SERVICE 4.0 WEITERE THEMEN: Internationales Forum Mechatronik, Kooperationsprojekt Digitaler Zwilling - Mechatronik-Cluster
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DAS MAGAZIN DER MECHATRONIKBRANCHE Ausgabe 2 - September 2021 SERVICE 4.0 Was von Corona übrig bleibt Seite 4 WEITERE THEMEN: Internationales Forum Mechatronik, Kooperationsprojekt Digitaler Zwilling Bild: Robert Maybach www.mechatronik-cluster.at
BRANCHENNEWS Ausgezeichnete Greifer Mit der neuen, bionisch inspirierten Grei- kenden Van-der-Waals-Kräfte, wie auch fertechnologie ADHESO von SCHUNK ist Geckos es tun. Da ADHESO ohne Par- es möglich, empfindlichste Teile sanft und tikelemissionen arbeitet, eignet sie sich ohne externe Energie anzufassen. Egal ob besonders auch in hygienisch sensiblen federleichte Glasfaser, mikromechanische Umgebungen. „In puncto Betriebskosten Teile oder schwere Automotive. Hierfür ist unser Greifsystem ein echter Mehrwert, prämierte der Rat für Formgebung die weil es komplett ohne externe Energie ar- Technologie mit dem German Innovation beitet“, betont Geschäftsführer Heinz-D. Award 2021 in der Wettbewerbsklasse Schunk. Die flexibel konfigurierbaren Haft- „Excellence in Business to Business“. Die greifer entwickelte das Unternehmen mit Bionisch inspirierte Greifertechnologie ADHESO von Technologie nutzt die intermolekular wir- dem Start-up INNOCISE. SCHUNK Bild: SCHUNK Digitaler Reifegrad Von analog zu digital Fachmesse in Linz Zum Reifegradmodell „Digital Check“ existiert nun auch Mario Salhofer, Kundenberater der Ginzinger electronic Die SMART Automation Austria findet alle zwei Jahre ein Starter Kit. systems GmbH in Linz statt. Bild: Business Upper Austria Bild: Ginzinger electronic systems GmbH Bild: Reed Exhibitions Austria & Germany Um Unternehmen fit für die Industrie 4.0 PASO Solutions und Ginzinger electronic Die SMART Automation Austria ist die Platt- zu machen, hat der Mechatronik-Cluster systems entwickelten einen Prototyp, der als form für die österreichische Automatisie- gemeinsam mit dem Institut für Intelligente Komplettlösung zur digitalen Maschinenbe- rungsbranche und findet vom 19. bis 21. Produktion der FH-OÖ Campus Steyr den treuung bereits bis zum Jahresende 2021 Oktober im Design Center Linz statt. Der „Digital Check“ entwickelt. Anhand der Di- marktreif sein wird. Mit finanzieller Hilfe des Schwerpunkt liegt auf Fabrik- und Prozes- mensionen Daten, Intelligenz und Digitale Landes OÖ und Unterstützung des IT-Clus- sautomatisierung. Der Mechatronik-Cluster Transformation wird der Status quo in Be- ters der Business Upper Austria sollen so ist auf der SMART Automation Austria mit zug auf Industrie 4.0 gemessen. Mehr Infos: ganze Maschinenparks digitalisiert werden einem eigenen Messestand - Nummer 441 www.reifegradmodell.at können. - vertreten. Folgen Sie uns auf LinkedIn! Sie sind mit einem Profil auf LinkedIn vertreten? Dann möchten wir Sie herzlich einladen, unserer LinkedIn Fokus-Seite zu folgen und Teil unserer Mechatronik-Cluster-Community zu werden. Jetzt Follower werden www.linkedin.com/showcase/mechatronik-cluster Sicherheit als Qualitätsmerkmal von Software Das Software Competence Center Hagen- heitsanforderungen. Eine Maschine, die neu berg (SCCH) forscht an Lösungen für Cy- in eine bestehende Fertigungsstraße integ- bersecurity von Industriemaschinen in riert wird, verändert das Kommunikations- Cloudumgebungen. „Sicherheit sollte als verhalten der Geräte und damit das gesamte Qualitätsmerkmal von Software verstanden softwaretechnische Sicherheitsgefüge. Das Bezahlte Anzeige werden“, sagt Thomas Ziebermayr, Area eröffnet Sicherheitslücken. Software-Enginee- Manager Software Science. Immer mehr ring-Methoden des SCCH erkennen Sicher- Maschinen mit softwaretechnischen Kompo- heitsprobleme bereits automatisch während nenten kommunizieren über Cloudlösungen des Implementierens neuer Softwarekom- Dr. Thomas Ziebermayr, Area Manager Software Science miteinander. Das führt zu höheren Sicher- ponenten in ein bestehendes System. am SCCH Bild: SCCH 2 MC-report | Ausgabe 2 - September 2021
EDITORIAL Mag. Elmar Paireder DI Thomas Gröger Cluster-Manager Büro Linz Cluster-Manager Büro St. Pölten Liebe Leser und geschätzte Partner des Mechatronik-Clusters, INHALT die Mechatronik- bzw. die Maschinen- und Anlagenbaubranche bleibt nach einem herausfordern- den, aber mit steigenden Auftragseingängen zu Ende gegangen Jahr 2020 auch in diesem Jahr Branchennews 2 auf Wachstumskurs. So wurden im Juni diverse Produktionsprognosen nach oben revidiert und EDITORIAL, IMPRESSUM 3 ein positives Stimmungsbild auch für das 3. und 4. Quartal 2021 gezeichnet. Getrübt wird dies allerdings durch eine herausfordernde Situation in den Lieferketten – diverse Rohstoffe und Ma- terialien sowie Komponenten verteuerten sich stark bzw. sind mit langen Lieferzeiten versehen. COVERSTORY: INDUSTRIAL SERVICES Sorgen bereitet auch die nach wie vor pandemiebedingt unsichere Lage speziell in Form von Reisebeschränkungen. Die Branche hat aber gelernt, mit diesen Herausforderungen umzugehen Service und was von Corona bleibt 4 und ist definitiv auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Interview 7 Auch der Mechatronik-Cluster startet in der zweiten Jahreshälfte wieder voll durch – vor allem lang ersehnte Fachveranstaltungen mit der Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zum SMART ENGINEERING Netzwerken stehen auf dem Programm. Den Anfang macht das Forum Service 2021, in dem gezeigt wird, wie Corona das Servicegeschäft verändert hat und welche neuen Chancen sich Internationales Forum Mechatronik 8 daraus ergeben. Im Oktober findet das Internationale Forum Mechatronik zum Thema Symbiotic Digitaler Zwilling und Fieldbox 11 Mechatronics statt, was als neuartiges Paradigma für mechatronische Systeme verstanden wer- den kann, das den gegenseitigen Nutzen zwischen mechatronischen Systemen, ihren Elementen Entwicklung mit Digitalen Zwillingen 12 und ihren jeweiligen physischen, digitalen und menschlichen Umgebungen fördert. Dieser An- satz unterstützt somit auch die digitale Transformation in Unternehmen und deren Produkten, Maschinen und Anlagen. INTELLIGENT PRODUCTION Mensch-Roboter-Kollaboration 13 Ein Thema, das zuletzt auch für den Maschinenbau an Bedeutung gewonnen hat, ist der Klima- wandel und daraus resultierende Anforderungen in Richtung Nachhaltigkeit und Ressourceneffi- Bioinspiriertes Oberflächen-Handling 15 zienz sowie regulatorische Vorgaben. Der Mechatronik-Cluster trägt dem Rechnung und startet das Projekt „Enterprise Klima“ – mehr dazu lesen Sie im Heftinneren. MC INSIDE Ihr MC-Team Technik am Zug 16 Bioökonomie und Enterprise Klima 20 Partnernews 22 Vorschau 