ZOOLOGIE 2012 Mitteilungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft - Deutsche Zoologische Gesellschaft eV

 
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ZOOLOGIE 2012 Mitteilungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft - Deutsche Zoologische Gesellschaft eV
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                                                                                                                                                       ZOOLOGIE 2012

                                                                                ZOOLOGIE 2012 . Mitteilungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft
                                                                                                                                                                                          Herausgegeben von
                                                                                                                                                       Mitteilungen              Rudolf Alexander Steinbrecht

                                                                                                                                                       der Deutschen Zoologischen Gesellschaft

                                                                                                                                                                                              104. Jahresversammlung
                                                                                                                                                                                    Saarbrücken 9.-12. September 2011

                                                                                                                                                                     Biohistoricum im Zoologischen Museum
                                                                                                                                                                     Alexander Koenig · Bonn
                                                                                                                                                                     Basilisken-Presse · Rangsdorf
ZOOLOGIE 2012 Mitteilungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft - Deutsche Zoologische Gesellschaft eV
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        ZOOLOGIE 2012
                     Mitteilungen
        der Deutschen Zoologischen Gesellschaft

                         Herausgegeben von Rudolf Alexander Steinbrecht

                                         104. Jahresversammlung
                                    Saarbrücken 9.-12. September 2011

                                          Basilisken-Presse Rangsdorf
                                                      2012
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           Umschlagbild
           Die Eiflecken der Haplochrominen. Diese Abbildung zeigt ein Haplochromis Männchen
           mit den charakteristischen Eiflecken auf der Analflosse. Über deren Funktion beim
           Laichvorgang berichtet Walter Salzburger in seinem Vortrag zur adaptiven Radiation
           der Buntbarsche. Foto Erwin Schraml.

           Die Mitteilungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft
           erscheinen einmal jährlich.
           Einzelhefte sind bei der Geschäftsstelle (Corneliusstr. 12, 80469 München),
           zum Preis von 7,00 € erhältlich.

           Gesamtherstellung
           Danuvia Druckhaus Neuburg GmbH, Nördliche Grünauer Str. 53
           86633 Neuburg an der Donau

           Copyright 2012 by Basilisken-Presse
           im Verlag Natur & Text in Brandenburg GmbH . Rangsdorf
           Printed in Bundesrepublik Deutschland
           ISSN 0070-4342
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                                                         Inhalt

                                  Hermann Wagner           5     Grußwort des Präsidenten der Deutschen
                                                                 Zoologischen Gesellschaft

                                     Dieter Waloßek        7     Laudatio: Horst-Wiehe-Preis an
                                                                 Joachim T. Haug

                                    Joachim T. Haug 11           Die Ontogenese bei Arthropoden:
                                                                 Fossilbericht und Nutzen
                                                                 für phylogenetische Analysen

                                  Constance Scharff 23           Laudatio: Walther-Arndt-Preis an
                                                                 Walter Salzburger

                                  Walter Salzburger 27           Evolution in Darwins Traumseen: Die
                                                                 adaptive Radiation der Buntbarsche
                                                                 in Ostafrika

                                                          35     Werner-Rathmayer-Preis der Deutschen
                                                                 Zoologischen Gesellschaft

                                        Scott Wilkins 39         My RISE scholarship at Frankfurt
                                                                 University

                                    Susanne Dobler043            Anhaltender Aufschwung für die
                                                                 Biodiversitätsforschung in Deutschland

                                      Albert Melber 47           Nachruf auf Gerhard H. Schmidt
                                                                 20.2.1928 – 17.1.2009

                                Jürgen H. Jungbluth 51           Nachruf auf Herbert Ant
                                                                 30.12.1933-5.4.2010

           Torsten Fregin und Lothar Renwrantz 55                Nachruf auf Konrad Wiese
                                                                 22.2.1943-22.4.2010

                                Bernhard Ronacher 59             Nachruf auf Norbert Elsner
                                                                 11.10.1940-16.6.2011

                           Hans-Ulrich Schnitzler 65             Nachruf auf Elisabeth Kalko
                          und Annette Denzinger 65               10.4.1962-26.9.2011
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                                  Hans-Wolfgang Helb 69             Nachruf auf Günter Preuß
                                                                    28.09.1924-17.12.2011

                                Annette Denzinger 73                Nachruf auf Björn Martin Siemens
                         und Hans-Ulrich Schnitzler 65              25.5.1972-23.5.2012

                                       Joachim T. Haug 11
                                                                    Laudatio: Walther-Arndt-Preis an
                                                                    Walter Salzburger

                                     Constance Scharff 23           Evolution in Darwins Traumseen: Die
                                                                    adaptive Radiationen der Buntbarsche
                                                                    in Ostafrika
                                     Walter Salzburger 27
                                                                    Werner-Rathmayer-Preis der Deutschen
                                                                    Zoologischen Gesellschaft

                                                             35     My RISE scholarship at Frankfurt
                                                                    University

                                           Scott Wilkins 39         Anhaltender Aufschwung für die
                                                                    Biodiversitätsforschung in Deutschland

                                       Susanne Dobler043            Nachruf auf Gerhard H. Schmidt
                                                                    20.2.1928 – 17.1.2009

                                         Albert Melber 47           Nachruf auf Herbert Ant
                                                                    30.12.1933-5.4.2010

                                   Jürgen H. Jungbluth 51           Nachruf auf Konrad Wiese
                                                                    22.2.1943-22.4.2010

              Torsten Fregin und Lothar Renwrantz 55                Nachruf auf Norbert Elsner
                                                                    11.10.1940-16.6.2011

                                   Bernhard Ronacher 59             Elisabeth Kalko
                                                                    10.4.1962-26.9.2011

                               Hans-Ulrich Schnitzler 65
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                       Grußwort des Präsidenten
                 der Deutschen Zoologischen Gesellschaft
                                                       Hermann Wagner

