Begabungsförderung Der Weg zum Konzept, das Konzept und was daraus geworden ist - Friedrich-Schiedel-Stiftung
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Begabungsförderung Der Weg zum Konzept, das Konzept und was daraus geworden ist Personalität. Spiritualität. Solidarität. Universalität.
Inhaltsverzeichnis Geleitwort 5 4. Das Ziel der Schulentwicklung: integrative Begabungsförderung 55 Einleitung 7 5. Weiterführung des Projekts Begabungsförderung: konkrete Schritte 57 Grundlagen Begabungsförderung I. Der Profilprozess ab dem Jahr 1997 11 Mentorielle Lernbegleitung 1. Profilentwicklung im Orden 11 IV. Begabungsförderung konkret: Entwicklungen 61 2. Schritte der Profilentwicklung: 1. Das Tandemprojekt 61 „Beschreiben heißt verändern“ 13 2. Aus Konflikten lernen 3. Schritte der Profilentwicklung: Das Profil herausarbeiten 15 Supervisions-Teams als Lernfeld für pädagogisch 4. Begabte auch noch fördern? förderliche Peer-Beziehungen 66 Ein Zwischenbericht zur Begabtenförderung 16 3. Mentoring bewusst machen Ressourcenorientierte Schülersprechstunde in Konzeptionelle Schärfung Klasse 8 mit ZRM und PSI-Theorie 72 II. Erfahrungen in den Projekten der Begabungsförderung 19 Ausblick 76 1. „Junge Talente zeigen ihr Können“ 19 2. Interviews: Das Besondere der Projekte Literaturliste 78 der Begabungsförderung 20 3. Begegnung mit dem Literaturpreisträger Ehrhart Neubert 22 4. Begabungsförderung: Von Anfang an dabei 24 5. Erlebnispädagogik: „Kopf, Herz und Verstand“ 28 6. Eine Rückblende über außerschulische Aktivitäten am Salvatorkolleg 33 III. Konzept für die Begabungsförderung am Salvatorkolleg ab 2014 35 1. Einleitung 35 2. Erfahrungen – Rückblick 36 3. Grundlegung 46 4 3
Geleitwort Geleitwort zum Sonderheft Vielmehr soll möglichst vielen Schülern die Begabungsförderung Chance eröffnet werden, ihr eigenes Lei- stungspotential zu erkennen und zu entwi- Was sind die Motive von Stiftern? Im Fall ckeln. Über die Vehikel der begabungspsycho- Friedrich Schiedels ergaben sie sich aus sei- logischen Lernbegleitung und die mentorielle nem persönlichen Lebensweg. Neben der Begleitung durch überaus engagierte Lehr- Förderung der Wissenschaften lag Friedrich kräfte, die sich mittlerweile auf die gesamte Schiedel vor allem auch am Herzen, jungen Breite der schulischen Arbeit auswirken, Menschen den Weg zu einem selbstbestimm- wurden und werden die richtigen Ansätze ten, erfolgreichen Leben zu ebnen. So steht es gefunden. Dieser Erfolg war auch der Grund in seiner Stiftungssatzung, und es war und ist dafür, dass die Friedrich-Schiedel-Stiftung die eine wunderbare Fügung, dass mit dem Pro- Förderung des Projekts noch einmal deutlich jekt der Begabungsförderung am Salvatorkol- verlängert hat, um seine Nachhaltigkeit zu leg seit 2004 ein sehr erfolgreicher Weg ge- gewährleisten. Die Tatsache, dass das Salva- funden wurde, dieses Anliegen umzusetzen. torkolleg im Jahr 2018 als bundesweit erste Ganz bewusst wird nicht als Ziel vorgegeben, Schule zum Kompetenzzentrum für Lernbe- einer elitären Zahl von Schülern zu noch bes- gleitung ernannt worden ist, unterstreicht die seren schulischen Leistungen zu verhelfen. Richtigkeit dieser Entscheidung. Dr. Reinhard Dörfler Dietrich von Buttlar 2. Vorsitzender der Friedrich-Schiedel-Stiftung Ursula Schiedel im Gespräch mit 1. Vorsitzender der Friedrich Schiedel-Stiftung und Vorsitzender des Projektbeirats D. v. Buttlar und R. Dörfler. 4 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 5
Einleitung Einleitung mit der Möglichkeit an die Schule herantrat, An diesem Punkt der Entwicklung wurde eine Begabungsförderung in Bad Wurzach zu schnell klar, dass eine gründliche Weiterbil- Als im Schuljahr 2004/2005 die von der etablieren, stieß dies nicht nur auf offene Oh- dung der beteiligten Lehrpersonen nötig ist. Friedrich-Schiedel-Stiftung geförderte und ren, sondern auch auf eine Schule, die sich des Diese wurde in mehreren Durchläufen und dadurch ermöglichte Begabungsförderung eigenen Profils bewusst war und dieses Profil mit einer großen Zahl von Lehrerinnen und am Gymnasium Salvatorkolleg begann, hatte verfolgte. Von daher war von Anfang an klar, Lehrern durchgeführt. die Schule bereits einen längeren Profilbil- dass auch die Begabungsförderung am Sal- dungsprozess durchlaufen. Der Zeitpunkt für vatorkolleg bei der Persönlichkeitsförderung Die Begabungsförderung am Salvatorkol- den Start der Begabungsförderung war des- ansetzte. Mit besonderen Programmen konn- leg, die eng mit dem Schulprofil verbunden halb ideal. ten jetzt Schülerinnen und Schüler gefördert ist, hat auch direkte Rückwirkungen auf die werden, die eine besondere Begabung und Schule genommen. Die äußerst positiven Seit 1997 hatte sich die Schule gemeinsam besondere Interessen zeigten. Bei ihnen sollte Erfahrungen mit unterschiedlichen Formen mit der Ordensgemeinschaft der Salvatori- der Aspekt der Verantwortungsübernahme der mentoriellen Begleitung haben dazu aner, die damals noch alleiniger Schulträger noch mehr im Fokus stehen. geführt, solche Formen auch im „Regelschul- war, auf den Weg gemacht, das Profil der betrieb“ einzuführen und in einem inzwi- Schule zu beschreiben und auf diese Weise Von Anfang an waren die Projekte so angelegt, schen erstellten Curriculum der mentoriellen auch zu schärfen. Das Ergebnis dieses Pro- dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für Begleitung am Salvatorkolleg zu etablieren. zesses, an dem Ordensgemeinschaft, Lehrer, den Erfolg selbst die Verantwortung über- Damit war klar, dass die Begabungsförderung Eltern und Schüler beteiligt waren, mündete nahmen. Außerdem wurde die mentorielle tatsächlich ein Schulentwicklungsprojekt war in der Formulierung der vier Profilelemente Begleitung zunehmend wichtig. Zusammen und ist. Personalität, Solidarität, Spiritualität und Uni- mit Prof. Julius Kuhl von der Universität Osna- versalität. Im Kern ging es darum, mit diesen brück und Dr. Sebastian Renger, dessen Dis- Die verschiedenen Entwicklungsschritte die- Profilelementen das Zentrum der pädago- sertation aus der Begleitung und Entwicklung ser für die Schülerinnen und Schüler und für gischen und erzieherischen Arbeit der Schule der Begabungsförderung am Salvatorkolleg die Schule so erfolgreichen und weiterführen- zu beschreiben: die Förderung der Persön- entstand, konnte ein entsprechendes Konzept den Geschichte finden Sie in diesem Sonder- lichkeit einer jeden Schülerin und eines jeden entwickelt werden. War zuerst daran gedacht, heft der Schule dokumentiert: Angefangen Schülers. die Wissenschaft nur zur Evaluation des Pro- vom Profilprozess aus dem Jahr 1996/1997 jektes einzusetzen, zeigte sich sehr rasch, dass über die ersten Schritte und die Entwicklung Als dann die Friedrich-Schiedel-Stiftung in die psychologischen Testverfahren ein ideales der Begabungsförderung ab 2004 bis hin Person des damaligen Bürgermeisters von Instrument für gezielte Rückmeldungen an zur Neufassung und Weiterentwicklung des Bad Wurzach, Herrn Helmuth Morczinietz, die Schülerinnen und Schüler darstellten. Konzeptes im Jahr 2016. Immer sind auch 6 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 7