24 Mag. Elmar Paireder, Cluster-Manager, DI Thomas Gröger, Cluster-Manager, Büro Linz Büro St. Pölten IMPRESSUM & OFFENLEGUNG GEM. § 25 MEDIENGESETZ Blattlinie: Informationen über Aktivitäten des Mechatronik-Clusters und seiner Partnerunternehmen sowie News aus der Mechatronikbranche. Der Mechatronik-Cluster ist eine Initiative der Länder Oberösterreich und Niederösterreich. Träger sind die regionalen Standortagenturen Business Upper Austria und ecoplus. Medieninhaber (Verleger) und Herausgeber: Business Up- per Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH Redaktionsadresse: Hafenstraße 47-51, 4040 Linz, Telefon: +43 732 79810 – 5170, E-Mail: mechatronik-cluster@biz-up.at, www.mechatronik-cluster.at. Für den Inhalt verantwortlich: DI (FH) Werner Pamminger, MBA Redaktion: Mag. Elmar Paireder, Mag.a Petra Danhofer, Katharina Freidl, MA, Mag.a Tamara Gruber-Pumberger, Mag. Mar- kus Käferböck, Ullrich Kapl, Nina Meisinger-Krenn, Sophie Elisabeth Mooseder Grafik/Layout: Generative III GmbH, Umsetzung: Business Upper Austria Bildmaterial: Alle Bilder, wenn nicht anders angegeben: Business Upper Austria/Mechatronik-Cluster Gastbeiträge müssen nicht notwendigerweise die Meinung des Herausgebers wiedergeben. Beigelegte Unterlagen stellen ent- geltliche Informationsarbeit des MC für die Partner dar. Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr, eine Haftung ist ausgeschlossen. Vorbehaltlich Satz- und Druckfehler. Aus Gründen der besseren Leserlichkeit verzichten wir teil- weise auf geschlechtsspezifische Formulierungen. Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen beziehen sich auf alle Ge- schlechter in gleicher Weise. MC-report | Ausgabe 2 - September 2021 3
COVERSTORY Folgen der Pandemie: Digitale Services mit Long-COVID Seit eineinhalb Jahren üben sich Industrial Service-Anbieter im Digitalisieren, Improvisieren und Verändern. Coronabedingt war plötzlich vieles unmöglich, anderes wurde erst möglich gemacht. Doch was bleibt uns von den pandemiebedingten Neuerungen erhalten? Dieser Frage geht das Forum Service am 23. September nach. Infos: mechatronik-cluster.at/veranstaltungen In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Rasche Lösungen fasst. „Generell ist es seit Corona schwie- sich in der Servicewelt einiges bewegt. Ei- Erfahrungen, die auch Markus Loinig, CEO rig, unsere Innovationen zu vertreiben, da nes der zentralen Probleme im pandemie- und CTO der Senzoro GmbH, bestätigen viele Firmen nach wie vor nicht auf Vor- bedingten Lockdown: Servicetechniker und kann. Firmen waren wegen Corona oft sehr Krisenniveau sind, sondern noch mit Pro- Kundenbetreuer konnten nicht mehr zum restriktiv, was den Zugang zu ihren Fabriken blemen kämpfen. Unsere Expansion nach Kunden kommen. Fernwartung und Fernzu- angeht. „Da wir mobile Messsysteme haben, Deutschland ist on hold, da das Risiko griff über Remote-Lösungen wurde plötzlich brauchen wir aber diesen Zugang“, betont sich ständig ändernder Beschränkungen immer wichtiger. Bei manchen Unternehmen Markus Loinig. „Mit unseren Bestandskun- einfach zu groß ist. Wir bedienen dort nur ging auch der Umsatz zurück, weil es früher den haben wir rasch Lösungen gefunden: Bestandskunden“, ergänzt der Senzoro- üblich war, dass auch der Techniker Pro- Alle Senzoro-Mitarbeiter haben sich getes- CEO. Im Vertrieb hat sich bei Senzoro ei- dukte oder Lösungen verkaufte. Das fiel im tet, noch lange bevor es kostenlose Tests niges geändert: Ersttermine sind nun pro- Lockdown plötzlich weg. Positiv: Predictive gab, um kein COVID-19 in die Unternehmen blemlos per Videokonferenz möglich. Der Maintenance und Inbetriebnahme aus der einzuschleppen.“ Das Neukundengeschäft Satz „Kommen Sie mal vorbei!” als erster Ferne bekamen einen größeren Stellenwert. sowie Kunden, die gerade mit Senzoro am Touchpoint im Vertrieb gehöre wohl der Maschinenstillstände und damit Produkti- Start waren, seien aber sofort eingebrochen. Vergangenheit an, ist Loinig überzeugt: onsausfälle oder zumindest -verzögerungen „Vorbeikommen wird im Direktvertrieb können so verhindert werden. Und auch die Virtueller Vertrieb sicher nicht ersetzt werden, aber die Ak- Remote-Inbetriebnahme ist besser, als einen Firmen waren mit anderem beschäftigt zeptanz von Erstterminen per Video wird Business-Stillstand zu riskieren. und haben keine neuen Themen ange- wohl bleiben.“ 4 MC-report | Ausgabe 2 - September 2021
COVERSTORY Senzoro GmbH Predictive Maintenance kann aufwän- dig und teuer werden. Die Senzoro GmbH macht die vorausschauende Instandhaltung auch für kleinere Fir- men zugänglich und setzt dabei auf die Kombination von Künstlicher In- telligenz und Ultraschall. Seit 2018 hat Senzoro Daten in Fabriken ge- sammelt und eine weltweit einzigarti- ge Datenbank aufgebaut. Die Lösung funktioniert industrieübergreifend, beispielsweise in der Holz- und Pa- pierindustrie, Prozessindustrie und Energieversorgung. www.senzoro.com Technologieführerschaft Senzoro platziert beispielsweise einen Sen- sor 20 Sekunden lang am Gehäuse eines Lagers in einem Kraftwerk. Der Sensor haf- tet magnetisch. Nach der Messung sagt die Künstliche Intelligenz voraus, wie lange das Wälzlager noch halten wird. Auf dieser Basis wird entschieden, ob das Wälzlager bei der nächsten Revision getauscht wird oder nicht. Dabei profitiert Senzoro vom Datenmaterial, Bild: iStock / metamorworks das drei Jahre lang von mehreren hundert Anlagen im Echtbetrieb gesammelt wurde. „Es sind Daten die niemand hat, weshalb wir aktuell die Technologieführer sind“, betont Produktentwicklung statt Vertrieb Reisebeschränkungen während der Pande- Loinig. Senzoro hat schnell erkannt: Während mie getrieben“, erklärt Oberschmidleitner. Lockdowns, Krisen und angespannter Einige Produkte bietet Primetals Technolo- Keine Investitionskosten beim Kunden Auftragslagen führen Unternehmen keine gies schon seit vielen Jahren mit Remote- Den größten Nutzen ziehen die Kunden da- Innovationen ein, da sie das Budget enger Instandsetzung an. „Andere, eher hardware- raus, dass die Senzoro-KI fertig trainiert ist. schnüren. So hat der Dienstleister die Zeit lastige Produkte bieten wir erst seit Mitte „Wir leiten die Restlebensdauer wirklich bei für Produktentwicklung genutzt. „Wir haben 2020 an“, sagt die Mechatronikerin. der ersten Messung ab und fangen nicht erst z. B. das weltweit erste mit KI betriebene Ul- an, Daten zu sammeln“, erklärt Loinig. „Wir in- traschallprodukt ‚BeepMeep‘ auf den Markt Veränderung als Herausforderung stallieren keine permanenten Sensoren, Kun- gebracht. Mit eigener Hard- und Software Loinigs Erfahrung nach hat Predictive Main- made in Austria“, erzählt Loinig. „Und wir tenance übrigens einen schlechten Ruf, weil bereiten uns für die Phase viertes Quartal viele Versprechungen gemacht werden und Primetals Technologies Austria 2021 bis erstes Quartal 2022 wieder genau wenig geliefert wird. „Unsere Kundenland- GmbH auf so eine intensive Phase der Produktent- schaft bauen wir aber kontinuierlich aus, Primetals Technologies bietet Metall- wicklung vor.