Schulblatt Nr. 7 / 16 - DANKE, CHRISTOPH EYMANN - Universität Basel
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Nr. 7 / 16 Basler Schulblatt DANKE, CHRISTOPH EYMANN MEHR PRAXISNÄHE FÜR ANGEHENDE LEHRPERSONEN CHECKS IM VISIER DER KSBS
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt INHALT SCHWERPUNKT 4 DANKE, CHRISTOPH EYMANN ! EIN KAPITÄN IN STÜRMISCHEN ZEITEN 16 JAHRE CHRISTOPH EYMANN IM ED 27 ERINNERUNGEN, BEGEGNUNGEN, STATEMENTS EDIT 3 Guten Tag 3 Ausrufezeichen ! 26 Mehr Praxisnähe für PH-Studierende 27 Partnerschulmodell : Ein Gewinn für beide Seiten 29 Under Construction ( I X ) 30 « Die Stadt verändert sich ja auch » 32 Auszeichnung für stadtkunde online 34 Recht schulisch 35 Wer unterrichtet hier ? Eine Schülerin rät 36 10 Fragen an … Lukas Kundert 37 Wer unterrichtet hier ? Die Auflösung ! 38 Ein Jahr unterwegs mit … Flüchtlingen KANTONALE SCHULKONFERENZ 39 Forum 40 Weihnachtsgeschenke, auf die man verzichten kann FREIWILLIGE SCHULSYNODE 42 Grusswort, Mitteilungen und Agenda 43 Grosser Rat 44 POSITIONSBEZÜGE ZU ARBEITSZEIT UND INTEGRATION PZ.BS 47 Was tun, wenn die Erde bebt ? 48 Neues aus der PZ.BS-Bibliothek EDIT 50 Gestaltende Bildstrecke und Layout 51 Impressum 2
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 EDit GUTEN TAG « MEINE SCHULBESUCHE IM Von den Schülerinnen und Schülern, die in meinem ersten Amtsjahr 2001 unsere JAHR 2016 ZEIGEN EBENSO Schulen verlassen haben, haben viele längst ihre Berufsausbildung abgeschlossen, WIE DIEJENIGEN VON einige die Meisterprüfung abgelegt. Viele haben ein Studium beendet, einige do- 2001 DIE HOHE QUALITÄT zieren an Hochschulen. Gleiches kann auch für jüngere Jahrgänge gesagt werden. DES UNTERRICHTS. » Das zeigt, dass es den Basler Schulen gelungen ist, ihnen anvertraute junge Men- schen auf ihrem Lebensweg erfolgreich zu begleiten, zu fördern, zu bilden, aus- zubilden, ihre Interessen zu wecken. Millionen von Lektionen haben Sie, liebe Lehrerinnen und Lehrer, erteilt – erfolgreich ! Schule fand statt, jeden Tag, auch wenn im Schulhaus Bauarbeiten durchgeführt wurden, auch in Provisorien. Hier bin ich bei Ihrer Berufsleistung. Da hat sich seit meinem Amtsantritt nichts geändert. Sie zeigen Ihr Engagement, Ihre Fähigkeit, zu fördern und gleich- zeitig Leistungen zu fordern. Auftrag erfüllt, könnte man festhalten ? Ja, aber so technokratisch ausgedrückt, greift das zu kurz. Für mich ist es unerlässlich, in diesem Zusammenhang auch das « Wie » zu erwähnen. Trotz umfassender Refor- men, trotz Versetzungen sogar in andere Schulstufen, trotz da und dort nicht op- timaler räumlicher Verhältnisse, trotz problematischer Klassenzusammenset- zung und trotz anderer Erschwernisse haben Sie Ihre Arbeit geleistet, klaglos. Für Ihre vielfältigen Leistungen, die für unsere Gesellschaft etwas vom Wich- tigsten sind, möchte und darf ich Ihnen sehr herzlich danken, auch wenn ich weiss, dass diese meine Wertschätzung das bedauernswerte Fehlen der Anerken- nung Ihres Berufs durch zu viele nicht aufwiegen kann. Mit allen guten Wünschen, herzlich und dankbar Christoph Eymann, Departementsvorsteher Basel-Stadt ! SEIT 12 JAHREN ERLÄUTERT DIE KULTIGE ARTE-SENDUNG « KARAMBOLAGE » JEDEN SONNTAG UM 19.35 UHR DIE FEINEN UNTERSCHIEDE ZWISCHEN DEUT- SCHEN UND FRANZOSEN. UN MOT, UN OBJET, UNE IMAGE, UNE COUTUME : À TRAVERS KARAMBOLAGE, ARTE SE PENCHE SUR LES PARTICULARITÉS DE LA CULTURE QUOTIDIENNE FRANÇAISE ET ALLEMANDE. EXAMPLE : WIE KLINGT EIN DEUTSCHER UND WIE EIN FRANZÖSISCHER FURZ ? EIN AMÜSANTER STREIF- ZUG DURCH ZWEI KULTUREN – UND EINE KARAMBOLAGE, BEI DER HÖCHSTENS VORURTEILE ZU BRUCH GEHEN. DIE SENDUNG DAUERT UNGEFÄHR 12 MINUTEN ( R EPLAY-FUNKTION AUF DER WEBSITE ) . www.arte.tv/karambolage/de — www.arte.tv/karambolage/fr 3
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt EIN KAPITÄN IN STÜRMISCHEN ZEITEN IN SEINEM LETZTEN INTERVIEW MIT DEM BASLER SCHULBLATT BLICKT ERZIEHUNGSDIREKTOR CHRISTOPH EYMANN ZURÜCK AUF VIER EREIGNIS- REICHE AMTSPERIODEN Von Peter Wittwer und Yvonne Reck Schöni Nach vier Amtsperioden wird Regierungsrat Christoph Ey- geschaffene Präsidialdepartement, und dieses brauchte ja auch mann Ende Januar als Vorsteher des Erziehungsdeparte- eine wichtige Aufgabe. Jetzt ist es halt so. ments zurücktreten. In den 16 Jahren seiner Amtszeit hat Wie hat sich das Klima in der Bildungspolitik verändert ? sich die Schullandschaft radikal verändert. Wie gelang es Im Tempo vor allem ! Heute muss alles rasch gehen. Etwa bis zur dem Kapitän, den Kahn auch in stürmischen Zeiten auf Kurs Jahrtausendwende war es deutlich beschaulicher. Heute ist die zu halten ? Und ihn in ruhige Gewässer zu steuern, obwohl er Arbeit im Grossen Rat intensiver und komplizierter. Praktisch sein Amt als Quereinsteiger mitten im Sturm übernommen alle Geschäfte gehen in Kommissionen, das macht es aufwändi- hatte ? Eymann relativiert die Bedeutung des Kapitäns – und ger. Generell kommen mehr Forderungen aus dem Parlament. dankt vor allem der Besatzung. Sein Einfluss ist grösser geworden. Auch Sparpakete prägen den Regierungsalltag immer mehr. BSB : Ende Januar geht für Sie Ihre 16-jährige Amtszeit als Worauf sind Sie rückblickend stolz und was ärgert Sie am Vorsteher des Erziehungsdepartements zu Ende. Warum war es meisten, wenn Sie auf Ihre Amtszeit zurückblicken ? Zeit für Sie zu gehen ? Ich habe – mit ganz wenigen Ausnahmen – grosses Glück gehabt Christoph Eymann : Das Thema fasziniert mich noch immer, und bei der Personalauswahl. Aber Stolz ? Man hat als Vorsteher zwar das wird auch so bleiben. Aber 16 Jahre sind am obersten Li- die Verantwortung, aber letztlich ist es immer Teamwork. Und « MAN HAT ALS VORSTEHER ZWAR DIE VERANTWORTUNG, ABER LETZTLICH IST ES IMMER TEAMWORK. » mit. Dass es vier Amtsperioden wurden, hatte mit der laufen- die Zusammenarbeit hat immer gut funktioniert. Nicht gelun- den Schulreform zu tun. Eigentlich wollte ich schon nach zwölf gen ist es mir 2010, im Jahr der 550-Jahr-Feier der Universität, Jahren aufhören, doch weil wir damals mitten in der Umsetzung 55 Millionen für die Uni zurückzustellen. Ich hatte das ange- steckten, wollte ich dranbleiben. Es reut mich nicht, ich habe eine strebt, heute könnten wir es brauchen. Ebenfalls nicht gelungen wunderbare Arbeit, das wird bis zum letzten Tag so sein. Aber ist es mir, die Trägerschaft der Universität auf Aargau und Solo- jetzt sollen auch mal andere ran. thurn auszuweiten. Das liegt momentan in weiter Ferne. Wenn Sie nochmals vier Jahre angehängt hätten – was hätten Als Jurist und Gewerbedirektor haben Sie quasi als Quer- Sie als Nächstes angepackt ? einsteiger die Verantwortung für das Bildungswesen Im Bereich