Schulblatt Nr.5 / 16 Basler - SCHULFERNSEHEN RELOADED
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SCHULFERNSEHEN RELOADED SCHULHUND HONEY KENNT KEIN VORURTEIL NEUE SERIE : EIN JAHR UNTERWEGS MIT … FLÜCHTLINGEN Nr. 5 / 16 Basler Schulblatt
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 EDit INHALT SCHWERPUNKT 4 SCHULFERNSEHEN RELOADED 5 WIE DIE SCHULE INS FERNSEHEN KAM … 6 DIDAKTISCH AUFBEREITET UND MULTIMEDIAL 8 JEDERZEIT, À LA CARTE, KOSTENLOS 10 KREATIVER UMGANG MIT DIGITALEN MEDIEN EDIT 3 Guten Tag 3 Gestalterin Bildstrecke 18 Schulevaluationen : « Es geht nicht darum, gute Tipps zu geben » 20 Schulhund Honey kennt kein Vorurteil 22 Under Construction ( VII ) 23 Nicht perfekt, na und ? 24 Statt vieler Töpfe nur noch ein Topf 26 Ein Jahr unterwegs mit … Flüchtlingen 28 Recht schulisch 29 Wer unterrichtet hier ? Kinder raten 30 10 Fragen an … Monica Gschwind 31 Wer unterrichtet hier ? Die Auflösung ! 32 Schulklassen graben in der eigenen Vergangenheit KANTONALE SCHULKONFERENZ 34 Rückschau von Gaudenz Löhnert auf ein Jahr KSBS FREIWILLIGE SCHULSYNODE 36 Grusswort und Mitteilungen 38 FSS-Mitglieder in den Grossen Rat 42 Bericht aus dem Grossen Rat PZ.BS 46 Neues aus der Bibliothek 48 Auf eduBS gezielt nach Schulvorstellungen suchen 49 ILIAS – Mehr als eine Dokumentenablage 50 Leserbriefe 51 Impressum 2
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 EDit GUTEN TAG « RAHMENBEDINGUNGEN Schon wieder hat ein neues Schuljahr begonnen : Das bietet mir die Gelegenheit, SIND ZENTRAL, ABER … » Ihnen mit ganz vielen Themen hier « Guten Tag » zu sagen. Ich könnte über neue Schülerinnen und Schüler sprechen, zu Übergängen, Lehrplan, Schullaufbahn- verordnung, Integration … aber das tun wir so oft. Viel lieber möchte ich über Sie sprechen, oder besser : mit Ihnen ! Ich bin überzeugt davon, dass die Schule mit all ihren Facetten bei uns in Basel eine gute, sogar eine sehr gute Schule ist. Es wird bestimmt auf fast allen Ebenen hochprofessionell gearbeitet, es sind bestimmt fast alle mit grossem Engagement dabei, und von unserer Arbeit können bestimmt fast alle unserer Schülerinnen und Schüler profitieren. Und was machen wir mit all diesen « fast » ? Selbstverständlich sind gute Rah- menbedingungen zentral, und wir geben uns, manchmal mit unterschiedlichem Erfolg, auch Mühe, diese zu bieten. Entscheidend aber ist, wie Sie das tägliche Zusammensein mit den Schülerinnen und Schülern gestalten, wie Sie Ihren Un- terricht aufbauen, wie Sie Ihre Schülerinnen und Schüler ernst nehmen und un- terstützen, wie Sie es schaffen, ein so gutes Beziehungsumfeld herzustellen, dass Lernen und Arbeiten erfolgreich ist und auch Spass machen darf ! Ich wünsche Ihnen im neuen Schuljahr viele unvergessliche menschliche Be- gegnungen, viele Gelegenheiten zum Arbeiten in einer fröhlichen Umgebung. Lehrplan, Lehrmittel, Checks, Prüfungen, Noten brauchen wir, aber im Zent- rum stehen Sie … machen Sie’s gut und freuen Sie sich darüber ! SCHULFERNSEHEN RELOADED SCHULHUND HONEY KENNT KEIN VORURTEIL NEUE SERIE : EIN JAHR UNTERWEGS MIT … FLÜCHTLINGEN Dieter Baur, Leiter Volksschulen Nr. 5 / 16 Basler Schulblatt KORRIGIEREN Einfach darauf loskritzeln und dann korri- etwas ausradiert und so hat jedes Korrigieren gieren. Chesa Cuans Bildstrecke zum Thema eine Spur hinterlassen. Korrigieren ist ziemlich simpel, hat der Schü- Sollen die Wörter und Texte bewusst an die lerin aber grossen Spass bereitet. Schule erinnern ? Ja, das war Absicht. Ich woll- te auf diesem Weg den Bezug zur Schule her- Wie korrigierst du denn im Alltag ? Ich nehme es stellen. Als Basis habe ich am Anfang Texte aus nicht so genau und bin eher der chaotische Typ. dem Internet genommen, die typisch für die Meistens streiche ich das Wort oder den Satz Schule sind. Zu einem späteren Zeitpunkt habe Chesa Cuan ( 17 ), einfach durch und schreibe darüber oder da- ich nur noch Wörter geschrieben, die mit der VorKurs SfG Basel neben das Richtige hin. Auch meine Bildstrecke Schule zu tun haben, und so ist eine bunte Mi- ist nicht sauber korrigiert, sondern absichtlich schung entstanden. Dass ich noch immer ver- ein solches Flickwerk. bunden schreibe, war ein Vorteil, da ich auf die- Wie sind deine Bilder entstanden ? Eigentlich ha- sem Weg noch ein zusätzliches Schulmerkmal be ich keine Skizzen oder so gemacht. Ich ha- einbinden konnte. be einfach drauflosgeschrieben und dann mit verschiedenen Stiften wie Bleistiften, Markern Interview : Julia Hebeisen, Praktikantin oder Kohle gearbeitet und Schicht für Schicht Abteilung Kommunikation ED aufgetragen. Manchmal habe ich auch wieder 3
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 Schwerpunkt SCHUL- FERNSEHEN RELOADED Wer unter den älteren Semestern erinnert sich noch an TV-Legende Heiner Gautschy, ans Basteln mit Gerda Conzetti oder die schulmeisterlichen Fernsehsendungen mit Hans A. Traber ? Von den ersten, umstrittenen Sendungen in den 1960er-Jahren über VHS-Kassetten und DVDs bis zum multimedialen Wissensprogramm : Das Schweizer Schulfernsehen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten radikal verändert. Geblieben ist der gesetzliche Bildungsauftrag. Die technologische Entwicklung, insbesondere das Internet, hat die Welt, das Fernsehen, den Unterricht revolutioniert. Die neuen Medi- en bereichern zwar den Unterricht, man kann sich aber auch verirren im Dschungel der ( Pseudo- ) Informationen. Das Schweizer Schulfernsehen heisst heute « SRF mySchool », hat sich vom schwarz-weissen Frontalunterricht zur multimedialen Wissensplattform entwickelt und ist für Lehrpersonen – auch weniger technikbegeisterte – eine wahre Goldgrube. Reinschauen lohnt sich. 4
