UDZ UNTERNEHMEN DER ZUKUNFT - 2/2020 FORSCHUNG - FIR AN DER RWTH AACHEN

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UDZ UNTERNEHMEN DER ZUKUNFT - 2/2020 FORSCHUNG - FIR AN DER RWTH AACHEN
UdZ                   2/2020
                                       Forschung

                 Unternehmen der Zukunft
                 Zeitschrift für Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung

ISSN 1439-2585
UDZ UNTERNEHMEN DER ZUKUNFT - 2/2020 FORSCHUNG - FIR AN DER RWTH AACHEN
IMPRESSUM

UdZ – Unternehmen der Zukunft
FIR-Zeitschrift für Betriebsorganisation und
Unternehmensentwicklung, 21. Jg., Heft 2/2020,
ISSN 1439-2585
"UdZ – Unternehmen der Zukunft" informiert mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen zwei Mal im Jahr über die
wissenschaftlichen Aktivitäten des FIR e. V. an der RWTH Aachen.

Herausgeber
FIR e. V. an der RWTH Aachen
Campus-Boulevard 55 · 52074 Aachen
Tel.: +49 241 47705-0
E‑Mail: info@fir.rwth-aachen.de
Internet: www.fir.rwth-aachen.de

Direktor
Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Günther Schuh

Geschäftsführer
Prof. Dr.-Ing. Volker Stich

Bereichsleiter (inhaltlich verantwortlich für dieses Heft)
Dienstleistungsmanagement: Jana Frank, M.Sc.
Informationsmanagement: Jan Hicking, M.Sc.
Business-Transformation: Ruben Conrad, M.Sc.
Produktionsmanagement: Tobias Schröer, M.Sc.

Redaktionelle Mitarbeit
Simone Suchan M.A.
Julia Quack van Wersch, M.A.

Korrektorat
Simone Suchan M.A.

Satz und Bildbearbeitung
Julia Quack van Wersch, M.A.

Druck
Druckservice Zillekens

Copyright
Kein Teil dieser Publikation darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgend­einer Form
reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Bildnachweis
Titelbild (li. u. re.): © putilov_denis – stock.adobe.com; S. 4/5: © goldnetz – stock.adobe.com;
S. 6/7­: © zapp2photo – Fotolia; S. 8/9: © Vjom – stock.adobe.com; S. 15: © Govert Nieuwland – Fotolia;
S. 17, 37: © greenbutterfly – stock.adobe.com; S. 31: © chombosan – Fotolia; S. 32: © Sergey Nivens - stock.adobe.com;
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S. 50/51/52/53/54/55: shutterstock

                     Lesen Sie die aktuelle Ausgabe der UdZ online unter:
                     udzforschung.de

2 / UdZForschung 2-2020
UDZ UNTERNEHMEN DER ZUKUNFT - 2/2020 FORSCHUNG - FIR AN DER RWTH AACHEN
EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ein solches Jahr haben wir noch nicht erlebt. Geprägt von der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen hat
sich nahezu alles verändert, im Beruf und auch privat. Und ein Ende dieses „Ausnahmezustands“, der ein Stück
Alltag geworden ist, ist noch nicht abzusehen. Jedoch hat uns diese Situation deutlich vor Augen geführt,
dass alle Herausforderungen und Unwägbarkeiten immer auch einen Schatz bereithalten: die Möglichkeit
zu Weiterentwicklungen, Veränderungen, zum Wahrnehmen von Chancen, zu neuen Wegen des Denkens
und Handelns.

Als Forscher*innen liegt das in unserer DNA , dennoch beflügelt es zusätzlich, zu sehen, wie eine
Gesellschaft sich in weiten Teilen gemeinsam aufmacht, neue Wege auszuprobieren. Das Fundament all
dieser Möglichkeiten ist nicht zufällig die Digitalisierung. Daher freut es uns besonders, Ihnen bereits in den
ersten beiden Artikeln die Potenziale von Data-Analytics und datenbasierten Geschäftsmodellen aufzuzeigen
– in der Lebensmittelindustrie, die ihren Wert für uns alle in der Pandemie neben dem Gesundheitswesen
noch einmal eindrücklich aufgezeigt hat. Aber auch darüber, welche Bedeutung Blockchainlösungen und
digitale Plattformen für unsere Wertschöpfung künftig haben werden, informieren wir Sie mit unseren
neuesten Forschungserkenntnissen.

Wann immer Sie Fragen haben oder in einem Projekt mitwirken möchten, wenden Sie sich gern an die
Autoren*innen der jeweiligen Artikel. Oder werden Sie doch Mitglied im FIR e. V. und erhalten Sie dadurch
frühestmöglichen Zugriff auf unsere Forschungsergebnisse und genießen Sie zahlreiche weitere Vorteile.
Nähere Informationen dazu finden Sie im Netz unter: firev.fir.de

Wie Ergebnisse aus Forschungsprojekten direkt Anwendung in der Praxis finden, zeigte das Ende 2019
erfolgreich abgeschlossene Projekt "MeProLi" eindrucksvoll. Aus den Forschungsergebnissen ist die
DIN SPEC 91404 „Leitfaden zur Standardisierung von Instandhaltungsprozessen“ entstanden. Der Initiator ist
unser Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Tobias Leiting, der hiermit den Innovatorenpreis des DIN 2020 gewinnen
konnte. Mehr Informationen finden Sie auf S. 51. MeProLi, das IGF-Vorhaben 19388N der Forschungsvereinigung
FIR e. V. an der RWTH Aachen und des DIN e. V., wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung
der industriellen Gemeinschaftsforschung und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

Lassen Sie uns den aktuellen digitalen Schub weiterhin nutzen und gemeinsam Neues starten. Wir freuen
uns darauf, mit Ihnen gemeinsam die Zukunft zu gestalten! In diesem Sinne wünschen wir Ihnen besinnliche
Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr – achten Sie auf sich und andere und bleiben Sie gesund.

Herzlichst, Ihre

Prof. Dr.-Ing. Volker Stich                        Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Günther Schuh
Geschäftsführer des FIR e. V. an der RWTH Aachen   Direktor des FIR e. V. an der RWTH Aachen

                                                                                                   UdZForschung 2-2020 / 3
>In dieser Ausgabe<
Seite 6       In Anlehnung an die Leitthemen der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft
              erforscht und gestaltet das FIR die Zukunft

Seite 8       Wie die digitale Transformation gelingt –
              Mit dem Aachener Digital-Architecture-Management-Modell die Leistungsfähigkeit und
              die Wertbeiträge Ihrer IT-Organisation bestimmen

                                >FIR-Forschungsprojekte<

              Seite 16                                                       Seite 35
   Einführungskonzept für Business-                              Erarbeitung eines KMU-gerechten
      Analytics in produzierenden                                      Subscription-Canvas
   Unternehmen der Nahrungs- und
         Futtermittelindustrie                                      Kompaktes Tool zur übersichtlichen
                                                                    Konzeptionierung von Subscription-
    Datenbasierte Entscheidungen treffen
                                                                           Geschäftsmodellen

             Seite 20                                                        Seite 38
    Erzeugung und Verwertung von                               Gestaltung eines Ansatzes zur Nutzung
 Datenprodukten in der Lebensmittel-                                  von Schatten-IT für KMU
    industrie durch Smart Services                                   Nutzenaspekte und Risiken von
                                                                  Schatten-IT systematisch bewerten und
       Entwicklung einer globalen und
          (rechts-)sicheren Daten-                                      gewinnbringend einsetzen
    ökonomie in der Lebensmittelindustrie
            über IoT-Plattformen

              Seite 27                                                        Seite 43
       Anwendungsorientierte                                        Anlauf des Projekts DM4AR:
        Blockchainlösungen                                            Datenmanagement für
 für das Supply-Chain-Management                                        Augmented Reality

      Transparenz für nachhaltige und                                Leichteres Datenmanagement im

        beherrschbare Lieferketten                                          technischen Service