Universität und Fachhochschule ist momentan vie- im Kanton übernommen. Was hat Sie als Neuling in diesem les offen. Fragen zur Finanzierung, zur Ausstrahlung, zur Leis- Bereich besonders überrascht ? tungsfähigkeit … Bis zum Ende meiner Amtszeit werden hier Überrascht hat mich eigentlich nichts, aber ich hatte enormen keine definitiven Lösungen parat sein. Respekt vor der Aufgabe. Nach Wirren und Wechseln an der De- Zu Beginn Ihrer Amtszeit war Ihnen nebst Bildung und Sport partementsspitze und nach der Umsetzung der letzten Schulre- auch noch die Kultur unterstellt. form, die die Schulstruktur völlig verändert hatte, brauchte es Den Bereich Kultur habe ich ungern abgegeben, das hat mir weh- dringend ein stabiles Fundament. Aus Lehrerkreisen kam die getan. Denn ich finde : Kultur gehört zur Bildung. Damals, viel- klare Forderung : Wir erwarten Kontinuität ! Das hat mir Ein- leicht unter dem Einfluss der Tutanchamun-Ausstellung, hiess es, druck gemacht. Ich habe denn auch immer ein stabiles Umfeld Kultur müsse gegen aussen ausstrahlen. Das musste auch das neu für die Schulen angestrebt. 5
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt Bildung hat mich immer fasziniert. Die Zeit beim Gewer- tenden an den Schulen und im ganzen Departement, bevor ich beverband war toll, aber ich war bereits am Suchen nach einer mich verabschiede, nochmals meine Wertschätzung ausdrücken. neuen Aufgabe, als ich in die Regierung gewählt wurde. So kam Gegen Ende Ihrer Amtszeit sind Sie mit der Übernahme des eine Wendung in mein Leben, die gut war. EDK-Präsidiums und der Wahl in den Nationalrat Haben Sie heute ein anderes Bild von den viel kritisierten wieder ins nationale Rampenlicht gerückt. Waren das nicht Lehrpersonen als früher ? zu viele Aufgaben auf einmal ? Ich habe während meines Studiums selber als Aushilfslehrer ge- Die Übernahme des EDK-Präsidiums war nicht so ein Problem, arbeitet. Darum war ich nie in Versuchung, den Klischees, die denn dort konnte ich mich auf ein ausgezeichnet funktionie- über Lehrpersonen im Umlauf sind, Glauben zu schenken. Ich rendes Sekretariat abstützen. Beim Nationalratsmandat habe ich habe als Verweser, wie das damals hiess, so ziemlich alle Fächer nach der Wahl den Mund wohl etwas voll genommen – da kom- unterrichtet, ausser Mathematik und Singen, das wäre fahrläs- me ich manchmal wirklich an Grenzen, wenn gleichzeitig in Ba- sig gewesen. ( Lacht ) Dabei habe ich gesehen, wie anspruchsvoll sel und Bern wichtige Geschäfte anstehen. Mein Regierungsrats- dieser Beruf ist. Interessant war, wie unterschiedlich Eltern in mandat in Basel hatte aber immer Priorität. Ich bin froh, dass das der Stadt und auf dem Land tickten. Erteilte ich in Arlesheim Regierungskollegium mir da sehr entgegenkommt und während einem Schüler eine Strafe, reagierten Väter im Sinne : Recht so ! der Sessionen an den wöchentlichen Sitzungen meine Traktan- « M EIN REGIERUNGSRATSMANDAT IN BASEL HATTE IMMER PRIORITÄT. » Soll ich ihm noch eine Ohrfeige geben ? In Basel fragten Eltern den immer gleich gebündelt am Anfang behandelt. Auch wenn erbost, was mir einfalle, ihrem Kind eine Strafaufgabe zu geben. ich die Belastung unterschätzt habe, glaube ich doch, dass es Und an den Basler Gymnasien, wo ich Turnen und Sport unter- etwas gebracht hat, dass ich als Regierungsrat die Anliegen von richtete, kam ab und zu der Vorwurf, mein Sportunterricht die- Basel-Stadt direkt in den Nationalrat einbringen konnte. Das ne dem Militär. Wort von kantonalen Exekutivpolitikern hat in Bern Gewicht, Wie erlebten Sie als Vorsteher des Erziehungsdepartements und ihren Anliegen wird in den Kommissionen und in der Bun- den Austausch mit der KSBS respektive der FSS ? desverwaltung mit viel Respekt begegnet. Die Zusammenarbeit war in all den Jahren sehr konstruktiv. Bei Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg ? allen Präsidentinnen und Präsidenten der Schulsynode, die ich Was gilt es an der Spitze des Erziehungsdepartements erlebt habe, hatte ich das Gefühl, dass sie sehr gut wussten, was besonders zu beachten ? ihre Basis will. Gleichzeitig sahen sie aber, was die Politik von Ich habe das Glück gehabt, dass meine Vorgängerin Veronica der Schule verlangt. In der Sache gab es die eine oder andere Schaller seinerzeit die Übergabe vorbildlich mit mir abgespro- harte Auseinandersetzung, aber den Anstand und gegenseiti- chen hat. Auch ich werde mich bemühen, den Übergang mög- gen Respekt habe ich nie vermisst. Das hat bei mir dazu geführt, lichst reibungslos zu gestalten, mich mit Ratschlägen aber zu- dass ich beispielsweise die geplante Einführung der Basisstufe rückhalten. Wenn ich einen Ratschlag geben soll, dann am ehes- gestoppt habe, weil ich das nicht gegen die ablehnende Haltung ten der : Es braucht eine gewisse Demut vor dem Amt. Auch wenn der Lehrpersonen durchboxen wollte. Von der FSS kamen zwar einmal nicht alles funktioniert, muss man sich immer wieder manchmal schrillere Töne, doch solange sich das in geordne- in Erinnerung rufen, dass man der Vorgesetzte von Tausenden tem Rahmen und in kanalisierten Bahnen ohne selbst ernannte von Menschen ist, die grundsätzlich täglich in ihrem Job eine Parallelorganisationen abspielt, habe ich keine Probleme damit. gute Leistung bringen wollen. Als Regierungsrat darf man nie Ihr Rücktritt aus dem Regierungsrat bedeutet ja nicht, dass Sie aus dem Auge verlieren, dass Loyalität kein Einbahnsystem ist. sich aus der Politik zurückziehen. Werden Sie als einer Sie haben drei Kinder. Was werden Sie eines Tages Ihren unter 200 Parlamentariern im Nationalrat die Macht vermissen, Grosskindern erzählen, was Sie als oberster Chef die Sie in einem Exekutivamt inne hatten ? der Basler Schulen geleistet haben ? ( Zögert ) Ich glaube, die Macht eines Regierungsrats wird von ( Lacht herzlich ) Ich hoffe, dass ich das noch erlebe ! Aber auch aussen höher eingeschätzt, als sie in Wirklichkeit ist. Weil man im Rückblick werde ich mich hüten, die Rolle, die ich gespielt unmöglich alles selber machen kann und über alles, was in ei- habe, zu überschätzen. Auch für mich gilt da die Devise : servir nem Departement passiert, Rechenschaft ablegen muss, habe ich et disparaître. Was wir im ED in den letzten 16 Jahren erreicht es immer tunlichst vermieden, von meinem Departement zu re- haben, ist das Resultat eines funktionierenden Teams und – das den. Seit ich wieder im Nationalrat sitze, wo man alles allein ma- muss man ganz offen sagen – auch des Zusammenkommens chen muss, merke ich, was für eine Entlastung es ist, wenn man vieler günstiger Rahmenbedingungen. Die laufende Reform der sich als Mitglied einer Exekutive auf ein funktionierendes Team Volksschule in Basel-Stadt beispielsweise wäre politisch nie zu von Mitarbeitenden abstützen kann. Auf allen Ebenen wird her- realisieren gewesen, wenn es auf nationaler Ebene kein HarmoS- vorragende Arbeit geleistet – dafür möchte ich allen Mitarbei- Konkordat gegeben hätte. Dafür bin ich dankbar. 6
