Surg.ch - Universitätsspital Zürich

Die Seite wird erstellt Carlotta Kraus
 
WEITER LESEN
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
Informationsbroschüre der

               surg.ch
Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie
des UniversitätsSpitals Zürich                                Nr. 1/2010

                Management im
                Gesundheitswesen

                Start der randomisierten
                Multizenter-Studie beim
                resektablen
                Pankreaskarzinom

                www.vis.usz.ch                 www.transplantation.usz.ch
                www.hpb-center.ch              www.surgicalcomplication.info
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
surg.ch
Inhalt                                                                                    Editorial Board
 1     Editorial
                                                                                          R. Vonlanthen, Editor
       Ksenija Slankamenac, Pierre-Alain Clavien
                                                                                          R. Graf, Scientific Editor
 2     Management im Gesundheitswesen                                                     K. Slankamenac, Junior Editor
       Christoph A. Zenger                                                                A. Rickenbacher, Junior Editor
4      Start der randomisierten Multizenter-Studie beim resektablen                       P.-A. Clavien
       Pankreaskarzinom
       Stefan Heinrich; Stefan Breitenstein; Pierre-Alain Clavien
                                                                                          Kontaktadresse:
5      Publikation der 3. Ausgabe von „Malignant Liver Tumors:
       Current and Emerging Therapies“ (Editor: Pierre-Alain Clavien)                     UniversitätsSpital Zürich
       Pierre-Alain Clavien, Stefan Breitenstein                                          Klinik für Viszeral- und
       Die chirurgische IMC                                                               Transplantationschirurgie
       Beatrice Beck-Schimmer                                                             K. Slankamenac
7      Erster Clinical Research Retreat                                                   Rämistrasse 100
       Ksenija Slankamenac                                                                8091 Zürich
                                                                                          Tel.: +41 44 255 21 36
8      European Surgical Association, XVI Meeting
                                                                                          Fax: +41 44 255 44 49
          Assessment of Hepatic Steatosis by Expert Pathologists.                         e-mail: ksenija.slankamenac@usz.ch
          The End of a Gold Standard
          Ashraf M. El-Badry H. Osman
          Entwicklung und Validierung eines „Prediction Score“ für die akute
          Niereninsuffizienz nach leberchirurgischen Eingriffen
          Ksenija Slankamenac
9         One Hour Hypothermic Oxygenated Perfusion (HOPE) protects
          nonviable Liver Allografts donated after cardiac Death
          Olivier de Rougemont
       Etablierung eines Kleintier-MRI für die Forschung
       Rolf Graf
10     IVIS (In Vivo Imaging System)
       Christian E. Oberkofler
11     Erkenntnisse aus der klinischen Forschung
       Erkenntisse aus der Grundlagenforschung
12     Neues aus unserer Klinik
13     Workshop in Biostatistik und klinischen Studien
       Ksenija Slankamenac, Christian E. Oberkofler, Dimitri A. Raptis
16     Veranstaltungen

Editorial
Liebe Leserinnen und Leser

Das UniversitätsSpital Zürich geht seit    Im November 2009 führten wir zum er-         Transplantations-Fellow gewählt und
Januar 2010 neue Wege. In der Zeit des     sten Mal einen Clinical Research Retreat     verstärkt das Transplantations-Team.
Wandels halten wir an bewährten Sy-        in Maienfeld durch. Wir berichten über       Dr. med. Mickael Lesurtel erhielt im
stemen und Werten fest und dürfen Ih-      dieses Meeting, bei dem alle chirurgischen   Oktober 2009 als erster Chirurg den
nen hiermit die aktuellste Ausgabe von     Disziplinen des UniversitätsSpitals Zürich   Georg-Friedrich-Götz-Preis der Univer-
surg.ch präsentieren. In dieser Ausgabe    anwesend waren.                              sität Zürich verliehen, für seine Arbeit
haben wir als thematischen Schwer-         Seit März 2009 steht uns zu Forschungs-      über den Neurotransmitter Serotonin
punkt das Management im Gesund-            zwecken ein Kleintier-MRI zur Verfügung,     und dessen Einwirkung auf die Leber-
heitswesen gewählt. Hierzu konnten wir     das nicht-invasive repetitive Messungen      regeneration.
Dr. iur. Ch. A. Zenger, Lehrbeauftragter   erlaubt und so zur Verringerung der Ver-     Wir wünschen Ihnen nun viel Spass
des öffentlichen Gesundheitsrechts der     suchstierzahl beiträgt.                      beim Lesen von surg.ch.
Universität Bern gewinnen.                 Neues gibt es auch aus unserer Klinik und    Anregungen und Bemerkungen können
In Kürze werden wir die hepato-pankre-     dem UniversitätsSpital Zürich zu berich-     Sie jederzeit senden an:
ato-biliäre Intermediate Care eröffnen     ten: PD Dr. med. Markus K. Müller wur-       ksenija.slankamenac@usz.ch
und hierzu präsentiert uns in dieser       de zum Chefarzt der chirurgischen Klinik
Ausgabe Frau Prof. Dr. med. B. Beck-       des Kantonsspital Frauenfeld berufen. Dr.    Ksenija Slankamenac
Schimmer eingehendere Informationen.       med. Ashraf Osman wurde zum neuen            Pierre-Alain Clavien

                                                               1
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
surg.ch
  Management im Gesundheitswesen
                Christoph A. Zenger, christoph.zenger@rw.unibe.ch

Die Frage, die sich am Anfang stellt - „Ist       wicklung, steigende Wirksamkeits-, Sicher-      Professionen und Funktionen
Management im Gesundheitswesen in                 heits- und Qualitätsanforderungen (EBM,         Ein charakteristisches Merkmal industriel-
der Schweiz etwas Spezielles?“                    QM, QS), zunehmende Spezialisierungen,          ler Produktion ist das Auseinandertreten
Es sind hier sicherlich einige Besonder-          dominierende technische Expertise, Er-          von fachlichen Funktionen und Manage-
heiten der Schweiz zu berücksichtigen, so         setzbarkeit von Menschen durch Maschi-          mentfunktionen. Viele fachliche Funktionen
die Kleinräumigkeit, die Bundesstaatlich-         nen sowie eine zunehmende Wirkungs-             sind im Gesundheitswesen Angehörigen
keit sowie die kulturelle Vielfalt und Mehr-      reichweite medizinischen Handelns. Unter        der Gesundheitsfachberufe vorbehalten;
sprachigkeit. Doch diese Eigenschaften            diesen sich entwickelnden industriellen         diese orientieren sich häufig noch am alten,
machen Managementaufgaben zwar kom-               Bedingungen verändert sich auch der Be-         vorindustriellen Berufsverständnis. Für Ma-
plexer, aber nicht nur im Gesundheitswe-          ruf. Er bildet keine Einheit mehr aus Ar-       nagementfunktionen hingegen kommt es
sen.                                              beitsfähigkeiten, -tätigkeit, -organisation     auch im Gesundheitswesen nicht so sehr
Der Stellenwert der Professionen (1), der         und -vermarktung wie unter vorindustriel-       darauf an, welchen Beruf jemand gelernt
Autonomieanspruch des Gesundheitswe-              len Bedingungen, sondern wird von der           hat, sondern darauf, ob er oder sie die je-
sens unter der Leitidee der Gesundheit (2)        Arbeitstätigkeit abgetrennt und lässt sich      weilige Funktion kompetent erfüllen kann.
und moralische Rechtfertigungen (3) sind          nur noch definieren als eine bestimmte          Dies führt zu grundlegend verschiedenen
drei Merkmale, welche die Management-             fachliche Qualifikation, oder genauer als       Einstellungen zur eigenen Tätigkeit, zur
Aufgaben im Gesundheitswesen speziell             ein spezifisch kombiniertes, institutionali-    Organisation als Arbeitgeberin und zum
machen. Im Weiteren zu den einzelnen              siertes Bündel von Arbeitsfähigkeiten.          Umfeld. Für Organisationsführungen und
Punkten:                                                                                          Gesundheitspolitik sind diese Divergenzen
                                                  Konsequenzen der Industrialisierung             nicht immer leicht zu überbrücken.
1. Professionen und Funktionen                    für die Arbeitsorganisation
                                                  Es findet ein Wechsel von der hand-             2. Autonomie des Gesundheitswesens
Provinzielle Verspätung des Gesund-               werkstypischen Arbeitsorganisation zur          und andere Bereiche
heitswesens                                       arbeitsteilig organisierten Produktion statt.
In westlichen Gesellschaften ist das Ge-                                                          Das Gesundheitswesen besteht in einem
                                                  Die Berufe, auch die voll professionalisier-
sundheitswesen im Übergang von der vor-                                                           integrierten sozialen Wirkungszusammen-
                                                  ten, verlieren ihre Bedeutung als zentrale
industriellen zur industriellen Produktion,                                                       hang von Institutionen, die auf die Idee
                                                  Institution des Gesundheitswesens; an
während der Staat ebenso wie andere Be-                                                           der Gesundheit bezogen sind. Es bildet
                                                  ihre Stelle tritt die Funktionserfüllung in
reiche seit längerem auf eine industrielle                                                        insofern zugleich einen kulturell geltenden
                                                  arbeitsteiligen Organisationen. Feudalisti-
Gesellschaft zugeschnitten sind und die                                                           Sinnzusammenhang (siehe Abb. 1).
                                                  scher Machtausübung wird dadurch der
Wirtschaft bereits im Übergang zur nach-          Boden entzogen, sie wird ersetzt durch          Das Gesundheitswesen ist so als eine
industriellen Produktion steht.                   geregelte Kompetenzwahrnehmung.                 von der Leitidee geprägte, durch Sitte und

