LCH-Präsidentenkonferenz:Stopp dem Bildungsabbau Preisgekrönte Bündner Frühförderung - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 12 | 2015 ...

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LCH-Präsidentenkonferenz:Stopp dem Bildungsabbau Preisgekrönte Bündner Frühförderung - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 12 | 2015 ...
10 | 2014
RUBRIK

Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH           12 | 2015

LCH-Präsidentenkonferenz: Stopp dem Bildungsabbau
Preisgekrönte Bündner Frühförderung

                                                                     1
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MALWETTBEWE
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M ITMACH EN U GEWIN N EN !
TOLLE PREISE

Der 46. Internationale Raiffeisen-Jugendwettbewerb ruft Kinder und Jugendliche auf,
sich kreativ mit dem Thema «Helden und Vorbilder» auseinanderzusetzen.
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BESTELLTALON FÜR DIE WETTBEWERBSUNTERLAGEN «FANTASTISCHE
HELDEN UND ECHTE VORBILDER: Wer inspiriert dich?»
✘   Ich wünsche den Informationsprospekt für Pädagogen sowie         Exemplare der
    Wettbewerbsbroschüren für Schülerinnen und Schüler von 6 bis 18 Jahren.

Schule
Name, Vorname
Strasse
PLZ, Wohnort

Talon bitte an Ihre Raiffeisenbank oder an Raiffeisen Schweiz, Marketing, 9001 St.Gallen (Tel. 071 225 81 66,
Fax 071 225 85 69) senden oder die Unterlagen via Internet bestellen: raiffeisen.ch/wettbewerb
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12 | 2015
EDITORIAL

                                                  Guten Schultag!

Ausgabe 12 | 2015 | 8. Dezember 2015
Zeitschrift des LCH, 160. Jahrgang der
Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ)
BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich         «Spare in der Zeit, dann hast du in der Not» – Dieses Zitat stammt noch
                                                  aus urgrosselterlicher Zeit, aber auch in meiner Generation und derjenigen
Impressum
                                                  meiner Kinder war und ist Sparen positiv besetzt und gilt als Tugend.
                                                  Sparte man früher als 15-Jährige vielleicht für das Töffli, das einem die
Herausgeber/Verlag
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer
                                                  Eltern nicht finanzieren konnten oder wollten, so sparen heutige Teenager
Schweiz LCH                                       für ein Smartphone, für eine Weltreise nach der Ausbildung oder für die
• Beat W. Zemp, Zentralpräsident
• Franziska Peterhans, Zentralsekretärin          Studiengebühren, die immer höher werden.
• Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen
  Arbeitsstelle LCH
                                                  Nach allen Ausgaben bleibt den privaten Haushalten in der Schweiz ein
Zentralsekretariat und Redaktion                  durchschnittlicher Betrag von 1318 Franken pro Monat des Bruttoeinkom-
Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich                mens zum Sparen übrig, so die Zahlen des Bundesamtes für Statistik BfS
Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15
E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch                     aus dem Jahr 2012. Zwei Drittel der Schweizerinnen und Schweizer füllen
Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch
Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr,
                                                  ihr Sparkonto regelmässig auf. Man legt Geld zur Seite, um sich später
Fr bis 16 Uhr                                     etwas Grösseres leisten zu können.
Redaktion
• Heinz Weber (hw), Verantwortlicher Redaktor     Die Kantone schnüren Sparpakete, sie sparen in erheblichem Masse an
• Doris Fischer (df), Redaktorin                  der Bildung – und legen somit Geld für spätere Innovationen auf die Seite?
• Belinda Meier (bm), Layout/Online-Redaktorin
Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser               Fehlanzeige: Es ist nur ein kleiner, aber entscheidender Unterschied von
(Bildungsnetz), Claudia Baumberger,               «sparen für» zu «sparen an», der die Tugend zu einem fragwürdigen Ziel
Madlen Blösch (Gesundheit),
Peter Hofmann (Schulrecht),                       macht. «Was man einmal abgebaut hat, kann man später nicht so leicht
Chantal Oggenfuss (Bildungsforschung),            wieder aufbauen», sagte vor kurzem der baselstädtische Bildungsminister
Roger Wehrli (Fotografie)
                                                  Christoph Eymann.
Abonnemente/Adressen
Bestellungen/Adressänderungen:
Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54,
                                                  Die Geschäftsleitung LCH zeigte denn auch an der Präsidentenkonferenz
adressen@LCH.ch                                   vom 20./21. November detailliert die rigorosen «Abbaumassnahmen» der
Adressänderungen auch im Internet:
www.bildungschweiz.ch
                                                  Kantone im Bereich der Bildung auf und machte auf die damit verbundenen
Für Aktivmitglieder des LCH ist das               pädagogischen und standespolitischen Folgen aufmerksam. Es muss zu
Abonnement im Verbandsbeitrag
(Fr. 74.– pro Jahr) inbegriffen                   denken geben, wenn das Unterrichtsangebot zusammengestrichen, die
Jahresabonnement für Nichtmitglieder:             Löhne der Lehrpersonen gekürzt werden, die Schülerinnen und Schüler
Schweiz Fr. 103.50, Ausland Fr. 175.–
Einzelexemplar Fr. 8.–, ab dem 8. Expl.           (respektive deren Eltern) Schulmaterial selber zahlen müssen und Studien-
Fr. 6.– (jeweils plus Porto und MwSt.)            gebühren erhöht werden (Seite 10).
Dienstleistungen
Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat   Wird es unter diesen Voraussetzungen weiterhin so grossartige Projekte
LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch
Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch
                                                  geben wie das mit dem diesjährigen Frühförderungspreis für Schweizer
                                                  Berggebiete der Pestalozzi-Stiftung ausgezeichnete Angebot von
Inserate/Druck                                    «Wunderfitz und Redeblitz» (Seite 21)?
Inserateverkauf: Martin Traber, Zürichsee
Werbe AG, Tel. 044 928 56 09
martin.traber@zs-werbeag.ch                       Doris Fischer
Mediadaten: www.bildungschweiz.ch
Druck: FO-Zürisee, 8712 Stäfa
ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage:
42 687 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung)

                                                                                      Zeit zum Gedankenaustausch an der Präsidentenkonferenz
                                                                                      LCH in Luzern. Foto: Eleni Kougionis

                                                                                                                                          3
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12| 2015
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             21    Preisgekrönt: Das Bündner
             Projekt «Wunderfitz und Redeblitz».

                                      24    Die Schule der
                                      Zukunft ist ein lust- und
                                      leistungsorientierter
                                      Lern- und Lebensraum.

                                                              6   Tau-
                                                              ziehen um
                                                              Altersvor-
                                                              sorge 2020.

                       10   Erschreckende Zahlen: Der LCH
                       diskutiert Gegenmassnahmen zu den
                       beschlossenen und den geplanten
                       Abbaumassnahmen in der Bildung.

    9   Mit der Hotelcard zum
    halben Preis übernachten:
                                         Fotos auf dieser Seite: Belinda Meier, Eleni
    Aktion für LCH-Mitglieder.           Kougionis, Arne Brassat, Thinkstock/iStock,
                                         Hotelcard AG

                                         Titelbild: LCH-Präsidentenkonferenz
                                         Foto: Eleni Kougionis

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12 | 2015
INHALT

            AKTUELL

          6 Altersvorsorge 2020 vor der Zerreissprobe
          7 Information und Forderungen zur Datensicherheit
          9 Übernachten zum halben Preis mit Hotelcard

            AUS DEM LCH

         10 Mit Allianzen gegen den Bildungsklau
         14 Bildungsqualität hochhalten!
         21 Spielerisch die Sprache entdecken

            BILDUNGSFORSCHUNG

         18 Zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe – das sagt die Forschung

            SERIE BILDUNGSRÄUME

         24 Hüllen für die guten Geister des Lernens

            REPORTAGE

         28 Bildung und Essen – ein Erfolgsrezept

            RUBRIKEN

          3 IMPRESSUM
         17 BILDUNGSNETZ
         31 PÄDAGOGIK
         34 BÜCHER UND MEDIEN
         36 BILDUNGSFORUM
         38 VERLAG LCH
         39 REISEN LCH
         40 MEHRWERT LCH
         41 BILDUNGSMARKT
         47 QUERBEET / BILDUNG SCHWEIZ DEMNÄCHST

                                                                          5
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Altersvorsorge 2020 vor der Zerreissprobe
Die Altersvorsorge 2020 ist nach der Behandlung im Ständerat eine Vorlage, bei der alle politischen
Lager Zugeständnisse machen müssen. Wird sie deshalb die Nationalratsdebatte im nächsten Jahr
und schliesslich die Volksabstimmung überstehen? Eine Tagung Ende Oktober in Bern – veranstaltet
vom PK-Netz 2. Säule, dem auch der LCH angehört – liess Zweifel aufkommen.