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt 16 JAHRE CHRISTOPH EYMANN IM ED EINE CHRONOLOGIE DER MEILENSTEINE DER AERA EYMANN Von Hans Georg Signer, ehemaliger Leiter des Bereichs Bildung im ED Die Chronologie zeigt eine Auswahl an Entscheiden, die Regierungsrat Christoph Eymann fällte oder an deren Zustandekommen er massgeblich beteiligt war. Mit Blick auf die Leser- schaft des Schulblatts konzentriert sich die Liste auf die wichtigsten Weichenstellungen in der Schulpolitik und Veränderungen in der Organisation des Erziehungsdepartements. Eine aus- führliche Fassung findet sich unter www.baslerschulblatt.ch/interviews-mit-dem-vorsteher. Eine Chronologie kann höchstens den historischen Umständen gerecht werden, den Men- schen aber nie. So bildet auch diese Chronologie das wirklich wichtige Geschehen im Er- ziehungsdepartement nicht ab – weder das, was Tag für Tag in Unterrichtszimmern, Büros, Sitzungszimmern, Werkstätten, Küchen, Bibliotheken und auf Sportanlagen geleistet wird, noch das, was die Amtszeit von Regierungsrat Christoph Eymann prägte : sein tägliches Ein- stehen für die Menschen und Aufgaben dieses Departements. 2001 Christoph Eymann tritt am 7. Februar 2001 sein Amt als Vorsteher des Erziehungsdepartements ED an. Die Volksinitiative « K leinere Schulklassen » wird an der Urne abgelehnt. Zur Verbesserung der Schulqualität erhöht der Regierungsrat das Budget des ED um 20 Millionen Franken. Das Aktionsprogramm Weiterbildungsschule WBS wird gestartet mit dem Ziel, die Attraktivität dieser Schule für Leistungsstarke zu steigern, den Fachunterricht Deutsch und Mathematik sowie die Laufbahnvorbereitung zu verbessern. JEAN-MICHEL HÉRITIER FSS-PRÄSIDENT « Im Jahr 2008 feierte das Bläsi-Schulhaus sein 125-jähriges Bestehen. Zum Festakt wurden verschiedene Botschafter und Botschafterinnen eingeladen, die auf der Bühne von den Primarschulkindern interviewt wurden. ‹ Guten Tag ! Ich heisse Ayman. Ich möchte Herrn Regierungs- rat Doktor Christoph Eymann zu mir auf die Bühne bitten. › Mit dieser Ansage sorgte ein Kleinklassenschüler aus dem Irak für viel Heiterkeit und stahl dem für brillante Reden bekannten Erziehungsdirektor fast ein bisschen die Show. Aber nur fast. Denn selbstverständlich nahm Ey- mann den Ayman-Faden auf und beantwortete in der Folge die gestellten Fragen in gewohnt launiger Weise. Wofür er, wie die andern Interview- ten auch, ein kleines Geschenk erhielt. Schon da gerührt, verlor Chris- toph Eymann endgültig die Fassung, als der multikulturelle Kinderchor Kolibri Lieder aus aller Welt sang. Da kullerten tatsächlich die Tränen. » 7
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt 2002 Das ED zieht vom Münsterplatz an die Leimenstrasse 1. Die Studie von Eberhard Ulich wird publiziert ; sie zeigt, dass ein Drittel der Basler Lehrerschaft stark belastet ist. Die Beratungs- stelle für Lehrpersonen – die erste Massnahme des Programms hot ( = help our teachers ) – nimmt ihre Arbeit auf. An der Primarschule Christoph Merian wird die erste Integrations- klasse geführt : Vier Kinder mit einer geistigen Behinderung besu- chen eine Regelklasse. Die Fünftagewoche wird auch an der OS, und der WBS eingeführt, die Blockzeiten gelten auch an der OS. und die ersten privat geführ- ten, subventionierten Mittagstische bieten sich an. An den Gymnasien werden die ersten Maturitätsprüfungen nach dem neuen Maturitätsanerkennungsreglement durchgeführt. UELI MAIER LEITER MITTELSCHULEN UND BERUFSBILDUNG « Es gab einmal ein Gemeinwesen, wo von allen erwartet wurde, das kleine rote Buch bei sich zu tragen. Es war üblich, sich mit einem Zitat da- raus zu begrüssen. Auch an der Leimenstrasse gibt es ein kleines rotes Büchlein, das für viele ein Objekt der Begierde ist. Es enthält nicht et- wa die 427 wichtigsten Zitate des Vorstehers zur Schulharmonisierung oder zur gemeinsamen Trägerschaft der Universität. Der Inhalt ist viel profaner, aber für einige Betroffene weit wich- tiger. Das wohl legitimste Interesse am kleinen roten Buch des Vorstehers hat die Königin im ROSARIO SCIALFA Haus – für sie ist es geradezu die Eymann-Bi- INHABER DES IM ED AUCH ALS « B ÜRO 2 » bel des Alltags. Aber alle, die erleben durften, BEKANNTEN RESTAURANTS wie der kurze Blick ins rote Büchlein auf einmal « L O SPUNTINO » ( F RÜHER OBEN AM SPALEN-, neue Zeiten einläuten kann oder aber drastisch HEUTE AM LEONHARDSBERG ) aufzeigt, dass, wer zu spät kommt, vom Leben « Wer kann schon behaupten, dass regelmässig ein Regie- bestraft wird – alle die wissen um die Magie des rungsrat in der eigenen Küche vorbeischaut und fragt : Büchleins. Das kleine rote Buch des Vorstehers ‹ Was gibt es heute ? › Herrn Eymann habe ich immer als ist nicht weniger als der Schlüssel zur Politik höflichen, interessierten und sehr aufmerksamen Gast im Erziehungsdepartement : Herrn Eymanns bei uns erlebt. Ihm verdanken wir auch viele neue Be- Terminkalender. Traditionell gehalten in un- gegnungen und Stammgäste, weil er oftmals bei uns in- verdächtigem Rot, gebunden in solidem Leder, formelle Gespräche führte oder nach den Sitzungen mit moderat in der Grösse, unschätzbar im Inhalt. » dem Universitätsrat die ganze Gruppe noch bei uns vor- beibrachte. Wir freuten uns über jeden seiner Besuche und hoffen, dass Herr Eymann auch in Zukunft einmal bei uns vorbeischaut. » 8
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt 2003 Der Grosse Rat verabschiedet das Gesetz betreffend die Tagesbetreuung von Kindern. Ein kantonales Gesamtsprachenkonzept ( GSK ) schlägt die Pflege der Standardsprache bereits im Kindergarten, die Förderung der Herkunftssprachen und die Vorverlegung des Französisch- und Englischbeginns auf das 3. bzw. 5. Primarschuljahr vor. Mit Blick auf die Strukturänderung an der WBS wird die Lernbeurteilungsverordnung der OS revidiert. Die Elternmitsprache wird eingeschränkt. MATTHIAS MEIER SCHULLEITER PRIMARSTUFE ISAAK ISELIN « Christoph Eymann ist ein Chef, der wie ein Patron hinter seinen Leuten steht – und in entscheidenden Momenten auch vor ihnen. Ich erinnere mich an eine NICOLE ZUMKEHR Konferenz der Primarschule Basel aus LEHRERIN AM GYMNASIUM LEONHARD meiner Zeit als Lehrer, an der ich mich « Vor etwa zehn Jahren war ich an der Leimenstrasse einmal als zu mehreren Themen kritisch und iro- Prüfungsexpertin aufgeboten. Im Zimmer, in dem