             Seite 32                                                        Seite 46
 Plattformgründung von oder Beitritt zu                                Intelligente Plattform für
       digitalen Plattformen in der                                 E-Mobilität und Vernetzung von
             Kontraktlogisitk                                            Energieinformationen

   Chancen und Risiken der Plattformnutzung                        Konzeptionierung und Entwicklung einer
                                                                           intelligenten Plattform

4 / UdZForschung 2-2020
>Studien, Standards und Publikationen<

              Seite 49                                                           Seite 52
       Neue Whitepaper aus dem FIR                                    High-Tech meets High-Touch:
                                                               Die Dienstleistungswende als Chance für die
                                                              Wertschöpfung und Beschäftigung der Zukunft

              Seite 50                                                           Seite 53
          FIR-Editionen Praxis:                                      Schwerpunktstudie Digitalisierung
Aachener Digital-Architecture-Management                                   und Energieeffizienz –
                                                                Erkenntnisse aus Forschung und Praxis 2020

              Seite 51                                                           Seite 54
     DIN SPEC 91404 erschienen –                                      Neue Dissertationsschrift erschienen
   Leitfaden zur Standardisierung von
        Instandhaltungsprozessen

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   Nutzen Sie zur Bekundung Ihrer Interessengebiete bitte folgenden Link:

   anmeldung.fir-flash.de

   Mehr Informationen finden Sie auf unserer Internetseite:

   www.fir.rwth-aachen.de
FIR-NETZWERK

In Anlehnung an die Leitthemen der
Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft
erforscht und gestaltet das FIR die Zukunft

Das FIR gestaltet die digitale Transformation in Schlüsselbranchen und -themen der
deutschen Industrie. Es setzt seine Schwerpunkte auf Fragen der Organisation, Unter-
nehmensentwicklung und Informationsmanagement im digital vernetzten Unternehmen
der Zukunft. Dazu bündeln wir unsere Arbeit in den übergeordneten Themenbereichen
Business-Transformation, Dienstleistungsmanagement, Informationsmanagement und
Produktionsmanagement. In den ebenso benannten FIR-Abteilungen arbeiten unsere Pro-
jektmanager stark vernetzt, sodass interdisziplinäre Forschungsergebnisse erzielt wer-
den, die möglichst kurzfristig in der Praxis ihre Anwendung finden.

Mit Erforschung und Transfer innovativer Lösungen leistet das FIR einen Beitrag zur
Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Dies erfolgt in der geeigneten
Infrastruktur zur experimentellen Organisationsforschung im Cluster Smart Logistik
methodisch fundiert, wissenschaftlich rigoros und unter direkter Beteiligung von
Experten aus der Wirtschaft. Im Zentrum der Betrachtung liegen die industriellen An-
wendungsfälle Future-Logistics, Smart Services und Smart Maintenance, Smart-
Commercial-Buildings und Smart Mobility.

Das FIR ist Mitglied der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF), war im Jahr 2017
aktiv an der Formulierung der Leitthemen der JRF beteiligt und trägt mit seinen
Forschungsprojekten stets dazu bei, jene auch inhaltlich voranzutreiben. Auf den fol-
genden Seiten der UdZForschung berichten wir über eine Auswahl aktueller und auch
abgeschlossener Forschungsprojekte des FIR, die unter Berücksichtigung der Leitthemen
der JRF bearbeitet werden. Die wissenschaftlichen Institute der JRF begleiten und erfor-
schen den Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft in folgenden vier Leitthe-
men, von denen wir am FIR die ersten drei fachbezogen in dieser Ausgabe mit unseren
Forschungsartikeln abdecken:

6 / UdZForschung 2-2020
FIR-NETZWERK

 > Industrie & Umwelt

 Wie können wir Produktion, Logistik und Mobilität nachhaltig gestalten?

 					                                             mehr ab S. 15 in dieser Ausgabe

> Gesellschaft & Digitalisierung

Welche Chancen und Herausforderungen bringt die Digitalisierung aller Bereiche

unseres Lebens mit sich und wie können wir diese zum Wohl von Individuum und

Gesellschaft gestalten?

        					mehr ab S. 31 in dieser Ausgabe

 > Städte & Infrastruktur

 Wie können wir angesichts des demografischen Wandels und der sich wandelnden

 Anforderungen lebenswerte Städte und adäquate Infrastrukturen gestalten?

         					mehr ab S. 45 in dieser Ausgabe

 > Globalisierung & Integration

 Wie können wir die Auswirkungen der Globalisierung auf lokaler und regionaler

 Ebene an verschiedenen Orten der Welt menschenwürdig gestalten?

                                        mehr dazu wieder in der nächsten Ausgabe

                                                     UdZForschung 2-2020 / 7
Wie die digitale Transformation gelingt
Mit dem Aachener Digital-Architecture-Management-Modell die
Leistungsfähigkeit und die Wertbeiträge Ihrer IT-Organisation bestimmen

Die digitale Transformation stellt Unternehmen fortlaufend vor neue Herausforderungen, die rich-
tig eingeschätzt und bewältigt werden müssen. Häufig fehlt ein strukturierter Gesamtansatz, mit
dem Sie die digitale Transformation Ihres Unternehmens konzeptionieren und nachhaltig umsetzen
können. Wir am FIR an der RWTH Aachen haben in den letzten Jahren zahlreiche Projekte zur Ge-
staltung der digitalen Transformation in Unternehmen durchgeführt und basierend auf diesen Er-
fahrungen ein Framework entworfen, um Ihnen genau dieses Wissen weiterzugeben und Ihnen zu
helfen, bestehende Herausforderungen anzugehen. Unser Modell ‚Aachener Digital-Architecture-
Management‘ (ADAM) dient der Gestaltung von Digitalarchitekturen1 (siehe Bild 1, S. 9).

A         DAM ist ein Fr amewor k für
die Konzeption und Einführung von
Digitalarchitekturen in Unternehmen.
                                                         Dokumentation, in kulturellen Unter-
                                                         s c h i e d e n i m Ve r g le ic h zu a n d e r e n
                                                         Abteilungen und in der Quantifizierung
                                                                                                                 tur häufig veraltet oder nicht vollständig.
                                                                                                                 Das wird durch die Tatsache verstärkt,
                                                                                                                 dass sich viele wichtige Aspekte gar nicht
Im Fokus steht dabei, verschiedene                       des Wertbeitrags.                                       erst oder nur eingeschränkt dokumentie-
Aufgaben in der IT-Organisation und in                                                                           ren lassen. So kann zum Beispiel ein Ticket-
den Fachabteilungen langfristig zu veran-                Die „diffuse Wahrnehmung“ zeigt sich in                 system nicht ohne weiteres zur Bewertung
kern und ein unternehmensindividuelles                   der Intransparenz und dem Unwissen im                   typischer Herausforderungen im Tagesge-
Technologiekonzept miteinander zu er-                    Unternehmen über die eigene vorhandene                  schäft herangezogen werden, wenn nicht
arbeiten.                                                IT-Landschaft und IT-Architektur sowie                  geprüft wird, ob und welche Probleme
                                                         die Hardware. Ein Beispiel ist die Existenz             im Vergleich dazu einfach gleichzeitig auf
Mit ADAM kann Ihr Unternehmen ein                        von Schatten-IT: Einzelne Abteilungen                   dem kurzen Dienstweg gelöst werden.
Unternehmen der Zukunft werden, in-                      nutzen häufig Anwendungen oder eigens
dem Sie Ihre Digitalarchitektur nicht                    programmier te Tools, von denen die                     Eng damit verbunden sind die kulturellen
nur gestalten, sondern auch bewerten                     IT-Abteilung nichts weiß und die auch                   Unterschiede zwischen Unternehmensbe-
können. Ein typischer Anwendungsfall                     nicht von ihr betreut werden. Häufig ist                ratern und IT-Organisationen. Im Kontext
für eine Bewertung ist die Bestimmung                    das Wissen über die IT nicht zentral ge-                einer Leistungsbewertung sind jene be-
der internen Leistungsfähigkeit und                      speichert, sondern an/in verschiedenen                  sonders kritisch, da viele Informationen in
des Wertschöpfungsbeitrags Ihrer IT-                     Standorten/Abteilungen vorhanden (s.                    Workshops und Interviews mit Angestellten
Organisation – ein komplexes Unterfangen.                Bild 2, S. 10).                                         des Unternehmens aufgenommen werden
Die Herausforderungen liegen vor allem                                                                           müssen. Vertrauensbildende Maßnahmen
in der diffusen Wahrnehmung der IT-                      Zudem ist die Dokumentation über die vor-               sind daher essenziell für eine akkurate Leis-
Organisation, deren Dezentralität, der                   handene IT-Landschaft und IT-Infrastruk-                tungsbewertung durch externe Berater.

