SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage

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SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage
SPREEWIND                             2019
                           Sonderveröffentlichung

SPIEGEL

Tipps für
Planer
Was man tun muss, um
schnell eine Genehmigung
zu bekommen. | 13

Neue
Technologie
ENERCON stellt seine
neueste Turbinentechnik
in Potsdam vor. | 17
SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage
IDASWIND
 In Zukunft
 WINDKRAFTLOS?*

*
So sieht es ab Ende 2020 an vielen
Windstandorten aus. Das EEG läuft aus
und nach Ende der regulären Betriebsdauer
bleibt ohne genehmigten Weiterbetrieb nur
der Rückbau.

                                              Mit den Beratungsleistungen und
                                              Weiterbetriebsgutachten von IDASWIND
                                              geben Sie Ihrem Standort eine Perspektive:

                                              • Erstellung von Gesamtgutachten
                                              • optimale Kombination aus dem analytischem
                                                Nachweis und der praktischen Inspektion
                                              • richtlinienkonform nach DIBt, DNVGL
                                                und den Grundsätzen des BWE
                                              • für alle gängigen WEA-Typen

IDASWIND                                    IDASWIND GmbH
                                            Pintschstraße 3
                                                                         E-Mail: info@idaswind.com
                                                                         Internet: www.idaswind.com
Entwicklung | Konstruktion | Gutachten      D- 10249 Berlin
                                            GERMANY
                                            Tel.: (49) 30 / 36 42 887-70
SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage
Wie geht es
weiter?

W
                  enn der Wind sich dreht – so das        Akzeptanz tun? Wie gehen wir mit dem schwierigen
                  Motto der diesjährigen Wind­            Thema Artenschutz um?
                  energietage von Spreewind.              Schon in diesem Jahr gibt es viele Überlegungen
                  Veranstalter Harald Düring trägt        hierzu. Hartwig Schlüter wird dazu auf den Wind­
damit der aktuellen Situation in der Windkraft Rech­      energietagen referieren und er spricht in unserem
nung. Die mageren Aufbauzahlen des vergangenen            Spreewindspiegel schon einmal über rechtliche und
Jahres und die dürftige Entwicklung in diesem Jahr        naturwissenschaftliche Aspekte. | 18
machen die Krise nur allzu deutlich. Die passenden        Apropos Nachtschatten – die
Worte dazu dürfte einmal mehr Reinhard Nierer in          bedarfsgerechte Nachtkennzeich­        Motto 2020:
seinem Eröffnungsstatement am 5. November fin­            nung wird natürlich ebenfalls eine     Nachtschatten
den. „Energiewende 2020 – Wie geht es weiter?“            Rolle spielen. Letztlich werden sich
heißt sein Vortrag.                                       die Krea­turen der Nacht in diesem
Einer der Schwerpunkte in diesem Jahr ist definitiv       wie im nächsten Jahr spätestens am zweiten Abend
das Themenfeld Rückbau und Weiterbetrieb. Die             der Windenergietage auf der Tanzfläche oder an der
EEG-Vergütung endet für die ersten Anlagen 2020.          Bar treffen.
Wie soll es nun weitergehen? Wie kann ich meinen
Strom künftig vermarkten? Nur mit den passenden
Konzepten ist eine wirtschaftliche Lösung zu finden.
                                                          Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Gute Nacht
Allen Prognosen zufolge geht es auch 2020 nur sehr
verhalten voran. Dann werden die Windenergie­
tage von Spreewind wieder zum Lichtblick für die
Branche. Das Motto der Windenergietage 2020 „Wir
haben einen Nachtschatten“ thematisiert gleichwohl
die schwierige Situation. Schwerpunktmäßig soll es
dann darum gehen, dass die Windbranche ihre eige­         Nicole Weinhold,
nen Schwächen abbaut: Was können wir für mehr             Chefredakteurin ERNEUERBARE ENERGIEN

  Impressum                        Herausgeber und Verlag:
                                   SunMedia Verlags GmbH
                                                                    Redaktion:
                                                                    Nicole Weinhold (nw)
                                                                                                   Anzeigenverkauf:
                                                                                                   Kai Burkhardt
                                   Hans-Böckler-Allee 7             (Chefredaktion, V.i.S.d.P.)    (Key Account)
  Spreewind-Spiegel ist ein        30173 Hannover                   Tel. 0511 8550-2563            Tel. 0511 8550-2566
  Sonderheft von                   Tel. 0511 8550-2560              weinhold@schluetersche.de      burkhardt@schluetersche.de
                                   Fax 0511 8550-2500               Tilman Weber (tw)              Ilona Adomat
                                   www.erneuerbareenergien.de       Energiewende und Windenergie   Tel. 0511 8550-2560
                                                                    Tel. 0511 8550-2564            adomat@schluetersche.de
                                                                    weber@schluetersche.de
                                                                                                   Druck:
                                                                                                   Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG, Kassel

Spreewindspiegel                                                                                                                               3
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SPREEWIND                                                                                                                                                         2019

        SPIEGEL

                                                                                                                                                                                     Fotos: Maurice Tricatelle - fotolia.com | Bernd Seberich - fotolia.com
        13                                                                                                                        18
                                                                              06   Gesellschaft für Windenergienutzung       17   Interview ENERCON
                                                                                   Geschichte der Windkraft in Brandenburg        Vertriebsleiter Stefan Lütkemeyer

                                                                              08   Koordinierungsstelle Windrecht            18   Vogelschutz versus Windkraft
                                                                                   Was der Gesetzgeber jetzt tun muss             Hartwig Schlüter im Interview

                                                                              13   Interview Dombert                         20   Planer
                                                                                   Tipps für die Genehmigung                      Energiequelle stellt sich vor

                                                                              14   Foren und Aussteller                      21   Kanzlei
                                                                                   Standplan und Räume                            Tipps von Müller-Wrede und Partner
» erneuerbareenergien.de
                                                                              16   Region Nord-Ost                           24   Programm Spreewindtage
Spreewind-Spiegel ist                                                              ENERCON                                        Foren und Events
ein Sonderheft von

ERNEUERBARE                                                                                                                  26   Windschiffe
ENERGIEN                                                                                                                          Klimaschutz auf hoher See

Chefredaktion (V.i.S.d.P.):
Nicole Weinhold (nw)
SunMedia Verlags GmbH
Hans-Böckler-Allee 7
                                    Foto: Institut für Rechtswissenschaften

30173 Hannover
Tel.: 0511 8550-2563
Fax: 0511 8550-2500
E-Mail: weinhold@schluetersche.de
                                                                                                                             Gesetze für die
Abo- und Vertriebsservice                                                                                                    Windkraft
Tel.: 0511 8550-2424
E-Mail: vertrieb@schluetersche.de                                                                                            Edmund Brandt hat die Koordinierungsstelle
                                                                                                                             Windenergierecht an der Universität Braunschweig
                                                                                                                             etabliert. Ende des Jahres übernimmt die Stiftung
                                                                                                                             Umweltenergierecht seine Arbeit. | 08

        4                                                                                                                                                         Spreewindspiegel
SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage
ENERCON &
SPREEWINDTAGE
EINE BESONDERE PARTNERSCHAFT -
LÄNGER ALS EIN ANLAGENLEBEN

 STAND 158

                                                                  HEUTE
                                     2005
1990

  ENERCON FORUM
  auf den 28. Windenergietagen

  05. November 2019 I Forum 5 I 17 - 19 Uhr
  Moderation: Dipl.-Ing. Marcus Franken, Partner der
  Kommunikationsagentur Ahnen&Enkel, Berlin

  « ENERCON Nord-Ost: Hier geht was - dezentral und innovativ »
  Klaus H. Uhl - Regionalleiter Nord-/ Ost-Deutschland

  « Neues aus dem Hause ENERCON »
  Stefan Lütkemeyer - Vertriebsleiter ENERCON GmbH

  « Green PPSA - die ENERCON post EEG Lösung »
  Dr. Thomas Krings - Vertriebsleiter Quadra Energy GmbH

  « Totgeglaubte leben länger - transponderbasierte BNK »
  Olaf Schultz - Geschäftsführer Lanthan GmbH & Co. KG
SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage
Foto: GfW
Vereinszweck: Briefe an die Energiepolitik, Demos und viele Exkursionen zur Fortbildung wie 2011 zum Enertrag-Hybridkraftwerk

Wir ostdeutschen Windkraftpioniere
Die Gesellschaft für Windenergienutzung (GfW) vertrat 30 Jahre lang die Interessen der
Brandenburger Windkraft. Große Projektierer und ein Politiker prägten das Selbstbewusstsein.