“ dabei helfen persönliche Empfehlungen erzeugern moderne, individuell ange- von zufriedenen Kunden“, sagt der CTO. Au- passte Anlagenausrüstung und Servi- Trend zu Remote-Inbetriebnahme ßerdem gibt es einige Herausforderungen ces. Zu den aktuellen Schwerpunkten Der Anlagenbauer Primetals Technologies zu meistern, die den Unternehmen einiges gehören neue ökologische Lösungen Austria GmbH verzeichnete schon vor der an Veränderung abverlangen. Dies betrifft für eine noch umweltverträglichere Pandemie die Tendenz zu Remote-Inbe- Technik, Organisation und Soft Skills. „Die- Stahlproduktion, die Digitalisierung triebnahmen. „Hauptsächlich getrieben se Herausforderungen sind sehr stark kun- aller produktionsrelevanten Prozesse, durch die immer mehr sinkende berufliche denabhängig“, berichtet Oberschmidleitner die digitale Transformation hin zu ei- Reisebereitschaft“, erklärt Head of Mecha- von ihren Erfahrungen. „Unsere Kunden ner Industrie 4.0, zukunftsorientierte tronic Products Nicole Oberschmidleitner. haben auch sehr unterschiedlich reagiert: Designs für kombinierte Gieß- und Auch Fernwartung war schon vor der Co- von Ablehnung bis absoluter Offenheit und Walzvorgänge sowie fortschrittliche ronapandemie Teil des Primetals-Business, Kooperation.“ Profitiert hätten beide Seiten, Prozessanalyse und -optimierung. wird aktuell aber vermehrt angeboten. „Die da es zu keinen Verzögerungen in Projekten Entscheidung, großflächiger aus der Ferne und somit auch zu keinem Stillstand des www.primetals.com in Betrieb zu gehen, war natürlich durch die Business kam. MC-report | Ausgabe 2 - September 2021 5
COVERSTORY den haben daher keine Investitionskosten.“ Sie müssen auch keine technischen Hausauf- gaben vorab erledigen, denn die Senzoro-Lö- sung funktioniert als plug & play. Was schon vorher überlegt werden sollte: Welche Wälz- lager und Getriebe sollen überwacht werden, um daraus einen Mehrwert zu generieren? Offenheit und Vertrauen sind ein Muss Für die Remote-Inbetriebnahme muss der Pri- metals-Kunde laut Nicole Oberschmidleitner schon einige Voraussetzungen mitbringen: „Das Wichtigste für den Erfolg ist der Glaube daran, dass es funktioniert“, sagt sie. „Des Weiteren ist es unumgänglich, eine verant- wortliche Ansprechperson zu nominieren, so- wohl auf Kundenseite als auch bei Primetals Technologies. Die Ansprechpersonen müs- sen schon im Vorfeld gut abgestimmt sein, das nötige Vertrauen und größtmögliche Of- fenheit mitbringen. „Ein weiterer Aspekt ist die Remote-Inbetriebnahme und Fernwartung bei Primetals Mit nur einem einzigen Ultraschall-Sensor checkt Senzo- Sprachbarriere. Ohne gutes, fachspezifisches Technologies in Linz. Bild: Primetals Technologies ro sekundenschnell Hunderte Bauteile. Bild: Senzoro Englisch wird eine Remote-Inbetriebnahme nicht funktionieren“, ergänzt Oberschmidleit- ner. Grenzen der Remote-Inbetriebnahme sieht Oberschmidleitner beim Zeitfaktor: „Eine Forum Service 2021 – Inbetriebnahme, die sich über mehrere Wo- Hat Corona das Service verändert? JEIN! chen bzw. Monate erstreckt, kann schlecht bis gar nicht remote durchgeführt werden.“ 23. September 2021 - 09:00 - 17:00 Uhr Innovation in den Startlöchern Senzoro arbeitet bereits an weiteren Innovati- Im Forum Service greifen wir aktuelle The- onen und wird im Herbst die nächste Revoluti- men auf, präsentieren Ihnen spannende on auf den Markt bringen: ein System mit per- Use Cases und weisen auf mögliche Stol- manenten Sensoren für schwer zugängliche, persteine hin, die Sie in der Umsetzung heiße, schmutzige oder staubige Umgebun- umgehen sollten. Beim Forum gehen wir gen. Die „Projekt Spyder“ genannte Innovation außerdem darauf ein, wie Sie das Insel- wird auch für 24/7-Monitoring geeignet sein, wissen des Technikers mit neuen Tools wenn die Versicherung dies verlangt. Weitere zurück in die Firma bringen und so den Innovationen im Geschäftsmodell sind in Ar- kontinuierlichen Verbesserungsprozess beit, sodass Kunden günstigere Ausfallversi- beschleunigen können. Ergänzend besteht cherungen bei ihren Anlagen erhalten, wenn die Chance, in Workshops und Kaminge- sie die Senzoro-Technologie einsetzen. sprächen tiefer ins Detail zu gehen. Der DI Nicole Oberschmidleitner, Head of Mecha- tronic Products, Primetals Technologies Vormittag ist den Vorträgen gewidmet, Austria GmbH, hält beim Forum Service einen Reise noch lange nicht zu Ende Impulsvortrag zur Remote-Inbetriebnahme. am Nachmittag finden Breakout-Sessions Bild: Primetals Technologies Primetals Technologies Austria will das The- statt. ma Kundenbindung für die Zukunft genauer beleuchten. „Längerfristig den Kunden nicht Info und Anmeldung: mehr face to face zu treffen, hat selbstver- mechatronik-cluster.at/veranstaltungen ständlich Auswirkungen auf die Kundenbin- dung“, betont Nicole Oberschmidleitner. Die Pandemie habe die Entwicklung der digitalen Services sicherlich verstärkt. „Ich denke, dass in Zukunft der Weg in diese Richtung weiter- gehen wird“, resümiert Oberschmidleitner. He- rausfordernd ist, wie diese Services finanziell abgegolten werden. „Wir müssen beim Kun- den die Awareness schaffen, dass Remote- DI Mag. Markus Loinig, CEO/CTO Senzo- ro GmbH, wird beim Forum Service eine Einsätze in gewissen Ländern durch die Zeit- Breakout-Session leiten. Bild: Senzoro verschiebung nicht kostengünstiger sind, als wenn jemand persönlich reist.“ 6 MC-report | Ausgabe 2 - September 2021