Ausdruck der vorindustriellen Organi-
sation des Gesundheitswesens
ist insbesondere die nach wie vor grosse
Bedeutung der Professionalisierung von
Gesundheitsfachberufen. Die Professio-
nalisierung wird angestrebt durch die Be-
rufspolitik. Ziele der Berufspolitik, die jeder
Beruf anstrebt, sind die Steigerung der ei-
genen Wichtigkeit und Unverzichtbarkeit,
die Erweiterung möglicher Einsatzfelder
für den eigenen Beruf, die Reduzierung
der zwischen- und innerberuflichen Kon-
kurrenz und der Ersatz von Fremdkontrol-
len durch Selbstkontrollen. Die entspre-
chenden berufspolitischen Interessen der
Berufsangehörigen wirken sich strukturer-
haltend und –gestaltend aus.

Welche Merkmale der Industrialisie-
rung im Gesundheitswesen finden wir?
Wir verzeichnen eine Beschleunigung
der Entwicklung durch Forschung und Ent-          Abb. 1

                                                                       2
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
surg.ch
Recht öffentlich garantierte Ordnung und        einen Nebenzweck bildet. Wichtige an-           zipien der Fürsorge und des Nichtscha-
bildet einen Rahmen für das Zusammen-           dere an den Gesundheitsaufgaben betei-          dens sowie der Pflicht zur Respektierung
arbeiten von Menschen.                          ligte Bereiche bzw. Sektoren sind neben         des Selbstbestimmungsrechts des Pati-
                                                dem Gesundheitswesen insbesondere die           enten. Das Prinzip der Fürsorge verpflich-
Innerhalb des Wirkungszusammenhangs
                                                Wirtschaft und der Staat, künftig vermehrt      tet dazu, das Leben des Patienten nach
haben sich bestimmte Verhaltenserwar-
                                                auch das Bildungswesen und die Medien-          Möglichkeit zu erhalten, und ist beispiels-
tungen und Rollenanforderungen ausge-
                                                welt, früher auch der Bereich der Kirchen.      weise Grundlage für das Einleiten von
formt, die im praktischen Vollzug dauer-
                                                                                                Reanimationsbemühungen in Notfallsitua-
haft geworden sind.
                                                Institutionen und Akteure des Gesund-           tionen bei bewusstlosen Unfallopfern. Die
Das Gesundheitswesen bildet also einen          heitswesen wirken heute überwiegend an          Verpflichtung, nicht zu schaden, ist die
eigenständigen institutionellen Bereich.        Aufgaben der Krankenversorgung mit.             Grundlage für das Unterlassen von Reani-
Innerhalb dieses Bereichs bestehen be-          Aufgaben des Gesundheitsschutzes                mationsbemühungen, wenn diese den Pa-
sondere Machtstrukturen, die ein eigenes        werden hauptsächlich durch staatliche           tienten nur belasten und ihm nicht helfen
Gepräge haben und sich namentlich von           Institutionen erfüllt, weil Massnahmen          würden. Die Pflicht zur Respektierung des
den Machtstrukturen in den Bereichen des        mindestens subsidiär mit Zwangsgewalt           Selbstbestimmungsrechts des Patienten
Staates und der Wirtschaft unterscheiden.       durchgesetzt werden müssen. Institutionen       erfordert schliesslich, Reanimationsver-
Charaktermerkmale des bestehenden               für Aufgaben der Gesundheitsförderung           suche zu unterlassen, wenn dies dem
Gesundheitswesens in der Schweiz sind:          fehlen bislang zum grossen Teil, weil die       Willen des (im Moment der Willensäusse-
                                                entsprechenden Aufgaben noch zu wenig           rung urteilsfähigen) Patienten entspricht.
• krankheitsorientiert (nicht gesundheits-      konturiert sind bzw. weil noch gar nicht        Der Reanimationsentscheid erfordert
  orientiert)                                   klar ist, auf welche Probleme sie antwor-       eine sorgfältige Abwägung, welche den
• tendenziell paternalistisch (nicht frei-      ten sollen. Ebenfalls in staatlichen Institu-   obgenannten Prinzipien Rechnung trägt.
  heitlich)                                     tionen werden Aufgaben der Normierung,          *Siehe SAMW, Reanimationsentschei-
• korporatistisch (nicht demokratisch,          Kontrolle und Konfliktbearbeitung erfüllt.      dungen. Medizinisch-ethische Richtlinien
  nicht wettbewerbsorientiert)                                                                  und Empfehlungen, vom 27.11.2008, S. 6.
• sozialverpflichtet (nicht neoliberal)         3. Moralische und andere Rechtferti-
                                                gungen                                          Ökonomische Rationalität
An sich unterscheidet sich das Gesund-                                                          Aus Sicht der ökonomischen Rationalität
                                                Akteure im Gesundheitswesen und in der
heitswesen, dessen Institutionen auf die                                                        ist für Behandlungsentscheide in erster Li-
                                                Gesundheitspolitik – Organisationen und
Leitidee der Gesundheit bezogen sind,                                                           nie ausschlaggebend, ob (volkswirtschaft-
                                                Personen – sind in vielfältige Abhängig-
deutlich von anderen institutionellen Be-                                                       lich) sie im Verhältnis zu den Kosten einen
                                                keiten von Interessen verstrickt.
reichen, namentlich vom Staat, dessen                                                           akzeptablen Nutzen erbringen, und ob
                                                Die Interessenabhängigkeit führt die
Institutionen auf die Idee des Friedens                                                         (betriebswirtschaftlich) die mit den damit
                                                beteiligten Personen, auch integre Per-
bezogen sind, und von der Wirtschaft, de-
                                                sonen, in Macht- und Interessenkonflikte,       verbundenen Behandlungsleistungen die
ren Institutionen auf die Idee der Versor-                                                      nötigen Deckungsbeiträge an das Betriebs-
                                                in welchen sie ihr Handeln regelmässig
gung bezogen sind. Heute stellt sich die                                                        ergebnis erbracht werde (siehe Abb. 2).
                                                rechtfertigen müssen. Rechtfertigen kön-
Frage, ob das Gesundheitswesen auch in
                                                nen sie ihr Handeln mit rationalen Grün-
Zukunft als autonomer institutioneller                                                          Politische Rationalität
                                                den. Entscheidend ist, was für Gründe sie
Bereich Bestand haben wird, oder ob es                                                          Unter politischen Aspekten steht das
                                                und die anderen, mit welchen ihre Interes-
als eigenständiger Wirkungs- und Sinn-
                                                sen konfligieren, als rational verstehen. Es    Selbstbestimmungsrecht des Patienten
zusammenhang aufgelöst wird und seine                                                           im Zentrum. In den Worten des Bundes-
                                                folgen einige Beispiele von Rationalitäten:
Institutionen teils in den staatlichen, teils                                                   gerichts: „Im Zusammenhang mit ärztli-
in den wirtschaftlichen Bereich integriert      Moralisch-ethische Rationalität*                lichen Eingriffen in Spitälern ist unter dem
werden. Je schneller es gelingt, die Leit-      Reanimationsentscheidungen haben ihre           Gesichtswinkel der persönlichen Freiheit
idee der Gesundheit und die spezifischen        ethische Grundlage in drei medizine-            davon auszugehen, dass es dem Arzt
Erwartungen und Rollen im Gesundheits-          thischen Prinzipien, die in einer konkreten     gestützt auf das mit dem Spitaleintritt des
wesen für industrielle Verhältnisse neu zu      Entscheidungssituation miteinander in           Patienten entstandene Rechtsverhältnis
interpretieren, desto besser stehen die         Konflikt geraten können, nämlich den Prin-      grundsätzlich nicht erlaubt ist, ohne einge-
Chancen für den Fortbestand als autono-
mer Bereich.
Öffentliche Gesundheitsaufgaben der
Krankenversorgung und des Gesund-
heitsschutzes, aber auch der Gesund-
heitsförderung, werden zum Teil im Ge-
sundheitswesen, zum Teil aber auch in
anderen Bereichen erfüllt. Sie sind in
Netzwerken organisiert. Die netzwerkar-
tigen Verknüpfungen zwischen beteiligten
Akteuren verfestigen sich institutionell oft
so sehr, dass man von institutionellen Auf-
gabenarrangements sprechen kann. Die
Gesundheitsaufgaben bzw. die darin ge-
gliederten Gesundheitspolitiken sind mul-
tisektoral. Sie sind mit anderen Worten auf
die Verwirklichung auch in Bereichen an-
gewiesen, in deren Institutionen die Ver-
wirklichung von Gesundheitsaufgaben nur         Abb. 2

