Stimmungsbild Mitteldeutsche Produzenten und die Corona-Pandemie - #4 2020 - Mitteldeutsche ...
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#4 2020 Magazin der Mitteldeutschen Medienförderung Stimmungsbild Mitteldeutsche Produzenten und die Corona-Pandemie Jubiläum 20 Jahre Akademie für Kindermedien Blickfang Schlösser und Burgen als Filmkulisse
Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, seit mittlerweile neun Monaten stellt uns das Corona-Virus vor gewaltige Herausforderungen. Auch für die Filmbranche hat es trotz verschiedenster Hilfsmaßnahmen auf Bundes- und Länderebene tiefgreifende Folgen. Im Rahmen eines mehrseitigen Specials berichten unabhängige Produzenten aus Mitteldeutschland, wie sich ihre tägliche Arbeit verändert hat, was die Pandemie für die Realisierung und die Auswertung ihrer Filme bedeutet und mit welchen Ideen sie der Krise trotzen. Flexibilität ist auch das Erfolgsre- zept der Akademie für Kindermedien, bei der in Erfurt unter professioneller Anleitung originäre Stoffe für ein junges Publikum entwickelt werden. In den 20 Jahren ihres Bestehens ist sie konzeptionell stets am Puls der Branche geblieben, was nicht nur die hohe Zahl der realisierten Projekte, sondern auch der weitere Berufsweg vieler Alumni belegt. Ebenfalls Grund zur Freude hat Schloss Moritzburg in Sachsen. Als einer von fünf Drehorten hat es Chancen auf den renommierten European Location Award 2020. Schloss Moritzburg Auch darüber lesen Sie in der vorliegenden Ausgabe. Eine spannende Lektüre wünscht Ihr Redaktionsteam Rückblende Szene: In Produktion Termine & Veranstaltungen, Dreharbeiten, 20 Jahre AKM Berichte von den Dreharbeiten zu Veranstaltungen Premieren und Preise „Lipstick on the Glass“ (Regie: Kuba Bei der Erfurter Akademie für Kinostarts, Einreichtermine Seite 4 bis 7 Czekaj), „Lothar hört auf “ (Regie: Kindermedien entwickeln erfahrene und Veranstaltungstermine Tilman König) und „Der Kopf der Autor*innen und Nachwuchstalente in Mitteldeutschland Katze“ (Regie: Harriet und Peter unter professioneller Anleitung Seite 26 Meining) sowie zur Produktion der Fokus: originäre Stoffe für ein junges Publi- VR-Experience „Biolumineszenz“ kum. Seit mittlerweile 20 Jahren ist Produzieren in das Weiterbildungsprogramm nun (Head of Creative: Abel Kohen). Plus der Pandemie am Markt aktiv – und kann dabei eine Übersicht weiterer MDM-geför- derter Projekte in Produktion. Filme und Serien entstehen auch in eine stetig steigende Reputation so- Seite 18 bis 23 der Corona-Krise – allerdings unter wie eine stattliche Anzahl erfolgreich erschwerten Bedingungen. Sechs realisierter Projekte vorweisen. Seite 14 und 15 mitteldeutsche Produzenten berich- ten, wie die Pandemie ihre Arbeit Creative Europe verändert. Zu Wort kommen Chris- News toph Kukula (42film), Karsten Stöter Film Commission: Interview zum Abschied von EFA- (Rohfilm Factory), Gunnar Dedio (LOOKSfilm), Tanja Georgieva- Herrlich Geschäftsführerin Marion Döring, Waldhauer (Elemag Pictures) sowie herrschaftlich MEDIA-Mittel für die MDM-Region sowie weitere Informationen und Marcel Lenz und Guido Schwab Als einer von fünf europäischen Kurzmeldungen (Ostlicht Filmproduktion). Drehorten geht Schloss Moritzburg Seite 24 und 25 Seite 8 bis 13 ins Rennen um den EUFCN Location Award 2020. Der in Sachsen gelegene Kandidat der MDM Film Commissi- on lieferte 2018 die passende Kulisse für den spektakulären Showdown von „3 Engel für Charlie“. Doch auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt wartet auf Filmteams eine beeindru- ckende Vielfalt von Schlössern und Burgen. Seite 16 und 17 „Der Kopf der Katze“ © Rebecca Meining 3
Rückblende Yves Paradis erhält MDM-Nachwuchspreis Beim 16. MDM Nachwuchstag KONTAKT am 09. Sep- tember in Erfurt hat Yves Paradis (rechts) den KONTAKT- Pitchingpreis in Höhe von 3.000 Euro für seinen animierten Dokumentarkurzfilm „Conversation from another World“ gewonnen. Der aus Québec stammende und jetzt in Halle (Saale) lebende selbständige Illustrator und Animator reflektiert darin seine eigenen Erfahrungen über den Inte- grationsprozess in einem fremden Land und das Erlernen einer neuen Sprache. Die Jury sprach zudem eine lobende Erwähnung für den Coming-of-Age-Film „Jonja“ von Anika Mätzke (links) aus. Insgesamt präsentierten beim MDM Nachwuchstag 14 mitteldeutsche Talente neun Filmprojekte vor fast 100 Anwesenden im Erfurter Kaisersaal. Kinoprogrammpreise Mitteldeutschland 2020 verliehen Im Rahmen der 20. Filmkunstmesse Leipzig hat die MDM die Kinoprogrammpreise Mitteldeutschland 2020 an 29 gewerbliche Kinos und neun alternative Spielstätten in Sach- sen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verliehen. Die Gesamt- summe der Preisgelder war aufgrund der existenzbedrohen- den Corona-Krise einmalig auf 300.000 Euro verdreifacht worden. Zudem erhielten alle Filmtheater eine Auszeich- nung, die sich um die Kinoprogrammpreise beworben hat- ten. Um die Kinos zeitnah zu stärken, waren die Preisträger bereits im Juni verkündet worden. In den Salles de Pologne erfolgte am 15. September dann die feierliche Übergabe der Urkunden. Der Hauptpreis für das beste Jahresfilmpro- gramm 2019 ging an das Luchskino am Zoo in Halle (Saale). Die Auszeichnung ist mit einer Prämie in Höhe von 20.000 Euro dotiert. Mit dem Hauptpreis für das beste Jahresfilm- programm 2019 einer alternativen Abspielstätte, verbunden mit einer Prämie in Höhe von 10.000 Euro, zeichnete die unabhängige Expertenjury die Cinémathèque Leipzig aus. AG DOK Ost gegründet Als letzte noch fehlende Regionalgruppe der AG Dokumentarfilm ist am 19. September die „AG DOK Ost“ für die drei Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ins Leben gerufen worden. Beim anschließenden ersten mitteldeutschen Branchentreff in der Moritzburg Halle sprach neben Dr. Henrike Franz (Staatskanzlei Sachsen-Anhalt) auch der ehemalige AG DOK-Vorsitzende Thomas Frickel ein Grußwort. Schwerpunkt des Nach- mittags war die Diskussionsrunde zur Zukunft des dokumentarischen Arbeitens in der Region mit Vertretern von DOK Leipzig, Documen- tary Campus, dem MDR, dem Berufsverband Kinematografie, der Werkleitz Gesellschaft, dem Mitteldeutschen Film- und Fernsehprodu- zentenverband (MFFV) und der AG DOK. 4
