Zukunft des Wirtschaftsstandorts
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04 2021 In dieser Ausgabe mit Beilage > Gottlieber Spezialitäten AG Zukunft des Wirtschaftsstandorts Kanton muss in Innovationspotenzial investieren > Seite 4 Digital & Innovation Campus Thurgau Das Projekt nimmt konkrete Formen an > Seite 6 Beziehungen zur EU Erosion der Bilateralen ist keine Option für die Wirtschaft > Seite 28
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Editorial /3 Politische Ziele sind mit starken Allianzen besser zu erreichen Geschätzte Leserinnen und Leser, wieder eine vermisste Normalität zurück- Abwicklung der Quellensteuer im Kanton geschätzte Mitglieder der IHK Thurgau zubringen – und das ist gut. Zum Glück gibt Thurgau» für erheblich erklärt. Die IHK hat es aber auch ein Leben neben dem Virus. In sich zusammen mit dem Gewerbeverband Leider müssen wir uns nach wie vor mit Co- der vorliegenden Ausgabe unseres Mitglie- (TGV) dafür eingesetzt. Zudem stimmte das vid-19 beschäftigen – gesellschaftlich wie dermagazins widmen wir uns stark dem Bundesparlament in der Herbstsession auch politisch. Am 28. November wird das Thema Innovation. Der Thurgau gilt nicht endlich für die Aufhebung der Industriezöl- Schweizer Stimmvolk zum zweiten Mal als Hochburg für Innovation. Zu Unrecht, le. Dies führt zu finanziellen und administ- über ein Referendum zum Covid-Gesetz wenn man Produkte und Entwicklungen rativen Entlastungen, von welchen vor al- abstimmen. Im Juni wurde das Gesetz be- von Thurgauer Unternehmen betrachtet. lem KMU profitieren. Die IHK Thurgau hat reits mit über 60 % gutgeheissen. Es ist Jedoch braucht es in den kommenden Jah- zusammen mit anderen Wirtschaftsver- wichtig, dass die Mehrheit des Souveräns bänden während mehreren Sessionen wie- auch im November ein Ja zum Gesetz bzw. derkehrend darauf hingewirkt. Schliesslich ein Nein zum Referendum in die Urne legen hat sich die IHK zusammen mit dem TGV wird. Die IHK hat ebenfalls die Ja-Parole und dem Verband Thurgauer Landwirt- beschlossen und bestreitet mit einer brei- schaft (VTL) mit Bezug auf das kantonale ten Thurgauer Allianz die zugehörige Kam- Budget 2022 für eine Senkung des Steuer- pagne. Im Ja-Komitee sind neben der IHK, fusses von bisher 117 auf neu 107 Prozent dem Thurgauer Gewerbeverband, dem ausgesprochen. Aufgrund des grossen Thurgau Tourismus auch die Thurgauer Nettovermögens des Kantons, prall gefüll- Sektionen von FDP, SP, Die Mitte, Grüne, ter Fonds und stetig hohen Erträgen macht GLP und EVP vertreten. Dieser Schulter- es Sinn, so alle Thurgauer Steuerzahlerin- schluss der Vernunft ist beachtlich und nen und Steuerzahler zu entlasten. zeigt, dass sich ein Grossteil der Bevölke- Zum Schluss möchte ich darauf hinweisen, rung und der Wirtschaft hinter die beste- dass wir zusammen mit unseren Kollegin- henden Schutz- und Unterstützungsmass- nen und Kollegen der IHK St.Gallen-Appen- nahmen stellt. ren einen merkbaren Schub nach vorne, um zell das Thema «Bilaterale Verträge mit der Es ist ein wichtiges Zeichen, dass wir zu- den Anschluss nicht zu verlieren und das EU» wieder aufgenommen haben. Nach sammen auftreten, denn politische Gra- Image von Mostindien zu einem spannen- dem Abbruch der Verhandlungen zum Insti- benkämpfe und absurde Freiheitsdiskurse den Standort zu ändern, der smarte Köpfe tutionellen Rahmenabkommen durch den bringen uns in dieser Sache nicht weiter. Es anzuziehen vermag. Umso wichtiger ist es, Bundesrat im vergangenen Mai zeigen sich geht nur gemeinsam – gegen das Virus und dass wir das Innovationspotenzial des Kan- bereits erste negative Auswirkungen auf nicht gegen anders Denkende. Das Gesetz tons nun stärken und ausbauen. Innovative die Schweizer Wirtschaft. Der vom Bundes- ist vernünftig ausgestaltet und erlaubt so Unternehmerinnen und Unternehmer aus rat skizzierte Weg zu den Weiterentwick- viel mehr, als es in allen anderen Ländern dem Kanton, die Gründung des Innovati- lungen der Bilateralen Verträge ist ungenü- um uns herum der Fall ist. Sie dürften wis- onsparks Ost in St.Gallen und vor allem die gend und mutlos. Die export- und handel- sen, als liberaler Wirtschaftsverband sind Entwicklung des von der IHK angestosse- sorientierten Unternehmen, die einen wir bei den ersten, die Eingriffe des Staats nen Projekts «Digital & Innovation Campus grossen Teil zum BIP beitragen, brauchen in die Privatwirtschaft, unnötige Regulie- Thurgau» sind wichtige Elemente, um die Klarheit und Sicherheit, was den Zugang rungen und undemokratische Entwicklun- Standortattraktivität des Kantons weiter- zum europäischen Binnenmarkt anbelangt. gen an den Pranger stellen. Dabei haben zuentwickeln. Es muss uns gelingen, dieses mutmasslich wir auch die Massnahmen des Bundesrats Auf politischer Ebene hat die Arbeit der IHK «heisse Eisen» nun wieder in die Hand zu immer kritisch hinterfragt und werden dies in den vergangenen Monaten Früchte ge- nehmen und die innenpolitische Blockade auch weiter tun. Aber im vorliegenden Fall tragen. Im Grossen Rat wurde die Motion endlich zu überwinden. macht das Gesetz Sinn und es hilft uns, «Wirtschaftsfreundliche, unbürokratische Jérôme Müggler / Direktor IHK Thurgau
Schwerpunkt /4 Innovationsstandort Thurgau: ein Traum oder bald Realität? Der Thurgau gilt nicht als Hochburg für Innovation. Zu Unrecht, wenn man Produkte und Entwick- lungen von Thurgauer Unternehmen betrachtet. Jedoch braucht es in den kommenden Jahren einen merkbaren Schub nach vorne, um den Anschluss nicht zu verlieren und das Image von Mostindien zu einem spannenden Standort zu ändern, der smarte Köpfe anzuziehen vermag. Jérôme Müggler wichtig, dass wir im Thurgau beginnen, Fachkräftemangel und Abwanderung uns damit auseinanderzusetzen, für von Jungen Unlängst wurde in der Thurgauer Zei- was wir stehen wollen, für was der Kan- Für die Industrie- und Handelskammer tung die Diskussion darüber angestos- ton bekannt sein soll, was wir zu bieten Thurgau ist die Entwicklung des Wohn- sen, ob sich der Kanton Thurgau gegen haben und wie man das Ganze an die und Arbeitsorts Thurgau ein Schlüssel- aussen schlecht verkaufe und welche Restschweiz kommunizieren möchte. thema. Mit der Zukunftsagenda geben Symbolik dem Apfel für das Ländliche Genauso wie sich das mutmassliche wir uns zusammen mit der IHK St.Gal- zwischen Hörnli und Bodensee zukom- Apfel- oder Landwirtschaftsimage über len-Appenzell einen Ziel- und Orientie- me. Die Geschichte des ehemaligen Jahre entwickelt hat, wird eine Image- rungsrahmen für die Entwicklung der Untertanengebiets, das Fehlen eines korrektur oder eine Ergänzung des Bilds Kernregion Ostschweiz vor, in welcher urbanen Zentrums und das Selbstver- seine Zeit und den Effort einer koordi- der Thurgau eine zentrale Rolle spielt. ständnis von gewissen Teilen der Bevöl- nierten, strategisch ausgerichteten Verschiedene Zielkorridore helfen den kerung kann man in diesem Zusam- Kampagne benötigen. Diese muss vom Fokus auf relevante Entwicklungen zu menhang diskutieren. Es ist gut und gesamten Kanton getragen werden. legen. Dazu gehören die Stärkung eines