Es waren Pionierzeiten der Windkraft gleich auf                                              pionieren in einem Verein. Das geschah
mehrfacher Ebene, als die GfW entstand. Das                                                  zur Interessenvertretung des regionalen
neue Stromeinspeisegesetz war im Frühjahr 1990                                               Windenergieausbaus und parallel zum Bundes­

                                                                  50
gerade in Vorbereitung. Es entstand ausgerech­                                               verband Windenergie.“ So erinnert sich Jörg Ras­
net aus einer bisher ungewöhnlichen Kurzfrist­                                               mus Otto, Sohn des Mitgründers Gerd Albrecht
koalition von Grünen und CDU/CSU: Gemeinsam                                                  Otto. Diese Interessenvertretung verstand sich
wurde es von einem Grünen­ und einem christ­                                                 als ein Gegengewicht zu den zunehmend grö­
demokratischen Politiker entwickelt und dann                                                 ßeren Erneuerbaren­Verbände. Die Berlin­Bran­
von der Unionsfraktion in den Bundestag einge­                MITGLIEDER unge-               denburger wollten für die junge ostdeutsche
bracht. Im Dezember 1990 trat es in Kraft.                    fähr zählte die GfW als        Windkraft in die Politik hineinwirken können.
     Im Juni 1990 hatten die Macher der Gesell­               Interessenvertretung                 Dabei war es 1991 zunächst der Zusammen­
schaft für Windenergienutzung Berlin/Branden­                 ostdeutscher Wind-             schluss verschiedenster Erneuerbaren­Fachver­
burg (GfW) diese GfW schon ins Vereinsregister                kraftunternehmen in            bände zum Bundesverband Erneuerbare Energie
eingetragen. Sie war 1989 noch in der DDR in                  der Hochphase von              (BEE), der die Zentralisierung der Interessenpo­
Neustadt am Rennsteig entstanden. Nach der                    Ende der 1990er- bis           litik auf die neue Hauptstadt einleitete. Die bun­
Wiedervereinigung im Oktober 1990 wurde eine                  Mitte der Nullerjahre.         desweite Windenergie­Interessenvertretung war
Neuanmeldung ins westdeutsche Vereinsregis­                   Die GfW organisierte           zum selben Zeitpunkt noch in zwei konkurrie­
ter fällig. Im August 1991 war es so weit. In der             Demonstrationen                rende Verbände zerteilt: den Interessenverband
Urkundenrolle finden sich die fünf Gründungs­                 und schrieb Briefe an          Windkraft Binnenland und die Deutsche Gesell­
mitglieder: Uwe Moldenhauer, Eckard Zobel,                    Energiepolitiker. Nach         schaft für Windenergie. Beide vereinigten sich
Sabine Maria Laaß­Hiersche, Otfried Barbe und                 30 Jahren löst sich            1996 zum Bundesverband Windenergie (BWE).
nicht zuletzt Gerd Albrecht Otto. Otto war über               der Verein nun auf.                  In Hochzeiten versammelte die GfW etwa
zwei Jahrzehnte Vorstandsvorsitzender und das                                                50 Mitglieder. Diese dauerten von Ende der
Gesicht des Vereins                                                                          1990er­Jahre bis in die Nullerjahre des neuen
     „Unser Zweck war fortan das Zusammen­                                                   Jahrtausends. Das ostdeutsche und vor allem
schließen von uns ostdeutschen Windenergie­                                                  brandenburgische Selbstbewusstsein, die dieser

6                                                                                                                               Spreewindspiegel
SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage
eigenständigen politischen Vereinstätigkeit in den                          privatwirtschaftlichen Nutzen unserer Unter­
                   Folgejahren zugrunde lag, speiste sich auch aus                             nehmen in den Vordergrund, sondern das Ziel,
                   dem Aufstieg des profilierten brandenburgischen                             saubere Energie zu produzieren“, betont Jörg
                   Umweltministers Matthias Platzeck. Der in der                               Rasmus Otto. 1994 wandte sich die GfW bei­
                   DDR als Umwelthygieniker ausgebildete Politiker                             spielsweise an die SPD Berlin/Brandenburg, um
                   war 1990 bis 1998 als Leiter des Öko­Ressorts im                            für mehr „Windenergienutzung im Umland von
                   Kabinett des SPD­Ministerpräsidenten Manfred                                Berlin“ zu werben. 1997 brachten die Berlin­Bran­
                   Stolpe für den Ausbau der erneuerbaren Ener­                                denburger Akteure ein Schreiben an den damali­
                   gien verantwortlich. Bis 2000 hatten die Wind­                              gen Bundesfinanzminister Theo Waigel zur Post,
                   parkprojektierer ihre Erzeugungskapazitäten in                              um für die „Beteiligung der Kommunen an der
                   Brandenburg auf 442 Megawatt (MW) ausgebaut.                                Umsatzsteuer“ zu werben. Im selben Jahr ließen
                   Das eher küstenferne Bundesland lag da nur                                  sie eine Petition an den Bundestag zum Thema
                   noch ein Dutzend MW hinter dem windreiche­                                  „Strom­Einspeisegesetz und Klimakatastrophe“
                   ren Ostsee­Land Mecklenburg­Vorpommern                                      folgen, die der Bundestag allerdings zurückwies.
                   und 50 MW hinter Sachsen­Anhalt. Und selbst                                      In den vergangenen zehn Jahren waren sie
                   hinter den Windstromerzeugungskapazitäten                                   noch einmal pro Jahr zusammengekommen. Die
                   im traditionellen westdeutschen Windkraftland                               GfW lud zu Exkursionen ein, um Mitglieder in
                   Nordrhein­Westfalen war die mitteldeutsche                                  Technik weiterzubringen. Sie führte zu viel­
                   Großregion mit der neuen Einheitshauptstadt          „Kleinere              seitigen Zielen wie Biogas­, Photovoltaik­ und
                   Berlin in ihrer Mitte nur noch rund 30 Prozent                              Windenergieanlagen, stellte das ganzheitliche
                   beziehungsweise um 200 MW zurück. Branden­            Windkraft-            Grüne­Energie­Versorgungskonzept der branden­
                   burgische Windparkprojektierungsgesellschaften        vereine               burgischen Kommune Feldheim vor – ein Projekt
                   wie UKA, Energiequelle oder Enertrag setzten          können indi-          von Energiequelle und Windturbinenhersteller
                   sich in raschem Tempo in der Branche durch.                                 Enercon. Auch die Wasserstoffherstellung bei
                        Entsprechend waren die handelnden Figuren
                                                                         viduelle Vor-         Enertrag wurde Exkursionsziel.
                   des Vereins auch Vertreter dieser Unternehmen:        schläge oder               Im November 2017 aber entschied die
                   Otto senior, Inhaber des Unternehmens Aerogie         Pilotvorhaben         Hauptversammlung, die Arbeit einzustellen. Der
                   in Berlin, Ute Müller, Uwe Moldenhauer, Otto                                Verein war zu klein, um die politische Arbeit
                   junior waren von Enertrag dabei – ebenso wie
                                                                         einbringen.“          mit stetig hinzukommenden Themenfeldern
                   Jörg Müller, heutiger Vorstandsvorsitzender des                             wie Sektorenkopplung, Akzeptanzförderung,
                   Unternehmens aus Gut Dauerthal. Auch Michael         Jörg Rasmus Otto,      Ausschreibungsregeln, Technologie, Nachtkenn­
                   Raschemann, Geschäftsführer von Energiequelle        Sohn des Mitgründers   zeichnung, Konflikte mit Radaren und Flugbetrieb
                   aus Kallinchen, gehörte zur GfW.                     des brandenburgi-      und mehr genug abzudecken. „Wir sahen, dass
                        Die Organisation von Demonstrationen oder       schen Windkraft-       das erforderlich gewesen wäre, um weiter wahrge­
                   Anschreiben an Ministerien mit Vorschlägen zum       vereins GfW, Gerd      nommen zu werden“, betont Jörg Rasmus Otto.
                   Ausbau der Erneuerbaren gehörten zum Kern            Albrecht Otto, und     „Windenergiepolitik hatte Dimensionen ange­
                   dieser politischen Arbeit. „Wir stellten nicht den   lange Zeit Mitglied    nommen, in die der Verein nicht mehr passte.“
                                                                        in der GfW             Die Auflösung steht nach einer nun abgeschlosse­
                                                                                               nen Formalie durch das letzte Vorstandsmitglied
                                                                                               Detlef Koscholke unmittelbar bevor.
                                                                                                    „Auch kleinere Windkraftvereine könn­
                                                                                               ten heute noch sinnvoll sein. Sie könnten zum
                                                                                               Beispiel individuelle Vorschläge oder Pilotvor­
                                                                                               haben einbringen“, betont Otto junior: „Immer
                                                                                               da, wo der BWE erst den Konsens der sehr breit
                                                                                               gefächerten Mitglieder herstellen oder abbilden
                                                                                               muss.“ Als beeindruckende Begleiterscheinung
                                                                                               ist von der selbstbewussten Brandenburger
                                                                                               Windkraftvereinigung eine bundesweit ausstrah­
                                                                                               lende Jahrestagung geblieben: die Brandenbur­
                                                                                               ger Windenergietage, veranstaltet vom Berliner
Foto: GfW/privat