MDM-Gründerinitiative MEDIAstart nimmt Arbeit auf Zum 1. Januar 2021 nimmt die Gründerinitiative MEDIAstart unter dem Dach der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) ihre Arbeit auf. Sie soll jährlich bis zu zehn neue Medienunternehmen aus Mitteldeutschland dabei unterstützen, rasch und dauerhaft auf dem Markt Fuß zu fassen. Sie richtet sich sowohl an Absolventinnen und Absolventen von Hochschulen als auch an bereits in der Branche tätige Personen, die sich mit einer Firma in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen niederlassen wollen oder diese vor Kurzem gegründet haben. Im Rahmen von MEDIAstart werden sie mit regionalen und überregionalen Unternehmen sowie potenziellen Auftrag gebern vernetzt, nehmen an eigens konzipierten Workshops teil, bekommen erfahrene Mentorinnen und Mentoren zur Seite gestellt und erhalten für die Dauer von einem Jahr einen monatlichen Betriebskostenzuschuss. Leiter der Gründerinitiative MEDIAstart wird Jürgen Vogel-Jahn (Foto). Der studierte Journalist führte von 1999 bis 2014 die Geschäfte der DREFA Media Holding GmbH. Davor war Vogel-Jahn unter anderem Programmdirektor bei Radio PSR und Wellenchef beim MDR Jump-Vorläufer MDR Life. Zuletzt betätigte er sich als Unternehmer im Bereich Grafik- und Produktdesign. Sechs EFA-Nominierungen für MDM-geförderte Filme Die mit Unterstützung der MDM entstandenen Filme „Martin Eden“ (Foto), „Father“ und „DAU. Natasha“ sind für insgesamt sechs Europäische Filmpreise nominiert. Die Jack-London-Adaption „Martin Eden“ hat Chancen in den Kategorien bester Film, bester Regisseur (Pietro Marcello), bester Drehbuchautor (Pietro Marcello, Maurizio Braucci) und bester Darsteller (Luca Marinelli). Ebenfalls als bester Schauspieler ist Goran Bogdan für seine Leistung in Srdan Golubovics Drama „Father“ nominiert. Natasha Berezhnaya erhielt für ihre Rolle in „DAU. Natasha“ von Ilya Khrzhanovskiy und Jekaterina Oertel eine Nominierung als beste Schauspielerin. Die Preisträger werden in der Woche vom 8. bis 12. Dezember verkündet. „Hotel Astoria“ gastierte in Leipzig und Amsterdam Der Animadok-Film „Hotel Astoria“ von Alina Cyranek und Falk Schuster war in den vergangenen Wochen bei zwei der weltweit wichtigsten Dokumentarfilmfestivals präsent: Nach seiner Uraufführung Ende Oktober bei DOK Leipzig gastierte das 28-minütige Werk im November auch beim International Documentary Film Festival Amsterdam (IDFA), wo es in den „Competition for Short Documentary“ eingeladen wurde. Mit einer Mischung aus rotoskopiertem Material sowie originalen Film- und Foto-Aufnahmen werfen Alina Cyranek und Falk Schuster in „Hotel Astoria“ einen Blick auf das seit 1996 leer stehende Leipziger Hotel, das einst zu den führenden Luxushotels der DDR zählte. 5
MDM lud zum Parlamentarischen Abend Im Rahmen eines Parlamentarischen Abends infor- mierte die MDM am 12. Oktober im Kurländer Palais in Dresden über die Ergebnisse und Perspektiven ihrer Arbeit für die Film- und Medienlandschaft in Sachsen. Nach Grußworten von Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler, Staatsminister Oliver Schenk und MDM-Ge- schäftsführer Claas Danielsen wurden Ausschnitte aus MDM-geförderten Filmen wie „Gundermann“, „Werk ohne Autor“ oder „Ein verborgenes Leben“ gezeigt, die in den letzten Jahren teilweise oder vollständig in Sachsen entstanden waren. Es folgte ein Talk mit Vertretern der Filmbranche wie Stefan Arndt (X Filme), Henriette Lippold (UFA Fiction) und Gunnar Dedio (LOOKSfilm), bevor die anwesenden Gäste Gelegenheit zu Gesprächen mit zahlreichen Vertretern der Medienwirtschaft hatten. Für die musikalische Untermalung des Abends sorgte die sächsische Filmkomponistin Freya Arde. „Tailor“ feierte Weltpremiere in Tallinn Die von der Geraer Elemag Pictures ko- produzierte Tragikomödie „Tailor - Der Hochzeitsschneider von Athen“ erlebte am 13. November ihre Uraufführung beim Black Nights Film Festival in Tallinn. Regisseu- rin Sonia Liza Kenterman (links), für die „Tailor“ ihr Langfilmdebüt ist, hatte auch ihre Hauptdarsteller Dimitris Imellos und Tamila Koulieva mitgebracht. Wenig später lief der Film auch in Thessaloniki, wo er gleich drei Preise gewann: den FIPRESCI- Preis für den besten griechischen Film, den Preis der Jugendjury sowie den ERT Award der Sektion „First Run“. „Bilderkriegerin“ abgedreht In Sachsen-Anhalt und Thüringen fanden im Oktober Dreharbeiten zum MDM- geförderten Doku-Drama „Bilderkriegerin“ statt. Protagonistin ist die deutsche Foto- journalistin und Pulitzerpreis-Trägerin Anja Niedringhaus, die 2014 im Alter von 48 Jahren bei einem Anschlag in Afghanistan getötet wurde. Unter der Regie von Roman Kuhn wird sie von Antje Traue verkörpert. An ihrer Seite spielen Dulcie Smart, Michele Cuciuffo und Franziska Hartmann. Regie bei den Dokumentarteilen führt Sonya Winter- berg. „Bilderkriegerin“ ist eine Produktion der Dresdner Avanga Filmproduktion und Ziegler Film in Koproduktion mit dem ZDF. 6
Siegfried Kracauer Preis 2020 vergeben Mitte November wurde – erstmals mit Beteiligung der MDM – zum siebten Mal der Siegfried Kracauer Preis für die beste Filmkritik verliehen. Er ging an Dietmar Dath für seine Rezension von „Terminator: Dark Fate“. Sie erschien am 23. Oktober 2019 unter dem Titel „Killermaschinistinnen vor!“ in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. Das Siegfried Kracauer Stipendium für das Jahr 2020/21 in Höhe von 12.000 Euro erhält Esther Buss, die eine sechsteilige Artikelserie zum Thema „Zukunft des Kinos“ sowie einen regelmäßigen Blog verfassen wird. Medienpartner für das Stipendium ist der renommierte „Filmdienst“. Die nach dem Filmtheoretiker Siegfried Kracauer benannte Auszeichnung wird von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg, der Film- und Medienstiftung NRW und der MDM in Zusammenarbeit mit dem Verband der deutschen Filmkritik vergeben. Zwei Preise für MDM-geförderte Filme beim Festival GOLDENER SPATZ Beim 28. Deutschen Kinder-Medien-Festival GOLDENER SPATZ wurden am 25. September zwei von der MDM unterstützte Filme prämiert. „Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee“ gewann die Trophäe für den besten Langfilm (Foto: Festivalleiterin Nicola Jones und „Pfefferkörner“- Produzent Holger Ellermann). Sie ist verbunden mit dem Sonderpreis des Thüringer Ministerpräsidenten, den Regisseur Christian Theede erhielt. Der Film von Letterbox Filmproduktion in Koproduktion mit Senator Film Produktion, ARD, NDR und Nordfilm läuft am 11. Februar 2021 über Wild Bunch (Central) im Kino an. Mit dem Urkunden-Preis des MDR- Rundfunkrates für das beste Drehbuch, dotiert mit 4.000 Euro, wurden Beate Völcker und Peter Palatsik („Fritzi – Eine Wendewundergeschichte“, Regie: Ralf Kukula, Matthias Bruhn) ausgezeichnet. 7
