MINT:Mal erhellend, mal packend, mal anders Anna Göldi auf der Spur - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 4
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Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 4 | 2019 MINT: Mal erhellend, mal packend, mal anders Anna Göldi auf der Spur 1
WEITERBILDUNG UND BERATUNG Master of Advanced Studies (MAS) 13. Symposium Certificate of Advanced Studies (CAS) Personalmanagement im Bildungsbereich Integrative Begabungs- und Begabtenförderung Schulentwicklung — (EDK-anerkannt) Lust auf mehr? Sie erwerben Kompetenzen zum Fördern von Begabungen und begabten Lernenden in 24. Mai 2019, 13 bis 18.30 Uhr heterogenen Lerngruppen. Das berufsbegleitende Studienkonzept ermöglicht Ihnen eine flexible Referate und Foren zur Gestaltung und bedarfsorientierte Weiterbildung zur Durch- erfolgreicher Personal-, Unterrichts- und führung von Förderprogrammen, zum Erkennen von Begabungspotenzialen sowie zur Beratung Schulentwicklung in Bildungsorganisationen von Lehrpersonen, Eltern und Schulen. phzh.ch/symposium-personalmanagement Zielgruppe Lehrpersonen aller Stufen, Förderlehrpersonen, Schulleitungen, in der Begabungsförderung Tätige. Daten Beginn: 6. September 2019 Anmeldeschluss: 10. August 2019 Informationen www.fhnw.ch/wbph-cas-mas-ibbf19 Besuchen Sie mit Ihrer Klasse die Zukunft. Die Zukunft ist näher, als Sie denken. In der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach entdecken Ihre Schüler die Umweltbildung von ihrer spannendsten Seite. Interaktiv werden sie durch die Ausstellung geführt und lernen spielerisch die nachhaltigen Energien der Zukunft kennen. Infos und Anmeldung: 056 418 13 13 www.umweltarena.ch Patronat: Kanton Aargau. Mit Unterstützung der W. Schmid Projekte AG. Hauptpartner:
4 | 2019 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser Ausgabe 4 | 2019 | 2. April 2019 Sie lesen es bestimmt nicht zum ersten Mal: Die Arbeitslosenquote ist hier- Zeitschrift des LCH, 163. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ) zulande so tief, wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das ist hervorragend, hat BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich aber auch Schattenseiten. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ist nach wie vor problematisch. Gemäss «Fachkräftemangel Index Schweiz» für Impressum das Jahr 2018 gehören die Ingenieur-,Technik- und Informatikberufe zu jenen Berufsgruppen, die von akutem Mangel betroffen sind. Und das, obschon an Herausgeber/Verlag Dachverband Lehrerinnen und Lehrer den Schweizer Hochschulen in den vergangenen Jahren ein grosser Zuwachs Schweiz LCH an Studierenden in MINT-Fächern zu verzeichnen war. Diese Entwicklung ist • Beat W. Zemp, Zentralpräsident • Franziska Peterhans, Zentralsekretärin ein Lichtblick und zeigt, dass die zahlreichen MINT-Initiativen von Bund und • Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen Kantonen greifen – aber eben doch nicht genug, um die Nachfrage auf dem Arbeitsstelle LCH Arbeitsmarkt zu decken. Zentralsekretariat und Redaktion Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15 BILDUNG SCHWEIZ will die Tücken in der MINT-Förderung in den Blick nehmen E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch und widmet diesem Fächerbereich eine Serie, die hiermit startet. Wir werden Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr, Ihnen ausgewählte Förderprojekte vorstellen, spezifische Weiterbildungs- Fr bis 16 Uhr angebote für Lehrpersonen ins Visier nehmen und uns fragen, was denn guten MINT-Unterricht ausmacht. Woran liegt es, dass Mädchen sich seltener Redaktion • Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin für ein Studium der Informatik oder Technik entscheiden? Und wie kann Nach- • Deborah Conversano (dc), Redaktorin Print/Online wuchsförderung nachhaltig gelingen? Das Interview mit Professorin Elsbeth • Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online • Anna Walser (aw), Redaktorin Print/Online Stern von der ETH Zürich liefert Antworten und bildet zugleich den Auftakt Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz), (S. 19). Sie weiss genau, wo der Hund begraben liegt: «Genauso mühsam, Claudia Baumberger, Peter Krebs, Marina Lutz (Cartoon), Christian Urech, Roger Wehrli, Christa wie es für die Lernenden ist,MINT-Themen zu verstehen,ist es für Lehrpersonen Wüthrich, Michael Merker/Christine Zanetti (Schul- schwierig, lernwirksam zu unterrichten.» Entscheidend sei, dass Lehrende recht) die Schwierigkeiten ihrer Schülerinnen und Schüler nachvollziehen könnten Abonnemente/Adressen und wüssten,was eine intuitive,aber falsche Vorstellung sei. Bestellungen/Adressänderungen: Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch Apropos falsche Vorstellung: Dass regelmässiges Lüften bereits ausreiche, Adressänderungen auch im Internet: www.bildungschweiz.ch um den CO2-Richtwert von 1400 parts per million (ppm) in Schulzimmern Für Aktivmitglieder des LCH ist das einzuhalten, ist ebenfalls ein Trugschluss. Das Bundesamt für Gesundheit Abonnement im Verbandsbeitrag (CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen (BAG) hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die nachweisen konnte, dass Jahresabonnement für Nichtmitglieder: in zwei Dritteln der Schulen die Luftqualität ungenügend ist. Sowohl für das Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50 Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl. BAG als auch für die beiden Lehrerdachverbände LCH und SER ist das inak- CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.) zeptabel. Mit Empfehlungen, Informationsbroschüren und einem Online-Tool Dienstleistungen will der Bund das Problem nun in den Griff kriegen. Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch Wer seine Abstimmungsunterlagen für den 19. Mai ebenfalls unter Kontrolle bringen will, kann sich zur Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) ab Inserate/Druck Seite 10 einen Überblick verschaffen. Nationalrätin Regula Rytz und Chef- Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien, Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09 ökonom Daniel Lampart nehmen hierzu eine Lagebeurteilung vor. martin.traber@fachmedien.ch Und zum Schluss noch dies: Das Mediadaten: www.bildungschweiz.ch Druck: FO-Zürisee, 8132 Egg ZH neu konzipierte Anna Göldi Museum ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage: in Ennenda (GL) hat soeben wieder 42 722 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung) seine Tore geöffnet (S. 30). BILDUNG SCHWEIZ durfte vorgängig bereits Museumsluft schnuppern. Ein Besuch lohnt sich! Belinda Meier Leitende Redaktorin Redaktorin Belinda Meier (r.) im Gespräch mit Dominique Tanner, Geschäftsleitungsmitglied des ZLV. Foto: zVg 3