       Liebe Mitglieder!                                       und nächstes Jahr die Gelegenheit haben,
       Zoologie steht im Mittelpunkt vieler gesell-            während der Jahrestagungen die Entwick-
       schaftsrelevanter Themen. Ich denke da nur              lung an den Exzellenzuniversitäten in Kon-
       an Biodiversität, Gentechnik, Gesundheit,               stanz und an der LMU München zu sehen.
       Naturschutz oder Tierversuche. Die Deut-                Ich bin sehr gespannt darauf, was uns dort
       sche Zoologische Gesellschaft (DZG) als                 geboten werden wird. Allerdings sollten
       Interessensvertreterin der deutschen Zoo-               diejenigen, die nicht gefördert werden,
       logie engagiert sich in diesen Feldern und              nicht den Kopf in den Sand stecken. Die
       beteiligt sich an der öffentlichen Diskussi-            Verteilung der Gelder hat immer auch ei-
       on. Obwohl unsere Stimme gehört wird,                   nen politischen Aspekt. Außerdem bin ich
       sind wir alleine zu klein, um den nötigen               der Meinung, dass eine Universität haupt-
       Einfluss auf Politiker und die Öffentlichkeit           sächlich von der Kreativität einzelner Köpfe
       auszuüben. Deshalb haben wir uns, ange-                 lebt und nicht von der organisierten Aktion
       stoßen durch unseren früheren Präsidenten               vieler. Deshalb kann jede und jeder an
       Diethard Tautz, der Initiative des Verbandes            ihrem oder seinem Platz exzellente Leis-
       Deutscher Biologen (VBio) angeschlossen,                tungen vollbringen. Ich freue mich, dass
       dass die biologische Interessenvertretung               die DFG dies erkannt hat und das Normal-
       stärker gebündelt werden soll. Der VBio                 verfahren aufgewertet hat, in dem sie z.B.
       wird in Zukunft bei den Erstsemestern auch              zu ihrem 60jährigen Bestehen eine Aus-
       im Namen der Fachgesellschaften werben.                 stellung zusammengestellt hat, die allein
       Das ist gut und ich bin gespannt, wie viele             auf Einzelförderungsprojekten basiert. Ich
       neue Mitglieder wir darüber bekommen                    fordere alle noch einmal auf, viele Anträge
       werden.                                                 bei der Deutschen Forschungsgemein-
           Dieses Jahr stand im Zeichen der Exzel-             schaft einzureichen.
       lenzinitiative von Bund und Ländern. Die                    Dieses Jahr stand auch im Zeichen der
       Gewinner sind seit 15.6.2012 bekannt. Ich               Neubesetzung der Fachkollegien der DFG.
       beglückwünsche alle, die viel Geld für die              Die Wahlen haben für die DZG ein sehr
       Neuorganisation ihrer Strukturen und der                gutes Ergebnis gebracht und gezeigt, dass
       Forschung aus diesen Töpfen bekommen                    die Zoologie auf vielen Feldern präsent ist.
       haben. Ich freue mich auch, dass in der                 Natürlich steht im Mittelpunkt das Fachkol-
       zweiten Runde eine breitere Streuung der                legium 203, in das wieder herausragende
       Gelder erfolgt ist als in der ersten Runde              Zoologinnen und Zoologen gewählt wur-
       und dass die Lebenswissenschaften wieder                den. Die DZG ist aber auch im neurobiolo-
       stark gefördert werden. Wir werden dieses               gischen Fachkollegium (206) und erstmals

       ZOOLOGIE 2012, Mitteilungen d.Dtsch.Zool.Ges.                                                      5
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          im Fachkollegium Atmosphären- und                ten, den Preisträger auszuwählen. Ich
          Meeresforschung (313) vertreten. Über den        möchte mich hier auch bei den Mitgliedern
          Sitz in letzterem Fachkollegium freue ich        bedanken, die diese Vorschläge einge-
          mich besonders. Die gewählten Kollegin-          reicht haben. Die hohe Zahl der Vorschläge
          nen und Kollegen können nun die Richtung         zeigt meines Erachtens eindrucksvoll das
          und die Geschicke der zoologischen För-          Potenzial, das in der Zoologie steckt, und
          derung innerhalb der DFG weitgehend              widerlegt die Skepsis, die nach der letzten
          bestimmen. Ich wünsche Ihnen dafür eine          Runde aufgekommen war, als die Anzahl
          glückliche Hand.                                 der Vorschläge zu niedrig für eine Preisver-
              Eben komme ich von einem Besuch des          leihung war.
          Inter-Research Science Center in Olden-              Unser gesellschaftspolitisches Engage-
          dorf (Luhe) zurück, das unserem Mitglied         ment ist weiterhin gefragt. Nachdem im
          und Förderer Otto Kinne gehört. Otto Kinne       letzten Jahr die Frage nach der Einführung
          hat hier in vielerlei Hinsicht Bemerkens-        der Verbandsklage im Tierschutz in vielen
          wertes geleistet. Zum einen hat er ein sehr      Bundesländern auf der Tagesordnung
          erfolgreiches Verlagswesen mit vielen sehr       stand, steht uns jetzt die Novellierung des
          hochrangigen Zeitschriften aufgebaut. Zum        Tierschutzgesetzes bevor. Die ersten Ent-
          anderen hat er sich ein kleines ökologi-         würfe aus dem zuständigen Ministerium
          sches Refugium geschaffen, in dem er aktiv       lassen vermuten, dass es (unnötig) schwie-
          Natur- und Artenschutz betreibt. Zum drit-       riger werden wird, in der Ausbildung und
          ten fördert er durch Sponsoring die Wis-         in der Forschung Experimente mit Tieren
          senschaft. Seine Förderung des Wissen-           durchzuführen. Die Versuche in der Ausbil-
          schaftspreises der DZG ist für uns ein           dung sollen nun auch genehmigungspflich-
          Glücksfall, weil sie den Preis langfristig       tig werden, was zu einer großen Bürokrati-
          sichert. Ich bin sehr freundlich empfangen       sierung führen wird. Wir müssen auch da-
          worden und hatte äußerst angenehme               rum kämpfen, dass ein zoologisches Exa-
          Gespräche in entspannter Atmosphäre.             men auch weiterhin ohne Ausnahmegeneh-
              Eben hatte ich schon den Wissen-             migung zu einer Erlaubnis der Durchfüh-
          schaftspreis der DZG erwähnt. Nachdem            rung von Tierversuchen berechtigt. Aller-
          wir letztes Jahr hervorragende Preisträger       dings müssen wir uns von unserer Seite
          für Walter-Arndt-Preis und den Horst-Wie-        darauf einlassen, die entsprechenden Kurse
          he-Preis ehren konnten, freue ich mich, Ih-      in die Ausbildung einzubauen, z.B. einen
          nen mitteilen zu können, dass wir dieses         FELASA B Kurs.
          Jahr mit Horst Bleckmann einen exzellenten           Mit diesem Grußwort wollte ich einige
          Preisträger für den Wissenschaftspreis mit       Gedanken mit Ihnen, den Mitgliedern der
          der Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille aus-         DZG, teilen. Ich freue mich auf eine Rück-
          zeichnen können. Ich danke hiermit der Ju-       koppelung, z. B. auf der kommenden Jah-
          ry, die es nicht leicht hatte, aus neun Vor-     restagung in Konstanz, bei der ich sicher
          schlägen, die alle sehr hohes Niveau hat-        viele von Ihnen werde begrüßen können.
          Prof. Dr. Hermann Wagner, Institut für Biologie II der RWTH
          Kopernikusstr. 16, D-52056 Aachen

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                                   Laudatio:
                      Horst-Wiehe-Preis an Joachim T. Haug
                                                       Dieter Waloßek

