VBE-Umfrage unter Schulleitungen: Wie zufrieden sind Sie? - VBE Rheinland-Pfalz
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Rheinland-pfälzische Schule 04/2020 Zeitschrift des Verbandes Bildung und Erziehung Rheinland-Pfalz 06.04.2020 / 71. Jahrgang Damit Lehrer nicht sitzen bleiben. VBE-Umfrage unter Schulleitungen: Wie zufrieden sind Sie? > Corona und Schule – Ihre Fragen, unsere Antworten > Sonderpädagogische Basisfortbildung: Hier hakt es gewaltig!
Mitgliederservice Inhalt Editorial Leitartikel 3 Magazin 4 Aktuell In memoriam 6 7 Frühling ist, Thema 8 wenn die Seele wieder Wir bringen Bildung in Bewegung Junger VBE 12 14 bunt denkt Termine 17 Recht 19 Pünktlich mit dem kalendarischen Frühlingsbeginn hat es Termine 19 sich die Sonne nun auch gemütlich gemacht und bes- Personalräte & Co. 21 chenkt uns täglich mit ihren Gute-Laune-Strahlen. Und in diesem Frühling gibt es so viel mehr zu entdecken als nur Wir gratulieren 22 die herrlichen Sonnenstrahlen, Kirschblüten, Krokusse Infos & Technik 23 und die ersten Temperaturrekorde jenseits der 20 Grad. Digitale Bildung 25 Wie bei Harry Potter fällt hier weder der Name vom Aus den Kreisverbänden 27 nasenlosen Zauber-Bösewicht noch von Du-weißt-schon- VBE Bund 28 welcher-Ausnahmesituation. Doch eben jene macht er- Literatur für Lehrer/-innen 29 finderisch und lässt uns so tolle Dinge entdecken wie spontane Online-Lesungen kleiner Künstlerinnen und Zum Schluss ... 30 Künstler auf Instagram, sinnvolle Beschäftigung- IMPRESSUM smaßnahmen für Kinder und Erwachsene bei pinterest, lang vergessene Hobbys im Keller und neu zu entdeck- 6. April 2020, 71. Jahrgang ende Do-it-yourself-Kanäle bei YouTube – die gar nicht so Herausgeber Verband Bildung und Erziehung (VBE), Landes- unnütz sind, wie Sie jetzt denken mögen. verband Rheinland-Pfalz, Adam-Karrillon-Str. 62, 55118 Mainz, Telefon: 0 61 31-61 64 22, Telefax: 61 64 25, info@vbe-rp.de Sollten Sie also schon das Waschbecken von unten oder Redaktion: gar den Kühlschrank ausgewischt haben, empfiehlt sich Elisa Engert ele (Chefin vom Dienst), e.engert@vbe-rp.de, Dr. Markus Bachen mb (Veranstaltungen/Regionales), ein Blick ins Internet und damit auf all die Ideen, Inspira- m.bachen@vbe-rp.de, Frank Handstein fh (Reportage/Recht), tionen und Isolationskollerverhinderungstipps – eng f.handstein@vbe-rp.de, Marlies Kulpe mkl (Bildungspolitik/ verknüpft mit der Hoffnung, dass die Bandbreite der Rubriken), m.kulpe@vbe-rp.de, Johannes Müller jm (Personal- räte/Recht), j.mueller@vbe-rp.de, Klaus Schmidt kfs (Repor- enormen Anfrage auch standhalten kann. tage/Berufspolitik/Zum Schluss), k.schmidt@vbe-rp.de Verlag: VBE Bildungs-Service GmbH, Adam-Karrillon-Str. 62, Und wenn die Leitung dann doch mal in die Knie gehen 55118 Mainz sollte noch ein kleiner Praxistipp: Bezahlen Sie jetzt schon den Kaffee, den Sie erst in ein paar Wochen trinken Fotos/Grafik: Titel, S. 3, 4, 5, 7, 8, 19, 20, 21, VBE-Archiv: 3, 10, 11, 13, 27, werden und unterstützen Sie die vielen Cafés und Bars, Christoph Illigens: 26 (Illustration), Christian Kruppa (DsiN/Di- bei denen Sie eigentlich jetzt gerne das Näschen in die giBitS): 28, Voland & Quist: 29. Sonne und die Beine ausstrecken würden. Die RpS erscheint zehnmal im Jahr. Für VBE-Mitglieder ist der Be- zugspreis durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Nichtmitglieder bestellen beim Verlag zum Preis von 4,80 Euro vierteljährlich ein- Egal, wie Sie die Zeit gerade verbringen: schließlich Vermittlungsgebühren. Genießen Sie die Sonne und die Frühlingsgefühle! Redaktionsschluss 15.04.2020 für Heft 5/2020 Ihre RpS-Redaktion Den Inhalt namentlich gezeichneter Artikel verantworten deren Verfasser. Nachdruck ist nur mit Zustimmung der Redaktion und Quellenangabe zulässig. Für unverlangt eingesandte Ma- nuskripte besteht keine Gewähr. Gesamtherstellung, Anzeigenverwaltung Wilke Mediengruppe GmbH, Oberallener Weg 1, 59069 Hamm, E-Mail: info@wilke- mediengruppe.de ISSN: 1869 3717 Die nächste RpS erscheint am 4. Mai 2020. 2 Rheinland-pfälzische Schule 04/2020
Jede Schule Leitartikel sollte eine starke Das Bildungsministerium hat das Programm S4 „Schule Die Reduzierung der Pflichtstunden wäre ein Ansatz. Aber Schule sein! stärken, starke Schule“ auf den Weg gebracht. Schulen, wie soll das funktionieren, wenn erste Bundesländer in die laut Pressemitteilung des Bildungsministeriums vor Zeiten des drastischen Lehrkräftemangels bereits die Un- besonderen Herausforderungen stehen, werden dabei im terrichtsverpflichtung von einigen Kolleginnen bzw. Kolle- Rahmen eines Schulentwicklungsprogramms über einen gen um eine Wochenstunde erhöhen? Zeitraum von drei Jahren intensiv begleitet und in ihrer Arbeit unterstützt. Durch den Einsatz von multiprofessionellen Teams könnte eine Entlastung bei den vielen Selten hat uns Frau Ministerin Hubig so aus der Seele ge- Zusatzaufgaben erfolgen, damit die Lehrkräfte sprochen: „Schule hat sich verändert: Schülerinnen und sich wieder ganz und gar ihrer Kernaufgabe – Schüler haben heute vielfältige Bedürfnisse, das Verhält- dem Unterrichten – widmen können. nis von Schule und Eltern hat sich gewandelt und Lehre- rinnen und Lehrer stehen vor der Herausforderung einer Und eines zu betonen werden wir nicht müde: heterogener werdenden Schülerschaft.“ Wir brauchen mehr Zeit, Die Rahmenbedingungen hingegen haben sich nicht an- mehr Zeit für jede einzelne Schülerin, gemessen verändert: Schule von gestern soll die gesell- jeden einzelnen Schüler, schaftlichen Herausforderungen von heute stemmen. Das mehr Zeit für und im Unterricht, kann nicht funktionieren! mehr Zeit für Beratung, mehr Zeit für Verwaltungsaufgaben Barbara Mich S4 – ein Projekt, das Schulen dabei unterstützen soll, diesen gesellschaftlichen Veränderungen entgegenzutre- … denn Bildung wächst mit der Zeit. ten – begrüßen wir ausdrücklich! Aber um Schulen zu stärken, muss mehr passieren als Fortbildungsveranstal- Wenn Schule stärken, dann bitte richtig! Nur dann können tungen, Coachingangebote oder Schulungen von Schul- starke Schulen den veränderten gesellschaftlichen Her- leiterinnen und Schulleitern in Führungs- und Manage- ausforderungen begegnen. mentfunktionen. Hier stellt sich zudem die Frage, warum Barbara Mich nicht jede Kollegin, jeder Kollege mit Interesse an Füh- stellv. Landesvorsitzende rungsaufgaben eine entsprechende Schulleitungsqualifi- zierung machen darf – warum dieses Angebot nicht an alle Schulleitungen gerichtet ist. Laut forsa-Umfrage zur Berufszufriedenheit von Schullei- B i l d un tungen sehen 90 % der befragten Schulleiterinnen und g Schulleiter das stetig wachsende Aufgabenspektrum als größten Belastungsfaktor an. Schulleitungen haben zu viele Verwaltungsaufgaben! wächst Der geplante Einsatz von Schulverwaltungskräften, der mit zurzeit allerdings nur an großen Schulen vorgesehen ist, der Ze it. ist ein guter Ansatz – aber bitte nicht auf Kosten der Schulleitungspauschale. Viele Kolleginnen und Kollegen übernehmen zu dem ei- gentlichen Unterricht noch zahlreiche weitere Aufgaben Wir brin ge n Bildun g in Bew außerhalb ihres pädagogischen Auftrags. Die Arbeitsbe- Mehr Ze egung it für di auch m e Kinder ehr Bild . Mehr brauch ung. Le Zeit be en meh hrerinne deut lastung ist schlicht und einfach zu hoch. fordern nelle Te r Zeit fü Unterstü r tzung du un d n und Le et im Unte hrer rricht. W ams, Se rch mul ir Verring nkung de tiprofess erung r Klassen io- VBE_Ze itschrift_ RpS_Rü Vereinfa de s Rege m esszahlen ckseite_R chung lstunde , Z_KJ_21 _11_19 der Zeug nmaßes .indd 1 nisse. und Rheinland-pfälzische Schule 04/2020 22.11.19 3 11:46