«Dem Ständerat ist eine Reform                                                                                 beiträge zu zahlen sind) sowie
gelungen, die das Rentenniveau                                                                                 einen früheren Beginn der
erhält und die Finanzierung                                                                                    Beitragszahlungen. Besonders
gerecht auf mehrere Schultern                                                                                  Letzteres kam sofort in den
verteilt», freute sich am                                                                                      Medien unter Beschuss nach
15. September die SP Schweiz,                                                                                  dem Motto «Die Jungen
obwohl sie mit dieser Vorlage                                                                                  bezahlen jetzt für die Alten».
zwei dicke Kröten schlucken                                                                                    Dies sei Unsinn, betonte
muss: das Rentenalter 65 für                                                                                   Schwaller. Die Jungen sollen
Frauen (bisher 64) und die                                                                                     jetzt bezahlen, damit ihr
Senkung des Umwandlungs-                                                                                       Alterskapital durch höhere
satzes von 6,8% auf 6%. Pro                                                                                    Beiträge – auch von Arbeitge-
100 000 Franken Rentenkapital                                                                                  berseite – aufgestockt werden
sollen die Versicherten im Jahr                                                                                kann.
nur noch 6000 Franken erhalten
statt wie bisher 6800 – 12%                                                                                    Aus den eidgenössischen
weniger. Dafür soll die AHV für                                                                                Wahlen vom Oktober resultierte
Neurentner ansteigen – um                                                                                      ein «Rechtsrutsch», der die
70 Franken pro Monat für                                                                                       Auseinandersetzung um diese
Alleinstehende und 226 Franken                                                                                 Vorlage noch giftiger machen
für Ehepaare, weil man Letztere                                                                                dürfte, als es ohnehin zu
allgemein besserstellen will.                                                                                  erwarten war. Schwaller meinte,
Der Bezug der AHV und der BV-                                                                                  er könne mit vielen Änderungen
Rente soll zwischen 62 und                                                                                     durch den Nationalrat leben:
70 Jahren starten (heute BV ab                                                                                 «Das Schlimmste wäre, über-
58).                                                                                                           haupt keine Vorlage zu haben.
                                                                                                               Wenn es nämlich so weit kommt,
Dies sind nur einige Eckwerte                                                                                  werden wir Finanzierungs-
eines komplexen Konstrukts,                                                                                    probleme bekommen.» Sogar
in dem Einnahmen und Ausga-                                                                                    davon würde jemand profitieren:
ben fein austariert sind, damit                                                                                die private Versicherungs-
sie nicht nur die Altersvorsorge                                                                               wirtschaft.
sichern, sondern auch in einer
Volksabstimmung bestehen                                                                                       Wer schluckt was?
können.                                                                                                        Den Linken fällt die Zustimmung
                                   Das Tauziehen um die Altersvorsorge könnte dazu führen, dass am Ende alle   zum Ständerats-Kompromiss
«Faire Chance verdient»            Stricke reissen. Foto: Thinkstock/iStock                                    nicht leicht. Doris Bianchi vom
«Diese Vorlage verdient eine                                                                                   SGB kritisierte vor allem die
faire Chance», sagte an der        vorsorge 2020 ein «Gesamtpa-           Zustandekommen der vorlie-           Geschwindigkeit, mit der das
PK-Netz-Tagung in Bern Paul        ket» ist, das nicht nur die erste      genden Kompromisslösung              AHV-Alter der Frauen von
Rechsteiner, Präsident des         und die zweite Säule, sondern          beteiligt. Seit 1996 seien in der    64 auf 65 Jahre erhöht werden
Schweizerischen Gewerk-            auch die Mehrwertsteuer um-            Altersvorsorge alle Vorlagen         soll. «Innert drei Jahren hat
schaftsbundes SBG. Als             fasst. Laut Zeitplan soll der          gescheitert, rief Schwaller in       diesen Schritt kein anderes
St.Galler Ständerat hat er den     Nationalrat das Geschäft in            Erinnerung. «Jetzt müssen wir        Land in unserem europäischen
Kompromissen zugestimmt:           der Herbstsession 2016 bear-           es schaffen, um die AHV zu           Umkreis gemacht.» Zudem
«Unter dem Strich war für mich     beiten. Nur dann bestehe eine          stabilisieren», ist er überzeugt.    seien von der Erhöhung vor allem
ausschlaggebend, dass wir          Chance, dass es in dem Takt                                                 jene Frauen betroffen, die in
alle Verschlechterungen für        weitergeht, den der Ständerat          Unbestritten sei im Ständerat        den Jahren vor der Pensionie-
die heutigen Rentnerinnen und      vorgesehen hat, nämlich dass           gewesen, dass die Altersvor-         rung keiner Arbeit nachgehen.
Rentner abwehren konnten           die 2018 auslaufende Mehr-             sorge nicht Teil eines Sparpa-       Und diejenigen, die in diesem
und die Verschlechterungen für     wertsteuer-Finanzierung von            kets sein soll. Ebenso einig sei     Alter noch erwerbstätig sind,
die künftigen Rentner-Genera-      einem Prozent für die Sanierung        man darin gewesen, das Leis-         seien meist Frauen mit einer
tionen sinnvoll kompensieren       der IV nahtlos in die Finanzie-        tungsniveau grundsätzlich auf        guten Stelle und entsprechen-
konnten.»                          rung der AHV überführt werden          dem heutigen Stand zu erhal-         dem Lohn.
                                   kann.                                  ten. Dies bedingt die Senkung
Colette Nova, Vizedirektorin                                              des Koordinationsabzugs              Einschneidend sei für die
des Bundesamts für Sozial-         Urs Schwaller, abtretender             (Abzug vom Jahreseinkommen,          Gewerkschaften auch die Sen-
versicherungen, hält es für        CVP-Ständerat des Kantons              der bestimmt, für welches            kung des Umwandlungssatzes.
entscheidend, dass die Alters-     Freiburg, war massgeblich am           Einkommen Pensionskassen-            Diese treffe vor allem jene, die

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LCH-Präsidentenkonferenz:Stopp dem Bildungsabbau Preisgekrönte Bündner Frühförderung - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 12 | 2015 ...
12 | 2015
AKTUELL