                                                                     3
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
surg.ch
hende Aufklärung und ohne Einverständ-        scheidungen generell entweder nur mo-          von Rationalitäten grundsätzlich gelten zu
nis des Patienten einen medizinischen         ralische oder nur ökonomische oder nur         lassen (Differenzierungsorientierung).
Eingriff vorzunehmen. Der Anspruch auf        politische Gründe gelten lassen (Einheits-
vorherige Information und auf Einholung       und Eindeutigkeitsorientierung).               Welches sind die Konsequenzen einer
des Einverständnisses folgt direkt aus der                                                   Sowohl-als-auch Option?
persönlichen Freiheit (…).“ (BGE 126 I        Welches sind die Konsequenzen dieser           Nebst den spezifischen technischen Hand-
112, 116 f.).                                 Entweder-oder Option?                          lungskompetenzen für das Management
                                              Die Konsequenzen sind absehbar. Diese          von Organisationseinheiten braucht es zu-
Moralische und andere Rechtfertigungen        Option führt über kurz oder lang zu            sätzliche anspruchsvolle Anforderungen an
Handeln im Gesundheitswesen legiti-                                                          die Inhaber von Managementfunktionen wie:
miert sich herkömmlich als moralisch          • ausschliesslicher Funktionsorientierung
                                                für die Personalorganisation
bestimmter Kampf gegen Krankheit und                                                         • Funktions- und fächerübergreifende Ver-
Tod. Heute zeichnen sich zwei unter-          • Desintegration des Gesundheitswesens
                                                                                               ständigung
                                                und Zuordnung der Aufgabenverantwor-
schiedliche Veränderungstendenzen ab                                                         • Verbindung von Praxis, Theorie und Re-
                                                tung entweder zum Staat oder zur Wirt-
- die Politisierung und Kommerzialisie-                                                        flexion
                                                schaft, und
rung. Unter Politisierung versteht man                                                       • Kommunikations- und Kooperationsbe-
Handeln im Gesundheitswesen, um die           • alleinige Geltung von ökonomischen
                                                                                               reitschaft
                                                Gründen zur Rechtfertigung von Ma-
Welt zu verändern (oder zu bewahren),                                                        • Flexibilität und Polyvalenz
                                                nagemententscheidungen.
und unter Kommerzialisierung Handeln                                                         • Bereichs- und disziplinübergreifendes
im Gesundheitswesen, um die „Wa(h)-                                                            Wissen und selbständige Lernfähigkeit
                                              b. Sowohl-als-auch Option
re Nächstenliebe“ zu Geld zu machen.                                                           und
                                              Die andere Option für das Management im
                                              Gesundheitswesen ist, jeweils beide resp.      • Vertrautheit mit den technischen, strate-
4. Am Scheideweg                                                                               gischen und pragmatischen sowie mo-
                                              alle drei Pole innerhalb der geschilderten
a. Entweder-oder Option                       Spannungsfelder zu akzeptieren. Dies             ralischen, politischen und ökonomischen
Eine Option für das Management im Ge-         bedeutet, im konkreten Einzelfall und je         Aspekten des Gesundheitswesens und
sundheitswesen ist, jeweils einen Pol         nach Problemstellung, den einen oder an-         der Gesundheitspolitik.
innerhalb der geschilderten Spannungs-        deren Pol zu bevorzugen, also für die Per-
felder zulasten der anderen zu bevor-         sonalorganisation je nachdem die Profes-
zugen: Das Management kann für die            sionszugehörigkeit oder die Qualifikation
Personalorganisation generell entwe-          für die jeweilige Funktion vorauszusetzen       Schluss
der die Professionszugehörigkeit oder         (Berufs- und Funktionsorientierung), für ge-    Es ist paradoxerweise zu erwarten,
die Qualifikation für die jeweilige Funkti-   sundheitspolitische Aufgaben je nachdem         dass die tradierte Professionsorientie-
on voraussetzen (entweder Berufs- oder        eine führende Rolle und Verantwortung von       rung, die Autonomie des Gesundheits-
Funktionsorientierung). Es kann für ge-       Akteuren des Gesundheitswesens oder des         wesens und der Geltungsanspruch
sundheitspolitische Aufgaben jeweils          Staates oder der Wirtschaft zu verlangen        der medizinischen Ethik vom Tisch der
die führende Rolle und Verantwortung von      (Kooperationsorientierung), und als Recht-      Geschichte gewischt werden, wenn
Akteuren des Gesundheitswesens oder           fertigung für Managemententscheidungen          die Beteiligten im Gesundheitswesen
des Staates oder der Wirtschaft verlangen     je nachdem moralischen, ökonomischen            diese drei Pole wie in der Vergangen-
(Hegemonieorientierung). Und es kann          oder politischen Gründen den Vorzug zu          heit absolut setzen.
als Rechtfertigung für Managementent-         geben, aber alle drei (und weitere) Arten

  Start der randomisierten Multizenter-Studie beim
  resektablen Pankreaskarzinom

                                               Stefan Heinrich, stefan.heinrich@usz.ch
                                               Stefan Breitenstein, stefan.breitenstein@usz.ch
                                               Pierre-Alain Clavien, pierre-alain.clavien@usz.ch

Im November 2005 wurde das Swiss HPB-         Die chirurgische Therapie des Pankre-          gewebes bei über 20% der Patienten zu
Center eröffnet, welches sich auf Leber-,     askopfkarzinoms bedarf einer Whipple-          einer Insuffizienz (Pankreasfistel) kommt,
Pankreas- und Gallenwegserkrankung fo-        Operation, welche in spezialisierten Zen-      die dann lebensbedrohliche Folgen haben
kussiert. Wir führen ca. 150 Leber- und 50    tren eine Mortalität von weit unter 5%         kann: neben lokalen Peritonitiden können
Pankreaseingriffe pro Jahr durch. Diese       aufweist. Allerdings hat diese Operation       auch lebensbedrohliche Blutungen durch
zunehmende Nachfrage und das stetige          immer noch eine hohe Komplikationsrate.        die Arrosion von viszeralen Arterien ent-
Wachstum unseres Swiss HPB-Centers            Das grösste Problem der Whipple-Opera-         stehen. Viel schwerwiegender als die Mor-
führten zur Initialisierung einer randomi-    tion ist die Pankreatiko-Jejunostomie, an      talität der Pankreasresektion ist jedoch die
sierten kontrollierten Studie bei Pankreas-   der es gemäss Literatur in Abhängigkeit        limitierte Prognose des Pankreaskopfkar-
karzinomen.                                   von der Beschaffenheit des Pankreasge-         zinoms.