Fehlende Digitalisierung rächt sich jetzt Magazin Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) kritisiert an- In Deutschland beteiligen sich einige Schulen bisher als gesichts der bevorstehenden Schulschließungen in Pilotschulen am Projekt „Schul-Cloud“ des Hasso-Platt- Deutschland Versäumnisse in der deutschen Bildungs- ner-Instituts (HPI) an der Universität Potsdam. Auf der politik. „Jetzt rächt sich, dass sich in Deutschland bei Plattform können Texte, Präsentationen und andere Do- der Digitalisierung der Schulen so lange nichts richtig kumente online erstellt und abgespeichert werden, auch bewegt hat“, sagte der Verbandsvorsitzende Udo Beck- Gruppenarbeiten. Außerdem gibt es einen Messenger mann der Deutschen Presse-Agentur. In einem Land wie und andere Möglichkeiten, mit denen Lehrer und Schüler Litauen beispielsweise, das zu den Vorreitern der digita- nach geltenden Datenschutzstandards kommunizieren len Bildung gehöre, wäre in einer solchen Situation flä- können. Lehrer können zudem Hausaufgaben online chendeckender Unterricht viel wahrscheinlicher digital stellen, die dann im Netz bearbeitet und zu einem be- über das Netz möglich. stimmten Termin wieder zurückgesendet werden kön- nen. Beckmann befürchtet wegen der vorerst bis rund um Os- tern geplanten Ausfälle keine größeren Leistungsabfälle bei den Schülern. Wenn aber danach festgestellt werde, dass die Schließungen weiterhin aufrechterhalten blei- ben sollten, müssten die Kultusminister „erneut ihre Köpfe zusammenstecken“, sagte er. Möglich seien dann auch Teillösungen zum Beispiel für Schüler, die im Prü- fungsmodus seien, damit die Prüfungen stattfinden könnten. dpa/RED Ganztag an Grundschulen – Verbände und DGB fordern mehr Geld Der Deutsche Gewerkschaftsbund, das Deutsche Kin- ben.“ Die Kommunen bräuchten aber einen realistischen derhilfswerk und der Deutsche Städtetag haben die Bun- Zeitplan und hinreichend Finanzmittel. „Nur dann kann desregierung aufgefordert, für den geplanten Ausbau das Projekt Rechtsanspruch bundesweit gelingen“, sag- der Ganztagsbetreuung an Grundschulen deutlich mehr te der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Geld bereitzustellen. „Was wir nicht brauchen, sind Ver- Dedy. Zuvor hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund wahranstalten am Nachmittag. Ganztagsbetreuung (DGB) deutlich mehr Geld vom Bund für die Pläne gefor- muss als Ganztagsbildung verstanden werden“, sagte dert und vor einem Scheitern gewarnt. Holger Hofmann, Geschäftsführer des Deutschen Kin- derhilfswerkes, am Donnerstag. Durch eine Unterfinan- Ab 2025 sollen nach dem Willen der großen Koalition alle zierung des Ausbaus drohe die Qualität der Betreuungs- Kinder in Deutschland von der ersten bis zur vierten plätze auf der Strecke zu bleiben. Klasse einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung haben. Der Ausbau von Räumlichkeiten und Gebäuden an den Ähnlich äußerte sich der Städtetag. Anlass war die erste rund 15 000 Grundschulen wird Schätzungen zufolge Beratung eines Gesetzentwurfs der großen Koalition zur fünf bis sieben Milliarden Euro kosten. Der Bund will Finanzierung des Ganztagsausbaus im Bundestag. nach den bisherigen Plänen zwei Milliarden zur Verfü- Grundsätzlich wird das Vorhaben vom Städtetag befür- gung stellen. wortet. „Beim Wechsel von der Kita zur Grundschule darf es für Familien keinen Bruch im Betreuungsangebot ge- dpa/RED 4 Rheinland-pfälzische Schule 04/2020
Viel Aufwand, hoffentlich viel Wirkung: Die Masern-Impfpflicht kommt Magazin Rubrik Jetzt wird es ernst: Die Masern-Impfpflicht für Kindergar- hat das aber keine weiteren Konsequenzen. Sie können ten- und Schulkinder ist in Kraft getreten. Experten finden bis zum Schulabschluss ungeimpft an der Schule bleiben das gut, aber die Umsetzung ist ein ziemlicher Kraftakt. – Impfpflicht hin oder her. Für Kita-Kinder könnte der Be- Kurz vor Weihnachten wurde das Gesetz im Bundesrat ge- treuungsvertrag gekündigt werden. billigt, nun müssen die Länder zusehen, wie sie mit der Impfpflicht praktisch umgehen. Die Vorgaben sind klar: Ulrich Wagner, Leiter der Abteilung Gesundheitsschutz Wer sich als Schüler, Lehrer, Hausmeister, Erzieher oder am Landratsamt Karlsruhe, sieht das zunächst pragma- Kita-Kind bereits in den entsprechenden Einrichtungen tisch. „Wir haben ja keine Masse von Leuten, die nicht befindet, hat noch Zeit bis 31. Juli 2021, die Impfung nach- geimpft sind“, erläutert er. „Bei überzeugten Impfgeg- zuweisen. Wer neu eingestellt wird oder neu in Klassen nern wird es auf ordnungsrechtliche Maßnahmen heraus- oder Kita-Gruppen aufgenommen werden will, muss den laufen.“ Er hofft, mit dem Gesetz diejenigen zu erreichen, Impfnachweis seit 1. März vorlegen. die bisher einfach nachlässig, schlampig oder gedanken- los waren. „Ich bin froh, dass wir aus dem reinen Appell- Vertreter mehrerer Familien mit Kleinkindern gaben frist- charakter nun herauskommen“, sagt er. Aber: „Wir sehen gerecht Eilanträge und Verfassungsbeschwerden gegen auch einen enormen Aufwand auf die Menschen und die das Gesetz beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe Verwaltung zukommen.