Schwerpunkt /5 innovationsfreundlichen Umfelds so- der in Forschung und Entwicklung täti- und Hochschulen auf. Er fokussiert auf wie die Förderung digitaler Kompeten- gen Personen, die Anzahl erfolgreicher die Innovationsschwerpunkte Gesund- zen. Beide sind unerlässlich, wenn es Startups, Unternehmensgründungen heit, Digitalisierung von Geschäftsmo- um die Weiterentwicklung einer Region oder die in diesen Unternehmen neu ge- dellen sowie Maschinen-, Elektro- und und die Stärkung der Wettbewerbsfä- schaffenen Stellen. Dem Thurgau at- Metallindustrie. Auf Forschungsseite higkeit geht. Obwohl der Thurgau von testiert die UBS zurzeit kein allzu gros- sind im Themenbereich «Gesundheits- Jahr zu Jahr mehr Einwohner hat, ses Innovationspotenzial. Gerade mal und Medizintechnik» die Empa St.Gal- zeichnet ihn im gleichen Moment ein auf Platz 20 schafft es unser Kanton in len und das Kantonsspital St.Gallen überdurchschnittlicher hoher Mangel der Publikation in diesem Bereich. Da- eingebunden. Im Bereich «MEM-Indus- an Fachkräften sowie die Abwanderung neben ist zu erwähnen, dass der trie» wird die Forschungsleistung von von jungen Menschen aus. Folglich ar- Thurgau in anderen Bereichen wie der Ostschweizer Fachhochschule so- beiten Thurgauerinnen und Thurgauer Staatsfinanzen oder Kostenumfeld wie von der Forschungsanstalt RhySe- sowie Zuzüger immer mehr ausserhalb überdurchschnittlich gut abschneidet. arch in Buchs mit eingebracht. Die Uni- der Kantonsgrenzen. versität St.Gallen steuert dabei ihre Technologieforum unterstützt wissenschaftliche Kompetenz bei der Wettbewerbsfaktoren verändern sich Unternehmer Entwicklung neuer Dienstleistungen, Wörtlich übersetzt bedeutet Innovation Verschiedene Initiativen zielen auf die Prozesse und Geschäftsmodelle bei. «Neuerung» oder «Veränderung». Doch Innovationsförderung ab und Institutio- allein durch eine solche Übersetzung nen im und um den Thurgau können ei- Innovationsförderung mit erklärt sich nicht, was mit dem Begriff nen Startpunkt für Innovation bieten. eigenen Stärken Innovation überhaupt gemeint ist. Inno- Das Thurgauer Technologieforum bietet Gerade weil es dem Thurgau finanziell vation ist ein Vorgang, welcher durch an Informationsanlässen oder Innova so gut geht, tut er gut daran, selbst ide- Anwendung neuer Verfahren, der Ein- tioncoachings interessierten Unter ale Rahmenbedingungen zu schaffen, führung neuer Technologien oder der nehmerinnen und Unternehmern die die das Innovationspotanzial von Unter- Etablierung erfolgreicher Ideen einen Möglichkeit, tiefer in die Materie einzu- nehmen oder kreativen Köpfen unter- Bereich, ein Produkt oder eine Dienst- tauchen. An den Veranstaltungen ler- stützen oder aktivieren können. Es ist leistung erneuert und auf den neuesten nen Interessierte innovative Denkan- deshalb notwendig, dass der Kanton Stand bringt. Die Wettbewerbsfaktoren sätze und ungewohnte, teils äusserst eine eigene Institution erhält, welche von Unternehmen befinden sich seit ei- erfrischende, theoretische Modelle die Fähigkeit, Neues zu schaffen und niger Zeit im Umbruch. Liessen sich kennen. Sehr konkret behandelt das In- dies zu vermarkten, aktiv fördert. Der Wettbewerbsvorteile früher vor allem novationsforum Ernährungswirtschaft, «Digital & Innovation Campus Thurgau», auf Faktoren wie Kosten und Qualität das am 3. Dezember 2021 zum zweiten der 2018 von der IHK angestossen und zurückführen, ist es heute und in Zu- Mal stattfinden wird, den Themenkreis. über die vergangenen zwölf Monate kunft zusätzlich die Innovationfähig- Das Forum ist eine Tagung im Bereich konkretisiert wurde, soll für den Kanton keit. Unabhängig davon, ob sich die Agri-Food zur Förderung des Wissens- und seine Unternehmen ein sogenann- Wirtschaftslage gerade in einem Auf- und Technologietransfers in Tänikon ter Leuchtturm werden. Mit einer schwung oder einer Rezession befindet. zugunsten der ganzen Wertschöp- direkten Verbindung zur Universität Entsprechend gehören die Begriffe In- fungskette von Lebensmitteln. Es ist Konstanz und der Konstanzer Fach- novation und Kreativität zu den häufig erfreulich, dass Agroscope im Thurgau hochschule HTWG kann erstklassiges verwendeten Begriffen in Geschäftslei- die Forschung im Bereich Smart Far- akademisches Wissen und angewandte tungen. ming ausbaut. Smart-Farming-Techno- Forschung im Thurgau genutzt werden. logien bieten breite Möglichkeiten der Am gleichen Ort wird ein Innovationsla- Im letzten Viertel der Tabelle Datenerfassung und -verarbeitung – bor die Anlaufstelle für neue Ideen und Der kantonale Wettwerbsindikator der für sämtliche Produktionsressourcen Startups werden. Der Thurgauer Cam- UBS misst als eines von acht Feldern sowie entlang der gesamten Wert- pus hat neben den erwähnten Initiati- das Innovationspotenzial eines Kan- schöpfungskette. ven beste Voraussetzungen, um sich in tons. Gemäss UBS beruhen unterneh- einem wachsenden Netzwerk zu etab- merischer Fortschritt und der Erhalt St.Galler Initiative mit lieren und mit eigenen Schwerpunkten wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit Thurgauer Beteiligung zu überzeugen. Das im Campus behei- auf Innovation. Branchencluster (hohe Im September konnte in St.Gallen der matete «Thurgauer Institut für Digitale regionale Konzentrationen von Be- Innovationspark Ost gegründet werden. Transformation» soll unter Berücksich- schäftigten in voneinander abhängigen Zu den 21 Gründungsaktionären gehö- tigung der Beziehung zwischen Mensch Branchen), die Anzahl Patentanmel- ren der Kanton Thurgau sowie unsere und Technologie das Vertrauen im Um- dungen und die Höhe der Venture-Capi- Industrie- und Handelskammer, die mit gang mit Künstlicher Intelligenz oder tal-Investitionen zeigen das Potenzial Dr. Beat Hirt auch den Thurgauer Ver- Big Data fördern. Beides sind Themen, für zukünftige Wettbewerbsvorteile, die treter im Verwaltungsrat stellt. Der In- welche für Industrie und Gewerbe in aus Innovationen erwachsen. Weitere novationspark Ost nimmt die Kernkom- den kommenden Jahren sehr relevant Indikatoren sind gemäss UBS der Anteil petenzen der Ostschweizer Wirtschaft sein werden.
