Thema Umwelt - Bauen für die Zukunft 2/2015 - Pusch
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Pusch-Wanderausstellung «Wasser – alles klar!» Die Ausstellung «Wasser – alles klar!» vermittelt spielerisch Wissenswertes rund ums Wasser und gibt konkrete Handlungstipps für den Alltag. Das Herzstück der Ausstellung sind sechs Experimente: Schöpfend, schaltend und waltend setzen sich die Besucherinnen und Besucher mit der Rolle des Wassers in unserer Gesellschaft auseinander. Die Ausstellung richtet sich an Erwachsene und Jugendliche ab 10 Jahren. Sie ist ein publikumswirk- sames Kommunikationsmittel für Umwelttage, Märkte, Messen oder für Anlässe in Wasserversor- gungen, Kläranlagen und anderen Betrieben. Auch für den Einsatz an Projekttagen in Schulen eignet sich «Wasser – alles klar!» optimal. Holen Sie «Wasser – alles klar!» zu sich! Informationen und Reservation: Mehmet Özcan, mehmet.oezcan@pusch.ch, 044 267 44 13 www.pusch.ch/wasserausstellung
Editorial | Thema Umwelt 2/2015 3 Inhalt Leitartikel Von Kühlschränken und Bauen für die Zukunft Marianne Stünzi 4 Gebäuden Wenn der Kühlschrank den Geist aufgegeben hat und wir ihn Bauen für die Zukunft ersetzen müssen, haben wir uns schon an den Gedanken Gesund und ökologisch bauen – warum und wie? 6 gewöhnt: Nicht nur der Anschaffungspreis ist wichtig. Auch die Barbara Sintzel Grösse muss passen und der Energieverbrauch spielt eine Rolle. Nachhaltig Bauen nach Schweizer Art 8 Joe Luthiger Was für Kühlgeräte mit einer Lebensdauer von rund zehn Jahren Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft 10 gilt, gilt erst recht für Gebäude mit einer Lebensdauer von Gene- Jules Pikali rationen. Entscheidend sind nicht allein die Investitionskosten, Planungswerkzeuge erleichtern die Umsetzung12 sondern die Kosten über den ganzen Lebenszyklus hinweg. Barbara Sintzel Menschen im Zentrum des nachhaltigen Dennoch finden sich in Kreditanträgen für Bauvorhaben in der Bauens14 Regel ausschliesslich die Investitionskosten für die Erstellung Thea Rauch und für einen allfälligen Landerwerb. Zu den Kosten, die der Sekundärrohstoffe im Hoch- und Tiefbau 16 Karl Vogler, Bruno Suter Betrieb mit sich bringen wird, schweigen sie sich meist aus. Das gilt erst recht für externe Kosten, die aus der Belastung von Standpunkte mwelt und Gesundheit resultieren. Diese kurzfristige Sicht U Kontroverse um die Sanierungspflicht verhindert nachhaltige und aus langfristiger Sicht wirtschaftliche für Altbauten 18 Thomas Ammann, Florian Brunner Bauprojekte. Beim Kauf eines neuen Kühlschranks stehen uns Topten, die Umweltschutz in der Gemeinde Energieetikette oder das Energy-Label als Entscheidungshilfe zur Ittigen setzt sich fürs Klima ein 20 Priska Messmer Verfügung. Für das nachhaltige Bauen und Sanieren sind es Freizeitangebote im Wald 21 erprobte Standards, die die Ziele vorgeben, und Merkblätter, die Chueky Dhidugong Asch sich direkt in Wettbewerbe oder Werkverträge einbinden lassen. Pusch aktuell Nachhaltiges Bauen ist zwar komplex, aber keine Hexerei. Wenn Mehr Natur in der Gemeinde – wir den Bodenverbrauch stoppen, die Energiewende ernst neh- die grosse Chance! 22 Kim Rüegg men und uns auf den Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft machen Pusch-Agenda24 wollen, führt kein Weg daran vorbei. … und ausserdem26 Marianne Stünzi Nächste Ausgabe Thema Umwelt 3/2015 stv. Geschäftsleiterin Pusch Klimaschutz in der Ernährung Erscheint Ende September 2015 Impressum Ausgabe 2/2015, Juni 2015 Herausgeber Praktischer Umweltschutz Schweiz Pusch, Hottingerstr. 4, Postfach 211, 8024 Zürich, Telefon 044 267 44 11, mail@pusch.ch, www.pusch.ch Redaktion Marianne Stünzi, Priska Messmer, Anja Stettin Satz und Bild Peter Nadler, Fällanden Druck Galledia AG, Flawil, klimaneutral gedruckt auf Rebello-Recyclingpapier Abonnement CHF 50.– pro Jahr, das Abo ist im Pusch- Mitgliederbeitrag inbegriffen Einzelpreis CHF 15.– Leserservice | Auf der Website von Pusch finden Sie weitere Informationen, Auflage 1800 Ex. Erscheint vierteljährlich Titelbild nützliche Adressen, Publikationshinweise und Links zum Thema «Bauen für die Eawag ISSN 2296-6315 Zukunft»: www.pusch.ch/dossier
4 Thema Umwelt 2/2015 | Leitartikel Andri Bryner, Eawag Nachhaltige Bauten machen die höheren Investitionskosten durch den geringeren Betriebsaufwand meist wieder wett. Das zeigt auch das Beispiel des Ver- waltungs- und Forschungsgebäudes Forum Chriesbach der Eawag in Dübendorf, das zahlreiche Preise gewonnen und internationale Beachtung gefunden hat. Bauen für die Zukunft Rund 15 Milliarden Franken investiert die öffentliche Hand jährlich in den Bau von Schulen, Kindergärten, Verwaltungsgebäuden oder Werkhöfen. Dabei beeinflussen Bodenverbrauch, Energiebedarf und Materialwahl die Umwelt erheblich. Mit zukunftsfähigen und ökologischen Bauten können Gemeinden ihre Verantwortung wahrnehmen, die Kosten optimieren und ihrer Vorbildfunktion gerecht werden. Wissen und Werkzeuge sind vorhanden. MARIANNE STÜNZI Wohn-, Geschäfts- und denen Ressourcen mit Mass zu nutzen, und Die Gesamtenergiebilanz ist wichtig Infrastrukturbauten überdauern Generationen. strebt eine global gerechte Verteilung an. Um Der Schweizer Gebäudepark beansprucht Sie sind eine wichtige Voraussetzung für die dieses Ziel bis ins Jahr 2150 zu erreichen, rund die Hälfte des gesamten Energiever- Funktionstüchtigkeit von Wirtschaft und Ge- müssen wir in der Schweiz den Primärenergie- brauchs und ist für rund 40 Prozent der CO 2- sellschaft. Wer heute baut, muss folglich eine bedarf in den nächsten 35 Jahren halbieren Emissionen verantwortlich. Entsprechend Vorstellung davon haben, wie wir in 30, 50 und die Treibhausgasemissionen um mehr als gross ist hier das Potenzial für Einsparungen. oder mehr Jahren wohnen, arbeiten und uns drei Viertel senken. Das gelingt nur, wenn wir Früh erkannt hat das der Verein Minergie. fortbewegen werden. Da sind langfristiges Energie effizienter nutzen, erneuerbare statt Vor zwanzig Jahren war Bauen im Minergie- Denken und Visionen gefragt. fossile Energie einsetzen und unsere Lebens- standard noch eine Pioniertat. Heute gehört Eine dieser Visionen ist die 2000-Watt-Ge- qualität nicht mehr länger an einen stetig es schon fast zum guten Ton. Rund ein Viertel sellschaft. Sie verfolgt das Ziel, die vorhan- steigenden materiellen Standard koppeln. aller Neubauten wird nach Minergiestandard