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 Schwerpunkt WIE DIE SCHULE INS FERNSEHEN KAM … BILDUNG IM FERNSEHEN BOOMT. NEBEN VIELEN WISSENSSENDUNGEN BEHAUPTET SICH DAS SCHWEIZER SCHULFERNSEHEN – SEIT ÜBER 50 JAHREN ! Von Yvonne Reck Schöni Schulfernsehen ? Gibt’s das überhaupt noch ? Yes ! Aber es heisst Schulfernsehen. Die Einschaltquote war nicht das Problem. Aber heute « mySchool » und hat nicht mehr viel mit dem Schulfernse- Wissensvermittlung erfuhr eine grundlegende Wende. Mode- hen zu tun, das die Älteren unter uns als Kinder erleben durften. riertes Dozieren war nicht länger gefragt, Features und Doku- Und ein Erlebnis war das ! Nicht dass wir uns noch im Entfern- mentationen waren die neuen Mittel, sie steigerten den Unter- testen an irgendeinen Sendungsinhalt erinnern könnten. Aber haltungswert rapid. Die grösste Veränderung im Schulfernsehen allein wie der Lehrer auf einem grossen Rollwagen den riesigen aber brachte der technische Fortschritt. Fernsehkasten ins Zimmer schob, die Vorhänge zuzog und, be- vor er den Knopf drückte, die aufgeregte Schülerschar mahn- AUFNEHMEN UND ABSPIELEN te, jetzt aber ganz gut aufzupassen – allein dieses Spektakel war Die Einführung von Videokassetten war ein Meilenstein. Erst stets grosses Kino. Es war die Zeit vor den Beamern. Und damals damit konnte man Schulfernsehen im Unterricht sinnvoll an- musste eine Sendung dann geschaut werden, wenn sie lief. Es gab wenden, zurückspulen, unterbrechen oder auszugsweise wieder- keine Aufnahmetechnologien oder gar zeitversetztes Fernsehen. holen. Mitte der 1990er-Jahre löste die DVD das VHS-System ab, und heute braucht man die gewünschte Sendung gar nicht mehr ANFÄNGLICHE WIDERSTÄNDE aufzunehmen, man kann sie per Internet streamen. Mit der Etab- Klar, dass Schulfernsehen kein Schrott war. Sondern pädago- lierung der Computer an den Schulen wurden Unterrichtsmittel gisch wertvoll. Kritische Stimmen, besonders aus Lehrerkrei- multimedial, und auch das Schulfernsehen erweiterte sein Ange- sen, gab es in den Anfängen trotzdem, und die Fernsehmacher bot massiv. Die Internetplattform von « SRF mySchool » ist eine mussten viel Überzeugungsarbeit leisten. « Jeder Pionier wird Fundgrube für Lehrpersonen sämtlicher Stufen ( siehe Seite 6 ). anfangs Widerständen begegnen, die sein Werk vorübergehend Dass sich im Lauf der Jahrzehnte auch die Themenvielfalt enorm hemmen, aber auf die Dauer nicht verhindern können. » Die Re- vergrössert hat, versteht sich. Neben traditionellen Inhalten wie de ist hier weder von Passepartout noch vom Lehrplan 21. Das Zi- Geschichte oder Naturkunde finden sich heute Beiträge zu Sex- tat des damaligen Generaldirektors der Programmkommission ting, YouTube oder der EU. des Schweizer Fernseh-Versuchsbetriebs bezog sich auf die Idee eines Schulfernsehens und stammt aus dem Jahr 1955*. Es sollte * Mehr zur Geschichte des Schulfernsehens im Webspecial von noch etwas dauern, bis das Schweizer Fernsehen 1964, nach zwei « mySchool », www.srf.ch / myschool > über « mySchool » erfolgreichen Versuchssendungen, die erste offizielle Schulfern- > 50 Jahre Schulfernsehen sehsendung in Schweizer Schulstuben senden durfte. Schwarz- weiss natürlich. Es war ein Beitrag über « Unser Parlament » ( Bild rechts unten ), dauerte 28 Minuten und hatte, aus heutiger Sicht, den Unterhaltungswert einer Endlosschlaufe. FEATURES UND DOKUS Gefilmter Unterricht, ergänzt mit gestellten Szenen und lang- fädigen Erörterungen – so etwa kamen die ersten Schulfern- sehsendungen daher. Dem noch nicht so verwöhnten Medien- konsumenten gefiel’s. Spätestens in den 1980er-Jahren ging es dem Lehrer auf dem Bildschirm an den Kragen. Nicht aber dem 5
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 Schwerpunkt DIDAKTISCH AUFBEREITET UND MULTIMEDIAL DAS GUTE ALTE SCHULFERNSEHEN HAT SICH ZUR MULTIMEDIALEN PLATTFORM « MYSCHOOL » ENTWICKELT Von Yvonne Reck Schöni Technische Möglichkeiten und didaktische Ansprüche haben Manche Beiträge von « mySchool » beinhalten auch Aus- sich in den vergangenen Jahrzehnten rasant verändert. Auf schnitte aus anderen Sendeformaten wie « Netz Natur » oder der Plattform von « mySchool », wie das Schulfernsehen der « Einstein », eingebettet in zusätzliche Hintergrundinformatio- SRG heute heisst, finden Lehrpersonen eine Fülle von Film- nen und schülergerechte Erklärungen. Auch Radiobeiträge kön- beiträgen samt didaktischem Material und Hintergrundinfor- nen Bestandteil eines « mySchool »-Beitrags sein. Eine sinnvolle mationen. Die Themenpalette ist beeindruckend. Synergie, denn für eine einmalige Ausstrahlung sind viele Fach- beiträge viel zu schade. Eines vorweg : Es gibt tatsächlich Leute, die setzen sich wochen- tags um punkt 9 Uhr vor den TV-Bildschirm und sehen sich GROSSE THEMENPALETTE eine Stunde lang Schulfernsehen an. Menschen, die vormittags Die Sendungen werden auf SRF 1 von Montag bis Freitag jeweils zuhause sind. Darunter vermutlich viele pensionierte Lehrper- zwischen 9 und 10 Uhr ausgestrahlt, ausser in den Sommerferien. sonen. Die dann gesendeten Erstausstrahlungen werden aber in Aber die gezeigten Filmbeiträge lassen sich nach der Ausstrah- der Folge von sehr viel mehr Leuten verfolgt, denn das Haupt- lung im Fernsehen auf der Webseite abspielen, bei den einge- publikum konsumiert zeitversetzt oder streamt die Beiträge von kauften zumindest so lang, wie die Rechte bestehen. Die Videos der Webseite auf den Beamer im Klassenzimmer ( mehr dazu lassen sich mit Hilfe der Funktion « Suche von A bis Z » auffin- im Beitrag auf Seite 8 ). Ob das Hauptpublikum von « SRF my- den. Fächer- und Stufenfilter erleichtern die Suche. Das Angebot School » überhaupt Lehrpersonen und ihre Schülerinnen und bedient die ganze Themenpalette des Lehrplans 21 und umfasst Schüler sind, will SRF ( Schweizer Radio und Fernsehen ) dem- Sendungen für die Primar-, Sek-I- und Sek-II-Stufe. Besonders nächst evaluieren. In der Region Zürich und Ostschweiz scheint viele Filme gibt es zu den Fachbereichen Natur, Technik, Ge- das Angebot eher bekannt zu sein. Eine kleine – natürlich nicht schichte und Kultur, aber auch Wirtschaftsthemen oder Beiträ- repräsentative – Umfrage des Schulblatts im Basler Lehrerkreis ge zu aktuellen Ereignissen sind gut vertreten. Viele Sendungen lässt hingegen vermuten, dass Schulfernsehen bei uns wenig ge- tangieren mehrere Schulfächer. Eher abstrakte Fächer wie Ma- nutzt wird. thematik eignen sich hingegen nur beschränkt fürs Fernsehen. Das ist erstaunlich. Oder auch nicht. Einerseits finden man- che, die neuen technikbasierten Lehrmittel böten schon genug VIELE HINTERGRUNDINFORMATIONEN Filmsequenzen. Andererseits finden Lehrpersonen, die « my- Die Rubrik Fokus auf der Webseite bündelt grosse übergreifende School » nutzen, auf der Webseite eine Fülle an hervorragen- Themen wie Islam oder Zweiten Weltkrieg, zu denen sich dort den Videos samt Zusammenfassungen und zusätzlichem Unter- jeweils mehrere Beiträge finden. Zu ausgewählten Themen und richtsmaterial bis hin zu Vorschlägen für ganze Lektionen. « SRF Reihen gibt es zudem interaktive iBooks zum Download, mit di- mySchool » ist heute ein multimediales Wissensprogramm und daktischen Hinweisen und Online-Übungen. So kann man auf hat nichts mehr mit dem verstaubten Image des Schulfernsehens den Spuren der grossen Entdecker mit Kolumbus in See stechen zu tun. und das Gelernte überprüfen. Mit « Schweizer Geschichte – en français » können Schülerinnen und Schüler Geschichte repetie- SCHWEIZER EIGENPRODUKTIONEN ren und gleichzeitig das Französischvokabular erweitern, elekt- Das Besondere am Schweizer Angebot : Neben eingekauften Sen- ronische Lernkärtchen inklusive. dungen realisiert SRF viele Eigenproduktionen, die zum Teil spe- In der Rubrik Lehrerzimmer finden sich spezielle Fachbeiträ- ziell auf Schweizer Verhältnisse zugeschnitten sind. Dazu gehö- ge für Lehrpersonen, Eltern und Schulbehörden. Dort geht es um ren zum Beispiel die vielbeachteten Berufsporträts oder auch schulische und bildungspolitische Themen wie die Reformflut kurze Erklärungen aktueller Abstimmungsvorlagen. Und dazu oder Tablets im Unterricht. Zu ganz grossen Schulthemen wie gehört auch das neue Multimedia-Projekt « 4 Sprachen zum Des- Lehrplan 21 oder der Sprachendebatte finden Interessierte gan- sert ». Dieses Webgame will Primarschülerinnen und -schülern ze Dossiers mit Beiträgen aus verschiedenen Sendegefässen zum Appetit machen auf die vier Landessprachen und regt sie an, die Thema. Einfach mal stöbern. Sprachregionen in der Schweiz spielerisch zu erkunden. Anhand von vier Kochvideos gehen die Kinder auf eine geografische und www.srf.ch / myschool kulturelle Entdeckungsreise. 6
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 Schwerpunkt MEHR SCHULFERNSEHEN yrs. Mediengestützter Unterricht kann Lehr- personen bei der Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts entlasten. Schulfernsehen gibt es auch auf deutschen Sendern. « Planet Schule » heisst das Angebot des Südwestrundfunks ( SWR ) und des West- deutschen Rundfunks ( WDR ), ebenfalls ergänzt mit Begleitmaterial wie Unterrichts- konzepten, Arbeitsblättern und Hintergrund- informationen. www.planet-schule.de Schulfernsehen in den 60er-Jahren bedeutete : Auch der Bayerische Rundfunk produziert ein gefilmter Unterricht und gestellte Szenen eigenes Schulfernsehen als Multimedia- ( unten ein Bericht zum Berufsbild « Polizeigehilfin » ). Angebot. www.br.de / fernsehen / ard-alpha Das Bildungsangebot des Hessischen Rund- funks heisst « w issen² » und bietet ebenfalls viele nützliche Angebote für die Schule. www.wissen.hr.de 7
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 Schwerpunkt JEDERZEIT, À LA CARTE, KOSTENLOS PER MAUSKLICK ZUR SENDUNG : MIT DER ONLINEPLATTFORM « MYSCHOOL » ERFÜLLT DIE SRG IHREN GESETZLICHEN BILDUNGSAUFTRAG Von Peter Wittwer Die Lehrperson werden digitale Angebote nie ersetzen. Aber Teil des Zielpublikums nutzt aber mittlerweile diese Möglich- sie werden zunehmend wichtig. Auf der « mySchool » -Platt- keit, die Sendung direkt bei der Erstausstrahlung anzuschauen form finden Lehrpersonen kürzere und längere Videos zu oder auf einem Datenträger festzuhalten. Letzteres ist rechtlich Themen quer durch den Lehrplan 21, die alle kostenlos und kein Problem, da nicht mehr wie früher jeder Mitschnitt einer ohne Anmeldung für den Unterricht genutzt werden können. Sendung angemeldet und separat abgerechnet werden muss. Seit Alle Filme, zu denen sich häufig auch noch Unterrichtsmate- sich die Deutschschweizer EDK und die Verwertungsgesellschaf- rialien herunterladen lassen, können ganz simpel direkt über ten auf eine pauschale Abgeltung der Urheberrechte für alle un- den SRF-Player abgespielt werden. Ein Teil des Angebots ter dem « mySchool »-Label laufenden Angebote geeinigt haben, kann zudem entweder als « Video on demand » heruntergela- dürfen alle Sendungen ohne Anmeldung mitgeschnitten und den oder in der Bibliothek des PZ.BS auf einem Datenträger auch in die schuleigene Mediothek gestellt werden ( siehe Seite 9 ). ausgeliehen werden. TECHNISCH SIMPEL Nicht nur der Begriff Schulfernsehen ist beim Schweizer Radio Ebenfalls nicht angemeldet und abgegolten werden muss natür- und Fernsehen ( SRF ) irgendwann nach der Jahrtausendwen- lich die direkte Nutzung der « mySchool »-Filme über den SRF- de verschwunden und durch den trendigen Begriff « SRF my- Player auf der Onlineplattform. Da mittlerweile in allen Basler School » abgelöst worden. Auch die technische Umsetzung die- Schulhäusern ein genügend leistungsstarker Internetanschluss ses Bildungsauftrags, den SRF auf Basis eines Leistungsauftrags vorhanden sein sollte, lassen sich so alle Inhalte mit wenigen der Erziehungsdirektorenkonferenz wahrnimmt, hat sich weit Mausklicks ins Klassenzimmer holen und via Bildschirm oder davon entfernt, was man sich gemeinhin unter Fernsehen vor- Beamer abspielen. stellt. « SRF mySchool » ist heute eine kostenlose Onlineplattform Die Hürden, die für das so genannte Streamen von kürzeren nicht nur, aber besonders auch für Schulen. Sie bietet qualitativ und längeren Videos über den Player zu nehmen sind, sind für hochstehendes Bildmaterial zur ganzen Themenpalette des Lehr- jede technisch durchschnittlich begabte Lehrperson durchaus plans 21, das sich jederzeit ins Schulzimmer holen lässt. Die gesi- zu bewältigen. In der Regel genügt es, auf den ausgewählten Vi- cherte Qualität erspart Lehrpersonen zeitraubendes Herumsur- deofile zu klicken, und der Beitrag sollte ohne Ruckeln und in fen im Netz auf der Suche nach tauglichem Material. Bevor ein guter Tonqualität zu sehen respektive hören sein. Abgesehen von Angebot auf « mySchool » aufgeschaltet wird, prüft ein aus Lehr- einer aktuellen Version des Adobe Flash Players und dem Über- personen aller Stufen bestehendes Gremium, ob sich der Bei- prüfen, dass JavaScript auf dem Computer nicht ausgeschaltet ist, trag für den Unterricht an Schweizer Schulen eignet, und ergänzt braucht es keine zusätzlichen technischen Vorkehrungen. diesen oft mit zusätzlichem Begleitmaterial für den Unterricht. AUFNEHMEN UND BEARBEITEN ERLAUBT Zwar ist auf SRF 1 der Sendeplatz zwischen 9 und 10 Uhr an Werktagen immer noch für die einmalige ( oder bei Eigenpro- duktionen häufig auch mehrmalige ) Ausstrahlung von « my- School »-Beiträgen reserviert. Nur ein verschwindend kleiner 8