       Verehrte Damen und Herren,                              auch in Arbeiten seines Chefs zu korri-
       Sie können sicher meine große Freude                    gieren.
       nachvollziehen, als ich erfuhr, dass mein                   Mit derartigen Fertigkeiten ausge-
       ehemaliger Doktorand Joachim Haug von                   zeichnet arbeitete sich Herr Haug schnell
       der Jury des Horst-Wiehe-Preises der                    und intensiv in sein engeres Forschungs-
       DZG für diesen ehrenhaften Preis aus-                   projekt ein. Dies beinhaltete die rund
       gewählt wurde und ich für ihn hier eine                 500 Millionen Jahre alten, aber sehr gut
       Laudatio halten darf.                                   erhaltenen, so genannten ‚Orsten’-Fossi-
                                                               lien, zumeist Gliedertiere, Arthropoden,
           Tatsächlich fällt es mir sehr leicht, die           und deren ebenfalls konservierte Larven-
       Forschungsleistung von Herrn Haug zu                    stadien, aber dadurch die gesamte kom-
       würdigen. Sehr gerne nahm ich ihn Ende                  plexe Materie der Morphologie, Entwick-
       2005 in unsere Arbeitsgruppe auf, da mir                lung und Stammesverwandtschaft dieser
       sein Auftreten auf Anhieb gefiel – jung                 artenreichsten Tiergruppe insgesamt. Die
       dynamisch in kurzen Hosen und sehr                      winzigen ‚Orsten’-Tiere wurden bis dahin
       kurzem Haar. In der Folge lernte ich                    ausschließlich mit Hilfe des Rasterelek-
       insbesondere drei Aspekte an Herrn                      tronenmikroskops untersucht und zeich-
       Haug schätzen: Das geradezu unheim-                     nerisch rekonstruiert. Aber schnell reich-
       liche und bis heute ungebremste Enga-                   te dies Herrn Haug nicht mehr aus, und
       gement für seine Arbeit, seine große                    er suchte nach Wegen zu neuen Formen
       Belesenheit und Sachkompetenz in Theo-                  der Bearbeitung von fossilem wie leben-
       rie und Detailwissen und sein eigener                   dem Vergleichsmaterial. So arbeitete
       Kopf. Letzteren zeigte er schon bald im                 er sich in ein sehr kompliziertes, aber
       eigenständigen Ausbau seiner Arbeits-                   extrem leistungsfähiges Computerpro-
       methoden und des berufsbezogenen                        gramm zur 3D-Modellierung namens
       Umfeldes. Neben vielen Forschungs-                      Blender ein.
       aufenthalten im In- und Ausland baute                       Bald schon wartete er mit sehr an-
       er sich z. B. kollegiale Kontakte zu Ama-               sprechenden und vertrauenswürdigen
       teurpaläontologen auf, die ihm zusam-                   Modellrekonstruktionen auf. Von ihm ent-
       men mit seiner Frau Carolin ermöglich-                  wickelte Modelle entstanden aber nicht
       ten, an viele sonst verborgen geblie-                   nur von den anfangs für sein Disserta-
       bene fossile Schätze zu gelangen und                    tionsprojekt bearbeiteten Fossilien des
       diese zu bearbeiten. Herr Haug scheute                  ‚Orsten’, sondern von zahlreichen Tieren
       sich ferner nicht, Unstimmigkeiten                      aus anderen geologischen Epochen – oft

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          dazu die Larvenformen – und von diver-       wenden, wenn man z. B. Bewegungen
          sem heutigem Vergleichsmaterial. Das         eines Modells in einer Sequenz aufzeich-
          Spektrum reicht von den wurmförmigen         net. Die Klarheit und Überzeugungskraft
          Rundwürmern und Teilgruppen bis zu           seiner Modelle, die er auf zahlreichen
          allen Gruppen innerhalb der Glieder-         Tagungen (mehr als 30 Beiträge als Vor -
          füßer, rezent wie fossil; winzige Raub-      tragender, davon einige als geladener
          wasserflöhe sind da ebenso vertreten wie     Sprecher) vorstellte, verschufen ihm
          riesige fossile Seeskorpione oder große      schon bald große Anerkennung in Fach-
          Heuschreckenkrebse, die als Lauerjäger       kreisen.
          den Fangschrecken ähnlich nach Krebs-            Die Modelle halfen Herrn Haug auch,
          und Fischbeute jagen. Die Bearbeitung        wichtige Erkenntnisse zur Evolution der
          von gut erhaltenen Exemplaren aus den        Ontogenese bei Krebsen herauszuarbei-
          berühmten Solnhofener Plattenkalken aus      ten. So entdeckte er so genannte hetero-
          dem Erdmittelalter durch die Eheleute        chrone Effekte, das sind Veränderungen
          Haug erbrachte unerwartete und wichti-       der Geschwindigkeit des Auftretens und
          ge Erkenntnisse zur frühen Entfaltung und    Entwickelns von Strukturen im Verlaufe
          Spezialisierung dieser bemerkenswerten       der Stammesgeschichte. Aber nur ein
          Krebsgruppe.                                 fein gradiertes System der Abstamm-
              Der große Zugewinn der von Herrn         ungsverhältnisse, wie sie Herr Haug mit
          Haug gewählten Visualisierungsform           der Arbeitsgruppe in Anwendung der
          besteht besonders darin, die Entwick-        konsequenten Methodik der Phyloge-
          lung, Ontogenese, Stadium für Stadium        netischen Systematik für die Krebse
          in drei Dimensionen darstellen und ver-      herausarbeitete, lässt solche Effekte her-
          gleichbar machen zu können. Fehlendes        vortreten. Ferner konnte Herr Haug
          kann über die Stadien hinweg interpoliert    dadurch auch begründen, welche der in
          und vervollständigt werden. Dieses Ver-      der Vergangenheit zu den Krebsen
          fahren bezeichnet Herr Haug gerne als        gestellten fossilen Tierarten tatsächlich
          4D-Rekonstruktion. In seiner 2009 mit        diesen zugehören oder als zweifelhaft
          Auszeichnung abgeschlossenen Disser -        gelten müssen. Auch in diesem mehr
          tation und in seinen Veröffentlichungen      theoretischen Feld ließ Herr Haug mit
          spielen die von ihm entwickelten Modelle     seinem analytisch-kritischem Blick für
          ganzer Tiere und von Details entspre-        Sachzusammenhänge seine herausragen-
          chend eine wichtige Rolle in der Darstel-    den Fähigkeiten erkennen, was sich in
          lung der wissenschaftlichen Inhalte und      entsprechenden Veröffentlichungen
          Argumentationen. Zwar schwimmen die          niederschlug.
          Tiere noch nicht animiert über die Lein-         Herr Haug hat aber auch noch weitere
          wand – was sie könnten, wenn Herr Haug       Methoden der Dokumentation auf Ver-
          nur wollte –, aber die Modelle lassen sich   wendbarkeit in der Systematik getestet,
          drehen, transformieren und in llustratio-    fortentwickelt und verfeinert. Dazu
          nen oder Bilder einbinden. Auch lassen       sicher te er sich z. B. an der Universität in
          sie sich für funktionale Deutungen ver-      Ulm die Unterstützung im Kollegenkreis,

