Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich
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Zeitschrift des Christlichen Lehrervereins für Oberösterreich MÄRZ 2021 das Schulblatt vw Schulvertrauens- lehrersitzungen 2021 vw Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM Schulblatt-Interview Delegiertenversammlung Schluss und Schließung Fortbildung in besonders Erstmals per Video-Konferenz Gedanken zur Bildung in herausfordernden Zeiten für unsere Lehrerinnen und Lehrer Zeiten geschlossener Schulen
REISEN 2021/2022 In der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zum „normalen“ Leben arbeiten wir bereits am neuen Reiseprogramm für den CLV. Unsere Planungen für die nächsten Reiseziele stehen selbstverständlich unter dem Aspekt der Sicherheit und Gesundheit der Reiseteilnehmer/innen. PROVENCE MALTA & GOZO Nizza - Ezé - Monaco/Monte Carlo - Grasse - St. Tropez - Nimes - Valletta - Gozo - Mosta - Rabat - Mdina - Avignon - Orange - Weinverkostung in Château Neuf du Pape - Arles - „3 Städte“ - Hafenrundfahrt - Marsaxlokk - Hagar Qim Camargue - Pont du Gard - Roussillon - Aix en Provence Termin: 4. - 10. September 2021 Nähere Informationen und Details: Termin: 26. - 30. Oktober 2021 (Herbstferien) Nähere Informationen und Details: Reisebegleitung: Paul Huemer Moser Reisen, Elke Suárez; suarez@moser.at Reisebegleitung: Johanna Müller Johanna Müller, j.mueller@eduhi.at Paul Huemer, pa.huemer@aon.at CHILE & BULGARIEN ARGENTINIEN Santiago de Chile - Valparaíso - Weinanbaugebiet - Casablanca-Tal - Varna - Veliko Tarnovo - Arbanassi - Kazanlak - Skobelevo - Plovdiv - Atacama Wüste - El Tatio Geysire - Vulkan Villarrica und Osorno - Rhodopen Eisenbahn - Dobarsko - Bansko - Rila-Kloster - Soa Petrohue Wasserfälle - Patagonien mit Perito Moreno Gletscher & Torres del Paine Nationalpark - Buenos Aires Termin: Herbst 2021 oder Frühjahr 2022 Nähere Informationen und Details: Termin: 9. - 12. April 2022 (Karwoche) Nähere Informationen und Details: Reisebegleitung: Johanna Müller Johanna Müller, j.mueller@eduhi.at Reisebegleitung: August Mayer Moser Reisen, Magdalena Knoll, knoll@moser.at August Mayer, a.mayer@traunseenet.at TOSKANA SERBIEN & BOSNIEN Siena - Chianti-Gebiet - Monte Oliveto Maggiore - Pienza - Weingut - Das Detailprogramm folgt in Kürze! San Gimignano - Pontedera - Florenz - Pisa - Lucca - Pistoia Termin: 9. - 16. April 2022 (Karwoche) Nähere Informationen und Details: Termin: Karwoche 2022 Nähere Informationen und Details: Reisebegleitung: Walter Utz Moser Reisen, Simone Katzensteiner Reisebegleitung: Johanna Müller Johanna Müller, j.mueller@eduhi.at katzensteiner@moser.at & Walter Wernhart 4010 Linz, Graben 18 Tel. 0732 / 2240, office@moser.at www.moser.at
EDITORIAL Die Schere geht auseinander C orona wird den Schulbetrieb wahrscheinlich auch noch im gesamten Schuljahr erheblich einschränken. Dabei stellen sich abseits der wich- und Schülern kompensieren können, muss dabei im Zentrum stehen. Antworten, die sinnvolle Maßnah- men mit sich bringen, können und werden natürlich tigen Fragen zum Gesundheitsschutz zunehmend auch etwas kosten. Aber wenn der staatliche Geld- auch solche, die das Kerngeschäft der Schule als fluss für die Wirtschaft so locker sitzt, dann gilt das Bildungsinstitution betreffen. Geht es doch vermehrt für die Chancen unserer Kinder und Jugendlichen auch darum, niemanden zu verlieren. Besondere hoffentlich erst recht. Aufmerksamkeit muss dabei bildungsbenachteilig- Maximilian Egger ten Kindern und Jugendlichen zu Teil werden, denn An dieser Stelle darf ich Ihnen zwei Beiträge beson- Redaktionsleitung aktuelle Studien weisen darauf hin, dass die Schere ders ans Herz legen. Lesen Sie in dieser Ausgabe zwischen Kindern, die zuhause viel oder wenig bis gar des Schulblatts unter anderem, wie junge Kollegin- keine Unterstützung bekommen in Folge der Schul- nen und Kollegen, die im oder kurz vor dem Lock- schließungen weiter aufgegangen ist. down eingestellt wurden, ihren Berufseinstieg erlebt haben. Im Interview sprechen Mag.a Gertrud Nachbaur, Diese Entwicklung wird sich im Zuge des Schichtbe- Institutsleiterin für Fortbildung an der PH OÖ und triebs noch fortsetzen, wenn nicht bewusst gegen- Doris Neubauer, MEd. MA darüber, welche Erfahrun- gesteuert wird. Notwendig ist deshalb eine breite gen sie mit den virtuellen Aus- und Fortbildungsan- Diskussion über Ansätze und Maßnahmen (Ferial- geboten im letzten Jahr gemacht haben. beschulung ist damit nicht gemeint), wie Unterricht und Lernen gestaltet werden kann, damit niemand Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen, zu- auf der Strecke bleibt. Die Frage, wie Schulen den dem ein frohes Osterfest und viele bunte Ostereier. geringeren Lernerfolg von einzelnen Schülerinnen Bleiben Sie gesund! Titelbild: Bernhard Trauner / Cindy Haggerty / AdobeStock / Montage: Magic Werbeagentur Inhalt 4 Mein Standpunkt 12 Im Gespräch 28 Einblicke Schule & Corona – kritische Fortbildung in herausfordernden Berufsstart im „Lockdown“ Betrachtung Zeiten 30 Elementarpädagogik 6 Gastbeitrag 16 Vereinsleben & Corona In Beziehung bleiben trotz Corona Schluss und Schließung Schulvertrauenslehrer-Sitzungen 32 TIMSS Studie 2019 7 The Show Must Go On 18 Generalsekretär am Wort VS-Schülerleistungen in Ein wenig so wie eine Biene … Starke & moderne Interessens Mathematik vertretung 8 Delegiertenversammlung 34 Aus den Sektionen Digital für unsere Lehrerinnen 22 ZA-Information und Lehrer GEMEINSAM auf dem richtigen 45 Steckbrief Weg? Der Begabung auf der Spur 11 Obfrau Traurige Realität digitaler 27 Gewerkschaft Ausstattung Allen Menschen recht getan, ... IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Christlicher Lehrerverein für Oberösterreich (CLV), Stifterstraße 23, 4020 Linz; E-Mail: office@clv.at; Schriftleiter und verant- wortlicher Redakteur: Maximilian Egger, MA; Redaktion: Michael Andexlinger, Georg Moser, Birgit Loidl, Sabine Strack, MA, Mag. Wolfgang Schwarz, Michael Weber; Redaktions- sekretariat: Bernhard Trauner (0732/77 68 67); Anzeigenleitung: Bernhard Trauner (0732/78 22 66); Erscheinungsort: Linz, Verlagspostamt 4020 Linz, P.b.b.; Offenlegung lt.§ 25 Mediengesetz: Die grundlegende Richtung des „Schulblattes“ ergibt sich aus den Satzungen des Christlichen Lehrervereins. DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021 3
