SCHWEIZER GEMEINDE COMUNE SVIZZERO VISCHNANCA SVIZRA COMMUNE SUISSE - UB Basel
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7/8 l 2015 SCHWEIZER GEMEINDE COMUNE SVIZZERO VISCHNANCA SVIZRA COMMUNE SUISSE Zeitschrift für Gemeinden und Gemeindepersonal | Revue pour Communes et leur personnel Rivista per Comuni e i loro impiegati | Revista per Vischnancas e ses persunal Kesb-Kampagne: ohne jede Zahlenbasis Was sagt die Bevölkerung zur Lebensqualität? Quanto comune occorre alla democrazia? Schweizerischer Gemeindeverband | Association des Communes Suisses | Associazione dei Comuni Svizzeri | Associaziun da las Vischnancas Svizras
verdichtet. integrativ. kinderfreundlich. bauen-fuer-kinder.ch Tagung des Netzwerks Kind und Verkehr und der Haus und Raum AG, in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Wohnungswesen.
INHALT I CONTENU I CONTENUTO 5 Editorial Sie brauchen uns – wir brauchen Sie 8 Zahlen zur KESB 7 SGV Die Kindes- und Erwachsenen- Energie: Ja zur Lenkungsabgabe schutzbehörden Skos: Die Stossrichtung stimmt werden massiv UST III: Kompensationen zwingend angegriffen. Zu Unrecht, denn es 8 Soziales gibt kaum Kesb: Achtung vor den Zahlen verlässliche Zahlen. 11 Suisse Public Generalversammlung SGV – im Zeichen des Service public Rückblick – zuletzt heulten die Sirenen 16 Organisation Reiner Eichenberger: vom Politikermangel zum Markt für gute Politik 31 Lebensqualität 19 Gemeindeporträt Rankings sagen Sattel baut einen neuen, modernen Ortskern nichts, hat die «SG» unlängst 26 Abwasser geschrieben. Eine Wie Messungen Spitzenlasten abfangen Fachhochschule und so Kosten sparen will die Meinung der Bevölkerung berücksichtigen. 28 SKSG/CSSM Generalversammlung in Glarus 31 Gemeindezukunft Die Fachhochschule St. Gallen arbeitet an ei- nem Lebensqualitätsindex 33 Energie Thalwil fördert nachhaltige Energieprojekte Wollerau hat auf LED umgestellt 47 Quanto comune occorre alle 36 Verkehr democrazia? Gemeinden bewegen La cooperazione ihre Bevölkerung intercommunale permette di 42 Politique risolvere La démocratie a-t-elle besoin des communes? problemi, ma genera anche 46 Politica deficit di democrazia. 1500 ore di lavoro, tutte svolte a titolo volontario Quanto comune occorre alla democrazia? 54 Mosaik Titelbild Der Zürcher Gemeindepräsidentenverband Gemeinde Sattel zu den Legislaturzielen der Kantonsregierung Bild: Severin Nowacki Schweizerischer Gemeindeverband @CH_Gemeinden SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015 3
EDITORIAL Sie brauchen uns – Notre besoin – Voi avete bisogno wir brauchen Sie votre besoin di noi – e noi di voi «Warum braucht es den Schweizeri- «Pourquoi l’Association des Commu- «Perché c’è bisogno dell’Associazione schen Gemeindeverband? Wieso müs- nes Suisses est-elle nécessaire? Pour- dei Comuni Svizzeri? Perché do- sen wir als einzelne Gemeinde beim quoi devons-nous, les communes, être vremmo noi, singoli comuni, aderire SGV Mitglied sein?» Wiederholt wurde membres de l’ACS?» Durant mes pre- all’ACS?» Nel corso dei miei primi mesi ich in meinen ersten Monaten beim miers mois de travail, j’ai à maintes re- all’ACS mi sono più volte trovato con- SGV mit solchen Fragen konfrontiert. prises été confronté à de telles ques- frontato con domande simili. Domande Und sie werden uns wohl den ganzen tions. Et elles nous occuperont sans che ci seguiranno sicuramente durante Budgetherbst der Gemeinden hindurch doute pendant tout l’automne budgé- l’intero autunno budgetario dei co- weiterverfolgen. Das ist gut so, denn taire. Et c’est bien ainsi, car cela nous muni. E va benissimo così, perché dadurch sind wir gezwungen, unser oblige à remettre sans cesse nos actes questo ci costringe a rimettere costan- Handeln stets zu hinterfragen und es en question et à les aligner sur vous, temente in discussione il nostro ope- auf Sie, «unsere Kunden», die Gemein- «nos clients», les communes. rato, e a indirizzarlo senza sosta a fa- den, auszurichten. Mais cela montre aussi que nous de- vore dei «nostri clienti»: voi, i comuni. Aber es zeigt auch, dass wir unser vons mieux «vendre» nos activités si Ma questo dimostra anche la necessità Wirken für die kommunale Ebene nous ne voulons pas que la pression di pubblicizzare meglio la nostra besser vermarkten müssen, wollen wir des économies se manifeste pour nous azione in ambito comunale, se non nicht in Form von Austritten den Spar- sous forme de départs. Nous devons vogliamo subire anche noi – sotto druck auf der kommunalen Ebene zu plus souvent et plus clairement mon- forma di defezioni – le conseguenze spüren bekommen. Wir trer pourquoi l’ACS repré- della corsa al risparmio sul piano co- müssen häufiger und kla- sente une nécessité à munale. Dobbiamo dimostrare più rer zeigen, wieso der SGV l’échelle communale et spesso e con maggior chiarezza le ragi- eine Notwendigkeit für pourquoi il vaut la peine oni per cui l’ACS rappresenta, a livello die kommunale Ebene d’être membre de l’ACS, comunale, una vera necessità, e perché darstellt und wieso es de le rester ou de le deve- conviene essere, restare o diventare sich lohnt, beim SGV Mit- nir. Si je reviens à la pre- membri dell’ACS. glied zu sein, zu bleiben mière moitié de l’année, Se prendo in esame la prima metà oder zu werden. Wenn ich nous pouvons bien affir- dell’anno, possiamo senz’altro affer- auf die erste Jahreshälfte mer que nous avons ac- mare d’aver svolto bene il nostro zurückblicke, dürfen wir compli notre mission. compito. Due esempi: sicher behaupten, unsere Deux exemples: la seconda fase della revisione della Leistung erbracht zu ha- grâce à notre engage- Legge sulla pianificazione del territorio ben. Ich nenne zwei Bei- ment, la deuxième étape (LPT 2) è stata, anche grazie al nostro spiele: de la révision de la loi sur coerente intervento, temporaneamente die zweite Etappe der Revision des l’aménagement du territoire (LAT2) a bloccata; in questo modo si concede a Raumplanungsgesetzes (RPG 2) wurde été stoppée pour l’instant, ce qui lais- cantoni e comuni più tempo per tra- auch dank unserem konsequenten Ein- sera du temps aux cantons et aux com- durre in pratica la prima fase. satz vorerst gestoppt, und damit wurde munes pour mettre en œuvre la pre- A questo proposito, nella seconda den Kantonen und Gemeinden mehr mière étape. Dans la deuxième moitié metà dell’anno ci impegneremo affin- Zeit eingeräumt, die erste Etappe um- de l’année, nous nous engagerons ché ai comuni venga accordato un zusetzen. Wir setzen uns in der zweiten pour que les communes obtiennent un sostegno supplementare. Jahreshälfte dafür ein, dass die Ge- soutien supplémentaire pour ce faire. Per quanto concerne la revisione della meinden dafür auch zusätzliche Unter- En ce qui concerne la révision de la loi Legge sull’IVA, l’ACS si batte contro stützung erhalten. sur la TVA (LTVA), l’ACS lutte contre l’introduzione dell’IVA sulla locazione Bei der Revision des Mehrwertsteuer- l’introduction de l’obligation d’assujet- di posteggi destinati a uso comune, gesetzes kämpft der SGV gegen die tissement pour la location des places imposta che comporterebbe costi ag- Einführung einer MwSt.