Wir mussten jedenfalls noch nie Tastatur des Computers ist anzusehen, Jetzt klingelt das Telefon. «Salut, ça va eine Kundenreklamation bei Cargo in Ba- dass sie selten mit gewaschenen Händen bien chez vous?», Trombert hat eine ver- sel deponieren.» Auch die Sparmassnah- bedient wird. Als ältestes Teammitglied traute Stimme am Draht. Sie gehört einer men von SBB Cargo hätten sich nicht ne- gativ auf die hochwertige Servicequalität ausgewirkt. «Reculez!», ertönt jetzt eine kräftige Männerstimme. Wir gehen auf Sicher- heitsabstand. Unter Getöse setzt sich der Güterzug mit einer nächsten Schotter ladung in Bewegung und verschwindet im Tunnel. In St-Maurice wird er bereits er- wartet. tiny.cc/dietikon Heavy Metal hautnah – Reportage aus «Intéressant et diversifié»: Die Handgriffe beim RCP-Team in St-Maurice sind eingespielt und sitzen. der Serviceanlage Dietikon. 16 SBB Cargo 3 | 2014
Wer sagt «Wie stellen Sie sich den Güterverkehr im Jahr 2030 vor?» was? Die Antworten führender Persönlichkeiten aus der Trans- Umfrage: Pirmin Schillinger port- und Logistikbranche. Glossar PETER GALLIKER ADRIAN AMSTUTZ CEO GALLIKER TRANSPORT AG, UNTERNEHMER, SVP-NATIONALRAT VORSTANDSMITGLIED ASTAG «Im Mittelpunkt von Güter- UND ZENTRALPRÄSIDENT ASTAG «2030 wird die heute A ANSCHLUSSGLEIS — Private Gleis verkehr und Logistik steht recht einseitig auf die Schie- anlage, die Industriebetriebe, Verteil- immer der Kunde. Dies wird ne aus gerichtete Güterver- zentren, Lager usw. mit dem öffent auch 2030 nicht anders sein. kehrspolitik aufgrund der lichen Eisenbahnnetz verbindet. Anschlussgleise ermöglichen den Umso wichtiger ist es, die milliardenteuren Fehlinves- Transport von Gütern in Güter- unterschiedlichen Bedürfnisse titionen und unbezahlbaren wagen ohne Umlad zwischen Absen- so gut wie möglich zu befrie- Betriebskosten durch das der und Empfänger. digen. «Schneller, flexibler, zahlende Stimmvolk korri- 1343 Anschlussgleise verbinden besser!» Das muss das Motto sein. Der Stras giert sein. Volk und Stände werden dann die die Infrastruktur der SBB. sentransport wird sein Bestes geben – in mög- Politik gezwungen haben, die Investitionen lichst guter Zusammenarbeit mit der Bahn.» nach einem umfassenden «Masterplan Güter- verkehr und Logistik» zu tätigen. So, dass die verschiedenen Transportmittel – Strasse, B FABIO REGAZZI Schiene, Luft und Wasser – die unabdingbare BINNENVERKEHR — Verkehr mit Ver- und Entsorgung unseres Landes effizient Quelle und Ziel innerhalb eines bestimmten Gebietes, etwa UNTERNEHMER, PRÄSIDENT SWISS SHIPPERS‘ COUNCIL, und bezahlbar sicherstellen können.» Züge von der Schweiz. Zu unter- 76 % der im Binnen- CVP-NATIONALRAT C a rg o scheiden vom Ziel-/Quell- SB B ktlich. sind pün verkehr, Import-, Export- verkehr m it «Meine Vision für 2020, n w ir Gemesse uten-Grenze. d und Transitverkehr. -M in EVI ALLEMANN und nicht erst für 2030: e in e r 3 SBB Cargo hat sich vom Konzern verselbständigt SP-NATIONALRÄTIN UND C und durch die Beteiligung PRÄSIDENTIN VERKEHRS-CLUB DER SCHWEIZ (VCS) CITY-LOGISTIK — Konzepte zur Ver- sorgung von Ballungszentren mit privater Unternehmen ge- «Ich hoffe, dass sich der Gü- dem Ziel, den Liefer- und Abholver- stärkt. Als reiner Traktio- terverkehr 2030 weit mehr kehr durch Vernetzung der indivi när ist SBB Cargo erfolgrei- als heute dort abspielt, wo er duellen Lieferketten zu optimieren. cher Partner der Logistikunternehmen, die ökologisch Sinn macht: auf ihre multimodalen Netzwerke gemeinsam der Schiene. Zusätzliche Glei- D mit den Verladern marktorientiert weiterent- se und Trassen bieten dem DISPOSITION — Die