TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology

Die Seite wird erstellt Matthias Stolz
 
WEITER LESEN
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
03                                                             QUARTERLY 2014

   TOMORROWTODAY
                                     Developing the technologies, methods and tools of tomorrow

                DAS HANDY ALS GESUNDHEITSASSISTENT

                                     ENERGY       MOBILITY
                       SMARTE NETZE FÜR DIE       LEISTUNGSTESTS FÜR ALTERNDE
                     ELEKTROMOBILE ZUKUNFT        LÄRMSCHUTZWÄNDE
                          SAFETY & SECURITY       INNOVATION SYSTEMS
                           DIGITALE ZUKUNFT       MOBILER ÜBERZEUGUNGSKÜNSTLER

01_DT_COVER.indd 1                                                                        06.10.14 09:29
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
32_Layout 1 20.06.11 11:15 Seite 33

                                                                                      Mehr Informationen
                                                                                      über uns finden Sie hier:

      Wenn es um bahnbrechende Innovationen geht, ist das AIT Austrian Institute of
      Technology der richtige Partner für Ihr Unternehmen: Denn bei uns arbeiten
      schon heute die kompetentesten Köpfe Europas an den Tools und Technologien
      von morgen, um die Lösungen der Zukunft realisieren zu können.

      Mehr über die Zukunft erfahren Sie hier: www.ait.ac.at

 ARC_10001_200x280_derbesteweg_QTR_4c.indd 1                                              18.01.2011 12:37:47 Uhr
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
03_DT_Layout 1 06.10.14 13:48 Seite 3

                                                                                                                                                   ➜ INHALT/EDITORIAL                03

                                                                                                              EDITORIAL

                                DAS WAREN DIE TEC 2014.                  04                                                      Apples iPhone 6 wird mit Near Field Communica-
                                       Impressionen aus Alpbach.                                                                 tion Technology ausgestattet sein. Haupteinsatz-
                                                                                                                                 gebiet: Kontaktloses Bezahlen. Doch mit der

                                                                                  Foto: www.peterrigaud.com
                                                                                                                                 NFC-Technologie eröffnet sich mit dem Handy
                 TEC 2014: DIE BILANZ UND AUSBLICK                       06                                                      ein noch wesentlich breiteres Einsatzgebiet: Und
                                   AUF ALPBACH 2015                                                                              zwar im Gesundheitsbereich. Experten und
                 Hannes Androsch (AIT), Wolfgang Knoll (AIT) und                                                                 Expertinnen von AIT und Seibersdorf Laborato-
                                Karl Amon (ORF) ziehen Bilanz.                                                                   ries haben dafür in den letzten Jahren eine Reihe
                                                                                                                                 von intelligenten NFC-Sensoren entwickelt. Die
                                                                                                              Palette reicht von der Erfassung der Blutzuckerwerte, über die
                  TEC 2014 – DIE BREAKOUT SESSIONS                       08                                   Bestimmung von Hautfeuchte und Temperatur bis hin zur Messung
                    Elf Workshops fanden bei den TEC 2014 statt.                                              der UV-Intensität. Alle Daten können über Smartphones abgerufen
                                    Die Ergebnisse in Kurzform.                                               werden und machen so das Handy zu einem wichtigen Helfer für
                                                                                                              Patienten und Patientinnen, aber auch für Ärzte und Ärztinnen.

                                                                         14
                                                                                                              Lesen Sie ab Seite 22, welche neuen Anwendungen das Handy zu
                                 SMARTE NETZE FÜR DIE                                                         einem vielseitigen Gesundheitsassistenten mutieren lassen.
                              ELEKTROMOBILE ZUKUNFT
           Zusammen mit europäischen Partnern entwickelt AIT                                                  Alpbacher Technologiegespräche 2014: Wir freuen uns, dass TEC
       Lösungen für die Netzplanung und die Interoperabilität von                                             2014 ein voller Erfolg gewesen ist. Sowohl Plenary Sessions als
                              Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur.                                               auch break out sessions boten Teilnehmern und Teilnehmerinnen
                                                                                                              einen fundierten Einblick in die wichtigsten Themen der Zukunft.
                                                                                                              Als spezieller Service finden Sie in diesem Heft auch die Ergeb-
                                         DIGITALE ZUKUNFT                18                                   nisse der Arbeitskreise (ab Seite 8).
         Mittels „Crowdsourcing“ nutzt das AIT bei der Digitalisie-
                                                                                                              Aber, wie es so schön heißt: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel und
              rung des globalen Kulturerbes „die Weisheit vieler“.
                                                                                                              deshalb bitte den Kalender zücken und gleich den Termin der
                                                                                                              Alpbacher Technologiegespräche 2015 eintragen: Sie finden vom
          DAS HANDY ALS GESUNDHEITSASSISTENT                             22                                   Donnerstag, den 27. bis Samstag, den 29. August 2015 statt.
           Das AIT nutzt die NFC-Technologie für die Entwicklung                                              Generalthema Alpbachs im nächsten Jahr: Un-Gleichheit.
             neuer Handy-Applikationen im Gesundheitsbereich.                                                 Wir freuen uns, Sie wieder in Alpbach begrüßen zu dürfen.

                MOBILER ÜBERZEUGUNGSKÜNSTLER                             26
                    Ein vom AIT entwickelter digitaler Mobilitäts-                                            Ein informatives Lesevergnügen wünscht Ihnen Ihr
              ratgeber soll Menschen dazu motivieren, ihre Wege
                                                                                                              Michael H. Hlava
                            möglichst CO2-sparsam zu gestalten.
                                                                                                              Head of Corporate and Marketing Communications
                                                                                                              PS: Beachten Sie auch die Rückfragehinweise pro Geschichte.
                      LEISTUNGSTESTS FÜR ALTERNDE                        30                                   Für alle Fragen steht Ihnen das Kommunikationsteam des AIT
                                LÄRMSCHUTZWÄNDE                                                               gerne zur Verfügung.
                          AIT-ForscherInnen arbeiten an neuen
             Untersuchungsmethoden für Lärmschutzwände und
                                  entwickeln neue Bauweisen.

                                 INNOVATIONSKALENDER                     34

                                        SCIENTIFIC PAPERS                35

                                                 IMPRESSUM. Tomorrow Today ist ein Magazin, das in Form einer Medienkooperation mit dem AIT Austrian Institute of
                                                 Technology umgesetzt wird. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei Austria Innovativ. Medieninhaber und Verleger_Bohmann
                                                 Druck und Verlag GesmbH & Co. KG., A-1110 Wien, Leberstr. 122, Tel.: +43 1 740 95-0. DVR: 0408689. Geschäftsführung_Gabriele
                                                 Ambros, Gerhard Milletich. Herausgeber_AIT Austrian Institute of Technology, Tech Gate Vienna, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien,
                                                 Tel.: +43 (0) 50550-0. Verlagsleitung_Patrick Lehnhart. Chefredaktion_Michael H. Hlava, E-Mail: michael.hlava@ait.ac.at,
                                                 Norbert Regitnig-Tillian, E-Mail: nrt@bohmann.at. Redaktion_Margit Noll, Daniel Pepl. AutorInnen dieser Ausgabe_Alfred Bank-
                                                 hamer, Doris Griesser, Angelika Prohammer. Projektmanagement:_Daniel Pepl. Grafisches Konzept:_Anita Frühwirth.
                                                 Layout_Peter Führer (REPROMEDIA). Druck_Druckerei Odysseus, Haideäckerstr. 1, A-2325 Himberg. Titelfoto_AIT. Erscheinungs-
                                                 weise_4-mal jährlich. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vor-
                                                 behalten. ISSN 1994-5159 (Print), ISSN 1994-5167 (Online). Gratis Abo via E-Mail_cmc@ait.ac.at.
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
04       ➜ TEC 2014

                       ALPBACH TEC 2014
                       IMPRESSIONEN

04-05_DT.indd 4                     06.10.14 12:46
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
TEC 2014   05

14

     04-05_DT.indd 5         06.10.14 12:46
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
06       ➜ ALPBACH BILANZ & AUSBLICK

           ALPBACHER TECHNOLOGIE-
           GESPRÄCHE – EIN BLICK
           HINTER DIE KULISSEN
           /// Die Alpbacher Technologiegespräche 2014 weisen beachtliche Erfolge auf.
           Rund 1.300 TeilnehmerInnen, hochkarätige wissenschaftliche Themenpartner
           (Helmholtzgemeinschaft, Europäischer Forschungsrat) und „Stanford zu Gast
           bei den Technologiegesprächen“ ermöglichten ein attraktives Programm mit
           über 12 Plenary Sessions, 13 Breakout Sessions und eine Fülle von zufälligen
           sowie organisierten Meetings und Events. Tomorrow Today wirft einen Blick
           hinter die Kulissen der Alpbacher Technologiegespräche und spricht mit den
           beiden Veranstaltern Michael H. Hlava (AIT-Kommunikationschef) und Martin
           Bernhofer (Leiter der Hauptabteilung Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft im
           ORF-Hörfunk). ///