1
    Unter der Digitalarchitektur eines Unternehmens wird die Einheit von digitaler Infrastruktur und der Geschäftsentwicklung
    verstanden. Eine detaillierte Beschreibung des ADAM-Modells ist Teil eines Positionspapiers, das auf der FIR-Webseite kostenlos zur
    Verfügung steht: adam.fir-positionspapiere.de

8 / UdZForschung 2-2020
Digital-
             nutzerzentrierte,                                       architektur
                                    Digitale Infrastruktur                                  Geschäftsentwicklung                intelligent vernetzte
             wertschöpfende
                                                                                                                                Unternehmen der Zukunft
              Anwendungen
                                    Anwendungsebene                                           Unternehmensstrategie

      interdependente, lose
                                                                                                                                sich wandelnde, digitale
     Kopplung von Anwen-
                                 Vernetzungsebene                                                    Geschäftsmodell            Geschäftsmodelle
      dungen und Systemen

                                                                       Kunden-
     statische, sich langsam                                          zentrierung                                               Intelligente Produkte &
                                     Systemebene                                                     Produkte & Services
      ändernde betriebliche                                                                                                     verbundene digitale
                  Kernsysteme                                                                                                   Services

                                     Ressourcenebene                                          Geschäftsprozesse
    Maschinen und Anlagen,
                                                                                                                                flexibilisierte ,
      MitarbeiterInnen, IT-
                                                                                                                                sich stetig ändernde
Infrastruktur und Intelligente
                                                                                                                                Geschäftsprozesse
            Produkte im Feld

                                   Bild 1: Aachener Digital-Architecture-Management behandelt digitale
                                 Infrastruktur und Geschäftsentwicklung gemeinsam (eigene Darstellung)                                                 1

Eine weitere große Herausforderung ist              digitalen Infrastruktur (s. Bild 3, S. 11) als       verursacht durch Wissenszugriff eini-
die schlechte Quantifizierbarkeit von Un-           auch innerhalb der Geschäftsentwicklung              ger weniger Schlüsselpersonen in der
terstützungsdienstleistungen. Im Gegen-             (s. Bild 4, S. 11), exemplarisch näher be-           IT-Organisation. Häufig verfügen einzel-
satz zu Abteilungen, die einen direkten             schreiben.                                           ne Mitarbeiter über zentrales, für viele
Beitrag zum Unternehmensumsatz leisten,                                                                  oder gar alle notwendiges Wissen, das
sind IT-Organisationen historisch bedingt           Aufbauend auf unserem ADAM-Modell                    essenziell zur Wertschöpfung beitragen
häufig als Cost-Center aufgestellt. Zudem           sollten die Prüffelder innerhalb der digita-         könnte. Dieses Wissen ist zwingend zu
existiert eine Vielzahl an Verflechtungen           len Infrastruktur anhand von vier Prüfebe-           identifizieren, um die genannten Risiken
mit anderen Unternehmensbereichen.                  nen (Anwendungsebene, Vernetzungs-                   beispielsweise durch eine umfassende
                                                    ebene, Systemebene, Ressourcenebene)                 Dokumentation oder gezielte Neuein-
Damit Sie die genannten Herausforderun-             sowie drei Architektursichten (Organisati-           stellungen zu reduzieren.
gen in der Bewertung der Leistungsfähig-            on, Technologien, Daten) definiert werden.
keit und des Wertbeitrags Ihrer IT-Orga-            Exemplarisch beschreiben wir in diesem
nisation bewältigen können, müssen Sie              Artikel die Prüffelder sowie die zu prüfen-          Development-Toolchain
zunächst einmal vorhandene Prüffelder               den Bereiche im Kontext ‚IT-Staff & Kom-
systematisch identifizieren. Hierbei ist be-        petenzprofile‘ (Ressourcenebene/Orga-                In diesem Prüffeld evaluieren wir den
sonders wichtig, auf die Projektspezifität          nisationssicht), ‚Development-Toolchain‘             technologischen „Backbone“ im Be-
der verschiedenen Prüffelder zu achten.             (Anwendungsebene/Technologiesicht)                   reich gegebenenfalls vorhandener
So ergeben sich bei der Bewertung einer             und ‚Rechte & Rollenmodelle‘ (Systeme-               (Software-)Entwicklungen. Wir prüfen
IT-Organisation im Kontext eines M & A              bene/Datensicht).                                    hierbei insbesondere das Zusammen-
andere Prüffelder als bei der reinen inter-                                                              spiel zwischen den verschiedenen Ent-
nen Bewertung aus Sicht eines mittleren                                                                  wicklungsprozessen und den einge-
Unternehmens. Ebenso hat die Branche                IT-Staff & Kompetenzprofile                          setzten Technologien bzw. Tools. Durch
des zu untersuchenden Unternehmens un-                                                                   diese Evaluation wird es möglich, etwa-
mittelbaren Einfluss auf die Konfigura-             Die Überprüfung des IT-Staffs und der                ige Kosteneinsparpotenziale zu identi-
tion. Ein technologiegetriebenes Unter-             Kompetenzprofile dient insbesondere                  fizieren. Auch Risiken in der Toolchain
nehmen, etwa ein Softwarehersteller,                der Evaluation des Staff-Technology-Fits.            und den Prozessen (z. B. Verzögerun-
sollte vor allem die Prüffelder innerhalb           Das bedeutet, dass Ihre Mitarbeiter und              gen durch falsch gewählte Technolo-
der Geschäftsentwicklung in den Mittel-             deren jeweiligen Kompetenzprofile den                gien) innerhalb des Prüffeldes können
punkt seiner Analyse rücken. Im Gegen-              innerhalb ihres Unternehmens einge-                  wir identifizieren.
satz dazu ist ein produzierendes Unter-             setzten Technologien gegenübergestellt
nehmen gut beraten, sich hierbei auf die            werden. Hierdurch können wir Lücken
digitale Infrastruktur zu konzentrieren,            im unternehmensweiten Kompetenz-                     Rechte & Rollenmodell
ohne jedoch die Geschäftsentwicklung                profil feststellen und damit verbundene
gänzlich zu vernachlässigen.                        Risiken, also die möglichen Auswirkun-               Bei der Evaluation des Prüffeldes ‚Rech-
                                                    gen auf den Wertbeitrag, ermitteln. Die              te & Rollenmodell‘ geht es darum, Risi-
Im Folgenden werden wir die verschie-               sogenannte Lock-in-Gefahr wird hierbei               ken im Kontext sensibler Daten sowie
denen Prüffelder, sowohl auf Seiten der             typischerweise als Risiko identifiziert,             deren Auswirkung auf die Wertschöp-

                                                                                                                       UdZForschung 2-2020 / 9
HERAUSFORDERUNGEN BEI DER BEWERTUNG DER IT

                                                                  Intransparenz über IT-Landschaft und IT-Architektur
                           Diffuse Wahrnehmung                    Intransparenz über betreute Infrastruktur
                                                                  Unkenntnis über wertschöpfende Schatten-IT

                                                                  an einem Standort, dezentrales Wissen in Fachbereichen
                           Dezentralität                          zudem Wissen oftmals nicht an einem Standort gebündelt
                                                                  insbesondere IT-Abteilung gefangen im Tagesgeschäft