mengenmässige wickeln. Die Politik hat die Marktbedingun- Güterverkehr den nötigen Einteilung von Aufträgen unter B erücksichtigung der Liefertermine gen der Güterbahnen endlich an diejenigen Raum, um sich zu entfalten. und der aktuellen Kapazitätslage. der übrigen Logistikbranche angeglichen und Ausserdem fördert der Bund aktiv den Bin- echten Wettbewerb unter den Güterbahnen ermöglicht. Bund und Kantone stellen der nengüterverkehr und eine optimale Zusam- menarbeit von Strasse und Schiene. Im al- E ECM — Entity in Charge of Main Wirtschaft gut erschlossene Standorte und penquerenden Güterverkehr sind mit dem tenance (ECM) wird die für den genügend Netzkapazitäten zur Verfügung. Viermeterkorridor, dem Gotthard-Basistun- U nterhalt von Rollmaterial zuständi- Ein starker Eisenbahnregulator sorgt für nel und der Ablehnung einer zweiten Stra- ge Stelle bezeichnet. Diese Stelle ist für die Erfüllung der gesetzlichen fairen Wettbewerb zwischen Personen- und ssenröhre am Gotthard wichtige Vorausset- Vorgaben beim Unterhalt des Roll Güterverkehr und zwischen Güterbahnen.» zungen für mehr Transporte auf der Schiene materials zuständig. geschaffen worden. Eine Alpentransitbörse, welche den Lastwagenverkehr nach markt- wirtschaftlichen Prinzipien reguliert, steht F FIFO — First in – first out (FIFO) steht europaweit vor der Umsetzung.» > in der Warenlogistik für das Prinzip, dass zuerst gelagerte Bestände nach Fotos: zVg (4) Möglichkeit zuerst verbraucht wer- den sollten. SBB Cargo 3 | 2014 17
Wer sagt was? ff. Glossar G BERNHARD ULRICH METZGER GIEZENDANNER GSM-R — Global System for Mobile Communication – Railway ist das d igitale Funksystem zur Übertragung von Sprache und Daten für Eisen- LEITER DIREKTION LOGISTIK TRANSPORT TRANSPORTUNTERNEHMER UND SVP-NATIONALRAT bahnanwendungen. Es ist eine Vor- MIGROS-GENOSSENSCHAFTS-BUND aussetzung zur Erfüllung der von «Die Lösung im Güterver- der EU geforderten Interoperabilität. «Der Güterverkehr und ge kehr heisst: «Wesensge- nerell die Logistik in der recht». Die Politik muss Schweiz werden bis 2030 ent- sich aus dem komplexen H scheidend an Bedeutung ge- winnen und substanziell über Thema Güterverkehr her- aushalten. Dann besteht die d v den Erfolg eines Unterneh- Hoffnung, dass das wach- C mens entscheiden. Der Schie- sende Gütervolumen im nengüterverkehr wird nicht Jahre 2030 gemeinsam auf Strasse und Schie- G N FR mehr primär im Nachtsprung erfolgen, son- ne bewältigt werden kann. Die Strasse in der dern auch tagsüber. Hingegen wird der Stras Fläche, die Schiene für die grossen Mengen HAFTREIBUNG — Zwischen zwei be- sengüterverkehr tagsüber weniger sichtbar und für lange Distanzen. Stärken der Ver- teiligten Reibpartnern gibt es keine sein, da er, um den ungehinderten Personen- kehrsträger nutzen und aus Fehlern lernen. Relativgeschwindigkeit. Das Rad rollt über die Schiene und überträgt am verkehr zu ermöglichen, vermehrt in die Der Markt bestimmt den Verkehrsträger, und Kontaktpunkt Bremskräfte vom Fahr- Nacht verbannt wird. Die Feinverteilung in das ist die Chance für Strasse und Schiene. zeug auf das Gleis bis maximal zur urbanen Gebieten grösserer Städte wie Zü- Gemeinsam geht’s besser.» Haftreibungskraft. Beim Rad-Schie- ne-System kann die Haftreibungs- rich, Bern und Genf wird mit neuen Trans- kraft unter besten Bedingungen etwa portkonzepten erfolgen, die unternehmens- 25 Prozent der Achslast und bei den meisten Umweltbedingungen rund 15 Prozent der Achslast betragen. übergeordnet gesteuert werden.» JOSEF JÄGER DIREKTOR UND VR-PRÄSIDENT CAMION TRANSPORT AG I THOMAS «Ich bin felsenfest überzeugt, dass