die Prüfung nisch geäussert hatte. Zum Beispiel zur stattfand und das ich hätte betreten sollen, krabbelte eine riesi- Richtlinie, in Schulhausgängen hängen- ge Spinne über den Boden. Ich sah mich darum ausserstande, den de Kinderzeichnungen mit einem Feuer- Raum zu betreten und blieb ziemlich verzweifelt auf dem Gang schutzmittel einzusprühen. Oder zum stehen … als der Retter erschien. ‹ Kann ich Ihnen helfen ? ›, fragte umständlich-bürokratischen Vorgehen Christoph Eymann, und ich erklärte ihm das Malheur. Auf allen mit den BVB-Transportblöcken. Kurz vieren näherte er sich daraufhin dem Spinnentier, fing es ein und darauf erhielt ich vom Vorsteher einen beförderte es zu meiner grossen Erleichterung ins Freie. » persönlichen Brief, in dem er erläuter- P.S. Der heilige Christophorus, Märtyrer im 3. Jahrhundert, te, weshalb es diese Massnahmen brau- war zuständig für Rettung aus jeder Gefahr. che. Es hat mich beeindruckt, wie er sich voll und ganz vor die dafür zuständigen Mitarbeitenden stellte und gleichzeitig mich und meine Anliegen anhörte und zur Kenntnis nahm. Gerade in einem so grossen Departement ist das hohe Kunst. Diese beherrscht er nahezu per- fekt. Nicht zuletzt auch deswegen sind so viele Leute traurig, dass er bald geht. » 2004 Die sechs Kantone entlang der deutsch-französischen Sprachgrenze beschliessen, an Französisch als erster Fremdsprache festzuhalten und die geplante Vorverlegung gemeinsam vorzubereiten. Eine Schulinitiative, welche die Verkürzung der OS auf zwei Jahre und die Einführung von Leistungszügen an der OS verlangt, wird in einer Volksabstimmung abgelehnt. Der Grosse Rat beschliesst : Der Besuch des Kindergartens wird obligatorisch, die Einschulung flexibler. 10
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt 2005 Die vier Trägerkantone BS, BL, AG und SO heissen den Staatsvertrag für die Errichtung der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW gut, der per 2006 in Kraft gesetzt wird. Die Regierungen BS und BL einigen sich auf eine gemeinsame Trägerschaft der Universität Basel, die ab 2007 Gültigkeit hat. Die ETH gründet ihr Institut für Systembiologie in Basel, an dem sich die beiden Kantone BS und BL beteiligen. Die Kantone BS und BL teilen sich die Ausbildungen im Bereich der nichtakademischen Gesundheitsberufe auf. BS werden die Ausbildungen auf Tertiärstufe zugeteilt, BL jene auf der Sekundarstufe II. Ein Leitbild für die Basler Schulen wird verabschiedet. Eine Taskforce für die Schaffung von 400 neuen Attestlehrstellen wird gebildet. Der Passerellenlehrgang, der Absolventinnen und Absolventen der Berufsmaturität auf die Universität vorbereitet, wird eingeführt. MARCEL TANNER EHEMALIGER DIREKTOR DES SWISS TPH « Ich habe das Engagement von Christoph Eymann für das Tropen- institut Swiss TPH immer enorm geschätzt. Wir pflegten einen re- gen Austausch, doch dann kam es zu einem grossen Missverständ- nis : Regierungsrat Eymann kämpfte an vorderster Front um mehr Mittel für uns. Ich selbst sagte aber : ‹ Lasst uns lieber zuerst mit dem bestehenden Geld arbeiten. › Er fand das die komplett falsche Taktik, und unser Kontakt kühlte merklich ab. Ich bin sehr glücklich, dass uns nach einiger Zeit die Aussprache gelang und wir heute über den Vorfall lachen können. Mehr noch : Christoph Eymann schenkte mir damals zur Bestärkung unserer Freundschaft ein Armband, das einst Bruno Manser gehörte. Diese Geste berührt mich noch heute. » ROGER THIRIET MEDIENBEAUFTRAGTER DER EVANGELISCH-REFORMIERTEN KIRCHE BS ( 2 006–2016 ) « Erstmals bewusst wahrgenommen habe ich Christoph als Nachbarsbub in der Kleinbasler Theodorskirche, wo er zusammen mit meinem jüngeren Bruder kon- firmiert wurde. Im Gegensatz zu anderen Regierungsratsmitgliedern ist er später nicht aus der Kirche ausgetreten, und so hatten wir wieder miteinander zu tun, als 4 ich Informationsbeauftragter der Evangelisch-reformierten Kirche war. In dieser Eigenschaft lieferte ich anfänglich der Staatskanzlei als Ghostwriter die Vorlage für das Bettagsmandat. Von diesem Job sah ich mich aber entbunden, nachdem sich das Ringen um die definitive Formulierung einem unbestätigten Gerücht zufolge einmal über mehrere Regierungssitzungen erstreckt hatte und das Gremium das Geschäft für die Zukunft kurzerhand an das Kirchenmitglied Eymann delegierte. Von Stund an hatte ich mit dem Mandat nichts mehr zu tun, da der engagierte Unterstützer des landeskirchlichen Religionsunterrichts an den Basler Schulen den Text in den meis- ten Fällen nicht nur selber verfasste, sondern ihn oft in der Vesperandacht zum Bet- tag im Münster auch persönlich verlas. » 11
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt THOMAS GROSSENBACHER CO-LEITER ICT MEDIEN « Egal, ob ich dem Departementsvorsteher im Vorzimmer des Grossen Rates begegnet bin, in den langen Gängen an der Leimenstrasse 1 oder beim Freizeitsport : Stets bewies Chris- toph Eymanns seine Schlagfertigkeit aufs Neue. Vor ein paar Jahren habe ich ihn in Bettin- gen auf der Finnenbahn getroffen. Beide haben wir dort unsere Runden gedreht, und ich war an jenem Tag beim Joggen zum ersten ( und auch zum letzten ) Mal mit einer Pulsuhr unter- wegs. Als ich an einer steilen Stelle zum Überholen ansetzte und sich das elektronische Ge- rät akustisch bemerkbar machte, konnte ich mir einen Kommentar nicht verkneifen : Das sei kein Warnmelder vor dem Chef, rief ich ihm scherzhaft zu, sondern nur mein neues Pulsfre- quenzmessgerät. ‹ Da bin ich aber beruhigt ›, entgegnete der Chef, ‹ ich dachte schon, das sei Ihr Herzschrittmacher. › » Fremdsprachenunterricht gut. 200 Basel-Stadt stimmt dem neuen Bildungsartikel in der Bundesverfassung, der die Grundlage für die Harmonisierung der Volksschulen schafft, mit 92% zu. Der Grosse Rat heisst den Beitritt zum Schulkonkordat der Kantone an der Sprachgrenze über den Die Projektorganisation Bildungsraum Nordwestschweiz nimmt ihre Tätigkeit auf. Der Entwicklungsplan für die Volksschulen wird publiziert. Er schlägt eine sechsjährige Primar- und eine dreijährige Sekundarschule vor. Kinder mit Behinderungen sollen besser integriert werden. Standarddeutsch wird als Unterrichtssprache ab der 1. Primarklasse eingeführt. Englisch wird in der 3. Klasse der OS obligatorisch. MATTHIAS HENKE SCHULLEITER PRIMARSTUFE SEVOGEL « Christoph Eymann war an unserer Schule sehr präsent. Er besuchte als Vater wirklich alle Schulanlässe, war an jedem Elternabend und jedem Schulhausfest dabei. Seine besondere Rolle war dabei kaum WALTER SCHLEISS spürbar, er zeigte sich immer sehr wertschätzend, dankbar und kor- EHEMALIGER CHAUFFEUR DER BASLER rekt. Als Schulleiter begegnete ich ihm natürlich