2018 Was Fußballer über Jesus denken - pro Medienmagazin

 
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2018 Was Fußballer über Jesus denken - pro Medienmagazin
pro    Christliches Medienmagazin
                                                               3 | 2018
                                                    www.pro-medienmagazin.de

                         Was Fußballer über Jesus denken

Michael Herbst              Jana Highholder         Michael Kretschmer
          plädiert für                legt                     steht für
          Mission auf                 Glaubens­                Politik mit
          Ökumenisch                  zeugnis via              Zuversicht
                                      YouTube ab
2018 Was Fußballer über Jesus denken - pro Medienmagazin
EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser!
„Es gibt zwar keinen Fußball-Gott, aber ich glaube, dass es ei-
nen Gott gibt, der uns Menschen liebt, genau so, wie wir sind,
mit all unseren Macken, und deswegen glaube ich, dass er
auch den Fußball liebt! Nur: Die Kiste müssen wir schon selber
treffen.“ Gibt es ein schöneres Statement als dieses von Star-
Trainer Jürgen Klopp vor der Fußball-WM 2018?

In dieser Ausgabe von pro erzählen Spieler und Trainer, was
                                                                                                                           22
sie stark macht und was Jesus ihnen bedeutet. Heiko Herrlich,
Bundesliga-­Trainer von Bayer 04 Leverkusen, bekennt: „Der
                                         Glaube ist mein Mittel-
                                         punkt.“ Im Interview
                                         erzählt er, welche Rol-
                                         le sein Glaube auch im
                                         Trainer-Alltag spielt.
                                         Beeindruckend, wie der
                                         frühere Nationalspieler
und Championsleague-Gewinner selbst während seiner lebens-
bedrohlichen Hirntumor-Erkrankung den Halt im Leben nicht
                                                                                                                           45
verlor – und andere Menschen ermutigt. Heiko Herrlich hat er-
lebt, was es heißt, wenn Gott spricht: „Lass dir an meiner Gnade
genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit“         Kurzmeldungen                                           4
(2. Korinther 12,9).                                                 Leserbriefe                                            31

Für viele Christen ist die WM Anlass für Begeisterung und An-        G ESELLS CH AFT
lass zum Gebet. Kirchengemeinden laden zum Public Viewing            Titel
ein. Dann sind auch Freunde bei uns zu Gast, die einfach nur         12 Freunde müsst ihr sein                               6
einsam sind oder sich auf Grillwürstchen freuen, weil sie sich       Heiko Herrlich: „Viele junge Spieler
die nicht selbst leisten können. Ja, es ist wichtig, dass beim ge-   stehen heute offen zu ihrem Glauben“                   10
meinschaftlichen Miterleben des großen Fußballfestes in Russ­        Jorginho: „Gott ist mein Spielmacher“                  12
land Jesus dabei ist und dass sein Geist des Friedens und des
versöhnten Miteinanders nicht draußen bleibt: Denn die WM ist        Der perfekte Gastgeber
nicht nur ein buntes Sport-Spektakel, sondern auch ein gigan-        Ritz-Carlton-Gründer und Jesus-Freund              14
tischer, gnadenloser Marktplatz. Sie findet statt in einem Land,     „Wir verschlafen die Digitalisierung“
in dem Menschenrechte missachtet werden – und nicht zuletzt          Professor Michael Herbst will mehr Evangelisation 16
zieht ein solches Mega-Fest immer auch destruktive Kräfte an.        Flucht aus Kim Jung-ils Hungerland
                                                                     Die unglaubliche Geschichte von Pastor Cho         18
Mehrere unserer Artikel beschäftigen sich mit der Frage, wie         „Jesus Christus hat mich von Rachegefühlen befreit“
Christen ihren Mitmenschen am besten von Gott berichten              Simon Jacob beklagt blauäugigen
können. Der Greifswalder Theologieprofessor Michael Herbst           Umgang mit politischem Islam                       22
macht Mut zu humorvoller und lebensnaher Verkündigung (S.
16). Ein Beispiel ist auch die Initiative „Grace and Truth“ von
Milan Klein, der das Evangelium sogar in der „schwarzen Sze-
ne“ bekannt machen möchte. Dazu hat Redakteurin Martina
Blatt das Wave-Gotik-Festival in Leipzig besucht (S. 42).

Empfehlen möchte ich Ihnen auch das Interview (S. 22) mit Jour-
nalist Simon Jacob, der jahrelang als „Peace Maker“ den Nahen
Osten bereiste. Er wirft der Politik einen blauäugigen Umgang        Bleiben Sie jede Woche auf dem Laufenden! Unser pdf-
mit dem politischen Islam vor, lehnt eine lasche Integrationspoli-   Magazin proKOMPAKT liefert Ihnen jeden Donnerstag die
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Ihr Christoph Irion

2 pro | Christliches Medienmagazin                                                                                       3 | 2018
2018 Was Fußballer über Jesus denken - pro Medienmagazin
INHALT | IMPRESSUM

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                                         Heiko Herrlich
                                         Der Fußball-Trainer
                                  8      erzählt von Jesus
                                                                                                                                                      42

  MEDIE N                                                                        KU LT U R
  Der Richter, der das Urteil selbst trägt                                       „Ihr sucht Jesus ...“
  Ein Impuls von Friederike Lübke                                       25       Ein Besuch im hippen Kirchenmuseum              40
  „Jeder Mensch ist Influencer“                                                  So kommt das Evangelium in die „Schwarze Szene“
  Jana Highholder ist YouTuberin für die Kirche                         26       Gothic-Fans für Jesus begeistern                42
                                                                                 „Danach kräht kein Hahn“
  POL ITIK                                                                       Eine Kolumne von Bastian Sick                   45
  Karl Marx war Antisemit und Rassist                                            Musik, Bücher und mehr
  Eine Kolumne von Wolfram Weimer                    28                          Neuerscheinungen kurz rezensiert                46
  Der besorgte Bürger
  Unterwegs mit AfD-Mann Volker Münz                 30
  „Nicht nur in Beton, sondern in Köpfe investieren“
  Ministerpräsident Michael Kretschmer im Interview 34

  PÄDAGOGIK
  Lasset die Kinder zu mir kommen
  Was konfessionelle Kitas besonders macht                              36
  Der digitale Nachwuchs
  Wie Jugendliche Neue Medien nutzen                                    38

  I MPR ESSUM                                             christlicher
                                                          medienverbund
                                                          kep

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  Vorsitzende Michael Voß | Geschäftsführer Christoph Irion                    Satz/Layout Christlicher Medienverbund KEP
  Redaktion Martina Blatt, Dr. Johannes Blöcher-Weil, Moritz Breckner (CvD),   Druck L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien, Geldern
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  Michael Müller, Stefanie Ramsperger (Redaktionsleitung), Norbert Schäfer,    IBAN DE73 5139 0000 0040 9832 01, BIC VBMHDE5F
  Jörn Schumacher, Jonathan Steinert, Swanhild Zacharias                       Beilage Israelnetz Magazin (16 Seiten)
  E-Mail info@pro-medienmagazin.de | kompakt@pro-medienmagazin.de              Titelfoto markusspiske / Photocase

3 | 2018                                                                                                     pro | Christliches Medienmagazin 3
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GNTM-Gewinnerin: „Habe
Gott alles zu verdanken“
D    ie gläubige Christin Toni Loba – privat Oluwatoniloba Dreher-Adenuga –
     hat in diesem Jahr die Castingshow „Germany‘s Next Topmodel“ (GNTM)
gewonnen. Gott sei die ganze Zeit an ihrer Seite gewesen, sagte sie direkt nach
ihrem Sieg der 13. Staffel. Die Stuttgarterin erklärte vor den ProSieben-Kame-
ras: „Ich weiß, dass ich alles Gott zu verdanken habe.“ Mit Freunden und Fa-
milie, die auf die Bühne gestürmt waren, sang sie den christlichen Gospel:

                                                                                  Foto: ProSieben/Martin Bauendahl
„We Give You Glory, Lord, As We Honor You“ – „Wir geben dir die Ehre, Herr,
indem wir dich ehren“. Die GNTM-Gewinnerin beschreibt, wie Gott sie auf
ihrem Weg begleitet habe: „Er hat mich nie enttäuscht, er hat mich nie lie-
gen gelassen. Er hat mich immer bestärkt und immer beschützt und soweit
gebracht, wie ich heute gekommen bin.“ Vor ihrem Einzug ins Finale war
in der Sendung zu sehen, wie sie vor einem Shooting ihre Konkurrentinnen
zu einem gemeinsamen Gebet versammelte und Gott darin um Gesundheit,
Freude und Selbstbewusstsein im Wettkampf bat. Ihr sei es sehr wichtig ge-                                       Die 18-jährige Toni Loba geht in eine freikirchliche
                                                                                                                 Gemeinde und leitet dort den Jugendgottesdienst
wesen, mit den Mädchen zu beten, weil sie ihnen dadurch das habe mitge-
ben könne, was ihr Kraft gebe – „auch wenn sie nicht so glauben, wie ich
glaube“. Im Interview von pro erklärte Loba im April: „Gott ist für mich alles,                                  Lesen Sie hier das vollständige Interview mit
                                                                                                                 Toni Loba: bit.ly/toniloba
weil er mich erschaffen hat und mir mein Leben lang treu geblieben ist. In
allem habe ich Zuflucht und Kraft in ihm gefunden, als ich sie brauchte.“ Sie
habe gemerkt, dass sie „nichts ohne die Hand Gottes, die mich leitet, machen
kann“. Er beschütze, unterstütze und segne sie jeden Tag. | martina blatt