Thema Produzieren in der Pandemie Seit mittlerweile neun Monaten hat das Corona-Virus Deutschland fest im Griff. Auch für die Film- und Medienbranche hat es weitreichende Auswirkungen. In unserem sechsseitigen Special berichten unabhängige Produzenten aus Mitteldeutsch- land, wie sich ihr Tagesgeschäft verändert hat, was die Pandemie für die Realisierung und die Auswertung ihrer Filme bedeutet und mit welchen Ideen sie der Krise trotzen. Berlinale Co-Production Market, der quasi Christoph Kukula vor der Haustür liegt und wo sich die ganze (42film) Branche trifft, ist Gold wert. Da muss man mal schauen, ob und wenn ja in welcher Form „Die Arbeits belastung er im Februar überhaupt stattfinden kann. Wir haben als Firma ein bestehendes Netz- ist um einiges werk und müssen da glücklicherweise nicht höher“ von vorn anfangen. Für junge Firmen, die erst auf dem Markt Fuß fassen müssen, ist das sicher dramatischer. Selbst die Ausfälle von Gemeinsam mit Eike Goreczka führt MDM-Veranstaltungen wie dem Sommerfest Christoph Kukula die 2004 in Halle oder dem Jahresabschluss sind vor diesem (Saale) gegründete 42film. Neben inter Hintergrund bedauerlich. nationalen Spielfilm-Koproduktionen Mit welchen Schwierigkeiten wie „Die Maisinsel“, „Nanouk“ und müssen Sie noch zurechtkommen? „Nationalstraße“ produzieren sie Doku- Die Arbeitsbelastung ist um einiges hö- mentarfilme wie „Farewell Halong“ oder her. Beim ersten Lockdown musste man sich zuletzt „Uta“. Aktuell haben sie gleich mit Dingen wie Soforthilfen für Unterneh- mehrere Serienstoffe in Entwicklung. men und Kurzarbeitsregelungen auseinan- dersetzen. Ich hatte zuvor noch nie Anträge erlebt. All das ist sehr mühsam. Für die ei- Wie sehr verkompliziert die Corona- auf Kurzarbeitergeld gestellt. Viele Corona- gentliche produzentische Tätigkeit hat man Pandemie Ihre Tätigkeit als Filmproduzent? Regelungen, sei es von der BG ETEM oder viel weniger Zeit. Das grundsätzliche Tagesgeschäft ändert von Bund und Ländern, werden ständig über- sich erst mal nicht, da wir im Büroalltag in arbeitet. In jedem Bundesland gibt es andere Mit 42film realisieren Sie vor allem erster Linie Schreibtischtäter sind. Trotzdem Bestimmungen, aber kaum Ansprechpartner, internationale Koproduktionen. schafft die Pandemie natürlich Schwierigkei- an die man sich wenden kann. Manchmal er- Das bedeutet, dass Sie nicht nur vom ten auf verschiedenen Ebenen. Das beginnt lässt eine Stadt wie Halle (Saale) in bestimm- Status der Pandemie in Deutschland schon damit, dass viele Festivals und Märkte ten Bereichen noch andere Vorschriften als abhängig sind, sondern auch von in die digitale Welt verlagert worden sind. die, die in der Landesverordnung stehen. der Lage in den Partnerländern. Film ist ein People-Business, und wenn ich Vieles liest man zufällig im Internet oder in Richtig. Wir hatten für diesen Sommer mich mit jemandem über ein mögliches neu- der Zeitung. Reiseverordnungen wechseln eigentlich zwei Kinoproduktionen geplant, es Projekt unterhalte, dann muss ich auch gefühlt alle vier Wochen. Es gibt aber Ar- die wir beide verschieben mussten. Bei „Ba- ein Gefühl für die Person kriegen, die mir beiten, die nur vor Ort funktionieren. Für laur“, einer Koproduktion mit Rumänien, gegenüber sitzt. Doch das funktioniert per eine Farbkorrektur beispielsweise muss der war es nicht so dramatisch. Da konnten wir Skype oder Zoom nur bedingt. Zudem sind Kameramann mit einem Koloristen zusam- dann ab Mitte August mit zwei Monaten Ver- Märkte auch wichtig für den Austausch mit mensitzen. Doch wenn der dann in Halle zu- spätung drehen und hatten Mitte September Leuten, mit denen man schon gearbeitet hat. nächst einige Tage in Quarantäne muss, dann alles im Kasten. Bei „Memento Mori“, wo der Wir können nicht den ganzen Tag telefonie- kostet das Zeit und Geld. Man muss auch erst Dreh in Kolumbien stattfinden soll, liegen ren oder Zoom-Konferenzen abhalten. Ein mal ein Hotel finden, das einen aufnimmt. Da wir mittlerweile sechs Monate hinter dem paar geballte Tage bei einem Event wie dem haben wir schon abenteuerliche Situationen Zeitplan. Die Folgen der Pandemie sind dort 8
viel dramatischer als hierzulande. Wir hof- Auch wenn wir überzeugt sind, dass sich beim Fernsehen oder bei einer Streaming- fen, dass wir im Januar anfangen können zu der Kinomarkt wieder stabilisieren wird, Plattform, die durch die Pandemie noch drehen, doch die Entscheidung müssen wir würden wir uns eine engere Zusammenarbeit verstärkt Zulauf haben? dem Hauptproduzenten vor Ort überlassen. mit Fernsehsendern wünschen – sei es mit öf- Auch da schauen wir zunächst in Rich- Die Mehrkosten beim Dreh für Hygiene- und fentlich-rechtlichen Anstalten wie MDR und tung Fernsehen, obwohl die Inhalte auch für Sicherheitsmaßnahmen sowie für zusätzliche ZDF oder auch den privaten Sendern. Im TV- Streaming-Plattformen absolut relevant sind. Drehzeit sind sowohl bei „Balaur“ als auch Bereich läuft vieles stabiler, weil immer Inhalte „Mother‘s Got A Gun“ haben unsere Autoren bei „Memento Mori“ einschneidend, weil das produziert werden müssen. Unter Corona-Be- Arne Kohlweyer und Eike Goreczka im Rah- Budget in beiden Fällen bei deutlich unter dingungen merken wir das umso mehr. Aktu- men des Trainingsprogramms Midpoint TV einer Million Euro liegt. Die Corona-Zu- ell arbeiten wir für den Jubiläums-„Polizeiruf Launch in Kooperation mit HBO Europe wei- satzkosten von schnell mal 50.000 bis 60.000 110“, der von der filmpool fiction GmbH im terentwickelt. Anschließend haben wir den Euro wirken sich in solchen Fällen stärker Auftrag des MDR produziert wird und wie- Stoff bei Serienmärkten in München, Rom aus. Ein Projekt, das Drama „Felicita“, muss- der in Halle (Saale) spielt. Thomas Stuber und Lille präsentiert. Wir arbeiten mit unse- ten wir schweren Herzens komplett canceln. führt Regie und hat zusammen mit Clemens rem Koproduzenten DOR Film in Wien sehr Wir konnten die geplante Finanzierungs- Meyer auch das Drehbuch verfasst. Am 9. De- aktiv daran, dass bis Januar weitere relevante höhe nicht erreichen und hätten das Budget zember soll die letzte Klappe fallen. Es ist der Personalentscheidungen fallen. Es ist schwie- deutlich nach unten korrigieren müssen. erste „Polizeiruf “, an dem wir mitwirken. Wir rig, so ein Projekt zu finanzieren, wenn wich- Im Gegenzug hätten die Corona-bedingten hoffen in diesem Zusammenhang auch, dass tige Kreativpositionen noch unbesetzt sind. Mehrkosten aber in voller Höhe zu Buche ge- die Erhöhung des Rundfunkbeitrags kommt. Gerade bei Streaming-Plattformen ist das schlagen. Das war für das Projekt das endgül- Wenn sie nicht käme, wäre die Konsequenz richtige Gesamtpaket entscheidend. Hat man tige Aus. Auch bei den Produktionen, die wir für eine Firma wie 42film, dass es noch weni- das, kann man bei ihnen auch als in diesem für 2021 geplant haben, werden die Drehs im ger Geld für Auftragsproduktionen und Kino- Bereich unbekannte Firma einen Fuß in die Ausland stattfinden. koproduktionen als bislang geben wird. Tür kriegen. Davon sind wir überzeugt. Doch der Wettbewerbsdruck ist hoch. Und wir ha- Der im September gestartete Ausfall- Mit „Mother‘s Got A Gun“, „Colors of ben hier in Mitteldeutschland natürlich auch fonds