ihre Renten von Versicherungen
erhalten.
                                          Am Ende wird sich die Debatte
                                          über eine hochkomplexe Vorlage
                                                                                 Information und                      WAS, WANN, WO
                                          auf zwei, drei Schlagworte             Forderungen zur
                                                                                                                      Familien in Armut
Positiv sei hingegen die Stär-            zuspitzen,die auf Abstimmungs-         Datensicherheit
kung der AHV.Bianchi:«70 Fran-            plakaten Platz haben. Eines ist                                             Das Caritas-Forum vom
ken im Monat mag nicht als viel           schon in Position gebracht und         Die Berufsverbände der Lehr-         29. Januar 2016 im Kultur-
erscheinen, aber wenn man                 heisst «Giesskannenprinzip».           personen VBE (Deutschland),          Casino Bern widmet sich dem
weiss, wie die grosse Masse               Es soll nicht nur die Erhöhung,        GÖD-APS (Österreich) und LCH         Thema «Familie ist kein
der Rentnerinnen und Rentner              sondern das System der                 (Schweiz) haben im November          Luxus». 223 000 Eltern und
in der Schweiz kutschieren                AHV insgesamt diskreditieren.          einen «Leitfaden Datensicher-        Kinder leben in der Schweiz in
muss, dann hilft es wirklich.»            Wenn AHV und Rente nicht               heit» präsentiert. Er ist zugleich   Armut. Kinder aufzuziehen, ist
Natürlich gefalle es den                  zum Leben reichen, gebe es             Informations- und Forderungs-        eines der grössten Armutsrisi-
Gewerkschaften nicht, dass                doch Ergänzungsleistungen ...          papier. Damit Schulleitungen         ken. Das sozialpolitische
dies nur für Neurentner gilt.             Dagegen wehrt sich wiederum            und Lehrpersonen ihrer               Forum 2016 diskutiert Gründe
Eigentlich müssten alle Rentner           heftig die Arbeitnehmerseite.          Verantwortung nachkommen             wie Folgen der Familienarmut,
profitieren, denn die Vorsorge            Die Schweiz dürfe keine Nation         können, fordern die Verbände         aber auch Ansprüche und
ist alles andere als ein Schla-           von Bittstellern werden: «Wer          die Bereitstellung einer zeit-       Erwartungen an die Familien,
raffenland (vgl. Grafik unten).           ein Leben lang hart gearbeitet         gemässen IT-Ausstattung, die         den Staat und die Wirtschaft.
                                          hat, muss von seiner Rente aus         Gewährleistung eines                 Info: www.caritas.ch > Was wir
Die Gegenseite zeigt sich bisher          erster und zweiter Säule leben         geschützten Datenverkehrs            sagen > Caritas-Forum
nicht kompromissbereit: «Der              können.»                               sowie ein systematisch aufge-
demografische Wandel ist eine                                                    bautes Aus- und Weiterbil-
strukturelle Herausforderung              Die Altersvorsorge 2020 ist            dungsangebot.                        Unterricht mit «Luuise»
und verlangt eine strukturelle            eines der spannendsten                                                      «Luuise» ist auf Stufe Sek II zu
Antwort», sagte Martin Kaiser             Geschäfte in der gegenwärtigen         Schulen arbeiten mit sensiblen       einem Begriff geworden. Es ist
vom Arbeitgeberverband.                   Schweizer Politik. Wer dazu            Personendaten und tragen             der Code für ein neues Qualitäts-
Während zurzeit 1,5 Millionen             mehr erfahren will als nur             deshalb eine besondere Ver-          modell:«Lehrerinnen und Lehrer
Menschen mit über 65 Jahren               Abstimmungsparolen, findet             antwortung. Ist die digitale         unterrichten und untersuchen
in der Schweiz leben, werden              im PK-Netz eine ausgezeichnete         Infrastruktur nicht sicher, kann     integriert, sichtbar und effek-
es 2030 2,2 Mio. und 2045 2,7             Informationsquelle:                    es zu Pannen mit schweren            tiv». Die PH FHNW hat dieses
Mio. sein. Kaiser: «Wir sagen             www.pk-netz.ch                         Folgen kommen. Verantwortlich        Modell mit der WBZ CPS in
klar Nein zu einem teuren Leis-                                                  sind primär die Arbeitgeber          Schulen der Sekundarstufe II
tungsausbau – sowohl in der               Heinz Weber                            und Schulleitungen:Sie müssen        umgesetzt.Rund 40 von Sek -II-
beruflichen Vorsorge als auch                                                    sicherstellen, dass Lehrper-         Lehrpersonen entwickelte
bei der AHV.»                                                                    sonen auf geschützten Platt-         Luuise-Projekte sind im kolle-
                                                                                 formen sicher arbeiten können.       gialen Kreis vor Ort präsentiert
                                                                                 Wenn, wie üblich, der Arbeits-       worden. Eine Tagung am
   Einkommenseinbussen bei Renteneintritt                                        platz zu Hause ist, müssen           20. Januar 2016 an der PH
   (Beispielhaushalte mit Jahrgang 1949. BV-Renten wurden mit
   obligatorischen Leistungen berechnet.)
                                                                                 Mails oder Zugänge auf Servern       FHNW in Brugg-Windisch stellt
                                                                                 geschützt sein.                      das Verfahren vor und ermög-
   Bäcker                               Medizin-Laborantin                                                            licht Einblicke in Projekte.
                  5500.–                + 1 Kind         5000.–                  Die Nutzung von Clouds ist           Partner ist das Projekt profilQ,
                  letzter Lohn                           letzter Lohn            problematisch, Social-Media-         an dem auch der LCH beteiligt
                  3060.–                                    2950.–               Plattformen wie Facebook             ist. Info: http://web.fhnw.ch/
                  AHV- und                                  AHV- und             oder WhatsApp sind öffentlich        ph/tagungen
                  BV-Rente                                  BV-Rente
                                                                                 zugängliche Dienste. Kinder
                  –43%                                      –41%                 dürfen nicht unter Druck
                  Rente im Vergleich                        Rente im Vergleich   gesetzt werden, mit ihren            Kompetent gestalten
                  zum Lohn                                  zum Lohn             Lehrpersonen oder Klassenka-         Am 19. März 2016 widmet sich
                                                                                 meraden über diese Dienste zu        die SGL-Tagung an der PH Luzern
    Informatiker & Pflegerin            13 500.–                                  kommunizieren. Für Adressen,         dem Thema «Bildnerisches
    + 2 Kindern
                                       letzter gemeinsamer Lohn                  Fotos und Videos auf Webseiten       Gestalten kompetenzorientiert».
                                       5970.–                                    ist von Kindern und Lehrperso-       Sie zeigt Möglichkeiten zur
                                       AHV- und BV-Rente
                                                                                 nen das Einverständnis einzu-        Umsetzung der aktuell gefor-
                                                                                 holen. (LCH)                         derten Kompetenzorientierung
                                       –56%                                                                           im Fach Bildnerisches Gestal-
                                       Rente im Vergleich                        Weitere Informationen und            ten. Weitere Informationen:
                                       zum Lohn                                  Download unter www.LCH.ch >          www.phlu.ch/ph-luzern/aktu-
                                                                                 Publikationen > Downloads            ell/veranstaltungen/
Wer in Pension geht, muss den Gürtel enger schnallen: AHV und die BVG-
Renten sind schon heute keineswegs üppig. Grafik: SGB

                                                                                                                                                     7
LCH-Präsidentenkonferenz:Stopp dem Bildungsabbau Preisgekrönte Bündner Frühförderung - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 12 | 2015 ...
Wir fördern die Bildung
                                                 Wir haben für Lehrpersonen auf unserer Webseite über 100
                                                 aktuelle Apps für den Unterricht zusammengestellt. Die aus-
                                                 gesuchten Apps sind praxiserprobt, bewertet und mit didakti-
                                                 schen Hinweisen und Unterrichtsideen angereichert.

                                                 Melden Sie sich kostenlos an und informieren Sie sich unter:
                                                 www.dataquest.ch/education/apps

Sommerkurse swch.ch
wo weiterbilden freude macht
11.–22. Juli 2016 Thun

Nehmen Sie Ihre Weiterbildung in die Hand!
Alle Kurse, die 2016 durchgeführt werden, sind online
buchbar unter www.swch.ch/de/shop/kurse.php

Übrigens: Viele Kantone zahlen einen namhaften Beitrag
an die Kurskosten. Eine Zusammenstellung finden Sie unter:
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swch.ch · Bennwilerstrasse 6 · 4434 Hölstein · 061 956 90 70
LCH-Präsidentenkonferenz:Stopp dem Bildungsabbau Preisgekrönte Bündner Frühförderung - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 12 | 2015 ...
12 | 2015
AKTUELL

Übernachten zum halben Preis
mit Hotelcard
Das neuste Dienstleistungsangebot des LCH heisst «Hotelcard». Mitglieder profitieren
von einer vergünstigten Gebühr und buchen damit Hotels zum halben Preis.

Ein verlängertes Wochenende für zwei Personen in einem                   Beim Abschluss eines Zwei- respektive Dreijahres-
Fünfstern-Wellness-Hotel in den Schweizer Alpen.                         Abonnements sind zwei respektive drei Gutscheine für
Nur etwas fürs gehobene Budget?                                          den Bezug von Gratiskarten inbegriffen. «Die Angebote
                                                                         mit Hotelcard eignen sich insbesondere für kleine
Mit der Hotelcard, einem Halbtax-Abonnement für                          Auszeiten aus dem Berufs- oder Familienalltag», betont
Hotels, können sich auch Normalverdienende ein                           Zentralsekretärin Franziska Peterhans. «Erfahrungs-
solches Angebot leisten. Sie berechtigt nämlich in über                  gemäss sind Hotelübernachtungen für Familien mit
520 Hotels aller Preiskategorien vorwiegend in der                       Kindern teuer. Mit der Hotelcard werden sie erschwing-
Schweiz, aber auch in Österreich, Deutschland und                        lich. Zudem ergeben sich gute Gelegenheiten, schöne
Italien, zu bestimmten Zeiten Zimmer zum halben Preis                    Gegenden in verschiedenen Sprachgebieten der
zu buchen.                                                               Schweiz kennenzulernen.»