-Pflicht bei der de stationnement appartenant au do- giuntivi non indifferenti. Una prima vit- Vermietung von Parkplätzen im Ge- maine public, qui reviendrait cher aux toria parziale è stato possibile con- meingebrauch, welche den Gemeinden communes. Nous avons atteint une quistarla nella relativa commissione teuer zu stehen käme. Ein erster Etap- première victoire auprès de la commis- del Consiglio Nazionale – ma noi non pensieg konnte in der zuständigen Na- sion responsable du Conseil national. abbassiamo la guardia. tionalratskommission erzielt werden. Nous poursuivons nos efforts. Come potete vedere, la quota annuale Wir bleiben dran. Vous le voyez, la cotisation versée à d’iscrizione all’ACS è denaro ben inve- Sie sehen, der Mitgliederbeitrag beim l’ACS est de l’argent bien investi, car stito, perché in mancanza di queste ri- SGV ist gut investiertes Geld, denn sans ces moyens, personne ne dé- sorse non ci sarebbe più nessuno a di- ohne diese Mittel wehrt sich keiner fendra plus vos intérêts auprès de la fendere i vostri interessi presso la mehr beim Bund für Ihre Interessen. Confédération. Confederazione. Wir zählen auf Sie – damit Sie auch in Nous comptons sur vous – pour qu’à Noi contiamo su di voi – affinché anche Zukunft auf uns zählen können! l’avenir vous puissiez aussi compter in futuro voi possiate contare su di noi! sur nous! Reto Lindegger Direktor/Directeur/Direttore SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015 5
Der Schweizerische Gemeindeverband (SGV) vertritt die Interessen der Gemeinden auf nationaler Ebene und erbringt Dienst- leistungen zur Stärkung der Gemeinden als Basis unseres föderativen Systems. Zur Ergänzung unseres dynamischen Teams suchen wir in der Administration unserer Geschäftsstelle in Bern per 1. Oktober 2015 oder nach Vereinbarung eine/n Mitarbeiter/in Administration 50–80% SCHW Sie sind eine zuverlässige und selbstständige Person und verfügen über eine kaufmännische Ausbildung. Sie sind motiviert, sich für die Schweizer Gemeinden einzusetzen. Zudem verfügen Sie über gute Sprachkenntnisse (Deutsch und Französisch, evtl. Italienisch) sowie vielseitige EDV-Kenntnisse. Zu Ihren Aufgaben gehören: Empfang, Telefonzentrale und Korrespondenz COM Adressmanagement und Fakturierungen (ABACUS) Sitzungsorganisation Unterstützung der Direktion Mitgliederbetreuung VISC Vermietung der Sitzungsräumlichkeiten Wir bieten eine interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit in einem kleinen, motivierten Team sowie fortschrittliche Arbeitsbedingungen, rund sieben Fussminuten vom Bahnhof Bern entfernt. Interessiert? Schauen Sie sich auf unserer Website um: chgemeinden.ch COM Motiviert? Senden Sie uns Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen bis spätestens 28.8.2015 per Post oder E-Mail an: Schweizerischer Gemeindeverband, Tamara Angele, Laupenstrasse 35, Postfach, 3001 Bern tamara.angele@chgemeinden.ch 6 SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015
SCHWEIZERISCHER GEMEINDEVERBAND Energie: für Skos: Stossrichtung UST III: Es braucht Lenkungsabgabe stimmt Kompensation Der SGV unterstützt die Einführung Der SGV unterstützt die Stossrichtung Städte und Gemeinden dürfen nicht einer Verfassungsgrundlage für eine zur Revision der Skos-Richtlinien. An der Leidtragende der Unternehmens- Lenkungsabgabe und damit einen ersten Sozialkonferenz wurden folgende steuerreform (UST) III sein. Das ha- Wechsel vom Fördersystem zum Punkte für die erste Revisionsetappe be- ben der SGV und der Schweizerische Klima- und Energielenkungssystem. schlossen: Reduktion des Grundbedarfs Städteverband in einer Anhörung «Dies auch deshalb, damit die Stimm- bei Grossfamilien ab sechs Personen; vor der ständerätlichen Kommission bürger den Systemwechsel an der Senkung der Ansätze für junge Erwach- für Wirtschaft und Abgaben betont. Urne legitimieren können», schreibt sene bis 25 Jahre beim Grundbedarf; Sie fordern eine angemessene Kom- der SGV in seiner Stellungnahme. Al- Möglichkeit, die Sanktionen auf 30 Pro- pensation der Steuerausfälle. Insbe- lerdings müssen beim Übergang von zent zu verschärfen; Beibehalten des sondere in den Kantonen, die von der Förderung zur Lenkung die Wett- Einkommensfreibetrags in der heutigen der Gesetzesänderung besonders bewerbsfähigkeit der Wirtschaft und Form und Höhe; Überarbeiten des An- stark betroffen sind. Dabei sind ver- die finanzielle Planbarkeit und Ergie- reizsystems. Die Skos wird die Änderun- schiedene Arten der Kompensation bigkeit für die öffentliche Hand sicher- gen in Reformvorschläge ausformulie- möglich. Der SGV begrüsst die Erhö- gestellt sein. Angesichts der laufen- ren und sie an der zweiten Sozialkonferenz hung der Kantonsanteile an der direk- den Diskussionen zur Finanzierung vom 21. September der kantonalen So- ten Bundessteuer. Er fordert aber, der Strasseninfrastruktur, mit einer zialdirektorenkonferenz (SODK) zur Ver- dass der Bundesanteil von 1 Milliarde vorgesehenen Erhöhung des Mine- abschiedung vorlegen. Diese wird die auf 1,2 Milliarden Franken aufgestockt ralölsteuerzuschlags, spricht sich der neuen Richtlinien per 1. Januar 2016 in wird, respektive dass die Zahlungen SGV in einem ersten Schritt gegen Kraft setzen. An der zweiten Sozialkon- des Bundes gemäss dem Verhältnis eine zusätzliche Lenkungsabgabe auf ferenz nimmt auch der SGV teil. red des Gewinnsteueraufkommens auf- Treibstoffen aus. red geteilt werden. red Informationen: Stellungnahme: www.sodk.ch Präsentation SGV/SSV: www.tinyurl.com/energielenkung www.skos.ch www.tinyurl.com/ust-III SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015 7
