Tschüss Liberty! - Die Post

Die Seite wird erstellt Vanessa-Hortensia Scholl
 
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Tschüss Liberty! - Die Post
1 / 2017                     P.P.
                                                            3030 Bern
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                               www.post.ch/online-zeitung

Die Post investiert
1,8 Milliarden Franken
in Immobilien
                         %HQ]LQW|IÁL
Schwerpunkt – Seite 10

                         Tschüss Liberty!
                         Porträt auf Seite 18
Tschüss Liberty! - Die Post
2                 Editorial                         Inhalt                             Die Post 1 / 2017

                                                      Schwerpunkt
                                                      10 Immobilien
                                                             Post Immobilien
                                                             wird in den nächs-
                                                             ten Jahren 1,8 Mil-
                                                             liarden Franken
                                                             in neue Rendite-
                                                             liegenschaften
Mache mer Duzis?                                             investieren.
Gerne, aber ich hoffe, dass ich es nicht mit
allen Leserinnen und Lesern dieser Zeitung
machen muss – das wäre schlecht für
meine Leber. Denn in der Romandie gehört
zum «faire schmolitz», dem Duzismachen,
das Anstossen dazu. Die Deutschschweizer
sagen einfach «Mache mer Duzis» und die
Tessiner geben sich das Du so: «Diamoci
del tu?»
Bei der Post duzt man sich. Sobald man
hier eine Stelle antritt, wird man Mitglied
einer riesigen Grossfamilie. Von den
Lernenden über das mittlere Kader bis zur
Konzernleitung: Das Du ist die Regel. Die
Deutschschweizer haben einen grossen
Vorteil gegenüber den Romands und den
Tessinern: Das familiäre Du wird ganz              Aktuell
natürlich verwendet, etwa so wie im engli-         5 Wichtiger Meilenstein
schen Sprachraum. In der lateinischen                    TWINT und Paymit fusionieren und
Schweiz ist es hingegen für den                          erhalten ein neues Logo. Wir geben
Bekannten- und Freundeskreis reserviert.                 einen Zwischenstand.
Um es sich anzubieten, braucht es deshalb
ein Ritual – wie das Anstossen beim «faire         Dialog
schmolitz».
Und du? Was hältst du vom Du bei der
                                                   16 Revolution Smartphone
Post? In dieser Zeitschrift verwenden wir                Jean-Paul Schwindt, Autor einer soziologi-
                                                         schen Studie, erklärt uns, wie das Smart-
hauptsächlich die 2. Person Singular. Über-
                                                         phone unsere privaten und geschäftlichen
rascht oder schockiert dich das, oder ist es             Beziehungen verändert hat.
dir egal? Deine Meinung interessiert uns!
Nimm deshalb bitte an der Umfrage auf
                                                   Reportage                                               Im Bild
Seite 17 teil.
                                                   20 Stromableser                                         24 Unsere Talente
                                                         80 Briefzusteller lesen in der Region                   Die Post hat grosse Talen-
                                                         Schaffhausen diesen Monat erstmals den                  te. Wie Patricia Martins,
                                                         Strom ab. Wir begleiten Ralph Fuchs auf                 Teamleaderin PostMail.
Annick Chevillot, Chefredaktorin                         einer Probeablesung.

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Tschüss Liberty! - Die Post
Aktuell                     3

Shuttle zum Gletscher
Die Bergbahnen Saas-Fee locken Skifahrerinnen und Snowboarder mit äusserst attraktiven Preisen auf die
Pisten. Für mehr Komfort stellen sie ihnen zudem Shuttlebusse von PostAuto zur Verfügung.
Text: Claudia Iraoui / Foto: iStock

                                                         Möchtest du während einer ganzen Saison für 222 Franken in
                                                         Saas-Fee Ski fahren? Du hast richtig gelesen: für nur 222 Fran-
                                                         ken. Die Rechnung ist schnell gemacht: Bei 72 Franken für eine
                                                         Erwachsenen-Tageskarte lohnt sich die Saisonkarte bereits ab
                                                         vier Tagen auf der Piste. Dieses fast schon unanständige Ange-
                                                         bot der Saastal Bergbahnen gilt für den Winter 2016/17.
                                                         Möglich geworden ist es dank einer europäischen Premiere,
                                                         einer Crowdfunding-Aktion, mit der den Kundinnen und Kun-
                                                         den Tiefstpreise geboten werden sollten. Ab dem 23. Oktober
                                                         2016 konnten sich die User während fünf Wochen auf dem Por-
                                                         tal we-make-it-happen.ch für eine Saisonkarte für ein, drei oder
                                                         15 Jahre registrieren. Das Angebot sollte gültig werden, sobald
                                                         sich 100 000 Personen registriert hatten, sonst wären die Preise
                                                         der Saisonkarten gleich geblieben wie im Vorjahr.
                                                         Das Ziel wurde erreicht. Das Angebot, das fast zu schön ist, um
                                                         wahr zu sein, ist das Resultat einer Strategie, die die Krise in
                                                         den unter dem starken Franken und der Klimaerwärmung lei-
                                                         denden Skigebieten abfedern soll.

                                                         Grüner Strom
                                                         In Saas-Fee sind die Skifahrerinnen und Skifahrer echte Könige:
                                                         Man rollt ihnen zwar nicht den roten Teppich aus, empfängt sie
                                                         aber mit einem Shuttlebus, der von PostAuto betrieben wird.
                                                         Weil die Distanz zwischen Parkhaus bzw. PostAuto-Station und
                                                         Seilbahn rund 400 Meter beträgt, die mancher Wintersportler
                                                         LQ NORELJHQ 6NLVFKXKHQ DOV /HLGHQVZHJ HPSÀQGHW KDEHQ GLH
                                                         Gemeinde und PostAuto einen Shuttledienst mit zwei Bussen
                                                         eingerichtet, die seit dem 18. Dezember 2016 bis zum 22. April
                                                         2017 täglich verkehren.
                                                         Da in Saas-Fee bekanntlich keine Benzin- und Dieselautos
                                                         erlaubt sind, setzt PostAuto zwei Elektrofahrzeuge des nieder-
                                                         ländischen Herstellers Ebusco ein. Sie bieten 30 Sitz- und
                                                         50 Stehplätze und produzieren keine Abgase. Der gesamte
                                                         6WURPGHQVLHYHUEUDXFKHQLVW©QDWXUHPDGHVWDUª]HUWLÀ]LHUW
                                                         Wenn der Shuttle bei den Gästen gut ankommt, wird er in den
                                                         nächsten Jahren fester Bestandteil des öffentlichen Verkehrs im
                                                         Gletscherdorf.
Tschüss Liberty! - Die Post
4                        Aktuell                                                                         Die Post 1 / 2017

Werde Mitglied im Stiftungsrat!
Im 2017 können alle bei der Pensionskasse Post (PK Post) aktiv versicherten Mitarbeitenden des Konzerns für die
Wahl in den Stiftungsrat der Pensionskasse kandidieren. Eric Blatter, Rechtsanwalt Corporate Center Konzern
Post und Mitglied des Stiftungsrates PK Post (Vorsitzender Wahlbüro), erklärt die Gründe.
Interview: Annick Chevillot / Foto: Béatrice Devènes

                Warum bietet die PK Post den Mitarbeitenden eine solche
                Möglichkeit?
                Der Stiftungsrat der PK Post hat letztes Jahr entschieden, die
                Vertretung der Arbeitnehmenden im Stiftungsrat erstmals seit
                der Gründung der PK Post für die Amtsperiode 2018–2021
                basisdemokratisch wählen zu lassen. Bisher wurden diese Stif-
                tungsräte durch den Personalverband transfair und die Gewerk-
                schaft syndicom bestimmt.

                Wie viele Mitglieder des Stiftungsrats werden gewählt?
                Der Stiftungsrat der PK Post setzt sich paritätisch aus je fünf
                Vertreter/-innen der Arbeitnehmenden und der angeschlosse-
                nen Arbeitgeber zusammen. Gewählt werden die fünf
                Vertreter/-innen der Arbeitnehmenden im Stiftungsrat der PK
                Post. Die fünf Vertreter/-innen der Arbeitgeber im Stiftungsrat
                werden durch die Konzernleitung der Schweizerischen Post
                bestimmt.

                Wie laufen die Kandidatur, die Wahl und die Ernennung genau
                ab? Gibt es bestimmte Kriterien, die die Kandidaten erfüllen
                müssen?
                Anfang Februar 2017 werden die Wahlberechtigten von der PK
                Post mit einem Schreiben detailliert über das Wahlprozedere
                informiert. Wer kandidieren will, muss seine Kandidatur inner-
                halb der vom Wahlbüro festgelegten Frist u. a. mit Lebenslauf,
                Motivationsschreiben und 150 Unterschriften von wahlberech-
                tigten Personen einreichen. Der Personalverband transfair und
                die Gewerkschaft syndicom haben gemäss Wahlreglement
                ebenfalls die Möglichkeit, Kandidaten zu benennen und diese
                zur Wahl vorzuschlagen. Im Sommer werden dann die Wahlun-
                terlagen mit den Informationen zu den Kandidaten an die Wahl-
                berechtigten verschickt und die Frist für die Abgabe der Stimmen
                mitgeteilt. Es wird nach dem Proporzsystem gewählt. Gemäss
                Wahlreglement werden für die mit der Post vertragsschlies-
                senden Personalverbände, transfair und syndicom, Wahllisten
                erstellt. Ausserdem wird es eine Wahlliste der «freien Kandida-
                turen» geben.