für Kinofilme und High-End-Serien Darkness“ und „Ostkreuz“ haben Sie einen Standortnachteil. Viele Sender und soll Drehs in Deutschland absichern. aktuell drei Serienstoffe in Entwicklung Plattformen sitzen in den großen Medienme- Welche Unterstützung würden Sie sich und tragen damit dem Serienboom tropolen wie München oder Berlin, wodurch in Ihrer Situation zusätzlich wünschen? Rechnung. Sehen Sie diese Projekte eher der direkte persönliche Kontakt etwas fehlt. Drehstarts für 2021 ein Corona-Regelwerk Karsten Stöter mit Abstandsbeschränkungen und Hygien- (Rohfilm Factory) emaßnahmen. Zudem gibt es Erfahrungen aus Produktionen, die nach dem ersten Lock- „Austausch mit down die Dreharbeiten unter Corona-Hygie- nebedingungen wieder aufgenommen haben. Kollegen hilfreich“ Wir profitieren von diesen Erfahrungen und können zeitliche und budgetäre Mehr- 2005 rief Karsten Stöter gemeinsam aufwendungen besser einplanen. Wir haben mit Benny Drechsel Rohfilm („Lore“, dazu auch einen sehr guten Austausch im Produzentenverband. Bei unseren Treffen, „Lunchbox“) ins Leben. 2016 gründete die natürlich nur online stattfinden konnten, Stöter dann seine eigene, in Leipzig haben Kollegen unter anderem ausführlich und Berlin ansässige Produktionsfirma über ihren Umgang mit der Situation am Set, Rohfilm Factory. Das Drama „3 Tage über Gespräche mit Förderern und das Hand- in Quiberon“, eine Koproduktion mit ling des Ausfallfonds berichtet. Dieser Aus- Österreich und Frankreich, gewann 2018 tausch ist sehr hilfreich. sieben Deutsche Filmpreise, darunter Wie bewerten Sie den im September die Trophäe für den Besten Film. gestarteten Ausfallfonds der Bundes regierung zur Absicherung von Kino- wäre. Sollte es viele Ausfälle geben, müsste Wie begegnen Sie als Produktionsfirma filmen und High-End-Serien mit einem er wahrscheinlich noch mal aufgestockt wer- der Corona-Pandemie? Volumen von 50 Millionen Euro? den. Eine Kappung macht hier keinen Sinn. Wir informieren uns regelmäßig bei un- Wir begrüßen das natürlich sehr. Da ich Unabhängig vom Fonds wäre ansonsten eine serem Produzentenverband und der Berufs- eigentlich nur Kinofilme mache und aktuell automatische Förderung von zusätzlichen genossenschaft. Während Produktionen bei zusätzlich eine High-End-Serie im Finanzie- 15 Prozent der Herstellungskosten ideal, die der ersten Welle in den Lockdown gerauscht rungsstatus habe, wären meine Projekte auch die Überstunden und Corona-bedingten sind und nur noch reagieren und auf einen im Ausfall weitgehend abgesichert. Die Frage Mehrkosten ohne Ausfälle, also für zusätz- Rettungsfonds hoffen konnten, haben wir ist nur, wie lange dieser Fonds reichen wird liche Drehtage aufgrund der Verzögerungen jetzt bei der zweiten Welle und den geplanten und ob er für 2021 nicht besser unbegrenzt beim Dreh, gestiegene Transport- und Impf- 9
kosten und Ähnliches abdecken. Erst dann lerdings einer feinen Abstimmung, welche erfolgt nicht mehr nur über die klassische wäre ein Film normal finanziert. Derzeit Fonds für welche Drehausfälle greifen und Zuschauerquote bei der TV-Ausstrahlung, müssen wir die Mehrkosten aus dem Dreh- die Produzenten entschädigen können. sondern auch über die Online-Abrufzahlen budget herausziehen und an anderer Stelle in den Mediatheken. Das macht mir Hoff- Kürzungen vornehmen.“ Wie ist der konkrete Stand bei nung, dass bei ihnen verstärkt auch Inhalte der High-End-Serie „Transitniki“? für ein jüngeres Publikum entstehen. Welches Projekt soll als Nächstes Wir konnten mit Detlev Buck und Sole- in Produktion gehen? en Yusef ein wahnsinnig spannendes Duo für Beschäftigen Sie sich aufgrund der Pan- Der Dreh des Kriegsdramas „War Sailor“ die Regie gewinnen. Darüber sind wir sehr demie mit alternativen Einnahmequellen? von Gunnar Vikene könnte im Optimalfall glücklich. Mit diesen namhaften Verpflich- Wir haben vor einigen Monaten zwei schon im März oder April starten. Neben Lo- tungen wollen wir die Serie jetzt finanzieren. Werbespots für Amazon gedreht. Das Ganze cations in Norwegen und Deutschland planen Das Pilotbuch und die Bibel für alle sechs Epi- kam zufällig durch einen Regisseur zustande, wir auch einen Studiodreh auf Malta, weil das soden der ersten Staffel mit Outlines werden den wir kennen. Im Grunde waren das kur- Drehen im Studio in Pandemie-Zeiten siche- wir aller Voraussicht nach erstmal an öffent- ze Dokumentarfilme, die Amazon aber als rer und unkomplizierter ist. Wir werden bei lich-rechtliche Sender schicken. Wenn es da Werbung benutzt hat. Wir konnten sie trotz internationalen Koproduktionen generell kein Interesse gibt, wären natürlich auch die der Hygienemaßnahmen relativ einfach und versuchen, so wenig Team wie möglich reisen Streaming-Player geeignete Ansprechpart- schnell realisieren. Man verdient dabei nicht zu lassen und auf eine noch bessere Kollabo- ner. Unter Umständen wird es auch eine Ko- automatisch mehr, wenn der Kunde groß ist. ration an den verschiedenen Drehorten mit operation, die ARD arbeitet ja zum Beispiel Aber sie wurden angemessen bezahlt und gemischten Teams setzen. Hierfür ist ein gro- auch mal mit Sky, das ZDF mit Netflix. Die haben uns ganz gut über die letzten Monate ßes Vertrauen der Partner und insbesondere Grenzen sind da durchlässig geworden. Mit gebracht. Normal gibt es ja hierzulande zahl- der Regie erforderlich. Eine weitere kompli- Interesse beobachte ich auch, dass die öffent- reiche Agenturen, die auf Werbung speziali- zierte Angelegenheit ist die Risikoevaluation. lich-rechtlichen Sender das Angebot ihrer siert sind. Wir würden so was aber jederzeit Die meisten europäischen Länder verfügen Mediatheken ausbauen, um am Markt zu be- wieder machen. inzwischen über Ausfallfonds. Es bedarf al- stehen. Die Legitimierung von Programmen einhalten zu können. Teilweise arbeiten wir Gunnar Dedio auch in Schichten. Der Kontakt zu unseren (LOOKSfilm) Kunden und Partnern findet aber zum Groß- teil nur noch virtuell statt. Das hat zwar auch „Jede Fernsehproduk- Vorteile, weil man sich innerhalb eines Ta- ges quer durch die Welt schalten kann und tion ist momentan dadurch Zeit, Geld und Reisemühen spart. ein Risiko“ Andererseits sorgt die Pandemie jedoch für eine erhebliche Verlangsamung des Ge- schäfts: Vertragsschlüsse dauern viel länger, Mit LOOKSfilm hat sich Gunnar De- Rechnungen werden später bezahlt. Verkäufe dio vor allem auf multiperspektivische und Einnahmen sind somit nicht mehr mit Geschichtsdokumentationen speziali- der gleichen Effizienz und Geschwindigkeit siert, die wie im Falle von „14 – Tage- zu realisieren wie vorher. Die größten Aus- wirkungen gibt es aber im Bereich des Dre- bücher des Ersten Weltkriegs“, „Die hens selbst, egal ob es um Interviews geht eiserne Zeit“ oder „Krieg der