Schwerpunkt /6 Digital & Innovation Campus nimmt konkrete Formen an Damit der Thurgau den Anschluss an die Entwicklungen der Zeit nicht verliert, muss er insbeson- dere beim Innovationspotenzial sowie im Umgang mit der digitalen Transformation grosse Schritte nach vorne machen. Die Initiative der IHK Thurgau hilft mit und kommt dabei der Bevölkerung, den Unternehmen, Bildungseinrichtungen und der Verwaltung mit konkreten Angeboten zugute. Von Jérôme Müggler zu lesen ist, kommt der Innovationsfä- ein physischer Raum geschaffen, in higkeit eine zentrale Rolle für die Wei- dem kreative Köpfe und Unternehmen Seit Ende 2020 arbeitet die IHK Thurgau terentwicklung des Wohn- und Arbeits- aus der Region neue Produkte, Dienst- intensiv daran, die Projektidee «Digital orts Thurgau zu. Zudem zeigt eine im leistungen und Ideen andenken, aus- Campus Thurgau» in eine konkrete und Sommer gemachte Umfrage bei Mit- probieren und entwickeln können. Da- umsetzbare Form zu bringen. Das Pro- gliedern der IHK und dem Gewerbever- für braucht es eine Umgebung, welche jekt ist auch im Rennen um Fördergeld- band, dass eine Nachfrage zur Innovati- das Kreativpotenzial der Beteiligten er aus den TKB-Millionen und wurde im onsförderung besteht. unterstützt und alle erdenklichen Bericht des Regierungsrats vom 13. Workshop-Methoden zulässt. April 2021 als Grossprojekt zur Förde- Raum für neue Ideen und Produkte Es braucht dazu mehr als einen einfa- rung empfohlen. Aufgrund der konkre- Fünf Hauptbereiche zeichnen den Digi- chen, weissen Raum mit Tisch, Stühlen ten Ausgestaltung des Campus trägt er tal & Innovation Campus Thurgau (DICT) und Whiteboards, der wenig inspirie- mitterweile den Namen «Digital & Inno- aus: Innovation, angewandte For- rend wirkt. Daneben soll der Campus vation Campus Thurgau». Wie in der schung, Technologie, Bildung und Netz- modularen Raum für Startups oder vorliegenden Ausgabe dieses Magazins werk. Mit einem Innovationslabor wird Hochschul-Spinoffs bieten, die eine
Schwerpunkt /7 erste, einfache Arbeitsumgebung benö- wenn man beispielsweise die Abstim- ierlichen Betreuung. Rund die Hälfte tigen. mung über die Elektronische Identi- der Nachtwuchstalente sind übrigens tätskarte heranzieht. Eine solche ID Mädchen. Ort für angewandte Forschung wäre allerdings dringend benötigt, um Mit dem Thurgauer Institut für Digitale Verwaltungsprozesse oder Online- Kommunikationsnetz und sichere Transformation (TIDiT) bringt der Cam- Dienstleistungen sicher abwickeln zu Cloud-Lösungen pus akademisches Fachwissen und an- können. Wirtschaftliches Wachstum Als erster Technologiepartner ist die gewandte Forschung der beiden Kons- und gesellschaftlicher Fortschritt kön- EKT im Aufbau des Digital & Innovation tanzer Hochschulen in den Thurgau. nen sich daher verlangsamen oder blei- Campus Thurgau involviert. Sowohl im Das im Kanton etablierte Format sol- ben gar aus. Für den Thurgau besteht Lenkungsausschuss als auch im Teil- cher Institute würde erstmalig zusam- nun die Chance, die digitale Transfor- projekt sitzen Vertreter des EKT, was die men mit der Universität und der HWTG mation für sich so zu gestalten, dass sie Kompetenz aus dem Kanton für den gemeinsam zur Anwendung kommen. den Kanton als Lebensraum und als Kanton unterstreicht. Wenn man von di- Das TIDiT stellt bei Fragestellungen Wirtschaftsstandort stärkt. gitaler Transformation spricht, kommt rund um digitale Technologien den man nicht um leistungsfähige Daten- Menschen in den Mittelpunkt. Dafür IT-Nachwuchs aus der Umgebung netzwerke und die sichere Speicherung bieten sich für den Start drei aktuelle Die DICT-Projektleitung ist zudem im von Daten herum. Das EKT-Teilprojekt Themen an: vertrauenswürdige Künstli- guten Gespräch mit dem Projekt «ICT erarbeitet die Grundlagen für das soge- che Intelligenz, Datensicherheit und Scouts», die im Campus ihr zuhause im nannte «EduNet.tg». Dabei steht die -integrität sowie Privatsphäre im Um- Thurgau finden sollen. Dieses Pro- Förderung der Mobilität von Forschen- gang mit Informationstechnologien. gramm berücksichtigt zwei Aspekte: den, Lehrkräften, Studierenden und Diese spielen bei neuen, digitalen Lö- Zuerst werden in halbtägigen Informa- Schülerinnen und Schülern am DICT und sungen für die gesamte Bevölkerung tik-Workshops junge Talente direkt in interessierten Thurgauer Schulen durch sowie für die Wirtschaft eine zentrale den 7. Klassen der Volksschulen aufge- Umsetzung durchgängiger Lösungen für Rolle – bereits heute und in Zukunft spürt. Diese werden danach während Vernetzung, Identitätsmanagement bei erst recht. Damit entsteht ein Leucht- rund drei Jahren an einem der ICT Cam- Logins und Kollaboration im Vorder- turm im Thurgau mit überregionaler pus Standorte in diversen Bereichen grund. Ein Ziel ist es, ein kantonsweites, Ausstrahlung, der spannend für die Zu- der Informations- und Kommunikati- geschütztes IT-Kommunikationsnetz sammenarbeit und Vernetzung mit an- onstechnologie kontinuierlich geför- und eine breitbandige, zuverlässige Da- deren Institutionen sein wird. dert. Letztendlich werden sie mit den tenverbindung für Bildungseinrichtun- Lehrbetrieben und höheren Bildungs- gen zu etablieren. Zudem werden Vor- Vertrauen für Neues schaffen anstalten aktiv vernetzt. ICT Scouts ist aussetzungen und Lösungen für einen Es gibt aktuell viel Unsicherheit im Ver- eine grundlegend neue Art der Informa- sicheren, datenschutzkonformen Be- ständnis und im Umgang mit Informati- tik-Talentfindung und -förderung. Es ist trieb von Cloud-Plattformen geschaf- onstechnologien. Der Graben zwischen das einzige Förderprogramm in der fen. Gerade letzteres ist auch für diesen Technologien und ihrer Akzep- Schweiz mit einem systematischen Thurgauer Unternehmen und das Ge- tanz in der Gesellschaft wird grösser, Selektionsverfahren und einer kontinu- werbe sehr interessant.