                Was sind die Aufgaben des Stiftungsrats und welche Anforde-        Eric Blatter
                rungen sollte ein Mitglied erfüllen?
                Der Stiftungsrat ist das oberste Organ der Pensionskasse und
                nimmt deren Gesamtleitung wahr. Er ist u. a. für die strategi-
                sche Ausrichtung der Pensionskasse, die Festlegung des Finan-
                zierungssystems und die Erfüllung der gesetzlich vorgesehe-
                nen Aufgaben verantwortlich. Der Stiftungsrat trifft sich in der   Weitere Infos
                Regel zu vier Sitzungen pro Jahr.                                  Die Details zu den Anforderungen und Voraussetzungen an die Kandidaten wer-
                Ein Mitglied des Stiftungsrats sollte strategisch, konstruktiv     den in Kürze auf der Homepage der PK Post aufgeschaltet. Wer sich für eine Kandi-
                und lösungsorientiert denken und handeln. Weiter sollte ein        datur interessiert, kann sich für weitere Informationen auch gerne direkt an die
                Mitglied teamfähig sein und über die für die Ausübung des          PK Post wenden.
                Amtes notwendige Zeit verfügen. Zumindest allgemeine Kennt-        www.pkpost.ch
                nisse der zweiten Säule werden vorausgesetzt, und der Wille        wahlen@pkpost.ch
                zur entsprechenden Weiterbildung sollte vorhanden sein.
Tschüss Liberty! - Die Post
Aktuell                   5

TWINT wird erwachsen
Bern und neu auch Zürich: TWINT hat diesen Monat eine zweite Geschäftsstelle eröffnet. Demnächst wird die
Payment-Lösung mit Paymit zusammengeführt und erhält ein neues Logo.
Text: Simone Hubacher, Nadia Meier

               Wer heute Einkäufe bequem per Smartphone bezahlt – sei es an der
               Supermarktkasse oder im Restaurant – kommt um TWINT nicht mehr
               herum. Zweieinhalb Jahre nach der Lancierung ist das zunächst als Toch-
               tergesellschaft von PostFinance gegründete Unternehmen gut etabliert.
               ©'HU]HLWEHÀQGHQZLUXQVLQHLQHUDQVSUXFKVYROOHQ(QWZLFNOXQJVSKDVHª
               sagt TWINT-CEO Thierry Kneissler. Denn die Systeme von TWINT und
               Paymit werden zusammengeführt. Hinter dieser nationalen Lösung, die
               im Frühling 2016 angekündigt wurde, stehen die sechs grössten Schwei-
               zer Banken – PostFinance, Credit Suisse, Raiffeisen, UBS, ZKB und BCV –
               sowie SIX, Coop, Migros und Swisscom.
               Durch den Zusammenschluss ist TWINT gewachsen: Was vor zweiein-
               halb Jahren als Fünferteam begann, ist heute ein Unternehmen mit
               30 Mitarbeitenden. Das erfordert mehr Raum. Das Anfang Jahr eröffnete
               Büro in Zürich ergänzt dasjenige in Bern und bringt mehr Flexibilität.
               «Das passt gut zur mobilen Arbeitsweise unserer Zeit», so Thierry
               Kneissler.

               TWINT nutzen!
               Weil aus TWINT eine grosse Sache geworden sei, verabschiede man sich
               vom jugendlichen Grün des Logos. Ab Frühling komme deshalb das neue
               Logo (Schwarz mit Gelb, Rot und Blau) zum Einsatz. TWINT hat grosse
               Ziele: «Wir sind nicht nur eine mobile Zahlungslösung, sondern ersetzen
               das ganze Portemonnaie: Bankkarten, Kundenkarten, Stempelkarten
               und Coupons», sagt Thierry Kneissler. Auch die Funktion, einem Bekann-
               ten Geld zu senden oder von ihm zu empfangen, mache TWINT einzigar-
               tig. «Nutzt TWINT und erzählt davon in eurem Bekanntenkreis!», fordert
               der TWINT-CEO auf.

Ein Login für alle
Die Post und die SBB lancieren ein sicheres Standard-Login. Mit nur einem Login kann man so auf verschiedene
Onlineangebote zugreifen.
Text: Sandra Gonseth

Das ist dir sicher auch schon passiert: Du willst   ren Zugang zu vielen verschiedenen Onlinean-     mitentwickelten SuisseID. Es ist jedoch benut-
dich auf einem Onlineportal registrieren und        geboten.                                         zerfreundlicher und einfacher in der Handha-
hast das Passwort vergessen. Gar nicht so ein-                                                       bung sowie für Anwender kostenlos. Das Login
fach, im digitalen Alltag den Überblick zu          Schutz der Daten                                 wird im Verlauf des Jahres zunächst für die
behalten. Deshalb haben die Post und die SBB        Doch wie sicher ist das Login? «Der Daten-       Angebote der Post und der SBB zur Verfügung
ein Standard-Login entwickelt – auf der Basis       schutz steht an oberster Stelle», erklärt Pro-   stehen, soll aber auf weitere Schweizer Online-
einer einheitlichen digitalen Identität. Das        jektleiter Renato Gunc und betont, dass via      anbieter ausgedehnt werden.
neue Login erlaubt Privatpersonen, Unterneh-        digitale Identität kein Austausch von Kunden-
men und Behörden verschiedene Logins und            daten zwischen Unternehmen möglich sei. Das
Passwörter durch ein einziges zu ersetzen und       neue Produkt basiert auf einer Weiterentwick-
gewährleistet damit den einfachen und siche-        lung der vom Bund lancierten und von der Post
Tschüss Liberty! - Die Post
6                      Aktuell                                                                          Die Post 1 / 2017

PostAuto auf Vintage-Welle
Ende November 2016 hat PostAuto zusammen mit dem Schweizer Label «Warson Motors» die erste gemeinsame
Vintage-Kleiderkollektion lanciert.
Text: Sandra Gonseth

2E,.($/HYL·VRGHU/LHEHVNLQG²DOOH VHW]WZXUGHQVLQGOHJHQGlU'LHYLHU
KDEHQHLQH'HQQ9LQWDJH.ROOHNWLR     T-Shirts und Polo-Shirts wurden
nen liegen auch im neuen Jahr im        ]XVDPPHQPLWGHP6FKZHL]HU/DEHO
Trend. Nun ist die Vintage-Welle        «Warson Motors» entworfen. Der
auch bei PostAuto angekommen.           Vintage-Spezialist für Motorrad- und
(QWVWDQGHQ LVW HLQH .OHLGHUNROOHN   Autosportbegeisterte mit Flair für
tion, die mit typischen Postelemen-     die 30er- bis 70er-Jahre produziert
ten aufwartet: Posthorn, Saurer Old-    VHLQH .OHLGHU PLW YLHO /LHEH ]XP
timer-Postauto sowie ein eigens         'HWDLO©'LHNOHLQHDEHUIHLQH.ROOHN                                                            Die neue Vintage-Kleider-
HQWZRUIHQHV©
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Aktuell                  7

Du bist die Post
Die Welt der sozialen Netzwerke birgt viele Herausforderungen. Die Post unterstützt dich mit einem neuen Knig-
ge und spannenden Inhalten zum Teilen.
Text: Muriel Baeriswyl / Foto: iStock

Ob Liken, Teilen oder selbst Posten – auf Social
Media gibst du den Ton an. Doch auch wenn du
als Privatperson auf den sozialen Netzwerken
unterwegs bist, bleibst du Mitarbeiterin / Mit-
arbeiter der Post und bist eine wichtige Bot-
schafterin / ein wichtiger Botschafter für deine
Arbeitgeberin. Die Post möchte dich bei deinen
Aktivitäten im Social Web unterstützen und
hat darum zwei Initiativen gestartet.