SOZIALES Kesb: Achtung vor Zahlen Sicher, wer mit einer Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde zu tun hat, steckt in einer schwierigen Lage. Die Debatte in den Boulevard- und Gratismedien ist darum gehässig. Mehr Nüchternheit tut dringend not. Kesb. Niemand wird behaupten, diese Kosten der Kesb und der sinkende Ein- altrechtlichen Fälle, die bis Ende 2015 ins vier Buchstaben seien besonders aussa- fluss der Gemeinden. neue Recht überführt und neu beurteilt gekräftig oder eingänglich. Der Begriff werden müssen. Hinzu kommen die jedoch ist den meisten Schweizerinnen Pendenzen der Vormundschaftsbehör- und Schweizern heute bekannt. Sie wis- den sowie die neuen Fälle, die je nach sen, dass es sich dabei um die vor zwei dem dringlich sind. Wie Jahren auf regionaler Ebene eingeführte Kindes- und Erwachsenenschutzbe- hörde handelt. Zu ihrer grossen Bekanntheit ist die Kesb gekommen, ohne eine millionen- schwere Kampagne durchzuführen. Ei- nige wenige in den Medien breit ausge- walzten Tragödien haben genügt, um den neuen Behörden zu landesweiter Bekanntheit zu verhelfen. Insbesondere war es das Tötungsdelikt von Flaach, bei dem der Kesb eine Mitschuld angelastet Blick, 5.1.2015 wurde. So bezeichnet etwa die Feminis- tin Julia Onken in ihrem Blog die Kesb als «wucherndes Krebsgeschwür, das Transparenz als Kostentreiber sich durch die Gemeinden frisst». Sekun- Wenn in den Medien über die Kesb be- diert wird sie von der Schriftstellerin Zoë richtet wird, dann folgt mit fast konstan- viele Fälle dies sind, ist kaum zu eruie- Jenny, die «von der Kesb verfolgt wird ter Regelmässigkeit das Bedauern dar- ren. Guido Marbet, der Präsident der und deshalb nach Wien geflüchtet ist». über, dass die Kosten gestiegen seien. Kokes, der Konferenz für Kindes- und Die Kesb wird vor den eidgenössischen Exemplarisch in den letzten Monaten Erwachsenenschutz, sagte gegenüber Wahlen zum Spielball einer wenig sach- beispielsweise die Klagen der Gemein- der NZZ am Sonntag: «Die prognosti- lichen Kampagne. den Römerswil, Volketswil, Adligenswil zierte Geschäftszahl (...) wird in den Mittlerweile werden Unterschriften für und Olten. Unisono tönte es bei Rech- Deutschschweizer Kantonen bei weitem eine Volksinitiative gesammelt, die nungs- und Budgetdiskussionen überschritten.» Die Kokes ging von etwa so: «Wesentlich mehr Mittel hat 125 000 Fällen aus, die von den 146 Kin- die Kindes- und Erwachsenen- des- und Erwachsenenschutzbehörden schutzbehörde Kesb bean- zu bearbeiten sind. Tatsächlich wurden sprucht». Ähnliche die Kesb aber seit Januar Berichte kommen «Es gibt 2013 mit neuen Fällen über- von den Stadtge- flutet. «Viele dieser Behörden meinden Winter- zwanzig machen daher seit zwei Jah- thur, Luzern und verschiedene ren nur Überlebensübun- St. Gallen. Und Arten, die gen», so Marbet weiter. Ko- die Gemeinden Kesb-Zahlen kes-Generalsekretärin Diana des Zürcher Wider erklärt, wie die Zahlen Obersees kla- zu erfassen.» zustande gekommen sind: gen mit Aus- «Bei den Schätzungen haben nahme von Rappers- wir uns an den bisherigen Zahlen orien- wil-Jona samt und tiert. Unsere Rückfragen bei den Kanto- sonders über teils hap- nen haben aber ergeben, dass die Kesb pige zweistellige Aus- zum Teil deutlich mehr altrechtliche gabezunahmen. Massnahmen von den Vormundschafts- behörden übernommen haben, als in Alle alten und die neuen Fälle der bisherigen Statistik ausgewiesen Was ist geschehen? Arbeiten die neuen wurde – das muss analysiert werden. Blick am Abend, 8.1.2015 Behörden tatsächlich so schlecht? Oder Und die bisherige Statistik beruhte le- sind es bloss Startschwierigkeiten, die diglich auf den bestehenden Massnah- die Kompetenzen der Kesb nun wieder sich nach einiger Zeit legen werden? Als men, während die Belastung der Kesb einschränken will. Zwei Aspekte stehen die Kesb Anfang 2013 die Arbeit aufge- vorwiegend durch die Abklärung von bei der Diskussion im Vordergrund: Die nommen haben, übernahmen sie alle neuen Verfahren und Gefährdungsmel- 8 SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015
SOZIALES dungen entsteht, welche nirgends er- lige Lohnverwaltung selber anbieten den Gemeinden aber auch an Informati- fasst waren.» Fazit: Wer heute mit Fall- oder die Person an den Treuhanddienst onen darüber, dass man für die einfachen zahlen argumentiert, bewegt sich auf von der Pro Senectute verweisen. Fälle nach wie vor zuständig sei», er- unsicherer Zahlenbasis. Leider seien solche An- gänzt sie, das analysieren wir. Man mag fragen, weshalb das denn so gebote im Zug Es ist klar, dass sich die Gemeinden lange dauert. Diana Wider sagt: «Geän- wehren, wenn sie zur blossen dert hat nicht nur die Behördenorgani- Zahlstelle werden, ohne Einfluss sation, sondern auch das Mass- auf die Kosten zu haben. Laut nahmensystem.» Bis einem Entscheid des Bundesge- zur einheitli- richts vom März 2014 können die Wohnsitzgemeinden Mass- nahmen der Kesb nicht an- fechten. Dagegen regt sich Widerstand. So hat der Kan- ton Schaffhausen beim Bund eine Standesinitiative einge- reicht, die ein Beschwerderecht der kos- tenpflichtigen Gemeinden gegenüber den Kesb verankern will. Der Berner der Einführung abgebaut SVP-Nationalrat Rudolf Joder fordert so- oder Leistungsverträge gekündet gar Übungsabbruch. Er will zurück zum worden. Wohl in der Erwar- alten System: «Die Kindes- tung, dass sich so Kosten spa- «Mitsprache und Erwachsenenschutzbe- 20 Minuten, 5.1.2015 ren liessen. Ein Irrtum. Der ist im hörde zeigt, dass die soge- Kesb würden auch Fälle ge- nannte Professionalisierung chen Erfassung der Massnahmen sei mit meldet, die dort eigentlich Rahmen der für alle Beteiligten mehr Ar- einer Übergangszeit von zwei bis drei nicht hingehörten. Die Kesb Abklärungen beit, mehr Kosten, dafür we- Jahren zu rechnen, zumal die Kokes nur habe jedoch aufgrund der ge- der Kesb niger Entscheidungskompe- auf der Basis von Empfehlun- setzlichen Regelun- tenz bei den Gemeinden und gen arbeite. «Wir können den «Wer heute gen keine Wahl: gesichert.» weniger Bürgernähe bringt.» Kantonen keine verbindlichen Zahlen «Wenn eine Gefährdungsmel- Dass eine Beschwerdemöglichkeit sinn- Vorgaben machen.» Und: «Die dung gemacht wird, muss die voll ist, bezweifelt Diana Wider aus zwei nennt, tut Kokes hat für sämtliche Ge- Behörde aktiv werden.» Das Gründen. «Die Mitsprache der Gemein- schäfte (inkl. Statistik) insge- dies auf Verfahren bei der Kesb ist den ist im Rahmen der Abklärung gesi- samt nur 70 Stellenprozente unsicherer kompliziert, weil es auf strit- chert, dort müssen die Gemeinden über zur Verfügung.» Bei den Kesb Basis.» tige Fälle ausgerichtet ist und Kenntnisse zum Fall sowie zum regiona- würden die Ressourcen natür- rechtsstaatliche Kriterien er- len Unterstützungsangebot angehört lich primär in die