Schwerpunkt /8 Kommen die ICT Scouts bald auch in den Thurgau? «ICT Scouts & Campus» ist ein nationales MINT-Förderprogramm, welches vor fünf Jahren in der Nordwestschweiz startete und mittlerweile an sieben Standorten in der Schweiz, darunter auch in St. Gallen, etabliert ist. Schon bald könnte ein Standort für die ICT Scouts auch im Thurgau starten. Von Dominik Strobel / ICT Scouts Welt entdecken und mit den Campus Worten des Ausbildungsleiters der Coaches eine Beziehung aufbauen kön- Endress+Hauser Process Solutions AG: Wer bei ICT Scouts & Campus an Fuss- nen. Dies ermöglicht es dem ICT Cam- «So einfach wie hier haben wir noch nie ball denkt, ist ziemlich nah dran. «Wenn pus am Ende auch, die Talente mit den rekrutiert. In zwei Stunden haben wir, es im Fussball funktioniert, warum Lehrbetrieben zu vernetzen. mit minimalem Personalaufwand, mehr wenden wir es dann nicht dort an, wo gute Kandidaten und Kandidatinnen uns der Schuh wirklich drückt, nämlich MINT-Nachwuchs finden war kennengelernt als in einer ganzen Wo- in der Berufsbildung», dachte sich Rolf noch nie so einfach che an einer Berufsmesse.» Dazu muss Schaub, damals Leiter Informatik der Die Vorteile für die Lehrbetriebe liegen noch gesagt sein, dass es Mitgliedern gewerblich-industriellen Berufsfach- auf der Hand. Sie profitieren von einer des Fördervereins jederzeit möglich ist, schule Muttenz. grösseren Auswahl an vorselektierten im ICT Campus ungehindert nach Talen- MINT-Talenten auf höherem Niveau mit ten Ausschau zu halten. Grundlegend neue Art der dokumentierten Kompetenzen und Aber auch für die partizipierenden MINT-Talentfindung und -förderung nachgewiesener Motivation zu massiv Schulen hat das Scouting Vorteile: Es Das Konzept ist schnell erklärt. Soge- tieferen Kosten. Thomas Köchli von der deckt Kompetenzen aus dem Bereich nannte ICT Scouts besuchen die Volks- Adfinis AG aus Zürich beschreibt dies Medien & Informatik des Lehrplans 21 schulen und entdecken mithilfe eines so: «Wir wenden bei diesen Kandidaten ab, unterstützt und ergänzt die berufli- an den Lehrplan 21 angepassten Pro- ein verkürztes Auswahlverfahren an, che Orientierung im MINT-Bereich, ver- grammier Workshops latente Feuer ursacht insbesondere bei leis- für die digitale Welt. Wer dieses tungsschwächeren Schülerinnen Feuer hat, wird in den ICT Campus und Schülern oft eine markante eingeladen. Entscheidend ist die schulische Motivations- und Systematik des Scoutings. Es fin- Leistungssteigerung und unter- det keine Vorselektion oder Einla- stützt diese sowie Lehrpersonen dung statt. Nur indem jeweils gan- bei schulischen Abschlussarbei- ze Klassen besucht werden, ten zu MINT-Themen. Weil auch werden auch die verborgenen Ta- der Thurgau in naher Zukunft lente gefunden. Damit sind vor al- wohl mehr ICT & MINT-Fachleute lem, aber nicht nur, die annähernd als Profifussballer braucht, hofft 50 Prozent Mädchen gemeint, welche weil wir wissen, dass viele der für uns der Förderverein, im Rahmen der Ver- im ICT Campus mitmachen. Bei diesem wichtigen Qualitäten für alle Kandida- gabe des Partizipationserlöses der steht die Kontinuität im Vordergrund. ten gegeben sind. Im Vergleich mit TKB, auf die beantragten 200 000 Fran- Es ist, wiederum vor allem bei den Mäd- Schulabgängern ohne ICT Campus Hin- ken für den Aufbau des nächsten ICT chen, von entscheidender Bedeutung, tergrund sind sie völlig überlegen. Man Campus Standorts im Kanton. dass sie über eine längere Zeitdauer startet mit ihnen auf einem ganz ande- hinweg mit Gleichgesinnten die digitale ren Niveau in eine Lehre.» Oder in den www.ict-scouts.ch
Innovation /9 Die vertrauenswürdige Kette: Blockchain und Datenintegrität Mit OriginStamp erhält die Blockchain-Technologie Einzug in den Unternehmensalltag. Das Kreuz- linger Unternehmen bringt mit seiner Innovation neue Ansätze zur Herstellung von Datenintegrität. Ein Konzept, das sowohl für Erfindungen als auch für Briefmarken interessant ist und grosses Potenzial für das Marketing mitbringt. Von Matteo Ferigutti anderem bei der Post Liechtenstein oder schützen, die man nicht patentieren FujiSeal in Japan. Die von OriginStamp lassen möchte. «OriginStamp erstellt Wie lässt sich aus dem Potenzial der erstellten und verwalteten Blockchain- einen digitalen Timestamp für das Do- Blockchain ein Wettbewerbsvorteil für Timestamps sorgen dabei für mathema- kument und verankert ihn als Hash in Unternehmen generieren? Wie kann man tisch prüfbare Datenintegrität. Das drei öffentlichen Blockchains», erklärt eine einfache Schnittstelle zur Block- schafft Vertrauen in die digitale Trans- Kisters. Blockchain – ein für Laien chain schaffen, die ohne grosse Vor- formation und die eigenen Prozesse. kryptischer Begriff, hinter welchem kenntnisse nutzbar ist, und schnell einen sich ein enormes Potenzial verbirgt. deutlichen Mehrwert gegenüber bisheri- Erfindungen schützen – Eine Blockchain kann man sich als eine gen Lösungen liefert? Es sind solche Fra- auch ohne Patent Kette von Datenpaketen (Hashes ge- gen, die Friedrich Kisters, CEO der Origin- Für Unternehmen ist dieser Nachweis nannt) vorstellen, welche öffentlich Stamp AG aus Kreuzlingen, zu seinen der Existenz eines Dokuments zu einem einsehbar ist. Anstatt effektiver Ereig- innovativen Blockchain-Projekten an- bestimmten Zeitpunkt in vielen Berei- nisse à la «Frau Meier hat die Erfindung treiben. Seine Thurgauer Technologie ist chen von grossem Interesse. Beispiels- gespeichert, dann hat Herr Müller das bereits heute weltweit im Einsatz, unter weise kann man so eine Erfindung Sitzungsprotokoll abgelegt», werden
