Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich

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Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich
Zeitschrift des Christlichen
       Lehrervereins für Oberösterreich
       MÄRZ 2021

das Schulblatt

                                               vw

                               Schulvertrauens-
                               lehrersitzungen 2021     vw

                               Vereinsleben auf neuen Wegen
                               digital mit ZOOM

    Schulblatt-Interview                  Delegiertenversammlung              Schluss und Schließung
    Fortbildung in besonders              Erstmals per Video-Konferenz        Gedanken zur Bildung in
    herausfordernden Zeiten               für unsere Lehrerinnen und Lehrer   Zeiten geschlossener Schulen
Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich
REISEN 2021/2022
     In der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zum „normalen“ Leben arbeiten wir bereits am neuen
            Reiseprogramm für den CLV. Unsere Planungen für die nächsten Reiseziele stehen
      selbstverständlich unter dem Aspekt der Sicherheit und Gesundheit der Reiseteilnehmer/innen.

 PROVENCE                                                                                                                  MALTA & GOZO

      Nizza - Ezé - Monaco/Monte Carlo - Grasse - St. Tropez - Nimes -                                    Valletta - Gozo - Mosta - Rabat - Mdina -
    Avignon - Orange - Weinverkostung in Château Neuf du Pape - Arles -                            „3 Städte“ - Hafenrundfahrt - Marsaxlokk - Hagar Qim
          Camargue - Pont du Gard - Roussillon - Aix en Provence

Termin: 4. - 10. September 2021          Nähere Informationen und Details:            Termin: 26. - 30. Oktober 2021 (Herbstferien)    Nähere Informationen und Details:
Reisebegleitung: Paul Huemer             Moser Reisen, Elke Suárez; suarez@moser.at   Reisebegleitung: Johanna Müller                  Johanna Müller, j.mueller@eduhi.at
                                         Paul Huemer, pa.huemer@aon.at

 CHILE &                                                                               BULGARIEN
 ARGENTINIEN

     Santiago de Chile - Valparaíso - Weinanbaugebiet - Casablanca-Tal -
                                                                                           Varna - Veliko Tarnovo - Arbanassi - Kazanlak - Skobelevo - Plovdiv -
      Atacama Wüste - El Tatio Geysire - Vulkan Villarrica und Osorno -
                                                                                             Rhodopen Eisenbahn - Dobarsko - Bansko - Rila-Kloster - Soa
 Petrohue Wasserfälle - Patagonien mit Perito Moreno Gletscher &
                Torres del Paine Nationalpark - Buenos Aires

Termin: Herbst 2021 oder Frühjahr 2022       Nähere Informationen und Details:        Termin: 9. - 12. April 2022 (Karwoche)    Nähere Informationen und Details:
Reisebegleitung: Johanna Müller              Johanna Müller, j.mueller@eduhi.at       Reisebegleitung: August Mayer             Moser Reisen, Magdalena Knoll, knoll@moser.at
                                                                                                                                August Mayer, a.mayer@traunseenet.at

 TOSKANA                                                                               SERBIEN &
                                                                                       BOSNIEN

      Siena - Chianti-Gebiet - Monte Oliveto Maggiore - Pienza - Weingut -
                                                                                                              Das Detailprogramm folgt in Kürze!
          San Gimignano - Pontedera - Florenz - Pisa - Lucca - Pistoia

Termin: 9. - 16. April 2022 (Karwoche)     Nähere Informationen und Details:          Termin: Karwoche 2022                     Nähere Informationen und Details:
Reisebegleitung: Walter Utz                Moser Reisen, Simone Katzensteiner         Reisebegleitung: Johanna Müller           Johanna Müller, j.mueller@eduhi.at
                                           katzensteiner@moser.at                                      & Walter Wernhart

                                                                                                                                             4010 Linz, Graben 18
                                                                                                                                 Tel. 0732 / 2240, office@moser.at
                                                                                                                                                     www.moser.at
Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich
EDITORIAL

                                     Die Schere geht auseinander

                                     C    orona wird den Schulbetrieb wahrscheinlich
                                          auch noch im gesamten Schuljahr erheblich
                                     einschränken. Dabei stellen sich abseits der wich-
                                                                                                                und Schülern kompensieren können, muss dabei im
                                                                                                                Zentrum stehen. Antworten, die sinnvolle Maßnah-
                                                                                                                men mit sich bringen, können und werden natürlich
                                     tigen Fragen zum Gesundheitsschutz zunehmend                               auch etwas kosten. Aber wenn der staatliche Geld-
                                     auch solche, die das Kerngeschäft der Schule als                           fluss für die Wirtschaft so locker sitzt, dann gilt das
                                     Bildungsinstitution betreffen. Geht es doch vermehrt                       für die Chancen unserer Kinder und Jugendlichen
                                     auch darum, niemanden zu verlieren. Besondere                              hoffentlich erst recht.
                                     Aufmerksamkeit muss dabei bildungsbenachteilig-
Maximilian Egger                     ten Kindern und Jugendlichen zu Teil werden, denn                          An dieser Stelle darf ich Ihnen zwei Beiträge beson-
Redaktionsleitung                    aktuelle Studien weisen darauf hin, dass die Schere                        ders ans Herz legen. Lesen Sie in dieser Ausgabe
                                     zwischen Kindern, die zuhause viel oder wenig bis gar                      des Schulblatts unter anderem, wie junge Kollegin-
                                     keine Unterstützung bekommen in Folge der Schul-                           nen und Kollegen, die im oder kurz vor dem Lock-
                                     schließungen weiter aufgegangen ist.                                       down eingestellt wurden, ihren Berufseinstieg erlebt
                                                                                                                haben. Im Interview sprechen Mag.a Gertrud Nachbaur,
                                     Diese Entwicklung wird sich im Zuge des Schichtbe-                         Institutsleiterin für Fortbildung an der PH OÖ und
                                     triebs noch fortsetzen, wenn nicht bewusst gegen-                          Doris Neubauer, MEd. MA darüber, welche Erfahrun-
                                     gesteuert wird. Notwendig ist deshalb eine breite                          gen sie mit den virtuellen Aus- und Fortbildungsan-
                                     Diskussion über Ansätze und Maßnahmen (Ferial-                             geboten im letzten Jahr gemacht haben.
                                     beschulung ist damit nicht gemeint), wie Unterricht
                                     und Lernen gestaltet werden kann, damit niemand                            Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen, zu-
                                     auf der Strecke bleibt. Die Frage, wie Schulen den                         dem ein frohes Osterfest und viele bunte Ostereier.
                                     geringeren Lernerfolg von einzelnen Schülerinnen                           Bleiben Sie gesund!

Titelbild: Bernhard Trauner / Cindy Haggerty / AdobeStock / Montage: Magic Werbeagentur

Inhalt
  4 Mein Standpunkt                                                         12 Im Gespräch                                 28 Einblicke
       Schule & Corona – kritische                                                 Fortbildung in herausfordernden              Berufsstart im „Lockdown“
       Betrachtung                                                                 Zeiten
                                                                                                                           30 Elementarpädagogik
  6 Gastbeitrag                                                             16 Vereinsleben & Corona                            In Beziehung bleiben trotz Corona
       Schluss und Schließung                                                      Schulvertrauenslehrer-Sitzungen
                                                                                                                           32 TIMSS Studie 2019
  7 The Show Must Go On                                                     18 Generalsekretär am Wort                          VS-Schülerleistungen in
       Ein wenig so wie eine Biene …                                               Starke & moderne Interessens­                Mathematik
                                                                                   vertretung
  8 Delegiertenversammlung                                                                                                 34 Aus den Sektionen
       Digital für unsere Lehrerinnen                                      22 ZA-Information
       und Lehrer                                                                  GEMEINSAM auf dem richtigen             45 Steckbrief
                                                                                   Weg?                                         Der Begabung auf der Spur
 11 Obfrau
       Traurige Realität digitaler                                         27 Gewerkschaft
       Ausstattung                                                                 Allen Menschen recht getan, ...

IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber: Christlicher Lehrerverein für Ober­österreich (CLV), Stifterstraße 23, 4020 Linz; E-Mail: office@clv.at; Schriftleiter und verant-
wortlicher Redakteur: Maximilian Egger, MA; Redaktion: Michael Andexlinger, Georg Moser, Birgit Loidl, Sabine Strack, MA, Mag. Wolfgang Schwarz, Michael Weber; Redaktions-
sekretariat: Bernhard Trauner (0732/77 68 67); Anzeigenleitung: Bernhard Trauner (0732/78 22 66); Erscheinungsort: Linz, Verlagspostamt 4020 Linz, P.b.b.; Offenlegung lt.§ 25
Mediengesetz: Die grundlegende Richtung des „Schulblattes“ ergibt sich aus den Satzungen des Christ­lichen Lehrervereins.