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       die ihn tatkräftig mit verschiedenen Ge-      Mitarbeit im Team. Dies nicht nur als
       rätschaften versorgte, wie wir sie uns als    erfolgreicher Hinterspieler im Faustball-
       kleine Abteilung gar nicht hätten leisten     team unserer Arbeitsgruppe in Ulm, den
       können. Konfokale Laser-Raster-Mikro-         "Orstenies", die es mit ihm im dritten An-
       skopie, Micro-Computer-Tomographie            lauf auf den ersten Platz beim 11. Hallen-
       und andere bildgebende Verfahren bil-         Amateurfaustballturnier in Burlafingen bei
       den für Herrn Haug seitdem ein breites        Ulm brachten. Herr Haug hatte nämlich
       Methodenspektrum, welches er für seine        nicht nur die eigene Forschung im Blick,
       Forschung nutzt. Nach gelungenem Ein-         sondern arbeitete und veröffentlichte
       werben eines Reisekostenstipendiums           überaus kollegial im Team. Stets half er
       lotete er mit seiner Frau und Arbeits-        mit Rat und Tat Examenskandidaten oder
       gruppen-Mitarbeitern am Elektronen-           als Mitbetreuer in Kursen Studierenden,
       Speicherring BESSY in Berlin auch die         denen er enthusiastisch die Methoden
       Möglichkeiten der Synchrotron-Darstel-        nahe legte. Auch Kolleginnen und Kol-
       lung aus.                                     legen außerhalb der AG stand er mit
           Dann begann Herr Haug intensiv eine       seinem Know-How zur Verfügung.
       Eigenschaft verschiedener Gliedertiere            Die große Forschungsleistung von
       zu nutzen, nämlich Fluoreszenz zu zeigen.     Herrn Haug wurde auch außerhalb der
       Fluoreszieren können verschiedene Kör-        AG erkannt. Neben Einladungen zu Vor -
       perpartien in unterschiedlicher Weise,        trägen auf Kolloquien und Tagungen
       auch Fossilien zeigen Fluoreszenz. Mitt-      erhielt er Einladungen von verschiedenen
       lerweile bildet die Fluoreszenzmikros-        Herausgebern wissenschaftlicher Zeit-
       kopie ein wertvolles Hilfsmittel bei seinen   schriften zu Gutachten. Erfreulich sein
       Untersuchungen, zu denen auch schon           erfolgreiches Einwerben von Förder-
       einige Methoden-Arbeiten erschienen           mitteln, z. B. bei Stiftungen oder der EU
       sind, unter anderem frisch aus der digi-      für Reisemittel. Und letztlich konnte er mit
       talen Presse (online) je eine beim Inter-     seiner Dissertation und Veröffentlich-
       national Journal of Zoology und beim          ungen nicht nur das Promotionsgremium
       Journal of Microscopy.                        überaus positiv überzeugen, sondern
           Schön dabei, dass Herr Haug sich          noch im gleichen Jahr auch die Juroren
       nicht nur darum bemüht, seine For-            der Gesellschaft für Biologische Systema-
       schungsarbeit in streng wissenschaft-         tik, die ihm daraufhin den Bernhard-
       lichen Zeitschriften zu publizieren – über    Rensch-Preis verlieh, und die der Paläon-
       25 begutachtete Publikationen sind in gut     tologischen Gesellschaft, die ihn mit dem
       fünf Jahren bereits zusammengekommen.         Tilly-Edinger-Preis bedachte. Dass er nun
       Nein, auch Allgemeinverständliches            auch noch für den Horst-Wiehe-Preis der
       wurde von ihm u. a. in Zeitschriften wie      DZG für würdig erachtet wurde, macht
       Archaeopteryx und Fossilien veröffentlicht.   das Triple komplett und mich und sicher
           Letztlich möchte ich auf eine weitere     auch ihn sehr glücklich. Mein großer
       sehr positive Eigenschaft von Herrn Haug      Dank geht daher heute abend an die
       zu sprechen kommen, nämlich seine             Deutsche Zoologische Gesellschaft dafür

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          Herrn Haug mit diesem Preis auszuzeich-         Alle Fähigkeiten zusammen bilden
          nen. Freuen Sie sich mit mir und ihm über   Herrn Haugs Rüstzeug, sich nunmehr
          seine schönen Erfolge.                      neuen Aufgaben in der PostDoc-Phase
                                                      zu stellen. Unlängst erhielt er dazu ein
                                                      ehrenhaftes Feodor-Lynen-Forschungs-
                                                      stipendium der Alexander-von-Humboldt-
                                                      Stiftung. Dieses ermöglicht ihm mit seiner
                                                      Frau und seinem Sohn Gideon einen
                                                      Forschungsaufenthalt in den USA und
                                                      Kanada. Ich wünsche ihm dazu von gan-
                                                      zem Herzen alles Gute und auch für seine
                                                      hoffentlich weiterhin so erfolgreiche
                                                      Laufbahn. Da Herr Haug sich auch sehr
                                                      freudig und kompetent für die Lehre mei-
                                                      ner Arbeitsgruppe engagierte, wünsche
                                                      ich mir sehr, dass Du, lieber Joachim, ein-
                                                      mal als Hochschullehrer Dein Wissen und
                                                      Deinen Enthusiasmus für unsere Disziplin
                                                      an den Nachwuchs weitergeben kannst.
          Joachim T. Haug, Horst-
          Wiehe Preisträger 2011
          (Foto Sabine Giessler)

          Joachim Haug erhält
          die Preisurkunde vom
          Präsidenten Hermann
          Wagner
          (Foto Sabine Giessler)

          Prof. Dr. Dieter Waloßek
          Universität Ulm,
          AG Biosystematische Dokumentation
          Helmholtzstraße 20
          D-89081 Ulm

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                          Die Ontogenese bei Arthropoden:
                               Fossilbericht und Nutzen
                            für phylogenetische Analysen
                                                       Joachim T. Haug

       Organismen zu einem gegebenen Zeit-                         Zum Teil können diese Veränderungen
       punkt - Semaphoronten sensu Hennig                      sehr weitreichend sein, so dass ein jünge-
       (1966) - sind dreidimensionale Entitäten.               res Entwicklungsstadium nicht einfach als
       Der dreidimensionale Organismus mit                     konspezifisch mit seinem erwachsenen
       allen seinen Strukturen verändert sich im               Gegenstück erkennbar ist. Somit ist es
       Laufe der Zeit, genauer gesagt im Laufe                 nicht verwunderlich, dass beispielsweise
       seiner Ontogenese. Ein Organismus mit                   die Larvenformen von Zehnfußkrebsen
       allen seine Semaphoronten - Holomorph                   nach ihrer Entdeckung zunächst als sepa-
       sensu Hennig (1966) - ist eine vierdimen-               rate Arten und Gattungen beschrieben
       sionale Entität.                                        worden waren. Diese Gattungsnamen
           Diese simple Feststellung, so einfach               finden sich heute noch in den Bezeich-
       sie auch erscheinen mag, hat grundle-                   nungen der verschiedenen Larvenphasen
       gende Auswirkung auf unser Verständnis                  oder -stadien. So durchlaufen viele Krab-
       von Organismen. Da im Folgenden die                     ben eine Zoea-Phase und ein Megalopa-
       Bedeutung von einstmals lebenden                        Stadium, wobei Zoea und Megalopa vor-
       Organismen, die wir nur von ihren Über-                 mals Gattungsnamen waren.
       resten her kennen, also Fossilien, betont                   Findet man nun zwei sich morpholo-
       werden soll, sei hier bereits gesagt, dass              gisch unterscheidende Organismen, stellt
       die Erkenntnis der Vierdimensionalität                  sich die Frage, ob diese Organismen zwei
       eines Organismus hier besonders zum                     verschiedene Spezies repräsentieren
       Tragen kommt.                                           oder ob es sich um zwei unterschiedliche
                                                               Entwicklungsstadien derselben Art han-
       1. Taxonomische Validität einer Spezies                 delt. Ähnliche Fragen ergeben sich natür-
       Auch wenn wir uns des Biospezieskon-                    lich bei anderen Formen intraspezifischer
       zepts bewusst sind, so beschreiben wir                  Morphen, seien diese geschlechts-,
       Arten praktisch doch im Sinne einer                     kasten- oder generationsabhängig. Mor-
       Morphospezies. Das heißt, wir nehmen                    phologische Unterschiede zwischen
       Vertreter von Arten anhand ihrer Merk-                  verschiedenen Entwicklungsstadien
       male wahr. Genau hier spielt die Vier-                  können jedoch deutlich ausgeprägter
       dimensionalität eines Organismus bereits                sein als andere intraspezifische Morpho-
       eine wichtige Rolle, denn eben diese                    typen.
       Merkmale verändern sich im Laufe der                        Für heute lebende Arten mag man
       Ontogenese.                                             hier argumentieren, dass Zuchten die