Prof. Julius Kuhl Dr. Sebastian Renger Berichte über konkrete Projekte angefügt, die sychologie und Persönlichkeitsforschung an P des Konzeptes beteiligt. Der Dialog der Wis- die Arbeit der Begabungsförderung lebendig der Universität Osnabrück hatte er sich schon senschaft fand mit ihnen und auch mit den werden lassen. lange mit der Begabungsförderung beschäf- Schülerinnen und Schülern statt, die unmit- tigt und verschiedene Projekte begleitet. telbare Resonanz auf das gaben, was die All diese wäre ohne die Unterstützung vieler Seine Persönlichkeitstheorie war für das Sal- Schule sich an Konzepten hat einfallen lassen. Menschen und Institutionen nicht möglich vatorkolleg mit seinem Schwerpunkt der Per- Einen ganz besonderen Anteil an der Ausge- gewesen. An erster Stelle ist hier die Fried- sönlichkeitsentwicklung auf der Grundlage staltung hatte und hat Klaus Amann, der als rich-Schiedel-Stiftung zu nennen. Unter der des christlichen Menschenbildes anschlussfä- stellvertretender Schulleiter die schulische Leitung von Dietrich von Buttlar als Justitiar hig. Wir sind dafür dankbar, dass Julius Kuhl Federführung der Begabungsförderung hat und den Vorsitzenden des Beirates Bega- sich sofort dazu bereiterklärte, das Projekt und für die Entwicklung auch verantwortlich bungsförderung Helmuth Morczinietz und am Salvatorkolleg zu begleiten. zeichnet. Dr. Reinhard Dörfler wurde das Projekt in- itiiert, über bisher 15 Jahre belgeitet und Diese Begleitung geschah durch ihn persön- Wir freuen uns, Ihnen heute diese Veröffent- äußerst wohlwollend in die Zukunft geführt. lich, sie geschah aber auch durch Mitarbeiter lichung als Sonderausgabe des Jahresheftes Wir sehen es als Vertrauensbeweis und als seines Lehrstuhls. Hier ist ganz besonders vorlegen zu können. Wir dokumentieren da- Auszeichnung an, dass sich die Friedrich- Sebastian Renger zu erwähnen. Seit 2004 rin die Entwicklung, beschreiben das aktuelle Schiedel-Stiftung zwei Mal (2004 und 2016) war er immer wieder Gast am Salvatorkol- Konzept und geben auch einen Ausblick auf über einen Zeitraum von jeweils zehn Jahren leg. Er verantwortete die wissenschaftliche die Zukunft. an das Projekt bindet und dem Salvatorkolleg Evaluation, führte viele Gespräche mit Schü- diese Art der Begabungsförderung überhaupt lerinnen und Schülern und dem Lehrerkol- Bad Wurzach, Februar 2019 ermöglicht. Immer haben die Verantwort- legium, erstellte eine Dissertation über die lichen der Stiftung alle Wege der Entwicklung Begabungsförderung am Salvatorkolleg und Paul Stollhof, Geschäftsführer mit großem Interesse begleitet und vorange- schulte in der Folgezeit viele Lehrerinnen und Hans-Peter Staiber, Geschäftsführer trieben. Wir sind davon überzeugt, dass diese Lehrer der Schule, um sie für die mentorielle P. Dr. Friedrich Emde, Schulleiter Arbeit mit jungen Menschen im Sinne des Begleitung optimal auszubilden. Wir können Stifters Senator Friedrich Schiedel und seiner sagen, dass die heutige Form der Begabungs- Familie ist. förderung im Dialog mit der Wissenschaft entstanden ist. Es war für die Schule ein Glücksfall, auf Prof. Julius Kuhl aufmerksam zu werden. Lehrerinnen und Lehrer der Schule waren Als Inhaber des Lehrstuhls für Differentielle ebenfalls wesentlich an der Ausgestaltung 8 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 9
Begabungsförderung grundlegen I. Der Profilprozess ab dem Jahr 1997 Der Auftrag des Provinzials der Salvatorianer, 1. Profilentwicklung im Orden Pater Winopal SDS, an die Schule, ein Profil des Jahresheft 2000 Salvatorkollegs herauszuarbeiten, um die Schule „in die Zukunft zu führen“, brachte ab dem Jahr „Wir wollen das Gymnasium Salvatorkolleg 1997 das Salvatorkolleg in Bewegung (Artikel Bad Wurzach als Apostolat (Werk) der Süd- „Profilentwicklung im Orden“ vom Jahresheft deutschen Provinz der Salvatorianer neu in 2000). Der Profilprozess wurde zunächst inhalt- die Zukunft führen. Auf dieser Grundlage soll lich geführt – jeweils auch in Abstimmung mit die Ordensgemeinschaft an die Herausforde- der Profilgruppe des Ordens. Damit war schließ- rungen der Zeit angepasst und umstruktu- lich die Voraussetzung für die Gründung des Or- riert werden.“ densschulen Trägerverbundes geschaffen. Als Diesen Beschluss hat das Provinzialat der Süd- Gesellschafter fungierten die Salvatorianer und deutschen Provinz der Salvatorianer auf sei- die Franziskanerinnen von Sießen. Sie schufen ner Sitzung am 14. Juli 1997 gefasst. Damit mit dem Trägerverbund einen gemeinsamen wurde ein Prozess der Profilentwicklung an- Schulträger für alle von diesen beiden Ordens gestoßen, bei dem es um mehr gehen sollte Pater Walter Winopal (†) gemeinschaften geführten Schulen. als um die Entwicklung des vom Staat gefor- Die ersten Überlegungen zum Profil wiesen be- derten Eigenprofils jeder weiterführenden reits in die später immer wichtigere Richtung: Schule. Es müssen Antworten herausgearbei- Träger des Gymnasiums ist die Ordenspro- Eigenständigkeit und Selbstverantwortung der tet werden etwa auf Fragen: vinz. Wir können uns daher nicht nur mit Schülerinnen und Schüler (Artikel „Beschreiben einem unserer Apostolate analytisch und in- heißt verändern“ vom Jahresheft 2000). Der Pro- • Warum ist uns Salvatorianern diese Schule novativ gestalterisch beschäftigen, sondern filprozess am Salvatorkolleg führte schließlich ein Anliegen? müssen gleichzeitig die Gesamtsituation der zu der Formulierung der vier Profilsäulen: Perso- • Warum führen wir ihr Ressourcen zu? Provinz bzw. der einzelnen Häuser und Ge- nalität, Solidarität, Universalität, Spiritualität. • Was soll das ‚Salvatorianische‘ an ihr sein? meinschaften genauso analytisch und inno- Der nächste Schritt der Entwicklung wurde mit • Wie können Impulse unseres Grüders vativ gestalterisch ordnen und in die Zukunft dem Projekt Begabungsförderung unternom- aufgenommen und weitergegeben führen. Darum haben wir parallel zur ‚Profil- men. Hier waren zunächst manche Vorbehalte werden? gruppe Schule‘ die ‚Profilgruppe Orden‘ ge- anzugehen, was durch eine klare, profilorien- • Wie glauben und erwarten wir, dass die uns bildet. Ihr gehören der Provinzial P. Walter tierte Schwerpunktsetzung in der Profilsäule anvertrauten jungen Menschen mit all dem Winopal, P. Nikolaus Wucher und P. Hubert Personalität gelang („Begabte auch noch vertraut werden können? Veeser an, dazu Herr Bernhard Morgenstern fördern?“, Jahresheft 2005) als Begleiter von außen. 10 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 11