Knigge und interessante Inhalte
Mit dem neuen Knigge (siehe QR-Code) kannst
du dich darüber informieren, was du auf Face-
book, LinkedIn, Instagram, Twitter, Xing und
Co. beachten solltest. Tipps rund um die Ver-
schmelzung deiner Rollen als Privatperson und
Botschafter des Unternehmens weisen dir den
Weg durch den Social-Media-Dschungel.
Du möchtest über das Neuste bei der Post infor-
miert sein und aktuelle Beiträge auch mit dei-        Wer sich in der Welt der sozialen Netzwerke tummelt, muss einige Tipps beherzigen.
nem Social-Media-Netzwerk teilen? Das Pilot-
projekt «Social Media Shaper» soll genau das          Bei Unsicherheiten und Fragen:                                      QR-Code scannen und
ermöglichen: Auf einer Plattform werden aktu-                                                                             Film ansehen
                                                      socialmedia@post.ch
elle Artikel und Videos rund um die Post bereit-
gestellt, die ganz einfach auf den verschiede-        'XÀQGHVWGHQ6RFLDO0HGLD6KDSHU
nen Kanälen geteilt werden können. Mehr Infos         im Intranet
GD]XÀQGHVWGXLP,QWUDQHW

Pöstler können E-Voting ausprobieren
Das E-Voting-System der Post war im Kanton Freiburg Ende November erfolgreich im Einsatz. Nun können Post-
mitarbeitende die elektronische Stimmabgabe der Post anhand einer Àktiven Abstimmung selbst testen.
Text: Sandra Gonseth

Rund 5000 Auslandschweizer, die im Kanton Frei-       System der Post von A bis Z durchgespielt wer-           mit Hochschulen zusammen, die das System aus
burg registriert sind, konnten beim Urnengang         den. Es geht ganz einfach: Mittels eines Demo-           neutraler wissenschaftlicher Perspektive über-
vom 27. November 2016 ihre Stimme per Internet        Systems wird der Besucher vom Herunterladen              prüfen. Denn die Post ist überzeugt, dass nur eine
abgeben. Mehr als 33 Prozent der Auslandschwei-       eines Stimmausweises bis zum Abschluss der               transparente Lösung langfristig erfolgreich sein
zer, die abgestimmt haben, nutzten das E-Voting-      Stimmabgabe geführt. Dazu gibt es interessante           kann.
System der Post erfolgreich. Auch der Kanton          Hintergrundinfos zu E-Voting und viele Rat-
Neuenburg hat sich für die Lösung der Post ent-       schläge.
schieden und wird das System diesen Februar
erstmals einsetzen. Es ist derzeit das einzige pro-   Transparenz und Sicherheit
                                                                                                                         Demosystem und Hintergrundinfos /
duktive E-Voting-System mit End-to-End-Ver-           Die Post hat zudem Dokumentationen zum
                                                                                                                         Ratschläge: www.evoting.ch
schlüsselung der Schweiz.                             E-Voting-Prozess und zu IT-Sicherheitsmassnah-
Weshalb nicht einfach selbst ausprobieren? In         men veröffentlicht, damit Experten die Qualität                    Dokumentationen E-Voting-Lösung:
HLQHU ÀNWLYHQ $EVWLPPXQJ NDQQ GDV (9RWLQJ     des Systems beurteilen können. Auch arbeitet sie                   www.post.ch/evoting
Tschüss Liberty! - Die Post
8                      Aktuell                                                                   Die Post 1 / 2017

Probieren geht über Studieren
Dass viele Kundinnen und Kunden den neuen Dienstleistungen und Zugangsmöglichkeiten der Post skeptisch oder
desinteressiert gegenüberstehen, wussten wir. Ein Showroom in den Poststellen soll nun helfen, diese
Berührungsängste abzubauen.
Text: Claudia Iraoui

Der Showroom in den Poststellen

                           Wie können die vielfältigen Zugangsmöglichkeiten der Post      hat», erklärt Silvia Beyeler. Schlüssel zum Erfolg des Show-
                           bekannter gemacht werden? Darüber zerbrach sich die Post       rooms sind die Mitarbeitenden der Poststellen, die den Kun-
                           in den letzten Monaten den Kopf. Als Lösung lancierte sie      den die gelbe Welt näherbringen und mit den besonders kri-
                           mehrere Pilotprojekte. Eines davon, der «Showroom in den       tischen aktiv den Dialog suchen. «Wenn diese Mitarbeitenden
                           Poststellen», wurde Mitte November mit den Poststellen         positiv und begeistert über die verschiedenen Zugangsmög-
                           Bern PostParc, Zürich Sihlpost und Fribourg 1 dépôt gestar-    lichkeiten sprechen, ist dies glaubwürdiger als jede Bro-
                           tet, um zu testen, wie die neuen Zugangsmöglichkeiten bei      schüre und jedes Plakat», betont Silvia Beyeler.
                           der Bevölkerung ankommen. Unter dem Motto «Erlebe die
                           Post in deinem Alltag» soll der mobile Showroom das Inte-      Begeisterung für My Post 24
                           resse der Kundschaft für die alternativen Zugangsmöglich-      In Bern hat die Nutzung des My Post 24-Automaten im
                           keiten wecken und ihre diesbezügliche Skepsis abbauen.         Monat Dezember stark zugenommen. Diese Tatsache
                           ©0LWGHP3LORWSURMHNWZROOHQZLUKHUDXVÀQGHQREZLUGLH     beweist, dass die Akzeptanz der Kunden für die neuen
                           Akzeptanz und Nutzung der verschiedenen Zugangsmög-            Zugangsmöglichkeiten kein Strohfeuer ist. Ein Kunde war so
                           lichkeiten dadurch steigern können, indem wir sie den Kun-     begeistert, dass er in einem nahegelegenen Geschäft gleich
                           den persönlich zeigen», erklärt Silvia Beyeler, Leiterin CEM   zweimal einkaufte, um die Ware über den My Post 24-Auto-
                           und Marktforschung bei Poststellen und Verkauf. Ziel ist es,   maten versenden zu können. Andere Kunden waren ver-
                           dass sich die Kundinnen und Kunden mit den My Post             blüfft, wie schnell und einfach das Modul der Postagentur
                           24-Automaten und dem Agenturmodul, aber auch mit ande-         funktioniert, und hofften sogar, dass das Modul als Self-Ser-
                           ren Dienstleistungen wie z. B. PickPost, pick@home, Post-      vice-Möglichkeit in der Poststelle bleibt.
                           App, PostCardCreator, usw. sowie dem Login über www.
                           post.ch vertraut machen.                                                    Scanne den QR-Code und schau dir
                                                                                                       die Mitarbeiter- und Kundenreaktionen an
                           Glaubwürdiger als jede Broschüre
                           «Unsere Vermutung hat sich bestätigt: Neue Angebote und
                           Dienstleistungen müssen den Kunden persönlich gezeigt
                           werden. Von alleine probieren viele Kunden so etwas nicht
                           einfach aus. Wir wissen aber aus zahlreichen Kundengesprä-
                           chen, dass unsere ‹neuen› Zugangsmöglichkeiten meistens
                           sehr gut ankommen – wenn man sie erst einmal getestet
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Aktuell                              9

Kurz notiert
                                                                                                                                                                                          3

              18 Mio.
     1                                            2

1    Zahl des Monats            2   Viel Post fürs               3  Sitten mit                 4   Bilde dich                  5  9QJNDGƂPFGP                    6  Günstigere
                                Christkind                       Mobilitätspreis               weiter!                         und Licht                          Samstagszustellung
Auch dieses Jahr liefen
die Sortieranlagen in den       Über 20 000 Kinderbriefe         Sitten wurde mit dem          Auch dieses Jahr bieten die     Seit September 2016 unter-         Seit 1. Januar 2017 hat
Paketzentren der Post wäh-      trafen diese Weihnachten         europäischen Grand Prix für   Gewerkschaft syndicom           sucht die Post – als erste         die Post den Zuschlag
rend der Vorweihnachtszeit      beim Christkind und seinen       Mobilität ausgezeichnet,      und der Personalverband         Schweizer Arbeitgeberin in         für Pakete am Samstag
auf Hochtouren. Rund            Helfern ein. Die meisten         der von der renommierten      transfair Weiterbildungskur-    der Logistikbranche – den          reduziert. Diese Reduktion
18 Millionen Pakete wurden      stammten von Kindern aus         Pariser Zeitschrift «Ville,   se an, die dem Vollzugskos-     'KPƃWUUXQPMØPUVNKEJGO           war möglich, da seit der
zwischen dem 1. und             der Romandie. Rund 96 Pro-       Rail & Transports» vergeben   tenbeitragsfonds verrechnet     Licht auf das menschliche          Lancierung des Angebots
24. Dezember verarbeitet.       zent der Briefe konnten von      wird. Er ist eine Anerken-    werden können. Alle Mit-        9QJNDGƂPFGPWPFFKG2TQ-           für Geschäftskunden vor
Am 20. Dezember waren es        der Weihnachtspoststelle         nung für die erfolgreiche     glieder der Gewerkschaften      duktivität. Das Pilotprojekt       vier Jahren die Nachfrage
fast 1,3 Millionen: ein neuer   in Chiasso beantwortet           Mobility-Lab-Partnerschaft    und alle nicht gewerk-          für biologisch wirksames           stetig zugenommen hat.
Rekord für die Post! Die        werden. Die kleinen Briefe-      der Stadt Sitten, der Post,   schaftlich organisierten        Licht leitet Björn Schrader,
Briefboten stellten zudem       schreiber wurden mit einer       PostAuto, der ETHL, der       Mitarbeitenden können           Professor für Lichttechnik
während der Vorweih-            Weihnachtsgeschichte und         HES-SO Valais-Wallis und      diese Kurse besuchen.           an der Hochschule Luzern.
nachtszeit an Spitzentagen      einem Geschenk belohnt.          des Kantons Wallis.                                           Weitere Forschungspartner
bis zu 20 Millionen Sendun-                                                                                                    sind das Seco und die Suva.
gen (Briefe, Werbesendun-
gen und Zeitungen) zu.
                                                                                               www.movendo.ch
                                                                                               www.formation-arc.ch