                                                                                                                                                       DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021   3
Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich
STANDPUNKT

                                                                                                              Paul Kimberger
                                                                                                             Mein Standpunkt

           Schule und Corona –
           eine kritische Betrachtung

                                 D      ie langfristigen Folgen der Corona-Pandemie
                                        sind noch ungewiss. Während Lehrerinnen
                                 und Lehrer mit hoher Professionalität, viel Flexibi-
                                                                                         Mediziner, Virologen, Epidemiologen – sie alle sind
                                                                                         sich einig, dass es nur zwei wirkliche Problemlöser
                                                                                         in oder aus dieser Krise gibt: Testen und impfen
                                 lität und großem pädagogischem Know-how alles           – so rasch und so viel wie nur irgendwie möglich!
                                 dafür tun, den Unterricht unter den erschwerten         Aber auch in diesem Zusammenhang ist es einfach
                                 Bedingungen der Pandemie bestmöglich fortzuset-         nur irritierend zu beobachten, dass manche Ver-
                                 zen, wächst die Befürchtung, dass das Virus und         antwortliche nicht aufhören wollen, sich den Ruf
                                 seine Mutationen „das Licht am Ende des Tunnels“        als wahrhaft schlechte Krisenmanager zu erarbei-
                                 doch in weitere Ferne rücken lassen und die „neue       ten. Seit einem Jahr hören wir laufend den Hin-
                                 Normalität“ noch verlängern werden.                     weis, die nächsten Wochen wären entscheidend in
                                                                                         der Pandemie und gleichzeitig verschläft man die
                                                                                         frühzeitige Beschaffung der richtigen Impfstoffe in
       »Eine Schulstunde im Klassenzimmer in sieben                                      ausreichendem Maß. Wie sehr wir in unserem Land
        unterschiedlichen Sprachen? Dagegen ist jede                                     hinterherhinken, zeigt der internationale Vergleich
                                                                                         und sogar innerhalb der Länder der Europäischen
        Belastung im Großraumbüro ein Kuraufenthalt.«                                    Union belegte Österreich im Februar mit einer Impf­
           (Dr. Richard Grasl, stellvertretender Chefredakteur, „Eine Schultüte          quote von nur geringfügig mehr als zwei Prozent der
           heuer für die Lehrer“, Kurier vom 8. September 2020)                          Bevölkerung den viertletzten(!) Platz.

                                                                                         Nachdem das beschwichtigende Märchen „Schule
                                 Diese neue Normalität mit einer eigenwilligen politi-   sei ohnehin ein vergleichsweise sicherer Ort“ durch
                                 schen Kommunikationsstrategie ständig nur zu kon-       die auch international sehr beachtete Gurgelstu-
                                 statieren, ist noch lange kein Plan und unterschied-    die eines Wiener Mikrobiologen wissenschaftlich
                                 lichste Maßnahmen in zahllosen Pressekonferenzen        schon vor Monaten als gefährlicher Unsinn wider-
                                 immer nur anzukündigen, ohne sich in weiterer Folge     legt wurde, war endlich auch den Erzählern dieses
                                 um die konsequente legistische und organisatori-        Märchens klar: Die Berufsgruppe der Pädagoginnen
                                 sche Umsetzung dieser für den schulischen Alltag        und Pädagogen ist eine besonders gefährdete und
                                 zu kümmern, ist noch lange keine Strategie. Das teil-   kann nur durch eine umgehend geänderte Teststra-
                                 weise überaus chaotische Verdachtsfallmanagement        tegie und ein möglichst frühzeitiges Impfangebot im
                                 rund um die Corona-Hotline 1450, der unzureichen-       Rahmen des nationalen Impfplans besser geschützt
                                 de Schutz von Schwangeren im Präsenzunterricht,         werden. Dazu haben wir uns auch in einem offenen
                                 zweifelhafte Atteste von Maskenverweigerern, die        Brief an den dafür zuständigen Gesundheitsminis-
                                 Vernachlässigung der Sonderpädagogik, logistische       ter gewandt (siehe nächste Seite).
                                 Fehler bei der Bereitstellung von Antigen-Selbsttests
                                 oder der Boykott mancher Eltern, ihre Kinder zur        Aber zurück zu Schule und Bildung. Die Corona-
                                 Sicherheit aller für den Unterricht „frei-testen“ zu    Krise zeigt schmerzhaft und erbarmungslos, was
                                 lassen, sind nur einige ärgerliche Beispiele dafür.     (bildungs-)politisch verabsäumt wurde in einem
                                 Dass man aber unsere Schulen so ganz nebenbei           der reichsten Länder dieser Erde, das noch dazu auf
                                 auch mit noch mehr behördlicher Bürokratie, zusätz-     eine Dekade wirtschaftlicher Prosperität zurückbli-
                                 lichen Qualitätssicherungsmaßnahmen und erwei-          cken kann. Die Schulen hinken digital hinterher, von
                                 terten Testungsformaten quält, überschreitet jedes      fehlender Ausstattung und Infrastruktur gar nicht
                                 Maß an pädagogischer Sinnhaftigkeit.                    zu sprechen. Distancelearning gelingt oftmals nur

4   MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich
STANDPUNKT

aufgrund bewundernswerter Einzelinitiativen und
scheitert doch mancherorts an ruckelnden Inter-
netverbindungen. Gleichzeitig ist das pädagogi-
sche Personal Mangelware und administrative
oder medizinische Unterstützung stellt man uns
bis heute nicht in ausreichendem Maß zur Verfü-
gung. Aber auch die realen Gruppengrößen von der
Elementarpädagogik bis zu den höheren Schulen
zeigen recht deutlich, dass die Rechte und Bedürf-
nisse unserer Kinder und Jugendlichen zumindest
von staatlicher Seite bei uns keine besondere
Bedeutung haben.

Aktionistisch werden nun von der Politik Ferienschu-
len angeordnet, um von den eigenen Versäumnissen
abzulenken und zahlreiche „Bildungsexperten“ im
Katastrophenmodus klatschen unter medialer Mit-
hilfe begeistert Applaus. Da frage ich mich ernsthaft:
Hat das Corona-Virus in der Bildungspolitik auch
schon großes Unheil angerichtet oder fällt ihnen in
dieser Krise wirklich nichts Besseres ein?

Ihr

Paul Kimberger

Reaktionen bitte an:
paul.kimberger@bildung-ooe.gv.at

Besuchen Sie auch die Webseite des
Christlichen Lehrervereins für Oberösterreich
unter www.clv.at                                    ■

Maria Zimmermann, Journalistin und Mutter, hat am 28. Jänner 2021 in den Salzburger Nachrichten in der Kolumne „Standpunkt“
einen bemerkenswerten Kommentar veröffentlicht, auf den ich hier hinweisen möchte.

Schule ja, testen nein: Das geht nicht
Simpel und sinnvoll: Es gibt kein Argument gegen Antigentests an Schulen.

Es tut nicht weh, ist kinderleicht anzuwenden und nach 15 Minu-       bis 14-Jährigen) oder die Tests einfach nicht machen (in den
ten gibt es ein Ergebnis. Der „Nasenbohrer-Test“, der seit der        Volksschulen wurden sie mit nach Hause gegeben). Das sorgt
Vorwoche an den Schulen verteilt wird, gehört wohl zum                zu Recht für Empörung: bei Direktoren, Lehrern, anderen Eltern.
Simpelsten und Sinnvollsten, was Eltern, Schüler und Lehrer           Es ist wie immer: Die Verweigerung – egal ob der Grund dafür
seit Langem in diesen mühseligen Zeiten angeboten bekom-              Verunsicherung, Wurschtigkeit oder Totalopposition ist – geht
men. Jede Schülerin, jeder Schüler, egal ob in der Volksschule,       auf Kosten aller anderen Schüler und ihrer Familien, wenn sich
der Mittelschule oder der Oberstufe, soll einmal pro Woche,           eine Infektion im Klassenzimmer breitmacht.
später sogar zweimal, besagten Antigentest durchführen. So               Schon klar: Niemand hat mehr Nerven für neue Maßnahmen,
sollen zumindest jene Kinder herausgefiltert werden, die –            Lockdowns, Homeschooling. Wir sind alle pandemiemüde. Und
ohne es zu wissen – besonders infektiös sind.                         auch die Tests sind kein Allheilmittel. Aber sie sind – neben
   Besser gesagt: sollten. Denn wie sich zeigt, spielt ein Teil der   kleineren Gruppen und Masken – ein wesentliches Sicherheits-
Eltern nicht mit. Mag sein, dass es nur wenige sind, aber an          argument dafür, Schulen bald wieder ganz aufzusperren. Die
manchen Schulen ist jeder fünfte Pflichtschüler, der derzeit in       Politik sollte sich rasch überlegen, wie sie das umsetzt und wie
Betreuung ist, nicht getestet, wie ein SN-Rundruf ergab. Weil         sie alle ins Boot holt. Denn offene Schule ja, testen nein, das
die Eltern keine Einverständniserklärung abgeben (für die 10-         geht nicht.                                                   ■