Ihre Aufgabe ist einerseits, die Verbindung vorangegangenen 16. Generalkapitels umset- Der „Profilierungsprozess Orden“ ist nun im 2. Schritte der Profilentwicklung: Befragungen zur Profilgruppe Schule zu halten, sich mit ihr zen wollen, zum anderen überhaupt unseren wörtlichen Sinn in der entscheidenden Phase: „Beschreiben heißt verändern“ zu treffen und Fragen des Salvatorianischen Auftrag in der Kirche und den Menschen wei- Welches Profil in welchen Projekten werden Jahresheft 2000 Welche Schritte waren zu unternehmen? im zu entwickelnden Profil einzubringen; terführen können. wir Salvatorianer der Süddeutschen Provinz Den Ausgangspunkt des Profils sollte die Be- andererseits hat sie sich das Ziel gesteckt, Die Verantwortung für diesen Prozess hat zeigen, und wie wollen wir Schätze und Res- Der Auftakt standsaufnahme, die IST-Analyse bilden. Al- den Veränderungsprozess in der Provinz an- das Kapitel einer größeren Gruppe unter der sourcen heben, um unsere Sendung neu zu so wurde zunächst ein Fragebogen für das zustoßen und zu begleiten. Als erstes wurde Leitung einer Doppelspitze nach dem Vier- erfüllen. Im November 1996 gab uns Provinzial P. Wal- Lehrerkollegium zusammengestellt, bei dem vom Provinzial eine Analyse der ganzen Pro- Augen-Prinzip übertragen. Es wurde ge- ter Winopal einen Einblick, welche Schritte vor allem Erziehungsziele und deren Ver- vinz erarbeitet, die dann allen Mitbrüdern sichtet, hinterfragt, zugeordnet, in die Ge- P. Walter Winopal SDS, eine Profilbildung durchlaufen kann und wirklichung erfragt wurden. Für die Schüler zur Überprüfung, zum Durchdenken und zur meinschaften zurückgegeben, ergänzt, neu Provinzial der Süddeutschen Provinz sollte, als die Geschäftsführer der Sießener wurden in den verschiedenen Stufen jeweils Ergänzung vorgelegt wurde. Sie war auch formuliert. Als verbindliche Aussagen, welche 1996 bis 2005 Schulen ihren Prozess hin zum formulierten verschiedene Formen der Befragung gewählt: Grundlage für die Gespräche, die er bei der die konkrete Umsetzung in der Provinz prä- Text vorstellten. Schon damals war klar, dass Der Unterstufe wurde ein Fragebogen vorge- darauf folgenden Visitation des Provinzials in gen, entstanden so Grundlagenpapiere zu viele Gespräche, Termine, Papiere notwendig legt, für die Mittelstufe erstellten die Schüler allen Gemeinschaften mit jedem Mitbruder vier Themen: sein würden, um in begrenzter Zeit zu einem Innen selbst einen Fragebogen und legten ihn geführt hat. Zunächst sah es so aus, als bringe • Unser Gründer P. Jordan vorzeigbaren Ergebnis zu kommen. dann anderen Klassen vor; in der Oberstufe dieser Prozess außer einer gewissen Ver- • Ausbreitung der Gesellschaft schrieb eine Abiturklasse einen Aufsatz, bei unsicherung der Mitbrüder kaum greifbare • Bildung und inneres Wachstum Den eigentlichen Auftakt bildete ein knappes dem der Blick über die Zeit am Salvatorkolleg Ergebnisse. Aber wir haben innerhalb der • Gemeinschaft Jahr später im Oktober 1997 eine Lehrer rückblickend eingeschätzt werden sollte. Profilgruppe begonnen zu lernen, wie pro- konferenz, in der P. Walter den Rahmen des zesshaftes Denken und projektorientiertes Durch verantwortliches Planen und Handeln Profilprozesses vorstellte und der Schule Im Oktober 1998 konnte schließlich mit der Handeln für uns aussehen könnte. Ähnlich sollen nun unsere Apostolate in die Zukunft nun förmlich den Auftrag gab, die Profil- Auswertung der Befragung begonnen wer- ging es den Mitbrüdern, die bei den Provinz- geführt werden. Wir können das nicht allein. entwicklung aufzunehmen. Vom Kollegium den, eine intensive Lesearbeit war zu bewäl- treffen zusammen gekommen sind. Neben Mitarbeitern, die im salvatorianischen wurden durch eine Wahl drei KollegInnen tigen. Nach der statistischen Auswertung Das Provinzkapitel Anfang September 1999 Geist unsere Werke wesentlich mittragen, ha- (Klaus Amann, Bernhard Maier, Gisela Ro- wurden die wichtigsten Ergebnisse in Texten gab dann dem Prozess einen neuen Schub. ben wir auch strukturelle Veränderungen in thenhäusler) beauftragt, die Interessen der formuliert: Sowohl die LehrerInnen als auch Zum erstenmal arbeitete es selbst bewusst den Blick genommen. So wurde parallel zur KollegInnen zu vertreten, sie sollten den die SchülerInnen beklagten die mangelnde prozesshaft und trug in einer Zukunftswerk- Entwicklung des Schulprofils im letzten Jahr Profilprozess zusammen mit den Vertetern Eigenverantwortung der SchülerInnen im statt Ziele und Möglichkeiten zusammen, auch an neuen Konzepten der Zusammen- des Ordens (P. Provinzial, P. Hubert Veeser Lernen aber auch in der Gestaltung des Schul wie wir angesichts der immer geringer wer- arbeit mit anderen Träger-Institutionen auf und P. Nikolaus Wucher) und dem Schulleiter lebens. Außerdem zeigte sich Klärungsbe denden Ressourcen in der Süddeutschen Pro- dem Bildungssektor gearbeitet und schon ei- (Hubert Heinrich, später Robert Häusle) ge- darf bei den Themen Leistungsdruck,Reli- vinz zum einen die Themenschwerpunkte des niges auf den Weg gebracht. stalten und vorantreiben. giöses und Elternarbeit. In Gesprächen mit 12 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 13
3. Schritte der Profilentwicklung: innen und außen besser kommunizierbar.“ Das Profil herausarbeiten Jedes Mitglied der Schulgemeinschaft solle es kennen und erinnern. Für diese Konzentra- Die Formulierung und Verabschiedung des tion auf wenige Kernbegriffe schlug er vor: Profiltextes, wie er im Dezember 2000 dem Personalität, Solidarität und Weltverantwor- Lehrerkollegium vorgelegt wurde, bildete tung – Werte, die sich auch in der Umschrei- eine erste Zäsur im Profilprozess. Den Be- bung der salvatorianischen Wesensmerkmale schreibungen und Festlegungen, die der Text finden ließen. Die Steuerungsgruppe des Pro- enthielt, wurde in der Lehrerkonferenz mit filprozesses nahm diesen Vorschlag schnell ertretern der SchülerInnen und beim päda- V Das Profil entwerfen gewordenen Defiziten begegnen? Was soll Ein erstes Resümee großer Mehrheit zugestimmt. Damit dienten auf und ergänzte die Begriffe um den Begriff gogischen Tag im Februar 1999 wurde über- die Grundlage unseres Profils bilden? Bis Ende sie als Grundlage für die folgenden Schritte. der Spiritualität und formulierte den Begriff legt, wie diesen Problembereichen zu be Nachdem nun alle Befragungen ausgewertet März werteten wir die Rückmeldungen aus Anfangs war die Skepsis – nicht nur im Kol- Gleichzeitig liefen die Planungen für die Grün- Weltverantwortung um in „Universalität“. In gegnen sei: Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren, durchsuchten wir die Ergebnisse nach und stellten so die „grundlegenden Aussagen legium – zu spüren, ob eine Profilbildung et- dung des Ordensschulen Trägerverbunds. der Sichtung der Texte zeigte sich, dass damit hatte die Profilentwicklung in der Schule Punkten, die für ein Profil interessant sein für ein zu erstellendes Profil“ zusammen. was bringt: „Am Schluss haben wir ein Papier Mit einer pädagogischen Bestandsaufnah- eine hervorragende Grundlage für die Formu- begonnen! könnten: Diese umfassten bereits vorhandene Diese enthalten unter anderem Stichworte und dann?