                                                                  Dokumentation häufig veraltet
                           Dokumentation                          komplexes Themenfeld induziert zahlreiche und vielfältige
                                                                   Dokumente

                                                                  Berater als das „Feindbild“ der IT-Abteilung
                           Kultur                                 unterschiedliche Sprache zwischen Managementberatern
                                                                   und IT-Mitarbeitern

                                                                  IT oftmals als Kostenstelle aufgesetzt
                           Quantifizierung                        Produktivitätsparadoxon erschwert Quantifizierung
                                                                  Vielzahl indirekter Wirkungszusammenhänge

Bild 2: Digitale Infrastruktur ist die Basis der Leistungsfähigkeit von IT-Organisationen

fung zu identifizieren. Zuerst klassifi-       Intelligente Produkte                            ganisation besser beurteilen. Darüber
zieren wir hierfür die Sensibilität von                                                         hinaus können wir die Daten ebenfalls
Unternehmensdaten; darauf aufbau-              Der Bewertungsfokus liegt bei Intelli-           für die Erweiterung bestehender so-
end können wir die Rechte und Rollen           genten Produkten auf den Chancen,                wie die Schaffung neuer Geschäftsmo-
im Kontext der Zugriffsrechte untersu-         die durch deren digitale Infrastruktur           delle nutzen. Die Datenmarktplätze
chen. Typischerweise identifizierte Risi-      ermöglicht werden. Demgemäß wer-                 sind also zentraler Bestandteil einer
ken sind hierbei z. B. die nicht zwangs-       den zur Bewertung der Chancen zu-                ganzheitlichen Bewertung. Um Ihnen
weise notwendige Zugriffsberechtigung          nächst die Kunden des Unternehmens               die Ergebnisse einer Bewertung zu ver-
verschiedener Rollen auf sensible Daten        segmentiert und eine Bewertung des               anschaulichen, beschreiben wir exem-
oder die unzureichende Dokumentation           Technology-Market-Fits durchgeführt.             plarisch die Ergebnisse des Prüffeldes
der verschiedenen Rechte und Rollen in-        Auf Grundlage dieser Ergebnisse so-              ‚Technology-Stacks‘, also der im Unter-
nerhalb des Unternehmens.                      wie der Ergebnisse der Bewertung auf             nehmen eingesetzten Technologien (s.
                                               Seiten der digitalen Infrastruktur ist           Bild 5, S. 12).
Die digitale Infrastruktur ist heute ein       es uns möglich, Wachstumspotenziale
zentraler Treiber für eine neue Ge-            im Kontext Intelligenter Produkte und            Bei dem vorliegenden Projektbeispiel
schäftsentwicklung, beispielsweise für         digitaler Dienstleistungen zu identifi-          handelt es sich um einen deutschen
neue Geschäftsmodelle oder kundenin-           zieren. Diese Potenziale können wir in           Maschinen- und Anlagenbauer. Dem-
dividuelle, produktbegleitende Dienst-         den seltensten Fällen bereits im Rah-            entsprechend standen hier die interne
leistungen. Die reine Betrachtung der di-      men der Bewertung quantifizieren.                Prozessunterstützung und die Ermögli-
gitalen Infrastruktur für die Bewertung        Vielmehr erfolgt die Quantifizierung in          chung neuer Geschäftsfelder durch die
des Wertschöpfungsbeitrags reicht also         nachgelagerten Projekten.                        digitale Infrastruktur im Mittelpunkt.
nicht aus. Daher wird in ADAM, auch die                                                         Unsere Analyse zeigte auf Seiten der
Geschäftsentwicklung berücksichtigt.                                                            Risiken, dass der verwendete Techno-
Diese wird ebenfalls in vier Ebenen (Un-       Datenmarktplatz                                  logy-Stack neuartig war; interne Kom-
ternehmensstrategie, Geschäftsmodell,                                                           petenzen waren kaum vorhanden. Ein
Produkte & Services, Geschäftsprozes-          Das Prüffeld der Datenmarktplätze                Wechsel des Technology-Stacks wurde
se) sowie drei Architektursichten (Or-         wird oft zu Unrecht vernachlässigt. Mit          also als erforderlich eingestuft. Die
ganisation, Technologien, Daten) un-           ihm können wir Chancen der Daten-                Quantifizierung zeigte Aufwände in
terteilt. Im Folgenden beschreiben wir         nutzung auf Grundlage der innerhalb              Höhe von 180.000 Euro für die Migrati-
exemplarisch die zwei Prüffelder ‚Intel-       der digitalen Infrastruktur analysierten         on auf einen neuen Technology-Stack.
ligente Produkte‘ (Geschäftsmodelle/           und im Unternehmen gehaltenen Da-
Technologiesicht)       und      ‚Daten-       ten identifizieren. Indem wir die mög-           Gleichzeitig konnten wir Einspar-
marktplatz‘ (‚Produkte & Services‘/            liche Datennutzung berücksichtigen,              potenziale identifizieren: Die Ana-
Datensicht).                                   können wir den Wertbeitrag der IT-Or-            lyse der Applikationslandschaft er-

10 / UdZForschung 2-2020
ORGANISATION                            TECHNOLOGIEN                                                 DATEN
     Dokumentation                          Development-Toolchain                                       Informationslogistik
     Software-Entwicklungsprozess           Low-Code-Plattformen
     Lizenzmanagement
                                                                                                                                                                                                          DIGITALE INFRASTRUKTUR

                                                                                                                                                                                                    Anwendungsebene

                                                                                                                                                          Risiken & Cost-Saving-Potentials
     Dokumentation                          Schnittstellenmanagement                                    Data-Warehousing
                                             Datenvirtualisierung                                        Rechte & Rollenmodelle (Security)
                                             Netzwerksicherheit
                                                                                                                                                                                               Vernetzungsebene

     Software-Lifecycle-Prozess             Business-Support                                            Datenmodelle & führende Systeme
     Dokumentation                                                                                       Datenlogistik                                                                               Systemebene
     Intellectual Property                                                                               Rechte & Rollenmodelle (Security)
     Open-Source-Audit

                                                                                                                                                                                                       Ressourcenebene
     IT-Staff und Kompetenzprofile          Hardware                                                    IT-OT-Integration
                                             Backup & Recovery                                           Maschinenparametrisierung
                                             Netzwerkinfrastruktur                                       Data-Ownership

Bild 3: Leistungsfähigkeit von IT-Organisationen in der Dimension ‚Digitale Infrastruktur‘ kann durch die Betrachtung
        zentraler Prüffelder bewertet werden (eigene Darstellung)

                                                                               ORGANISATION                                TECHNOLOGIEN                                                        DATEN
                                                                                IT-Strategie
                                                                                Industrie-4.0-Reifegradanalyse

     GESCHÄFTSENTWICKLUNG

                Unternehmensstrategie

                                                                                SLA & Service-Bundling                     Künstliche Intelligenz
                                                 Risiken & Growth-Potentials

                                                                                Subscription-Business-Model                „Intelligente“ Produkte
                      Geschäftsmodell

                      Produkte & Services                                       externe Kundenportale                      Embedded Systems                                                   Data-Ownership
                                                                                Vertriebswege                              Kommunikationstechnologien                                         Datenmarktplätze / International
                                                                                R&D-Prozesse                                                                                                    Data-Space / GaiaX

                Geschäftsprozesse

                                                                                Reportings                                 Geschäftsprozessoptimierung                                        Rechte & Rollenmodelle (Security)
                                                                                Kennzahlensysteme                          Geschäftsprozessdigitalisierung

Bild 4: Geschäftsentwicklung hat entscheidenden Einfluss auf den Wertbeitrag von IT-Organisationen (eigene Darstellung)

gab, dass sowohl Software 3a als                                                empfahlen folgerichtig eine gänz-                                      chen. Die strukturierte Zusammenstellung
auch Software 3b zur Visualisierung                                             liche Ablösung von Software 3a durch                                   relevanter Prüffelder auf dem Weg zur Be-
von Daten eingesetzt wurden (an-                                                Software 3b. Das quantifizierte Kos-                                   wertung der Risiken und des Wertbeitrags
onymisiertes Projektbeispiel). Eine                                             teneinsparpotenzial belief sich auf                                    zeigte sich als Schlüssel zum Erfolg. Das Aa-
nachgelagerte Analyse der Prozes-                                               65.000 Euro pro Jahr.                                                  chener Digital-Architecture-Management,
se und erforderlichen Business-                                                                                                                        das wir ursprünglich für die Architektur-
Capabilitys zeigte schließlich, dass                                            Indem wir die Hürden in der Bewertung                                  konzeption entwickelten, konnten wir
keines der lizensierten Systeme                                                 von IT-Organisationen beschrieben, konn-                               letztlich auf die Durchführung einer IT-
vollumfänglich genutzt wurde. Wir                                               ten wir die Herausforderungen verdeutli-                               Bewertung übertragen.