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Die Jahresgebühr für die persönliche Hotelcard beträgt                   LCH und die Hotelcard AG ist dieses Arrangement eine
95 Franken. Dank einer Kooperation des LCH mit                           Win-win-Situation. Mitglieder des LCH erhalten eine
der Hotelcard AG profitieren LCH-Mitglieder bei Neuab-                   grosszügige Reduktion auf die Kartengebühr; Hotelcard
schlüssen von attraktiven Rabatten auf die Jahres-                       AG fördert mit den Halbpreisangeboten den Tourismus,
oder Mehrjahresgebühr der Hotelcard. Neumitglieder                       indem die beteiligten Hotels die Auslastung ihrer freien
erhalten das Jahresabonnement für 60 Franken. Für                        Zimmerkapazitäten auch in eher schwach nachgefragten
die Zweijahres-Karte beträgt die Gebühr 110 anstatt                      Zeiten steigern.
165 Franken und für die Dreijahres-Karte 160 Franken
anstatt 235 Franken.                                                     Und so gehen Sie vor
                                                                         Unter www.hotelcard.com/LCH&partnerid=LCH bean-
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Aber es kommt noch besser: Wer bis zum 22. Dezember                      len telefonisch unter der Nummer +41(0)848 711 717.
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vergünstigten Hotelcard erhält man einen Gutschein                       Rabattcode «LCH» zu erwähnen.
für eine weitere Hotelcard gratis zum Weiterschenken.

                                                                                         HOTELCARD –
                                                                                         ERSTES HALBTAX FÜR HOTELS

                                                                                         Die Hotelcard AG mit Sitz in Thun wurde
                                                                                         2009 gegründet. Sie entwickelte welt-
                                                                                         weit das erste Halbtaxabonnement für
                                                                                         Hotels. Inhaber von Hotelcard-Abonne-
                                                                                         ments können in den angeschlossenen
                                                                                         Hotels zu bestimmten Zeiten zum
                                                                                         halben Zimmerpreis buchen. Mitglieder
                                                                                         des LCH profitieren von massiv ver-
                                                                                         günstigten Abogebühren für die Hotel-
                                                                                         card. Angebot unter www.LCH.ch/Für
                                                                                         Mitglieder/MehrWert LCH

Über 500 Hotels zum halben Preis mit der Hotelcard. Foto: Hotelcard AG

                                                                                                                                  9
LCH-Präsidentenkonferenz:Stopp dem Bildungsabbau Preisgekrönte Bündner Frühförderung - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 12 | 2015 ...
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Mit Allianzen gegen den
Bildungsklau
Text:             Der Bildung in der Schweiz wird massiv Geld entzogen. Dies schwächt
Doris Fischer
                  die Qualität und untergräbt die Attraktivität der Lehrberufe weiter.
Foto:             Eine Erhebung bei den Kantonalsektionen zeigt alarmierende Zahlen.
Eleni Kougionis
                  Die Präsidentenkonferenz des LCH in Luzern diskutierte mögliche
                  Gegenmassnahmen.

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AUS DEM LCH

Im Gegensatz zum abrupten Wetterwechsel vom 20./21.            Bei den bis 2018 geplanten Abbaumassnahmen in der Bildung
November – just an den Tagen der Präsidentenkonferenz          von mindestens 535 Millionen Franken wird der Löwen-
des LCH – kam die Schlechtwetterperiode in der Bildung         anteil von 254 Millionen bei den Unterrichtsbedingungen
schleichend. Zahlen zu den Bildungsausgaben zeigen, dass       abgezwackt und damit die Situation nochmals drastisch
die Kantone in den Jahren 2013, 2014 und 2015 Leistungen       verschlechtert, gefolgt von den Anstellungsbedingungen
im Wert von mindestens 265 Millionen Franken abgebaut          mit 240 Millionen. «Dies sind nur die gesicherten Zahlen;
haben. Bis zum Jahr 2018 sind weitere noch massivere Ein-      wir müssen aber befürchten, dass sie noch massiv höher
sparungen und Entlastungspakete geplant. Gute Gründe,          ausfallen werden», gab Franziska Peterhans zu bedenken.
diese Thematik zum Schwerpunkt der diesjährigen Präsi-         Damit nicht genug: In der Mehrheit der Kantone gibt es
dentenkonferenz in Luzern zu machen.                           neben Lohneinbussen auch Leistungsreduktionen in der
   Die Ausdrücke «Sparpakete» oder «Entlastungspa-             beruflichen Vorsorge.
kete», wie sie von der Politik und in den Medien meistens         Dabei wären solche Kürzungen gar nicht nötig, wenn
genannt werden, führen allerdings in die Irre. «Denn es        einerseits die Kantone nicht Steuergeschenke an Unterneh-
handelt sich um Abbaumassnahmen zu Lasten der Lehr-            men und vermögende Personen machen und andererseits
personen, der Kinder und der gesamten Schule», wie             ihre Finanzlage transparent gestalten würden. «Die Kantone
Zentralpräsident Beat W. Zemp im Eröffnungsreferat zur         sitzen auf vollen Kassen, denn die meisten haben mehr
Präsidentenkonferenz des LCH in Luzern richtigstellte.         Vermögen als ausstehende Verbindlichkeiten», zeigte Daniel
«Entlastungspakete sind für die Lehrerschaft nämlich           Lampart, Chefökonom und Sekretariatsleiter des Schwei-
Belastungspakete.»                                             zerischen Gewerkschaftsbunds SGB, auf. «Die Kantone
   Ausgerechnet der Kanton Luzern, Gastgeber der Ver-          budgetieren systematisch zu pessimistisch.»
sammlung des LCH, zählt zu den «sparwütigsten» in der
Schweiz, was den Bildungsbereich betrifft. Dieses Bild         Lange Liste konkreter Verschlechterungen
konnte und wollte der Luzerner Regierungsrat und Vor-          Die genannten Zahlen sind erschreckend – die konkreten
steher des Bildungs- und Kulturdepartements Reto Wyss          Einschränkungen im beruflichen Alltag der Lehrerinnen und
in seinem Grusswort denn auch nicht schönreden. Immer-         Lehrer, der Schülerinnen und Schüler sind es nicht minder.
hin versprach er, künftig für die Bildung einzustehen. Die     Zum Teil sind sie gar grotesk: Der Kanton Aargau beispiels-
Präsidentin der Gastgebersektion LLV Annamarie Bürkli          weise will auf den Halbklassenunterricht (ungebundene
befürchtet jedoch, dass dieser Wille zu spät kommt. Die        Lektionen) in der Primarschule verzichten; das heisst, eine
politischen Rahmenbedingungen hätten sich nach den Wah-        Teilung der Klassen in den Kernfächern wäre kaum mehr
len nicht zugunsten der Bildung verschoben, bemerkte sie.      möglich. «Die Betreuung der Kinder würde erschwert, eine
                                                               wirksame Integration verunmöglicht und die Belastung der
Grösster Abbau bei den Anstellungsbedingungen                  einzelnen Primarlehrpersonen weiter erhöht», konstatierte
Von «Beschädigung der Bildung» und «Kurzsichtigkeit            Franziska Peterhans. Weiter soll das Angebot «Deutsch als
anstatt Perspektiven» sprach Franziska Peterhans, Zentral-     Zweitsprache» reduziert werden, ebenfalls mit negativen
sekretärin LCH, in ihrem Referat und präsentierte konkrete     Auswirkungen auf Integration und Chancengerechtigkeit.
Zahlen. Diese hatte der LCH in einer Umfage unter den             Der Kanton Thurgau will gemäss einem neuen Para-
Mitgliedsorganisationen erhoben. Von 21 befragten Mitglied-    grafen im Schulgesetz «in besonderen Fällen Schülerinnen
sorganisationen des LCH meldeten 20 Sparmassnahmen in          und Schüler zum Besuch von Sprachkursen verpflichten
ihrem Kanton, die den Zeitraum 2013 bis 2018 betreffen.        und den Erziehungsberechtigten dafür und für allenfalls
   Die bereits beschlossenen Beträge belaufen sich auf         beizuziehende Dolmetscherdienste eine Kostenbeteiligung
mindestens 265 Millionen Franken. Dabei zeigt sich, dass       auferlegen», was Jürg Brühlmann, Leiter Pädagogische
die Anstellungsbedingungen (Klassengrösse, Unterrichtsab-      Arbeitsstelle LCH, als «krass verfassungswidrig» bezeichnete.
bau, Klassenentlastung, Förderangebote, Schulsozialarbeit,     Ausserdem wird an den Weiterbildungskosten, der Begabten-
Schulpsychologie, Schliessung von Klassen ...) mit 175 Mil-    förderung, an Timeout-Klassen, an der Sexualpädagogik usw.
lionen Franken weitaus am meisten belastet sind, gefolgt von   gespart. Der Kanton Luzern baut bei der Universität, bei
den Unterrichtsbedingungen mit 73 Millionen Franken. Auf       Hochschulen und der Pädagogischen Hochschule ab – die
die Kategorien Gebühren fallen 8 Millionen, auf Schulent-      Fachklasse Grafik will er gar schliessen. Den Musikschul-
wicklung 3,2 Millionen und weitere Einsparungen belaufen       lehrern wird der Lohn gekürzt und dafür die Lektionenzahl
sich auf über 5 Millionen.                                     angehoben.