                                                                                               Bildungs­ und Tagungs­Dienstleister Spreewind.
                                                                                               Dessen Geschäftsführer Harald Düring ist einer
                                                                                               der beiden Spreewind­CEOs und Cheforganisator
                                                                                               des dreitägigen Branchenaustauschs im November.
                   Mitgründer und Vereinskoryphäe: Gerd Albrecht Otto                          Auch Düring war bis zuletzt Mitglied der GfW. W

                   Spreewindspiegel                                                                                                           7
SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage
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Defizite in Gesetzgebung
und Rechtsprechung
Arbeit der k:wer wird bei der Stiftung Umweltenergierecht fortgeführt.
Im Interview Edmund Brandt, Thorsten Müller und Jan Hinrich Glahr.
NICOLE WEINHOLD

                  P
                            rofessor Edmund Brandt, Leiter der Koor­     gewaltigen Herausforderungen rund um das wind­
                            dinierungsstelle Windenergierecht an der     energierelevante Planungs-, Genehmigungs- und
                            TU Braunschweig, Thorsten Müller, Vor­       Energierecht ist unerlässlich, dass die in und von der
                            sitzender des Stiftungsvorstands der Stif­   k:wer geleistete Arbeit eine Fortsetzung findet. Vor
                  tung Umweltenergierecht, und Jan Hinrich Glahr,        dem Hintergrund erfüllt es mich mit großer Dank­
                  Vorsitzender des BWE-Landesverbands Berlin-Bran­       barkeit, dass die k:wer-Ansätze mit den bestehen­
                  denburg sowie Vorsitzender des Fördervereins der       den Aktivitäten der Stiftung Umweltenergierecht
                  k:wer, über Windenergie, Recht und Gesetzgebung.       zusammengeführt und in Würzburg weitergeführt
                                                                         werden. In dem Zusammenhang wird es wichtig sein,
                  Die Arbeit der k:wer soll zum 1.1.2020 in              auch zukünftig für eine ausreichende Finanzierung
                  Würzburg bei der Stiftung Umweltenergie­               zu sorgen. Gerade angesichts der Tatsache, dass zur
                  recht fortgesetzt werden. Was ist der                  Finanzierung dann keine öffentlichen Mittel mehr
                  Grund für diese Veränderung?                           zur Verfügung stehen, ist es wichtig, die Finanzie­
                  »»Edmund Brandt: Die Universität Braunschweig,         rung durch private Förderer auszubauen.
                  an der die k:wer bisher verankert ist, hat sich ent­
                  schieden, andere Schwerpunkte zu setzen und die        »»Jan Hinrich Glahr: Der Bedarf an wissenschaft­
                  k:wer als Einrichtung des Instituts für Rechtswis­     licher Arbeit rund um die Energiewende ist enorm.
                  senschaften nicht fortzuführen. Angesichts der         Es sind so viele Rechtsbereiche vom Umbau des

8                                                                                                         Spreewindspiegel
SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage
Energiesystems betroffen, dass ganz neue Frage­
stellungen zu beantworten sind. Daher freue ich
mich sehr, dass es uns gelungen ist, mit der Stiftung
Umweltenergierecht eine gute Perspektive für die
Fortsetzung der wertvollen Arbeit von Professor
Brandt und seinem Team zu entwickeln.

Aktuell wird viel über die Änderung des
Rechtsrahmens diskutiert, um den Ausbau
der Windenergie wieder zu beschleunigen.
Wie ist aus Sicht der Rechtswissenschaft
die aktuelle Situation einzuordnen?
» Edmund Brandt: Bedauerlicherweise ist es in
den vergangenen Jahren nicht gelungen, ein kohä­
rentes Windenergierecht zu entwickeln. Erschwe­
rend kommt hinzu, dass die Partikularregelungen
im Planungs­, Genehmigungs­ und Energierecht
durchweg defizitär, manchmal sogar kontrapro­
duktiv sind. Und leider hat die höchstrichterliche
Rechtsprechung es nicht vermocht, die gesetzgebe­

                                                                                                                                                Foto: Manuel Reger
rischen Defizite auszugleichen – eher im Gegenteil:
Der Handlungsdruck ist also enorm, ein „weiter so“
darf es nicht geben.

Welche Schritte sollte der Gesetzgeber aus
Sicht der Rechtswissenschaft gehen, um                                                                        Thorsten Müller, Vorsitzen-
den Windenergieausbau zu beschleunigen?                                                                       der des Vorstands Stiftung
» Thorsten Müller: Es gibt leider nicht den einen                                                             Umweltenergierecht
Hebel, um die aktuellen Probleme zu lösen. In den
letzten Jahren haben der bisherige Windenergieaus­
bau und die dadurch knapper werdenden Flächen           auch in Zukunft in einem extrem beschränkten
einerseits sowie die Einführung der Ausschreibun­       Raum stattfinden und nur rund zwei Prozent der
gen im EEG und eine unterbliebene Weiterentwick­        Landesfläche in Anspruch nehmen. Daher bleibt
lung des Rechts der Flächenbereitstellung für die       noch genug Raum für andere Anliegen wie den
Windenergie und der Genehmigung konkreter Pro­          Artenschutz. Energiewende findet notwendiger­

                                                                                                                     98
jekte andererseits dazu geführt, dass die Probleme      weise in der Fläche statt, daher brauchen wir leis­
immer zahlreicher wurden und sich gegenseitig           tungsfähigere Instrumente, um diesen Raum für den
verstärkt haben. Diese Faktoren, gepaart mit einer      Windenergieausbau zu schaffen und andere Belange
zunehmend negativen Bewertung der Windener­             wie den Artenschutz auf den anderen rund 98 Pro­
gie durch viele verantwortliche Politiker im Bund       zent der Fläche zu stärken. Für die Windflächen
und in den Ländern, haben dazu geführt, dass die        könnte dann allein die Umdrehung des bisherigen          PROZENT der
Genehmigungszahlen eingebrochen sind und die            Regel­Ausnahme­Verhältnisses helfen. Dafür brau­         Fläche in Deutsch-
Verunsicherung groß ist.                                chen wir aber auf allen Ebenen neue rechtliche           land bleiben frei von
     Aus meiner Sicht muss jetzt zweistufig vor­        Strukturen und geändertes Verwaltungshandeln,            Anlagen und stehen
gegangen werden: Zum einen braucht es gesetzge­         angefangen in Europa bis hin zu den Ländern und          daher ungestört für
berische Sofortmaßnahmen, die Probleme wie die          Kommunen.                                                Artenschutz und
überdimensionierten Sperrflächen rund um Radare                                                                  andere Anliegen zur
oder die unzulänglichen Regelungen für Ausnahmen        Was kann die Rechtswissenschaft leisten,                 Verfügung. Nur rund
vom Tötungsverbot lösen und ein deutliches Signal       um diese Verbesserungen herbeizuführen?                  2 Prozent werden für
der Politik senden, dass Windenergie wichtig und        » Edmund Brandt: Ein wichtiger Beitrag der Wis­          Windenergie benötigt.
gewollt ist. Daneben muss mittel­ und langfristig       senschaft ist das Aufdecken von Regelungsdefizi­
der Rechtsrahmen an verschiedenen Stellen sehr          ten, rechtlichen Inkonsistenzen, Wertungswider­
grundsätzlich umgestaltet werden, um den mit            sprüchen und weiteren Unzulänglichkeiten des
Klimaschutz einhergehenden Paradigmenwechsel            Rechtsrahmens. Denn Wissenschaft kann – anders
umzusetzen. Dabei geht es nicht darum, alles dem        als der Gesetzgeber – mit ihrem systematisch­
Windenergieausbau unterzuordnen. Dieser wird            methodischen und regelungsübergreifenden .