Innovation /10 Inhalt ständig reicher und wertvoller», führt Kisters aus. Zurzeit seien nur neue Briefmarken mit einer hinterleg- ten digitalen Geschichte erhältlich. Die Technologie soll jedoch bald auch auf alte Briefmarken angewendet werden können. Wertsteigerung der Produkte dank vertrauenswürdiger Informationen Eine weitere Einsatzmöglichkeit sieht Kisters im Marketing. So könne man die einzelnen Produktionsschritte mit ei- nem SQR-Code auf dem fertigen End- produkt hinterlegen und so dem Kun- den zugänglich machen. «Wenn der Kunde die Produktionsbedingungen und die Herkunft seines Produkts digi- tal überprüfen kann, schafft dies Ver- trauen in das Produkt», meint Kisters. Beispielsweise kann man so bei einem seltenen Sammlerstück seine Vorbesit- zer erfassen und hinterlegen. «Zu je- dem Produkt könnte man digital dessen Geschichte erzählen und den Kunden individuell ansprechen», sagt Kisters. Durch die Verbindung digitaler und phy- Friedrich Kisters, CEO der OriginStamp AG aus Kreuzlingen. sischer Komponenten eines Produkts gewinne dieses an Tiefe und Profil. Dank der Blockchain geschähe dies die Hashes dieser Dateien mit all ihren findung ist somit wie ein Grundbuch- nachvollziehbar und unveränderlich. verschlüsselten Informationen nach- eintrag unwiderruflich und nachweis- einander in die Blockchain eingefügt. lich in der Blockchain hinterlegt. Thurgauer Silicon Valley? Für Kisters steht fest, dass Vertrauen in Secure by design Blockchain-Zeitstempel im Einsatz die Technologie und in das Unterneh- Wenn man nun ein Datenpaket in die bei der Post Liechtenstein men grossen Einfluss auf den Kaufent- Blockchain einfügt, wird dieses bei al- Ein konkretes Anwendungsbeispiel lie- scheid der Kunden haben. «Die Schweiz len Netzwerkteilnehmern als nächste fert die von der Philatelie Lichtenstein hat weltweit ein Image als zuverlässig Folge der Blockchain hinterlegt und so- und OriginStamp lancierte Briefmarke und vertrauenswürdig – eine USP, die mit bezeugt. «Der Fingerabdruck wird 4.0. Die Briefmarke wird mit einem es einzusetzen gilt», meint er. Vertrau- weltweit auf viele tausend Rechner ver- SQR-Code ausgestattet, auf welchem en könne man schaffen, indem man ei- teilt, welche dann Zeugen dafür sind, die Geschichte der Briefmarke digital nen Schritt aus dem Digitalen mache seit wann exakt dieser Datensatz exis- und in einer Blockchain gesichert hin- und versuche, das Physische einzubin- tiert hat», führt Kisters aus. Die Daten- terlegt ist. «Das Ziel war es, die physi- den. Der Thurgau könne sich dank sol- kette (daher der Name Blockchain) wird sche Briefmarke mit der digitalen Welt cher Ansätze neu positionieren. «Der um ein weiteres Glied erweitert. Jede zu verbinden, um sowohl die bestehen- Thurgau ist digital betrachtet kein Veränderung an der Kette müsste nun de als auch eine neue Generation von Randkanton, sondern ein zentraler von einer Mehrheit der vielen tausend Briefmarkensammlern anzusprechen», Player», sagt Kisters. Mit dem auch Rechnern wieder bezeugt werden. Die so Kisters. Mit den hinterlegten Infor- dank der IHK geplanten Institut für digi- Kette ist also praktisch unveränderlich. mationen lässt sich die Briefmarke auf tale Transformation, dem Verein Smar- «Um eine solche Änderung durchzufüh- ihre Echtheit und ihre Vorbesitzer über- terThurgau, dem Bürgerportal des Kan- ren, wäre eine immense Rechenleistung prüfen. Aus der Idee entstand ein gene- tons und der meinThurgau AG bewege mit enormem Strombedarf nötig, was rationenübergreifendes Konzept: Der sich der Kanton in die richtige Richtung. technisch und logistisch fast unmöglich Grossvater liefert das Wissen zur Brief- Deshalb ist Kisters überzeugt: «Wenn ist», sagt Kisters. Die Datei hinter dem marke, der Enkel das Wissen zur neuen der Schulterschluss zwischen Digitali- Timestamp verbleibt ausschliesslich Technologie. «Auf diese Weise gelingt tät und Realität in Zusammenarbeit mit beim Unternehmen und ist daher opti- ein Wissenstransfer und die Briefmarke der Industrie gelingt, könnte die Boden- mal geschützt. Der Timestamp der Er- wird durch ihren individuellen digitalen seeregion zum ‹Silicon Lake› werden.»
Politik /11 Erfolgreicher Einsatz für die Anliegen der Wirtschaft Die IHK Thurgau setzt sich in der Politik aktiv und wirksam für die Anliegen der Unternehmerinnen und Unternehmer ein. Im vergangenen Quartal konnten diesbezüglich einige wichtige Erfolge vermeldet werden. Sie finden hier eine kurze Übersicht über die aktuellsten Themen und Forderungen der IHK. Wirtschaftsfreundliche Abwicklung der Quellensteuer Der Grosse Rat hat die Motion «Wirt- schaftsfreundliche, unbürokrati- sche Abwicklung der Quellensteuer im Kanton Thurgau» für erheblich erklärt. Die IHK Thurgau begrüsst diese Praxisanpassung bei der Quel- lensteuer, welche vielen Firmen aus Handel, Industrie und Gewerbe den administrativen Aufwand markant erleichtert und die Grundlage für ei- nen effizienteren Verwaltungspro- zess legt. Sie hatte sich vor der De- Senkung des kantonalen Steuer- aus. Aufgrund des grossen Nettover- batte im Grossen Rat diesbezüglich fusses um 10 % mögens des Kantons, prall gefüllter mit einem Schreiben an die Kan- Gemeinsam mit dem Thurgauer Ge- Fonds und stetig hohen Erträgen tonsrätinnen und Kantonsräte ge- werbeverband (TGV) und dem Ver- macht es Sinn, so alle Thurgauer wandt. band Thurgauer Landwirtschaft (VTL) Steuerzahlerinnen spricht sich die IHK Thurgau mit Be- und Steuerzahler zug auf das kantonale Budget 2022 zu entlasten. für eine Senkung des Steuerfusses Abbau der Industriezölle von bisher 117 auf neu 107 Prozent Das Parlament stimmte in der Herbstsession 2021 dem Abbau der Industriezölle zu. Die Aufhebung der Industriezölle führt zu finanziellen Freigabe der Kohäsionsmilliarde lung der Beziehungen mit der EU, um und administrativen Entlastungen, Die IHK Thurgau hatte sich vor der gemeinsam die Themen Forschung, von denen vor allem die KMU sowie Herbstsession 2021 des nationalen Zusammenarbeit im Strombereich das Gewerbe profitieren. Die IHK Parlaments gemeinsam mit 50 weite- oder Erasmus anzugehen. Das Parla- Thurgau hatte sich gemeinsam mit ren Verbänden aus Wirtschaft, Gesell- ment ist der Empfeh- anderen Verbänden schaft und Wissenschaft für eine lung gefolgt und hat für den Industrie- Freigabe der Kohäsionsmilliarde ein- die Freigabe be- zollabbau einge- gesetzt. Sie erachtet diesen Schritt schlossen. setzt und ist erfreut als essenziell für die Weiterentwick- über den Entscheid.