                                                                                                                         11
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Im Kanton Bern betrifft der Abbau unter anderem die                                    kreative Lösungen gegen den Bildungsabbau und für eine
Begabtenförderung. Ausserdem soll die durchschnittliche                                nachhaltige Bildungsfinanzierung zu diskutieren. Nachfol-
Klassengrösse erhöht werden. Im Kanton Freiburg wird                                   gend ein paar prägnante Voten:
die Klassengrösse ebenfalls erhöht und die Klassenlehrer-
Entlastung auf der Sekundarstufe II schmilzt auf die Hälfte                            • «Mehr Lehrerinnen und Lehrer in politische Ämter –
zusammen. «Die Lehrpersonen werden noch mehr belas-                                      nicht nur in linke Parteien, sondern auch in die SVP.»
tet, Unterricht abzubauen ist leider salonfähig geworden!»,                            • «Allianzen schmieden mit anderen Interessengruppen –
konstatierte Franziska Peterhans.                                                        ganz wichtig auch mit Eltern»
   Mit dem Abbau von Unterricht (Fächern, Lektionen), der                              • «Wirksame Lobbying-Instrumente kreieren, auch
Zusammenlegung von Klassen, dem Abbau von Personal –                                     durch den LCH»
von Lehrpersonen und Personen von unterstützenden Fach-                                • «Einführung einer Bildungssteuer oder eines
stellen – und der Einstellung von billigem Hilfspersonal                                 Bildungsfonds»
steigt der Druck auf die verbleibenden Lehrpersonen. Für                               • «Verbände sollen klare Botschaften in die Regionen
die individuelle Förderung, für die Integration von Kindern                              tragen und junge Lehrpersonen, auch nicht verbands-
mit speziellen Bedürfnissen bleibt weniger Zeit; Chancenge-                              gebundene, für die Anliegen sensibilisieren»
rechtigkeit wird zur Farce. «Diese negativen Entwicklungen                             • «Verbandshaltung besser an die Mitglieder
mindern die pädagogische Qualität und demotivieren die                                   kommunizieren»
Lehrerinnen und Lehrer», betonte Jürg Brühlmann, Leiter                                • «Steuererhöhungen»
Pädagogische Arbeitsstelle LCH.                                                        • «Zeigen, welchen volkswirtschaftlichen Nutzen ein
   «Dagegen wehrt sich der LCH und will vermehrt die                                     Franken Einsatz in der Bildung bringt»
Öffentlichkeit auf die Folgen der problematischen Entwick-
lung aufmerksam machen», erklärte Franziska Peterhans.                                 Anregung genug, um beim anschliessenden Apéro und
Den «Aufstand» probten die Präsidentinnen und Präsidenten                              Nachtessen das eine oder andere Votum zu vertiefen. n
in Luzern bereits mit einem kurzen Aufstehen und unterstüt-
zendem Applaus für die kämpferischen Worte der Zentralse-
kretärin und Präsidentin der Standespolitischen Kommission.                            Weiter im Netz
                                                                                       Referate, interaktive Karten zu den Abbaumassnahmen in den
                                                                                       Kantonen und weitere Dokumente finden sich unter www.LCH.ch
Ideen aus dem World-Café
Anschliessend an die Referate hatten die Präsidentinnen
und Präsidenten Gelegenheit, im «World-Café» in Gruppen

                                                                                                                Abbaumassnahmen bekannt,
                                                                                                                konkrete Zahlen vorhanden

                                                                                                                Abbaumassnahmen bekannt,
                                                                                                                keine konkreten Zahlen vorhanden

                                                                                                                Zürich: Konkrete Abbaumassnahmen
                                                                                                                noch unbekannt. Gemäss Angaben
                                                                                                                der Zürcher Bildungsdirektion müssen
                                                                                                                2016 bis 2019 jährlich insgesamt
                                                                                                                49 Millionen gespart werden.

                                                                                                                Keine Abbaumassnahmen

                                                                                                                Keine Daten erhoben

Unterrichtsabbau in den Kantonen für die Jahre 2013 bis 2018. Grafik: Tages-Anzeiger

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Bildungsqualität hochhalten!
Im zweiten Teil der Präsidentenkonferenz LCH verabschiedeten die Spitzen der Mitglieds-
organisationen ein Positionspapier gegen die Erhöhung der Klassengrössen und einen
Kriterienkatalog für eine erfolgreiche Umsetzung der Schulischen Integration. Die Teilnahme
an den «Swiss Education Days» stiess auf grosse Zustimmung.

Gegen Erhöhung der                                  noch mehr Burnoutfolgen und zum Verlust              zur integrativen Schulung führt zu einer
                                                    teuer ausgebildeter Berufspersonen.                  Vielfalt von Systemen und Modellen. Wie
Klassengrössen                                         Der LCH fordert, dass keine Erhöhung              erfolgreich die Integration tatsächlich ist,
Der Steuerwettbewerb in vielen Kanto-               der durchschnittlichen Klassengrössen                hängt stark vom kantonal ausgearbeiteten
nen führt zu Abbaumassnahmen in der                 umgesetzt wird. Zudem sollen die Ressour-            Konzept, von den zur Verfügung stehenden
Bildung. Eine Massnahme, die derzeit vie-           cen für die Regelklassen an den Sozialindex          Ressourcen und der zentralen Rolle der
lerorts diskutiert wird, ist die Erhöhung           und die Anzahl der zu integrierenden Kin-            Schulleitungen ab.
der Richtzahlen oder der maximalen                  der pro Jahrgang gebunden und den Schu-                 In vielen Kantonen ist die Situation
Klassengrössen.                                     len pauschal zugeteilt werden. Dadurch               nach wie vor nicht zufriedenstellend. Ein-
   Die Klassengrösse steht aber in einem            können lokale Lösungen mit Halbklassen,              führungsklassen wurden abgeschafft, um
unmittelbaren Zusammenhang mit der                  Teamteaching, Lernräumen, Assistenzper-              so den Weg für die integrative Förderung
zeitlichen und psychosozialen Belastung             sonal, Niveaus, Wahl- und Freifächern etc.           zu ebnen. Die Ressourcen für eine seriöse
von Lehrpersonen. Es ist unbestritten,              bedarfsgerecht genutzt und transparent               Umsetzung fehlen aber vielerorts. «Wenn
dass die Mehrarbeit mit jedem zusätz-               ausgewiesen werden.                                  Integration falsch gemacht wird, zahlen die
lichen Kind in der Klasse steigen wird.                Das Positionspapier mit der ausführ-              Schwächsten die Zeche», warnte Marion
Lernberatung, Korrekturarbeiten, Erstel-            lichen Begründung inklusive Forderungen              Heidelberger, Vizepräsidentin LCH. Eine
lung der Zeugnisse, Elterngespräche und             wurde an der Präsidienkonferenz verab-               erfolgreiche schulische Integration von
andere Arbeiten werden mehr Zeit benö-              schiedet und ist unter www.LCH.ch/pub-               Kindern und Jugendlichen hänge von einer
tigen. Mit jedem Kind mehr in der Klasse            likationen/positionspapiere abrufbar.                Vielzahl von Faktoren auf allen Ebenen des
sinkt gleichzeitig die im Unterricht zur                                                                 Systems ab und nicht allein von finanziel-
Verfügung stehende Zeit pro Kind. Das                                                                    len Ressourcen.
Beziehungsangebot für das einzelne Kind             Bewertungsinstrument                                    Der LCH hat deshalb ein Bewertungs-
nimmt daher ab. Die Erhöhung der Klas-                                                                   instrumentarium erarbeitet, das eine
sengrössen führt deshalb unwiderruflich
                                                    für Schulische Integration                           Standortbestimmung der Schulischen
zum Abbau der Bildungsqualität und zu               Die neue Hoheit der Kantone über die                 Integration ermöglicht. Konkret handelt
einer Überbelastung der Lehrpersonen, zu            Umsetzung der gesetzlichen Grundlagen                es sich um einen Kriterienkatalog, der für