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 Schwerpunkt SUCHEN UND FINDEN ALLE « MYSCHOOL » -FILME Etwas mehr Aufwand als das Abspielen dürfte eher das Finden IN DER PZ.BS-BIBLIOTHEK und Aufarbeiten von geeigneten Angeboten von « mySchool » er- wit. Auch im Internetzeitalter noch nicht fordern. Dazu hat die Redaktion eine Suchfunktion eingerichtet. ( ganz ) ausgedient hat die Möglichkeit, Filme Damit lässt sich, sortiert nach Schulstufe und Fach, die ganze Pa- und Serien, die unter dem « mySchool »-La- lette der aktuell verfügbaren Angebote auf den Bildschirm holen. bel ausgestrahlt worden sind, auf DVD zu er- Wer zu einem bestimmten Thema einen Filmbeitrag sucht, kann werben und ohne Internetanschluss via einen sein Glück zudem via eine Stichwortsuche oder die alphabetisch DVD-Player abzuspielen. Dies macht vor gegliederte Übersicht versuchen. Und wer noch weitere Fragen allem deshalb Sinn, weil auf der « mySchool »- hat – grundsätzliche, technische, inhaltliche –, findet die Ant- Plattform neben Eigenproduktionen auch wort vielleicht auf der Liste der FAQs. zahlreiche eingekaufte Produktionen auf- geschaltet sind, für die SRF nur für be- schränkte Zeit die Rechte erworben hat und die danach wieder von der Plattform verschwinden. Die Bibliothek des PZ.BS erwirbt deshalb nach Auskunft von Biblio- theksleiterin Elisabeth Tschudi ein oder mehrere Exemplare von allen « mySchool »- DVDs, die das SRF über den Onlineshop zum Verkauf anbieten darf. REGE GENUTZT Einige dieser « mySchool »-DVDs werden von den Schulen auch eifrig ausgeliehen. Sehr gefragt ist beispielsweise eine Dokumen- tation von Kurt Mayer über die Entstehung der Alpen, die in den letzten drei Jahren mehr als 50 Mal von Lehrpersonen ausgeliehen worden ist. Ebenfalls Publikumsrenner in der PZ.BS-Bibliothek sind eine Eigenproduktion der « mySchool »-Redaktion zur « Generation Facebook » oder eine Porträtreihe zum Thema « Erste Liebe », zu dem die Redaktion auch ein ganzes Dossier mit pädagogischem Begleitmaterial zusammengestellt hat. Für den Sexualkundeunterricht an Basler Schulen immer wieder ausgeliehen werden auch « mySchool »-Kurzfilme zur Empfängnis- verhütung mittels Pille oder Kondome. Für manche Themen eignet sich eben die Distanziertheit eines Videos besser als die Nähe der Klassenlehrperson. 9
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 Schwerpunkt KREATIVER UMGANG MIT DIGITALEN MEDIEN MARIA PAPANIKOLAOU, NEUE FACHEXPERTIN MEDIENPÄDAGOGIK BEI ICT MEDIEN AM PZ.BS, BERÄT LEHR- UND FACHPERSONEN Von Valérie Rhein Die Medienpädagogin Maria Papanikolaou ermuntert auch Lehrpersonen ohne besonderes technisches Flair, von den neuen digitalen Möglichkeiten zu profitieren. Der Umgang mit digitalen Medien will zwar geübt sein, doch was die Tech- nik angeht, ist vieles einfacher und benutzerfreundlicher ge- worden. Mit überschaubarem Aufwand lässt sich auch das Internet nutzen, um Brücken zwischen Schule und Eltern- haus zu bauen. Dem modernen Schulfernsehen steht sie po- sitiv gegenüber. Das Schuljahr ist noch jung. In den Schulen füllen sich die Wän- Neugier wecken, Ängste abbauen : Als Teammitglied der PZ.BS- de der langen Gänge und Klassenzimmer aber bereits wieder Fachberatung berät und unterstützt Medienpädagogin Maria mit den kreativen Arbeiten der Schülerinnen und Schüler. Eine Papanikolaou Lehr- und Fachpersonen. Foto : Andreas Vogele Pracht, die leider einem kleinen Kreis vorbehalten bleibt : jenen, die den entsprechenden Schulhausgang betreten. Das ist schade wird immer einfacher », sagt sie. Neugier wecken, Ängste abbau- – und müsste nicht sein. Nicht im Zeitalter des Internets. en, für Lehrpersonen Möglichkeiten schaffen, sich mit digitalen Medien vertraut zu machen, bevor sie sie in den Unterricht inte- GESTALTEN STATT NUR KONSUMIEREN grieren, und Weiterbildungen entwickeln – daran arbeitet Maria Maria Papanikolaou, seit Anfang 2016 Fachexpertin Medien- Papanikolaou derzeit. pädagogik bei ICT Medien am Pädagogischen Zentrum PZ.BS, Zudem begleitet und unterstützt sie Lehr- und Fachpersonen skizziert ein mögliches Projekt : « Zweitklässlerinnen und Zweit- aller Schulstufen auf Anfrage bei der Konzeption und Umset- klässler einer Primarschule sind am Thema ‹ Sinne ›. Aus Papier- zung von Projekten mit digitalen Medien oder bei Fragen rund schnipseln und Leim basteln sie bunte Früchte. » Dann fotogra- um den Einsatz von Technologie im Unterricht. Wer also Pro- fieren die Kinder ihre Papiercollagen und stellen die Bilder auf jekte wie etwa die eingangs skizzierten Papiercollagen auf der die Schulwebsite. « So präsentieren sich die Achtjährigen ein ers- Schulwebsite plant und sich für Gestaltung und Umsetzung von tes Mal online, und ihre kreative Arbeit gelangt », so Papaniko- einer Fachfrau beraten lassen möchte, rennt bei Maria Papani- laou, « auf jenes Medium, das sie bisher weitgehend konsumie- kolaou offene Türen ein – und darf sich von ihrer spürbaren Be- rend kennengelernt haben. » geisterung für die modernen Technologien anstecken lassen. BRÜCKE ZWISCHEN SCHULE UND ELTERNHAUS E-LEARNING UND SOCIAL MEDIA Wird zusätzlich ein Blog eingerichtet, können die Kinder die Ar- Studiert hat Maria Papanikolaou Architektur. In ihrer Zeit als beiten ihrer Klassenkameradinnen und -kameraden auch kom- Assistentin an der ETH gehörten CAAD – die vier Buchstaben mentieren. So lassen sich Dialog und Reflexion ausserhalb des stehen für « computer-aided architectural design » – und das In- Klassenzimmers weiterführen. Und die Eltern müssen nicht bis ternet zu ihrem Berufs- und Forschungsalltag. Das war in den zum nächsten Elternabend warten, um die Arbeiten ihres Kindes neunziger Jahren. Seither hat die Fachfrau für E-Learning und und seiner Klasse anschauen zu können. « Solche Projekte dienen Social Media eine ganze Reihe digitaler Lernplattformen entwi- auch als Brücke zwischen Schule und Elternhaus », sagt die Me- ckelt und als FHNW-Dozentin Erfahrungen für die didaktische dienpädagogin. Vor allem aber machen sich die Kinder so schon Gestaltung des Unterrichts mit Medien gesammelt. früh mit dem Internet und dessen Regeln vertraut – « ein proak- tiver, präventiver Zugang », wie Papanikolaou betont. Maria Papanikolaou ist unter E-Mail maria.papanikolaou@edubs.ch oder Telefon 061 373 31 00 BERATUNG UND UNTERSTÜTZUNG FÜR LEHRPERSONEN erreichbar ( Mo und Fr ganzer Tag, Di und Do vormittags ). Als Fachexpertin Medienpädagogik des PZ.BS möchte sie auch Lehrpersonen ohne technisches Flair für den Einsatz moderner Technologien im Unterricht begeistern. « Denn die Technologie 10