                                                                                                                                                                                             UdZForschung 2-2020 / 11
Am Beispiel Technology-Stack

                     RISIKEN                                                                              POTENZIALE

                     Der verwendete Technology-Stack (IBM-Redhat) als Backbone der IT-Architektur ist    Während das Target IBM-Redhat als Backbone Technology-Stack für die Daten- und
                      neuartig. Interne Kompetenz (s. IT-Staff) nicht ausreichend. Viele Lösungen          Informationslogistik verwendet, setzt der Käufer derweil auf PTC-Thingworx. Die
                      prototypischer Natur.                                                                Zusammenführung dieser birgt Synergiepotenzial.
                     Die meisten der verwendeten Lösungen sind erst wenige Jahre am Markt etabliert.     Das Target verfügt sowohl über PowerBI- als auch Tableau-Lizenzen, nutzt diese
      qualitativ

                      Es droht der Entfall des Supports sowie der Fortlauf kritischer Updates.             aber weder regelmäßig noch in vollem Umfang.
                     Der gewählte Technology-Stack ist unter der Prämisse der Reduktion der              Das innerhalb der Produkte des Targets verwendete embedded System stellt die
                      Aufwände innerhalb der IT ausgewählt worden. Zentrale wertschöpfende                 Grundlage für die wertschöpfende Nutzung der, innerhalb des PLC aggregierten
                      Prozesse werden hierbei nur in Teilen oder gar nicht unterstützt (s. Anlage          Daten. Eine Konnektivitätslösung über integrierte SIM-Karten ist ebenfalls
                      Prozessanalyse).                                                                     vorhanden. Im Status quo nutzt das Target diese Daten nicht.
                     […]                                                                                 […]

                     Die Analyse der Technologie-Anbieter zeigte einen deutlichen Rückgang der           Die Analyse der Business Capabilities zeigt, dass IBM-Redhat 1:1 von PTC-
                      Marktdurchdringung (2017: 10 %, 2018: 8 %, 2019: 3,4 %). Zur Verbeugung des          Thingworx abgelöst werden kann. Die hieraus resultierenden Einsparungen durch
                      gänzlichen Verschwindens des Anbieters vom Markt ist ein Wechsel des                 Lizenzen belaufen sich auf 45T € p. a.
                      Technology-Stacks zu empfehlen. Der Aufwand innerhalb des Mergings kann auf         Selbiges zeigte sich bei der Analyse von PowerBI und Tableau. Es ist zu empfehlen,
      quantitativ

                      24 Personenmonate, ca. 180T €, geschätzt werden.                                     PowerBI vollständig abzulösen. Dies ergibt Lizenzkostenersparnisse in Höhe von
                     Da zentrale wertschöpfende Prozesse nicht durch den aktuell integrierten             65T € p.a.
                      Technology-Stack vollumfänglich unterstützt werden, können die durch prozessuale    Die Nutzung der produktseitig generierten Daten erlauben derweil den mittelfristigen
                      Mehraufwände entstehenden Kosten auf 9 Personenmonate p. a., ca. 75T €               Aufbau intelligenter Services und somit eine Erweiterung des Geschäftsmodells.
                      beziffert werden.                                                                    Eine Quantifizierung sollte im Rahmen eines ausgelagerten Projekts durchgeführt
                     […]                                                                                  werden.
                                                                                                          […]

     Bild 5: Für ein vollständiges Bild sind sowohl qualitative als auch quantitative Kriterien relevant (eigene Darstellung)

Der systematische Ansatz ermöglicht                              der digitalen Infrastruktur als auch                         und können künftig auch Sie als An-
eine ganzheitliche Betrachtung einer                             der Geschäftsentwicklung. Mit die-                           wender eine detaillierte und objektive
IT-Organisation, sowohl auf Seiten                               sem holistischen Ansatz können wir                           Bewertung sicherstellen.
                                                                                                                                                                               ni · hm

Ansprechpartner:

                            Mathis Niederau, M.Sc.
                            Projektmanager
                            Informationsmanagement
                            FIR an der RWTH Aachen
                            Tel.: +49 241 47705-505
                            E-Mail: Mathis.Niederau@fir.rwth.aachen.de

                            Jan Hicking, M.Sc.
                            Bereichsleiter
                            Informationsmanagement
                            FIR an der RWTH Aachen
                            Tel.: +49 241 47705-502
                            E-Mail: Jan.Hicking@fir.rwth.aachen.de

Internet: aachener-informationsmanagement.de
                                                                                                     FIR-Edition Praxis

                                                                                                     ISBN
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                                                                                                     Kostenfreier Download
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12 / UdZForschung 2-2020
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                           Leitthema

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                           Wie können wir Produktion, Logistik und Mobilität
                           nachhaltig gestalten?
Foto: © Kronenwerth, FIR

                                                                         UdZForschung 2-2020 / 15
FIR-FORSCHUNGSPROJEKTE – Leitthema: Industrie & Umwelt

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                                               Nahrungs- und Futtermittelindustrie
                                               Datenbasiert Entscheidungen treffen

                     Die Nahrungsmittelindustrie bringt jährlich ca. 40.000 neue Produkte auf den Markt. Die daraus resultie-
                     renden Veränderungen haben einen großen Einfluss auf die Nahrungsmittelindustrie und führen durch die
                     Vielzahl der zusätzlichen Optionen zu deutlich komplexeren Entscheidungsproblemen. Eine Strategie zur
                     Bewältigung dieser Herausforderung ist die Verankerung der datengesteuerten Entscheidungsfindung,
                     die zu einem zunehmenden Einsatz fortschrittlicher Informationstechnologien wie Business-Analytics
                     führt. Trotz aller Vorteile sind die Unternehmen mit der Implementierung von Business-Analytics über-
                     fordert, was sich in einer Misserfolgsquote von 65 bis 80 Prozent widerspiegelt. In diesem Artikel werden
                     Erfolgsfaktoren aufgezeigt und Handlungsempfehlungen abgeleitet, um Unternehmen bei der Einführung
                     von Business-Analytics und dem Aufbau einer fundierten Basis für unternehmerische Entscheidungen
                     zu unterstützen. Die umfassende Expertise für das Forschungsprojekt wird durch ein gemeinsames
                     Konsortium, bestehend aus den Instituten FIR e. V. an der RWTH Aachen, IPRI – International Performance
                     Research Institute GmbH in Stuttgart und dem Forschungsinstitut für Unternehmensführung, Logistik und
                     Produktion der Technischen Universität München gestellt.