“ ab. Sie sehen das Grundrecht auf körperliche Unversehrt- heit der Kinder, das Erziehungsrecht der Eltern und Gleichheitsgrundsätze verletzt. Nach dem neuen Gesetz können nicht geimpfte Kinder- gartenkinder abgewiesen werden – Schüler nicht. Denn der Impfpflicht steht die Schulpflicht gegenüber. Was Schulen und Kindergärten jetzt tun müssen: Impfauswei- se einsammeln, kopieren, zu den Akten legen und so lan- ge aufbewahren, wie die Kinder an der Kita beziehungs- weise der Schule sind. Der größte Aufwand steht noch bevor: Bis zum kommenden Jahr müssen Neuankömmlin- ge nicht nur impftechnisch erfasst werden, es muss auch der Impfstatus aller Kinder und Mitarbeiter in den Schu- len und Kitas abgeklärt und dokumentiert werden. Bleiben Erziehungsberechtigte als Impfgegner stur oder Masern sind hoch ansteckend, werden laut Bundesge- bringen den Nachweis schlicht aus Nachlässigkeit nicht sundheitsministerium häufig unterschätzt und können bei, muss dies dem Gesundheitsamt gemeldet werden, auch tödlich sein. Nach Angaben des Landesgesundheit- „unverzüglich“, wie es im Gesetz heißt. Die Behörde samtes liegt die Impfquote für Schulanfänger im Südwes- nimmt dann Kontakt mit den Eltern auf. ten bei aktuell 89,8 Prozent. Das ist deutlich weniger als die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohle- Bleibt all das ohne Erfolg, droht schlimmstenfalls ein nen 95 Prozent. Bußgeld – das können bis zu 2500 Euro sein. Für Schüler dpa/RED Verband: Bundesländer rufen Mittel aus dem Digitalpakt kaum ab Die groß angelegte Initiative zur Digitalisierung der Schu- ran“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Die Höhe der len in Deutschland geht nur schleppend voran. Von den bewilligten Fördermittel unterscheidet sich der Bit- fünf Milliarden Euro des Digitalpakts Schule sei bislang kom-Umfrage zufolge je nach Bundesland beträchtlich. nur ein Bruchteil abgerufen geworden, teilte der Digital- Mit Abstand die größte Summe entfällt auf Hamburg, wo verband Bitkom am Freitag in Berlin mit. Vier Bundeslän- Förderanträge der Schulen mit einem Volumen von insge- der hätten noch gar keine Förderanträge bewilligt. samt 116,1 Millionen Euro bewilligt wurden. Dahinter fol- gen Sachsen (15,2 Mio. Euro), Bayern (9,0 Mio. Euro), Ba- Eine Umfrage des Bitkom ergab, dass bislang erst zwölf den-Württemberg (3,8 Mio. Euro), Thüringen (3,1 Mio. Bundesländer Förderanträge bewilligt haben. In Hessen, Euro), Berlin (2,1 Mio. Euro) und Bremen (1,5 Mio. Euro). dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein Die übrigen Bundesländer machten keine Angaben zum stehe das noch aus. „Der Digitalpakt Schule kann und abgerufenen Fördervolumen. muss ein Meilenstein für die digitale Bildung werden, aber wir kommen mit der Umsetzung viel zu zögerlich vo- dpa/RED Rheinland-pfälzische Schule 04/2020 5
Gemeinsames Treffen Aktuell von VBE und SVR Der Schulleitungsverband Rheinland-Pfalz (SVR) und der gerade in Krisenzeiten wie jetzt. Auch der Mangel an Sekre- VBE fanden sich am 9. März 2020 in Trier zu einem Gedan- tärinnen- und Hausmeisterstunden vor allem an kleinen kenaustausch über aktuelle Themen zusammen. Die seit Schulen macht sich bemerkbar. Dass die schon lange beste- Jahren vom SVR vorgetragenen Forderungen nach Anerken- hende Forderung nach Erhöhung immer wieder an die nung des eigenständigen Berufsbildes „Schulleiter/-in“, Schulträger herangetragen und dass auf die Notwendigkeit nach „Leitungszeit“ (statt Anrechnungsstunden) für Schul- nachhaltig hingewiesen werden muss, war einhellige Auf- leitungen und nach Überarbeitung der Besoldungsgrundla- fassung. gen mit dem Ziel der Angleichung der Schularten fanden die uneingeschränkte Zustimmung des VBE. „Die ständige Er- Dass die Aufgabenvielfalt und die damit verbundene beson- weiterung des Aufgabenspektrums der Schulleitungen ist dere Verantwortung in der Leitung einer Schule eine leis- ein hoher Belastungsfaktor“, erklärte Christoph Gucken- tungsgerechte Vergütung erfordern, ist auch für Gerhard biehl vom Vorstand des Schulleitungsverbandes. Aktuell zei- Bold eine Selbstverständlichkeit. Ziel muss eine Anglei- ge sich das bei der Überprüfung der Masernimpfpflicht oder chung der Schularten sein, damit allen Schulleiter(inne)n im Umgang mit Hygienemaßnahmen beim Coronavirus. der Zugang zum Aufstieg ermöglicht werden kann. Das ist Schulleiter(inne)n kleinerer Grundschulen verwehrt. Einig waren sich die Vertreter beider Organisationen darin, dass Schulleiter/-innen kleinerer Systeme immer mehr zu SVR und VBE befürworten die weitere Zusammenarbeit mit „multifunktionalen Alleskönnern“ (Gerhard Bold) mutieren dem Ziel der Bündelung gemeinsamer Positionen und For- müssen, da ihnen kein Stellvertreter zur Seite steht. Die derungen. Notwendigkeit von Stellvertretern/Konrektoren zeigt sich SVR/RED VBE Rheinland-Pfalz und SLLV fordern nachdrücklich multiprofessionelle Teams Die beiden VBE-Landesverbände aus Rheinland-Pfalz und Sowohl die Interessenvertretungen aus Rheinland-Pfalz als dem Saarland (SLLV) trafen sich am letzten Februarwo- auch dem Saarland konstatierten, dass mit den vorhande- chenende zu einer gemeinsamen Klausur in Orscholz. Die nen Ressourcen das neue Pensum der hohen Erwartungen Landesvorstände sowie die Vertreter des Jungen VBE und nicht mehr erledigt werden kann. Dringend erforderlich sei Jungen SLLV tauschten sich zur aktuellen Situation an den ein absolut neues, zeitgemäßes Denken und Handeln in Schulen und in der Politik aus. der Politik. Veränderte Kindheit, Inklusion, Migration, Ganztag, sozial-emotional herausfordernde Kinder, indivi- Bei einer Bestandsaufnahme der aktuellen Situation waren dueller Unterricht und aufwendige Erziehungsarbeit und sich die Verbände einig, dass die Lehrerinnen und Lehrer Dokumentation erfordern eine angemessene Personalisie- heute mit Kindern zusammentreffen, die eine deutlich ver- rung der Schule. Die politisch Verantwortlichen dürfen sich änderte Sozialisation mit in die Schule bringen. „Und dabei nicht länger um eine seit Jahren überfällige Entscheidung soll Schule doch alles richten, was einer rasenden Gesell- drücken. Es braucht eine neue Planstellenberechnung, um schaft nicht gelingt. Schnelle Antworten und noch schnel- allen Kindern und Jugendlichen eine optimale Bildung zu lere Lösungen werden von der Lehrerin oder dem Lehrer garantieren. wie selbstverständlich erwartet“, erklärt Gerhard Bold, Landesvorsitzender des VBE Rheinland-Pfalz. SLLV und VBE Rheinland-Pfalz mit ihren Vorsitzenden Lisa Brausch und Gerhard Bold erwarten von ihren Landesre- Die beiden Landesverbände stellten fest, dass Schule vor gierungen einen konstruktiven Dialog. Alle Schulen müs- allem mehr Zeit braucht: mehr Zeit für guten Unterricht und sen in die Lage versetzt werden, mit multiprofessionellen damit mehr Zeit für Bildung. Und sie benötigt Unterstüt- Teams und mehr Lehrerinnen und Lehrern eine effektive zung durch multiprofessionelle Teams. Vor allem aber Schule der Zukunft wirkungsvoll zu gestalten! brauchen die Schulen gute, praxisorientiert ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Hier fordern die Verbände eine SLLV/RED entsprechende Anpassung der Ausbildung. 6 Rheinland-pfälzische Schule 04/2020