die Bahn auch im Güter- SCHWARZENBACH INTEROPERABILITÄT — So bezeichnet man die Fähigkeit zur Zusammen verkehr wirtschaftlich arbei- arbeit verschiedener Systeme, Tech ten kann. Der Zeitgeist wird niken oder Organisationen. Die Ein- DIREKTOR SPEDLOGSWISS dem Schienengüterverkehr haltung gemeinsamer Standards sichert im europäischen Eisenbahn- «Die Tendenz zur Verdrän- neue Impulse geben. Viel- system den sicheren und durch gung des stationären Han- leicht gelingt es sogar, die gehenden Zugsverkehr. dels zugunsten des Online- Kombination Schiene und Handels führt zu einer Strasse richtig »sexy» zu portieren. Wenn J erhöhten Belastung der Verkehrsnetze. Der planba- man den Schienengüterverkehr fördern will, bedingt das allerdings auch eine Verbesse- JUST-IN-TIME — Logistikkonzept, bei dem die Lagerhaltung von Roh- re Güterverkehr wird beim rung der Strasseninfrastruktur. Diesbezüg- stoffen und Zwischenprodukten am Produktionsort auf ein absolutes Privatkonsum und in der lich zähle ich auf die Erkenntnisse der Politi- Minimum reduziert wird. Entschei- Wirtschaft zunehmend zum Erfolgsfaktor. ker und entsprechendes Handeln. Nur die dend sind hier die Pünktlichkeit und Die Verkehrsträger können nicht mehr geson- Kombination der beiden Verkehrsträger ist die Flexibilität der Transporte. dert betrachtet werden: Ein vernünftiger und marktfähig!» K kosteneffizienter Gütertransport – gerade im grenzüberschreitenden Verkehr – ist nur noch KABOTAGE — Die Beförderung von Personen oder Gütern innerhalb e ines Landes durch ein Fahrzeug aus unter Einbezug aller vorhandenen Verkehrs- träger abzuwickeln. Das frühere Gezerre zwi- LEO EBNETER schen den Verkehrsträgern wird deshalb bis LOGISTIKCHEF COOP einem anderen Land. «Grosse Kabo- tage» nennt man den Verkehr zwi- 2030 einer Auseinandersetzung zwischen Gü- «Der Verkehr wird immer schen zwei Ländern durch ein Fahr- zeug aus einem Drittland. Kabotage ter- und Personenverkehr gewichen sein. Auf dichter, das zwingt uns ist nur in wenigen Fällen erlaubt. der Schiene wird die Benachteiligung des Gü- zum Umdenken. Für die terverkehrs durch neue Konzepte beim Tras- Zukunft sind visionäre L senpreis reduziert worden sein und auch die frühere klare Prioritätenregelung zugunsten Konzepte gefragt. Wir wol- len jedes Transportmittel, LSVA — Die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) ist des Personenverkehrs ist neu definiert und die Strasse, die Schiene und die flächendeckende, distanz-, ausgewogen. Der Güterverkehr in der Schweiz den kombinierten Verkehr, g ewichts- und emissionsabhängige Strassenbenutzungsgebühr für wird nicht möglichst schnell sein, sondern nach seinen Stärken nutzen. Für Coop ist den Güterschwerverkehr. Sie umfasst möglichst planbar.» «Cargo sous terrain», also die Strasse entlas- die Strassenkosten (Bau, Betrieb, ten und einen Teil des Güterverkehrs in den Unterhalt) und einen quantifizier Untergrund verlegen, ein richtungsweisendes 18 SBB Cargo 3 | 2014
Projekt. Diese Vision zur Entlastung des Stra- baren Teil der externen Kosten (Un- fälle, Lärm, Luftverschmutzung) und U ssenverkehrs wird 2030 realisiert und erste wird teilweise zur Finanzierung der UNBEGLEITETER KOMBINIERTER Schieneninfrastruktur verwendet. VERKEHR — Beförderung eines von Ballungszentren wie Zürich werden damit er- seinem Fahrer nicht begleiteten schlossen sein.» M M otorfahrzeugs mit einem anderen Verkehrsträger (z. B. Fähre oder Bahn) oder Beförderung von Con MODALSPLIT — Aufteilung des Ver- tainern und Wechselbehältern NILS PLANZER kehrsaufkommens auf die einzelnen Verkehrsträger; Kenngrösse über mit m ehreren