       ZOOLOGIE 2012, Mitteilungen d.Dtsch.Zool.Ges.                                                  11
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          Identifikation ermöglichen oder dass man       alles andere als trivial. Schließt man ver-
          mittels DNA-Barcoding eine Konspezifität       schiedene Entwicklungsstadien einer Art
          feststellen kann. Besonders Zuchten sind       als eigenständige Arten in eine phyloge-
          in der Vergangenheit erfolgreich ange-         netische Analyse ein, kommt es unwei-
          wandt worden, um oftmals bizarr anmu-          gerlich zu Artefakten.
          tende Larvenformen mit ihren adulti in              Jüngste Beispiele an Fossilien kommen
          Verbindung zu bringen (z. B. Mikami und        aus dem Bereich der Dinosaurier. Ver-
          Greenwood 1997, Glenner et al. 2008).          schiedene flachköpfige Arten von Dick-
          Auch das DNA-Barcoding wurde hierfür           kopfsauriern wurden in phylogenetischen
          zumindest zum Teil erfolgreich verwendet       Analysen als früh abzweigende Arten
          (Tang et al. 2010). Für fossile Organismen     aufgelöst; Arten mit hochgewölbtem
          liegt der Fall natürlich anders. Hier bleibt   Schädeldach bildeten ein Monophylum
          es eine argumentative Arbeitsweise, wie        (z. B. Snively und Cox 2008). Andere
          sie aber bereits seit langem auch bei          Studien brachten jedoch die Möglichkeit
          kleinen rezenten Organismen, bei denen         auf, dass es sich bei den flachköpfigen
          Zuchten schwierig bis unmöglich sind,          Arten um Jungtiere der Arten mit hoch-
          Anwendung findet.                              gewölbtem Schädeldach handeln dürfte
              Interessanterweise kann man biswei-        (Horner und Goodwin 2009, Longrich
          len die Ansicht vertreten hören, dass phy-     et al. 2010, Schott et al. 2011). Dies hat
          logenetische Analysen zum Auffinden sol-       enorme Konsequenzen, nicht nur auf die
          cher ontogenetischer Zusammenhänge,            Phylogenie, sondern es wirkt sich noch
          also für das Erkennen verschiedener            weiter aus. Die Merkmalsevolution ist
          Stadien derselben Art verwendet werden         natürlich direkt betroffen, aber auch
          können. Für diese Annahme gibt es              Diversität, abgeschätzte Aufspaltungs-
          jedoch keine fundierte theoretische            zeitpunkte der Monophyla sowie die
          Grundlage; die kleinste Einheit der phy-       Biogeographie werden hiervon beein-
          logenetischen Systematik bleibt die Art        flusst. Dies hat auch in anderen Gruppen
          (Hennig 1966). Die Wahrscheinlichkeit,         der Dinosaurier weitreichende Diskus-
          dass unterschiedliche Entwicklungssta-         sionen ausgelöst, z. B. bei den Horndino-
          dien derselben Art als „nahe verwandt“,        sauriern (Scannella und Horner 2010,
          geschweige denn als „Schwestergrup-            Longrich und Field 2012).
          pen“ in phylogenetischen Analysen                   Da das Phänomen der „Stadien als
          erscheinen, ist äußerst gering, und selbst     Arten“ bei fossilen Vertebraten bekannt
          dann bliebe unklar wie geschlussfolgert        ist, aber historisch auch bei rezenten
          werden sollte, wann Schwestergruppen           Arthropoden vorkam, sollte man beim
          und wann Stadien einer Art vorhanden           Bearbeiten fossiler Arthropoden hier
          sind. Die mögliche Konspezifität zweier        besondere Vorsicht walten lassen. Eine
          Morphen, also die taxonomische Validität       saubere Diskussion möglicher Konspe-
          der Arten muss vor der phylogenetischen        zifitäten beim Aufstellen von Arten und
          Analyse diskutiert werden. Das Problem         Erstellen phylogenetischer Analysen
          der taxonomischen Validität einer Art ist      sollte daher selbstverständlich sein.

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       2. Nutzen zusätzlicher Merkmale              Rhizocephala oder Isopoda (Krebse);
       Die Vierdimensionalität eines Organismus     Wägele 1987, Høeg und Møller 2006).
       verursacht jedoch nicht nur Schwierig-       Bereits Hennig hat hierfür die grundle-
       keiten. Die Betrachtung der zeitlichen       gende Terminologie bereit gestellt:
       Komponente von Organismen bietet im          Semaphoront und Holomorph beschäfti-
       Gegenteil eine ganze Reihe zusätzlicher      gen sich gerade mit dem hier beschrie-
       nützlicher Einblicke. In der Systematik      benen Phänomen.
       findet sich ein interessantes, oftmals           Im Gegensatz zur weit verbreiteten
       unbewusst angewandtes Paradigma, das         Ansicht sind früh in der Ontogenese auf-
       man das Adultparadigma nennen könnte.        tretende Merkmale nicht automatisch
       Dies bedeutet, dass phylogenetische          „plesiomorpher“ als später auftretende.
       Analysen, aber auch Artdiagnosen,            Es ist wohl vielmehr so, dass alle Merk-
       zumeist auf die Merkmale des adultus         male, auch die verschiedener Stadien,
       zurückgreifen. Dahinter stecken zwei         mehr oder weniger unabhängig vonei-
       unausgesprochene Annahmen:                   nander evolvieren können (Scholtz 2004).
       1. Die Adultstadien verschiedener Arten          Es gibt noch keine ausgefeilte Theorie
       entsprechen einander.                        dazu, wie mit ontogenetischen Daten in
       2. Die Adultstadien besitzen die für die     phylogenetischen Analysen umzugehen
       Analysen oder Diagnosen wichtigsten          ist (Ansätze finden sich z. B. bei Steyer
       Merkmale.                                    2000). Ihre Nutzung in derartigen Analy-
           Da evolutionäre Verschiebungen der       sen stellt allerdings die einzige Möglich-
       Entwicklungsgeschwindigkeit, sogenann-       keit dar, Organismen einzubeziehen,
       te Heterochronie-Ereignisse, ein weit ver-   welche man ausschließlich von Larven
       breitetes Phänomen zu sein scheinen          und/oder juvenilen Stadien her kennt.
       (siehe weiter unten), ist die erste Annah-   Dies trifft wiederum nicht nur auf Fossilien
       me sicherlich zu sehr vereinfacht. Die       zu, sondern auch auf so manches rezente
       zweite Annahme scheint korrekt zu sein,      Monophylum (z. B. Facetotecta (Krebse);
       wenn man ausschließlich Gruppen              Glenner et al. 2008).
       betrachtet, bei denen die Arten vor allem
       anhand von Merkmalen der Geschlechts-        3. Heterochronie
       organe unterschieden werden können,          Heterochronie bezeichnet die evolutio-
       z. B. verschiedene Insektengruppen.          näre Verschiebung von Entwicklungs-
           Wichtig ist, dass das Wissen um die      mustern. Solche Verschiebungen im
       morphologische Veränderung von Merk-         Ablauf der Ontogenese sind als wichtiger
       malen durch die Ontogenese hinweg            Faktor in der Merkmalsevolution hypothe-
       einen neuen Satz von Merkmalen bietet.       tisiert worden (z. B. Futuyma 1998,
       Besonders relevant ist diese Erkenntnis      Freeman und Herron 2004). Heterochro-
       für die Untersuchung der Verwandtschaft      nie-Ereignisse können jedoch nur ent-
       von Gruppen, in denen der Adult ein          deckt werden, wenn Daten über die
       spezialisiertes Aussehen aufweist, da        Ontogenese in phylogenetische Rekon-
       er beispielsweise parasitisch lebt (z. B.    struktionen mit einbezogen werden. Des