Der Lesekompass 2020: 30 gute Geschichten Aktuell für alle Kinder Stiftung Lesen und die Leipziger Buchmesse prämieren tont: „Ich freue mich, dass neben der Fachjury nun bei gemeinsam 30 aktuelle Bücher, Hörbücher und Apps für allen Kategorien Kinder und Jugendliche mitentscheiden Kinder und Jugendliche mit dem Lesekompass. Die Aus- dürfen. Der Lesekompass ist damit mehr denn je zuvor zeichnung würdigt seit 2012 Medien, die sich besonders eine Auszeichnung von jungen Menschen für junge Men- gut zur Leseförderung eignen. Ziel der Initiatoren ist es, schen. Ihr Gespür und ihr Geschmack sind eine enorme Eltern, ehrenamtlich Engagierten sowie Fachkräften in Bereicherung für die Auswahl und zeigen genau, welche Kita, Schule, Bibliothek und Buchhandel eine Orientie- Geschichten fürs (Vor-)Lesen begeistern.“ rung für die jährlich mehr als 9.000 Neuerscheinungen im Kinder- und Jugendbuchbereich zu bieten. Eine 18-köpfige Fach-, eine Jugend- und zwei Kinderjurys haben gemein- sam je zehn Titel für drei Altersgruppen ausgewählt: 2 bis 6 Jahre, 6 bis 10 Jahre und 10 bis 14 Jahre. Zu den prämier- ten Kinder- und Jugendmedien stehen didaktische Mate- rialien zum Download bereit: www.stiftunglesen.de/lese- kompass. Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, erklärt: „Die Geschichten der diesjährigen Auswahl eint die zentrale Frage, warum Verantwortung füreinander wichtig ist. Die Bücher, Hörbücher und Apps liefern dar- auf inspirierende, humorvolle und aufrüttelnde Antwor- ten. Zugleich beweisen sie eine große Nähe zu gesell- schaftlichen Debatten, die auch Kinder und Jugendliche betreffen: Umweltschutz, Klimawandel, Inklusion und In- tegration. Mit dem Lesekompass 2020 lösen wir einmal Neuer Name: Der Lesekompass mehr unser Versprechen ein, für jedes Kind und jeden Ge- Geändert hat sich auch der Name der Auszeichnung. Aus schmack die passende Geschichte zu finden.“ „Leipziger Lesekompass“ wird „Der Lesekompass“. Damit möchten Stiftung Lesen und die Leipziger Buchmesse Kategorie 2 bis 6 Jahre: noch deutlicher signalisieren: Diese Bücher, Hörbücher Erstmals Kinderjury beteiligt und Apps eigenen sich für alle Kinder im gesamten Bun- 2020 war das erste Mal eine Kinderjury für die Kategorie desgebiet – egal ob (Vor-)Leseanfänger oder -profi. 2 bis 6 Jahre am Auswahlprozess beteiligt. Bereits 2019 wurde eine Kinderjury für die Altersgruppe 6 bis 10 Jahre Weitere Informationen unter www.stiftunglesen.de und einberufen; eine Jugendjury ist schon seit der ersten Aus- www.leipziger-buchmesse.de gabe des Lesekompasses fester Bestandteil des Auswahl- teams. Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, be- Stiftung Lesen/RED In memoriam Erich Hammer Werner Bendel Oliver Simon Maria Nord Konrektor a. D. Lehrer a. D. Lehrer Lehrerin a. D. Mettlacher Hofstr. 29 Sonnenstr. 19 Albert-Schweitzer-Str. 2 Obere Langgasse 5 56843 Burg/Mosel 76891 Bruchweiler-Bärenbach 55774 Baumholder 67346 Speyer geb. 12.06.1929 geb. 11.02.1941 geb. 22.07.1986 geb. 10.05.1937 † 08.02.2020 † 06.02.2020 † 03.03.2020 † 20.07.2019 Wir werden unseren verstorbenen Mitgliedern ein ehrendes Andenken bewahren. Rheinland-pfälzische Schule 04/2020 7
Thema Der VBE führt seit Jahren regelmäßig Umfragen durch, unterstützt durch die forsa Po- litik- und Sozialforschung GmbH. Damit setzen wir neue Themen und Schwerpunkte in der Bildungspolitik. In den letzten Jahren haben sich die Aspekte der Gewalt gegen Lehrkräfte, Digitalisierung und Berufszufriedenheit unter Schulleitungen als Umfra- gethemen etabliert – zuletzt veröffentlicht wurden die Ergebnisse der Umfrage „Die Schule aus Sicht der Schulleiterinnen und Schulleiter – Berufszufriedenheit von Schul- leitungen und Digitalisierung an Schulen“. Wir haben für Sie die zentralen Ergebnisse der bundesweiten Repräsentativbefragung sowie der Auswertung für Rheinland-Pfalz zusammengestellt. RED forsa-Umfrage unter Schulleitungen Im Rahmen einer Telefonkonferenz – auch hier machte mann: „Wie in jedem anderen Bereich gilt auch für Schul- sich der Einfluss der Coronavirus-Pandemie spürbar – leitung, dass Verantwortung besser getragen werden stellte der Landesvorsitzende Gerhard Bold gemeinsam kann, wenn sie sich auf mehrere Schultern verteilt und mit seinen Stellvertretern Lars Lamowski und Oliver Pick projektbezogen weitere Expertise hinzugenommen wer- die zentralen Ergebnisse der forsa-Umfrage vor. den kann. Dafür braucht es dann Möglichkeiten, dies aber auch finanziell wertzuschätzen.“ „Erneut fällt die enorme Bandbreite der Themen auf, die als die größten Probleme in der Schule benannt werden. Die Aufgaben für die Kolleginnen und Kollegen nehmen Im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung beinahe täglich zu – und damit auch die Probleme. Eine e.V. hat forsa Politik- und Sozialforschung GmbH traurige Konstanz ist und bleibt der Mangel: an Lehrkräf- eine repräsentative bundesweite Befragung unter ten, Zeit und Unterstützung seitens der Politik. Und eben- Schulleiterinnen und Schulleitern allgemeinbil- dieser Mangel ist im Überfluss vorhanden und demoti- dender Schulen in Deutschland durchgeführt. Die viert die Schulleitungen, ihren Beruf so auszuüben, wie Schulleitungen wurden u. a. zu den größten Prob- sie es sich wünschen. lemen im Schulalltag, zu ihrer Arbeitszufrieden- heit, zu Belastungsfaktoren, ihren Einschätzun- In Rheinland-Pfalz sowie im gesamten Bundesgebiet sind gen zum Lehrermangel sowie zur Digitalisierung die Herausforderungen von Schulleitungen gleich bzw. an Schulen befragt. vergleichbar: Lehrkräftemangel, die hohe Arbeitsbelas- tung, Zeitmangel, Inklusion und Integration … Die Liste Ein Teil der Fragen wurde bereits in den vorheri- ließe sich noch lange fortführen. 90 % der befragten gen Befragungen von Schulleitungen in den Jah- Schulleitungen sehen ebendieses stetig wachsende Auf- ren 2018 und 2019 gestellt, sodass entsprechen- gabenspektrum als größten Belastungsfaktor an. An de Zeitvergleiche möglich sind. zweiter Stelle liegt mit 82 % die Kritik, dass Politiker den tatsächlichen Schulalltag bei ihren Entscheidungen nicht Im Rahmen der Untersuchung wurden insgesamt ausreichend beachten. Es ist höchste Zeit, endlich für 1.302 Schulleiterinnen und Schulleiter in der Bun- eine Entlastung der Schulleitungen zu sorgen, Schulver- desrepublik Deutschland (darunter 114 in Rhein- waltung langfristig neu zu denken und Unterstützung für land-Pfalz) befragt. das gesamte Kollegium zu schaffen. Die Ergebnisse der forsa-Umfrage bestärken uns in unseren Forderungen, Die Erhebung wurde vom 8. Januar bis 17. Februar die wir nicht müde werden zu betonen und so lange in 2020 mithilfe von computergestützten Telefonin- der Politik vortragen werden, bis sie auch umgesetzt wer- terviews durchgeführt. Auf Wunsch konnten die den. Die Schlinge um den Hals der Bildungspolitik wird ausgewählten Schulleiterinnen und Schulleiter immer enger – es ist allerhöchste Zeit, zu handeln!