                                                                                                                     DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021   5
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Foto: Stefan Merkle / AdobeStock
GASTBEITRAG

                                                                vw

                                         Schluss und Schließung
                                 Gedanken zur Bildung in Zeiten geschlossener Schulen

           E     s gibt manchmal wirklich feine Unterschiede. Während
                 der Schulschluss ein von nahezu allen Beteiligten heiß
           ersehntes Ereignis ist, das zwei Monate Ferien und Vergnügen
                                                                              samt bekanntlich hochbegabte Digital Natives – recherchieren
                                                                              zuhause im Internet, der Lehrer gibt als Lernbegleiter dazu nur
                                                                              noch ein sanftes Feedback. Und war deshalb nicht ständig von
           verspricht, ist die dreiwöchige Schulschließung im Zuge der        einer Autonomisierung des Lernens die Rede, die dem einzelnen
           Maßnahmen gegen eine Pandemie ein Gewaltakt, der eine Gene-        Schüler Thema, Methode, Tempo und Niveau seines Unterrichts
           ration von Kindern und Jugendlichen um ihre Bildungschancen        überlassen wollte – und nun bricht angeblich die Welt zusammen,
           und ein hohes Lebenseinkommen bringen wird. So zumindest           weil die Schultore ein paar Tage geschlossen sind?
           tönt es in dem „Glaubenskrieg“, der um die Frage, ob Bildungs-
           einrichtungen nun wieder auf Fernlehre umstellen sollen, aus-       Oh ihr Kleingläubigen! Kaum bietet die Wirklichkeit den rast-
           gebrochen war. Glaubenskriege verheißen nichts Gutes. In der        losen Bildungsreformern die Chance auf Realisierung ihrer
           Regel geht es dabei um Bekenntnisse, weniger um Argumente.          Konzepte, werden sie verzagt. Das ist nicht verwunderlich. Die
           Bei allem Für und Wider erstaunen aber                                                 euphemistischen Vorstellungen vom selbst-
           doch einige Paradoxien, die diese Ausein-                                              bestimmten digitalen Lernen waren immer
                                                                                                 Foto: Zsolnay Verlag / Heribert Corn, www.corn.at

           andersetzung kennzeichnen.                                                             schon blauäugig. Sie übersahen, dass sozial
                                                                                                  benachteiligte Kinder darunter noch einmal
           Die Gegner der Schulschließungen beschwö-                                              leiden; sie ignorierten, dass es ohne fach-
           ren gerne die Bedeutung der Bildung, die                                               liche Grundkenntnisse auch kein sinnvolles
           dabei auf der Strecke bleiben muss. Inte-                                              Lernen im Netz gibt; sie überschätzten die
           ressant immerhin, dass die Bildungsver-                                                Fähigkeit junger Menschen zur Selbstdiszi-
           luste, die in den Jahren vor Corona durch                                              plin; sie vernachlässigten die Funktion der
           unsinnige Lehrplanreformen, didaktische                                                Schule als Ort der Kontaktpflege, Betreuung
           Moden, unnötige Testinflationen, hysteri-                                              und Aufbewahrung; sie leugneten die emi-
           schen Pisa-Aktivismus und überbordende                                                 nente Bedeutung einer fachlich qualifizier-
           Kontrollsysteme zu verzeichnen waren, so                                               ten Lehrperson für den Unterricht; und sie
           wenig bekümmerten wie der kontinuierli-                                                verkannten die Bedeutung digitaler Technik:
           che Anstieg an funktionalen Analphabeten.         Mag. Dr. Konrad Paul Liessmann       Diese ist ein Werkzeug, aber kein Wunder-
           Vielleicht aber geht es bei all dem gar nicht             Universität Wien             mittel.
           um Bildung, sondern darum, dass die Kinder
           nicht zuhause sein müssen. Dann soll man das deutlich sagen.       Am schönsten – das legen die Klagen über die Schulschlie-
           Erstaunlich, dass nun geklagt wird, dass wegen Corona der Stoff    ßungen nahe – ist es doch, wenn viele junge Menschen in
           nicht durchgebracht werden kann. Stoff? Hören wir recht? Ist uns   einem Raum sitzen und vor ihnen ein Lehrer steht, der etwas
           nicht dauernd vorgeschwärmt worden, dass der moderne Unter-        zu sagen hat. Wer diese Vorstellung grauenhaft findet, sollte
           richt keinen Stoff, kein Wissen und keine Inhalte, sondern nur     sich über Schulschließungen nicht aufregen; die anderen aber
           noch Kompetenzen zu vermitteln hat, die am besten nicht in der     könnten aus den Erfahrungen mit Corona eine Lehre für die
           Schule, sondern in der Lebenswelt erworben werden können?          wieder aufgesperrten Schulen ziehen: Schluss mit unnötigen,
           Gilt diese didaktische Innovation nicht mehr, nur weil ein Virus   pseudoprogressiven, ideologiegetriebenen und realitätsfernen
           das den Bildungsexperten ohnehin verhasste Klassenzimmer           Bildungsreformen.                                          ■
           kontaminiert? Vor Corona war der „Flipped Classroom“ doch der
           letzte Schrei der Schulpädagogik gewesen. Die Schüler – alle-      Erstpublikation in: Kleine Zeitung Graz, 20. November 2020

6   MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
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SEKTION JUNGLEHRER/INNEN

The Show Must Go On
Nun wird bald das letzte Kalenderblatt abgerissen, welches fehlt, um ein volles Jahr Corona abzu-
schließen. Wir erinnern uns zurück an den Jahreswechsel, um das üble Jahr 2020 zu verabschie-
den, im selben Atemzug jedoch den nächsten Lockdown zu beschreiten. Umstellung auf Distance
Learning unter den hinlänglich bekannten Einschränkungen inklusive.

D       ie Show muss weitergehen!“ ist ein
        fast lieblicher Titel für den folgen-
den Beitrag. Andere Songtitel, die in den
                                                Unterdessen hat sich in den Schulen
                                                ein neuer Alltag breitgemacht: Erlässe
                                                und Verordnungen treffen freitags oder
                                                                                                                      David
                                                                                                                      Hiegelsberger
                                                                                                                      CLV-Landesjunglehrer-
Sinn kommen, würden eine viel zynische-         wochenends ein, geplante sonntägliche                                 vertreter
re, vielleicht auch polemischere Rahmung        Paketlieferungen kommen mit tagelan-
bilden. Dennoch bleibe ich meiner Linie         ger Verspätung und nicht gelieferte FFP2-       dass Schule abermals nur zum Beaufsich-
treu und manövriere mich nicht wie eine         Masken sind zwischenzeitlich zu überbrü-        tigen der Kinder offen war.
Fliege in der Sommerhitze von Haufen zu         cken. Daneben grast auf unserer Weide              Die Biene in mir ist überzeugt, dass
Haufen auf einer ziemlich dicht besetz-         eine heilige Kuh, bei der es keine Überra-      es weder im Interesse des Ministeriums
ten Kuhweide, um gewisse Zustände im            schungen geben wird: Die Summer School.         noch der Bildungsdirektionen sein kann,
Schulbereich bildlich darzustellen, son-        Hier wird der Name zum Programm erko-           umschriebenes Bild zu vermitteln. Was
dern versuche, abermals mit naivem              ren, es soll tatsächlich Schule stattfinden.    jedoch am Ende übrigbleiben wird, und
Optimismus und utopischer Hoffnung              Glaubt man der Konzeptionierung und             vielleicht kann man das bereits den Medi-
Themen anzufliegen, die darauf warten           dem Mainstream der Medien, wird diese           en vorwegnehmen: Entweder die Summer
diskutiert und hinterfragt zu werden. Ein       Maßnahme die „verlorene Generation              School war aus unschlüssigen Zusam-
wenig so wie eine Biene, die auf eben­          der Corona-Kinder“ retten. Es schaudert         menhängen ein großer Erfolg, oder sie
gleicher Weide die übrigen Blumen sucht,        mich selbst bei dieser Wortwahl. Um die         war es nicht. Aber dann aufgrund von zu
um sie zum Blühen zu bringen.                   Tragweite des Irrsinns jedoch darzustel-        wenig Bereitschaft, zu wenig Verständnis