Spreewindspiegel                                                                                                                            9
SPREEWIND SPIEGEL - Tipps für Planer - Windenergietage
von uns allen, die Forschungsthemen liefern Ergeb­
                                                                                                                             nisse, die in den politischen Entscheidungsprozess
                                                                                                                             einfließen müssen und damit helfen, gesamtgesell­
                                                                                                                             schaftliche Herausforderungen zu lösen.
                                                                                                                                  Wir haben doch aktuell die Situation, dass
                                                                                                                             weltweit 99 Prozent der Klimaforscher davon aus­
                                                                                                                             gehen, dass der Klimawandel von uns Menschen
                                                                                                                             verursacht wird. Maßnahmen, um die Katastrophe
                                                                                                                             zu verhindern, liegen auf dem Tisch. Dennoch blei­
                                                                                                                             ben die dringend notwendigen Entscheidungen des
                                                                                                                             Gesetzgebers aus – ein falsches Signal an Deutsch­
                                                                                                                             land und die Welt. Die intensive Auseinandersetzung
                                                                                                                             der Wissenschaft mit Politik, Verwaltung, Verbänden
                                                                                                                             und anderen Interessengruppen führt letztlich zur
                                                                                                                             Lösung von Problemen und zu einer zielgerichteten,
                                                                                                                             neuen Politik.
Foto: Institut für Rechtswissenschaften

                                                                                                                             » Thorsten Müller: Ich stimme der Aussage zu, dass
                                                                                                                             Klimaschutz und Energiewende sowie die damit
                                                                                                                             verbundenen Verteilungsfragen und Zielkonflikte
                                                                                                                             hochpolitische Themen sind. Daher dürfen – ja
                                                                                                                             ich finde sogar müssen – auch für Wissenschaftler
                                                                                                                             gesellschaftliche und politische Motive eine große
                                                                                                                             Rolle spielen. Allerdings nur insoweit, wie es darum
                                                                                                                             geht, die konkreten Themen auszuwählen und die
                                          Edmund Brandt, Leiter der                                                          zu beantwortenden Forschungsfragen aufzuwerfen.
                                          Koordinierungsstelle                                                               Wenn aber erst einmal das Thema feststeht, dann
                                          Windenergierecht                                                                   müssen politische Erwägungen zur Seite treten und
                                                                                                                             wir Wissenschaftler müssen uns auf unsere Metho­
                                                                                                                             dik beschränken. Nur so können wir einen echten
                                                                                                                             Mehrwert gegenüber Politik, Ministerien, Anwälten,
                                                                       Vorgehen einzigartige Erkenntnisse gewinnen, die      Verbänden und Unternehmen bieten. Und genau
                                                                       unverzichtbar sind. Damit legen wir die Basis für     das ist die Gründungsidee der Stiftung Umwelt­
                                                                       die Entwicklung von neuen Regelungsansätzen in        energierecht und der Anspruch an unser Wirken.
                                                                       den einzelnen Rechtsbereichen, um „Handlungs­         Wir wollen wissenschaftlich fundiert praxistaugliche
                                           „Bedauer-                   sicherheit durch Rechtssicherheit“ zu bewirken.       Ideen entwickeln, wie sich der Rechtsrahmen ändern
                                                                       Unter diesen Leitspruch haben wir unser Han­          muss, um die energie­ und klimapolitischen Ziele
                                            licherweise                deln gestellt. Nur mit einem solchen umfassenden      erreichen zu können.
                                            ist es in den              Vorgehen ist es möglich, letztlich deduktiv einen          Entsprechend dieser Leitlinien werden wir wie
                                            vergangenen                Baukasten für die Windenergie zu entwickeln, der      bisher mit großem Engagement zu den Fragen rund
                                                                       übergeordneten umwelt­, klimaschutz­ und ener­        um die Weiterentwicklung des Windenergierechts
                                            Jahren nicht               giepolitischen Vorgaben gerecht wird und geeignet     arbeiten. Dabei werden wir versuchen, auch die
                                            gelungen, ein              ist, den selbstverständlich unabdingbaren Abgleich    ertragreiche und wertvolle Arbeit der k:wer fort­
                                            kohärentes                 mit kollidierenden Schutzgütern herbeizuführen.       zuführen und die großen Fußstapfen von Edmund
                                                                       Mit diesem Gerüst haben wir in den letzten Jahren     Brandt so gut wie möglich auszufüllen.
                                            Windenergie-               viele Impulse setzen können. Mit zahlreichen Ver­          Die Arbeitsweise der k:wer und der Stiftung
                                            recht zu ent-              öffentlichungen und Gutachten, mit Veranstaltun­      Umweltenergierecht passen gut zusammen, daher
                                            wickeln.“                  gen und Vorträgen sowie im Austausch mit anderen      werden wir Synergien heben können und, hoffentlich
                                                                       Wissenschaftsdisziplinen und der Praxis aus Unter­    durch zusätzliche finanzielle Ressourcen gestärkt,
                                               Edmund Brandt,          nehmen wie der Politik sind wir vielfältigen Frage­   noch ertragreicher wirken können. Im Mittelpunkt
                                               Leiter Koordinie-       stellungen zum Windenergierecht nachgegangen.         werden dabei weiterhin konkrete Ideen für neues
                                               rungsstelle Windrecht                                                         Recht als Antwort auf die drängenden Probleme
                                                                       » Jan Hinrich Glahr: Meines Erachtens können          ebenso wie zu den grundlegenden Fragestellungen
                                                                       auch Wissenschaftler heute gar nicht anders, als      rund um die Themen Planung, Genehmigung und
                                                                       sich politisch zu engagieren. Die Energiewende ist    Betrieb von Windenergieanlagen stehen. So wer­
                                                                       hochpolitisch, sie betrifft zentrale Lebensbereiche   den wir zum Beispiel eine Reihe von konkreten

                                          10                                                                                                                  Spreewindspiegel
Vorschlägen zur Lösung des Genehmigungsstaus
veröffentlichen, gleichzeitig aber auch eine Wei­
terentwicklung des europäischen Rahmens in den
Blick nehmen. Wir werden unsere Veranstaltungs­
reihe verstetigen und ausweiten, um den Transfer
unserer Forschungsergebnisse in die Praxis und den
Austausch zwischen Behörden und Planern sowie
Betreibern zu ermöglichen. Auch den sehr informa­
tiven Newsletter WER-aktuell werden wir ebenso
wie andere Formate der k:wer fortführen.

Herr Glahr, warum braucht es aus Sicht
der Branche diese rechtswissenschaftliche
Arbeit?
»»Jan Hinrich Glahr: Im Rahmen der Verbands­
arbeit beim BWE ist mir klar geworden, dass ein
Schlüssel für die gigantische Aufgabe der Energie­
wende in einer interdisziplinären Zusammenarbeit
und einem Austausch bzw. der Zusammenführung

                                                                                                                                           Foto: Silke Reents/BWE
unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen liegt. In
2012 lernte ich die Arbeit der k:wer und deren Leiter
Professor Brandt kennen. Ein Rechtswissenschaftler,
der stets über den disziplinären Tellerrand hinaus­
schaut und dem es darum geht, wissenschaftliche
Erkenntnisse praktisch wirksam werden zu lassen.
     Planungsrecht mit Naturschutz- und Arten­                                                             Jan Hinrich Glahr, Vorsitzen-
schutzrecht, Luftverkehrsrecht, Energierecht etc.                                                          der des BWE-Landesverbands
zusammenzudenken und Handlungsempfehlungen                                                                 Berlin-Brandenburg und Vor-
an die Politik zu geben, das war und ist sein Anlie­       Auf den Windenergietagen:                     sitzender des Fördervereins
gen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar! Ebenso dankbar          Forum 13, 5.11.: „Windenergierecht:           der k:wer
bin ich, Thorsten Müller kennengelernt zu haben,             Defizite in Gesetzgebung und Rechtspre-
der in der Stiftung Umweltenergierecht einen ganz            chung – Handlungserfordernisse und die
ähnlichen Forschungsansatz verfolgt.                         Rolle der Wissenschaft“. Mit feierlicher
                                                             Verabschiedung von Professor Brandt und
Wie kann die Windenergiebranche die                          Vorstellung der Fortführung seiner Arbeit
Wissenschaft unterstützen?                                   durch die Stiftung Umweltenergierecht.
»»Jan Hinrich Glahr: Sie kann über den regel­
mäßigen Austausch zu den aktuellen Herausfor­
derungen bei der Planung und Genehmigung von
Windkraftanlagen der Wissenschaft helfen, For­
schungsschwerpunkte zu setzen. Und sie muss
                                                        Die Koordinierungsstelle
auch finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, denn     Die Koordinierungsstelle Windenergierecht (k:wer) befasst sich unter der
Wissenschaft braucht ein ausreichendes finan­zielles    Leitung von Professor Edmund Brandt seit 2012 an der TU Braunschweig mit
Fundament, zum Beispiel für wissenschaftliche Mit­      allen Facetten des Windenergierechts und verknüpft dabei naturwissenschaft­
arbeiter, um mit ihrem unabhängigen Blick glaub­        liche sowie juristische Aspekte dezidiert praxisorientiert.
würdige Impulse für die Rechtsentwicklung und           Zum 1. Januar 2020 wird die Arbeit der k:wer in der Stiftung Umweltenergie­
Praxis geben zu können.                                 recht weitergeführt und stärkt den dortigen Forschungsschwerpunkt zum
     Wir haben das mit dem Förderverein der k:wer       Windenergierecht. Die wichtigen inhaltlichen Impulse und verschiedenen
in den letzten Jahren erfolgreich ermöglicht. Ich       Formate der k:wer sollen fortgeführt werden.
wünsche mir von den bisherigen Förderern, dass
sie ihr finanzielles Engagement jetzt für die Stif­          Weitere Informationen:
tung Umweltenergierecht fortsetzen, und von allen            Thorsten Müller, Vorsitzender des Stiftungsvorstands,
Akteuren der Windenergiebranche, dass sie sich               Stiftung Umweltenergierecht, https://stiftung-umweltenergierecht.de/
künftig an dieser Gemeinschaftsaufgabe beteiligen.           Professor Edmund Brandt, Leiter der Koordinierungsstelle
                                                             Windenergierecht, TU Braunschweig, http://k-wer.net/
Vielen Dank, meine Herren! W