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          Weiteren zeigt sich hier die Schwäche        Die so erhaltenen Organismen sind vor
          des Adultparadigmas. Wenn Heterochro-        einer halben Milliarde Jahre durch
          nie in der Tat ein häufig auftretendes       Kalziumphosphat “imprägniert” worden.
          Phänomen ist, so muss es viele Fälle         Dadurch sind die Fossilien dreidimensio-
          geben, in denen ein oder mehrere Merk-       nal, unverdrückt erhalten und weisen
          male des Adults einer Art denen eines        feinste Strukturen auf, die bis zu 0,2 μm
          juvenilen Entwicklungsstadiums einer nah     im Durchmesser klein sein können. Aller-
          verwandten Art entsprechen. Genau dies       dings sind 'Orsten'-Fossilien größenlimi-
          macht die Formulierung einer universel-      tiert. Die größten Fossilien sind kleiner
          len Theorie zum Einbezug ontogeneti-         als 2 mm, die am besten erhaltenen sind
          scher Daten in phylogenetische Analysen      solche, die lediglich 100-200 μm messen.
          oder Differenzialdiagnosen schwierig,        Der 'Orsten' hat unter anderem viele
          aber nichtsdestotrotz unerlässlich.          Vertreter der Krebse geliefert (Walossek
                                                       und Müller 1998), mit ontogenetischen
          4. Einbezug von Fossilien                    Serien von bis zu 30 Stadien, die immer
          Der Einbezug von Fossilien in phylogene-     noch unvollständig sind (Walossek 1993).
          tische Fragestellungen ist unabdingbar.      Neben Vertretern verschiedener noch
          Fossilien verfügen potentiell über Merk-     heute lebender Gruppen, wie den
          malszustände, die in der rezenten Fauna      Thecostracen (Müller und Walossek 1988)
          nicht mehr vertreten sind (Donoghue et       und den Branchiopoden (Walossek 1993),
          al. 1989, Rust 2006, Edgecombe 2010).        finden sich vor allem viele Vertreter der
          Von besonderem Interesse sind hierbei        Phosphatocopina (Maas et al. 2003), der
          Vertreter, welche bereits einen Teil der     Schwestergruppe der Eucrustacea
          Merkmalszustände heute wohl abge-            (letztere schließen alle heute lebenden
          grenzter Gruppen erworben haben, wäh-        Krebse ein).
          rend ihnen andere noch fehlen. Solche            Auch Vertreter, die sich vor der
          Fossilien erlauben die Rekonstruktion fein   Aufspaltung der Phosphatocopina und
          gradierter Evolutionsszenarien. Dies gilt    Eucrustacea von der evolutionären Linie
          für alle Arten von Merkmalen, auch für       der Krebse abspalteten, sind vertreten
          Entwicklungsmuster. Fossilien, die solche    und bildeten den Kern der von mir und
          Informationen bereitstellen sollen, müs-     meinen Kooperationspartnern durchge-
          sen jedoch eine außergewöhnliche             führten Studien (Müller und Walossek
          Erhaltung zeigen, die deutlich über das      1986, Walossek und Müller 1990, Stein et
          hinausgeht, was man gemeinhin als Fossil     al. 2005, 2008, Haug J.T. et al. 2009a,
          kennt.                                       2010a, b). Insgesamt wurden im Rahmen
                                                       dieser Studien sieben Arten dieser frü-
          a) Der 'Orsten'                              hen Vertreter der Crustacea sensu lato
          Für Arthropoden ist die beeindruckends-      ausführlich untersucht. Dabei wurde zu-
          te Erhaltungsform die 'Orsten'-Typ-          nächst die Zugehörigkeit verschiedener
          Erhaltung (z. B. Müller 1985, Waloszek       Larvenstadien zu den verschiedenen
          2003, Maas et al. 2006 und Referenzen).      Arten geklärt und dann die ontogeneti-

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       schen Sequenzen für diese Arten rekon-            Modell für jedes Entwicklungsstadium
       struiert. Praktisch musste man bei diesem         (Abb. 1).
       Prozess dem von Hennig propagierten                  Durch die Rekonstruktion der ontoge-
       Konzept der wechselseitigen Erhellung             netischen Reihen wurde ersichtlich, dass
       folgen, d.h. im Laufe der Rekonstruktion          eines der Schlüsselmerkmale in der
       einer Ontogenesereihe konnte es sich              Evolution der Krebse, der sogenannte
       dann unter Umständen herausstellen,               proximale Endit, zusätzliche Entwick-
       dass ein Stadium nicht in die gedachte            lungsmerkmale bereitstellt (Haug et al.
       Reihe passt und doch eine eigene Art              2010a, b). Der proximale Endit ist eine
       darstellen muss. Zum besseren Verständ-           wichtige Struktur für die Nahrungsmani-
       nis wurden diese ontogenetischen Reihen           pulation. Es handelt sich im Prinzip um
       als vierdimensionale Computermodelle              eine mediane Sklerotisierung innerhalb
       umgesetzt, mit einem dreidimensionalen            der basalen Gelenkmembran zwischen

       Abb. 1: Vierdimensionales Computermodell von Henningsmoenicaris scutula, einem frühen fossi-
       len Krebs aus dem kambrischen 'Orsten'. Es wurden die zehn bekannten frühen Entwick-
       lungsstadien dreidimensional rekonstruiert, um Veränderungen im Verlauf der Ontogenese mög-
       lichst einfach erkennbar zu machen. Besonders auffällige Veränderungen sind das Schildwachstum
       und die Augenentwicklung.                                                   alle Bilder J. T. Haug

                                                                                                      15
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          Bein und Körper, die mit Stacheln oder            unterschiedlich. Diese zeitlichen Unter-
          Seten besetzt ist und die sich bei allen          schiede stellen somit zusätzliche Merk-
          nachantennularen Beinen findet.                   male für eine phylogenetische Analyse
              Das evolutionäre Auftreten dieser             dar.
          Struktur charakterisiert Crustacea sensu             Das a posteriori Auftragen der ontoge-
          lato, das ontogenetische Auftreten dieser         netischen Zeitpunkte des Auftretens des
          Struktur ist jedoch in den verschiedenen          proximalen Enditen enthüllte, dass Hete-
          Arten und an verschiedenen Beinen                 rochronie ein zentrales Thema in der frü-

          Abb. 2: Heterochronie-Ereignisse während der frühen Evolution der Krebse, aufgezeigt an
          Vertretern aus dem kambrischen 'Orsten'. Die obere Reihe von Modellen stellt frühe Larvenstadien
          verschiedener Krebsarten dar, die untere Reihe zeigt jeweils das zweite (links) und dritte Bein
          (rechts) in diesem Stadium. Mit Pfeilen markiert sind die proximalen Enditen. Auf dem vereinfach-
          ten Phylogramm ganz unten sind die beiden erkennbaren Heterochronie-Ereignisse (zweimal pre-
          displacement) aufgetragen. Das evolutionäre Szenario wird detailliert im Text erläutert. a, b.
          Henningsmoenicaris scutula. c, d. Goticaris longispinosa. e, f. Martinssonia elongata.