Flexibilität hat Grenzen
Lehrerinnen und Lehrer, Direktorinnen
und Direktoren, Schülerinnen und Schüler,                                                      » Ein wenig so wie eine Biene,
Eltern und Erziehungsberechtigte haben
im letzten Jahr erfahren und lernen müs-
                                                                                                die auf ebengleicher Weide die
sen, dass Flexibilität in Zeiten einer Pande-                                                   übrigen Blumen sucht, um sie
mie notwendig und bis zu einem gewissen                                                         zum Blühen zu bringen. «
Grad auch sinnvoll ist. Dennoch hat auch
Flexibilität Grenzen, da wo der Zug und die
entstehende Spannung auf ein System, auf
die Geduld, auf die Nerven und auf die
Gutmütigkeit zu hoch wird. So wurde zu
Semester in Zahlen gut ersichtlich, dass
nur wenige im System noch „entspannt“
                                                                                                                                                         Foto: drosostalitsa / AdobeStock

genug waren, um in den Ferien eine
Betreuung in Anspruch zu nehmen bezie-          len, bleibt mir nichts anderes übrig. Den       oder zu niedriger Anmeldezahlen. Und sie
hungsweise anzubieten. Die Zahlen belie-        Eltern wird dadurch nahegelegt, dass den        wird nicht grundsätzlich überdacht wer-
fen sich im Schnitt durch die Schultypen        Kindern vieles abgeht und vorhergesagt,         den, sondern mehr beworben und auf
auf etwa 1 % aller Schulkinder.                 dass sie dieses Defizit nicht mehr auf-         weitere Fächer ausgeweitet.
                                                holen können. Den Schulleitungen wird
Funktion von Schule?                            verordnet, dass sie sich zusätzlich zu den      Kinder nicht eingebunden
Für die Osterferien könnte dieser Richt-        zeitintensiven Pandemieaufgaben um die          Unsere Show gestalten wir für die Kin-
wert zu einer anderen Sichtweise auf die        Organisation zu kümmern haben. Den              der, die in all diesen Überlegungen
Sinnhaftigkeit dieses Betreuungsange-           Lehrern wird vermittelt, dass zwei Wochen       nicht eingebunden werden. Notwendige
botes, was es im Kern auch ist, anregen.        zusätzlicher Unterricht kein Problem sein       und nachdrücklich geforderte Maßnah-
Angeschlossen dazu auch die berech-             dürfen. Die Bevölkerung wird gebetsmüh-         men wie die Doppelbesetzung in der
tigte Frage, welche Funktion Schule             lenartig von Boulevard aber auch Politik        Volksschule oder administratives und
übernimmt? Aufbewahrungsstätte oder             informiert, dass zwei Wochen Unterricht         schulsoziales Personal würden die päda­
Bildungseinrichtung… wenig wird über            im Sommer alle schulischen Probleme             ogische Zeit mit jedem einzelnen Kind
diese Frage berichtet. Noch weniger wird        lösen, Kinder und Lehrpersonal nichts           merkbar erhöhen, aber das ist nicht Teil
sie ernst genommen.                             gelernt und gelehrt haben, und damit,           der Bildungsshow.                    ■

                                                                                                                        DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021   7
Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich
DELEGIERTENVERSAMMLUNG

           Erste Online-Delegiertenversammlung
           Digital für unsere Lehrerinnen und Lehrer

                       D      ie Delegiertenversammlung fand – wie so
                              vieles in diesem turbulenten Jahr – unter
                       Einhaltung der Hygienevorschriften digital statt.
                                                                             Dass die CLV-Delegiertenversammlung am 1. Dezem-
                                                                             ber 2020 als virtuelle Zoom-Videokonferenz trotzdem
                                                                             so gut geklappt hat, war unter anderem den voraus-
                       Die Versammlung war schon allein deshalb etwas        schauenden Vorbereitungen von Landesgeschäfts-
                       Besonderes, weil sie erstmals per Video-Konferenz     führer Bernhard Trauner und Team zu verdanken.
                       abgehalten wurde.                                        Landesobmann Paul Kimberger zeigte sich sicht-
                          Etwa 250 Teilnehmer zur gleichen Zeit an einer     lich erleichtert, dass das heuer leider notwendige
                       digitalen Konferenz teilnehmen zu lassen, ist eine    Online-Format den „Stresstest“ bei einer so hohen
                       logistische Herausforderung. Nicht jeder und jede     Anzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern ohne
                       bringt die gleiche digitale Vorerfahrung mit, nicht   größere technische Probleme bestanden hat und
                       jedes Endgerät funktioniert auf die gleiche Weise.    dass damit auch in dieser Ausnahmesituation ein
                                                                             vielfältiges und informatives Programm geboten wer-
                                                                             den konnte. Letztlich, so Generalsekretär Michael
                                                                             Weber, hat aber die persönliche Teilnahme jedes Ein-
                                                                             zelnen diese Delegiertenversammlung so erfolgreich
                                                                             gemacht, wofür er sich ganz herzlich bedankte.

                                                                             Zur Erinnerung:
                                                                             Die Delegiertenversammlung fand im zweiten Lock-
                                                                             down statt. Wochenlange Diskussionen über schuli-
                                                                             sche Maßnahmen waren davor im Gange, die zuneh-
                                                                             mend erbitterte Lehrerschaft wusste nicht, worauf
                                                                             sie sich vorbereiten sollte. Schließlich kurzfristige
                                                                             Entscheidung der Regierung: Fernunterricht!
                                                                                Nachfolgend der Leitantrag der Delegiertenver-
                                                                             sammlung 2020, Redaktion und Vortrag: Mag. Wolf-
                                                                             gang Schwarz

8   MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich
DELEGIERTENVERSAMMLUNG

Leitgedanken und Forderungen
In Anbetracht der medizinisch-erschreckend-spektakulären        wir auf keine jener Defizitbereiche des schulischen
Umstände erschiene es naheliegend, sich ausschließlich mit      Systems vergessen haben, die die tägliche Arbeit im
• Fehlentwicklungen,                                            Klassenzimmer nachhaltig bestimmen – und Ihr päda­
• Fehleinschätzungen                                            gogisches Tun oft unnotwendigerweise erschweren.
• und Fehlentscheidungen                                           Diese bildungspolitischen Problemfelder stehen
im Zusammenhang mit Covid-relevanten Gegebenheiten aus-         nach wie vor im Fokus unserer Aufmerksamkeit – und
einanderzusetzen.                                               veranlassen uns, inhaltlich darauf einzugehen und
   Bevor wir uns dieser umfassenden, derzeit dominierenden      Lösungen einzufordern.
Thematik widmen, wollen wir Ihnen, sehr geehrte Delegierte
des Christlichen Lehrervereines jedoch bewusst machen, dass     Nachfolgend also ein Überblick:
                                                                                                                             Mag. Wolfgang
                                                                                                                             Schwarz

➡ Abfragen und Statistiken
          Schulleitungen sehen sich einer deutlich steigenden Tendenz        zwar jeder dieser Institutionen immanent, aber von einer intelli-
          gegenüber, oft innerhalb weniger Tage statistische Anfragen        genten Verwaltung verlangen wir, dass Daten, die meist ohnehin
          – ob von der Bildungsregion, der Bildungsdirektion oder des        bereits in e*SA gespeichert sind, nicht per Statistikbogen dann
          Bildungsministeriums – beantworten zu müssen. „Bildung“ ist        nochmals regelmäßig abgefragt werden.

➡ Digitaloffensive und Aberglauben
          In diesen Tagen sollen Pilotschulen, die sich an der sogenannten   ben, neue Steckdosen verlegt, WLAN bis in die hinterste Ecke
          „Digitaloffensive“ des Bundes beteiligen und dafür reichlich mit   des Lehrmittelkammerls funktionstüchtig, Lernplattformen mit
          Laptops ausgestattet werden wollen, bekanntgeben, dass sie         ausreichender Kapazität ausgestattet, Lehr- und Lernsoftware
          bis im Herbst die notwendigen strukturellen Voraussetzungen        angekauft usw. Wir nennen es Irr- oder Aberglauben, dass Län-
          dafür geschafft haben, also die Schule ist mit Glasfaser ver-      der und Gemeinden in Zeiten wie diesen dafür ausreichend Geld
          sorgt, sämtliche Verkabelungen in die Klassenräume sind gege-      aufbringen und fordern den Bund auf, hier selbst zu investieren!