Politik /12 Ja zum Covid-19-Gesetz – Nein zur Pflegeinitiative Mit der Pflegeinitiative und dem Referendum zum Covid-19-Gesetz stimmt das Schweizer Stimm- volk am 28. November über zwei Vorlagen ab, welche durch die Pandemie in den Fokus der allge- meinen Aufmerksamkeit gelangten. Bei beiden Initiativen gilt es jedoch, sich nicht vom aktuellen Geschehen zu kurzsichtigen Entscheidungen verleiten zu lassen. Rückwirkende Annullierung bringt grosse Unsicherheiten mit sich Die rechtliche Situation ist vergleichbar mit der Abstimmung im vergangenen Juli. Das Stimmvolk stimmt über be- reits geltendes Recht ab, wobei ein ne- gativer Entscheid bereits getätigten Ausgaben und Entscheiden des Bun- desrats die Rechtsgrundlage entziehen würde. Was dann geschähe, ist schwer vorauszusehen, weil es so eine Situati- on noch nie gab. Dies schafft zusätzli- che Unsicherheiten für Betriebe und Arbeitnehmende, welche im Zuge der Pandemie auf die Soforthilfe des Bun- des zurückgreifen mussten. Gerade in der jetzigen Erholungsphase, in wel- (v.l.n.r.): Die breite Thurgauer Allianz für ein Ja zum Covid-Gesetz: Jérôme Müggler (IHK), cher die Konjunkturindikatoren opti- Paul Rutishauser (Die Mitte), Martina Pfiffner-Müller (FDP, TGV), Kurt Egger (Grüne), Nina Schläfli, mistisch stimmen, ist die rechtliche Un- SP) Stefan Leuthold (GLP), Wolfgang Ackerknecht (EVP), Rolf Müller Thurgau Tourismus. sicherheit durch das Referendum ein schädlicher Faktor. Von Matteo Ferigutti tifikats geschaffen. Vor allem Letzteres Das Zertifikat als Alternative hat durch die Entwicklung der Pande- zum Lockdown Das Referendum zielt mit mie an Aktualität gewonnen und dürfte Der erweiterte Einsatz des Zertifikats der Schrotflinte auf das Zertifikat bei der Entscheidung vieler Abstim- in Bars und Restaurants sowie Frei- Nach der Abstimmung über die erste menden eine wichtige Rolle spielen. Al- zeit-, Sport- und Unterhaltungsbetrie- Version des Gesetzes vom vergangenen lerdings wurden auch Änderungen am be und Veranstaltungen im Innenbe- Juni richtet sich dieses Referendum ge- Gesetz vorgenommen, welche Härtefäl- reich wurde von der Bevölkerung sehr gen die Änderungen des Gesetzes, wel- le, die Arbeitslosenversicherung sowie gut akzeptiert. Der Bundesrat hat mit che das Parlament in der Frühlingsses- die Regelungen für Veranstaltungen be- dem bis zum 24. Januar 2022 befriste- sion im März 2021 beschlossen hat. treffen. Diese unterstehen ebenfalls ten Einsatz des Zertifikats den durch Durch die Änderungen wurden unter diesem Referendum, welches sich ei- das Covid-19-Gesetz geschaffenen anderem die rechtlichen Grundlagen gentlich gegen das Zertifikat richtet, Rahmen genutzt, um einer zwischen- für das Contact-Tracing, die Impfkam- jedoch grosse Kollateralschäden verur- zeitlichen Überlastung des Gesund- pagne sowie den Einsatz des Covid-Zer- sachen könnte. heitssystems entgegenzuwirken. Das
Politik /13 Zertifikat bietet dadurch eine Alternati- die konkrete Umsetzung zum Erreichen sundheitskosten. Für die berufliche ve zu härteren Massnahmen wie Be- ihrer Ziele zu definieren. Die vorge- Entwicklung im Sinne von Aus- und triebsschliessungen und Lockdowns, schlagenen Massnahmen gingen dem Weiterbildungen des Pflegepersonals was der Wirtschaft und letztendlich Parlament zu weit, weshalb es einen in- sind jedoch die Bildungsakteure und auch der Gesellschaft zugutekommt. direkten Gegenvorschlag auf Gesetzes nicht der Bundesrat zuständig. Mit dem Zertifikat können bestehende ebene ausgearbeitet hat, welcher bei Schutzkonzepte weiter verbessert wer- Ablehnung der Initiative automatisch in Berufsspezifisches Arbeitsrecht den und Arbeitnehmende können wei- Kraft tritt. gehört nicht in die Verfassung testgehend ohne Restriktionen ihrer Bundesrat und Parlament halten die Arbeit nachgehen. Aus diesen Gründen Gegenvorschlag übernimmt aktuelle Abgeltung der Pflegeleistun- sagt die IHK Ja zum Covid-19-Gesetz Kernanliegen der Initiative gen für angemessen, weshalb eine Än- und lehnt das Referendum ab. Im direkten Gegenvorschlag werden die derung ebendieser nicht in den indirek- zentralen Anliegen der Initiative umge- ten Gegenvorschlag miteinbezogen Pflegeinitiative geht zu weit setzt, ohne übermässige Kosten für wurde. Zurecht weist der Bundesrat Die Pflegeinitiative will einen Pflege- den Steuerzahler zu verursachen. So darauf hin, dass Arbeitsbedingungen notstand verhindern, der gemäss den würde durch den Gegenvorschlag eine und Löhne im Pflegebereich in die Zu- Angaben der Initianten ohne Eingriff Ausbildungsoffensive im Umfang von ständigkeit der Kantone, der Sozial- durch den Bundesrat droht. Die Initiati- einer Milliarde Schweizer Franken ein- partner sowie der einzelnen Betriebe ve beauftragt den Bundesrat mit der geleitet. Mit der Umsetzung der direk- fallen. Es stellt sich ausserdem die Fra- Umsetzung einer Ausbildungsoffensive ten Abrechnung gewisser Pflegeleis- ge, ob die Verfassung als gesetzgeben- und Massnahmen zur Verbesserung der tungen zulasten der Krankenkassen des Dokument mit grundlegendem beruflichen Arbeitsbedingungen für wird ein weiteres Kernelement umge- Charakter der richtige Ort ist, um die Pflegende. Dadurch möchte die Initiati- setzt, versehen jedoch mit einem angemessene Entschädigung für eine ve den Beruf attraktiver gestalten und Kostenkontrollmechanismus und einer spezifische Berufsgruppe zu regeln. die Qualität der Pflegeleistungen stei- Zulassungsbeschränkung bei über- Aus diesen Gründen lehnt die IHK die gern. Dabei verpasst es die Initiative, durchschnittlich ansteigenden Ge- Pflegeinitiative ab. Breite Thurgauer Allianz sagt zum Covid-Gesetz Internationale Reisen sowie kulturelle und gesellschaftliche Anlässe sind nur dank diesem Gesetz wieder möglich. zum Die finanzielle Unterstützung für Härtefälle und besonders betroffene Branchen fielen bei einem Nein ersatzlos weg. Das Covid-Gesetz ist der Schlüssel zur covid-19 Freiheit – die Alternative sind Lockdowns und Einschränkungen. gesetz
Politik /14 IHK fasst Parolen für Februar: Stempelsteuer abschaffen Mit den ausstehenden Abstimmungen im November vor Augen hat die Industrie- und Handels- kammer Thurgau bereits zwei Parolen für die Abstimmungen im Februar 2022 gefasst. Sie befür- wortet die Abschaffung der Stempelsteuer und lehnt die Initiative zum Tier- und Menschenver- suchsverbot ab. Beide Parolen sind im Sinne einer modernen, liberalen Wirtschaftspolitik. Von Matteo Ferigutti Schweiz. Diese kommt im Bericht von Zuge der Pandemie in vielen Betrieben 2020 zum Schluss: «Die Emissionsab- stark beansprucht. Dabei konnten die Unter der Stempelsteuer versteht man gabe benachteiligt die Finanzierung mit vom Bundesrat beschlossenen Sofort- drei verschiedene Abgaben, die Unter- Eigenkapital gegenüber der Fremdfi- massnahmen für neue Fremdkapital- nehmen an den Staat zu entrichten nanzierung.» kredite zwar Liquiditätsengpässe über- haben: die Emissionsabgabe auf der brücken, die Verluste gingen aber Ausgabe von Wertpapieren, die Um- Eigenkapital schafft Sicherheit dennoch zulasten des Eigenkapitals. In satzabgabe beim Handel mit Wertpa- Die Emissionsabgabe ist ein Hindernis der Folge mussten zahlreiche Unter- pieren und der Versicherungsstempel für innovative Investitionen, weil sie ri- nehmen neues Eigenkapital aufneh- auf Versicherungsprämien. In der Früh- sikotragendes Eigenkapital belastet. men, um eine Überschuldung zu ver- lingssession 2021 beschloss das Parla- Das Eigenkapital dient bekanntlich als meiden. ment, die Emissionsabgabe abzuschaf- Sicherheitskapital, um entstandene fen und folgte damit dem Vorschlag Verluste abzufedern. Es dient somit der Unternehmen aktiv entlasten des Bundesrats. Dessen Einschätzun- Resilienz der Unternehmen und letzt- Diese an sich wünschenswerte Siche- gen beruhen auf dem Bericht einer lich der Sicherung von Arbeitsplätzen. rung der Unternehmensfinanzen wird E xpertengruppe zum Steuerstandort Diese Eigenkapitalpolster wurden im durch die Emissionsabgabe unnötiger-