STANDPUNKT Paul Kimberger Mein Standpunkt Schule und Corona – eine kritische Betrachtung D ie langfristigen Folgen der Corona-Pandemie sind noch ungewiss. Während Lehrerinnen und Lehrer mit hoher Professionalität, viel Flexibi- Mediziner, Virologen, Epidemiologen – sie alle sind sich einig, dass es nur zwei wirkliche Problemlöser in oder aus dieser Krise gibt: Testen und impfen lität und großem pädagogischem Know-how alles – so rasch und so viel wie nur irgendwie möglich! dafür tun, den Unterricht unter den erschwerten Aber auch in diesem Zusammenhang ist es einfach Bedingungen der Pandemie bestmöglich fortzuset- nur irritierend zu beobachten, dass manche Ver- zen, wächst die Befürchtung, dass das Virus und antwortliche nicht aufhören wollen, sich den Ruf seine Mutationen „das Licht am Ende des Tunnels“ als wahrhaft schlechte Krisenmanager zu erarbei- doch in weitere Ferne rücken lassen und die „neue ten. Seit einem Jahr hören wir laufend den Hin- Normalität“ noch verlängern werden. weis, die nächsten Wochen wären entscheidend in der Pandemie und gleichzeitig verschläft man die frühzeitige Beschaffung der richtigen Impfstoffe in »Eine Schulstunde im Klassenzimmer in sieben ausreichendem Maß. Wie sehr wir in unserem Land unterschiedlichen Sprachen? Dagegen ist jede hinterherhinken, zeigt der internationale Vergleich und sogar innerhalb der Länder der Europäischen Belastung im Großraumbüro ein Kuraufenthalt.« Union belegte Österreich im Februar mit einer Impf (Dr. Richard Grasl, stellvertretender Chefredakteur, „Eine Schultüte quote von nur geringfügig mehr als zwei Prozent der heuer für die Lehrer“, Kurier vom 8. September 2020) Bevölkerung den viertletzten(!) Platz. Nachdem das beschwichtigende Märchen „Schule Diese neue Normalität mit einer eigenwilligen politi- sei ohnehin ein vergleichsweise sicherer Ort“ durch schen Kommunikationsstrategie ständig nur zu kon- die auch international sehr beachtete Gurgelstu- statieren, ist noch lange kein Plan und unterschied- die eines Wiener Mikrobiologen wissenschaftlich lichste Maßnahmen in zahllosen Pressekonferenzen schon vor Monaten als gefährlicher Unsinn wider- immer nur anzukündigen, ohne sich in weiterer Folge legt wurde, war endlich auch den Erzählern dieses um die konsequente legistische und organisatori- Märchens klar: Die Berufsgruppe der Pädagoginnen sche Umsetzung dieser für den schulischen Alltag und Pädagogen ist eine besonders gefährdete und zu kümmern, ist noch lange keine Strategie. Das teil- kann nur durch eine umgehend geänderte Teststra- weise überaus chaotische Verdachtsfallmanagement tegie und ein möglichst frühzeitiges Impfangebot im rund um die Corona-Hotline 1450, der unzureichen- Rahmen des nationalen Impfplans besser geschützt de Schutz von Schwangeren im Präsenzunterricht, werden. Dazu haben wir uns auch in einem offenen zweifelhafte Atteste von Maskenverweigerern, die Brief an den dafür zuständigen Gesundheitsminis- Vernachlässigung der Sonderpädagogik, logistische ter gewandt (siehe nächste Seite). Fehler bei der Bereitstellung von Antigen-Selbsttests oder der Boykott mancher Eltern, ihre Kinder zur Aber zurück zu Schule und Bildung. Die Corona- Sicherheit aller für den Unterricht „frei-testen“ zu Krise zeigt schmerzhaft und erbarmungslos, was lassen, sind nur einige ärgerliche Beispiele dafür. (bildungs-)politisch verabsäumt wurde in einem Dass man aber unsere Schulen so ganz nebenbei der reichsten Länder dieser Erde, das noch dazu auf auch mit noch mehr behördlicher Bürokratie, zusätz- eine Dekade wirtschaftlicher Prosperität zurückbli- lichen Qualitätssicherungsmaßnahmen und erwei- cken kann. Die Schulen hinken digital hinterher, von terten Testungsformaten quält, überschreitet jedes fehlender Ausstattung und Infrastruktur gar nicht Maß an pädagogischer Sinnhaftigkeit. zu sprechen. Distancelearning gelingt oftmals nur 4 MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
STANDPUNKT aufgrund bewundernswerter Einzelinitiativen und scheitert doch mancherorts an ruckelnden Inter- netverbindungen. Gleichzeitig ist das pädagogi- sche Personal Mangelware und administrative oder medizinische Unterstützung stellt man uns bis heute nicht in ausreichendem Maß zur Verfü- gung. Aber auch die realen Gruppengrößen von der Elementarpädagogik bis zu den höheren Schulen zeigen recht deutlich, dass die Rechte und Bedürf- nisse unserer Kinder und Jugendlichen zumindest von staatlicher Seite bei uns keine besondere Bedeutung haben. Aktionistisch werden nun von der Politik Ferienschu- len angeordnet, um von den eigenen Versäumnissen abzulenken und zahlreiche „Bildungsexperten“ im Katastrophenmodus klatschen unter medialer Mit- hilfe begeistert Applaus. Da frage ich mich ernsthaft: Hat das Corona-Virus in der Bildungspolitik auch schon großes Unheil angerichtet oder fällt ihnen in dieser Krise wirklich nichts Besseres ein? Ihr Paul Kimberger Reaktionen bitte an: paul.kimberger@bildung-ooe.gv.at Besuchen Sie auch die Webseite des Christlichen Lehrervereins für Oberösterreich unter www.clv.at ■ Maria Zimmermann, Journalistin und Mutter, hat am 28. Jänner 2021 in den Salzburger Nachrichten in der Kolumne „Standpunkt“ einen bemerkenswerten Kommentar veröffentlicht, auf den ich hier hinweisen möchte. Schule ja, testen nein: Das geht nicht Simpel und sinnvoll: Es gibt kein Argument gegen Antigentests an Schulen. Es tut nicht weh, ist kinderleicht anzuwenden und nach 15 Minu- bis 14-Jährigen) oder die Tests einfach nicht machen (in den ten gibt es ein Ergebnis. Der „Nasenbohrer-Test“, der seit der Volksschulen wurden sie mit nach Hause gegeben). Das sorgt Vorwoche an den Schulen verteilt wird, gehört wohl zum zu Recht für Empörung: bei Direktoren, Lehrern, anderen Eltern. Simpelsten und Sinnvollsten, was Eltern, Schüler und Lehrer Es ist wie immer: Die Verweigerung – egal ob der Grund dafür seit Langem in diesen mühseligen Zeiten angeboten bekom- Verunsicherung, Wurschtigkeit oder Totalopposition ist – geht men. Jede Schülerin, jeder Schüler, egal ob in der Volksschule, auf Kosten aller anderen Schüler und ihrer Familien, wenn sich der Mittelschule oder der Oberstufe, soll einmal pro Woche, eine Infektion im Klassenzimmer breitmacht. später sogar zweimal, besagten Antigentest durchführen. So Schon klar: Niemand hat mehr Nerven für neue Maßnahmen, sollen zumindest jene Kinder herausgefiltert werden, die – Lockdowns, Homeschooling. Wir sind alle pandemiemüde. Und ohne es zu wissen – besonders infektiös sind. auch die Tests sind kein Allheilmittel. Aber sie sind – neben Besser gesagt: sollten. Denn wie sich zeigt, spielt ein Teil der kleineren Gruppen und Masken – ein wesentliches Sicherheits- Eltern nicht mit. Mag sein, dass es nur wenige sind, aber an argument dafür, Schulen bald wieder ganz aufzusperren. Die manchen Schulen ist jeder fünfte Pflichtschüler, der derzeit in Politik sollte sich rasch überlegen, wie sie das umsetzt und wie Betreuung ist, nicht getestet, wie ein SN-Rundruf ergab. Weil sie alle ins Boot holt. Denn offene Schule ja, testen nein, das die Eltern keine Einverständniserklärung abgeben (für die 10- geht nicht. ■ DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021 5