Träu- oder einen szenischen Dreh. Der Aufwand me“ mit den Mitteln einer modernen mit regelmäßigen Tests und strengen Hygie- Dramaserie erzählt werden. Neben neregeln ist enorm, Kosten sind höher, Abläu- internationalen TV-Sendern zählt seit fe ändern sich zum Teil. Hier und da mussten einigen Jahren auch Netflix zu den wir Bücher umschreiben, wenn bestimmte Dinge nicht zu drehen waren. Manche Drehs tenland“ über den Abschub von fast drei Mil- Partnern des Leipziger Unternehmens. mussten um Monate verschoben werden, lionen Sudetendeutschen nach dem Zweiten Wie hat die Pandemie Ihre Arbeit weil grenzüberschreitende Dreharbeiten und Weltkrieg aus der damaligen Tschechoslo- verändert? Reisen sich als unmöglich herausstellten. wakei, die vor Kurzem bei Arte ausgestrahlt Den Bürobetrieb haben wir so weit wie Aber wir können nicht einfach mal ein Jahr wurde. Da konnten wir im Frühjahr von möglich normal aufrechterhalten. Film ist Drehpause machen. Immerhin müssen wir einem Tag auf den anderen nicht mehr in Teamarbeit, und ein Team muss sich auch 40 Festangestellte und unsere Projektpartner Tschechien drehen. Auch Dreharbeiten mit regelmäßig sehen, nicht nur virtuell. Zwar bezahlen. älteren Menschen waren dafür eine Zeitlang setzen auch wir auf deutlich mehr Homeof- ausgeschlossen. Aktuell haben wir „Seapow- fice. Gleichzeitig ermöglichen wir aber die Bei welchen Projekten mussten Sie er“ in Arbeit, eine international koproduzier- Anwesenheit vor Ort, indem wir zusätzliche Corona-bedingte Hürden überwinden? te vierteilige Serie über die Geschichte der Räume als Büros nutzen und uns so auf mehr Umplanen mussten wir zum Beispiel die Kriegsschiffe. Einer der Koproduzenten ist Fläche verteilen, um Abstandsregeln leichter Miniserie „Vertreibung Odsun – Das Sude- das ZDF. Die Drehs in den USA, in Russland, 10
in der Ukraine oder in Frankreich finden liefern kann, wenn es Schwierigkeiten wegen zusammen mit einem US-amerikanischen alle mit lokalen Teams nach den derzeit dort Corona gibt. Da der Umgang mit den Risiken Partner produziert. gültigen Regeln statt. Regie und Aufnah- nicht geklärt ist, bleibt er am Ende des Tages meleitung schalten sich übers Internet aus zu einem sehr großen Teil an uns als Produk- Mittlerweile sind Sie in anderer Form Leipzig zu. Zudem produzieren wir derzeit tionsfirma hängen. (Stand bei Redaktionsschluss auch selbst im Plattformgeschäft tätig. einen zweiteiligen Dokumentarfilm über den 25.11. – Anm. d. Red.) Noch vor der Pandemie haben wir eine ICTY, den Internationalen Strafgerichtshof weitere sehr nachhaltige Änderung vorge- für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag. Streaming-Player wie Amazon Prime nommen, indem wir PROGRESS, den ehe- Die Dreharbeiten in den Niederlanden und oder Netflix haben durch die Pandemie maligen Filmverleih der DDR, übernommen den Staaten des früheren Jugoslawien sind noch an Bedeutung gewonnen. und ihn zu der Archivplattform progress.film ebenfalls mit enormen Schwierigkeiten ver- Mit Netflix arbeiten Sie schon seit ausgebaut haben. Monat für Monat kommen bunden. mehreren Jahren eng zusammen. viele weitere Archive aus dem In- und Aus- Und darüber sind wir sehr froh. Unsere land hinzu. Es ist eine B2B-Plattform, die von Ende September ist der Ausfallfonds erste Produktion, die dort zu sehen war, war zahlreichen Kollegen aus aller Welt genutzt zur Absicherung von Kinofilmen und 2014 die Serie „14 – Tagebücher des Ersten wird und bei der modernste KI-Technologien High-End-Serien angelaufen. Ein Ausfall- Weltkriegs“. Es war die erste deutsche Serie zum Einsatz kommen. Dieser Geschäfts- fonds für Fernsehproduktionen hingegen überhaupt, die auf Netflix gezeigt wurde. Sie bereich hat sich zu einer eigenen wichtigen lässt noch auf sich warten. haben diese Serie lizenziert. So hat alles ange- Säule bei uns entwickelt – auch deshalb, weil Gerade dieser zweite Fonds wäre für uns fangen. Aktuell ist Netflix auch einer unserer er unser Kerngeschäft, die Konzeption und sehr relevant. Daher warten wir mit Span- Partner bei „Seapower“. Bei LOOKS-Pro- Produktion von Dokumentationen und do- nung, ob er kommt und wenn ja, in welcher duktionen wie „Geheimes Kuba“ oder „Age kumentarischen Serien, sehr gut ergänzt. Form. Jede Fernsehproduktion ist momentan of Tanks“, die weiter bei Netflix verfügbar ein Risiko, mit dem alle Partner Schwierig- sind, waren sie ebenfalls beteiligt. Mit „Bobby keiten haben. In keinem Vertrag steht bei- Kennedy for President“ haben wir zudem spielsweise drin, dass man einfach später ein Netflix-Original entwickelt und dann Schade war zudem, dass im Frühjahr Ausfall- Tanja Georgieva- hilfen vom Bund für Unternehmen gewährt Waldhauer wurden, die für uns aber gar nicht in Frage kamen. Sie waren strikt auf Monatsumsätze (Elemag Pictures) gerechnet, die wir als Produktionsfirma nicht in dieser regelmäßigen Form haben. Just im „Neue Geschäfts April, als diese Hilfen anliefen, hatten wir beziehungen finden vom ZDF eine Überweisung für einen Film bekommen, den wir im Sommer 2019 gedreht kaum statt“ und im Winter abgeliefert hatten. Dieser Umsatz bezog sich also auf etwas, das schon länger zurücklag. Wir konnten dadurch aber Mit ihrer inzwischen in Gera verorteten nicht zeigen, dass wir einen Umsatzrück- Elemag Pictures ist Tanja Georgieva- gang in diesem Jahr gehabt haben. Faktisch Waldhauer auf internationale Koproduk- hatten wir den aber – weil Dreharbeiten un- tionen spezialisiert. Sie gründete die möglich wurden, die Postproduktion extrem Produktionsfirma 2014 zusammen mit erschwert war und der Vertriebsmarkt im den bulgarischen Brüdern Borislav und Grunde lahmlag. Auch sonst ist durch die Pandemie einiges komplizierter. So ist es uns Viktor Chouchkov („TILT“) und Jan Krüger zum Beispiel sehr schwer gefallen, den rich- in Leipzig. Elemag widmet sich Spielfil- tigen Autor für einen Spielfilm zu finden, men („Volcano“, „Tailor“) und dokumen- den wir aktuell entwickeln. Seit dem Früh- Liza Kenterman, eine Koproduktion mit tarischen Projekten („Der sechste Konti- jahr sind viele Autoren quasi auf Jahre hin- Griechenland, die komplett in Athen gefilmt nent“, „Another Reality“) gleichermaßen. aus ausgebucht, weil sich viele Produzenten wurde, befand sich bereits im Endstadium der verstärkt der Stoff- und Projektentwicklung Postproduktion. Normal hätten wir den Film Wie fällt Ihr Fazit zum widmen. Des Weiteren konnten wir in die- für Festivals im Frühsommer eingereicht. Corona-Jahr 2020 aus? sem Jahr einige Filme nicht so herausbringen Jetzt hatte er stattdessen seine Weltpremiere Viele Aktivitäten haben sich weitgehend wie ursprünglich geplant. Andererseits hat- im November beim Black Nights Film Festi- oder vollständig ins Netz verlagert. Für be- ten wir Glück, dass wir bei gleich drei Pro- val in Tallinn, wenig später lief er in Thessa- stehende Partnerschaften und langjährige jekten die Dreharbeiten noch vor dem Lock- loniki. Auch das französisch-deutsche Drama Kontakte ist das nicht weiter relevant. Doch down im Frühjahr abschließen konnten. „Die Magnetischen“ von Vincent Cardona das Knüpfen von neuen Geschäftsbeziehun- war startklar für eine Festivalpremiere. Zu gen findet momentan fast gar nicht statt, weil Um welche Filme handelt es sich dabei? der wird es jetzt erst 2021 kommen. Bei „Der ein Kennenlernen online schwieriger ist. Die Tragikomödie „Tailor“ von Sonia Anatolische Leopard“ hatten wir den Dreh in 11