Dossier | Bauen für die Zukunft 5 erstellt. Diese Niedrigenergiebauten dürfen für Heizung, Warmwasser, Kühlung und Lüf- Ziele des nachhaltigen Bauens tung maximal drei Viertel der Energie und nur Gesellschaft Wirtschaft Umwelt halb so viel fossile Energie verbrauchen wie Gestalterische und Optimierung der Einsatz erneuerbarer Ressourcen gewöhnliche Bauten. Noch strenger sind die städtebauliche Quali- Lebenszykluskosten und effizienter Umgang mit nicht Auflagen bei den erweiterten Labels Miner- täten erneuerbaren Ressourcen gie-P (Niedrigstenergiebau) und Minergie-A Bauen für alle Marktfähigkeit Klimaschutz (Plusenergiebau). Individuelle Gestaltungs- Finanzierbarkeit und Effizienter Umgang mit Stoffen In eine Gesamtenergiebilanz gehört neben spielräume Handelbarkeit und minimieren der Schadstoff- der Betriebsenergie auch die graue Energie: konzentrationen diejenige Energie, die vom Abbau der Rohstoffe Räume für soziale Regionalökonomischer Minimieren der Umwelt über die Produktion der Baustoffe bis zur Fer- Kontakte Beitrag auswirkungen tigstellung des Gebäudes aufgewendet wurde. Gesundheit und Naturräume und Artenvielfalt Minimierte Untergeschosse, eine kompakte Wohlbefinden erhalten sowie Boden schützen Form sowie langlebige Konstruktionen und Nachhaltiges Bauen bezieht die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in Planung, Oberflächenmaterialien wirken sich günstig Bau und Betrieb mit ein und berücksichtige den gesamten Lebenszyklus einer Immo- aus. Auch die Wahl der Baustoffe ist entschei- bilie von der Planung bis zum Rückbau. (Quelle: NNBS) dend. So enthalten beispielsweise aus Erdöl hergestellte Polystyrolplatten wesentlich mehr graue Energie als mineralische Steinwolle oder gar Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen wie Weichfaserplatten. Wahl der Baumaterialien. Diese sollten zudem kauf von Bauland oder Baurechtsverträge las- Einen positiven Einfluss auf die graue Ener- möglichst frei von Schadstoffen sein. Kom- sen sich an entsprechende Auflagen knüpfen. gie hat auch der Einsatz von Recyclingbaustof- pakte Baukörper helfen, den Bodenverbrauch Dasselbe gilt für Gestaltungs- und Sondernut- fen. Deren Aufbereitung verbraucht weniger in Grenzen zu halten, und eine naturnahe zungspläne, die es erlauben, von der regulären Energie als die Produktion von Primärbau- Umgebungsgestaltung fördert die Biodiversi- Bauordnung abweichende Rahmenbedingun- stoffen. Zudem helfen sie, die natürlichen tät. Mit in die Betrachtung gehört auch der gen zu definieren. Rohstoffe zu schonen und Deponieraum zu Standort, der möglichst gut durch den öffent- Mit verschiedenen Standards, Labels, Merk- sparen. In die Welt der Märchen gehört hin- lichen Verkehr erschlossen sein sollte. blättern und weiteren Hilfsmitteln steht öffent- gegen das gängige Vorurteil, dass Anlagen zur ▸ ▸ Schadstofffreie Materialien und eine qua- lichen und privaten Bauherren eine breite Gewinnung von Sonnenenergie viel graue litativ hochwertige Umgebung wirken sich Palette an erprobten Werkzeugen für eine Energie binden: Bei Sonnenkollektoren ist die gleichzeitig positiv auf die Gesundheit und das erfolgreiche Planung und Realisierung zur Ver- graue Energie bereits nach zwei Jahren, bei Wohlbefinden der Nutzerinnen und Nutzer fügung. Wichtige Erfolgsfaktoren sind zudem Photovoltaikanlagen der heutigen Generation aus. Aus gesellschaftlicher Sicht wichtig sind klare und überprüfbare Vorgaben in einer mög- nach drei Jahren kompensiert. zudem eine gute architektonische Gestaltung, lichst frühen Projektphase, der rechtzeitige Eine Gesamtenergiebilanz unter Berücksich- Räume für soziale Kontakte, ausreichendes Einbezug ausgewiesener Fachexperten und tigung der grauen Energie kann auch als Ent- Tageslicht und der Schutz vor Lärm und -planer sowie ein Qualitätsmanagement. scheidungshilfe dienen, wenn es darum geht, Strahlung. Gemeinden nehmen für das nachhaltige ein bestehendes Gebäude zu sanieren oder ▸ ▸ Aus wirtschaftlicher Sicht schliesslich steht Bauen eine Schlüsselrolle ein. Pusch unter- einen Ersatzbau zu realisieren. Ersatzbauten die Optimierung der Lebenszykluskosten stützt sie dabei mit praxisnahen Kursen, die aus Gründen der Energieeffizienz sind nicht von der Erstellung über den Betrieb bis zum erprobte Labels und Standards vorstellen und in jedem Fall sinnvoll, denn mit dem Abriss Rückbau im Zentrum. Dabei zeigt sich, dass anhand von Praxisbeispielen Stolpersteine und geht viel graue Energie verloren. Gleichzeitig nachhaltiges Bauen die allenfalls höheren In- Erfolgsfaktoren beleuchten. Der nächste Kurs können Ersatzbauten zum Verlust kultureller vestitionskosten durch tiefere Betriebskosten wird 2016 stattfinden. und sozialer Werte führen. Diese Werte müs- nach wenigen Jahren kompensiert. Mit der Links und weitere Infos: sen jedoch zwingend in die Abwägung der Wahl einheimischer und erneuerbarer Mate- www.pusch.ch/dossier www.pusch.ch/agenda verschiedenen Interessen einfliessen. rialien und Energieträger leistet nachhaltiges Bauen zudem einen Beitrag zur regionalen Alle Dimensionen der Nachhaltigkeit Wertschöpfung. berücksichtigen Nachhaltiges Bauen geht aber über die Reduk- Die öffentliche Hand als Vorbild tion des Energieverbrauchs hinaus. In eine Die öffentliche Hand tätigt mit jährlich 15 Mil- Gesamtbetrachtung gehören Kriterien aus liarden Franken mehr als ein Viertel der allen drei Nachhaltigkeitsdimensionen: gesell- gesamten Bauinvestitionen in der Schweiz. schaftliche, wirtschaftliche und ökologische Mit nachhaltigem Bauen können Städte und (siehe Tabelle). Gemeinden ihre Vorbildrolle und ihre Verant- ▸ ▸ Aus Umweltsicht stehen der Einsatz erneu- wortung gegenüber der Bevölkerung, den Be- erbarer Ressourcen und der sparsame Einsatz nutzerinnen und Benutzern und der Umwelt Marianne Stünzi, stv. Geschäftsleiterin, von nicht erneuerbaren Ressourcen im Vorder- wahrnehmen. Pusch, Postfach 211, 8024 Zürich, grund. Das gilt sowohl für die Versorgung des Das gilt nicht nur für die gemeindeeigenen 044 26744 72, www.pusch.ch, Gebäudes mit Energie und Wasser wie für die Neubauten oder Sanierungen. Auch der Ver- marianne.stuenzi@pusch.ch