    um 10 prozent
                                      ... hat die Zahl intoleranter und diskriminierender Vorfälle gegen Christen in Europa zwi-
                                      schen 2016 und 2017 zugenommen. Das geht aus einem Anfang Mai veröffentlichten Bericht
                                      der österreichischen „Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegen Chris-
                                      ten“ hervor. Waren es 2015 noch 180 vermerkte Vorfälle, stieg die Zahl im Folgejahr auf 250.
                                      Vergangenes Jahr seien es mehr als 275 Vorkommnisse gewesen. Die in Wien ansässige Or-
                                      ganisation erhebt mit ihrer Auflistung keinen Anspruch auf einen vollständigen Überblick
                                      der Situation von Christen in Europa. „Unsere Arbeit zielt darauf ab, die Opfer von Intole-
                                      ranz und Diskriminierung zu ermutigen, ihre Geschichten zu erzählen“, erklärt die Direktorin
                                      der Beobachtungsstelle, Ellen Fantini, im Vorwort der Studie. Zudem solle eine Sensibilisie-
                                      rung erfolgen, sodass „das Phänomen ernst genommen wird“. Bei den aufgelisteten Vorfäl-
                                      len handelt es sich unter anderem um Vandalismus, Raub, Brandstiftung und die Zerstörung
                                      christlicher Symbole sowie körperliche Angriffe auf Gläubige. Für Deutschland listet die Or-
                                      ganisation für die Jahre 2016 und 2017 insgesamt 57 Vorfälle auf. Darunter sind zahlreiche
                                      Drohungen gegenüber christlichen Flüchtlingen, der Mord an einer zum Christentum konver-
                                      tierten Mutter oder ein Angriff der linksextremen Antifa auf Teilnehmer der „Demo für Alle“
                                      2016 in Stuttgart. Der Bericht erwähnt auch die mittlerweile offline gegangene Internetseite
                                      Agentin.org der Heinrich-Böll-Stiftung und einen Farbbeutel-Angriff auf die Freie Theolo-
                                      gische Hochschule in Gießen. Der Bericht findet sich unter dem Reiter „Publications“ auf:
                                      www.intoleranceagainstchristians.eu. | martina blatt

4 pro | Christliches Medienmagazin                                                                                                                               3 | 2018
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Drei Fragen an ...
... Johanna Stiebert. Sie erforscht als Gastwissenschaftlerin in Religionswissenschaf-
ten an der Universität Bamberg, wie und warum klassische biblische Symbole wie
Adam und Eva, der Paradiesgarten oder die Dornenkrone in der modernen Kultur auf-
tauchen und inwiefern in der Bibel eine „Kultur der Vergewaltigung“ vorkommt.
pro: Worum geht es in Ihrer Forschung?
Johanna Stiebert: Ich erforsche, wie sexualisierte Gewalt und Begriffe wie Jungfräulich-
keit, Reinheit und dergleichen mit biblischen Symbolen in Verbindung gebracht wer-
den. Meine Kollegen und ich sind davon überzeugt, dass Popkultur sich diese Themen
aussucht, weil sie so schnell erkennbar sind und sich die Leute dafür interessieren.
Durch #metoo glauben wir, dass das Thema gerade jetzt sehr wichtig ist.
Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen?
Ich habe mit Kolleginnen das Shiloh-Projekt gegründet. Darin geht es um die Frage,
wie die Religion und die Bibel mit „Rape Culture“ zusammenzubringen sind. Der Name
geht zurück auf eine Geschichte am Ende des Buches Richter. Dort wird von der Verge-

                                                                                             Foto: pro/Jörn Schumacher
waltigung der Frau eines Leviten berichtet. Später entführen die Männer die Mädchen
von Shilo.
Die biblischen Texte, die Sie meinen, sind nicht sehr positiv …
Nein. Aber es ist wichtig, sie zu verstehen. Die Geschichte von David und Bathseba bei-
spielsweise wird oft als große Romanze dargestellt, etwa in Hollywoodfilmen. Wenn
man aber mal die Geschichte liest, ist da nichts mehr von Romantik. Es geht einfach
um einen mächtigen Mann, der sich jede Frau nehmen kann, die er haben will, und da-                                          Johanna Stiebert wurde in Neuseeland gebo-
                                                                                                                             ren, studierte in Neuseeland und England,
bei weiß, dass sie verheiratet ist. Es ist viel wahrscheinlicher, dass es eine Vergewalti-                                   bevor es sie beruflich nach Schottland, Bots-
gung ist, als dass es eine große Romanze ist. Es ist nicht unwichtig, sich diese Sachen                                      wana, Indien, Wales und in die USA zog.
bewusst zu machen.
Vielen Dank für das Gespräch. | die fragen stellte jörn schumacher                                                           Lesen Sie hier das vollständige Interview mit
                                                                                                                             Johanna Stiebert: bit.ly/stiebert

Journalisten-Schelte hat Folgen
für Berichterstattung
I n Kommentarspalten von Online-Medien oder auf Facebook ist es einfach, sich über
  Journalisten aufzuregen. Verbale Attacken, Beleidigungen und Shitstorms sind kei-
ne Seltenheit. „Das beeinflusst auch die Produktion von Nachrichten“, erklärte die
Forscherin Senja Post von der Universität Zürich bei der Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Kommunikationswissenschaft und Publizistik. Gemeinsam mit ih-
rem Mainzer Kollegen Hans Mathias Kepplinger geht sie davon aus, dass Journalisten
                                                                                             Foto: opposition24.de (CC BY 2.0)

beim Schreiben eines Beitrags schon an die mögliche Reaktion des Publikums denken.
Bei einer Journalistenbefragung fanden die Kommunikationswissenschaftler heraus:
Empfand ein Journalist die Anfeindung eher als positiv – etwa weil er sich dadurch in
seinem Mut und seiner Objektivität bestätigt fühlte oder weil die Aufregung für mehr
Klicks auf der Webseite sorgte –, beharrte er eher auf seiner Position und wollte da-
gegenhalten. Wer Angriffe des Publikums emotional negativ wahrnahm, neigte später
eher zum Einlenken. Zensieren sich Journalisten damit selbst? Nein, sagen Post und
                                                                                                                             Wie Journalisten über bestimmte Themen
Kepplinger. Denn am stärksten lehnten die Befragten die Aussage ab: „Ich verwende
                                                                                                                             berichten, hängt auch davon ab, welche
vorsichtigere Formulierungen“. Hingegen gab es die meiste Zustimmung dazu, selbst-                                           Erfahrungen sie mit Anfeindungen gemacht
kritischer zu werden. Allerdings gebe es auch Journalisten, die als Reaktion auf Anfein-                                     haben
dungen provozieren wollen. | jonathan steinert

3 | 2018                                                                                                                         pro | Christliches Medienmagazin 5
2018 Was Fußballer über Jesus denken - pro Medienmagazin
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6 pro | Christliches Medienmagazin   3 | 2018
2018 Was Fußballer über Jesus denken - pro Medienmagazin
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12 Freunde
müsst ihr sein
Für sie ist Jesus immer mit dabei: Das denken
Spieler und Trainer über Gott | von david kadel

     Jürgen

                                                         Foto: David Kadel
     Klopp
     (*1967), Trainer
     FC Liverpool

     Wer ist Jesus für Sie?
     Da kommt jemand mit eindeutigen, klaren Auf-
     gaben auf die Welt – die waren ja auch nicht ge-
     rade vergnügungssteuerpflichtig – zu den Men-
     schen, um zu beweisen, dass es Gott tatsächlich
     gibt. Bis hierhin war es ja nicht endgültig klar,
     zumindest nicht allen. Das war der positive Teil
     der Aufgabe, aber am Ende lastet er sich alle
     Sünden auf und lässt sich dafür sogar ans Kreuz
     nageln. Das ist einfach die einschneidendste Ge-
     schichte aller Zeiten, die es für mich als Christ
     gibt, weil sie alles verändert hat. Es hat lange
     gedauert, bis die frohe Botschaft dann tatsäch-
     lich auch flächendeckend verkündet wurde, und
     auf diesem Weg ist auch nicht alles richtig ge-
     macht worden. Aber ich lebe nun mal im Jetzt
     und es ist die großartigste Tat, die jemals voll-
     bracht wurde. Und wir alle sind nicht ansatzwei-
     se in der Lage, das jemals leisten zu können.
     Aber das müssen wir auch nicht, denn wir haben
     ja mit Jesus jemanden, der das für uns getan hat.
     Das ist sehr, sehr tröstlich.
     (aus: „Was macht dich stark“
     von Autor David Kadel; www.davidkadel.de)

                                           pro | Christliches Medienmagazin 7
2018 Was Fußballer über Jesus denken - pro Medienmagazin
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                                                                                                                       Foto: Werder Bremen
                                          Robert
                                          Bauer
                                          (*1995), Werder
                                          Bremen