➡ Deutschförderung – neu überdenken
          Zunehmend ist erkennbar, dass das frühere System der D-För-        einen unzutreffenden Kasus, eine unsinnige Präposition, ein
          derung zumindest hinsichtlich der personellen Ausstattung dem      merkwürdiges Verb verwenden – Hauptsache, die Stellung des
          nunmehrigen mit D-Förderklasse versus D-Fördergruppe überle-       Verbs ist richtig – und das Kind kann womöglich aufsteigen. Hier
          gen war. Für Unverständnis sorgt auch das Testverfahren MIKA-D:    wird sprachliche Unzulänglichkeit offenbar zum künftigen Qua-
          Das Kind kann ein unrichtiges grammatikalisches Geschlecht,        litätsstandard erhoben!

➡ Lehrerbildung und fehlendes Personal
          Die 6-jährige, vom Mastergrad dominierte Lehrerbildung hält        Musik und Sport, sodass sich neben Werkerziehung und Religi-
          bekanntlich viele Interessenten vom Lehrberuf ab. Angestrebte –    on klassische Mangelfächer herausbilden. Der Schlussbaustein
          und höchst notwendige – Doppelbesetzungen im VS Bereich der        fehlender Mentoren soll nicht unerwähnt bleiben. Unsere Forde-
          1. und 2. Klasse werden dadurch auf lange Sicht verunmöglicht.     rung nach Neukonstituierung der Lehrerbildung mit einer klaren
          Hinzu kommt ein unrealistisches Anforderungsprofil etwa für        Praxisorientierung bleibt aufrecht!

➡ Administratives Personal – wir warten!
          Ein vom Bund für 2 Jahre ausfinanziertes und den Ländern ange-     benötigter administrativer Unterstützung auszustatten – und
          botenes administratives Unterstützungspersonal für Schullei-       trotzdem – es rührt sich nichts, auch nicht für so genannte
          tungen will und will nicht kommen. Wie wir hören, ist grundsätz-   Pilotschulen. Aber immerhin: Eine Arbeitsgruppe existiert auf
          lich die Bereitschaft des Landes OÖ vorhanden, das Angebot des     Landesebene bereits – wir dürfen gespannt sein!
          Bundes aufzugreifen und unsere Pflichtschulen mit dringend

➡ Testungseuphorie im Vormarsch!
          Mit Beharrlichkeit arbeitet man im Ministerium am Plan, ab            in der Medizin kommt es jedoch auf die Dosierung an: über-
          nächstem Schuljahr verpflichtende Tests (IKM bzw. IKM-Plus)           mäßiges, ständiges Testen erteilen wir eine Absage!
          für die 3. und 4. sowie später für die 7. und 8. Schulstufe zu     b) Die im Zuge der PISA Testungen entstandene ausschließliche
          entwickeln und „auszurollen“. Abgesehen davon, dass die jetzige       Orientierung auf Kompetenzen reduziert den Bildungsbegriff
          Situation einen Aufschub des Vorhabens zwingend notwendig             auf die Hypothese, Schul- und Bildungsqualität lasse sich
          gemacht hat, stellen wir fest:                                        ablesen an engem, verwendungsorientiertem und testbaren
          a) Evidenzbasierter Pädagogik, Wissenschaftlichkeit und objek-        Leistungsstand von Schülern der 8. Schulstufe. Wir meinen:
             tiver Leistungsmessung hat der CLV nie widersprochen, wie          Bildung ist viel mehr!!!

                                                                                                                  DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021   9
Schulvertrauens-lehrersitzungen 2021 - Vereinsleben auf neuen Wegen digital mit ZOOM - CLV Oberösterreich
DELEGIERTENVERSAMMLUNG

     Corona
     Ein Bildungs-Trauerspiel in 5 Akten
                                                                                      Akt 4
Akt 1                                                                                Auch hier ist Verblüffung angesagt: Am 20. November
Wochenlang war die Lehrerschaft – obwohl die Fallzahlen bereits beängstigende        erfährt die erstaunte Kollegenschaft, dass sie am 5. und
Ausmaße erreicht hatten – dazu verurteilt, als Zaungäste mit Staunen, Ohnmacht       6. Dezember (Krampus/Nikolo) als erste Bevölkerungsgruppe
und Zorn zu beobachten, wie die Meinungen bzgl. Schule hin und herwogten,            einer Massentestung teilhaftig wird. Dies ist zweifelsohne
wie die Parteien und das Gesundheitsministerium, die Medien und das Kanz-            erfreulich. ABER: Andererseits zeigt dies doch ganz unmiss-
leramt, das Bildungsministerium und die Experten die Klingen kreuzten und die        verständlich, dass frühere Behauptungen wie „Infektions-
Ideologien blühen ließen – bis man sich endlich dazu durchgerungen hat, die          raten an Schulen sind vernachlässigbar“ oder „Schulen
Schulen für den normalen Präsenzunterricht zu schließen.                             sind keine Virustreiber“ etc. schlicht falsch waren und
Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um!                               revidiert werden mussten – gemäß der Aussage des deut-
                                                                                     schen Robert Koch-Instituts, wonach „die Infektionsgefahr
                                                                                     in Schulen genau so groß ist, wie die Infektionsgefahr in
           Akt 2                                                                     jeder anderen vergleichbaren Sozialsituation“ (Christian
          Die endgültige Entscheidung durch die Regierung erfolgte schließ-          Drosten). – Und trotz solcher Faktenlage werden politisch
          lich am Samstag, dem 14. November. Aber bereits am darauffol-              interessierte Kreise, Elternverbände und Medien nicht
          genden Montag (man beachte die Zeitleiste!) sollten die Schüler            müde, jeden zusätzlichen Schüler geradezu zu feiern, der
          – und ihre Eltern – über die organisatorischen, technologischen            nun in der Schule auftaucht und die Lehrkräfte veranlasst,
          und didaktischen Details der kommenden Wochen instruiert wer-              „Betreuung“, „Lernbegleitung“, „Distance Learning“ und
          den. – An diesem Wochenende bevölkerte ein großer Teil der schon           gesundheitlichen Verpflichtungen – möglichst gleichzeitig –
          aus den vergangenen Corona-Wochen übermäßig belasteten Kol-                nachkommen zu müssen, – und das inmitten einer Schü-
          leginnen und Kollegen die Konferenzzimmer, hektisch mussten                lerschaft, die oft nahezu Klassenstärke erreicht!
          Computerprogramme heruntergeladen, Lernplattformen analy-                  Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um!
          siert, Aufgabensammlungen zusammengestellt, Arbeitsblätter
          kopiert und Elternbriefe verfasst werden – alles in der Freizeit
          eines herbstlichen Wochenendes – und alles wegen der Entschei-        Akt 5
          dungsunlust und Unprofessionalität der obersten Ebenen der Bil-       Distance Learning hat bereits im 1. Lockdown zu anerkennens-
          dungsverwaltung!                                                      wert guten Lernergebnissen geführt und ist in seiner Effizienz
          Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um!                neben Bereitstellung professioneller Lernplattformen stark
                                                                                abhängig von der Angebotsdichte an Fort- und Weiterbildung.
                                                                                Dass hier jedoch – Schlagwort Digitalisierung – noch enormer
     Akt 3                                                                      Aufholbedarf besteht, ist nun offenkundig geworden, die Ver-
     Die Verkündigung des schulischen Lockdowns verblüffte überdies den-        säumnisse vieler Jahre treten nun schärfer hervor.
     jenigen Teil der Kollegenschaft, der Verantwortung trägt für jene Kinder      Distance Learning steht und fällt aber auch mit der Bereit-
     im Bildungsbereich, die am meisten unserer Aufmerksamkeit bedürfen:        schaft der Kolleginnen und Kollegen, ihr persönliches Home Office
     Die Sonderpädagogen und ihre gesundheitliche Obsorge in hochanste-         – samt Knowhow und technischem Equipment für berufliche Zwe-
     ckender Zeit war Faßmann & Co. keiner Erwähnung würdig! Erst durch Ein-    cke zum Einsatz zu bringen. Die seit Jahren geforderte steuerliche
     schreiten unserer Gewerkschaft erinnerte man sich an diese Schülergrup-    Abschreibung von Hardware, Software und privatem Büroequip-
     pe und ihrer besonders gefährdeten Lehrkräfte und Betreuer und ließ sich   ment wurde bisher konstant ignoriert. Das private, finanzielle
     herbei, Regelungen für diesen hochsensitiven Bereich zu formulieren.       Engagement der Lehrkräfte wird als selbstverständlich gesehen!
     Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um!                     Wir meinen: So geht man mit der Lehrerschaft nicht um!