4 | 2019 INHALT 6 Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – die Frauen rufen am 14. Juni 2019 zum Streik auf. 17 Elsbeth Stern im Interview, ein bildungs- politischer Überblick sowie spannende Einblicke in die Workshops der «SWiSE»- Tagung – die neue Serie «MINT» startet bunt und vielschichtig. 30 Das neu konzipierte Anna Göldi Museum nimmt auch Menschen- und Frauenrechte ins Visier. 35 «Supa Modo», die berührende Geschichte einer Superheldin. 29 Das Periodensystem feiert seinen 150. Geburtstag. Fotos auf diesen Seiten: SGB/USS, Philipp Baer, © trigon-film.org, zVg, Thinkstock/isak55 Titelbild: Lehrer im MINT-Unterricht. Foto: Roger Wehrli 4
4 | 2019 INHALT AKTUELL | BILDUNGSPOLITIK 6 «Auf zum Frauen*streik!» 7 Schlechte Luft mindert das Lernvermögen 8 Preis für Frühförderung in Berg- und Randregionen 9 Mittel für zweisprachige Unterrichtsmodelle werden aufgestockt 10 STAF: Kein leichtes Unterfangen AUS DEM LCH 12 Mehr Unterstützung seitens Stiftung 13 Mitglied von der ersten Unterrichtsstunde an 14 Berufliche Vorsorge früh genug anpacken MINT 17 MINT: Mutig Investieren, Nachwuchs Trainieren 19 «Früher mit harten Naturwissenschaften starten» 22 Dauerbrenner auf der bildungspolitischen Agenda 25 Roboterbienen im Kindergarten AUSSTELLUNG | BÜCHER UND MEDIEN 30 Menschenrechte damals und heute 32 Die Scham der Opfer – Ein Tabu auch an Schulen? 33 Nützliches Werkzeug für den Unterricht in Nachhaltiger Entwicklung 35 Eine unvergessliche Superheldin RUBRIKEN 3 IMPRESSUM 28 SCHULRECHT 29 BILDUNGSNETZ 36 VERLAG LCH 40 REISEN LCH 42 MEHRWERT LCH 43 ECHO 44 BILDUNGSMARKT 47 3 FRAGEN AN ... | BILDUNG SCHWEIZ demnächst 5
4 | 2019 AKTUELL «Auf zum Frauen*streik!» Am 14. Juni 2019 findet schweizweit der Frauenstreik statt. Dabei werden mehr Lohn für gleichwertige Arbeit, mehr Zeit und Geld für Betreuungsarbeit und Respekt am Arbeitsplatz gefordert. Ob Arbeitsniederlegung, verlängerte Pausen am Arbeitsplatz oder Koch- und Putzstreiks zu Hause: Der Kreativität seien keine Grenzen gesetzt, so die Organisatorinnen. «Es harzt mit der Gleichstel- Folgen der Ungleichstellung, ziska Peterhans bereits an lung», schreiben die Organisa- die die Organisatorinnen fol- einer Lohndemo in Bern im torinnen des Frauenstreiks auf gendermassen konkretisieren: März 2015. Auch an der natio- ihrem Flyer. Am 14. Juni 2019 Überlastung, miese Einkom- nalen Kundgebung für Lohn- planen sie deshalb einen men und tiefe Renten. Die gleichheit und gegen Diskrimi- «Frauen*streik für alle». Sie Geschäftsleitung des LCH nierung «#ENOUGH18» sprach verfolgen dabei drei Forderun- unterstützt die Anliegen der Peterhans auf dem Bundes- gen: Einerseits soll die Arbeit Frauen, ruft allerdings platz zu den Demonstrieren- von Frauen finanziell und bewusst nicht zur Teilnahme den und kritisierte die gesellschaftlich aufgewertet am Streik auf. Es müsse eine geschlechterdiskriminieren- werden. Andererseits wollen persönliche Entscheidung den Löhne von Kindergarten- sie mehr Zeit und Geld für Be- sein, ob man daran teilnehmen lehrpersonen. Auch Zürcher treuungsarbeit. Und schliess- möchte. Kindergartenlehrerinnen waren lich fordern sie Respekt statt zugegen. Sie demonstrierten Sexismus am Arbeitsplatz. Der Auch Anliegen des LCH gegen die Tatsache, dass sie Frauenstreik wird auf Initiative Dass der LCH die inhaltlichen 100 Prozent arbeiten, aber nur des Schweizerischen Gewerk- Anliegen des Frauenstreiks 88 Prozent verdienen. Auf der schaftsbunds (SGB) hin teilt, hat er in der Vergangen- Website des 14. Juni steht be- durchgeführt. heit wiederholt betont. So reits fest: Um 15.30 Uhr lassen zeigt sich nach wie vor: Je die Frauen ihre Arbeit stehen Nicht das erste Mal mehr Frauen auf einer Schul- und treffen sich an regionalen Die Gleichstellung ist seit 1981 stufe arbeiten, desto tiefer ist Kundgebungen und Festen. in der Bundesverfassung ver- das Lohnniveau. «Kinder- ankert. Bereits 1991 gingen die garten- und Primarlehrperso- Anna Walser Frauen am 14. Juni wegen nen werden heute dafür mangelnder Umsetzung dieses bestraft, dass sie jüngere Kin- Verfassungsartikels auf die der unterrichten – das ist Weiter im Netz Strasse. Und auch nun, 38 Jah- unlogisch und ungerecht», www.14juni.ch Lohn. Zeit. Respekt. Frauen*streik re später, spüren Frauen die sagte Zentralsekretärin Fran- www.LCH.ch am 14. Juni 2019. Bild: Agnes Weber KLIMASTREIKS zen, das sie auch an einem eine Solidarisierung der Kantone verfolgen Bestrebun- freien Tag tun könnten. Ande- Jugendlichen in den sozialen gen, den Klimanotstand auszu- Für das Klima auf rerseits wurden Stimmen laut, Netzwerken: «Natürlich haben rufen. Basel-Stadt und Waadt die Strasse die Jugendlichen würden zum Lehrpersonen ein gewisses haben dies bereits getan. Über Streiken instrumentalisiert. Verständnis für dieses Anlie- 12 000 Forschende unterstüt- Seit Greta Thunberg an der gen. (...) Aber es ist sicher nicht zen ausserdem die Anliegen der UN-Klimakonferenz in Katowi- Solidarisierung und nicht so, dass sie die Schülerinnen Klimajugend, darunter ETH- ce vergangenen Dezember die Instrumentalisierung und Schüler instrumentalisie- Klimaforscher Reto Knutti. Im Schwere der Klimakrise betont Nau.ch hat Anfang Februar bei ren und sagen, sie müssten Zukunftsblog der ETH erklärt hat, haben in der Schweiz Beat W. Zemp zum Thema Kli- demonstrieren gehen», so Knutti, weshalb sich die Wis- inzwischen viele Klimastreiks majugend nachgefragt. Der Beat W. Zemp. senschaft nun ebenfalls ein- stattgefunden. Auch die Medi- Zentralpräsident des LCH mischt: «Die Wissenschaft ver- enberichte dazu häufen sich: bekundete dabei Verständnis Jugendliche erhalten breite fasst einen Klimabericht nach «Schüler im Klimastreik pran- für die Schülerinnen und Schü- Unterstützung dem anderen, die Politik debat- gern Banken als CO2-Sünder ler, die für den Schutz des Kli- Im Nachgang zu diesem Inter- tiert endlos über mögliche an», titelte die Newsplattform mas auf die Strasse gehen. view sind bereits wieder viele Massnahmen, doch passieren Nau.ch. Und die «Aargauer Zei- Wenig Verständnis habe er Jugendliche und Studierende tut wenig.» tung» schrieb «Klimastreik: allerdings, dass sie dafür den auf die Strassen gegangen. Diesmal erhalten die Aargauer Unterricht ausfallen liessen. Unter anderem am 15. März Anna Walser Schüler keine Dispens.» Aber «Sie schädigen dadurch auch 2019, wo allein in Zürich über auch kritische Stimmen lie- ihre eigene Schulkarriere», so 10 000 Personen demonstrier- Weiter im Netz ssen nicht lange auf sich war- Zemp. Auch zur angeblichen ten. Der nächste nationale www.climatestrike.ch ten. Einerseits wurde die Tat- Instrumentalisierung durch Event ist auf den 6. April ange- www.nau.ch – Oberster Lehrer sache kritisiert, dass die Lehrpersonen äusserte sich setzt. Mit den Klimastreiks zeigt für Klimastreik der Schü- Schülerinnen und Schüler den der Zentralpräsident. Für ihn haben sich die Jugendlichen ler Verständnis Unterricht für etwas schwän- handelt es sich vielmehr um Gehör verschafft:Verschiedene www.eth.ch > News 6