Foto: Stefan Merkle / AdobeStock GASTBEITRAG vw Schluss und Schließung Gedanken zur Bildung in Zeiten geschlossener Schulen E s gibt manchmal wirklich feine Unterschiede. Während der Schulschluss ein von nahezu allen Beteiligten heiß ersehntes Ereignis ist, das zwei Monate Ferien und Vergnügen samt bekanntlich hochbegabte Digital Natives – recherchieren zuhause im Internet, der Lehrer gibt als Lernbegleiter dazu nur noch ein sanftes Feedback. Und war deshalb nicht ständig von verspricht, ist die dreiwöchige Schulschließung im Zuge der einer Autonomisierung des Lernens die Rede, die dem einzelnen Maßnahmen gegen eine Pandemie ein Gewaltakt, der eine Gene- Schüler Thema, Methode, Tempo und Niveau seines Unterrichts ration von Kindern und Jugendlichen um ihre Bildungschancen überlassen wollte – und nun bricht angeblich die Welt zusammen, und ein hohes Lebenseinkommen bringen wird. So zumindest weil die Schultore ein paar Tage geschlossen sind? tönt es in dem „Glaubenskrieg“, der um die Frage, ob Bildungs- einrichtungen nun wieder auf Fernlehre umstellen sollen, aus- Oh ihr Kleingläubigen! Kaum bietet die Wirklichkeit den rast- gebrochen war. Glaubenskriege verheißen nichts Gutes. In der losen Bildungsreformern die Chance auf Realisierung ihrer Regel geht es dabei um Bekenntnisse, weniger um Argumente. Konzepte, werden sie verzagt. Das ist nicht verwunderlich. Die Bei allem Für und Wider erstaunen aber euphemistischen Vorstellungen vom selbst- doch einige Paradoxien, die diese Ausein- bestimmten digitalen Lernen waren immer Foto: Zsolnay Verlag / Heribert Corn, www.corn.at andersetzung kennzeichnen. schon blauäugig. Sie übersahen, dass sozial benachteiligte Kinder darunter noch einmal Die Gegner der Schulschließungen beschwö- leiden; sie ignorierten, dass es ohne fach- ren gerne die Bedeutung der Bildung, die liche Grundkenntnisse auch kein sinnvolles dabei auf der Strecke bleiben muss. Inte- Lernen im Netz gibt; sie überschätzten die ressant immerhin, dass die Bildungsver- Fähigkeit junger Menschen zur Selbstdiszi- luste, die in den Jahren vor Corona durch plin; sie vernachlässigten die Funktion der unsinnige Lehrplanreformen, didaktische Schule als Ort der Kontaktpflege, Betreuung Moden, unnötige Testinflationen, hysteri- und Aufbewahrung; sie leugneten die emi- schen Pisa-Aktivismus und überbordende nente Bedeutung einer fachlich qualifizier- Kontrollsysteme zu verzeichnen waren, so ten Lehrperson für den Unterricht; und sie wenig bekümmerten wie der kontinuierli- verkannten die Bedeutung digitaler Technik: che Anstieg an funktionalen Analphabeten. Mag. Dr. Konrad Paul Liessmann Diese ist ein Werkzeug, aber kein Wunder- Vielleicht aber geht es bei all dem gar nicht Universität Wien mittel. um Bildung, sondern darum, dass die Kinder nicht zuhause sein müssen. Dann soll man das deutlich sagen. Am schönsten – das legen die Klagen über die Schulschlie- Erstaunlich, dass nun geklagt wird, dass wegen Corona der Stoff ßungen nahe – ist es doch, wenn viele junge Menschen in nicht durchgebracht werden kann. Stoff? Hören wir recht? Ist uns einem Raum sitzen und vor ihnen ein Lehrer steht, der etwas nicht dauernd vorgeschwärmt worden, dass der moderne Unter- zu sagen hat. Wer diese Vorstellung grauenhaft findet, sollte richt keinen Stoff, kein Wissen und keine Inhalte, sondern nur sich über Schulschließungen nicht aufregen; die anderen aber noch Kompetenzen zu vermitteln hat, die am besten nicht in der könnten aus den Erfahrungen mit Corona eine Lehre für die Schule, sondern in der Lebenswelt erworben werden können? wieder aufgesperrten Schulen ziehen: Schluss mit unnötigen, Gilt diese didaktische Innovation nicht mehr, nur weil ein Virus pseudoprogressiven, ideologiegetriebenen und realitätsfernen das den Bildungsexperten ohnehin verhasste Klassenzimmer Bildungsreformen. ■ kontaminiert? Vor Corona war der „Flipped Classroom“ doch der letzte Schrei der Schulpädagogik gewesen. Die Schüler – alle- Erstpublikation in: Kleine Zeitung Graz, 20. November 2020 6 MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
SEKTION JUNGLEHRER/INNEN The Show Must Go On Nun wird bald das letzte Kalenderblatt abgerissen, welches fehlt, um ein volles Jahr Corona abzu- schließen. Wir erinnern uns zurück an den Jahreswechsel, um das üble Jahr 2020 zu verabschie- den, im selben Atemzug jedoch den nächsten Lockdown zu beschreiten. Umstellung auf Distance Learning unter den hinlänglich bekannten Einschränkungen inklusive. D ie Show muss weitergehen!“ ist ein fast lieblicher Titel für den folgen- den Beitrag. Andere Songtitel, die in den Unterdessen hat sich in den Schulen ein neuer Alltag breitgemacht: Erlässe und Verordnungen treffen freitags oder David Hiegelsberger CLV-Landesjunglehrer- Sinn kommen, würden eine viel zynische- wochenends ein, geplante sonntägliche vertreter re, vielleicht auch polemischere Rahmung Paketlieferungen kommen mit tagelan- bilden. Dennoch bleibe ich meiner Linie ger Verspätung und nicht gelieferte FFP2- dass Schule abermals nur zum Beaufsich- treu und manövriere mich nicht wie eine Masken sind zwischenzeitlich zu überbrü- tigen der Kinder offen war. Fliege in der Sommerhitze von Haufen zu cken. Daneben grast auf unserer Weide Die Biene in mir ist überzeugt, dass Haufen auf einer ziemlich dicht besetz- eine heilige Kuh, bei der es keine Überra- es weder im Interesse des Ministeriums ten Kuhweide, um gewisse Zustände im schungen geben wird: Die Summer School. noch der Bildungsdirektionen sein kann, Schulbereich bildlich darzustellen, son- Hier wird der Name zum Programm erko- umschriebenes Bild zu vermitteln. Was dern versuche, abermals mit naivem ren, es soll tatsächlich Schule stattfinden. jedoch am Ende übrigbleiben wird, und Optimismus und utopischer Hoffnung Glaubt man der Konzeptionierung und vielleicht kann man das bereits den Medi- Themen anzufliegen, die darauf warten dem Mainstream der Medien, wird diese en vorwegnehmen: Entweder die Summer diskutiert und hinterfragt zu werden. Ein Maßnahme die „verlorene Generation School war aus unschlüssigen Zusam- wenig so wie eine Biene, die auf eben der Corona-Kinder“ retten. Es schaudert menhängen ein großer Erfolg, oder sie gleicher Weide die übrigen Blumen sucht, mich selbst bei dieser Wortwahl. Um die war es nicht. Aber dann aufgrund von zu um sie zum Blühen zu bringen. Tragweite des Irrsinns jedoch