“, so die Fragen auch online über einen individuellen der VBE-Landeschef in seinem Statement. Befragungslink beantworten, um zeitlich stark be- anspruchten Personen eine größere Flexibilität zu Um mit der Aufgabenfülle besser umgehen zu können, ermöglichen. votieren über 80 Prozent der Schulleitungen für mehr An- rechnungsstunden zur Erfüllung besonderer Aufgaben, Die ermittelten Ergebnisse können lediglich mit für eine bessere personelle Ausstattung mit pädagogi- den bei allen Stichprobenerhebungen möglichen schen Fachkräften und für eine Erhöhung der Leitungszei- Fehlertoleranzen (im vorliegenden Fall +/- 3 Pro- ten bei allen Schulen. Außerdem finden knapp drei Vier- zentpunkte) auf die Gesamtheit der Schulleiterin- tel der Schulleitungen eine gesicherte Stellvertretungsre- nen und Schulleiter an allgemeinbildenden Schu- gelung und die erweiterte Schulleitung wichtig. Dazu len in Deutschland übertragen werden. bemerkt der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beck- Rheinland-pfälzische Schule 04/2020 9
Erfüllung der beruflichen Aufgaben Die beruflichen Aufgaben als Schulleitung können zu ihrer eigenen Zufriedenheit erfüllen selten bzw. gelegentlich nie Rheinland-Pfalz immer häufig insgesamt 2019 9 77 13 1 insgesamt 2020 2 71 24 1 Deutschland insgesamt 2019 9 73 17 1 insgesamt 2020 5 67 27 1 Die größten Probleme an der Schule Bundesgebiet (89 %) derzeit alles in allem betrachtet ihren Zu Beginn der Befragung wurden die Schulleiterinnen und Beruf sehr gerne oder eher gerne aus. Nur eine Minderheit Schulleiter offen und ohne jede Vorgabe danach gefragt, von 9 Prozent in Rheinland-Pfalz bzw. 11 Prozent bundes- welches zurzeit die größten Probleme an ihrer Schule sind. weit übt derzeit ihren Beruf eher bzw. sehr ungerne aus. 6 Dabei fällt ähnlich wie bei der Befragung 2019 zunächst Abgenommen hat allerdings – wie im Bundesgebiet – der Die Schule aus Sicht der Schulleitungen Angaben in Prozent die große Bandbreite an Themen auf, die von den Befrag- Anteil der Schulleitungen, die angeben, ihren Rheinland-Pfalz Beruf „sehr ten benannt werden, wobei die häufigsten Nennungen auf gerne“ auszuüben. Aspekte entfallen, die gewissermaßen „von außen“ an die Schule herangetragen werden. Aufgabenerfüllung und Belastungsfaktoren Mit Abstand am häufigsten als einzelnes Problem wird in Die Mehrheit der Schulleitungen in Rheinland-Pfalz (74 %) Rheinland-Pfalz mit 51 Prozent (bundesweit 56 %) der Leh- wie im Bundesgebiet insgesamt (72 %) gibt an, dass sie rermangel genannt. ihre beruflichen Aufgaben als Schulleitung zumindest häu- fig oder sogar immer zu ihrer eigenen Zufriedenheit erfül- Deutlich häufiger als im Vorjahr werden von den Schullei- len können. Ein Viertel der Schulleitungen in Rhein- tungen in Rheinland-Pfalz die Arbeitsbelastung und der land-Pfalz (28 % im Bundesgebiet) kann nur gelegentlich Zeitmangel (38 %) als großes Problem genannt. Etwas bzw. nie ihre beruflichen Aufgaben zu ihrer Zufriedenheit mehr als ein Viertel der Schulleiterinnen und Schulleiter in erfüllen. Rheinland-Pfalz (28 %) nennt weiterhin Probleme, die sich durch Inklusion (von Kindern mit einer Behinderung) und Im Hinblick auf die größten Belastungsfaktoren ergibt sich Integration (von Flüchtlingen) ergeben. unter den Schulleiterinnen und Schulleitern in Rhein- land-Pfalz weiterhin ein ähnliches Bild wie unter den Schul- 21 Prozent nennen spontan Probleme mit Eltern der Schü- leitungen im Bundesgebiet insgesamt. So sind die größten lerinnen und Schüler, 10 Prozent die Bildungspolitik bzw. Belastungsfaktoren aus Sicht der Schulleiterinnen und die Bildungsbehörden. Darüber hinaus werden die Über- Schulleiter in Rheinland-Pfalz zurzeit insbesondere ein ste- forderung der Schülerinnen und Schüler (6 %) und (zu) tig wachsendes Aufgabenspektrum (87 %) und die Ein- große Klassen (3 %) von einigen Schulleitungen genannt. schätzung, dass Politiker bei ihren Entscheidungen den tat- sächlichen Schulalltag nicht ausreichend beachten (79 %). Häufiger genannt werden auch Aspekte, die den Zustand der Schule betreffen, etwa die Schulgebäude (18 %), die Rund drei Viertel der Schulleitungen in Rheinland-Pfalz Ausstattung (14 %) oder konkret finanzielle Mittel (7 %). empfinden die steigenden Verwaltungsarbeiten (77 %), die Anspruchshaltung, dass die Schule alle aufkommen- Weitere Probleme beziehen sich konkret auf die Schülerin- den gesellschaftlichen Probleme lösen soll (76 %), den nen und Schüler: So nennen z. B. 16 Prozent das Verhalten Lehrermangel (74 %) und ein mangelndes Zeitbudget der Schülerinnen und Schüler allgemein, 10 Prozent Ver- (73 %) als belastend. Weitere von Schulleiterinnen und haltensauffälligkeiten von Schülerinnen und Schülern und Schulleitern in Rheinland-Pfalz häufig genannte Belas- 2 Prozent fehlenden Lernwillen bzw. mangelnde Disziplin tungsfaktoren sind eine Überlastung des Kollegiums als großes Problem an Schulen in Rheinland-Pfalz. (71 %) und knappe Ressourcen (60 %). Arbeitszufriedenheit und Zu wenige Möglichkeiten für gesundheitsfördernde Maß- Unterstützung im Arbeitsalltag nahmen für das Kollegium sehen 40 Prozent, eine unzurei- Weiterhin übt die große Mehrheit der Schulleitungen in chende Vorbereitung auf die Position 17 Prozent und das Rheinland-Pfalz (90 %) wie auch der Schulleitungen im unzureichende Angebot von Fort- und Weiterbildungsmög- 10 Rheinland-pfälzische Schule 04/2020