“ In der Profilgruppe wurde uns me und der Entwicklung eines Profils waren lierung des Profils gegeben war: Die vier Pro- Stärken unserer Arbeit ebenso wie Felder, in wie: Klima an der Schule, gute Unterrichts- bald klar, dass ein formulierter Text, der das die pädagogischen Grundlagen gelegt für die filsäulen Personalität, Solidarität, Spiritualität Die Befragung der Eltern wurde zusammen denen wir Handlungsbedarf sahen. Zeitgleich versorgung, Stärkung der Persönlichkeit, Profil beschreiben sollte, nie ein endgültiger Übernahme der Schule in die Trägerschaft. In und Universalität als Leitvorstellungen, die in mit einer Elterngruppe erstellt, die sich aus mit unserer Arbeit an der Schule führte auch Wir-Gefühl für die Schule, neue Unterrichts- Text sein konnte; eher könnte man sagen, dieser Situation war es ein natürlicher Schritt, knappen Sätzen im Schulprofil erläutert und dem Elternbeirat herausbildete. Hier konnten der Orden im Bereich der Süddeutschen Pro- formen, Leistung verbunden mit sozialem dass mit dem Profiltext der neue Ist-Zustand dass der verfasste Text dem inzwischen neu dann mit konkreten Elementen des Schulpro- bereits die Ergebnisse der ersten Befragungen vinz eine eigene Analyse und Beschreibung Aspekt, Berufs- und Sozialpraktikum, SMV- beschrieben wird. Der Text hatte hier eher eingesetzten pädagogischen Geschäftsführer gramms verbunden wurden. gezielter untersucht und aus der Sicht der durch. Auf den Ergebnissen dieser Arbeit auf- und Mentorenarbeit, die Tradition der Schule. dienende Funktion, denn wichtiger waren die der Sießener Schulen, Herrn Paul Stollhof, – Die Schulentwicklung des Salvatorkollegs ori- Eltern ausgewertet werden. Der große Rück- bauend entwickelte der Orden eine eigene Befragungen und die Reaktionen darauf: Sie neben der wirtschaftlichen Bestandsaufnah- entiert sich seit dem Jahr 2005, nachdem das lauf mit über 300 Fragebögen (von ca. 500) Stellungnahme zur Grundlegung der Schule Wie nun daraus ein Ganzes machen? Nach- haben die Schule schon verändert, ehe ein me der Schule durch den kaufmännischen Ge- Profil in Prospekten erfasst und formuliert überraschte positiv, die Befragung fiel aber aus der Sicht des Schulträgers. dem wir die Ergebnisse geordnet und zumin- Text verfasst war! schäftsführer, Herrn Hans-Peter Staiber – als war, konsequent an den vier Profilsäulen. auch insgesamt erfreulich aus, wenngleich dest vorläufig gegliedert hatten, konnte bis pädagogische Bestandsaufnahme vorgelegt auch hier der Wunsch nach mehr Eigenver- Dieses Zwischenergebnis legten wir im Januar heute in mehreren Schritten ein Text entwor- Klaus Amann wurde. Diese sollte sich für den Profilprozess Klaus Amann antwortung stark zum Ausdruck kam. Die 2000 dem Lehrerkollegium vor und i nitiierten fen werden, der momentan dem Lehrerkolle- als sehr produktiv erweisen. Ergebnisse wurden im Mai 1999 schließlich dabei die zweite und sehr wichtige Befragung gium zur Beratung vorliegt. Sind dann auch Herr Stollhof regte in seiner Rückmeldung an, im Elternbeirat vorgestellt und diskutiert, der Lehrer: Wie kann Bewahrenswertes un- die organisatorischen Details (s.o.) geklärt, „den Endtext für die Beteiligten übersicht- daraufhin k onnten sie als Text festgehalten serer Schule erhalten werden? Wie können kann der Text in die Endredaktion gehen. licher und durchsichtiger zu gestalten“, denn werden. wir nach Meinung der KollegInnen deutlich „ein knapp formuliertes Leitbild ist auch nach 14 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 15
4. Begabte auch noch fördern? mit ihrer Situation zu konfrontieren, zur Elite Arbeit mit den Schülern: rfahrungen. Für die Stufen 10 bis 12 gab es E förderung tätig, die in zwölf zum Teil unter- Ein Zwischenbericht zur Begabten zu gehören. Andererseits soll die Erkenntnis Fachkurse und Begleitprogramm zwei Reflexionstage: Im Januar, im Reflexions gliederten Fachgruppen etwa 100 Schüler förderung wachsen, dass Leistung den Menschen nicht tag I, stand die eigene Begabung und eine betreuen; geplant sind außerdem Angebote Jahresheft 2005 allein ausmachen kann.2 Damit kristallisierte In den ersten Wochen des Schuljahres mel- Auseinandersetzung mit dem Elitebegriff an, zur Erlebnispädagogik („Basiskurs“) und zur sich heraus, dass neben die Fachkurse ein Be- deten sich schließlich über 70 Schülerinnen im Mai beim Reflexionstag II sollte dies im musisch-künstlerischen Arbeit. Die Themen Diese und noch mehr Fragen zum Warum der gleitprogramm gestellt werden sollte, in dem und Schüler, die beim Auftakt im November kreativen Arbeiten mit einem Künstler erfol der neuen Fachgruppen lauten u.a.: Tour de Begabtenförderung begleiteten uns durch Impulse für diese Reflexionsarbeit gesetzt die Fachprojekte vorgestellt bekamen und gen. Konnte man die erste Veranstaltung als France, Fliegen, Conversation, Ökobilanzen, das Schuljahr 2004/2005 hindurch bis heute: werden können. sich dann für Semester- bzw. Trimester interessant und gewinnbringend bezeichnen, Schreibwerkstatt, Wirtschaft und Schüler Ist es sinnvoll, besonders begabten jungen blöcke anmeldeten. Die Gruppen der K lasse so zeigte sich bei der zweiten, dass die erlebnis- firma. Auffallend hier war das überwältigende Menschen, die „es ohnehin leichter haben“, In der Zusammenarbeit mit Prof. Julius Kuhl 7/8 beschäftigten sich mit der Geschichte pädagogisch-musischen Seminare für Mana Interesse vieler Schüler für ökonomische auch noch ein zusätzliches Förderprogramm von der Universität Osnabrück und seinen des Mittelmeers bzw. Nördlingens oder mit ger und Personen in Leitungspositionen nicht Themen. zu bieten? Oder erhöht sich dadurch die An- Mitarbeitern, vor allem Herrn Sebastian Ren- naturwissenschaftlichen Problemstellungen. ohne weiteres auf die Begabtenförderung forderung an alle Schüler, die durch die Ein- ger, konnten wir die Linien der Grundkon- In Klasse 10 bis 12 fanden sich Gruppen zu Er- übertragbar sind. Schließlich wurde für die Es hat sich im vergangenen Jahr als günstig