4 | 2019 AKTUELL Schlechte Luft mindert das Lernvermögen Die Lehrerdachverbände LCH und SER kritisieren die schlechte Luftqualität in Schweizer Schulzimmern seit mehreren Jahren. Nun ist auch der Bund aktiv geworden. Eine Anfang März 2019 veröffentlichte Studie des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hat gezeigt: In zwei Dritteln der Schulen ist die Luftqualität ungenügend. Mit konkreten Empfehlungen, Broschüren, einem Online-Lüftungssimulator und Best-Practice-Beispielen will das BAG die Situation nun verbessern. Ist die Luftqualität schlecht, tungssimulator und die Bro- 1 Schulzimmer Korridor 2 Schulzimmer Korridor sinkt die Konzentrationsfähig- schüre «Das Schulzimmer rich- keit und es treten vermehrt tig lüften» sind im Rahmen der Symptome wie Müdigkeit und BAG-Kampagne «Frische Luft Kopfschmerzen auf. Die Leis- für wache Köpfe» entwickelt tungsfähigkeit – insbesondere worden. Neben Informationen auch die Lernleistung – ist für Schulen und Lehrpersonen dadurch reduziert. Obschon enthält die dazugehörige Web- Ursache und Folgen klar sind, 3 Schulzimmer Korridor site www.schulen-lueften.ch ist die Konsequenz nicht so zudem Themenblätter, Infor- einfach festzumachen.Vor allem mationen für Bauherren und dann nicht, wenn es um die Hintergrundwissen. In Kürze Luftqualität in Schulzimmern sind dort auch sogenannte geht. In diesen halten sich vie- Objektblätter mit Best- le Personen über mehrere Practice-Beispielen abrufbar. Stunden gleichzeitig auf. Oft Beim Lüften die Zimmertür schliessen (1) oder Durchzug machen, indem die nehmen sie die schlechte Luft Korridorfenster ebenfalls geöffnet werden (2). Lüften mit offener Zimmertür Luft – längst ein Thema nicht wahr. In einem voll beleg- und geschlossenen Korridorfenstern ist hingegen ineffizient (3). Grafik: BAG Die Lehrerdachverbände LCH ten Klassenzimmer kann der und SER kritisieren die schlech- CO2-Gehalt nämlich bereits dert es die Schulen auf, das die Zimmertür geschlossen te Luftqualität in Schulzimmern nach 15 Minuten auf 2000 effiziente und strategische bleibt. Ebenfalls sollte vor den seit mehreren Jahren. Nicht nur parts per million (ppm) stei- Lüften mit einem Lüftungsplan ersten Lektionen am Morgen für die Schülerinnen und Schü- gen – ein Wert, der für die umzusetzen. Im Idealfall wird und am Nachmittag besonders ler, auch für die Lehrpersonen Lehrerdachverbände LCH und dieser vom gesamten Schul- gut gelüftet werden. Dasselbe ist diese schädlich. 2014 haben SER, aber auch für das Bun- personal inklusive Schülerin- gilt für die grossen Pausen. sie das Projekt «Gesundheit desamt für Gesundheit (BAG) nen und Schülern sowie Auch zwischen den Lektionen von Lehrpersonen» lanciert, inakzeptabel ist. Schulbehörden unterstützt. in den kurzen Pausen ist das für das unter anderem Studien Zum anderen rät das BAG Lüften ein Muss. in Auftrag gegeben sowie Leit- Neue BAG-Luftstudie dazu, bei Schulhausneubauten fäden, Positionspapiere und Das BAG hat während zweier oder -sanierungen spezifische Praktische Hilfsmittel Medienmitteilungen publiziert Jahre die Luftqualität in Massnahmen zu treffen, damit Die Luftqualität einzuschätzen worden sind. Dass Schul- 100 Schulzimmern gemessen. der CO2-Richtwert von ist nicht immer einfach. Um bauten den Gesundheits- Beteiligt haben sich die Kanto- 1400 ppm eingehalten wird. sicherzugehen, dass der CO2- normen entsprechen und für ne Bern, Waadt und Graubün- «Es geht um die Zukunft der Wert von 1400 ppm nicht über- die Umsetzung eines Gesund- den. «Die Messungen wurden Schule und um die Zukunft der schritten wird, sind technische heitsmanagements Ressour- während vier aufeinander- Schülerinnen und Schüler», Hilfsmittel dienlich. Schulen cen gesprochen werden folgenden Schultagen in der so Vasella. «Wir empfehlen können sich beispielsweise müssen, sind nur zwei der Heizperiode durchgeführt», daher, mechanische Lösungen CO2-Messgeräte anschaffen. Forderungen, die LCH und SER erklärte Claudia Vasella von in Betracht zu ziehen.» LCH und SER sind derzeit bereits am Schweizer Bil- der Abteilung Verbraucher- daran, kostengünstige Modelle dungstag 2017 gestellt haben. schutz des BAG an der Medien- Effizientes Lüften für Klassenzimmer verfügbar Für die Lehrerdachverbände konferenz vom 4. März 2019. Das BAG ist überzeugt, dass zu machen. Zudem haben sie ist klar: Der Arbeitgeber steht Die Studie hat gezeigt, dass in deutliche Verbesserungen der die Checkliste «Gesundheits- in der Pflicht, für einen verbes- rund zwei Dritteln der Schulen Raumluftqualität erzielt wer- barometer» herausgegeben, serten Gesundheitsschutz von die Luftqualität während der den können. Für Schulen und die kostenlos heruntergeladen Lehrpersonen zu sorgen. Unterrichtszeit ungenügend Lehrpersonen stellt es neu die werden kann. Mit ihr können ist. Die CO2-Werte lagen Broschüre «Das Schulzimmer Lehrpersonen eine qualitative Belinda Meier während mehr als zehn Pro- richtig lüften» bereit, die in Einschätzung der Situation zent der Schulzeit über 2000 den Sprachen Deutsch, Fran- vornehmen. Neu hat das BAG ppm. Um eine gute Luftqualität zösisch und Italienisch erhält- den kostenlosen Online-Lüf- Weiter im Netz zu gewährleisten, empfiehlt lich ist. Diese hilft, schlechte tungssimulator «Simaria» ent- www.bag.admin.ch > News das BAG einen CO2-Wert von Luftqualität zu erkennen, lie- wickelt, mit dem sich der Lüf- www.schulen-lueften.ch maximal 1400 ppm. fert Tipps für das korrekte und tungsbedarf in Schulzimmern www.simaria.ch effiziente Lüften und erklärt, berechnen lässt. Mit Simaria www.LCH.ch > News > Medien- Massnahmen auf zwei Ebenen wie ein Lüftungsplan erstellt kann man zudem einen Lüf- mitteilungen Um die Raumluftqualität in werden kann. Zum richtigen tungsplan ausdrucken, der www.LCH.ch > News > Dossiers Schulen zu verbessern, schlägt Lüften gehört beispielsweise, angibt, wie lange und wie oft > Gesundheit das Bundesamt nun ein duales dass stets alle Fenster voll- für eine gute Luftqualität www.meineraumluft.ch Vorgehen vor. Zum einen for- ständig geöffnet sind, während gelüftet werden muss. Der Lüf- 7