auch in anderem REGIERUNG Rahmen. Ein immer wiederkehrendes Thema war und ist die extre- « Ich erinnere mich sehr gut an meinen ersten Einsatz für me Platznot an unserem Standort. Darauf angesprochen, versprach den neu gewählten Christoph Eymann : Ich durfte ihn im er jeweils umgehend, er nehme sich der Sache an. Passiert ist dann November 2000 vom Bundeshaus in Bern ins Basler Rat- doch nichts. Klar, er kann solche Dinge nicht selber entscheiden, aber haus fahren, wo an einem Dienstagmorgen die Departe- wir platzen wirklich aus allen Nähten und bringen unsere Anliegen mente in der Regierung neu verteilt wurden. Wir unter- daher immer wieder vor. Er nimmt’s mit Humor und sagte einmal hielten uns derart angeregt, dass ich prompt eine Aus- in seiner charmant-listigen Art : Dass wir so nah zusammenrücken fahrt verpasste und wir einen Umweg in Kauf nehmen müssten, sei bestimmt der Grund, warum wir es im Sevogel so gut mit- mussten. Zum Glück kamen wir rechtzeitig im Rathaus einander hätten. Wir hoffen trotzdem, dass sich unsere Raumsitua- an. Wir haben beide zusammen auch Jahre später noch tion demnächst verbessert ! » darüber gelacht. Ich stellte schon damals fest, dass er im richtigen Departement gelandet ist. Vielleicht sogar et- was dank meiner Hilfe an diesem Dienstagmorgen. » 12
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt 6 BEAT W. ZEMP ZENTRALPRÄSIDENT LCH « An der Jubiläumstagung des Schulleiterverbands waren Christoph Eymann und ich eingeladen, um die Glückwünsche der EDK und des LCH zu überbringen. Kurz vor Beginn der Veranstaltung warteten 500 Teilnehmende auf den EDK-Präsidenten, doch es fehlte jede Spur. Die Veranstalter baten daraufhin ver- zweifelt mich, meine Grussrede zuerst zu halten. Schliesslich erschien Herr Eymann dann doch noch und erzählte den Wartenden seine Odyssee : Er habe sich bewusst dafür entschieden, mit dem Zug nach Her- giswil zu fahren. In Luzern sei der Zug aber verspätet angekommen. Er sei dann aufgrund einer falschen Auskunft eines SBB-Mitarbeiters zügig in den Schnellzug statt in den Regionalzug eingestiegen und habe seinen Zielort ein erstes Mal vom Zug aus im Vorbeifahren gesehen, sodass er das Taxi nehmen musste, um zurückzufahren. Der ortsunkundige Taxifahrer habe dann den Zielort etwa dreimal grosszügig umkreist, ohne den Loppersaal zu finden. Ein Einheimischer habe ihm dann den ultimativen Tipp gegeben. Diese Geschichte zauberte allen ein Lächeln auf die Gesichter und die Verspätung war verziehen. » 13
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt 2007 Kanton und Gemeinden teilen sich in die Verantwortung für die Primarschule. In einer Referendumsabstim- mung wird die Kommunalisierung der Primarschule gutgeheissen. Sie wird 2009 wirksam. Der Grosse Rat erlässt ein kantonales Berufsbildungsgesetz, das der Umsetzung des neuen eidgenössischen Berufsbildungsgesetzes dient. In den folgenden Jahren werden an den vier Berufsfachschulen für sämtliche Berufe neue Berufsbildungsverordnungen umgesetzt. An den Volksschulen werden vier Pilotprojekte « Schule mit Tagesstrukturen » gestartet. PATRICK LANGLOH REKTOR WIRTSCHAFTSGYMNASIUM « In einer Ansprache an unserer Maturfeier zeigte Christoph Eymann Verständnis dafür, dass junge Menschen gern mal einen Streich spielen. Dabei erinnerte er an seine eigene Maturreise. Seine Klasse, eine reine Bubenklasse, habe sich auf der Frankreichreise von ihrer sehr kreativen Seite gezeigt. In allen Hotels hätten sie die Ketten der Toilet- tenspülungen der hoch aufgehängten Spülkästen demontiert und diese als Beute mitgenommen. Was mit späteren Toilettenbenutzern passiert sei, wollte sich der heutige Erziehungsdirektor lieber nicht ausmalen. Die Trophäenjagd habe aber für ihn und seine Mitschüler grossen Unterhaltungswert gehabt. Die erworbene Sammlung sei im Klas- senzimmer des damaligen Realgymnasiums aufgehängt und nach der Matur vom Klassenchef behalten worden. Die Ketten seien später an diversen Orten zum Verkauf angeboten worden. Die vielen Lacher an der Maturfeier zeigten zweierlei : Zum einen hatten alle genug Fantasie, um diese Geschichte gedanklich mitzuerleben, zum anderen waren wohl einige erstaunt, dass auch ein Erziehungsdirektor eine Lausbubenseite hat. » 2008 Im Rahmen der Neugestaltung der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen NFA sind neu die Kantone für die Sonderschulung und Behindertenhilfe zuständig. BS und BL erarbeiten die Gestaltung der Übergangs- zeit gemeinsam und stimmen sie auf das neue Sonderpädagogik-Konkordat ab. Die FMS stellt die ersten Fachmaturitätsausweise aus. Die Fachstelle Case Management GAP wird aufgebaut. Sie unterstützt junge Erwachsene beim Einstieg in Ausbildung und Beruf. Der Hochschulteil der Musik-Akademie der Stadt Basel ( Konservatorium, Alte Musik und Jazz ) wird in die FHNW eingegliedert. Die Regierungen BS und BL legen im Zusammenwirken mit der ETH Zürich eine Raumstrategie für die Univer- sität Basel fest mit den Campusarealen Petersplatz, Schällemätteli und Kleinbasel. Basel ist Host City der EURO 08. 14
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt Die vom Volk 2007 angenommene Leitungs- reform an den Volksschulen wird schrittweise umgesetzt. An die Stelle der Schulhausleitungen treten Schulleitungen mit erweiterten Aufgaben und Kompetenzen, die Rektorate werden durch die Volksschulleitung ersetzt. Die Inspektionen SIMON THIRIET werden durch Schulräte und Schulkommissionen LEITER KOMMUNIKATION ersetzt und die Elternräte an der ganzen Volks- ERZIEHUNGSDEPARTEMENT schule einheitlich geregelt. « Christoph Eymann fiel mir vor ungefähr zwölf Jahren Der Grosse Rat schafft die rechtlichen Grundla- das erste Mal als begnadeter Kommunikator auf. Ich ar- gen für das Projekt Frühe Deutschförderung, das beitete bei einem lokalen Radiosender. Jede Praktikan- ab 2013 für Kinder ab drei Jahren realisiert wird. tin und jeder Praktikant kam vom ersten Interview mit Die neuen gesetzlichen Grundlagen über die Herrn Eymann mit denselben glänzenden Augen und Elternrechte und -pflichten treten in Kraft. 