führung des achtjährigen Gymnasiums schon zeption3 präzisieren: Wenn – so Prof. Kuhl kenntnis und Statistik, Grundlagen Europas, Schüler der 11. Klassen von der Uni Osnabrück erwiesen, offene Fragen nicht im Vorfeld, belastet sind? Es galt im vergangenen Schul- – höhere Begabung zur Umsetzung höhere Business-English und Literatur. Jede Gruppe ein Training angeboten, das abgestimmt auf sondern im Verlauf der Erprobung des Kon- jahr, die Begabtenförderung zu erproben und persönliche Kompetenz4 braucht, dann gilt verfolgte das Thema über längere Zeitab- die ersten Testergebnisse die Bereiche Selbst- zepts zu klären. So konnten wir herausfiltern, dabei die gestellten Fragen nicht aus dem es, auf der Grundlage der jeweiligen persön- schnitte, enthielt immer Phasen des Selbst- motivation und Selbstberuhigung einübte. welche Wege erfolgversprechender sind. Zu Auge zu verlieren. lichen fachlichen Stärken/Begabungen der studiums und der Präsentation in den Grup- klären bleiben aber z.B. die Fragen nach dem einzelnen Schüler solche Kompetenzen wie pe. Zum Ende des Schuljahres stellten die Resümee, Blick ins jetzige Schuljahr Aus- und Anmeldewahlverfahren, nach Rück- Fortbildungen und Außenkontakte beispielsweise Anpassungsfähigkeit, persön- Gruppen ihre Ergebnisse in verschiedenen wirkungen auf den allgemeinen Unterricht, liches Engagement, Planungskompetenz, Klassen vor, der Literaturkurs veranstaltete Neben der Arbeit mit den Schülern wirkten alle nach dem Verpflichtungscharakter des sog. Die Lehrerfortbildung in Obermarchtal setzte Tatkraft, Selbstmotivation etc. zu fördern. sogar zwei literarische Abende und plant beteiligten Lehrer in zahlreichen Sitzungen an Begleitprogramms und die Abstimmungspro- mit Prof. Rainer Bucher, der früher als stellver- So ist in den Fachkursen auf selbstständiges weitere Präsentationen. der Entwicklung des Konzepts mit: Was sind bleme mit dem Stundenplan. tretender Leiter des bischöflichen Cusanus- Arbeiten, Präsentieren, Auseinandersetzung die nächsten Schritte, die ersten Erfahrungen, werks die dortige Begabtenförderung beglei- mit der Meinungen anderer usw. zu achten. Erlebnispädagogische Übungen wurden für Erfolge oder Misserfolge bei verschiedenen Me- Wir sind gespannt, wie sich die sehr unter- tete, einen weiteren Akzent: „Nach meinen Um die Entwicklung der Kompetenzen zu die TeilnehmerInnen aus Klasse 7 und 8 an- thoden usw. Die Diskussion verliefen teilweise schiedlichen Themengebiete unter der Hand Erfahrungen leben hochbegabte Studierende untersuchen, wurde in der Jahrgangsstufe 11 geboten. Hier wurden Kooperations- und recht kontrovers, vor allem was die Anforde- der teilnehmenden Schülerinnen und Schü- tendenziell eher schwerer, angestrengter, ein von Prof. Kuhl entwickelte Testverfahren Interaktionsübungen unternommen, teil- rungen an die teilnehmenden Schüler betrifft. ler entwickeln werden und freuen uns jetzt 1 BUCHER, R. (2001), S. 241. 2 Vgl. ebd. S. 241f. weniger zufrieden mit sich selbst.“1 Bucher durchgeführt. Erste Ergebnisse erwarten wir weise kam die neue Kletterwand in der Turn- schon auf zahlreiche Präsentationen. 3 Vgl. Jahresheft 2004, S. 19f. sieht in der Begabtenförderung einer kirch- Mitte November. halle zum Einsatz. Wesentlicher Bestandteil Mit dem neuen Schuljahr sind nun insgesamt 4 Heute werden diese in Wirtschaftsunternehmen lichen Einrichtung die Pflicht, die Betroffenen hier ist die Reflexion über die gesammelten 24 Lehrerinnen und Lehrer in der Begabten- Klaus Amann häufig als Schlüsselqualifikationen bezeichnet. 16 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 17
Konzeptionelle Schärfung II. Erfahrungen in den Projekten der Begabungsförderung Den Kern der Begabungsförderung bilden die 1. „Junge Talente zeigen ihr In der Zeit der Monarchie handeln die ersten Projekte, die jährlich angeboten werden und Können“ – SZ-Bericht zum Projekt zwei Werke, die von Michael Schönball und für die sich Schülerinnen und Schüler b ewerben. „Wien – ein kulturelles Schwer Oktay Tuncer knapp und bündig vorgestellt Jährlich nehmen ca. 90 bis 100 Schüler an diesen gewicht in Europa“ Jahresheft 2007 wurden: In „Leutnant Gustl“ von Arthur Projekten teil. Aus Sicht der Schülerinnen und Schnitzler und „Radetzkymarsch“ von Joseph Schüler sind dies Themen, für die sie sich inter Unter dem Titel „Wien, Walzer und Tod – Roth zeichnen sich der Verfall der Kaiserzeit essieren und die sie in Gruppen mit ebenfalls rüchigkeit einer Idylle“ haben sechs Schüler B und das Aufstreben des Nationalismus ab. Interessierten bearbeiten; es gibt keinen Noten- im Rahmen der Begabungsförderung Litera- Den Schwerpunkt nahmen aber zwei Werke druck, das Interesse an der Sache ist maßgeblich. tur am Salvatorkolleg vier Werke präsentiert, aus den 30er und 90er Jahren mit ausführ- Aus der Sicht der Lehrerinnen und Lehrer ergeben die einen Querschnitt des letzten Jahrhun- licher Inhaltsangabe, Informationen zum Au- sich in diesen Projekten „Idealsituationen von derts darstellen. Dabei wurden auch Bezüge tor, Interpretation und kreativer Aufgabe ein. Lernen“: Die üblichen Störfaktoren (Notendruck, zur Politik, Geschichte, Kunst und Musik fachliche Vorgaben, nicht interessierte Mitschü dieser bewegten Zeit hergestellt. „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von ler,etc.) sind nicht vorhanden, so dass man als Von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Schweigert Ödon von Horváth (Johanna Appelt und Ste- Lehrer E rfahrungen mit „Lernen an sich“ m achen fanie Tüchert) und, nach einer kurzen Pause kann. In zehn Angeboten werden derzeit im Salva- mit Mozartkugeln und Donauwellen, „Opern- Die folgenden Beispiele sind aus den Jahres torkolleg 90 Schüler mit besonderen Bega- ball“ von Josef Haslinger (Kathrin Schad und heften der vergangenen Jahre entnommen und bungen dank der Unterstützung der Fried- Margarethe Contag). Im erstgenannten Werk, spiegeln einen Querschnitt über die Projekte, rich Schiedel Stiftung gefördert. Sechs von einem gesellschaftskritischen Volksstück er- ihre Themen und die darin angesammelten ihnen aus den Klassen zehn und elf befassen scheint Wien nach außen schön beschaulich, Erfahrungen wider. sich in Sitzungen, begleitet von ihren Lehrern nach innen kalt und brutal. Sehr zeitgemäß Andreas Brade und Thomas Epting, mit der wird im „Opernball“ das Thema Terroris- Literatur über Wien und dessen Schriftsteller mus mit auffallenden Parallelen zu aktuellen aus dem vergangenen Jahrhundert. Ergänzt Personen, Problemen und Anschlägen be- und bereichert wurde das Projekt mit Vorträ- leuchtet. gen, Filmanalysen und einer Studienfahrt in die österreichische Hauptstadt. Das Ergebnis Allen Präsentationen gemein waren das gut dieser intensiven Arbeit war am Mittwoch- vorbereitete, motivierte und selbstbewusste abend im Aufenthaltsraum die Präsentation Auftreten der Schüler, ihre verständliche von vier Romanen, die mit über 50 Zuhörern Sprache und die mit Rollenspielen, abwechs- gut besucht war. lungsreichem, anschaulichem Medieneinsatz 18 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 19