                                          Wer ist Jesus für Sie?
                                          Jesus ist für mich ein ständiger Begleiter auf
                                          meinem Weg durchs Leben und jemand, der
                                          immer für mich da ist, egal wie es mir geht.
                                          Ich habe kürzlich wieder die Geschichte von
                                          dem Gelähmten, der vor der Synagoge sitzt,
                                          gelesen. Die Jünger können ihn tatsächlich
                                          heilen, weil sie es im Namen Jesu machen.
                                          Das hat mich sehr fasziniert. Ich denke oft da-
                                          rüber nach, was man mit Jesus alles erleben
                                          könnte, wenn man ihm mehr zutrauen würde.
                                          Was gibt Ihnen Kraft?
                                          Mein tiefer Glaube an Gott ist definitiv meine
                                          Stärke im Leben und auch in meinem Beruf als
                                          Fußballer. Der Rückhalt meiner Familie und
                                          meiner Freunde ist etwas, das mich auch im-
                                          mer wieder stärkt und oft wichtig für mich ist,
                                          um neu aufzutanken.
                                          		                                      Ihr WM-Tipp?
                                          		                                      Deutschland - Frankreich 1:2

                                                                                                                                                        Foto: picture alliance/augenklick
   Thilo Kehrer
                                                         Foto: picture alliance/REUTERS

                                                                                                    Michael
   (*1996), Schalke                                                                                 Köllner
   04, Kapitän der                                                                                  (*1969), Trainer
   deutschen U21                                                                                    1. FC Nürnberg
   Nationalmann-
   schaft                                                                                           Wer ist Jesus für Sie?
                                                                                                      Ein Idol. Wenn jemand für die Menschen
   Wer ist Jesus für Sie?                                                                             stirbt, was gibt es Größeres? Wenn man sein
   Mein ständiger Begleiter. Ich spreche viel mit                                                     eigenes Ego so dermaßen hinten anstellt und
   ihm und verbringe zu Hause bewusst sehr viel                                                       sich letztendlich einer größeren Sache unter-
                                                                                                 3 | 2018
   Zeit mit Gott. Ich habe immer so ein Gefühl,                                                       wirft und sich für alle Menschen einsetzt – das
   dass Gott irgendwie über mir schwebt und von                                                       ist Jesus!
   oben auf mich herabschaut und mir meinen Weg                                                     Was gibt Ihnen Kraft?
   weist.                                                                                           Rückhalt und Vertrauen der Familie. Der Glau-
   Was gibt Ihnen Kraft?                                                                            be, dass man sich auf jemanden verlassen
   Der Glaube und das Bewusstsein, dass Gott                                                        kann und nicht verlassen ist, und schließlich:
   der Helfer an meiner Seite ist und ich mir keine                                                 Das Vertrauen des Vereins und der Fans. Mich
   Sorgen zu machen brauche oder unsicher sein                                                      macht es stark, Tag für Tag an mir selbst zu ar-
   muss. Denn nichts kann mich aufhalten mit Gott                                                   beiten, dabei eine gewisse Bescheidenheit zu
   an meiner Seite. Übrigens habe ich auch ein                                                      behalten, den Ablenkungen des Lebens aus
   Geheimnis, was mich körperlich stark macht:                                                      dem Weg zu gehen und mich dabei immer wei-
   Ingwer-­Minz-Zitronen-Tee, mit Honig drin, das                                                   terzuentwickeln.
   knallt voll rein! :-)                                                                            Ihr WM-Tipp?
   Ihr Lieblings-Bibelvers?                                                                         Ich tippe auf ein Endspiel England - Frank-
   Gott ist mein Heil und mein Segen und meine                                                      reich. Mit einem 2:1 für England.
   Zuversicht. Der Fels meiner Stärke liegt in Gott!
   Psalm 72,7. Den Vers habe ich als Tattoo immer
   bei mir.

8 pro | Christliches Medienmagazin                                                                                                                3 | 2018
2018 Was Fußballer über Jesus denken - pro Medienmagazin
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                                                                                                          Anzeige

                                                    Foto: picture alliance
Davie Selke
(*1995), Hertha
BSC Berlin, U21
Europameister 2017

Wer ist Jesus für Sie?
Ich vertraue ihm von Herzen, dass er immer ei-
nen guten Weg für mich bereithält. Ich finde es
faszinierend, dass er einem jeden Fehler vergibt,
wenn man ihn ernsthaft bereut. Und genau dafür
ist er ja für uns gestorben. Vergebung ist über-
haupt ein großes Thema für mich, weil man ein-
fach in solchen Momenten Größe zeigt.
Was gibt Ihnen Kraft?
Mir gibt Jesus mit seiner Liebe für mich unheim-
liche Kraft und Ruhe. Es ist der Glaube an Gott,
der mir in schwierigen Zeiten hilft. Aber auch
meine Familie ist ein ganz wichtiger Bestand-
teil in meinem Leben, die immer für mich da ist,
wenn’s mal nicht so gut läuft – wenn’s gut läuft
sind ja meistens andere Menschen da (lacht).
Ihr Lieblings-Vers?
Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz! (Matt-
häus 6,21)

                                                                             pro | Christliches Medienmagazin 9
2018 Was Fußballer über Jesus denken - pro Medienmagazin
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Bundesliga-Trainer Heiko Herrlich

„Viele junge
Spieler stehen
heute offen zu
ihrem Glauben“
Für den Fußballtrainer Heiko Herrlich von Bayer
04 Leverkusen steht der Glaube im Mittelpunkt
seines Lebens. Früher sei er damit in der
Bundesliga ein Exot gewesen. Aber bei der
jungen Fußballergeneration hat er einen
Wandel festgestellt. | die fragen
stellte michael müller

   Der gebürtige Mannheimer Heiko
   Herrlich war einer der erfolg-
   reichsten deutschen Stürmer
   der 1990er-Jahre: 1995 wur-
   de er bei Borussia Mönchen-
   gladbach Torschützenkönig
   der Bundesliga, 1997 gewann
   er mit Borussia Dortmund die
   Champions League und den
   Weltpokal. Im Jahr 2000 dia-
   gnostizierten Ärzte bei ihm einen
   bösartigen Gehirntumor. Eine Strah-
   lentherapie war erfolgreich. Der
   heute 46-Jährige ist seit 2017 Trai-
   ner des Bundesligavereins Bayer 04
   Leverkusen.

Foto: Bayer 04 Leverkusen

10 pro | Christliches Medienmagazin               3 | 2018
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                             pro: Wie hilft Ihnen der christliche         „Jesus liebt dich“ – diesen Satz sage         passagen. Ich kann mich an eine Situati-
                             Glaube bei der täglichen Arbeit?             ich gerne jungen Menschen beispiels-          on in Regensburg erinnern. Dort hat sich
                             Heiko Herrlich: Mein Glaube hilft mir        weise zur Konfirmation. Und zwar des-         ein Spieler klar im Ton vergriffen. Alle ha-
                             nicht nur im beruflichen Alltag, der ja      halb, weil ich es für mich selbst so emp-     ben auf mich geschaut und eine Reakti-
                             nur einen Teil, wenn auch einen bedeu-       finde. Es gab Phasen, da habe ich mich        on erwartet. Ich habe ihnen ein Gleichnis
                             tenden, meines Lebens darstellt. Ich         zu meinem Glauben überhaupt nicht ge-         aus dem Johannes-Evangelium vorgetra-
                             will damit sagen, dass ich daraus Kraft      äußert. Ich empfand das als meine Pri-        gen: „Eine Ehebrecherin sollte gesteinigt
                             schöpfe in allen Lebenslagen. Im Pri-        vatsache. Es gab aber auch Situationen,       werden. Jesus kommt dazu. Die Leute sa-
                             vaten, im Job. Der Glaube ist mein Mittel-   in denen ich das Verlangen hatte, meinen      gen zu ihm: Die Frau hat die Ehe gebro-
                             punkt, ich habe mich immer geborgen ge-      Glauben zu teilen, ihn weiterzugeben.         chen, sie muss gesteinigt werden; was
                             fühlt im und durch mein Gottvertrauen.                                                     sollen wir tun? Jesus sagt: Wer von euch
                                                                          Sie meinen damit auch Ihre erfolgreich        ohne Sünde ist, der soll den ersten Stein
                                                                          bekämpfte Hirntumor-Erkrankung im             werfen. Nach und nach gehen alle weg,
                                                                          Jahr 2000. Können Sie schildern, wie          die Alten zuerst.“ Mich beeindruckt die-
                                                                          Ihnen Ihr Glaube damals geholfen hat?         se Geschichte sehr. Gerade die Alten wis-
                                                                          Genau das war solch eine Situation, von       sen: Wir haben in unserem Leben selbst
                                                                          der ich gerade gesprochen habe. Wäh-          genug Fehler gemacht. Auch wenn die
                                                                          rend beziehungsweise nach meiner              Sünde noch so groß ist: Es geht immer
                                                                          Hirntumor-Erkrankung wollte ich das           wieder darum, zu vergeben. Wir dürfen
                                                                          Glück, das ich empfunden habe, wei-           uns nicht zum Richter machen, sondern
Foto: picture alliance/dpa