Politik /15 weise belastet und dadurch im Ver- die unter Anwendung von Tier- oder setzt somit den zentralen Faktor für Er- gleich zur weniger sicheren Fremdfi- Menschenversuchen entwickelt wur- folg und Wohlstand in unserem Land nanzierung unattraktiver. Es ist zudem den. Damit hätte die Initiative weitrei- aufs Spiel. Unternehmen und For- augenfällig, dass die Abgabe die Unter- chende negative Auswirkungen auf die schungsinstitute müssten Teile ihrer nehmen genau dann am stärksten be- medizinische Versorgung der Schweiz, Aktivitäten auslagern oder die Schweiz lastet, wenn die Wirtschaft in einer Re- die Industrie und den Schweizer For- ganz verlassen. Am Ende wäre also we- zession steckt und die Unternehmen schungsplatz. In der Schweiz sind For- der Tieren noch Menschen geholfen, auf neues Eigenkapital angewiesen schende bereits heute verpflichtet, denn durch die Annahme der Initiative sind. Besonders hohe Einkünfte ver- Tierversuche auf ein Minimum zu be- würde die Forschung nicht mehr in der buchte die Emissionsabgabe ausge- schränken und wenn immer möglich Schweiz stattfinden, sondern müsste rechnet in den Krisenjahren 2001 (375 Alternativmethoden zu wählen. Unter ins Ausland verlagert werden, wo die Mio.) und 2008 (365 Mio.). Die Emissi- Beteiligung der Industrie und der Hoch- Standards zum Tierschutz sehr oft onsabgabe behindert unnötig die Auf- schulen konnte im Zuge der 3R-Bestre- niedriger sind als in der Schweiz. Mit nahme von neuem Eigenkapital und bungen (Refine, Reduce, Replace) die dem Verbot der Einfuhr gewisser Pro- sorgt zu einem falschen Zeitpunkt für Anzahl Tierversuche seit den 1980er- dukte bricht die Schweiz zudem mit gel- zusätzliche Belastungen für die Wirt- Jahren bereits um 70 Prozent gesenkt tenden internationalen Verträgen, wor- schaft, weshalb sie abgeschafft wer- werden. Zusätzlich hat der Bundesrat aufhin Vergeltungsmassnahmen nicht den muss. kürzlich ein mit 20 Millionen Franken auszuschliessen wären. Damit würde dotiertes Forschungsprogramm zur die Schweizer Exportindustrie in ihrem Gängige Praxis schützt Weiterentwicklung der 3R-Prinzipien Aufschwung nach der Pandemie ge- Mensch und Tier lanciert, um Tierversuche weiter zu re- bremst – mit schädlichen Auswirkun- Die Volksinitiative «Ja zum Tier- und duzieren und die Versuche weniger be- gen auf die Gesamtwirtschaft. Zudem Menschenversuchsverbot» fordert ein lastend zu gestalten. stellt ein Importverbot einen massiven vollumfängliches Verbot von Tierversu- Eingriff in die Schweizer Wirtschafts- chen und von Forschung am Menschen. Forschungsstandort schützen freiheit dar, weshalb die IHK die Initiati- Ausserdem sollen Einfuhr und Handel Die Initiative schwächt den Forschungs- ve ablehnt. sämtlicher Produkte verboten werden, und Innovationsstandort Schweiz und Parolen der IHK Thurgau zur Abstimmung vom 28. November 2021 Volksinitiative «Für eine starke Pflege (Pflegeinitiative)» NEIN COVID-19-Gesetz JA Parolen der IHK zur Abstimmung vom 13. Februar 2022 Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot – Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt» NEIN Änderung des Bundesgesetzes über die Stempelabgaben (StG) JA
Politik /16 Sorgenfalten bei Ostschweizer Hochschulen werden tiefer Die Schweizer Forschung sieht sich als Geisel in einem politischen Spiel. Die Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen wählte drastische Worte in ihrer Reaktion auf den Abbruch der Verhandlungen zum Rahmenabkommen. Der Forschungsplatz Schweiz bekommt die Folgen des Abbruchs unmittelbar zu spüren. Von Matteo Ferigutti 200 Universitäten und die Schweiz hat nen EU-Forschungsprogramm «Horizon eines der besten Forschungssysteme 2020» noch als voll assoziiert, wird sie Für die internationale Forschungs überhaupt. Die Stärken des Schweizer beim Nachfolger «Horizon Europe» nur zusammenarbeit ist die Schweiz seit Hochschulplatzes sind eng mit der in- noch als nicht assoziierter Drittstaat jeher eine gute Adresse. Schweizer ternationalen Ausrichtung der For- teilnehmen können. Die Gespräche Forschende beteiligen sich rege an schung verknüpft, welche durch die ge- über die Assoziierung wurden von der internationalen Forschungsprojekten, scheiterten Verhandlungen um das EU an den Erfolg des Rahmenabkom- sieben Schweizer Universitäten sind Rahmenabkommen gefährdet wird. mens geknüpft und konsequenterweise Stammgäste unter den weltweit besten Denn galt die Schweiz beim ausgelaufe- nicht aufgenommen.
Politik /17 Weniger Fördermittel – sinkender Einfluss Die Auswirkungen dieser Abstufung sind unmittelbar spürbar. «Schweizer Forschende und Unternehmen können europäische Projekte nicht mehr koor- dinieren», sagt Prof. Dr. Priska Sieber, Rektorin der Pädagogischen Hochschu- le Kreuzlingen. Im Rahmen von «Hori- zon 2020» hätten 1185 wissenschaftli- che Projekte unter Schweizer Leitung stattgefunden. Diese seien zu 40 Pro- zent mit Fördermitteln aus den ERC- Grants der EU gefördert worden – mehr als eine Milliarde Franken Fördermittel, die nun unerreichbar werden. «Ein Pro- jekt zu koordinieren bedeutet, die zu- künftigen Prioritäten der europäischen Forschung mitzubestimmen und damit die Entwicklung des Forschungs- und Innovationsraums auf kontinentaler Ebene zu gestalten», so Sieber. Doch nicht nur die Hochschulen seien von der Prof. Dr. Sieber, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Kreuzlingen, ist besorgt über die lang- Artikelreihe zum Abbruch der fristigen Folgen der ausbleibenden Assoziierung der Schweiz bei «Horizon Europe». Verhandlungen über das instituti- onelle Rahmenabkommen der Schweiz mit der EU Abstufung betroffen, sondern auch die ber ausgeschlossen, da ihre Teilnahme Am 26. Mai 2021 hat der Bundesrat KMU und die Industrie. nicht garantiert werden kann», sagt Eva die Verhandlungen mit der Europäi- Tschudi von der Fachhochschule OST. schen Union um ein Rahmenabkom- Standort Schweiz verliert Attraktivität Von der OST seien momentan noch ein- men definitiv für beendet erklärt. Die Fast 25 Prozent der in Horizon 2020 ge- zelne