In ihrem Referat zu den Abbaumassnahmen im Bildungssektor liefert Franziska Peterhans, Zentralsekretärin LCH, konkrete Zahlen und harte Fakten.
Fotos: Eleni Kougionis

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12 | 2015
AUS DEM LCH

die Ebenen Aus- und Weiterbildungsins-        Ausbildner in der Praxis sind und auch als
titution, Bund, Kanton, Gemeinde, Schule      solche wahrgenommen werden», betont
und Unterricht Bedingungen auflistet, die     Jürg Brühlmann, Leiter Pädagogische
für eine erfolgreiche Umsetzung der schu-     Arbeitsstelle LCH.
lischen Integration ausschlaggebend sind:        Obschon die Anstrengungen bislang
«Der Kanton steuert die Integration durch     ohne Erfolg blieben, wird sich der LCH
ein für alle verbindliches Rahmenkonzept.     weiterhin für die Erreichung des Ziels ein-
Dabei strebt er an, einen Teil der in der     setzen. Dafür hat sich eine grosse Mehr-
Sonderschule gebundenen Ressourcen in         heit der Präsidentinnen und Präsidenten
die Regelschule umzulagern», «die Schul-      ausgesprochen.
gemeinde stellt die notwendigen zeitlichen
und personellen Ressourcen für die schul-
interne Weiterbildung und Beratung zur
Verfügung» und «die Schuleinheit verfügt
                                              Swiss Education Days 2016
über ein Leitbild mit der Zielorientierung    Seit Juni 2015 ist bekannt: Die beiden
der Integration und ein schuleigenes, päd-    bedeutendsten Bildungsmessen der
agogisches Konzept für die Umsetzung des      Schweiz finden im kommenden Jahr vom
kantonalen Rahmenkonzepts» sind drei          8. bis 10. November 2016 erstmals in Bern
wichtige Kriterien des Gesamtkatalogs.        statt. Veranstalter ist die Bernexpo Groupe.
    Sämtliche von den Präsidentinnen und      Für den Standort Bern sprechen die gute
Präsidenten verabschiedeten «Kriterien        Infrastruktur, die Nähe zur Politik, zu den
zur Standortbestimmung für die schuli-        Bildungsinstitutionen und zur Romandie.
sche Integration von Kindern und Jugend-         Der Umzug nach Bern bringt auch
lichen mit besonderem Bildungsbedarf»         einige markante Neuerungen mit sich:
sind unter www.LCH.ch/publikationen/          So wird die Schweizer Bildungsmesse in
downloads abrufbar.                           Bern unter der neuen Marke «Swiss Edu-
                                                                                                   FOTO FRANZISKA
                                              cation Days» geführt. Analog dazu wird
                                              die internationale Bildungsmesse «World              PETERHANS
Weiterbildung für Praxis-                     Education Days» heissen.
                                                 Mit dem Ortswechsel wird neu auch
lehrpersonen: Wie weiter?                     eine zweitägige, internationale Fachkonfe-
Der LCH setzt sich seit längerer Zeit         renz, die «World Education Conference»,
für eine schweizweite Anerkennung von         lanciert. Sie bildet eine Plattform für hoch-
bestimmten Weiterbildungen zur För-           karätige Referentinnen und Referenten.
derung einer verlässlichen Laufbahnent-          Der LCH zählte zu den langjährigen
wicklung ein. Sie erhöhen die Attraktivität   Partnern der Bildungsmesse. Die an der
des Berufs und fördern die Professionali-     Konferenz vom 21. November angeregte
sierung. Bisher gibt es die von der EDK       Debatte über die Zukunft des LCH-Messe-
anerkannten Weiterbildungen zur Schul-        standes mündete schliesslich in ein überaus
leitung oder Schulischen Heilpädagogik        deutliches Ja zur Fortführung des LCH-
(SHP). Eine glaubwürdige Laufbahnpolitik      Auftrittes an den Swiss Education Days
braucht aber weitere anerkannte Weiter-       und damit auch zu einer Genehmigung der
bildungen. Gerade für Lehrpersonen mit        für das Verbandsjahr 2015/16 budgetierten
längerfristigen Perspektiven im Beruf sind    Kosten. Franziska Peterhans, Zentralse-
sie von hoher Relevanz.                       kretärin LCH, rief die Präsidentinnen und
    Die Lehrer- und Schulleitungsverbände     Präsidenten auf, mögliche Themen- und
LCH, SER, VSLCH und CLACESO haben             Programmvorschläge bis spätestens 20.
sich daher für eine schweizweit anerkannte    Dezember 2015 schriftlich mitzuteilen. n
Weiterbildung für Praxislehrpersonen stark
gemacht und die EDK ersucht, die Wei-         Belinda Meier
terbildung zu zertifizieren. Durch eine
überkantonale Anerkennung würde sie
professionalisiert und aufgewertet. «Ziel
ist es, dass Lehrpersonen kompetente
und qualifizierte Ausbildnerinnen und
                                                                                              Referate, Gruppendiskussionen, Brainstorming,
                                                                                              Pausengespräche – an der Präsidentenkonferenz
                                                                                              drehte sich alles um den Abbau in der Bildung.
                                                                                                                                         15
Weiterbildung und beratung

                                       CAS Bildung und
                                       Betriebswirtschaft
                                       Wollen Sie ihren Freiraum als Schulleiterin, Schullei-
                                       ter in Zeiten knapper werdenden ressourcen wirksa-
                                       mer nutzen?
                                       ihr Mehrwert aus diesem lehrgang:
                                       – Sie argumentieren in Finanzfragen überzeugend.
                                       – Sie kommunizieren zielführend und positionieren
                                         ihre Schule bewusst.
                                       – Sie leben und messen die Qualität ihrer Schule.

                                       phzh.ch/cas
Weiterbildungsangebote

Beratung und Qualitäts-
management
Sie sind eine erfahrene Beratungs-
person und möchten Ihr Wissen und
Ihre Erfahrungen vertiefen und sys-
tematisieren? Oder Sie suchen nach
weiteren Qualifikationen für Ihre
Führungsfunktion in der Schule? In
unserem Programm finden Sie fach-
liche Angebote, wie Zertifikatslehr-
gänge (CAS) und Weiterbildungs-        Zertifikats-
master (MAS) in
– Grundlagen der Einzelberatung        lehrgänge 2016
– Beratung von Gruppen und Teams –
  Teamentwicklung
– Führungscoaching – Settings          CAS Heilpädagogisches Lerncoaching
  der Einzelberatung
– Change Management –                  CAS Heilpädagogische Institutionen
  Organisationsberatung                leiten und entwickeln
– Beratungsansätze und integratives
  Beratungskonzept                     CAS Kinder mit geistiger Behinderung
– Schulleitung                         in der Regelschule
– Aufbau und Weiterentwicklung
  eines schulinternen Qualitäts-       CAS Integration von Schülerinnen
  managements                          und Schülern mit Verhaltensstörungen
– Bildungsevaluation
– Change Management im Schul-          CAS Start strong!
  bereich                              Heilpädagogik in der Eingangsstufe 4–8

                                       Alle Details unter: www.hfh.ch, wfd@hfh.ch
Info-Märkte
 7. Januar 2016 in Brugg-Windisch
14. Januar 2016 in Solothurn

Institut für Weiterbildung
und Beratung
www.fhnw.ch/ph/iwb/kader
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BILDUNGSNETZ

Digitale Demenz?
Digitale Kompetenz!
Wie soll die Schule mit Digitalisierung umgehen? Welche Folgen hat der
Übergang von der Informations- zur Wissensgesellschaft für das Lernen?
Solchen Fragen geht das Buch «Digitale Kompetenz» auf den Grund.