4 | 2019 AKTUELL Preis für Frühförderung in Berg- und Randregionen Bis 15. Juni 2019 können sich Institutionen mit Projekten der Frühförderung in Schweizer Berggebieten für den Frühförderungspreis der Pestalozzi-Stiftung bewerben. Der Preis ist mit 20 000 Franken dotiert. Für den Lernerfolg der Kinder ist eine qualitativ gute und Schweiz (LCH) den Frühförde- rungspreis. Sie will damit die sich aus Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, WAS, WANN, WO frühe Bildung und Förderung hohe Qualität des Bildungs- Politik und Gesellschaft gemeinsam mit der elterlichen standorts Schweiz weiter zusammen. Einsendeschluss Stärke statt Macht Erziehung eine wesentliche fördern und die Chancengleich- ist der 15. Juni 2019. Weitere Um professionelle Präsenz im Voraussetzung, damit sie ihrer heit von jungen Menschen in Informationen sind unter erzieherischen Alltag geht es natürlichen Neugier nachgehen Berg- und Randregionen weiter www.fruehfoerderungspreis.ch an einer Weiterbildungs- und die Welt Stück für Stück voranbringen. Die Jury setzt abrufbar. (pd) veranstaltung der Pädagogi- entdecken können. Qualitativ schen Hochschule Bern am hochstehende Betreuungs- 10. Mai 2019 von 9 bis 17 Uhr. strukturen im Vorschulalter Tagesschulmitarbeitende stellen einen idealen Rahmen erhalten Einblick in die päda- für die Frühförderung dar. gogische Arbeit mit dem Modell «Stärke statt Macht» Innovation auszeichnen nach Haim Omer und lernen Während in städtischen Agglo- die vier Grundpfeiler professi- merationen Frühförderungs- oneller Präsenz kennen. Weite- institutionen vorhanden sind, re Informationen: www. ist das Angebot für Kinder aus phbern.ch/19.485.018 Berggebieten noch immer beschränkt. Die Pestalozzi- Stiftung verleiht in diesem Tagung zu Partizipation Jahr zum vierten Mal mit An der Pädagogischen Hoch- Unterstützung des Dachver- schule Zürich findet am 9. und bands Lehrerinnen und Lehrer 10. Mai 2019 die Tagung 2017 gewann die Kita Gogwärgi in Lax den Frühförderungspreis. «Partizipation – Schule – Foto: Deborah Conversano Entwicklung» statt. Die Tagung soll zur Klärung des Phänomens Partizipation beitragen und WEITERBILDUNG spielen nicht nur Kurse zu NEUERSCHEINUNG die schulischen Möglichkeiten fachlichen und (fach-)didak- ausloten, Partizipation zu Sommerkurse tischen Unterrichtsthemen 21 frühkindliche ermöglichen. Zielpublikum swch.ch eine zentrale Rolle, sondern MINT- Spielideen sind interessierte Personen auch Angebote zum Aufbau aus der Schulpraxis, Wissen- Vom 8. bis 19. Juli 2019 wird wirkungsvoller Kompetenzen Die Akademien der Wissen- schaft und Bildungspolitik. Chur zum Zentrum der Lehr- im Bereich Selbstmanagement. schaften Schweiz haben eine Informationen: personenweiterbildung in der Mit praxisnahen Kursangeboten neue Publikation veröffentlicht. https://phzh.ch/pse Schweiz. Die Bündner Haupt- verfolgt swch.ch seinen Darin finden sich 21 anschau- stadt ist Austragungsort der Grundsatz: aus der Praxis für lich aufbereitete Spielideen 128. Sommerkurse von Schule die Praxis. für Kinder im Alter von vier bis Menschenrechte und und Weiterbildung Schweiz acht Jahren. Diese können im digitale Transformation swch.ch. Lehrpersonen sind dazu ein- Kindergarten, in der ausser- Das 12. Internationale Men- geladen, sich eine kreative familiären Betreuung und an schenrechtsforum am 17. Mai Kaum eine Berufsgruppe ist so Pause zum Durchatmen und ausserschulischen Lernorten 2019 in Luzern befasst sich mit stark gesellschaftlichen Ver- Auftanken zu gönnen. Sie genutzt werden. Die Beschrei- den aktuellen Herausforde- änderungen ausgesetzt und können ihre Kompetenzen bungen der Freispiel-Ideen rungen der Digitalisierung in muss sich immer wieder neu- weiterentwickeln, Erfahrungen sind inhaltlich und grafisch der Gesellschaft, mit Fokus en, grundlegenden Heraus- mit Lehrpersonen anderer immer gleich aufgebaut. Sie auf Bildung und Schule sowie forderungen stellen wie Lehr- Kantone austauschen und die nennen den Lebenswelt- und auf die Bedeutung der digita- personen. Ein zentraler eigenen Ressourcen für den Kompetenzbezug im Lehrplan len Transformation für Kinder Schlüssel für die Bewältigung Wandel in der Schule stärken. 21, beschreiben die Spielge- und Jugendliche aus einer dieser Herausforderungen ist Über 180 Kurse stehen zur staltung und das Erleben, menschenrechtlichen Pers- die gezielte Förderung und Auswahl, das gesamte Kurs- Erkennen und Benennen, also pektive. Das Programm bein- Weiterentwicklung der eigenen programm 2019 findet sich das, was bei den Kindern haltet verschiedene Referate, Kompetenzen. Weiterbildung online unter www.swch.ch beobachtet werden kann. Die Workshops und Diskussionen. schafft hier einen echten oder kann kostenlos bestellt Publikation und weitere Infor- Organisator ist das Zentrum Mehrwert. Deshalb legt swch.ch werden unter info@swch.ch mationen können kostenlos für Menschenrechtsbildung grossen Wert auf die Stärkung oder Telefon 061 956 90 70. unter www.je-desto.ch herun- (ZMRB) der PH Luzern. Infor- der Lehrperson selbst. Dabei (pd) tergeladen werden. (pd) mationen: www.phlu.ch/ihrf 8
4 | 2019 BILDUNGSPOLITIK Mittel für zweisprachige Unterrichts- modelle werden aufgestockt In der abgeschlossenen Frühjahrssession hat sich der Nationalrat gegen neue Bildungsangebote für junge Zugewanderte ausgesprochen. In der Diskussion um die Förderung des zweisprachigen Unterrichts sah der Ständerat von einer Gesetzes- änderung ab und forderte stattdessen mehr Mittel in der nächsten Kulturbotschaft. Die Frühjahrssession, die am ähnliche Motion der national- zwei Vorstösse angenommen, deren Umsetzung mit hohen Freitag, 22. März 2019, zu Ende rätlichen Bildungskommission die das verlangen. Der Natio- Kosten verbunden sei, bestehe ging, war aus bildungspoli- mit dem Argument zurückge- nalrat hatte in der Motion der ein Ungleichgewicht zwischen tischer Sicht vergleichsweise wiesen, diese sei mit der Ver- Basler SP-Ständerätin Anita den finanziellen Beiträgen des ruhig. Auf der Traktandenliste abschiedung der Integrations- Fetz die Bestimmung zur Ein- Bundes und der Kantone, sagte des Nationalrats stand die agenda weitgehend erfüllt. führung eines Bezeichnungs- Vonlanthen in der Diskussion. Motion der ständerätlichen LCH und SER befürworten schutzes für eidgenössische Betont wurde aber auch, dass Bildungskommission für eine nach wie vor den Anspruch von Titel und Bundesdiplome es keine Gesetzesänderung bessere Integration von spät spät zugewanderten Jugend- gestrichen, um sie im Wortlaut brauche, da die bestehenden zugewanderten Jugendlichen lichen auf eine Grundausbil- der Motion seiner Bildungs- Rechtsgrundlagen genügten. und jungen Erwachsenen dank dung, damit diese überhaupt kommission anzugleichen. Auf die Forderung im Plenum, Bildungsangeboten. Der Vor- eine Chance haben, sich in den die Mittel zur Förderung der stoss orientiert sich an der Arbeitsmarkt einzugliedern. Mit einer Überraschung endete Mehrsprachigkeit in der nächs- Integrationsagenda. Zu sehr, die Diskussion der Motion des ten Kulturbotschaft aufzu- befand der Nationalrat, der Höhere Fachschulen mit eid- Freiburger CVP-Nationalrats stocken, sagte Bundesrat Alain den Auftrag der Motion mit genössisch anerkannten Beat Vonlanthen zur Förderung Berset zu, dies für das Italieni- ebendieser Agenda erfüllt sah. Bildungsgängen und ihre zweisprachiger Unterrichtsmo- sche und das Rätoromanische Er sprach sich mit 115 zu 67 Abschlüsse sollen national delle in den Landessprachen. vorzusehen. Vonlanthen war Stimmen gegen die Motion und international klarer posi- Im Rahmen des Sprachen- mit diesem Bekenntnis zufrie- aus. Kurioserweise hatte der tioniert werden. Nach dem gesetzes soll der Bund solche den und zog seine Motion Ständerat in der Herbstses- Nationalrat hat nun auch der Modelle der Kantone finanziell zurück. (pd/mw) sion 2018 eine thematisch Ständerat stillschweigend stärker unterstützen. Obwohl swch.ch Sommerkurse finden vom 08. bis 19. Juli 2019 in Chur statt Jetzt anmelden und Ihren Platz sichern! Sie möchten praxisorientiert • Führungs- und Kommunikationsthemen in der Schule angehen, • Ihre Schul-Life-Balance verbessern, • Informatik und Medien vertiefen oder (neu) kennenlernen, • neue Gestaltungsideen mit Musik-, Mal-, Werk- oder Schreibkursen entdecken und ausprobieren? Das aktuelle Kursprogramm finden Sie unter www.swch.ch oder bestellen Sie ein Print-Exem- plar unter info@swch.ch, 061 956 90 70. 9
