Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED

 
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Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
SCHULFERNSEHEN RELOADED
SCHULHUND HONEY KENNT KEIN VORURTEIL
NEUE SERIE  : EIN JAHR UNTERWEGS MIT … FLÜCHTLINGEN

                                                      Nr. 5  /  16
                                                      Basler

Schulblatt
Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   EDit

       INHALT

                                            SCHWERPUNKT
                                        4   SCHULFERNSEHEN RELOADED
                                        5   WIE DIE SCHULE INS FERNSEHEN KAM …
                                        6   DIDAKTISCH AUFBEREITET UND MULTIMEDIAL
                                        8   JEDERZEIT, À LA CARTE, KOSTENLOS
                                       10   KREATIVER UMGANG MIT DIGITALEN MEDIEN

                                                               EDIT
                                                           3   Guten Tag
                                                           3   Gestalterin Bildstrecke
                                                          18   Schulevaluationen  : «  Es geht nicht darum, gute Tipps zu geben  »
                                                          20   Schulhund Honey kennt kein Vorurteil
                                                          22   Under Construction (  VII  )
                                                          23   Nicht perfekt, na und  ?
                                                          24   Statt vieler Töpfe nur noch ein Topf
                                                          26   Ein Jahr unterwegs mit … Flüchtlingen
                                                          28   Recht schulisch
                                                          29   Wer unterrichtet hier  ? Kinder raten
                                                          30   10 Fragen an … Monica Gschwind
                                                          31   Wer unterrichtet hier  ? Die Auflösung  !
                                                          32   Schulklassen graben in der eigenen Vergangenheit

                                                               KANTONALE
                                                               SCHULKONFERENZ
                                                          34   Rückschau von Gaudenz Löhnert auf ein Jahr KSBS

                                                               FREIWILLIGE
                                                               SCHULSYNODE
                                                          36   Grusswort und Mitteilungen
                                                          38   FSS-Mitglieder in den Grossen Rat
                                                          42   Bericht aus dem Grossen Rat

                                                               PZ.BS
                                                          46   Neues aus der Bibliothek
                                                          48   Auf eduBS gezielt nach Schulvorstellungen suchen
                                                          49   ILIAS – Mehr als eine Dokumentenablage

                                                          50   Leserbriefe
                                                          51   Impressum

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Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   EDit

 GUTEN TAG

«    RAHMENBEDINGUNGEN                                                           Schon wieder hat ein neues Schuljahr begonnen  : Das bietet mir die Gelegenheit,
  SIND ZENTRAL, ABER …  »                                                        Ihnen mit ganz vielen Themen hier «  Guten Tag  » zu sagen. Ich könnte über neue
                                                                                 Schülerinnen und Schüler sprechen, zu Übergängen, Lehrplan, Schullaufbahn-
                                                                                 verordnung, Integration … aber das tun wir so oft. Viel lieber möchte ich über
                                                                                 Sie sprechen, oder besser  : mit Ihnen  !
                                                                                 		 Ich bin überzeugt davon, dass die Schule mit all ihren Facetten bei uns in Basel
                                                                                 eine gute, sogar eine sehr gute Schule ist. Es wird bestimmt auf fast allen Ebenen
                                                                                 hochprofessionell gearbeitet, es sind bestimmt fast alle mit grossem Engagement
                                                                                 dabei, und von unserer Arbeit können bestimmt fast alle unserer Schülerinnen
                                                                                 und Schüler profitieren.
                                                                                 		 Und was machen wir mit all diesen «  fast  »  ? Selbstverständlich sind gute Rah-
                                                                                 menbedingungen zentral, und wir geben uns, manchmal mit unterschiedlichem
                                                                                 Erfolg, auch Mühe, diese zu bieten. Entscheidend aber ist, wie Sie das tägliche
                                                                                 Zusammensein mit den Schülerinnen und Schülern gestalten, wie Sie Ihren Un-
                                                                                 terricht aufbauen, wie Sie Ihre Schülerinnen und Schüler ernst nehmen und un-
                                                                                 terstützen, wie Sie es schaffen, ein so gutes Beziehungsumfeld herzustellen, dass
                                                                                 Lernen und Arbeiten erfolgreich ist und auch Spass machen darf  !
                                                                                 		 Ich wünsche Ihnen im neuen Schuljahr viele unvergessliche menschliche Be-
                                                                                 gegnungen, viele Gelegenheiten zum Arbeiten in einer fröhlichen Umgebung.
                                                                                 Lehrplan, Lehrmittel, Checks, Prüfungen, Noten brauchen wir, aber im Zent-
                                                                                 rum stehen Sie … machen Sie’s gut und freuen Sie sich darüber  !
 SCHULFERNSEHEN RELOADED
 SCHULHUND HONEY KENNT KEIN VORURTEIL
 NEUE SERIE : EIN JAHR UNTERWEGS MIT … FLÜCHTLINGEN

                                                                                 Dieter Baur, Leiter Volksschulen
                                                      Nr. 5 / 16
                                                      Basler

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                                                                   KORRIGIEREN

Einfach darauf loskritzeln und dann korri-                                       etwas ausradiert und so hat jedes Korrigieren
gieren. Chesa Cuans Bildstrecke zum Thema                                        eine Spur hinterlassen.
Korrigieren ist ziemlich simpel, hat der Schü-                                   Sollen die Wörter und Texte bewusst an die
 lerin aber grossen Spass bereitet.                                              Schule erinnern  ? Ja, das war Absicht. Ich woll-
                                                                                 te auf diesem Weg den Bezug zur Schule her-
Wie korrigierst du denn im Alltag  ? Ich nehme es                                stellen. Als Basis habe ich am Anfang Texte aus
nicht so genau und bin eher der chaotische Typ.                                  dem Internet genommen, die typisch für die
Meistens streiche ich das Wort oder den Satz                                     Schule sind. Zu einem späteren Zeitpunkt habe Chesa Cuan (  17  ),
einfach durch und schreibe darüber oder da-                                      ich nur noch Wörter geschrieben, die mit der VorKurs SfG Basel
neben das Richtige hin. Auch meine Bildstrecke                                   Schule zu tun haben, und so ist eine bunte Mi-
ist nicht sauber korrigiert, sondern absichtlich                                 schung entstanden. Dass ich noch immer ver-
ein solches Flickwerk.                                                           bunden schreibe, war ein Vorteil, da ich auf die-
Wie sind deine Bilder entstanden  ? Eigentlich ha-                               sem Weg noch ein zusätzliches Schulmerkmal
be ich keine Skizzen oder so gemacht. Ich ha-                                    einbinden konnte.
be einfach drauflosgeschrieben und dann mit
verschiedenen Stiften wie Bleistiften, Markern                                   Interview  : Julia Hebeisen, Praktikantin
oder Kohle gearbeitet und Schicht für Schicht                                    Abteilung Kommunikation ED
 aufgetragen. Manchmal habe ich auch wieder
                                                                                                                                                                               3
Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   Schwerpunkt

       SCHUL-
       FERNSEHEN
       RELOADED

       Wer unter den älteren Semestern erinnert sich noch an TV-Legende Heiner Gautschy,
       ans Basteln mit Gerda Conzetti oder die schulmeisterlichen Fernsehsendungen mit
       Hans A. Traber  ? Von den ersten, umstrittenen Sendungen in den 1960er-Jahren über
       VHS-Kassetten und DVDs bis zum multimedialen Wissensprogramm  : Das Schweizer
       Schulfernsehen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten radikal verändert. Geblieben
       ist der gesetzliche Bildungsauftrag. Die technologische Entwicklung, insbesondere das
       Internet, hat die Welt, das Fernsehen, den Unterricht revolutioniert. Die neuen Medi-
       en bereichern zwar den ­Unterricht, man kann sich aber auch verirren im Dschungel der
       (  Pseudo-  ) Informationen. Das Schweizer Schulfernsehen heisst heute «  SRF mySchool  »,
        hat sich vom schwarz-weissen Frontalunterricht zur multimedialen Wissensplattform
       ­entwickelt und ist für Lehrpersonen – auch weniger technikbegeisterte – eine wahre
        Goldgrube. Reinschauen lohnt sich.

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Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
Basler Schulblatt Nr. 5  /2016   Schwerpunkt

WIE DIE SCHULE
INS FERNSEHEN KAM …
BILDUNG IM FERNSEHEN BOOMT. NEBEN VIELEN WISSENSSENDUNGEN
BEHAUPTET SICH DAS SCHWEIZER SCHULFERNSEHEN – SEIT ÜBER 50 JAHREN  !