COVERSTORY Ein Henne-Ei-Problem: Entbundene vs. verbundene Kunden Service ist alles rund um ein Produkt, das seinen Nutzen steigert oder überhaupt erst ermöglicht. Mit zunehmender Digitalisie- rung werden bestimmte Funktionen erst freigeschaltet, wenn man dafür extra bezahlt. Wolfgang Steiner, Key Account Manager Industrial Services im MC und Organisator des Forum Service, wagt im Interview einen Ausblick in die Zukunft. Wie wird sich industrieller Service insgesamt Kunde darauf drängen, verschiedene Leis- Kauf hat man nichts in der Hand außer einen verändern? tungen online zu konsumieren, weil die Rei- Vertrag. Damit kauft man gewissermaßen Der Service ist die Nutzung der Funktion an sekosten zu hoch sind. Dazu kommt noch, die Katze im Sack. Und diese kauft man lie- sich. Wem das physische „Ding“ gehört, wird dass mehr und mehr Unternehmen auf ihren ber bei jemandem, der ein Experte dafür ist immer weniger eine Rolle spielen, aber die ökologischen Fußabdruck achten und daher – die „Sofort-Reparatur“ beispielsweise bei Funktion ist für den Nutzer oder den Kunden Reisen für Kleinigkeiten vermeiden wollen. dem, der auch tatsächlich reparieren kann, relevant. Nach und nach wird es daher so und nicht bei dem, der sagt dass hier jemand sein, dass der Hersteller oder Serviceanbie- Bei vielen Unternehmen bricht der Umsatz kommt. Unternehmen sollten jetzt aber nicht ter seine Geräte durch digitale Anbindung ein, weil die Techniker nicht mehr zum Kun- alle Servicetechniker zum Verkäufer ma- immer im Blick hat, um bei Bedarf rasch den kommen und nicht mehr wie früher et- chen, sondern sich überlegen, wer welche eingreifen zu können oder um Optimierun- was verkaufen. Welche Maßnahmen sollte Leistungen besser verkaufen kann. gen vorzunehmen. Denn wenn der Hersteller man hier setzen? für den Betrieb zuständig ist, ist er auch an Der Servicetechniker genießt in der Regel Alle sprechen nun von datengetriebenem einem möglichst effizienten Betrieb interes- ein hohes Vertrauen bei seinen Kunden. Im- Service. Was verstehen Sie darunter? siert. merhin kommt er oft, wenn es ein Problem Überall dort, wo sie mit Daten von Prozessen, gibt, und geht erst wieder, wenn das Problem Kunden oder Maschinen eine Leistung ablei- Wurde die Digitalisierung durch Corona be- behoben ist. Er tut sich also oft viel leichter, ten können, sind datengetriebene Services schleunigt? etwas zu verkaufen, als der eigentliche Ver- greifbar. Die Herausforderung besteht darin, Jein. Dort, wo sie schon vorhanden war oder käufer. Das liegt aber auch daran, dass man die richtigen Daten abzugreifen, die wichti- zumindest die Konzepte weit ausgereift wa- weiß, dass der Verkäufer zum Verkaufen gen Daten zu erkennen und nutzbringende ren, ging es mit der Pandemie plötzlich viel kommt – der Servicetechniker verkauft per Schlüsse daraus zu ziehen. Und natürlich schneller, die Ideen oder sogar schon Dienst- se nicht, wenn er also etwas anbietet, dann auch die Daten überhaupt vom Kunden zu leistungen an den Kunden zu bringen. Wer wird das anders bewertet. Allgemein kann bekommen, was in vielen Unternehmen im- vor Corona noch keine Konzepte hatte, hat- man sagen, dass virtuelle Produkte – also mer noch das größte Hindernis ist. te viel zu tun, um seine Produkte so weit zu auch Service – im Verkauf gewisse Heraus- bringen. Die globalen Reisebeschränkungen forderungen mit sich bringen. Nach dem Kundenbindung „aus der Ferne“: Braucht es haben aufgezeigt, dass man nicht den Ex- hier ein neues Denken? perten, sondern sein Expertenwissen vor Ort Die Kundenbindung vielleicht weniger, aber braucht. Gleichzeitig ist die Frage nach dem die initiale Beziehung und den Kaufab- Preis aufgetaucht. Es herrscht vielerorts die schluss wird man online nur mit mehr Pla- Meinung vor, online koste nichts. Das lässt nung und Einsatz erreichen. „Kaufen“ ist eine sich aber so nicht mehr halten. emotionale Entscheidung – auch im indus- triellen Umfeld. Um Kundenbindung und Welche Veränderungen werden durch Digi- Kundenzufriedenheit zu erreichen, muss der talisierung bzw. durch Corona einen regel- Kunde erkennen, dass man mit einem Pro- rechten Boost erleben? dukt oder der Funktion eines Produkts bei Technisch ist im Wesentlichen das meiste ihm einen Nutzen generieren will. Das geht vorhanden; hier muss man mit der Nutzung auch aus der Ferne, z. B. wenn man Optimie- und der intelligenten Kombination beginnen. Bild: PRIVAT rungshinweise geben kann. Dazu braucht Und mit Trainings für die Produkte und Tools. Ing. DI (FH) Wolfgang Steiner ist als es allerdings wieder Daten. Es ist also ein Organisatorisch oder im Geschäftsmodell Key Account Manager für den Fach- Henne-Ei-Problem: Wer mit seinem Kunden müssen Veränderungen und ein Umdenken bereich Industrial Services im MC verbunden ist, der wird auch eine Kundenbin- passieren – weil eben nicht mehr der Tech- verantwortlich. Nach HTL für Ma- dung erreichen (wenn er will). Wer sich nicht niker vor Ort zu bezahlen ist, sondern sein schinenbau, Medizintechnik-Studium verbindet, wird vermutlich anmerken, dass Wissen. Ein guter Mathematiker ist nicht un- und Erfahrungen in technischen Po- er keine Tipps bekommt und damit die An- bedingt ein guter Mathematik-Lehrer – das sitionen initiiert er heute Projekte und bindung überhaupt in Frage stellen. Für den ist auch bei Technikern so. Daher muss man bringt die passenden Unternehmens- „entbundenen Kunden“ kann man hier mit gezielt in Weiterbildungen investieren, um und Forschungspartner zusammen. Beispielen arbeiten, um ihm zu zeigen, wozu bestimmte Leistungen anbieten zu können. Auch die Organisation und inhaltliche man mit Daten in der Lage wäre, wenn er Sie haben als Kunde nichts davon, wenn am Ausrichtung des jährlich stattfinden- eine Datenanbindung zulassen würde. anderen Ende der Leitung jemand sitzt, der den Forum Service fällt in Steiners weiß, wie ein Fehler zu beheben ist, aber es Verantwortungsbereich. Interview in voller Länge: nicht erklären kann. Irgendwann wird der www.mechatronik-cluster.at MC-report | Ausgabe 2 - September 2021 7
INTERNATIONALES FORUM MECHATRONIK Bild: AdobeStock/metamorworks Zweiter Anlauf für Symbiotic Mechatronics in Linz Nach der coronabedingten Verschiebung im September 2020 wird das 14. Internationale Forum Mechatronik im Oktober 2021 an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) stattfinden. Im Mittelpunkt steht das Thema „Symbiotic Mechatronics“, ein neues Pa- radigma für mechatronische Systeme. Zu den Programmhighlights zählen neben Keynotes und Kooperationsbörse Workshops, Playgrounds und Open Labs. Erwartet werden rund 300 Entscheidungs- Symbiotic Mechatronics wird ein Para- cyberphysikalische Systeme, Miniaturisie- träger aus Unternehmen, Hochschulen digmenwechsel eingeleitet, mit dem die rung und Dezentralisierung von AI, über und Vertreter von Intermediären. Seit Mechatronik um neue Herausforderungen deren Ausrichtung wir uns heute schon 2005 findet das Internationale Forum Me- in und um die klassische Mechatronik er- Gedanken machen sollten.