06-07_DT.indd 6                                                                         07.10.14 11:30
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
ALPBACH BILANZ & AUSBLICK              07

                                              MICHAEL H. HLAVA, AIT-KOMMUNIKA­
                                              TIONSCHEF UND MARTIN BERNHOFER,
                                              LEITER DER HAUPTABTEILUNG WISSEN-
                                              SCHAFT, BILDUNG, GESELLSCHAFT IM
                                              ORF-HÖRFUNK
         Was unterscheidet die Alpbacher Technologiegespräche von        ratspräsident Hannes Androsch, ORF Hörfunkchef Karl Amon
         den anderen Gesprächen des Europäischen Forums?                 und AIT-Geschäftsführer Wolfgang Knoll.
         Während das Europäische Forum Alpbach alle Gespräche – wie
        zum Beispiel Wirtschafts-, Gesundheits- oder Politikgespräche       Das Rahmenthema der diesjährigen Alpbacher Technologie­
       – eigenständig managt, werden die Technologiegespräche von           gespräche lautete: Innovation und Technologie at the
       den beiden Institutionen AIT-Austrian Institute of Technology       ­crossroads. Wie lautet das Thema der nächsten Alpbacher
       und ORF Radio Österreich 1 veranstaltet.                           Technologiegespräche?
       Die Antwort liegt in der Historie begründet. Das Europäische       Alpbacher Technologie Gespräche / Alpbach Technology Sympo-
       Forum Alpbach hatte vor zig Jahren eine Krise zu überstehen.         sium Donnerstag 27. bis Samstag 29. August 2015 – Un-Gleich-
       Damals haben die Technologen eine eigene Veranstaltung, die          heit / Un-Equality
       sogenannten Technologiegespräche, etabliert und diese in das         Das Rahmenthema bildet die Grundlage für unsere program-
       Europäische Forum Alpbach integriert. Von Anbeginn an stehen         matische Arbeit der Alpbacher Technologiegespräche. Zu­
       die Technologiegespräche für sehr viele Teilnehmer, renom-           sammen mit den wissenschaftlichen Themenpartnern und dem
         mierte Vortragende und eine Plattform für Austausch und Netz-      Gast werden die Themen und Schwerpunkte erarbeitet, aus
         werken auf hohem Niveau. Zudem nimmt die Einbindung der          ­denen wiederum die Plenary Sessions und Break Out Sessions
         Jugend einen hohen Stellenwert ein. Das berühmte Beispiel, wo    abgeleitet werden. Im November steht der erste Entwurf und wir
         die Studentin den Nobelpreisträger trifft und mit ihm eine       können mit bestehenden Interessenten der Arbeitskreise
        ­Viertelstunde spricht, ist keine Erfindung, sondern gelebte     ­Gespräche führen, sowie andere aktiv akquirieren.
       ­Realität in Alpbach.                                             Dann beginnt auch das Rennen um die am besten geeigneten
                                                                        Rednerinnen und Redner.
       Wie wollen Sie die Technologiegespräche auf diesem Erfolgs­ Hier zeigt sich eine Entwicklung, die uns besorgt. Die Vortra-
       niveau halten?                                                       genden der Technologiegespräche bekommen kein Redner-­
       Das ist ein ständiger Optimierungsprozess. Und die Zeiten ändern Honorar. Das kann man durchaus als Geheimnis der Alpbacher
       sich natürlich. Heute läuft ohne Social Media und Programm-          Technologiegespräche bezeichnen. Insbesondere im anglo-
       App zum Beispiel gar nichts mehr. Wir bemerken, dass Zeit und amerikanischen Raum werden wir teilweise mit extrem hohen
       Raum für Begegnung und Gespräch besonders nachgefragt              Honorarforderungen konfrontiert. Dabei sind es nicht die Stars
       werden. Deshalb werden wir im Programm die Kunst der               selbst, die, wie schon dreimal passiert, bereits zugesagt haben,
       Reduktion üben. Also keine Plenary Session mehr, die um 21.30 sondern eigens dafür gegründete Speakers Agenturen, die
       Uhr endet, sondern Impulse setzen, damit die TeilnehmerInnen schon mal mit Forderungen von 30.000 Euro aufwärts den
       und Teilnehmer untereinander sowie mit den über 250 Stipen­      ­Redner zurückrufen, weil er bei ihnen unter Vertrag steht. Hier
       diantInnen und Stipen­dianten ins Gespräch kommen können.        bleiben wir unserer Linie treu. Alpbach ist und bleibt eine Agora
       Die thematische Programmierung ist die Kür der Alpbacher         der Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesell-
       Technologiegespräche. Diese erfolgt in enger Zusammenarbeit schaft – und ist kein Business Modell.
       mit dem Europäischen Forum Alpbach – Präsident Franz Fischler Besonderes Anliegen 2015 ist auch – insbesondere im Hinblick
       und EFA-GF Philipp Narval – sowie den Spitzenvertretern der          auf das Rahmenthema Un-gleich, In-Equal – den Anteil der Frauen
       beiden veranstaltenden Institutionen, allen voran AIT-Aufsichts- in den Plenary Sessions und Break Out Sessions zu steigern.

06-07_DT.indd 7                                                                                                                               07.10.14 11:30
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
08       ➜ ALPBACH BREAK OUT SESSIONS

            TEC 2014 BREAKOUT SESSIONS
             /// In elf Arbeitkreisen beschäftigte man sich bei den Alpbacher Techno­
             logiegesprächen wieder mit aktuellen Technologie- und Forschungs­themen
             der Zeit. Viele Diskursstränge wurden aufgegriffen, Konzepte ­vorgestellt
             und neue Problemstellungen und Lösungseinsichten diskutiert. Hier die Er­
             gebnisse der „Breakout Sessions“ in Kurzform. ///

            ●● BREAKOUT SESSION 01
            TECHNOLOGY – GLOBAL MARKET: ÖSTERREICHISCHE TECHNOLOGIEN FÜR DEN GLOBALEN MARKT
            Walter Koren | Ferdinand Schipfer | Alexander Schwab | Edeltraud Stiftinger | Johann Strahlhofer | Karl Blecha | Barbara Steiner |
            Michael Lederer

            NEUE UNTERSTÜTZUNG FÜR DEN INTERNATIONALEN
                                                                                 lichen die Erschließung neuer Märkte, „soft loan-“Programme
            TECHNOLOGIETRANSFER                                                  kommen vor vor allem kleineren und mittleren
            Österreichische Unternehmen haben im Export vor allem als            Unternehmen zugute. Besondere Bedeutung haben auch P        ­ ilot-
            High-Tech-Nischenplayer große Chancen. Und gerade für Unter­         und Referenzanlagen im In- und Ausland und generell die ver­
            nehmen auf dem Weg zum „Hidden Champion“ bieten das bmvit            stärkte Vernetzung von kleineren und mittleren Unternehmen.
            und die österreichischen Außenhandelsstellen neue Formen der         Außenhandelsstellen können als „Technologie-Sherpa“ ange­
            Unterstützung an.                                                    sehen werden, die Unternehmen auf Ihren „Tech-Wegen“
            Ein neues Instrument dafür ist etwa das vom BMVIT ent­wickelte       unterstützen – zum Beispiel durch Trendscouting (Mapping) oder
            Förderprogramm für den Internationalen Techno­logietransfer.         ­Abklärung des regulatorischen Umfeldes (Readying).
            ­Dabei sollen österreichische Unternehmen als Bestandteil inter­      Generell ist allerdings eine Mentalitätsänderung in Österreich von
             nationale Bieterkonsortien etabliert und unternehmensüber­           Nöten. Sowohl im Bildungssystem als auch im Lehrerausbil­
             greifende Strategien zur Positionierung österreichischer Techno­     dungssystem muss das Bewußtsein geschärft werden, damit das
             logie im Ausland entwickelt werden.                                  Thema „Entrepreneurship“ stärker in den Köpfen verankert wird.
             Unterstützend wirkt dabei die im internationalen Vergleich be­       In ­diesem Zusammenhang sei auch die „Kultur des Scheiterns“
             sonders ausgefeilte Ausfuhrförderung. Export Credit Agencies,        zu erwähnen, die in Österreich eigentlich nicht existent ist. Auch
             wie die OeKB oder die Österreichische Entwicklungsbank ermög­        hier müsste ein Umdenken einsetzen.