                                                                                                                                                                    Agenda
Mitmachen zählt!                                                                                                                                                    DAS ZELT–Chapiteau
                                                                                                                                                                    PostFinance
                                PostActivity Winter, Lenk                                                   35. Reusslauf, Bremgarten                               8.–21.1.2017, Zug,
                                10./11. März 2017                                                           4. März 2017                                            Stierenmarktplatz
                                Ab in den Schnee! Bis Ende Monat kannst                                     Der Bremgarter Reusslauf eröffnet auch dieses Jahr
                                                                                                                                                                    26.–29.1.2017,
                                du dich noch für die Wintersporttage der Post                               die Laufsaison in der Schweiz. Bei einem
                                                                                                                                                                    Neuenburg, Jeunes-
                                CPOGNFGP2TQƂVKGTGXQOVQNNGP/KVCTDGK-                                    11 Kilometer langen Kurs und einer Kurzstrecke von
                                                                                                                                                                    Rives
                                terangebot und erlebe mit Kolleginnen und                                   6,6 Kilometer kommen alle Nordic Walker sowie
                                Kollegen zwei unvergessliche Tage im Berner                                 Läuferinnen und Läufer auf ihre Kosten. Setze deine     3.–5.2.2017,
                                Oberland.                                                                   Vorsätze um und starte gleich zum ersten Lauf!          Lausanne, Bellerive

www.postactivity.ch                                                                                               Weitere Veranstaltungen unter: www.post.ch/online-zeitung/agenda
Tschüss Liberty! - Die Post
10                       Schwerpunkt                                               Die Post 1 / 2017

Grosse Investitionen und ne
Post Immobilien will in den nächsten Jahren 1,8 Milliarden Franken in die Entwicklung von
und Dienstleistungen entwickelt. So sollen teilweise Umsatzeinbussen wettgemacht werden,
Text: Lea Freiburghaus

Prunkvoll, pathetisch und palastähnlich. So werden die Bauten des Gottfried-
Semper-Schülers Theodor Gohl beschrieben. Er war Ende des 19. Jahrhunderts in
der Direktion der Eidg. Bauten in Bern tätig und aus seiner Feder stammen
diverse Postbauten, unter anderem auch die 1898 eröffnete Frauenfelder Haupt-
post. Bereits 40 Jahre später verschreit die Schweizer Bauzeitung den Gohlschen
«Bundesstil» als Irrsinn. Funktionale und akzentlose Bauten sind jetzt angesagt.
Allen Architekturepochen zum Trotz verweilte die Frauenfelder Post im stolzen
Kuppelbau, bis im Spätherbst 2015 die Bagger aufgefahren sind, um das altehr-
würdige Gebäude umfassend zu sanieren (siehe Kasten Seite 11).

Wachstum durch Investition
Die Geschichte der Frauenfelder Hauptpost erzählt beispielhaft, was mit einem
Postbau über die Jahrzehnte alles geschehen kann. Dass die Immobilie aus dem
vorletzten Jahrhundert heute von Post Immobilien entwickelt und saniert wird,
ist der neuen, vollständig überarbeiteten Immobilienstrategie aus dem Jahr 2014
zu verdanken. «Seither werden keine ikonenhaften Gebäude mehr verkauft»,
erklärt Stefan Dürig, Geschäftsleiter Post Immobilien, «im Gegenteil: wir prüfen
immer, ob wir die Immobilie zu einem Renditeobjekt entwickeln können.» Bei der
Hauptpost Frauenfeld war das der Fall.
7KRPDV+DVVH%LQLDVFK/HLWHU3RUWIROLRPDQDJHPHQWXQGVHLQN|SÀJHV7HDP
von Immobilienfachleuten sind generell für die drei Immobilienportfolios der
Post Immobilien AG, der Post CH AG und der PostFinance AG zuständig und zeich-
nen für die Projektentwicklungen verantwortlich. Postalisch nicht mehr benö-
tigte Kleinstimmobilien werden in der Regel weiterhin verkauft. Liegenschaften
an guter Lage mit wirtschaftlichem Potenzial hingegen werden umgebaut und
als Renditeobjekte an Dritte vermietet. Erfolgreich abgeschlossene Projekte der
jüngsten Vergangenheit sind die Winterthurer Hauptpost und der Berner Post-
Parc. In den nächsten zwölf Jahren sollen rund 50 weitere kleinere und grössere
Liegenschaften aus den Portfolios der Post Immobilien AG und der PostFinance
AG entwickelt werden. Dafür werden 1,8 Milliarden Franken investiert. Post
Immobilien rechnet, damit Mieteinnahmen von Dritten in der Höhe von schät-
zungsweise 102,5 Millionen Franken zu generieren. Gleichzeitig werden für Post
Immobilien als Betreiberin dieser Gebäude langfristig neue Aufträge im Facility
Management geschaffen.

Wachstum durch Innovation
Auch nach abgeschlossener Totalsanierung der Hauptpost Frauenfeld wird das
Gebäude kein «Haus der Zukunft» sein. Dafür braucht es mehr. Was genau, darü-
ber brütet bei Post Immobilien ein kleines Team von fünf Personen unter der Lei-
tung von Kaspar Adank. Sie entwickeln innovative Ideen für neue digitale Immo-
bilienprodukte und -dienstleistungen. Diese will Post Immobilien selbst
verwenden, um Kosten zu sparen, und gleichzeitig sollen sie an andere Firmen
verkauft werden. «Es herrscht Goldgräberstimmung in der Branche», sagt Stefan,
«und wir machen ganz vorne mit.» Und Kaspar ergänzt: «Unser Innovationsteam
hat eine super Ausganslage: Als eine der grössten Eigentümerinnen und Betrei-
berinnen von Gebäuden schweizweit stehen uns eine Vielzahl interner Kunden
zur Verfügung, die unsere neuen digitalen Produkte als Erste testen. Sind sie
zufrieden, können wir die Produkte auch auf dem Drittmarkt vertreiben.» Im
vergangen Jahr wurden zehn Pilotversuche lanciert. Mehr zum aktuellen Stand
der einzelnen Projekte aus dem Bereich Digital Real Estate erfährst du auf den
Seiten 14 und 15.
Schwerpunkt                           11

ue Produkte in der Pipeline
Renditeliegenschaften investieren. Zudem werden mit Hochdruck neue digitale Produkte
die dem Servicebereich aufgrund des Umbaus des Postnetzes entstehen.

                                           Alle mit auf die Reise nehmen
                                           Mit dem Einzug der Digitalisierung in der Immobilienbranche erwacht auch bei
                                           Post Immobilien die Angst, Arbeitsplätze an Maschinen zu verlieren. Oder es gibt
                                           Teams wie beispielsweise das Portfoliomanagement, die nebst ihren Kernaufga-
                                           ben neue Arbeiten zu erledigen haben. Und um für die eingangs erwähnten Her-
                                           ausforderungen gut aufgestellt zu sein, hat sich der Servicebereich per 1. Januar
                                           2017 neu organisiert – nach Bereichen statt Regionen, um in Zukunft Dienstleis-
                                           tungen schweizweit einheitlich anbieten zu können. Das ist viel Neues auf ein-
                                           PDO©:LUEHÀQGHQXQVPLWWHQLQHLQHPJURVVHQ9HUlQGHUXQJVSUR]HVVªPHLQW
                                           Thomas. «Es braucht viel Offenheit und Neugierde von unseren Mitarbeitenden.
                                           :HUVLFKYHUVFKOLHVVWYHUSDVVWGHQ$QVFKOXVVª8QGGDVNDQQODXW6WHIDQQLFKW
                                           das Ziel sein: «Wir wollen alle Mitarbeitenden von Post Immobilien auf die Reise
                                           PLWQHKPHQ9LHOHVLQGIURKGDVVZLUXQVDXIJHPDFKWKDEHQ²VREOHLEHQZLU
                                           DXFKLQ=XNXQIWDP%DOOXQGZHUGHQQLFKWDEJHKlQJWª

                                           Post Immobilien in Zahlen
                                           1700 Mitarbeitende                              2,6 Quadratkilometer bewirtschaftete Fläche
                                           2261 Liegenschaften (eigene und angemietete)    479 Millionen Franken Raumnutzungskosten
                                           3 Milliarden Franken Buchwert                   10 Prozent Drittumsatz-Anteil

                                                     www.post.ch/immobilien

                                           Frauenfeld
                                           Die Frauenfelder Hauptpost mit                 dard realisiert. Auf dem Grundstück
                                           ihrer markanten Kuppel wurde 1898              an bester Lage entstehen somit
                                           nach den Plänen von Theodor Gohl               QLFKWQXU9HUNDXIVXQG%URÁlFKHQ
                                           erbaut. Sie liegt im Zentrum der               sondern insgesamt auch 49 Woh-
                                           Stadt, zwischen Bahnhof und                    nungen, ein Restaurant, eine Post-
                                           Schlossanlage. Zur Sanierung des               stelle und eine PostFinance-Filiale.
                                           historischen Gebäudes hat Post                 Die Gesamtprojektkosten belaufen
                                           Immobilien 2009 unter mehreren                 sich auf knapp 38 Millionen Franken.
                                           Planungsbüros einen Studienauf-                Die Liegenschaft ist im Besitz von
                                           trag ausgeschrieben. Den Zuschlag              PostFinance.
                                           erhielt das Projekt des Frauenfelder
                                           Architekturbüros Staufer und Has-                        Mehr Informationen zum
                                           ler. Nebst der Sanierung des Altbaus                     Projekt unter:
                                           wird bis Mitte 2018 auch der Neu-                        www.cupola-frauenfeld.ch
                                           bau eines fünfgeschossigen, Z-för-
                                           migen Neubaus in Minergiestan-

                                           Altes mit Neuem verbinden: Bei
                                           der Renovation der Hauptpost
                                           Frauenfeld wird das gekonnt
                                           umgesetzt. Wohnraum und
                                           Retailflächen entstehen.
12                    Schwerpunkt                                                                             Die Post 1 / 2017

     Neuenburg
     Seit Ende September 2016 erstrahlt die Lie-
     genschaft Neuchâtel 2 Gare in neuem Glanz.
     Post Immobilien hat das Gebäude aus dem
     Jahr 1962 (letztmals renoviert 1980) für knapp
     9 Millionen Franken umfassend saniert. Eine
     neue Gebäudehülle, die dem Minergiestan-
     dard entspricht, der Ersatz der bestehenden
     Heizung und die komplette Sanierung der
     sanitären Anlagen ermöglichen die Einspa-
     rung von über zwei Drittel der CO2-Emmissio-
     nen (65 Tonnen jährlich). Zudem wurde auf
     dem Dach eine Fotovoltaikanlage installiert,
     die ab März 2017 Strom für die Versorgung
     von 17 Haushalten produzieren wird. Alle Flä-
     chen wurden vor Ende der zweijährigen
     Umbauzeit vermietet, und der Anteil Dritt-
     mieter konnte erhöht werden. Durch den
     Umbau werden rund 200 000 Franken Mehr-
     miete jährlich generiert, und der Wert der Lie-
     genschaft hat sich fast verdoppelt.