interessant gestaltete Form, die das Publikum 2. Interviews: Das Besondere der die Werke sehen, Inhaltsangaben durch- Hier zeigt sich nun ein weiterer Unterschied Die Schüler zeigen hier ein gutes Sensorium OS-Ergebnissen ist: Was hier zu sehen ist, ha- E von Anfang an in seinen Bann zog. Auffallend Projekte der Begabungsförderung schauen, etc. Nach der Entscheidung für ein zum Normalunterricht: Ist im Normalunter- bei der kritischen Rückmeldung. ben die Schüler über sich selbst angegeben! war zudem die ganzheitliche, vernetzte Be- Jahresheft 2008 Thema bzw. ein literarisches Werk wird die richt ein Werk besprochen und die Klassen Vieles bestätigt den eigenen Eindruck, der trachtung, die sich nicht allein auf das Studi- Primärliteratur gelesen; die Sekundärliteratur arbeit geschrieben, dann ist das Thema Nochmals zu den Rückmeldungen: Weshalb Eindruck wird z.T. genau wiedergegeben und um der Literatur beschränkte. Unterstützt mit Als Kernstück der Arbeit in den Projektgrup- folgt nach etwa 4 Wochen: Die Erarbeitung abgeschlossen. In der Begabtenförderung funktioniert die Rückmeldung in der Gruppe? damit gleichzeitig quantifizierbar. Aber es den Impulsen und Hilfen ihrer Lehrer ergab pen der Begabtenförderung stellte sich die des Werks geschieht im Wesentlichen selbst- beginnt jetzt allerdings der Prozess innerhalb Welche Rolle spielt hierbei der Lehrer? gibt auch Überraschungen: Dann ergibt sich sich so inhaltlich und methodisch ein faszinie- Begleitung der Schüler durch ihre Mentoren ständig. der Gruppe: Die Präsentationen der Zweier- der Blick hinter die Fassade. Dies speziell er- render Abend, dem ein beeindruckter Hörer- heraus. Diese Begleitung geht allerdings gruppen werden jeweils aufwendig ausge- Bei den Rückmeldungen zeigt sich der Unter- gibt gute Gesprächsanlässe, die sehr nahe an kreis anhaltend Beifall zollte. über das im üblichen Unterricht Leistbare Die Schüler arbeiten in der Regel zu zweit, um wertet. Unter der Vorgabe, dass am Ende eine schied zum normalen Unterricht besonders den Schüler heranführen. hinaus. Um einen Eindruck vom „Mentoring“ sich gegenseitig zu unterstützen, Ideen aus- öffentliche Präsentation stehen soll, werden ausgeprägt: Da es keine Notengebung gibt, Auf jeden Fall ergeben sich gute Perspektiven (SZ vom 29. Juni 2007) (manchmal auch: „Coaching“) zu erhalten, zutauschen, kritisch zu hinterfragen, so dass die Vorträge kritisch bearbeitet. Dies wird im wird der Blick frei für die Weiterentwicklung für das weitere Handeln. befragten wir Lehrer und Schüler zu ihren sie die Erarbeitung des Themas im Dialog ent- Wesentlichen durch die anderen Gruppenmit- und Verbesserung des Projekts. Die Gruppe Erfahrungen. wickeln. Sie haben die Möglichkeit, von den glieder geleistet, die sich hier meist mit gut will eine möglichst gute Präsentation zeigen Lehrern Beratung zu erhalten, beispielsweise fundierter Kritik einbringen. und bewertet Beiträge oder das Verhalten Die Schülerperspektive: Die Lehrerperspektive: bei methodischen Fragen, Abstimmungsfra- Im dritten Abschnitt erfolgt dann die Planung der Mitglieder danach. Disziplinfragen stellen gen, selten brauchen sie uns bei inhaltlichen des konkreten Präsentationsabends. Die sich nicht. Sebastian Kaltenbach (Klasse 9a) arbeitete in Herr Brade und Herr Epting arbeiten seit 5 Problemen. Gruppe entscheidet vor dem Hintergrund der Der Lehrer erfährt sich dadurch in der Rolle der 7. Klasse in der Schreibwerkstatt der Be- Jahren im Rahmen der Begabtenförderung gesehenen Präsentationen, welche Werke an des Mentors, der die Schüler begleitet und gabtenförderung, seit der 8. Klasse tüftelt er mit Schülerinnen und Schülern der oberen Hier zeigt sich beispielsweise ein Unterschied diesem Abend präsentiert werden sollen. Dies mit ihnen bedenkt, welche Schritte jeweils in der Robotik-Gruppe der Begabtenförderung. Klassen im Bereich Literatur. zum Alltagsunterricht: Der Alltagsunterricht sind natürlich die Werke, deren Präsentation zu tun sind. Für die Schüler ist dies ebenfalls muss kleinschrittiger und mehr vorgebend gut gelungen war. Schüler, deren Werke nicht ein Rollenwechsel, außerdem erleben sie bei Wie läuft die „Arbeit“ in der Begabtenförde- Können Sie zunächst schildern, wie Ihr Pro- geplant werden, im Begabtenkurs arbeiten zum Zug kommen, bringen sich mit anderen Lehrern, dass diese als Team arbeiten. rung ab? jekt abläuft? Wie verläuft die Betreuung? wir eher im Seminarstil. Aufgaben ein. In der Begabtenförderung erarbeitet man Gibt es im Projekt Besonderheiten im Ver- Dann kommt die erste Hürde: Der erste Im Rahmen von Probeläufen wird die Choreo Zusätzlich zu den Gruppenrückmeldungen hauptsächlich in Kleingruppen oder alleine gleich zum üblichen Unterricht in der Schule? Vortrag der Zweiergruppe. Als Kriterium für graphie des Abends zunehmend entwickelt wurde auch über die Ergebnisse des EOS- neue Themen und wendet diese dann auch diese Präsentation gilt: den Roman einem und verbessert. Dies geschieht immer mit Scannings gesprochen. Welchen Nutzen gleich an. Im Vordergrund steht also das Die Betreuung beginnt eigentlich mit der Publikum vorstellen, das das Werk nicht Hilfe von Rückmeldungen aus der Gruppe. sehen Sie darin? selbstständige Arbeiten und Erarbeiten sowie ersten Sitzung, der Themenauswahl. In der kennt. Es sollen Informationen zum Rahmen, Die Schüler sprechen erfahrungsgemäß De- die Teamfähigkeit. Ausschreibung beschreiben wir nur das The- zur Epoche, zum Autor, zum Inhalt g egeben fizite nicht so gern an, dies bleibt manchmal Das Lesen der Ergebnisse, die Interpreta- mengebiet. Die Einstiegssitzung dient dann werden, um dann zur Interpretation des doch an den Lehrern hängen. Trotzdem wird tion ist nicht einfach, auch fehlt uns die Welche Rolle spielen hier die Lehrer? Sind es der Orientierung: Die SchülerInnen können Werkes zu kommen. die Kritik innerhalb der Gruppe besprochen. breite Erfahrung damit. Hilfreich bei den in der Förderung überhaupt noch „Lehrer“? 20 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 21