08-13_DT_probe.indd 8                                                                                                                            06.10.14 15:10
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
ALPBACH BREAK OUT SESSIONS                       09

       ●● BREAKOUT SESSION 02                                                  ●● BREAKOUT SESSION 03
       TECHNOLOGIE-HOTSPOTS DER ZUKUNFT – HAT EUROPA EINE                      THE CHALLENGE OF DISRUPTIVE INNOVATION: STRATEGIES
       CHANCE?                                                                 FOR SUCCESSFUL COPING
       Hermann Hauser | Sabine Herlitschka | Frank Lehmann |                   Doris Hummer | Michael Strugl |Klaus Fronius | Volker Kaese |
       Gerald Murauer | Markus Reinhard | Peter Untersperger | Peter           Marion Knoche | Ken Parulski | Michael E. Raynor | Michael Schu­
       Koren | Isabella Meran-Waldstein                                        bert | Mary Tripsas | Michael Shamiyeh | Anke Merkl-Rachbauer

       „SCIENCE TRANSLATION“ SOLL DEN STANDORT EUROPA                          FRÜHZEITIG DIE ORGANISATORISCHE TRÄGHEIT
       REÜSSIEREN LASSEN                                                       ÜBERWINDEN
        Technologie Cluster (Catapult Centres) stellen in den immer            Erfolgreiche Strategien für den Umgang mit disruptiven Innova­
        schneller werdenden Innovationszyklen einen wesentlichen               tionen sind seit j­eher eine Herausforderung für Manager und
        Standortfaktor im internationalen Wettbewerb dar. Mitentschei­         Unternehmenskultur. Denn nicht selten können Unternehmen
        dend sind dafür aber nicht nur hervorragende Univer­sitäten mit        auf sich verändernde Umweltbedingungen nicht adäquat
        einem k   ­ laren Wissenstransfer-Schwerpunkt („Science Trans­         ­reagieren und manövrieren sich so sehenden Auges ins Abseits.
        lation“), sondern ebenso Unternehmen, Netzwerke und vor­
        handenes Venture ­Capital. Großbritannien u    ­ nterstützt diesen
       Prozess durch eine selbständige Finanzie­rungsschiene, die
       ­neben Lehre und Forschung aufgesetzt ist.
        In der Podiumsdiskussion wurden Europa elementare Standort­
        vorteile eingeräumt, zu denen unter anderem eine gut ausge­
        baute Infrastruktur, die Verfügbarkeit exzellenter Fachkräfte
        und eine räumliche Nähe kooperierender Institutionen zählen.
        Diese F  ­ aktoren dürfen allerdings nicht dar­über hinwegtäu­
        schen, dass durch die Krise das Brutto­inlandsprodukt (BIP) in
        den letzten ­Jahren weitgehend stagnierte. Forschung und Ent­
        wicklung und in Folge Innovation als Schlüssel für Wohlstand
        und Beschäftigung müssen ­daher massiv vorangetrieben
        ­werden. Notwendig sei dafür auch eine Änderung des Mindsets.
         Konkret könnte dies durch innerbetriebliche Awards, mehr
         ­öffentliche Awareness und An­erkennung geschehen.
          Für Innovationserfolge notwendig sei aber auch das Commit­
          ment seitens der Politik. Innovationsdynamik braucht Entrepre­
          neurship ebenso wie Venture Capital. Des weiteren müssen auf
          EU-Ebene strukturelle Innovationen erfolgen, um lähmende
                                                                               Aus diesen Beobachtungen heraus hat sich eine wachsende
          Bürokratie abzubauen und mutiger auf Stärke­felder zu setzen.
                                                                               Aufmerksamkeit in Richtung der Frage gerichtet, welche Rolle
          Damit Universitäten starke Partner für die innovativen Leit­
                                                                               die F  ­ okussierung auf Kapitalmärkte, profitable Kunden sowie
          betriebe sind, müssen sie verstärkt in den Wettbewerb. Dazu
                                                                               das kognitive Framing der sich wandelnden Umweltbedin­
          gilt es, MINT-Fächer auszubauen, um den Technikermangel zu
                                                                               gungen für die Veränderungsträgheit von Organisationen
          beheben und das „Internet der Dinge“ als neue Chance für den
                                                                               ­spielen. Im Arbeitskreis disktuierte man daher in hoch­karätig
          Produktionsstandort E ­ uropa zu ­nutzen. Viele Maßnahmen
                                                                                besetzten Panels, mit welchen Strategien man auf unerwartete
          (FTI-Strategie) liegen bereits am Tisch, wichtig ist es, diese nun
                                                                                Entwicklungen reagieren kann.
          rasch umzusetzen.
                                                                                Wichtig sei es beispielsweise, dass Organisationen lernen, jen­
                                                                                seits bestehender Unternehmensziele und -grenzen zu blicken,
                                                                                um frühzeitig neue Chancen und Strategieansätze zu ent­
                                                                                decken, die sich durch (potenzielle) disruptiven Innovation
                                                                                ­ergeben könnten. Anhand von Fallbeispielen aus dem Bereich
                                                                                 Analogphotografie (Polaroid, Kodak) wurde gezeigt, wie eine
                                                                                 gewachsene organisatorische Identität Veränderungsversuche
                                                                                 aber torpedieren kann und organisatorische Ressourcen – ob­
                                                                                 wohl vorhanden – nicht genutzt werden, um auf die disruptive
                                                                                 Innovationen im Unternehmensumfeld (Digitalphotographie) zu
                                                                                 ­reagieren. Ähnliche Auswirkungen könnten disruptive Innova­
                                                                                  tionen auch heute in anderen Bereichen, wie etwa der Energie­
                                                                                  versorgung, haben. Gezeigt wurde etwa, wie neue und smarte
                                                                                  Energiemanagementsysteme, gekoppelt mit einer Reihe neuer
                                                                                  Technologien, das konventionelle zentralisierte System der
                                                                                  Elektrizitätsversorgung disruptive verändern könnten. Am Bei­
                                                                                  spiel des 1-Liter Autos XL1 von Volkswagen wurde diskutiert,
                                                                                  wie mit nachhaltigen Innovationen ein Vorsprung gegenüber
                                                                                  dem Mitbewerb geschaffen werden kann.

08-13_DT_probe.indd 9                                                                                                                             06.10.14 15:10
TOMORROWTODAY 03QUARTERLY 2014 - AIT Austrian Institute Of Technology
10       ALPBACH BREAK OUT SESSIONS

           ●● BREAKOUT SESSION 04
           AGILE AND ROBUST SUPPLY CHAINS – HOW TO MANAGE VOLATILITY ACROSS YOUR BUSINESS
           Guan Zhe Chen | Raimund Diederichs | Kurt Gruber | Georg Kasperkovitz | Dieter Messner | Reinhilde Veugelers | Christian Ramsauer |
           Mario Kleindienst

           INDUSTRIE 4.0 UNTERSTÜTZT DIE AGILITÄT VON                             Länderbeispiele zeigen, dass (agile) Unternehmen unterschied­
                                                                                  lichen Risken ausgesetzt sind. So ist Äthiopien, die am schnellsten
           UNTERNEHMEN
                                                                                  wachsende Volkswirtschaft in Afrika, derart überreglementiert,
           Agile Unternehmen zeichnen sich durch eine flexible, aktive            dass für Exportgenehmigungen 44 Tage benötigt werden und pro
           und anpassungsfähige Organisation aus, die auf Wandel und              Container 2180 Dollar an Kosten anfallen. Agilität ist auch bei
           Unsicherheit rasch reagieren können. Besonders in krisenhaften         Geschäften mit China, speziell am Automarkt, gefragt, da das
           Zeiten mit volatiler Nachfrage ist Flexibiltät daher eine Notwen­      Wachstum der chinesischen Märkte stark von schwer vorhersag­
           digkeit. Wie flexibel ein Unternehmen agieren kann, definiert sich     baren (Umwelt)-Regulationen abhängt. Ähnliche Entwicklungen
           dabei als dreiteiliges Konzept aus Agilität (wie schnell kann ein      werden in den nächsten zehn Jahren auch für Afrika – einem
           Unternehmen seinen Operationsmodus verändern?), Elastizität            Hoffnungsmarkt für europäische Unternehmen – prognostiziert.
           (wie stark kann der Unternehmens-Output vergrößert oder ver­           Generell wurde betont, dass das übergeordnete Ziel, agile und
           kleinert werden?) und Versatilität (inwieweit kann der Produktmix      robuste Wertschöpfungsketten aufzubauen, nur erreicht werden
           kosteneffektiv verändert werden?). Flexibilität im Suply Chain         kann, wenn Konzepte wie Industrie 4.0 erfolgreich umgesetzt
           Management sei für U  ­ nternehmen jedenfalls ein Gebot der            werden. In den Unternehmen könnte das „Internet der Dinge“ und
           Stunde. So werden bei Infineon Kunden-Nachfrage und -Anforde­          Losgrößen von einem Stück, zwei Haupthemen von Industrie 4.0,
           rungen bereits in Echtzeit entlang der gesamten Supply-Chain-          dazu beitragen, die Agilität von Unternehmen entlang der gesamten
           Management angezeigt.                                                  Wertschöpfungskette zu erhöhen.