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 Schwerpunkt MARIA PAPANIKOLAOU ZU « MYSCHOOL » « Ich finde, das Medium Fernsehen ist mit der Zeit gegangen, flexibler geworden und hat sich längst in das Internet integriert. Videos- on-Demand ermöglichen das Einbetten von Sendungen oder Teilen davon in den Unter- richt, und die Sendungen werden durch mass- geschneiderte Unterrichtsmaterialien ergänzt. Gegenüber anderen schulischen Angeboten aus dem Internet hat ‹ mySchool › den Vorteil, dass ein Begleitgremium für die Einhaltung von Qualitätsstandards sorgt. In einem nächsten Schritt wünschte ich mir eine Personalisierung des Schulfernsehens : Als Lehrperson möchte ich meine Inhalte individuell organisieren, mich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen und in Teams zusammenarbeiten können. So könnte ich im Unterricht etwa einen Filmausschnitt zeigen, der von anderen Lehrpersonen empfohlen und kommentiert wurde. Und ich wünsche mir, dass die Schülerinnen und Schüler eines Tages selbst mit dem ‹ mySchool ›-Material arbeiten könnten. Sie sollen einen kreativen Zugang zu den Medien Fernsehen und Film finden, die wir zurzeit vorwiegend konsumieren. Filmausschnitte könnten so zum Beispiel direkt in eine Präsentation, eine Dokumen- tation oder eine Collage integriert und dabei auch reflektiert werden. » 11
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 EDit « E S GEHT NICHT DARUM, GUTE TIPPS ZU GEBEN » DIE PRIMARSTUFEN ST. JOHANN UND KLEINHÜNINGEN HABEN SICH IN EINEM PILOTVERSUCH GEGENSEITIG EVALUIERT Von Peter Wittwer An allen 37 Volksschulstandorten des Kantons wird in den mativen Erwartungen an die Umsetzung von fünf Reformthe- nächsten sechs Jahren zweimal der Stand der Schulentwick- men der Volksschulreformen transparent gemacht werden. Jede lung und der Umsetzung der Schulreformen erhoben. Dazu Schule wählt ein Fokusthema aus und setzt damit einen eigenen werden den Schulen vier verschiedene Formen von Evalua- Evaluationsschwerpunkt. tionen zur Wahl gestellt. Die Schulen haben beispielsweise die Möglichkeit, sich in einer so genannten « Partnerschul- GEMEINSAMES FOKUSTHEMA LERNBEGLEITUNG Peer-Review » gegenseitig mit Fokus auf ein selbst gewähl- Für das Modell der so genannten « Partnerschul-Peer-Review » tes Thema zu evaluieren. Die Schulleitungen der Primar- hat das Institut für Forschung und Entwicklung der Pädagogi- stufen Kleinhüningen und St. Johann haben das in einem schen Hochschule FHNW, das die Schulevaluationen im Auftrag Pilotversuch gewagt und sind mit dem, was diese Form der der Volksschulleitung durchführt, im letzten Schuljahr einen Zusammenarbeit ihren Schulen gebracht hat, mehr als zu- Pilotversuch auf der Primarstufe initiiert und fachlich begleitet. frieden. Die erste Hürde bestand darin, zwei Schulleitungen miteinander in Kontakt zu bringen, die freiwillig zusammen den Blick über Hat der grosse Aufwand zur Veränderung der Volksschule im den eigenen Tellerrand hinaus wagen wollten. Es waren schliess- Kanton Basel-Stadt im Rahmen der Schulharmonisierung und lich die Primarstufen Kleinhüningen und St. Johann, die sich als weiteren Volksschulprojekten zu den angestrebten Verbesserun- erste Basler Schulen der Herausforderung stellten. gen geführt ? Um dies fundiert beantworten zu können, ohne Sowohl Nadine Bühlmann ( PS St. Johann ) wie auch Florian die Schulen übermässig zu belasten, wird die Wirkung der ab- Ritter ( PS Kleinhüningen ) sind rückblickend überzeugt, dass geschlossenen oder noch laufenden Reformen im Rahmen ei- sich die vielen Stunden, die sie und Teile ihres Kollegiums in den ner auf mehrere Jahre angelegten Gesamtevaluation untersucht. Pilotversuch investiert haben, gelohnt haben. Rasch zeigte sich nämlich, dass beide Partner mit ähnlichen Voraussetzungen und QUANTITATIVE UND QUALITATIVE ERHEBUNGEN Zielen in den freiwilligen Testlauf eingestiegen sind. Ihre Schu- Einerseits wird mit quantitativen Analysen von statistischen len seien von der Grösse und dem soziokulturellen Umfeld her Kennzahlen untersucht, wie erfolgreich die Schullaufbahnen vergleichbar und in der Schulentwicklung mit ähnlichen Frage- von Schülerinnen und Schülern durchlaufen werden – zum Bei- stellungen konfrontiert, sagt Florian Ritter. Das sei wohl mit ein spiel, wie viele Jugendliche nach der Volksschule eine Mittel- Grund gewesen, dass beide Schulen bei der Auswahl des Fokus- schule besuchen oder eine Berufsausbildung in Angriff nehmen. themas unabhängig voneinander das Augenmerk auf den The- Dazu nimmt der Regierungsrat jährlich ausgewählte Richtwerte menkreis Förderung und Integration und insbesondere die in- zur Kenntnis, die jeweils auf dem Bildungsserver und im Volks- dividuelle Lernbegleitung richten wollten, ergänzt Nadine Bühl- schulbericht publiziert werden. Weichen die Ist-Werte zu stark mann. von den erwünschten Soll-Werten ab, werden Änderungen ein- geleitet. ZWEI SCHULEN BESUCHEN SICH EINEN TAG GEGENSEITIG Zur Vertiefung und Ergänzung der statistischen Datenerhe- Ein fünfköpfiges Evaluationsteam zusammenzustellen, war an bungen finden in den nächsten Jahren schulstandortbezogene beiden Schulen kein Problem. Innert wenigen Minuten hätten Evaluationen statt, deren Daten vor allem der Weiterentwick- sich genügend Freiwillige gemeldet, erinnert sich Nadine Bühl- lung der Schulen dienen sollen. An allen 37 Volksschulen des mann. Um möglichst alle Bereiche erfassen zu können, gehör- Kantons wird im Auftrag der Volksschulleitung bis zum Som- ten den Teams sowohl Lehrpersonen des Kindergartens, beider mer 2022 zweimal der Stand der Umsetzung der Schulreformen Stufen der Primarschule und in Kleinhüningen sogar eine Mit- erhoben. Eine quantitative Befragung zum Entwicklungsprozess arbeiterin der Tagesstruktur an. Aufgabe dieser Teams war es, ist für alle Standorte obligatorisch. Darüber hinaus werden ih- unter fachlicher Anleitung die Evaluationsleitfragen zu entwi- nen drei qualitativ ausgerichtete Evaluationsformen zur Wahl ckeln, das Programm für den Besuchstag an der Partnerschu- gestellt. Diese drei Varianten wurden oder werden zunächst in le vorzubereiten und die gewonnenen Eindrücke zu sammeln Pilotversuchen mit einem Fokusthema erprobt, das die Schulen und strukturiert zurückzumelden. Am Besuchstag selbst wur- selbst bestimmen können. Als Grundlage für die Schulevaluati- den nicht nur Lehr- und Fachpersonen der Partnerschule be- onen dienen Orientierungsraster, in denen die wichtigsten nor- obachtet und befragt. Zur Abrundung ihrer Eindrücke redeten 18