Von Yvonne Reck Schöni

Schulfernsehen  ? Gibt’s das überhaupt noch  ? Yes  ! Aber es heisst     Schulfernsehen. Die Einschaltquote war nicht das Problem. Aber
heute «  mySchool  » und hat nicht mehr viel mit dem Schulfernse- Wissensvermittlung erfuhr eine grundlegende Wende. Mode-
hen zu tun, das die Älteren unter uns als Kinder erleben durften.        riertes Dozieren war nicht länger gefragt, Features und Doku-
Und ein Erlebnis war das  ! Nicht dass wir uns noch im Entfern-          mentationen waren die neuen Mittel, sie steigerten den Unter-
testen an irgendeinen Sendungsinhalt erinnern könnten. Aber              haltungswert rapid. Die grösste Veränderung im Schulfernsehen
allein wie der Lehrer auf einem grossen Rollwagen den riesigen           aber brachte der technische Fortschritt.
Fernsehkasten ins Zimmer schob, die Vorhänge zuzog und, be-
vor er den Knopf drückte, die aufgeregte Schülerschar mahn- AUFNEHMEN UND ABSPIELEN
te, jetzt aber ganz gut aufzupassen – allein dieses Spektakel war        Die Einführung von Videokassetten war ein Meilenstein. Erst
stets grosses Kino. Es war die Zeit vor den Beamern. Und damals          damit konnte man Schulfernsehen im Unterricht sinnvoll an-
musste eine Sendung dann geschaut werden, wenn sie lief. Es gab          wenden, zurückspulen, unterbrechen oder auszugsweise wieder-
keine Aufnahmetechnologien oder gar zeitversetztes Fernsehen.            holen. Mitte der 1990er-Jahre löste die DVD das VHS-System ab,
                                                                         und heute braucht man die gewünschte Sendung gar nicht mehr
ANFÄNGLICHE WIDERSTÄNDE                                                  aufzunehmen, man kann sie per Internet streamen. Mit der Etab-
Klar, dass Schulfernsehen kein Schrott war. Sondern pädago-              lierung der Computer an den Schulen wurden Unterrichtsmittel
gisch wertvoll. Kritische Stimmen, besonders aus Lehrerkrei-             multimedial, und auch das Schulfernsehen erweiterte sein Ange-
sen, gab es in den Anfängen trotzdem, und die Fernsehmacher              bot massiv. Die Internetplattform von «  SRF mySchool  » ist eine
mussten viel Überzeugungsarbeit leisten. «  Jeder Pionier wird           Fundgrube für Lehrpersonen sämtlicher Stufen (  siehe Seite 6  ).
anfangs Widerständen begegnen, die sein Werk vorübergehend               Dass sich im Lauf der Jahrzehnte auch die Themenvielfalt enorm
hemmen, aber auf die Dauer nicht verhindern können.  » Die Re- vergrössert hat, versteht sich. Neben traditionellen Inhalten wie
de ist hier weder von Passepartout noch vom Lehrplan 21. Das Zi- Geschichte oder Naturkunde finden sich heute Beiträge zu Sex-
tat des damaligen Generaldirektors der Programmkommission                ting, YouTube oder der EU.
des Schweizer Fernseh-Versuchsbetriebs bezog sich auf die Idee
eines Schulfernsehens und stammt aus dem Jahr 1955*. Es sollte * Mehr zur Geschichte des Schulfernsehens im Webspecial von
noch etwas dauern, bis das Schweizer Fernsehen 1964, nach zwei           «  mySchool  », www.srf.ch  /  myschool   > über «  mySchool  »
erfolgreichen Versuchssendungen, die erste offizielle Schulfern- > 50 Jahre Schulfernsehen
sehsendung in Schweizer Schulstuben senden durfte. Schwarz-
weiss natürlich. Es war ein Beitrag über «  Unser Parlament  » (  Bild
rechts unten  ), dauerte 28 Minuten und hatte, aus heutiger Sicht,
den Unterhaltungswert einer Endlosschlaufe.

FEATURES UND DOKUS
Gefilmter Unterricht, ergänzt mit gestellten Szenen und lang-
fädigen Erörterungen – so etwa kamen die ersten Schulfern-
sehsendungen daher. Dem noch nicht so verwöhnten Medien-
konsumenten gefiel’s. Spätestens in den 1980er-Jahren ging es
dem Lehrer auf dem Bildschirm an den Kragen. Nicht aber dem

                                                                                                                                                          5
Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   Schwerpunkt

       DIDAKTISCH AUFBEREITET
       UND MULTIMEDIAL
       DAS GUTE ALTE SCHULFERNSEHEN HAT SICH ZUR MULTIMEDIALEN
       PLATTFORM «  MYSCHOOL  » ENTWICKELT

       Von Yvonne Reck Schöni

       Technische Möglichkeiten und didaktische Ansprüche haben             		 Manche Beiträge von «  mySchool  » beinhalten auch Aus-
       sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant verändert. Auf            schnitte aus anderen Sendeformaten wie «  Netz Natur  » oder
       der Plattform von «  mySchool  », wie das Schulfernsehen der         «  Einstein  », eingebettet in zusätzliche Hintergrundinformatio-
       SRG heute heisst, finden Lehrpersonen eine Fülle von Film-           nen und schülergerechte Erklärungen. Auch Radiobeiträge kön-
       beiträgen samt didaktischem Material und Hintergrundinfor-           nen Bestandteil eines «  mySchool  »-Beitrags sein. Eine sinnvolle
       mationen. Die Themenpalette ist beeindruckend.                       Synergie, denn für eine einmalige Ausstrahlung sind viele Fach-
                                                                            beiträge viel zu schade.
       Eines vorweg  : Es gibt tatsächlich Leute, die setzen sich wochen-
       tags um punkt 9 Uhr vor den TV-Bildschirm und sehen sich             GROSSE THEMENPALETTE
       eine Stunde lang Schulfernsehen an. Menschen, die vormittags         Die Sendungen werden auf SRF 1 von Montag bis Freitag jeweils
       zuhause sind. Darunter vermutlich viele pensionierte Lehrper-        zwischen 9 und 10 Uhr ausgestrahlt, ausser in den Sommerferien.
       sonen. Die dann gesendeten Erstausstrahlungen werden aber in         Aber die gezeigten Filmbeiträge lassen sich nach der Ausstrah-
       der Folge von sehr viel mehr Leuten verfolgt, denn das Haupt-        lung im Fernsehen auf der Webseite abspielen, bei den einge-
       publikum konsumiert zeitversetzt oder streamt die Beiträge von       kauften zumindest so lang, wie die Rechte bestehen. Die Videos
       der Webseite auf den Beamer im Klassenzimmer (  mehr dazu            lassen sich mit Hilfe der Funktion «  Suche von A bis Z  » auffin-
       im Beitrag auf Seite 8  ). Ob das Hauptpublikum von «  SRF my-       den. Fächer- und Stufenfilter erleichtern die Suche. Das Angebot
       School  » überhaupt Lehrpersonen und ihre Schülerinnen und           bedient die ganze Themenpalette des Lehrplans 21 und umfasst
       Schüler sind, will SRF (  Schweizer Radio und Fernsehen  ) dem-      Sendungen für die Primar-, Sek-I- und Sek-II-Stufe. Besonders
       nächst evaluieren. In der Region Zürich und Ostschweiz scheint       viele Filme gibt es zu den Fachbereichen Natur, Technik, Ge-
       das Angebot eher bekannt zu sein. Eine kleine – natürlich nicht      schichte und Kultur, aber auch Wirtschaftsthemen oder Beiträ-
       repräsentative – Umfrage des Schulblatts im Basler Lehrerkreis       ge zu aktuellen Ereignissen sind gut vertreten. Viele Sendungen
       lässt hingegen vermuten, dass Schulfernsehen bei uns wenig ge-       tangieren mehrere Schulfächer. Eher abstrakte Fächer wie Ma-
       nutzt wird.                                                          thematik eignen sich hingegen nur beschränkt fürs Fernsehen.
       		 Das ist erstaunlich. Oder auch nicht. Einerseits finden man-
       che, die neuen technikbasierten Lehrmittel böten schon genug         VIELE HINTERGRUNDINFORMATIONEN
       Filmsequenzen. Andererseits finden Lehrpersonen, die «  my- Die Rubrik Fokus auf der Webseite bündelt grosse übergreifende
       School  » nutzen, auf der Webseite eine Fülle an hervorragen- Themen wie Islam oder Zweiten Weltkrieg, zu denen sich dort
       den Videos samt Zusammenfassungen und zusätzlichem Unter-            jeweils mehrere Beiträge finden. Zu ausgewählten Themen und
       richtsmaterial bis hin zu Vorschlägen für ganze Lektionen. «  SRF    Reihen gibt es zudem interaktive iBooks zum Download, mit di-
       mySchool  » ist heute ein multimediales Wissensprogramm und          daktischen Hinweisen und Online-Übungen. So kann man auf
       hat nichts mehr mit dem verstaubten Image des Schulfernsehens        den Spuren der grossen Entdecker mit Kolumbus in See stechen
       zu tun.                                                              und das Gelernte überprüfen. Mit «  Schweizer Geschichte – en
                                                                            français  » können Schülerinnen und Schüler Geschichte repetie-
       SCHWEIZER EIGENPRODUKTIONEN                                          ren und gleichzeitig das Französischvokabular erweitern, elekt-
       Das Besondere am Schweizer Angebot  : Neben eingekauften Sen-        ronische Lernkärtchen inklusive.
       dungen realisiert SRF viele Eigenproduktionen, die zum Teil spe- 		 In der Rubrik Lehrerzimmer finden sich spezielle Fachbeiträ-
       ziell auf Schweizer Verhältnisse zugeschnitten sind. Dazu gehö-      ge für Lehrpersonen, Eltern und Schulbehörden. Dort geht es um
       ren zum Beispiel die vielbeachteten Berufsporträts oder auch         schulische und bildungspolitische Themen wie die Reformflut
       kurze Erklärungen aktueller Abstimmungsvorlagen. Und dazu            oder Tablets im Unterricht. Zu ganz grossen Schulthemen wie
       gehört auch das neue Multimedia-Projekt «  4 Sprachen zum Des- Lehrplan 21 oder der Sprachendebatte finden Interessierte gan-
       sert  ». Dieses Webgame will Primarschülerinnen und -schülern        ze Dossiers mit Beiträgen aus verschiedenen Sendegefässen zum
       Appetit machen auf die vier Landessprachen und regt sie an, die      Thema. Einfach mal stöbern.
       Sprachregionen in der Schweiz spielerisch zu erkunden. Anhand
       von vier Kochvideos gehen die Kinder auf eine geografische und       www.srf.ch  /  myschool
       kulturelle Entdeckungsreise.
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Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
Basler Schulblatt Nr. 5  /2016   Schwerpunkt