6 Thema Umwelt 2/2015 Gesund und ökologisch bauen – warum und wie? Gesundes und ökologisches Bauen bietet Vorteile für die Umwelt und die Menschen, die in den Gebäuden arbeiten oder wohnen. Es nützt aber auch den Eigentümern, weil die Gebäude qualitativ meist besser, wertbeständiger und im Betrieb günstiger sind als konventionelle. Damit diese Vorteile zum Tragen kommen, muss ein Projekt von Anfang an richtig aufgegleist und konsequent durchgezogen werden. BARBARA SINTZEL Die Art und Weise, wie ge- guten und behaglichen Innenraumklima. Das tiges Bauen die Emission von Schadstoffen. baut wird, hat grossen Einfluss auf die Umwelt ist insofern wichtig, als wir – je nach Quelle – Diese Vorteile gelten über den gesamten und die Menschen, die sich in den Gebäuden durchschnittlich 80 bis 90 Prozent unseres Lebenszyklus, also vom Bau, über den Betrieb aufhalten. Insofern müsste das gesunde und Lebens in Gebäuden verbringen. Zu einem bis zum Rückbau. ökologische Bauen heute eigentlich der Nor- guten Innenraumklima tragen unter anderem malfall sein. Die Wirklichkeit sieht aber anders schadstoffarme Materialien, optimale Tages- Konzepte sind vorhanden aus. Viele Baumaterialien enthalten noch Be- lichtverhältnisse und geringe Lärm- und Strah- Nachhaltiges Bauen hat zuweilen noch den standteile, die zu gesundheitlichen Problemen lenbelastung bei. Ruf, besonders komplex und aufwendig zu führen können, schwierig zu entsorgen sind Den Eigentümern bringen nachhaltige Ge- sein. Die Praxis zeigt, dass es zwar eine oder Gewässer belasten. Zu oft noch werden bäude eine bessere Wirtschaftlichkeit und eine anspruchsvolle, aber durchaus lösbare Auf- Gebäude gebaut, die unnötig viele Ressourcen höhere Wertbeständigkeit. Ein wesentlicher gabe ist, sofern es systematisch betrieben verbrauchen, in die zu wenig Tageslicht dringt, Grund hierfür ist die höhere Flexibilität, die wird. Und: Nachhaltig Bauen braucht ein die nicht richtig gelüftet werden können oder ein nachhaltiges Gebäudekonzept mit sich Qualitätsmanagement. Lärm unzureichend dämmen. bringt. Auch führt die intensive Auseinander- Mittlerweile stehen Planern, Bauherrschaf- Viele Risiken für Gesundheit und Umwelt setzung mit Materialien, ihrer Zusammenset- ten, Architektinnen und Architekten bewährte lassen sich bereits durch eine Planung redu- zung, Herkunft und Verarbeitung dazu, dass Konzepte und Hilfsmittel zur Verfügung, auf zieren, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet Konstruktionen von Grund auf durchdacht die sie in allen Phasen eines Projekts zurück- ist. Nachhaltiges Bauen ist aber mehr als die sind. Das verlängert die Lebensdauer des greifen können. In der Praxis hat es sich als Summe einzelner Massnahmen. Vielmehr Gebäudes. Zudem kann davon ausgegangen sinnvoll erwiesen, schon früh in der Planung geht es darum, eine Gesamtsicht auf ein Pro- werden, dass das Risiko für spätere Schadstoff- respektive im Wettbewerb eine ausgewie- jekt zu erhalten. sanierungen sinkt. sene Fachperson für das nachhaltige Bauen Nachhaltige Gebäude schonen die Umwelt. beizuziehen. Mehrwert für alle Sie verbrauchen weniger Ressourcen als kon- Eine umfassende Sammlung an Planungs- Dies generiert Mehrwert für Nutzer, Eigen- ventionelle Bauten. Dies betrifft sowohl den werkzeugen steht auf der Internetplattform tümer und Umwelt: Die Nutzer nachhaltiger Landverbrauch als auch den Rohstoff- und des Vereins Eco-Bau gratis zur Verfügung Gebäude profitieren beispielsweise von einem Energiebedarf. Zusätzlich reduziert nachhal- (siehe Beitrag Seite 12). Mit Minergie-Eco existiert seit 2006 ausserdem ein erprobtes Zertifizierungssystem, mit dem man sich die ökologischen und gesundheitlichen Leistungen Einflussfaktoren des Innenraumklimas in Form eines Labels bestätigen lassen kann. Inzwischen sind schon mehr als 1500 Ge- len … Schim me Biologische bäude in der Schweiz nach diesem Standard Faktoren zertifiziert. Wer nach Minergie-Eco baut, er- nel ilz hält im Rahmen des Zertifizierungsprozesses io lp ,M eg il b e n, L de … F or m ald Chemische Tageslicht zudem Unterstützung und Rückmeldungen Faktoren durch die Zertifizierungsstellen. Hierzu ge- ozi … Lic Bi te eh li c yd , el k h inf a ll, A u s b , Lö s e m it t hören etwa die Kontrolle von Berechnungen, Auskünfte zu Baumaterialien, Checklisten, L … Gesundes stichprobenhafte Baustellenkontrollen oder uf Innenraumklima z Raumluftmessungen. Das alles verbessert die tw enschut Das Innenraum- Fasern e c h s e l, L Klimatische klima von Gebäu- Stäube Qualität am Bau ganz allgemein. Faktoren den wird durch nn … Fe ns So tf t u viele verschiedene eu c h tig keit , es An den richtigen Schrauben drehen f tau i b, A s b Faktoren beein- Wie nachhaltig ein Gebäude am Ende sein flusst. Jeden von wird, entscheidet sich bereits früh in der Pla- ihnen gilt es in allen Lärm Strahlung nung. Am Anfang von Projekten sind bekannt- … Ver k Phasen des Baus tik lich die Einflussmöglichkeiten und Freiheiten … Ra und im Betrieb zu eh on us slä ak o d g r , El kontrollieren. rm, Raum ektros m am grössten. Deshalb sollte ein Projekt schon
Dossier | Bauen für die Zukunft 7 früh an folgenden Kriterien gemessen und optimiert werden: Eco-Bau ▸ ▸ Kompaktheit und Flächeneffizienz: Kom- Im Verein Eco-Bau haben sich Bauämter des Bundes, von Kantonen und Städten pakte Baukörper haben ein günstiges Ver- sowie Organisationen wie die Koordination der Bauorgane des Bundes (KBOB) hältnis von Gebäudeoberfläche zu Geschoss und die Schweizerische Zentralstelle für Baurationalisierung (CRB) zusammenge- fläche. Dies reduziert in der Regel nicht schlossen. Zurzeit sind es rund 60 Mitglieder. Im Zentrum der Vereinsaktivitäten nur den Betriebsenergieverbrauch, sondern stehen die Entwicklung und die Verbreitung von Planungswerkzeugen für eine nachhaltige, ökologische und gesunde Bauweise. Über seine Website und mit auch die zu verbauende Materialmenge und Weiterbildung fördert Eco-Bau die breite Anwendung der Planungswerkzeuge damit die Baukosten und die Umweltbelas- durch öffentliche und private Bauherrschaften, durch Planende und weitere tung. Neben der Kompaktheit spielt auch die interessierte Kreise. Flächeneffizienz eine Rolle. Hier gilt es, den Weitere Informationen: www.eco-bau.ch Raum optimal zugunsten der Nutzenden zu gestalten und Restflächen, die kaum sinnvoll genutzt werden können, zu vermeiden. ▸ ▸ Topografie und Untergeschosse: Die Platzie- rung des Gebäudes in der Topografie bestimmt klares Steigzonenkonzept und eine geeignete zu Wärmeverlusten führen. Durch den opti- die Menge der Erdbewegungen und des Aus- Anbindung an