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 EDit die Evaluationsteams auch mit Schülerinnen und Schülern und holten sogar telefonisch Elternstatements zu den ausgewählten Themen ein. Nadine Bühlmann und Florian Ritter finden es richtig und er- freulich, dass im Kanton Basel-Stadt ein vergleichsweise offener Ansatz für die qualitative Evaluation der Schulen gewählt wor- Die Fachhochschule Nordwestschweiz sucht den ist. « Bei dieser Form der Standortbestimmung geht es nicht Pensionierte Primar- oder Sekundarlehrpersonen darum, als Inspektoren aufzutreten und der Partnerschule gute mit Interesse an Naturwissenschaften und Tipps zu geben. Die Motivation muss vielmehr sein, eine Dienst- naturwissenschaftlichen Experimenten für Mitarbeit am FHNW-Projekt MobiLab (siehe: mobilab-nw.ch). leistung für eine andere Schule erbringen zu wollen und zu sehen, wie andere eine Aufgabe lösen », sagt Nadine Bühlmann. Ähn- Aufgabenbereich: Begleitung bei Einsätzen in Klassen an ein- bis zwei lich sieht dies auch Florian Ritter : Die partnerschaftliche Evalu- Halbtagen (unterschiedliche Wochentage). ation bringe einer Schule eine wertvolle Aussensicht, die einem vor Augen führt, wo allenfalls blinde Flecken in der Selbstwahr- Interessiert? Bitte melden Sie sich bei maria.till@fhnw.ch oder nehmung vorhanden sind. 079 958 18 35 Umgekehrt kann eine solche Spiegelung durchaus auch den Der Beginn der Mitarbeit erfolgt nach Absprache. positiven Effekt haben, dass etwas, das man als problematisch empfindet, von Aussenstehenden gar nicht so wahrgenommen wird. Nadine Bühlmann war beispielsweise positiv überrascht, dass die Beeinträchtigung des Lernklimas durch die vielen Pro- visorien, welche die Gesamtsanierung des Schulhauses St. Jo- hann mit sich brachte, von aussen betrachtet weit weniger ein Thema war, als sie und ihr Kollegium befürchtet hatten. DENKANSTÖSSE UND NEUE PFADE Vor allem beim selber gewählten Fokusthema, der individuel- len Förderung und Lernbegleitung, habe die Evaluation eine nachhaltige Diskussion angeregt, wie sich die Schulen in die- sem Bereich weiterentwickeln möchten. Für Florian Ritter hat die Evaluation die Erkenntnis gebracht, dass im Kindergarten, der Primarschule und der Tagesstruktur offenbar unterschied- liche Vorstellungen vorhanden sind, wie eine gute Lernbeglei- tung aussieht. Ein wichtiger nächster Schritt ist es, nun schulin- tern ein gemeinsames Verständnis von dem zu entwickeln, was über alle Stufen hinweg angestrebt werden soll. Die Denkanstös- se, die eine solche freiwillige Zusammenarbeit unter Peers liefert, können aber durchaus auch über das Fokusthema hinausgehen. Im vorliegenden Fall hat sich beispielsweise die PS St. Johann durch den Einblick in das an der PS Kleinhüningen umgesetzte « Programm zur Förderung Alternativer Denkstrategien » ( kurz PFADE ) bestärken lassen, dieses Lehrmittel zur Gewaltpräventi- on an Primarschulen ebenfalls einzuführen und dem nationalen Netzwerk der PFADE-Schulen beizutreten. Weitere Informationen Richtwerte und Orientierungsraster : www.edubs.ch>schulentwicklung>evaluation Volksschulbericht : www.edubs.ch>publikationen>broschueren> Brainfood broschueren-volksschulen Projekt PFADE : www.gewaltprävention-an-schulen.ch Beratung durch die PH FHNW : Adrian Bucher, adrian.bucher@fhnw.ch, Tel. +41 56 202 79 27 Die Schokoladenseite der Naturwissenschaften erleben. Beratung ED : Regina Kuratle, regina.kuratle@bs.ch, Tel. +41 61 267 56 12 www.technorama.ch 19
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 EDit HONEY KENNT KEIN VORURTEIL WAS TIERGESTÜTZTE PÄDAGOGIK BEWIRKEN KANN Von Yvonne Reck Schöni In der Tagesschule Bachgraben, einem Spezialangebot der Volksschulen, gibt es eine besonders beliebte « Hilfslehre- rin » : Schulhündin Honey begleitet die Klassenlehrerin Sabi- ne Hänni durch den Schulalltag. Für ihren Einsatz im Klas- senzimmer ist Honey speziell geschult. Und auch die Kinder müssen sich an klare Regeln halten. Was sie auch tun, und zwar gerne. Acht Kinder zählt die Klasse von Sabine Hänni. Acht Kinder und ein Hund. Zusammen bilden sie die Klasse B in der Tagesschule Bachgraben, einem heilpädagogischen Spezialangebot, das zum Schulstandort Wasgenring gehört. Und Honey gehört wirklich zur Klasse ! Sie kommt nicht gelegentlich zu Besuch, sondern be- gleitet und unterstützt Sabine Hänni in ihrer täglichen pädago- gischen Arbeit. Seit 16 Jahren schon arbeitet die Heilpädagogin Zählen und Rechnen geht besser, wenn Schulhund Honey mit einem Schulhund, ihre Erfahrungen sind durchwegs positiv. miteinbezogen ist. Foto : zVg Die Kinder lieben Honey, ein Cavalier King Charles Spaniel. Ho- ney wiederum akzeptiert alle Kinder, so wie sie sind. Egal, was schränkt sich aber nicht auf den direkten Kontakt mit dem Tier. sie können oder eben nicht gut können – Honey ist ohne Vorur- Der Hund kann auch Thema einer Geschichte oder eines Lo- teile, « behandelt » alle gleich, hört immer zu, wenn jemand ihr gicals sein, oder ein Motiv im Zeichnen, oder die Schüler kön- vorliest, bleibt stets ruhig, und wenn sie nicht mehr mag, zieht sie nen für Honey einen Parcours auf einem Plan entwerfen und ihr sich auf ihr Plätzchen zurück. Dort lässt man sie in Ruhe. Das ist räumliches Denken trainieren. die Regel, und an die halten sich alle ( was bei generellen Schul- hausregeln bekanntlich nicht durchwegs der Fall ist ). NICHT STÄNDIG IM MITTELPUNKT Es sei aber nicht so, dass der Hund ständig im Zentrum des Un- HONEY ALS MOTIVATOR terrichts stehe, sagt die Heilpädagogin. Honey sei einfach ein Heute hat Sabine Hänni Stoffsäckchen vorbereitet, in denen Teil davon. Der positive Einfluss reicht viel weiter. Der Hund Buchstabenkärtchen stecken. Jedes Kind darf ein Säcklein wer- fördert Verantwortungsbewusstsein und Empathie, verbessert fen, Honey holt und bringt es dem Kind auf Kommando und das Sozialverhalten der Kinder auch untereinander, stärkt deren bekommt zur Belohnung ein Gudi. Aufmerksam verfolgen die Selbstvertrauen, hilft, Ängste abzubauen, fördert alle Sinne, die Erst- und Zweitklässler das Geschehen und widmen sich danach Wahrnehmung und die Kommunikationsfähigkeit. Hänni könn- ihrer Aufgabe : die Buchstaben im Säckchen so vor sich hinzule- te noch vieles aufzählen. Sie stellt aber auch klar : Funktionieren gen, dass ein richtiges Wort entsteht. Danach arbeitet jeder Schü- kann hundegestützte Pädagogik nur, wenn Hund und Lehrper- ler ( es sind alles Buben ) individuell an seinem Arbeitsblatt. ai son ein Team und speziell dafür ausgebildet sind. ( Die beiden oder ei ? tz oder z ? Honey liegt derweil an ihrem Platz unter dem haben zusammen eine Therapiehunde- und Schulhundeausbil- Lehrerpult, wie immer, wenn die Kinder still für sich arbeiten. dung gemacht. ) Man kann einen Schulhund darum nicht auslei- hen, jedenfalls nicht für diesen Zweck. Es gibt wohl so genannte HONEY FORDERT STRUKTUR Besuchshunde ( siehe Kastentext ), diese haben aber eine andere « Unsere Kinder sind in der Regel sehr ablenkbar, haben grosse Funktion. Konzentrationsprobleme, können schlecht fokussieren », erklärt Sabine Hänni. « Ausser, wenn sie mit dem Hund arbeiten. » Ho- KEIN HUNDESITTING ney wirkt beruhigend auf die Klasse, aber auch motivierend. Die Und noch etwas betont Sabine Hänni : Der Einsatz eines Schul- Kinder machen alles lieber, wenn der Hund beteiligt ist. Er sorgt hunds ist kein Hundesitting. Einfach den Hund mit in die Schule auch für Ordnung und Struktur. Man kann nicht einfach Dinge nehmen, damit er nicht allein zuhause bleiben muss, hat nichts auf dem Boden herumliegen lassen. Und Anweisungen an Honey mit seriöser hundegestützter Pädagogik zu tun. Das gilt es zu funktionieren nur, wenn sie ruhig, klar und mit Augenkontakt differenzieren. Hänni und auch ihre Schulleitung werden im- erteilt werden – eine grosse Herausforderung für diese Schüler mer mal wieder von anderen Schulen nach ihren Erfahrungen mit besonderen Voraussetzungen. Tiergestützte Pädagogik be- gefragt. Als Vorstandsmitglied des Vereins Schulhunde Schweiz 20