                                                                   4
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
surg.ch
Nachdem die Wertigkeit der adjuvanten       resektablen Tumor auf, die R0-Resekti-        Um die notwendige Patientenzahl (n=310)
Strahlentherapie umstritten bleibt, haben   onsrate betrug 80%. Neben einem histo-        einschliessen zu können, wurde unter der
nun mehrere randomisierte Studien einen     logischen Tumoransprechen bei über            Leitung des Swiss HPB-Centers am Uni-
Überlebensvorteil durch eine adjuvante      80% der Patienten, führte diese Thera-        versitätsspital Zürich ein Netzwerk europä-
systemische Chemotherapie aufgezeigt        pie zu einer signifikanten Verbesserung       ischer Zentren aufgebaut, welches stetig
[Neoptolemos 2004, Oettle 2007, Ueno        des Ernährungszustandes [Heinrich             wächst. Zurzeit besteht eine Kollaboration
2009]: eine 6-monatige systemische Che-     2008a]. Auch die chirurgische Morbidität      mit Zentren in Belgien, Deutschland, Fran-
motherapie mit Gemzar hat zu einem          war sehr gering: eine Pankreasfistel trat     kreich und Italien.
medianen Überleben von 22.8 Monaten         bei nur 3,8% der Patienten auf [Heinrich
verglichen zu 20.2 Monaten der Beobach-     2008b]. Das Gesamtüberleben aller neo-
tungsgruppe geführt [Neuhaus 2008]. Auf-    adjuvant behandelten Patienten betrug
                                                                                          Literatur
grund der hohen Morbidität der Whipple-     in dieser Studie 26.5 Monate.                 - Heinrich S, Pestalozzi BC, Schäfer M, Weber A,
Operation können jedoch ca 25% der                                                          Bauerfeind P, Knuth A, Clavien PA.
Patienten keine adjuvante Chemotherapie     Aufgrund der positiven Ergebnisse die-          J Clin Oncol. 2008;26:2526-31
                                                                                          - Heinrich S, Schäfer M, Weber A, Hany TF, Bhure U,
erhalten.                                   ser 2-monatigen neoadjuvanten Chemo-
                                                                                            Pestalozzi BC, Clavien PA.
Im Gegensatz zur adjuvanten Chemothe-       therapie wurde am Universitätsspital            Ann Surg. 2008;248:1014-22.
rapie erhalten in einem neoadjuvanten       Zürich eine randomisierte Studie initiiert,   - Neoptolemos JP, Stocken DD, Friess H, Bassi C,
Behandlungskonzept alle Patienten eine      die die Wertigkeit dieser neoadjuvanten         Dunn JA, Hickey H, Beger H, Fernandez-Cruz L,
                                                                                            Dervenis C, Lacaine F, Falconi M, Pederzoli P,
systemische Chemotherapie vor der ge-       Chemotherapie bei resektablem Pankre-           Pap A, Spooner D, Kerr DJ, Büchler MW; European
planten Whipple-Operation. Dieses Kon-      askarzinom weiter untersuchen soll. Die         Study Group for Pancreatic Cancer.
zept wurde am Universitätsspital Zürich     neoadjuvante Chemotherapie besteht              N Engl J Med 2004; 350: 1200-1210.
                                                                                          - Neuhaus P, Riess H, Post S, Gellert K, Ridwelski K,
erstmals in einer prospektiven Phase        aus einer 2-monatigen Chemotherapie
                                                                                            Schramm H.
II-Studie getestet. Die Nebenwirkungen      mit Gemzar (Gem) und Oxaliplatin (Ox),          J Clin Oncol 2008; 26 abstr LBA4504
dieser Therapie waren überwiegend mild,     welche jede zweite Woche gegeben              - Oettle H, Post S, Neuhaus P, Gellert K, Langrehr J,
und die Resektion wurde durch diese nicht   werden. Die adjuvante Chemotherapie             Ridwelski K, Schramm H, Fahlke J, Zuelke C,
                                                                                            Burkart C, Gutberlet K, Kettner E, Schmalenberg H,
negativ beeinflusst: 93% der Patienten      wird über 6 Monate wöchentlich (3/4             Weigang-Koehler K, Bechstein WO, Niedergethmann
wiesen nach der Chemotherapie einen         Wochen) gegeben.                                M, Schmidt-Wolf I, Roll L, Doerken B, Riess H.
                                                                                            JAMA 2007; 297: 267-277
                                                                                          - Ueno H, Kosuge T, Matsuyama Y, Yamamoto J,
   R                                                                                        Nakao A, Egawa S, Doi R, Monden M, Hatori T,
   A                                                                                        Tanaka M, Shimada M, Kanemitsu K.
   N                                                                                        Br J Cancer 2009; 101: 908-915
   D
   O              GemOx            Whipple-OP               Gemcitabine (Gem)
                                                                                          Kontakt:
   M
                                                                                          Dr. med. S. Heinrich, stefan.heinrich@usz.ch
   I                                                                                      Dr. med. S. Breitenstein, stefan.breitenstein@usz.ch
   S                                                                                      Prof. Dr. med. P.A. Clavien, clavien@chir.unizh.ch
   I                                                                                      Swiss HPB-Center
   E                                                                                      Viszeral- und Transplantationschirurgie
   R                      Whipple-OP                        Gemcitabine (Gem)             Universitätsspital Zürich
   U                                                                                      Rämistrasse 100
   N                                                                                      8091 Zürich
   G                                                                                      Tel.: 044 255 33 00

  Publikation der 3. Ausgabe von „Malignant Liver Tumors:
  Current and Emerging Therapies“ (Editor: Pierre-Alain Clavien)

                              Pierre-Alain Clavien, pierre-alain.clavien@usz.ch
                              Stefan Breitenstein, stefan.breitenstein@usz.ch

Anfangs 2010 durften wir eine komplett      Im Vergleich zu den beiden vorherigen         über die Leberanatomie,
überarbeitete und ergänzte 3. Auflage       Ausgaben haben wir für die neue Ausga-
unseres Buches über maligne Lebertumo-      be bedeutende Änderungen vorgenom-            Veränderungen der Leber-Histologie, Epi-
ren und deren aktuelle und neue Thera-      men. Die aktuelle Ausgabe erscheint           demiologie und Geschichte des hepatozel-
pieoptionen veröffentlichen. Es umfasst     nun in Farbe und neuem Format. Alle           lulären Karzinoms, cholangiozellulären Kar-
alle aktuellen Aspekte bösartiger Leber-    Kapitel wurden kritisch überarbeitet und      zinoms und kolorektalen Lebermetastasen,
tumoren und wurde unter Mitarbeit vieler    aktualisiert. Zudem wurde das Buch            sowie die neuesten operativen Strategien,
namhafter Experten aus allen Kontinenten    mit sechzehn neuen Kapiteln ergänzt.          Therapien und ökonomischen Aspekte in
verfasst.                                   Zum Beispiel findet man neu die Kapitel       der Leberchirurgie.

                                                                 5
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
surg.ch
                                               Als bedeutendste Ergänzung im aktuellen      Notwendigkeit eines multidisziplinären
                                               Buch wurden Richtlinien für das Thera-       Ansatzes für die erfolgreiche Durchfüh-
                                               pie-Management der häufigsten maligne        rung von Therapien der malignen Leber-
                                               Lebertumoren erarbeitet. So findet man       tumoren.
                                               strukturierte Guidelines zur Behandlung
                                               des hepatozellulären Karzinoms, des          Das Buch kann direkt beim Verlag „Wiley-
                                               cholangiozellulären Karzinoms, des Gal-      Blackwell“ oder offiziell im Buchhandel er-
                                               lenblasenkarzinoms und der kolorektale       worben werden.
                                               Lebermetastasen, welche unter Berück-
                                               sichtigung internationaler Standards ver-
                                               fasst wurden. Damit wurde auf ein wich-
                                               tiges Bedürfnis der Leserschaft der ersten
                                               beiden Ausgaben eingegangen (1).

                                               Das Buch ist in 6 Sektionen mit insgesamt
                                               44 Kapiteln gegliedert. Diese 3. Ausgabe
                                               unterstreicht durch die enge Zusammen-
                                               arbeit von Fachleuten aus den verschie-      Referenzen:
                                               densten Subspezialitäten (Hepatologie,       (1) Di Bisceglie A M. Book review. N Engl J Med
                                               Onkologie, Chirurgie und Radiologie) die     2004;350,2:203.

  Die chirurgische IMC

              Beatrice Beck-Schimmer, beatrice.beck@usz.ch

In einer Klinik wird die perioperative Ver-    die Idee der Nutzung der IMC als ‚step up    sind - nach Eröffnung einer IMC Station
sorgung eines Patienten idealerweise           unit’ für Patienten von der Normalstation    in einem grossen medizinischen Bereich
an den Verlauf der Chirurgie und die Er-       auf, und wurde entsprechend eingeführt.      die Anzahl der Herzstillstände auf Normal-
krankung angepasst, und entsprechend           Dabei wurden Patienten, deren Zustand        station um 39% gesenkt werden (2). Eine
kann die Versorgungsqualität und -inten-       sich im präoperativen oder weiteren post-    neuere Arbeit, die retrospektiv Patienten
sität flexibel modifiziert werden. Während     operativen Verlauf verschlechterte, von      der IMC Station mit sogenannten ‚low risk’
noch vor einigen Jahren eine zweistufige       der Normalstation auf die IMC verlegt.       Patienten von Intensivstationen vergleicht,
Graduierung der Patientenbetreuung auf                                                      zeigt auf, dass sich die Patienten von den
Intensivstation oder Normalstation adä-        Zwischenzeitlich hat sich die Nutzung der    beiden Einheiten kaum unterscheiden.
quat war, hat sich dies mit der Folge zu-      IMC in der unmittelbaren postoperativen
nehmend komplexer Eingriffe bei zum Teil       Phase etabliert. Postoperativ kann somit     Ein interessanter Diskussionspunkt ist der
erhöhter altersbedingter Polymorbidität        von drei Behandlungsstufen ausgegangen       Standort einer IMC. Hierbei gibt es zwei
der Patienten geändert: es entstand die        werden:                                      verschiedene Modelle mit unterschied-
Intermediate Care (IMC) Unit, die Über-                                                     lichen Argumentationspunkten. Einerseits
wachungsstation. Somit war eine weitere        1.   Intensivtherapie                        findet sich die IMC innerhalb oder unmit
Stufe im Behandlungskonzept gegeben,           2.   Therapie auf Intermediate Care Unit     telbar neben einer Intensivstation, ande-
wodurch Normalstationen von ihrer gros-        3.   Therapie im Aufwachraum, gefolgt        rerseits ist die IMC einem entsprechenden
sen Last befreit, und die zum Teil inadä-           von Behandlung auf Normalstation        chirurgischen Bereich angegliedert, und
quaten Möglichkeiten der vorhandenen                                                        somit auch räumlich deutlich von der In-
Intensivstationen verbessert wurden.           Obwohl bis heute randomisierte Studien       tensivstation getrennt. Letztere Version
                                               fehlen, die den direkten Nutzen und die      bringt den Vorteil der Nähe der IMC zur
In den USA und Grossbritannien schaff-         ökonomischen Vorteile einer IMC belegen,     normalen Abteilung, zum Pflegepersonal
te man zunächst eine ‚step down unit’ für      gibt es sehr gute Argumente für die Ein-     und zu den Ärzten. Vor allem die dadurch
spezielle Patientengruppen nach grös-          richtung vom IMC, wie beispielsweise die     gewährleistete Kontinuität behandelnder
seren Eingriffen. Patienten konnten nach       verbesserte postoperative Versorgung der     Chirurg/Pflege ist für den Patienten we-
einer ersten postoperativen intensivmedi-      Patienten im Sinne einer Qualitätssteige-    sentlich. Entsprechend kann der Patient
zinischen Betreuung auf die IMC entlassen      rung der medizinischen Versorgung (1).       ohne grossen Aufwand bei Bedarf von
werden, bevor sie definitiv auf Normalstati-   So konnte - wenn auch die Resultate ei-      der Normalabteilung auf die IMC verlegt
on verlegt wurden. Gleichzeitig kam auch       ner älteren Veröffentlichung zu entnehmen    werden. Im Gegensatz dazu entfallen bei