Technikräume. Die gewählte malen Einsatz von Tageslicht lässt sich auch hubs. Der zu transportierende Aushub und Tragkonstruktion soll Flexibilität für spätere der Anteil an Kunstlicht reduzieren. die grosse Masse der nötigen Baustoffe für Veränderungen am Sekundärsystem bieten. ▸ ▸ Schallschutz: Lärm ist ein grosses umwelt- Untergeschosse belasten die Umwelt stark. Bei Bestimmend sind Raster, Geschosshöhen, Ge- medizinisches Problem. Deshalb ist ein konse- der Planung muss deshalb schon früh geprüft bäudetiefen und Lasten. quenter Schallschutz nach aussen, aber auch werden, ob das Volumen der Untergeschosse ▸ ▸ Baustoffe richtig wählen und Schadstoffe ver- zwischen den Nutzungseinheiten wichtig. Bei reduziert werden kann, beispielsweise durch meiden: Die Herstellung von Baumaterialien erhöhten Schallschutzanforderungen muss das Verlagern von Räumen in oberirdische oder Stoffen, die beim Bau eingesetzt werden, die Anordnung der lärmempfindlichen Räume Geschosse. Dies senkt in den meisten Fällen beeinflusst die Umwelt stärker als gemeinhin optimiert werden. Wichtig in diesem Zusam- auch die Erstellungskosten. angenommen. Hier hilft die Ökobilanzierung menhang sind zudem eine sorgfältige Planung ▸▸ Statisches Konzept und Nutzungsflexibilität: von Bauteilen mit, Konstruktionen bezüglich von Fassade und Haustechnik sowie geeignete Mit einfacher Tragstruktur und geradliniger grauer Energie und Umwelteinflüssen zu opti- Massnahmen beim Trittschall. Lastabtragung über alle Geschosse können die mieren. Durch richtige Materialwahl schützt ▸ ▸ Ausrüstung und Haustechnik: Heute werden tragenden Elemente minimal dimensioniert man ausserdem die Nutzenden vor gesund- Gebäude aus bauphysikalischen und energe werden. Das spart Material und Kosten. Im heitlichen Risiken wie etwa durch Lösungs- tischen Gründen sehr luftdicht gebaut. Umso Hinblick auf spätere Nutzungsänderungen mittel- oder Formaldehyd-Emissionen. wichtiger ist ein angemessenes Lüftungskon- sollte die Tragstruktur Umgestaltungen ohne ▸ ▸ Tageslicht nutzen: Durch die optimale Ver- zept. In vielen Fällen sind Lüftungsanlagen mit Anpassungen erlauben. sorgung mit Tageslicht entstehen helle und Wärmerückgewinnung eine sinnvolle Lösung. ▸ ▸ Nutzungsdauer der Bauteile: Eine geeignete freundliche Räume, die sich positiv auf Ge- Bei Minergie-Eco sind sie Pflicht. Die Leitun- Systemtrennung ermöglicht einfache und effi- sundheit und Wohlbefinden der Nutzenden gen solcher Anlagen sollen möglichst kurz ziente Instandhaltungs- und Instandsetzungs- auswirken. Dabei gilt es, den optimalen Fens- bleiben und müssen gut zu reinigen und zu arbeiten durch gute Zugänglichkeit und Tren- teranteil an der Fassade auszuloten: Zu viele warten sein. Auch der planerischen Reduktion nung der Bauteile. Hierfür braucht es ein Fenster können zu Blendung oder im Winter von Elektrosmog, dem radonfreien, dem was- sersparenden Bauen wie auch der Reduktion des Legionellen-Risikos gilt es Rechnung zu tragen. Richtig verstanden und betrieben nützt hanneshenz.ch nachhaltiges Bauen nicht nur der Umwelt und den Menschen. Es bringt auch handfeste wirtschaftliche Vorteile. Von Anfang an gilt es aber, an den richtigen Stellschrauben zu drehen und im weiteren Verlauf auch immer wieder zu überprüfen, wo man steht. Nur so kann nachhaltiges Bauen wirklich gelingen. Die entsprechenden Konzepte und Instru- mente sind vorhanden. Links und weitere Infos: www.pusch.ch/dossier Barbara Sintzel, Geschäftsführerin Eco-Bau, Röntgenstrasse 44, 8005 Zürich, Gesund und ökologisch Bauen ist gerade bei öffentlichen Bauten wie beispielsweise der 044 241 27 22, www.eco-bau.ch, Sprachheilschule Turgi wichtig. Architekten: Ernst Niklaus Fausch. barbara.sintzel@eco-bau.ch
8 Thema Umwelt 2/2015 Nachhaltig Bauen nach Schweizer Art Mit dem Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz wurde ein umfassendes Konzept geschaffen für die Planung und Ausführung von umwelt-, wirtschafts- und gesellschaftsverträglichen Bau projekten. In den nächsten Monaten wird der Standard nun um ein Label ergänzt – ein Bericht zum Stand der Dinge. JOE LUTHIGER Nachhaltiges Bauen ist ein Berrel Berrel Kräutler AG, Zürich Thema von nationaler Bedeutung. Deshalb wurde das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS) gegründet. Es ist wesentlicher Bestandteil der vierten Strategie «Nachhaltige Entwicklung» des Bundesrats und wird von Wirtschaft, öffentlicher Hand und Interessen- gruppen des nachhaltigen Bauens getragen. Mittlerweile zählt es bereits 100 Mitglieder. Das Netzwerk setzt sich übergreifend für die Förderung und die Koordination des nachhal- tigen Bauens in der Schweiz ein. Es versteht nachhaltiges Bauen als eine ganzheitliche, zukunftsfähige Entwicklung von Siedlungen und Infrastrukturen. Hier geht es also um das Bauwerk Schweiz mit seinen Einzelobjekten, Gebäudeparks und den Infrastrukturbau im Kontext von Quartier-, Stadt- und Raument- wicklung. Ziel des Netzwerks ist es, in Zusam- Das neue Verwaltungszentrum des Uvek an der Pulverstrasse 11 in Ittigen ist eines der Gebäude, die in der Pilotphase des SNBS zertifiziert wurden. menarbeit mit Wirtschaft, öffentlicher Hand, Bildung, Politik und Wissenschaft ein klares, schweizweites Verständnis des nachhaltigen Bauens zu etablieren. Zu diesem Zweck wurde im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE) tet als in der Schweiz, wo Wasser kein beson- «sicher» respektive «je nach Projekt» nach der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz ders rares Gut ist. SNBS zertifizieren lassen (siehe Abbildung 1). (SNBS) geschaffen, den das NNBS pflegt und Alles in allem bildet der SNBS erstmals 29 Prozent waren noch unentschlossen und weiterentwickelt. einen umfassenden Rahmen um die bestehen- 12 Prozent gaben an, sie würden keine Zertifi- den Werke und Instrumente zum nachhaltigen zierung nach SNBS anstreben. Nach Argumen- Noch ein Standard? Bauen in der Schweiz. Hierzu zählen unter ten für die Zertifizierung gefragt, wurden am Was ist nun das Besondere am SNBS und was anderem die Beiträge des SIA und des Vereins häufigsten das Umweltbewusstsein, die Repu- der Unterschied zu ausländischen und bereits Eco-Bau, die 2000-Watt-Gesellschaft oder Mi- tation des Gebäudeinhabers oder -betreibers länger bestehenden Standards respektive nergie. Sie alle bringt der SNBS in Einklang und der Mehrwert für die Nutzer genannt. Mit