                                                                 MEHR SCHULFERNSEHEN
                                                                 yrs. Mediengestützter Unterricht kann Lehr-
                                                                 personen bei der Vorbereitung und
                                                                 Durchführung des Unterrichts entlasten.
                                                                 Schulfernsehen gibt es auch auf deutschen
                                                                 Sendern. «  Planet Schule  » heisst das Angebot
                                                                 des Südwestrundfunks (  SWR  ) und des West-
                                                                 deutschen Rundfunks (  WDR  ), ebenfalls
                                                                 ergänzt mit Begleitmaterial wie Unterrichts-
                                                                 konzepten, Arbeitsblättern und Hintergrund-
                                                                 informationen.
                                                                 www.planet-schule.de
Schulfernsehen in den 60er-Jahren bedeutete  :                   Auch der Bayerische Rundfunk produziert ein
gefilmter Unterricht und gestellte Szenen                        eigenes Schulfernsehen als Multimedia-
(  unten ein ­Bericht zum Berufsbild «  Polizeigehilfin  »  ).   Angebot.
                                                                 www.br.de  /  fernsehen  /  ard-alpha
                                                                 Das Bildungsangebot des Hessischen Rund-
                                                                 funks heisst «  w issen²  » und bietet ebenfalls
                                                                 viele nützliche Angebote für die Schule.
                                                                 www.wissen.hr.de

                                                                                                                              7
Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   Schwerpunkt

       JEDERZEIT, À LA CARTE,
       KOSTENLOS
       PER MAUSKLICK ZUR SENDUNG  : MIT DER ONLINEPLATTFORM
       «  MYSCHOOL  » ERFÜLLT DIE SRG IHREN GESETZLICHEN BILDUNGSAUFTRAG

       Von Peter Wittwer

       Die Lehrperson werden digitale Angebote nie ersetzen. Aber             Teil des Zielpublikums nutzt aber mittlerweile diese Möglich-
       sie werden zunehmend wichtig. Auf der «  mySchool  » -Platt-           keit, die Sendung direkt bei der Erstausstrahlung anzuschauen
       form finden Lehrpersonen kürzere und längere Videos zu                 oder auf einem Datenträger festzuhalten. Letzteres ist rechtlich
       Themen quer durch den Lehrplan 21, die alle kostenlos und              kein Problem, da nicht mehr wie früher jeder Mitschnitt einer
       ohne Anmeldung für den Unterricht genutzt werden können.               Sendung angemeldet und separat abgerechnet werden muss. Seit
       Alle Filme, zu denen sich häufig auch noch Unterrichtsmate-            sich die Deutschschweizer EDK und die Verwertungsgesellschaf-
       rialien herunterladen lassen, können ganz simpel direkt über           ten auf eine pauschale Abgeltung der Urheberrechte für alle un-
       den SRF-Player abgespielt werden. Ein Teil des Angebots                ter dem «  mySchool  »-Label laufenden Angebote geeinigt haben,
       kann zudem entweder als «  Video on demand  » heruntergela-            dürfen alle Sendungen ohne Anmeldung mitgeschnitten und
       den oder in der Bibliothek des PZ.BS auf einem Datenträger             auch in die schuleigene Mediothek gestellt werden (  siehe Seite 9  ).
       ausgeliehen werden.
                                                                              TECHNISCH SIMPEL
       Nicht nur der Begriff Schulfernsehen ist beim Schweizer Radio          Ebenfalls nicht angemeldet und abgegolten werden muss natür-
       und Fernsehen (  SRF  ) irgendwann nach der Jahrtausendwen-            lich die direkte Nutzung der «  mySchool  »-Filme über den SRF-
       de verschwunden und durch den trendigen Begriff «  SRF my- Player auf der Onlineplattform. Da mittlerweile in allen Basler
       School  » abgelöst worden. Auch die technische Umsetzung die-          Schulhäusern ein genügend leistungsstarker Internetanschluss
       ses Bildungsauftrags, den SRF auf Basis eines Leistungsauftrags        vorhanden sein sollte, lassen sich so alle Inhalte mit wenigen
       der Erziehungsdirektorenkonferenz wahrnimmt, hat sich weit             Mausklicks ins Klassenzimmer holen und via Bildschirm oder
       davon entfernt, was man sich gemeinhin unter Fernsehen vor- Beamer abspielen.
       stellt. «  SRF mySchool  » ist heute eine kostenlose Onlineplattform   		 Die Hürden, die für das so genannte Streamen von kürzeren
       nicht nur, aber besonders auch für Schulen. Sie bietet qualitativ      und längeren Videos über den Player zu nehmen sind, sind für
       hochstehendes Bildmaterial zur ganzen Themenpalette des Lehr-          jede technisch durchschnittlich begabte Lehrperson durchaus
       plans 21, das sich jederzeit ins Schulzimmer holen lässt. Die gesi-    zu bewältigen. In der Regel genügt es, auf den ausgewählten Vi-
       cherte Qualität erspart Lehrpersonen zeitraubendes Herumsur-           deofile zu klicken, und der Beitrag sollte ohne Ruckeln und in
       fen im Netz auf der Suche nach tauglichem Material. Bevor ein          guter Tonqualität zu sehen respektive hören sein. Abgesehen von
       Angebot auf «  mySchool  » aufgeschaltet wird, prüft ein aus Lehr-     einer aktuellen Version des Adobe Flash Players und dem Über-
       personen aller Stufen bestehendes Gremium, ob sich der Bei-            prüfen, dass JavaScript auf dem Computer nicht ausgeschaltet ist,
       trag für den Unterricht an Schweizer Schulen eignet, und ergänzt       braucht es keine zusätzlichen technischen Vorkehrungen.
       diesen oft mit zusätzlichem Begleitmaterial für den Unterricht.