           ●● BREAKOUT SESSION 05
           BIOENERGIE – AUSWEG ODER IRRTUM?
           Petra Bohuslav | Franz Fischler | Heike Frühwirth | Walter Haslinger |
           Anna M. Hennecke | Horst Jauschnegg | Hubert Röder | Jürgen Schneider |
           Stefan SzyszkowitzManfred Wörgetter | Claus Zeppelzauer

           NEUE POTENZIALE NUTZBAR MACHEN
           Bioenergie gilt als Hoffnungsträger, vor allem in Hinblick auf eine    sei zu beachten, dass sie nicht das einzige Kriterium für die Be­
           „Zero Carbon“-Gesellschaft. In Österreich ist Biowärme die             wertung von Nachhaltigkeit darstellen, sondern regionale und
           ­Nummer Eins bei der erneuerbaren Energie. Die Wertschöpfung           soziale ­Bedingungen bei ihrer Produktion miteinbezogen werden
            durch Holzbrennstoffe und Bioenergietechnologie beträgt               sollen. Entwicklungspotenziale für Biomasse in Österreich werden
            2,5 Milliarden Euro jährlich. Der Umstieg auf eine biobasierte        unter anderem in der Sägeindustrie gesehen. Biogasanlagen, der
            Wirtschaft ist allerdings hochkomplex und erfordert gemeinsame        Einsatz von Stroh und Energiepflanzen sind Hoffnungsträger der
            Bemühungen aller relevanten Gruppen – national, aber auch im          ­Zukunft. Durch den Biowärmeboom der letzten Jahrezehnte
            internationalen (EU-)Rahmen. In einem Worldcafé erarbeiteten           wurde das Biomasse-Potenzial weitgehend erschlossen. Der
            die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Antworten auf Herausforde­          ­Anteil von Biowärme könnte durch Effizienzsteigerung bei Heiz­
            rungen der bioenergetischen Zukunft. Angeführt wurden Poten­            systemen und der Energiebilanz von Gebäuden erhöht werden.
            ziale der industriellen Biotechnologie. Sie liegen in den Bereichen     Beim Aufbau zukünftiger Märkte ist die Zeit für die Technologie­
            Biowasserstoff, Butanol oder – in visionärer Sicht – im Einsatz         entwicklung zu berücksichtigen, für „Frontrunner“ ist das Risiko
            von Algen, die CO2 als Nährstoff nutzen. Im Spannungsfeld Bio­          groß. Für bestehende Biomasseanlagen ist derzeit die Beschaf­
           masse contra Bioenergie gelte es, verfügbare Biomassen dort              fung von Biomasse eine große Herausforderung. Die Nutzung
           einzusetzen, wo Wertschöpfung & Qualitätsoutput am größten               ­regionalen Potenzials oder der Import von Biomasse müssen
           sind. In Hinblick auf die Treibhausgas-Bilanzen von Bioenergien           nach Kriterien der Nachhaltigkeit genau abgewogen werden.

08-13_DT_probe.indd 10                                                                                                                           06.10.14 15:10
ALPBACH BREAK OUT SESSIONS                       11

       ●● BREAKOUT SESSION 06
       WAS KOSTET DIE ZUKUNFT DER STADT? SOZIOÖKONOMISCHE ASPEKTE DER SMART CITY
       Nadine Haufe | Martin Krajcsir | Sean A . McKenna | Birgit Murr | Thomas Ritt | Andreas Trisko | Arnulf Wolfram | Reinhard Göweil |
       ­Volker Schaffler

       SMART CITY: MEHR ALS EIN TECHNOLOGIETHEMA                               r­ eines Technologiethema. Grundlegend sei, dass vor allem die
                                                                                Governance und Verwaltung der Städte smart werden müssen.
       Das Thema Smart City polarisiert. Städte werden mittlerweile in          Für eine kohärente Entwicklung auf allen Ebenen müsse der
       Rankings verglichen, es werden Indikatoren erstellt, Websites            ­richtige Nährboden geschaffen werden, um ausgewogen gedeihen
       ­gelauncht und Strategiepapiere mit spezifischen Zielen veröffent­        und Schieflagen wie die Einkommensschere oder den Über­
        licht. Der Umfang unterschiedlichster Smart-City-Initiativen             wachungsstaat unterbinden zu können. Smart City stecke also
        reicht hierbei von reinen Energie- und Klimazielen bis hin zu teils      noch immer in den Kinderschuhen. Das Konzept birgt aber die
        ­detaillierten Vorhaben in allen erdenklichen städtischen Themen­        Hoffnung in sich für eine leistbare, nachhaltige und effiziente
         bereichen. Von sozialer Inklusion über Partizipation bis hin zu         Stadt der ­Zukunft mit der höchstmöglichen Lebensqualität für
         Bildung und Forschung. Weltweit gibt es mittlerweile viele Städte,      alle Bewohnerinnen und Bewohner.
         die bereits auf Vor­handenem aufbauen können, darunter bei­
         spielsweise auch die Stadt Wien. Zeitgleich wachsen asiatische
         Städte in einem atemberaubenden Tempo zu riesigen Metropol­
         regionen. Diese Wachstumsgeschwindigkeit fordert auch ihren
         ­Tribut, sowohl aus sozialer als auch aus ökologischer Perspektive.
          Europäische Städte, zumeist harmonisch gewachsen und ent­
          wickelt, müssen heute dafür grundlegend modernisiert werden.
          Allein die Stadt Wien wird in den nächsten fünf J
                                                          ­ ahren zirka fünf
          Milliarden Euro in erneuerbare Energie, moderne Übertragungs­
          netze und den Ausbau des öffent­lichen Verkehrs investieren.
          In der Diskussion wurde rasch klar, dass die Thematik Smart City
          vielfältig und komplex ist. Diese Komplexität ergibt sich aus der
          Vernetzung von Technik und sozio-ökonomischen Bedingungen.
          Oberste Prämisse muss sein, eine sozial verträgliche Stadt im
          Sinne der Smart City zu bauen. Das heißt, Smart City ist kein

       ●● BREAKOUT SESSION 07
       SMART ENERGY: HERAUSFORDERUNGEN AN EINE INTERDISZIPLINÄRE ENERGIEWENDE
       Stefan Bofinger | Martin Graf | Herbert Greisberger | Marc H. Hall | Theresia Vogel | Judith Sattlberger | Günther Brauner |
       Susanne Schwinghammer

       SMART ENERGY FÜR DIE „INDUSTRIELLE GARTENSTADT“
       Langfristig kommt die Energiewende, darin waren sich Referen­           fungskette notwendig – von der Forschung bis hin zur sozio-öko­
       tinnen, Referenten und das Auditorium einig. „Smart Energy“             nomischen Implementierung. Möglich sei die Energiewende. Sie
       bringt aber eine Reihe von Herausforderungen für alle daran Be­         kann auch in der „industriellen Gartenstadt“, in der nach­haltige
       teiligten mit sich. Für Energieunternehmen haben sich die Wert­         Produktion mit einem intakten Lebensraum verknüpft ist, erreicht
       schöpfungsketten verändert, Kraftwerke sind zum Teil nicht mehr         werden. Notwendig dafür sei aber, die Effizienz entlang von Pro­
       wirtschaftlich, die Netzanforderungen hochkomplex geworden.             duktion, Transport und Nutzung von Energie zu erhöhen. Gleich­
       Regenerative Energie sei hoch subventioniert, was verzerrte             zeitig braucht es eine gesamtheitlich systemische Betrachtungs­
       Märkte zur Folge hat. Mit diesen und anderen Ausgangssitua­             weise für die Bereiche Strom, Wärme und Mobilität, sowie
       tionen müsse man sich heute interdisziplinär und in gesamtheit­         Versorgungssicherheit durch neue Geschäftsmodelle. Beobacht­
       licher Perspektive auseinandersetzen. Größere Energieeffizienz          bar sei dabei, dass die Bevölkerung in ihrem Willen zur Energie­
       führe etwa nicht automatisch zu verringertem Energieverbrauch.          wende wesentlich weiter sei als Wirtschaft und Politik. Empfeh­
       Benötigt werden neue Technologien, die den Wohnkomfort er­              lungen für Forschung, Wirtschaft und Politik: Einführung
       halten, gleichzeitig aber auch den Verbrauch reduzieren. Dabei          verbindlicher Kostenwahrheit und Transparenz, im Bereich der
       muss an einem strukturellen Wandel gearbeitet werden, weg von           Mobilität die Förderung kurzer Wege, Einforderung der Vorbild­
       ­großen Energielieferanten und langen Transportwegen hin zu             wirkung von Politikerinnen und Politikern oder die Einführung
        partizipativen, dezen­tralen Energiedienstleistern. Um dies zu er­     ­eines Unterrichtsfaches „Energiewende“.
        reichen, sei ein ­integrierter Förderansatz entlang der Wertschöp­      Mehr Infos: http://energiewelten.tuwien.ac.at/alpbach.