Spreewindspiegel                                                                                                                     11
Nachhaltige Zukunft
finanzieren. Akzeptanz
schaffen. Das kann Bank.
In der Branche zu Hause, vor Ort vernetzt. Dieses Motto     Wir stehen unseren Kunden mit unserer Branchenexper­
passt zur DKB wie das Rotorblatt zur Nabe. Bereits seit     tise und unserem leistungsfähigen regionalen Netzwerk
1996 investieren unsere Kunden mit uns gemeinsam in         zur Seite. Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund
die Zukunft. Mit einem Kreditvolumen von über 10 Milli­     der aktuell unbefriedigenden regulatorischen Rahmen­
arden Euro und Sektor übergreifenden Finanzierungs­         bedingungen sowie der verschiedenen Hemmnisse und
lösungen für Erneuerbare Energien sind wir der starke       Herausforderungen auf dem Weg zur Realisierung
Partner für Windenergieprojekte in Deutschland.             neuer Projekte.

Frischer Wind für Finanzierungsvorhaben – mit der DKB-Crowd

Weil die Digitalisierung auch unsere Kunden immer stär­     der Schwarmfinanzierung berät: von der Projektdar­
ker antreibt, sind wir stets auf der Suche nach innovati­   stellung auf der Plattform über die Administration der
ven Finanzierungslösungen. Daher bieten wir seit Sep­       Projektseite bis hin zur Abwicklung der Finanzierung.
tember 2019 über die DKB­Crowd das Crowdinvesting           Mit dieser digitalen Lösung können Sie sich auf das
als Finanzierungsbaustein an. Mithilfe des Crowdinves­      konzentrieren, was wirklich zählt: die Realisierung Ihres
tings finden Projektträger Unterstützer, die von ihrem      Projektes auf dem Weg zur nachhaltigen und ökono­
Vorhaben genauso überzeugt sind, wie sie selbst und         misch sinnvollen Zukunft.
haben gleichzeitig die Möglichkeit, ihren Kapitalbedarf
schnell und unkompliziert zu decken. Aufgrund unserer       Sie sind interessiert an weiteren Informationen zu un-
mehr als 4 Millionen Privatkunden ergibt sich eine breite   seren Finanzierungslösungen? Dann stehen wir Ihnen
Basis zur Erhöhung des Bekanntheitsgrades. Für die          gerne für ein persönliches Gespräch zu Verfügung.
Finanzierung ihres Vorhabens können sie Schwarmfinan­
zierungen bis zu einem Betrag in Höhe von 6 Millionen       Ansprechpartner
Euro als qualifiziertes Nachrangdarlehen prospektfrei       Jörg­Uwe Fischer, Leiter Kompetenzcenter Erneuerbare
einwerben und im Rahmen der Gesamtfinanzierung als          Energien · Taubenstr. 7–9 10117 Berlin · Joerg­Uwe.Fischer@
wirtschaftliches Eigenkapital einbringen. Das Crowdin­      dkb.de · dkb.de/erneuerbare-energien
vesting­Modell bietet Vorhabenspartnern so die opti­
male Ergänzung zum klassischen Bankkredit.                  Volker Will, Leiter Kompetenzcenter Bürgerbeteiligung
Mit der DKB­Crowd steht DKB­Kunden ein verlässlicher        Taubenstr. 7–9 · 10117 Berlin · Volker.Will@dkb.de
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Auf den Windenergietagen
finden Sie unsere
Experten am Stand 159
Auf Kooperation mit Behörden setzen
Janko Geßner und Jan Thiele sind zwei der sechs       »»Jan Thiele: Und auch im Planungsrecht. Hier in
Experten für Erneuerbare-Energien-Streitsachen        Brandenburg gibt es planungsrechtliche Unsicher­
in der Potsdamer Anwaltskanzlei Dombert.              heiten wegen der Entscheidung des Gesetzgebers
                                                      für ein Moratorium. Zu ergänzen ist das Thema
Sie sind eine auf das öffentliche Recht               Deutsche Flugsicherung und Anlagenschutzberei­
hoch spezialisierte Kanzlei. Eine Ihrer               che um Drehfunkfeuer. Das ist nach wie vor ein
Spezialitäten ist, wenn man das so sagen              heiß umkämpftes Gebiet. Wir versuchen, mit den
kann, das Verfahrensmanagement bei der                Fachgutachtern eine starke Gegenposition aufzu­
Genehmigung von Windenergieanlagen.                   bauen, die das, was die Flugsicherung behauptet,
Wo liegen hier nach Ihrer Einschätzung                infrage stellt.
die aktuellen Themen und wie muss man
sich Ihre Tätigkeit vorstellen?                       Welche Tipps haben Sie angesichts dessen
»»Jan Thiele: Wir begleiten unsere Mandanten          für Vorhabenträger, die ihre Genehmigung
sehr frühzeitig bei ihren Projekten. Das fängt        zügig bekommen möchten?
schon bei der Flächensicherung an. Wir sind im        »»Jan Thiele: Offen gestanden: Das beginnt mit
Prinzip in allen wichtigen Phasen mit am Tisch.       den eigenen Hausaufgaben. Beispielsweise der
Verfahrensmanagement auch deswegen, weil wir          eingangs beschriebene Beratungstermin, um den
in sehr direktem Kontakt zu den Behörden stehen.      Untersuchungsaufwand zu klären und dann ent­
Wir lassen also das Verfahren nicht einfach laufen,   sprechend der geltenden Forderungen die Antrags­
sondern versuchen, durch unsere Einflussnahme         unterlagen zusammenzustellen. Damit man nicht
die Richtung mitzubestimmen. Probleme werden          später mit Nachforderungen oder dem Hinweis auf      Rechtsanwälte Janko Geßner
frühzeitig identifiziert und möglichst umschifft      Unvollständigkeit konfrontiert wird.                 (oben) und Dr. Jan Thiele
beziehungsweise es wird mit den Behörden                                                                   Fotos: Dombert Rechtsanwälte
geklärt, dass sie nicht später im Genehmigungs­       Kommt das oft vor?
verfahren irgendwo auftauchen. Unser Interesse        »»Janko Geßner: Ja, durchaus. Weil Planer
ist es immer, schnell und rechtssicher zur Geneh­     befürchten, dass der Konkurrent seinen Antrag
migung zu kommen.                                     eher einreicht. Deshalb wird teilweise zu schnell
                                                      eingereicht und muss nachgebessert werden. Drei
Wie sieht die Kontaktaufnahme zu den                  Punkte lassen sich nennen: sorgfältige Vorberei­
Behörden in der Praxis aus?                           tung, Kompromissbereitschaft und dennoch eine
»»Janko Geßner: Eigentlich beginnen wir immer         gewisse Härte in der Sache. Man muss um das Pro­
mit einem persönlichen Gespräch bei der Behörde,      jekt kämpfen. Klare, rechtliche Position beziehen,
mit einer Antragsberatung im Vorfeld eines Ver­       ohne sich zu verkämpfen und das Ziel einer zügigen
fahrens. Erstaunlicherweise ist das keine Selbst­     Genehmigung aus dem Blick zu verlieren.
verständlichkeit. Das hören wir des Öfteren von
Projektierern, die wir erstmalig beraten. Es geht     Was war in letzter Zeit Ihr wichtigster
darum, der Behörde das Projekt vorzustellen, Ter­     Rechtsstreit?
mine zu besprechen und einfach dem Gegenüber          »»Janko Geßner: Der vielleicht interessanteste,
auch ein positives Gefühl zu vermitteln – das ist     weil eher ungewöhnliche Fall betraf die Konsequen­
eigentlich das Wichtigste bei diesem Termin: sich     zen eines verzögerten Genehmigungsverfahrens.
als souveräner Antragsteller zu präsentieren, der     Wir haben einen Landkreis in Sachsen-Anhalt
weiß, wovon er spricht, aber auch auf Kooperation     auf Schadensersatz verklagt. Weil er ein Geneh­
mit der Behörde setzt und nicht einseitig seine       migungsverfahren nicht ordnungsgemäß und aus
Interessen durchsetzen will.                          unserer Sicht zu langsam geführt hat. Im Ergeb­
                                                      nis kam es zu einem erstinstanzlichen Urteil und
Worin sind mit Blick auf den aktuel­                  einem Vergleich in zweiter Instanz, wonach der
len Einbruch der Ausbauzahlen bei der                 Kreis knapp 200.000 Euro an den Vorhabenträger
Windenergie nach Ihrer Auffassung die                 zahlen muss.
Gründe zu sehen?                                      INTERVIEW: NICOLE WEINHOLD W
»»Janko Geßner: Die größten Schwierigkeiten
erleben wir derzeit in den Auseinandersetzungen             uf den Windenergietagen:
                                                           A
mit Naturschutzbehörden im Artenschutz.                    Dombert: Forum 4, 6.11.