       AUFNEHMEN UND BEARBEITEN ERLAUBT
       Zwar ist auf SRF 1 der Sendeplatz zwischen 9 und 10 Uhr an
       Werktagen immer noch für die einmalige (  oder bei Eigenpro-
       duktionen häufig auch mehrmalige  ) Ausstrahlung von «  my-
       School  »-Beiträgen reserviert. Nur ein verschwindend kleiner

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Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
Basler Schulblatt Nr. 5  /2016   Schwerpunkt

SUCHEN UND FINDEN                                                    ALLE «  MYSCHOOL  » -FILME
Etwas mehr Aufwand als das Abspielen dürfte eher das Finden          IN DER PZ.BS-BIBLIOTHEK
und Aufarbeiten von geeigneten Angeboten von «  mySchool  » er-      wit. Auch im Internetzeitalter noch nicht
fordern. Dazu hat die Redaktion eine Suchfunktion eingerichtet.      (  ganz  ) ausgedient hat die Möglichkeit, Filme
Damit lässt sich, sortiert nach Schulstufe und Fach, die ganze Pa-   und Serien, die unter dem «  mySchool  »-La-
lette der aktuell verfügbaren Angebote auf den Bildschirm holen.     bel ausgestrahlt worden sind, auf DVD zu er-
Wer zu einem bestimmten Thema einen Filmbeitrag sucht, kann          werben und ohne Internetanschluss via einen
sein Glück zudem via eine Stichwortsuche oder die alphabetisch       DVD-Player abzuspielen. Dies macht vor
gegliederte Übersicht versuchen. Und wer noch weitere Fragen         allem deshalb Sinn, weil auf der «  mySchool  »-
hat – grundsätzliche, technische, inhaltliche –, findet die Ant-     Plattform neben Eigenproduktionen auch
wort vielleicht auf der Liste der FAQs.                              zahlreiche eingekaufte Produktionen auf-
                                                                     geschaltet sind, für die SRF nur für be-
                                                                     schränkte Zeit die Rechte erworben hat und
                                                                     die danach wieder von der Plattform
                                                                     verschwinden. Die Bibliothek des PZ.BS
                                                                     erwirbt deshalb nach Auskunft von Biblio-
                                                                     theksleiterin Elisabeth Tschudi ein oder
                                                                     mehrere Exemplare von allen «  mySchool  »-
                                                                     DVDs, die das SRF über den Onlineshop
                                                                     zum Verkauf anbieten darf.

                                                                     REGE GENUTZT
                                                                     Einige dieser «  mySchool  »-DVDs werden von
                                                                     den Schulen auch eifrig ausgeliehen.
                                                                     Sehr gefragt ist beispielsweise eine Dokumen-
                                                                     tation von Kurt Mayer über die Entstehung
                                                                     der Alpen, die in den letzten drei Jahren mehr
                                                                     als 50 Mal von Lehrpersonen ausgeliehen
                                                                     worden ist. Ebenfalls Publikumsrenner in der
                                                                     PZ.BS-Bibliothek sind eine Eigenproduktion
                                                                     der «  mySchool  »-Redaktion zur «  Generation
                                                                     Facebook  » oder eine Porträtreihe zum
                                                                     Thema «  Erste Liebe  », zu dem die Redaktion
                                                                     auch ein ganzes Dossier mit pädagogischem
                                                                     Begleitmaterial zusammengestellt hat.
                                                                     Für den Sexualkundeunterricht an Basler
                                                                     Schulen immer wieder ausgeliehen werden
                                                                     auch «  mySchool  »-Kurzfilme zur Empfängnis-
                                                                     verhütung mittels Pille oder Kondome.
                                                                     Für manche Themen eignet sich eben
                                                                     die Distanziertheit eines Videos besser als die
                                                                     Nähe der Klassenlehrperson.

                                                                                                                                 9
Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   Schwerpunkt

       KREATIVER UMGANG
       MIT DIGITALEN MEDIEN
       MARIA PAPANIKOLAOU, NEUE FACHEXPERTIN MEDIENPÄDAGOGIK
       BEI ICT MEDIEN AM PZ.BS, BERÄT LEHR- UND FACHPERSONEN

       Von Valérie Rhein

       Die Medienpädagogin Maria Papanikolaou ermuntert auch
       Lehrpersonen ohne besonderes technisches Flair, von den
       neuen digitalen Möglichkeiten zu profitieren. Der Umgang
       mit digitalen Medien will zwar geübt sein, doch was die Tech-
       nik angeht, ist vieles einfacher und benutzerfreundlicher ge-
       worden. Mit überschaubarem Aufwand lässt sich auch das
       Internet nutzen, um Brücken zwischen Schule und Eltern-
       haus zu bauen. Dem modernen Schulfernsehen steht sie po-
       sitiv gegenüber.

       Das Schuljahr ist noch jung. In den Schulen füllen sich die Wän- Neugier wecken, Ängste abbauen  : Als Teammitglied der PZ.BS-
       de der langen Gänge und Klassenzimmer aber bereits wieder             Fachberatung berät und unterstützt Medienpädagogin Maria
       mit den kreativen Arbeiten der Schülerinnen und Schüler. Eine         Papanikolaou Lehr- und Fachpersonen. Foto  : Andreas Vogele
       Pracht, die leider einem kleinen Kreis vorbehalten bleibt  : jenen,
       die den entsprechenden Schulhausgang betreten. Das ist schade         wird immer einfacher  », sagt sie. Neugier wecken, Ängste abbau-
      – und müsste nicht sein. Nicht im Zeitalter des Internets.             en, für Lehrpersonen Möglichkeiten schaffen, sich mit digitalen
                                                                             Medien vertraut zu machen, bevor sie sie in den Unterricht inte-
       GESTALTEN STATT NUR KONSUMIEREN                                       grieren, und Weiterbildungen entwickeln – daran arbeitet Maria
       Maria Papanikolaou, seit Anfang 2016 Fachexpertin Medien- Papanikolaou derzeit.
       pädagogik bei ICT Medien am Pädagogischen Zentrum PZ.BS,              		 Zudem begleitet und unterstützt sie Lehr- und Fachpersonen
       skizziert ein mögliches Projekt  : «  Zweitklässlerinnen und Zweit-   aller Schulstufen auf Anfrage bei der Konzeption und Umset-
       klässler einer Primarschule sind am Thema ‹  Sinne  ›. Aus Papier-    zung von Projekten mit digitalen Medien oder bei Fragen rund
       schnipseln und Leim basteln sie bunte Früchte.  » Dann fotogra-       um den Einsatz von Technologie im Unterricht. Wer also Pro-
       fieren die Kinder ihre Papiercollagen und stellen die Bilder auf      jekte wie etwa die eingangs skizzierten Papiercollagen auf der
       die Schulwebsite. «  So präsentieren sich die Achtjährigen ein ers-   Schulwebsite plant und sich für Gestaltung und Umsetzung von
       tes Mal online, und ihre kreative Arbeit gelangt  », so Papaniko-     einer Fachfrau beraten lassen möchte, rennt bei Maria Papani-
       laou, «  auf jenes Medium, das sie bisher weitgehend konsumie-        kolaou offene Türen ein – und darf sich von ihrer spürbaren Be-
       rend kennengelernt haben.  »                                          geisterung für die modernen Technologien anstecken lassen.

       BRÜCKE ZWISCHEN SCHULE UND ELTERNHAUS                                 E-LEARNING UND SOCIAL MEDIA
       Wird zusätzlich ein Blog eingerichtet, können die Kinder die Ar-      Studiert hat Maria Papanikolaou Architektur. In ihrer Zeit als
       beiten ihrer Klassenkameradinnen und -kameraden auch kom- Assistentin an der ETH gehörten CAAD – die vier Buchstaben
       mentieren. So lassen sich Dialog und Reflexion ausserhalb des         stehen für «  computer-aided architectural design  » – und das In-
       Klassenzimmers weiterführen. Und die Eltern müssen nicht bis          ternet zu ihrem Berufs- und Forschungsalltag. Das war in den
       zum nächsten Elternabend warten, um die Arbeiten ihres Kindes         neunziger Jahren. Seither hat die Fachfrau für E-Learning und
       und seiner Klasse anschauen zu können. «  Solche Projekte dienen      Social Media eine ganze Reihe digitaler Lernplattformen entwi-
       auch als Brücke zwischen Schule und Elternhaus  », sagt die Me-       ckelt und als FHNW-Dozentin Erfahrungen für die didaktische
       dienpädagogin. Vor allem aber machen sich die Kinder so schon         Gestaltung des Unterrichts mit Medien gesammelt.
       früh mit dem Internet und dessen Regeln vertraut – «  ein proak-
       tiver, präventiver Zugang  », wie Papanikolaou betont.                Maria Papanikolaou ist unter E-Mail
                                                                             maria.papanikolaou@edubs.ch oder Telefon 061 373 31 00
       BERATUNG UND UNTERSTÜTZUNG FÜR LEHRPERSONEN                           erreichbar (  Mo und Fr ganzer Tag, Di und Do vormittags  ).
       Als Fachexpertin Medienpädagogik des PZ.BS möchte sie auch
       Lehrpersonen ohne technisches Flair für den Einsatz moderner
       Technologien im Unterricht begeistern. «  Denn die Technologie
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Basler Schulblatt Nr. 5  /2016   Schwerpunkt