Labels? Zum einen baut der SNBS auf den und stimmt sie aufeinander ab. Damit ver- deutlichem Abstand folgten die finanziellen bewährten und bestehenden Schweizer Nor- ringert er den Aufwand für die Bauherrschaft Vorteile bei Verkauf oder Vermietung. men, Richtlinien und Empfehlungen der Fach- und deckt die Nachhaltigkeitskriterien effizi- Bei den Argumenten gegen eine Zertifizie- verbände auf und ist auf die hiesigen Baupro- enter ab. rung steht an erster Stelle die Meinung, dass es zesse abgestimmt. Allerdings gab es Aspekte bereits genügend Labels auf dem Markt gibt. der Nachhaltigkeit, für die vor der Schaffung Der Markt sagt ja Es folgen die Bedenken, dass der Mehrwert des SNBS faktisch wenig bis nichts vorhanden Um die Nachfrage für eine Zertifizierung nach einer Zertifizierung zu gering sei oder sie zu war. Hierzu gehört etwa die Beurteilung der einem derart umfassenden Standard abzu- viel Zeitaufwand oder Mehrkosten verursa- Artenvielfalt (vor und nach dem Bau) oder die schätzen, beauftragte das Bundesamt für Ener- che. Erwartungsgemäss darf ein Zertifikat bei Bewertung der Qualität öffentlicher Räume. gie im Sommer 2014 die Berner Fachhoch- grösseren Projekten mehr kosten. Ab einem Zum anderen nimmt sich der SNBS der Nach- schule mit einer Studie. Zielgruppe waren Investitionsvolumen von 10 Millionen steigt haltigkeitskriterien an, die für die Schweiz Architekten, Planer und Bauherrschaften. Die die Bereitschaft deutlich, höhere Zertifizie- besonders wichtig sind. Andere Labels gewich- 470 Teilnehmenden setzten sich zusammen rungskosten zu bezahlen. ten, ihrem geografischen Ursprung entspre- aus einer ausgewählten Stichprobe und aus Für die nächsten zwei bis fünf Jahre pro- chend, andere Themen stärker und weniger den Adressaten des NNBS-Newsletters. gnostizieren die Befragten bei Neubauten eine Schweiz-spezifisch. So wird in anderen Gegen- Wie die Resultate zeigen, würden heute stärkere Nachfrage nach einem SNBS-L abel den etwa der Wasserverbrauch anders gewich- 59 Prozent der Teilnehmer ihre Gebäude als bei An- und Umbauten. Am stärksten soll
Dossier | Bauen für die Zukunft 9 zur Verfügung stehen, das auf einem schweiz- Der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz weiten Verständnis des nachhaltigen Bauens Der Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz umfasst das Gebäude an sich und basiert, also dem SNBS. Um die geeignete Or- den Standort im Kontext seines Umfeldes. Ziel des neuen Standards ist es, die ganisation zu finden, wurde zwischen Dezem- drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt) gleicher ber 2014 und Ende Februar eine internationa- massen und möglichst umfassend in Planung, Bau und Betrieb mit einzubeziehen le Ausschreibung lanciert. Die eingegangenen und damit den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie phasengerecht zu be Angebote werden derzeit geprüft. rücksichtigen. Parallel zur Ausschreibung des Zertifizie- Basierend auf der Strategie für nachhaltige Entwicklung des Bundesrates wurden rungssystems wurde der Standard selbst über- die relevanten Ziele der Nachhaltigkeit einer Immobilie festgelegt und mittels arbeitet. Die Grundlagen hierfür lieferte neben geeigneter Kriterien und Indikatoren beschrieben. Die definierten Qualitätsziele der Marktstudie die Pilotphase, in deren Rah- sind ausgerichtet auf den Nutzen für Mensch und Gesellschaft, auf städtebau men Mitte letzten Jahres 28 Gebäude nach liche und architektonische Aspekte, auf die Optimierung und Steigerung der SNBS zertifiziert werden konnten. Insgesamt ökonomischen Potenziale eines Gebäudes sowie auf den Schutz der Umwelt. erwies sich dabei das Beurteilungssystem auf Vorerst ist eine Anwendung des Standards für die Nutzungsarten Wohnen Basis der drei Bereiche Ökologie, Ökonomie, (Mehrfamilienhäuser) und Büro/Verwaltung möglich. Der Standard lässt sich Gesellschaft mit den zugehörigen Themen als sowohl für Neubauten wie auch für bestehende Gebäude einsetzen. Hilfsmittel, sehr stabil und breit akzeptiert. Auch die Be- Normen und Richtlinien, die sich in der Praxis bewährt haben, sind wo immer möglich und sinnvoll in den SNBS integriert. urteilungskriterien zu den Themen wurden mehrheitlich als sinnvoll eingestuft. Die Pilotphase förderte aber auch wertvolle Erkenntnisse zutage, die halfen, den Standard NNBS-Marktstudie und die Beurteilungs-Tools zu verbessern Abb. 1: Eine Marktstudie 12% 11% ■ Ja, sicher und praxistauglicher zu machen. So zeigte zu einem Label nach SNBS zeigte, dass knapp 60 Pro- ■ Ja, je nach Projekt sich etwa, dass die Arbeit mit den Tools sehr zent der Befragten ihr 29 % ■ Eventuell zeitaufwendig sein kann. Die Messgrössen Projekt «sicher» oder «je 48 % ■ Nein, sicher nicht (Indikatoren) für die Beurteilung der Nach- nach Projekt» zertifizieren haltigkeit erwiesen sich teilweise als schwie- lassen würden. rig interpretier- und anwendbar und bezüglich der Bewertung nicht immer nachvollziehbar. Das äusserte sich beispielsweise darin, dass Duales System mit Standard und Label sich Verbesserungen an einzelnen Projekten nicht immer angemessen in der Gesamtbe- NNBS Vertrag Labelorganisation urteilung niederschlugen. Erwartungsgemäss kamen auch einige technische Mängel an den Organisation Abb. 2: Das neue Label Vorstand NNBS Tools selbst und in den zugehörigen Unter Nachhaltiges Bauen Schweiz wird von einer Fachkommission Fachstelle lagen zum Vorschein. eigens zuständigen Ein erstes Set von Verbesserungen wurde Organisation aufgebaut, in der Revision des Standards bereits bearbei- Produkt SNBS Bildet die LNBS vermarktet und Standard SNBS Basis Label LNBS tet. Mittlerweile ist die neue Version 1.5 ver- weiterentwickelt. öffentlicht, inklusive der überarbeiteten Ins- NNBS: Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS: Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz trumente. Mit der neuen Version wurde auch LNBS: Label Nachhaltiges Bauen Schweiz die Anwenderfreundlichkeit der Werkzeuge verbessert. Die nächsten Schritte sie im öffentlichen Bau sein, gefolgt von pri- Duales System mit Standard und Label Als Nächstes steht der Entscheid bezüglich der vaten Büro- und Verwaltungsgebäuden und Mit den Resultaten der Studie im Hintergrund Label-Organisation an. Der Zuschlag sollte bis dem Wohnbau. Eher klein dürfte hingegen die wurde beschlossen, ein Zertifizierungssystem im Frühsommer erteilt