                                                         Das richtige Produkt zur rechten Zeit: Bei kleinen Entwicklungen wie Neuenburg ist das die grosse Herausforderung.

     Bern
     Post Immobilien besitzt im Weyermannshaus
     West (heutiger Standort der Mobility Solu-
     tions AG) in Bern eine 37 000 Quadratmeter
     grosse Parzelle. Da sich in unmittelbarer
     Umgebung hauptsächlich Wohn- und
     *HVFKlIWV VRZLH )UHL]HLW]RQHQ EHÀQGHQ LVW
     die aktuelle Nutzung nicht mehr adäquat. Die
     Stadt und der Kanton Bern wollen zusammen
     mit der Post und der Burgergemeinde Bern
     (Besitzerin der angrenzenden Parzelle) das
     Quartier zu einem modernen Stadtteil
     umbauen. So soll Platz für Arbeits- und Frei-
     zeitnutzungen sowie zusätzlicher Wohnraum
     entstehen. Dafür wird eine Umzonung der
     heutigen Industrie- und Gewerbezone nötig.
     Post Immobilien hat zusammen mit der Bur-
     germeinde Bern 2015 eine Potenzial- und
     Machbarkeitsstudie erstellt. Fazit: Bis 2025
     sollen rund 275 Millionen Franken in die Ent-
     wicklung des «Post-Areals» investiert werden.
     Ende 2016 wurde die Planungsvereinbarung
     mit der Burgergemeinde und der Stadt Bern
     unterzeichnet. Der für die Zonenänderung
     erforderliche Studienauftrag wird Anfang
     2017 gestartet. Mit einer rechtsgültigen
     Zonenänderung kann bis ca. Anfang 2021
     gerechnet werden. Die weiteren Planungs-
     schritte (Vorprojekt, Bauprojekt und Bauein-
     gabe) erfolgen zwischen 2020 bis 2022. Von
     Mitte 2022 bis Ende 2024 wird, sofern keine
     Einsprachen erfolgen, gebaut. Die Inbetrieb-
     nahme ist für 2025 geplant.

                                                         Auf diesen 37 000 Quadratmetern im Westen von Bern wird bis Ende 2024 Grosses entstehen.
Schwerpunkt                        13

Zwei Disziplinen, ein Ziel
Interview: Lea Freiburghaus / Foto: Yoshiko Kusano

               Portfoliomanagement und Digital Real             uns. Durch die zentrale Lage vieler unserer        teurer. Eine grosse Herausforderung ist auch
               Estate: Dort wittert Post Immobilien gros-       Objekte erfüllen wir das Kriterium Verkehrs-       die strategische Standortsicherung für die
               ses Wachstumspotenzial. Ein Gespräch mit         anbindung meist sehr gut und beschränken           Postbereiche. PostLogistics sucht in der
               Stefan Dürig, Geschäftsleiter Post Immobi-       dadurch möglichen Mehrverkehr. Wichtig             Schweiz beispielsweise an verschiedenen
               lien, Thomas Hasse Biniasch, Leiter Portfo-      und anspruchsvoll ist weiter, dass die Gross-      Standorten mehrere zehntausend Quadrat-
               liomanagement, und Kaspar Adank, Leiter          projekte, die über einen langen Zeitraum           meter Land, gut erschlossen und zu einem
               Innovation und Projekte Digital Services         geplant werden, städtebaulich auf Akzeptanz        fairen Preis – keine leichte Aufgabe!
               Immobilien.                                      stossen, damit die Umzonungen schlussend-
                                                                lich auch bewilligt werden. Bei kleinen Ent-       Auch bei Post Immobilien wird es in den
               Post Immobilien wird in den nächsten zwölf       wicklungen liegt die Herausforderung eher          nächsten Jahren darum gehen, die physische
               Jahren 1,8 Milliarden Franken in die Entwick-    darin, das richtige Produkt zum rechten Zeit-      mit der digitalen Welt zu verbinden. Die
               lung von rund 50 Liegenschaften investieren.     punkt und zum marktüblichen Preis bereitzu-        Losung heisst: Digital Real Estate. Was ver-
               Das klingt, als könntet ihr da aus dem Vollen    stellen. Neuenburg (siehe Seite 12) ist ein sol-   steht man darunter?
               schöpfen.                                        ches Beispiel. Ganz generell müssen wir uns        Kaspar: Digital Real Estate steht für die Digi-
               Stefan: Ja, dem ist so. Wir haben in den Port-   immer fragen: Wie sieht der Immobilien-            talisierung der Immobilienbranche. Wir
               folios der Post Immobilien AG und der Post-      markt betreffend Nutzungsmix und Zah-              müssen alle Entscheidungen und Abläufe
               Finance AG schweizweit Lie-                                                                                     rund um eine Immobilie verste-
               genschaften an zentraler Lage,                                                                                  hen und sie dank der Nutzung
               die wir zu Renditeobjekten ent-                                                                                 von Daten und mobilen Geräten
               wickeln können, um dadurch                                                                                      optimieren und automatisieren.
               Mietzinseinnahmen von Drit-                                                                                     Ziel ist es, möglichst rasch neue
               ten zu generieren. Damit erzeu-                                                                                 digitale Produkte und Services
               gen wir für den Konzern Post                                                                                    für die Post und Drittkunden zu
               einen wichtigen Wertbeitrag.                                                                                    entwickeln.
                                                                                                                               Stefan: Durch neue digitale Pro-
               Könnt ihr ein paar Objekte nen-                                                                                 dukte lassen sich Prozesse opti-
               nen, die im erwähnten Zeitraum                                                                                  mieren, was uns Kosten im
               entwickelt werden?                                                                                              Betrieb eines Gebäudes spart.
               Thomas: Beispielsweise die                                                                                      Ausserdem können mit Hilfe
               Grundstücksparzelle im Weyer-                                                                                   neuer       Technologien      auch
               mannshaus West in Bern (siehe                                                                                   gewisse Risiken minimiert wer-
               Seite 12) oder das rote Postbe-                                                                                 den. Ich bin überzeugt, dass in
               triebsgebäue Basel 2 – das                                                                                      Gebäuden generierte Daten das
               grösste Projekt, das in den Thomas Hasse Biniasch, Stefan Dürig und Kaspar Adank (v. l. n. r.)                  Erdöl der Zukunft sind – sie
               nächsten Jahren von Post-                                                                                       werden schon bald mehr Wert
               Finance realisiert wird. Grös-                                                                                  haben als das Gebäude selbst.
               VHUH(QWZLFNOXQJHQÀQGHQ]XU]HLWDXFKLQ lungsbereitschaft in fünf bis zehn Jahren
               Freiburg und Genf sowie Oerlikon und Frau- aus?                                                     Und wie reagieren die Mitarbeitenden von
               enfeld statt.                                 Stefan: Weil wir das lediglich prognostizieren        Post Immobilien auf die digitalen Neuhei-
               Stefan: Daneben gibt es viele kleine Projekte können, ist es wichtig, dass wir in der Nut-          ten?
               wie zum Beispiel Zollikofen (BE). Die Liegen- zung der Gebäude möglichst lange neutral              Kaspar: Grundsätzlich positiv. Unsere wich-
               schaft wird dieses Jahr frei, wenn Poststel- und so weit als möglich skalierbar bleiben –           tigste Botschaft ist immer: Wir suchen nach
               len und Verkauf das Format wechselt. Da das heisst, die Räume müssen nach Belieben                  Lösungen, die die tägliche Arbeit erleich-
               keine Umzonung erforderlich ist, können genutzt und angepasst werden können.                        tern. Durch die Einführung des «Service on
               wir das Objekt relativ rasch in ein Mehrfa-                                                         Demand» im Facility Management beispiels-
               milienhaus entwickeln. Die grosse Kunst Welches sind die grössten Herausforderun-                   weise (siehe Seite 14) entfallen für den
               der Projektentwicklungen besteht darin, gen, die im Portfoliomanagement anstehen?                   Objektmanager mühsame und zeitrau-
               heute das zu planen, was in fünf Jahren Thomas: Die Umwandlung der Kundenzu-                        bende Dispoaufgaben. Stattdessen kann er
               nachgefragt wird und somit die erwünschte gangspunkte. Wir werden weiterhin eine                    die Zeit nutzen, um mit dem 3D-Drucker
               Rendite bringt.                               grosse Anzahl von Kleinstliegenschaften, die          Ersatzteile zu produzieren.
                                                             nicht unserer Immobilienstrategie entspre-
               Worauf achtet man denn bei der Entwick-       chen, verkaufen. Bei den Objekten, die wir
               lung einer Liegenschaft sonst noch?           behalten und zu Renditeliegenschaften ent-
               Thomas: Nebst dem richtigen Raum- und wickeln, kämpfen wir zunehmend mit der
               Nutzungsangebot sind die verschiedenen wachsenden Zahl an Anspruchsgruppen: Die                              Lesen Sie die ungekürzte Fassung
               Aspekte der Nachhaltigkeit wie Umwelt, Entwicklungen nehmen dadurch mehr Zeit                                des Interviews in unserer Onlineaus-
               Wirtschaft und Gesellschaft sehr wichtig für in Anspruch und werden dementsprechend                          gabe: www.post.ch/online-zeitung
14                       Schwerpunkt                                                                 Die Post 1 / 2017