MARIA PAPANIKOLAOU
ZU «  MYSCHOOL  »
«  Ich finde, das Medium Fernsehen ist mit der
Zeit gegangen, flexibler geworden und hat sich
längst in das Internet integriert. Videos-
on-Demand ermöglichen das Einbetten von
Sendungen oder Teilen davon in den Unter-
richt, und die Sendungen werden durch mass-
geschneiderte Unterrichtsmaterialien ergänzt.
Gegenüber anderen schulischen Angeboten
aus dem Internet hat ‹  mySchool  › den Vorteil,
dass ein Begleitgremium für die Einhaltung
von Qualitätsstandards sorgt.
		 In einem nächsten Schritt wünschte ich mir
eine Personalisierung des Schulfernsehens  :
Als Lehrperson möchte ich meine Inhalte
individuell organisieren, mich mit Kolleginnen
und Kollegen austauschen und in Teams
zusammenarbeiten können. So könnte ich im
Unterricht etwa einen Filmausschnitt zeigen,
der von anderen Lehrpersonen empfohlen und
kommentiert wurde. Und ich wünsche mir,
dass die Schülerinnen und Schüler eines Tages
selbst mit dem ‹  mySchool  ›-Material arbeiten
könnten. Sie sollen einen kreativen Zugang zu
den Medien Fernsehen und Film finden, die
wir zurzeit vorwiegend konsumieren.
Filmausschnitte könnten so zum Beispiel
direkt in eine Präsentation, eine Dokumen-
tation oder eine Collage integriert und dabei
auch reflektiert werden.  »

                                                                      11
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   EDit

       «  E S GEHT NICHT DARUM,
       GUTE TIPPS ZU GEBEN  »
       DIE PRIMARSTUFEN ST. JOHANN UND KLEINHÜNINGEN HABEN SICH IN EINEM
       PILOTVERSUCH GEGENSEITIG EVALUIERT

       Von Peter Wittwer

       An allen 37 Volksschulstandorten des Kantons wird in den          mativen Erwartungen an die Umsetzung von fünf Reformthe-
       nächsten sechs Jahren zweimal der Stand der Schulentwick-         men der Volksschulreformen transparent gemacht werden. Jede
       lung und der Umsetzung der Schulreformen erhoben. Dazu            Schule wählt ein Fokusthema aus und setzt damit einen eigenen
       werden den Schulen vier verschiedene Formen von Evalua-           Evaluationsschwerpunkt.
       tionen zur Wahl gestellt. Die Schulen haben beispielsweise
       die Möglichkeit, sich in einer so genannten «  Partnerschul-      GEMEINSAMES FOKUSTHEMA LERNBEGLEITUNG
       Peer-Review  » gegenseitig mit Fokus auf ein selbst gewähl-       Für das Modell der so genannten «  Partnerschul-Peer-Review  »
       tes Thema zu evaluieren. Die Schulleitungen der Primar-           hat das Institut für Forschung und Entwicklung der Pädagogi-
       stufen Kleinhüningen und St. Johann haben das in einem            schen Hochschule FHNW, das die Schulevaluationen im Auftrag
       Pilotversuch gewagt und sind mit dem, was diese Form der          der Volksschulleitung durchführt, im letzten Schuljahr einen
       Zusammenarbeit ihren Schulen gebracht hat, mehr als zu-           Pilotversuch auf der Primarstufe initiiert und fachlich begleitet.
       frieden.                                                          Die erste Hürde bestand darin, zwei Schulleitungen miteinander
                                                                         in Kontakt zu bringen, die freiwillig zusammen den Blick über
       Hat der grosse Aufwand zur Veränderung der Volksschule im         den eigenen Tellerrand hinaus wagen wollten. Es waren schliess-
       Kanton Basel-Stadt im Rahmen der Schulharmonisierung und          lich die Primarstufen Kleinhüningen und St. Johann, die sich als
       weiteren Volksschulprojekten zu den angestrebten Verbesserun-     erste Basler Schulen der Herausforderung stellten.
       gen geführt  ? Um dies fundiert beantworten zu können, ohne       		 Sowohl Nadine Bühlmann (  PS St. Johann  ) wie auch Florian
       die Schulen übermässig zu belasten, wird die Wirkung der ab- Ritter (  PS Kleinhüningen  ) sind rückblickend überzeugt, dass
       geschlossenen oder noch laufenden Reformen im Rahmen ei-          sich die vielen Stunden, die sie und Teile ihres Kollegiums in den
       ner auf mehrere Jahre angelegten Gesamtevaluation untersucht.     Pilotversuch investiert haben, gelohnt haben. Rasch zeigte sich
                                                                         nämlich, dass beide Partner mit ähnlichen Voraussetzungen und
       QUANTITATIVE UND QUALITATIVE ERHEBUNGEN                           Zielen in den freiwilligen Testlauf eingestiegen sind. Ihre Schu-
       Einerseits wird mit quantitativen Analysen von statistischen      len seien von der Grösse und dem soziokulturellen Umfeld her
       Kennzahlen untersucht, wie erfolgreich die Schullaufbahnen        vergleichbar und in der Schulentwicklung mit ähnlichen Frage-
       von Schülerinnen und Schülern durchlaufen werden – zum Bei-       stellungen konfrontiert, sagt Florian Ritter. Das sei wohl mit ein
       spiel, wie viele Jugendliche nach der Volksschule eine Mittel- Grund gewesen, dass beide Schulen bei der Auswahl des Fokus-
       schule besuchen oder eine Berufsausbildung in Angriff nehmen.     themas unabhängig voneinander das Augenmerk auf den The-
       Dazu nimmt der Regierungsrat jährlich ausgewählte Richtwerte      menkreis Förderung und Integration und insbesondere die in-
       zur Kenntnis, die jeweils auf dem Bildungsserver und im Volks-    dividuelle Lernbegleitung richten wollten, ergänzt Nadine Bühl-
       schulbericht publiziert werden. Weichen die Ist-Werte zu stark    mann.
       von den erwünschten Soll-Werten ab, werden Änderungen ein-
       geleitet.                                                         ZWEI SCHULEN BESUCHEN SICH EINEN TAG GEGENSEITIG
       		 Zur Vertiefung und Ergänzung der statistischen Datenerhe- Ein fünfköpfiges Evaluationsteam zusammenzustellen, war an
       bungen finden in den nächsten Jahren schulstandortbezogene        beiden Schulen kein Problem. Innert wenigen Minuten hätten
       Evaluationen statt, deren Daten vor allem der Weiterentwick-      sich genügend Freiwillige gemeldet, erinnert sich Nadine Bühl-
       lung der Schulen dienen sollen. An allen 37 Volksschulen des      mann. Um möglichst alle Bereiche erfassen zu können, gehör-
       Kantons wird im Auftrag der Volksschulleitung bis zum Som-        ten den Teams sowohl Lehrpersonen des Kindergartens, beider
       mer 2022 zweimal der Stand der Umsetzung der Schulreformen        Stufen der Primarschule und in Kleinhüningen sogar eine Mit-
       erhoben. Eine quantitative Befragung zum Entwicklungsprozess      arbeiterin der Tagesstruktur an. Aufgabe dieser Teams war es,
       ist für alle Standorte obligatorisch. Darüber hinaus werden ih-   unter fachlicher Anleitung die Evaluationsleitfragen zu entwi-
       nen drei qualitativ ausgerichtete Evaluationsformen zur Wahl      ckeln, das Programm für den Besuchstag an der Partnerschu-
       gestellt. Diese drei Varianten wurden oder werden zunächst in     le vorzubereiten und die gewonnenen Eindrücke zu sammeln
       Pilotversuchen mit einem Fokusthema erprobt, das die Schulen      und strukturiert zurückzumelden. Am Besuchstag selbst wur-
       selbst bestimmen können. Als Grundlage für die Schulevaluati-     den nicht nur Lehr- und Fachpersonen der Partnerschule be-
       onen dienen Orientierungsraster, in denen die wichtigsten nor-    obachtet und befragt. Zur Abrundung ihrer Eindrücke redeten
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Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   EDit