                                                                          tergeben: die Erfahrung, dass man ge-         sollten immer wieder aufeinander zuge-
                                                                          tragen wird. Natürlich habe ich Gott da-      hen und verzeihen.
                                                                          mals auch gefragt: Warum muss ich das
                                                                          jetzt ertragen? Tief in mir hatte ich den-    Sie haben sich gewünscht, dass der
                                                                          noch ein unerschöpfliches Gottvertrau-        Glaube vieler Fußballer auf die Ge-
                              1995 war Heiko Herrlich Torschützenkönig    en. Ich glaube, dass alles so seine Rich-     sellschaft überschwappt. Was müssen
                                der Bundesliga                            tigkeit hat. Ich zitiere diesbezüglich ger-   christliche Fußballer dafür tun?
                                                                          ne die Bibel. Im Buch der Sprüche heißt       Zu meiner aktiven Zeit als Profifußballer
                                   In welchen Momenten des                es: „Verlasse dich von ganzem Herzen auf      galt man eher als Exot, wenn man sich
                                     Lebens spüren Sie Gott am            den Herrn und verlasse dich nicht auf         öffentlich zu seinem Glauben bekannt
                                      stärksten?                          deinen Verstand, so wird er deinen Weg        hat. Das waren einige wenige wie Jorgin-
                                        In den Momenten, in denen         dir rechtens zeigen.“                         ho, Wynton Rufer oder Rune Bratseth. Ich
                                          Gott mich Dankbarkeit und                                                     habe das auch getan, aber manchmal fiel
                                           Demut empfinden lässt.                                                       es mir durchaus auch schwer, da habe ich
                                                                                                                        mich ein bisschen unwohl gefühlt. Heu-
                                              Wie sind Sie mit dem                                                      te ist das ganz anders. Zum einen bei mir
                                               christlichen Glauben
                                                in Berührung ge-            „Es geht immer                              selbst, denn mein Glaube gehört zu mir,
                                                                                                                        er gibt mir Halt, er hilft mir. Zum anderen
                                                 kommen? Haben
                                                  Ihre Eltern Sie mit       wieder darum,                               gibt es viele junge Spieler, die ganz of-
                                                                                                                        fen zu ihrem Glauben stehen. Mit diesen
                                                  in die Kirche ge-
                                                   nommen?                  zu vergeben.“                               Spielern rede ich häufig darüber, und sie
                                                                                                                        mit mir. Wenn ein Spieler diesen Impuls
                                                   Ja, das haben sie.                                                   in sich trägt, dann bestärke ich ihn gerne
                                                   Doch unabhängig                                                      darin. Aber ich sehe für die jungen Fuß-
                                                  davon hatte ich be-                                                   baller keine Verpflichtung, ihren Glau-
                                                 reits als Kind eine                                                    ben öffentlich zu machen. Wenn sie es
                                                Beziehung zu Gott         Trainer sind im besten Fall auch echte        wollen, ist es gut.
                                               entwickelt. Wenn ich       Vorbilder für junge Fußballspieler. Sie
                                              zum Beispiel mal un-        können beispielsweise Orientierung            Danke für das Gespräch!
                                            ter Bauchschmerzen litt,      bieten. Inwiefern spielt die Bibel bei
                                           dann habe ich ihn immer        Ihren Ratschlägen an die Nachwuchs-
                                          gebeten, mir zu helfen und      kicker eine Rolle?
                                         sie von mir zu nehmen. Ir-       In diesem Zusammenhang möchte ich die
                                       gendwie hatte ich da schon         Leute, auch meine Spieler, nicht überfor-         Herrlichs WM-Tipp:
                                      das Gefühl, dass da jemand ist,     dern. Aber ich zitiere immer wieder mal           Deutschland, aber auch
                                     der auf mich achtet.                 aus der Bibel. Gerade wenn es Span-               Frankreich, Spanien oder
                                                                          nungen innerhalb der Mannschaft gibt.             Brasilien könnten es schaffen.
                             Wie hat sich Ihre Beziehung zu Jesus         Da kann man wunderbar die Bibel zurate
                             Christus über die Jahre entwickelt?          ziehen und es gibt einige passende Text-

                             3 | 2018                                                                                    pro | Christliches Medienmagazin 11
GESELLSCHAFT

               Jorginho:

               „Gott ist mein
               Spielmacher“
               Der brasilianische Fußballweltmeister (1994) Jorginho fand
               nach einem exzessiven Leben einen „festen Punkt“. Als erster
               ausländischer Mannschaftskapitän der Bundesliga leitete der
               missionarische Christ einen Bibelkreis für seine Mitspieler bei
                Bayer 04 Leverkusen. Die Jungprofis Oliver Pagé und Heiko
                 Herrlich ließen sich von seiner Christusbegeisterung anste­
                  cken. Heute unterhält er im Slumviertel von Rio eine Fußball­
                   schule. | von günther klempnauer

               J
                   orginho kam gleich auf seine Her-          noss in vollen Zügen das Nachtleben von
                   kunft zu sprechen: „Wenn ich an mei-       Rio und hatte ständig schöne Frauen um
                   ne Jugendzeit zurückdenke, war ich         mich. Doch mein Herz war leer. In dieser
               beim Fußballspielen am glücklichsten.          Zeit wurde mein älterer Bruder plötzlich
               Gehungert hat unsere Familie mit sechs         Christ. Jahrelang hatte er unsere Fami-
               Kindern zwar nicht, aber wir lebten im-        lie tyrannisiert. Wenn er betrunken nach
               mer am Rande des Existenzminimums im           Hause kam, hat er alles zusammenge-
               Elendsviertel von Rio. Mein Vater starb,       schlagen. Doch nun änderte sich sein Le-
               als ich zehn Jahre alt war. Schon vorher       ben. Er war nicht wiederzuerkennen. Er
               hatte er sich von unserer Mutter getrennt      trank nicht mehr, schikanierte uns nicht
               und war für die Kinder natürlich auch          mehr und war mit sich selbst zufrieden.
               nicht da. Erst später begriff ich, wie wich-   Mein Bruder war ein neuer Mensch ge-
               tig der Vater für eine Familie ist. Meine      worden, und das machte mich stutzig.
               Mutter musste den ganzen Tag in einer          Denn ich hatte doch alles, was er nicht
               Wäscherei arbeiten, weil wir Kinder sonst      hatte: Geld, Ruhm und Frauen. Aber ich
               verhungert wären. Mein ältester Bruder         war unglücklich und er war glücklich.“
               war Alkoholiker und mein jüngster Bru-         (...)
               der drogensüchtig.“
                                                              „Ohne Gott war ich ein
                                                                                                          Foto: Foto Arena LTDA / Alamy Stock Foto

                 Vielleicht um von den kaputten fami-
               liären Verhältnissen abzulenken, unter-        jämmerlicher Kerl“
               brach Cristina unvermittelt ihren Mann:
               „Wären Jorgi und ich nicht Christen ge-        Als der Fußballprofi im Aktuellen Sport-
               worden, wären wir jetzt nicht so glück-        studio vom ZDF-Moderator Karl Senne
               lich verheiratet.“ Jorginho schaute mich       provozierend gefragt wurde, ob ihm das
               an und sagte: „Du musst wissen, dass ich       Leben ohne seine Frauengeschichten
               früher sehr vergnügungssüchtig war. Ich        überhaupt noch Spaß mache, antwortete
               verdiente viel Geld, fuhr tolle Autos, ge-     er: „Ich kenne beide Seiten und weiß, wo-

                                                                                              3 | 2018
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                                         von ich rede. Ohne Gott war ich ein jäm-      eine Bibel als Geschenk zu überreichen.        gehen.‘ Im Propheten Maleachi heißt es:
                                         merlicher Kerl, mit Gott bin ich ein ganzer   Patrick Notthoff, der Kapitän vom MSV          ‚Wendet euch zu mir, dann will ich mich
                                         Mann, der frei entscheiden kann, was er       Duis­burg, sagte zu dieser ungewöhn-           euch zuwenden und euch helfen, ich, der
                                         tut und lässt. Ich erfahre in meiner Fami-    lichen Aktion: „Bei jedem anderen wäre         Herr.‘“ (...)
                                         lie mit Cristina und unseren drei Kindern     es lächerlich gewesen. Aber Jorginho ist
                                         Liebe und Geborgenheit. Ich brauche kei-      eine richtige Persönlichkeit. Er hat mir       Fußballschule für
                                         ne zweifelhaften Vergnügungen mehr;           erklärt, warum er das macht. Das ist zwar      Straßenkinder in Rio
                                         denn die Flucht in den Rausch ist immer       ungewöhnlich, aber ich fand es toll.“
                                         ein Zeichen innerer Leere. Wenn ich heu-        Bibellesen gehörte schon damals für          Sein heutiges Arbeitsfeld befindet sich
                                         te nach Hause komme, muss ich nicht           den praktizierenden Christen zum täg-          immer noch in Rio, wo er als Fußball-
                                         verzweifelt nach irgendwelchen Ausre-         lichen Brot, weil ihn diese geistliche Spei-   spieler zuerst bei CR Flamengo und als
                                         den suchen, warum ich später gekom-           se innerlich stärkt, inspiriert und moti-      64-facher Nationalspieler wiederholt im
                                         men bin. Es gibt kein Misstrauen mehr         viert. Deshalb bot er seinen Mitspielern       Maracanã-Stadion vor 80.000 Zuschau-
                                         zwischen uns.“ – „Hat sich deine Einstel-     jeden Donnerstag in seiner Wohnung             ern gespielt hatte. Seine langjährigen
                                         lung als Fußballprofi auch verändert?“ –      einen Bibelabend mit lockeren Gesprä-          Fußballkollegen hat er ausgetauscht ge-
                                                                                       chen über Gott, familiäre und berufliche       gen Straßenkinder aus den Elendsvier-
                                                                                       Fragen und Probleme an. Seine Mitspie-         teln von Rio. Es sei ein täglicher Über-
                                                                                       ler Oliver Pagé, Heiko Herrlich und ande-      lebenskampf, auf den er sich eingelas-
                                                                                       re fanden einen persönlichen Zugang zu         sen habe. „Wir wollen diesen Kindern
                                                                                       Gott und der christlichen Botschaft.           der Armut eine Chance geben“, sagte der
                                                                                                                                      „barmherzige Samariter“; denn sie seien
                                                                                       Von Gott angestrahlt wie unter                 der Nährboden für die Straßenkriminali-
                                                                                       Flutlicht                                      tät, wenn man sie im Stich lasse. Im Jahr
Foto: Aflo Co. Ltd. / Alamy Stock Foto