     Digital Real Estate: Spielwi
     Digitale Technologien halten erst seit relativ kurzer Zeit Einzug in die Immobilienwirtschaft. Die Branche erhofft sich
     mischt an vorderster Front mit. Ein Blick in die Zukunft.
     Text: Lea Freiburghaus / Illustrator: Branders Group AG

                                                                                                                         1

        1      Service on Demand
               Ist die Kaffeemaschine defekt, das schmutzige Geschirr am Überborden? Wenn ja,
               genügt ein Knopfdruck und beim Facility Management im EspacePost geht eine
               entsprechende Meldung ein. Wenn der Hausdienst nicht helfen kann, wird der Lie-
               ferant via Web-Applikation aufgeboten. Der Pilot zu Service on Demand (bei Bedarf)
               wurde Mitte November 2016 erfolgreich abgeschlossen, der Einsatz im gesamten                                      Früher
               EspacePost ist für Anfang 2017 geplant.

      2      Belegungs- und Bewegungsdaten
             Wie viele Mitarbeitende befinden sich im Gebäude? Welche Zonen im EspacePost sind
             besonders stark ausgelastet? Die Lösung «Locatee» analysiert die Arbeitsplatzbele-
             gung nahezu in Echtzeit und hilft damit, die vorhandenen Arbeitsflächen besser zu
             nutzen. Technisch basiert das Produkt auf der streng anonymisierten Auswertung der
             «digitalen Schatten» von Notebooks. Die Software ist seit Anfang 2016 im Espace-                                             2
             Post im Einsatz. Eine App sowie weitere Anwendungsfälle sind für 2017 geplant.

        3      Meet
               Das Tool sorgt dafür, dass freie Sitzungszimmer in Postgebäuden schnell und einfach
               reserviert werden können. Durch die Integration von Bewegungs- und Belegungsda-
               ten sollen 2017 gebuchte, aber nicht besetzte Sitzungszimmer wieder freigegeben
               werden können. «Meet» erscheint automatisch in Outlook, sobald ein neuer
               (Serien-)Termin im Kalender gewählt ist. Die dazugehörige App für iOS-Geräte
               findest du im PostAppStore.

        4      Zutrittskontrolle
                                                                                                                             4
               Rund 50 Personen testeten von September bis November 2016 an diversen Zu-
               gangsstellen im EspacePost den kontaktlosen Zutritt zum Gebäude mit einer App
               fürs Smartphone. Erstes Fazit: Es konnten wichtige Erfahrungen für den zukünftigen
               Einsatz von alternativen Lösungen für den Gebäudezutritt gesammelt werden. Aus
               technischen und betriebswirtschaftlichen Gründen wird das Projekt aber derzeit
               nicht fortgeführt.

        5      Intelligente Wartung
               Derzeit läuft ein Pilotversuch, bei dem es um die Optimierung des technischen Anla-
               genportfolios geht. Mit verschiedenen Tools (Visualisierungssoftware und Machine-
               Learning-Plattform) werden bestehende Daten analysiert, um Vorhersagen über
               Ausfälle von Maschinen treffen zu können. Die intelligente Instandhaltung kann auch
               sensorbasiert realisiert werden: Dazu werden Maschinen mit Sensoren ausgestattet,
               die beispielsweise Geräusche oder Vibrationen wahrnehmen, und so auf bevorstehen-
               de Ausfälle aufmerksam machen sollen. Tests dazu werden 2017 starten.
Schwerpunkt                             15

ese oder Wachstumsfeld?
zusätzlichen Ertrag, neue Produkte und eine Reduktion der Kosten durch EfÀzienzsteigerung. Post Immobilien

                                                   6   Informationsplattform
                                                       Der PostParc zählte Ende 2016 über 58 Mieter unterschiedlichster Art. Da stellt sich
                                                       die Frage: Wie informiert man diese heterogene Schar am besten? Post Immobilien
                                                       hat dafür die PostParc-App entwickelt – eine virtuelle Plattform, über die sich die
                 Heute                                 Mieter informieren können (Pinnwand), über die sie Objekte tauschen (Marktplatz)
                                                       oder Dienstleistungen von Post Immobilien bestellen können. Für ein Dienstleistungs-
                    6
                                                       zentrum wie den PostParc ist es die erste App dieser Art – Post Immobilien sieht hier
                                                       grosses Potenzial.

                                                   7   3D-Drucker
                                    7
                                                       3D-Druck ist die Technik zur Erstellung materieller Objekte auf Basis digitaler Model-
                                                       le. Beim Druck werden dreidimensionale Werkstücke schichtweise aufgebaut. Alles
                                                       Sience Fiction? Nein! Ersatzteile für Ablagefächer, die der Hersteller nicht mehr liefert,
                                                       werden beim Facility Management im EspacePost bereits heute auf diese Weise
                                                       hergestellt. Weitere Teile gesucht!

                   3

                                                   8   Clevere Entsorgung
                                                       Mittels Sensoren melden Entsorgungsstellen (z. B. Behälter mit PET oder Altpapier)
                                                       ihren Füllstand und ihr Gewicht. Darauf basierend kann der gesamte Prozess zur
                                                       Entsorgung (intern und extern) ausgelöst und optimiert werden. Ein Pilotversuch dazu
                                                       startet voraussichtlich ab Februar 2017 im EspacePost.

                                                                                           8
                         2

                                5

                                                   9   Smart Parking
                                                       Für EspacePost sollte eine intelligente Parkplatzlösung mit Sensoren für die Suche,
             9
                                                       Reservierung, die bargeldlose Bezahlung und die Verwaltung von Parkplätzen mittels
                                                       App aufgebaut werden. Kurz: Smart Parking. Bereits während der Testphase wurde
                                                       klar: Es reicht nicht, das bestehende Prinzip «First come, first served» zu digitalisie-
                                                       ren. Aus diesem Grund wurde nach Ende des Pilotversuchs ein Projekt lanciert, um
                                                       das Parking fairer zu machen. Wer Anrecht auf einen Parkplatz hat, soll künftig nach
                                                       «fairen» Kriterien (z. B. ÖV, familiäre Verpflichtungen) entschieden werden.
16                       Dialog                                                            Die Post 1 / 2017

8QPCWH|2TQ\GPVKP\GJP,CJTGPsFKGO
Jean-Paul Schwindt, Leiter von Inédit Publications in Lausanne, hat ein Buch zur Nutzung von Smartphones in der Sch
Leben revolutioniert. Im Interview erklärt er, weshalb.
Interview: Annick Chevillot / Foto: François Wavre / Illustrator: Branders Group AG

Reaktionen
                                                    'TIGDPKUUGFGT&G\GODGT7OHTCIG
Regina Meses-Siegenthaler, PV
Im Berufsalltag spielt das Smartphone               Hat das Smartphone Ihren Berufsalltag
                                                    verändert?
noch keine grosse Rolle. Wir haben
auch so genug zu tun.

Tim Knud Stoll, PF
Die Frage bezieht sich ja auf den Berufs-
alltag. Hier wird das Potenzial (wahr-
scheinlich aus Sicherheitsgründen) noch
lange nicht ausgeschöpft.

Aleardo Gianoni, PM
Natürlich hat das Smartphone das
Berufs- und Privatleben verändert. Und
in Zukunft wird sich auch noch sehr
viel mehr ändern – zum Guten und zum
Schlechten. Wichtig ist, diesen grossen
Umwälzungen positiv gegenüberzu-
stehen und sich zu bemühen, die Welt
damit besser zu machen.

Franziska Schmidli, PV
Ja, natürlich im privaten wie im beruf-
lichen Bereich. (…) Wichtig ist, nicht
Sklave der neuen Errungenschaften zu
werden, sondern diese unterstützend                                                   Ja
zugunsten der Work-Life-Balance
anzuwenden.

Roman Derungs, P
Ja, vor allem im Privaten – und man
stelle sich vor, was im Berufsalltag da
noch möglich wäre!