der Türkei und Polen Mitte Februar im Kas- Verfügung stellen. Es gibt definitiv ein Pub- unserer Protagonisten eine Frau, die heute ten. Regisseur Emre Kayis konnte im Okto- likum für ihn, immerhin hat er beim DOK. in einem Salzbergwerk angestellt ist. Ihr ber nach Leipzig reisen, um das Sounddesign fest München den Publikumspreis gewonnen. Arbeitgeber besteht darauf, dass wir sie an zu überwachen. Richtig Pech hatte unser Ich glaube übrigens, dass auf dem Streaming- ihrem neuen Arbeitsplatz erst mit der Kame- Dokumentarfilm „Another Reality“. Der ur- Markt in den nächsten Jahren noch viel pas- ra begleiten dürfen, wenn keine Abstandsbe- sprüngliche Kinostarttermin ist dem ersten sieren wird. Ich kann mir persönlich nicht schränkungen mehr gelten. Sie wollen ihre Lockdown zum Opfer gefallen. Als neuen vorstellen, dass all die Plattformen, die es der- Produktion nicht durch betriebsfremde Per- Starttermin hatten wir den 26. November ins zeit gibt, auf Dauer nebeneinander existieren sonen gefährden, was verständlich ist. Also Auge gefasst, der nun aber auch hinfällig ge- werden. Der Konkurrenzkampf ist hart. wird dieser erste Drehblock in abgespeckter wesen ist. Da der Film schon 2019 Premiere Form stattfinden. Ich würde mir für den do- hatte, dürfte es das für eine richtige Kinoaus- Was steht als Nächstes bei Ihnen an? kumentarischen Bereich generell eine klare wertung gewesen sein. Letztlich wird es wohl Wir wollen im Dezember endlich den Normvorgabe wünschen, was erlaubt ist und auf einige Special Screenings hinauslaufen. ersten Drehblock unseres Dokumentar- was nicht. Während bei Spielfilmen mittler- films „Wir waren Kumpel“ absolvieren, der weile alles recht genau geregelt ist, existieren Beschäftigen Sie sich mit anderen vor dem Hintergrund der Schließung des bei Dokumentarfilmen für mein Empfinden Auswertungsmöglichkeiten? letzten deutschen Steinkohlebergwerks in in manchen Punkten noch rechtliche Grau- Bei „Another Reality“ müssen wir das Nordrhein-Westfalen mehrere Bergarbei- zonen. notgedrungen. Wir hatten von den regio- ter bei der Suche nach einer neuen Identität nalen Förderern und der BKM im Mai eine und Zukunftsperspektive begleitet. Eine Mo- Mit welchem Gefühl Sondererlaubnis für eine zehntägige Kino- tivbesichtigung mit Regie und Kamera im schauen Sie 2021 entgegen? on-Demand-Auswertung über die Streaming- November mussten wir streichen, weil wir Die Pandemie wird uns auch im kommen- Plattform Kinoflimmern bekommen. Aktuell aufgrund der heiklen Corona-Situation in den Jahr noch vor große Herausforderungen überlegen wir, ob wir den Film demnächst als Nordrhein-Westfalen kaum Drehgenehmi- stellen. Ich glaube aber, dass wir uns als Pro- Ersatz für die mittlerweile unwahrschein- gungen bekommen, obwohl wir rein juris- duktionsfirma wieder in etwas normalerem liche Kinoauswertung Amazon Prime zur tisch betrachtet drehen dürften. So ist einer Fahrwasser bewegen werden. Marcel Lenz/ Guido Schwab (ostlicht filmproduktion) „Vielen droht ein Cash-Flow-Problem“ 2009 gründeten Marcel Lenz und Guido Schwab in Weimar die ostlicht filmproduktion GmbH. Im Portfolio des Unternehmens finden sich inter- nationale Koproduktionen wie der in Sundance prämierte „Die Nile Hilton Affäre“, „The Woman Who Brushed Off Her Tears“ oder der Kinderfilm „Meine wunderbar seltsame Woche große Festivals abgesagt werden mussten. gestellt ist, ist es nicht leicht, weil die Welt- mit Tess“, aber auch einheimische Art- „Invisible Sue“ ist durch den ersten Lock- vertriebe zögerlicher agieren. Immerhin house-Titel wie „Für Elise“ und „Raus“. down im Frühjahr in seiner Kinoauswer- mussten wir wegen Corona keine Dreharbei- tung gestoppt worden. Zusätzlich wurden ten verschieben, weil wir in diesem Jahr den Mit welchem Gefühl schauen Sie überall die Schulkinowochen gestrichen. Das Fokus auf Entwicklung, Finanzierung und auf 2020 zurück? hat dem Film schweren Schaden zugefügt. eben Auswertung gelegt haben. Lenz: Die Pandemie hat uns besonders „Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess“ in Sachen Auswertung geschadet. Gleich musste zweimal verschoben werden. Er soll- Mit „Die Pest“ haben Sie im Frühjahr drei unserer Filme sind davon betroffen ge- te eigentlich im April starten, dann im Juni. in Zusammenarbeit mit ZDFkultur, 3sat wesen. So hätte das Drama „The Auschwitz Letztlich ist es Anfang September geworden. und dem Theater Oberhausen eine Report“, das als slowakischer Beitrag für den Problematisch ist neben den nun wieder ge- fünfteilige Miniserie nach dem Roman- Auslands-Oscar eingereicht wurde, in diesem schlossenen Kinos auch hier die Absage der klassiker von Albert Camus realisiert, Jahr eine Festival-Weltpremiere haben sollen, Schulkinowochen. deren ungewöhnliches Drehkonzept zu der es bislang aber nicht gekommen ist – Schwab: Auch bei der Komödie „The Li- mit Blick auf die Pandemie erdacht auch deshalb, weil im Sommer gleich mehrere ving Man“ von Oleg Novkovic, die fertig- wurde. Wie kam es dazu? 12
Schwab: Idee und Konzept stammen von der Mediathek zu sehen. Es ist etwas ganz meiner Sicht aber, dass die Versicherungen Bert Zander, einem langjährigen Freund und Eigenes entstanden, nicht Film, nicht The- wieder eine Form finden, für Filmprodu- ehemaligen Kommilitonen. Er meinte zu uns, ater, sondern etwas dazwischen. Das ZDF zenten ansprechbar zu sein. Sie bieten ihre dass „Die Pest“ der Stoff ist, der am perfektes- war vom Ergebnis so angetan, dass es „Die Versicherungsleistungen ja nach wie vor an, ten in diese Zeit passt, und dass er ihn mit dem Pest“ für den Prix Europa in der Kategorie aber eben nicht für einen Corona-bedingten Schauspielhaus in Oberhausen als Unterstüt- „Digital Media“ eingereicht hat. Ein echter Ausfall. zer inszenieren möchte. Das Theater konnte Ritterschlag war, dass sogar die „New York keine Zuschauer empfangen, also wollte er Times“ über das Projekt berichtet hat. Rein Welche Unterstützung wäre aus ihnen etwas nach Hause bringen. ZDFkultur wirtschaftlich gesehen ist es aber nur wenig Ihrer Sicht noch wünschenswert? und 3sat sahen