Die Lehrer haben sich vor dem Start des habe ich Schwächen und Stärken meiner Per- Als Vorbereitung auf das Interview lasen wir auf Entdeckungstour. Nachdem wir uns zwei der SED. Für uns, als die Generation „nach der schließlich von Erfurt und machten uns auf Kurses schon dem Thema gewidmet. Sie pla- sönlichkeit erfahren, die der Wirklichkeit sehr einige Textauszüge seines Werkes. Hierbei Stunden tapfer durch den Großstadt-Dschun- Mauer“, war es sehr interessant die Schilde- den Weg zurück in unser schönes Allgäu. Die- nen und organisieren die Kurstermine und nahe kamen. Dies hätte ich nicht gedacht, da bekam jeder Teilnehmer ein eigenes Thema gel geschlagen hatten, kehrten alle zur Pensi- rungen eines Menschen zu hören, der jahre- ser kurze „Ausflug“ nach Erfurt war in jeder Ausflüge, sind aber während des Kurses sel- die Werte nur mithilfe eines zwei Stunden zugeteilt, mit dem er sich auseinandersetzen on zurück, wo wir uns zum Abendessen und lang mit der Mauer gelebt hat und zu man- Hinsicht sehr gelungen. Wir hatten jede Men- ber eher wie Mitarbeiter in einem Team, die dauernden Fragebogens, der am Computer bzw. eingehend beschäftigen sollte. Um uns zu einer Stadtführung verabredeten. chen Zeitpunkten sich ein Leben ohne Mauer ge Spaß beim Ausführen unseres Spezialauf- hin und wieder Tipps oder Anreize zum Wei- ausgefüllt werden musste und Fragen wie: einen besseren Zugang zum Text zu ermög- nicht hätte vorstellen können. Die Erzäh- trages und alle teilten die Begeisterung für terarbeiten geben. „Was würdest du tun, wenn …“, enthielt, er- lichen, bekamen wir Unterstützung von un- Am nächsten Morgen fuhren wir, nach einem lungen aus dem Geschichtsunterricht nahmen die aufregende Lebensgeschichte von Ehrhart rechnet wurden. serem leitenden Lehrer Herrn Markus Benzin- ausgiebigen Frühstück, mit der S-Bahn zum plötzlich Gestalt an, wurden für uns greifbar Neubert. Im Kurs spielt die Rückmeldung innerhalb der ger, der uns während der gesamten Dauer des Thüringer Landtag. Dort sollte unser Inter- und real. Er erzählte uns lustige Anekdoten Gruppe eine Rolle? Wie läuft das ab? Projekts mit Rat und Tat zur Seite stand. Diese view mit Ehrhart Neubert stattfinden. Seine aus seinem Leben als Bürgerrechtler, in denen Zurück in Bad Wurzach gingen wir daran, das Da sehr viel auch in Einzelarbeit erledigt wird, 3. Begegnung mit dem Literatur Hilfe reichte von Ratschlägen zur richtigen Art Frau führte uns durch den weitläufigen und beispielsweise seine Frau die vor seinem Haus Interview zu bearbeiten. Dafür mussten wir sieht man sehr gut, wie weit man im Ver- preisträger Ehrhart Neubert des Lesens bis zum Verfassen eines Exzerptes stilvollen Gebäudekomplex. Schließlich er- postierten MfS-Agenten mit Tee und Kuchen zunächst das Tonband stückweise abspielen gleich zur Gruppe gekommen ist. So erhält Jahresheft 2010 für wissenschaftliche Texte. Im Anschluss da- reichten wir den Ort unserer Bestimmung: versorgte oder er sich mit den selbigen kleine und auf Computer nachschreiben. Als das jeder seine eigene, private Rückmeldung. ran stellten die einzelnen Schüler den Inhalt die Bibliothek der Abteilung zur Aufarbeitung Autorennen leistete. Dennoch ließ ein ernster geschafft war, begannen wir damit kleine- Ein Erfahrungsbericht zum Geschichtspro- ihrer Textauszüge im Plenum vor. Somit er- der MfS-Akten. Dort erwartete uns bereits Unterton in seiner Stimme uns nie den Ernst re Unstimmigkeiten zu korrigieren und das Wie empfindest du diese Rückmeldungen? jekt „Befragung von Zeitzeugen“im Rahmen hielten alle Beteiligten einen guten Überblick Ehrhart Neubert. der Lage in der damaligen DDR vergessen. Interview zu kürzen. Dabei mussten wir leider Sind sie für dich hilfreich? der Begabungsförderung am Gymnasium über das Gesamtwerk und konnten auf dieser Insgesamt war das Gespräch mit Herrn Neu- auf viele, sehr interessante Ausführungen von Diese Rückmeldungen sollen Anreiz dazu sein, Salvatorkolleg (Betreuender Lehrer: Markus Grundlage Leitfragen entwickeln, die uns Als alle einen Platz gefunden hatten und aus- bert von einer freundlichen und offenen At- Sachverhalten verzichten. Schließlich fassten entweder mehr zu tun, um mit der Gruppe Benzinger) durch das Interview führen sollten. reichend mit Getränken versorgt waren, be- mosphäre geprägt. Er ist ein Mann mit einer wir unsere gesammelten Erfahrungen und Schritt zu halten, oder sie lösen eine positive gannen wir mit unserem Interview. Wir zeich- langen und erzählenswerten Geschichte, der Wahrnehmungen noch in einem Text zusam- Reaktion aus, da man nun weiß, dass man das Im Rahmen der Begabungsförderung „Die Am 8. Juli 2010 brachen wir in Aulendorf auf, neten alle Fragen und Antworten auf einem mit Recht von sich behaupten kann, in seinem men, den Sie hier unter dem Titel „Erfah- Thema sehr gut beherrscht. In diesem Sinne Geschichte des Fremden“ bot sich uns die um unsere Reise nach Erfurt anzutreten. Als Diktiergerät auf, das Herr Benzinger extra für Leben viel erreicht zu haben. Bis heute setzt er rungsbericht“ lesen können. An dieser Stelle sind sie hilfreich. Möglichkeit ein Interview mit Ehrhart Neu- wir nach fünfeinhalb Stunden Fahrt endlich diesen Zweck besorgt hatte. Diese Aufnah- sich für die Opfer der MfS ein und hilft ihnen möchten wir uns noch ganz herzlich bei der bert, dem Mitbegründer des Demokratischen um 14.35 Uhr in Erfurt ankamen, machten men sollten uns später als Grundlage für das bei der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit. Schiedel-Stiftung bedanken, die uns das alles Zusätzlich hattet ihr ein Rückmeldegespräch Aufbruchs in der Deutschen Demokratischen wir uns zunächst auf die Suche nach unserer verschriftlichte Interview dienen. Durch die ermöglicht hat. zum EOS-Scanning? Wie lief dieses ab? Was Republik, zu führen. Sein Buch, „Unsere Re- Pension. Dabei mussten wir feststellen, dass Erzählungen des ehemaligen Bürgerrechtlers Um kurz vor elf Uhr verabschiedeten wir uns war hier anders als bei den sonstigen Rück- volution“, das im Jahr 2009 erschienen war, Erfurt, verglichen mit Bad Wurzach, eine sehr wurde uns ein ganz neuer Blick auf die DDR schließlich von Herrn Neubert und kehrten in Greta Bauer und Sara Ivens meldungen? Was war hier der Inhalt des Ge- sollte von der Schiedel-Stiftung mit dem Lite- große Stadt ist, in der man zum Teil auch lan- und ihre Bewohner zuteil. Durch viele, auch unsere Pension zurück. Dort hatten wir noch sprächs? Ist diese Ausweitung hilfreich? raturpreis der Stadt Bad Wurzach ausgezeich- ge Laufwege in Kauf nehmen muss. Endlich in oft sehr persönliche Geschichten schilderte er bis zu unserer Abfahrt Zeit, um zu Mittag zu Diese Rückmeldung war ein persönliches Ge- net werden. der Pension angekommen, bezogen wir un- uns seine Aktivitäten in der Opposition, den essen und gemütlich in der Stadt zu schlen- spräch mit mir und dem Gruppenleiter. Dabei sere gemütlichen Zimmer und begaben uns Widerstand des Volkes und die Reaktionen dern. Um 14.40 Uhr verabschiedeten wir uns 22 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 23