Anton Imfeld, PM
Das Lesen bzw. Beantworten der E-Mails
im Zug (Geschäftsreise) – und man ist à
jour, bevor man am Zielort eintrifft.
                                                                                      Nein

            Mehr Reaktionen online:
            pww.post.ch/personal-
            zeitung > Archiv
Dialog                                17

GKUVGP5EJYGK\GTPWV\GPGKP5OCTVRJQPG
weiz verfasst. Das Resultat seiner einjährigen soziologischen Studie ist eindeutig: Die Smartphones haben unser

                                                    Weshalb konnten diese Geräte sowohl die pri-      Fragmentierung des Soziallebens und offenbar
                                                    XCVGPCNUCWEJFKGDGTWƃKEJGP$G\KGJWPIGPCWH    auch zur Entstehung einer neuen sozialen
                                                    den Kopf stellen?                                 Norm geführt: Es ist akzeptabel geworden,
                                                    Schon immer in der Geschichte der Menschheit      physisch präsent und gleichzeitig psychisch
                                                    hat das Aufkommen neuer Medien (Schrift,          abwesend zu sein. Dieses Phänomen kann man
                                                    Druck, Radio, Fernsehen, Computer usw.) sozi-     überall beobachten ... Die ITK verursachen eine
                                                    ale, kulturelle und wirtschaftliche Umwälzun-     ,QIRUPDWLRQVEHUÁXWXQJ GLH HLQ *HIKO GHU
                                                    gen mit sich gebracht. Das Smartphone ist das     Dringlichkeit bewirkt und Arbeitsrhythmus
                                                    Medium mit der grössten Vielfalt und sozialen     wie auch Arbeitsintensität beschleunigt.

                                                                                                      In deinem Buch schreibst du, dass wir umso
                                                    «Das Smartphone ver-                              OGJTXQO5OCTVRJQPGRTQƂVKGTGPLGOGJTYKT
                                                                                                      es nutzen. Möchtest du, dass wir alle danach
                                                     stärkt den sozialen                              süchtig werden?
                                                                                                       Meine Untersuchungen haben etwas Überra-
                                                     Zusammenhalt.»                                    schendes gezeigt: Bei sozial gut integrierten
                                                                                                       Personen – und das sind in der Schweiz die
                                                                                                       meisten – stimuliert die Smartphone-Nutzung
                                                    Reichweite geworden und steht in starker Kon- die persönlichen Kontakte und umgekehrt. Eine
                                                    kurrenz zur persönlichen Begegnung. Seine Art der Kommunikation geht nicht zulasten der
                                                    Technologie ermöglicht es uns, gleichzeitig mit anderen, es entsteht vielmehr eine positive Spi-
                                                    XQVHUHQ SULYDWHQ XQG EHUXÁLFKHQ .RQWDNWHQ rale. Anders gesagt verstärkt das Smartphone
                                                    sowie dem öffentlichen Geschehen auf natio- den sozialen Zusammenhalt und wirkt auch als
                                                    naler und internationaler Ebene in Verbindung sozialer Integrator. So gesehen sind wir bereits
                                                    zu sein. Mit anderen Worten: Das taktile abhängig geworden von diesem mobilen Gerät.
                                                    Medium Smartphone fördert und stimuliert Wir müssen uns aber bewusst sein, welche
                                                    dank seiner herausragenden Technologie unsichtbaren Mechanismen zu einer gefährli-
   Jean-Paul Schwindt                               unsere soziale Kommunikation.                      chen Abhängigkeit führen, um uns davon auch
                                                                                                       wieder befreien zu können und um zu einem
                                                    -CPPOCPFKGRTKXCVGWPFDGTWƃKEJG0WV\WPI        nützlichen und konstruktiven Umgang mit dem
   Für 64 Prozent der Postmitarbeitenden hat sich   überhaupt noch trennen?                            6PDUWSKRQH]XÀQGHQ
   das Berufsleben mit dem Smartphone tiefgrei-     'LH ÁH[LEOHUHQ $UEHLWV]HLWIRUPHQ VRZLH GLH
   fend verändert. Überrascht dich das?             Aufweichung der räumlichen und zeitlichen                   «Le smartphone: un objet qui peut en
   Nein, nicht wirklich. In zehn Jahren ist die Grenzen führen zu einer Vermischung der bei-                    cacher un autre», Jean-Paul Schwindt,
   Smartphone-Nutzung in der Schweiz von 0 auf den Sphären. Wie stark sich private und beruf-                   Editions inédit (nur auf Französisch
   80 beziehungsweise auf 97 Prozent bei den ganz OLFKH 9HUELQGXQJHQ YHUÁHFKWHQ KlQJW YRP                 erhältlich).
   Jungen gestiegen. Und im Internet wird seit Kur- MHZHLOLJHQ VR]LDOHQ XQG EHUXÁLFKHQ 6WDWXV DE
   ]HPKlXÀJHUDXIGHP6PDUWSKRQHDOVDXIGHP ² XQG GLHVHU EHHLQÁXVVW ZLHGHUXP ZLH YLHO
   Computer gesurft. Wir haben es hier mit einem Informations- und Kommunikationstechnik
   Phänomen zu tun, das Soziologen und Anthro- (IKT) wir besitzen. Die Arbeit ist aber immer
   pologen als «totalen sozialen Tatbestand» noch der bestimmende Faktor und übt nach
   bezeichnen. Gemeint sind Gegebenheiten, die wie vor eine Fliehkraft auf das Privatleben aus.
   die verschiedenen Facetten des Alltags – Arbeit,
   Familie, Freizeit usw. – der grossen Bevölke- 9KGDGGKPƃWUUGP5OCTVRJQPGUFKGDGTWƃKEJGP
   UXQJVPHKUKHLWEHWUHIIHQXQGEHHLQÁXVVHQ         Beziehungen?
                                                    Smartphones haben zu einer zunehmenden

      (TCIGFGU/QPCVU

      Wir duzen dich in der ganzen Ausgabe.
                                                                                                          @           Schreib uns deine Meinung online:
                                                                                                                      pww.post.ch/personalzeitung

      Findest du das gut?                                                                                 oder schriftlich an: Die Schweizerische Post AG, Redaktion
                                                                                                          «Die Post» (K16), Wankdorfallee 4, 3030 Bern
18                       Leute          Porträt                                                          Die Post 1 / 2017

Liberty freut sich auf die Freiheit
Das BenzintöfÁi hat viel erlebt während seiner Zeit im Dienst der Post. Im Dezember 2016 hat es seine letzte
Zustelltour absolviert und fährt nun Richtung Ruhestand.
Text: Muriel Baeriswyl / Fotos: Annette Boutellier

                                                                                                                                                        Persönlich
                                                                                                                                                 Im Einsatz seit: 1970
                                                                                                                                 Anzahl zu Spitzenzeiten: 7500 Stück
                                                                                                                Nutzlast des Zweiradrollers: 43 kg auf dem Roller und
                                                                                                                                                   46 kg im Anhänger

Zusteller Thimo Arnold tankt sein Benzintöffli ein letztes Mal.