                                                                                                                                      2000 siedelte er die von ihm gegründe-
                                                                                       Immer wurde Jorginho gefragt, wie er           te Fußballschule „Bola Pra Frente“ („Mit
                                                                                       sein persönliches Glaubensverhältnis           dem Ball nach vorn“) in der Favela Gua-
                                                                                       zu Gott, dem himmlischen Vater, und            dalupe im Norden von Rio an, wo er selbst
                                                                                       seinem Sohn Jesus Christus beschrei-           aufgewachsen war. 700 Jugendliche ha-
                                                                                       ben würde. Jorginho versuchte eine Ant-        ben jährlich die Möglichkeit, dort ver-
                                                                                       wort: „Es ist leichter, Fußball zu spie-       schiedene Ballsportarten, aber auch den
                                         Jorginho wurde 1994 mit der brasilianischen   len, als den Glauben an Christus zu er-        Umgang mit Computern zu erlernen oder
                                         Mannschaft Fußball-Weltmeister                klären. Man muss ihn erlebt haben. Ich         berufsvorbereitende Kurse zu besuchen.
                                                                                       möchte es mit einem Bild umschreiben:          Stolz berichtete er: „Die Favela Guadalu-
                                                                                       Wenn wir abends unter Flutlicht spielen,       pe hat sich schon ein Stück weit verän-
                                         „Wenn ich früher nach einem verlorenen        sind wir angestrahlt. Dadurch entsteht         dert. Die Kids spielen, lesen und schrei-
                                         Spiel nach Hause kam, war die Hölle los.      ein Schatten, der mich ständig beglei-         ben zu sehen, ist mein größtes Glück.“
                                         Ich war unausstehlich und unnahbar. Ich       tet. Genauso fühle ich mich von Gott an-
                                         spiele sehr gerne Fußball, und es ist für     gestrahlt, ob ich laufe, stehe oder gehe.
                                         mich auch wichtig zu gewinnen. Aber           Der Schatten begleitet mich, wo immer
                                         es ist nicht mehr die Hauptsache; denn        ich bin. Gott umgibt mich auf allen We-
                                         ich bin innerlich nicht mehr vom Spiel-       gen. So wie der Schatten mir zeigt, dass
                                         ergebnis abhängig. Ob Sieg oder               ich angestrahlt werde, so spiegelt sich
                                         Niederlage im Fußball, das stört meinen       Gottes Wesen in meinem Leben wider. Ich
                                         Seelenfrieden nicht nachhaltig. Ich kann      setze mich den Strahlen seiner Liebe aus
                                         ein Spiel verlieren, weil mein persön-        und werde erwärmt. Deshalb habe ich ei-
                                         licher Sieg nicht vom Fußball abhängt.        nen Platz an der Sonne. Diese göttlichen
                                         Mein Sieg gründet sich auf den Sieg Chri-     Energie­strahlen sind für mich eine Kraft,
                                         sti, der mir durch seinen Tod und seine       die mein Leben total verändert hat. Das
                                         Auferstehung Vergebung meiner Schuld          sagt schon der Apostel Paulus: ‚Das Evan-
                                         und ewiges Leben erworben hat.“ (...)         gelium ist eine Kraft Gottes, die glückse-
                                                                                       lig macht alle, die daran glauben‘ (Römer
                                         Mannschaftskapitän                            1,16). Wenn ich mit einem Menschen über          Dieser Auszug ist dem Buch „Keiner
                                         verschenkt Bibel                              Gott rede, bete ich im Stillen, Gott möge        kommt an Gott vorbei“ entnommen.
                                                                                       ihn erleuchten durch seinen Heiligen             Darin schreibt Günther Klempnauer
                                         Als bisher erster Ausländer wurde Jorgin-     Geist. Sonst spielt sich nichts ab. Ich sag      über den Glauben von Fußball­
                                         ho in Leverkusen von seinen Mann-             dann einfach: ‚Probier es doch mal aus.          Legenden. Aktuell erschienen im
                                         schaftskameraden zum Kapitän ge-              Stell den Kontakt zu Gott doch einfach           St. Benno Verlag, 232 Seiten, 16,95
                                         wählt. Diese Position nutzte er, um dem       mal her. Wenn du nicht den Lichtschal-           Euro, ISBN 9783746251752.
                                         Spielführer der gegnerischen Mannschaft       ter betätigst, wird dir nie ein Licht auf-

                                         3 | 2018                                                                                     pro | Christliches Medienmagazin 13
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                                                           Der perfekte
                                                           Gastgeber
                                                           Ritz-Carlton-Gründer Horst Schulze schaffte es „vom Tellerwä-
                                                           scher zum Millionär“. Mit Charisma und Disziplin erreichte der
                                                           gebürtige Rheinland-Pfälzer mit seinen Luxushotels das, wovon
                                                           andere Unternehmer träumen. Doch der Milliardär ist auf dem
                                                           Boden geblieben. Sein Glaube erdet ihn. | von swanhild
                                                           zacharias

                                                           S
                                                                 eine Frau weigert sich, mit ihm in       der Amerikaner tun würde, der Deutsch
                                                                 seinen eigenen Hotels Essen zu ge-       spricht. In Winningen an der Mosel in
                                                                 hen. Denn Horst Schulze kann die         den Dreißigerjahren geboren, begann er
                                                           Arbeit nicht einfach Arbeit sein lassen.       mit 14 Jahren eine Kellnerlehre im Kurho-
                                                           Dafür legt er zu viel Wert auf den per-        tel Bad Neuenahr. Die Branche faszinierte
                                                           fekten Service – in diesem Fall darauf,        ihn, schon als Kind wusste er, dass er dort
                                                           nicht zu lange auf die einzelnen Gän-          arbeiten wollte. In den folgenden Jahren
                                                           ge warten zu müssen. Es ist schon vor-         heuerte er in den führenden Hotels Euro-
                                                           gekommen, dass er in die Hotelküche            pas als Kellnerlehrling, Kochlehrling und
                                                           stürmte und den Angestellten erklärte,         -gehilfe an. Auch wenn er in Luxushotels
                                                           dass die Geschäftsleute unter den Gästen       wie dem Bourgeoise Palast Lausanne,
                                                           nie wieder kommen werden.                      dem Bellevue Palast in Bern und im Savoy
                                                             Schulze wurde schon als „Welthotelier“       Hotel in London arbeitete – sein eigenes
                                                           ausgezeichnet. Der Internationale Tou-         Leben war zunächst alles anderes als lu-
Foto: pro/Martina Blatt

                                                           ristikverband Hotel & Travel worldwide         xuriös. „Ich habe in Paris in Zimmern ge-
                                                           kürte ihn im Jahr 2002 zum bedeutends-         lebt – das können Sie sich nicht vorstel-
                                                           ten Hotelier aller Zeiten. Und der dama-       len“, sagt er heute. „Ich weiß, was Luxus
                                                           lige US-Präsident George W. Bush ver-          ist, und ich weiß, was Armut ist.“ Er wisse
                     Der Ritz-Carlton-Gründer Horst        lieh ihm in den Neunzigern den „Malcom         auch um jeden Job seiner Angestellten
                     Schulze ist der geborene Hotelier     Baldrige National Quality Award“, die          und die damit einhergehenden Herausfor-
                                                           höchste Qualitätsauszeichnung in den           derungen, „denn ich habe sie alle selbst
                                                           USA. Der Preis wird auch „Wirtschafts-         ausgeübt“. Vielleicht versucht Schulze
                                                           Oscar“ genannt.                                deshalb, auf dem Boden zu bleiben. Auch
                                                             Der heute 80-Jährige gründete 1983 die       wenn Geld jetzt keine Rolle mehr spielt,
                                                           Ritz-Carlton-Hotels und war lange Zeit         vermeidet er im Privaten allzu viel Luxus.
                                                           deren Vorstandsvorsitzender, bevor er          Es sei sehr leicht, sich an ein Luxusleben
                                                           2002 mit der Ultraluxus-Marke Capella          zu gewöhnen, aber auch gefährlich, sagt
                                                           nochmals eine neue Hotelkette startete.        er. „Wir leben ein relativ normales Leben.“
                                                           Denn der Ruhestand war nichts für ihn.         Der Hotelier ist Vater von vier Töchtern.
                                                           Gerade einmal ein Wochenende hielt er          Zu Hause gebe es keinen Butler oder ähn-
                                                           das Rentnerleben nach dem Verkauf sei-         liche Annehmlichkeiten, die in seinen Ho-
                                                           ner Ritz-Carlton-Anteile durch, bevor er       tels zum Standard gehören.
                                                           zu seiner Frau sagte: „Ich mache es noch-         Wenn Schulze von seinen Hotels er-
                                                           mal.“ Acht Hotels gehören weltweit zu          zählt, ist er in seinem Element. Er gesti-
                                                           Capella, in Deutschland ist es der Brei-       kuliert viel und sprüht förmlich vor Be-
                                                           denbacher Hof in Düsseldorf.                   geisterung. Er mag den Begriff „Arbeit“
                                                             Schulzes Lebenslauf liest sich wie der       auch nicht. Er spricht viel lieber vom „Er-
                                                           amerikanische Traum „vom Tellerwäscher         schaffen“. Man solle nicht arbeiten ge-
                                                           zum Millionär“. Dabei ist er gar kein Ame-     hen, um eine Funktion zu erfüllen. „Al-
                                                           rikaner – auch wenn sein Akzent mittler-       les, was ich mache, mache ich, um ein
                                                           weile so klingt. Er rollt das „R“ wie es je-   Ziel zu erreichen“, sagt er.