                                       Was wir nach dem 7. Dezember erwarten

                                       WENN               unsere Schulen demnächst wieder in den „Normalbetrieb“ zurückkehren – und
                                                          später die Covid Zahlen wiederum zu steigen beginnen...

                                       DANN               verschone man uns mit wochenlangen, zermürbenden Diskussionen über allfällige
                                                          Schulschließungen

                                       SONDERN            man einige sich frühzeitig auf einen statistisch-verbindlichen und medizinisch
                                                          abgesicherten Grenzwert und erspare uns damit das hinter uns liegende Theater!

10     MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
OBFRAU AM WORT

                                                                                                                                                  Foto: oatawa / AdobeStock
                            Die traurige Realität
                          der digitalen Ausstattung
                         in einer Linzer Volksschule
A     ls ich mich zu Beginn meiner
      Recherche für diesen Artikel an
eine Kollegin wandte, fragte ich sie um
                                                                                       Wir Lehrerinnen und Lehrer sind aber
                                                                                       natürlich findig – Gespräche mit den
                                                                                       Verantwortlichen des Elternvereins wer-
die positiven Aspekte der Digitalisierung                                              den rasch geführt und diese erklären sich
an ihrer Schule. Dieser Punkt fiel kurz                                                sofort bereit, Geräte zu sponsern. So weit,
aus, aber immerhin – neben den 2020                                                    so gut! Doch hier kommt der Schulerhal-
neu installierten Beamern besitzt jede                                                 ter wieder ins Spiel: es ist unmöglich für
Klasse einen PC.                                                                       das Magistrat, diese Geräte ins Schul­
   Danach folgte eine Auflistung einiger                                               inventar aufzunehmen – Begründung der
Punkte, die ich gerne darlegen möchte.                                                 Stadt Linz: bei Neukauf wären zu viele
Jeder kann sich dann sein eigenes Bild                                                 PC’s im Inventar vorhanden. Somit blie-
machen, wie „digital-fit“ so manche                                                    be die Wartung der neuen Geräte bei den
Schule ist.                                                                            Lehrerinnen hängen, da das Magistrat
   In den Klassen sind PC’s vorhanden,                                                 nur Computer aus dem eigenen Inventar
die aufgrund ihres Alters aus einer ande-                                              wartet. Der Gegenvorschlag der Schule
ren öffentlichen Einrichtung ausgeschie-                                               kam prompt: ein alter PC wird „ausge-
den wurden, das heißt die Lehrerinnen                                                  schieden“ und durch den neuen ersetzt.
bringen ihre eigenen mobilen Endgerä-                                                  Hier kam die Antwort des Schulerhalters,
te mit. Diese nutzen sie dann natürlich         CLV-Landesobfrau Birgit Maringer       dass vermieden werden soll, dass „fal-
auch auf ihre eigenen Kosten, da es zwar                                               sche“ Geräte bzw. Programme angekauft
WLAN gibt, die notwendigen Router dafür     oder eine Kamera. Aufgefordert wird        werden. Die Schule schlug daraufhin vor,
jedoch seit September vom Magist-           die Lehrerschaft aber natürlich, auf die   der Schulerhalter solle die „richtigen“
rat nicht geliefert wurden. Selbst die      Digitalisierungswelle aufzuspringen und    Gerätetypen und Programme nennen
benötigten Netzwerk- bzw. HDMI-Kabel        diese in der Schule beziehungsweise im     oder die geeigneten Geräte selbst ankau-
werden von den Lehrerinnen selbst mit-      Unterricht umzusetzen. Mit einer Selbst-   fen und die Rechnung an den Elternverein
gebracht.                                   verständlichkeit geht man davon aus,       stellen. Auch das war bisher nicht mög-
   Weder der Laptop in der Direktion        dass Distance-Learning, Online-Konfe-      lich – ohne Begründung!
(11 Jahre alt!!!) noch der PC im Konfe-     renzen, Online-LDB’s und Online-BZG‘s         Der Weg zur „digitalen Schule“ ist für so
renzzimmer verfügen über ein Mikrofon       durchgeführt werden.                       manche Schulleiterin ein steiniger…       ■

                                                                                                                DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021   11
IM GESPRÄCH

                   Die Pädagogische Hochschule OÖ wagte sich im Bereich der Fortbildung auf virtuelles
                   Glatteis – nicht zuletzt, um die oö. Lehrerinnen und Lehrer in Zeiten der Pandemie
                   optimal unterstützen zu können.
                   Im Schulblatt-Interview sprechen Mag.a Gertrud Nachbaur, Institutsleiterin für
                   Fortbildung & Schulentwicklung an der PH OÖ und Doris Neubauer, MEd. MA – die an der
                   PH derzeit ein Studium absolviert – welche Erfahrungen sie mit den virtuellen Aus- und
                   Fortbildungsangeboten im letzten Jahr gemacht haben.

Virtuell, unterstützend & bedarfsorientiert
Fortbildung in herausfordernden Zeiten
          Wie kommen Lehrkräfte mit den virtu-        andere Form des Lehrens und der Didak-   Kurs überwältigt, wie groß die Nachfrage
          ellen Lernangeboten seitens der Päda-       tik. Die Pädagoginnen und Pädagogen      war und wie begeistert die Rückmeldun-
          gogischen Hochschule OÖ zurecht?            haben die Fortbildungen sehr intensiv    gen. Viele haben unser Angebot als sehr
          Gertrud Nachbaur: Unsere ONLINE Fort-       angenommen. Wir waren ab dem ersten      unterstützend erlebt und als etwas, was
          bildungsangebote wurden unmittelbar                                                  in dieser herausfordernden Phase wirk-
          nach Beginn des ersten Lockdowns entwi-                                              lich gebraucht wurde.
          ckelt. Ziel war die schnelle und bestmög-   » Beispielsweise war
          liche Unterstützung der Lehrerinnen und      die Klassenpinnwand                     Doris Neubauer: Wie Frau Nachbaur
          Lehrer in dieser neuen und schwierigen       ein Highlight, fast                     schon erwähnt hat, war es eine massi-
          Situation. Die Pädagoginnen und Pädago-                                              ve Herausforderung, speziell in den drei
          gen hatten ja die Herausforderung, mit       300 Lehrerinnen und                     Wochen vor den Osterferien, die wir ja alle
          den Kindern zuhause Kontakt zu halten        Lehrer haben Seminare                   in großer Ungewissheit verbracht haben.
          und das Lernen daheim auf den Weg            dazu besucht. «                         Danach kam plötzlich dieses Riesenange-
          bringen und zu begleiten. Dazu brauchte                                              bot an Fortbildungsveranstaltungen, vor
          es natürlich digitales Knowhow und eine       Gertrud Nachbaur                       allem seitens der PH OÖ. Ich denke, wir

12   MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
IM GESPRÄCH

                                          Lehrkräfte waren alle sehr hungrig auf
                                          diese Angebote, weil man sich am Anfang
                                          nicht vorstellen konnte, wie Distance
                                          Learning, beispielsweise in der Primar-
                                          stufe, angelegt werden kann, wo man bis
                                          dahin, meines Erachtens nach, auf digi-
                                          tale Bildung im Altersbereich von 6- bis       » Viele haben unser Angebot
                                          10-jährigen kaum Schwerpunkte gelegt            als sehr unterstützend erlebt
                                          hatte. Ich denke, die Lehrerschaft ist an
                                          dieser Herausforderung gewachsen, weil          und als etwas, was in dieser
                                          man rasch als Lehrperson in dieser inten-       herausfordernden Phase
                                          siven Fortbildungszeit etwas Passendes          wirklich gebraucht wurde. «
                                          finden musste und bei dem Überangebot
                                          auch finden konnte. Nach gut einem Jahr,          Gertrud Nachbaur.
                                          meine ich, fällt die Orientierung leichter.
                                          Die Vielzahl der digitalen Formate und
                                          Plattformen war am Beginn eine riesige
                                          Herausforderung. Angefangen von Goog-
                                          le Classroom bis hin zu Microsoft Teams,
                                          Zoom, Big Blue Button, Skype oder WebEX
Fotos und Screenshots: Bernhard Trauner