“ chatronik abwechselnd in Deutschland, weitert wird. Hinter diesem Ansatz steht Österreich, der Schweiz und Italien statt. das K2-Zentrum für Symbiotische Mecha- Spannende Keynotes Die Partner sind der Cluster Mechatronik tronik, das erst unlängst im Rahmen des „Aufgrund der engen Zusammenarbeit des & Automation (Bayern), der Mechatronik- COMET-Programms der Österreichischen Linz Center of Mechatronics mit dem Fach- Cluster (Ober- und Niederösterreich), der Forschungsförderungsgesellschaft FFG bereich Mechatronik an der JKU war die Verein Swiss Mechatronics (Schweiz), um weitere fünf Jahre verlängert wurde. Entscheidung schnell getroffen, das Inter- das Kompetenznetzwerk Mechatronik in COMET steht dabei für Competence Cen- nationale Forum Mechatronik im Uni-Center Ostbayern, die Standortagentur Tirol – ters for Excellent Technologies. „Unser K2- zu organisieren. Den roten Faden durch Cluster Mechatronik und der NOI Tech- Zentrum für Symbiotische Mechatronik den zweitägigen Kongress bilden dabei die park Südtirol (Italien). Der Jahreskongress agiert gewissermaßen als Radarsystem Forschungsbereiche des K2-Zentrums“, versteht sich als europäischer Marktplatz für Zukunftstechnologien“, erläutert der sagt Elmar Paireder, Manager des Mecha- für neue Technologien und vernetzt Ver- wissenschaftliche Geschäftsführer des treter aus Unternehmen mit Experten aus LCM, Johann Hoffelner. der Wissenschaft. Heuer steht in Linz das Thema „Symbiotic Mechatronics“ auf dem Fragen der Zukunft Programm. Für MC-Beiratssprecher Gerhard Dimmler ist Oberösterreich der ideale Schauplatz Paradigmenwechsel des Internationalen Forums Mechatronik: Mechatronische Systeme sind unverzicht- „Oberösterreich wurde und wird durch bare Bestandteile der Welt von heute. In die wissenschaftliche Ausrichtung in der Zukunft wird es aber immer wichtiger, Mechatronik geprägt. Das beeinflusst die dass diese Systeme untereinander und Innovationsleistung der Betriebe in der mit ihren physischen, digitalen, mensch- Zukunft.“ Ihm geht es auch um die Lösung „Oberösterreich wurde und wird durch lichen oder klimaspezifischen Umge- von Herausforderungen der Zukunft, die die wissenschaftliche Ausrichtung in bungen verstärkt interagieren. Mit dem wir heute noch gar nicht kennen: „Hier der Mechatronik geprägt.“ vom Linz Center of Mechatronics (LCM) sind wir auf der wissenschaftlichen Ebene Gerhard Dimmler, ENGEL AUSTRIA GmbH, MC-Beirats- entwickelten neuartigen Konzept der beispielsweise bei Fragestellungen über sprecher Bild: ENGEL AUSTRIA 8 MC-report | Ausgabe 2 - September 2021
INTERNATIONALES FORUM MECHATRONIK „In Zeiten zunehmender Digitalisierung „Durch die Verbindung zur LIT Factory „Die Automatisierungspyramide, wie bietet das Internationale Forum Me- an der JKU Linz beweist das Interna- wir sie heute kennen, wird sich nach chatronik eine ausgezeichnete Platt- tionale Forum Mechatronik eine hohe und nach auflösen.“ form für den Erfahrungsaustausch Praxis- und Wissenschaftsnähe.“ Bernhard Falkner, Industrie Informatik GmbH Bild: Industrie Informatik GmbH zwischen Entscheidungsträgern aus Bernhard Kienlein, Siemens Österreich Bild: Siemens der Industrie.“ Philipp Wallner, mathworks Bild: mathworks Factory, der Industrie 4.0-Pilotfabrik der partner zu finden. Außerdem können sich JKU. Der Leiter der LIT Factory, Univ.-Prof. die Teilnehmer selbst über die neuesten DI Dr. Georg Steinbichler wird dabei aktu- industriebezogenen Forschungsergebnis- tronik-Clusters im Büro Linz. Den Auftakt elle Themen an der Pilotfabrik praxisnah se und Trends informieren sowie Bran- machen Experten aus den Unternehmen vorstellen. Siemens als einer der vielen chenexperten und Forscher treffen. LCM, VDMA, Industrie Informatik und 3DSE Kooperationspartner wird dies um einen zum generellen Thema „Symbiotic Mecha- Fachvortrag zum Thema Digitaler Zwilling tronis“. In diesen Vorträgen geht es vor ergänzen. Mit einem Netzwerkabend klingt allem um die Bedeutung und den Kontext der erste Tag aus. der Mechatronik und ihrer Schnittstellen zu Mensch, Umwelt und der digitalen Welt. Vertiefende Sessions „Die Automatisierungspyramide, wie wir Am zweiten Tag stehen parallele Sessions sie heute kennen, wird sich nach und nach zu den Themen „Mechatronische Systeme auflösen. Monolithische Softwaresysteme und Automatisierung“ auf dem Programm. werden flexiblen Anwendungen, Prozessen Digital Engineering, Modellierung & Simu- und Mikroservices weichen. Unser Ziel ist lation und Digitale Zwillinge werden dabei es, all diese Bausteine zu koordinieren und „Unser K2-Zentrum für Symbiotische ebenso praxisnah beleuchtet wie zukünfti- die digitale Fertigung der Zukunft jetzt um- ge Entwicklungen in der Sensorik, Aktuato- Mechatronik agiert als Radarsystem zusetzen“, betont Bernhard Falkner, Chief rik und Künstlicher Intelligenz. Vortragende für Zukunftstechnologien.“ Technology Officer der Industrie Informatik sind Vertreter der JKU und der FH OÖ, der Johann Hoffelner, Linz Center of Mechatronics GmbH GmbH. Er wird beim Internationalen Forum Bild: LCM Forschungseinrichtungen LCM und Fraun- Mechatronik ebenfalls einen Vortrag halten. hofer IEM sowie der Unternehmen EPLAN, STIWA, Lenze, Sigmatek und Siemens. Zum I4.0-Pilotfabrik Abschluss der Konferenz können die Teil- Unter dem Titel „Digitalisierung entlang der nehmer in Workshops und Playgrounds ihr Wertschöpfungskette“ folgt das nächste Wissen über Maschinenkonzepte, Steue- Highlight, nämlich die Besichtigung der LIT rungen, Geschäftsmodellinnovationen und Johannes Kepler Universität Linz Agilität in Kleingruppen vertiefen. 20.-21. Oktober 2021 08:00-18:00 Uhr B2B-Meetings Rund um das Internationale Forum Me- www.mechatronikforum.net chatronik finden vom Enterprise Europe Network organisierte kostenlose B2B- B2B-Kooperationsbörse: Meetings statt – am 19. und 22. Oktober Das B2B-Meeting ist ein idealer Ein- virtuell und am 20. Oktober mit Präsenz stieg zum Internationalen Forum Me- vor Ort. Die B2B-Meetings sind ein idealer chatronik. Einstieg ins Internationale Forum Mecha- tronik. Bei den Vier-Augen-Gesprächen Info und Registrierung: „Der grenzübergreifende Charakter die- können die Teilnehmer ihre Produkte, ser Plattform von Technologien, Men- Dienstleistungen und ihr Know-how prä- schen, Unternehmen, Branchen und sentieren. Die 20-minütigen Gespräche Regionen macht das Internationale Fo- sind eine zeit- und kosteneffiziente Mög- rum Mechatronik einzigartig.“ lichkeit, grenzüberschreitend neue Ge- Johannes Brunner, NOI Techpark Südtirol schäfts-, Technologie- oder Forschungs- Bild: NOI Techpark MC-report | Ausgabe 2 - September 2021 9
DIE ZUKUNFT LÄSST SICH STEUERN 19.–21.10.2021 Fachmesse für die industrielle Automatisierung Design Center Linz smart-linz.at