                                                                   6
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
surg.ch
                                                                                                 IMC und der Intensivstation lassen sich nur
                                                                                                 unscharfe Grenzen ziehen. Für beide Ein-
                                                                                                 heiten gilt die nicht-invasive oder invasivÜ-
                                                                                                 berwachung verschiedener Organsysteme
                                                                                                 als Voraussetzung: HerzKreislauf (Blut-
                                                                                                 druck, EKG), Lunge (Oxygenierung) und
                                                                                                 Zerebrum (Wachheitszustand). Mes- sung
                                                                                                 des pulmonalarteriellen Druckes sowie in-
                                                                                                 trakranielles Druckmonitoring sind zwingend
                                                                                                 auf der Intensivstation durchzuführen. Inwie-
                                                                                                 weit Patienten auf IMC Stationen für kurze
                                                                                                 Zeit beatmet werden, ist eine Frage, die je
                                                                                                 nach Klinik geklärt werden muss, entspricht
                                                                                                 jedoch eher nicht dem Standard.

                                                                                                 Die personelle Ausstattung der IMC stellt
                                                                                                 im Bereich der Pflege ein wesentliches
                                                                                                 Merkmal zur Differenzierung zwischen
                                                                                                 IMC- und Intensivtherapie. Während auf
                                                                                                 Intensivstationen der Pflegeschlüssel von
                                                                                                 1:1 bis 1:2 Pflegekraft/Patient liegt, beläuft
                                                                                                 sich dies auf der IMC von 1:2 auf 1:3 je
                                                                                                 nach Intensität der Überwachung.

                                                                                                 Durch kritische Zuteilung der Patienten
                                                                                                 bezüglich verbindlicher Aufnahme- und
                                                                                                 Entlassungskriterien kann durch Vorhan-
Integration der IMC in die Intensivstation       ungseinheit ist der Allgemeinzustand des        densein einer dreigestuften postopera-
aufwändige Verlegungsberichte und der            Patienten, erfasst über die American So-        tiven Versorgungsform eine optimale Qua-
Verlust von Information wird reduziert.          ciety of Anesthesiologists Physical Status      lität und Effizienz angestrebt werden.
Ebenso ist die psychische Belastung des          Klassifizierung (ASA), die Dringlichkeit
Pflegepersonals geringer mit der Arbeit          des Eingriffs (Wahl-/Notfalleingriff) und die
auf einer ‚gemischten’ Station.                  Komplexität der geplanten Operation. Im
                                                 Team von Chirurgen, Anästhesisten und           Literatur
In der Regel wird präoperativ festgelegt,        Intensivmedizinern sollte vor dem Eingriff      1. Goldhill DR. Introducing the posoperative care
wo der Patient nach einem Eingriff betreut       besprochen werden, wie sich die postope-           team. British Medical Journal 1997; 314: 389.
wird. Dies ermöglicht ein individuelles          rative Betreuung des Patienten gestalten        2. Franklin CM, Rackow EC, Mandani B, Nightigale
postoperatives Behandlungskonzept für            wird.                                           S, 		                     Burke S, Weil MH. Decreases
                                                                                                 in mortality on a 		                  large urban medi-
jeden Patienten. Wichtig für die Zuordnung                                                       cal service by facilitating acces to 		          critical
zur entsprechende postoperativen Betreu-         Zwischen dem bettseitigen Monitoring der        care. Arch of Internal Med 1988; 148:1403-05.

 Erster Clinical Research Retreat
  Ksenija Slankamenac, ksenija.slankamenac@usz.ch

Vom 19. – 21. November 2009 fand in Mai-         ungen zur Klosterkirche Pfäfers mit der         kussionen bezüglich Studiendesign und
enfeld der erste Clinical Research Retreat       historischen Orgel und der Besuch der           Biostatistik geführt werden. Ebenfalls
des chirurgischen Departements des Uni-          Wellness Therme in Bad Ragaz vorgese-           wurden durch die Anwesenheit von Prof.
versitätsSpitals Zürich (USZ) statt. In einer    hen. Das wurde auch durch viele Teilneh-        Bossuyt viele Probleme bei aktuellen Pro-
ungezwungenen Atmosphäre, fern ab vom            mer begeistert genutzt. Unsere Unterkunft,      jekten gelöst und neue Ansätze gefunden.
klinischen Alltag, stellten sich die verschie-   Swiss Heidi Hotel, war nicht nur als Aus-       Am Ende des Retreats zeigte Frau Dr.
densten chirurgischen Kliniken vor, mit ihren    gangspunkt für die Ausflüge eine hervor-        Gabriella Senti, Leiterin des Zentrums
aktuellsten klinischen Forschungsprojekten,      ragende Wahl, sondern überzeugte auch           für klinische Forschung (ZKF) am Uni-
in kurzen und interessanten Vorträgen.           durch sein modernes Interieur, kompe-           versitätsSpital Zürich, in ihrem Vortrag
Die anschliessen-den regen Diskussionen          tente und freundliche Mitarbeiter und die       die Möglichkeiten und Grenzen der Un-
zeigten das interdisziplinäre Interesse          kulinarischen Höhepunkte.                       terstützung klinischer Studien durch das
und verbanden die Kliniken bei anschlies-        Spezielle fachliche Unterstützung er-           ZKF auf.
sendem Mittag- und Abendessen in weiteren        hielten wir durch Prof. Patrick M. M.           Durch die rege und erfolgreiche Teilnah-
fachlichen aber auch sozialen Kontakten,         Bossuyt, Departementsvorsteher der kli-         me aller Mitglieder der chirurgischen Dis-
sodass der gesellschaftliche Teil während        nischen Epidemiologie und Biostatistik          ziplinen des UniversitätsSpitals Zürich
des Retreats nicht zu kurz kam. Während          der Universität Amsterdam. Durch seine          wurde entschieden, diesen Retreat auch
des freien Nachmittags waren Wander-             Expertise konnten viele interessante Dis-       2010 wieder durchzuführen.

                                                                      7
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
surg.ch
  European Surgical Association, XVI Meeting -
  April 17-18th, 2009
Es ist uns eine Freude Ihnen hier unsere         in einer jeweiligen kurzen Zusammenfas-        den in der November- Ausgabe 2009 von
drei Beiträge der letztjährigen ESA 2009         sung vorzustellen. Die drei Beiträge wur-      Annals of Surgery publiziert.

Assessment of Hepatic Steatosis by Expert Pathologists.
The End of a Gold Standard
                Ashraf M. El-Badry H. Osman, ashraf.osman@usz.ch

Liver steatosis represents a major risk          sections. Inter-observer agreement and         (Spearman rank correlation coefficients:
for postoperative complication after liver       correlation between the pathologists’ and      0.22, 0.82, 0.28 and 0.38). Therefore, we
surgery and transplantation. Currently,          computerized assessment were evalua-           concluded that quantification of hepatic
the gold standard of quantification of he-       ted. Poor agreement among pathologists         steatosis in histological sections is stron-
patic steatosis is microscopic evaluation        with an intra class coefficient of 0.57 was    gly observer-dependent, not reproducible,
by pathologists, although consistency in         found regarding the assessment of total        and does not correlate with a compute-
such assessment remains unclear. Com-            steatosis, (ICC > 0.7 indicates accept-        rized assessment. Current standards of
puterized image analysis is an alternative       able agreement). Pathologists’ estimation      assessment, previously published data
method for objective assessment of the           of micro- and macrosteatosis disclosed         and the clinical relevance of hepatic ste-
degree of hepatic steatosis. High reso-          also poor correlation (ICC: 0.22, 0.55,        atosis for liver surgery and transplantation
lution images of hematoxylin and eosin           respec tively). Inconsistent assessment        must be reevaluaized.
stained liver sections from 46 consecutive       of histological features of steatohepatitis
patients, initially diagnosed with liver stea-   (lobular inflammation, portal inflammation,
tosis, were blindly assessed by four esta-       hepato cyte ballooning and Mallory hy-
blished expert pathologists from different       aline) was documented. Poor conformity
institutions. Computerized analysis was          was also shown between a computerized          (El-Badry AM, Breitenstein S, Clavien PA et al. Ann
carried out simultaneously on the same           quantification and ratings of 3 pathologists   Surg. 2009;250(5):691-7)