                                          galt es herauszufinden, welche Software
                                          für einen selbst die Beste ist bzw. in wei-
                                          terer Folge stellte sich die Frage, für wel-   Welche positiven und negativen Erfah-         Neuland für uns. Administrativ erwies
                                          ches Format entscheidet sich die eigene        rungen haben Sie mit den virtuellen           sich das Ganze auch als eine riesengroße
                                          Schule und was brauche ich, um meine           Angeboten gemacht bzw. was waren              Aufgabe. Der Ansturm am Anfang hat uns
                                          mir anvertrauten Schülerinnen und              die größten Herausforderungen?                fast überrollt. Ich denke, die Mühe und
                                          Schüler weiterhin adäquat und qualita-         Gertrud Nachbaur: Die Fortbildungsoffen-      das Engagement aller hat sich gelohnt
                                                                                         sive im Onlinebereich hat wie gesagt im       und wir konnten dazu beitragen, die sehr
                                                                                         Lockdown im März begonnen. Wir waren          schwierige und herausfordernde Zeit zu
                                          » Die Meinung, Lehrerin-                       hier wirklich gefordert, innerhalb kürzes-    meistern.
                                           nen und Lehrer haben                          ter Zeit die bestmögliche Unterstützung
                                                                                         bereitzustellen. Die Herausforderung war      Doris Neubauer: Ich kann sagen, dass die
                                           gerade nichts zu tun, nur                     natürlich einmal diese Kurzfristigkeit, so    medialen Anforderungen, zum Beispiel
                                           weil sie zuhause sind,                        schnell ein neues Format zu entwickeln.       das Bereitstellen eines Endgeräts bzw.
                                           empfand ich als eine                          Zudem steckte unsere Expertise im             das Know-How für ein digitales Unter-
                                                                                         Online-Fortbildungsbereich doch noch          richten, also das Schaffen von adäqua-
                                           Verhöhnung, die mich                          ziemlich in den Kinderschuhen. Es hat         ten Rahmenbedingungen, kurzfristig
                                           belastet und gleichzeitig                     aber mehrere mutige Kolleginnen und           enormen Stress und Druck verursachte.
                                           verletzt hat. «                               Kollegen gegeben, die sich sofort auf         Es hing auch stark mit der persönlichen
                                                                                         dieses Online-Glatteis begeben haben          Einstellung und Offenheit jeder einzel-
                                             Doris Neubauer                              und sich bereit erklärt haben, Kurse
                                                                                         anzubieten, obwohl sie noch wenig
                                                                                         Erfahrung hatten und ja selbst auch          » Die Vielzahl der digitalen Formate
                                          tiv unterrichten zu können. Es mussten         online Lernende waren. Mittlerweile           und Plattformen war am Beginn
                                          spontan Entscheidungen getroffen wer-          ist aber ganz viel Kompetenz aufge-
                                          den: Erstellt man ein Padlet, macht man        baut worden und viele haben Freude
                                                                                                                                       eine riesige Herausforderung. «
                                          Tagespläne mit Materialpaketen für eine        und Spaß daran gefunden, Online-              Doris Neubauer
                                          Woche, unterrichtet man online nach            Seminare zu halten.
                                          Stundenplan oder schickt man per Mail              Es war aber nicht nur das virtuelle
                                          Arbeitsaufträge, und so weiter. Es tat sich    Format neu, es waren auch neue Fortbil-       nen Lehrperson gegenüber den digitalen
                                          ein gewaltiger „Dschungel“ an digitalen        dungsinhalte gefordert. Die Vorstellung       Medien zusammen, wie schnell man sich
                                          Bildungsmöglichkeiten auf. Meine Schu-         von mehreren Online-Plattformen war           die Bedingungen für ein Home Schoo-
                                          le erkannte schnell, wie wichtig es ist, an    vielleicht anfangs verwirrend, hat aber       ling einrichten konnte und wollte. Von
                                          einem gemeinsamen Strang zu ziehen.            zu einem guten Überblick beigetragen.         Kolleginnen und Kollegen habe ich des
                                          Es stand bald fest, in welchem digitalen       Dann ging es immer mehr um verschie-          Öfteren gehört: ich habe ja nicht einmal
                                          Format die Schule in Zukunft einheitlich       dene Tools, Instrumente und Materialien       ein Endgerät, mein WLAN ist zu schwach,
                                          unterrichten wird. Dies wurde seitens der      als Lehr- und Lernhilfen. Und natürlich       da kenne ich mich nicht aus, wie soll ich
                                          Elternschaft goutiert und sehr geschätzt.      war die Didaktik für das digitale Lernen      denn ein Home-Schooling mit so jungen
                                          Unglaublich, was auch Eltern in dieser         und Lehren allgemein und dann in den          Kindern betreiben? Dazu kam, dass die
                                          Zeit zuhause leisten mussten, vor allem        jeweiligen Fächern ein zentrales Thema        Schulen ebenso keine stabilen Internet-
                                          dann, wenn die Kinder in unterschiedli-        und eine große Herausforderung für            verbindungen für ein Home Schooling
                                          chen Schulen digital unterrichtet wurden.      alle. Sie war ja auch mehr oder weniger       boten, geschweige denn Endgeräte so

                                                                                                                                                              DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021   13
IM GESPRÄCH

           schnell für jede Lehrkraft zur Verfügung      gleichzeitig verletzt hat. Hier hat man sich   » Sehr belastend habe ich
           stellen konnten. Letztendlich war jeder/      seitens des Ministeriums oftmals allei-         die Verstrickung von Privat-
           jede für die Organisation dieser Rah-         ne gefühlt. Als äußerst positiv habe ich
           menbedingungen selbst verantwortlich.         jedoch die virtuellen Angebote sowie das        sphäre und Beruf erlebt. «
           Ohne das persönliche Engagement einer         Home Schooling in Hinblick auf eine frei-         Doris Neubauer
           jeden Einzelnen/eines jeden Einzelnen         ere Zeiteinteilung und die Ersparnis der
           hätte das Ganze nicht so gut funktioniert.    Wegzeiten zur Schule bzw. zur Hochschu-
           Sehr belastend habe ich die Verstrickung      le erlebt. Diesen positiven Output könnte      Wie sieht eine Unterrichtsstunde für
           von Privatsphäre und Beruf erlebt. Die        man sich in Zukunft bei der Planung von        dein Studium im Lockdown aus?
           Zeiteinteilung und Selbstdisziplin, wann      Fortbildungen zu Herzen nehmen.                Doris Neubauer: In der Aus- und Fortbil-
           arbeitet man für die Schule und wann darf                                                    dung ist ein Online-Format kein Problem.
           auch einmal Freizeit sein, empfand ich als    Welche Online-Fortbildungen wurden             Im Gegenteil, es ist mir sogar sehr recht,
                                                         von den Lehrkräften besonders nach-            nicht weit anreisen zu müssen. Das Stu-
                                                         gefragt?                                       dieren vom privaten Arbeitszimmer aus
» Mittlerweile ist ganz viel                             Gertrud Nachbaur: Wir haben das Ange-          nimmt unheimlich viel Stress und Druck.
 Kompetenz aufgebaut worden                              bot phasenweise aufgebaut. In der ers-         Man hört sich eine Vorlesung an, schreibt
                                                         ten Phase stand wie schon erwähnt das          und diskutiert in einem Seminar mit,
 und viele haben Freude und                              technische Knowhow im Vordergrund, in          stellt Fragen und bringt sich zu einer
 Spaß daran gefunden,                                    der zweiten Phase die Tools, Instrumente       Thematik ein. Das alles lässt sich sehr
 Online-Seminare zu halten. «                            und Materialien und immer mehr dann            gut von zuhause aus vereinbaren. The-
                                                         die didaktische Kompetenz.                     oretisch könnte ich an jedem Platz der
     Gertrud Nachbaur                                    Beispielsweise war die Klassenpinnwand         Welt online dabei sein. Vorteilhaft sehe
                                                         ein Highlight, fast 300 Lehrerinnen und        ich auch, wenn man krank sein sollte
                                                         Lehrer haben Seminare dazu besucht,            bzw. bei einem Termin aus privaten oder
           eine der größten Herausforderungen. Lei-      weil es auch in der Volksschule eine           beruflichen Gründen nicht dabei sein
           der glauben nach wie vor manche Eltern,       Möglichkeit ist, mit den Kindern zuhause       kann. Dann besteht meist die Möglich-
           dass man 24 Stunden 7 Tage die Woche          in Kontakt zu sein. Es wurden aber alle        keit, dass man sich die Aufzeichnung der
           zur Verfügung stehen muss. Der Blick der      Kurse sehr intensiv nachgefragt und viele      Online-Session später nochmals anhört.
           Öffentlichkeit auf die Lehrerschaft im        davon mehrmals wiederholt
           ersten Lockdown hat mich oftmals sehr         und angeboten, sodass wirk-
           verärgert. Die Meinung, Lehrerinnen und       lich jeder, der Unterstützung      » Ausbildungen im Distance Modus
           Lehrer haben gerade nichts zu tun, nur weil   brauchte, diese auch bekom-           bieten mir die Möglichkeit,
           sie zuhause sind, empfand ich als eine        men konnte. Ziemlich bald
           Verhöhnung, die mich sehr belastet und        haben wir dann gemerkt, dass
                                                                                               berufsbegleitend oder auch neben
                                                         die Pädagoginnen und Päda­            Familie oder anderweitigen
                                                         gogen für sich selbst auch            Verpflichtungen zu studieren. «
                                                         etwas brauchen. Ich habe in
                                                         vielen Gesprächen den Ein-            Doris Neubauer
                                                         druck gewonnen, dass es eine
                                                         unheimlich belastende Zeit
                                                         für die Pädagoginnen und Pädagogen           Das birgt große Vorteile in sich. Mit Aus-
                                                         war. Diese Umstellung des Lehrens, die       bildungen im Distance Modus kann ich
                                                         erschwerte Kommunikation mit den Kin-        mich sehr gut arrangieren. Es bietet mir
                                                         dern, aber auch mit den Kolleginnen und      die Möglichkeit, berufsbegleitend oder
                                                         Kollegen hat die Lehrerinnen und Lehrer      auch neben Familie oder anderweitigen
                                                         sehr stark gefordert. Wir reagierten dann    Verpflichtungen zu studieren.
                                                         mit Seminaren zum Umgang mit belas-
                                                         tenden Situationen, die sehr dankbar und     Wird Fortbildung nach Corona anders
                                                         intensiv angenommen wurden.                  aussehen?
                                                                                                      Gertrud Nachbaur: Ich bin mir sicher, dass
                                                                                                      das so sein wird. Wir haben die Teilneh-
                                                         » Generell wünsche ich                       merinnen und Teilnehmer der ONLINE
                                                                                                      Fortbildungen gefragt, wie sie zu dieser
                                                            mir wieder mehr                           Art von Fortbildung stehen. 77 Prozent der
                                                            persönlichen Kontakt                      über 800 Befragten haben angegeben,
                                                            zu Kolleginnen und Kolle- dass sie sich vorstellen können, zumin-
                                                                                                      dest 40 Prozent ihrer Fortbildungen online
                                                            gen, damit ein echter                     zu machen. Das hätten wir uns noch vor
                                                            authentischer Austausch                   einem Jahr überhaupt nicht vorstellen
                                                            möglich wird. «                           können. Es macht aber auch deutlich, dass
                                                                                                      wir in dieser Zeit einen großen Sprung in
                                                            Doris Neubauer                            der digitalen Bildung und Fortbildung