Bearbeitung dringen- füllen muss. Es sei klar, dass die Arbeit werden.» Bevor eine Fremdplatzierung der Fälle und erst in zweiter Linie in die der Kesb teurer sei, als eine freiwillige angeordnet werde, hat also ein Ge- Statistik gesteckt. Beratung durch kommunale Sozial- spräch mit den Gemeindebehörden stattgefunden. Denn: «Die Gemeinde Zum Zahlen verdonnert? weiss, ob es allenfalls eine engagierte Mit der Umstellung zu den professionel- Pflegefamilie in der Ge- len Behörden ist eine weitere Klage hin- zugekommen, die als Kostentreiber im Verdacht steht. Der Einfluss der Gemein- den sei gesunken. Das Fürsorge- und Sozialwesen war bis 2012 die Domäne der Gemeinden. Zwar stützten sich Lai- enbehörden oft ebenfalls auf Einschät- zungen von Fachleuten, bei schwierigen Fällen sowieso. Aber entschieden haben sie schliesslich selbst. Heute wird mo- niert, die Gemeinden hätten keinen Ein- fluss mehr. Dazu sagt Diana Wider von der Kokes: «Nicht jeder Fall muss zur Kesb. Für einfache Fälle sind die Ge- meinden nach wie vor selbst zuständig.» Die Kesb ist als letzte Instanz für schwie- rige Fälle gedacht, in denen gegen den Blick, 14.3.2015 Willen der Betroffenen entschieden wer- den muss. «Eltern oder eine hilfsbedürf- tige Person können nach wie vor an die dienste. Wider empfiehlt deshalb, abzu- Gemeinde gelangen und um Unterstüt- klären, welche Angebote in den Regio- meinde gibt.» Auch müsse die Kesb zung anfragen.» Kommunale oder regi- nen bestehen, bevor man an die Kesb Alternativen zu einer Fremdplatzierung onale Sozialdienste können eine freiwil- gelange. «Möglicherweise mangelt es in abklären. «Das wird auch so gemacht.» SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015 9
SOZIALES Oftmals seien Kindesschutzmassnahmen Schluss zeigte sich, dass die Kosten ei- lenen Fälle sehr effizient gearbeitet und ja dringlich, etwa wenn Kindern Gewalt nes dritten Amtes, des kantonale Alters- ihr Jahresbudget um gut zehn Prozent angetan werde. «Man stelle sich vor, dass und Behindertenamts, nicht in die Berech- unterschritten habe. Eine Erfolgsmeldung in so einem Fall bis vor Bundesgericht nung eingeflossen waren. Der Effekt: kommt sodann von den Gemeinden des prozessiert wird», sagt Diana Wider. zusätzliche Einnahmen von 22 Millionen. Linthgebiets. Hier ist die Zahl der Kesb- Hinzu komme, dass es ein Beschwerde- Unter dem Strich Fälle heute um zwölf recht des zahlenden Gemeinwesens bei sind die Ausgaben Prozent kleiner als Entscheiden der Vormundschaftsbehör- für Kanton und Ge- Personal- und vor zwei Jahren. Die den auch im alten Recht nicht gegeben habe, dies hatte das Bundesgericht be- meinden also um 10 Millionen ge- Massnahmenkosten Therwiler Gemein- derätin Ursula Jäggi reits im Jahr 1926 entschieden. stiegen, von 78 auf In der aktuellen Diskussion werden ihrerseits schätzt 88 Millionen. Die immer wieder die Personal- und die die professionellen Die Krux mit der Buchhaltung bernischen Behör- Massnahmenkosten vermischt. Strukturen. Wo einst Wechseln wir den Fokus, hin zu den Kan- den bezeichnen die «Dass die Personalkosten mit Profi- Laien schwerwie- tonen, denn dort laufen die Zahlen meis- Zunahme als mo- behörden teurer werden als im Miliz- gende Entscheide tens zusammen. Im März 2015 etwa derat. So gab es beziehungsweise Laiensystem, war gefällt hätten, seien musste der Grosse Rat des Kantons Bern tatsächlich gut 300 immer klar», sagt Diana Wider. Ob es nun Fachleute. einen Zusatzkredit von 10,7 Millionen Fälle mehr – weil auch die Massnahmenkosten gestie- Für mehr Nüchtern- Franken genehmigen, «weil die Kesb das es auch hier ver- gen sind, dazu gibt es aktuell keine heit plädiert auch Budget von 115 Millionen überschritten mehrt zu Gefähr- Zahlen, diese müssen gesammelt Urs Roth, der hatte», wie angenommen wurde. Schuld dungsmeldungen und zusammengeführt werden. czd Gemeindepräsident waren – so die Vermutung – die freiwilli- kommt, die in frei- von Amden: «Ohne gen Fremdplatzierungen. Dieser Faktor willige Massnah- Zweifel, die Kesb war allerdings nicht die Ursache der er- men münden. Gesamthaft sind die Fall- sind in den letzten Monaten ganz bös un- wähnten Budgetüberschreitung, denn die kosten im Kanton Bern in den zwei ter die Räder geraten, es ist ein eigentli- Kosten für freiwillige Fremdplatzierungen Jahren um fünf Prozent gestiegen. ches Kesb-Bashing im Gang», gibt er zu. werden nicht durch die Kesb, das heisst Auch er sei nicht begeistert gewesen, als die JGK, sondern durch das kantonale So- Jedem Kanton sein eigenes System man die Vormundschaftsbehörden durch zialamt, beziehungsweise die GEF getra- Was Wunder, dass auf nationaler Ebene die regionalen Kesb abgelöst habe. Und gen. Nur die durch die Kesb verfügten, noch niemand den Überblick hat. Und das, vor allem der Kostenanstieg habe ihm also unfreiwilligen Fremdplatzierungen so ist zu vermuten, wird auch noch eine Sorgen gemacht: «Aber National- und belasten das Budget der Kesb. Die Kosten Weile so bleiben. Diana Wider von der Ko- Ständerat haben diese Umstellung mit für freiwillige Fremdplatzierungen waren kes sagt: «Jeder Kanton erfasst die Kosten Unterstützung aller Parteien (und der Un- um 54 Prozent oder 23 Millionen Franken anders. Es gibt wohl 26 verschiedene Sys- terstützung des SGV, Anm. der Redak- gestiegen. Zu den Kesb-Platzierungen la- teme, wie die Massnahmen der KESB fi- tion) nun mal beschlossen. Man soll sich gen keine Zahlen vor. Sofort nanziert und zwischen Kanton nun auch damit arrangieren.» reagierte die Politik: Der Kanton «Es dauerte und Gemeinden aufgeteilt wer- habe die Kosten bei den Fremd- Wochen, bis den.» Und was die Massnah- Keine Debatte in der Romandie platzierungen nicht im Griff. die falschen men betrifft: Eine Bundesauf- In einigen Gemeinden ist man auf gutem Hintergrund: Die Dossiers la- sicht über die Kesb, die Weg. Christina Müller, Präsidentin Kesb gen wie erwähnt vor Einfüh- Buchungen verbindliche Vorgaben zur Er- Bezirk Horgen, stellt eine Entspannung rung der Kesb bei den Ge- bereinigt fassung machen könnte, sei fest. Dies besonders seit August 2014, meinden – dem Kanton fehlten waren.» vom Gesetzgeber nicht ge- als der Einbezug der Gemeinden für kos- die statistischen Werte der wünscht worden. «Solange je- tenpflichtige Kindesschutzverfahren, wie Vergangenheit. Für 2013 – das Jahr des der Kanton die Kosten und Fälle nach ei- beispielsweise Heimeinweisungen, neu Anstiegs – fehlten aber ebenfalls zuver- genen Regeln erfasst, sind die Zahlen geregelt wurde. Bei Kindesschutzmass- lässige