D
         ie Ernährungswende ist einer der      Diese hohe Misserfolgsquote lässt sich       auf die kritischen Erfolgsfaktoren für die
         großen Verbrauchertrends des          auf verschiedene Ursachen zurückführen:      Implementierung von Business-Analytics
         21. Jahrhunderts und unterliegt       Zum einen fehlt es den Unternehmen           geworfen werden kann und auf dessen
nicht zuletzt durch immer mehr quali-          an einem Verständnis der kritischen          Grundlage Managementempfehlungen
tätsbewusste Kunden mit spezifischen           Erfolgsfaktoren, welche zu einer erfolg-     generiert werden können. Das Forschungs-
Anforderungen einem stetigen Wandel.           reichen Implementierung führen². Zum         modell wurde dafür zunächst auf der
In diesem sich zunehmend verändernden          anderen gehen die ohnehin seltenen           Grundlage einer Literaturrecherche auf-
Marktumfeld häng t das lang fristige           empirischen Studien zur Erforschung der      gestellt und in Exper tengesprächen
Überleben von Unternehmen von ihrer            Gründe des Scheiterns oft nur auf tech-      iterativ verbessert. In diesem Prozess
Fähigkeit ab, die Reaktionszeiten bei der      nische Anforderungen und weniger auf das     wurden acht Erfolgsfaktoren identifiziert:
Anpassung an neue Marktbedingungen zu          soziotechnische System ein. Nicht zuletzt    Unterstützung des Topmanagements,
reduzieren. Um diese Herausforderung zu        werden spezifische Hürden der kleinen und    Strategische Ausrichtung und Zielspezifi-
bewältigen, setzen Unternehmen zuneh-          mittleren Unternehmen (KMU) nur unzurei-     kation, Organisatorisches Lernen, Be-
mend auf fortschrittliche Informations-        chend betrachtet. Um die vorgenannten        nutzerorientiertes Changemanagement,
technologien und Big Data. Die Komplexität     Herausforderungen zu bewältigen und          Iteratives Projektmanagement, Kompe-
der Verarbeitung erfordert den Einsatz         Unternehmen mit Hilfestellungen zu un-       tenzaufbau, IT-Infrastruktur und Daten-
innovativer statistischer Methoden und         terstützen, wurden im Forschungsprojekt      management. Die Literaturrecherche führte
Funktionen, die als Business-Analytics         BASuccess (Förderlaufzeit: 01.04.2019        zur Integration in drei Dimensionen: Die
(BA) bezeichnet werden. Diese tragen zur       – 31.12.2020) Handlungsempfehlungen          Dimension der organisatorischen Faktoren
Verbesserung der Unterstützung strate-         für das Management abgeleitet und            gruppiert alle Erfolgsfaktoren, die den
gischer Entscheidungen sowie zur Erhöhung      relevante Erfolgsfaktoren aufgezeigt,        strategischen Einsatz und das Manage-
der operativen Leistungsfähigkeit bei. Trotz   um BA-Einführungsprojekte erfolgreich        ment von Business-Analytics ermögli-
aller Vorteile sind die Unternehmen mit der    zu gestalten.                                chen. Die Dimension der Prozessfaktoren
Implementierung von Business-Analytics                                                      befasst sich mit der prozessorientierten
häufig überfordert, was sich in einer Miss-    Zu diesem Zweck wurde ein empirisch
erfolgsquote von 65 bis 80 Prozent bei der     validiertes, mehrdimensionales Modell        1
                                                                                              s. Nam et al.2019, S. 411; Ain et al. 2019, S. 4
Einführung niederschlägt.1                     entwickelt, mit dem ein integrativer Blick   ² s. Olszak u. Ziemba 2012, S. 129

16 / UdZForschung 2-2020
FIR-FORSCHUNGSPROJEKTE – Leitthema: Industrie & Umwelt

                                           Erfolgsfaktoren                                        Implementierungs-                    Unternehmens-
                     Konstrukt                                          Konstrukt
                                                                                                        erfolg                             erfolg
                    1. Ordnung                                         2. Ordnung

              Topmanagement-Support
                                                                   Organisatorische
                                                                      Dimension
                                                                                                      Infrastruktur-
    Strategische Ausrichtung und Zielspezifikation               organisatorische Faktoren
                                                                                                      performance
              organisatorisches Lernen                                                                 Systemqualität
                                                                                                                                          Unternehmens-
                                                                        Prozess-                                                           performance
      benutzerorientiertes Changemanagement                            dimension
                                                                                                     Informationsqualität
            iteratives Projektmanagement                             Prozessfaktoren

                 Kompetenzaufbau

                                                                      Technische                       Projekt-
                   IT-Infrastruktur                                   Dimension                       performance
                                                                   technische Faktoren              Projektmanagement
                 Datenmanagement

                                      Bild 1: Übersicht über die hypothetischen Ursache-Wirkungs-Beziehungen des
                                          Forschungsmodells (eigene Abbildung i. A. a. Müller et al. 2020, S. 5)

Umsetzung, den Methoden und den                              die bereits Business-Analytics in ihrem           ist ein Indikator für die Nutzbarkeit des
Umweltbedingungen. Zuletzt beschreibt                        Unternehmen eingeführ t haben. Die                Systems und misst Kriterien der Mensch-
die Dimension der technischen Faktoren                       Auswertung und Bewertung der Ergebnisse           Maschine-Interaktion5. Besonders wichtig
alle Erfolgsfaktoren, welche die tech-                       ergeben, dass das Forschungsmodell formal         für die Optimierung der Systemqualität ist,
nische Umsetzung eines Projekts beein-                       korrekt ist und Handlungsempfehlungen             dass sowohl die Nutzung der BA-Systeme
flussen. Das entwickelte Modell ist in                       abgeleitet werden können4. Die Ergebnisse         als auch die Zielerreichung mit deren Hilfe
Bild 1 dargestellt. Für weitere Informationen                zeigen, dass es bei der Einführung auf            einfach umzusetzen sind. Außerdem muss
und Detailbeschreibungen der einzelnen                       eine möglichst hohe Unternehmens- und             der Lernprozess, welcher die Nutzung des
Faktoren wird auf die Veröffentlichung von                   Prozessperformance ankommt. Dies be-              BA-Systems ermöglicht, für den einzelnen
Müller et al. verwiesen³.                                    deutet, dass sich das Einführungsprojekt          Mitarbeiter optimal gestaltet und ange-
                                                             zum Beispiel durch einen positiven Return         passt werden.
Zur Untersuchung des entwickelten                            on Investment oder Kostensenkungen
Modells wurde eine empirische Studie                         rentiert und gleichzeitig aus Prozesssicht        Der Er folgsfaktor ‚Topmanagement-
durchgeführt. Zu diesem Zweck wur-                           innerhalb der geplanten Zeit, Kosten              Support‘ zeigt, dass Manager durch ihre
den mehr als 10 000 Unternehmen aus                          und Qualität bleiben sollte. Die wich-            soziopolitische Funktion und strategische
der Nahrungsmittelindustrie angespro-                        tigsten Empfehlungen werden nachfolgend           Perspektive einen positiven Einfluss auf die
chen. Aus diesem Kreis ergaben sich                          aufgeführt.                                       Steigerung der Unternehmensperformance
69 Rückmeldungen von Unternehmen,                                                                              haben. Deshalb ist es elementar, dass eine
                                                             Besonders wichtig für die Steigerung              Führungskraft aus dem Geschäftsbereich
                                                             der Unternehmensperformance sind die              das BA-Einführungsprojekt unterstützt
3
  s. Müller et al. 2020
                                                             Faktoren Systemqualität, Topmanagement-           und die benötigten Ressourcen sicherstellt.
4
  s. Müller et al. 2020, S. 7
5
  s. Yeoh u. Koronios 2010, S. 25                            Support und IT-Infrastruktur. Systemqualität      Insbesondere in der Führungsebene sollte