chülerteams des Salvatorkollegs beim Robo- S vorstellte. Das hat mich so überzeugt, dass ontakt pflege ich auch zur Hochschule Wein- K habe ich auch, dass man mit dem Auto nach tik-Wettbewerb an der TU München gezeigt ich bei ihm später eine Fortbildung zu diesem garten. Dorthin habe ich mit mehreren Grup- der 1. Stunde nach München fahren, 5 Lego- hat. Die Schülerinnen und Schüler erwerben Thema belegte. Daraus entwickelte sich das pen Exkursionen durchgeführt, um „Profis“ Mindstorms-Bausätze an der TU abliefern und eine verstärkte Kompetenz beim Umgang mit Roberta-Projekt, denn Frau Sabrina Gebauer der Robotik bei der Arbeit über die Schulter rechtzeitig zur 6. Stunde wieder im Klassen- Fehlschlägen und Misserfolgen, da nicht alle von der TUM lieh mir für ein halbes Schuljahr schauen zu können. Außerdem erhofft sich zimmer stehen kann, sodass kein Unterricht hochfliegenden Ideen mit den uns zur Ver- die entsprechenden Bausätze aus. Nach den die Hochschule zukünftige Ingenieur-Studen ausfallen muss. fügung stehenden Mitteln realisierbar sind. positiven Erfahrungen wurden mir von der ten für ihre Studiengänge interessieren zu Lernen müssen habe ich (wieder einmal), dass Außerdem lernen sie eine realistischere Ein- Friedrich-Schiedel-Stiftung dankenswerter können. Aus Weingarten bekamen wir auch Bad Wurzach nicht besonders zentral gelegen schätzung ihrer Fähigkeiten. Inwieweit man weise die Mittel zur Anschaffung eigener durch die Vermittlung von Herrn Professor ist und man mit öffentlichen Verkehrsmit- 4. Begabungsförderung: ezeichnung in „Roberta – Lernen mit Ro- B das im Unterricht erkennen kann, ist schwer Lego-Systeme bereitgestellt. U. a. um dabei Löhmann Teile des Zeppelin-Bausatzes teln mit einer Schülergruppe leichter nach Von Anfang an dabei botern“ umgewandelt und die Kurse werden zu beurteilen, da ich dieses Jahr z. B. keinen in den Genuss vergünstigter Konditionen für geschenkt. Eine kleine Abwechslung durfte München als nach Weingarten gelangen kann. Jahresheft 2011 unter diesem Namen sowohl für Mädchen als einzigen Projektteilnehmer i n irgendeinem die Schule bei der Anschaffung zu kommen, ich durch Grundschüler des Bildungshauses Außerdem habe ich gelernt, dass Lego bauen Gespräch mit Peter Allgaier auch für Jungen angeboten. Neu in diesem Fach „regulär“ unterrichte. Allerdings hat ja ließ ich mich in einer mehrtägigen Fortbil- Arnach erleben, mit denen ich auf Bitte von allen Spaß macht und dass Roberta einen Schuljahr ist der Versuch einer Fortgeschrit- Dr. Sebastian Renger in seiner Dissertation dung am Fraunhofer-Institut für intelligente Klaus Amann und Rektor André Radke an vier unglaublich hohen Motivationsfaktor und Jahresheft (JH): Herr Allgaier, Sie sind ja von tenen-Gruppe, einen Zeppelin autonom (also beeindruckende Ergebnisse zu dieser Frage Analyse- und Informationssysteme (IAIS) in Mittwochnachmittagen einen achtstündigen Aufforderungscharakter besitzt. Und schließ- Anfang an bei der Begabungsförderung dabei. ohne Fernsteuerung) fliegen zu lassen. Man veröffentlicht. St. Augustin bei Bonn zum Roberta-Kursleiter Roberta-Kompaktkurs abhielt. Und schließ- lich habe ich lernen müssen, dass das größte Welche Projekte für die Schüler haben Sie darf gespannt sein … (mittlerweile „Roberta-Teacher“) ausbilden lich hatte und habe ich es natürlich mit vielen Problem bei einer Begabungsförderung nach denn dabei geleitet und betreut? JH: Mit wem und was haben Sie zu tun gehabt und zertifizieren. Dort lernte ich interessante Schülerinnen und Schülern des Salvatorkol- dem Enrichment-Prinzip darin besteht, dass JH: Welche Begabungen sind da bei den bei den Projekten? Leute aus verschiedensten Bereichen kennen, legs von Klasse 6 bis 13 an vielen Mittwoch- die Schülerinnen und Schüler die Belastung Peter Allgaier: Nun ja, nicht ganz von An- Schülern gefördert worden und kann man das die Roberta z. B. als selbstständige Bildungs- oder Freitagnachmittagen zu tun. durch einen zusätzlichen Nachmittag in der fang an. Bei der konzeptionellen Entwicklung in irgendeiner Form erkennen? Peter Allgaier: Ich versuch’s mal chrono- berater an Schulen oder bei der Ausbildung Woche oft unterschätzen. war ich noch nicht am Salvatorkolleg. Aller- logisch geordnet : zunächst hat mich Klaus von Erstsemesterstudenten der Informatik JH: Was haben Sie dabei gelernt und auch dings leite ich nun seit 7 Jahren ununterbro- Peter Allgaier: Außer den speziellen fach- Amann gefragt, ob ich im Bereich „Technik“ einsetzen. Mit dem Beirat der Friedrich- lernen müssen? JH: Die Begabungsförderung ist ja von Anfang chen Kurse im Themenbereich Robotik und lichen Fähigkeiten, die das Programmieren ein Begafö-Projekt entwickeln und durchfüh- Schiedel-Stiftung traf ich zweimal zusammen: an wissenschaftlich begleitet worden. Auf Programmierung. Begonnen habe ich mit erfordert, kann ich feststellen, dass vor allem ren könne. Dabei kam ich auf ein Roboter- einmal stellte ein Schüler seinen Roboter mit Peter Allgaier: Zunächst musste ich mich welche Weise ist bzw. war das Ihrer Meinung einem Robotik-Projekt, zu dem sich nur Jun- die Kreativität beim Finden von Problem- Bausatz-System mit einer grafischen Pro- dem entsprechenden Programm vor, ein natürlich von fachlicher Seite her in die Kon- nach notwendig und sinnvoll? gen beworben haben. Später liefen parallel lösungen und die Fähigkeit zur Teamarbeit grammieroberfläche. Im Rahmen des ersten anderes Mal präsentierte ich die Inhalte der struktion der jeweiligen Modelle einarbeiten dazu „Roberta“-Kurse speziell für Mädchen. gefördert werden. Ebenso steigert sich das Robotik-Kurses machten wir eine Exkursion Fortbildung zum begabungspsychologischen und meine Programmierkenntnisse (die Dank Peter Allgaier: Zunächst einmal war dies Diese vom Fraunhofer-Institut initiierten Durchhaltevermögen und die Leistungs- zum Schülerlabor der TU München im Deut- Lernbegleiter und deren Konsequenzen für Herrn B. Gates und seinen vorgefertigten Pro- sicher notwendig, um die Finanzierung Kurse hießen offiziell „Roberta – Mädchen fähigkeit unter stressigen Bedingungen, schen Museum. Dort lernte ich Herrn Mike den Unterricht. Darauf kommen wir aber dukten in den letzten 20 Jahren doch etwas zu gewährleisten. Am Anfang waren sich erobern Roboter“. Mittlerweile wurde diese was sich unter anderem beim 2. Platz eines Kramler kennen, der uns Lego-Mindstorms nachher noch ausführlicher zu sprechen. nachgelassen hatten) auffrischen. Gelernt vielleicht nicht alle Beteiligten über die 24 Begabungsförderung grundlegen Konzeptionelle Schärfung Mentorielle Lernbegleitung 25
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