Daten. Denn: Die Gemeinden nicht vergleichbar.» So würden zum Bei- nahmen mit Kosten über 3000 Franken hatten die Kosten teils in falschen Rub- spiel an einem Ort die Anzahl Massnah- pro Kind und Monat werden die Ge- riken verbucht: «Unsere Finanzabteilung men gezählt, während andernorts die meinden zur Stellungnahme eingeladen. hat Wochen gebraucht, um mit den So- Betroffenen erfasst werden. Auch aus Sicht der Kesb Horgen hat sich zialdiensten die Verbuchungen zu berei- Bis zur vollenTransparenz über das neue die Zusammenarbeit gut entwickelt. Auf- nigen», sagte die Leiterin des kantonalen System wird es also noch dauern. «Die fällig ist überdies, dass die Debatte in Sozialdienstes Regula Unteregger. Wie Kokes rechnete von Anfang an mit einer der Romandie nicht stattfindet. Dort ist die «Berner Zeitung (BZ)» weiter berich- Einführungszeit von 2–3 Jahren, um zu der Kindes- und Erwachsenenschutz tete, «wussten die kantonalen Behörden verlässlichen und vergleichbaren Zahlen schon lange professionalisiert und in die aus diesem Grund auch nicht genau, für zu kommen», so Diana Wider, «auch wir kantonalen Gerichte integriert. Die Um- wie viele fremdplatzierte Kinder und Er- hätten in der aktuellen Diskussion gerne stellung verlief reibungslos. wachsene sie die Millionen ausgeben». genaue Zahlen verfügbar.» Im Juni wurde Entwarnung gegeben. Peter Camenzind «Alles halb so wild», schrieb die BZ. Es Die besonnenen Stimmen Fredy Gilgen gab nämlich Verschiebungen innerhalb Immerhin, es gibt auch Ausnahmen im der kantonalen Ämter, die den Kosten- oftmals von der politischen Agenda ge- anstieg erklären: Bei den Sozialdiensten triebenen Klagechor. So meldet die Kesb stiegen die Fallzahlen für freiwillige Leimental sinkende Kosten und die Ge- Massnahmen, bei der Kesb sanken die meinde Emmen lobt ihre neue Behörde, Informationen: verfügten Platzierungen dagegen. Am dass sie bei der Bearbeitung der angefal- www.kokes.ch 10 SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015
SUISSE PUBLIC Hannes Germann, Präsident des SGV, verlangt, dass der Service public im Sinne der Gemeinden definiert wird. Bilder: czd Für den starken Service public Der Schweizerische Gemeindeverband (SGV) fordert, dass der Service public gestärkt wird. Denn dieser ist Grundlage für Wohlstand und Lebensqualität in der Schweiz − und damit ein wichtiger Faktor im Standortwettbewerb. Die diesjährige Generalversammlung tor im Standortwettbewerb. Der SGV Marktöffnung die Qualität und die Quan- des SGV stand – eine Woche nach dem fordert deshalb einen weiterhin quali- tität der Grundversorgung erhöhen, hauchdünnen Ja zum neuen RTVG – tativ hochstehenden und flächende- sagte Germann. ganz im Zeichen des Service public. ckenden Service public in der ganzen «Die Post steht ohne Wenn und Aber Doch dieser ist mehr als die Fernseh- Schweiz. «Gemeinden, Kantone und zum Service public», betonte Franz Hu- und Radioprogramme der SRG. Zur Unternehmen, die einen Grundversor- ber, Leiter Poststellen und Verkauf der Grundversorgung gehört gungsauftrag wahrnehmen, Post. Die Kundenbedürfnisse hätten sich beispielsweise das sauber «Wir alle sollen von der Politik gestärkt geändert. «Wir bereiten deshalb unser aufbereitete Wasser im mor- und unterstützt werden», for- Netz im Dialog mit den betroffenen Be- gendlichen Kaffee, das funk- profitieren derte Germann. Der SGV hörden auf die Zukunft vor», so Huber. tionierende Stromnetz, der täglich vom wird die Diskussionen rund Die neuen Angebotsformen wie die Strassenwischer und die Ge- Service um die Grundversorgung mit Agentur oder der Hausservice würden burtstagskarte, die der Pöst- allen relevanten Akteuren auf grosse Kundenakzeptanz stossen. ler in den Briefkasten wirft. public, oft weiterführen und sich dafür Die Delegierten hiessen an der General- «Wir alle profitieren täglich unbewusst.» einsetzen, dass Umfang und versammlung alle statutarischen Ge- vom Service public, oft unbe- Aufgaben des Service public schäfte – Jahresbericht 2014, Jahresrech- wusst», sagte Ständerat und SGV-Präsi- möglichst im Sinne der Gemeinden de- nung 2014, Entlastung des Vorstands dent Hannes Germann. Gut ausgebaute finiert werden. Eine breite Diskussion sowie die Festsetzung des Mitgliederbei- Infrastrukturen und ein funktionierender erhöhe die Legitimation der Entscheide trags 2016 (unverändert) – gut. pb Service public seien «die Grundlage für und könne zu innovativen Lösungen füh- Wohlstand und Lebensqualität, aber ren. So könnten die Zusammenarbeit auch für den Zusammenhalt in der zwischen Gemeinden, eine Partner- Unterlagen zur GV: Schweiz». Und damit ein wichtiger Fak- schaft mit Dritten oder gar eine teilweise www.chgemeinden.ch SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015 11
SUISSE PUBLIC Meeting der Delegierte der OKI: Alain Jaccard Finanzfachleute Comunitas bleibt Präsident Das Meeting fand bereits zum elften Prof. Dr. Reiner Eichenberger stellte sein An der Mitgliederversammlung der Mal statt und ist ein fester Bestand- Referat an der Delegiertenversammlung Organisation Kommunale Infrastruk- teil der alle zwei Jahre stattfindenden der Comunitas vom 19. Juni 2015 unter tur (OKI) vom 18. Juni 2015 in Bern Suisse Public. Den Gästen wurde ein denTitel «Die Überalterung – unser Glück». haben Vertreterinnen und Vertreter interessantes und vielseitiges Pro- Er vertrieb das Schreckgespenst der Über- der Mitgliedergemeinden den bishe- gramm präsentiert, wie die ROD Treu- alterung mit dem Blick auf die hohe Pro- rigen Präsidenten Alain Jaccard und handgesellschaft des SGV mitteilte. duktivität und Gesundheit der heutigen den Vizepräsidenten Beat Ammann in Die Tagung war mit rund 80 Teilneh- Rentner. Die Überalterung sei in unserer ihren Funktionen für die Amtsperiode menden gut besucht, heisst es weiter. Gesellschaft nicht primär ein medizini- 2015 bis 2018 einstimmig bestätigt. Gisela Basler, Geschäftsführerin der sches, sondern ein institutionelles Prob- Ebenso haben sie die bisherigen Vor- Comunitas, erläuterte in ihrem Refe- lem. Es gelte, die Früchte der Überalterung standsmitglieder in globo wiederge- rat, wie die Herausforderungen für zu ernten. wählt. Pensionskassen aufgrund der unsi- Aus erster Hand erfuhren die Delegierten Inhaltlich stehen für OKI im laufenden cheren Finanzmärkte bewältigt wer- von der deutlichen Senkung der Risikoprä- Jahr die folgenden Themen auf der den können. Simon Enderli, Leiter mie bei Comunitas ab 1. Januar 2016. Auf- Agenda: Ein Hauptziel ist es, die neu