darzustel- wenig Bereitschaft, zu wenig Verständnis Flexibilität hat Grenzen Lehrerinnen und Lehrer, Direktorinnen und Direktoren, Schülerinnen und Schüler, » Ein wenig so wie eine Biene, Eltern und Erziehungsberechtigte haben im letzten Jahr erfahren und lernen müs- die auf ebengleicher Weide die sen, dass Flexibilität in Zeiten einer Pande- übrigen Blumen sucht, um sie mie notwendig und bis zu einem gewissen zum Blühen zu bringen. « Grad auch sinnvoll ist. Dennoch hat auch Flexibilität Grenzen, da wo der Zug und die entstehende Spannung auf ein System, auf die Geduld, auf die Nerven und auf die Gutmütigkeit zu hoch wird. So wurde zu Semester in Zahlen gut ersichtlich, dass nur wenige im System noch „entspannt“ Foto: drosostalitsa / AdobeStock genug waren, um in den Ferien eine Betreuung in Anspruch zu nehmen bezie- len, bleibt mir nichts anderes übrig. Den oder zu niedriger Anmeldezahlen. Und sie hungsweise anzubieten. Die Zahlen belie- Eltern wird dadurch nahegelegt, dass den wird nicht grundsätzlich überdacht wer- fen sich im Schnitt durch die Schultypen Kindern vieles abgeht und vorhergesagt, den, sondern mehr beworben und auf auf etwa 1 % aller Schulkinder. dass sie dieses Defizit nicht mehr auf- weitere Fächer ausgeweitet. holen können. Den Schulleitungen wird Funktion von Schule? verordnet, dass sie sich zusätzlich zu den Kinder nicht eingebunden Für die Osterferien könnte dieser Richt- zeitintensiven Pandemieaufgaben um die Unsere Show gestalten wir für die Kin- wert zu einer anderen Sichtweise auf die Organisation zu kümmern haben. Den der, die in all diesen Überlegungen Sinnhaftigkeit dieses Betreuungsange- Lehrern wird vermittelt, dass zwei Wochen nicht eingebunden werden. Notwendige botes, was es im Kern auch ist, anregen. zusätzlicher Unterricht kein Problem sein und nachdrücklich geforderte Maßnah- Angeschlossen dazu auch die berech- dürfen. Die Bevölkerung wird gebetsmüh- men wie die Doppelbesetzung in der tigte Frage, welche Funktion Schule lenartig von Boulevard aber auch Politik Volksschule oder administratives und übernimmt? Aufbewahrungsstätte oder informiert, dass zwei Wochen Unterricht schulsoziales Personal würden die päda Bildungseinrichtung… wenig wird über im Sommer alle schulischen Probleme ogische Zeit mit jedem einzelnen Kind diese Frage berichtet. Noch weniger wird lösen, Kinder und Lehrpersonal nichts merkbar erhöhen, aber das ist nicht Teil sie ernst genommen. gelernt und gelehrt haben, und damit, der Bildungsshow. ■ DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021 7
DELEGIERTENVERSAMMLUNG Erste Online-Delegiertenversammlung Digital für unsere Lehrerinnen und Lehrer D ie Delegiertenversammlung fand – wie so vieles in diesem turbulenten Jahr – unter Einhaltung der Hygienevorschriften digital statt. Dass die CLV-Delegiertenversammlung am 1. Dezem- ber 2020 als virtuelle Zoom-Videokonferenz trotzdem so gut geklappt hat, war unter anderem den voraus- Die Versammlung war schon allein deshalb etwas schauenden Vorbereitungen von Landesgeschäfts- Besonderes, weil sie erstmals per Video-Konferenz führer Bernhard Trauner und Team zu verdanken. abgehalten wurde. Landesobmann Paul Kimberger zeigte sich sicht- Etwa 250 Teilnehmer zur gleichen Zeit an einer lich erleichtert, dass das heuer leider notwendige digitalen Konferenz teilnehmen zu lassen, ist eine Online-Format den „Stresstest“ bei einer so hohen logistische Herausforderung. Nicht jeder und jede Anzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern ohne bringt die gleiche digitale Vorerfahrung mit, nicht größere technische Probleme bestanden hat und jedes Endgerät funktioniert auf die gleiche Weise. dass damit auch in dieser Ausnahmesituation ein vielfältiges und informatives Programm geboten wer- den konnte. Letztlich, so Generalsekretär Michael Weber, hat aber die persönliche Teilnahme jedes Ein- zelnen diese Delegiertenversammlung so erfolgreich gemacht, wofür er sich ganz herzlich bedankte. Zur Erinnerung: Die Delegiertenversammlung fand im zweiten Lock- down statt. Wochenlange Diskussionen über schuli- sche Maßnahmen waren davor im Gange, die zuneh- mend erbitterte Lehrerschaft wusste nicht, worauf sie sich vorbereiten sollte. Schließlich kurzfristige Entscheidung der Regierung: Fernunterricht! Nachfolgend der Leitantrag der Delegiertenver- sammlung 2020, Redaktion und Vortrag: Mag. Wolf- gang Schwarz 8 MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
DELEGIERTENVERSAMMLUNG Leitgedanken und Forderungen In Anbetracht der medizinisch-erschreckend-spektakulären wir auf keine jener Defizitbereiche des schulischen Umstände erschiene es naheliegend, sich ausschließlich mit Systems vergessen haben, die die tägliche Arbeit im • Fehlentwicklungen, Klassenzimmer nachhaltig bestimmen – und Ihr päda • Fehleinschätzungen gogisches Tun oft unnotwendigerweise erschweren. • und Fehlentscheidungen Diese bildungspolitischen Problemfelder stehen im Zusammenhang mit Covid-relevanten Gegebenheiten aus- nach wie vor im Fokus unserer Aufmerksamkeit – und einanderzusetzen. veranlassen uns, inhaltlich darauf einzugehen und Bevor wir uns dieser umfassenden, derzeit dominierenden Lösungen einzufordern. Thematik widmen, wollen wir Ihnen, sehr geehrte Delegierte des Christlichen Lehrervereines jedoch bewusst machen, dass Nachfolgend also ein Überblick: Mag. Wolfgang Schwarz ➡ Abfragen und Statistiken Schulleitungen sehen sich einer deutlich steigenden Tendenz zwar jeder dieser Institutionen immanent, aber von einer intelli- gegenüber, oft innerhalb weniger Tage statistische Anfragen genten Verwaltung verlangen wir, dass Daten, die meist ohnehin – ob von der Bildungsregion, der Bildungsdirektion oder des bereits in e*SA gespeichert sind, nicht per Statistikbogen dann Bildungsministeriums – beantworten zu müssen. „Bildung“ ist nochmals regelmäßig abgefragt werden. ➡ Digitaloffensive und Aberglauben In diesen Tagen sollen Pilotschulen, die sich an der sogenannten ben, neue Steckdosen verlegt, WLAN bis in die hinterste Ecke „Digitaloffensive“ des Bundes beteiligen und dafür reichlich mit des Lehrmittelkammerls funktionstüchtig, Lernplattformen mit Laptops ausgestattet werden wollen, bekanntgeben, dass sie ausreichender Kapazität ausgestattet, Lehr- und Lernsoftware bis im Herbst die notwendigen strukturellen Voraussetzungen angekauft usw. Wir nennen es Irr- oder Aberglauben, dass Län- dafür geschafft haben, also die Schule ist mit Glasfaser ver- der und Gemeinden in Zeiten wie diesen dafür ausreichend Geld sorgt, sämtliche Verkabelungen in die Klassenräume sind gege- aufbringen und fordern den Bund auf, hier selbst zu investieren! ➡ Deutschförderung – neu überdenken Zunehmend ist erkennbar, dass das frühere System der D-För- einen unzutreffenden Kasus, eine unsinnige Präposition, ein derung zumindest hinsichtlich der personellen Ausstattung dem merkwürdiges Verb verwenden – Hauptsache, die Stellung des nunmehrigen mit D-Förderklasse versus D-Fördergruppe überle- Verbs ist richtig – und das Kind kann womöglich aufsteigen. Hier gen war. Für Unverständnis sorgt auch das Testverfahren MIKA-D: wird sprachliche Unzulänglichkeit offenbar zum künftigen Qua- Das Kind kann ein unrichtiges grammatikalisches Geschlecht, litätsstandard erhoben! ➡ Lehrerbildung und fehlendes Personal Die 6-jährige, vom Mastergrad dominierte Lehrerbildung hält Musik und Sport, sodass sich neben Werkerziehung und Religi- bekanntlich viele Interessenten vom Lehrberuf ab. Angestrebte – on klassische Mangelfächer herausbilden. Der Schlussbaustein und höchst notwendige – Doppelbesetzungen im VS Bereich der fehlender Mentoren soll nicht unerwähnt bleiben. Unsere Forde- 1. und 2. Klasse werden dadurch auf lange Sicht verunmöglicht. rung nach Neukonstituierung der Lehrerbildung mit einer klaren Hinzu kommt ein unrealistisches Anforderungsprofil etwa für Praxisorientierung bleibt aufrecht! ➡ Administratives Personal – wir warten! Ein vom Bund für 2 Jahre ausfinanziertes und den Ländern ange- benötigter administrativer Unterstützung auszustatten – und botenes administratives Unterstützungspersonal für Schullei- trotzdem – es rührt sich nichts, auch nicht für so genannte tungen will und will nicht kommen. Wie wir hören, ist grundsätz- Pilotschulen. Aber immerhin: Eine Arbeitsgruppe existiert auf lich die Bereitschaft des Landes OÖ vorhanden, das Angebot des Landesebene bereits – wir dürfen gespannt sein! Bundes aufzugreifen und unsere Pflichtschulen mit dringend ➡ Testungseuphorie im Vormarsch! Mit Beharrlichkeit arbeitet man im Ministerium am Plan, ab in der Medizin kommt es jedoch auf die Dosierung an: über- nächstem Schuljahr verpflichtende Tests (IKM bzw. IKM-Plus) mäßiges, ständiges Testen erteilen wir eine Absage! für die 3. und 4. sowie später für die 7. und 8. Schulstufe zu b) Die im Zuge der PISA Testungen entstandene ausschließliche entwickeln und „auszurollen“. Abgesehen davon, dass die jetzige Orientierung auf Kompetenzen reduziert den Bildungsbegriff Situation einen Aufschub des Vorhabens zwingend notwendig auf die Hypothese, Schul- und Bildungsqualität lasse sich gemacht hat, stellen wir fest: ablesen an engem, verwendungsorientiertem und testbaren a) Evidenzbasierter Pädagogik, Wissenschaftlichkeit und objek- Leistungsstand von Schülern der 8. Schulstufe. Wir meinen: tiver Leistungsmessung hat der CLV nie widersprochen, wie Bildung ist viel mehr!!! DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021 9
DELEGIERTENVERSAMMLUNG Corona Ein Bildungs-Trauerspiel in 5 Akten Akt 4 Akt 1 Auch hier ist Verblüffung angesagt: Am 20. November Wochenlang war die Lehrerschaft – obwohl die Fallzahlen bereits beängstigende erfährt die erstaunte Kollegenschaft, dass sie am 5. und Ausmaße erreicht hatten – dazu verurteilt, als Zaungäste mit Staunen, Ohnmacht 6. Dezember (Krampus/Nikolo) als erste Bevölkerungsgruppe und Zorn zu beobachten, wie die Meinungen bzgl. Schule hin und herwogten, einer Massentestung teilhaftig wird. Dies ist zweifelsohne wie die Parteien und das Gesundheitsministerium, die Medien und das Kanz- erfreulich. ABER: Andererseits zeigt dies doch ganz unmiss- leramt, das Bildungsministerium und die Experten die Klingen kreuzten und die verständlich, dass frühere Behauptungen wie „Infektions- Ideologien blühen ließen – bis man sich endlich dazu durchgerungen hat, die raten an Schulen sind vernachlässigbar“ oder „Schulen Schulen für den normalen Präsenzunterricht zu schließen. sind keine Virustreiber“ etc. schlicht falsch waren und Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um! revidiert werden mussten – gemäß der Aussage des deut- schen Robert Koch-Instituts, wonach „die Infektionsgefahr in Schulen genau so groß ist, wie die Infektionsgefahr in Akt 2 jeder anderen vergleichbaren Sozialsituation“ (Christian Die endgültige Entscheidung durch die Regierung erfolgte schließ- Drosten). – Und trotz solcher Faktenlage werden politisch lich am Samstag, dem 14. November. Aber bereits am darauffol- interessierte Kreise, Elternverbände und Medien nicht genden Montag (man beachte die Zeitleiste!) sollten die Schüler müde, jeden zusätzlichen Schüler geradezu zu feiern, der – und ihre Eltern – über die organisatorischen, technologischen nun in der Schule auftaucht und die Lehrkräfte veranlasst, und didaktischen Details der kommenden Wochen instruiert wer- „Betreuung“, „Lernbegleitung“, „Distance Learning“ und den. – An diesem Wochenende bevölkerte ein großer Teil der schon gesundheitlichen Verpflichtungen – möglichst gleichzeitig – aus den vergangenen Corona-Wochen übermäßig belasteten Kol- nachkommen zu müssen, – und das inmitten einer Schü- leginnen und Kollegen die Konferenzzimmer, hektisch mussten lerschaft, die oft nahezu Klassenstärke erreicht! Computerprogramme heruntergeladen, Lernplattformen analy- Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um! siert, Aufgabensammlungen zusammengestellt, Arbeitsblätter kopiert und Elternbriefe verfasst werden – alles in der Freizeit eines herbstlichen Wochenendes – und alles wegen der Entschei- Akt 5 dungsunlust und Unprofessionalität der obersten Ebenen der Bil- Distance Learning hat bereits im 1. Lockdown zu anerkennens- dungsverwaltung! wert guten Lernergebnissen geführt und ist in seiner Effizienz Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um! neben Bereitstellung professioneller Lernplattformen stark abhängig von der Angebotsdichte an Fort- und Weiterbildung. Dass hier jedoch – Schlagwort Digitalisierung – noch enormer Akt 3 Aufholbedarf besteht, ist nun offenkundig geworden, die Ver- Die Verkündigung des schulischen Lockdowns verblüffte überdies den- säumnisse vieler Jahre treten nun schärfer hervor. jenigen Teil der Kollegenschaft, der Verantwortung trägt für jene Kinder Distance Learning steht und fällt aber auch mit der Bereit- im Bildungsbereich, die am meisten unserer Aufmerksamkeit bedürfen: schaft der Kolleginnen und Kollegen, ihr persönliches Home Office Die Sonderpädagogen und ihre gesundheitliche Obsorge in hochanste- – samt Knowhow und technischem Equipment für berufliche Zwe- ckender Zeit war Faßmann & Co. keiner Erwähnung würdig! Erst durch Ein- cke zum Einsatz zu bringen. Die seit Jahren geforderte steuerliche schreiten unserer Gewerkschaft erinnerte man sich an diese Schülergrup- Abschreibung von Hardware, Software und privatem Büroequip- pe und ihrer besonders gefährdeten Lehrkräfte und Betreuer und ließ sich ment wurde bisher konstant ignoriert. Das private, finanzielle herbei, Regelungen für diesen hochsensitiven Bereich zu formulieren. Engagement der Lehrkräfte wird als selbstverständlich gesehen! Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um! Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um! Was wir nach dem 7. Dezember erwarten WENN unsere Schulen demnächst wieder in den „Normalbetrieb“ zurückkehren – und später die Covid Zahlen wiederum zu steigen beginnen... DANN verschone man uns mit wochenlangen, zermürbenden Diskussionen über allfällige Schulschließungen SONDERN man einige sich frühzeitig auf einen statistisch-verbindlichen und medizinisch abgesicherten Grenzwert und erspare uns damit das hinter uns liegende Theater! 10 MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