sein. Dann wird es da- Nachfrage aus Industrie und Gewerbe sein. auf Basis des SNBS zu lancieren. Hierzu gehört rum gehen, den Standard auf die nächste Ver- Knapp zwei Drittel der Befragten halten ein auch ein Label Nachhaltiges Bauen Schweiz sion zu heben, und parallel dazu, ein darauf Zertifikat für besonders relevant beim Verkauf (LNBS). Das Label wird aber nicht vom Netz- abgestimmtes Label zu entwickeln. Ziel ist es, von Gebäuden und bei der Vermietung oder werk Nachhaltiges Bauen Schweiz selbst be- Anfang 2016 die nächste Version des SNBS zu Kapitalanlage. trieben, sondern von einer eigens zuständigen veröffentlichen und das Label zu lancieren. Die Befragung lieferte zusätzlich viele Hin- Organisation. Mit diesem dualen System sollen Links und weitere Infos: weise auf Themen, die Anbieter eines SNBS- dem Markt gleichzeitig ein kostenloser Stan- www.pusch.ch/dossier Zertifizierungssystems besonders beachten dard und ein kostenpflichtiges Label zur Ver- sollten. Gewünscht wurden vor allem schlan- fügung gestellt werden (siehe Abbildung 2). ke, klare Prozesse, eine einfache, gute Hand- Die Label-Organisation wird das Zertifizie- Joe Luthiger, Geschäftsführer NNBS, habung der Informations- und Hilfsmittel und rungssystem aufbauen, pflegen, vermarkten Fraumünsterstrasse 17, 8022 Zürich, zielgruppenorientierte Schulungen und Wei- und künftig weiterentwickeln. Mit dem LNBS 043 466 55 86, joe.luthiger@nnbs.ch, terbildungen in unterschiedlichen Formen. soll dem Markt ein kommerzielles Produkt www.nnbs.ch
10 Thema Umwelt 2/2015 Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft Gebäude, welche heute erstellt werden, werden zu einem grossen Teil die Bausubstanz bis zum Ende des laufenden Jahrhunderts prägen und müssen den Anforderungen der 2000-Watt- Gesellschaft gerecht werden. Bauten, welche in Bezug auf Energieverbrauch die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft erfüllen, sind realisierbar und eine gute Investition. JULES PIKALI Im weltweiten Durchschnitt zeigen auf, dass die anspruchsvollen Ziele er- in der Bilanz seinen laufenden Energiebedarf verbraucht jeder Mensch rund 2200 Watt oder reicht werden können. Dazu zählen die Über- wird abdecken können. jährlich 19 300 Kilowattstunden (kWh) Primär bauung Suurstoffi in Rotkreuz oder das Schul- ▸ ▸ Steigerung der Effizienz: Durch eine leis- energie. In der Schweiz sind es 6300 Watt haus Eichmatt in Cham-Hünenberg. tungsfähige Wärmedämmung wird der Ener- (55 000 kWh pro Jahr) – in anderen Ländern giebedarf für das Raumklima minimiert. Eben- noch mehr, in Entwicklungsländern viel we- Gesamtheitliche Betrachtung so wichtig ist aber auch die Beachtung des niger. Die 2000-Watt-Gesellschaft ermöglicht Um die vorgegebenen Ziele zu erreichen, sind sommerlichen Wärmeschutzes. Hier können global eine gerechte, nachhaltige Entwicklung Anstrengungen in drei Richtungen erforder- bauliche Massnahmen und die erforderliche mit einem für die Schweiz deutlich tieferen lich: Speichermasse einen hohen Komfort sicher- Pro-Kopf-Verbrauch bei gleichzeitig begrenz- ▸ ▸ Nutzung von erneuerbaren Energien: Im stellen. Ein entscheidender Aspekt ist auch die tem CO 2-Ausstoss. Vordergrund steht die Solarenergie, kombiniert Tageslichtnutzung. In vielen Städten haben sich die Stimmbe- mit Umgebungswärme. Die deutlich gesunke- ▸ ▸ Steigerung der Suffizienz: Damit der im- rechtigten für den Weg in die 2000-Watt-Ge- nen Preise für Photovoltaikmodule und die mer höhere Raumbedarf pro Person die Ein- sellschaft entschieden. Das gilt beispielsweise zusätzlichen Farben und Einbaumöglichkeiten sparungen durch erneuerbare Energien und für die Städte Zürich, Luzern oder Zug. In der schaffen schier unbeschränkt Möglichkeiten eine bessere Effizienz nicht gleich wieder zu- Folge haben diese Städte Klimastrategien und für die Gestaltung der Bauvorhaben. Grund- nichtemacht, ist ein gewisses Mass an Selbst- einen Absenkpfad für den Energieverbrauch sätzlich kann davon ausgegangen werden, beschränkung erforderlich. Hierzu können formuliert (siehe Abbildung). Diese haben dass das Haus der Zukunft als Nullenergiehaus Bauherren und Projektverfasser massgebend Auswirkungen auf eigene Bauten und die Bauordnung. Energetisch vorbildliche Bauten Absenkpfad auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft Der SIA-Effizienzpfad Energie zeigt auf, wie 100 6300 W 8,7 t das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft für Ge- (100%) (100%) ■ Primärenergie (Watt) bäude erreicht werden kann. Dabei muss 80 ■ Treibhausgasemissionen (Tonnen) neben dem Energiebedarf für Raumklima und Warmwasser auch der Energiebedarf für 60 Prozent Licht und Apparate, die Mobilität und für die 3500 W Erstellung (graue Energie) mitberücksichtigt 40 (55%) werden. Bewertet werden der Verbrauch an 2000 W nicht erneuerbarer Primärenergie und der 20 (32%) 1,0 t 2,0 t (11%) CO 2-Ausstoss. Die Betrachtung erfolgt über (23%) den Lebenszyklus des Objekts, also mit der 0 Heute 2050 2150 Erstellung und dem Rückbau (siehe Tabelle). Für eine global gerechte, nachhaltige Entwicklung muss die Schweiz den Primärenergie- Mit dieser gesamtheitlichen Betrachtungs- bedarf und die Treibhausgasemissionen massiv senken. weise werden für die Architektur neue Frei- heiten geschaffen: So kommt beispielsweise der Gesamtbilanz einer Gebäudesanierung zugute, dass der Energiebedarf für die Erstel- Zielwerte für 2000-Watt-Gebäude lung zu grossen Teilen entfällt; entsprechend Primärenergie nicht erneuerbar Treibhausgasemissionen darf der Verbrauch im Betrieb etwas höher Wohnen Neubau Umbau Neubau Umbau sein. Wird ein Bauvorhaben realisiert, welches nicht optimal durch den öffentlichen Verkehr Richtwert Erstellung 110 MJ/m2 60 MJ/m2 8,5 kg/m2 5,0 kg/m2 erschlossen ist, muss dies durch einen klei- Richtwert Betrieb 200 MJ/m2 250 MJ/m2 2,5 kg/m2 5,0 kg/m2 neren Bedarf an Energie für Raumklima und Richtwert Mobilität 130 MJ/m2 130 MJ/m2 5,5 kg/m2 5,5 kg/m2 Licht kompensiert werden. Zielwerte 440 MJ/m2 440 MJ/m2 16,5 kg/m2 15,5 kg/m2 Entscheidend ist, die energetische Beurtei- Der SIA-Effizienzpfad Energie definiert den Primärenergiebedarf und die Treibhausgas- lung bereits zu Projektbeginn in der Entwurfs- emissionen über den gesamten Lebenszyklus von Neubauten und Sanierungen und phase zu beachten. Verschiedene Projekte schliesst auch die durch den Standort bedingte Mobilität mit ein.