                Ein Fuchsschwanz baumelt am Schlüsselbund, der Name ziert in              «Piaggio Free» und «Piaggio Liberty». Ausser kleineren Verschleiss-
                pinkem Schriftzug die Front: Liberty! Ein bisschen Rost hat sich am       UHSDUDWXUHQZLHDEJHEURFKHQH6WlQGHURGHUYHUERJHQH%UHPVKHEHO
                Auspuff des Rollers angesetzt, ansonsten ist er noch top in Form. Es      ZDUGDV7|IÁLJHQJVDPXQGPDFKWHNDXP3UREOHPH(LQ]LJPLW
                ist kalt im Dezember in Stein am Rhein, doch es wird ein ereignisrei-     der Stabilität hatte es etwas Mühe. Schon ein kleiner Windstoss
                FKHU7DJIUGDV%HQ]LQW|IÁLGHQQHVEULFKW]XVDPPHQPLW=XVWHO        UHLFKWHXPGDV7|IÁL]X)DOO]XEULQJHQ
                ler Thimo Arnold auf zu seiner letzten Fahrt.
                                                                                          Elektroroller übernehmen
                Eine erlebnisreiche Zeit                                                  'DV7|IÁLLVWQXQXQWHUZHJVQDFK6FKZDU]HQEXUJZRHVLP'HSRW
                1970 – das Jahr, in dem sich die legendären Beatles trennten – war        GHV 0XVHXPV IU .RPPXQLNDWLRQ VHLQHQ YHUGLHQWHQ 5XKHVWDQG
                auch für die Pöstler ein bedeutendes Jahr. Mussten sie bis dahin die      geniessen wird. Seinen Dienst haben Schritt für Schritt die Dreirad-
                Briefe zu Fuss oder mit dem Fahrrad austragen, kam nun das erste          UROOHU ';3  EHUQRPPHQ 1HEHQ GHQ ]DKOUHLFKHQ 9RUWHLOHQ LP
                Kleinmotorrad, auch Klemo genannt, zum Einsatz. 1500 Stück wur-           %HUHLFK GHU (IÀ]LHQ] XQG 8PZHOWIUHXQGOLFKNHLW N|QQHQ VLFK GLH
                den bestellt. Eine Erfolgsgeschichte: Die Klemos entlasteten das          =XVWHOOHULQQHQXQG=XVWHOOHUQRFKEHUHLQHQJDQ]SUDNWLVFKHQ9RU
                3HUVRQDO XQG UHGX]LHUWHQ GLH =XVWHOO]HLWHQ  ZDUHQ VFKZHL]    WHLOIUHXHQ'HU%HQ]LQGHFNHONDQQQLFKWPHKUYHUORUHQJHKHQZDV
                ZHLW EHUHLWV  .OHLQPRWRUUlGHU LP (LQVDW] =X 6SLW]HQ]HLWHQ    ihnen künftig einen Rüffel in der Werkstatt erspart.
                ZDUHQELV]X%HQ]LQW|IÁLIUGLH3RVWDXIGHQ6WUDVVHQ'DV
                Piaggio Liberty gehört nun zu den letzten seiner Gattung, denn die
                %HQ]LQW|IÁLXQGUROOHUZXUGHQLQGHQOHW]WHQ-DKUHQV\VWHPDWLVFK       Ein zweites Leben für Postrollerbatterien
                JHJHQ GLH XPZHOWIUHXQGOLFKHUHQ XQG HIÀ]LHQWHUHQ (OHNWURUROOHU      Im Rahmen des Projektes «Ein zweites Leben für Postrollerbatterien» wer-
                eingetauscht.                                                             den aussortierte Batterien aus Postelektrorollern zu stationären Strom-
                ,QDOOGHQ-DKUHQKDWGDV%HQ]LQW|IÁLYLHOHUOHEWXQGJHVHKHQ2EDOV   speichern umgebaut, um vor Ort Solarstrom zu speichern. Der Zweitein-
                +XQGH:&RGHU.DW]HQVFKODISODW]DOV]XYHUOlVVLJHV7UDQVSRUWPLW          satz der Rollerbatterien ermöglicht beste RessourcenefÀzienz und eine
                tel oder Lastfahrzeug – ja sogar als Bubentraum hat es gedient. So        positive gkobilanz. Der erste derartige Speicher ist in der Umwelt Arena in
                kam es, dass es 2007 mit einem USA-Fan auf der Route 66 durch             Spreitenbach verbaut.
                $PHULNDIDKUHQGXUIWH %HULFKWLQ©'LH3RVWª0DL 'LH=ROOEH
                amten konnten zwar am Anfang mit dem gelben Mofa wenig anfan-
                JHQ GRFK DXIJUXQG VHLQHV =ZHLWDNWPRWRUV ZXUGH HV NXU]HUKDQG
                DOV=ZHLUDG5DVHQPlKHUGHNODULHUWXQGNRQQWHOHJDOLQV/DQGGHU
                unbegrenzten Möglichkeiten einreisen.
                Robust waren sie alle; seien es die noch heute bei Sammlern belieb-                6HLGDEHLEHLGHUOHW]WHQ)DKUWGHV%H]LQW|IÁLV
                ten Modelle «Puch Velux» und «Piaggio Boxer» oder später die Roller
Porträt   Leute   19
20                      Leute        Reportage                                                              Die Post 1 / 2017

Das fürs Ablesen benötigte Material: Scanner, Taschenlampe, Bluetooth-Ablesekopf, Vierkantschlüs-
sel, 5000er-Schlüssel und P14, Schreiben und Ausweis

               Postbote Ralph Fuchs und Mieter Miguel Camero                                        Die Postboten von Schaffhausen nehmen in diesen Wochen 30 000 Ablesungen

Als Stromableser im Einsatz
In der Stadt und Region Schaffhausen lesen rund 80 Briefzustellerinnen und -zusteller diesen Monat erstmals
sämtliche 30 000 Stromzähler für die Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausens AG (EKS) ab.
Text: Simone Hubacher / Fotos: Monika Flückiger

Ende Dezember, ein herrlicher Wintertag mit               EHÀQGHQ VLFK HLQ 9LHUNDQWVFKOVVHO DXFK          mes Schreiben der Post und der EKS AG fehlen
tief stehender Sonne und kalten Temperaturen.             «Wurfstern» genannt, ein 5000er-Schlüssel              nicht. «Damit können wir zweifelnden Kunden
Zusteller Ralph Fuchs bereitet seinen Sonder-             (Passepartout) und ein Sonderschlüssel für             versichern, dass wir Postboten durch die EKS
einsatz im Industriegebiet in der Stadt Schaff-           Stromkästen mit der geheimnisvollen Nummer             beauftragt sind, die Ablesung vorzunehmen»,
hausen vor. An der Ernst Müller-Strasse 6A                P14, der es dem Boten erlaubt, bis zum Strom-          sagt Ralph Fuchs. Das Ganze funktioniert nur
wird er heute probehalber den Strom ablesen.              zähler zu gelangen. Auch eine Taschenlampe,            mit dem Intermec-Scanner (auch «NEMO»
Schwarz, klein und unauffällig ist die Tasche,            ein Bluetooth-Ablesekopf für die neueste Gene-         genannt) und der neu ergänzten «Post-Meter»-
die bei diesem Einsatz nicht fehlen darf: Darin           ration der Stromablesung und ein gemeinsa-             App. «Der Bote lädt die Aufträge auf den Scan-
Reportage       Leute                     21

                                                                                                      Die neueste Zählergeneration: Der Bluetooth-Ablesekopf muss nur ans
                                                                                                      Gerät gehalten werden, schon überträgt sich der Wert.

vor.                                                                                                  Ralph Fuchs

       ner. Dort kann er sie im Detail ansehen und            WHQZLUGHQ$XIWUDJ]XUFNDQGHQ6HUYLFH3UR-        DOVRDXFK6WURP]lKOHUEHL6WUDVVHQDPSHOQXQG
       erhält Hinweise, ob sich der Zähler drinnen            YLGHU $YHFWULV GHU GLH $EOHVXQJHQ ]ZLVFKHQ     )LUPHQ DEOHVHQ ,FK IUHXH PLFK DXI GLHVH QHXH
       RGHU GUDXVVHQ EHÀQGHW -H QDFK 6WURP]lKOHU       GHU(.6XQGGHU3RVWNRRUGLQLHUW,QGLHVHP)DOO     +HUDXVIRUGHUXQJª VDJW 5DOSK 0LW QHXHQ
       erfolgt die Ablesung automatisch via Blue-             PVVWH (.6 PHKU =XVDW]LQIRUPDWLRQHQ OLH-          'LHQVWOHLVWXQJHQ ZLH GHP $EOHVHQ YRQ 6WURP-
       tooth, oder der Bote tippt den Zählerstand in          IHUQª:HQQHLQ0LHWHUGUHL0DOQLFKW]X+DXVH       ]lKOHUQZLOOGLH3RVWLKU.HUQJHVFKlIWHUJlQ]HQ
       GHQ6FDQQHUHLQªVR5DOSK                            ist, wirft der Pöstler einen Zettel ein mit der       XQG VWW]HQ 'D GLH %ULHI]XVWHOOHULQQHQ XQG
                                                              %LWWHGLH$EOHVXQJVHOEVWYRU]XQHKPHQ               ]XVWHOOHUDXILKUHQ7RXUHQGDVJDQ]H-DKUEHU
       Dreimal klingeln                                                                                             IDVW WlJOLFK EHL EHU  0LOOLRQHQ 6FKZHL]HU
       'LHKHXWLJH3UREHDEOHVXQJÀQGHWLP*HJHQVDW]          30 000 Ablesungen                                     +DXVKDOWHQ YRUEHLNRPPHQ XQG JURVVHV 9HU-
       ]XP 1RUPDOIDOO LP $QVFKOXVV DQ GLH WlJOLFKH     =ZLVFKHQGHPXQG-DQXDUQHKPHQ           WUDXHQ EHL .XQGHQ JHQLHVVHQ EULQJW GLH 3RVW
       Tour und nicht währenddessen statt. Der Mie-           5DOSK XQG VHLQH .ROOHJLQQHQ XQG .ROOHJHQ ²     EHVWH9RUDXVVHW]XQJHQIUGLH(QWZLFNOXQJVRO-
       WHU LVW ]X +DXVH GHU 6WURP]lKOHU DEHU QLFKW   WRWDO  JHVFKXOWH 3|VWOHU DXV GHU 5HJLRQ ²   FKHU HUJlQ]HQGHQ XQG VWW]HQGHQ 'LHQVWOHLV-
       VRIRUWDXIÀQGEDU'HU%DXIKUHUGHULP1HEHQ-          $EOHVXQJHQDXIYHUVFKLHGHQHQ7RXUHQ        tungen mit.
       gebäude untergebrachten Firma kann helfen,             LQ 6FKDIIKDXVHQ XQG 8PJHEXQJ YRU $E VRIRUW
       ÀQGHW GHQ .DVWHQ ² (UOHLFKWHUXQJ PDFKW VLFK     ]HLFKQHQ VLH DXFK IU GLH DSHULRGLVFKHQ $EOH-
       EUHLW©)UHLQH$EOHVXQJVWHKWXQVHLQGHÀQLHU-       sungen verantwortlich, etwa bei Mieterwech-
       WHV=HLWIHQVWHU]XU9HUIJXQJªVR5DOSK©:HQQ       VHOQ©,FKÀQGHHVULFKWLJGDVVGLH3RVWGHQ$XI-
       ZLUGHQ.DVWHQLQGLHVHU=HLWQLFKWÀQGHQOHL-        WUDJ]X3UR]HQWEHUQRPPHQKDW²GDVVZLU
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