4 | 2019 AKTUELL STAF: Kein leichtes Unterfangen Am 19. Mai 2019 stimmt das Schweizer Stimmvolk über die Steuervorlage und AHV-Finanzierung (STAF) ab. Mit dieser Vorlage steht eine Abstimmung zu einem komplexen Thema bevor. Die Aus- wirkungen, die sie zur Folge hätte, schätzen Regula Rytz, Nationalrätin und Präsidentin der Grünen Schweiz, und Daniel Lampart, Sekretariatsleiter und Chefökonom SGB, unterschiedlich ein. Grosse, multinationale Firmen haben in den letzten 20 Jah- Deshalb haben Kantone wie Basel-Stadt beispielsweise ren von Kantonen wie Basel-Stadt, Genf, Waadt oder Zug auf einer Patentbox bestanden. Auch bei einem Nein zu hohe Steuerrabatte erhalten. Diese Privilegien flogen auf. STAF werden die heutigen Privilegien aufgegeben werden Die EU-Kommission und die OECD setzten die Schweiz müssen. Der internationale Druck ist zu gross. Ein Nein unter Druck, die Steuerrabatte abzuschaffen. In der Unter- würde den kantonalen Steuersenkungswettlauf aber stark nehmenssteuerreform III (USR III) versuchten die betroffe- nen Firmen zusammen mit Bundesrat Ueli Maurer und den «Auch bei einem Nein zu STAF werden Kantonen neue, unverhältnismässige Steuerrabatte einzu- führen. Doch die Bevölkerung sagte klar Nein zur USR III die heutigen Privilegien aufgegeben und verlangte einen Neustart. werden müssen.(...) Und die zwei Milliarden Dieses Nein hat sich gelohnt. Die neue Steuervorlage (STAF) ist wesentlich besser. Die heutigen Steuerprivilegien Franken für die AHV wären verloren.» der Firmen werden gestrichen. Weiter wird ein Teil der Steuerrabatte aus der Unternehmenssteuerreform II, die alt anheizen. Denn die Kantone, die viele Privilegien gewährt Bundesrat Hans-Rudolf Merz durch die Volksabstimmung haben, würden in eigener Regie alles tun, um die Steuern gebracht hat, korrigiert. Und die AHV erhält rund 2 Milli- zu senken. Und die zwei Milliarden Franken für die AHV arden Franken zusätzlich. Davon wird ein nennenswerter wären verloren. Der Druck auf die AHV-Leistungen würde Teil von den Firmen bezahlt – nämlich rund 600 Millionen steigen – sei es über die Forderung, das Rentenalter zu Franken oder 0,15 Lohnprozente. erhöhen oder über Angriffe auf den Mischindex. ■ Für die höheren AHV-Beiträge haben sich die Gewerk- schaften rund 40 Jahre eingesetzt. Die AHV ist vor allem für Daniel Lampart, tiefe und mittlere Einkommen ein Segen. Die Topverdiener Sekretariatsleiter und Chefökonom werden hingegen zur Kasse gebeten. Gemäss Schätzungen des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB des Bundes erhalten 92 Prozent der Bevölkerung mehr aus der AHV, als sie einzahlen. Weil man auch auf Millionen- boni vollständig AHV-Beiträge zahlen muss, aber niemand Weiter im Netz www.sgb.ch mehr als eine AHV-Maximalrente erhält. Natürlich hätten wir Gewerkschaften gerne eine noch bessere, neue Steuervorlage gehabt. Vor allem was die Gewinnsteuern der Firmen betrifft. So hätten wir gerne «Doch die Bevölkerung sagte klar Nein zur USR III (...). Dieses Nein hat sich gelohnt. Die neue Steuervorlage ist wesentlich besser. Die heutigen Steuer- privilegien der Firmen werden gestrichen. Weiter wird ein Teil der Steuerrabatte aus der Unternehmenssteuerreform II (...) korrigiert.» einen Mindeststeuersatz für Gewinne eingeführt. Doch der Widerstand der betroffenen Kantone war riesig. Sie behaup- ten, dass Teile der internationalen Firmen ihre Gewinne im Ausland versteuern werden, wenn die Steuerprivilegien ersatzlos aufgegeben und die Steuern stark steigen werden. Daniel Lampart. Foto: zVg 10
4 | 2019 AKTUELL «Bildung ist unser kostbarstes Gut», schrieb Beat W. Zemp Buckel» neue Finanzmittel. Auch die Kosten für Spitex, 2017 in einem Statement gegen die Unternehmenssteuerre- Ergänzungsleistungen oder Pflegefinanzierung werden stei- form III (USR III). Weitere Millionen-Kürzungen bei den gen. Fehlt den Kantonen und Gemeinden das Geld dafür, Schulen seien deshalb nicht zu verantworten. Auch die dann nimmt der Druck auf die Bildung weiter zu. Bevölkerung sah das so. Mit 60 Prozent Nein-Stimmen Mit der Ablehnung der USR III hat die Bevölkerung einen zeigte sie der Politik der leeren Kassen die rote Karte. Wer klaren Auftrag erteilt: Die illegalen Steuerprivilegien müssen nun hoffte, dass im zweiten Anlauf eine ausgewogene Steu- ohne Kahlschlag bei Kantonen und Gemeinden abgeschafft erreform verabschiedet wird, sieht sich leider getäuscht. Auch der neue Vorschlag (STAF) führt zum Abbau von über 2,1 Milliarden Franken jährlich, vorab in Gemeinden «Nur ein erneutes Nein bringt das und Kantonen. Und auch er heizt das interkantonale und Parlament zur Vernunft. Geld für bessere internationale Steuerdumping weiter an. Es ist kein Weg aus der Sackgasse, sondern «alter Wein in neuen Schläuchen». Lösungen ist vorhanden.» So hat ein bürgerlicher Finanzpolitiker die Steuerreform ehrlich zusammengefasst. werden. Nur ein erneutes Nein bringt das Parlament zur Ein Vergleich der alten und der neuen Vorlage zeigt: Vernunft. Geld für bessere Lösungen ist vorhanden. Diesen Die Verluste bei Kantonen und Gemeinden sind praktisch Frühling schütten die 20 grössten Konzerne der Schweiz gleich hoch. Die Korrekturen reichen nicht aus, um das 40 Milliarden Franken an Dividenden aus. ■ «Um den erneuten Steuer-Bschiss Regula Rytz, Präsidentin der Grünen Schweiz, Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben schmackhafter zu machen, wurde gleich- des Nationalrats zeitig eine Finanzspritze für die AHV beschlossen. Die Stabilisierung der AHV Weiter im Netz www.gruene.ch ist richtig. Sie darf aber nicht mit einer Senkung der Unternehmens-Gewinn- steuern von über 2,1 Milliarden Franken erkauft werden.» Rennen nach tieferen Unternehmenssteuern zu stoppen. Das sehen wir am Beispiel des Kantons Solothurn. Dort wird am 19. Mai auch über die kantonale Steuervorlage abgestimmt. Obwohl Solothurn nur wenige Statusgesellschaften hat, will die Regierung die Gewinnsteuern aus «Konkurrenzgründen» halbieren. Unter dem Strich profitieren die 96 Prozent nor- malbesteuerten Firmen. Sie werden um 90 Millionen Fran- ken jährlich entlastet. Ein weiterer Abbau bei Bildung, Spitex und Sicherheit ist damit vorprogrammiert. Solothurn tappt in die gleiche Tiefsteuerfalle wie Luzern oder Obwalden. Um den erneuten Steuer-Bschiss schmackhafter zu machen, wurde gleichzeitig eine Finanzspritze für die AHV beschlossen. Die Stabilisierung der AHV ist richtig. Sie darf aber nicht mit einer Senkung der Unternehmens-Gewinn- steuern von über 2,1 Milliarden Franken erkauft werden. Denn nicht nur die AHV braucht wegen dem «Baby-Boom- Regula Rytz. Foto: Béatrice Devènes 11