Dossier | Bauen für die Zukunft 11 BHP Brugger + Partner AG In Kriens entsteht mit dem Schweighofpark das erste 2000-Watt-Areal der Zentralschweiz. beitragen. Möglichkeiten sind die gemein- pflichtet sich die Arealträgerschaft, wieder- Herstellungsprozesse bis zur Entsorgung ein- schaftliche Nutzung von Räumen (Gästezim- kehrende Überprüfungen durchzuführen. schliesslich der dazu notwendigen Transporte mer) oder Mehrgenerationenhäuser, die es er- Das erste 2000-Watt-Areal der Zentral- und Hilfsmittel. Sie wird auch als kumulierter, möglichen, den Platzbedarf den Bedürfnissen schweiz ist der Schweighofpark in Kriens: Auf nicht erneuerbarer Energieaufwand bezeich- der jeweiligen Lebenssituation entsprechend dem 67 000 Quadratmeter grossen Grund- net. In vielen bewährten Programmen (bei- flexibel anzupassen. stück ist ein urbanes, autofreies Zentrum mit spielsweise im Bauteilkatalog) ist die Berech- Wohnungen für rund 1800 Personen und nung integriert. Zertifikat für 2000-Watt-Areale Dienstleistungsflächen mit bis zu 1500 Arbeits- ▸ ▸ SIA-Merkblatt 2039 «Mobilität – Energie Nachhaltige Areale können sich mit dem Ener- plätzen geplant. Das städtebauliche Konzept bedarf in Abhängigkeit vom Gebäudestandort» : giestadt-Zertifikat für 2000-Watt-Areale aus- und die Gestaltungspläne wurden 2012, die Zweck dieses Merkblatts ist es, den Primär- zeichnen lassen. Die Methodik baut auf dem neuen Sonderbauvorschriften 2013 bewilligt. energiebedarf der Benutzermobilität aufzu- Energiestadt-Label und dem SIA-Effizienzpfad Im Sommer 2013 haben die Investoren begon- zeigen, der sich aus dem Gebäudestandort Energie für Gebäude auf. Die externe Über- nen, Architekturwettbewerbe über die ver- ergibt. Das Berechnungsverfahren basiert auf prüfung und Zertifizierung schafft zusätzliche schiedenen Baufelder auszuschreiben. Ziel ist den Ergebnissen des Mikrozensus zum Ver- Investitionssicherheit und lässt sich bei der es, das Areal bis ins Jahr 2020 fertigzustellen. kehrsverhalten. Vermarktung gegenüber Käufern oder Mietern ▸ ▸ Minergie-P, -A und Eco: Die verschiedenen einfach kommunizieren. Für die Behörden ist Werkzeuge und Hilfsmittel Minergie-Label erlauben eine Überprüfung der das Zertifikat ein wichtiges Argument, um zu Für die Projektierung von 2000-Watt-Bauten Projekte und Zertifizierung der Bauten. Miner- belegen, dass gewährte Ausnahmeregelungen stehen die entsprechenden Werkzeuge und gie-P und -A erfüllen aus energetischer Sicht wie eine erhöhte Ausnutzung oder andere Hilfsmittel bereit: die Vorgaben für 2000-Watt-Bauten. Hingegen Abweichungen von der Bauordnung im Rah- ▸ ▸ SIA-Empfehlung 112/1 «Nachhaltiges Bauen fehlen insbesondere die Anforderungen an die men eines Gestaltungs- oder Sondernutzungs- im Hochbau» : Die Empfehlung definiert in Mobilität. plans gerechtfertigt sind. einem umfassenden Kriterienkatalog die The- ▸ ▸ Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz Damit das Zertifikat bereits vor Baubeginn men des nachhaltigen Bauens, unterteilt in SNBS : Der Standard erlaubt eine umfassende öffentlichkeitswirksam genutzt werden kann, die Bereiche Gesellschaft, Umwelt und Wirt- Beurteilung der Nachhaltigkeit. Der umfas- erfolgt die Vergabe in zwei Stufen. In der schaft. Die Relevanz der einzelnen Kriterien sende Kriterienkatalog nimmt auch eine ver- ersten Stufe wird das Zertifikat «Areal in Ent- kann für jede Bauaufgabe frühzeitig verein- tiefte Beurteilung von gesellschaftlichen und wicklung» erteilt, welches eine quantitative bart werden. wirtschaftlichen Aspekten vor. Der Standard und eine qualitative Bewertung des Vorhabens ▸ ▸ SIA-Merkblatt 2040 «Effizienzpfad Energie» : wurde 2013 lanciert und wird nächstes Jahr vornimmt. Für die Gebäudekategorien Wohnen, Dienst- um ein Label ergänzt (siehe Beitrag Seite 8). Sobald mehr als die Hälfte der Gebäudeflä- leistungsbauten und Schulen definiert das Links und weitere Infos: chen den Nutzern übergeben ist, stellt das Zer- Merkblatt die Ziele für den Primärenergie- www.pusch.ch/dossier tifikat «Areal in Betrieb» sicher, dass sich auch bedarf und die Treibhausgasemissionen. Ein die Nutzung entsprechend den Zielvorgaben einfaches Tool erlaubt es, die Berechnung vor- im Toleranzbereich befindet. Bestandteile der zunehmen. Überprüfung sind die Bereiche Management- ▸ ▸ SIA-Merkblatt 2032 «Graue Energie von Ge- Jules Pikali, Energieberatungszentrale system, Kommunikation und Kooperation, bäuden» : Das Merkblatt legt die Berechnung Zentralschweiz, OekoWatt, 6343 Rot- Ver- und Entsorgung, Gebäude und Mobilität. der grauen Energie fest. Sie umfasst die vor- kreuz, 041 768 66 66, www.oekowatt.ch, Mit der Entgegennahme des Zertifikats ver- gelagerten Prozesse vom Rohstoffabbau über jules.pikali@oekowatt.ch
12 Thema Umwelt 2/2015 Planungswerkzeuge erleichtern die Umsetzung Für Gemeinden, die nachhaltig bauen wollen, gibt es für jede Bauphase nützliche und erprobte Hilfsmittel und Werkzeuge. Die meisten davon können gratis eingesetzt werden und viele wurden von öffentlichen Bauherren für öffentliche Bauherren entwickelt. BARBARA SINTZEL Die öffentliche Hand kon- Zentrale Anforderungen des nachhaltigen nung von Bauelementen unterschiedlicher trolliert etwa ein Drittel des Bauvolumens in Bauens, etwa solche, die auch konstruktive Nutzungs- und Lebensdauer (Systemtren- der Schweiz. Deshalb spielt sie als Bauher- Aspekte wie die Tageslichtführung und Anfor- nung). Das sind zwei Aspekte, die sich – richtig rin eine Schlüsselrolle im nachhaltigen Bau- derungen an das ökologische Gebäudekonzept angegangen – auch positiv auf die Investitions- en. Das hat vor mehr als zehn Jahren einige betreffen, sollten auch in das Wettbewerbs- und Lebenszykluskosten auswirken können. Baubehörden von Bund, Kantonen und Städ- programm einfliessen. Einige Hochbauämter Ausserdem führen die bei Minergie-Eco gefor- ten dazu veranlasst, den Verein Eco-Bau zu haben hierzu praktische Instrumente für derte Bilanzierung der grauen Energie und gründen mit dem Ziel, das nachhaltige Bau- die Beurteilung von Wettbewerbseingaben der Einsatz von Recycling-Beton zu einem en breit in der Bauwirtschaft zu verankern. entwickelt. sorgfältigen Umgang mit Ressourcen. Hierfür erarbeitet der Verein Empfehlungen, Alle für die Planung notwendigen Ins- entwickelt Planungswerkzeuge und vermittelt Standards erhöhen die Planungssicherheit trumente und Informationen inklusive des Informationen. Mit Minergie-Eco steht in der Schweiz ein O nline-Nachweisinstruments stehen auf der Öffentliche Bauherrschaften, Planer und umfassender Standard zum gesunden und Website www.minergie.ch zur Verfügung. Architektinnen finden auf der Web-Plattform ökologischen Bauen zur Verfügung. Er inte- Ein einfaches Cockpit gibt der Bauherrschaft www.eco-bau.ch eine ganze Palette von Pla- griert die Empfehlungen von Eco-Bau und die und den Planenden hier jederzeit einen Über- nungswerkzeugen für nachhaltiges Bauen, die Energiesparkonzepte von Minergie. Bestellt blick über den aktuellen Stand des Projekts. aufeinander abgestimmt sind und alle Projekt- eine Bauherrschaft Minergie-Eco, so erhält Das zweistufige Zertifizierungsverfahren sorgt phasen abdecken. Die meisten dieser Tools sie ein umfassendes System, das die Anlie- dafür, dass der Nachhaltigkeit während des können kostenlos genutzt werden. gen des