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 EDit ( siehe Kastentext ) ist Sabine Hänni bestens mit dem Thema ver- traut und freut sich, wenn sie ihr fundiertes Wissen weitergeben kann. Eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz eines Schul- hundes sei Berufssicherheit, findet Hänni. Für Berufseinsteigen- de eignet sich die Methode nicht. SCHULHUNDE yrs. Als Schulhunde werden allgemein Hunde ELTERN UMFASSEND INFORMIEREN bezeichnet, die einer Tätigkeit in einer Schule Klar ist : Wenn in einer Klasse ein Hund zum Einsatz kommt, nachkommen. Diese Tätigkeiten können sehr gilt es die Eltern vorab detailliert zu informieren. Sabine Hänni unterschiedlich aussehen. Daher gibt es für hat hierfür extra eine kleine Dokumentation zusammengestellt, einen Hund im Schulwesen verschiedene die das Konzept einfach verständlich schildert und auch auf Fra- Bezeichnungen wie Schulhund, Schulungshund, gen zu Hygiene oder Haftung eingeht. Eltern dürfen zudem den Schulbesuchshund, Klassenhund oder Unterricht jederzeit besuchen. Bis jetzt hat es nie irgendwelche Therapiehund. Auf der Webseite des Vereins Widerstände gegeben. Offenheit, Transparenz und ein kompe- Schulhunde Schweiz werden diese Begriffe tenter Informationsfluss gegenüber den Eltern sind wichtige Vo- definiert. Interessierte finden dort auch viele raussetzungen, die von der Schulleitung unterstützt und mitge- Informationen über tiergestützte Pädagogik, tragen werden sollten. Positiv wirken auch Hännis Gelassenheit die Vorteile eines Hundes an der Schule, und Fröhlichkeit. Die Atmosphäre im Klassenzimmer ist ent- die nötigen Voraussetzungen, konkrete Ein- sprechend gut, die Kinder fühlen sich sichtlich wohl. « Ja, wir la- satzideen, Ausbildungsmöglichkeiten oder chen sehr viel », bestätigt Sabine Hänni unseren Eindruck. Ho- auch Literaturtipps. ney trägt viel dazu bei. Ob sich ein Hund für den pädagogischen Einsatz als Schulhund eignet, hängt weniger Trauriger Nachtrag : Einige Wochen nach unserem Besuch in der von der Rasse oder seiner Grösse als von seinem Klasse ist Honey, knapp fünfjährig, völlig unerwartet an einer Charakter ab. Ein potenzieller Schulhund Hirnblutung gestorben. sollte freundlich, menschenbezogen, ruhig, ausgeglichen und gehorsam sein. Ein sabbern- Honey versteht Anweisungen nur, wenn sie ruhig, klar und mit des oder stark haarendes Tier eignet sich Augenkontakt erteilt werden – eine grosse Herausforderung für eher nicht. manche Kinder. Foto : Felizitas Fischer schulhunde-schweiz.ch 21
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 EDit WO ? – Primarschule St. Johann, Spitalstrasse 50, 4051 Basel UNDER CONSTRUCTION ( VII ) WAS ? WARUM ? – Gesamtsanierung des Schulhauses St. Johann mit Ausbau des Dachstockes und Nutzbarmachung von Kellerräumlich- keiten für die zusätzlich benötigten Spezialräume. Dank diesen Ausbauten wird es möglich sein, 12 Primarklassen ( f ür Schuljahr 16/17 13 Klassen ) und einen Heil- pädagogischen Kindergarten unterzubringen. Neben der Erdbebenertüchtigung und der Verbesserung des Brandschutzes wurde zudem die ICT-Infrastruktur für die Unterrichts- und Gruppenzimmer vollständig erneuert. WIEVIEL ? – 2680 Betonanker – 170 neue Eichenfenster – 1500 m2 neuer Eichenboden – 3000 m2 gestrichene Lamperie – 12 000 m2 gestrichene Wand- und Deckenflächen – 400 neue Lampen – 20 000 m ICT-Kabel – 45 000 Starkstromkabel – 250 UKV-Anschlüsse – 60 Planungsbeteiligte – 35 000 Planungsstunden – 170 Handwerker 22 Foto : MET Architects
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 EDit NICHT PERFEKT, NA UND ? « LOOK&ROLL » UND « MAL SEH’N » : ZWEI ANGEBOTE FÜR SCHULEN, DIE BERÜHRUNGSÄNGSTE ÜBERWINDEN HELFEN Von Peter Wittwer Das Kurzfilmfestival « look&roll », das Ende September im Kino Atelier stattfindet, setzt einen augenzwinkernden Kon- trapunkt zum allgegenwärtigen Perfektionswahn. Gezeigt werden Filme, die – ohne den Mahnfinger zu erheben – für einen entspannten Umgang mit Menschen eintreten, die auf irgendeine Art andersartig sind. Für Klassen der weiterfüh- renden Schulen wird ein kommentiertes Spezialprogramm mit Highlights aus dem Festivalprogramm angeboten. Zum sechsten Mal präsentiert das Basler Kurzfilmfestival « look&roll » vom 22. bis 25. September eine Auswahl von Kurz- filmen über das Leben mit Einschränkungen, mit Schwächen, mit Behinderungen. Gezeigt werden Filme aus aller Welt, die auf entspannte und witzige Weise an das Thema herangehen, ohne dabei den Respekt für die Protagonistinnen und Protagonisten Szenenbild aus der Kultserie « Der Tatortreiniger » : zu verlieren. Titelheld Schotty beim verbalen Schlagabtausch mit der Solche gibt es, wie ein Blick in das Filmarchiv auf der Web- bekennenden Veganerin und Rollstuhlfahrerin Kim. site des Festivals zeigt, mittlerweile einige, die zum Teil Aus- zeichnungen bis hin zu Oscars eingeheimst haben. Das Medium lich zu machen. Bereits zum sechsten Mal hat Festivalleiter Ger- ( Kurz- )Film eigne sich sehr gut, um gerade junge Leute für die hard Protschka dieses Jahr mit einem Team von Fachleuten aus alltäglichen Bedürfnisse von Menschen zu sensibilisieren, die der Filmbranche und Menschen mit einer Behinderung das Fes- wegen einer Behinderung nicht perfekt funktionieren, sagt Ger- tival « look&roll » organisiert. Zum Programm von « look&roll », hard Protschka, der Gründer und Geschäftsführer des Festivals. zu dem jedes Jahr auch eine « Best of »-DVD herausgegeben wird, gehört dieses Jahr am Donnerstag- und Freitagmorgen auch ein GRUNDSTEIN FÜR GEGENSEITIGES VERTRAUEN auf Schulklassen der weiterführenden Schulen ausgerichtetes Das Festival ist aus dem immer noch laufenden Projekt « Mal Spezialprogramm. seh’n » entstanden. « Mal seh’n » ist eine Initiative von Procap, der grössten Selbsthilfeorganisation von Behinderten in der Schweiz, RAUBÜBERFALL IN GEBÄRDENSPRACHE über die Schulen ohne grossen Aufwand und kostenlos in di- Unter dem programmatischen Titel « Nicht perfekt, na und ? » rekten Dialog mit behinderten Menschen treten können. Solche wird dort unter anderem eine Folge aus der Kultserie « Der Tat- direkten Begegnungen helfen erfahrungsgemäss, Berührungs- ortreiniger » gezeigt, in welcher der überzeugte Fleischesser und ängste zu überwinden, Unsicherheiten abzubauen und legen den Tatortreiniger Schotty im Gespräch mit der veganen Rollstuhl- Grundstein für gegenseitiges Verstehen. fahrerin Kim so ziemlich in jedes Fettnäpfchen tritt, in das man Bei diesen Besuchen dienen Kurzfilme als Einstieg, in denen treten kann. Nicht minder unterhaltsam ist auch ein englischer nicht in erster Linie Mitleid geweckt wird, sondern die den Ju- Kurzfilm, in dem ein gehörloser Räuber mit Hilfe einer immer gendlichen Identifikationsmöglichkeiten und den Moderieren- mehr von Skrupeln geplagten Gebärdensprache-Dolmetscherin den Anknüpfungspunkte für ein Gespräch auf Augenhöhe bie- seinem Metier nachzugehen versucht. Eindrücklich für Jugend- ten. In den letzten Jahren ist vor allem in angelsächsischen und liche dürften auch Kurzfilme sein, die zeigen, wie ein junger Stot- nordeuropäischen Ländern, wo dieses Thema einen hohen Stel- terer seine Hemmungen beim Flirten überwindet oder wie eine lenwert hat, eine Vielzahl von Filmen entstanden, in denen der Blinde sich anhand von « K langschatten » in ihrer Umwelt orien- « behinderte Alltag » nicht nur lebensnah, sondern oft auch mit tiert. sehr viel Witz dargestellt ist. Weitere Informationen unter www.lookandroll.ch und MORGENVORSTELLUNGEN FÜR SCHULKLASSEN www.malsehn.ch Vor zehn Jahren ist deshalb die Idee entstanden, diese Filme nicht nur an den Schulbesuchen, sondern auch alle zwei Jahre im Rahmen eines Festivals einer breiteren Öffentlichkeit zugäng- 23
Basler Schulblatt Nr. 5 /2016 EDit STATT VIELER TÖPFE NUR NOCH EIN TOPF SCHULEN SIND NACH WIE VOR GEFRAGTE ZIELGRUPPEN FÜR DIE PROFESSIONELLE KULTURVERMITTLUNG Von Peter Wittwer Damit ein möglichst grosser Teil der Bevölkerung einen Zu- KULT&CO, EDUCATION- gang zum reichhaltigen Kulturangebot Basels findet, gehört UND IMPULS-PROJEKTE die Kulturvermittlung zu den Kernaufgaben der Abteilung Vor allem im Tanz-, Theater- und Musik- Kultur. Was an den Schulen bisher unter Labels wie « E du- bereich hat die Zusammenarbeit zwischen cation-Projekt » oder « kult&co » gefördert worden ist, ist neu Schulen mit professionellen Kulturschaffenden unter dem Obertitel « Kulturvermittlungsprojekte » in einem und -institutionen eine lange Tradition. Fördergefäss zusammengefasst. Zweimal im Jahr bestimmt In den letzten Jahren immer wieder für Auf- eine Jury aufgrund von Gesuchen, die von den beteiligten sehen über die beteiligten Schulen hinaus Kulturschaffenden und -institutionen und nicht von den gesorgt haben etwa die Education-Projekte. Schulen eingereicht werden müssen, welche Projekte unter- Inspiriert vom preisgekrönten Dokumentar- stützt werden. Das Label « E ducation Projekt » gibt es nicht film « R hythm Is It ! », in dem eine Aufführung mehr, die Dienstleistung und Finanzierung seitens Abteilung von Strawinskys Ballet « Sacre du printemps » Kultur bleibt. durch die Berliner Philharmoniker mit Kin- dern aus Berliner « Problemschulen » dokumen- Jeweils im Frühjahr und im Herbst trifft sich eine achtköpfige tiert wird, wurde diese Reihe vor zehn Jahren Jury und entscheidet anhand von öffentlich ausgeschriebenen vom damaligen Basler Kulturverantwortlichen Kriterien, welches Projekt in den Genuss der kantonalen Förder- Michael Koechlin ins Leben gerufen. Ein mittel für professionelle Kulturvermittlung kommt. Dabei wird Kreis von fest definierten Kulturinstitutionen – nicht unterschieden, ob es sich um die traditionell stark geför- Theater Basel, Sinfonieorchester Basel, derte Kulturvermittlung an Schulen oder um Kooperationen von Basel Sinfonietta, Kammerorchester Basel – Kulturschaffenden mit anderen Zielgruppen wie etwa Senioren hat seither in Zusammenarbeit mit Schul- oder Jugendorganisationen handelt, die im Freizeitbereich tätig klassen knapp drei Dutzend interessante sind. Der auf die Vermittlung ausgerichtete Teil der Kulturför- Kulturprojekte aufwändig entwickelt und derung läuft also nicht mehr wie früher parallel über verschie- zur Aufführung gebracht. dene Förderprogramme und Wettbewerbe, sondern zentral für Um das Feld der Vermittlung über den alle Sparten über ein Gremium, das die eingereichten Gesuche Kreis etablierter Institutionen hinaus zu in einer Gesamtschau beurteilt. erweitern, schuf die Abteilung Kultur zwei weitere Gefässe mit öffentlich ausgeschriebe- VON AUSSENRAUMGESTALTUNG BIS ZUM ORATORIUM nen Förderkriterien : die « Impulsprojekte », Mit Unterstützung rechnen können Projekte, bei denen « Kul- die mit Beiträgen aus dem Swisslos-Fonds turinstitutionen mit Sitz in Basel oder professionelle Kunstschaf- ermöglicht wurden, und den Ideenwettbe- fende aus allen Sparten ein künstlerisches Vermittlungsprojekt werb « kult&co ». Dieser Wettbewerb richtete mit einer Zielgruppe im Kanton Basel-Stadt erarbeiten wollen ». sich an professionelle Kunst- und Kultur- Was darunter zu verstehen ist, lässt sich am besten an Projekten schaffende aller Sparten, die mit basel-städti- zeigen, die mit finanzieller Unterstützung der Abteilung Kultur schen Schulen oder Jugendgruppierungen in letzter Zeit realisiert worden sind oder für deren Umsetzung ein künstlerisches Projekt planen und um- bereits Beiträge gesprochen worden sind. setzen wollten. Dafür standen jährlich Noch vor den Sommerferien ihre Vernissage feiern konnten insgesamt 70’000 Franken zur Verfügung. zwei Architekturprojekte, in denen Schulklassen der Primar- Die nun erfolgte Zusammenlegung dieser drei schule Bruderholz und des Gymnasiums Leonhard zusammen Förderschienen soll für Vereinfachung mit professionellen Architekturbüros Ideen zur ( künstlerischen ) und mehr Transparenz für die Gesuchstellen- Aufwertung des schulischen Aussenraums entwickelt haben. Im den sorgen, ohne dass damit die für die neuen Semester folgen werden zwei Filmprojekte, die zwei Basler Vermittlung zur Verfügung stehenden Mittel Filmerinnen mit FMS-Klassen durchführen und deren Resultate gekürzt worden sind. im Dezember im Stadtkino zu sehen sein werden. 24
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