Spreewindspiegel                                                                                                                         13
Standplan, 28. Windenergietage

Stand 1, Forum 4 , 6.11.    Stand 38                    Forum 15, 6.11., 15 h

Stand 3, Forum 4, 5.11.                                 Stand 57–59 Forum 13, 6.11.

Stand 159 Forum 13, 5.11.   Stand 158, Forum 5, 5.11.   Stand 6

14                                                                             Spreewindspiegel
IDASWIND
Stand 145, Forum 15,     Forum 1, 7.11., 11:15 h
7.11., 9:50 h

                                                             Forum 13, 5.11., 17 h

                         Stand 114 A, Forum 5, 6.11., 12 h

Stand 157, 163 und 164   Stand 76, Forum 16, 6.11.           Stand 74, Forum 15, 6.11.

Spreewindspiegel                                                                         15
Im Nordosten                                                                        Rostocker Vertrieb und Projektmanagement.
                                                                                    Die erfolgreichen Vermessungen zeigen, dass die
                                                                                    garantierten Schallleistungspegel unterschritten

geht was!                                            „Wir sind hier
                                                                                    und die Erträge um mehr als fünf Prozent gestei-
                                                                                    gert werden konnten.
                                                                                         Darüber hinaus wird Rostock die ersten
                                                      am Standort                   Projekte mit ENERCONs modularem Stahlturm
Die Region Nord-Ost in Deutschland                    extrem gut                    (MST) in Deutschland betreuen, die 2019/20 in
ist dezentral und innovativ.                          aufgestellt                   Brandenburg errichtet werden. In der Region
                                                                                    finden sich günstige Bedingungen, um die Proto-
In Zukunft wird die Region Nord-Ost-Deutsch-
                                                      und können                    typen der neuen EP3- und EP5-Generationen zu
land ENERCONs Marktpräsenz maßgeblich                 unsere Kun-                   errichten und zu testen. „Durch unsere teilweise
mitprägen. Mit den Niederlassungen und                den in allen                  dezentral angesiedelten Entwicklungsingenieure
Produktionspartnern in Rostock, Potsdam und                                         können wir die Vermessung der Prototypen
Magdeburg überzeugt ENERCON neben innovati-
                                                      Bereichen                     schnell und flexibel begleiten. Die Produktions-
ven Technologien und gewohnt hohen Standards          umfassend                     nähe zu unseren Werken in Sachsen-Anhalt,
durch Nähe, Erfahrung und Flexibilität.               betreuen.“                    Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern
     „Wir können auf über 100 Jahre Vertriebs-                                      ermöglicht positive Best-Practice-Erfahrungen“,
erfahrung zurückgreifen. Davon profitieren            Klaus Uhl,                    beschreibt Klaus Uhl.
unsere Kunden“, beschreibt Klaus Uhl, Regional-       Regionalleiter Nord-               So stellt sich ENERCON in der Region
leiter Nord-Ost, die gebündelte Erfahrung der         Ost bei ENERCON               Nord-Ost-Deutschland bestens gerüstet den
Vertriebsmitarbeiter in der Region. Die 40                                          zukünftigen Herausforderungen des deutschen
Mitarbeiter in Rostock decken von der Planung                                       Markts. W
über den Vertrieb bis zur Projektumsetzung alle
einzelnen Stadien einer Windparkplanung ab.                                                Auf den Windenergietagen:
     Das Besondere am Standort ist, dass neben                                             Stand 158
Fachkräften des Windfarm Engineering auch
Ingenieure aus Forschung und Entwicklung
ansässig sind, die von Rostock aus Hardware für
die Windenergieanlagen (WEA) entwickeln. „Wir
sind hier am Standort extrem gut aufgestellt und
können unsere Kunden in allen Bereichen umfas-
send betreuen“, sagt Klaus Uhl.
     Auch in Brandenburg bietet ENERCON eine
individuelle Betreuung. Vom Potsdamer Büro
aus begleiten die Mitarbeiter Kunden vor Ort
und treiben u. a. innovative Speicher- und Lade-
infrastruktur-Projekte voran und sorgen für das
Gelingen der Projekte in der Region.
     Verstärkung bekommen die Mitarbeiter vom
Produktions- und Verwaltungsstandort in Magde-
burg. Hier werden seit diesem Jahr auch die
Komponenten der EP5-Prototypen gefertigt.
     So hat sich ENERCON zu einem bedeuten-
den Unternehmen in der Region entwickelt. Die
Regionalleitung sucht daher stetig den konstruk-
tiven Austausch mit politischen Akteuren, um die
Bedeutung der Onshore-Windenergie als Arbeit-
geber und Stromlieferant zu verdeutlichen – auch
durch die aktive Mitgliedschaft in den Landesver-
bänden des BWE und LEE.
                                                                                                                                       Foto: ENERCON

     Dieses Maß an Expertise, Erfahrung und
Präsenz spiegelt sich in den spannenden Pro-
jekten wider, die ENERCON hier realisiert: 2018
wurde in Kirch Mulsow der Prototyp der E-126
EP3 errichtet. Betreut wurde das Projekt vom        Klaus Uhl, Regionalleiter Nord-Ost bei ENERCON

16                                                                                                                 Spreewindspiegel
Für jeden Markt die
passende Anlage
Stefan Lütkemeyer, Leiter Vertrieb der ENERCON GmbH,
über das neue Produktprogramm

Mit dem erweiterten Produktportfolio der
EP3- und EP5-Plattform und der Weiter-
entwicklung der bereits bestehenden
Baureihen verfolgt ENERCON neue Tech-
nologiekonzepte. Welche Vorteile bringen
die neuen Produkte mit?

                                                                                                                              Foto: ENERCON
» Stefan Lütkemeyer: Die EP3- und EP5-Bau-
reihen überzeugen durch innovative technologische
Weiterentwicklungen verbunden mit den bekannten
ENERCON-Qualitätsstandards. ENERCON bietet                              ENERCON-Vertriebsleiter Stefan Lütkemeyer
dem Markt sehr leistungsstarke und ertragreiche
Anlagen. Viele Innovationen der neuen Plattformen
wurden auch im Rahmen der Produktpflege in die                          Verhältnis auf eine sehr positive Resonanz bei
bestehenden Anlagentypen übernommen.                                    unseren Kunden. Das Zusammenspiel aus hoher
     Das Ziel, den Materialeinsatz zu minimieren,                       Nennleistung, großem Rotordurchmesser und hohen
Fertigungs- und Aufbauzeiten zu reduzieren, um                          Türmen sichert Erträge in neuen Dimensionen.
damit Kosten einzusparen, wurde hervorragend            „Die Rotor-           Bereits 2018 starteten EP3-Großprojekte mit
erreicht. Neue Generator- und Netzeinspeisekon-                         rund 100 Anlagen in der Türkei und Schweden. Der
zepte reduzieren die Gondelkopfmasse, erleichtern        durchmesser    Prototyp der E-138 EP3 ist in Wieringermeer seit
damit den Transport, beschleunigen den Aufbau            der neuen      Februar 2019 erfolgreich in Betrieb. Die bisherigen
und verbessern die Netzeigenschaften sowie den           Anlagentypen   Leistungsdaten übertreffen die Erwartungen. Mit
Wirkungsgrad der Windenergieanlagen (WEA).                              dem Aufbau der E-147 EP5 (4,3 MW) im finnischen
Insgesamt ist damit ein radikaler Schnitt im
                                                         reichen bis    Paltusmäki wird ENERCON das erste Kundenpro-
ENERCON-Design realisiert worden, der die WEA           160 Meter.“     jekt im EP5-Programm realisieren. Darüber hinaus
als kompakter, effizienter und kostenoptimiert                            werden weitere Projekte im EP3- und EP5-Programm
charakterisiert.                                                        mit unseren Kunden vorbereitet.