08-13_DT_probe.indd 11                                                                                                                             06.10.14 15:10
12       ALPBACH BREAK OUT SESSIONS

           ●● BREAKOUT SESSION 08                                              ●● BREAKOUT SESSION 09
           WISSENSCHAFT IN DER GESELLSCHAFT –                                  IP-STRATEGIEN IN UNTERNEHMEN: HERAUSFORDERUNGEN
           WIE MAN BARRIEREN ÜBERWINDEN KANN                                   FÜR DAS IP-MANAGEMENT UND DIE INNOVATIONSPOLITIK
           Philipp Burkard | Sonja Hammerschmid | Marie Céline Loibl |         Martin A . Bader | Georg Buchtela | Daphne Frankl-Templ |
           Erinma Ochu | Verena Winiwarter | Holger Wormer | Oliver            Martin Leitl | Rudolf Lichtmannegger | Peter Puchberger | Fried­
           Lehmann | Marie-Louise Skolud                                       rich Rödler | Gerald Ruppert | Josef Mandl | Sabine Matzinger

           WISSENSCHAFT VERSTÄRKT FÜR LAIEN VERSTÄNDLICH                       MEHR IP-BEWUSSTSEIN UND SERVICE-ANGEBOTE
           MACHEN                                                              SCHAFFEN
           Durch Web 2.0 & Social Media hat sich die Kommunikation von         Das Intellectual Property (IP-) Management ist besonders für
           Wissenschaft und Öffentlichkeit grundlegend verändert. Statt        ­innovative Intellectual-Propery-Unternehmen ein Schlüssel, um
           ­einer linearen Struktur der Kommunikationswege von Sender zu        auf (globalisierten) Märkten bestehen zu können. So belegt eine
            Empfänger wird heute multipolar kommuniziert. Kommunikation         EU-Studie, dass 37 Prozent des EU-Bruttoinlandsprodukts
            ist nicht mehr exakt über exakt definierte Kanäle planbar, son­     ­beziehungsweise 35 Prozent aller Jobs in der EU mittlerweile aus
            dern ist vielfältig, und unter Umständen auch widersprüchlich –      IP-intensiven Sektoren kommen.
            was für alle Beteiligten große Auswirkungen hat. Um in dieser
            neuen Struktur kommunikative Qualität vermitteln zu können,
            sollten Wissenschaftlerinnen Wissenschaftler verstärkt eine
            kommunikative Grundausbildung erhalten. JournalistInnen sollen
            sich darauf verlassen können, dass wissenschaftliche Organisa­
            tionen nach medienethischen Kriterien arbeiten und beispiels­
            weise nicht PR-Maßnahmen mit Kommunikationsaktivitäten
            vermischen. Wissenschaftsjournalismus wiederum sollte als
            zwingendes Qualitätskriterium der Medienförderung berücksich­
            tigt werden, um die gehaltvolle I­ nteraktion zwischen Wissen­
            schaft und Mediennutzerinnen und -nutzern sicherzustellen. Ins­
            gesamt sind verstärkt partizipative Modelle zur Beteiligung der
            allgemeinen Öffentlichkeit an relevanten Fragestellungen und
            Diskussionsprozessen zu schaffen. Eine besondere Rolle in
            ­diesen neuen partizipativen Anforderungen spielen dabei Modelle
             von Citizen Science und Responsible Science. Bei „Citizen
             ­Science“ sollte noch mehr an der Beteiligung von Amateurinnen
              und Amateuren an wissenschaftlichen Forschungsprojekten
              ­gearbeitet werden. So könnte das Modell „Kinderuni“ auch für
               andere Bevölkerungsgruppen angewandt werden. Bei „Responsible   Erfahrungen zeigen aber, dass gerade kleinere und mittlere
               Science“ sollte verstärkt eine Wissenschaftskultur geschaffen   Unternehmen sich ihres IP-Potenzials wenig bis gar nicht bewusst
               werden, die aktiv auf gesellschaftliche Ansprüche und Bedürf­   sind und so dem IP-Manangement nur eine geringe Priorität zu­
               nisse Bezug nimmt (Stichwort: Klima­wandel) und so die Inter­   weisen. Um diese Situation zu verändern, wurden im Workshop
               aktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft stärkt und neue   Handlungsfelder herausgearbeitet, um KMU bei der Verbesserung
               Impulse setzt.                                                  des IP-Managements zu unterstützen.
                                                                               Festgestellt wurde, dass Maßnahmen auf konkreten KMU-Bedürf­
                                                                               nissen aufsetzen sollen und eine Bewusstseins­bildung initiiert
                                                                               werden soll, um die IP-Bedeutung für die U  ­ nternehmen klar zu
                                                                               machen. Gedacht ist daran, das Thema IP zu einem fixen Bestand­
                                                                               teil (einschlägiger) mitt­lerer und höherer Ausbildung zu machen.
                                                                               Des weiteren s­ ollen Anreize für Unternehmen zum Aufbau
                                                                               ­immaterieller Vermögens­werte gesetzt werden. Das IP-Service­
                                                                                angebot von Österreichischem Patentamt (ÖPA), Förderagenturen
                                                                                oder Patent­anwältinnen bzw. Patent­anwälten soll für Unter­
                                                                                nehmen klar erkennbar und in den Kompetenzen klar aufgeteilt
                                                                                sein. Dabei sollen IP-Unterstützungsleistungen einen integrativen
                                                                                Ansatz verfolgen, die KMU unter anderem bei Internationalisie­
                                                                                rungsbestrebungen helfen. Ingesamt sollen die Auswirkungen des
                                                                                EU-Patentes berücksichtigt und das Österreichische Patentamt als
                                                                                lokale Kammer im EU-IP-Gerichtssystem gesichert werden.
                                                                                Befunde des Arbeitskreises werden auch in die Arbeiten zur Ent­
                                                                                wicklung einer IP-Strategie der Bundesregierung einfließen.

08-13_DT_probe.indd 12                                                                                                                       06.10.14 15:10
ALPBACH BREAK OUT SESSIONS                        13

       ●● BREAKOUT SESSION 10
       FORSCHUNGSFINANZIERUNG – ÖFFENTLICH ODER PRIVAT? NEUE MODELLE IN EINER GLOBALISIERTEN WELT
       Heinz W. Engl | Gi-Eun Kim | Sabine Ladstätter | Philipp Marxgut | Robert-Jan Smits | Gertrude Tumpel-Gugerell | Gabriele Ambros |
       Robert Lichtner | Norbert Regitnig-Tillian

       ÖFFENTLICHE BASISFINANZIERUNG SPIELT WEITERHIN                        größere Rolle spielen. Dass Chinas Studierende auch heute noch
       WELTWEIT EINE DOMINATE ROLLE                                          lieber in die USA gehen, liege auch daran, dass sie dort größere
                                                                             Chancen sehen und das Gefühl haben, willkommen zu sein.
       In einem hochkarätigen besetzten Arbeitskreis mit insgesamt
                                                                             Insgesamt, so zeige sich, hat Europa in den letzten Jahren stark
       90 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wurden neue Wege der
                                                                             aufgeholt. Österreich wurde ein gut aufgestelltes Forschungs­
       Forschungsfinanzierung in Österreich diskutiert. Steuerliche
                                                                             system konstatiert, das aber an der Schnittstelle zum Innova­
       Anreize für mehr Risikokapital, aber auch Crowdfunding als neue
                                                                             tionsoutput noch Aufholbedarf habe. In Europa stellt sich die
       Möglichkeit, um an der Schnittstelle des Wissenstransfers in
                                                                             ­Herausforderung, dass es ohne entsprechende Maßnahmen zu
       Richtung Innovation Finanzierungslücken zu schließen, wurden
                                                                              ­einer geteilten Innovationsunion kommen könnte, wo ein reicher
       angesprochen.
                                                                               Norden einem armen Osten und S  ­ üden gegenübersteht.
       Insgesamt wurde aber konstatiert, dass für eine nachhaltige
       Forschungsfinanzierung nach wie vor eine ausreichende Basis­
       finanzierung durch die öffentliche Hand von Nöten sei, die aber
       durch private Quellen – etwa Privatstiftungen – ergänzt werden
       kann/soll.
       Im Ländervergleich mit den USA zeigte sich, dass – entgegen der
       landläufigen Meinung – auch dort die öffentliche Forschungs­
       finanzierung noch immer eine dominante Rolle spielt. So habe
       etwa die Militärforschung einen 50-Prozentanteil an der Grund­
       lagenforschung. Südkorea wiederum zeigt, dass mit einer organi­
       sierten Vorgangsweise im Bereich des Ausbaus von BIldungs-
       und Forschungsinstitutionen aus einem Entwicklungsland inner­
       halb eines halben Jahrhunderts ein „Innovation Leader“ werden
       kann. Dabei zeigt sich, dass jetzt private Investitionen eine immer