4 | 2019 AUS DEM LCH Mehr Unterstützung seitens Stiftung Der LCH führt eine Solidaritäts- und Ausbildungsstiftung, die zum Ziel hat, Aus- und Weiterbildungen von Mitgliedern der Kantonalsektionen zu ermöglichen. Die Stiftung hat ihr Angebot nun erweitert. Neu können bisherige Mitglieder auch bei Umschulungen in bildungsfremde Berufe unterstützt werden. Zudem haben Studierende die Möglichkeit, sofern sie Mitglied einer Kantonalsektion werden, ebenfalls ein Gesuch zu stellen. Kantone und Gemeinden übernehmen sprechen, wenn bereits vorher abgeklärt richten. Diese nimmt eine erste Prüfung erfreulicherweise vermehrt berufsbedingte worden ist, dass keine Möglichkeit für kan- des Gesuchs vor. Sie verfasst eine Stel- Weiterbildungskosten für Lehrpersonen. tonale Stipendien besteht. lungnahme und lässt das Gesuch mit einer Dadurch wird die Solidaritäts- und Wei- entsprechenden Empfehlung der Stiftung terbildungsstiftung des LCH entlastet. Die Unterstützung für schulfremde Berufe zukommen. Nach weiteren Vorabklärun- Stiftung unterstützt Mitglieder von Kan- Eine Lehrperson, die aus gesundheitlichen gen durch die Geschäftsstelle und das Prä- tonalsektionen in ihrer Aus- und Weiter- Gründen eine Umschulung in einen schul- sidium entscheidet der Stiftungsrat über bildung. Der Stiftungsrat hat sich kürzlich fremden Beruf in Erwägung zieht, hat neu die Unterstützung. dazu entschieden, den Stiftungszweck zu ebenfalls die Möglichkeit, ein Gesuch an Der Stiftungsrat hat die Möglichkeit, erweitern. die Solidaritäts- und Ausbildungsstiftung Stipendien oder rückzahlbare Darlehen zu richten. Die daran geknüpfte Bedingung zu sprechen. Die Darlehen sind bis zum Unterstützung für Studierende ist, dass sie seit mindestens zehn Jahren Abschluss der Aus- oder Weiterbildung Vielerorts sind Studentinnen und Stu- Mitglied des LCH ist. Der Stiftungsrat ist zinsfrei. ■ denten der pädagogischen Hochschulen überzeugt, dass durch diese Anpassungen noch nicht Mitglieder eines kantonalen des Stiftungszwecks die Bedürfnisse amtie- Manfred Dubach Verbands, da sie auch noch nicht aktiv im render und künftiger Lehrpersonen besser Lehrberuf tätig sind. Neu haben auch sie abgedeckt werden. Er freut sich, wenn er die Möglichkeit, der Stiftung ein Gesuch mit einer finanziellen Unterstützung die HABEN SIE FRAGEN? um Unterstützung einzureichen. Voraus- angestrebten Ausbildungen und Umschu- setzung ist, dass die Studentin respek- lungen ermöglichen kann. Manfred Dubach, Präsident Solidaritäts- tive der Student sich verpflichtet, nach und Ausbildungsstiftung LCH, Geschäfts- Abschluss des Studiums der kantonalen Wie geht man vor? stelle alv, Entfelderstrasse 61, Postfach, Sektion des LCH beizutreten. Zudem kann Wer ein Gesuch einreichen möchte, kann 5001 Aarau, 062 824 77 60, der Stiftungsrat nur dann Unterstützungen dieses an die zuständige Kantonalsektion dubach@alv-ag.ch Notmassnahme: des Kantons Bern, empfiehlt den Schul- Bildung Bern verurteilt die fehlende Bereit- Lektionen ausfallen lassen leitungen, als Notmassnahme Lektionen schaft des Kantons, die Rahmenbedingun- ausfallen zu lassen, falls kein entsprechend gen für den Lehrberuf zu verbessern. (pd) Schulleitungen im Kanton Bern ste- ausgebildetes Personal gefunden werden hen unter Druck. Sie sind bemüht, den kann. Wie bei der Bahn: Züge fallen aus, Betrieb der Schulen aufrechtzuerhalten, wenn Lokführer fehlen. Wie im Operati- Weiter im Netz obwohl professionell ausgebildete Lehr- onssaal: Der Eingriff kann nicht stattfinden, www.bildungbern.ch personen fehlen. Oft haben sie keine wenn keine Chirurgin zur Verfügung steht. Auswahl und stellen Persönlichkeiten ein, die über keine adäquate Ausbildung verfügen. Die fehlenden berufsspezifi- schen Kompetenzen werden vom Kolle- gium abgefedert respektive ausgeglichen. Ungenügende Rahmenbedingungen und zunehmender Druck auf Unterrichtende führen dazu, dass erfahrene, professio- nelle Lehrpersonen in umliegende Kan- tone abwandern oder andere Tätigkeiten suchen. Bildung Bern fordert bessere Rahmenbedingungen Mit unattraktiven Rahmenbedingungen kann der Kanton weder erfahrene, pro- fessionelle Lehrpersonen halten noch gute neue oder wiedereinsteigende anziehen. Bildung Bern, der Berufsverband für alle Fachpersonen im Schulbildungsbereich Schlechte Rahmenbedingungen – leere Schulzimmer? Bildung Bern empfiehlt den Schulleitungen, Lektionen ausfallen zu lassen. Foto: Thinkstock/maroke 12
4 | 2019 AUS DEM LCH Mitglied von der ersten Unterrichtsstunde an Eine Macherin durch und durch: Dominique Tanner, Geschäftsleitungsmitglied des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands (ZLV), engagiert sich im Verband, seitdem sie in den Lehr- beruf eingetreten ist. Sie hat Ideen, kann anpacken und weiss, wo der Schuh drückt. Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht im ZKHLV, war später während acht Jah- und engagiert sich seit ihrer ersten Unter- ren im Vorstand der Sektion Handarbeit richtsstunde in der Verbandstätigkeit. und Werken des Zürcher Lehrerinnen- und Dominique Tanner aus Winterthur ist Lehrerverbands (ZLV) und engagierte sich seit 24 Jahren Lehrerin für Textiles und zwischenzeitlich in der Fachkommission für Technisches Gestalten. Ihr Beruf hat sich Textilarbeit des LCH. Seit drei Jahren ist in den vergangenen Jahren stark verändert. sie nun Geschäftsleitungsmitglied des ZLV Sie selbst nahm dies jeweils zum Anlass, und damit auch Mitglied der Delegierten- sich weiterzubilden und den Horizont zu versammlung LCH. In beiden Funktionen erweitern. Seit fünf Jahren ist sie nun in bewältigt sie mehrheitlich standespoliti- einem Teilzeitpensum von 50 Prozent an sche Aufgaben. Beim ZLV ist sie keinem der Schule Hirzenbach im Zürcher Quar- bestimmten Ressort zugeteilt, sondern kann tier Schwamendingen angestellt. Auch dort sich über alle Stufen hinweg aktiv einbrin- stehen grosse Veränderungen an: Ab dem gen. «Was mich hierbei auszeichnet, sind Schuljahr 2019/2020 startet die Schule neu die vielen Ideen. Ich reisse gerne Themen In Dominique Tanners Unterricht fallen auch als Tagesschule. Viele Vorbereitungsar- an und fühle mich dort gebraucht, wo es immer mal wieder Späne. Foto: Belinda Meier beiten stehen in der Umsetzungsphase, darum geht, neue Geschäfte und Projekte zu allen voran der Um- und Neubau von initiieren.» Die Mitgliedschaft im Verband Gratwanderung zwischen lästig werden Räumlichkeiten. «Ein riesengrosses Pro- und in der Geschäftsleitung ermöglichen und zum richtigen Zeitpunkt wieder auf jekt – aufwendig, aber spannend!», sagt sie. es ihr, den Lehrberuf mitzugestalten und sich aufmerksam machen.» Die Zusam- Die Lehrerin für Textiles und Techni- Teil des Prozesses