Welche Anlagengrößen werden zum erwei-                                  Das neue Produktprogramm basiert auch
terten Produktprogramm gehören?                                         auf den ersten gemeinsam mit Lagerwey
» Stefan Lütkemeyer: Die Rotordurchmesser der                           entwickelten Windenergieanlagen. Wie
neuen Anlagentypen reichen von 126 m bis 160 m,                         gelingt der Schulterschluss?
die Nennleistungen der Anlagetypen von 3,0 Mega-                        » Stefan Lütkemeyer: Nun erlaubt es uns das
watt (MW) bis 5,0 MW. Auch eine Vielzahl mögli-                         gebündelte Know-how der beiden Technologieführer
cher Nabenhöhen mit bis zu 166 m steht passend zu                       für getriebelose Windenergieanlagen, ein gemeinsa-
individuellen Standorteigenschaften zur Verfügung.                      mes Produkt anzubieten, das das Beste aus beiden
Das Ziel unseres Produktportfolios ist es, für unsere                   technologischen Konzepten vereint.
Zielmärkte und für jeden Standort die passende                               Um diese Synergien auszuschöpfen, war ein
Anlage anbieten zu können.                                              steter und reger Austausch nötig. Alle Beteiligten
                                                                        arbeiten Hand in Hand sowohl in Barnefeld als auch
Wie erleben Sie die Resonanz auf die neue                               in Aurich sowie an den Produktionsstandorten von
Anlagengeneration? Wann können erste                                    ENERCONs Produktionspartnern. W
Projektierungen erwartet werden?
» Stefan Lütkemeyer: Die neuen Anlagentypen                                  Auf den Windenergietagen:
stoßen durch ihr überzeugendes Preis-Leistungs-                              ENERCON: Forum 5, 5.11.

Spreewindspiegel                                                                                                        17
„Erkenntnisvakuum“
                                                                              Welche Maßstäbe sind relevant?
                                                                              » Schlüter: „Anerkannte fachwissenschaftliche
                                                                              Maßstäbe“ sind zunächst einmal die „Regeln guter
Hartwig Schlüter vom Planungsbüro Enerplan über den                           wissenschaftlicher Praxis“. Sie sind bei der Tat-
                                                                              sachen-/Risiko-Ermittlung durch eine quantitative
Weg in das „Erkenntnisvakuum“ und wieder heraus.                              Risikoanalyse und bei der Risikobewertung zwin-
                                                                              gend zu beachten, um nicht nur scheinbare Tat-
Wann war die Welt noch in Ordnung?                                            sachen zu ermitteln. Und bei der Herleitung eines
» Schlüter: 2008 kommt das VG Halle zu dem                                    Beurteilungsmaßstabs sind die relevanten Rechts-
Schluss, dass die Gefahr für den einzelnen Rotmilan,                          grundsätze zu beachten – Ermittlungsgrundsatz,
Kollisionsopfer zu werden, verhältnismäßig gering                             Bestimmtheitsgebot, Gleichbehandlungsgrund-
ist. Pro Windenergieanlage (WEA) kamen sie auf                                satz, Widerspruchsfreiheit und insbesondere der
ein Kollisionsereignis alle 35 Jahre.                                         Verhältnismäßigkeitsgrundsatz. Ferner müssen die
                                                                              besonderen Anforderungen berücksichtigt werden,
Und dann ging‘s ins „Erkenntnisvakuum“?                                       die sich daraus ergeben, dass der Vorsorgegrundsatz
» Schlüter: Ja, die Richter des OVG Magdeburg und                             gegenüber Grundrechten abzuwägen ist.
des Bundesverwaltungsgerichts haben das Ergeb-
nis des VG Halle ignoriert. Die Richter behaupteten    Der Rotmilan           Können Sie die Quantitativen Risiko-
zwar, die artenschutzrechtlichen Betroffenheiten/      steht WEA nicht        analysen näher erläutern?
Risiken nach „ausschließlich wissenschaftlichen        entgegen.              » Schlüter: „Rechenhaft handhabbare Verfahren“
Kriterien“ zu ermitteln, aber ihnen waren die im       Foto: Manfred Stöber   zur Ermittlung von Eintrittswahrscheinlichkeiten
mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich                                  sind Quantitative Risikoanalysen; sie sind seit Jahr-
geltenden „Regeln guter wissenschaftlicher Praxis“                            zehnten Stand der Wissenschaft. So müssen Planer
nicht bekannt und sie verstießen munter dagegen.                              beispielsweise für Offshore-Windparks im Geneh-
Von Naturwissenschaftlern wird verlangt, metho-                               migungsverfahren Quantitative Schiffskollisions-
disch „de lege artis“ zu arbeiten, es dürfen keine                            Risikoanalysen beibringen. Die Fachwissenschaft
Daten erfunden oder weggelassen werden.                                       für Quantitative Risikoanalysen beispielsweise zu
                                                                              Vogelkollisionen an Windturbinen ist die Stochastik
Wie ging es danach weiter?                                                    und nicht – wie oftmals fälschlich angenommen –
» Schlüter: In der anschließenden Verfassungs-                                die Rechtskunde, die Vogelkunde oder die Land-
beschwerde kamen die Richter des 1. Senats des                                schaftsplanung. Wird etwa das Kollisionsrisiko von
BVerfG nicht überraschend zu dem „Verdikt“, dass                              Rotmilanen an WEA betrachtet, müssen in einen
sich die Normenanwender in einem „Erkenntnis-                                 „Regelkreis der Risikoermittlung und -bewertung“
vakuum“ befänden. Leider haben sich die Richter                               alle vorhandenen und relevanten Informationen aus
darum gedrückt zu sagen, dass das „Erkenntnis-                                der Ökologie des Rotmilans einfließen.
vakuum“ selbstgemacht ist – sie ließen diesen Punkt
trotz erdrückender Beweislage explizit offen. Mög-                            Was empfehlen Sie Projektentwicklern?
licherweise wollten sie den Normenanwendern die                               » Schlüter: Sprechen Sie uns an und nutzen Sie
Chance geben, begangene Fehler selbst zu beheben.                             die Expertise, die wir aus unseren Verfassungs-
                                                                              beschwerden gewonnen haben. Das Thema „WEA
Wie könnte der Weg aus dem                                                    und Artenschutz“ muss interdisziplinär angegan-
„Erkenntnisvakuum“ aussehen?                                                  gen werden. Mathematisch-naturwissenschaftli-
» Schlüter: Die Richter des BVerfG weisen in ihrem                            che Anknüpfungspunkte aus Urteilen des BVerwG
Beschluss darauf hin, wie die Frage gelöst werden                             und des EuGH müssen zum Teil auch mithilfe von
kann: „Die Frage nach der Existenz anerkannter         Dr. Hartwig Schlüter   Zahlenbeispielen einer naturwissenschaftlichen
fachwissenschaftlicher Maßstäbe und Methoden           hält am 6.11. um 15    Plausibilitätsprüfung unterzogen werden. Obwohl
ist eine von der jeweiligen Fachwissenschaft zu        Uhr auf Forum 15       es eigentlich auf der Hand liegt, werden dennoch
beantwortende Tatsachenfrage, die dem Sachver-         einen Vortrag zum      Gerichte oftmals als Quelle mathematisch-natur-
ständigenbeweis zugänglich ist.“ Die Tatsachen-/       Thema.                 wissenschaftlicher Erkenntnis angesehen. Unser
Risiko-Ermittlung und -Bewertung muss bis an           Foto: privat           Ziel ist es, durch größtmögliche wissenschaftliche
die „Grenze des Erkenntnisstandes der ökologi-                                Transparenz die Nachvollziehbarkeit von Bewertun-
schen Wissenschaft“ gehen. Man muss wieder an                                 gen zu erreichen, um so schließlich auch zu deren
die wissenschaftlich korrekte Herangehensweise                                Akzeptanz zu gelangen.
anknüpfen, die im Urteil des VG Halle aus 11.2008
beschrieben ist. Viele Aspekte lassen sich heute                                    Auf den Windenergietagen:
detaillierter darstellen.                                                           6.11., Forum 15, www.enerplangmbh.com

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Ein Interview mit Andreas Pick zur aktuellen Situation der Windkraft onshore in Deutschland