darin ein spannendes Projekt lukrativ gewesen. Obwohl die Sender ihre Schwab: Spätestens Ende 2021 werden für ihre Mediatheken. Für den Dreh bekamen Mediatheken im Zuge der Pandemie zum viele Firmen aufgrund von Finanzierungs- die Schauspieler eine Kamera und Ton-Equip- Teil enorm aufgestockt haben, sind die Bud- ausfällen ein Cash-Flow-Problem haben. ment nach Hause geschickt. Dann haben sie gets für Produktionen, die nur darüber aus- Weltvertriebe nehmen weniger Geld ein, sich vor einem schwarzen Hintergrund oder gewertet werden, sehr gering. deutsche Verleiher hatten 2020 geringere im Freien selbst gefilmt. Bert hat ihnen über Schwab: Im nächsten Jahr möchten wir Umsätze, wahrscheinlich auch in den ersten Zoom Regieanweisungen gegeben. dann wieder auf die gewohnte Weise produ- Monaten 2021. Das werden wir verlagert in Lenz: Das so entstandene Material wur- zieren. Wir haben zwei Projekte in Finanzie- der Finanzierung spüren. Da wird man re- de dann für einen ersten Schnittprozess auf rung, bei denen wir hoffen, dass sie 2021 in agieren müssen, um ein Firmensterben zu einen Server geladen, um die Darsteller mit Dreh gehen können. Dann ist die Pandemie- verhindern. ihren jeweiligen Dialogen zusammenzu- Situation hoffentlich nicht mehr so drama- Lenz: Ein Ansatz wäre, dass man die führen. Dann sind kleine Teams nachts in tisch. Wir gehen auch davon aus, dass sich das existierenden Instrumente wie zum Beispiel Oberhausen und Berlin mit Beamer und Kino wieder erholen wird. die Referenzmittel nicht in die Bedeutungs- Kamera losgezogen, um das Material auf Lenz: Das letzte Wochenende vor dem losigkeit versinken lässt. Ein Unternehmen urbane Flächen zu projizieren, seien es leere „Lockdown light“ lief für die Kinos sehr er- wie wir hätte ohne die massiven Auswer- Litfaßsäulen, Rollläden von Schaufenstern freulich. Da hat man gesehen, dass vielen tungseinschränkungen bei unseren Filmen oder leere Häuserwände, und es noch mal Leuten der Besuch im Kino noch mal richtig im nächsten Jahr Referenzmittelansprüche abzufilmen. So sind die Darsteller quasi in wichtig war. in einer Größenordnung geltend machen die reale Welt, in den städtischen Raum ge- können, die für uns bei der Finanzierung von kommen. Anschließend ging es noch mal Wie bewerten Sie den im September Folgeprojekten enorm wichtig ist. Wenn die in den Schnitt. Produziert haben wir im gestarteten Ausfallfonds zur Absicherung jedoch wegfallen, weil der FFA-Topf leer ist Wochenrhythmus. Während eine Folge ge- von Kinofilmen und High-End-Serien? oder weil man die Referenzschwellen bezüg- schnitten wurde, haben wir die nächste ge- Lenz: Ob sein Volumen ausreicht oder lich der Zuschauerzahlen nicht erreicht, weil dreht. ZDFkultur und 3sat haben sie dann nicht, muss man sehen. Am Ende des Jahres die Kinos geschlossen waren, ist das ein ech- ab Anfang Mai jeden Samstag um 19.30 wäre ein erstes Zwischenfazit interessant, tes Problem. Dafür eine Lösung zu präsentie- Uhr über ihre Webseiten zur Verfügung wie viele Produktionen bislang auf den Fonds ren, wäre ein wichtiges Signal für Verleiher gestellt. Bis November waren sie noch in zugreifen mussten. Viel wichtiger wäre aus und Produzenten. KURZFILMFESTIVAL FÜR ANIMATION // DOK // FIKTION // EXPERIMENTAL // FILMMUSIK & SOUNDDESIGN // VR/360° 20. JANUAR 2021 KURZSUECHTIG.DE 13
Szene Am Puls der Branche: Akademie für Kindermedien Bei der Erfurter Akademie für Kindermedien entwickeln erfahrene Autor*innen und Nachwuchstalente unter professioneller Anleitung originäre Stoffe für ein junges Publikum. Seit mittlerweile 20 Jahren ist das Weiterbildungsprogramm nun am Markt aktiv – und kann dabei eine stetig steigende Reputation sowie eine stattliche Anzahl erfolgreich realisierter Projekte vorweisen. Eine große Feier wie zum 15-jährigen Jubiläum vor fünf Jah- den einzelnen Auswertungsplattformen steigt. Das zeigt auch ren gab es in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie der Weg, den manche AKM-Projekte genommen haben. So nicht. Dafür hat sich die Akademie für Kindermedien zum wurde ‚Elemonsters‘ von Andreas Dihm ursprünglich als 20. Geburtstag ein neues Logo gegönnt. „Die farbigen Punk- Animationsserie konzipiert, ist nun aber als Kartenspiel samt te um den Schriftzug sollen die Projekte eines Jahrgangs re- Smartphone-App erschienen. Ein weiteres Beispiel ist ‚Robert präsentieren, die sich gemeinsam in einem kreativen Wirbel das Superkaninchen‘ von Franziska Biermann, das von ihr befinden, weil in dem Moment, wenn die Projekte aufeinan- ebenfalls als Serie entwickelt wurde, im Herbst 2021 aber als derstoßen, viel Energie frei wird. Wir fanden, dass dieses Bild Buch erscheint. Zudem hat ihr die Filmförderung Hamburg wunderbar passt“, sagt Thomas Hailer, neben Margret Albers Schleswig-Holstein kürzlich Drehbuchförderung für einen einer der beiden Studienleiter. 90-minütigen Kinofilm gewährt. Deshalb ermutigen wir un- 251 Alumni hat die Akademie für Kindermedien bis- sere Stipendiat*innen, andere Plattformen mitzudenken und lang hervorgebracht. Viele von ihnen sind erfolgreich in der herauszufinden, welches Format für ihre Geschichte am ge- Branche tätig. Der für den Grimme-Preis nominierte TV- eignetsten sein könnte.“ Jugendfilm „Wer küsst schon einen Leguan?“ (2004), der 2012 Als Bewerber willkommen sind sowohl erfahrene mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Kinderfilm geehrte Autor*innen als auch Nachwuchskräfte oder Quereinsteiger. „Wintertochter“ oder der als internationale Koproduktion „Entscheidend für uns sind Talent und eine gute Idee in Form realisierte 3D-Animationsfilm „Richard, der Storch“ (2016) einer Skizze oder eines Exposés“, stellt Thomas Hailer klar. Für sind nur drei hochkarätige Stoffe, die im Rahmen der Akade- jede der drei Gruppen werden im Anschluss vier Autor*innen mie entstanden. Ihren Anfang nahm sie 2000 noch unter dem ausgewählt, die ihre Ideen über einen Zeitraum von acht Namen Sommerakademie. Die Idee: Drehbuchautoren zum Monaten bis zur Marktreife entwickeln. Am Ende steht bei Schreiben von Kinderfilmstoffen zu motivieren und ihnen allen ein professionelles Treatment. Das nötige Know-how das Handwerkszeug praxisnah zu vermitteln. Noch im selben wird ihnen durch intensive Kleingruppenarbeit mit erfahre- Jahr kam eine Winterakademie hinzu. „Anfangs war alles nen Dramaturg*innen, ein Info- und Rahmenprogramm mit auf Spielfilme für Kinder ausgerichtet, weil das Gremium des Werkstattgesprächen, Vorträgen und Schulbesuchen sowie BKM, dem auch Thomas und ich angehörten, einen entspre- durch Kooperationsprojekte mit externen Partnern wie dem chenden Mangel festgestellt hatte“, sagt Margret Albers. „Re- ZDF, dem KiKA und dem Kinderbuchverlag Magellan vermit- lativ schnell bekamen wir jedoch von der Branche Hinweise, telt. „Diese Projekte sind eigentlich nur als praktische Übungen dass es sinnvoll wäre, auch andere Bereiche einzubinden.