Marktgebiet Berner Oberland/Wallis grund des sehr guten Schadenverlaufs hat lancierte Fachgruppe Infrastruktur bei der PostFinance, sprach über die der Stiftungsrat beschlossen, die Risiko- management zu etablieren und für Harmonisierung im Schweizer Zah- prämien um rund 30% zu senken. Die Sen- Gemeinden konkrete Dienstleistun- lungsverkehr. Sandra Bittel, stv. Lei- kung der Risikoprämie ermöglicht den gen zur Umsetzung kommunaler In terin Betriebliches Gesundheitsma- Arbeitgebern bei gleichbleibenden Kosten frastrukturstrategien anzubieten. Mit nagement der Visana Services AG, eine Anpassung des Vorsorgeplans (Erhö- der Publikation des Handbuchs Infra- äusserte sich zumThema «BGM – Eine hung der Sparbeiträge) und damit eine strukturmanagement wurde dafür ein Investition die sich auszahlt» Verbesserung der Leistungen im Alter. Grundstein gesetzt. In der Sparte «Ab- Gerhard Schmied, ROD-Direktor, Die Delegierten wählten einstimmig alle fallwirtschaft und Recycling» arbeitet sprach über «HRM2 – Auslegungen Mitglieder des Stiftungsrates für eine wei- OKI an einer neuen Gemeindeemp- und FAQ des Schweizerischen Rech- tere vierjährige Amtsdauer bis Juni 2019. fehlung zum Thema Abfalllogistik. Die nungslegungsgremiums für den öf- Einstimmig wiedergewählt wurde auch Vielfalt der Sammelsysteme ist in den fentlichen Sektor SRS-CSPCP zu den Stefan Christen als Präsident des Stif- letzten Jahren gross geworden. Die Fachempfehlungen». mgt tungsrates. mgt neue Publikation soll als Orientie- rungshilfe für das lokal oder regional Informationen: Präsentation und Protokoll: richtige Sammelkonzept dienen. Ge- www.rod.ch www.comunitas.ch meinsam mit dem Schweizerischen Gemeindeverband (SGV) und weite- ren Fachverbänden publiziert OKI im Herbst 2015 zudem eine Neuauflage des Leitfades für den Werterhalt von Kommunalstrassen. Abgerundet wurde die Mitgliederver- sammlung mit einem packenden Re- ferat von Jean-Pierre Egger, ehemali- gem Spitzensportler und aktuellem Coach und Motivator von nationalen und internationalen Spitzensportlern und Teams wie beispielsweise Alinghi. Aus seinen vielfältigen Erfahrungen formulierte er sieben Schritte zum Er- folg von Einzelathletinnen und -athle- ten und Teams und erläuterte dies ein- drücklich an seinem Coaching der mehrfachen Weltmeisterin und Olym- piasiegerin im Kugelstossen, der Neu- seeländerin Valerie Adams. mgt Ohne Technik keine Veranstaltung. Blick aus dem Regieraum auf das Rednerpult. Download Referat und Protokoll: Thomas Egger von der Arbeitsgemeinschaft Berggebiete warnt vor der K-Tipp-Initiative. www.tinyurl.com/ps5bgvd 12 SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015
SUISSE PUBLIC Zuletzt heulten die Sirenen – mehr als 20 000 Besucher Für den SGV ist die Suisse Public ein zentraler Anlass. Alle zwei Jahre ist zu sehen, was für die öffentliche Hand produziert wird. Die Messe ist aber auch ein Fest für alle, die den Service public gewährleisten. Tagein, tagaus. «Früher», sagt ein Vertreter eines Kom- braucht. An der Suisse Public ist es zu eingegangen», sagt Michael Hänzi von munalgeräteherstellers, «konnten wir sehen. «Es gibt keine Messe, die auf so Talus Informatik. «Der Aufwand hat sich die Bestellungen gleich notieren.» Das kompaktem Raum einen derart kom- aber gelohnt, wir haben viele hervorra- ist heute anders, die Gemeinden rech- pletten Überblick über den gende Kontakte mit potenziel- nen, Investitionsgüter werden nach im- Kommunalmarkt ermöglicht», «Früher len Kunden gezählt.» Diesen mer aufwendigeren Verfahren beschafft. sagt ein Hersteller aus Öster- konnten Eindruck bestätigt auch Mes- Darum ist die Suisse Public, die Fach- reich. «Wir wären froh, gäbe seleiter Alain Caboussat: «Die wir die messe für öffentliche Betriebe und Ver- es etwas Vergleichbares bei auf über 20 000 gestiegene Be- waltungen, heute eine Leistungsschau. uns.» Bestellungen sucherzahl beweist, dass die Hier werden «Neue Entwicklungen» ge- gleich Suisse Public an Bedeutung zeigt und bestehende Kundenkontakte Beschränkte Budgets notieren.» zugenommen hat.» gepflegt. Egal ob man Brunnenmeister Angesichts des grossen in Gstaad ist, sich als Werkhofchef über Drucks aufgrund des «Euroschocks» Besucher aus allen Landesteilen die neueste Generation Geräteträger in- sind die Marketingbudgets beschränkt. Bereits eine Viertelstunde vor Türöff- formieren will oder ob man in seiner Der Aufwand für einen Stand steigt nung ist zu sehen, was Caboussat meint. Gemeinde neue Abfallkübel beschaffen schnell in den sechsstelligen Bereich. «Wir Besucher aus allen Landesteilen warten muss oder ein neues Feuerwehrauto sind mit unserem Stand ein hohes Risiko vor den Eingängen zur Messe, viele kommen in Gruppen. Feuerwehrsleute, Werkhofangestellte, Finanz- und IT-Ver- Anzeige antwortliche, aber auch Gemeindepräsi- denten und Stadt- sowie Gemeindeschrei- ber lassen sich den Eintritt von 25 Franken gerne kosten. Für viele auch ein Fest Für viele, die nach Bern gereist sind, ist die Messe auch ein Fest. Kaum ein Stand, an dem neben den Produkten keine Getränke und regionale Speziali- täten angeboten werden. Am Stand der Firma Brändle, die Ambulanz- und Feuer- wehrfahrzeuge herstellt, ist während der vier Tage ein regelrechtes Volksfest mit Ländlermusik im Gang. «Ein wenig Folk- lore gehört auch dazu», sagt Seniorchef Peter Brändle zur «SG». Den Rückmel- dungen zufolge wurden auch die vielen Informationsanlässe und Tagungen gut besucht. Nach vier Tagen schliesst die Suisse Pu- blic 2015 ihre Tore. Akustisch untermalt vom Geheul der Feuerwehrsirenen. Doch wer meint, auch die Aussteller hät- ten nun Ruhe, irrt. Für sie beginnt der Abbau der Stände. Peter Camenzind Informationen: Die nächste Suisse Public findet vom 13. bis 16. Juni 2017 statt. SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015 13
SUISSE PUBLIC Hoch hinaus. Hebebühnen- gewirr auf dem Freigelände. Beim Eintritt wer- den die Besucher von Mitarbeiten- den der Schweizer Gemeinde empfangen. Prototyp eines Fräsroboters für Kanalisationen. Besucher lassen sich von den Messeaustellern die Neuheiten zeigen. Durst? An vielen Ständen konnte er gelöscht werden. 14 SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015
SUISSE PUBLIC Ein Elektrobike für die Polizei. Textil-Leasing ist auch für die öffentliche Hand attraktiv. SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015 15