die Evaluationsteams auch mit Schülerinnen und Schülern und
holten sogar telefonisch Elternstatements zu den ausgewählten
Themen ein.
		 Nadine Bühlmann und Florian Ritter finden es richtig und er-
freulich, dass im Kanton Basel-Stadt ein vergleichsweise offener
Ansatz für die qualitative Evaluation der Schulen gewählt wor-         Die Fachhochschule Nordwestschweiz sucht
den ist. «  Bei dieser Form der Standortbestimmung geht es nicht       Pensionierte Primar- oder Sekundarlehrpersonen
darum, als Inspektoren aufzutreten und der Partnerschule gute          mit Interesse an Naturwissenschaften und
Tipps zu geben. Die Motivation muss vielmehr sein, eine Dienst-        naturwissenschaftlichen Experimenten für Mitarbeit
                                                                       am FHNW-Projekt MobiLab (siehe: mobilab-nw.ch).
leistung für eine andere Schule erbringen zu wollen und zu sehen,
wie andere eine Aufgabe lösen  », sagt Nadine Bühlmann. Ähn-           Aufgabenbereich:
                                                                       Begleitung bei Einsätzen in Klassen an ein- bis zwei
lich sieht dies auch Florian Ritter  : Die partnerschaftliche Evalu-
                                                                       Halbtagen (unterschiedliche Wochentage).
ation bringe einer Schule eine wertvolle Aussensicht, die einem
vor Augen führt, wo allenfalls blinde Flecken in der Selbstwahr-       Interessiert?
                                                                       Bitte melden Sie sich bei maria.till@fhnw.ch oder
nehmung vorhanden sind.                                                079 958 18 35
		 Umgekehrt kann eine solche Spiegelung durchaus auch den             Der Beginn der Mitarbeit erfolgt nach Absprache.
positiven Effekt haben, dass etwas, das man als problematisch
empfindet, von Aussenstehenden gar nicht so wahrgenommen
wird. Nadine Bühlmann war beispielsweise positiv überrascht,
dass die Beeinträchtigung des Lernklimas durch die vielen Pro-
visorien, welche die Gesamtsanierung des Schulhauses St. Jo-
hann mit sich brachte, von aussen betrachtet weit weniger ein
Thema war, als sie und ihr Kollegium befürchtet hatten.

DENKANSTÖSSE UND NEUE PFADE
Vor allem beim selber gewählten Fokusthema, der individuel-
len Förderung und Lernbegleitung, habe die Evaluation eine
nachhaltige Diskussion angeregt, wie sich die Schulen in die-
sem Bereich weiterentwickeln möchten. Für Florian Ritter hat
die Evaluation die Erkenntnis gebracht, dass im Kindergarten,
der Primarschule und der Tagesstruktur offenbar unterschied-
liche Vorstellungen vorhanden sind, wie eine gute Lernbeglei-
tung aussieht. Ein wichtiger nächster Schritt ist es, nun schulin-
tern ein gemeinsames Verständnis von dem zu entwickeln, was
über alle Stufen hinweg angestrebt werden soll. Die Denkanstös-
se, die eine solche freiwillige Zusammenarbeit unter Peers liefert,
können aber durchaus auch über das Fokusthema hinausgehen.
Im vorliegenden Fall hat sich beispielsweise die PS St. Johann
durch den Einblick in das an der PS Kleinhüningen umgesetzte
«  Programm zur Förderung Alternativer Denkstrategien  » (  kurz
PFADE  ) bestärken lassen, dieses Lehrmittel zur Gewaltpräventi-
on an Primarschulen ebenfalls einzuführen und dem nationalen
Netzwerk der PFADE-Schulen beizutreten.

Weitere Informationen
Richtwerte und Orientierungsraster  :
www.edubs.ch>schulentwicklung>evaluation
Volksschulbericht  : www.edubs.ch>publikationen>broschueren>

                                                                        Brainfood
broschueren-volksschulen
Projekt PFADE  : www.gewaltprävention-an-schulen.ch
Beratung durch die PH FHNW  : Adrian Bucher,
adrian.bucher@fhnw.ch, Tel. +41 56 202 79 27
                                                                         Die Schokoladenseite
                                                                         der Naturwissenschaften erleben.
Beratung ED  : Regina Kuratle, regina.kuratle@bs.ch,
Tel. +41 61 267 56 12                                                    www.technorama.ch

                                                                                                                                           19
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   EDit

       HONEY KENNT KEIN VORURTEIL
       WAS TIERGESTÜTZTE PÄDAGOGIK BEWIRKEN KANN

       Von Yvonne Reck Schöni

       In der Tagesschule Bachgraben, einem Spezialangebot der
       Volksschulen, gibt es eine besonders beliebte «  Hilfslehre-
       rin  »  : Schulhündin Honey begleitet die Klassenlehrerin Sabi-
       ne Hänni durch den Schulalltag. Für ihren Einsatz im Klas-
       senzimmer ist Honey speziell geschult. Und auch die Kinder
       müssen sich an klare Regeln halten. Was sie auch tun, und
       zwar gerne.

       Acht Kinder zählt die Klasse von Sabine Hänni. Acht Kinder und
       ein Hund. Zusammen bilden sie die Klasse B in der Tagesschule
       Bachgraben, einem heilpädagogischen Spezialangebot, das zum
       Schulstandort Wasgenring gehört. Und Honey gehört wirklich
       zur Klasse  ! Sie kommt nicht gelegentlich zu Besuch, sondern be-
       gleitet und unterstützt Sabine Hänni in ihrer täglichen pädago-
       gischen Arbeit. Seit 16 Jahren schon arbeitet die Heilpädagogin        Zählen und Rechnen geht besser, wenn Schulhund Honey
       mit einem Schulhund, ihre Erfahrungen sind durchwegs positiv.          miteinbezogen ist. Foto  : zVg
       Die Kinder lieben Honey, ein Cavalier King Charles Spaniel. Ho-
       ney wiederum akzeptiert alle Kinder, so wie sie sind. Egal, was        schränkt sich aber nicht auf den direkten Kontakt mit dem Tier.
       sie können oder eben nicht gut können – Honey ist ohne Vorur- Der Hund kann auch Thema einer Geschichte oder eines Lo-
       teile, «  behandelt  » alle gleich, hört immer zu, wenn jemand ihr     gicals sein, oder ein Motiv im Zeichnen, oder die Schüler kön-
       vorliest, bleibt stets ruhig, und wenn sie nicht mehr mag, zieht sie   nen für Honey einen Parcours auf einem Plan entwerfen und ihr
       sich auf ihr Plätzchen zurück. Dort lässt man sie in Ruhe. Das ist     räumliches Denken trainieren.
       die Regel, und an die halten sich alle (  was bei generellen Schul-
       hausregeln bekanntlich nicht durchwegs der Fall ist  ).                NICHT STÄNDIG IM MITTELPUNKT
                                                                              Es sei aber nicht so, dass der Hund ständig im Zentrum des Un-
       HONEY ALS MOTIVATOR                                                    terrichts stehe, sagt die Heilpädagogin. Honey sei einfach ein
       Heute hat Sabine Hänni Stoffsäckchen vorbereitet, in denen             Teil davon. Der positive Einfluss reicht viel weiter. Der Hund
       Buchstabenkärtchen stecken. Jedes Kind darf ein Säcklein wer-          fördert Verantwortungsbewusstsein und Empathie, verbessert
       fen, Honey holt und bringt es dem Kind auf Kommando und                das Sozialverhalten der Kinder auch untereinander, stärkt deren
       bekommt zur Belohnung ein Gudi. Aufmerksam verfolgen die               Selbstvertrauen, hilft, Ängste abzubauen, fördert alle Sinne, die
       Erst- und Zweitklässler das Geschehen und widmen sich danach           Wahrnehmung und die Kommunikationsfähigkeit. Hänni könn-
       ihrer Aufgabe  : die Buchstaben im Säckchen so vor sich hinzule-       te noch vieles aufzählen. Sie stellt aber auch klar  : Funktionieren
       gen, dass ein richtiges Wort entsteht. Danach arbeitet jeder Schü-     kann hundegestützte Pädagogik nur, wenn Hund und Lehrper-
       ler (  es sind alles Buben  ) individuell an seinem Arbeitsblatt. ai   son ein Team und speziell dafür ausgebildet sind. (  Die beiden
       oder ei  ? tz oder z  ? Honey liegt derweil an ihrem Platz unter dem   haben zusammen eine Therapiehunde- und Schulhundeausbil-
       Lehrerpult, wie immer, wenn die Kinder still für sich arbeiten.        dung gemacht.  ) Man kann einen Schulhund darum nicht auslei-
                                                                              hen, jedenfalls nicht für diesen Zweck. Es gibt wohl so genannte
       HONEY FORDERT STRUKTUR                                                 Besuchshunde (  siehe Kastentext  ), diese haben aber eine andere
       «  Unsere Kinder sind in der Regel sehr ablenkbar, haben grosse        Funktion.
       Konzentrationsprobleme, können schlecht fokussieren  », erklärt
       Sabine Hänni. «  Ausser, wenn sie mit dem Hund arbeiten.  » Ho-        KEIN HUNDESITTING
       ney wirkt beruhigend auf die Klasse, aber auch motivierend. Die        Und noch etwas betont Sabine Hänni  : Der Einsatz eines Schul-
       Kinder machen alles lieber, wenn der Hund beteiligt ist. Er sorgt      hunds ist kein Hundesitting. Einfach den Hund mit in die Schule
       auch für Ordnung und Struktur. Man kann nicht einfach Dinge            nehmen, damit er nicht allein zuhause bleiben muss, hat nichts
       auf dem Boden herumliegen lassen. Und Anweisungen an Honey             mit seriöser hundegestützter Pädagogik zu tun. Das gilt es zu
       funktionieren nur, wenn sie ruhig, klar und mit Augenkontakt           differenzieren. Hänni und auch ihre Schulleitung werden im-
       erteilt werden – eine grosse Herausforderung für diese Schüler         mer mal wieder von anderen Schulen nach ihren Erfahrungen
       mit besonderen Voraussetzungen. Tiergestützte Pädagogik be-            gefragt. Als Vorstandsmitglied des Vereins Schulhunde Schweiz
 20
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   EDit