SMART ENGINEERING Gastbeitrag der machineering GmbH & Co. KG, München Simulation, Digitaler Zwilling und Fieldbox perfekt kombiniert Durchlaufzeiten verkürzen, Simulation von Abläufen und Sequenzen sowie die Möglichkeit, frühzeitig Aussagen zu Konzepten bzw. Konzeptverifikationen zu treffen – das waren die Wünsche der SEMA Maschinenbau GmbH in Traunkirchen. Mit der Münch- ner machineering GmbH & Co. KG fand sie den perfekten Partner für die Realisierung. Anfang 2017 beschlossen die Verantwort- Manager-Datenbank, lichen von SEMA, dass der Entwicklungs- den Maschinensteue- und Konstruktionsprozess weiter optimiert rungen PLC Siemens S7 werden sollte. Das Unternehmen fertigt und NC Siemens Sinu- Serien- und Sondermaschinen ausschließ- merik 840Dsl sowie den lich auf Bestellung. „Damit eine Maschine Roboterschnittstellen den Anforderungen gerecht wird, ist eine Kuka und ABB kompati- vorangehende Simulation von Abläufen bel sein“, sagt Dipl.-Ing. und Sequenzen hilfreich. Diese Simulation Johannes Weiermair, war bisher parallel zur Konstruktions- bzw. Technischer Leiter und Entwicklungsphase einer Maschine nicht Prokurist. umsetzbar. Mit dem Einsatz von iPhysics von machineering können jetzt Aussagen Die Entscheidung Simulierte Maschine der SEMA Maschinenbau GmbH zu Konzepten bzw. Konzeptverifikationen „Während eines Work- Bild: SEMA Maschinenbau GmbH schon frühzeitig getroffen werden“, erklärt shops bei unserem CAD- Adolf Schacherleitner, Geschäftsführer Softwarepartner Tech- und Eigentümer der SEMA Maschinenbau soft wurde uns machineering empfohlen“, digkeiten und Taktzeiten durchführen. Im GmbH. erinnert sich Weiermair. „Die Entscheidung nächsten Schritt wird die echte Maschi- für iPhysics war einfach. Es war keine zusätz- nensteuerung mit dem Digitalen Zwilling Die Erwartungen liche Datenschnittstelle notwendig, da die Si- verbunden. Damit steht uns eine zweite Das Lastenheft listet alle Anforderungen mulationsdaten direkt in die CAD-Datenbank Simulationsmöglichkeit zur Verfügung. Ab- auf: Durchlaufzeitverkürzung für Aufträge, integriert werden. Auch die Offenheit für zahl- schließend schalten wir vom Digitalen Zwil- Erstellung von komplexen, voneinander reiche Steuerungs- und Robotersimulations- ling auf die reale Anlage und retour“, erklärt abhängigen Abläufen, Ablaufoptimierung, schnittstellen sprach für sich. Außerdem wur- der Prokurist. Bei der ersten für einen Kun- Fehlererkennung und Taktzeitoptimierung de ein Entwicklungsprojekt zur Anbindung den entwickelten Anlage verkürzte sich die sowie eine deutliche Qualitätssteigerung. der Siemens Steuerung 840Dsl vereinbart.“ Durchlaufzeit um zwei Monate. Bei der vir- Auch sollte der Simulationsforecast auf Ba- tuellen Inbetriebnahme wurde erkannt, dass sis der Maschinendaten möglich sein. „Zu- Die Implementierung die Rechenleistung der Steuerungen nicht dem musste die neue Lösung mit unserem Im Sommer 2017 erfolgten Implementierung ausreicht. So wurden diese getauscht. „Wir SEMA CAD-System Creo und der Model- und Schulung bei SEMA. „Der Einsatz eines sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Nicht Digitalen Zwillings mithilfe einer Simulation nur wir, sondern auch unsere Kunden pro- lohnt sich für uns. Die Abläufe bei Konstrukti- fitieren von iPhysics“, resümiert Weiermair. on und Steuerungstechnik haben sich grund- legend verändert. Bisher haben wir eine Ma- www.sema-maschinenbau.com schine in 3D konstruiert, Kollisionskontrollen konfiguriert und das Projekt anschließend an Mehr als Visualisierung die Elektrotechnik und Steuerungstechnik Die machineering GmbH & Co. KG mit übergeben. Dort wurde im Vorfeld ein Teil Sitz in München entwickelt innovative der Software offline vorbereitet und später Softwarelösungen für die Echtzeit-Ma- das endgültige Steuerungsprogramm in Ver- terialfluss- und Robotersimulation. Ex- „Wir können die Verwendung eines bindung mit der Maschine erstellt“, erzählt perten aus unterschiedlichen fachlichen Digitalen Zwillings nur weiterempfeh- der Technische Leiter. „Heute erzeugen wir Disziplinen beraten Unternehmen und in der Konstruktionsphase einen Digitalen len; speziell mit iPhysics. Der Einsatz Ingenieure zu allen Themen rund um die Zwilling basierend auf unseren CAD-Daten.“ rechnet sich speziell für Maschinen- Visualisierung und Simulation in den Be- bauunternehmen mit vielen Varianten, reichen Entwicklung, Vertrieb und virtuel- Ziel erreicht unterschiedlichen Anlagentypen und le Inbetriebnahme. „Mit dem Digitalen Zwilling können wir kleinsten Losgrößen.“ die Simulation des echten sequenziellen Adolf Schacherleitner, Geschäftsführer und Eigentümer www.machineering.com SEMA Bild: SEMA Maschinenbau GmbH Ablaufs mit den tatsächlichen Geschwin- MC-report | Ausgabe 2 - September 2021 11
SMART ENGINEERING Gefördert aus Mitteln des Landes OÖ Die Eisenbeiss GmbH entwickelte einen Digitalen Zwilling für Industriegetriebe für den Einsatz im Condition Monitoring. Bild: Eisenbeiss GmbH Kostengünstige und schnelle Entwicklung mit Digitalen Zwillingen Maschinen und Anlagen zu entwickeln, kostet Zeit und Geld. Im Kooperationsprojekt „Digitaler Zwilling“ im Mechatronik-Cluster haben fünf Unternehmen daran gearbeitet, den Entwicklungsprozess digital abzubilden. Die entstandenen Digitalen Zwillinge reduzieren sowohl Kosten als auch Entwicklungsdauer. Die framag Industrieanlagenbau GmbH hat Kunden besser verstehen der realen Umsetzung einen Beweislauf an- das Potenzial eines Digitalen Zwillings für Die Eisenbeiss GmbH entwickelte einen Di- getreten, bei dem wir zeigen mussten, dass Sägemaschinen erkannt. Der typische Ab- gitalen Zwilling für Industriegetriebe für den wir die geforderten Stück- bzw. Produkti- wicklungsprozess konnte wesentlich opti- Einsatz im Condition Monitoring. Peter He- miert werden. „Die einzelnen Fachbereiche henberger von der FH Wels begleitete das arbeiteten früher ohne engen Austausch“, Projekt wissenschaftlich. Dabei entstand sagt Projektleiter Reinhard Pollhamer. „So auch eine Publikation über die systemati- kam es bei den letzten Prozessschritten, sche Vorgehensweise bei DigiTwins von insbesondere bei der Inbetriebnahme, häu- Spezialgetrieben. Projektleiter Michael Stroi: fig zu Mehraufwänden.“ Im Projekt wurden „Durch die Kooperation mit den Partnerun- mehrere Vorteile des Digitalen Zwillings re- ternehmen konnten wir u.a. von den Strate- alisiert. „Zum einen ermöglichte die digitale gien bei KTM Innovation für Datengenerie- Mithilfe des Digitalen Zwillings kann die framag neue Sägemaschinen nun schneller und günstiger entwickeln. Abbildung eine Parallelisierung in der Ent- rung, Edgecomputing und Cloudcomputing Bild: framag wicklung. Ebenso konnte die Inbetriebnah- profitieren. Die Kooperation mit Primetals me digital erfolgen, noch bevor die Maschi- Technologies und framag ließ uns die Anfor- onszahlen erreichen können. Dazu nutzten ne physisch existierte. Die Entwicklungszeit derungen unserer Kunden besser verstehen wir das virtuelle 3D-Simulationsmodell, das verkürzte sich dadurch deutlich“, betont und berücksichtigen.