Verkehrsträgern (z. B. die Anteile jedes Verkehrsträgers am Strasse-Schiene oder Rheinschiff- CEO PLANZER TRANSPORT AG Gesamtverkehr bzw. einem bestimm- Schiene). ten Verkehrssegment (z. B. Güter «Planzer wünscht sich für die Zukunft des schweizerischen verkehr). Anteil der Schiene V Güterverkehrs eine privat- an der Gesamtgüter VALUE ADDED SERVICES — Zusätzlich leistung der Schweiz angebotene Leistungen, die den wirtschaftlich orientierte SBB 36.1 % Wert oder Nutzen der Basisdienste Cargo, welche sich dank erhöhen; bei SBB Cargo z. B. Lo- wettbewerbsfähiger Dienstleis- N gistikl eistungen, Rangieren kunden- eigener Güterwagen, Flotten tungen und ohne Subventio- management, Verzollungen usw. nen auf der Schiene im Güterverkehrsmarkt NACHTFAHRVERBOT — Motorfahr W zeuge für den Gütertransport mit behaupten kann und so einen starken und zu- e inem Gesamtgewicht von mehr als verlässigen Partner für uns darstellt. Weiter 3,5 Tonnen dürfen auf den Schweizer WAGENLADUNGSVERKEHR — Trans- wünschen wir uns gleiche Rahmenbedingun- Strassen nachts zwischen 22 Uhr port von Gütern in einzelnen Eisen- und 5 Uhr nicht verkehren. Das Sonn- gen für sämtliche Verkehrsträger, konkret tagsfahrverbot gilt an Sonn- und bahnwaggons. Die Wagen werden eine Anpassung hin zu jenen der Strasse. Nur F eiertagen. bei Bedarf einzeln rangiert. Konkur renzfähig ist der Wagenladungs so können letztendlich unsere Kunden und O verkehr vor allem dort, wo Empfänger damit die Schweizer Bevölkerung von einem und Absender mit einem Anschluss- optimalen Angebot profitieren.» OPERATEUR — Operateure entwickeln, gleis direkt bedient werden können. Z organisieren und vermarkten die Transportkette im Kombinierten Ver- kehr (KV). Sie bestellen die Waggons FORTUNAT SCHMID bei den Bahnen, kümmern sich um die Waggons, überwachen die Trans- porte und koordinieren die Bereit ZKE — Die Zugkontrolleinrichtung (ZKE) ist eine meist ortsfeste Mess- einrichtung am Geleise, die den LEITER DIENSTE UND REGIONEN stellung der Ladeeinheiten für den Zug bei der Vorbeifahrt mit Strecken FENACO-GENOSSENSCHAFT Kunden in enger Zusammenarbeit geschwindigkeit auf verschiedene «Der inländische Bahn mit den Terminalbetreibern. s icherheitsrelevante Merkmale prüft. Im Netz der SBB gibt es über güterverkehr in der Fläche, P 100 ZKEs an strategisch wichtigen insbesondere der Wagen Punkten. ladungsverkehr (WLV) wird PUFFERKÜSSER — Scherzhafte Be- sich 2030 auf wenige, dafür zeichnung für Personen, die sich in mehr frequentierte Bahn- ihrer Freizeit intensiv mit dem Thema Eisenbahn beschäftigen. strecken konzentrieren. Durch eine enorme Zunahme der Staustunden auf den Nationalstrassen wird R auch der kombinierte Verkehr deutlich an Be- ROLA — Die Rollende Landstrasse (RoLa) ist ein Zug, bei dem komplette deutung gewinnen. Diese Entwicklung wird Lastwagen bzw. Sattelzüge per Bahn aber nur eintreten, wenn die nötigen Tras- befördert werden. senkapazitäten und -prioritäten auf diesen Hauptachsen für den inländischen Güterver- kehr vorhanden sind und die Frachtkosten S SPEDITION — Ein Dienstleistungsun- von Tür zu Tür gegenüber dem direkten ternehmen im Güterverkehr, das die Stras sentransport konkurrenzfähig bleiben. Versendung von Waren besorgt. Der Spediteur ist dabei Anbieter der Private Investitionen in Verladelogistik und Transportleistungen per Eisenbahn, Anschlussgeleise müssen über eine langfristi- Lkw, Flugzeug, See- oder Binnen- ge Sicherheit verfügen.» schiff. T TRASSE — Zeitlich und örtlich defi- nierter Fahrweg für einen Zug (ent- spricht einem «Slot» im Flugverkehr). Dieser Beitrag enthält Informationen aus Foto: zVg (7) Die Zahl der möglichen Trassen dem Glossar des Bundesamts für d efiniert die Aussage zur Kapazität Verkehr (BAV). Dieses finden Sie unter einer bestimmten Strecke. www.bav.admin.ch/glossar SBB Cargo 3 | 2014 19