2009 einem grossen Lächeln im Gesicht zurück. Freudig be- Die neue Kantonsverfassung zieht eine Reorga- richteten sie : ‹ Zum Schluss vom Interview het är mir nisation der gesamten Verwaltung nach sich. Die gsait : Das hänn Si denn guet gmacht. Si hänn genau die Abteilung Kultur wird dem Präsidialdepartement richtige Frooge gstellt. › Anerkennend nickte jeweils der zugeordnet. Das ED gliedert sich neu in die Berei- Rest der Redaktion. Und verschwieg, dass jeder von uns che Generalsekretariat – Bildung – Hochschulen – dieselben Worte auch schon einmal gehört hatte und ge- Jugend, Familie und Sport – Zentrale Dienste. nau gleich euphorisiert in die Redaktion zurückkehrte. » Das Rahmenkonzept Förderung und Integration an den Volksschulen wird erlassen. Im Rahmen des Bildungsraums Nordwestschweiz werden neu auch die Entwicklungen der Mittel- schulen und der Berufsbildung koordiniert. Das neu geschaffene Zentrum für Lehrpersonen, später umbenannt in Pädagogisches Zentrum PZ.BS, fasst alle unterrichtsbezogenen Dienstleis- tungen für die Lehrpersonen zusammen. HEIDI MÜCK REGIERUNGSKANDIDATIN BASTA ! « Nach einem Fest am Gymnasium Münsterplatz erzählte mir mein Sohn, dass er dort ins Gespräch mit einem Politiker gekommen sei, der mich kenne. Das Gespräch sei sehr locker gewesen und der Mann sei ihm sehr sympathisch gewesen, meinte er ganz be- geistert. Als ich ihn nach dem Namen fragte und er sagte, er habe Eymann geheissen, waren wir beide gleichermassen irritiert. Er, weil er von mir erfuhr, dass er da mit dem obersten Chef der Bas- ler Schulen geplaudert hatte, der im Grossen Rat bildungspolitisch oft auf einer anderen Linie politisiert als ich. Und ich, weil sich unser trotz Meinungsverschiedenheiten meist guter persönlicher Kontakt merklich abgekühlt hatte, als ich nach meinem Rücktritt als VPOD-Sekretärin nicht mehr regelmässig auch ausserhalb des Rates mit ihm zu tun gehabt hatte. » 15
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt HANS GEORG SIGNER EHEMALIGER LEITER BILDUNG « Es ist der Tag des altersbedingten Ausschei- dens einer Persönlichkeit aus dem Schuldienst. Der Vorsteher soll eine der Laudationes hal- ten. Auch der beste Redner muss sich ab und zu auf Informationen und Gedanken abstützen, die ihm die Verwaltung zuträgt. Kurz vor der Feier ruft seine Assistentin an : ‹ Wo sind die Stichworte ? › Zwischen zwei Terminen bringe ich einige Meilensteine und Aperçus zu Papier, lasse es in die Mappe des Chefs legen. Die Feier beginnt. Alle sind da – nur einer fehlt. Der erste Laudator spricht – wohlgesetzt, ausformuliert. Da kommt Herr Eymann, an Stöcken hum- pelnd ( Achillessehne ), ohne Mappe, setzt sich leise neben mich. ‹ Ich habe die Mappe im Taxi vergessen. › ‹ Haben Sie den Text lesen können ? › ‹ Nein … › In wenigen Minuten wird er reden müssen. Ich habe keine Kopie dabei, nehme die Einladung zur Feier, schreibe acht Stichworte GABY JENÖ auf die Rückseite, Herr Eymann schaut diskret MITGLIED VOLKSSCHULLEITUNG zu. Er wird auf die Bühne gebeten, blickt der « Es war anlässlich eines Weihnachtsessens mit den Schul- zu Feiernden tief in die Augen und nimmt das leitungen. Fast alle Teilnehmenden hatten sich bereits an erste Stichwort ins Visier : ‹ Werte, liebe Frau … › die diversen Tische zum Essen verteilt. Ich stand, etwas Den Rest können Sie sich ausmalen. Die Rede unschlüssig, im Raum und suchte nach einem freien Platz. war hinreissend, die beste des Nachmittags. » Der Stuhl neben Christoph Eymann war noch frei. Den schnapp ich mir, dachte ich spontan, und tatsächlich bot mir der Regierungsrat freundlich den Platz an seiner Sei- te an. Es wurde eines meiner unterhaltsamsten Geschäfts- essen überhaupt. So anregend und witzig, dass ich seither 2010 bei ähnlichen Veranstaltungen wenn immer möglich einen Platz an seinem Tisch zu ergattern versuche. – Später ein- mal trafen wir uns zufällig vor der Confiserie Schiesser. Ich war ziemlich überrascht, als er strahlend auf mich zukam und mir einen Schoggi-Maikäfer übergab. Als Wertschät- zung für meine Arbeit, wie er meinte. » Der Grosse Rat beschliesst den Beitritt des Kantons Basel-Stadt zu den Konkordaten HarmoS und Sonderpädagogik der EDK und passt das Schulgesetz entsprechend an. Die wichtigsten Rahmen- bedingungen für die Umsetzung sind bereits festgelegt. Der Allokationsplan für den gesamten Schulraum wird erstellt. Verschiedene Projekte zur Förderung der Berufsbildung und namentlich der Berufsmaturität werden lanciert. In Basel und Liestal wird der 550. Geburtstag der Universität Basel gefeiert. 16
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Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt Die Volksinitiative « Tagesschulen für mehr Chancengerechtigkeit » wird von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern abgelehnt. Im Gegenzug werden die Tagesstrukturen ausgebaut. Eine Volksinitiative « Ja zum Dialekt » unterliegt in einer Volksabstimmung dem Gegenvorschlag des Regierungsrates, der 2011 für den Kindergarten die Gleichwertigkeit von Dialekt und Standardsprache festlegt. Der Grosse Rat verabschiedet ein neues Sportgesetz. Der Grosse Rat genehmigt verschiedene Bauvorhaben zum Ausbau der Tagesstrukturen und der Umsetzung der Schul- harmonisierung. Das gesamte Investitionsvolumen bis 2021, das auch Sanierungen und Neubauten aufgrund der Bevölke- rungs- und Quartierentwicklung umfasst, beträgt in rund 60 Bauvorhaben 790 Millionen Franken. Ab 2011 wird die Sonderpädagogik in die Regelschule integriert, die Kleinklassen und Einführungsklassen werden schritt- weise aufgelöst. Alle Standorte der Regelschule bauen ihre Förderangebote auf. Der Französischunterricht setzt zum ersten Mal in den 3. Klassen der Primarschulen ein. Das Angebot an schulischen Tagesstrukturen umfasst 1500 Plätze. Viel Neues auf der Sekundarstufe II : Am Zentrum für Brückenangebote starten die ersten Klassen des reformierten Angebots Basis und des Angebots Praxis plus, die Maturitätskurse für Berufstätige und die Passerellenkurse werden ins Gymnasium Kirschgarten integriert ( siehe S. 11 ), das Gymnasium am Münsterplatz wird als International Baccalaureate World School akkreditiert, das Gymnasium Bäumlihof nimmt den zweiten Jahrgang ins GBplus auf, die Wirtschaftsmittel- schule löst die Handelsmittelschule ab, an der Berufsfachschule schliesst der erste Jahrgang mit dem Zertifikat « Fachfrau frühe Sprachförderung Deutsch » ab, und am Bildungszentrum Gesundheit werden die ersten Diplome im Studiengang Physiotherapie FH abgegeben. MARCO STRELLER FCB-LEGENDE « Was mich mit Christoph Eymann immer verbunden hat, ist unsere grosse Liebe zu dieser Stadt. Als ich noch aktiv war, habe ich ihn nach einem Spiel ab und zu in der Loge im Stadion getroffen, und wir haben immer sofort eine gute Basis gefunden, um über Gott und die Welt zu plaudern. Ich kann gut verstehen, dass er mit seiner Art über die Parteigrenzen hinweg geschätzt wird. Bei ihm habe ich immer ein ehrliches Interesse an unserem Sport und all dem, was dahintersteckt, gespürt. Als ich ihn kürzlich bei der Verlei- hung des « Ehrespaleberglämers » traf, haben wir nostalgisch alte Geschichten wieder aufleben lassen, zum Beispiel über den unterschiedlichen Umgang von Bernhard Heusler mit Alex