Über Digitalisierung nachdenken und die         und sich im gesellschaftlichen und priva-               Wann macht Luft krank? Wie beeinflusst
Schlussfolgerungen ausschliesslich auf          ten Umfeld selbstbestimmt bewegen zu                    meine Heizung den Wintersmog? Wie sau-
Papier drucken – das wäre anachronistisch,      können». Das ist nicht wenig. So gehören                ber ist die Luft in der Schweiz? Zu jeder
antiquiert. In diese Falle tappen die beiden    für Hartmann und Hundertpfund Berei-                    dieser Fragen können Lehrpersonen auf
Autoren und Fachdidaktiker Werner Hart-         che wie «Kritisches und flexibles Denken»,              ein Dossier mit inhaltlichen und didakti-
mann und Alois Hundertpfund nicht; im           «Informelles und selbstbestimmtes Ler-                  schen Hilfestellungen zurückgreifen.
Gegenteil. Sie haben ihr im HEP-Verlag          nen», «Umgang mit sozialer oder kultu-                     Die Arbeit der Schülerinnen und Schü-
erschienenes Buch «Digitale Kompetenz»          reller Heterogenität» oder «Kreatives und               ler baut auf vier Elementen auf: Lern-
um eine informative Website erweitert.          produktives Denken» ebenfalls zur digita-               journal, Lernwebsite, Experimente und
Lesen und Vertiefen bewegt sich fliessend       len Kompetenz – alles Themen, die man                   weitere Infoquellen im Internet. Als Leit-
zwischen Papier und Display hin und her.        im Schulalltag bereits kennt und genau                  faden dient ein klassisches Lernjournal mit
Auch begehen sie nicht den Fehler, in           das Gegenteil der vom deutschen Hirnfor-                Arbeitsblättern und Aufträgen, die in Form
abstrakten Modellen zu beschreiben, wie         scher und Bestsellerautor Manfred Spitzer               von PDF zugänglich sind. Einstiegspunkt
die digitalisierte Schule eigentlich ausse-     beschworenen «digitalen Demenz».                        in die Themen bildet die Lernwebsite mit
hen müsste oder was digitale Kompetenz             In erster Linie für die Sekundarstufe II             einem interaktiven Schaubild, das eigent-
                                                gedacht, schafft «Digitale Kompetenz»                   liche Herzstück des Luftlabors. Schönes
                                                auch für die Mittel- und Oberstufe eine                 Detail: Das Schaubild passt sich den Jah-
«Die Autoren begehen nicht                      Basis zum Nachdenken über digital kom-                  reshälften an und führt saisonale Fragen
den Fehler, in abstrakten                       petenten Unterricht.                                    zur Luftqualität auf. Da das Luftlabor nicht
                                                                                                        den Anspruch erhebt, ein geschlossenes,
Modellen zu beschreiben, wie                    Abheben mit dem Luftlabor                               umfassendes Lehrmittel zu sein, werden
die digitalisierte Schule                       Wie ein digital kompetentes, zeitgemässes               die Schülerinnen und Schüler aktiv dazu
                                                Lernangebot aussehen kann, zeigt das Pro-               angeleitet, weiterführende Informationen
aussehen müsste. Vielmehr                       jekt «Luftlabor», das seit Mitte November               im Internet zu erschliessen. Die Bear-
greifen sie Entwicklungen im                    online ist. Angeführt vom Bundesamt für                 beitung aller Leitfragen im Unterricht
                                                Umwelt BAFU haben sich namhafte Part-                   beansprucht je nach Tiefe 12 bis 16 Lek-
Alltag auf und übertragen                       ner wie die Schweizerische Metall-Union,                tionen. n
diese auf schulisches Lernen.»                  die Lungenliga oder die Kantone am «Luft-
                                                labor» beteiligt. Ausgangspunkt ist ein                  Adrian Albisser
                                                interaktives Schaubild, das zu sechs Fra-
bedeutet. Vielmehr greifen die Autoren          gen führt: Ist Luft ein Lebensmittel? Darf               Weiter im Netz
Entwicklungen im Alltag auf und über-           ich bei Sommersmog noch Sport treiben?                   www.digitale-kompetenz.ch
tragen diese auf schulisches Lernen. So         Was hat ein Rasenmäher mit Krebs zu tun?                 www.luftlabor.ch
kommen in einem Kapitel ortsunabhän-
giges Arbeiten und virtuelles Teamwork
zur Sprache. Lernende können mit Hilfe
von Google Drive oder Skype erleben,
wie man Projekte gemeinsam durchführt,
ohne alles von Angesicht zu Angesicht zu
besprechen und zu organisieren.
   Praxisrelevant machen das Buch insbe-
sondere die Rubriken «Was heisst das für
die Schule?», «Wie macht die Schule das?»
und «Was muss ich wissen und können?».
Wer jedem der zehn Kapitel einen Input
entnimmt und im Unterricht ausprobiert,
entwickelt einen anderen Blick auf digital
kompetenten Unterricht und baut sein
Handlungsinstrumentarium aus.
   Digitale Kompetenz – diesen Begriff
fassen die beiden Autoren weit, wohl
etwas gar weit. Sie umschreiben ihn als
die Fähigkeit, über die «man in einer digital
geprägten Gesellschaft verfügen muss, um
am Arbeitsmarkt erfolgreich teilnehmen
                                                Lebensmittel Luft. Das digitale Lernangebot «Luftlabor» ist seit November online. Illustration: LerNetz

                                                                                                                                                          17
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Zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe –
das sagt die Forschung
Eine systematische Auswertung relevanter und belastbarer Forschungsarbeiten ergibt: Der Entscheid über die
verschiedenen Wege der Fremdsprachenvermittlung in der Schule ist und bleibt ein politischer.

Mehr als eine Fremdsprache lernen,                    gelernt werden sollen, mit welcher Fremd-             und Experten nach einer vorgegebenen
Fremdsprachen früh lernen, zuerst die                 sprache soll man beginnen? Wie gross soll             Kriterienliste die Forschungsarbeiten ein-
andere Landessprache lernen – oder                    das Intervall zwischen dem Start des Erler-           zeln beurteilen. Anders als bei einer her-
doch nicht? Selten sind Bildungsthemen                nens der ersten und der zweiten Fremd-                kömmlichen Literaturanalyse werden hier
so umstritten, wie wenn es um das Fremd-              sprache sein? Überfordert das gleichzeitige           nur jene Arbeiten berücksichtigt, die die-
sprachenlernen in der Schule geht. Immer              Erlernen mehrerer Fremdsprachen die                   sen Qualitätssicherungsprozess überstehen.
häufiger verweisen die Anhänger der einen             Schülerinnen und Schüler? Fördert das                 Dies führt häufig zu ziemlich anderen Aus-
oder anderen Position auf spezifische                 Erlernen einer Fremdsprache auch das                  sagen, als wenn einfach jegliche Forschung –
Forschungsarbeiten oder generell auf die              Erlernen einer weiteren? Diese und einige             unabhängig von ihrer Qualität – in den
Forschung, um ihrer Meinung Nachdruck                 andere Fragen waren der Startpunkt der                politischen Prozess einfliesst. Das ist auch
zu verschaffen. Aber wie genau steht es               vorliegenden Systematic Review.                       der Grund, weshalb zu diesen bildungspo-
mit der Forschungsevidenz in Sachen                                                                         litisch heiss umstrittenen Fragestellungen
Fremdsprachenlernen?                                  Warum eine Systematic Review?                         eine Systematic Review in Auftrag gegeben
    Um das herauszufinden, hat die Koor-             Systematic Reviews sind standardisierte                worden ist.
dinationskonferenz Bildungsforschung                 Verfahren, den Forschungsstand zu einer
(CORECHED) von Bund und Kantonen                     bestimmten Frage aufzuarbeiten. Von                    Viele Publikationen, wenig Forschung
zum zweiten Mal eine sogenannte Syste-               herkömmlichen Literaturanalysen unter-                 Die systematische Suche nach Literatur
matic Review beim Danish Clearing House              scheiden sich solche Reviews vor allem                 zu den erwähnten Themen förderte über
der Universität Aarhus in Auftrag gegeben,           in zwei wichtigen Punkten. Erstens wird                7000 Titel zutage. Von dieser eindrückli-
deren Ergebnisse nun vorliegen (siehe Dis-           nach einem festgeschriebenen Verfahren                 chen Zahl an Publikationen blieben am
segaard et al. 2015).                                systematisch nach einschlägiger Literatur              Ende eines langen Analyseprozesses aber
    Die Systematic Review zum Thema                  gesucht, so dass nahezu ausgeschlossen                 nur gerade 70 Studien übrig, das heisst
Fremdsprachenlernen wurde deshalb                    werden kann, dass öffentlich verfügbare                weniger als ein Prozent.
in Auftrag gegeben, weil sich die mehr-              Forschungsinformationen nicht berück-                     Was erklärt den riesigen Schwund an
sprachige Schweiz bezüglich des Fremd-               sichtigt werden. Der Suchprozess wird                  Arbeiten? Einerseits enthalten nicht alle
sprachenlernens in einer ganz anderen                schriftlich festgehalten, so dass Forschende           Arbeiten, die mittels Stichwortsuche gefun-
Situation befindet als das Gros der Länder.          ihn zu einem späteren Zeitpunkt bei Bedarf             den wurden, auch tatsächlich weiterfüh-
In der Schweiz genügt es nicht, neben der            replizieren könnten.                                   rende Ergebnisse zu den Themen, wie man
Schulsprache nur Englisch zu lernen. In                 Zweitens wird die gefundene For-                    dies aufgrund der Stichworte hätte ver-
dieser Situation stellen sich viele Fragen,          schungsliteratur sortiert und nach ihrer               muten dürfen. Ebenso oft kommt es aber
die sich beim Erlernen nur einer Fremd-              Relevanz für die gewählte Fragestellung                vor, dass die gefundenen Publikationen –
sprache nicht stellen würden. Sollen die             und Qualität beurteilt. Letzteres geschieht            obwohl fast alle in wissenschaftlichen Zeit-
Fremdsprachen gleichzeitig oder sequen-              ebenfalls nach einem standardisierten Ver-             schriften erschienen – tatsächlich gar keine
tiell gelernt werden? Falls sie sequentiell          fahren, bei welchem externe Expertinnen                Forschung darstellen. Häufig handelt es