Entwicklung und Validierung eines „Prediction Score“ für die
akute Niereninsuffizienz nach leberchirurgischen Eingriffen
              Ksenija Slankamenac, ksenija.slankamenac@usz.ch

Die post-operative akute Niereninsuffizi-        nen Erkrankungen hatten. Davon entwi-          Mit der Entwicklungs-Population entwi-
enz nach grossen chirurgischen Eingrif-          ckelten 86 Patienten (15.1%) eine post-        ckelten wir den Prediction Score. Hierfür
fen ist mit einem Anstieg der Morbidität,        operative akute Niereninsuffizienz (ANI).      wählten wir sieben rein prä-operative Prä-
Mortalität und Kosten eng verbunden. Aus         Unter den Patienten mit einer post-opera-      diktoren (kardio-vaskuläre Erkrankungen,
diesen Gründen ist eine frühzeitige Iden-        tiven ANI war die Mortalität (23.2%) signi-    chronische Niereninsuffizienz, Diabetes
tifikation der Risikopatienten von grösster      fikant höher (p
Surg.ch - Universitätsspital Zürich
surg.ch
Die schwächsten Prädiktoren waren das          diction Score zu vereinfachen entwi-            Zusammenfassend bieten sowohl das
weibliche Geschlecht (1 Punkt) und der         ckelten wir mittels einer schrittweisen         volle als auch das reduzierte Model eine
erhöhte prä-operative Bilirubin-Wert (1        rückwärts Regressionsanalyse ein redu-          genau Vorhersage des Risikos zur Ent-
Punkt). Der Prediction Score wurde mit         ziertes Model (0 bis 7 Punkte) mit den vier     wicklung einer post-operativen ANI nach
den restlichen 1/3 der Studienpopulati-        stärksten Prädiktoren (kardio-vaskuläre         Leberresektion. Die Anwendung dieses
on (Validation-Population) validiert, da-      Erkrankungen, chronische Niereninsuf-           Prediction Scores erlaubt eine frühe Er-
bei zeigte der Hosmer-Leme-show Test           fizienz, Diabetes mellitus, präoperativ         kennung der Risikopatienten und damit
(p=0.98) eine gute Übereinstimmung des         erhöhter ALT Wert). Auch das reduzierte         frühzeitige nephro-protektive periopera-
vorhersagbaren (11.5%) zum beobachte-          Model wurde ebenfalls validiert und             tive Interventionen.
ten Risiko (14.8%).                            zeigte im Hosmer-Leme-show Test eine            (Slankamenac K, Breitenstein S, Clavien PA et al.,
Um die klinische Anwendbarkeit des Pre-        gute Kalibirerung des Models (p=0.75).          Ann Surg. 2009;250:720-8)

One Hour Hypothermic Oxygenated Perfusion (HOPE) protects
nonviable Liver Allografts donated after cardiac Death
              Olivier de Rougemont , olivier.derougemont@rsv-gnw.ch

In den letzten Jahren besteht weltweit         Ziel unserer jetzigen Arbeit war es, den pro-   lysiert. In einem zweiten Schritt wurden
ein dramatischer und gleichzeitig zu-          tektiven Effekt in einem klinisch relevanten    Überlebensversuche durchgeführt.
nehmender Organmangel. Um diesem               Grosstiermodel (Schwein) zu untersuchen,        Lebern der DCD-Gruppe zeigten hohe
Notstand zu begegnen versucht man zu-          bevor diese Therapie beim Menschen An-          Transaminasenwerte, keinen Gallefluss
sätzliche Spender zu identifizieren. Als       wendung finden kann.                            sowie histologisch eine diffuse Hepato-
potentielle Spender kommen daher unter         Schweinelebern wurden hierzu 60 Minu-           zytennekrose. Weiterhin bestanden eine
anderem Patienten mit Kreislaufstillstand in   ten nach Herzstillstand entnommen. Es           erhöhte Plättchenaggregation und eine
Betracht (sogenannte DCD-spender: dona-        wurden danach zwei Studiengruppen ge-           ausgeprägte Depletion des ATP- und Glu-
tion after cardiac death). Hochrechnungen      bildet. Zum einen wurden Lebern 7 Stun-         tathiongehalts des Lebergewebes. Es kam
ergaben diesbezüglich, dass solche Spen-       den statisch und kalt in Celsior gelagert       zum Leberversagen und Tod aller Tiere
der die Anzahl aller verfügbaren Organe        (DCD Gruppe). In einer zweiten Gruppe           dieser Gruppe innerhalb von 6 Stunden.
um bis zu 20% erhöhen könnten. Bisher ist      wurde nach identischer Entnahme und             Im Gegensatz dazu fand sich in der HOPE-
deren Verwendung jedoch im Bereich der         Lagerungsperiode in der letzten Stunde          Gruppe eine Erholung der Leberfunktion
Lebertransplantation stark limitiert durch     der Konservierung eine 1-stündige Ma-           sowie eine deutliche Verringerung des Ge-
den ausgeprägten ischämischen Schaden.         schinenperfusion (HOPE) durchgeführt.           webeschadens. Darüber hinaus konnten
Methoden zur Optimierung sind deshalb          Anschließend wurde in beiden Gruppen            alle Tiere dieser Gruppe extubiert werden.
von großem klinischem Interesse.               eine orthotope Lebertransplantation durch-      Dies ist die erste Grosstierstudie, die einen
Unsere Arbeitsgruppe zeigte in früheren        geführt. In einem ersten Schritt wurden die     Schutz schwerst ischämisch-beschädigter
Arbeiten am Rattenmodell, dass eine hy-        Tiere während 6 Stunden nach Reperfusi-         Lebern mittels kalter oxygenierten Maschi-
potherme oxigenierte Perfusion (HOPE)          on in Narkose gehalten. Das Ausmaß des          nenperfusion zeigt.
am Ende einer kalten Lagerung schwer be-       Gewebeschadens (Transaminasen, ATP,
schädigte DCD-Lebern bezüglich Reperfu-        Glutathion, Histologie) und die Leberfunk-      De Rougemont O, Clavien PA, Dutkowski P et al.;
sionsschaden und Funktion schützt.             tion (Gallenfluss, Gerinnung) wurden ana-       Ann Surg. 2009;250:674-83)

  Etablierung eines Kleintier-MRI für die Forschung
             Rolf Graf, rolf.graf@usz.ch

Die hoch spezialisierte intra-vitale Bildge-   co-biliären Chirurgie sein könnten. Es wur-     neben musste ein geeigneter Stand-
bung macht vor der Grundlagenforschung         de deshalb ein eigenes Projekt Kleintier-       ort gefunden werden, der einen leich-
nicht halt. Vor einigen Jahren wurde uns       MRI in Angriff genommen. Als erstes mus-        ten Zugang zu den Tieren erlaubt, aber
bewusst, dass die diagnostischen und           ste die Finanzierung gesichert werden,          vor allem auch den Sicherheitsanfor-
analytischen Möglichkeiten der Darstel-        was einerseits mit einem ‚matching’ Grant       derungen genügte. Letztere wurden in
lung von inneren Organen auch eine             vom Schweizerischen Nationalfonds er-           Zusammenarbeit mit dem technischen
grosse Chance für die Forschungsbemü-          reicht wurde, andererseits mit der Finan-       Dienst, dem kantonalen Baudepartement
hungen im Bereich der hepato-pancreati-        zierung durch den Einrichtungskredit. Da-       und einer externen Firma gewährleistet.