zu sein. Auch möchte sie menarbeit mit dem LCH erachtet sie als sches Gestalten ist eine Macherin in all die getroffenen Entscheidungen nachvoll- essenziell: «Der LCH als Dachorganisation ihren Lebensbereichen. Früher segelte sie ziehen können. «All das geht besser, wenn ist ein wichtiges Sprachrohr im deutsch- aktiv in Regatten, heute schneidert, werkt, man jene Personen kennt, die entschieden sprachigen Raum. Er bringt die Kantone näht, strickt, sägt sie in ihrer Freizeit und haben», erklärt sie. Wenn es nach ihr ginge, zusammen und schlägt eine Brücke zur setzt dabei vielfältige Projekte um. «Zudem müssten alle Lehrpersonen in Verbänden Bildungspolitik auf Bundesebene. Gesamt- trage ich fast nur selbst hergestellte Klei- organisiert sein. Für die Winterthurerin ist schweizerisch ist er in Bildungsfragen ein dung», ergänzt sie lässig. Das Zeichnen der klar: Die Verbandsarbeit trägt zur Quali- wichtiger Player.» Umso weniger versteht Muster, der Kauf der Materialien sowie die tätssicherung des Lehrberufs bei und bietet Tanner es, dass sich die D-EDK nur knapp finale Realisierung des Kleidungsstücks sei Unterstützung für die Arbeitnehmenden. nach der Einführung des Lehrplans 21 per ein sehr kreativer und spannender Prozess. «Als Lehrperson sollte man von der Ver- Ende Jahr 2018 aufgelöst hat. Ebenso kri- «Es ist ein Glück, dass ich mein Hobby bandsarbeit nicht nur profitieren, sondern tisiert sie, dass die Leistungsbeurteilung zum Beruf machen durfte», schwärmt Tan- dieselbe mit der eigenen Mitgliedschaft noch immer ein grosses ungelöstes Pro- ner. Nebenher legt sie auch viel Wert auf wertschätzen und stärken», fordert sie. blem sei. «Es kann nicht sein, dass die die tägliche Bewegung und ist in Zürich Kantone damit allein gelassen werden!» deshalb öfters mit ihrem Klappvelo unter- Sich vernetzen hilft Mit dem Lehrplan 21 sei man auch jenen wegs. «Ausserdem wohne ich in einem Der ZLV ist aus ihrer Sicht gut aufgestellt Familien und Kindern entgegengekommen, Haus mit Garten, bin verheiratet und habe und wird von den Pädagogischen Hoch- die den Kanton wechseln. «Die Beurteilung zwei Kinder – all das bedarf ebenfalls einer schulen (PH), der Bildungspolitik und den darf nicht unterschiedlich gehandhabt, son- intensiven Pflege», erzählt sie mit einem anderen Verbänden als verlässlicher und dern müsste klar geregelt werden. Letzt- zufriedenen Schmunzeln. kompetenter Kooperations- und Verhand- lich ist sie es doch, die über den weiteren lungspartner betrachtet. Dass dem so ist, Bildungsverlauf eines Schülers oder einer Das A und O: sich engagieren zeigen die Früchte, welche die Arbeit des Schülerin bestimmt.» Aber damit nicht genug: Für Dominique ZLV in den vergangenen Jahren immer Belinda Meier Tanner ist ihr Beruf auch eine Berufung. Mit wieder getragen hat. Die Möglichkeit für dem Eintritt ins Berufsleben vor 24 Jahren Handarbeitslehrerinnen, ihr Fächerprofil hat sie sich nicht nur dem Unterrichten zu erweitern, ist nur einer der zahlreichen zugewendet, sondern auch dem Berufsstand Erfolge, die der ZLV in Zusammenarbeit ECKDATEN ZUM ZLV als solches. «Seit ich Lehrerin bin, enga- mit der PH Zürich erzielen konnte. «Dies Der 1995 gegründete ZLV zählt 4000 Mit- giere ich mich auch im Verband», so Tan- zeigt, wie wichtig die Vernetzung letzt- glieder und setzt sich aus drei eigenstän- ner. Angefangen als einfaches Mitglied im lich ist.» Dass der Verband im Vergleich digen Mitgliedsorganisationen und acht damaligen Zürcher Handarbeitslehrerinnen zur Grösse des Kantons nur wenige Mit- Sektionen zusammen. Christian Hugi Verband (ZKHLV) baute sie ihre Verband- glieder zählt, bedauert sie. «Die Mitglie- präsidiert seit 2017 den Verband, der rund stätigkeit sukzessive weiter aus und auf: Sie derwerbung ist denn auch eine unserer fünf Personen an die alljährliche Delegier- wurde Präsidentin der Sektion Winterthur grossen Herausforderungen. Sie ist eine tenversammlung des LCH entsendet. 13
4 | 2019 AUS DEM LCH Berufliche Vorsorge früh genug anpacken Die eigene berufliche Vorsorge sollte einen nicht erst kurz vor der Pensionierung interes- sieren. BILDUNG SCHWEIZ hat von einer Expertin und zwei Experten erfahren, weshalb dem so ist und wie man vorgehen soll. BILDUNG SCHWEIZ: Aus welchen Grün- und Vertreter der Arbeitnehmenden in den BILDUNG SCHWEIZ: Was kann den ist es für junge Menschen wichtig, Stiftungsräten unter Druck. Es braucht viel beziehungsweise muss getan werden, dass sie sich früh mit ihrer beruflichen Selbstvertrauen und solides Wissen, um in damit sich in der beruflichen Vorsorge Vorsorge auseinandersetzen? Stiftungsräten die Interessen der Arbeit- die aktuellen und zukünftigen Rent- URBAN HODEL: Es sind die gleichen nehmenden vertreten zu können. Auch nergenerationen zu guten Bedingungen Gründe, die auch für ältere Kolleginnen nicht Opfer weiterer Sparübungen der pensionieren lassen können? und Kollegen relevant sind: Ist das Alters- Kantone und Städte zu werden, erfordert GABRIELA MEDICI: Wir befinden uns kapital in guten und sicheren Händen? hohe Aufmerksamkeit. Denn verspro- in einer für die Schweiz historisch neuen Sind Mitsprache und Kontrolle durch die chene Leistungen seitens der Arbeitgeber Situation: Während die Löhne steigen und Angestellten möglich? Denn bereits von sind versprochen. Diese müssen einge- die Wirtschaft wächst, sinken die PK-Ren- den Jüngeren fliesst ein wesentlicher Teil fordert werden – trotz garstigem Umfeld. ten der Neurentnerinnen und -rentner seit vom Lohn in die Pensionskasse. Diese Dabei muss auch das finanzielle Gleichge- einigen Jahren. Dabei reichen die Renten darf das Alterskapital nur im Interesse der wicht der Pensionskasse gewahrt bleiben. bereits jetzt häufig nicht zum Leben, ins- versicherten Angestellten verwalten, was Auf diesem schmalen Grat bewegen besondere bei Frauen, die aufgrund von durch unsere Vertreterinnen und Vertreter sich unsere Stiftungsräte, auf diesem Weg Teilzeitanstellungen und Erwerbsunter- im Stiftungsrat kontrolliert und überwacht begleiten wir sie. Das ist ein zentraler brüchen nur wenig Alterskapital aufbauen werden muss. Dies sind einerseits die Vor- Bestandteil der Sozialpartnerschaft und ein konnten. Über 200 000 Rentnerinnen und aussetzungen für das nötige Vertrauen, wichtiger Pfeiler der Arbeitnehmer- und Rentner beziehen bereits Ergänzungsleis- andererseits ist das gesetzlich garantiert, Berufsverbände. Mit dieser Thematik kön- tungen. Die Schweiz muss sich diesem klappt allerdings in der Praxis leider nicht nen wir allen Angestellten aufzeigen, dass Rentenproblem stellen. Die Verfassung immer. Was nicht vergessen werden darf: wir in Verbänden organisiert und vernetzt setzt in Sachen Vorsorge klare Ziele: Die Eine Pensionskasse deckt nicht nur die sind und dadurch eine stärkere Stimme Renten aus AHV und 2. Säule sollen die Rente ab, sondern auch Risiken wie Tod haben und die Mitsprache über unser Vor- «Fortsetzung des gewohnten