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       hen Evolution der Krebse gespielt haben        durchgeführt worden waren, die das
       musste. Bei den frühesten Ver tretern der      Potential für 'Orsten'-Fossilien in einem
       Crustacea sensu lato erschien diese            solchen Forschungsansatz sowie die
       Struktur erst, wenn sie bereits über meh-      Bedeutung dieser Fossilien für das Ver-
       rere Rumpfsegmente verfügten, und dann         ständnis der frühen Evolution der Krebse
       auch zunächst nur am dritten Bein (Abb.        aufgezeigt hatten (z. B. Müller und
       2a, b). Im Folgestadium erschien der pro-      Walossek 1988, Walossek 1993, Walossek
       ximale Endit am zweiten Bein und im            und Müller 1998).
       darauffolgenden an den weiter hinten lie-         Der 'Orsten' hat eine herausragende
       genden Beinen. Bereits an der nächsten         Rolle im Feld des Palaeo-Evo-Devo-
       Node entlang der evolutionären Linie zu        Forschungsansatzes inne. Es gibt aller-
       den Eucrustacea hatten sich die Zeitpunk-      dings noch weitere fossile Lagerstätten,
       te des Erscheinens in der Ontogenese           die einen solchen Forschungsansatz
       nach vorne verschoben, ein Typ der             erlauben. Für den 'Orsten' war zu Beginn
       Heterochronie der ‚pre-displacement’           meiner Arbeiten sowohl die Material-
       genannt wird. Der proximale Endit              grundlage im Sinne einer großen Fülle
       erschien wieder zunächst am dritten Bein,      Fossilmaterials verschiedener Larven-
       aber bereits im frühesten Larvenstadium        stadien als auch eine verlässliche Doku-
       (Abb. 2c, d). Am zweiten Bein erschien er      mentationstechnik, die Raster-Elektronen-
       bereits im zweiten Larvenstadium, immer        mikroskopie, vorhanden. Für andere
       noch war hier kein Rumpfsegment ent-           Fossillagerstätten war das prinzipielle
       wickelt. An der nächsten Node traten die       Vorkommen früher Entwicklungsstadien
       proximalen Enditen sowohl am zweiten           bekannt; dieses Vorkommen war jedoch
       als auch dritten Bein im ersten Larven-        bisher nur punktuell bearbeitet worden
       stadium auf, was ein weiteres pre-displa-      und die Dokumentationstechniken waren
       cement-Ereignis darstellt (Abb. 2e, f).        verbesserungswürdig.
           Bei den Eucrustacea und ihrer
       Schwestergruppe, den Phosphatocopina,          b) Rhynie Chert
       wird aus dem proximalen Enditen onto-          Ein Fossilvorkommen, aus dem frühe
       genetisch die Coxa, indem sich die ledig-      Ontogenesestadien bekannt waren, wel-
       lich mediane Sklerotisierung lateral zu        ches jedoch bislang nicht umfassend
       einem vollständigen Ring schließt. Auch        bearbeitet worden war, ist der devon-
       dies ist ein Heterochronie-Ereignis, in die-   ische Rhynie Chert, ca. 400 Millionen
       sem Fall Hypermorphose (Haug et al.            Jahre alt. Diese Fossillagerstätte stellt
       2010a).                                        eines der bedeutendsten frühen Vor-
           Fossilien in 'Orsten'-Erhaltung stellen    kommen nicht-mariner aquatischer
       somit ein außergewöhnliches Beispiel           und terrestrischer Fauna und Flora dar.
       dar, bei denen man einen echten Palaeo-        Erste Beschreibungen von kleinen
       Evo-Devo-Ansatz umsetzen kann. Dies ist        Krebsen mit verschiedenen Entwick-
       nicht verwunderlich, da bereits grundle-       lungsstadien stammen von 1926
       gende Vorarbeiten in diese Richtung            (Scourfield 1926).

                                                                                              17
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              Die Dokumentation der winzigen                nen Fokusebenen aufgenommen werden,
          Fossilien innerhalb ihrer Silikatmatrix           resultieren hier (in den meisten Fällen) in
          stellt den Bearbeiter jedoch vor besonde-         absolut scharfen Aufnahmen, allerdings
          re Herausforderungen. Die Tiefenschärfe           leider der Matrix; vom eigentlichen Fossil
          ist durch die optischen Eigenschaften             ist wenig bis nichts sichtbar. Auch Ver-
          extrem eingeschränkt. Inzwischen als              suche mit Synchrotron-Tomographie an
          klassisch zu bezeichnende Ansätze, bei            den winzigen Fossilien erbrachten keine
          denen Stapel von Bildern in verschiede-           verwendbaren Daten. Daher war es not-

          Abb. 3: Weitere Beispiele von fossilisierter Ontogenese von Arthropoden aus anderen
          Lagerstätten mit außergewöhnlicher Erhaltung. a–f. Fangschreckenkrebse (Stomatopoda) aus den
          jurassischen Solnhofener Plattenkalken. a. Eine noch unbenannte Larve von ca. 18mm Körperlänge
          mit eindeutigen Larvalmerkmalen wie z. B. langen Stacheln am Schild und lanzettförmigen Ästen
          des letzten Beinpaars (= Uropoden). b–d. Verschiedene Stadien von Spinosculda ehrlichi, bei denen
          sich vor allem der Schwanzfächer verändert, von älter (b) nach jünger (d). e, f. Zwei Stadien von
          Sculda pennata mit Unterschieden u. a. in der Morphologie des Schildes und Schwanzfächers. e,
          Adult. f, Juvenil. g. Eine noch namenlose junge Krebslarve aus dem devonischen Rhynie Chert. h, i.
          Zwei Entwicklungsstadien von Yohoia tenuis aus dem kambrischen Burgess Shale, einem frühen
          Vertreter der Cheliceraten. Die beiden Stadien unterscheiden sich außer in ihrer Größe in der
          Morphologie des ersten Beinpaares (= great appendage), welches beim jüngeren Stadium (h) im
          Verhältnis schlanker ist als beim älteren (i). h und i nicht maßstabsgetreu.