       ●● BREAKOUT SESSION 11
       AKUSTIK-INNOVATIONEN: TRENDS IN INDUSTRIE UND ALLTAG
       Jost Bernasch | Stephan Bohlen | Karlheinz Brandenburg | Dario Luisi | Alois Schedl | Philip Vanhoutte | Carl-Frank Westermann |
       Heinz Mayer | Franz Graf | Sonja Kranz

       AUF DER SUCHE NACH DEM PERFEKTEN KLANG
       Menschen sind permanent akustischen Signalen ausgesetzt, die          lich verbessert werden können. Präsentiert wurden auch Bei­
       bewusst oder unbewusst Verhalten und Emotionen beeinflussen.          spiele, wie der „perfekte Klang“ durch neue Verfahren der Audio­
       Unter interdisziplinären Gesichtspunkten und unter Einbeziehung       codierung unter Einbeziehung psychologischer und psycho­-
       von geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Aspekten be­       akustischer Effekte erzeugen werden kann. Im Bereich „Mensch
       leuchteten ReferentInnen in diesem Arbeitskreis neue Akustik-         und Kultur“ wurden Zusammenhänge zwischen Raumakustik und
       Trends in verschiedenen Bereichen.                                    Musik besprochen. So wurden historische Musikwerke für be­
       Im Bereich „Mobilität“ zählt die Akustik heute zu einem beson­        stimmte Räume und deren Raumakustik komponiert. Die Auffüh­
       ders positionierungsrelevanten Thema. So gestalten Autoher­           rung dieser Werke in modernen Konzerträumen zwingt Künst­
       steller gezielt die akustischen Eigenschaften von Fahrzeugen.         lerinnen, Künstler und Konzerver­anstalter zu manchmal
       Lärmschutz entlang von Straßen ist wiederum ein zentrales             schwerwiegenden Ein­griffen in die ­interpretatorischen Ansätze.
       Thema beim Ausbau neuer Verkerhrswege. Neue Entwicklungen             Mit „Sound-Branding“ gibt es heute des weiteren die Möglichkeit,
       wie das Tunnelmonitoring-System „Akut“ zeigen aber auch,              den Klang als emo­tionalen und vom Publikum oft nur unbewusst
       dass die Verkehrsüberwachung durch den Einsatz akustischer            wahrgenommenen Botschafter in der Markenkommunikation ein­
       Methoden innovativ weiterentwickelt werden kann. Im Block             zusetzen. Fazit: Der interdisziplinäre Dialog und das Einbinden
       ­„Industrielle Anwendungen“ konnte eindrucksvoll gezeigt werden,      von Ansätzen u­ nterschiedlichster Fachrichtungen zeigt sich in der
        wie Geräusche und Lärm die Produktivität und Kreativität am          Akustik als Herausforderung und zugleich als Potenzial für F&E
        ­Arbeitsplatz beeinflussen und durch Akustikgestaltung wesent­       und Wirtschaftsunternehmen.

08-13_DT_probe.indd 13                                                                                                                             06.10.14 15:10
14       ➜ ENERGY

          SMARTE NETZE FÜR DIE
          ELEKTROMOBILE ZUKUNFT
          /// Elektromobilität und erneuerbare Energien stellen die Versorgungsnetze vor
          neue Herausforderungen. Zusammen mit europäischen Partnern entwickelt AIT
          Lösungen für die Netzplanung und die Interoperabilität von Fahrzeugen und
          Ladeinfrastruktur. ///

          ●● AUF DEN PUNKT GEBRACHT                                                         UM DEM KLIMAWANDEL entgegenzuwirken, hat
                                                                                            sich die EU zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen
          Vor dem Hintergrund von Klimawandel und Energiewende werden die Versor-           aus dem Verkehr bis 2050 um rund 60 % und den
          gungsnetze künftig mit völlig neuen Anforderungen konfrontiert sein. Einerseits
          werden immer mehr Elektrofahrzeuge über Ladesäulen Strom aus dem Netz
                                                                                            Anteil konventioneller kraftstoffbetriebener Fahr-
          ­beziehen, andererseits werden auch immer mehr dezentrale Energieerzeuger         zeuge im städtischen Verkehr um die Hälfte zur
           Strom aus fluktuierenden Quellen wie Sonne und Wind ins Netz einspeisen. In      reduzieren. Alle großen Autohersteller haben da-
           zwei EU-Großprojekten erarbeiten die Expertinnen und Experten und des Energy     her bereits Elektrofahrzeuge in ihre Palette auf-
           Departments innovative Lösungen, um diese künftigen Herausforderungen zu
                                                                                            genommen – Plänen der International Energy
           bewältigen. Im Fokus steht die Entwicklung eines intelligenten Netzplanungs-
           tools sowie umfassende Standards und Tests, die sicherstellen sollen, dass       Agency zufolge sollen bis 2020 weltweit 20 Millio-
           ­Elektroautos künftig in ganz Europa problemlos geladen werden können.           nen „Stromer“ auf den Straßen unterwegs sein.

14-17_DT.indd 14                                                                                                                         06.10.14 12:51
ENERGY     15

     Ein weiterer wichtiger Beitrag zur Entkarbonisie-
                                                             WOLFGANG HRIBERNIK ///
     rung des Verkehrssektors ist auch die verstärkte
                                                             Head of Business Unit
     Integration von erneuerbaren Energieträgern,            Electric Energy Systems
     denn wirklich umweltfreundlich ist die Elektro-
                                                             „Elektromobilität und
     mobilität erst, wenn die Fahrzeuge mit Strom aus        erneuerbare Energien sind
     Wind, Sonne, Wasserkraft oder Biomasse ange-            die Driver für die Netze der
     trieben werden. „Elektromobilität und erneuer-          Zukunft.“
     bare Energien werden also die Driver für neue
     Planungsprozesse und Technologieentwicklungen
     für die Netze der Zukunft sein“, ist Wolfgang
     ­Hribernik, Head of Business Unit Electric Energy
      Systems, überzeugt. Um mit den Herausforde-           Forschung ist es, den Verteilnetzbetreibern Werk-
      rungen fluktuierender Einspeisung aus erneuer-        zeuge in die Hand zu geben, mit deren Hilfe sie
      baren Quellen und mobilen, schwer vorhersag­          künftige Entwicklungen bereits jetzt im Planungs-
      baren Lasten wie Elektroautos zurechtzu­              prozess berücksichtigen können“, so Hribernik.
      kommen, sind zwei Ebenen entscheidend: „Auf           Denn die elektromobile Welt von morgen eröffnet
      der Systemebene muss ich mir überlegen, wie ein       völlig neue Möglichkeiten: So kann sich eine End-
      elektrisches Energiesystem zu planen ist, um          kunde zum Beispiel für ein Tarifmodell ent­
      ­einen hohen Anteil umweltfreundlich betriebener      scheiden, in dem er sein Fahrzeug nur aufladen
       Elektroautos aufnehmen zu können“, erläutert         lässt, wenn ein Stromüberschuss im Netz vor­
       Hribernik. „Auf der technischen Ebene wiederum       handen ist – und dafür einen deutlichen Preisvor-
       stellt sich die Frage, welche Technologieentwick-    teil lukrieren. Oder der Netzbetreiber kann in Not-
       lungen und Standards nötig sind, damit die           fällen die Anzahl der zu ladenden Fahrzeuge be-
       ­einzelnen Komponenten problemlos zusammen-          schränken, um eine drohende Netzüberlastung zu
        arbeiten – vom Elektrofahrzeug bis hin zur          vermeiden. Das sind nur zwei Beispiele aus einer
        ­L adeinfrastruktur und dem Verteilnetz.“ In zwei   ganzen Palette von Szenarien, mit denen die
         europäischen Großprojekten befassen sich die       Netze in Zukunft konfrontiert werden. Ziel von
         Expertinnen und Experten des Energy Departments    PlanGridEV ist es daher, Algorithmen für ein
         mit diesen beiden zentralen Fragestellungen.       ­intelligentes Netzplanungstool zu entwickeln, das
                                                             all diese Geschäftsmodelle und Betriebsstra­
     PLANUNGSTOOL FÜR DIE NETZE DER ZUKUNFT                  tegien „verdauen“ und in ein zukunftsfähiges Netz
     Die verstärkte Integration von Elektromobilität         integrieren kann.
     und erneuerbarer Energie wird die Rahmenbedin-          Das Konsortium umfasst alle wichtigen Stake­
     gungen für die Netzplanung in den kommenden             holder der Elektromobilität von morgen: Neben
     Jahren und Jahrzehnten drastisch verändern. Im          Forschungspartnern wie der ETH Zürich und AIT
     Projekt PlanGridEV arbeitet AIT zusammen mit            sind auch die Key Player der europäischen Ver-
     Partnern aus neun europäischen Ländern an               teilnetzbetreiber vertreten, wie die italienische
     ­einem Netzplanungstool, das diesen neuen Anfor-        Enel oder die deutsche RWE, die auch die Projekt-
      derungen Rechnung tragen soll. „Aufgabe der            leitung innehat. Daneben sind Renault als Pro-