ORGANISATION Vom Politikermangel zum Markt für gute Politik Bild: zvg Wie können Stellen in den Verwaltungen einfacher besetzt werden? Und wie kann das Milizprinzip gestärkt werden? Reiner Eichenberger, Professor an der Uni Fribourg, ist bekannt für provokative und unkonventionelle Vorschläge. «SG»: Die Gemeinden leiden ter Personalmangel, wenn die Qualität halten und zugleich an einem anderen unter Personalmangel sowohl in der Bewerber berücksichtigt wird. Bei Ort für ein Amt zu kandidieren. So den Exekutiven als auch in den kommunalen Ämtern wird könnte ein «offener Markt Verwaltungen. Woran liegt das? der Mangel nur besonders Betrachtet für gute Politik» entstehen. Reiner Eichenberger: Erstens haben gut sichtbar. Weil die Nicht- man die Das ist ja nur das System, kommunale Ämter aus verschiedenen wahl infolge Fehlqualifika- das wir auch in der Privat- Qualität der Gründen an Attraktivität verloren: Der tion und schlechten Leis- wirtschaft haben. Stellen Handlungsspielraum wird zunehmend tungen im Amt öffentlich Bewerber, Sie sich vor, Basler Unter- durch kantonale und eidgenössische sichtbar sind, ist es für we- ist Personal nehmungen dürften nur Füh- Vorgaben eingeschränkt. Beruflich enga- nig qualifizierte Kandidaten überall knapp. rungskräfte anstellen, die gierte Menschen sind heute häufiger unattraktiv, sich zu bewer- schon in Basel ihren Wohn- international unterwegs, was die Aus- ben. Das ist anders bei Jobs, wo Miss- sitz haben. Damit wäre Basel wirtschaft- übung stark ortsgebundener Tätigkeiten erfolg weniger gut sichtbar ist. Da gibt lich sofort erledigt. erschwert. Viele Arbeitgeber sind inter- es zumindest viele unqualifizierte Be- Das ist aber genau das System, das wir national orientiert und deshalb weniger werber. in der Politik haben. Wenn wir den Markt an der lokalen politischen Einbettung öffnen, werden viele erfolgreiche Lokal- ihrer Mitarbeiter interessiert. Und die Sie schlagen vor, die Exekutiven zu politiker nicht mehr danach trachten, nichtmonetären Erträge für manche professionalisieren, wie es der Kanton möglichst Kantons- und dann National- Amtsträger sind gesunken, unter ande- St. Gallen macht. Was soll das bringen? räte zu werden, also vertikal in ziemlich rem weil weniger Land eingezont wer- Ich fordere nicht Professionalisierung, anders geartete Jobs aufzusteigen – son- den kann und Aufträge wegen der Aus- sie ergibt sich. Vielmehr bin ich über- dern sie werden horizontal wandern. Sie schreiberichtlinien nicht mehr leicht lo- zeugt, dass wir die Wohnsitzpflicht für werden versuchen, wirklich gute Kom- kal vergeben werden können. Politiker zumindest zum Wahlzeitpunkt munalpolitiker zu werden und in grös- Zweitens leiden auch die Wirtschaft und aufheben müssen. Das würde es Politi- sere Gemeinden und Städte zu wech- die Kantons- und Bundesverwaltung un- kern erlauben, an einem Ort ein Amt zu seln. Das System funktioniert für die 16 SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015
ORGANISATION Bürgermeister in Baden-Württemberg sind. Und vergessen Sie den Bürger- Verwaltungsangestellte, weil die perfekt. Über 80 Prozent der Bürgermeis- dienst. Avenir Suisse macht viele tolle Abschlüsse nicht anerkannt sind. ter waren bei ihrer Wahl nicht Einwoh- Vorschläge. Ihr Bürgerdienst aber ist ein Was ist zu tun? ner der Gemeinde, in der sie gewählt völliger Flop. Zwangsdienste für Bürger Entweder sollten die Abschlüsse gegen- wurden, also aus Sicht der Wähler die sind eine Katastrophe sowohl hinsicht- seitig anerkannt werden, oder die Kan- besten Kandidaten. Besonders interes- lich Effizienz wie auch hinsichtlich Ge- tone sollten klar definieren müssen, was sant ist, wie sich viele Bürgermeister für rechtigkeit. Der einzige sinnvolle Zwang sie für zusätzliche Qualifikationen ver- die Wahl rüsten: Sie lernen den Beruf. Sie ist die Steuerpflicht. Mit den so aufge- langen, und diese Qualifikationen soll- besuchen eine Bürgermeisterschule. Wer brachten Mitteln soll man den Staat und ten berufsbegleitend erworben werden den Job beherrscht, hat bessere Wahl- die Leistungen von Amtsinhabern finan- können. Dann würden schnell Passepar- chancen. Deshalb bieten die Fachhoch- zieren. Politiker müssen für ihre Leistun- tout-Ausbildungen sowie gezielt ergän- schulen Bürgermeister-Lehrgänge an. gen angemessen entschädigt werden. zende Module angeboten. Das ist wahre Professionalisierung. Nicht Wenn die Jobs ansonsten genügend unbedingt Berufspolitiker, aber Profis. attraktiv sind, kann der finanzielle Lohn Sie postulieren, dass vernünftige, gute tief sein, wenn nicht, muss er hoch sein. Entscheide von der Politik nur dort ge- Unser Milizsystem wird wegen der troffen werden, wo die Gruppe der Bürgernähe immer als vorbildlich Was müsste passieren, damit die Nutzniesser möglichst gut der Gruppe gerühmt, Avenir Suisse schlägt vor, Stellen einfacher besetzt werden der Bezahler und der Gruppe der Ent- eine Art Bürgerdienst einzuführen. können? Der Markt ist komplett scheidungsträger entspricht. Die Leute Professionalismus und Bürgernähe sind ausgetrocknet. werden aber immer mobiler, sie arbei- keine Widersprüche, ganz im Gegenteil. Die Marktöffnung und eine anständige ten im Kanton X und wohnen im Kan- Die bürgernächsten Politiker in Ba- Bezahlung würden das Problem lösen. ton Y. Wie bringen Sie das unter einen den-Württemberg und auch in St. Gallen Zudem könnte vorgesehen werden, dass Hut? sind doch genau die Bürgermeister oder wenigstens bei kleineren Teilzeitämtern Ich bin dafür, dass sowohl die Steuern Stadtammänner, die bisher auch die Wohnsitzpflicht bei wie auch die Mitbestimmungsrechte der einzigen, die «herumziehen». «In Amtsausübung aufgehoben Pendler zerlegt werden. Ein Pendler soll Bürgernähe hat nur wenig da- der Politik wird. Dann können Personen am Arbeits- und am Wohnort Steuern mit zu tun, dass jemand aus Ämter in mehreren Gemein- zahlen, im einfachsten Fall halbe-halbe, sind die dem Ort kommt, in dem er den übernehmen. Das würde mit den jeweiligen Steuersätzen. Aber er politisiert. Vielmehr hat es mit Wege nach ihnen erlauben, sich auf die soll auch an beiden Orten je eine halbe guten Anreizen und Selektion oben oft Jobs zu konzentrieren und das Stimme haben oder wählen können, wo zu tun. Wenn der Markt auch versperrt.» nötige Know-how zu erwer- er seine politischen Rechte ausüben will. für Auswärtige geöffnet wird, ben. Zudem macht die Markt- werden die Auswahl an fähigen Politi- öffnung den Einstieg in die Politik viel Themawechsel. An der Delegiertenver- kern sowie ihre Anreize, bürgernah zu attraktiver. Trotz Personalmangel sind ja sammlung der Comunitas haben Sie politisieren, grösser. Die