Thema lichkeiten 7 Prozent als Belastungsfaktoren von Schullei- Dauerbaustelle Digitalisierung tungen in Rheinland-Pfalz. Um eine bessere Erfüllung ihrer Ein weiterer Fragenpool der forsa-Umfrage beschäftigte Aufgaben als Schulleitung zu gewährleisten, wünscht sich sich mit dem Thema Digitalisierung. Bei der Verfügbarkeit ein Großteil der Schulleitungen in Rheinland-Pfalz mehr von Breitbandinternet und WLAN hat sich lediglich eine Anrechnungsstunden zur Erfüllung besonderer Aufgaben Verbesserung der Werte um einen Prozentpunkt ergeben; (86 %), eine Erhöhung der Leitungszeit bei allen Schulen Klassensätze an Tablet-PC und Smartphones bleiben Man- (83 %) sowie eine bessere personelle Ausstattung mit pä- gelware. Die befragten Schulleitungen kritisierten zudem forsa-Umfrage unter Schulleitungen dagogischen Fachkräften bzw. multiprofessionellen Teams die Informiertheit über Regelungen zum Abruf von Mitteln (82 %). 76 Prozent der Schulleitungen in Rheinland-Pfalz aus dem Digitalpakt: Lediglich 9 Prozent sehen sich sehr wünschen sich eine gesicherte Stellvertreter-Regelung für gut, 52 Prozent immerhin gut informiert. Entsprechend ha- alle Schulen. 70 Prozent halten die Einrichtung bzw. Beibe- ben erst 55 Prozent der Schulen bereits einen Antrag zur haltung der erweiterten Schulleitung in allen Schulformen Förderung mit Mitteln des Digitalpakts gestellt. für besonders wichtig. Rund zwei Drittel der Schulleitun- gen in Rheinland-Pfalz wünschen sich (auch) eine bessere Bewertung der Schulpolitik personelle Ausstattung mit nicht pädagogischen Fachkräf- Am Ende der Umfrage wurden die Schulleitungen gebeten, ten, z. B. Schulsekretärinnen, Hausmeister etc. (67 %), und die Schulpolitik mit Noten zu bewerten. Die Note 1 – „sehr eine Budgeterhöhung (63 %). Vergleichsweise seltener gut“ – wurde weder in Rheinland-Pfalz noch im Bundes- halten die Schulleitungen in Rheinland-Pfalz Jobsharing durchschnitt vergeben. Rundet man die Noten, wie es in auf Leitungsstellen bzw. die Ermöglichung eines Schullei- der Schule üblich ist, so bekommen sowohl das Land als tungsteams (42 %) sowie einen Ausbau der Fort- und Wei- auch der Bund nur ein „ausreichend“ im Zeugnis ausge- terbildungsmöglichkeiten (27 %) für besonders wichtig. stellt – beide Bewertungen haben sich gegenüber dem Vor- jahr deutlich verschlechtert. Lehrkräftemangel und der Ruf nach multiprofessionellen Teams Im Vergleich zum Vorjahr hat sich beim Lehrkräftemangel wenig getan: Weiterhin 42 Prozent der Schulleitungen ha- Die Forderungen des VBE Rheinland-Pfalz ben an der Schule mit Lehrkräftemangel und unbesetzten >> E ntlastung der Schulleitungen von Aufgaben, auch Stellen zu kämpfen, dabei sind 8 Prozent der eigentlich zur durch Verwaltungsfachkräfte (ohne sie jedoch auf Leh- Verfügung stehenden Stellen zurzeit nicht besetzt. Als rerstellen anzurechnen), Gründe sehen die befragten Schulleitungen u. a. die Besol- >> Unterstützung durch Schulleitungsteams und finanzi- dungsnachteile in Rheinland-Pfalz (73 %), zahlenmäßig zu elle Anreize für alle jene, die hier Verantwortung über- wenige Bewerber (65 %), die unattraktive Lage der eigenen nehmen, Schule (45 %) sowie die nicht ausreichende Qualifizierung >> Möglichkeit, multiprofessionelle Teams zu etablieren, der Bewerber (30 %). was sowohl Lehrkräfte als auch Schulleitung entlastet, >> Orientierung am Schulalltag bei politischen Entschei- Eine große Entlastung sehen sowohl der VBE Rhein- dungen und land-Pfalz als auch die Kolleginnen und Kollegen in dem >> adäquate Unterstützung von Schulleitungen mit aktu- Einsatz multiprofessioneller Teams zur Unterstützung der ellen Informationen zu allen Entscheidungen, die um- Lehrkräfte. In nur 41 Prozent der Schulen sind Schulpsy- zusetzen sind. cholog(inn)en, Sozialarbeiter/-innen, Erzieher/-innen und weitere Professionen bereits Bestandteil des Kollegiums – Alle Ergebnisse der Studie für Rheinland-Pfalz finden Sie 90 Prozent der befragten Schulleitungen wünschen sich auf unserer Website: www.vbe-rp.de Bewertung der Schulpolitik im Bundesland den Einsatz multiprofessioneller Teams an ihren Schulen, ele sofern es sie dort noch nicht gibt. Es bewerten die Schulpolitik in ihrem Bundesland mit der Schulnote *) Mittel- wert Rheinland-Pfalz 2 3 4 5 6 insgesamt 2019 10 40 34 14 2 3,6 insgesamt 2020 6 38 35 18 3 3,8 Deutschland insgesamt 2019 8 37 34 17 2 3,7 insgesamt 2020 6 30 34 22 4 3,9 weiß nicht/k.A. Rheinland-pfälzische Schule 04/2020 11
Wir bringen Bildung in Bewegung Sonderpädagogische Basisfortbildung An dieser Stelle veröffentlichen wir einen Brief zur Problematik der „Sonderpädagogischen Basisfortbildung“, der in dieser Form am 15. Januar 2020 an die Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig ging. Sehr geehrte Frau Dr. Stefanie Hubig, Handeln in den verschiedenen Arbeitsbereichen der päda- gogischen Fachkräfte. ich trete an Sie als Vertreterin einer Gruppe pädagogischer Fachkräfte heran, die im vergangenen Jahr die sonderpäd- Eine detaillierte Modulbeschreibung finden Sie im Anhang! agogische Basisfortbildung beim Pädagogischen Landesin- stitut in Speyer begonnen haben. Inhaltlich konnten wir bereits aus dem Grundlagenmodul „Kommunikation – Beratung – Team“ sehr viel für unseren Jede einzelne pädagogische Fachkraft hat sich zu dieser beruflichen Alltag mit in unsere Heimatschulen nehmen, Fortbildungsmaßnahme angemeldet, um sich fachlich wei- wir schätzen die äußerst hohe Fachkompetenz der Referen- terzuqualifizieren, um im beruflichen Alltag das Bestmögli- tinnen und sind unter anderem durch deren professionelles che leisten und daraus folgernd zielgerichtet die Schülerin- Auftreten und Vermittlung der Themeninhalte in unserem nen und Schüler in ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten indi- Willen bestärkt worden, die Fortbildung fortzuführen und viduell fördern zu können. Wir sind bestrebt, unser in den Berufsalltag zu übertragen. professionelles Handeln stetig zu verbessern. Bestrebt, unser Berufsethos aufrechtzuerhalten, wollen wir Mit viel Engagement, Freude und allem voran Ehrgeiz sind nun auf unser Recht der Weiterbildung aufmerksam ma- wir im Oktober 2019 nach Speyer gereist, um dort zu erfah- chen und fordern im Einzelnen: ren, dass das Absolvieren einer solch essenziellen Fortbil- dung im sonderpädagogischen Bereich sich als langjähri- >> E in mehrmaliges und zeitnahes Angebot der Module, ger Prozess herausstellt. Diese Information war für viele insbesondere der Aufbaumodule 2 und 3. von uns ernüchternd und nicht zuletzt auch frustrierend. Aktuell ist laut Aussagen von Frau Schelhorn-Dähne, ver- Laut Ausschreibung des pädagogischen Landesinstitutes antwortliche Mitarbeiterin beim Pädagogischen Landesin- ist diese Fortbildungsreihe „grundlegend für die unterricht- stitut, nicht garantiert, dass wir die Möglichkeit haben, die liche und erzieherische Arbeit in der Schule“. Module 2 und 3 im Herbst dieses Jahres abzuschließen. (https://evewa.bildung-rp.de/veranstaltungsde- Hinzu kommt keine Garantie auf einen Teilnehmerplatz, da tail/?id=25182&m=M001&r=8092; Stand: 10.01.2020) die Nachfrage deutlich höher als das Angebot ist. Zum Aufbau der Fortbildung Unter Umständen läuft es für uns darauf hinaus, dass wir Die sonderpädagogische Basisfortbildung gliedert sich in erst Ende 2021 das zweite Aufbaumodul abschließen, um drei Module, von denen Modul 1 als Grundlagenmodul und im Anschluss in die regionalen Arbeitsgruppen zu gehen, Voraussetzung für die beiden folgenden Module 2 und 3 und mit viel Glück Mitte 2022 die sonderpädagogische Ba- angesehen wird. Das sogenannte Grundlagenmodul wird sisfortbildung abschließen. zweimal jährlich und die beiden Aufbaumodule werden tur- nusmäßig jeweils nur einmal angeboten. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, würde eine kontinuierli- che Fortführung zudem den Lernprozess positiv begünsti- Die Themen „Kommunikation – Beratung – Team“ bilden gen. die Inhalte des Basismoduls. Modul 2 beschäftigt sich in- haltlich mit der diagnosegeleiteten Förderung und Modul 3 >> E in entsprechendes Qualifizierungsmodul zu installie- gibt Einblicke in die Didaktik der elementaren Mathematik, ren, welches die Voraussetzung für eine Höhergrup- des Schriftspracherwerbs und des Lesenlernens. pierung in der Entgeltgruppe darstellt und beispiels- weise in Form einer themenbezogenen Hausarbeit er- Die Aufbaumodule 2 und 3 werden durch regionale Arbeits- folgen könnte. gruppen ergänzt, die an sechs Tagen in den Einrichtungen vor Ort stattfinden. Ziel dieser Arbeitsgruppen ist das pra- Jeder Einzelne von uns ist bestrebt, sich und seine Fähig- xisnahe Vertiefen der Modulinhalte für ein professionelles keiten und Fertigkeiten zu verbessern und sich in seinem 12 Rheinland-pfälzische Schule 04/2020
Wir bringen Bildung in Bewegung professionellen Handeln weiterzuentwickeln. Die sonder- In Vertretung aller Fortbildungsteilnehmerinnen und -teil- pädagogische Basisfortbildung umfasst einen hohen per- nehmer habe ich mich an Sie gewandt und hoffe nun, dass sönlichen, fachlichen und zeitlichen Aufwand. Es geht nicht Sie die Dringlichkeit unseres Anliegens erkannt haben und allein um die Präsenz an den jeweiligen Fortbildungstagen uns eine zuversichtliche Rückmeldung geben können. im Pädagogischen Landesinstitut, sondern die regionalen Arbeitsgruppentage fordern ebenfalls sehr viel Organisati- Mit freundlichen Grüßen on und Eigenleistung. Tabea Becker-Frech Sie können versichert sein, dass motivierte Fachkräfte vor- als Vertretung der pädagogischen Fachkräfte handen sind, und wir hoffen, dass die von uns erbrachte der Fortbildungsmaßnahme Leistung entsprechend entlohnt wird. Bekanntlich gibt es für uns pädagogische Fachkräfte in Rheinland-Pfalz leider keine weiteren Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuqualifizieren, um finanziell besser ent- lohnt zu werden. Vielen von uns stellt sich infolgedessen die Frage, ob er oder sie im öffentlichen Schuldienst bleiben oder Ausschau nach einem entsprechenden Arbeitsplatz halten soll. Gerade in Zeiten des Fachkräfteman- gels, insbesondere an Förderschulen, an denen pädagogische Fachkräfte heutzutage nicht mehr wegzudenken Pädagogische sind, sind die Qualifikationen der Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter aus- schlaggebend. Lassen Sie uns Ihre bestmöglich quali- Fachkräfte = fizierten Fachkräfte von morgen sein und unterstützen Sie uns in unserer beruflichen Weiterentwicklung. Bilden Sie uns entsprechend den vorhande- nen Möglichkeiten weiter, denn ein ho- hes Qualifikationsniveau liegt im ge- Pädagogische meinsamen Interesse von Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Arbeit, die wir als pädagogische Fachkräfte täglich an den Förderschu- Fachlehrer. len im Land Rheinland-Pfalz leisten, ist im Bereich der sozialen Berufe eine äu- ßerst bedeutungsvolle und enorm wichtige. Sie trägt unter anderem zum Wohlergehen unserer Gesellschaft bei und genau diese Arbeit leisten wir ganz selbstverständlich mit viel Herz- blut, Engagement und Hingabe. Wir bringen Bildung in Bewegung PF als Fachlehrer in die EG 10. Pädagogische Fachkräfte im Schuldienst sind Lehrkräfte mit abgeschlossener und fachspezifischer Berufs- ausbildung. Wir fordern die Besoldungs- anpassung durch Angebote zur Aufstiegs- fortbildung sowie Anrechnungsstunden für pädagogische Fachkräfte in allen Schulformen. VBE_Zeitschrift_RpS_Rückseite_pädagogischeFachkräfte_ohneFreifläche_RZ_KJ_24_03_20.indd 1 24.03.20 15:47 Rheinland-pfälzische Schule 04/2020 13
Junger VBE Schulleitung? – Nein danke! Nicht viele Berufe sind so abenteuerlich, abwechslungs- Belastungsfaktoren reich und gewinnbringend wie der eines Lehrers/einer Als größten Belastungsfaktor sehen die Schulleitungen Lehrerin. Man ist Forscher, Musiker, Künstler, Psychologe, mit 87 % das stetig wachsende Aufgabenspektrum. Vor Trainer, Leitwolf, um nur ein paar Teilaspekte aufzuzäh- allem an kleinen Grundschulen hat man als Schulleitung len. Nicht umsonst gibt es den schönen Spruch: „Sei alles zwei Berufe gleichzeitig auszuführen: Man ist auf der ei- – werde Lehrer.“ nen Seite Klassenleitung mit allen Aufgaben und Pflich- ten, die zum normalen Lehreralltag dazugehören. Auf der Aber kaum ein anderer Beruf ist gleichzeitig so an- anderen Seite ist man Manager des gesamten Schulbe- spruchsvoll und anstrengend: Heterogenität, Inklusion, triebes. Sie stellen sicher, dass der tägliche Unterricht rei- Digitalisierung oder Elternarbeit treiben viele Lehrer/-in- bungslos ablaufen kann, erstellen Schulkonzepte, entwi- nen an ihre Belastungsgrenzen. Und dann gibt es solche ckeln sie weiter und sorgen für die Umsetzung. Sie sind Lehrkräfte, die sogar noch einen obendrauf setzen – sie für die persönliche und berufliche Entwicklung des Kolle- gehen nämlich in die Schulleitung. Die Motivationen hier- giums zuständig, repräsentieren und vertreten die Inter- für können ganz unterschiedlich sein: Manche suchen essen ihrer Schule nach außen. Der tägliche Betrieb wird nach einer neuen Herausforderung, andere sehen in der organisiert oder sie nehmen Aufgaben als Vermittler Position der Schulleitung die Möglichkeit, mehr bewegen wahr, z. B. bei Problemen im Kollegium oder mit Eltern. zu können als eine normale Lehrkraft. Sie wollen Ideen entwickeln und gemeinsam mit dem Kollegium umsetzen. Dies ist nur ein winziger Abriss dessen, was ein Schullei- Solche Menschen werden jedoch immer weniger. Wäh- ter neben seiner Lehrtätigkeit noch zu leisten hat. Man rend es früher Hunderte Bewerber/-innen um eine Schul- erhält als Schulleitung zwar Anrechnungsstunden, die leitungsstelle gab, wird heutzutage händeringend Perso- vom Wochendeputat abgezogen werden, diese reichen je- nal gesucht. Ende 2019 waren mehr als 1.000 Schullei- doch bei Weitem nicht aus, diese Fülle an Aufgaben qua- tungsstellen in ganz Deutschland unbesetzt – die meisten litativ hochwertig ausführen zu können. Nicht selten fehlt hiervon an Grundschulen. Woran liegt es, dass ein vor- es – vor allem an kleinen Schulen – an der Unterstützung mals so begehrter