Die Politik muss handeln
Andreas Pick, Leiter Projektentwicklung Onshore der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, nimmt
im Interview Stellung zum „Positionspapier der EnBW zur mangelhaften Genehmigungssituation bei der
Windenergie an Land”.
                           Auf der HUSUM Wind und auch bei den Windenergietagen                      Wie kann das konkret aussehen?
                           Potsdam ist die EnBW mit dem eher politischen Motto                       ANDREAS PICK: Wir haben Vorschläge gemacht, wie die
                           „Klimaschutz braucht Rückenwind” in Kombination mit         Genehmigungsverfahren gestrafft werden können: Zum
                           dem Hashtag windforfuture aufgetreten. Warum?               Beispiel dadurch, dass frühzeitig verbindlich festgelegt
                            ANDREAS PICK: Der Onshore-Windkraft-Branche geht es        wird, welche Unterlagen und Gutachten eingereicht werden
                            seit geraumer Zeit schlecht. Der Ausbau ist in Deutschland müssen. Zurzeit werden viele Genehmigungsverfahren
                            komplett eingebrochen. Mit einem Zubau von deutschland- durch immer neue Nachforderungen verlängert und raus-
                            weit nur 2.402 MW in 2018 hat er sich im Vergleich zu      gezögert. Die Fristen, die Behörden für Stellungnahmen
                            2017 nahezu halbiert. In diesem Jahr ist er fast zum       o. Ä. bekommen, müssen zudem verbindlich festgelegt
                            Erliegen gekommen, bislang sind nur 86 neue Anlagen        werden. Die Länder müssen außerdem mehr Flächen für
Andreas Pick, Leiter        ans Netz gegangen. Gleichzeitig sind die deutschen Klima- Neubauprojekte ausweisen. Aus unserer Sicht sind bis
Projektentwicklung          ziele ohne einen zügigen Ausbau der Windenergie aber       2050 mindestens zwei Prozent der Landesfläche nötig,
Onshore der EnBW Energie    nicht zu erreichen. Darauf wollen wir über unsere Aktion   um die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen –
Baden-Württemberg AG        #windforfuture und auch in unserem Positionspapier         und zwar bezogen auf ganz Deutschland.
                            hinweisen.
                                                                                       Mit dem Klimapaket hat die Bundesregierung doch jetzt
                                                                                       aber reagiert und möchte bis 2030 einen Anteil von
                                                                                 Foto: Erich Meyer

                                                                                       65 Prozent Erneuerbare Energien am Stromverbrauch
                                                                                       erreichen. Wird das dem Windkraftausbau nicht helfen?
                                                                                                     ANDREAS PICK: Nicht, wenn man sich die Maßnahmen
                                                                                                     anschaut, mit denen dieses Ziel hinterlegt ist. Als extrem
                                                                                                     kritisch sehen wir, dass nun sogar pauschale Mindestab-
                                                                                                     stände eingeführt werden sollen. Dadurch entfallen nicht
                                                                                                     nur 20–30 Prozent der für neue Windparks geeigneten
                                                                                                     Fläche, sondern auch das Repowering älterer Windkraft-
                                                                                                     anlagen würde bei 70–80 Prozent der Altwindparks
                                                                                                     unmöglich gemacht. Damit verkommt das ambitionierte
                                                                                                     Ausbauziel bereits heute zu einer bloßen Zahl auf dem
                                                                                                     Papier. Zwar hat das Wirtschaftsministerium Anfang
                                                                                                     Oktober mit einem Maßnahmenplan nachgelegt, der auch
                                                                                                     einzelne unserer Forderungen umfasst, diese sollen aber
                                                                                                     erst ab 2020 und weitestgehend durch andere Ministerien
                                                                                                     umgesetzt werden. Eine kurzfristige Entlastung ist hier
                                                                                                     also nicht in Sicht.

                                                                                                     Welche Chancen hat die Onshore-Windkraft in
                                                                                                     Deutschland, wenn die Politik nicht reagiert?
                                                                                                     ANDREAS PICK: Diese Frage darf sich eigentlich nicht stel-
                            Welche Gründe gibt es Ihrer Meinung nach für den Ein-                    len. Deutschland setzt auf erneuerbare Energien. Wir
                            bruch beim Ausbau der Windenergie in Deutschland?                        haben feste klimapolitische Ziele, die wir ohne Windkraft
                            ANDREAS PICK:   Es liegt schlichtweg daran, dass seit 2017               nicht einhalten werden. Was also wäre das Ergebnis,
                            viel zu wenig BImSch-Genehmigungen für den Bau neuer                     wenn politisch nicht reagiert würde? Es ist jetzt 5 vor 12!
                            Windparks erteilt werden: Die Genehmigungsverfahren                      Insofern ist es wichtig, dass auf allen Ebenen der Dialog
                            sind zu kompliziert und langwierig. Die Genehmigung einer                weiter gesucht und dafür eingetreten wird, dass die
                            Windenergieanlage an Land dauert statt der gesetzlich                    Windkraft an Land in Deutschland eine Zukunft hat. Es
                            vorgesehenen 7 Monate mittlerweile zwei Jahre. Länger-                   wird also Zeit, dass endlich gehandelt wird.
                            fristig sind zudem zu wenig Flächen für Neuprojekte
                            ausgewiesen, um die Ausbauziele erreichen zu können.
                                                                                                         #windforfuture
                            Was schlagen Sie also vor?                                                   Mit ihrer neuen, unternehmensübergreifenden
                            ANDREAS PICK: Die Politik muss auf allen Ebenen handeln.                     Kampagne #windforfuture (www.windforfuture.eu)
                            Sie muss mit wirksamen Maßnahmen signalisieren, dass                         will die EnBW möglichst viele Unterstützer gewinnen
                            sie den Ausbau der Windkraft in Deutschland weiterhin                        Mit vereinten Kräften will man auf die Defizite beim
                            ernsthaft unterstützt.                                                       Ausbau der Windenergie hinweisen.
Foto: Energiequelle GmbH
Die Mitarbeiter der Energiequelle GmbH: ein starkes Team mit Hauptsitz in Brandenburg und Niederlassungen unter anderem in Erfurt und Dresden

Energiequelle – ein Markenerlebnis
Nach zwei Jahrzehnten erfolgreicher Arbeit hat                                             teil der Unternehmenskultur ist.
sich die Energiequelle GmbH vor rund zwei Jah-                                             Die Mitarbeiter schätzen die offene und familiäre
ren dazu entschieden, ihre Unternehmensmarke                                               Arbeitsatmosphäre, die mitarbeiterorientierten
weiter zu schärfen und mit Blick auf die sich ver-                                         Arbeitsbedingungen sowie den Spaß und die Lei-
ändernden Märkte und den Wettbewerb stärker                                                denschaft, mit der Projekte gemeinsam vorange-
zu positionieren.                                                                          trieben werden.
     Gemeinsam mit der Agentur 960grad hat
das Unternehmen einen intensiven Marken-                                                   Ein breites Portfolio und deutschlandweite
prozess durchlaufen, der entlang des Modells                                               sowie internationale Standorte
des sogenannten Markensteuerrads Stärken                                                   Da das Unternehmen vor allem unter dem Aspekt
und Eigenschaften des Hauses konkretisieren                                                der Windenergie wahrgenommen wird, möchte
sollte. Darüber hinaus hat sich der Projektierer            Die Arbeit                     Energiequelle sein umfängliches Angebot nach-
mit seiner Unternehmenspositionierung befasst                                              haltiger kommunizieren. Denn das Unternehmen,
und wesentliche Eckpunkte für die zukünftige
                                                            läuft auf                      das seit 1997 am Markt ist, plant und betreibt
Entwicklung gesetzt.                                        Augenhöhe,                     nicht nur Windenergieanlagen, sondern auch
                                                            ist professio-                 Biogas- und Photovoltaikanlagen, Umspannwerke
Der wahre Spiegel eines Unternehmens –                                                     und einen Speicher im energieautarken Feldheim.
Kunden und Mitarbeiter
                                                            nell – und alle                Im Bereich „Geschäftsentwicklung“ wird darüber
Ein wesentlicher Kern dieser intensiven Aus-                sind sehr                      hinaus an innovativen Energieversorgungs-
einandersetzung waren Interviewgespräche mit                sympathisch.                   lösungen und Konzepten zur Sektorenkopplung
Mitarbeitern, Kunden und Partnern. Energie-                                                gearbeitet. Gleiches gilt auch für die inter-
quelle wollte wissen, wie das Unternehmen von                                              nationale Arbeit. Energiequelle ist nicht nur
den unterschiedlichen Bezugsgruppen seines                                                 in Deutschland aktiv, sondern hat auch drei
Hauses wahrgenommen wird.                                                                  Standorte in Frankreich und ein Büro in Finnland.
     In vielerlei Hinsicht wurde deutlich, dass                                            Gebaut wird derzeit erstmals in der Unterneh-
Partner vor allem den professionellen und                                                  mensgeschichte in drei Ländern gleichzeitig.
trotzdem sehr persönlichen Umgang miteinan-                                                Darauf ist man sehr stolz. Die Internationalität
der schätzen und sich stets als gleichwertiger                                             der Marke möchte Energiequelle als wesentliches
Geschäftspartner behandelt fühlen. Ein wesent-                                             Element der Unternehmensstrategie stärker
licher Charakterzug des Hauses, der insbeson-                                              verankern, um sich als Kooperationspartner für
dere durch den ehemaligen Mitgeschäftsführer                                               weltweite Projekte zu etablieren. W
Joachim Uecker und den seit Oktober alleinigen
Geschäftsführer Michael Raschemann von Anfang                                                    Auf den Windenergietagen:
an gelebt wurde und nach wie vor Kernbestand-                                                    Stand 38, www.energiequelle.de

20                                                                                                                            Spreewindspiegel
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