“ Durch den Digitalen im Zuge des Kooperationsprojekts Digitaler Andreas Kellner, Leiter der Automatisierung. Zwilling kann der Getriebehersteller nun ge- Zwilling erstellt wurde, und die virtuelle Inbe- Auch der Sägeprozess selbst wurde als Digi- zielt die Lagerlebensdauer vorhersagen und triebnahme“, sagt CTO Andreas Stummer. taler Zwilling abgebildet. Für die Analyse des verlängern. Das Risiko eines Anlagenstill- „Eindeutige Vorteile sind die Verkürzung der Sägeprozesses wurde die RISC Software stands ist damit deutlich reduziert. Davon Inbetriebnahme und das Detektieren von GmbH herangezogen. profitieren auch Primetals Technologies und Fehlerpotenzialen“, betont Stummer. „Unser framag. „Der bisher sehr aufwändige Para- DigiTwin wird uns definitiv bei der Umset- Bestehende Modelle verbinden metrierungsprozess wurde durch den Digi- zung ähnlicher Projekte helfen. Weiters sind Digital Twins sind auch in der Stahlprodukti- talen Zwilling automatisiert und maßgeblich einige Erweiterungen geplant in Bezug auf on immer mehr im Kommen. Daher hat sich beschleunigt. Gleichzeitig wurde die Qualität Predictive Maintenance und Predictive Ma- das Linzer Unternehmen Primetals Techno- deutlich gesteigert“, ergänzt Stroi. „Durch die nufacturing.“ logies am Projekt beteiligt und entwickelte bessere Kenntnis der tatsächlichen Anforde- einen Digitalen Zwilling für die „Arvedi- rungen können wir optimierte Getriebe entwi- ESP“-Anlage (Endless Strip Production) zur ckeln sowie einen Gewichts- und Kostenvor- Georg Alber Herstellung von Warmband. „Die eigentliche teil erzielen.“ Projektmanager Aufgabe der Entwicklung des Digitalen Zwil- Fachbereich Smart Engineering lings bestand darin, bestehende Modelle in Zeit und Kosten sparen georg.alber@biz-up.at geeigneter Weise zu verbinden“, erklärt Pro- Bei der SRW Automation & Service GmbH duct Lifecycle Manager Roman Winkler. Ba- ging es um die Losgröße-1-Produktion in der Details über das Kooperationsprojekt sierend auf den Ergebnissen will Primetals Holzindustrie, konkret um die Verkettung „Digitaler Zwilling“: Technologies auch weitere Digitale Zwillinge mehrerer Holzbearbeitungsmaschinen. „Wir www.mechatronik-cluster.at anderer Anlagentypen entwickeln. haben gemeinsam mit unserem Kunden vor 12 MC-report | Ausgabe 2 - September 2021
INTELLIGENT PRODUCTION Vergleichende Live-Szene „Forearm Detection“ Bild: tofmotion GmbH Gastbeitrag von Mag. (FH) Tia Maria Troch, Head of Corporate Development & Strategy und Dr. Christian N. Neufeld, CEO, tofmotion GmbH Time-of-Flight für sichere Mensch-Roboter-Kollaboration tofmotion ermöglicht mit spotguard® eine virtuelle Arbeitsraumüberwachung und sichere MRK Szenarien. Dadurch werden Mensch und Maschine vor Kollision geschützt und flexible kollaborative Prozesse ermöglicht. Seit der Gründung verfolgt die tofmotion nen Halt des gesamten Prozesses auslöst GmbH das Ziel, den weltweit ersten mas- (Kategorie 1)“, berichtet Neufeld. Die Field sentauglichen und sicherheitszertifizierten Application Engineers von tofmotion unter- Time-of-Flight-Sensor auf den Markt zu stützen Kunden bei der Implementierung, bringen und so die Sicherheit, Einsatzsze- ein komplettes Setup – die Verbindung von narien und das Kollaborationsspektrum spotguard® mit einer Sicherheitssteuerung deutlich zu erhöhen. Mit der Einführung und der ausführenden Maschine – ist in 30 von spotguard®, einer robusten und echt- bis 60 Minuten erledigt. zeitfähigen Lösung zertifiziert nach EN ISO 61496, EN ISO 13849 Pl-d und EN 62061 Unendlich skalierbar SIL-2., wurde diese Vision Realität. „Als Größere Arbeitsplätze oder Maschinen Mag. (FH) Tia Maria Troch, Head of Corporate Develop- ment & Strategy, tofmotion GmbH Bild: Michaela Pranter Frontrunner in Time-of-Flight und Safety können nicht von einer einzigen Kamera er- bieten wir damit eine Lösung, die gängigen fasst werden. Ist die ToF-Kamera-Techno- Sicherheitssensoren weit überlegen ist“, logie dann überhaupt industrietauglich? Die sagt CEO Christian Neufeld. „Wir ermög- Antwort gibt das Multi-Kamera-Setup von lichen eine räumliche Wahrnehmung von tofmotion. „Im Multi-spotguard®-Setup Maschinen für echte Autonomie und Kolla- wird jedes Safety-Szenario nur einmal in boration. In Echtzeit, unabhängig von Um- einem gemeinsamen Koordinatensystem gebungslicht und sehr robust gegenüber angelegt und in alle Kameras gleichzeitig Verschmutzung im Arbeitsalltag.“ eingespielt“, erklärt Neufeld. Skalierbarkeit darf aber hier nicht mit Redundanz gleich- In 30 Minuten zum Sicherheitsszenario gesetzt werden. Insbesondere Schwerlast- Im Livebild der Kamera (3D-Punktwolke) robotik erfordert eine redundante Absiche- Dr. Christian N. Neufeld, CEO, tofmotion GmbH werden dreidimensionale Überwachungs- rung. spotguard® erreicht im Multi-Setup Bild: tofmotion GmbH zonen eingerichtet, Digitale Zwillinge sind HFT1 und kann daher ebenso für Robotik nicht erforderlich. spotguard® erkennt laut ISO 10218-2 angewendet werden. tofmotion GmbH in Echtzeit Objekte, die in diese Überwa- Das österreichische Start-up hat chungszonen eindringen und setzt in nur Unterstützung des Menschen hochqualitative ToF(Time-of-Flight)-3D- elf Millisekunden OSSD-Signale für den „Die Zukunft der Robotik liegt eindeutig in Kameras weltweit erstmals mit Safety- Maschinencontroller. „Der Vorteil an diesen der vertiefenden Mensch-Roboter-Kolla- Zertifizierung auf den Markt gebracht. elektrischen Signalen ist, dass sie auch boration“, ist Christian Neufeld überzeugt. Die Kernkompetenzen des Unterneh- über den nach Normen vorgeschriebenen Wenn Menschen und Maschinen einander mens liegen in der industriellen Anwen- Nothalt hinaus genutzt werden können und erkennen, ist der Weg geebnet, dass ge- dung der 3D-ToF-Technologie sowie der vielfach kompatibel sind. Beispielsweise meinsam mit bildgebenden Verfahren und Sicherheitszertifizierung und Outdoorfä- haben wir mit einem UR-Roboter ein Szena- Künstlicher Intelligenz die Maschinen den higkeit. rio realisiert, in dem unsere Warning Zone Menschen noch besser unterstützen und (vorgelagerte Hinweiszone) eine Maschi- wir den Raum für Kreativität und Produkti- www.tofmotion.com nenverlangsamung (Kategorie 2) und kei- vität neu denken und nutzen lernen. MC-report | Ausgabe 2 - September 2021 13