Reputation, be- heute die Wege nach oben aus verschie- über die Reform der Altersvorsorge ge- sonders bürgernah zu sein und auch denen Gründen oft versperrt. Auch dieses sprochen. Der demografische Wandel Reformen gegen die eingemachten Inte- Risiko macht Politik für Junge unattraktiv. ist eine gewaltige Herausforderung. ressen der Verwaltung und gut organi- Dank Marktöffnung kann man dort aktiv Der demografische Wandel ist kein Pro- sierter Interessengruppen durchzuset- werden, wo es gerade Politiker braucht. blem, sondern unser Glück. Wir werden zen, verbessert ihre Wahlchancen an Das macht Politik zu einem Weg der Chan- ja nicht älter, weil wir kränker werden, anderen, noch attraktiveren Orten. Zu- cen statt der Widerstände. sondern weil wir gesünder werden. dem: Der wahre Hort der Miliz sind doch Durch die Alterung nimmt die potenzwi- die volksgewählten Rechnungs- oder Wer sich für eine Laufbahn in der ell produktive relativ zur «unprodukti- Geschäftsprüfungskommissionen. Ich öffentlichen Verwaltung einer ven» Lebenszeit zu. Wir müssen die würde den wandernden professionellen Gemeinde entscheidet, legt sich Früchte der Alterung nur ernten – mit Politikern starke RPK gegenüberstellen, auf eine Region fest. Es gibt keine einer klugen und flexiblen Erhöhung des die mit wirklichen Milizpolitikern besetzt berufliche Mobilität für Rentenalters. Interview: czd Anzeige SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015 17
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GEMEINDEPORTRÄT «Das neue Gemeindehaus bringt Leben ins Zentrum» Der neue Ortskern von Sattel mit dem Gemeindehaus (Gebäude mit dem roten Eingang) und dem Dorfplatz. Bilder: Severin Nowacki Sattel hat einen neuen, modernen Ortskern. Es brauchte kompromissbereite Investoren, einen hartnäckigen Gemeinderat und einen langen Atem. Touristischen Schwung verleiht das Jubiläum zur Schlacht am Morgarten. Das grosse Volksfest «700 Jahre Morgar- Mitglieder des Gemeinderats und Ge- hätten, es wäre niemand umgefallen, so ten − Abenteuer Geschichte» ist an die- meindemitarbeiter am grossen Tisch. voll waren sie», sagt Gemeinderat Beat sem Morgen im Juni vielerorts noch Znünipause. Schokoladeriegel liegen Kryenbühl. präsent. Am Ortseingang von Sattel wird bereit, im Hintergrund tönt die Kaffee- ein Armeepanzer auf einen Sattelschlep- maschine. Die Besucher der «Schweizer Den Kulturtourismus weiterentwickeln per verladen. Den Zentrumsplatz und Gemeinde» werden freundlich eingela- Später, im grossen, hellen Sitzungszim- Teile der Zufahrtsstrasse säumen Holz- den, sich dazuzusetzen. Natürlich ist das mer, erzählen Kryenbühl, der Gemein- hellebarden, die Schüler bunt bemalt Jubiläumsfest das Gesprächsthema. depräsident Adolf Lüönd und Gemein- haben. Die Festflaggen, auf denen die Denn vom 19. bis 21. Juni herrschte in deschreiber Pirmin Moser, welche Jahrzahlen bedeutender Ereignisse der den Gemeinden Oberägeri (ZG) und Bedeutung «die erste Freiheitsschlacht Sattler und der Schweizer Geschichte Sattel (SZ) Hochbetrieb. 30 000 Besucher der Eidgenossen» für die Gemeinde stehen, flattern im Wind. hatte man erwartet, doppelt so viele sind heute noch hat. «Morgarten ist ein typi- Im Gemeindehaus am Zentrumsplatz − gekommen. «Wenn die Shuttlebusse auf sches Alleinstellungsmerkmal. Wir ha- von ihm wird noch die Rede sein − sitzen ihrer Fahrt eine Vollbremsung gemacht ben dadurch die Möglichkeit, Sattel im SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015 19
GEMEINDEPORTRÄT Kulturtourismus zu positionieren und Wertschöpfung in die Region Ägeri- tätig. Im Winter arbeitet der 68-jährige diesen weiterzuentwickeln», sagt Moser. tal-Sattel. «An den drei Anlässen neh- Biolandwirt als Skilehrer. Früher hatte er Die 700-Jahr-Feier sei auch ein Touris- men jeweils etwa 3000 Personen teil. die örtliche Skischule geleitet. Auch Mo- musprojekt. Im Weiler Schornen wurde Wenn jeder 100 Franken ausgibt, ergibt ser und Kryenbühl sind mit dem Touris- eigens ein Informationszent- dies eine Wertschöpfung von mus verbunden. Moser ist Verwaltungs- rum errichtet. Während im «Das neue 300 000 Franken», rechnet Mo- rat der Bergbahnen Sattel-Hochstuckli, Parterre des Gebäudes die ser vor, «und das ohne gros Kryenbühl sitzt in derTourismuskommis- historischen Fakten geliefert Zentrum sen Marketingaufwand.» sion. werden, steht der obere Stock ist ein Dabei helfen auch die Medien- Sattel arbeitet im Tourismus unter der im Zeichen der Mythenbil- Glücksfall berichte. «Es kamen Leute ans Dachmarke Ägerital-Sattel mit Ober- und dung rund um die Schlacht am Jubiläumsfest, weil sie die Unterägeri zusammen. «Eine Untersu- Morgarten. Beim Informa für die Sendung ‹Einstein› im Schwei- chung der BAK Basel hat ergeben, dass tionszentrum steht die Grup- Gemeinde.» zer Fernsehen gesehen hat- die Region Ägerital-Sattel sehr gut im penunterkunft Letzi. «Sie wird ten, in der neue Morgarten- Markt positioniert ist», sagt Moser. Eine gerade erneuert», sagt Moser. Ebenfalls funde präsentiert wurden», erzählt gemeinsame Tourismusorganisation soll in der Schornen steht das mittelalterliche Gemeinderat Kryenbühl. die Kooperation nun weiter vereinfa- «Schwyzer Haus». Das älteste bekannte chen. Die Sattler sind jedenfalls bestrebt, Holzgebäude Europas stammt aus der Bergbahnen sind besser ausgelastet das Optimum herauszuholen. Dank dem Zeit zwischen 1176 und 1315. Es ist ein Der Tourismus hat für die Gemeinde ei- Ausbau des Sommerangebots – Attrak- Anziehungspunkt für historisch Interes- nen hohen Stellenwert. Er bietet die tionen sind eine 374 Meter lange Fuss- sierte. meisten Arbeitsplätze. Denn Industrie- gängerhängebrücke, eine Sommerrodel- Bald stehen die nächsten Morgarten und Dienstleistungsbetriebe sind im Ort bahn, eine Hüpfburganlage für Kinder und anlässe auf dem Programm: die jährli- kaum vorhanden. Ausserdem gibt es in die erste Drehgondelbahn der Welt – che Gedenkfeier (Schlachtjahrzeit) am Sattel noch 50 Bauernbetriebe. Einen konnten die Bergbahnen Sattel-Hoch- 15. November und die beiden traditio- davon führte der Gemeindepräsident stuckli ihre Auslastung stark verbessern. nellen Morgartenschiessen. Sie bringen Adolf Lüönd. Auch er ist im Tourismus Aufgrund der Verkehrslage und der guten Aufräumen nach dem Fest: An der Jubiläumsfeier «700 Jahre Morgarten – Abenteuer Geschichte» hat sich die Armee in einer grossen Ausstellung präsentiert. 20 SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015
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