Institute an mehreren laufenden 2013 aufgenommenen Verhandlun- förderten Schweizer Projekte wurden EU-Projekten und neuen Projektanträ- gen, an deren Erfolg die Europäische von KMU geleitet, ein Anteil, der auf 36 gen beteiligt. Allerdings habe man Union verschiedene hängige Ver- Prozent steigt, wenn man die Industrie schon während der letzten Assoziie- handlungen und Abkommen knüpf- mit einbezieht. «Diese direkte Förde- rungsposse um «Horizon 2020» eine te, sind somit gescheitert. Da bisher rung hat kein äquivalentes Instrument Halbierung des internationalen For- keine Alternativlösung präsentiert in der Schweiz», sagt Sieber. Die Ent- schungsvolumens in der Schweiz fest- wurde, sehen sich Wirtschaft und wicklung und Kommerzialisierung von stellen können. Die Auswirkungen der Wissenschaft mit diversen Heraus- Forschungsergebnissen speziell für anfänglichen Nicht-Assoziierung der forderungen konfrontiert. Als Stim- KMU und die Industrie dürfte nun Schweiz bei «Horizon 2020» seien auch me der Exportwirtschaft beleuchten schwieriger werden. Generell schadet bei der Mobilität von Studierenden so- wir diese in einer Artikelreihe näher. die Nichtassoziierung dem Schweizer wie Forschenden – Stichwort «Eras- Im letzten FOKUS haben wir die Situ- Wirtschaftsstandort. Die Attraktivität mus+» – spürbar gewesen, was zu ation in der Medtech-Branche auf- und Innovationskraft des Schweizer beidseitigem Know-how-Verlust ge- gezeigt. Diese kämpft seit Ende Mai Forschungsplatzes werden dadurch führt habe. Prof. Dr. Sieber folgert, dass mit steigenden Kosten durch zu- wesentlich geschwächt, wodurch die die Schweizer Regierung alles daran sätzliche bürokratische Hürden, Schweiz im internationalen Standort- setzen müsste, ein Rahmenabkommen nachdem die gegenseitige Anerken- wettbewerb an Boden verliert. Bereits abzuschliessen, welches die EU als Be- nung von Konformitätsbewertungen jetzt zeichnen sich schädliche Tenden- dingung für eine volle Assoziierung der zwischen der Schweiz und der EU zen in dieser Richtung im Forschungs- Schweiz stellt. Die Drittklassigkeit der aufgehoben wurde. In der nächsten betrieb ab. Schweiz im europäischen Forschungs- Ausgabe des FOKUS wird es dann betrieb dürfte sich langfristig negativ um die Auswirkungen des Verhand- Mit Rahmenabkommen Anschluss auf die Schweizer Wirtschaft auswir- lungsabbruchs auf den Strommarkt wiederherstellen ken. Wenn der Schweiz der Nachwuchs gehen. «Schweizer Forschende werden teilwei- an Toppersonal fehlt, werden die Inno- se von neuen Projekten sicherheitshal- vation und Forschung in Zukunft leiden.
Aktuell /18 3. Dezember 2021 Tänikon Smarte Lösungen für nachhaltige Lebensmittel Das Innovationsforum Ernährungswirtschaft fördert den Wissens- und Technologie- transfer zugunsten der ganzen Wertschöpfungskette von Lebensmitteln. Die Tagung richtet sich an Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Industrie, Gewerbe, Dienstleistung, Landwirtschaft, Politik und Verwaltung. Sie findet 2021 bereits zum zweiten Mal statt. Das Schwerpunktthema der zweiten Austragung ist «Smarte Lösungen für nachhaltige Lebensmittel». Keynotes Dr. Thomas Nemecek Dr. Urs Schenker stellvertretender Forschungsgruppenleiter Sustainability Expert, Nestlé Research Ökobilanzen, Agroscope Thema Thema Umweltwirkungen der Nahrungsmittel- Milchproduktion & Klimawandel produktion und Ernährung bei Nestlé Weiteres Tagungsprogramm Umfangreiches Programm mit 13 weiteren Beitragen von GVS Agrar AG, Swiss Future Farm, BBZ Arenenberg, Steffen-Ris fenaco Genossenschaft, Verdunova AG, «Mehr als zwei», IP-SUISSE, OST – Ostschweizer Fachhochschule, SwissShrimp AG, Agroscope, Startnetzwerk Thurgau und 1LIMS. Möglichkeit zum Austausch bei Stehlunch und Apéro. Die Tagung dauert von 8.30 bis 15.45 Uhr, anschliessend Apéro. Anmeldung und Programm unter Veranstaltungsort innovationsforum-ernaehrungswirtschaft.ch Swiss Future Farm Tänikon 1, CH-8356 Ettenhausen Anmeldung bis Teilnahmegebühr 26. November 2021 CHF 80.- Studierende gratis veranstaltet durch Innovationsboard Tänikon
Export /19 Partnerschaftsabkommen EFTA-Indonesien in Kraft Im Hinblick auf das Inkrafttreten des Abkommens hat der Bundesrat am 24. September 2021 die letzten notwendigen Verordnungsänderungen zur Umsetzung der im Abkommen vorgesehenen Zollkonzessionen beschlossen. Das Abkommen soll zur Dynamisierung der Handelsbeziehungen zwischen den EFTA-Staaten und Indonesien beitragen. Das umfassende Wirtschaftspartner- schaftsabkommen (CEPA) soll den Marktzugang und die Rechtssicherheit für den Handel mit Waren und Dienst- leistungen verbessern. Für 98 Prozent der heutigen Warenausfuhren der Schweiz nach Indonesien werden nach Ablauf der Zollabbaufristen sämtliche Zölle wegfallen. Darüber hinaus umfasst das Abkommen insbesondere Bestim- mungen zu Investitionen, zum Schutz des geistigen Eigentums, zum Abbau nichttarifärer Handelshemmnisse, zum Wettbewerb, zu Handelserleichterun- gen, zu Handel und nach haltiger Ent- wicklung sowie zur wirtschaftlichen Zu- innerhalb eng beschränkter Kontingen- Die EFTA hat als erste Partnerin in Euro- sammenarbeit. te vor. Importeure können Palmöl je- pa ein solches Abkommen mit Indonesi- Die Bestimmungen des Kapitels Handel doch nur dann präferenziell einführen, en abgeschlossen. Das Abkommen er- und nachhaltige Entwicklung schaffen wenn sie nachweisen, dass es nachhal- laubt es, bestehende und potenzielle einen gemeinsamen und rechtlich ver- tig produziert wurde. Diskriminierungen gegenüber aktuellen bindlichen Referenzrahmen für die prä- und zukünftigen Freihandelspartnern In- ferenziellen Handelsbeziehungen und Umfassendes und modernes Abkommen donesiens abzubauen und zu vermeiden. tragen dazu bei, dass die wirtschaftli- Das Abkommen zwischen den EF- chen Ziele des Abkommens Hand in TA-Staaten (Island, Liechtenstein, Nor- Handelspartner mit Potenzial Hand mit den Zielen des Schutzes der wegen, Schweiz) und Indonesien wurde Indonesien ist die grösste Volkswirt- Umwelt und der Arbeitsrechte gehen. am 16. Dezember 2018 unterzeichnet, schaft Südostasiens und bevölke- Für das aus Nachhaltigkeitssicht be- im Dezember 2019 von den Eidgenössi- rungsmässig das viertgrösste Land der sonders sensible Palmöl sieht das Ab- schen Räten genehmigt und von der Welt mit einer wachsenden Mittel- kommen nur moderate Zollsenkungen Stimmbevölkerung in der Abstimmung schicht. Im Jahr 2020 rangierte Indone- vom 7. März 2021 gutgeheissen. Das sien im fünften Rang unter den CEPA verbessert auf breiter Basis den Handelspartnern der Schweiz in Süd- Weitere Informationen Marktzugang und die Rechtssicherheit ostasien. Das Inkrafttreten des Abkom- finden Sie unter für die Wirtschaftsakteure und ent- mens birgt ein grosses Potenzial für bit.ly/pem-info. spricht weitgehend den neueren, mit Schweizer Wirtschaftsakteure, ihre Drittstaaten abgeschlossenen Abkom- Wirtschafts- und Handelsbeziehungen men der EFTA-Staaten. mit diesem Partner zu verstärken.
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