(  siehe Kastentext  ) ist Sabine Hänni bestens mit dem Thema ver-
traut und freut sich, wenn sie ihr fundiertes Wissen weitergeben
kann. Eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz eines Schul-
hundes sei Berufssicherheit, findet Hänni. Für Berufseinsteigen-
de eignet sich die Methode nicht.                                      SCHULHUNDE
                                                                       yrs. Als Schulhunde werden allgemein Hunde
ELTERN UMFASSEND INFORMIEREN                                           bezeichnet, die einer Tätigkeit in einer Schule
Klar ist  : Wenn in einer Klasse ein Hund zum Einsatz kommt,           nachkommen. Diese Tätigkeiten können sehr
gilt es die Eltern vorab detailliert zu informieren. Sabine Hänni      unterschiedlich aussehen. Daher gibt es für
hat hierfür extra eine kleine Dokumentation zusammengestellt,          einen Hund im Schulwesen verschiedene
die das Konzept einfach verständlich schildert und auch auf Fra-       Bezeichnungen wie Schulhund, Schulungshund,
gen zu Hygiene oder Haftung eingeht. Eltern dürfen zudem den           Schulbesuchshund, Klassenhund oder
Unterricht jederzeit besuchen. Bis jetzt hat es nie irgendwelche       Therapiehund. Auf der Webseite des Vereins
Widerstände gegeben. Offenheit, Transparenz und ein kompe-             Schulhunde Schweiz werden diese Begriffe
tenter Informationsfluss gegenüber den Eltern sind wichtige Vo-        definiert. Interessierte finden dort auch viele
raussetzungen, die von der Schulleitung unterstützt und mitge-         Informationen über tiergestützte Pädagogik,
tragen werden sollten. Positiv wirken auch Hännis Gelassenheit         die Vorteile eines Hundes an der Schule,
und Fröhlichkeit. Die Atmosphäre im Klassenzimmer ist ent-             die nötigen Voraussetzungen, konkrete Ein-
sprechend gut, die Kinder fühlen sich sichtlich wohl. «  Ja, wir la-   satzideen, Ausbildungsmöglichkeiten oder
chen sehr viel  », bestätigt Sabine Hänni unseren Eindruck. Ho-        auch Literaturtipps.
ney trägt viel dazu bei.                                               		 Ob sich ein Hund für den pädagogischen
                                                                       Einsatz als Schulhund eignet, hängt weniger
Trauriger Nachtrag  : Einige Wochen nach unserem Besuch in der         von der Rasse oder seiner Grösse als von seinem
Klasse ist Honey, knapp fünfjährig, völlig unerwartet an einer         Charakter ab. Ein potenzieller Schulhund
Hirnblutung gestorben.                                                 sollte freundlich, menschenbezogen, ruhig,
                                                                       ausgeglichen und gehorsam sein. Ein sabbern-
Honey versteht Anweisungen nur, wenn sie ruhig, klar und mit           des oder stark haarendes Tier eignet sich
Augenkontakt erteilt werden – eine grosse Herausforderung für          eher nicht.
manche Kinder. Foto  : Felizitas Fischer                               schulhunde-schweiz.ch

                                                                                                                                  21
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                                                              WO  ?
                                                              – Primarschule St. Johann,
                                                               Spitalstrasse 50, 4051 Basel

                        UNDER CONSTRUCTION (  VII  )

            WAS  ? WARUM  ?
            – Gesamtsanierung des Schulhauses
              St. Johann mit Ausbau des Dachstockes
              und Nutzbarmachung von Kellerräumlich-
              keiten für die zusätzlich benötigten
              Spezialräume. Dank diesen Ausbauten wird
              es möglich sein, 12 Primarklassen (  f ür
              Schuljahr 16/17 13 Klassen  ) und einen Heil-
              pädagogischen Kindergarten unterzubringen.
              Neben der Erdbebenertüchtigung und der
              Verbesserung des Brandschutzes wurde zudem
              die ICT-Infrastruktur für die Unterrichts-
              und Gruppenzimmer vollständig erneuert.
                                                                                              WIEVIEL  ?
                                                                                              – 2680 Betonanker
                                                                                              – 170 neue Eichenfenster
                                                                                              – 1500 m2 neuer Eichenboden
                                                                                              – 3000 m2 gestrichene Lamperie
                                                                                              – 12  000 m2 gestrichene Wand- und
                                                                                               Deckenflächen
                                                                                              – 400 neue Lampen
                                                                                              – 20  000 m ICT-Kabel
                                                                                              – 45  000 Starkstromkabel
                                                                                              – 250 UKV-Anschlüsse
                                                                                              – 60 Planungsbeteiligte
                                                                                              – 35  000 Planungsstunden
                                                                                              – 170 Handwerker

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Basler Schulblatt Nr. 5 /2016   EDit

NICHT PERFEKT, NA UND  ?
«  LOOK&ROLL  » UND «  MAL SEH’N  »  : ZWEI ANGEBOTE FÜR SCHULEN,
DIE BERÜHRUNGSÄNGSTE ÜBERWINDEN HELFEN

Von Peter Wittwer

Das Kurzfilmfestival «  look&roll  », das Ende September im
Kino Atelier stattfindet, setzt einen augenzwinkernden Kon-
trapunkt zum allgegenwärtigen Perfektionswahn. Gezeigt
werden Filme, die – ohne den Mahnfinger zu erheben – für
einen entspannten Umgang mit Menschen eintreten, die auf
irgendeine Art andersartig sind. Für Klassen der weiterfüh-
renden Schulen wird ein kommentiertes Spezialprogramm
mit Highlights aus dem Festivalprogramm angeboten.