                     14 pro | Christliches Medienmagazin   14 pro | Christliches Medienmagazin                                              3 | 2018
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„Jeder weiß, dass                               Er ist kein Aufgeber-Typ. Vor vielen Jah-
ich ein Christ bin“                           ren wurde bei ihm Darmkrebs diagnosti-
                                              ziert. Die Ärzte gaben Schulze nur noch
Das vermittelt er auch seinen Mitarbei-       wenige Monate zu leben. Doch der Unter-
tern. In seinen Hotels würden nicht ein-      nehmer nahm sein Schicksal nicht ein-
fach Bewerber eingestellt. „Wir suchen        fach hin. Er suchte aktiv nach Behand-
Mitarbeiter aus, die Talent haben.“ Das       lungs-Alternativen und fand sie schließ-
Prinzip gilt für ihn vom Zimmermäd-           lich bei einem Japaner, der auf makro-
chen bis zum Hotelmanager. „Wir sagen         biotische Diäten spezialisiert war. Zwei
unseren Mitarbeitern: ‚Kommt, um an           Freunde hatten ihm unabhängig vonei-
unseren Träumen teilzunehmen.‘“ Da-           nander davon erzählt. Für Schulze als
bei macht er eine ausholende Geste. In        Gläubigen war das ein Zeichen. Zwei Jah-
diesem Moment ist er ganz der amerika-        re lang ernährte er sich ausschließlich
nische Selfmade-Man. Der Hotelier ist         von braunem Reis, Seetang, Tofu und
überzeugt: Wer sich zugehörig fühlt und       Wasser. Kein Salz, keine Gewürze. Der
auch wer Wertschätzung erfährt, der leis-     Krebs verschwand und kam nie wieder.
tet die bessere Arbeit.
Christliche Werte zu leben ist für Schulze    Mehr Zeit zum Fischen
ein Grundprinzip. Denn der Hotelier ist
gläubig und will das auch als Unterneh-       Ultra-Luxus, den er mit seinen Capella-
mer repräsentieren. Er hänge den Glau-        Hotels anstrebt, bedeutet nicht unbe-
ben zwar nicht an die „große Glocke“,         dingt Pomp und Marmor. Das gebe es na-
aber „jeder weiß, dass ich ein Christ bin“.   türlich auch, weil die Gäste es häufig von
Sei es in seinen Hotels in Asien, im Mitt-    zu Hause gewohnt seien. „Wirklicher
leren Osten, in Amerika oder Deutsch-         Luxus heißt aber, dass wir den Gast
land. „Den Menschen zu achten, ist das        so behandeln, wie er behandelt wer-
Größte als Christ“, sagt er. Jeder Mensch     den will.“ Schulze betont die „Selbst-
sei von Gott geschaffen. Deshalb dürfe        bestimmung“. In seinen Hotels gibt es
niemand behaupten, dass er besser als         keine festen Zeiten zum Ein- oder Aus-
jemand anderer sei. Schulze erklärt das       checken. Alles ist zu jeder Uhrzeit mög-
mit Nachdruck und ernstem Blick. Er war       lich. Ein Geschäftsmann, der durch-
es auch, der den Satz „We are Ladies and      gängig reist, müsse zum Beispiel nach
Gentlemen serving Ladies and Gentle-          seinem 28-stündigen Flug alles auf
men“ prägte, der mittlerweile in jedem        ihn zugeschnitten vorfinden. „Dieser
Hotelfachbuch zu finden ist. Mitarbeiter      Mensch, der dauernd arbeitet, kann es
dürfen nicht wie Leibeigene behandelt         sich nicht leis-ten, in ein Hotel zu gehen,
werden, heißt das. Auch wie er mit sei-       in dem nicht alles perfekt ist.“ Schul-
nen Gästen umgeht, leitet er aus christ-      ze weiß, wovon er spricht. Noch bis
lichen Prinzipien ab: „Wenn ein Gast          vor Kurzem jettete er 200 Tage im Jahr
kommt, behandele den Gast, als ob es Je-      um den Globus. Mittlerweile versucht
sus selbst wäre.“ Diesen Spruch des Hei-      er, alles etwas langsamer zu machen –
ligen Benedikt hat sich Schulze zu eigen      zumindest für seine Verhältnisse. Sei-
gemacht. Er findet: „Das ist Service.“        ne Anteile an Capella hat er jüngst ver-
                                              kauft. Er arbeitet immer noch viel, ist
Mit braunem Reis und                          in verschiedenen Vorständen und reist,
Seetang gegen Krebs                           um Vorträge zu halten. Es sei aber nicht
                                              mehr ganz so viel wie früher. Schließ-
Vielleicht hat er deshalb den Anspruch,       lich sei er jetzt 80 Jahre alt, da müsse
immer besser zu werden. Schulze ist kein      man langsamer machen. „Ich bin jetzt
Mensch, der sich auf seinem Erfolg aus-       mehr zu Hause mit der Frau, in die ich
ruht. Gut ist für ihn nicht gut genug. „Ich   verliebt bin“, sagt er über seine Ehe-
will die Gold- und nicht die Silbermedail-    frau und lächelt. Zu Hause, das ist der-
le“, sagte er einmal. Und über Service­       zeit in Atlanta. Da hat Schulze ein Haus,
leistungen in der Ultraluxus-Klasse: „Ein     in dem auch seine Töchter aufwuchsen.
Nein ist eine Todsünde.“ Wenn einer der       Wahrscheinlich ist er jetzt auch öfter in
Gäste Sex suche, werde allerdings „höf-       seinem Strandhaus in Florida und fährt
lich auf die Gelben Seiten“ verwiesen.        zum Fischen raus. Aber das hatte er auch
„Wir sind keine Escort-Agentur“, sagt der     nach seinem Abschied aus dem Ritz-
Hotelier.                                     Carlton vor ...
                                                                                            Foto: Valery Yurasov, iStockphoto

3 | 2018                                      pro | Christliches Medienmagazin 15
GESELLSCHAFT

„Wir verschlafen
die Digitalisierung“
Der Theologe Michael Herbst fordert Christen dazu auf, sich im
Glauben weiterzuentwickeln, und wehrt sich dagegen, die Welt in
schwarz und weiß einzuteilen. Langfristig hält er die „missionarische
Ökumene“ für unabdingbar, um als Kirche in der Gesellschaft
relevant zu bleiben. | die fragen stellte swanhild zacharias