                                                                    9
surg.ch
Der Umbau der zur Installation des MRI                                                        unterstützen.
notwendigen Räume begann im Novem-                                                            Mit der Etablierung dieses Systems hof-
ber 2008 im Biologischen Zentrallabor.                                                        fen wir einen Beitrag zur Verbesserung
Das MRI wurde Ende Januar 2009 gelie-                                                         des Forschungsumfeldes beigetragen zu
fert, installiert und nach einigen Nachbes-                                                   haben, was nicht nur uns, sondern auch
serungen konnte das System im März in                                                         allen anderen interessierten Arbeitsgrup-
Betrieb genommen werden. Inzwischen                                                           pen zugute kommen soll.
wird das Kleintier-MRI rege benutzt. Für
uns interessant ist die Volumetrie der
Leber nach einer Resektion zur Unter-
suchung der Regeneration. Da das MRI
für das Tier nicht belastend ist, können
wir mehrere Messungen am gleichen Tier
über eine bestimmte Beobachtungsperio-        suchungen benutzt. Andere Forschungs-
de vornehmen. Dies hat den Vorteil, dass      gruppen sind z.B. an Schädigungen des
man repetitive Messdaten vom gleichen         Gehirns interessiert. Das Gerät steht allen
Tier erhält und damit auch Tiere sparen       Forschungsgruppen am USZ zur Verfü-
kann. Neben unserem Fokus in der Le-          gung, die mit einem kleinen Beitrag zur
ber, wird das MRI auch für andere Unter-      Deckung der Betriebskosten das Gerät

  IVIS (In Vivo Imaging System)
              Christian E. Oberkofler, christian.oberkofler@usz.ch

Die komplexen Vorgänge der Tumorent-          hier aufgeführt ist ein Xenograft Modell,       und das Wachstum der Lebermetasta-
stehung und Ausbreitung (Metastasie-          bei welchem wir humane fluoreszierende          sen anhand der Signalintensität messen.
rung) sind trotz jahrelanger intensiver       Kolonkarzinomzellen über die Portalvene         Die Zunahme des Tumorwachstums ist in
Forschung noch nicht aufgeklärt. Die Be-      in die Leber von Nacktmäusen inokulieren        Abb. B deutlich zu erkennen.
obachtung des Tumorwachstums und die
Auswirkung möglicher therapeutischer
Substanzen auf den Tumor sind in der
Tumorforschung von entscheidender
Bedeutung. Das „In Vivo Biolumines-
cent Imaging“ erlaubt ein nicht invasives
Messen des Tumorwachstums und der
Metastasen im Tiermodell. Fluoreszieren-
de Tumorzellen werden dabei von einer
hochauflösenden Photokamera detek-
tiert und in ein Lichtsignal umgewandelt.
Die Intensität des Signals entspricht der
Anzahl der lebenden Tumorzellen und
korreliert mit der Grösse und Ausbreitung
des Tumors. Den Tieren werden subkutan
oder auch in ein Organ fluoreszierende
Tumorzellen injiziert und anschliessend       A: 3 Tage nach Inokulation von humanen Ko-      B: 10 Tage nach Inokulation.
                                              lonkarzonimzellen in die Portalvene von Nude-
mit dem IVIS zu beliebigen Zeitpunkten
                                              mäusen.
untersucht. So können dieselben Tiere
wiederholten Messungen unterzogen und
Tiere dadurch gespart werden. Das Ziel
dieser experimentellen in vivo Studien
ist es, ein profunderes Wissen und Auf-
schluss über das Tumorwachstum und der
Metastasen zu erlangen. Zudem können
Auswirkungen neuer therapeutischer Sub-
stanzen auf den Tumor und das Tier gete-
stet und genauestens untersucht werden.
In unserem Labor nützen wir das IVIS zur
Erforschung und Therapie von Tumoren                                                          D: Mausleber mit ausgedehnten Metastasen
bzw. Metastasen in der Leber. Als Beispiel    C: normale Mausleber.                           10 Tage nach Tumorzellinokulation.

                                                                  10
surg.ch
Erkenntnisse aus der klinischen Forschung

               Unterschiedliche Mor-                            Das Spitalvolumen                              Risikofaktoren für die
               talität bei stationären                          beeinflusst das Aus-                           Entstehung einer Pan-
               chirurgischen Eingrif-                           mass der Operation                             kreasfistel nach dista-
               fen                                              für Schilddrüsen-                              ler Pankreatektomie:
                                                                karzinome                                      Konsekutive Analyse
                                                                                                               von 100 Patienten
Ghaferi AA. et al haben an 84‘730 Patienten      Die Gruppe von Lifante JC. et al untersuchte   In einer retrospektiven Studie untersuchte
die Inzidenz der Morbidität und Mortalität       20‘140 Thyreoidektomien, davon 4006 Ope-       Yoshioka R. et al. die Morbidität und Mor-
untersucht. Hierfür wurden die Spitäler in       rationen aufgrund eines Karzinoms, von         talität anhand 100 konsekutiver Patienten
fünf Gruppen anhand der Mortalitätsrate          1999-2004. Die Untersuchung zeigte, dass       von 2001-2009, welche eine distale Pan-
(sehr tiefe bis sehr hohe Mortalität) einge-     das Risiko einer unilateralen Thyreoidekto-    kreatektomie erhielten. Die post-operative
teilt. Die Mortalität variierte zwischen 3.5-    mie bei Schilddrüsenkarzinomen bei Spitä-      Morbidität lag bei 65%, davon hatten 9%
6.9% in Spitälern mit sehr tiefer bis sehr ho-   lern mit einem niedrigen Operationsvolumen     eine schwerwiegende Komplikation (Grad
her Mortalität. Es konnte kein Unterschied       (weniger als 10 Thyreoidektomie pro Jahr)      IIIa und höher im Clavien-Dindo Score). Die
hinsichtlich der Inzidenz der gesamten           um 2.46 (95%-Konfidenz-Intervall (KI): 1.63-   Pankreasfistel trat in 50% der Patienten auf,
(24.6% vs. 26.9%) oder schwerwiegenden           3.71) und bei mittlerem Operationsvolumen      wobei diese in 23% auch klinisch relevant
(18.2% vs. 16.2%) post-operativen Kompli-        (10-99 Thyreoidektomie pro Jahr) um 1.56       erschien. Die Autoren ermittelten in der sta-
kationen zwischen den Spitälern mit sehr         (95%-KI: 1.27-1.92) erhöht ist gegenüber       tistischen Analyse drei unabhängige Risiko-
tiefer und sehr hoher Mortalität nachgewie-      Spitälern mit einem hohen Volumen von          faktoren, welche die post-operative Pankre-
sen werden. Jedoch eine beinahe zweifach         über 100 Thyreoidektomien pro Jahr. Zu-        asfistel begünstigten: Patienten jünger als
erhöhte Mortalität in Spitälern mit sehr ho-     sammenfassend konnte eine signifikante         65 Jahre (OR 2.96, 95% Konfidenz-Intervall
her Mortalität bei Auftreten von schwerwie-      Beziehung zwischen dem Spitalvolumen           (KI): 1.01-8.69, p=0.049), nicht-ligierter Duc-
genden Komplikationen (21.4% vs. 12.5%,          und der Entscheidung zu einer bilateralen      tus pancreaticus (OR 4.93, 95%-KI:1.28-
p
surg.ch
Neues aus unserer Klinik