OBFRAU AM WORT Foto: oatawa / AdobeStock Die traurige Realität der digitalen Ausstattung in einer Linzer Volksschule A ls ich mich zu Beginn meiner Recherche für diesen Artikel an eine Kollegin wandte, fragte ich sie um Wir Lehrerinnen und Lehrer sind aber natürlich findig – Gespräche mit den Verantwortlichen des Elternvereins wer- die positiven Aspekte der Digitalisierung den rasch geführt und diese erklären sich an ihrer Schule. Dieser Punkt fiel kurz sofort bereit, Geräte zu sponsern. So weit, aus, aber immerhin – neben den 2020 so gut! Doch hier kommt der Schulerhal- neu installierten Beamern besitzt jede ter wieder ins Spiel: es ist unmöglich für Klasse einen PC. das Magistrat, diese Geräte ins Schul Danach folgte eine Auflistung einiger inventar aufzunehmen – Begründung der Punkte, die ich gerne darlegen möchte. Stadt Linz: bei Neukauf wären zu viele Jeder kann sich dann sein eigenes Bild PC’s im Inventar vorhanden. Somit blie- machen, wie „digital-fit“ so manche be die Wartung der neuen Geräte bei den Schule ist. Lehrerinnen hängen, da das Magistrat In den Klassen sind PC’s vorhanden, nur Computer aus dem eigenen Inventar die aufgrund ihres Alters aus einer ande- wartet. Der Gegenvorschlag der Schule ren öffentlichen Einrichtung ausgeschie- kam prompt: ein alter PC wird „ausge- den wurden, das heißt die Lehrerinnen schieden“ und durch den neuen ersetzt. bringen ihre eigenen mobilen Endgerä- Hier kam die Antwort des Schulerhalters, te mit. Diese nutzen sie dann natürlich CLV-Landesobfrau Birgit Maringer dass vermieden werden soll, dass „fal- auch auf ihre eigenen Kosten, da es zwar sche“ Geräte bzw. Programme angekauft WLAN gibt, die notwendigen Router dafür oder eine Kamera. Aufgefordert wird werden. Die Schule schlug daraufhin vor, jedoch seit September vom Magist- die Lehrerschaft aber natürlich, auf die der Schulerhalter solle die „richtigen“ rat nicht geliefert wurden. Selbst die Digitalisierungswelle aufzuspringen und Gerätetypen und Programme nennen benötigten Netzwerk- bzw. HDMI-Kabel diese in der Schule beziehungsweise im oder die geeigneten Geräte selbst ankau- werden von den Lehrerinnen selbst mit- Unterricht umzusetzen. Mit einer Selbst- fen und die Rechnung an den Elternverein gebracht. verständlichkeit geht man davon aus, stellen. Auch das war bisher nicht mög- Weder der Laptop in der Direktion dass Distance-Learning, Online-Konfe- lich – ohne Begründung! (11 Jahre alt!!!) noch der PC im Konfe- renzen, Online-LDB’s und Online-BZG‘s Der Weg zur „digitalen Schule“ ist für so renzzimmer verfügen über ein Mikrofon durchgeführt werden. manche Schulleiterin ein steiniger… ■ DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021 11
IM GESPRÄCH Die Pädagogische Hochschule OÖ wagte sich im Bereich der Fortbildung auf virtuelles Glatteis – nicht zuletzt, um die oö. Lehrerinnen und Lehrer in Zeiten der Pandemie optimal unterstützen zu können. Im Schulblatt-Interview sprechen Mag.a Gertrud Nachbaur, Institutsleiterin für Fortbildung & Schulentwicklung an der PH OÖ und Doris Neubauer, MEd. MA – die an der PH derzeit ein Studium absolviert – welche Erfahrungen sie mit den virtuellen Aus- und Fortbildungsangeboten im letzten Jahr gemacht haben. Virtuell, unterstützend & bedarfsorientiert Fortbildung in herausfordernden Zeiten Wie kommen Lehrkräfte mit den virtu- andere Form des Lehrens und der Didak- Kurs überwältigt, wie groß die Nachfrage ellen Lernangeboten seitens der Päda- tik. Die Pädagoginnen und Pädagogen war und wie begeistert die Rückmeldun- gogischen Hochschule OÖ zurecht? haben die Fortbildungen sehr intensiv gen. Viele haben unser Angebot als sehr Gertrud Nachbaur: Unsere ONLINE Fort- angenommen. Wir waren ab dem ersten unterstützend erlebt und als etwas, was bildungsangebote wurden unmittelbar in dieser herausfordernden Phase wirk- nach Beginn des ersten Lockdowns entwi- lich gebraucht wurde. ckelt. Ziel war die schnelle und bestmög- » Beispielsweise war liche Unterstützung der Lehrerinnen und die Klassenpinnwand Doris Neubauer: Wie Frau Nachbaur Lehrer in dieser neuen und schwierigen ein Highlight, fast schon erwähnt hat, war es eine massi- Situation. Die Pädagoginnen und Pädago- ve Herausforderung, speziell in den drei gen hatten ja die Herausforderung, mit 300 Lehrerinnen und Wochen vor den Osterferien, die wir ja alle den Kindern zuhause Kontakt zu halten Lehrer haben Seminare in großer Ungewissheit verbracht haben. und das Lernen daheim auf den Weg dazu besucht. « Danach kam plötzlich dieses Riesenange- bringen und zu begleiten. Dazu brauchte bot an Fortbildungsveranstaltungen, vor es natürlich digitales Knowhow und eine Gertrud Nachbaur allem seitens der PH OÖ. Ich denke, wir 12 MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