pro: Sie fordern „mündiges Christ-
sein“. Was ist das?
Michael Herbst: Wenn ich mündig werde,
dann merke ich, dass die Welt sich nicht
in schwarz und weiß einteilt. Damit als
Christ fertig zu werden, dass nicht immer
alles ganz einfach ist, ist ein Wachstums-
schritt. Ich muss anfangen, mich weiter-
entwickeln zu wollen. Die entscheidende
Veränderung passiert, wenn eine Ge-
meinde den Christen beibringt: Ihr müsst     meinem Berufsfeld sagen: Nach 22 Jahren
auch ein Stück für euch selber sorgen,       als Professor ist es mir vor kurzem zum
euch weiterentwickeln.                       ersten Mal passiert, dass ein Student sei-
                                             ne Examensarbeit über Digitalisierung in     große Zögerlichkeit. Andererseits: Durch
Wie können wir Menschen mit dem              der Kirche schreibt. Es wird zwar nie ei-    das Zentrum „Mission in der Region“ gibt
Evangelium erreichen?                        nen Ersatz geben für persönliche, leib-      es nun im Kirchenamt eine Einrichtung,
Der entscheidende Sprung in einer mis-       haftige Begegnung. Aber das muss kein        die keine andere Aufgabe hat, als darü-
sionarischen Arbeit einer Gemeinde pas-      Widerspruch sein.                            ber nachzudenken, wie wir in den Regi-
siert, wenn sie lernt, missionarisch zu                                                   onen unseres Landes besser missiona-
denken. Erster Schritt: Hören auf Gott.      Was macht die Evangelische Kirche in         risch arbeiten können.
Hören auf meinen Kontext. Zweiter            Deutschland (EKD) gut, was schlecht
Schritt: Wo können wir Gemeinschaft mit      bei der Verkündigung des Evangeli-           Wie kann die Landeskirche wieder
Menschen knüpfen? Und wie können wir         ums?                                         mehr (junge) Menschen erreichen?
mit ihnen etwas tun, diese Community,        Ich bin leidenschaftlich dafür, dass wir     Sie wird erst mal begreifen müssen, dass
diesen Ort zu verbessern? Dritter Schritt:   alles in der EKD unterstützen und för-       sich das Alter unglaublich verändert hat.
Wie sind wir jetzt authentische Christen,    dern, wo wir merken, da tut sich etwas       Ich bin Anfang sechzig. Das wäre vor ei-
die Jesus bezeugen und zur Nachfolge         bei einer neuen Offenheit in Richtung        ner Generation ein wirklich alter Mensch
einladen?                                    Mission. Aber es geht mir viel zu lang-      gewesen. Heute haben wir die sogenann-
                                             sam. Wir sind als Kirche in einer ent-       ten „jungen Alten“. Sie sind die stärkste
Welche Rolle spielen dabei die Medi-         scheidenden Übergangsphase: Von einer        Ressource für ehrenamtliches Mitarbei-
en?                                          Großorganisation zu einer Minderheiten-      ten in der Kirche. Das muss noch begrif-
Als Kirchen verschlafen wir die Digitali-    kirche. Im Augenblick haben wir noch         fen werden. Wie man jetzt jüngere Men-
sierung. Wir haben als Kirche noch nicht     Ressourcen, haben Kontakte, haben            schen erreichen kann, hat wieder mit der
begriffen, dass wir hier eine Herausforde-   noch Zugang. Wir müssten alles tun, um       Frage nach Digitalisierung und Medien
rung und eine Chance haben. Ich kann         das dafür zu nutzen, uns missionarisch       zu tun. Es hat aber auch damit zu tun,
es an einem ganz banalen Beispiel aus        neu aufzustellen. Da ist immer noch eine     wen man bei Konferenzen auf der Büh-

16 pro | Christliches Medienmagazin                                                                                       3 | 2018
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          ne sieht. Aufgabe meiner Kollegen ist es,
          den jungen Leuten den Teppich auszu-
          rollen, damit sie sehen: So ist es, in der                                                             verspüren als alles Trennende. Und dann
          Kirche aktiv zu sein. Und die Fragen: Was                                                              streite ich mit Vergnügen mit einem FeG-
          sind die Themen, die sie interessieren?                                                                ler über die richtige Form der Taufe. Am

                                                                                                                                                                               Foto: pro/Martina Blatt
          Wie können wir zusammen ein Stück                                                                      Ende der Tage zählt, dass wir gemein-
          Welt gestalten?                                                                                        sam vor Chris­tus stehen und ihn in die-
                                                                                                                 sem Land dienen wollen. Und das Stich-
          Sollten Landes- und Freikirchen den                                                                    wort „missionarische Ökumene“ schließt
          Fokus stärker auf Verbindendes als                                                                     auch die Katholiken mit ein.
          Trennendes legen?                                                                                                                                             Michael Herbst, geboren 1955 in
          Natürlich gibt es Unterschiede zwischen                                                                Was wünschen Sie sich von der Kirche                   Bielefeld, ist evangelischer The-
          Landes- und Freikirchen. Aber ange-                                                                    im Punkt Verkündigung?                                 ologe und lehrt als Professor für
          sichts der Minderheitensituation der                                                                   Die Art der Verkündigung ist es wert,                  Praktische Theologie an der Ernst-
          Christen in unserem Land tun wir gut da-                                                               dass wir unser aller Bestes geben. Dass                Moritz­-Arndt-Universität Greifswald.
          ran, zu schauen, dass die, die Christus                                                                wir eine Sprache finden, die Menschen                  Von 1984 bis 1992 war Herbst Vikar
          lieb haben und ihm in dieser Welt die-                                                                 verstehen. Dass wir erstklassiges Mate-                und anschließend Pfarrer in Müns­
          nen wollen, eine tiefere Gemeinsamkeit                                                                 rial brauchen und nutzen. Dass wir uns                 ter. Schwerpunkt seiner Arbeit ist
                                                                                                                 stundenlang in die Texte vertiefen. Ich                unter anderem der missionarische
                                                                                                                 glaube, dass Predigt auch in Zukunft eine              Gemeindeaufbau in den Landeskir-
                                                                                                                 enorme Rolle spielen wird. Dass sie glei-              chen. Herbst ist verheiratet und hat
                                                                                                                 chermaßen christuszentriert, humorvoll,                vier Kinder.
                                                                                                                 lebensnah und authentisch sein sollte.

                                                                                                                                                                                                                     Anzeigen

                                                                                                                                                                                                            christlicher

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                                                                                                                                                                                                            medienverbund
                                                                                                                                                                                                            kep

                                                                                                 3 | 2018
                                         Christliches Medienmagazin                   www.pro-medienmagazin.de

                                                                                                                                                FSJ/FACHABITUR-
                                                                                                                                                PRAKTIKUM
                                                                                                                                                AB SOMMER 2018

                                                           Was Fußballer über Jesus denken                                                           ANFORDERUNGEN
                                                                                                                                                     Glaube an Jesus Christus, gute Deutschkenntnisse,
                                  Michael Herbst              Jana Highholder         Michael Kretschmer                                             PC-/Office-/Internet-Kenntnisse, Führerschein Klasse B
                                            plädiert für                legt                     steht für
                                            Mission auf                 Glaubens-                Politik mit
                                            Ökumenisch                  zeugnis via              Zuversicht

                                                                                                                                                     AUFGABEN
                                                                        YouTube ab

                                                                                                                                                     Verwaltung, Korrespondenz, Büro-Organisation,
                                                                                                                                                     Fahrdienste Mitarbeit im hauswirtschaftlichen/-
                       BESTELLEN SIE                                                                                                                 technischen Bereich Präsentation unserer Arbeit auf
                                                                                                                                                     Messeständen
                     WEITERE EXEMPLARE
                        KOSTENFREI!                                                                                                                  Wir bieten Ihnen eine sehr interessante,
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                                                                                                                                                     dynamischen Team.

                            Telefon (0 64 41) 91 51 51                                                                                               Ein Taschengeld wird gezahlt und eine
                                                                                                                                                     Unterkunft kann gestellt werden.
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                                                                                                                                               Richten Sie die Bewerbung an: Christlicher Medienverbund KEP
                                                                                                                                               Steinbühlstraße 3 . 35578 Wetzlar . (0 64 41) 9 15 151 . info@kep.de

          3 | 2018
2018_pro_Nachbestellung2.indd 1                                                                                               06.06.18 11:51                          pro | Christliches Medienmagazin 17
GESELLSCHAFT

     Foto: picture alliance/AP Photo               Foto: Nicor, Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Flucht aus                                                                   C
                                                                                    hos Flucht aus dem nordkorea-
                                                                                    nischen Arbeitslager passiert ge-
                                                                                    räuschlos. So leise, als ob er nicht

Kim Jong-ils
                                                                             atmete. Überall lauern Inspektoren, die
                                                                             instruiert sind, Flüchtende abzufangen.
                                                                             Wo genau sie stehen, weiß Cho nicht.
                                                                             Und doch gelingt es ihm, mit viel Obacht,

Hungerland                                                                   heimlich aus dem Arbeitslager, in dem er
                                                                             drei Monate zu Zwangsarbeit verpflichtet
                                                                             ist, zu fliehen. Er gelangt an die Grenze
                                                                             zwischen Nordkorea und China, die der
                                                                             Jalu trennt. Wann die Wachablösung an
Dem Nordkoreaner Cho gelang die Flucht nach China – und                      den Posten am Fluss ist, weiß Cho noch
das gleich mehrfach. Heute erzählt der Mann, der in seinem                   aus seiner Militärzeit. Mit der Hoffnung
                                                                             auf ein Leben in Freiheit schwimmt er
Heimatland fast verhungert wäre, von Jesus Christus. | von                   durch den Fluss auf die andere Seite.
martina blatt                                                                Dies gelingt ihm wie durch ein Wunder,
                                                                             ohne entdeckt zu werden.
                                                                                Es ist das zweite von insgesamt drei
                                                                             Malen, dass Cho aus seinem Geburtsland
                                                                             flieht. Er hatte zuvor schon einmal den
                                                                             Fluss an der Grenze zu China überquert
                                                                             und in dem Nachbarland sogar gearbei-

18 pro | Christliches Medienmagazin                                                                            3 | 2018
Das Großmonument Mansudae in
                                             Pjöngjang soll an die Unabhängigkeits-
                                             bewegung unter Kim Il-sung gegen
                                             die japanische Herrschaft über Korea
                                             erinnern. Das Zentrum sind zwei rund
                                             20 Meter hohe Bronzefiguren von Kim
                                             Il-sung und Kim Jong-il.
                                                                                      Foto: picture alliance/AP Photo