“ zu konkreten Aufgaben unter realistischen Arbeitsbedingun- 2006 wurden deshalb die ersten konzeptionellen Modifi- gen gedacht“, sagt Albers. „Sie können im Optimalfall aber kationen vorgenommen: Die zusätzlichen Gruppen TV-Serie auch zum Markteinstieg für die Teilnehmer*innen werden – und Interaktive Medien wurden eingeführt. Gleichzeitig wie beim Kinderroman ‚SOS – Mission Blütenstaub‘ von Es- erfolgte die Umbenennung in Akademie für Kindermedien. ther Kuhn, den der Magellan-Verlag im Juli 2020 veröffentlicht Heute deckt sie die drei Felder Film, Buch und Story World hat und der jetzt schon in der zweiten Auflage verkauft wird.“ (wo eine komplette Welt samt Mythologie, Charakteren, Den alljährlichen Abschluss der Akademie bildet ein Pit- Schauplätzen und eigenen Gesetzmäßigkeiten erdacht wird) ching der Projekte vor Produzenten, Fernsehredakteuren so- ab. „Die Akademie ist ein Ort, an dem es um das Erzählen von wie Mitarbeitern von Verlagen und Förderinstitutionen im Geschichten geht. Also haben wir 2011 die Gruppe Buch auf- Rahmen des Festivals GOLDENER SPATZ in Erfurt. „Die genommen, zumal Kinderbücher in Deutschland neben der Resonanz ist stets groß, weil sich längst herumgesprochen Belletristik das wichtigste Segment im Buchmarkt sind“, sagt hat, dass wir ein Fundort für Talente und gehaltvolle Projekte Albers. „Den Bereich Story World haben wir 2018 etabliert, sind“, sagt Hailer. Der beste Stoff jedes Jahrgangs erhält den um plattformübergreifendes Entwickeln zu ermöglichen, mit 15.000 Euro dotierten Förderpreis der MDM. 2016 ging weil wir beobachtet haben, dass die Konvergenz zwischen er an Viola Lippmann für ihr Animationsserien-Konzept 14
„Erna räumt auf “ um ein Containerschiff mit Umweltbe- Der aktuelle AKM-Jahrgang 2020/21 hat im Oktober be- wusstsein. „Ich habe als Illustratorin und Spielzeugdesignerin gonnen. Das Gros der Teilnehmer verbleibt nach Beendigung bei der AKM entdeckt, dass ich nicht nur Figuren erfinden des Weiterbildungsprogramms in der AKM-Community. und zeichnen, sondern auch ihre Geschichten schreiben kann. Sie umfasst derzeit gut 200 Alumni. „Unsere Community ist Meine Teilnahme war in dieser Hinsicht ein Durchbruch für ungeheuer aktiv. Viele Absolventen bilden Teams für Folge- mich. Ich konnte meine ganzen Fähigkeiten so richtig entfal- projekte oder empfehlen sich gegenseitig in neue Jobs. Da- ten“, schwärmt die Dresdnerin. „In meiner Gruppe habe ich rauf sind wir stolz, weil es die Branche in unserem Bereich nicht nur von den Mentor*innen Feedback bekommen, son- nachhaltig stärkt“, sagt Thomas Hailer. So hat Lukas Pilz, der dern auch von den anderen Stipendiat*innen. Jeder hat auch Gewinner des MDM-Förderpreises 2019 („Nerde – Eine neue an den jeweils anderen Projekten mitgearbeitet, wodurch Welt“), mit Katharina Lang und Silas Matthes, zwei anderen man sich gegenseitig die Bälle zuspielen konnte und schnel- Stipendiat*innen seiner damaligen Story-World-Gruppe, das ler vorangekommen ist.“ Über Teilnahmen beim Cartoon Kreativtrio Never Ending World – kurz NEW – ins Leben ge- Springboard in Halle (Saale), dem Animation Production rufen. Zusammen entwickeln sie unter anderem eine Webse- Days-Talentprogramm in Stuttgart sowie dem renommierten rie. „Zudem habe ich über die AKM eine Produzentin kennen- Cartoon Forum in Toulouse landete „Erna räumt auf “ schließ- gelernt, mit der ich jetzt eine Animationsserie in Entwicklung lich bei der BBC in Manchester. Dort entwickelte Lippmann habe“, berichtet Pilz. Viola Lippmann und zwei Autorinnen die Serie mit einem BBC-Team und der Produktionsfirma ihrer damaligen Seriengruppe sind mittlerweile Teil des WIR Mackinnon & Saunders („Fantastic Mr. Fox“) weiter. Doch Schreibkollektivs. Ihr Projekt „Ding Dong“, eine Live-Action- ein Happy End hatte die Geschichte (noch) nicht. „Als wir das Serie für Teenager, wurde als eines von fünf Vorhaben für die Projekt im Frühjahr 2019 wieder gepitcht haben, ist es leider Produktionsinitiative „Formate aus Thüringen“ ausgewählt, nicht in die nächste Runde gekommen. Die BBC war mein die wie die Akademie für Kindermedien unter dem Dach des Plan A, doch es gibt ja noch Plan B bis Z“, sagt die Autorin, die Fördervereins Deutscher Kinderfilm angesiedelt ist. In ihrem den Stoff jetzt auch als Kinderbuch umsetzt. Rahmen werden Serien für ein junges Publikum entwickelt. Bereits weiter ist Barbara Kronenberg, die 2017 den Produzent von „Ding Dong“ ist die Neue Bioskop Film in MDM-Förderpreis als Stipendiatin der Gruppe Film gewann. Leipzig. Da serielle Formate aktuell einen regelrechten Boom Sie hat ihr Roadmovie „Mission Ulja Funk“ an Locations in erleben, wird bei der Akademie für Kindermedien laut Hailer Deutschland, Polen und Luxemburg abgedreht und sitzt mo- „mit Hochdruck“ daran gearbeitet, den Bereich Serie als vierte mentan am Schnitt. Auf ihre Produzentin Roshanak Behesht Gruppe wieder in die AKM zu integrieren – möglicherweise Nedjad von der Leipziger In Good Company GmbH traf sie schon 2021. Als weiterer konzeptioneller Schritt ist eine Er- bei der Akademie. „Sie hat damals einen Vortrag in der Ein- weiterung der Altersspanne für AKM-Projekte angedacht. Sie führungswoche gehalten und später auch das abschließende richten sich bislang an Kinder im Alter von sechs bis zwölf Pitch-Training mit uns gemacht“, erinnert sich Kronenberg, Jahren. „Zusätzlich würden wir auch gern die Altersgruppe die zuvor an der Kunsthochschule für Medien Köln Drehbuch von 13 bis 19 aufnehmen, weil in den letzten Jahren für alle und Regie studiert hatte. „Nach dem Ende der AKM hat sie drei Gruppen interessante Ideen eingereicht wurden, die eher sich sehr für den Stoff interessiert. Mein etwas überarbeitetes für ein jugendliches Publikum geeignet gewesen wären“, er- Treatment haben wir dann bei der Initiative ‚Der besonde- zählt Margret Albers. „Die sogenannten Young Adults stellen re Kinderfilm‘ eingereicht, wo wir zunächst Drehbuch- und nicht nur ein sehr starkes Segment im Kinderbuchmarkt dar. dann auch Produktionsförderung erhalten haben.“ Mit „Ma- Angebote für sie werden gerade auch im seriellen Bereich ak- dison“ entstand noch ein weiteres AKM-Projekt im Rahmen tuell stark nachgefragt. Allerdings gibt es da gar nicht so viel, der Initiative. Der Film von Kim Strobl (Jahrgang 2015/16) weshalb sich Teenager häufig dem Erwachsenenprogramm eröffnete im September das Festival Goldener Spatz und soll zuwenden. Es lohnt sich definitiv, für diese wichtige Ziel- Anfang März ins Kino kommen. gruppe noch aktiver zu werden.“ 15
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