14-17_DT.indd 15                                                                                                       06.10.14 12:51
16       ENERGY

                   jektpartner sowie weitere Automobilhersteller           „Primäres Ziel ist die Schaffung klarer Rahmen-
                   im Rahmen eines erweiterten Forums mit an               bedingungen für ein zukunftssicheres Roll-out
                   Bord.                                                   von Elektromobilität auf europäischer Ebene“, so
                                                                           Hribernik. „Dafür müssen wir den Technologie-
                   FOKUS AUF NETZQUALITÄT UND FLEXIBILITÄT                 providern möglichst früh die Sicherheit geben,
                   Das AIT Energy Department bringt seine lang­            dass ihre Komponenten in ganz Europa funk­
                   jährige Erfahrung in der Planung von Smart Grids        tionieren.“ Dabei ist die Infrastruktur für die Elek-
                   aus zahlreichen nationalen Vorprojekten ein. „Im        tromobilität äußerst komplex: So ist die Lade-
                   Vordergrund stand am Anfang eine Bestandsauf-           säule zum Beispiel über Kommunikationsnetze
                   nahme des technischen und regulativen Ist-Zu-           mit dem E-Mobility-Provider verbunden, um nach
                   stands und der derzeit verwendeten Methoden der         entsprechender Authentifizierung und Freigabe
                   Netzplanung“, so Johannes Stöckl aus dem Pro-           den Ladevorgang zu starten. Andererseits muss
                   jektteam des Energy Departments. Im Anschluss           die Ladesäule auch elektrisch mit dem Stromnetz
                   wurde eine Vision entwickelt, wie das Netz der Zu-      und dem Umrichter im Fahrzeug kompatibel sein,
                   kunft mit hoher Durchdringung von Elektromobi­          da es ansonsten zu Netzstörungen oder auch
                   lität und erneuerbarer Energie aussehen könnte          Schäden an der Batterie kommen kann.
                   und welche Maßnahmen gesetzt werden müssen,
                   um diese Vision zu erreichen. „Ein wichtiger
                                                                            JOHANNES STÖCKL ///
                   Punkt war dabei die Definition von Schlüssel­            Engineer
                   indikatoren, die einerseits Faktoren wie Netz­
                   qualität und Versorgungssicherheit abbilden,             „In einem erweiterten
                                                                            Test-Setup können wir
                   ­andererseits aber auch zentrale Eigenschaften           am AIT das gesamte
                    wie Flexibilität und Steuerbarkeit berücksichtigen,     Elektro­mobilitätssystem
                                                                            simulieren. “
                    über die künftige Smart Grids verfügen müssen“,
                    so Stöckl. „Mit diesen Indikatoren lässt sich nicht
                    nur die Vielfalt der Netze einheitlich beschreiben,
                    sie bieten auch die Grundlage für die gezielte
                    ­Optimierung der Netze, weil sich daran die Aus-
                     wirkungen unterschiedlicher Maßnahmen ablesen         TESTS IN DER VIRTUELLEN WELT
                     lassen.“ In weiterer Folge entwickelt das Energy      Normen für die Elektromobilität von morgen sind
                     Department nun komplexe Modelle für Elektro-          großteils noch in der Definitions- und Entwurfs-
                     fahrzeuge und Energieerzeuger, die das Verhalten      phase. Im Zentrum des Projekts steht daher die
                     dieser Spieler im Netz simulieren und so die reali-   Entwicklung von einheitlichen Standards und
                     tätsnahe Vorhersage künftiger Szenarien er­           Tests für die Schnittstellen zwischen Netzen,
                     lauben. Anfang 2016 wird ein Prototyp des Pla-        Fahrzeugen und der Ladeinfrastruktur, die neben
                     nungstools vorliegen, der von einem der Konsor­       der Ladesäule selbst auch die dazugehörigen
                     tialpartner zu einem kommerziellen Produkt­           Kommunikations-, Abrechnungs- und Steue-
                     weiterentwickelt werden soll.                         rungssysteme umfassen. „Bei AIT bauen wir für
                                                                           diese Tests derzeit in enger Zusammenarbeit mit
                   GRENZENLOSE ELEKTROMOBILE FREIHEIT                      dem Mobility Department eine umfangreiche
                   Über die reine Netzplanung hinaus ist es natürlich      ­Referenzarchitektur auf“, erläutert Johannes
                   auch wichtig, dass sämtliche Komponenten des             Stöckl. Mit der zur Verfügung stehenden Labor­
                   Systems „Elektromobilität“ perfekt aufeinander           infrastruktur kann dann ein standardisierter
                   abgestimmt sind. Ein Elektrofahrzeug muss auch           ­Katalog an Tests durchgeführt werden, um Kom-
                   dann problemlos geladen werden können, wenn es            munikationsprotokolle oder auch elektrische
                   in ein anderes Netzgebiet wechselt oder nationale         Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Kom-
                   Grenzen überquert. Gerade in der Anfangsphase             ponenten unter die Lupe zu nehmen. „In einem
                   der Elektromobilität ist dieser Aspekt der Inter­         erweiterten Test-Setup können wir aber auch das
                                                                                                                                    Fotos: iStock, AIT

                   operabilität von zentraler Bedeutung, um das Ver-         gesamte Elektromobilitätssystem simulieren“, so
                   trauen der Nutzeriinnen und Nutzern zu stärken            Stöckl. „Energieerzeuger, Netzbetreiber, Netze,
                   und so die ­A kzeptanz zu erhöhen. Im Projekt             E-Mobility-Provider, Fahrzeuge, Ladesäulen und
                   COTEVOS soll das Fundament dafür gelegt werden.           auch Tarifmodelle werden dabei in Echtzeit simu-

14-17_DT.indd 16                                                                                                          06.10.14 12:51
ENERGY          17