CEO-Talk «Wir müssen die Nacht zum Tag machen» Mehr als 60 Züge fährt SBB Cargo täglich für die Schweizerische Post. Dieter Bambauer, Leiter PostLogistics, und Nicolas Perrin, CEO von SBB Cargo, im Gespräch über Verspätungen, intelligente Güterwagen und die Invasion der Drohnen. Interview: Roy Spring Fotografie: Jorma Müller Herr Bambauer, sowohl die Post als nikationssystem der Schweiz. Natürlich gistik, dass es auf den ersten Blick auch SBB Cargo sind seit vielen Jahr stehen heute hochkomplexe Logistiksys manchmal ineffizient aussieht. Wenn zehnten auf der Schiene unterwegs. Von teme mit eigenen Zügen dahinter, aber am man sich aber etwas von der Einzelsen- A nach B, jeden Tag. Warum sind Sie Grundsatz hat sich nichts geändert. dung distanziert, erkennt man in der trotzdem fasziniert von der Güterbahn? BAMBAUER: Die Post und die SBB verbin- Bündelung riesiger Mengen die überge- BAMBAUER: Die unterschiedlichsten Pro- det auch, dass beide seit jeher dem Bund ordnete strategische Bedeutung. Diese ist dukte unter jeglichen Bedingungen zur gehören und beide auch Grundversorger der Garant für grösstmögliche Effizienz. Zufriedenheit der Kunden ans Ziel zu sind. Das ermöglicht eine klare strategi- bringen, ist schlicht eine packende Auf sche Ausrichtung auf die Bedürfnisse des Ist der gelbe Riese auf der Schiene zu gabe. Man ist nicht nur Erfüllungsgehilfe, wenig präsent? sondern Treiber in einem globalen Markt. PERRIN: Nein. Die Post setzt die Bahn ge- Und dabei steht immer der Mensch im «Die Post hat von Anfang zielt dort ein, wo sie ihre Stärken hat. Das Zentrum. Faszinierende an moderner Transportlo- an die Möglichkeiten gistik ist, dass man heute verkehrsträger- Herr Perrin, kommt Ihnen bei Post der Bahn ausgeschöpft.» übergreifende Konzepte entwickelt. Bei logistik zuerst die Gotthardpost oder die uns geht es vor allem um Strasse-Schie- NICOLAS PERRIN Spanisch-Brötli-Bahn in den Sinn? ne. In Basel möchten wir in Zukunft auch PERRIN: Die Gotthardpost! Sie ist ein die Verknüpfung mit dem Schiff verbes- Mythos für die Schweiz, wie es später Landes. Für mich ist das eine ideale sern. Die kombinierte Mobilität weist in auch die Gotthardbahn war – und wie es Grundlage für eine nutzbringende Zu- die Zukunft und macht Logistik noch ab 2016 sicher auch der Gotthard-Basis- sammenarbeit im Interesse des Marktes spannender. tunnel sein wird. und der Bevölkerung. Offenbar fanden Sie das Thema schon Die Bahn und die Post haben historische Aber es ist doch alles andere als früher spannend. Sonst hätten Sie Gemeinsamkeiten. Welche sind heute nutzbringend, dass ein Paket zunächst sich nicht für eine Karriere in der Logistik noch von Bedeutung? in Zürich landet, wenn der Kunde entschieden. PERRIN: Die Post hat von Anfang an die es von St. Moritz nach Samedan schickt. BAMBAUER: Als ich noch studierte, hiess Möglichkeiten der Bahn ausgeschöpft. Warum diese Zentralisierung? es Industriebetriebslehre – das nennt sich Früher gab es kaum Personenzüge, die BAMBAUER: Nein, es landet nicht in Zü- heute vermutlich Logistikmanagement. nicht auch Post beförderten. So wurde das rich, sondern in Frauenfeld! (Lacht.) Es Ich habe dieses Fach damals gewählt, Eisenbahnnetz zum eigentlichen Kommu- ist gerade das Phänomen effizienter Lo- obwohl es nur wenige interessierte. Alle 20 SBB Cargo 3 | 2014
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