                 Es freut uns Ihnen mit-                         Wir gratulieren Dr. med.        GEORG-FRIEDRICH-GÖTZ-PREIS 2009
                 teilen zu dürfen, dass PD                       Daniel Steinemann, Ober-
                 Dr. Markus K. Müller per                        arzt i.V. zur Wahl zum „Tea-
                 Anfang Juni 2010 zum                            cher of the Year 2009“. Dr.
                 Chefarzt der chirurgischen                      Steinemann ist seit Juli
                 Klinik des Kantonsspitals                       2009 Oberarzt i.V. und ar-
                 Frauenfeld gewählt wur-                         beitet bereits seit 2007 in
                 de. Dr. Müller ist seit 2009                    unserer Klinik.
Leitender Arzt, zuvor war er seit 2003 als
Oberarzt an unserer Klinik tätig. Wissen-
schaftlich und im Rahmen seiner Lehrtätig-
                                                Uns freut:
keit wird er auch in Zukunft unserer Klinik
weiterhin verbunden bleiben. Wir gratulie-
ren Herrn PD Dr. med. Markus K. Müller
zu dieser Berufung und neuen Herausfor-
derung. Gleichzeitig danken wir ihm ganz                                                         Am 22. Oktober 2009 wurde Dr. med.
herzlich für seinen grossen Einsatz in den                                                       Mickael Lesurtel der Georg-Friedrich-
letzten Jahren. Er hat wesentlich beim Auf-                                                      Götz-Preis der Universität Zürich verliehen.
bau der Klinik mitgearbeitet und auch zu                                                         Dieser Preis zeichnet junge Forscher für
deren Erfolg beigetragen.                                                                        aussergewöhnliche und innovative For-
                                                Wir gratulieren Dr. med. Olivier de              schung aus, welche an der Universität Zü-
                                                Rougemont und PD Dr. med. Philipp                rich durchgeführt wurde. Die Idee einer Stif-
                                                Dutkowski für den ersten Preis des Swiss         tung entstand, nachdem Georg Friedrich
                                                Transplant Research Awards für den wis-          Götz, ein Unternehmer aus Frankfurt/M,
                 Dr. Mickael Lesurtel er-
                                                senschaftlichen Beitrag „One Hour Hypo-          mehrere Male erfolgreich in Zürich operiert
                 hielt Ende Februar 2010
                                                thermic Oxygenated Perfusion (HOPE)              wurde. Die Stiftung wurde schliesslich 1969
                 die Förderungsprofessur
                                                protects nonviable Liver Allografts donated      gegründet.
                 vom Schweizer National-
                                                after cardiac Death“, welcher im Rahmen          Dr. Lesurtel wurde für seine Arbeit über
                 fonds (SNF). Diese Förde-
                                                des jährlichen Kongresses der Schweize-          einen neuen Mechanismus in der Leberre-
                 rungsprofessur ermöglicht
                                                rischen Nationalen Stiftung für Organspen-       generation ausgezeichnet, welche im La-
                 neben der klinischen Tä-
                                                de und Transplantation in Interlaken an die      bor von Prof. Clavien durchgeführt wurde.
                 tigkeit 50% der Zeit in For-
                                                beste wissenschaftliche Arbeit 2010 verlie-      Er konnte zeigen, dass das in Blutplättchen
schungsprojekte zu investieren. Die finan-
                                                hen wurde.                                       enthaltene Serotonin eine entscheidende
zielle Unterstützung dauert vier Jahre und
erlaubt den Aufbau eines eigenen Teams.                                                          Rolle in der Initiierung der Leberregenera-
Dr. Lesurtel ist der erste Chirurg, welcher                                                      tion spielt. Diese Erkenntnis, welche einem
diese Unterstützung erhält. Er wird damit                                                        seit langer Zeit bekannten Molekül eine
                                                                 Es freut uns Ihnen mittei-
an einem Projekt über reversible Pfort-                                                          neue Funktion hinzufügte, wurde in der
                                                                 len zu dürfen, dass Prof.
aderembolisationen bei Leberchirurgie                                                            Zeitschrift „Science“ publiziert (1). Die Er-
                                                                 Dr. med. Markus Weber
und -transplantation arbeiten. Wir wün-                                                          kenntnis über Blutplättchen und Serotonin
                                                                 per Oktober 2010 zum
schen Dr. Lesurtel viel Glück bei der be-                                                        während der Leberregeneration, trägt zum
                                                                 Chefarzt der chirurgischen
vorstehenden Forschungsarbeit und gratu-                                                         besseren Verständnis der Mechanismen in
                                                                 Klinik im Stadtspital Triemli
lieren ihm zur Förderungsprofessur.                                                              der Leberregeneration bei. Möglicherweise
                                                                 gewählt wurde. Prof. Weber
                                                                                                 öffnet sie auch Türen für neue Behand-
                                                                 war über 15 Jahre unserer
                                                                                                 lungsmethoden für Patienten, bei welchen
                                                Klinik und dem UniversitätsSpital Zürich
                                                                                                 grosse Leberresektionen indiziert sind.
                                                treu. Seit April 2009 war er als Chefarzt
                                                                                                 Der Georg-Friedrich-Götz-Preis 2009 wird
                 Dr. Ashraf M. El-Badry H.      der chirurgischen Klinik des Kantonsspi-
                                                                                                 geteilt mit Dr. rer. nat. Mathias Florian Hei-
                 Osman wurde per 1. Ok-         tals Schaffhausen tätig. Wir gratulieren
                                                                                                 kenwälder vom Institut der Neuropathologie
                 tober 2009 als HPB-Fel-        Prof. Weber für seine neue Berufung und
                                                                                                 für seine Arbeit über “Molekulare und zel-
                 low gewählt und ergänzt        Herausforderung und wünschen ihm auf
                                                                                                 luläre Mechanismen der Prionenvermeh-
                 das HPB- und Transplan-        seinem beruflichen und privaten Weg alles
                                                                                                 rung”.
                 tationsteam. Dr. Osman         Gute.
                 absolvierte sein Medizin-                                                       (1) Lesurtel et al. Science 2006; 312(5770):
                 studium an der Sohag                                                            104-7.
Universität in Ägypten. Anschliessend
absolvierte er seine Assistenzzeit in der
Chirurgie am Sohag Universitätsspital und
erlangte nach 6-jähriger Ausbildung den
Facharzt in Allgemeiner Chirurgie. Im Mai
2004 wechselte Dr. Osman an unsere Kli-
nik und arbeitete als Research Fellow im
Labor. Er untersuchte die Rolle von Stea-
tose bei Leberischämie und mögliche the-        Der 2007 erschienene Atlas of Upper Gas-
rapeutische Ansätze. Während dieser Zeit        trointestinal and Hepato-Pancreato-Biliary
erhielt er ebenfalls den Doktor der Medizin     Surgery wurde ins Russische übersetzt. Es
von der medizinischen Fakultät der Uni-         freut uns, dass nun eine grössere Leser-
versität Zürich. Wir wünschen Dr. Osman-        gruppe Zugang zum Atlas mit 950 lehr-
alles Gute in seiner neuen Tätigkeit.           reichen Bildern hat.

                                                                     12
surg.ch
 Workshop in Biostatistik und klinischen Studien
                                              Ksenija Slankamenac, ksenija.slankamenac@usz.ch
                                              Christian E. Oberkofler, christian.oberkofler@usz.ch
                                              Dimitri A. Raptis, dimitri.raptis@usz.ch

Mitte November 2009 haben wir zum er-                                                    wissenschaftliche Vorträge zur internatio-
sten Mal einen Workshop in Biostatistik                                                  nalen Studienregistrierungen, korrekten
und klinischen Studien für die Weiter-                                                   und effizienten Online-Literatursuche, Er-
bildung unserer Assistenzärzte/-innen                                                    stellung von Datenbanken mit anschlies-
durchgeführt. Die Organisatoren waren                                                    sender Übung in Excel und Access, zum
Christian E. Oberkofler, Dimitri A. Raptis                                               Studiendesign und zur Biostatistik mit
und Ksenija Slankamenac. Die wissen-                                                     anschliessenden Übungen und Einführ-
schaftlichen Beiträge wurden von Dimitri                                                 ung ins SPSS. Am Ende durften wir einen
A. Raptis, abgeschlossener Master in                                                     spannenden und informativen Vortrag von
Health Care Research Methods an der                                                      PD Dr. R. Graf zur korrekten Erstellung
London Queen Mary’s School of Medicine                                                   eines medizinischen Manuskriptes ge-
and Dentistry, und Ksenija Slankamenac,                                                  niessen.
in Ausbildung im PhD für klinische Epide-    anschliessende rege Diskussion zeigte
miologie und Biostatistik an der Universi-   die Wichtigkeit und Notwendigkeit eines     Zusammenfassend kann man von einem
tät von Amsterdam, präsentiert.              solchen informativen Vortrages sehr         erfolgreichen, spannenden und lehrrei-
Der Workshop wurde über 2 Tage an            klar auf. Im weiteren Verlauf folgten       chen Wochenende sprechen, sodass
einem Wochenende durchgeführt. Die                                                       wir diesen Workshop in Biostatistik und
maximale Teilnahme war aus organisa-                                                     klinischen Studien auch für das Jahr
torischen Gründen auf acht Teilnehmer                                                    2010 planen. Ziel für 2010 ist es, die
beschränkt. Jeder Teilnehmer erhielt ein                                                 Teilnehmerzahl auf maximal 15 Per-
zusammenfassendes Handout zu allen                                                       sonen zu vergrössern und auch externen
Vorträgen.                                                                               Assistenzärzten/-innen die Teilnahme da-
In einem ersten Vortrag präsentierte uns                                                 ran zu ermöglichen. Wir werden die näch-
Frau Prof. Dr. med. B. Beck-Schimmer,                                                    sten Kursdaten auf unserer Webseite
ehemalige Präsidentin und aktuelle Vize-                                                 http://www.dataandstats.com rechtzeitig
präsidentin der Ethikkommission für die                                                  veröffentlichen. Zudem wird für den näch-
operativen Fächer im Kanton Zürich, den                                                  sten Workshop eine Online-Registrierung
korrekten Weg für einen Ethikantrag. Die                                                 über diese Webseite möglich sein.

   Unsere Publikationen
   September 2009- März 2010

  Quality Assessment in Surgery:               Current and future trends in liver          Finding the right position: A three-
  Riding a Lame Horse.                         transplantation in Europe.                  year, single-center experience with
  Daniel D, Hahnloser D, Clavien PA.           Dutkowski P, De Rougemont O,                the „self-locating“ catheter.
  Ann Surg. 2010 Mar 10                        Müllhaupt B, Clavien PA.                    Bergamin B, Senn O, Corsenca A,
                                               Gastroenterology. 2010 Mar;                 Dutkowski P, Weber M, Wüthrich RP,
                                               138(3):802-9                                Segerer S, Pechula Thut M.
  Value of combined 6-[(18)F]fluoro-                                                       Perit Dial Int. 2010 Mar 12.
  dihydroxyphenylalanine PET/CT for
  imaging of neuroendocrine tumours.           Circulating tumor cells in gastrointe-      Biological modulation of liver
  Schiesser M, Veit-Haibach P, Muller          stinal malignancies: current tech-          ischemia-reperfusion injury.
  MK, Weber M, Bauerfeind P, Hany T,           niques and clinical implications.           de Rougemont O, Dutkowski P,
  Clavien PA.                                  Lurje G, Schiesser M, Claudius A,           Clavien PA.
  Br J Surg. 2010 Mar 11                       Schneider PM.                               Curr Opin Organ Transplant. 2010
                                               J Oncol.;2010:392652                        Feb 1

                                                                 13
Sie können auch lesen