IM GESPRÄCH Lehrkräfte waren alle sehr hungrig auf diese Angebote, weil man sich am Anfang nicht vorstellen konnte, wie Distance Learning, beispielsweise in der Primar- stufe, angelegt werden kann, wo man bis dahin, meines Erachtens nach, auf digi- tale Bildung im Altersbereich von 6- bis » Viele haben unser Angebot 10-jährigen kaum Schwerpunkte gelegt als sehr unterstützend erlebt hatte. Ich denke, die Lehrerschaft ist an dieser Herausforderung gewachsen, weil und als etwas, was in dieser man rasch als Lehrperson in dieser inten- herausfordernden Phase siven Fortbildungszeit etwas Passendes wirklich gebraucht wurde. « finden musste und bei dem Überangebot auch finden konnte. Nach gut einem Jahr, Gertrud Nachbaur. meine ich, fällt die Orientierung leichter. Die Vielzahl der digitalen Formate und Plattformen war am Beginn eine riesige Herausforderung. Angefangen von Goog- le Classroom bis hin zu Microsoft Teams, Zoom, Big Blue Button, Skype oder WebEX Fotos und Screenshots: Bernhard Trauner galt es herauszufinden, welche Software für einen selbst die Beste ist bzw. in wei- terer Folge stellte sich die Frage, für wel- Welche positiven und negativen Erfah- Neuland für uns. Administrativ erwies ches Format entscheidet sich die eigene rungen haben Sie mit den virtuellen sich das Ganze auch als eine riesengroße Schule und was brauche ich, um meine Angeboten gemacht bzw. was waren Aufgabe. Der Ansturm am Anfang hat uns mir anvertrauten Schülerinnen und die größten Herausforderungen? fast überrollt. Ich denke, die Mühe und Schüler weiterhin adäquat und qualita- Gertrud Nachbaur: Die Fortbildungsoffen- das Engagement aller hat sich gelohnt sive im Onlinebereich hat wie gesagt im und wir konnten dazu beitragen, die sehr Lockdown im März begonnen. Wir waren schwierige und herausfordernde Zeit zu » Die Meinung, Lehrerin- hier wirklich gefordert, innerhalb kürzes- meistern. nen und Lehrer haben ter Zeit die bestmögliche Unterstützung bereitzustellen. Die Herausforderung war Doris Neubauer: Ich kann sagen, dass die gerade nichts zu tun, nur natürlich einmal diese Kurzfristigkeit, so medialen Anforderungen, zum Beispiel weil sie zuhause sind, schnell ein neues Format zu entwickeln. das Bereitstellen eines Endgeräts bzw. empfand ich als eine Zudem steckte unsere Expertise im das Know-How für ein digitales Unter- Online-Fortbildungsbereich doch noch richten, also das Schaffen von adäqua- Verhöhnung, die mich ziemlich in den Kinderschuhen. Es hat ten Rahmenbedingungen, kurzfristig belastet und gleichzeitig aber mehrere mutige Kolleginnen und enormen Stress und Druck verursachte. verletzt hat. « Kollegen gegeben, die sich sofort auf Es hing auch stark mit der persönlichen dieses Online-Glatteis begeben haben Einstellung und Offenheit jeder einzel- Doris Neubauer und sich bereit erklärt haben, Kurse anzubieten, obwohl sie noch wenig Erfahrung hatten und ja selbst auch » Die Vielzahl der digitalen Formate tiv unterrichten zu können. Es mussten online Lernende waren. Mittlerweile und Plattformen war am Beginn spontan Entscheidungen getroffen wer- ist aber ganz viel Kompetenz aufge- den: Erstellt man ein Padlet, macht man baut worden und viele haben Freude eine riesige Herausforderung. « Tagespläne mit Materialpaketen für eine und Spaß daran gefunden, Online- Doris Neubauer Woche, unterrichtet man online nach Seminare zu halten. Stundenplan oder schickt man per Mail Es war aber nicht nur das virtuelle Arbeitsaufträge, und so weiter. Es tat sich Format neu, es waren auch neue Fortbil- nen Lehrperson gegenüber den digitalen ein gewaltiger „Dschungel“ an digitalen dungsinhalte gefordert. Die Vorstellung Medien zusammen, wie schnell man sich Bildungsmöglichkeiten auf. Meine Schu- von mehreren Online-Plattformen war die Bedingungen für ein Home Schoo- le erkannte schnell, wie wichtig es ist, an vielleicht anfangs verwirrend, hat aber ling einrichten konnte und wollte. Von einem gemeinsamen Strang zu ziehen. zu einem guten Überblick beigetragen. Kolleginnen und Kollegen habe ich des Es stand bald fest, in welchem digitalen Dann ging es immer mehr um verschie- Öfteren gehört: ich habe ja nicht einmal Format die Schule in Zukunft einheitlich dene Tools, Instrumente und Materialien ein Endgerät, mein WLAN ist zu schwach, unterrichten wird. Dies wurde seitens der als Lehr- und Lernhilfen. Und natürlich da kenne ich mich nicht aus, wie soll ich Elternschaft goutiert und sehr geschätzt. war die Didaktik für das digitale Lernen denn ein Home-Schooling mit so jungen Unglaublich, was auch Eltern in dieser und Lehren allgemein und dann in den Kindern betreiben? Dazu kam, dass die Zeit zuhause leisten mussten, vor allem jeweiligen Fächern ein zentrales Thema Schulen ebenso keine stabilen Internet- dann, wenn die Kinder in unterschiedli- und eine große Herausforderung für verbindungen für ein Home Schooling chen Schulen digital unterrichtet wurden. alle. Sie war ja auch mehr oder weniger boten, geschweige denn Endgeräte so DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021 13
IM GESPRÄCH schnell für jede Lehrkraft zur Verfügung gleichzeitig verletzt hat. Hier hat man sich » Sehr belastend habe ich stellen konnten. Letztendlich war jeder/ seitens des Ministeriums oftmals allei- die Verstrickung von Privat- jede für die Organisation dieser Rah- ne gefühlt. Als äußerst positiv habe ich menbedingungen selbst verantwortlich. jedoch die virtuellen Angebote sowie das sphäre und Beruf erlebt. « Ohne das persönliche Engagement einer Home Schooling in Hinblick auf eine frei- Doris Neubauer jeden Einzelnen/eines jeden Einzelnen ere Zeiteinteilung und die Ersparnis der hätte das Ganze nicht so gut funktioniert. Wegzeiten zur Schule bzw. zur Hochschu- Sehr belastend habe ich die Verstrickung le erlebt. Diesen positiven Output könnte Wie sieht eine Unterrichtsstunde für von Privatsphäre und Beruf erlebt. Die man sich in Zukunft bei der Planung von dein Studium im Lockdown aus? Zeiteinteilung und Selbstdisziplin, wann Fortbildungen zu Herzen nehmen. Doris Neubauer: In der Aus- und Fortbil- arbeitet man für die Schule und wann darf dung ist ein Online-Format kein Problem. auch einmal Freizeit sein, empfand ich als Welche Online-Fortbildungen wurden Im Gegenteil, es ist mir sogar sehr recht, von den Lehrkräften besonders nach- nicht weit anreisen zu müssen. Das Stu- gefragt? dieren vom privaten Arbeitszimmer aus » Mittlerweile ist ganz viel Gertrud Nachbaur: Wir haben das Ange- nimmt unheimlich viel Stress und Druck. Kompetenz aufgebaut worden bot phasenweise aufgebaut. In der ers- Man hört sich eine Vorlesung an, schreibt ten Phase stand wie schon erwähnt das und diskutiert in einem Seminar mit, und viele haben Freude und technische Knowhow im Vordergrund, in stellt Fragen und bringt sich zu einer Spaß daran gefunden, der zweiten Phase die Tools, Instrumente Thematik ein. Das alles lässt sich sehr Online-Seminare zu halten. « und Materialien und immer mehr dann gut von zuhause aus vereinbaren. The- die didaktische Kompetenz. oretisch könnte ich an jedem Platz der Gertrud Nachbaur Beispielsweise war die Klassenpinnwand Welt online dabei sein. Vorteilhaft sehe ein Highlight, fast 300 Lehrerinnen und ich auch, wenn man krank sein sollte Lehrer haben Seminare dazu besucht, bzw. bei einem Termin aus privaten oder eine der größten Herausforderungen. Lei- weil es auch in der Volksschule eine beruflichen Gründen nicht dabei sein der glauben nach wie vor manche Eltern, Möglichkeit ist, mit den Kindern zuhause kann. Dann besteht meist die Möglich- dass man 24 Stunden 7 Tage