            ry                                                                                 y
Country/countries                                         Number of studies
Sweden                                                            4                                       Publication year
                                                                                  16                                              15
Canada                                                            5
                                                                                  14
USA                                                               1
                                                                                  12
Germany                                                           3                                                                                   10
                                                                                  10                                                        9
The Netherlands                                                   2
                                                                                   8
Spain, Catalonia                                                  9                                                     5
                                                                                   6
Switzerland                                                       3
                                                                                   4
Spain, Basque Country                                            14                                            2
                                                                                   2       1         1
Austria                                                           1                0
Grand Duchy of Luxembourg                                         1                    1980 1984 1985 1989 1990 1994 1995 1999 2000 2004 2005 2009 2010 2014
N = 43                                                                           N = 43

Von den 43 qualitativ belastbaren Studien, die für die Systematic Review berücksichtigt wurden, stammen die meisten aus Spanien. Drei Viertel der Studien
sind zwischen 2000 und 2014 publiziert worden. Grafiken: Systematic Review

18
12 | 2015
BILDUNGSFORSCHUNG

sich um Meinungsaufsätze oder im besten         potenziellen Forschungserkenntnisse             Eindeutige Schlussfolgerung
Fall um die Beschreibung von Ergebnissen        schon sehr stark ein.                           So enttäuschend die Ausbeute aus der
anderer Forscher, d. h. nicht um eigene             Eine Folge daraus ist, dass beispiels-      Analyse sämtlicher qualitativ belastbaren
genuine Forschungsarbeiten.                     weise über eine bestimmte Reihenfolge           Forschung zum Fremdsprachenlernen
   Von den 70 Arbeiten blieben nach             von Fremdsprachen keine Aussage                 auch sein mag, diese Systematic Review
Abzug von Mehrfachpublikationen dersel-         gemacht werden kann. Ist es nun besser,         erlaubt doch eine eindeutige Schlussfolge-
ben Forschungsergebnisse und Ausschlies-        mit Französisch zu beginnen und dann            rung: Wer für eine spezifische Reihenfolge
sen der qualitativ ungenügenden Aufsätze        Englisch zu lernen, oder umgekehrt? Man         der Fremdsprachen oder für das Verban-
noch 43 qualitativ belastbare Studien übrig.    mag dazu eine persönliche Meinung haben,        nen des Erlernens der zweiten Fremdspra-
Vergleicht man die Literaturliste der 70 Stu-   aber Forschungsevidenz, die in die eine         che aus der Primarschule plädiert, muss
dien mit den 43 zurückbehaltenen Studien,       oder andere Richtung weist, gibt es nicht.      sich andere Argumente als Forschungs-
dann ist es für die schweizerische Diskus-      Der Entscheid bleibt ein bildungspoliti-        ergebnisse suchen. n
sion nicht nur interessant, zu sehen, welche    scher, der auf politischen Werten beruht
                                                und nicht mit Forschung begründet wer-          Stefan Denzler und Stefan C. Wolter,
                                                den kann.                                       Schweizerische Koordinationsstelle für
«Oft kommt es vor, dass die                         Hingegen kann gesagt werden, dass           Bildungsforschung SKBF
gefundenen Publikationen –                      sich gute Kenntnisse in der Schulspra-
                                                che und der ersten Fremdsprache positiv
obwohl fast alle in wissen-                     auf den Spracherwerb in einer zweiten           Weiter im Text
schaftlichen Zeitschriften                      Fremdsprache auswirken. Die Tatsache,           Dissegaard, C. B., et al. (2015). A systematic
                                                                                                review of the impact of multiple language
                                                dass sich das Erlernen einer Fremdspra-
erschienen – tatsächlich gar                    che positiv auf den Erwerb einer zweiten
                                                                                                teaching, prior language experience and
                                                                                                acquisition order on students’ language
keine Forschung darstellen.                     Fremdsprache auswirkt, sagt allerdings
                                                                                                proficiency in primary and secondary school.
                                                noch nichts darüber aus, ob es besser ist,
Häufig handelt es sich                          mit dem Erwerb der zweiten Fremdspra-
                                                                                                Copenhague: Danish Clearinghouse for
                                                                                                Educational Research.
um Meinungsaufsätze oder                        che praktisch zeitgleich zu beginnen oder
                                                ihn hinauszuschieben.
im besten Fall um die                               Die Befunde der Studien, die keine          Weiter im Netz
Beschreibung von Ergebnissen                    generelle Überforderung der Schülerin-          Unter www.coreched.ch kann der vollstän-
                                                nen und Schüler beim gleichzeitigen Erler-      dige Bericht kostenlos heruntergeladen
anderer Forscher.»                                                                              werden.
                                                nen mehrerer Fremdsprachen feststellen,
                                                sprechen nicht für ein langes Aufschieben.
Studien übrig bleiben, sondern auch, wel-       Eher für ein Verschieben sprechen ober-
che ausgeschieden wurden, da sich gerade        flächlich betrachtet jene Studien, die bei
unter den letzteren Studien befinden, die in    den später Lernenden einen etwas schnel-
der hiesigen Diskussion zu Fremdsprachen        leren Lernfortschritt feststellen. Allerdings
prominent auftauchen.                           ist dieser Befund nicht überraschend, da
                                                ältere Schülerinnen und Schüler Fremd-
Was lässt sich aussagen und was nicht?          sprachen auf der Basis eines viel breiteren
Die systematische Aufarbeitung der For-         Wissensstands in der Erst- und Zweitspra-
schung zum Fremdsprachenlernen zeigt            che erlernen und weil sie auch ausserschu-
zuallererst, dass zu vielen Themen gar          lisch das eine oder andere schon gelernt
keine oder zu wenig Forschung existiert,        haben werden.
als dass sich jemand für seinen Standpunkt          Höheres Lerntempo wäre übrigens bei
auf Forschung berufen könnte. Das hat           älteren Schülerinnen und Schülern wohl
vor allem damit zu tun, dass Forschende         in jedem Schulfach zu erwarten; deswegen
nur existierende Modelle des Fremdspra-         würde aber niemand auf die Idee kommen,
chenlernens untersuchen und evaluieren          mit dem Mathematikunterricht bis in die
können und dürfen. Mit anderen Worten,          7. Klasse zuzuwarten. Die von der For-
was real nicht als Modell existiert, dessen     schung leider nicht beantwortete Frage lau-
Wirkung kann auch nicht untersucht wer-         tet vielmehr, ob eine verkürzte Lerndauer
den. Da es – wie eingangs erwähnt – nur         selbst bei etwas schnellerem Lerntempo
wenige Länder gibt, in denen mehrere            überhaupt noch zulässt, sich die erforder-
Fremdsprachen gleichzeitig unterrichtet         lichen Grundkenntnisse in einer zweiten
werden, schränkt dieser Umstand die             Fremdsprache anzueignen.

                                                                                                                                          19
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