                                                                                                                            UdZForschung 2-2020 / 17
FIR-FORSCHUNGSPROJEKTE – Leitthema: Industrie & Umwelt

zudem eine Kultur etabliert werden, welche        Um die Unternehmen neben den auf-                    Müller, J.; Schuh, G.; Meichsner, D.; Gudergan,
die datengestützte Entscheidungsfindung           ge f ühr ten, w ichtigsten Handlungs-                G.: Success factors for implementing Business
fördert.                                          empfehlungen zu unterstützen, wird im                Analytics in small and medium enterprises in
                                                  Forschungsprojekt aktuell ein interak-               the food industry. In: 2020 IEEE International
Mittels einer optimal ausgestalteten IT-          tives IT-Tool programmiert, welches auf              Conference on Technolog y Management,
Infrastruktur kann die Infrastrukturperfor-       der Projekthomepage zum kostenfreien                 Operations and Decisions (ICTMOD 2020) (2020)
mance signifikant verbessert werden. So           Download verfügbar sein wird:                        (Paper akzeptiert, Veröffentlichung Anfang 2021).
führen flexible und modulare Systeme zur          projekt-basuccess.de
Komplexitätsreduktion bei der Integration                                                              Nam, D.; Lee, J.; Lee, H.: Business analytics
von BA-Applikationen6. Die Skalierbarkeit und     Das Tool bietet den Unternehmen mittels              adoption process: An innovation diffusion per-
Erweiterbarkeit garantieren eine nachhaltige      Analysen eine Bewertung ihres aktuellen              spective. In: International Journal of Information
Systemlösung und wirken sich positiv auf die      Status quo im Hinblick auf die notwen-               Management 49(2019), S. 411 – 423.
Anpassung der Informationsdarstellung und         digen Voraussetzungen zur Einführung
-inhalte aus7. Die positiven Auswirkungen         von Business-Analytics. Darüber hinaus               Olszak, C. M.; Ziemba, E.: Critical Success Factors
der IT-Infrastruktur können durch die Ver-        werden passgenaue Empfehlungen                       for Implementing Business Intelligence Systems in
wendung eines skalierbaren und flexiblen          und die Einordnung in Cluster vorge-                 Small and Medium Enterprises on the Example of
technischen Grundgerüstes verstärkt               nommen. Zuletzt wird eine individuelle               Upper Silesia, Poland. In: Interdisciplinary Journal
werden. Des Weiteren kann eine solche             Transformations-Roadmap generiert.                   of Information, Knowledge, and Management
Verstärkung erreicht werden, indem das                                                 ml              7(2012), S. 129 – 150.
Unternehmen verschiedene Technologien
und Methoden evaluiert, um Big Data nutz-         Literatur                                            Wixom, B.; Watson, H.: An Empirical Investigation
bar zu machen. Substanzielle technische                                                                of the Factors Affecting Data Warehousing
Probleme müssen frühzeitig erkannt und            Ain, N.; Vaia, G.; DeLone, W. H.; Waheed, M.: Two    Success. In: MIS Quarterly 25 (2001) 1, S. 17 – 41.
beseitigt werden.                                 decades of research on business intelligence
                                                  system adoption, utilization and success – A         Yeoh, W.; Koronios, A.: Critical success factors
                                                  systematic literature review. In: Decision Support   for business intelligence systems. In: Journal of
6
  s. Wixom u. Watson 2001, S. 33
7
  s. Yeoh u. Koronios 2010, S. 28                 Systems 125 (2019) 1, S. 1 – 13.                     Computer Information Systems 50(2010)3, S. 23 – 32.

Ansprechpartner:

                      Jonas Müller, M.Sc.
                      FIR e. V. an der RWTH Aachen
                      Wissenschaftlicher Mitarbeiter
                      Bereich Business-Transformation
                      Tel.: +49 241 47705-310
                      E-Mail: projekt-basuccess@fir.rwth-aachen.de

Projekttitel: BA Success
Projekt-/Forschungsträger: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi);
                           Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e. V. (AiF)

Förderkennzeichen: 20692 N

Projektpartner: International Performance Research Institute GmbH; Forschungsinstitut Unternehmensführung, Logistik
                und Produktion; Gersthofer Backbetriebe GmbH; myChipsBox GmbH; littlelunch GmbH; GlobalFlow GmbH;
                NZZ GmbH; OPAL – Operational Analytics GmbH; Kulinaria Deutschland e. V.; Deutsche-Landwirtschafts-
                Gesellschaft e. V. (DLG); Advanced Industry Analytics GmbH & Co. KG; followfood GmbH; Lebenshilfe
               Aachen – Werkstätten & Service GmbH; LEO Der Bäcker & Konditor GmbH; Molkerei MEGGLE Wasserburg
               GmbH & Co. KG; rezemo GmbH; Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli GmbH

Internet: basuccess.fir.de

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FIR-FORSCHUNGSPROJEKTE – Leitthema: Industrie & Umwelt

                                             Projekt: EVAREST
                                             Erzeugung und Verwertung von
                                             Datenprodukten in der Lebensmittel-
                                             industrie durch Smart Services
                                             Entwicklung einer globalen und (rechts-)sicheren
                                             Datenökonomie in der Lebensmittelindustrie
                                             über IoT-Plattformen

                    Trotz des enormen wirtschaftlichen Potenzials, das durch datenbasierte Geschäftsmodelle beziffert
                    wird, fokussieren Unternehmen der Lebensmittelindustrie weiterhin traditionelle, produktzen-
                    trierte Geschäftsmodelle. Die Digitalisierung wird lediglich als Möglichkeit zur internen Optimierung
                    von Produktions- und Serviceprozessen gesehen. Große Mengen heute verfügbarer Daten entlang
                    der gesamten Wertschöpfungskette bieten jedoch über die reine Effizienzsteigerung hinaus die
                    Chance, eine mehrwertstiftende Datenökonomie in der Lebensmittelindustrie zu schaffen. Ziele des
                    Forschungsprojekts ‚EVAREST‘ sind die Entwicklung und Verwertung von Datenprodukten im Ökosystem
                    der Lebensmittelproduktion. Auf Basis einer herstellerübergreifenden, offenen Datenplattform so-
                    wie begleitend entwickelter ökonomischer und rechtlicher Nutzungskonzepte werden die (rechts-)
                    sichere Verwertung von Daten als Wirtschaftsgut und die Bereitstellung nutzerspezifischer Smart
                    Services für verschiedene Anspruchsgruppen angestrebt. Das Verbundprojekt ‚EVAREST‘ wird durch
                    das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit dem Kennzeichen 01MT19003A gefördert
                    und vom Projektträger DLR betreut.

D
        urch die zunehmende Nutzung          aktivitäten bis hin zu echtzeitfähigen        sich der Datenhandel zunehmend als wich-
        vernetzter Maschinen fallen immer    Marktanalysen. Hinzu kommt eine Vielzahl      tiger Wirtschaftsbereich etabliert, in dem
        größere Mengen an Daten an1. In      externer und z. T. öffentlich zugänglicher    Datenmarktplätzen eine Schlüsselrolle zu-
der produzierenden Industrie betrug der      Datensätze wie z. B. Umwelt-, Wetter-         kommt7. Durch die Bildung systematischer,
Wert 2018 3,5 Zettabyte und wird bis 2025    oder Verkehrsdaten. Diese Roh- und            neutraler und skalierbarer Strukturen für
auf schätzungsweise 21 Zettabyte anwach-     Ereignisdaten können aggregiert und da-       den Datenprodukthandel werden Daten-
sen2. Vor dem Hintergrund sich weiter ent-   mit selbst zu einem Wirtschaftsgut, dem       marktplätze dabei ins Zentr um der
wickelnder Möglichkeiten in den Bereichen    sogenannten Datenprodukt, werden. Die         Datenökonomie rücken8.
der Datenanalyse und -speicherung sowie      intelligente Auswertung und Überführung
der Künstlichen Intelligenz (KI) bergen      in einen beiderseitigen Mehrwert für          Derzeit können jedoch die Potenziale der
diese Daten ein kontinuierlich wachsen-      Produzenten und Nutzer wird dabei durch       Datenökonomie noch nicht ausgeschöpft
des, ökonomisches Potenzial³. So wird der    zentralisier te, datenbasier te Dienste       werden. Dies zeigt sich an einer Vielzahl
Wert der europäischen Datenökonomie          (Smart Services) verwirklicht. Dazu bedarf    von Datenmarktplätzen, die in den letzten
auf ca. 400 Milliarden Euro geschätzt und    es einer rechtssicheren Plattform, auf der    Jahren gescheitert sind9. Die Gründe dafür
im Falle eines „High Growth Scenario“        Daten gespeichert und durch „intelligente“,   sind vielfältig: Neben einem Mangel an
auf 827 Milliarden Euro im Jahr 2025 an-     KI-basierte Auswertung und Analyse zu         Vertrauen in die Datensicherheit und der
wachsen 4 . Nur die Datenökonomie in         Datenprodukten veredelt werden können.        Angst, Geschäftsgeheimnisse könnten
der Lebensmittelindustrie betreffend,        Beruhen Geschäftsmodelle heute noch auf
wird schon ein Wer t von 120 bis 150         dem Produkt- und Serviceverkauf, wird sich
Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt 5 .     die Wertschöpfung immer mehr in Richtung      1
                                                                                             s. Azkan et al. 2020, S. 124
                                                                                           ² s. Reinsel et al. 2018, S. 22
Erzeugt werden diese Daten über die          datenbasierter Geschäftsmodelle verla-        3
                                                                                             s. Fruhwirth et al. 2020, S. 5738
gesamte Wer t schöpf ung sket te der         gern, die nie dagewesene Mehrwerte für
                                                                                           4
                                                                                             s. Cattaneo et al. 2020, S. 7ff.
                                                                                           5
                                                                                             s. Ji et al. 2017, S. 184
Lebensmittelproduktion: beginnend mit        die Kunden bereithalten6. Die Möglichkeit,    6
                                                                                             s. Grün 2018, S. 129f.
                                                                                           7
                                                                                             s. Lange et al. 2018, S. 171
der Auswahl von Rohstoffen über inter-       durch die Nutzung von Daten zusätzliche       8
                                                                                             s. Spiekermann 2019, S. 216
nationale Transport- und Produktions-        Einnahmen zu generieren, führt dazu, dass     9
                                                                                             s. ebda, S. 214