Beruf derart an Attraktivität verloren in Form eines durchgängig besetzten Sekretariats, sodass hat? auch diese Aufgaben durch die Schulleitung erledigt wer- den müssen. Des Weiteren opfern sehr viele Schulleitun- Im Auftrag des VBE hat forsa eine repräsentative bundes- gen ihre Bürostunden als erste Maßnahme, wenn krank- weite Befragung unter Schulleiter(inne)n allgemeinbil- heitsbedingt Lehrkräfte ausfallen, um den Unterrichts- dender Schulen in Deutschland durchgeführt. ausfall aufzufangen. Die liegen gebliebene Arbeit wird unentgeltlich nach Unterrichtsende nachgeholt. Arbeitszufriedenheit und Unterstützung im Alltag Als weiterer Belastungsfaktor wird angegeben, dass Poli- Nur noch knapp die Hälfte der Schulleitungen üben ihren tiker bei ihren Entscheidungen den tatsächlichen Schul- Beruf sehr gerne aus. Das bedeutet einen Abfall um 12 % alltag nicht ausreichend beachten – sie im Umkehr- im Vergleich zum Vorjahr. Dass die Zahl überhaupt noch schluss sehr praxisfern getroffen werden. Außerdem so groß ist, liegt am Lehrerkollegium, der Arbeit mit den nehmen der Anteil und die Komplexität der Verwaltungs- Schüler(inne)n und deren Eltern. Dies sind die drei Fakto- arbeiten immer weiter zu. Viele beklagen auch das Bild ren, durch die die Schulleitungen den meisten Rückhalt von Schule, das sich mittlerweile in der Gesellschaft ent- und entsprechende Unterstützung bei der Bewältigung wickelt hat, wonach die Anspruchshaltung besteht, dass ihres Arbeitsalltages erfahren. die Schule alle aufkommenden gesellschaftlichen Proble- 14 Rheinland-pfälzische Schule 04/2020
Junger VBE me lösen soll. Ebenfalls sehr belastend sind der Lehrkräf- nur tröpfchenweise bei den Schulleitungen. Dass die temangel, mangelndes Zeitbudget und die Überlastung Schulen geschlossen werden, erfuhren z. B. Eltern per des Kollegiums. Twitter und Facebook bereits vor der offiziellen Informie- rung der Schulleitungen, welche sich wiederum mit be- Nur anhand dieser wenigen Beispiele wird schon ersicht- sorgten und ratlosen Eltern auseinandersetzen mussten, lich, dass Schulleitung eigentlich als ein eigenständiger ohne einen konkreten Plan für die weitere Handhabung Beruf ausgeübt werden muss und nicht „so nebenbei“ der Krise bekommen zu haben. ablaufen sollte. Nicht selten ergeben sich Arbeitszeiten von 50 bis 60 Wochenstunden. Allein in Rheinland-Pfalz Als Schulleitung ist man laut Schulgesetz für die Durch- beträgt der Umfang dieser Mehrarbeit ca. 500 Lehrstel- führung der Erziehungs- und Unterrichtsarbeit im Rah- len. men des Bildungsauftrags der Schule und der Maßnah- men zur Schulentwicklung und Qualitätssicherung ver- Verantwortung, wo sie nicht hingehört antwortlich. Seit Jahren werden allerdings immer neue Das Jahr 2020 ist noch keine vier Monate alt und Schullei- Aufgaben auf die Schulen abgewälzt und wie Gewichts- ter/-innen sind bereits mit drei einschneidenden Erlebnis- scheiben nacheinander an der Aufgabenhantel befestigt, sen konfrontiert worden: Das Orkantief Sabine, das neue die eine Schule zu stemmen hat. Eine Hantel, die sowieso Masernschutzgesetz und das Coronavirus zwangen kaum noch gestemmt werden kann. Schulleitungen Entscheidungen auf, die weit außerhalb ihres angedachten Aufgabengebietes lagen. Verbesserungswünsche Ohne entsprechende Veränderungen werden die Attrakti- So wurden sie kurzerhand zu Meteorologen umfunktio- vität und auch die Durchführbarkeit des Schulleiterpos- niert, die entscheiden sollten, ob Sabine eine solche Stär- tens immer weiter abnehmen. Die Leidtragenden sind die ke aufweisen wird, dass die Schulen geschlossen werden Kollegen, die Eltern und die Kinder. Entsprechend ist es müssen. Dies hatte stundenlange Telefonkonferenzen Aufgabe des Bildungsministeriums, diesen Missständen zwischen Schulleitungen, Kollegien und Schulräten zur Einhalt zu gebieten. Gestalten Sie die pädagogische Füh- Folge, bis die Vorgehensweise für jede einzelne Schule rungsaufgabe in der Schule attraktiver und entlasten Sie abgeklärt war. Von aufgeregten Eltern, die um entspre- Ihr Personal. Nur diesen derart engagierten Menschen chende Auskünfte baten, ganz zu schweigen. Ein einheit- verdanken Sie es, dass die ganze Maschinerie überhaupt liches Vorgehen des Bildungsministeriums, gestützt auf noch läuft. verlässliche Informationen von entsprechend ausgebilde- tem Fachpersonal, hätte viel Aufregung auf allen Seiten Eine Wartezeit nach der Funktionsübernahme auf die vermieden. amtsangemessene Besoldungseinstufung muss abge- schafft werden. Es kann nicht sein, dass Menschen die Das nächste neue Aufgabengebiet ist das des Virologen. Funktionen und Aufgaben einer Schulleitung wahrneh- Facebook “f ” Logo CMYK / .eps Facebook “f ” Logo Als Schulleitung ist man nun ebenfalls dafür zuständig, men und erst ein Jahr später entsprechend bezahlt wer- den Impfstatus seiner Schüler/-innen zu überprüfen. Die den. Wir brauchen eine vollständige Lehrerversorgung, Umsetzung ist mit einem erheblichen zeitlichen Mehrauf- sodass keine Anrechnungsstunden geopfert werden müs- wand verbunden. Jedes Originaldokument muss sorgfäl- sen, um andere Löcher zu stopfen. Zudem fehlen generell tig geprüft und mögliche Versäumnisse müssen den zu- schon Anrechnungsstunden zur Erfüllung besonderer Auf- ständigen Gesundheitsämtern gemeldet werden. Hier gaben, wie z. B. die Überprüfung der Impfpflicht. Die Lei- @jungervberlp kann vor allem auch die fachliche Umsetzung erhebliche tungszeit ist zu gering, um den Berg an Aufgaben ad- Schwierigkeiten bereiten. Die Varianten des Immunschut- äquat erfüllen zu können. Die Schulen müssen besser mit zes sind durchaus komplex, sodass es für fachfremdes Verwaltungsfachkräften ausgestattet werden, damit Personal schwierig ist, die Entscheidung in jedem Einzel- Schulleitungen sich mehr auf ihre eigentliche Aufgabe – fall zu treffen. Das betrifft etwa die Bewertung von aus- die pädagogische Führung ihrer Schule – konzentrieren ländischen Impfdokumenten oder gänzlich fehlende Impf- können. Das gilt insbesondere für kleine Schulen, an de- nachweise. Für diesen Mehraufwand, den die Schule zu nen es überhaupt keine Verwaltungsfachkräfte oder sol- @junger_vbe_rlp leisten hat, gibt es auch keinerlei Ausgleiche – sei es in che mit nur wenigen Stunden gibt. zeitlicher, personeller oder finanzieller Form. Irgendwann ist auch uns die Hantel zu schwer. Kurz vor und während der Corona-Krise ist eine mangel- hafte Kommunikation seitens des Bildungsministeriums Ann-Christin Wirth zu beklagen. Informationen zur Vorgehensweise landen Rheinland-pfälzische Schule 04/2020 15
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