          18
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       wendig vor der Dokumentation des             aus dieser Lagerstätte die erste fossile
       umfangreichen Materials neue Dokumen-        Fangschreckenkrebslarve beschreiben
       tationsansätze zu entwickeln.                (Haug et al. 2008), mittlerweile sind auch
           Kamenz et al. (2008) zeigten, dass man   noch weitere bekannt (Haug C. et al.
       prinzipiell optische Stapel in ähnlicher     2009, Haug et al. 2010c) (Abb. 3). Auch
       Weise verarbeiten kann wie Datensätze,       diverse Jugendstadien malakostraker
       die im Computertomographen erzeugt           Krebse sind in den Solnhofener Platten-
       worden waren. Dieser Ansatz ist jedoch       kalken gefunden worden (Garassino und
       zeitaufwändig und damit nicht direkt auf     Schweigert 2006, Haug C. et al. 2009,
       das üppige zu untersuchende Material         Haug J.T. et al. 2009c, 2010c, 2011a).
       anzuwenden. Schließlich entwickelten wir         Mittlerweile habe ich auch in anderen
       eine semi-automatische Verarbeitungs-        Fossillagerstätten mit Weichteilerhaltung
       routine, mit der Bildstapel mit drei frei    immer wieder verschiedene Entwick-
       verfügbaren Computerprogrammen in            lungsstadien diverser Arthropoden gefun-
       Folge in Stereoaufnahmen umgesetzt           den, z.B. in der berühmten nordamerika-
       werden konnten, die das vollständige Tier    nischen Lagerstätte Burgess Shale
       dreidimensional darstellten (Haug J.T. et    (Kambrium, ca. eine halbe Milliarde Jahre
       al. 2009b). Mit dieser Methodik war eine     alt; Haug et al. 2011b, 2012, im Druck;
       Grundlage geschaffen, das Material aus       siehe auch García-Bellido und Collins
       Rhynie mit einem Palaeo-Evo-Devo-            2006) oder auch in karbonischen Ablage-
       Ansatz zu bearbeiten. Die Untersuchun-       rungen aus Nordwest-Deutschland (ca.
       gen laufen zur Zeit noch, versprechen        300 Millionen Jahre alt; siehe Schultka
       jedoch überraschende Einblicke in die        2000). Im Prinzip eröffnet jede Fossilla-
       frühe Besiedelung nicht-mariner aqua-        gerstätte mit relativ guter Erhaltung und
       tischer Habitate.                            einer größeren Anzahl von Fossilien der-
                                                    selben Art die Möglichkeit verschiedene
       c) Solnhofener Plattenkalke                  Ontogenesestadien zu entdecken, sofern
       Weder im Rhynie Chert noch im 'Orsten'       auch kleinste Fossilien gesammelt wer-
       sind bislang Vertreter einer bestimmten      den und nicht nur nach den „großen
       Gruppe von Krebsen entdeckt worden:          Funden“ Ausschau gehalten wird. Mit die-
       die der Malakostraken. Larvenstadien von     ser Erkenntnis verspricht die Zukunft
       fossilen Malakostraken sind jedoch aus       noch viele spannende Funde und neue
       den jurassischen, ca. 150 Millionen Jahre    Erkenntnisse im Bereich des Palaeo-Evo-
       alten Solnhofener Plattenkalken bekannt.     Devo.
       Besondere Pionierarbeiten sind an den
       außergewöhnlich großen Larvenstadien         Danksagungen:
       von Langusten und möglicherweise
       Bärenkrebsen geleistet worden, die hier      Ich möchte meinem Doktorvater Prof. Dr.
       zu Tausenden auftreten (z. B. Polz 1972,     Dieter Waloßek dafür danken, dass er mir
       1973, 1984, 1995, 1996). Zusammen mit        die Bearbeitung des außergewöhnlichen
       meinen Kooperationspartnern konnte ich       'Orsten'-Materials ermöglicht hat. Er und

                                                                                           19
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          seine Arbeitsgruppe Biosystematische                   scriptions (infraorders Astacidea,
          Dokumentation mit ihren aktuellen und                  Thalassinidea, and Palinura). Atti della
                                                                 Società Italiana di Scienze Naturali e del
          ehemaligen Mitgliedern hat mir sehr bei                Museo Civico di Storia Naturale in Milano
          der Anfertigung meiner Doktorarbeit                    34: 1–64.
          geholfen. Vor allem möchte ich meiner               García-Bellido DC, Collins DH. 2006. A new
          Frau Dr. Carolin Haug dafür danken, dass               study of Marrella splendens (Arthropoda,
                                                                 Marrellomorpha) from the Middle
          Sie mich bei meiner Forschung immer
                                                                 Cambrian Burgess Shale, British
          unterstützt, obwohl sie zeitgleich ihre                Columbia, Canada. Canadian Journal of
          eigenen Projekte verfolgt. Allen Muse-                 Earth Sciences 43: 721–742.
          umskuratoren und Privatsammlern sowie               Glenner H, Høeg JT, Grygier MJ, Fujita Y. 2008.
                                                                 Induced metamorphosis in crustacean y-
          diversen Kollegen sei für Ihre Hilfe beim
                                                                 larvae: Towards a solution to a 100-year-old
          Auffinden und Bereitstellen von Material               riddle. BMC Biology 6, art. 21.
          gedankt. Ich danke der Deutschen For-               Haug C, Haug JT, Waloszek D. 2009.
          schungsgemeinschaft für die Förderung                  Morphology and ontogeny of the Upper
                                                                 Jurassic mantis shrimp Spinosculda ehrlichi
          während und nach meiner Doktorarbeit,
                                                                 n. gen. n. sp. from southern Germany.
          sowie der Yale University, Prof. Dr. Derek             Palaeodiversity 2: 111–118.
          Briggs und der Alexander von Humboldt-              Haug JT, Haug C, Ehrlich M. 2008. First fossil
          Stiftung für die Unterstützung, in letzterem           stomatopod larva (Arthropoda: Crustacea)
                                                                 and a new way of documenting Solnhofen
          Fall durch ein Feodor Lynen-Forschungs-
                                                                 fossils (Upper Jurassic, Southern
          stipendium für Postdoktoranden. Schließ-               Germany). Palaeodiversity 1: 103–109.
          lich möchte ich noch ganz herzlich der              Haug JT, Maas A, Waloszek D. 2009a.
          Jury der Deutschen Zoologischen Gesell-                Ontogeny of two Cambrian stem crustace-
          schaft für die Verleihung des Horst-                   ans, †Goticaris longispinosa and
                                                                 †Cambropachycope clarksoni.
          Wiehe-Preises 2011 danken – es ist mir                 Palaeontographica A 289: 1–43.
          eine große Ehre.                                    Haug JT, Haug C, Maas A, Fayers SR, Trewin
                                                                 NH, Waloszek D. 2009b. Simple 3D images
                                                                 from fossil and recent micromaterial using
                                                                 light microscopy. Journal of Microscopy
          Referenzen:                                            233: 93–101.
                                                              Haug JT, Haug C, Waloszek D, Maas A, Wulf M,
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             fauna: review of the types from old de-             developmental sequences: The Cambrian

          20
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          †Martinssonia elongata, †Musacaris gerd-        Longrich NR, Field DJ. 2012. Torosaurus is not
          geyeri gen. et sp. nov. and their position in      Triceratops: ontogeny in chasmosaurine
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          Dr. Joachim T. Haug
          Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
          Zoologisches Institut und Museum
          Soldmannstr. 23
          17487 Greifswald

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