20 / UdZForschung 2-2020
FIR-FORSCHUNGSPROJEKTE – Leitthema: Industrie & Umwelt

von Wettbewerbern zu deren Vorteil ge-
nutzt werden, spielen derzeit noch hohe
Kosten der Datenerzeugung und -verar-
beitung sowie fehlende Anreize bzw. feh-
lende Bedarfe der Unternehmensdaten
auf dem Datenmarkt eine Rolle10. Aus der
erwähnten Angst ergibt sich das zentrale
Hindernis des „Arrow-Paradoxons“11, wo-
nach der Wert von Daten und Informationen
nach der Offenlegung erheblich reduziert
wird12. Vor Geschäftsabschluss sind Anbieter
deswegen sehr zögerlich, Informationen
über ihre Datenprodukte mitzuteilen13. Da
Datenprodukte intangible Güter sind, bei de-
nen sich der Wert erst während der Nutzung
entfaltet, ist es äußerst schwierig, poten-
zielle Käufer vom Wert zu überzeugen, ohne
Informationen im Vorhinein offenzulegen14.
So wird der Preis des Datenprodukts weit
unter dem tatsächlichen Wert liegen und es
können keine wettbewerbsfähigen Preise                  Bild 1: Vorgehensmodell zur Entwicklung des EVAREST-Datenökosystems
erzielt werden15. Darüber hinaus schränkt                                         (eigene Darstellung)
das Fehlen rechtlicher Rahmenbedingungen
die Weiterentwicklung der Datenökonomie          oder Logistikanbieter und Investoren, zu        von Kundenbedür fnissen am Markt
ein. Daten als solche sind derzeit nicht         ermöglichen. Für die Umsetzung dieser           zur Reduktion von Investitionsrisiken.
durch geistige Eigentumsrechte geschützt,        neuen Form der Datenökonomie werden             Die Datenprodukte werden dabei dem
sodass keine klaren Haf tungsregeln              rechtssichere Handelsmechanismen sowie          übergeordneten Typ „Data Product as
existieren, die bei Verstößen gegen die          innovative Preis- und Geschäftsmodelle          Performance“ zugeordnet, der nicht nur die
Nutzungsbedingungen geltend gemacht              zur Teilhabe der Datenproduzenten an den        Fragen nach dem „Was?“ und „Warum?“
werden könnten16. So zeigt sich, dass eine       Datenproduktwerten erforscht. Um den            sowie dem „Was wird passieren?“ beant-
herstellerübergreifende Nutzung von Daten        aufgespannten Problembereich zu bewäl-          wortet, sondern Entscheidungsvorschläge
in Form einer Datenökonomie trotz des wach-      tigen, wurden im ersten Teilabschnitt des       liefert, um zukünftige Vorteile zu nutzen,
senden Bewusstseins für die Potenziale von       Projekts potenzielle Stakeholder für den        Risiken zu reduzieren und die Performance
Datenmärkten noch in den Kinderschuhen           Handel von Datenprodukten im Kontext der        des Nutzers zu erhöhen.
steckt17. Gerade das Fehlen etablierter Regeln   Wertschöpfung der Lebensmittelindustrie
und Marktmechanismen für die Bewertung           identifiziert und nutzenstiftende Usecases      Die Ergebnisse der Typisierung wurden
und Preisgestaltung von Daten als eigen-         (Narrative) abgeleitet (s. Bild 1). Basierend   in korrespondierende Preismodelle und
ständiges Wirtschaftsgut stellt noch eine        auf diesen Ergebnissen hat das FIR mit den      Lizensierungsvorschriften über führt.
besondere Herausforderung im Vergleich zum       Projektpartnern Chocoladefabriken Lindt &       Für ein Data Product as Performance ist
materiellen Güterhandel dar18.                   Sprüngli AG und Agrarmarkt Informations-        hiernach eine interaktive, nutzenorien-
                                                 Gesellschaft AMI potenzielle Datenprodukte      tierte („value based“) Preisbestimmung
So besteht das Ziel des Projekts ‚EVAREST‘       abgeleitet und hinsichtlich des jeweiligen      zu wählen, bei der der Preis maßgeblich
darin, die Vielzahl heterogener Daten in         Wertbeitrags typisiert. Die identifizierten     durch das erzielte Ergebnis bestimmt
der Lebensmittelindustrie in eigenstän-          Datenprodukte abstrahieren wertvolles           wird und optimalerweise im Nachhinein
dige Datenprodukte zu überführen und             Wissen aus den Rohdaten und liefern             abzurechnen ist. So ist es möglich, den
prototypisch den Austausch und Handel            so Geschäftseinblicke und umsetzbare            tatsächlichen Mehrwert, der durch das
von Datenprodukten für relevante Akteure,        Erkenntnisse für spezifische Anwendungen        Datenprodukt beim Kunden geschaffen
wie z. B. Landwirte und Produzenten              entlang der gesamten Wertschöpfungskette        wird, statt zuvor offengelegter Daten als
                                                 der Lebensmittelproduktion. Die identifi-       Bemessungsgrundlage heranzuziehen.
                                                 zierten Datenprodukte adressieren neben
10
   s. Scaria et al. 2018, S. 44                  der Vermeidung von Lagerengpässen und           Das Lizensier ungskonzept, welches
11
   s. Stahl et al. 2017, S.36                    einer Über-/Unterproduktion beispiels-          mit der Universität des Saarlandes (UdS)
12
   s. Pantelis u. Aija 2013, S. 40
13
   s. Stahl et al. 2017, S. 36                   weise Optimierungspotenziale hinsicht-          entwickelt wird, beinhaltet passende
14
   s. Pantelis u. Aija 2013, S. 40               lich der Nachhaltigkeit (Reduktion von          Nutzungsrechte und -einschränkungen
15
   s. Stahl et al. 2017, S. 36
16
   s. Richter u. Slowinski 2019, S. 115          CO2-Emissionen) sowie eine verbesserte          d e r a n ge b o t e n e n D a t e n p r o d u k t e .
17
   s. Spiekermann 2019, S. 216
                                                 Bedarfsplanung und die Abschätzung              Preismodell, Lizensierungskonzept und
18
   s. Fruhwirth et al. 2020, S. 5738

                                                                                                          UdZForschung 2-2020 / 21
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