                                                                                                                             DR. ARMIN GAUL, LEITER
                                                                                                                             VERSORGUNGSKON-
                          RESEARCH SERVICES                                                                                  ZEPTE UND WERKZEUGE
                                                                                                                             BEI DER RWE DEUTSCH-
                          Netzintegration von Elektromobilität und
                          erneuerbarer Energie                                                                               LAND AG, ÜBER DIE HER-
                                                                                                                             AUSFORDERUNGEN DER
                          Services für Netzbetreiber                                                                         ELEKTROMOBILITÄT FÜR
                          Die verstärkte Integration von Elektromobilität und er-                                            NETZBETREIBER
                          neuerbarer Energie hat komplexe Auswirkungen auf
                          die Lastflüsse und Spannungsverhältnisse im Gesamt-       Wie wird sich die E-Mobilität in Europa und weltweit entwickeln und wel-
                          netz. Mit Hilfe numerischer Netzsimulationen können       che Business Opportunities ergeben sich dadurch für den RWE Konzern?
                          unterschiedliche Szenarien und deren Einflüsse auf        Wir sind überzeugt, dass Elektromobilität kommt. Zuerst in Metropolen,
                          den Netzbetrieb im Detail analysiert werden.              über Carsharing und aufgrund steigender Umweltauflagen in den Städten.
                                                                                    RWE ist in Deutschland und Europa einer der führenden Betreiber von
                          • Analyse der Auswirkungen von Elektromobilität auf       Ladeinfrastruktur. Als Systemanbieter bieten wir vor allem IT-Dienstleis-
                            das elektrische Verteilnetz                             tungen wie Betrieb, individuelle Abrechnung und Authentifizierung an. Der
                          • Entwicklung von Szenarien für die Integration           Schlüssel zum Erfolg ist aber nicht allein die Ladeinfrastruktur im öffent-
                            ­dezentraler Energieerzeuger (Photovoltaik, Wind, …)    lichen Raum. Entscheidend ist: Ladestationen müssen dort sein, wo Autos
                             in einzelnen Netzabschnitten                           lange stehen: an Arbeitsplätzen, in Parkhäusern und in privaten Garagen.
                          • Identifizierung und Aufzeigen von Lösungsmöglich-       Hier bietet RWE Unternehmen individuelle Beratung und maßgeschnei-
                             keiten bei Kapazitätsengpässen unter Berücksichti-     derte Lösungen für das Laden von Elektroautos an. 70 Prozent der
                             gung von Netztopologie und Betriebsführung bis hin     ­Europäer fahren täglich weniger als 40 km – für sie ist ein Elektrofahrzeug
                             zum Smart Grid                                          ideal. Damit sich E-Mobilität durchsetzt, muss das Laden aber einfach
                                                                                     sein. Alle Initiativen von RWE beschäftigen sich deshalb mit dem ein­
                          Services für Komponentenhersteller                         fachen Laden: Plug & Charge, am besten mit unserer Smartphone-App
                          Die Wechselwirkungen zwischen Netz und Ladeelek­           „e-kWh“ mit Ladesäulenfinder und Freischaltmöglichkeit, Vertrags­
                          tronik sind auch für Komponentenhersteller eine neue       angebote für Autostrom und Direktbezahlung. Auch engagieren wir uns,
                          Herausforderung. Das SmartEST-Labor am AIT bietet          damit das Roaming an Ladepunkten Realität wird und in der Zukunft über
                          eine weite Bandbreite an emulierten Netzen, um Lade­       Ländergrenzen hinweg möglich ist.
                          infrastruktur und –umrichter auf Herz und Nieren zu
                          prüfen. Darüber hinaus kann auch die Anbindung an         Vor welcher Herausforderung steht ein Netzbetreiber wie RWE im
                          die zugehörige Kommunikationsinfrastruktur darge-         ­ usammenhang mit der Integration von Elektromobilität und welche
                                                                                    Z
                          stellt und getestet werden.                               Maßnahmen konnten bereits gesetzt werden?
                                                                                    RWE ist Innovationsführer im Bereich Elektromobilität. Ende Juni 2014
                          • Test der Netzanbindung von Elektrofahrzeugen bei        waren im RWE-Ladestationsnetz europaweit mehr als 3.200 Ladepunkte
                            unterschiedlicher Netzqualität                          über ein einheitliches IT-Backend miteinander verbunden. 2013 wurde
                          • Überprüfung der Netzverträglichkeit der Ladeelek­       dort Energie aus erneuerbaren Quellen für 8 Millionen emissionsfreie
                            tronik (Symmetrie der Leistungsaufnahme, THD,           ­Kilometer geladen, eine Verdopplung gegenüber 2012. Die Anzahl der
                            etc.)                                                    ­Ladevorgänge im RWE-Netz bewegt sich freilich noch auf niedrigem
                          • Test der Anbindung an Kommunikationsschnitt­              ­Niveau, steigt jedoch kontinuierlich an. Perspektivisch bieten Elektroautos
                            stellen                                                    die Chance, über flexible Lademodelle Lastspitzen im Stromnetz auszu-
                                                                                       gleichen. Damit lässt sich auch erneuerbare Energien lokal besser inte­
                                                                                       grieren. Im EU-Projekt PlanGridEV erforschen wir daher unter anderem
                                                                                       zusammen mit AIT, wie die Netze der Zukunft geplant werden müssen,
                                                                                       um diese Herausforderungen zu meistern. Der Fokus für öffentliches und
                          liert.“ Sämtliche Marktteilnehmer, also Hersteller,          halb-öffentliches Laden liegt bei uns auf Wechselstrom-Ladesäulen der
                          Dienstleister und Betreiber, können sich in diese            mittleren Leistung mit 22 kW für netzverträgliches Laden. Mit zunehmen-
                          virtuelle Welt der Elektromobilität einkoppeln und           der Autoanzahl und Ladevorgängen steigt die Bedeutung des IT-Backends
                          austesten, ob ihre Produkte, Services oder Be-               für den Betrieb der Ladeinfrastruktur weiter an. Mit unseren Angeboten
                                                                                       für den Infrastrukturbetrieb setzten wir konsequent auf „smart charging“.
                          triebsstrategien fit für die grenzenlose elektro­
                          mobile Zukunft sind. ///                                  Welche Erfahrung hat RWE mit dem Engagement in europäischen Projek-
                                                                                    ten? Mit welcher Erwartungshaltung beteiligt man sich an einem Projekt?
                                                                                    In Europa sind wir mit Ladepunkten in 21 Ländern vertreten. RWE stellt
                                                                                    schon heute gemeinsam mit über 70 deutschen Stadtwerken das größte
                                                                                    Netz öffentlicher Ladestationen in Deutschland. In Österreich betreiben
                                           Weitere Infos:                           wir gemeinsam mit Partnern 100 Ladepunkte. Und wir zeigen, dass Elek­
                                           Energy Department,                       tromobilität im Alltag funktioniert. RWE engagiert sich zudem für einheit-
                                           Michaela Jungbauer,
                                                                                    liche Standards. Dies gilt sowohl für den europäischen Einheitsstecker
Fotos: iStock, AIT

                                           Tel.: +43 505 50-6688,
                                           E-Mail:michaela.jung-                    Typ 2 als auch für die Datenkommunikation zwischen Elektroauto und
                                           bauer@ait.ac.at, Web:                    ­Ladesäule bzw. Stromnetz. Hier ist die internationale Norm ISO/IEC 15 118
                                           http://www.ait.ac.at/                     für die so genannte Vehicle-to-Grid-Kommunikation maßgeblich. All diese
                                           energy                                    Standards müssen europaweit einheitlich zum Erfolg gebracht werden.

                     14-17_DT.indd 17                                                                                                                           06.10.14 12:51
18       ➜ SAFETY & SECURITY

          DIGITALES KULTURERBE
          /// Um altes Kulturerbe und Wissen zu erhalten, werden riesige Bestände in
          ­Museen und Bibliotheken digitalisiert. Das AIT entwickelt dazu neue Methoden. ///

                                                                                          BEI ANTIKEN KARTEN, Grafiken oder Fotografien
          ●● AUF DEN PUNKT GEBRACHT                                                       ist es besonders wichtig, die Objekte genau zu be-
          Der Erhalt und Zugang zu altem Wissen und Kulturerbe hat im digitalen Zeit­     schreiben. Nur so lassen sie sich in den riesigen
          alter neue Möglichkeiten erfahren. Das AIT entwickelt dazu mit renommierten     Datenbeständen wiederfinden, um beispielsweise
          Partnern Tools und Plattformen, die neben der Digitalisierung von Dokumen­      historische Ereignisse genau räumlich und zeitlich
          ten auch zur systematischen Beschreibung antiker Karten, Grafiken oder Foto­
          grafien mittels Crowd Sourcing dienen. Im internationalen Projekt Pelagios
                                                                                          lokalisieren zu können oder völlig neue Zusam-
          wurde etwa eine neue Open-Source-Suchmaschine entwickelt, die geographi­        menhänge zu erkennen. Das AIT hat dazu mit Part-
          sche Orte aus der Antike und deren geschichtliche Veränderungen sichtbar        nern Tools und Plattformen entwickelt, die mehr
          macht. Täglich kommen mittlerweile bis zu 2000 neue Einträge durch eine         als eine reine Digitalisierung bieten. Mittels Crowd
          ­engagierte, globale Community hinzu. Wie die „Weisheit der Vielen“ zur Bild­
                                                                                          Sourcing wird „die Weisheit vieler“ genützt, um das
           beschreibung genutzt wird, wurde jüngst auch Jugendlichen bei der Veranstal­
           tung Junior Alpbach gezeigt, um ihnen das Thema Digital Preservation näher     globale Kulturerbe für uns zugänglich zu machen
           zu bringen.                                                                    und für kommende Generationen zu bewahren.

18-21_DT.indd 18                                                                                                                        06.10.14 13:05
Sie können auch lesen