Lebens in und Invalidität. Das sind Ereignisse, die sorgekapital garantiert ist. Das betrifft alle angemessener Weise» ermöglichen. Für nicht nur in der fernen Zukunft einer Altersgruppen. Eine starke Absicherung den Schweizerischen Gewerkschaftsbund Pensionierung eintreffen können, sondern im Alter fällt nicht vom Himmel, sondern (SGB) ist klar, dass es eine Stärkung der jederzeit. wird über Jahrzehnte ausgehandelt und AHV braucht, um den künftigen Rentne- Die Vorsorgelösung widerspiegelt auch aufgebaut – das gilt für alle Sozialversi- rinnen und Rentnern ein anständiges Ren- aktuelle und gesellschaftspolitische Fra- cherungen, insbesondere jedoch für die tenniveau zu sichern. gen, wie zum Beispiel die Diskriminierung Altersvorsorge. Auch die 2. Säule bleibt wichtig. Doch von Frauen in der beruflichen Vorsorge heute ist sie nicht nur durch die Tiefst- durch die schlechte Absicherung von Teil- zinsen geschwächt, sondern sie ist auch zeit. Wir wissen, dass Frauen, die Teilzeit geprägt durch Geldabflüsse in Milliarden- arbeiten, rund 63 Prozent weniger Rente höhe an Versicherer, Vermögensverwalter aus der beruflichen Vorsorge erhalten. und Broker. Die Gewinne dieser Akteure Auf der Ebene der eigenen Pensionskasse mit dem Geld der Versicherten sind besteht aber viel Spielraum, solche Diskri- systemfremd und bei sinkenden Renten minierungen reglementarisch zu eliminie- besonders stossend. Deshalb braucht es ren. Erfreulicherweise bewegte sich in den stärkere Gewinneinschränkungen, Trans- letzten Jahren einiges in diese Richtung, parenz in Bezug auf die Verwaltungskosten insbesondere auch in Lehrerinnen- und und einheitliche, verständliche Vorsorge- Lehrer-Pensionskassen. ausweise. Zur Verbesserung des Preis- Leistungs-Verhältnisses sollte ausserdem Um eine paritätische Führung der die Umlagekomponente im BVG gestärkt Vorsorgewerke zu gewährleisten, bietet werden. das PK-Netz Weiterbildungen für Arbeitnehmervertretungen in PK- Wie häufig ist Altersvorsorge ein Thema Stiftungsräten an. Welches sind für Sie und die Menschen in Ihrem pri- typische Herausforderungen, mit denen vaten Umfeld? Worüber sprechen Sie? sich die Arbeitnehmervertretungen Ich werde immer wieder auf die 2. Säule konfrontiert sehen? angesprochen. Viele sind verunsichert, Die Lage der Pensionskassen ist sehr weil sie das System nicht verstehen. Das angespannt. Das Umfeld ist schwierig, die sinkende Rentenniveau bei den Pensions- Perspektiven der 2. Säule sind unsicherer Urban Hodel, geschäftsführender Sekretär PK- kassen spricht sich rum. Leider ignorie- denn je. Deshalb stehen die Vertreterinnen Netz. Foto: zVg ren viele Menschen, dass dieses Problem 14
4 | 2019 AUS DEM LCH durch höhere AHV-Renten gelöst werden BILDUNG SCHWEIZ: Was müssen junge Anliegen und inwiefern setzt er sich kann. Stattdessen werden sie durch die Lehrpersonen beachten, wenn sie in dafür ein? Angstmacherei der Finanzwirtschaft zu einem Teilzeitpensum arbeiten? Der LCH setzt sich für gute Anstellungsbe- den AHV-Finanzen noch stärker verun- PASCAL FRISCHKNECHT: Teilzeit arbei- dingungen von Lehrerinnen und Lehrern sichert, obwohl die AHV nur vorüberge- ten bedeutet automatisch, dass man weni- ein. Dazu gehören neben fairen Löhnen hend für die Baby-Boomer-Generation ger Geld für die Pensionierung anspart. und leistbaren Unterrichtsverpflichtun- mehr Geld braucht. Eine Umfrage des Während unser Lohn ab dem ersten Fran- gen auch angemessene Pensionskassen- Befragungsdiensts gfs-Zürich hat dies ken AHV-versichert ist, muss man in der leistungen. Lehrpersonen sollen sich am unlängst bestätigt: Jüngere interessieren beruflichen Vorsorge einen bestimmten Ende ihres Arbeitslebens keine Sorgen um sich zwar zunehmend für das Thema der Betrag erreichen, bevor die Versicherung ihre wohlverdiente Rente machen müs- beruflichen Vorsorge, wissen aber relativ greift. Aktuell liegt die Eintrittsschwelle bei sen. Diese wird aber von verschiedenen wenig darüber. 21 330 Franken. Es gibt ausserdem viele Seiten immer stärker angegriffen. Daher Lehrerinnen und Lehrer, die an mehreren ist es wichtig, Arbeitnehmendenvertretun- Was sollte Ihrer Meinung nach verändert Schulen angestellt sind und dadurch ver- gen und insbesondere Vertretungen von werden, damit sich junge Menschen schiedene Arbeitgeber haben. Es lohnt sich Lehrpersonen in PK-Stiftungsräten Weiter- vermehrt mit ihrer Altersvorsorge zu überprüfen, ob diese der gleichen Pensi- bildungen und Vernetzungsmöglichkeiten auseinandersetzen? onskasse angeschlossen sind. Wenn nicht, anzubieten. Das PK-Netz leistet hier her- Die 2. Säule muss wieder vermehrt als ist es möglich, dass man in der Summe vorragende Arbeit. Der LCH selbst orga- paritätisch geführte Sozialversicherung zwar einen ansehnlichen Lohn hat, dieser nisiert jedes Jahr die Austauschplattform verstanden werden. Das bedeutet, dass die aber gar nicht versichert ist. Nach Mög- für Pensionskassenfragen, an der die Stif- systemfremden Gewinne endlich gestoppt lichkeit sollten sie beide Einkommen bei tungsrätinnen und -räte ihr Know-how und werden müssen und dass wir Arbeitneh- der Kasse des Hauptarbeitgebers – oder ihre Erfahrungen austauschen können. mende die berufliche Vorsorge aktiv mitge- derjenigen mit den besten Leistungen – stalten, unsere Kenntnisse über die eigene versichern. Viele Kleinstpensen zu haben, Interview: Anna Walser Pensionskasse erweitern und uns für sie ist zum Beispiel unter Musiklehrpersonen engagieren müssen. Dazu gibt es interes- verbreitet. Für Lehrpersonen mit diesem sante Kurse, die sich auch für junge Men- Beschäftigungsmodell gibt es etwa die Weiter im Netz schen lohnen, etwa beim Bildungsinstitut «Pensionskasse Musik und Bildung». Auch www.LCH.ch > News > Archiv – movendo.ch. eine Versicherung bei der Stiftung Auf- Gestärkt für die Aufgabe in der PK fangeinrichtung BVG ist denkbar. Haupt- www.pk-netz.ch sache, ein so grosser Teil des Lohns wie www.movendo.ch möglich ist versichert – zu so guten Bedin- gungen wie möglich. Bei welchen Stellen können sich Lehrpersonen erkundigen, wenn sie Fragen zu ihrer Pensionskasse haben? Lehrerinnen und Lehrer sind zum Gross- teil öffentlich-rechtlichen, meist kantona- len Pensionskassen angeschlossen. Über praktische Fragen zur eigenen Vorsor- gesituation, zu Sparmodellen, Einkäufen etc. können ihnen die Auskunftstellen ihrer Pensionskassen weiterhelfen. Wenn gewerkschaftliche Fragen mitspielen, sind sie bei ihrem kantonalen Verband von Lehrpersonen oder bei einer Vertretung von Lehrpersonen im Stiftungsrat der Pensionskasse an der richtigen Adresse. Eine Mitgliedschaft lohnt sich also auch aus diesem Grund. Sie vertreten den LCH als Gabriela Medici, SGB-Zentralsekretärin für Vorstandsmitglied im PK-Netz. Weshalb Pascal Frischknecht, LCH, Vorstandsmitglied Sozialversicherungen. Foto: zVg ist dem LCH die berufliche Vorsorge ein PK-Netz. Foto: Eleni Kougionis 15
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