Zum sechsten Mal präsentiert das Basler Kurzfilmfestival
«  look&roll  » vom 22. bis 25. September eine Auswahl von Kurz-
filmen über das Leben mit Einschränkungen, mit Schwächen,
mit Behinderungen. Gezeigt werden Filme aus aller Welt, die auf
entspannte und witzige Weise an das Thema herangehen, ohne
dabei den Respekt für die Protagonistinnen und Protagonisten               Szenenbild aus der Kultserie «  Der Tatortreiniger  »  :
zu verlieren.                                                              Titelheld Schotty beim verbalen Schlagabtausch mit der
		 Solche gibt es, wie ein Blick in das Filmarchiv auf der Web- ­bekennenden Veganerin und Rollstuhlfahrerin Kim.
site des Festivals zeigt, mittlerweile einige, die zum Teil Aus-
zeichnungen bis hin zu Oscars eingeheimst haben. Das Medium                lich zu machen. Bereits zum sechsten Mal hat Festivalleiter Ger-
(  Kurz-  )Film eigne sich sehr gut, um gerade junge Leute für die         hard Protschka dieses Jahr mit einem Team von Fachleuten aus
alltäglichen Bedürfnisse von Menschen zu sensibilisieren, die              der Filmbranche und Menschen mit einer Behinderung das Fes-
wegen einer Behinderung nicht perfekt funktionieren, sagt Ger-             tival «  look&roll  » organisiert. Zum Programm von «  look&roll  »,
hard Protschka, der Gründer und Geschäftsführer des Festivals.             zu dem jedes Jahr auch eine «  Best of  »-DVD herausgegeben wird,
                                                                           gehört dieses Jahr am Donnerstag- und Freitagmorgen auch ein
GRUNDSTEIN FÜR GEGENSEITIGES VERTRAUEN                                     auf Schulklassen der weiterführenden Schulen ausgerichtetes
Das Festival ist aus dem immer noch laufenden Projekt «  Mal               Spezialprogramm.
seh’n  » entstanden. «  Mal seh’n  » ist eine Initiative von Procap, der
grössten Selbsthilfeorganisation von Behinderten in der Schweiz,           RAUBÜBERFALL IN GEBÄRDENSPRACHE
über die Schulen ohne grossen Aufwand und kostenlos in di- 		 Unter dem programmatischen Titel «  Nicht perfekt, na und  ?  »
rekten Dialog mit behinderten Menschen treten können. Solche               wird dort unter anderem eine Folge aus der Kultserie «  Der Tat-
direkten Begegnungen helfen erfahrungsgemäss, Berührungs-                  ortreiniger  » gezeigt, in welcher der überzeugte Fleischesser und
ängste zu überwinden, Unsicherheiten abzubauen und legen den               Tatortreiniger Schotty im Gespräch mit der veganen Rollstuhl-
Grundstein für gegenseitiges Verstehen.                                    fahrerin Kim so ziemlich in jedes Fettnäpfchen tritt, in das man
		 Bei diesen Besuchen dienen Kurzfilme als Einstieg, in denen             treten kann. Nicht minder unterhaltsam ist auch ein englischer
nicht in erster Linie Mitleid geweckt wird, sondern die den Ju- Kurzfilm, in dem ein gehörloser Räuber mit Hilfe einer immer
gendlichen Identifikationsmöglichkeiten und den Moderieren-                mehr von Skrupeln geplagten Gebärdensprache-Dolmetscherin
den Anknüpfungspunkte für ein Gespräch auf Augenhöhe bie-                  seinem Metier nachzugehen versucht. Eindrücklich für Jugend-
ten. In den letzten Jahren ist vor allem in angelsächsischen und           liche dürften auch Kurzfilme sein, die zeigen, wie ein junger Stot-
nordeuropäischen Ländern, wo dieses Thema einen hohen Stel-                terer seine Hemmungen beim Flirten überwindet oder wie eine
lenwert hat, eine Vielzahl von Filmen entstanden, in denen der             Blinde sich anhand von «  K langschatten  » in ihrer Umwelt orien-
«  behinderte Alltag  » nicht nur lebensnah, sondern oft auch mit          tiert.
sehr viel Witz dargestellt ist.
                                                                           Weitere Informationen unter www.lookandroll.ch und
MORGENVORSTELLUNGEN FÜR SCHULKLASSEN                                       www.malsehn.ch
Vor zehn Jahren ist deshalb die Idee entstanden, diese Filme
nicht nur an den Schulbesuchen, sondern auch alle zwei Jahre
im Rahmen eines Festivals einer breiteren Öffentlichkeit zugäng-
                                                                                                                                                          23
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       STATT VIELER TÖPFE NUR
       NOCH EIN TOPF
       SCHULEN SIND NACH WIE VOR GEFRAGTE ZIELGRUPPEN
       FÜR DIE PROFESSIONELLE KULTURVERMITTLUNG

       Von Peter Wittwer

       Damit ein möglichst grosser Teil der Bevölkerung einen Zu-            KULT&CO, EDUCATION-
       gang zum reichhaltigen Kulturangebot Basels findet, gehört            UND IMPULS-PROJEKTE
       die Kulturvermittlung zu den Kernaufgaben der Abteilung               Vor allem im Tanz-, Theater- und Musik-
       Kultur. Was an den Schulen bisher unter Labels wie «  E du-           bereich hat die Zusammenarbeit zwischen
       cation-Projekt  » oder «  kult&co  » gefördert worden ist, ist neu    Schulen mit professionellen Kulturschaffenden
       unter dem Obertitel «  Kulturvermittlungsprojekte  » in einem         und -institutionen eine lange Tradition.
       Fördergefäss zusammengefasst. Zweimal im Jahr bestimmt                In den letzten Jahren immer wieder für Auf-
       eine Jury aufgrund von Gesuchen, die von den beteiligten              sehen über die beteiligten Schulen hinaus
       Kulturschaffenden und -institutionen und nicht von den                gesorgt haben etwa die Education-Projekte.
       Schulen eingereicht werden müssen, welche Projekte unter-             Inspiriert vom preisgekrönten Dokumentar-
       stützt werden. Das Label «  E ducation Projekt  » gibt es nicht       film «  R hythm Is It  !  », in dem eine Aufführung
       mehr, die Dienstleistung und Finanzierung seitens Abteilung           von Strawinskys Ballet «  Sacre du printemps  »
       Kultur bleibt.                                                        durch die Berliner Philharmoniker mit Kin-
                                                                             dern aus Berliner «  Problemschulen  » dokumen-
       Jeweils im Frühjahr und im Herbst trifft sich eine achtköpfige        tiert wird, wurde diese Reihe vor zehn Jahren
       Jury und entscheidet anhand von öffentlich ausgeschriebenen           vom damaligen Basler Kulturverantwortlichen
       Kriterien, welches Projekt in den Genuss der kantonalen Förder-       Michael Koechlin ins Leben gerufen. Ein
       mittel für professionelle Kulturvermittlung kommt. Dabei wird         Kreis von fest definierten Kulturinstitutionen –
       nicht unterschieden, ob es sich um die traditionell stark geför-      Theater Basel, Sinfonieorchester Basel,
       derte Kulturvermittlung an Schulen oder um Kooperationen von          Basel Sinfonietta, Kammerorchester Basel –
       Kulturschaffenden mit anderen Zielgruppen wie etwa Senioren           hat seither in Zusammenarbeit mit Schul-
       oder Jugendorganisationen handelt, die im Freizeitbereich tätig       klassen knapp drei Dutzend interessante
       sind. Der auf die Vermittlung ausgerichtete Teil der Kulturför-       Kulturprojekte aufwändig entwickelt und
       derung läuft also nicht mehr wie früher parallel über verschie-       zur Aufführung gebracht.
       dene Förderprogramme und Wettbewerbe, sondern zentral für             		 Um das Feld der Vermittlung über den
       alle Sparten über ein Gremium, das die eingereichten Gesuche          Kreis etablierter Institutionen hinaus zu
       in einer Gesamtschau beurteilt.                                       erweitern, schuf die Abteilung Kultur zwei
                                                                             weitere Gefässe mit öffentlich ausgeschriebe-
       VON AUSSENRAUMGESTALTUNG BIS ZUM ORATORIUM                            nen Förderkriterien  : die «  Impulsprojekte  »,
       Mit Unterstützung rechnen können Projekte, bei denen «  Kul-          die mit Beiträgen aus dem Swisslos-Fonds
       turinstitutionen mit Sitz in Basel oder professionelle Kunstschaf-    ermöglicht wurden, und den Ideenwettbe-
       fende aus allen Sparten ein künstlerisches Vermittlungsprojekt        werb «  kult&co  ». Dieser Wettbewerb richtete
       mit einer Zielgruppe im Kanton Basel-Stadt erarbeiten wollen  ».      sich an professionelle Kunst- und Kultur-
       Was darunter zu verstehen ist, lässt sich am besten an Projekten      schaffende aller Sparten, die mit basel-städti-
       zeigen, die mit finanzieller Unterstützung der Abteilung Kultur       schen Schulen oder Jugendgruppierungen
       in letzter Zeit realisiert worden sind oder für deren Umsetzung       ein künstlerisches Projekt planen und um-
       bereits Beiträge gesprochen worden sind.                              setzen wollten. Dafür standen jährlich
       		 Noch vor den Sommerferien ihre Vernissage feiern konnten           insgesamt 70’000 Franken zur Verfügung.
       zwei Architekturprojekte, in denen Schulklassen der Primar-           Die nun erfolgte Zusammenlegung dieser drei
       schule Bruderholz und des Gymnasiums Leonhard zusammen                Förderschienen soll für Vereinfachung
       mit professionellen Architekturbüros Ideen zur (  künstlerischen  )   und mehr Transparenz für die Gesuchstellen-
       Aufwertung des schulischen Aussenraums entwickelt haben. Im           den sorgen, ohne dass damit die für die
       neuen Semester folgen werden zwei Filmprojekte, die zwei Basler       Vermittlung zur Verfügung stehenden Mittel
       Filmerinnen mit FMS-Klassen durchführen und deren Resultate           gekürzt worden sind.
       im Dezember im Stadtkino zu sehen sein werden.
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