INTELLIGENT PRODUCTION Starker Full-Service-Partner Das IMA Ingenieurbüro für Maschinen- und Anlagenbau unterstützt als spezialisierter Gesamtlösungsanbieter in der Technik seine Kunden mit Ingenieurdienstleistungen auf höchstem technischen Niveau. Sowohl die Coronapandemie als auch der nischen Ressourcenproblemen. In beiden digitale Wandel erfordern eine Neuori- Fällen ist IMA der richtige Ansprechpart- entierung des Alltags für gesamte Wirt- ner und liefert die Engineering-Leistungen schaftszweige. Als Full-Service-Partner in oder aktiviert seinen Pool an Spezialisten, puncto Engineering, Maschinen- und Anla- zu dem auch das Schwesterunternehmen gensicherheit, Personalberatung und -ver- TAT-Technom-Antriebstechnik GmbH mit mittlung sowie Arbeitskräfteüberlassung seinen Experten für Antriebs-, Förder- und bietet IMA seinen Kunden flexiblen Engi- Systemtechnik sowie Robotik-Lösungen neering Support und verlässliche Enginee- zählt. ring Competence. Der Mensch steht im Mittelpunkt Mag.a Christine Würtl (Personalreferentin), IMA- Bereichsleiter Gerhard Burgstaller, M.Sc. und Silvia Pool an Spezialisten Bei IMA gehen Digitalisierung und Humani- Greinstetter (Personaladministration) unterstützen als Engineering Support ihre Kunden mit Personalressour- Automatisierung und Digitalisierung halten sierung Hand in Hand. „Während Prozesse cen und Know-how. Bild: IMA/Erwin Wimmer Bezahlte Anzeige unausweichlich Einzug in den Maschinen- digitalisiert werden, bleiben Beziehungen und Anlagenbau und zwingen Unterneh- persönlich. Trotz momentaner sozialer Di- Burgstaller, M.Sc. die Servicequalität des men, den Weg in Richtung Industrie 4.0 stanz hat der persönliche Kontakt zu unse- Unternehmens. und 5.0 anzutreten. Viele kämpfen dabei ren Kunden und Partnern für uns Priorität“, mit personellen und/oder Know-how-tech- unterstreicht IMA-Bereichsleiter Gerhard www.ima.at MENSCH TECHNIK SICHERHEIT Engineering mit 3-facher Kompetenz Mit IMA bereit für die Herausforderungen der Zukunft. Als Ingenieurbüro und spezialisierter Dienstleister für Maschinen- und Anlagenbau sichern wir unseren Partnern bestmögliche Betreuung, branchenübergreifendes Know-how und Qualität in jeder Phase der Bearbeitung zu. Wir stehen für Innovation in den Bereichen Engineering, Personaldienstleistung und HSE-Management. Uns ist es wichtig, für unsere Kunden individuelle, beständige und zukunftssichere Lösungen zu finden. www.ima.at
INTELLIGENT PRODUCTION Gastbeitrag von Prof. Dr. Eduard Arzt, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des INM - Leibniz-Instituts für Neue Materialien gGmbH, Saarbrücken Neues Handling-Paradigma: Bioinspirierte Gecomer®-Oberflächen Die Handhabung und präzise Platzierung von Werkstücken, Mikrobauteilen oder Satellitenkomponenten wird durch die Gecomer®-Technologie revolutioniert: Computerbasierte Mikrostrukturierung von Polymeroberflächen ermöglicht die energie- und ressourcenschonende Kontaktierung auch unter extremen Bedingungen und schont empfindliche Oberflächen. Die Natur macht vor, wie sich die Haftung von Materialkontakten in mikroskopische Gecomer®-Oberflächen. Den kreativen An- zwischen zwei Objekten kontrolliert schal- Fibrillen erzeugt daher verlässliche Haft- wendungsmöglichkeiten sind offensicht- ten lässt: Fliegen, Spinnen und Eidechsen spannungen der Größenordnung 100 kPa lich keine Grenzen gesetzt. haften bei Bedarf und lösen sich blitz- mit Objekten variabler Größe und Ober- schnell bei Bedrohung. Der Mechanismus flächenbeschaffenheit. Durch geeignete hinter diesem Evolutionsprinzip beruht auf mechanische Stimuli kann ein sanftes feinen Härchen (Fibrillen), die durch ihre und rückstandsfreies Ablösen des Objekts elastische Compliance die Van-der-Waals- herbeigeführt werden, wobei die Positi- Wechselwirkungen gezielt verstärken. oniergenauigkeit unter zehn Mikrometer Dieser in der Wissenschaft bekannte „Ge- liegt. Die neuartigen Greifsysteme sind aus cko-Effekt“ wird inzwischen als Gecomer®- Spezialpolymeren gefertigt und werden auf Technologie in neuartigen robotischen die jeweilige Anwendung gezielt optimiert. Greifsystemen unter dem Markennamen Dabei kann auf die Ergebnisse von mehr als ADHESO kommerziell vermarktet. Der Rat zehn Jahren wissenschaftlicher Vorlauffor- für Formgebung prämierte kürzlich die schung und auf mehr als zehn internationa- Prof. Dr. Eduard Arzt ist ein führender Physiker und Materialwissenschafter, der seine Forschung als Insti- bionisch inspirierte Greifertechnologie mit le Patentfamilien zurückgegriffen werden. tutsleiter bei der Max-Planck-Gesellschaft und bei der dem German Innovation Award 2021 in der Leibniz-Gemeinschaft durchführt. Seine Forschungs- themen reichen von Hochleistungslegierungen über Wettbewerbsklasse „Excellence in Busi- Validierte Handling-Technologie elektronische Mikromaterialien bis zu bioinspirierten Oberflächen für Robotikanwendungen. Neben seiner ness to Business“. Die Gecomer®-Technologie ist bereits bei akademischen Tätigkeit ist er Co-Founder der INNOCISE Partnern und Kunden im In- und Ausland GmbH in Saarbrücken. Bild: INM/Oliver Dietze Schaltbare Haftung durch Kontaktmechanik für die Handhabung verschiedenster Ob- Adhäsion ist ein Wettlauf zwischen Ober- jekte validiert. Einsatzgebiete sind z. B. das Die Ergebnisse der hier dargestellten flächenminimierung und elastischer Ver- Handling von Wafern und Displaygläsern, Forschungsarbeiten stammen aus For- zerrung. Aufgrund der Skalierungsgesetze von Glasfasern, Mikro-LEDs oder empfind- schungsprojekten, die u.a. von der Leib- überwiegt bei Miniaturisierung der Ober- lichen Batteriefolien, aber auch in der La- niz-Gemeinschaft, dem Bundesminis- flächeneffekt: Das gezielte Aufspalten borautomation und der Pharmaindustrie. terium für Forschung und Technologie Selbst in Vakuumumgebung ist die volle (BMBF) und dem European Research Funktionalität gewährleistet. Und jedwede Council (ERC) gefördert wurden. Enge Peripherie in Form von Saugpumpen oder Kooperationen bestehen mit der Univer- elektrischer Verkabelung entfällt, wodurch sity of California, Santa Barbara und San die Installation problemlos möglich ist. Diego, und der Cambridge University. Zu diesem Thema hielt Eduard Arzt am 26. Ausblick: Biomedizin und Weltraum Mai 2021 einen Vortrag im Physikkollo- Die neuartigen Haftsysteme haben ihr quium der Johannes Kepler Universität Potenzial auch in anderen Anwendungs- Linz. bereichen bereits unter Beweis gestellt. In Tierversuchen wurde die beschleunigte Weitere Informationen: E. Arzt et al., Pro- Heilung von verletzten Trommelfellen, die Die Gecomer®-Technologie ist für robotische und karte- gress in Materials Science 120, 100823 sische Handling-Anwendungen validiert. Alleinstellungs- mittels Gecomer® schonend verschlos- merkmale gegenüber alternativen Techniken sind die (2021) Vakuumtauglichkeit, die Skalierbarkeit der Objekte von sen wurden, nachgewiesen. Und jüngst Meter bis Mikrometer und der sanfte, rückstandsfreie klappte der erste Dockingversuch von Mi- Transport. Peripheriegeräte wie Saugsysteme oder Elek- www.innocise.com trostatik entfallen. Demonstrierte Zyklenzahlen liegen je krosatelliten auf der International Space nach Anwendung über einer Million. www.schunk.com Bild: INM Station – vermittelt über speziell adaptierte MC-report | Ausgabe 2 - September 2021 15
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