die Woche in Kontakt zu sein. Es wurden aber alle keit, dass man sich die Aufzeichnung der zur Verfügung stehen muss. Der Blick der Kurse sehr intensiv nachgefragt und viele Online-Session später nochmals anhört. Öffentlichkeit auf die Lehrerschaft im davon mehrmals wiederholt ersten Lockdown hat mich oftmals sehr und angeboten, sodass wirk- verärgert. Die Meinung, Lehrerinnen und lich jeder, der Unterstützung » Ausbildungen im Distance Modus Lehrer haben gerade nichts zu tun, nur weil brauchte, diese auch bekom- bieten mir die Möglichkeit, sie zuhause sind, empfand ich als eine men konnte. Ziemlich bald Verhöhnung, die mich sehr belastet und haben wir dann gemerkt, dass berufsbegleitend oder auch neben die Pädagoginnen und Päda Familie oder anderweitigen gogen für sich selbst auch Verpflichtungen zu studieren. « etwas brauchen. Ich habe in vielen Gesprächen den Ein- Doris Neubauer druck gewonnen, dass es eine unheimlich belastende Zeit für die Pädagoginnen und Pädagogen Das birgt große Vorteile in sich. Mit Aus- war. Diese Umstellung des Lehrens, die bildungen im Distance Modus kann ich erschwerte Kommunikation mit den Kin- mich sehr gut arrangieren. Es bietet mir dern, aber auch mit den Kolleginnen und die Möglichkeit, berufsbegleitend oder Kollegen hat die Lehrerinnen und Lehrer auch neben Familie oder anderweitigen sehr stark gefordert. Wir reagierten dann Verpflichtungen zu studieren. mit Seminaren zum Umgang mit belas- tenden Situationen, die sehr dankbar und Wird Fortbildung nach Corona anders intensiv angenommen wurden. aussehen? Gertrud Nachbaur: Ich bin mir sicher, dass das so sein wird. Wir haben die Teilneh- » Generell wünsche ich merinnen und Teilnehmer der ONLINE Fortbildungen gefragt, wie sie zu dieser mir wieder mehr Art von Fortbildung stehen. 77 Prozent der persönlichen Kontakt über 800 Befragten haben angegeben, zu Kolleginnen und Kolle- dass sie sich vorstellen können, zumin- dest 40 Prozent ihrer Fortbildungen online gen, damit ein echter zu machen. Das hätten wir uns noch vor authentischer Austausch einem Jahr überhaupt nicht vorstellen möglich wird. « können. Es macht aber auch deutlich, dass wir in dieser Zeit einen großen Sprung in Doris Neubauer der digitalen Bildung und Fortbildung 14 MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
IM GESPRÄCH gemacht haben. Hier das weiter zu nutzen und zu entwickeln, was sich als positiv, hilfreich und gut erwiesen hat, ist nahe- liegend und wichtig. Aber es gilt abzuwä- gen und zu evaluieren, welche Form der Fortbildung für das jeweilige Ziel und die Erfordernisse sinnvoll und geeignet ist. Da wird es in vielen Fällen zur Qualität von » Man muss in Zukunft gut Präsenzformaten keine Alternative geben. abwägen, welche Inhalte Ich denke, wir haben in dieser herausfor- dernden Zeit viel Kompetenz erworben, Präsenz erfordern und wo die Fortbildungsangebote in Zukunft prä- ein Lernen vom Schreibtisch gen und nachhaltig verändern wird. aus stattfinden kann. « Wenn du am System des Unterrichtes Doris Neubauer in Zeiten von Lockdown und Corona etwas ändern könntest, was wäre das gewesen? Doris Neubauer: Ich glaube, Frau Nach- baur hat das schon auf den Punkt gebracht: Man hat aus den unterschiedli- chen Erfahrungen der Lockdowns gelernt. Dieser reflexive Umgang hat sein Wesent- liches dazu beigetragen. Am Anfang fehl- te bestimmt der direkte Kontakt zu den Warum sind Fortbildungen für mitnimmt. Ein Abwägen zwischen unab- RezipientInnen und Rezipienten. Bei den Lehrkräfte so wichtig? dingbarer Präsenz und einer lukrativen ersten Fortbildungen ging es in erster Gertrud Nachbaur: Fortbildung ist grund- virtuellen Option finde ich vernünftig. Linie um das rasche Anbieten von Wis- sätzlich unentbehrlich für die Professio- Jede Krise birgt (s)eine Chance. Generell sensinhalten, die zum Home-Schooling- nalisierung und Unterstützung der Päda- wünsche ich mir wieder mehr persönli- Start von großer Bedeutung waren. Die goginnen und Pädagogen. Lehrerin oder chen Kontakt zu Kolleginnen und Kol- Frage nach dem generellen „Wie“ stand Lehrer werden ist das eine, Lehrerin oder legen, damit ein echter authentischer berechtigterweise im Zentrum. Lehrer bleiben das andere. Man ist nach Austausch möglich wird. Ich glaube aber, Auf Ebene der Ausbildung waren Semi- der Ausbildung nicht einfach fertige Leh- das wünscht sich derzeit sowieso jeder, nare oder Vorlesungen, die einen direk- rerin oder fertiger Lehrer, sondern es ist denn das hat die Qualität, die wir alle ten Kontakt und Austausch via Kamera ein sehr komplexer Beruf, der unter ande- vermissen. ■ bzw. Breakout-Räumen möglich machten, rem durch gesellschaftlichen Wandel, mit Sicherheit qualitativer. Ich bin auf politische Vorgaben und wissenschaft- jeden Fall der Meinung, dass es in Zukunft liche Erkenntnisse ständig Veränderun- » Die Umstellung des Lehrens, eine Art Hybridsystem geben sollte. Es gen mit sich bringt. Beispielsweise hat die erschwerte Kommunikation gibt gewisse Inhalte, die man gut online die Fluchtsituation in den letzten Jahr- zehnten durch die sprachliche Vielfalt mit den Kindern, aber auch mit Fortbildungen in diesem Bereich beson- den Kolleginnen und Kollegen » 77 Prozent der über ders wichtig gemacht. Es gibt aber auch hat die Lehrerinnen und Lehrer 800 Befragten haben berufsbiografisch bedingte Gegebenhei- ten, die Fortbildung unersetzlich machen. sehr stark gefordert. « angegeben, dass sie sich Berufseinsteigerinnen und Berufseinstei- Gertrud Nachbaur vorstellen können, ger haben andere Fortbildungsbedarfe zumindest 40 Prozent wie Kolleginnen und Kollegen, die bereits zwanzig Jahre den Beruf ausüben. Lehre- ihrer Fortbildungen rin oder Lehrer sein heißt auf dem Weg online zu machen. « der Professionalisierung zu sein und hier ist die Fortbildung eine wichtige Beglei- Gertrud Nachbaur tung und Unterstützung. Ich persönlich kann mir ein Lehrerleben ohne Fortbil- abhandeln kann. Der persönliche Kontakt dung nicht vorstellen. aber zu Kolleginnen und Kollegen in einem Lehrgang kann jedoch digital nicht ersetzt Was wünscht du dir für die Zukunft werden. Man muss in Zukunft gut abwä- deiner Ausbildung? gen, welche Inhalte Präsenz erfordern und Doris Neubauer: Ich wünsche mir, dass wo ein Lernen vom Schreibtisch aus statt- man sich eine Art Quintessenz aus dieser finden kann. In vielen Fällen wird bereits herausfordernden Zeit für die zukünfti- Das Interview führten Sabine Strack das Beste herausgeholt und kombiniert. ge Planung von Aus- und Fortbildungen und Maximilian Egger DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021 15
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