                                                                                                                         Viele Nordkoreaner
                                                                                                                         leben in Armut
                                                                                                                         und Hunger. Die
                                                                                                                         Landwirtschaft steht
                                                                                                                         von Natur aus vor
                                                                                                                         Herausforderungen:
                                                                                                                         schwankender
                                                                                                                         Niederschlag, extreme
                                                                                                                         Jahreszeiten und
                                                                                                                         gebirgiges Terrain.
                                             Foto: picture-alliance/dpa

tet. Doch chinesische Grenzpolizisten        sung. Er dachte, der Führer tut alles zum       kam, trank er immer eine Menge Wasser,
spürten ihn auf und brachten ihn zurück      Wohlergehen der Menschen. So bläute             weil er so hungrig war. 1998 wurden die
nach Nordkorea.                              es die Propaganda den Kindern und Er-           Rationen von der Regierung gestrichen.
  Die Flucht aus dem Land gilt als Hoch-     wachsenen stets ein. Cho ging davon aus,        Die Menschen hungerten. Epidemien
verrat. Wird jemand gefasst, erwartet ihn    dass es Menschen in anderen Ländern             brachen aus.
ein gewaltvolles Schicksal. Es gibt unter-   schlechter ergehe.                                Cho hatte mittlerweile eine kleine Fa-
schiedliche Abteilungen im Arbeitslager.       Doch das änderte sich, als 1998 Kim           milie gegründet. Doch seine Frau konnte
Die „Verräter der Nation“ aber haben, so     Jong-il, der Sohn des bisherigen Präsi-         das gemeinsame Kind nicht mehr ernäh-
sieht es das Regime, die schlimmste Sün-     denten, Generalsekretär der Partei der          ren. Auch sie war wegen der Epidemie im
de begannen. Kriminelle wie beispiels-       Arbeit Koreas wurde. Kim Il-sung war be-        Krankenhaus. Die Familie hatte so gut
weise Diebe stehen im Arbeitslager über      reits 1994 gestorben, danach herrschte          wie kein Essen. Das sieben Monate alte
den Flüchtigen. Sie schlagen und miss-       mehrere Jahre Staatstrauer. 1998 wurde          Mädchen blieb beim Opa, da Cho arbeiten
handeln die Verräter schwer. Im Lager        er durch eine Verfassungsänderung zum           musste. Die Arbeit in einer Mine strengte
sagen Aufseher inoffiziell über sie: „Sie    „Ewigen Präsidenten“ ernannt.                   ihn an. Zudem hatte er sich am Auge ver-
sind nur wert, zu sterben.“ Auch Cho           Bis dahin erhielten die Menschen vom          letzt und sah nun schlechter als zuvor,
wurde gefoltert und mit Holzstöcken ge-      Staat Essensrationen Reis, die zwar             sodass ihm sein Tagewerk noch schwe-
schlagen. Das Regime kennt keine Gna-        knapp, aber immerhin vorhanden wa-              rer fiel. Doch vor allem konnte er es nicht
de. Selbst schwangere Frauen werden          ren. Chos Familie konnte sich davon ge-         mehr ertragen, wie seine kleine Tochter
ausgepeitscht, wenn sie ihr Vaterland        rade mal eine sehr dünne Reissuppe ko-          hungerte und litt. Deswegen stahl er ein
verraten.                                    chen. Nur ganz selten, wenn die Mutter          Werkzeug aus dem Bergwerk und fing da-
  In jungen Jahren dachte Cho nicht da-      im Herbst bei der Ernte Reste vom Boden         mit im Meer einen Fisch. Diesen verkauf-
ran, sein Land zu verlassen. Er war ein      aufsammelte, gab es normalen, unver-            te er, um mit dem Erlös Säuglingsmilch
getreuer Anhänger des Diktators Kim Il-      dünnten Reis. Wenn Cho von der Schule           zu kaufen. Er machte sich strafbar, aber

3 | 2018                                                                                      pro | Christliches Medienmagazin 19
GESELLSCHAFT

  Die Chuch’e-Ideologie, meist Juche-Ideologie geschrie-                                                Cho floh aus Nordkorea.
  ben, ist die politische Staatsideologie Nordkoreas.                                                   Um sich selbst zu schützen,
  „Juche“ stammt vom koreanischen Wort „Selbstständig-                                                  möchte er sein Gesicht nicht
  keit“ oder „Autarkie“. Der erste Präsident Nordkoreas,                                                fotografieren lassen. Christen
                                                                                                        werden in dem Land verfolgt.
  Kim Il-sung, entwickelte die Ideologie, unter anderem,
  um sich von der Abhängigkeit von Japan loszusagen. Sie                                                Foto: pro/Martina Blatt

  steht für politische, wirtschaftliche und militärische Un-
  abhängigkeit, für die der Staat sorgen muss. Sie führte zu
  einer vollständigen Isolation vom Rest der Welt. Laut der
  Ideo­logie ist der Mensch zwar Gestalter und Herrscher der
  Welt, der Einzelne muss sich jedoch dem Volk unterord-
  nen. Die Partei und der Führer sollen diese leiten. Obwohl
  der Mensch Subjekt ist, ist er zu bedingungsloser Loyali-
  tät aufgefordert. Trotz religiöser Merkmale ist die Juche-­
  Ideologie höchst atheistisch geprägt und versagt die Aus-
  übung von Religion. Herrschend ist das Konzept eines
  „Heiligen Führers“, ohne den die Massen nicht überleben
  können, und der Kult um die Kim-Familie.

das Unterfangen gelang. Doch als er die      durch Flucht aus: „Wenn ich es schaffe,       war sehr schwierig, ihn zu überqueren.
Milch zum unterernährten Baby brachte,       gewinne ich das Leben.“ Obwohl er sich        Er rutschte ins eiskalte Wasser. Seine Fin-
war es bereits gestorben.                    innerlich schon damit abgefunden hat-         ger und Füße froren ein. Trotzdem gelang
  Das war der Moment, in dem Cho das         te, vor Hunger zu sterben, war „im Her-       es ihm erneut, nach China zu fliehen. Ins-
Regime zu hinterfragen begann. Weni-         zen die Lust zu leben immer da“, erinnert     gesamt entkam er dreimal.
ge Wochen später starb sein Vater den        sich Cho. Diese erste Flucht gelang ihm,        In China bekam er Arbeit in einer Pa-
Hungertod, wie auch sein Onkel. Auch         ohne entdeckt zu werden. Er erreichte         pierfabrik. Dort lernte er einen Nordko-
wenn er keinen direkten Hass gegen die       China. Dort arbeitete er als Tagelöhner       reaner kennen, der ebenfalls geflohen
Regierung empfand, kam in ihm der Ge-        auf dem Bau. Doch chinesische Grenzpo-        war und der ihm von der Bibel erzähl-
danke „Ich muss leben!“ auf. „Bis da-        lizisten nahmen ihn drei Monate später        te. Bis dahin hatte er nie vom christ-
hin habe ich gedacht, der Führer wird        gefangen und schickten ihn zurück nach        lichen Glauben gehört. Der Nordkore-
uns helfen, zu überleben.“ Nun sah er        Nordkorea – und er landete im Arbeitsla-      aner war Ausgesandter eines südkore-
aber die Bedrohlichkeit der Lage. Er be-     ger. Das fühlte sich „fast wie Sterben“ an,   anischen Missionars in China. Dieser
kam Angst und dachte: Wenn es so wei-        sagt er. Im Lager starben tatsächlich sehr    schickte nordkoreanische Flüchtlinge
tergeht, werden alle sterben. Er hörte von   viele Menschen wegen der schweren Ar-         an die Grenze, um geflohene Nordko-
Schleusern, dass im Nachbarland China        beit, Hunger und Folter.                      reaner einzuladen. Cho reiste mit dem
nicht die Menschen den Mais essen, son-
dern Tiere wie etwa Pferde. Das konnte
er anfangs gar nicht glauben. Anderer-
seits war die Vorstellung, dass es anders-
                                             „Es war eine Hoffnung, die wie eine
wo solchen Luxus gäbe, dass sogar Tiere
solche Leckerbissen bekämen, so schön,
                                             Lüge klang – aber es war Hoffnung“
dass er daran glauben wollte. Für ihn
war es „eine Hoffnung, die wie eine Lüge
klang – aber es war eine Hoffnung“. Die-       In dieser Zeit erkannte er, dass die ko-    Ausgesandten ins Inland von China, wo
se trieb ihn an. Und so machte er sich auf   reanische Juche-Ideologie, anders als das     der Missionar eine Bibelschule hatte.
zur Grenze an den Fluss.                     Regime es ständig propagierte, nicht gut      Dort gab es nur Exemplare zweier Bü-
                                             für die Menschen sein konnte. In China        cher: der Bibel und eines Buchs über
Verrat an ganz Nordkorea                     hatte Cho erlebt, wie es sich anfühlt, aus-   Lebensbilder von koreanischen Märty-
                                             reichend Essen zu haben. „Wie der Him-        rern. Als Cho das Buch über die Mär-
Chos Alternativen waren miserabel: Blie-     mel“, schwärmt er von vollen Tellern, die     tyrer und ihren Glauben las, konnte er
be er, würde er verhungern. Flöhe er         er bisher nie gekannt hatte. Er versuchte     anfangs nicht verstehen, warum diese
und würde bei der Flussüberquerung er-       wieder zu fliehen. Er stahl sich unbe-        für einen unsichtbaren Gott ihr Leben
wischt, würde er erschossen. Doch er         merkt aus dem Lager. Doch es war Win-         gelassen hatten. Für Nordkoreaner ist
rechnete sich höhere Überlebenschancen       ter, der Fluss war halb zugefroren und es     ihr Führer „sichtbar“, aber ein unsicht-

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