Frei und mir. Ich glaube, zwi- schen uns funktioniert es so gut, weil wir beide mit der Arbeit des anderen zufrieden sind. Für den FCB ist es natürlich ein Glücksfall, die Unterstützung von Leuten wie Christoph Eymann zu haben, die wie wir emotional voll hinter dem Club stehen. » DANIELE AGNOLAZZA LEITUNG SERVICES PZ.BS « Ein gutes Müsterchen von Christoph Eymanns Kommunikationsstil bekamen die ( da- mals noch weit weniger zahlreichen ) Mitarbeitenden in der ED-Zentrale am Münster- platz gleich beim Begrüssungsapéro vorgesetzt. Im Wissen, welcher Ruf ihm vorausgeht, beschränkte er sich in seiner Ansprache nicht auf seine bildungspolitischen Pläne, son- dern kam auch direkt auf Privates zu sprechen. Er sei kürzlich Vater eines Sohnes gewor- den, bekannte er freimütig, und habe eben geheiratet – allerdings nicht die Frau, mit der er jetzt zwei Kinder habe, sondern seine jetzige Gattin, die demnächst ebenfalls ein Kind von ihm erwarte. Der Gerüchteküche um die familiären Verhältnisse des neuen Vorste- hers war nach diesem Klartext mit einem Schlag der Boden entzogen, doch in den Kaf- feepausen blieb die Tatsache, dass man nun den schweizweit als attraktivsten Nationalrat gehandelten Mann zum Chef hat, natürlich weiterhin ein Thema. » 18
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt ANTONIO LOPRIENO EHEMALIGER REKTOR DER UNI BASEL « Bei Christoph Eymann ist man sich nie ganz sicher, ob er seine sprichwörtliche Ironie auf sich selbst, auf andere oder auf eine Mischung aus sich selbst und an- deren bezieht. An einer Sitzung mit weiteren Mitgliedern des Universitätsrates FLAVIO TIBURZI des Universität Basel – eines einigermassen Juristen-lastigen Gremiums – argu- MITGLIED VOLKSSCHULLEITUNG mentierte ich ( egal ob zu Recht oder zu Unrecht ), dass man die Entwicklung der « Meine erste geschäftliche Begegnung mit Universität nicht primär nach juristischem, sondern nach perspektivischem Ge- Christoph Eymann führte dazu, dass ich sichtspunkt beurteilen sollte. Worauf Regierungsrat Eymann erzählte, bei seiner innert Sekunden von bescheidener Kör- Studienwahl habe er den von ihm verehrten Direktor der Universitätsbibliothek perhöhe bis zur Decke wuchs. Zumindest Christoph Vischer konsultiert, was er angesichts seiner Veranlagung studieren kurzfristig. Er übernahm sein Amt, weni- soll. Der Direktor der UB habe trocken erwidert : ‹ Studiere mal Jus. Das kann ge Monate nachdem ich Rektor der Pri- jeder Trottel. › » marschule Grossbasel-Ost geworden war, und lud uns Rektoren und Rektorinnen 2012 ins ED, das damals noch am Münsterplatz war. Mich sprach er per Du an, was schon Der Regierungsrat genehmigt die Schulraum- mal alle meine Amtskolleginnen und -kol- standards für alle Schulstufen und Schularten. legen und am meisten mich selber verblüff- Die Laufbahnverordnung, welche die Beurtei- te. Dann lobte er mich als Handballer so lungs- und Übertrittsfragen für alle Schulen enthusiastisch, als wäre ich ein interna- regelt, wird erlassen. tional bekannter Topspieler, was mir na- türlich sehr schmeichelte und mir bewun- Die Stundentafeln für die Volksschulen und dernde oder vielleicht auch verwunderte Gymnasien werden verabschiedet. Blicke einbrachte. Selber konnte ich mich Der erste Bildungsbericht Nordwestschweiz gar nicht an eine Handball-Begegnung mit wird publiziert. Christoph Eymann erinnern, obwohl wir Der etappenweise Aufbau der Schulsozialar- viele Male gegen den TV Kleinbasel, in beit an der Primarschule wird beschlossen, dem er aktiv war, gespielt hatten. Umso die Logopädie und die Psychomotorik wer- erstaunter war ich über das regierungsrät- den in die Volksschulen integriert. liche hohe Lob, das ich als kleine Nummer Der Übertritt von der Volksschule in die wei- natürlich sehr genoss. » terführenden Schulen und in die Berufsbil- dung wird bikantonal einheitlich geregelt. FRITZ RACCIS HAUSWART SEK ST. ALBAN UND PRIMARSTUFE SEVOGEL « A ls Hauswart an der Sekundarschule St. Alban und der Primarschule Sevogel, aber auch als Vor- standsmitglied der VPOD-Gruppe Hauswartung hatte ich schon manches Anliegen und bin damit oft direkt zum obersten Chef gegangen. Übel genommen hat mir das der Departementsvorsteher nie. Im Gegenteil. Trafen wir uns im Quartier zufällig auf der Strasse, wechselte Christoph Eymann sofort das Trottoir, begrüsste mich freundlich per Handschlag und fragte, wie es mir gehe. Er hat- te immer ein offenes Ohr und sagte jeweils : ‹ Gut weiss ich das ! Ich gehe der Sache nach. › Einmal, bei einem Schulbesuch, traf er mich, als ich gerade den Schulhof wischte, zusammen mit ein paar Schülern und Schülerinnen. Ob die Arrest haben, fragte er. Aber dem war nicht so. Ich erklärte ihm, dass die das freiwillig und gern machen. Herr Eymann war sehr erstaunt und fand das so toll, dass er dies später an verschiedenen Anlässen erwähnte. » 19
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Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt Christoph Eymann wird Präsident der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK. Der Grosse Rat heisst in einer Revision des Schulgesetzes die Trennung der staatlichen von der freiwilligen Schulsynode und die Umbenennung der Staatlichen Schulsynode SSS in « Kantonale Schulkonferenz » gut. 2013 Die ersten Kinder mit mangelhaften Deutschkenntnissen besuchen die obligatorischen Angebote Früh- förderung Deutsch vor dem Kindergarten. In der 5. Klasse der Primarschule wird zum ersten Mal das Fach Englisch unterrichtet. HANSRUEDI HARTMANN DIREKTOR ALLGEMEINE GEWERBESCHULE « Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich Christoph Eymann zum ersten Mal vor über 40 Jahren auf dem Hand- ballfeld begegnet. Er trat damals in einer Mannschaft, in der unter anderem auch sein Bruder Felix sowie Ueli Vischer mitspielten, in der 1. Liga gegen uns vom ATV Basel an. Ich bin nicht mehr sicher, ob es der TV Kleinba- sel oder Uni Basel war, doch dass ich als damals 16-jähriger Neuling im ATV-Team gegen die einige Jahre älteren Eymann-Brüder gewonnen habe, habe ich bis heute nicht vergessen. Rückblickend hat dieser Erfolg sicher auch da- mit zu tun, dass sich der Ehrgeiz unserer Gegner schon damals nicht auf den Handball beschränkte. Obwohl seine politische Karriereplanung schon bald Früchte trug, ist Christoph Eymann dem Handball dann noch viele Jahre treu geblieben, und ich erinnere mich gerne an unsere sportlichen Begegnungen lange vor unserer gemeinsamen Zeit im Erziehungsdepartement. » ROLAND STARK EHEMALIGER SP-PRÄSIDENT « Ich erinnere an den Herbst 2000. Die BaZ titelte : Der Grosse Rat erlässt neue Bestimmungen für die An- ‹ Christoph Eymann in den Regierungsrat gewählt › stellungsverfahren und Fachkonferenzen im Schul- und tags darauf : ‹ Roland Stark : Rücktritt als bereich sowie für das Privatschulwesen. Er verankert Präsident des Basler Gewerkschaftsbundes › . Beim die Schulpsychologie, die Schulsozialarbeit, die Weiter- einen geht’s auf-, beim andern abwärts. bildung und die Krisenintervention im Schulgesetz. Zusammen hatten wir vergeblich versucht, im Die Organisation des ED wird überarbeitet. Es gliedert Lohnkonflikt bei der Zentralwäscherei zu vermit- sich neu in die Bereiche Generalsekretariat, Volksschu- teln. Den Kompromiss arbeiteten wir in stunden- len, Mittelschulen und Berufsbildung, Hochschulen, langen Sitzungen aus. Die Schlussfassung entstand Jugend, Familie und Sport, Zentrale Dienste, St. Jakobs- schliesslich an der frischen Luft im Garten meiner halle sowie Kommunikation. Ferienwohnung im Schwarzwälder Kurort Mug- Der Erziehungsrat erlässt die Basler Fassung des Lehr- genbrunn. Seit dieser gemeinsamen Anstrengung plans 21. besteht ein Vertrauensverhältnis, das auch nicht An den Gymnasien werden harmonisierte Maturitäts- durch erhebliche Differenzen in schulpolitischen prüfungen etabliert und wird das gemeinsame Prüfen Fragen erschüttert werden konnte. Es gab also 14 eingeführt. schon früher Regierungsräte, die sich mit dem Wa- schen dreckiger Wäsche beschäftigten. Ein dritter Der Grosse Rat erlässt ein neues Kinder- und Jugend- Beteiligter aus jenen stürmischen Tagen taucht ge- gesetz. genwärtig in den Medien wieder auf : Roman Bur- Der Grosse Rat und der Landrat bewilligen den Neu- ger, damals ebenso junger wie ungehobelter Ge- bau für das Departement Biomedizin, das auf dem Life werkschaftssekretär. Beim nächsten gemütlichen Science Campus neben dem Neubau für das Biozentrum Anlass werden Christoph und ich auf ihn anstos- zu stehen kommt. sen. » 21
Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt HEINI GIGER EHEMALIGER PRÄSIDENT DER STAATLICHEN SCHULSYNODE « Wenn ich an Christoph Eymann denke, kommen mir natürlich vor allem die Jah- resversammlungen in den Sinn, bei denen wir immer schauen mussten, dass unsere Begrüssungsansprachen sich nicht in die Quere kommen. Als sich nach meiner Pen- sionierung unsere Wege am Abschiedsfest von Pierre Felder wieder einmal kreuz- ten, konnte ich es mir nicht verklemmen, ihm zu sagen, es sei schon erstaunlich, was er so alles könne. Ich spielte damit auf einen Traum an, den ich kurz zuvor gehabt hatte, in dem Christoph Eymann vor vollem Konzertsaal als Geigenvirtuose auf der Bühne stand. Er winkte lachend ab und sagte, mit Geigenspiel habe er gar nichts am Hut. Doch als ich beim Apéro hinter dem Buffet stand, das ich mit meiner Frau als Caterer aufgebaut hatte, kam er nochmals zu mir und sagte : ‹ Es ist schon erstaun- lich, was Sie so alles können. › » GABY HINTERMANN PRÄSIDENTIN DER KSBS « Als KSBS-Präsidentin schätze ich es, dass Christoph Eymann meine Haltung stets respektiert und mir Wertschätzung entgegen- bringt, auch wenn wir in einer Sache unterschiedliche Standpunkte vertreten. Ich mag auch seine Schlagfertigkeit und seinen Humor, insbesondere dass er auch über sich selbst lachen kann. Dies kann vielleicht folgender Auszug aus einem Whatsapp-Chat ein wenig il- lustrieren : Auf seinen Vorschlag für einen Besprechungstermin und -ort schrieb ich mal zurück : ‹ a men ! ( dazu reicht’s gerade noch ohne Zugehörigkeit zur Lateingemeinde … ) – schliesslich habe ich in der Schule nie das Wahlpflichtfach LINGUA Latein belegt. › Darauf re- agierte er umgehend so : ‹ Mit Verlaub : amen ist hebräisch … ›. Ich darauf : ‹ Oh mein Gott … das ist jetzt aber oberpeinlich ( hilft es, Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger wenn ich erwähne, dass ich es gegoogelt hatte ? ). › Worauf er entgeg- wählen Christoph Eymann in den Nationalrat. nete : ‹ Nicht mein Gott, Christoph Eymann reicht. › » Die Trägerverhandlungen mit dem Kanton Ba- sel-Landschaft über die Finanzierung der Uni- versität, die Reform ihrer Pensionskasse, die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Universität und ETH sowie die gemeinsame Trägerschaft des Schweizerischen Tropen- und 2015 Public Health-Instituts verlaufen erfolgreich. Mit Ausnahme des Standorts Sevogel verfügen alle Primar- und Sekundarschulstandorte über Tagesstrukturen. Die neue Sekundarschule nimmt den ersten Jahrgang auf. 22
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Basler Schulblatt Nr. 7 /2016 Schwerpunkt URSULA KÖNIG ASSISTENTIN VON CHRISTOPH EYMANN « A ls Erstes durfte ich lernen, mit Herrn Eymanns 2016 kreativem Ordnungsverständnis – manche nen- nen es Chaos – umzugehen. Es kann in diesem Büro schon mal vorkommen, dass wichtige Un- terlagen für lange Zeit unters Eis geraten. Ich er- innere mich gerne an eine Anfrage, die während Monaten unbeantwortet blieb. Nachdem die Zu- ständigen irgendwann nachgefragt hatten, suchten wir in Herrn Eymanns Büro lange und schon fast verzweifelt nach dem Dossier. Vergeblich. Die Un- terlagen blieben unauffindbar. Bis eines Tages die Fensterputzequipe aufmarschierte. Hinter einem Der Vertrag über die gemeinsame Trägerschaft Vorhang – und davon gibt es viele in seinem Bü- des Schweizerischen Tropen- und Public ro – fanden wir das lange gesuchte und verstaubte Health-Instituts mit Gültigkeit ab 1. Januar Dossier. Er war als Fensterstopper längere Zeit im 2017 tritt in Kraft. Einsatz und deutlich gezeichnet vom Sommerre- Der Nationalrat erhöht das Budget für Bildung, gen, der seine Spuren in Form massiv aufgeweich- Forschung und Innovation um 395 Millionen ten Papiers hinterlassen hatte. Wie die Geschich- Franken. te weiterging ? Mit viel Charme und Humor ent- schuldigte er sich. Und wer kann ihm dann noch böse sein ! » PIERRE FELDER EX-LEITER VOLKSSCHULEN « Eine besondere Qualität von Christoph Eymann : Er weiss, wie er Leute von sei- nen Ansichten überzeugen respektive wie er sie nötigenfalls umstimmen kann. Er beginnt dann sein Votum gerne mit dem Satz : ‹ Auf die Gefahr hin, dass Sie mich jetzt für einen Opportunisten halten … › oder, auf der emotionalen Schiene : ‹ Auf die Gefahr hin, dass Sie mich jetzt für eine Operndiva halten … ›, womit er auf sympa- thische Art einerseits Menschlichkeit zeigt und gleichzeitig potenziell Andersden- kenden den Wind aus den Segeln nimmt. So manchem Gremium, zum Beispiel dem Erziehungsrat, wird dieser Satz bekannt vorkommen. Übel genommen wird ihm die zelebrierte Selbstironie in der Regel nicht. Im Gegenteil, sie ist ziemlich wirksam. » 24 2017 Christoph Eymann beendet am 7. Februar 2017 seine Amtszeit als Vorsteher des Erziehungsdepartements.
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