gesunden und ökologischen Bauens gesamten Planungsprozesses genügend Auf- Wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung mit Qualitätsmanagement verknüpft. Zudem merksamkeit geschenkt wird. Die nach Voll- ist, dass die Ziele des nachhaltigen Bauens werden Leistungen hinsichtlich des nachhal- endung des Baus vorgenommenen Raum- früh in den Planungsablauf integriert werden, tigen Bauens mit einem Label ausgezeichnet. luftmessungen bestätigen, dass die Vorgaben also bereits bei der strategischen Projektpla- Zurzeit können unter anderem Verwaltungs- erfüllt wurden, und dokumentieren die Quali- nung. In dieser Phase sind die Möglichkeiten bauten, Schulen und Wohnhäuser zertifiziert tät des Innenraumklimas. zum Verringern von Umweltbelastung und werden. Ab 2016 werden auch Verkaufsflä- Kosten eines Gebäudes am grössten (siehe chen hinzukommen. Bauteile optimieren Abbildung). Erfahrungen haben gezeigt, dass Das Konzept von Minergie-Eco schafft ein Nachhaltiges Bauen erfordert beim Energie- es nützlich ist, zu diesem Zeitpunkt Projekt- gesundes, möglichst schadstofffreies Innen- bedarf eine Gesamtbetrachtung über den varianten hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit zu raumklima. Wer sich daran orientiert, erhält ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes. Damit beurteilen. Hierfür stehen verschiedene Nach- Räume, die gut mit Tageslicht versorgt und wird die graue Energie zu einer relevanten haltigkeitstools von Kantonen und Städten zur wirksam vor Schall geschützt sind. Bei der Grösse, die es zu optimieren gilt. Hierfür gibt Verfügung, beispielsweise der Nachhaltigkeits- Bauökologie liegt der Schwerpunkt auf dem es heute verschiedene Tools, die es ermög- kompass des Kantons Bern. ökologischen Gebäudekonzept und der Tren- lichen, neben Nachweisen für die Betriebs- energie auch die graue Energie von Bauteilen einfach zu ermitteln. Gängige Hilfsmittel sind etwa das Online-Werkzeug Bauteilkatalog Handlungsspielraum im Projektverlauf (www.bauteilkatalog.ch) oder die Software- Lösungen Thermo, Lesosai und Enerweb. Der Bauteilkatalog beispielsweise macht die relevanten ökologischen Informationen von Bauteilen zugänglich. Damit lassen sich Umweltbelastungen respektive die graue Energie von Konstruktionen bewerten. Die grafische Oberfläche erlaubt die Suche nach E nt sc heid un dem jeweiligen Bauteil und den verfügbaren g sspielr au m Ausführungsvarianten. Es können U-Werte (Wärmedurchgangskoeffizient) berechnet und Strategische Vorstudie Projektierung Ausschreibung Realisierung Bewirt- Planung schaftung Kennwerte wie Primärenergie, graue Ener- Nachhaltigkeit sollte früh im Projekt eingefordert werden. Der Handlungsspielraum gie, Umweltbelastungspunkte (UBP) oder der verringert sich mit jeder Projektphase. Treibhauseffekt abgerufen werden. Neben
Dossier | Bauen für die Zukunft 13 Minergie den Standardbauteilen der Gebäudehülle las- sen sich auch ergänzende Bauteile für Rohbau und Ausbau sowie mehrere Produktkataloge von Herstellern abrufen. Vom Bauteilkatalog gibt es drei Versionen: «Basic», «Pro» und «Expert». Die Nutzung der Basic-Version ist kostenlos. Sie bietet einen webbasierten, dynamischen Katalog. Die kos- tenpflichtigen Versionen «Pro» und «Expert» bieten zusätzliche Möglichkeiten, etwa die Berechnung von ökologischen Beurteilungs- Nach dem Minergie-Eco-Standard errichtete Häuser wie diese Kindertagesstätte grössen wie der fossilen Primärenergie und in Zollikofen verfügen über ein ökologisches Gebäudekonzept und ein gesundes Innenraumklima. des Eco-Indicators 99, welcher die Umwelt- relevanz über den gesamten Lebenszyklus in einer aggregierten Kennzahl ausdrückt. Nachhaltig materialisieren Praktische Vorgaben für die Projektierung und nende Materialien und Bauleistungen auszu- der Interessengemeinschaft privater professio- Ausschreibung mit ökologisch günstigen und schreiben. Die ökologische Beurteilung der neller Bauherren ( IPB) publizierten Empfeh- gesundheitlich unbedenklichen Materialien Materialien und Bauleistungen basiert auf lungen zu finden. Sie richten sich an öffent bieten die Eco-BKP -Merkblätter von Eco- einer einheitlichen und transparenten Metho- liche und private professionelle Bauherren und Bau. Die Blätter sind nach Baukostenplan- dik. Sie umfasst alle wesentlichen Umweltwir- unterstützen sie bei konkreten Fachthemen. Nummern ( BKP -Nummern) gegliedert und kungen während der gesamten Lebensdauer Alle Hilfsmittel auf dem Portal werden ständig mit dem Zusatz «Eco» gekennzeichnet. Sie der Materialien. Die Eco-Devis vergleichen verbessert und veränderten Rahmenbedingun- liefern nützliche Hinweise zu ökologischen verschiedene Materialien und Bauleistungen, gen angepasst. und gesundheitlichen Aspekten und weisen wie zum Beispiel Dämmmaterialien, die in Eco-Bau ist Gründungsmitglied des Netz- auf ökologisch besonders günstige Materialien etwa die gleiche Funktion erfüllen. Es gibt sie werks Nachhaltiges Bauen Schweiz (NNBS). (erste Priorität und zweite Priorität), Bauteile zu 41 Kapiteln des Normpositionenkatalogs Der Verein wird dort künftig die Federfüh- oder Prozesse hin. Materialien der ersten der Schweizerischen Zentralstelle für Bau rung für das gesunde und ökologische Bauen Priorität erreichen beispielsweise deutlich rationalisierung (CRB). innerhalb des Standards Nachhaltiges Bauen niedrigere Werte für graue Energie als ver- Bei der Realisierung eines Projekts ist es Schweiz (SNBS) übernehmen. Damit fliessen gleichbare Materialien ohne dieses Prädikat. wichtig, dass die Umsetzung der Massnah- die bisherigen Erfahrungen und Konzepte Materialien, die ökologisch weniger günstig men für nachhaltiges Bauen durch Kommu- auch in den neuen umfassenden Standard zum sind oder die Ausschlusskriterien von Miner- nikationsmassnahmen abgesichert wird. Hier nachhaltigen Bauen in der Schweiz ein. gie-Eco verletzen, sind mit «nicht empfohlen» haben sich beispielsweise Kickoff-Schulungen Links und weitere Infos: gekennzeichnet. mit Unternehmern und Hinweistafeln auf Bau- www.pusch.ch/dossier Seit 2014 baut Eco-Bau zusätzlich ein Ver- stellen mit den besonderen Anforderungen zeichnis mit Eco-zertifizierten Bauprodukten des jeweiligen Projekts bewährt. In den regel- auf. Damit trägt der Verein dem wachsenden mässigen Bausitzungen sollte das nachhaltige Bedarf an verlässlichen Informationen bezüg- Bauen als Traktandum nicht fehlen: Dort wer- lich der ökologischen und gesundheitlichen den die einschlägigen Themen praxisgerecht Eigenschaften von Produkten Rechnung. im Bauablauf eingespeist. So gelingt es der Bauleitung, bei kritischen Prozessen genügend Ausschreiben und realisieren präsent zu sein. Das Eco-Bau-Planungswerkzeug Eco-Devis unterstützt die Planenden dabei, ihre Bauleis- Laufende Weiterentwicklung tungen und Stoffflüsse in Bauprojekten nach- Neben diesen Hauptwerkzeugen sind auf Barbara Sintzel, Geschäftsführerin haltiger zu gestalten. Es ist auf den Einsatz in www.eco-bau.ch weitere Hilfsmittel wie die Eco-Bau, Röntgenstrasse 44, 8005 Zürich, Ausschreibungen ausgerichtet und ermöglicht gemeinsam mit der Koordination der Bau- und 044 241 27 22, www.eco-bau.ch, es, ohne zusätzlichen Aufwand umweltscho- Liegenschaftsorgane des Bundes (KBOB) und barbara.sintzel@eco-bau.ch
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