14    MÄRZ 2021 | DAS SCHULBLATT
IM GESPRÄCH

gemacht haben. Hier das weiter zu nutzen
und zu entwickeln, was sich als positiv,
hilfreich und gut erwiesen hat, ist nahe-
liegend und wichtig. Aber es gilt abzuwä-
gen und zu evaluieren, welche Form der
Fortbildung für das jeweilige Ziel und die
Erfordernisse sinnvoll und geeignet ist. Da
wird es in vielen Fällen zur Qualität von     » Man muss in Zukunft gut
Präsenzformaten keine Alternative geben.       abwägen, welche Inhalte
Ich denke, wir haben in dieser herausfor-
dernden Zeit viel Kompetenz erworben,          Präsenz erfordern und wo
die Fortbildungsangebote in Zukunft prä-       ein Lernen vom Schreibtisch
gen und nachhaltig verändern wird.             aus stattfinden kann. «
Wenn du am System des Unterrichtes               Doris Neubauer
in Zeiten von Lockdown und Corona
etwas ändern könntest, was wäre das
gewesen?
Doris Neubauer: Ich glaube, Frau Nach-
baur hat das schon auf den Punkt
gebracht: Man hat aus den unterschiedli-
chen Erfahrungen der Lockdowns gelernt.
Dieser reflexive Umgang hat sein Wesent-
liches dazu beigetragen. Am Anfang fehl-
te bestimmt der direkte Kontakt zu den        Warum sind Fortbildungen für                 mitnimmt. Ein Abwägen zwischen unab-
RezipientInnen und Rezipienten. Bei den       Lehrkräfte so wichtig?                       dingbarer Präsenz und einer lukrativen
ersten Fortbildungen ging es in erster        Gertrud Nachbaur: Fortbildung ist grund-     virtuellen Option finde ich vernünftig.
Linie um das rasche Anbieten von Wis-         sätzlich unentbehrlich für die Professio-    Jede Krise birgt (s)eine Chance. Generell
sensinhalten, die zum Home-Schooling-         nalisierung und Unterstützung der Päda-      wünsche ich mir wieder mehr persönli-
Start von großer Bedeutung waren. Die         goginnen und Pädagogen. Lehrerin oder        chen Kontakt zu Kolleginnen und Kol-
Frage nach dem generellen „Wie“ stand         Lehrer werden ist das eine, Lehrerin oder    legen, damit ein echter authentischer
berechtigterweise im Zentrum.                 Lehrer bleiben das andere. Man ist nach      Austausch möglich wird. Ich glaube aber,
   Auf Ebene der Ausbildung waren Semi-       der Ausbildung nicht einfach fertige Leh-    das wünscht sich derzeit sowieso jeder,
nare oder Vorlesungen, die einen direk-       rerin oder fertiger Lehrer, sondern es ist   denn das hat die Qualität, die wir alle
ten Kontakt und Austausch via Kamera          ein sehr komplexer Beruf, der unter ande-    vermissen.                            ■
bzw. Breakout-Räumen möglich machten,         rem durch gesellschaftlichen Wandel,
mit Sicherheit qualitativer. Ich bin auf      politische Vorgaben und wissenschaft-
jeden Fall der Meinung, dass es in Zukunft    liche Erkenntnisse ständig Veränderun-       » Die Umstellung des Lehrens,
eine Art Hybridsystem geben sollte. Es        gen mit sich bringt. Beispielsweise hat       die erschwerte Kommunikation
gibt gewisse Inhalte, die man gut online      die Fluchtsituation in den letzten Jahr-
                                              zehnten durch die sprachliche Vielfalt
                                                                                            mit den Kindern, aber auch mit
                                              Fortbildungen in diesem Bereich beson-        den Kolleginnen und Kollegen
» 77 Prozent der über                         ders wichtig gemacht. Es gibt aber auch       hat die Lehrerinnen und Lehrer
 800 Befragten haben                          berufsbiografisch bedingte Gegebenhei-
                                              ten, die Fortbildung unersetzlich machen.
                                                                                            sehr stark gefordert. «
 angegeben, dass sie sich                     Berufseinsteigerinnen und Berufseinstei-       Gertrud Nachbaur
 vorstellen können,                           ger haben andere Fortbildungsbedarfe
 zumindest 40 Prozent                         wie Kolleginnen und Kollegen, die bereits
                                              zwanzig Jahre den Beruf ausüben. Lehre-
 ihrer Fortbildungen                          rin oder Lehrer sein heißt auf dem Weg
 online zu machen. «                          der Professionalisierung zu sein und hier
                                              ist die Fortbildung eine wichtige Beglei-
   Gertrud Nachbaur
                                              tung und Unterstützung. Ich persönlich
                                              kann mir ein Lehrerleben ohne Fortbil-
abhandeln kann. Der persönliche Kontakt       dung nicht vorstellen.
aber zu Kolleginnen und Kollegen in einem
Lehrgang kann jedoch digital nicht ersetzt    Was wünscht du dir für die Zukunft
werden. Man muss in Zukunft gut abwä-         deiner Ausbildung?
gen, welche Inhalte Präsenz erfordern und     Doris Neubauer: Ich wünsche mir, dass
wo ein Lernen vom Schreibtisch aus statt-     man sich eine Art Quintessenz aus dieser
finden kann. In vielen Fällen wird bereits    herausfordernden Zeit für die zukünfti-            Das Interview führten Sabine Strack
das Beste herausgeholt und kombiniert.        ge Planung von Aus- und Fortbildungen                            und Maximilian Egger

                                                                                                                  DAS SCHULBLATT | MÄRZ 2021   15
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